Latexdame Jannette moderne Korsettgeschichten 26.11.2016

Die Geschichte von Anastasia

von Dave Potter

Alle Rechte und weitere Nutzung beim Autor.

Übersetzung: Jannette

Erklärung des Autors

Diese Geschichte findet im Jahr 1967 im Vereinigten Königreich von Großbritannien statt. Es ist jedoch nicht das Vereinigte Königreich, welches wir kennen. Stattdessen ist es ein alternatives Vereinigtes Königreich in einer alternativen Zeit. Deshalb ist uns so viel davon vertraut, andererseits wiederum auch nicht. In dieser Geschichte ist das Vereinigte Königreich eine in sich gekehrte, reaktionäre Gesellschaft, die hinter vielen seiner Nachbarstaaten hinterher hinkt. Es wird von einer Elite der Aristokratie, der Großgrundbesitzer und der Kirche beherrscht. Die großen Reformen des 19. Jahrhunderts sind nie geschehen und die Stellung der Frau entspricht die eines Bürgers zweiter Klasse… eigentlich sogar die eines Subjekts. Frauen haben keine Rechte. Eine Frau gehört ihrem Vater, nach dessen Tod ihrem Bruder oder Onkel. Nach einer Heirat gehört eine Frau ihrem Mann. Es wird erwartet, dass Ehefrauen Jungfrauen sind, und dass alle Frauen Korsetts tragen.

Die Welt hat sich jedoch schneller entwickelt als das Vereinigte Königreich. In Europa ist das am meisten entwickelte Land die Sowjetunion, das einzige Land, wo Frauen fast die gleichen Rechte wie Männer haben. Als Resultat der großen sozialistischen Revolution von 1905 können sie wählen, arbeiten, kämpfen, eine eigene Persönlichkeit entwickeln und sich scheiden lassen. Dem Beispiel von Lenins Frau Inessa Armand folgend, haben sie ihre Korsetts abgeworfen und einen proletarischen und freieren Kleidungsstil übernommen. Die Sowjets kontrollieren inzwischen so viel von der Welt, dass nur noch die Chinesen und Deutschland, mit seinem verblassenden Ruhm, einen Gegenpol bilden können.

Ein Großteil der Inspiration stammt aus der Geschichte "Imperial Lace" von Alice McCloud.
Wie dem auch sei, ich muss darauf hinweisen, dass ihr alternatives Großbritannien nicht das Gleiche ist wie meines.

Kapitel 1

Anastasia Kolyakonova verließ den Flieger und betrat das Terminal von London. Ihr Herz schlug vor Aufregung ganz schnell. Was würde sie vorfinden? Wie würde es sein? Wann würde sie ihre Mutter sehen? All diese Fragen und mehr drehten sich in ihrem Kopf herum. Auf diesen Tag hatte sie sich so lange gefreut, aber auch gleichzeitig davor gefürchtet. Sie holte tief Luft, doch ihr Korsett behinderte sie dabei. Anastasia ärgerte sich über ihre dumme Kleidung. Zu Hause in Moskwa hatte sie nie derartiges getragen. Als sie aber in Berlin einen Zwischenstopp einlegte, hielt sie es für klüger europäische Kleidung zu kaufen, denn sie hatte gehört, dass die britische Polizei hart gegen Trägerinnen mit sowjetischer Kleidung vorging. Doch die Kleidung, die sie gekauft hatte, war unbequem, schwer und hinderlich, während das Korsett ihre Stärke schwächte.
"Vielleicht muss ich es nicht so lange tragen", dachte sie. Aber dann sah sie die ersten "einheimischen" Frauen. Jene Frauen hatten viel schmalere Taillen als sie selber. Da begriff sie so langsam warum in jenem Land sowjetische Kleidung missbilligt wurde. Seit ihrer Ankunft im Ausland hatte nicht einen einzelnen weiblichen Fußknöchel oder eine Frauenhand ohne Handschuhe gesehen. Nicht einmal bei Frauen der niedrigeren Gesellschaftsklassen. Andererseits war die Kleidung in diesem Land nicht gerade bescheiden, denn es sah geradezu wie ein Wettkampf der schönsten und größten zur Schau gestellten Brüsten aus. Sie selber dagegen war überhaupt nicht elegant, nicht einmal nach sowjetischen Standards. Aber sie hatte bemerkt, dass das Korsett ihre kleinen Brüste größer erscheinen ließ, was ihr dann doch gefiel.

Aber warum war Anastasia in London? Eine Frau, allein, Tausende von Kilometer von ihrem Geburtsort entfernt? Nun, um das zu beantworten, müssen wir einen Blick auf ihre Vergangenheit werfen…

Anastasia Kolyakonova war in der Stadt Moskwa geboren worden. Ihr Vater, ein sowjetischer Beamter, hieß Andrei Kolyakonov und ihre Mutter, Tochter des britischen Botschafters, hieß Clare Hamilton Smythe. Die beiden hatten sich bei einer Botschaftsfunktion getroffen. Es war Liebe auf dem ersten Blick. Clare hatte eine verbotene Liaison begonnen, und Anastasia war die Frucht davon gewesen. Die Sowjets störten sich nicht daran, denn in ihrem freien Land gab es viele unverheiratete Paare mit Kindern. Die Briten waren dagegen total entsetzt. Clare wollte Kolyakonov heiraten, aber ihr Vater hatte sie schon jemand anderem versprochen und konnte, da er sein Wort gegeben hatte, den Handel nicht brechen. Die Schwangerschaft wurde vertuscht und der zukünftige Ehemann diskret informiert. Er stimmte zu, Clare trotzdem zu heiraten, natürlich nur mit einer größeren Mitgift, da Lord Hamilton-Smythe sein Arbeitgeber war. Clare war aber in Kolyakonov verliebt und versuchte mit ihm durchzubrennen. Doch ihr Vater erfuhr von ihrem Fluchtplan und ließ sie in einer "Nacht und Nebel- Aktion" nach Großbritannien bringen. So kam es, dass Anastasia weder ihre Mutter noch die britischen Mitglieder ihrer Familie kennenlernte.
Aber das störte sie nicht, denn sie hatte an der Seite ihres liebevollen Vaters eine schöne Kindheit und ein erfülltes Leben. Anastasia, oder "Ani", wie sie von ihren Freunden genannt wurde, war wie alle Kinder bei den jungen Pionieren und genoss mit ihnen die beste Schulbildung der Welt. Sie war eine gute Schülerin und sehr sportlich. Zu Hause lagen viele Sporturkunden, da sie eine gute Läuferin war. Sie war in Tennis- und Volleyballteams und schwamm regelmäßig. Sie hatte ein gutes Leben. An den Wochenenden fuhr sie mit ihrem Vater oder der ganzen Familie zur Datscha, welche auf dem Land an einem Waldrand lag.
Sie hatte eine blendende Karriere vor sich, da sie intelligent als auch sportlich war. Sie hätte es sogar in der Roten Arme bis zum Offizier oder gar noch höher schaffen können. Ani war nämlich schon bei den Kadetten und sollte im nächsten Jahr an der renommierten Militärakademie mit dem Studium beginnen. Das Leben war gut.
Gut, bis zum 21. November 1966.
Ein Polizist klopfte an der Tür an. Und nachdem er hereingelassen worden war, sagte er ihr dass ihr Vater bei einem Verkehrsunfall getötet worden war.
Es folgten Tränenreiche Tage und Dunkelheit legte sich über Anastasia. Es kam aber noch schlimmer, als ein Rechtsanwalt zu ihr kam und ihr sagte, dass sie ab nun unter der Verantwortung ihrer Mutter und ihres Stiefvaters war, und dass die beiden ihre Tochter bei sich in England haben wollten.
Anastasia wusste nicht was sie machen sollte und packte ihre Sachen für die lange Reise ein. Dann verabschiedete sie sich von ihren Freunden und fuhr nach Berlin. Dort stieg sie um, überquerte das Meer, bevor sie das Land betrat, wo ein neues Leben auf sie wartete…

Ani war überrascht, als im Empfangs- Terminal ein einzelner Mann auf sie zukam. "Entschuldigung, Fräulein", sagte er. "Darf ich annehmen dass sie Fräulein Anastasia Kolyakonova sind?"
"Ja, Herr", antwortete sie in reinem Schulenglisch.
"Schön", antwortete er und lächelte. "Mein Name ist Lord Curzon. Unter Familienmitgliedern darf man mich auch mit Robert ansprechen. Und du bist ein Mitglied meiner Familie, da ich der Mann bin, der deine Mutter nach dem… äh, Stelldichein mit deinem Vater geheiratet hat."
Ani war enttäuscht. Sie hatte gehofft, dass sie von ihrer Mutter begrüßt worden wäre. Aber das war nun nicht der Fall. Sie wollte sie so gerne treffen, um zu sehen wie sie wirklich aussah, da sie nur ein vergilbtes Foto hatte, welches ihr Vater besessen hatte.
"Es ist mir eine Freude sie kennen zu lernen, mein Herr", sagte sie und reichte zur Begrüßung Lord Curzon die Hand.
Robert Curzon runzelte die Stirn und neigte sich nach vorne. Dann sagte er leise in ihr Ohr: "In Großbritannien es ist nicht üblich, dass Frauen die Hände von Herren schütteln. Es mag zwar sein dass man es in Russland so tut, aber du solltest stattdessen einen Knicks machen."
"Entschuldigung", flüsterte Ani und bog dann ihre Knie auf eine übertriebene Art, wie sie es in diversen Filmen gesehen hatte.
"Viel besser", sagte Robert. "Gehen wir jetzt zum Auto!"

