Thomas nimmt nur ungern an jener jährlichen Parade teil.
Lesen Sie seinen Bericht:
Ich wachte in einem Raum voller Reifröcke auf. Sie hingen wie
Lampenschirme an den Deckenhaken. Die Bilder der Kleider, die sie
tragen wollten, hingen nebeneinander an der Wand.
Da fiel es mir wieder ein. Heute war der Viktorianische
Umzug durch Silverbridge. Zwei Frauenvereine würden jene Kostüme tragen,
welche von Lisa und ihrer Freundinnen von Hand genäht worden waren. Ich
befand mich in Lisas Schlafzimmer, wo die Mädchen sich für das Ereignis an
diesem Nachmittag umziehen wollten.
Ich gähnte. Ich wollte nicht daran teilnehmen. Lisa und ich hatten
darüber letzte Nacht gesprochen.
„Lisa“, hatte ich gesagt, „ich möchte mich morgen nicht umziehen. Ich
werde mich normal anziehen und Fotos von euch machen.“
„Nein, das wirst du nicht“, rief sie. „Du wirst Arm in Arm mit mir gehen.
Ich habe extra für dich einen perfekt sitzenden Anzug genäht.“
„Aber das ist doch langweilig“, hatte ich gesagt. „Für euch Frauen ist das
ganz okay. Ihr könnt wunderschöne Kleider anziehen und seht obendrein
darin sehr hübsch aus. Wir Männer sehen dagegen immer so fade aus. Man
wird uns nicht beachten.“
Ich hätte es besser wissen sollen, als mit Lisa zu
streiten. Ich gewinne niemals. Sie war von der ganzen Arbeit erschöpft. Sie
hatte sich viel Mühe mit meinem Anzug gegeben. Er passte eigentlich sogar
noch besser als meine modernen Anzüge, aber das wollte ich ihr nicht sagen.
Und dann machte ich den Fehler und fuhr mit meinen zum Argumenten fort und
sagte: „Ihr Frauen könnte doch ruhig eure Viktorianischen Kleider anziehen.
Ihr könnt eure Reifröcke schwingen und die Kleider rauschen lassen und dabei
so schön mit dem Fächer wedeln. Und was können wir Männer machen? Wir können
nur den Zylinder zum Gruß abnehmen und unsere angeklebten Schnurrbärte
zwirbeln. Das ist langweilig!“
Ich hatte nicht das Glitzern in Lisas Augen bemerkt. Sie war allerdings
ziemlich böse auf mich gewesen.
„Es ist nicht schön als eine Viktorianische Lady aufzutreten. Man muss
ein Korsett tragen, die weiten Röcke mit Eleganz bewegen und der stählerne
Reifrock ist genauso schwer wie die restliche Kleidung.“
„Mein Anzug auch“, erwiderte ich. „Der hohe Kragen und die Krawatte drücken
meinen Hals zusammen. Und es sieht langweilig aus!“
„Du glaubst also wirklich dass wir Frauen es besser haben?“, fragte sie.
„Natürlich! Ihr liebt es doch elegant aufzutreten.“
„Darüber werden wir uns später unterhalten“, hatte Lisa erwidert.
Erst da, als es viel zu spät gewesen war, hatte ich bemerkt dass sie kurz
davor stand ‚in die Luft zu gehen’. So hatte ich schnell das Thema geändert.
Ich dachte dass ich sie abgelenkt hätte, aber bei Lisa wusste man nie,
woran man wirklich war.
Nun war der Tag der großen Parade angebrochen. Ich
gähnte erneut und schaute auf die Uhr. Es war acht Uhr, Zeit aufzustehen.
Ich streckte mich und erschrak. Ich konnte weder meine Arme noch die Beine
bewegen. Ich war mit den Hand- und Fußgelenken ans Bett gefesselt.
„Verdammt!“, dachte ich. Lisa musste wirklich sauer auf mich gewesen sein.
Sie hatte mich früher schon einmal festgebunden, als sie ziemlich wütend
auf mich gewesen war. Ich überlegte was sie mit mir vor hatte.
„Lisa!“, rief ich.
Kurz darauf hörte ich wie sie die Treppe hinauf kam.
Als sie den Raum betrat lächelte sie. Das war schlecht. Sehr schlecht!
„Guten Morgen, Thomas“, sagte sie mit lauter Stimme. „Hast du gut geschlafen?“
„Ja...“ Ich ahnte Böses. „Warum hast du mich ans Bett gefesselt?“
„Nach unserer gestrigen Meinungsverschiedenheit dachte ich mir dass du
heute kein Kostüm nicht tragen willst. Deshalb habe ich dafür gesorgt dass
du nichts anderes tun kannst. Du bleibst also so lange im Bett, bis du dich
bereit erklärt hast ein Kostüm zu tragen. Hast du mich verstanden?“
Lisa war immer noch so unnatürlich fröhlich. Ich hatte
zwar so meinen Verdacht, wusste aber nicht genau was sie im Schilde führte.