Das "Auto" war die nächste Überraschung, welche ihr in Großbritannien offenbar wurde. Im Gegensatz zu den glatten modernen Autos der Sowjetunion wurde dieses offensichtlich nicht für Geschwindigkeit gebaut. Es war stattdessen hoch, breit und fast schon opulent. Innen war es so hoch wie in einem kleinen Zimmer, sodass man darin stehen konnte ohne sich den Kopf zu stoßen.  Der uniformierte Fahrer saß vorne in einem separaten Bereich, damit er keinen Kontakt zu den Fahrgästen hatte. Kaum hatte der Chauffeur die beiden gesehen, stieg er aus und öffnete die Tür.
"Danke, Kamerad", sagte Ani mit einem Lächeln, aber dem Fahrer antwortete nicht.
"Zum Stadthaus, Greaves!", befahl Lord Curzon und stieg ein. Er setzte sich gegenüber Ani hin, in britischen Wagen saßen die Fahrgäste nicht wie in der Sowjetunion in Fahrtrichtung, und begann zu reden.

"Fräulein Kolyakonova, ich muss dir viele Dinge erklären und es scheint jetzt der beste Moment zu sein damit zu beginnen. Doch bevor ich damit beginne, nehme ich an, dass dein unglücklicher Gesichtsausdruck darin begründet ist, dass deine Mutter nicht anwesend ist. Nicht wahr?"
Ani nickte. Sie konnte nur mit Mühe seinen gestelzten Worten folgen.
"Das dachte ich mir. Du musst dir aber keine Sorgen machen, denn du wirst deine Mutter schon bald treffen. Heute ist es aber nicht möglich, dass sie dich trifft. Der Grund ist dieser: Ihre Scham wurde niemals öffentlich gemacht, denn wenn es so wäre, würde dies unsere Familienehre beschädigen. Wenn du sie also in der Öffentlichkeit mit "Mama" anredest, sind wir gesellschaftlich ruiniert. Ein weiterer Grund: Du bist noch nicht so weit, als dass man dich der britischen Gesellschaft präsentieren kann. Du musst verstehen, dass unsere Regeln sich sehr stark von denen in Russland unterscheiden. Das fängt bereits mit der Kleidung an. Du hältst dich im Moment nicht an unseren Vorstellungen der korrekten Kleiderordnung, obwohl ich bemerke, dass du einen Versuch gemacht hast es zu tun. Die Kleidung stammt woher?"
"Aus Deutschland, Herr."
"Tatsächlich! Ich danke dir dennoch für den Versuch dich unserer Kleiderordnung anzupassen. Deutsche Kleidung ist jedoch nicht englische, und jene Kleidung passt nicht zu der Klasse der Gesellschaft, zu der du jetzt angehörst. Ich weiß, dass in Russland Klassenunterschiede angeblich ein Ding der Vergangenheit sind, aber hier ist es sehr lebendig. Das ist die Grundlage unserer Gesellschaft. In der Tat sind deine Mutter und ich aus der allerhöchsten Gesellschaftsklasse, der du ab nun ebenfalls angehörst. Jene Zugehörigkeit erfordert auch einen gewissen Stil der Kleidung, und dein Kleid entspricht dem niedrigeren Mittelstand, der dem deutschen Mittelstand entspricht. Des Weiteren ist dein kurzes und jungenhaftes Haar äußerst ungeeignet für das britische Leben. Du wirst also bis das korrigiert ist, und wir geeignete Kleidung für dich bekommen haben, russische Kleidung anziehen. Das dient dem Vorwand, dass entweder als russische Touristin oder als eine militärische Persönlichkeit bei uns zu Besuch bist und ich dein Führer bin. Das ist selbst in London als auch für mich akzeptabel. Es ist aber nicht akzeptabel, dass deine Mutter im Zusammenhang mit diesem Unternehmen gesehen wird. Nur wenn du wie eine englische Dame angezogen bist und auch als solche auftrittst, wirst du zu unserem Sitz bei Kedleston gebracht und ihr überreicht. Verstehst du alles, was ich dir gesagt habe? Ich befürchte nämlich dass Englisch nicht deine Muttersprache ist."
"Ja, Herr", sagte Ani, welche fast alles verstanden hatte und mit ihren Fingern durch das kurze kastanienbraune Haar glitt.
"Schön. Wir sind fast da. Bevor wir aussteigen noch ein Hinweis. Sagen zu niemand, auch nicht zu der Dienerschaft, Kamerad. Dieses Wort wird hier nicht gerne gehört, denn es zerstört die heiligen Barrieren der Klassengesellschaft. Ah! Wir sind da. Willkommen in meinem Stadthaus, Fräulein Kolyakonova."

Ani stieg aus dem Auto aus, und dieses Mal bedankte sie sich nicht bei dem Chauffeur. Sie betrat das nach sowjetischen Standards enorm große Haus und fand sich in einer riesigen Eingangshalle wieder, wo drei Hausmädchen warteten. Sie trugen schwarz-weiße Uniformen, und deren Korsetts waren viel enger geschnürt als Anis Korsett.
Nachdem sie in der Mitte der Eingangshalle standen, sagte Lord Curzon: "Fräulein Kolyakonova, ich bin mir sicher, dass du von deiner langen Reise müde bist. Ziehe dich bitte auf dein Zimmer zurück. Perkins", er zeigte auf eines der Hausmädchen, "wird dich dort hin führen. Du kannst dich ein paar Stunden ausruhen. Wir essen um sechs zu Abend. Danach werden wir den Verlauf der nächsten Tage besprechen. Auf Wiedersehen."

Nach jenen Wörtern folgte sie einem der schwarz- weiß gekleideten Hausmädchen die Stufen hinauf zu einem Zimmer, in dem ein enorm großes Bett mit vier stabilen Bettpfosten stand. Darüber hinaus gab es mehrere große Spiegel und einen riesigen Kleiderschrank. Ani wunderte sich jedoch über die Trapezstange, welche an der Zimmerdecke hing. Sie nahm jedoch an, dass dies als eine Art Übungswerkzeug für das Training der Oberarmmuskeln diente, da sie Ähnliches in den Trainingslagern der roten Armeekadetten gesehen hatte.
"Fräulein, soll ich sie ausziehen und das Korsett lockern?", fragte Perkins.
"Nein, das ist nicht notwendig, danke…", antwortete sie und erinnerte sich gerade noch rechtzeitig daran nicht das Wort "Kameradin" hinzuzufügen.
Und so ging das Hausmädchen und Ani legte sich hin. Sie fiel sofort in einen tiefen und erholsamen Schlaf.

Kapitel 2

Ani wachte entspannt und erfrischt auf. Sie hatte geträumt, dass sie in der UdSSR war und mit den jungen Pionieren durch Kiefernwälder wanderte. Als sie die Augen öffnete, fand sie sich aber in einem großen Bett, mitten in London wieder. Sie schaute auf die Wanduhr und sah dass es halb sechs war. Ihr fiel ein, dass es nicht mehr lange bis zum Abendessen hin war. So stand sie rasch auf, zog sich aus, um danach, wie von Lord Curzon angeordnet, wieder ihre sowjetische Kleidung anzuziehen. Anschließend verließ sie das Zimmer und ging nach unten.

Die Nahrung war ganz gut. Es gab Lamm mit Kartoffeln, Mohrrüben und Bratensauce. Während Ani aß, saß sie am Ende eines langen Tisches, an dem bestimmt zwanzig Gäste Platz gehabt hätten. Lord Curzon saß am anderen Ende des Tisches. Ani musste fast schreien, um sich mit ihm zu unterhalten. Nach dem Essen zogen sie sich zu einem Wohnzimmer mit Ledersesseln und einem lodernden Kaminfeuer zurück. Dort war es üblich die Tagesgeschäfte zu erledigen.

"Du solltest wissen, dass es dir nicht erlaubt ist in diesem Raum zu sein", sagte Curzon, nachdem sie sich gesetzt hatten. "Damen sind nicht in Wohnzimmern zugelassen. Aber ich muss zugeben, dass so wie du angezogen bist, ich es sehr schwer finde dich als weibliches Fräulein Kolyakonova zu betrachten."

Ani schaute an sich hinunter. Sie trug eine weiße Bluse und eine graue Hose, denn das war in Moskwa die übliche Kleidung während eines Abendessens. Jene Kleidung, in Verbindung mit ihren kurzen Haaren, lies sie etwas maskulin erscheinen. Vor allen Dingen wenn man es mit den Kleidern der englischen Mädchen verglich.
Anastasia hatte natürlich nicht viel von der englischen Frau aus dieser Gesellschaftsklasse gesehen. Aber, was sie gesehen hatte, hatte sie ziemlich erstaunt. Alle Frauen trugen ohne Ausnahme Kleider. Manche waren riesige schwingende Erscheinungen aus vielen Schichten, welche unten herum alles bedeckten und nach oben zu winzigen Korsetttaillen verjüngten. Ja, alle Mädchen trugen Korsetts, von einem Hausmädchen bis hin zu einer Dame. Aus dem Autofenster heraus hatte sie eine Vielfalt von Frauen betrachtet. Egal ob arm oder reich, alle waren geschnürt gewesen, ganz besonders jene, welche ziemlich reich erschienen. Sie hatte eine Taille gesehen, welche zu solch einer winzigen Dimension zugeschnürt war, wie sie es schlichtweg für unmöglich gehalten hatte. Sie nahm an, dass jene Frau ganz rot im Gesicht und sehr kurzatmig gewesen sein musste. Sie konnte es aber nicht genau erkennen, da der Kopf und das Gesicht von einem enorm großen Hut samt einem blickdichten Gesichtsschleier verdeckt waren. Außerdem war das Auto zu schnell vorbeigefahren, sodass sie nur die Silhouette der Frau gesehen hatte. Somit konnte sie es auch nicht wissen.
Was ihr allerdings aufgefallen war, dass Hüte in London stark verbreitet waren. Die Frauen trugen ausnahmslos irgendeine Art von Kopfschmuck. Die meisten waren äußerst feminin mit Federn, Schleifen und aller Art von Frivolität geschmückt. Und jener Schmuck war auch auf deren Kleidern zu sehen. Es schien, als ob jener extreme Femininum Teil der täglichen Kleidung war. Ihr deutsches Kleid war dagegen richtig schlicht und unauffällig gewesen.

"Also", fuhr Lord Curzon fort. "Unsere erste Aufgabe wird sein, dich mit einer geeigneten englischen Garderobe auszurüsten. Diese Aufgabe, die wir auf morgen oder hoffentlich bis zum folgenden Tag erledigt haben werden, wird etwas adäquat werden. Ich sage adäquat, weil  englische Mode, und da bin ich mir sicher dass du es bereits bemerkt hast, etwas schwieriger zu tragen ist als russische. Sie verlangt außerdem ein gewisses Training, damit du wie eine echte Dame des Vergnügens wirst, zu der du bestimmt bist. Die minimale Ausstattung, wie Reisekleidung, Frisur und so fort, können wir sofort bekommen. Man muss jedoch bedenken, dass das Aussehen als eine Dame eine andere Sache ist als das Leben als solche. Hast du dir jemals Gedanken über dein neues Leben gemacht, Anastasia?"
Es war das erste Mal, dass er sie nur bei ihrem Vornamen nannte.
"Nein, Herr. Nicht wirklich. Nachdem Tatko… ich meine mein Vater starb, war mein Leben…"
"Anastasia, ich kann dich verstehen. Es muss eine höchst traumatische Zeit für dich gewesen sein. Andererseits kannst du dir natürlich nicht vorstellen dass der Tod deines Vaters uns in eine höchst brisante Lage gebracht hat. Wie du weißt, Anastasia, habe ich im Auto erwähnt, dass unter keinen Umständen die Einzelheiten über deine Geburt öffentlich gemacht werden dürfen. Es wäre eine Katastrophe nicht nur für meine Ehefrau, meine Kinder und mich, sondern auch für dich. Als uneheliches Kind wirst du nie in der Lage sein in der englischen Gesellschaft anerkannt zu werden, noch einen geeigneten Ehemann zu bekommen. Selbst eine für Mitgift von mehreren Millionen Pfund würde kein angesehener Herr dich jemals sehen wollen. Somit bliebe für dich nur die Stellung einer Gouvernante oder gar die einer Prostituierte übrig. Nein, das ist undenkbar. Aus diesem Grund habe ich für dich einen neuen Lebenslauf erdacht. Du bist das Kind meines verstorbenen Bruders und seiner russischen Frau. Er war nämlich tatsächlich in Moskwa im diplomatischen Dienst tätig. Er starb nach deiner Geburt, und du wurdest von einem russischen Onkel aufgezogen. Dessen Name wird aus Respekt vor seinem Tod nicht erwähnt. Ich habe daraufhin zugestimmt, nicht nur dein Vormund zu sein, sondern auch für deine Mitgift aufzukommen. Diese Geschichte erklärt deinen Akzent und deine Herkunft, lässt aber deinen Ruf vollkommen in Takt. Wir müssen allerdings noch ein paar Ungereimtheiten regeln. Das erste ist dein Name. Wenn du den Namen deines ehemaligen Vormunds aus Achtung vor seinem Tod ablegst, dann ist es nur richtig, dass du den Namen deines neuen Vormunds annimmst. Wir werden deshalb morgen zum Meldeamt gehen und deinen Nachnamen in "Curzon" ändern. Weiter. Du wirst mir sicherlich zustimmen, dass Anastasia ein höchst unpassender Name für eine englische Dame ist. Wir werden also auch deinen Vorname in "Anne" ändern. Hast du das verstanden… Anne?"
Ani wollte schreien "Nein! Nein! Ich will keinen englischen Namen! Ich bin eine sowjetische Staatsbürgerin!" Aber Curzons Argumente als auch seine energische Gegenwart brachten sie dazu leise antworten: "Ja, Herr."
"Gut. Halten wir also fest: Kleidung, Frisur, Name… und… ach ja! Religion. Russland ist atheistisch. Nicht wahr? Ich nehme also an, dass du nicht getauft worden bist. Richtig?"
"Nein, Herr. Niemals."
"Wie ich es befürchtet habe. Nun, morgen Nachmittag werden wir die Kirche von St. Martin besuchen. Dort werde ich alles mit Reverent Martin für deine Taufe besprechen. Zwei Freunde von mir werden deine Paten sein. Du musst dir also keine Sorgen machen."
"Aber ich glaube nicht an Gott, Lord Curzon."
"Anne, das hat keine Bedeutung. Bei uns in Großbritannien muss man getauft sein. Das geht nicht anders. Wenn du kein Mitglied der Kirche von England bist, dann bist du Katholik, Methodist oder Jüdischen Glaubens. Wenn du einen anderen, oder noch viel schlimmer, keinen Glauben hast, dann musst du das Land verlassen. Nur Anglikaner bekommen die vollen Staatsbürgerrechte. Das ist also eine Angelegenheit der Notwendigkeit, nicht des Glaubens."
"Oh." Ani war schockiert. Vor ihren geistigen Augen lief ihr bisheriges Leben ab und nichts sollte mehr so sein wie es war. "Herr, ich fürchte mich", sagte sie.
Lord Curzon lächelte. "Anne, es gibt keinen Grund das zu sein. Du bekommst ein sehr privilegiertes Leben hier in England, das Leben einer Dame des Vergnügens. Viele sehnen sich danach mit dir zu tauschen."
"Ich nehme es an, aber…"
"Kein Aber. Und nun ab ins Bett, Mädchen. Du hast morgen einen anstrengenden Tag vor dir."
Die Worte von Lord Curzon sollten sich am folgenden Tag drastisch bewahrheiten.