Doch zuerst spürte ich den heftigen Drang auf die Toilette gehen zu müssen.
Ich war also gezwungen nachzugeben und sagte: „Okay, Lisa. Du hast gewonnen.
Ich werde das Kostüm tragen. Lass’ mich jetzt bitte frei.“
„Nicht so schnell, Thomas. Versprichst du mir dass du heute Nachmittag
während der Parade das Kostüm tragen wirst, welches ich für dich genäht
habe?“
„Ja!“, antwortete ich verzweifelt.
„Ganz egal wie es aussieht?“
„Ja!“ Ich überlegte fieberhaft hin und her, musste aber immer dringender
auf die Toilette.
Lisa drehte sich zur Tür und fragte: „Hast du das gehört?“
„Ja, Lisa. Er hat versprochen dass er heute Nachmittag das Kostüm, ganz
egal wie es aussieht, tragen wird, welches du für ihm genäht hast.“
„Ich danke dir, Jane“, sagte Lisa.
„Lisa!“, rief ich. „Ich muss DRINGEND aufs Klo!“
„Okay, Thomas. Du hast es vor Zeugen versprochen. Jetzt werde ich dich vom
Bett befreien.“
Nach jenen Worten schloss sie die Ledermanschetten auf.
Ich stand auf und eilte zum Bad.
„Guten Morgen Thomas“, sagte Jane, als ich das Schlafzimmer verließ.
„Morgen Jane“, murmelte ich, während ich an ihr vorbei eilte. Normalerweise
wäre ich ihr gegenüber höflicher gewesen. Mir gefiel Jane. Als ich das
Badezimmer betrat, hörte ich wie Lisa und Jane kicherten. Frauen!
Nachdem ich gefrühstückt hatte, wurde es immer
hektischer. Zuerst kamen meine Freunde vorbei, um deren viktorianischen
Anzüge zu holen. Nachdem sie wieder verschwunden waren, füllte sich unsere
Wohnung mit deren Frauen und Freundinnen. Ich verlor irgendwann den
Überblick über die vielen Korsetts, die ich zuschnüren musste, sowie die
vielen Kleider, die ich anschließend schloss. Normalerweise hätte ich jene
Gesellschaft genossen. Wir waren alle sehr gut miteinander befreundet, und
an jenem Tag sahen sie so wunderschön weiblich aus mit ihren wunderschönen
Kleidern, Frisuren, Hauben und Hüten! Man sah ihnen nicht an, dass sie am
Wochenende Rugby spielten! Sie spielten in der Damenmannschaft der ‚Panter’.
Aber an jenem Tag glichen sie mehr sanften Kätzchen als angrifflustigen
Raubkatzen.
Ich gebe es zu. Ich war schlecht gelaunt, denn ich wollte nicht an der
Parade teilnehmen. Lisa hatte mich jedoch ‚überzeugt’. Und so musst ich
mit ihnen gehen, wusste aber immer noch nicht was für ein Kostüm ich tragen
sollte.
Eine gute halbe Stunde vor Begin der Parade saß ich gerade in der Küche
und trank meine Tasse Kaffee leer, als Lisa nach mir rief.
„Thomas! Es ist Zeit dass du dich umziehst! Kommst du bitte?“
Lisa schien erstaunlicherweise fröhlich zu sein, und das, obwohl sie
garantiert die halbe Nacht an meinem Kostüm gesessen hatte. Ich stellte die
Tasse auf den Tisch ab und ging nach oben.
Als ich das Schlafzimmer betrat, war ich über die vielen anwesenden Frauen
überrascht. Außer Lisa und Jane waren noch drei weitere ‚Panter’ anwesend.
Sie waren alle als viktorianische Ladies verkleidet.
„Ziehe dich bitte bis auf deiner Unterhose aus, Thomas!“, befahl Lisa.
„Was?! Vorn all den Ladies?“, fragte ich entsetzt.
„Beeile dich, Thomas!“, fügte Jane hinzu. „Das haben wir doch schon oft
gesehen!“
Sie hatte Recht. Da wir im gleichen Sportverein waren, hatten sie schon
oft gesehen, wie ich mich umgezogen hatte. Ich zog mich also aus.
„Dort liegt dein Kostüm, Thomas“, sagte Lisa und zeigte auf das Bett.
Ich schaute mich um und sah es nicht, denn ich suchte nach einem
viktorianischen Herrenanzug. Lisa zeigte allerdings auf ein Kleid.
„Ja, Thomas. Das ist es. Du gehst heute als Dame.“
„Oh nein! Das werde ich nicht!“, rief ich entsetzt.
„Oh ja, du wirst!“, riefen fünf Stimmen. Ich drehte mich um. Drei von
ihnen standen zwischen mir und der Tür. Ich konnte also nicht den Raum
verlassen. Ich drehte mich um und schaute Lisa und Jane an.
„Du hast es heute morgen versprochen, Thomas“, sagte Jane. „Ich war
anwesend, als du zugestimmt hast.“
„Ich hatte versprochen das Kostüm zu tragen, welches Lisa für mich genäht
hat. Davon war nicht die Rede gewesen“, erwiderte ich und zeigte auf das
Kleid.
„Ich habe letzte Nacht dieses Kleid für dich genäht“, sagte Lisa mit einem
bösen Lächeln in ihrem Gesicht. „Und du hast versprochen das zu tragen,
was immer ich für dich genäht habe. Und dort liegt es.“
„Genau! Du hast versprochen zu tragen, was immer es sei“, fügte Jane hinzu.
„Ich hatte sogar deine Worte wiederholt.“
Candice, sie stand hinter mir, sagte: „Du willst doch nicht dein Versprechen
brechen, Thomas, Oder? Wir wollen dich nicht mit körperlicher Gewalt
zwingen, werden es aber tun wenn es sein muss. Richtig?“
Die anderen Frauen nickten. Ich war verloren.
„Ich denke dass ihr es tun werdet. Ihr habt mich herein gelegt!“
„Natürlich haben wir das, Thomas“, sagte Candice.
„Hattest du nicht gestern zu Lisa gesagt, dass wir Frauen Spaß daran haben
diese Kostüme zu tragen? Jetzt darfst du daran Teil haben und ebenfalls
genießen als viktorianische Lady mit einem Reifrock an der Parade Teil zu
nehmen. Freust du dich nicht?“
„Nein! So war das nicht gemeint! Ich werde niemals derart verkleidet durch
die Stadt laufen!“
„Jetzt rege dich nicht auf, Thomas. Niemand außer uns wird wissen wer in
dem Kleid steckt. Wir werden auch nichts verraten, solange du dich
kooperativ zeigst.“ Lisa hatte immer noch dieses böse Lächeln.
„Und wie soll das gehen?“, fragte ich.
„Ich habe extra für dich diese spezielle Haube gemacht. Schau nur, der
Schleier wird dein ganzes Gesicht verdecken. Bist du jetzt bereit? Wir
haben nicht mehr viel Zeit.“
„Muss ich ja wohl“, sagte ich widerwillig.
„Also, Girls, ihr versprecht nicht zu verraten dass Thomas in dem Kleid an
der Parade teilnimmt. Okay?“
Sie versprachen es.
„Dann wäre das geklärt“, sagte Lisa. „Thomas, du weißt was jetzt zu tun
ist. Wir müssen uns beeilen!“
Die Frauen umstellten mich. Zuerst legte mir Lisa einen
ausgepolsterten BH an. Danach wurde mir ein Baumwoll- Unterkleid über den
Kopf gezogen. Während ich meine Arme in die Ärmel hinein führte, zog Jane
eine ‚Biedermeier’- Unterhose über meine Beine nach oben und band sie an
meiner Taille zu. Lisa nahm ein langes Korsett in die Hand, legte es an
meinem Körper an und schnürte es zu. Ich protestierte laut, da die Luft aus
meinen Lungen hinaus gedrückt wurde. Ich rief immer wieder dass das Korsett
viel zu eng wäre. Jane schnürte es aber trotz meiner Proteste zu.
Dann sah ich wie Lisa Jane zunickte. Und schon wurde
mir ein Stoffknäuel in den Mund hinein gedrückt und mit einem Seidentuch,
welches in meinem Nacken verknotet wurde, gesichert. Ich versuchte meine
Arme hoch zu heben, um den Knebel aus meinen Mund zu ziehen, aber meine
Hände wurden festgehalten und nach hinten gezogen, wo man meine Handgelenke
mit der Korsettschnur zusammen band.
Danach zog Jane einen bis zur Taille reichenden
Unterrock über meine Beine hinauf. Jener Unterrock war sehr eng und drückte
meine Beine zusammen. Am unteren Saum gab es sogar einen Riemen. Und als
dieser geschlossen war, konnte ich nur noch ganz kleine Schritte machen.