Ani wurde in der Frühe von Perkins geweckt und sollte ihre sowjetische Armeekadettenuniform anziehen. Als Ani sich darüber wunderte, informierte sie das Hausmädchen dass Lord Curzon das verfügt hatte, da es die Illusion des Besuches einer russischen militärischen Persönlichkeit aufrecht hielt.
Nach dem Frühstück verließ sie mit ihrem Stiefvater das Haus und fuhr mit ihm zum Stadtzentrum. Dort hielt der Wagen vor einer edel und teuer aussehenden Boutique mit dem Namen 'Monsieur Saint Lauren'. Lord Curzon führte sie hinein, wo sie von einer Verkäuferin mit einem sehr festsitzenden Korsett sowie einem weiten Kleid begrüßt wurden. Die Frau führte die beiden zu einem Privatzimmer, welches hinten im Laden war. Dort wurde ihnen Tee serviert. Nach einer Weile kam Saint Lauren höchst persönlich vorbei.
"Das ist also das Mädchen, wovon du mir erzählt hast, Robert. Ich sehe, dass wir mit ihr viel zu tun haben."
Ani mochte oder verstand noch nicht den wahren Inhalt seiner Worte, aber sie hatte inzwischen genug gelernt, um ruhig zu bleiben.
"In der Tat, Yves. Obwohl ich sicher bin, dass du der Mann bist, um Wunder zu erreichen", antwortete Lord Robert.
"Nein, nein! Wunder ist vielleicht übertrieben. Aber ja, es ist viel Arbeit erforderlich. Ich sehe aber auch, dass viel Potential in ihr steckt. Mit der richtigen Kleidung und Ausbildung kann sie nicht nur akzeptabel, sondern sogar vorbildlich werden. Sie ist geschmeidig und sollte kein Problem mit Korsetts bekommen. Aber diese Frisur! Mon dieu! Sie ist verabscheuungswürdig!"
Während er das sagte, führte er seine Finger durch Anis kastanienbraunen Bubikopf. Sie hatte eine Abneigung gegen das Eindringen in ihrer Privatsphäre und bemerkte fast trotzig klingend: "Das ist in Moskwa modern, Herr."
Er wich sofort zurück und sagte: "In Moskwa ja, aber Moskwa ist weder London noch Paris. Hier haben wir Raffinesse und Stil. Dort haben sie… Wie würdest du das sagen? Égalité. Was hast du dir genau für diese slawische Schönheit vorgestellt, Robert?"
"Sie soll natürlich eine Dame des Vergnügens und der Freizeit werden. Sie ist ein Mitglied der Familie und soll denselben Status bekommen wie der Rest von uns, und das ohne Rücksicht auf fehlerhafte Anfangsgründe."
"Naturellement, aber eine Dame von Freizeit ist eine große Anstrengung für jemand, der schon etwas älter ist. Die Ausbildung beginnt normalerweise mit zwölf oder dreizehn."
"Aber du hast selber gesagt dass sie attraktiv und geschmeidig ist."
"Vraiment, das ist wahr. Aber selbst so wird es eine Herausforderung sein. Jedoch ist diese Herausforderung etwas für ihren Pädagogen, nicht mich. Meine Herausforderung ist die richtige Kleidung zu finden. Was hast du im Sinn, Robert?"
"Nun, für London lediglich ein Reisekleid mit Zubehör und ein Tageskleid. Das dürfte genügen, bis wir Kedleston erreichen. Für dort benötigen wir mehrere Abendkleider, Morgenkleider und Tageskleider und ein weiteres Reisekleid. Und natürlich verschiedene Fleurs de Bouche und einen Muff. Bezüglich der Kopfbedeckung etwas angemessen großes und feminines mit Schleifen. Ich möchte allerdings dass sie weiterhin so unauffällig wie möglich erscheint."
"Einschränkungen?"
"Heute noch nicht. Nein. Das kommt später in der Schule."
Für welche hast du dich entschieden?"
"Miss Garners…"
"Eine ausgezeichnete Wahl. Aber was ist mit der Fußbekleidung? Spitzenschuhe scheiden wohl aus. Aber es sollte dennoch ein Anfang gemacht werden."
"Was schlägst du vor?"
Saint Lauren schaute Ani an. "Mademoiselle, hast du jemals Stiefel oder Schuhe mit Absätzen getragen?"
"Nicht wirklich, Herr. Nur auf einigen wenigen Veranstaltungen."
"Und wie hoch waren jene Absätze?"
"Ich weiß nicht genau. Drei oder vier Zentimeter, vielleicht?"
"Mon dieu! Si Bas! Robert, wir können nur mit sechs oder sieben Zentimeter beginnen, und selbst dann hat sie Probleme. Bezüglich Kedleston werde ich ein paar Schuhe mit acht und zehn Zentimeter anfertigen lassen. Alles was wir schon jetzt schaffen, wird  Mademoiselle Garner helfen. Ich denke da zunächst an ein Paar Stiefel, später folgen drei Paar Schuhe und ein Paar Sandaletten."
"Das klingt akzeptabel."
"Und jetzt kommt das Wichtigste. Korsetts. Was wünschst du?"
Bei jener Frage fing Anis Herz an heftig zu klopfen. Das Korsett, welches sie in Deutschland gekauft hatte, war unbequem genug gewesen. Aber laut dem, was sie bis dahin in England gesehen hatte, würde es noch viel schlimmer kommen!
"Ich schlage nur ein Tageskorsett für London und dann ein weiteres Tages- als auch Trainings- Korsett für Kedleston vor."
"Was ist mit Strafkorsett?"
"Das werde ich Miss Garner überlassen."
"Wie du wünschst. Also, Mademoiselle, jetzt müssen wir dich vermessen und fotografieren. Würdest du bitte deine Sachen ausziehen?"
Ani erschrak. Sich ausziehen, vor zwei Männern!? Das konnte doch nicht wahr sein. So stammelte sie: "Aber…"
"Mademoiselle, bitte nicht protestieren, c'est normal. Ich bin ein Mann der Mode und habe während der vergangenen Jahre so viele weibliche Körper gesehen, dass mich nichts mehr schockiert. Und bezüglich Robert gibt es keinen Grund der Scheu. Schließlich ist er dein Vormund! Wir müssen dich außerdem nackt sehen, um dich richtig zu vermessen und zu fotografieren. All das ist notwendig für meine Arbeit."
Ani zog zögerlich ihre Uniform aus, bis sie nur mit ihrem BH und ihrer Unterhose vor den beiden Männern stand.
"Ganz", sagte Saint Lauren und machte dabei eine Handbewegung, die besagte dass auch die Unterwäsche entfernt werden sollte.
Lord Robert schaute dabei so merkwürdig zu, als ob er es genießen würde.
"Colette!", rief Saint Lauren.
Nach nur wenigen Sekunden kam die Assistentin mit einem Bandmaß und einer Kamera herbei geeilt. Der Designer nahm das Bandmaß und begann jeden Bereich des nackten Körpers penibel zu vermessen. Zum Schluss nahm er die Kamera und fotogarfierte Ani.
"Soll sie verbessert werden?", fragte er Lord Robert während des Prozesses.
"Natürlich, aber ich werde Miss Garner um Rat fragen."
"Das ist unbedingt nötig, denn es gibt nicht genug Kurven. Seins et derriere, da muss was getan werden, lèvres ebenfalls. Das ist mein Rat."
In diesem Moment wünschte Ani innig, dass sie in der Schule Französisch gelernt hätte.
"Du kannst wieder deine Unterwäsche anziehen, Mademoiselle."
Ani war froh, aber auch überrascht, denn Saint Lauren fotografierte sie mit der Unterwäsche.
Schließlich zog sie ihre Uniform wieder an und wurde auch damit fotogarfiert. Danach drängte Lord Curzon zum Aufbruch.
"Aber Robert, die Farben und die Stoffe! Wir haben sie nicht erörtert!"
"Das überlasse ich dir, Yves."
"Ich werde dich nicht enttäuschen, alles wird très charmant et haut mode sein. Du kannst die ersten Artikel morgen Nachmittag abholen. Au revoir Monsieur, au revoir Mademoiselle!"

Und so verließen sie die Boutique, aber nur um die Straße zu überqueren und ein anderes Etablissement zu betreten, welches "Paul Mitchell Salon" hieß. Nach der Kleidung war nun die Frisur an der Reihe.
"Großer Gott!", rief Inhaber, als sie eintraten. "Ist das ein Mädchen oder ein Junge?!"
"Ich habe dich gewarnt, Mister Kent!"
"Ja, das hast du, aber ich bin trotzdem überrascht. Fräulein, setze dich bitte hier in diesen Stuhl. So. Wie ich sehe, bist du eine Russin und das ist der russische Haar- Stil. Ich muss dir jedoch sagen, dass englische Mädchen ihr Haar offensichtlich etwas anders tragen. Aber keine Angst, wir werden es schon richten! Ich werde höchst persönlich an deinem Haar arbeiten, während meine Assistentin Mary sich um deine Augenbrauen und Hände kümmert. Lege bitte deinen Kopf zurück, schließe deine Augen und entspanne dich. Du wirst jetzt neu erschaffen!"
Und so kam es auch. Während der nächsten drei Stunden lag Ani entspannt in dem Friseurstuhl, während ihr Haar gewaschen und daran gearbeitet wurde. Währenddessen massierte Mary Anis Gesicht, zupfte deren Augenbrauen zurecht, tat etwas an den Wimpern herum, lackierte die Fingernägel und wandten dann ein Make-up an.
Als Herr Kent erklärte dass das Werk vollendet war und Ani bat in den Spiegel zu schauen, wurde sie sofort von zwei Dingen überwältigt.
Das erste war das Gewicht.
Sie hob ihren Kopf um in den Spiegel zu sehen. Dabei stellte sie fest, dass der Kopf schwer war, viel schwerer als zuvor. Sie schaute den Stilisten fragend an, und er sagte lächelnd: "Das ist die Haarverlängerung, Fräulein. In England trägt kein Mädchen das Haar kürzer als bis zur Taille. Und so ist es jetzt auch bei dir. Keine Angst, ich habe es gekonnt getan. Niemand wird in der Lage sein zu sagen wo das echte Haar endet, und das Falsche beginnt. Ich habe die Frisur zunächst wegen deiner Uniform konservativ gelassen, aber, wenn du deine neue Kleidung hast, solltest du morgen zurückkehren, und ich werde dich dann richtig frisieren."
Und der zweite Schock kam, als sie genauer in den Spiegel schaute. Weg war die Anastasia Kolyakonova, die sie so gut kannte. An ihrer Stelle war nun eine feminine, schöne und ein wenig überrascht dreinschauende Dame mit langen Wimpern, gewölbten dünnen Augenbrauen und roten Lippen getreten. Sie sah also typisch englisch aus, aber sie war noch weit davon entfernt es zu billigen. Lord Curzon war dagegen hoch erfreut.
"Du hast dich wieder einmal übertroffen! Endlich beginnt mein Mündel wie eine Dame auszusehen! Und jetzt, Anne, müssen wir gehen, denn wir haben noch einen Termin!"
Paul Kent nahm Anis rote Armeemütze und setzte diese auf ihrer neuen Mähne auf.
Danach verließen sie langsam den Salon, denn Ani hatte wegen des ungewohnten Gewichts ihrer neuen Haare Probleme ihren Kopf gerade zu halten.

Der letzte Termin war natürlich die Kirche.
Sie stiegen im Auto ein und fuhren zum Trafalgar Square. Ani staunte über all die großartigen Gebäude. Eines davon war die Kirche von St. Martin, und drinnen warteten bereits der Pfarrer, sowie zwei elegant gekleidete Herren, welche Lord Robert herzlich begrüßte.
"Bertie! Richie! Schön, euch zu sehen! Hier ist mein Mündel. Was haltet ihr von ihr?"
"Du siehst ja rassig aus, Fräulein", sagte der eine, während der andere zunächst fragend drein schaute und dann sagte: "Sie könnte aber ruhig ein Korsett und High- Heels vertragen!"
"Hallo Fräulein Anne", sagte den Pfarrer. "Willkommen bei St. Martin. Ich bin so erfreut, dass du beschlossen hast diesen Schritt zu machen um zu Gott zu finden. Es wird dich freuen dass du nicht die erste bist, die diesen Schritt macht. Zu mir kommen jedes Jahr Hunderte, die ihren Schöpfer ehren."
Ani wusste es natürlich, denn es war der neueste Schrei unter den sowjetischen Rucksacktouristen. Sie ließen sich nämlich taufen und anschließend den Taufnamen auf dem Arm tätowieren lassen. Manche Menschen machen schon merkwürdige Sachen, wenn sie im Ausland sind.
"Gut. Dann lasst uns beginnen."

Die Handlung, welche folgte, war kurz und bestand aus einer Kerze, einem Spritzer Wasser und einem Gelübde Christus zu ehren. Ani empfand es tatsächlich als einen bewegenden Akt, war aber wegen des Zwangs verärgert. Jedenfalls hatte sie am Ende eine Bescheinigung mit ihrem neuen Namen.
Anschließend gingen sie noch zum Standesamt, wo die Taufbescheinigung vorgelegt wurde und Ani als britische Staatsbürgerin registriert wurde.