Der Reifrock wurde über meinem Kopf gehoben und
vorsichtig nach unten abgelassen, wo man ihn an meiner Taille schloss und
dessen Schnürung mit der Korsettschnur verband. Erst danach wurden meine
Handgelenke losgebunden und meine Arme in die Ärmel des Kleides hinein
geführt. Die Ärmel waren anfangs noch recht locker. Mir wurden schwarze
Ellenbogenlange Handschuhe angezogen. Lisa flüsterte mir eine Drohung ins
Ohr, damit ich mich kooperativ zeigen sollte. Die Handschuhe waren sehr,
sodass ich nicht passiv alles über mich ergehen lassen sollte. Ich half also
mit und schob meine Finger in die engen Handschuhe hinein. Dabei stellte ich
fest, dass die Finger der Handschuhe zusammengenäht waren.
Die Handschuhe wurden zugeknöpft. Danach wurden Samtriemen an meinen
Handgelenken geschlossen. Ich hatte also keine Chance jene Handschuhe wieder
ohne fremde Hilfe auszuziehen. Und nachdem die Ärmel des Kleids ebenfalls
zugeschnürt waren, war ich darin gefangen.
Nachdem das Kleid auch auf dem Rücken zugeschnürt war,
schaute ich nach unten. Vorne, im Taillenbereich, kurz bevor der Reifrock
das Kleid weit aufbauschte, war etwas Schwarzes an dem Kleid befestigt. Es
dauerte ein paar Sekunden, bis ich begriff dass es ein Muff sein müsste.
Das Kleid sah eigentlich sehr gut aus. Es hatte
Fliederfarben mit schwarzer Spitze an der Taille, am Hals und über dem
Busen. Das Kleid bestand aus vier Röcken. Der letzte Unterrock war dunkel-
lila- farbig. Und alle Röcke endeten in schönen Rüschen, welche mit
schwarzer Spitze verziert waren. Jenes Ensemble reichte fast bis auf dem
Boden hinunter, sodass man meine Beine nicht sehen konnte. Ich erkannte aber
auch, dass ich trotz der weiten Röcke keine großen Schritte machen konnte,
denn da war ja immer noch der mir zuerst angezogene Unterrock, den Lisa
zugebunden hatte.
Während ich das Kleid betrachtete, wurde mir erst so
richtig gewahr, dass Lisa mich reingelegt hatte. Das Kleid hatte so viele
Details, die man unmöglich in einer Nacht hätte anfertigen können!
Schließlich gab es da diese ungewöhnlichen Zusätze wie der viel zu enge
Unterrock, die zusammengenähten Finger der Handschuhe und den blickdichten
Schleier der Haube. Lisa musste das alles tagelang, wenn nicht gar
wochenlang geplant haben!
Ich grunzte eine Beschwerde in meinen Knebel hinein.
„Hör auf, Thomas! Du brauchst dich jetzt nicht zu beklagen!“, sagte Lisa.
„Wenn du dich nicht kooperativ zeigst, werden wir in aller Öffentlichkeit
deinen Gesichtsschleier lüften! Willst du das?“
Nach jener Drohung wurde das Kleid hinten bis zum Stehkragen stramm
zugeschnürt und zwang meinen Kopf in eine aufrechte Haltung.
„Nur noch eine Kleinigkeit, Thomas“, sagte Candice. „Du bist für die Parade
fast komplett umgezogen.“
Mit jenen Worten wurden meine steifen Hände in den Muff
hinein geschoben. Das warf ein weiterer Trick, den ich zu spät durchschaute,
denn der Muff wurde an meinen Samt- Handgelenkriemen zugebunden! Somit
konnte ich meine Hände nicht mehr aus dem Muff heraus ziehen. Und da der
Muff vorne an dem Kleid festgenäht war, konnte ich meine Arme nicht bewegen.
Ich hatte gedacht dass man mir nun wenigstens den Knebel abnehmen würde, doch das taten sie nicht! Stattdessen setzte Lisa mir vorsichtig eine große viktorianische Haube auf meinem Kopf. Es waren sogar blonde Ringellocken daran befestigt, die hinten und an den Seiten herunter hingen, so als hätte ich wirklich jene weibliche Frisur. Die Haube war so gearbeitet, dass ich nur vorne etwas sehen konnte. Sie wurde mit einem breiten Stoffband unter meinem Kinn mit einer großen Schleife festgebunden. So sah es jedenfalls aus, aber in Wahrheit wurde das Stoffband an dem hohen und steifen Kragen des Kleids befestigt. Selbst wenn ich meinen Kopf heftig schütteln würde, die Haube würde niemals herunter fallen.
„So, Thomas“, sagte Lisa. „Jetzt bist du umgezogen. Wir
werden dir jetzt behilflich sein wenn du die Treppe nach unten gehst. Jane
und ich werden mit unseren Armen bei dir einhaken und so mit dir an der
Parade teilnehmen. Wir werden die ganze Zeit auf dich aufpassen.“
„Auf mich aufpassen!“, dachte ich verärgert. Sie hatten mich wie gefesselt,
geknebelt und wie eine Frau heraus geputzt. Ich konnte nicht einmal davonlaufen.
„Bevor wir gehen solltest du einen Blick in den Spiegel werfen“, schlug
Jane vor und drehte mich herum. „Du siehst wirklich wie eine schöne Lady
aus. Meinst du nicht auch?“
Sie hatte recht. Nur der dunkle Gesichtsschleier unterschied mich von den
anderen schönen Ladies.
„Ich denke dass Lisa perfekt gearbeitet hat. Seid ihr derselben Meinung?“,
fragte Jane.
Die anderen Frauen nickten. Ich tat es nicht. Lisa
hatte sich meiner Meinung nach viel Mühe gegeben um aus mir einen Narren zu
machen. Das Einzige, wofür ich ihr dankbar war, war die Tatsache dass sie
mein Gesicht vor der Öffentlichkeit geschützt hatte. Ich sah wie all die
anderen Damen der Parade aus und niemand würde mich erkennen. Nur unsere
Mannschaftskameradinnen wussten es. Die Frauen hatten sich bereit erklärt
nichts zu sagen und ich wusste dass sie es auch nicht tun würden. Immerhin
ein kleiner Trost. Sie hatten ihren Spaß indem sie mich zu einer
viktorianischen Dame verwandelten. Ich konnte aber nur hoffen dass dieser
‚Spaß’ wirklich unser Geheimnis blieb.
Lisa und Jane halfen mir die Treppe hinunter. Wegen des
engen Unterrocks konnte ich meine Beine kaum entsprechend einknicken. Da der
Reifrock so groß war, konnte ich nicht einmal die Stufen sehen. Lisa und
Jane hingegen gingen die Treppe so selbstsicher hinunter, als ob sie
jahrelang Reifröcke getragen hätten. Unten angekommen ließen sie mich mit
Candice im Flur stehen, während sie sich gegenseitig die Hüte aufsetzten.
Candice flüsterte derweil in mein Ohr: „Thomas! Kannst du mich hören? Wenn
‚Ja’, dann nicke mit dem Kopf.“
Ich nickte.
„Wir werden mit dir die ganze Strecke durch die Stadt gehen. Wenn wir mit
dir reden, werden wir dich mit Frances anreden. Okay?“
Ich nickte.
„Frances wollte ursprünglich dieses Kleid tragen, doch sie ist verhindert.
Wenn wir die Strecke zurück gelegt haben, werde ich dich wieder hier her
zurück bringen und du wirst dich dann umziehen. Du wirst dann den passenden
Herrenanzug anziehen. Danach werden wir zu unserer Gruppe zurück kehren und
niemand wird denken dass du vorher eine der Damen warst. Okay?“
Ich nickte erneut. Es hörte sich so an als ob Candice die anderen überzeugt
hätte mich leichter davonkommen zu lassen. Das war typisch für Candice.
„Eine letzte Sache noch. Wir werden während der Parade sowohl an Miss
Silverbridge als auch an dem Bürgermeister vorbei kommen. Dort müssen wir
kurz stehen bleiben und einen Knicks machen. Kannst du das?“
Ich versuchte es. Ich war natürlich sehr wackelig. Dieser verdammte enge
Unterrock, den Jane mir angezogen und zugeschnürt hatte, machte es mir sehr
schwer.
„Versuche es noch einmal. Ich werde dich dabei an deinem Arm festhalten.“
Mit jenen Worten führte sie ihren Arm unter meinen gefesselten Arm durch.
Und dann machten wir auf ihr Zeichen hin gemeinsam einen Knicks. Das ging
schon besser.
„Ich werde Jane und Lisa Bescheid geben. Sie sollen dich an deinen Armen
festhalten und dir ein Zeichen geben, wann ihr gemeinsam knicksen müsst.
Falls du trotzdem straucheln solltest, werden sie dich festhalten und es
kann nichts passieren.“
Sie hatte recht, denn Lisa und Jane waren kräftig genug um mich gemeinsam
tragen zu können.
Da kamen die beiden auch schon zu uns hinüber.
„Lisa“, sagte Candice, „Thomas hat Probleme beim Knicksen, weil seine Beine
zu eng zusammen geschnürt sind. Du und Jane werdet ihm helfen müssen.“
„Daran hatte ich auch schon gedacht“, antwortete Lisa. „Wir werden das
schon schaffen.“
Dann war es so weit. Jane und Lisa führten ihre Hände
unter meine Arme und zogen und schoben mich nach draußen, wo wir uns den
anderen Frauen unserer Gruppe anschlossen. Kurz darauf kamen die Männer
unseres Sportvereins dazu.
Harold fragte Lisa: „Wo ist Thomas?“
„Er wurde aufgehalten und kommt später dazu“, antwortete sie. Ein paar der
Damen kicherten leise, denn sie wussten ja dass ich bereits anwesend war.