Das war's. Sie hieß nun Anne Clare Curzon, war aber von dem hektischen und rein bürokratischen Ablauf ziemlich entsetzt.

Kapitel 3

Am folgenden Morgen kehrten sie in dem Haar- Salon zurück und Herr Kent setzte seine Arbeit an Annes Haaren fort. Während er aus den noch glatten Haaren eine aufwändige Frisur machte, begab sich seine Assistentin daran Annes Gesicht zu schminken. Diesmal dauerte es nicht so lange wie am Vortag, es waren aber dann doch noch gut zwei Stunden.
Nachdem die beiden fertig waren, durfte Anne allerdings nicht in einen Spiegel schauen, denn Herr Kent wollte es nicht. Er sagte: "Da dein Stil nicht zu deiner proletarischen Kleidung passt, darfst du dich erst dann in einem Spiegel betrachten, wenn du richtig angezogen bist."

So kam es, dass Anne nicht wusste wie ihre Frisur aussah. Sie konnte allerdings bei jeder Kopfbewegung die sich bewegenden Ringellocken fühlen, während hinten die Haare hochgesteckt sein mussten, da sie eine leichte Luftbrise an ihrem Nacken spürte.
Anschließend verließen sie den Haar- Salon, überquerten die Straße, und betraten die Boutique von Saint Lauren.

"Mademoiselle! Was für eine Verbesserung ich sehe! Très charmant! Die Veränderung ist unglaublich. Jetzt werde ich persönlich das Wunder beenden, womit Monsieur Kent begonnen hat! Ziehe dich bitte aus, komplett!"

Dieses Mal schämte sich Anne nicht, machte sich aber Sorgen bezüglich dem was folgen sollte. Und sie hatte Gründe, denn der Berg voller Kleidungsstücke, welcher von der Assistentin Mary hereingebracht wurde, war überwältigend. Und nachdem sie ein Paar Seidenstrümpfe und eine Art Unterkleid angezogen hatte, wurde ein Korsett präsentiert, welches viel länger und fester war als ihr vorheriges.
Mary legte es Annes an, schloss es vorne, und begab sich daran die rückwärtige Schnürung zu schließen.
"Wir werden heute 20 Inch erreichen", kommentierte Saint Lauren, während das Mädchen an der Korsettschnur zog. Anne wusste nicht was 20 Inch waren, da sie nur das Metrische Maßsystem kannte. Aber was immer es auch sein mochte, es wurde schnell unbequem. Mary zog und zog, und die Taillen- Verengung wurde größer und größer. Dann musste das Mädchen sich zurückziehen, da sie selbst außer Atem war. Saint Lauren übernahm und machte ohne Rücksicht weiter.
Kurz bevor es Anne schwindelig wurde, hörte er auf und sicherte die Schnur mit zwei Knoten. Dann nahm er ein Maßband, legte es um ihre Taille und lächelte. "Genau 20 Inch. Perfekt!"
Das war der Moment, an dem Anne lernte was es wirklich hieß ein Korsett zu tragen, denn ihr vorheriges Korsett war nicht komplett zugeschnürt gewesen. Aber dieses war wahrlich gut zu spüren! Anne konnte darin kaum atmen oder ihren Oberkörper beugen. Und sie wusste noch nicht einmal, dass dies erst der Anfang war…

Dem Korsett folgten mehrere Unterröcken so dass diese, als auch das danach folgende Kleid, ein voluminöses mit Stoffblumen und Schleifen verziertes Monstrum, unten herum sehr weit aufgebauscht warfen. Anne war verwirrt, denn die Ärmel waren im Bereich der Oberarme wie Ballons aufgebläht. Das kam daher, weil innen Drahtkäfige eingenäht waren.
"Warum ist das so, Herr?", fragte sie den Mode- Designer.
"Das sind Hammelkeulenärmel, Mademoiselle. Das ist gerade der neueste Mode- Trend. Diese Ballons sehen sehr elegant aus."
"Aber damit kann ich meine Arme nicht mehr so gut bewegen", antwortete Anne und ließ als Demonstration ihr Unterarme wie ein flatternder Vogel hin und her bewegen.
Saint Lauren und Lord Curzon schauten sich lächelnd an.
"Anne", sagte Lord Curzon. "Du bist jetzt eine Dame. Und Damen sind nicht dazu bestimmt ihre Hände zu benutzen! Sie haben Diener, um ihnen behilflich zu sein."
Bei dem Wort "Diener" kam die Assistentin Mary auf Anne zu und begann ihr ein Paar weiße Glaceehandschuhe anzuziehen. Jene Handschuhe waren viel zu eng und unnachgiebig, sodass Anne bestürzt feststellte, dass sie ihre Finger kaum bewegen und somit praktisch nichts greifen konnte.
Danach wurde sie zu einem Stuhl geführt, wo sie sich hinsetzen sollte. Nun ja. Ein normales Sitzen war wegen des steifen Korsetts nicht mehr möglich.
Nun wurden ihr ein Paar Stiefel angezogen und zugeschnürt.
Nachdem das getan war, stand Anne wieder auf. Dabei stellte sie wieder einmal bestürzt fest, dass die neuen Stiefel Absätze hatten, welche so hoch waren dass sie kaum damit stehen konnte, da sie ständig dagegen ankämpfen musste nicht nach vorne zu fallen.
Lord Curzon war erfreut und bat die Assistentin Mary ein paar Fotos von Anne in all ihrer neuen Pracht zu machen, um damit ihre "Entwicklung" zu dokumentieren.

Erst danach wurde ein verhangener Spiegel enthüllt und Anne erlaubt ihren neuen englischen Stil zu bewundern. Was sie sah, entsetzte sie. Der puppenhafte Teint, den sie bereits am Vortag bekommen und an jenem Tag verfeinert worden war, wurde nun von einer Masse von Ringellocken, einem weit aufbauschendem blumigen Kleid und einer winzigen Taille ergänzt.
Das war nicht mehr die Person, welche sie kannte. Sie war nun stattdessen eine neue Schöpfung eines englischen Mädchens der höchsten Gesellschaftsklasse, welches noch nie von der Sowjetunion gehört hat. Ein Mädchen, welches in einer Zeit lebte, welche überall in der Welt längst der Vergangenheit angehörte. Anne fühlte sich nicht mehr frei und bewegte sich mit winzigen Schritten und schwankenden Röcken zur Tür, während ihre nach oben gedrückten Brüste bei jedem Atemzug noch höher gedrückt wurden.

An jenem Abend saß sie wieder mit ihrem Stiefvater an dem langen Esstisch und aßen. Dieses Mal konnte sie jedoch nur sehr wenig essen, da ihr eingeengter Magen schnell voll war.
"Meine liebe Anne", sagte Lord Robert lächelnd. Er war offensichtlich von all den Änderungen des Tages sehr beeindruckt. "Da du jetzt zu einer richtigen Dame wirst, ist es natürlich nicht richtig, dass ich dich heute Abend ins Wohnzimmer einlade. Wie dem auch sei, bevor wir uns trennen gibt es eine Frage, die ich dir stellen muss, obwohl ich befürchte, dass es eine höchst persönliche Frage ist:"
"Was möchten sie wissen, Herr?"
"Während deiner Zeit in Russland, Anne, hast du da jemals, bitte, du musst jetzt ehrlich sein, jemals, irgendeine, ähem, sexuelle Aktivität gehabt?"
Anne errötete und schaute nach unten. In jener neuen Kleidung, wurden wirkten ihre femininen Gesten viel natürlicher.
"Soll ich das als ein ‚Ja' annehmen, Anne?"
"Ja, Herr. Das hatte ich, mit einem Jungen bei den Jungen Pionieren. Wir…"
"Anne, ich möchte nicht die Einzelheiten wissen. Aber ich danke dir für deine Aufrichtigkeit. Gute Nacht, Mädchen. Wir sehen uns morgen."

*****

Anne hatte erwartet, dass sie nach der Taufe und der neuen Einkleidung direkt nach Kedleston Hall, Lord Curzons Sitz in Derbyshire, gebracht werden würde. Sie blieben jedoch zu ihrer Überraschung für den Rest der Woche in London. Ihr Stiefvater zeigte ihr die Sehenswürdigkeiten der Stadt, wie zum Beispiel den Buckingham Palace oder das britische Museum. Er erklärte, dass es nur zu richtig wäre, dass sie die Sehenswürdigkeiten ihres neuen Landes sehen sollte, und es ihr außerdem eine Chance geben würde, sich an ihre neue Kleidung zu gewöhnen. Bei Letzterem hatte er Recht, denn wie die Tage vergingen, empfand sie das Korsett, die Stiefel und die lächerlichen Ärmel nicht mehr so schlimm und kam damit immer besser zurecht. Nicht so gut waren die Tatsachen, dass sie kaum Luft bekam und am Ende eines jeden Tages die Füße furchtbar schmerzten.
Eines Tages, als sie wieder in der Stadt waren, wurde ihr eine neue Belastung hinzugefügt. Es war ein enorm großer Hut, geschmückt mit bunten Schleifen und anderen Frivolitäten, sowie einem Gesichtsschleier. Der große Hut reichte an den Seiten soweit nach unten, dass sie eigentlich nur nach vorne schauen konnte. Dort war jedoch der Gesichtsschleier, der sich wie starker Nebel auswirkte. Und wenn Anne was sehen wollte, was nicht direkt vor ihr war, musste sie den ganzen Körper drehen. Andererseits war das gar nicht so schlecht, denn es gab ihr ein Gefühl der Anonymität, welches sie begrüßte, aber andererseits auch nicht so wirklich verstand. So machte es ihr nichts aus, wenn sie wie eine Prinzessin in einem Märchen gekleidet von Passanten angestarrt wurde.
Eines war jedenfalls gewiss: In Moskwa hatte sie niemals jene Wirkung auf andere Menschen gehabt!

Am folgenden Montag, nach einer höchst vergnüglichen Woche des Sightseeings, war sie überrascht, denn das Auto hielt vor dem Südlondoner Krankenhaus für Frauen, und ihr Stiefvater brachte sie zu einem kleinen Privatzimmer, wo eine Krankenschwester in einer gestärkten Uniform mit einer Tasse Tee auf sie wartete.
"Aber warum, Onkel Robert? Ich bin doch nicht krank?", fragte sie.
Man hatte zuvor ausgemacht, dass sie in der Öffentlichkeit Onkel zu ihm sagen sollte, um die Geschichte dass sie das Kind seines Bruders war, glaubhaft zu halten.
"Ich weiß, Anne, aber das ist nur eine notwendige Gesundheitsuntersuchung. Trinke deinen Tee und entspanne dich."
Sie tat es, und nach kurzer Zeit wurde es ihr ganz Schwindelig. Die Welt begann sich um ihr herum zu drehen. Sie begriff dass in dem Tee ein Betäubungsmittel gewesen war. Doch da war es auch schon zu spät und es wurde Schwarz vor ihren Augen.

Anne erwachte. Sie schaute sich um und sah dass sie in einem Krankenhausbett lag. Neben ihr saß Perkins. Als das Mädchen sah, dass ihre Herrin wach war, gab sie ihr ein Getränk und verließ dann das Zimmer, um Lord Robert zu informieren. Kurz darauf betrat er das Zimmer und ließ Perkins draußen warten. Er schloss die Tür und setzte sich neben Anne hin.
"Was ist geschehen?", fragte sie schwach.
"Anne, es gibt etwas, das ich dir erklären muss. Du hast eine kleine Operation gehabt. Du musst verstehen, dass in Großbritannien, im Gegensatz zu Russland mit seinen revolutionären Idealen, eine Sache sehr hoch geschätzt wird, und das ist die Jungfräulichkeit. Kein englisches Mädchen kann vor ihrer Ehe jemals über einem Geschlechtsverkehr schwelgen. Und es ist bis zu ihrem Hochzeitstag Aufgabe ihrer Eltern oder des Vormunds sich zu vergewissern, dass sie rein bleibt. Bei dir ist es jedoch anders. Ich mache dich oder deine Gefühl nicht dafür verantwortlich, dass du bereits mit einem Mann etwas gehabt hast. Es ist die Gesellschaft, in der du damals gelebt hast, die dir das erlaubt hat. Aber in Großbritannien stehen die Dinge ganz anders. Du wirst nie in der Lage sein zu heiraten, ohne eine Jungfrau zu sein. Und eine Frau ohne einen Ehemann ist in England verdammt. Deshalb hast du diese kleine Operation gehabt. Man hat dir wieder ein Jungfernhäutchen gegeben, damit du physisch gesehen wieder eine Jungfrau bist. Dann haben wir über deinem Geschlechtsteil einen Metallkeuschheitsgürtel gelegt und abgeschlossen, damit dich niemand auf der Welt schänden kann. Bitte, Anne, sei nicht böse auf mich. Und sage niemand ein Sterbenswörtchen davon, denn das ist unser kleines Geheimnis. Nicht einmal Perkins weiß warum du hier bist. Und jetzt, wenn du dich stark genug fühlst, rufe nach Perkins damit sie dich anziehen kann. Danach fahren wir nach Kedleston, damit du deine geliebte Mutter sehen kannst."
Mit jenen Worten gab er ihr einen Kuss auf die Stirn.

Sobald sie wieder alleine war, weinte sie. Anne weinte, weil sie wusste dass sie nie mehr in ihre ehemalige Freiheit zurückkehren konnte. Sie war Lord Robert nicht böse. Sie hasste vielmehr das englische Ideal von Jungfräulichkeit und Weiblichkeit. Gleichzeitig wusste sie, dass sie sich ab nun daran halten musste, und ihr Stiefvater hatte das alles nur zu ihrem Besten gemeint.
Anne setzte sich aufrecht im Bett hin, nahm einen weiteren Schluck des Wassers und trocknete mit einem Taschentuch ihre Augen. Dann rief sie: "Perkins!"
Das Mädchen betrat das Zimmer und fragte: "Sie wünschen, Fräulein Anne?"
"Ziehe mich an."

Kapitel 4

Die Fahrt nach Kedleston Hall dauerte nicht lange, jedenfalls nach sowjetischen Standards, was für Anne immer noch ein gebräuchlicher Maßstab war. Sie und Lord Curzon nahmen einen Zug von St. Pancras aus London heraus, Richtung Norden nach Derby. Dort wartete ein Auto auf sie, mit dem sie die letzten Kilometer zurücklegten. Während der Fahrt sog Anne die Sehenswürdigkeiten, Geräusche und Gerüche ihres neuen Landes eifrig in sich auf. Sie war allerdings überrascht wie rückständig das Vereinigte Königreich gegenüber der UdSSR war.

In ihren Geschichtsunterricht hatte sie gelernt, dass das Vereinigte Königreich im 18. Jahrhundert eine der führenden Mächte der Welt mit einem gewaltigen überseeischen Imperium gewesen war. Doch dann trat ein Stillstand der Entwicklung ein. Das betraf ganz besonders die politischen Verhältnisse im Mutterland. So kam es, dass das Land gegenüber den anderen Ländern der Welt immer mehr an Einfluss verlor, bis es nur noch eine einsame Insel, beherrscht von einer Diktatur der Aristokratie wurde. Und nun gehörte Anne ebenfalls zu jener Aristokratie! Jene Entwicklung war das absolute Gegenteil zur UdSSR, wo man sich im Jahr 1905 von den Ketten der Monarchie und der Aristokratie befreit hatte. Ihr Heimatland war zu einer industriellen als auch militärischen Weltmacht geworden. Nur der Ferne Osten, Rotchina und Japan, konnten da noch mithalten. Großbritannien machte sich darüber keine Sorgen, denn es war isoliert, in sich gekehrt und somit auch rückständig geworden.

Als sie sich dem Anwesen näherten, wurde Anne immer nervöser. Sie würde endlich ihre Mutter sehen! Wie würde sie sein? Würde sie ähnlich wie sie selber aussehen? Würden sie sich verstehen? Würden sie dieselben Interessen haben? All diese Fragen kreisten in ihrem Kopf herum. Anne schaute Lord Curzon an, der ihr gegenüber saß.
"Keine Angst, Anne", sagte er, da er ihre Gefühle ahnte. "Alles wird gut."

Das Anwesen war beeindruckend. Es war ein riesiges Steingebäude, viel größer als die größte Datscha welche sie in Russland gesehen hatte, umgeben von üppigen grünen Wiesen, sowie einem Fluss, der durch das Tal verlief.
Als der Wagen vor dem Haus hielt, standen mehrere Diener und Hausmädchen in einer Reihe bereit. Der Fahrer öffnete die Tür, und sie stieg mit ihrem Stiefvater aus. Danach gingen die beiden an der Dienerschaft vorbei, wobei die Diener sich verbeugten und die Hausmädchen knicksten. So langsam begann Anne die wahre Bedeutung der Familie, zu der sie nun gehörte, zu realisieren. Das enge Korsett, als auch die Aufregung, da sie ihre Mutter endlich treffen würde, ließen ihr Herz immer heftiger schlagen, und ihre Brüste ebenso heftig auf und ab gehen.
Die beiden schritten langsam ein paar Stufen hinauf und betraten eine riesige Eingangshalle, wo ein weiteres Dutzend der Dienerschaft zur Begrüßung bereit stand.
Danach wurde Anne zu einem Raum geführt. Sie trat ein, und die Tür wurde hinter ihr geschlossen.

Und in diesem Zimmer saß Lady Clare Curzon.

Ihre Mutter.

Annes erster Druck war eine Mischung aus Überraschung und Enttäuschung. Ihre Mutter schaute nämlich nicht wie von Anne erwartet hoch. Jene Frau war in einem Kleid von unvorstellbaren Größe und Frivolität hineingequetscht worden. Sie hatte eine winzige Taille, über der riesige, schwankende Brüste thronten. Das Kleid war tief ausgeschnitten, sodass man einen guten Blick auf ihre Brüste, sowie deren tiefen Spalt werfen konnte. Die Taille überraschte Anne nicht, denn das war schließlich England. Aber die Brüste taten es. Anne hatte kleine und feste Brüste, während diese Frau der Inbegriff einer drallen Schönheit war. Das galt auch für das Gesicht. Es war kräftig geschminkt. Annes Gesicht war zwar ebenfalls kräftig geschminkt, aber das hatte sie in jenem Moment vergessen. Die Lippen jener Frau waren ziemlich dick und dunkelrot geschminkt. Die Augenfarbe war blau. Anne hatte dagegen dunkle Augen, und ihre Lippen waren dünn. Wie konnte es also sein, dass ihre Mutter so anders aussah?
Das Aussehen mag das eine sein, Liebe ist allerdings was ganz anderes. Kaum sah die Mutter ihre Tochter, nach der sie sich so viele Jahre gesehnt hatte, kullerten dicke Tränen aus ihren Augen. Anne trippelte so schnell wie sie konnte zu ihr hinüber und umarmte sie. Sonderbarer weise tat es ihre Mutter nicht, aber dafür drückte sie ihr Gesicht gegen Anne und flüsterte immer wieder: "Моя любимая, моя любимая! Как я тосковала без тебя!, как я тосковала без тебя!!"