Harold hatte es aber nicht bemerkt.
Trotz der Bemühungen des Sportvereins waren die kostümierten Männer
gegenüber den Frauen in der Minderheit. Fast alle Frauen des Sportvereins
trugen wunderschöne Reifröcke.
Es war für mich schon ein sehr merkwürdiges Gefühl als
Frau verkleidet durch die Straßen von Silverbridge zu gehen. Die ganze Stadt
war auf den Beinen und jubelte uns zu, während wir langsam zum Rathaus
gingen. Ich konnte trotz des Gesichtsschleiers alle Details der Menge sehen,
während die anderen mich nicht erkannten. Ich kam mir wie in dem Film ‚Der
unsichtbare Mann’ vor. Und irgendwie stimmte das ja auch.
Ich kann nicht sagen dass ich die Parade genoss. Dieses
enge Korsett grub sich tief in meine Taille hinein. Selbst bei dem langsamen
Tempo kam ich außer Atem. Der Knebel, den Jane mir verpasst hatte, machte es
obendrein nur noch schlimmer. Mein Reifrock schwang langsam, während ich mit
kleinen Trippelschritten gegen den engen Unterrock ankämpfte. Das Kleid war
zwar sehr schwer aber dennoch erträglich.
Meine Einschätzung stimmte wieder einmal. Die Menschenmenge schaute sich nur
die Damen an. Von den Männern nahm man so gut wie keine Notiz.
Der Knicks vor Miss Silverbridge und den anderen
Honoratioren war mehr oder weniger nur ein Schauspiel. Ich schwankte als ich
mich wieder gerade hinstellen wollte. Zum Glück hielten mich meine beiden
Begleiterinnen fest. Als wir vor dem Bürgermeister und den Stadträten
unseren Knicks machten, klappte es schon wesentlich besser, denn Lisa und
Jane hakten sich unter meinen Armen ein und hätten mich dabei locker tragen
können. So knicksten wir gemeinsam.
Anschließend kehrten wir zum Vereinshaus zurück. Von dort wollten wir zum
Stadtzentrum zurückgehen und uns unter die Menge mischen. Während die
anderen sich im Vereinshaus umzogen, nahm Candice meinen Arm und führte
mich nach Hause. Da sie sich beeilte, trippelte ich mit hastigen Schritten
neben ihr her. Das war schon mehr ein Laufen als ein Gehen.
Nachdem die Tür hinter uns geschlossen war, keuchte ich so heftig wie ich
konnte durch meine Nase ein und aus. Ich wäre fast an dem Knebel erstickt.
„Alles in Ordnung, Thomas?“, fragte Candice.
Ich schüttelte meinen Kopf, während ich nach Atem rang.
Candice hob meinen Schleier hoch und sah dass mein dunkelrotes Gesicht. Sie
beeilte sich das Band meiner Haube zu lösen, damit sie an den Knoten des
Bands gelangen konnte, welches meinen Knebel sicherte. Das dauerte eine
gefühlte Ewigkeit.
Als der Knebel endlich entfernt war, atmete ich hastig tief ein und aus.
„Armer Thomas“, sagte sie und streichelte dabei meine Wange. „Geht es dir
jetzt besser?“
Ich nickte mit dem Kopf, denn ich bekam immer noch zu wenig Luft sprechen
zu können.
Candice befreite meine Hände von dem Muff und schnürte die Ärmel des Kleids
auf. Danach zog sie mir die Handschuhe aus. Was für eine Erleichterung!
Ich konnte endlich wieder meine Finger, Hände und Arme bewegen.
Das Aufschnüren des Kleids dauerte mindestens zehn
Minuten. Dann konnten wir es über meinen Kopf ziehen. Danach war der
Reifrock an der Reihe. Janes Knoten an der Schnürung des Unterrocks war so
fest, dass Jane ihn nur mit Hilfe ihrer Zähne öffnen konnte.
„Thomas!“
„Ja, Candice?“
„Du musst dich auf den Bauch legen, damit ich das Korsett öffnen kann. Solange
du stehst, ist der Zug an der Korsettschnur zu stark, als dass ich den Knoten
öffnen kann.“
Ich legte mich also auf den Fußboden hin.
Candice zog ihren Reifrock hoch und hockte sich neben mir hin. Sie schaffte
es aber nicht den Knoten der Korsettschnur zu öffnen.
„Tut mir leid, Thomas. Ich kann dein Korsett nicht öffnen.“
„Und was machen wir jetzt?“, fragte ich.
„Tja... Wir könnten warten bis Jane und Lisa zurückkommen, aber dann kannst
du nicht als Mann erscheinen. Das würde dich verraten.“
„Ich will es aber nicht mehr tragen“, protestierte ich.
„Wir könnten, Thomas…” Candice verstummte.
„Was? Egal was, Hauptsache es merkt keiner.“
„Du wirst deinen Herren- Anzug über dem Korsett tragen müssen. Ich kann den
ausgepolsterten BH entfernen, aber nicht das Korsett.“
„Scheiße!“, rief ich.
„Nicht so laut, Thomas“, sagte sie. „Oder willst du dass man uns hört und
dich hier so entdeckt.“
„Natürlich nicht“, flüsterte ich.
Candice kicherte. Normalerweise gefällt mir Candices Kichern, aber diesmal
klang es für mich beunruhigend.
„Okay“, sagte ich resigniert. „Ich werde den Anzug über dieses verdammte
Korsett tragen.“
Und das tat ich dann auch gezwungenermaßen.
Candice und ich schlossen uns der Gruppe an. Lisa gab mir einen Kuss. Jane gab
mir einen Kuss, Candice küsste mich. Das war schön.
„Jane“, flüsterte ich. „Das zahle ich dir irgendwann heim. Wir konnten das
Korsett nicht öffnen.“
Jane lachte laut auf.
„Schnüre konnte ich schon immer sehr fest verknoten“, flüsterte sie zurück.
„Warum habt ihr die Korsettschnur nicht zerschnitten?“
„Lisas Kunstwerk zerstören, damit sie noch wütender auf mich wird? Niemals!
Da kämpfe ich lieber gegen eine Herde Elefanten.“
„Da Letzteres hier und jetzt ziemlich unwahrscheinlich
ist, rate ich dir dass du besser Frieden mit Lisa schließt. Erzähle ihr das
von dem Korsett. Das wird sie aufmuntern. Sie denkt, dass du gegen diese
Parade bist. Aber das Wissen, dass du nicht aus dem Korsett herausgekommen
bist, könnte sie davon abhalten dich noch mehr zu ärgern“, sagte Jane.
„Danke, Jane. Das werde ich. Aber holt mich bloß bald aus dem Ding heraus.“
„Das machen wir.“
Ich sprach mit Lisa. Sie hatte gesagt dass meine Zwangslage lustig wäre. Janes Rat war wie gewöhnlich gut. Lisa hatte für den Rest des Tages eine gute Laune. Und bevor wir uns schlafen legten, wurde mir endlich das Korsett abgenommen.
Ende (Oh nein. Es ist noch nicht zu Ende! Lesen Sie bitte weiter...)
Hallo! Hier ist Lisa.
Ich habe Thomas’ Bericht gelesen. Wie von mir erwartet hat er einiges falsch
wiedergegeben. Lesen Sie bitte meine Version.
Thomas hatte sich über die Arbeit beklagt, die ich wochenlang für die Parade
tat. Er ließ einfach nicht locker. Und an dem Abend vor dem großen Ereignis
hatten wir uns darüber sogar gestritten. Eigentlich gefiel ihm der Anzug, den
ich für ihn gemacht hatte. Er gab sogar zu dass er ihm sehr gut passte.
Zwei Wochen vorher, während einer Anprobe, hatte er aber gesagt: „Der Anzug
ist zwar großartig, aber niemand wird ihn beachten. Niemand wird mich
anschauen, weil sie nur euch in euren Reifröcken betrachten werden. Ihr werdet
mit euren schönen Kleidern um die Wette prahlen, während wir Männer wie immer
im Hintergrund stehen. Ihr bekommt euren Spaß, wir nicht.“
Er hatte das schon sooft gesagt, dass ich fragte: „Wärst du vielleicht viel
lieber eine von uns?“
„Natürlich“, erwiderte er. „Ihr könnt schließlich den Tag genießen.“
„Bist du sicher, dass du das willst?“
Wie gewöhnlich, wenn er von sich überzeugt war, hörte er nicht zu.
„Ja. Ihr tragt die tollen Kostüme mit den großen Röcken, um noch beeindruckender
auszusehen als ihr es in Wahrheit seid. Wir dagegen sehen in unseren Anzügen
blass und grau aus.“
„Okay“, sagte ich. „Meinst du nicht, dass es da für uns
ein paar Nachteile gibt? Wir müssen kleine Schritte machen, damit die
Reifröcke nicht schwingen. Wir müssen enge Korsetts tragen, um der
viktorianischen Form gerecht zu sein. Wir müssen Handschuhe tragen,
ausladende Hüte oder Hauben tragen, die unser Haar ruinieren. Die Kleider
wiegen viel. Würdest du dir das alles freiwillig aufbürden?“
„Alles halb so schlimm!“, erwiderte er und machte eine abfällige Handbewegung.