Anne und ihre Mutter unterhielten sich in diesem Zimmer bis zum Abendessen. Dann wurden sie mit dem Rest der Familie zusammengeführt. Zu Annes Freude hatte sie zwei Halbschwestern und einen Halbbruder: Hope, Charity und Thomas. Hope und Charity waren zwei typische englische Mädchen, extrem korsettiert, gekleidet mit aufwändigen äußert femininen Kleidern, und nur Mode und Weiblichkeit im Kopf. Anne mochte sie dennoch. Tom war dagegen ein robuster Junge von zehn Jahren, der ein Soldat werden wollte. Als Anne gerade im Begriff war von ihren Tagen bei den Kadetten in der roten Armee zu erzählen, sah sie wie Lord Robert sie anstarrte. Sie erkannte, dass es eventuell nicht angemessen wäre und ließ es sein.

Es war schön eine Familie zu haben, obwohl Anne nicht viel mit ihren Geschwistern gemein hatte. Anne begann dennoch Aspekte ihres neuen Lebens zu genießen. Als da waren zum Beispiel die Spaziergänge durch die schöne Landschaft von Kedleston, oder im Damenraum mit den beiden Haushunden Bouncer und Holly zu spielen. Es war wirklich schön dazuzugehören.

Es war allerdings nicht alles schön, in dem neuen Leben. Anne entdeckte nach ihrer Ankunft, dass der Rest der Kleidung, welche bei Saint Lauren bestellt wurde, angekommen war. Das bedeutete, dass das Leben etwas schwieriger wurde. Als erstes gab es neue Korsetts Sie waren enger und länger als ihre vorherigen. Um diese schließen zu können, war eine andere Methode erforderlich, und Anne erfuhr den wahren Grund, warum in allen Schlafzimmern Trapezstangen vorhanden waren.
Zunächst wurden ihre Handgelenke daran festgebunden, bevor sie dann mittels der Trapezstange hochgehoben wurde. Auf diese Art und Weise wurde ihr Körper gestreckt, damit man das Korsett leichter und natürlich auch enger zuschnüren konnte. Solange sie an der Trapezstange hing, war es auszuhalten. Die eigentliche Auswirkung des engen Korsetts trat jedoch erst dann ein, wenn sie wieder auf dem Fußboden stand. Der Körper wollte wieder zusammensacken, konnte es aber nicht. So kam es vor, dass Anne hin und wieder in Ohnmacht fiel und durch den Geruch einer stechend riechenden Flüssigkeit wieder zu sich kam.
Was ebenfalls nicht in Ordnung war, dass sie ab nun auch nachts im Bett ein Korsett tragen musste, um die Form ihrer neuen Taille zu wahren und es ihr bei dem Anlegen des Tageskorsetts leichter zu machen. Das führte zu einem Schlafmangel, da sie sich nicht mit einer solch unglaublichen Beschränkung ausruhen konnte. So kam es, dass sie während der ersten Woche tagsüber müde und abgeschlagen war.
Es sollte aber noch schlimmer kommen. An dem Tag, an dem der Graf von Stafford vorbeikam, wurde Anne ein neues Teil zu ihrem strengen Outfit hinzugefügt.

"Du musst bestens aussehen, wenn Graf Stephen vorbeikommt", hatte ihre Mutter am Vorabend gesagt. Sein Besuch ist für die Familie sehr wichtig. Deswegen wirst du ein für dich noch vollkommen neues Teil tragen."
"Aber warum, Mama?", hatte sie gefragt.
"Warum? Weil er Charitys Verlobter ist und Morgen werden wir das Datum für die Hochzeit festlegen."
Anne war verwirrt. "Aber wie kann er ihr Verlobter sein, Mama? Charity ist jünger als ich!"
"Warum sollte das ihn davon abhalten, Liebling?"
"In der Sowjetunion wir dürfen nicht heiraten, bevor wir volljährig sind. Falls doch, dann nur mit der Genehmigung der Eltern! Ein so junges Mädchen zu heiraten ist nicht richtig. Charity ist doch noch wie ein Kind!"
Ihre Mutter schaute mit einem wehmütigen Blick an Anne vorbei, so als würde sie sich an ihre glückliche Zeit in der UdSSR erinnern. "Für dich mag es so erscheinen, mein Liebling. Aber hier sind die Dinge eben anders. Nach dem Gesetz kann ein Mädchen ab zwölf Jahren heiraten, aber das machen nur sehr wenige. Es ist normal bis fünfzehn oder sechzehn zu warten, bis es sich zu einer Frau entwickelt hat. Die Ehe- Arrangements finden jedoch viel früher statt. Graf Stephen trat an uns mit seinem Wunsch heran, als Charity erst sieben Jahre alt war. Er war ein Gast bei einer Gartenparty gewesen, und sie spielte im Sommerhaus. Sie hatte ihn angesprochen und ihm ihren Teddy gezeigt. Er war so sehr von ihrer Schönheit und Intelligenz beeindruckt gewesen, dass er uns fragte, ob er sie heiraten kann, wenn sie alt genug wäre. Wir haben dem mit der Bedingung zugestimmt, dass sie erst heiratet, wenn sie sechzehn Jahre alt ist. So kam es, dass sie an ihrem Geburtstag heiratet. Sie wurde ihm aber vor drei Jahren versprochen. Morgen wird das letzte Mal sein, dass sie ihn vor der Hochzeit sieht. Dann wird er seine Wünsche äußern, die vor der Zeremonie erledigt sein müssen, denn alle Ehemänner haben bestimmte Wünsche bezüglich ihrer zukünftigen Frauen."
"Und was sagt sie dazu? Will sie ihn überhaupt heiraten?"
"Sie hat die Anweisungen ihres Vaters akzeptiert. Das reicht. Wir Frauen müssen akzeptieren, nicht wollen."
"Das ist ja ganz anders als in Moskwa, Mama."
"Ich weiß, mein Schatz. Ich weiß."
Als Anne den melancholischen Blick ihrer Mutter sah, beschloss sie das Thema zu wechseln.
"Was ist das denn für ein neues Kleidungsstück, welches ich morgen tragen soll, Mama?", fragte sie.
Ihre Mutter lächelte. "Es ist hier", sagte sie und zeigte ihrer Tochter einen kleinen Kasten. "Es wird ‚Fleur de Bouche' genannt, und alle guten Damen tragen es bei besonderen Anlässen."
Anne öffnete den Kasten. Darin lag eine kleine Blume, welche an einer kleinen Gummibirne befestigt war. Sie schaute ihre Mutter verwirrt an. "Wie trägt man solch ein Ding?", fragte sie.
"Natürlich in deinen Mund. Das sollte dir doch der Name sagen. Perkins, passe diese Fleur de Bouche Fräulein Anne an. Die Farbe passt zu ihrem Kleid, es ist sehr hübsch."
Und bevor Anne wusste wie ihr geschah, hatte das Mädchen die Fleur de Bouche aus den Kasten herausgenommen und die Gummibirne in Annes Mund hinein gedrückt. Danach drückte sie mehrmals auf das Zentrum der Blume, Anne bemerkte dass die Blume aus Seide bestand, und die Gummiblase in ihrem Mund wurde immer größer, bis es fast den ganzen Mund ausfüllte und Anne weder etwas sagen, noch das Ding mit der Zunge rausdrücken konnte. Nun war sie nicht nur eingeengt und schwer beladen, sondern auch noch zum Schweigen gebracht!
"Wie hübsch!", rief ihre Mutter. "Perkins, hole den Spiegel, damit Anne sehen kann wie schön es zu ihren Augen und dem Kleid passt!"
Perkins tat es und Anne schaute in den Handspiegel hinein. Das Spiegelbild war befremdlich. Es gab kein Zeichen einer Beschränkung, nur einer großen Blume wo ihr Mund hätte sein sollen. Sie schaute ihre Mutter mit Verwirrung und voller Hilflosigkeit an.
"Seit Generationen haben die Menschen verlangt, dass deren Töchter zwar gesehen aber nicht gehört werden sollten. So wurden seit dem Mittelalter die verschiedensten Knebel verwendet. Sie sahen jedoch stets so unweiblich aus, dass sie keine große Beliebtheit erreichten. Dann wurde im 18. Jahrhundert in Frankreich die Fleur de Bouche erfunden. Das erste hatte einen Holzzapfen, den man sehr schlecht in den Mund bekam, und natürlich ebenso schwer wieder heraus. Doch die moderne Technik hat Dinge für die Frau von heute verbessert. Königin Marie Antoinette war eine der ersten Benutzerinnen und sie schwor darauf. Es heißt, dass sie tausende davon gehabt hätte. Sie sagte, dass es half das Gewicht zu reduzieren, da es schwer war die Fleur de Bouche zu den Mahlzeiten zu entfernen. Und tatsächlich, heute nennt man sie auch ‚Maries Mundfüller'!"
Anne konnte natürlich nichts zu diesem kurzen Geschichtsunterricht sagen. Mit der Fleur de Bouche in ihrem Mund war sie gezwungen still zu bleiben.