„Ich würde das locker ertragen um im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen.“
Ich sagte nichts dazu. Er wollte während der Parade das
Kostüm einer Frau tragen. Also sorgte ich dafür dass er es auch tun würde.
Frances hatte mir tags zuvor gesagt dass sie nicht dabei sein könnte. Sie
musste an jenem Wochenende dringend nach London fahren. So hatte ich ein
Kleid übrig, welches obendrein die richtige Größe für Thomas hatte. Was für
ein Zufall!
Ich war mir nicht sicher ob ich ihn erniedrigen wollte, aber seine ständigen
Nörgeleien ärgerten mich. Irgendwann riss bei mir der Geduldsfaden.
Ich besprach mich mit Jane und Candice. Er hatte auch
sie verärgert, da er ihnen gegenüber ebenfalls gesagt hatte wie schön und
leicht sie es während der Parade hätten. Okay, uns machte es nichts aus an
der Parade teilzunehmen. Wir würden sogar unser Bestes geben, aber so
richtig genießen konnte man das nicht. Aber wenn wir es taten, dann richtig.
Wir waren sogar mit jedem weitern Tag immer mehr über Thomas irritiert. Wir
hatten so viel mit den Kostümen zu tun und er dachte nicht daran uns zu
helfen. Nur Harold bot uns seine Hilfe an. Und er tat es so unauffällig,
dass wir ihn oftmals nicht einmal bemerkten. Thomas dagegen verhielt sich
wie ein ******!
So kam ich mit Jane und Candice überein, dass wir Thomas seinen Wunsch
erfüllen wollten. Er hatte es ja oft genug gesagt. Wir hörten ihn ständig
sagen: „Wenn ich an der Parade teilnehmen würde, dann lieber mit Reifrock
als mit einem dunklen Herrenanzug.“
Candice modifizierte unsere ursprüngliche Idee. Wir wollten ihn als Frau einkleiden und sein Gesicht schminken. Sie sagte uns aber dass sein Gesicht trotz Make-up niemals wirklich weiblich aussehen würde. So schlug sie uns den Schleier vor. Wir probierten mehrere Versionen aus, bis wir die richtige Blickdichte fanden um das Gesicht zu verbergen, aber dennoch sein Sehvermögen aufrecht zu halten.
Der Knebel? Das war Janes Idee an dem Tag der Parade gewesen. Er war an jenem Morgen grob uns gewesen, sodass sie ihn zum Schweigen bringen wollte. Die Dinge, die er über das Korsett sagte, als wir ihn darin einschnürten, machte sie noch wütender. So wurde er nicht nur geknebelt, sondern auch noch sein Korsett viel, viel enger geschnürt als geplant. Und der feste Knoten war ebenfalls Janes Werk gewesen. So war es nicht verwunderlich, dass Candice das Korsett nicht öffnen konnte.
Der enge Unterrock diente lediglich dem Zweck dass
Thomas kleine weibliche Schritte machen musste. Die Handschuhe und der Muff
waren erst ein paar Tage zuvor dazu gekommen, damit er es noch schwerer
haben sollte. Wir hatten so viel Mühe und Arbeit mit den Kostümen gehabt,
während Thomas ständig sagte wie leicht wir es auf der Parade hätten. Das
war also unsere kleine Rache gewesen.
Am Abend vor der Parade war ich fast so weit und wollte
ihn in der Stadt an den Pranger binden. Nicht nur ich, sondern auch ein paar
andere Frauen des Sportvereins hätten ihn dann mit faulen Eiern beworfen.
Candice hatte mir das aber ausgeredet. Sie kann echt überzeugend sein.
Ich hatte am Morgen der Parade zur Sicherheit zwei weitere Freundinnen dazu geholt, falls Thomas Schwierigkeiten machen würde. Mich, Jane und Candice hätte er überwältigen können, aber gegen fünf kräftigen Frauen wäre auch er nicht angekommen. Aber eigentlich war es dann Jane, die ihn knebelte und das Korsett viel zu eng zuschnürte.
Hat Thomas daraus gelernt? Ja, aber nur für eine Weile. Wir haben unser Versprechen gehalten und nichts verraten. Ich habe ihm aber angedroht doch etwas zu verraten, falls er wieder Ärger macht. Ich werde es aber nicht tun, und er weiß es. Schließlich halten wir unsere Versprechen.
Thomas hätte eben im Vorfeld nicht sooft sagen sollen dass er lieber mit Kleid und Reifrock als mit einem Herrenanzug an der Parade teilnehmen wollte. Wir hatten halt nur das getan, worum er uns gebeten hat. Vielleicht sollte er in Zukunft sorgfältiger mit seinen Formulierungen sein. Ich könnte seine Wünsche und Äußerungen schneller wahr werden lassen, als ihm lieb ist. Er hat es ja erlebt.
Ende