*****

Der angekündigte Besuch des Grafen von Stafford war für Anne eine große Herausforderung, und zwar in mehrerer Hinsicht. Am Morgen wurde sie früh geweckt und in ein neues Korsett geschnürt, welches ein halber Inch enger war als das vorherige. (Ihr Taillenumfang betrug nun knapp 49 Zentimeter.) Dann wurde ihr ein neues Kleid angezogen, welches nicht weniger als fünfzehn Unterröcke hatte. Das Kleid war aus der besten Seide, hell rosa, und mit Gänseblümchen bedruckt. Ihre Fleur de Bouche für jenen Tag war ebenfalls ein großes Gänseblümchen.
Die aufgebauschten Oberärmel des neuen Kleids waren auch viel größer als zuvor. Innen gab es natürlich die Drahtkäfige, um die Form zu unterstützen. Die Ärmel waren innen außerdem wattiert, wodurch Annes Arme etwas abstanden und wie die einer Porzellanpuppe aussahen.
Ihr Make-up sowie die Ringellocken passten zum Porzellanpuppen- Outfit. Danach wurde ein breites gelbes Stoffband um ihre Taille gebundene und hinten zu einer großen Schleife gebunden, sodass sie wie das Abbild eines unschuldigen kleinen Mädchen aussah.
Gänseblümchen, die zu ihrer Fleur de Bouche passten, wurden in ihr Haar gesteckt.
Es folgten Stiefel mit unglaublich hohen Absätzen. Die Absätze waren ein Inch höher als jene, die sie zuvor getragen hatte. (Anne war somit bei 12 Zentimeter hohen Abätzen angelangt.) Nachdem die Stiefel zugeschnürt waren und Anne wieder auf den Füßen stand, war sie zwangsläufig etwas größer geworden. Man konnte somit trotz des langen und weit aufgebauschten Kleids ihre Füße sehen. Das war aber noch nicht alles, denn ihre Fußknöchel wurden mit einer kurzen Gänseblümchenkette zusammengebunden. Jene Kette bestand aus reißfestem Kunststoff und bewirkte, dass Annes Schrittweite auf maximal 10 Zentimeter begrenzt wurde.
Kurz darauf schmückten hautenge weiße Glaceehandschuhe ihre Arme. Doch das Schlimmste von allen war die Vorderseite des Kleids. Der Ausschnitt war so tief, dass er viel zu viel von ihren Brüsten zeigte, als dass es noch anständig war. Das neue Korsett sorgte dafür, dass Annes Brüste noch voller aussahen als sie es in Wirklichkeit waren und waren das genaue Gegenteil ihres unschuldigen Aussehens.
Und dann war da noch ein breiter Lederkragen, der alles zu toppen schien. Er war natürlich gelb wie die Taillenschleife. Perkins legte ihr das Halsband um und schloss es hinten. Dann nahm sie eine Führungsleine und hakte diese am vorderen Ring des Halsbands ein. Perkins hielt das andere Ende des Halsbands in ihrer Hand.
Die Umwandlung von einer selbstbestimmenden jungen Frau zu einem verwöhnten Spielzeug war vollständig. Und das Einzige, was es für Anne erträglich machte, war das ihre Schwester Hope identisch angezogen war. Charitys Kleid, eine lächerliche Affäre in jungfräulichem Weiß, war dagegen noch schlimmer.

Graf Stephen war älter, als Anne erwartet hatte. Er war etwa fünfunddreißig bis vierzig Jahre alt, und Anne war froh, dass es ihre Schwester war, und nicht sie, die solch einen Mann heiratete. Sie erinnerte sich an ihre sexuellen Erforschungen mit Dima Kostov bei den Jungen Pionieren und das Vergnügen, das es ihr gegeben hatte. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen jemals mit einem solch alten und schlaffen Mann im Bett zu liegen. Zum Glück hatte ihre junge Schwester wenigstens keine anderen Erfahrungen gemacht, mit denen sie es vergleichen konnte. Sie würde also nicht wissen was ihr fehlen würde.

Da das Wetter schön war, fand die Party im Garten statt. Graf Stephen hielt eine Rede, in der er betonte wie sehr er sich geehrt fühlte, mit solch einer noblen Familie, einer von Englands besten Familie, zusammengefügt zu werden. Lord Curzon dankte ihm. Dann überreichte der Graf Charity einen Verlobungsring, sowie einen Holzkasten, der das ‚traditionelle Verpflichtungsgeschenk' enthielt. Charity nahm beides dankend entgegen. Die Fleur de Bouche verhinderte jedoch dass sie etwas sagen konnte. Dafür hoben und senkten sich ihre von dem Korsett nach oben gedrückten Brüste dramatisch und der Gesichtsausdruck offenbarte keine große Freude. Dann listete Graf Stephen seine Wünsche auf. Es war eine der üblichen Listen, welche detaillierte Angaben bezüglich seiner zukünftigen Ehefrau enthielt. Er übergab diese Liste und danach wurde das Datum der Hochzeit festgelegt. Es sollte der 3. September 1968, der sechzehnten Geburtstag von Charity sein.
Jene Ankündigung bewirkte, dass Tränen über die Wangen der zukünftigen Braut kullerten. Als Reaktion gab es aus der Menge "Oooohs" und "Aaaahs", da sie die Tränen als Beweis der Rührung hielten.

Der schlimmste Moment kam für Anne jedoch erst mehrere Stunden nach den Reden. Graf von Stafford nahm ihre Leine und bat ihre Eltern um einen kurzen Spaziergang durch den großen Garten. Graf Stephen war ihr am Anfang des Nachmittages vorgestellt worden. Sie hatte vor ihm geknickst, und er beschrieb sie als reizend und dass ihre Schönheit nur durch Charity übertroffen würde. Doch nun hatte er viel Wein getrunken und war ein ganz anderer Mann. Er führte sie zum Sommerhaus, bat sie hinzusetzen und legte seine Hände um ihre Taille herum. "Anne", sagte er. Seine Worte waren ein wenig undeutlich. "Du bist ein verflixt schönes Ding, wirklich schön. Es ist eine verdammte Schande, dass ich nicht dich, sondern Charity vor all den Jahren gesehen habe, sonst wärst du es, um die ich heute meine Hand angehalten habe. Immerhin ist ihre Taille besser als deine. So ein Pech. Ein paar Inch kleiner, und bei Gott, du wärst ein prachtvolles Mädchen. Ich sehe in deinen Augen dass du das gleiche fühlst. Aber es ist nicht möglich, mit all den Leuten um uns herum. Aber wir können ja ein bisschen flirten, meine schöne russische Puppe. Ich frage mich was so alles in dir steckt, hä? Du hast mich die ganze Zeit angeschaut und kannst es nicht leugnen. Pass auf, ich gebe dir jetzt etwas für dein Bedürfnis!" Und daran ließ er die Luft aus ihrer Fleur de Bouche heraus, drückte seine Lippen auf ihre, und erkundete mit der Zunge ihren Mund. Danach drückte er wieder die Fleur de Bouche in ihren Mund hinein, damit sie kein Geräusch von sich geben konnte. "Das ist nur für heute, meine kleine Annie. Aber keine Angst. Es kommen noch andere Zeiten, auf die du dich freuen kannst. Und jetzt lasst uns zurückgehen, bevor die anderen Verdacht schöpfen."
Und das war es dann. Wut und Hass erhoben sich in ihr, aber es gab nichts was sie tun konnte, hilflos und zum Schweigen verdammt wie sie war. Sie dachte darüber nach ob sie es später ihrer Mutter oder der Halbschwester sagen sollte, dachte sich dann aber dass es nur Schwierigkeiten für die Familie verursachen würde.
In jener Nacht weinte sie in ihrem Bett, bevor sie sich mit dem Gedanken tröstete, dass sie niemals diesen unausstehlichen Grafen Stephen von Stafford heiraten würde.

Annes Leben kehrte nach dem Besuch des Grafen Stephen zu den Beschränkungen zurück, die in gewisser Hinsicht zur Normalität wurden. Es gab allerdings eine Veränderung: Charity war am Tag nach dem Besuch plötzlich verschwunden, um "ihre Verpflichtungen" gegenüber ihrem zukünftigen Ehemann zu erfüllen. Sie versuchte mit Hope über die ganze Sache zu reden, aber ihre Halbschwester sagte lediglich, dass Charity glücklich wäre so früh jemand gefunden zu haben, während sie selbst noch niemanden hatte und sich Sorgen machte als alte Jungfer zu enden. Papa hatte ihr allerdings gesagt, dass er die Schule für junge Damen, welche sie in einem Jahr besuchen würde, für sie eine passende Partie finden würde. Sie machte sich aber trotzdem Sorgen. Da Anne erkannte dass sie bei diesem Thema nicht weiter kam, änderte sie das Thema und sprach es nicht mehr an.

Immerhin war die Fleur de Bouche kein regelmäßiges Teil ihrer Kleidung geworden. Nur sonntags, wenn sie zur Kirche ging, musste sie das Ding tragen. Anne hatte eine besondere Abneigung gegen diesen neuen Zusatz zu ihrem Leben, da die Gewissheit sich nicht ausdrücken zu können kaum zu ertragen war.

Ungefähr einen Monat nach dem Besuch des Grafen wurde Anne in Stiefvaters Büro gerufen. Anne fragte sich nach dem Grund, denn ihre Kontakte zu Lord Robert waren seit der Ankunft in Kedleston minimal gewesen. In England führten nämlich Männer und Frauen ein ziemlich separates Leben. Als sie eintrat, lächelte er sie allerdings an und bat sie Platz zu nehmen.
"Hast du dich inzwischen in dein englisches Leben eingelebt, Anne?", fragte er.
"Ganz gut, Herr. Es ist schön mit meiner Mutter, meinem Bruder und meinen Schwestern zusammen zu sein. Und Kedleston ist so schön."
"Ja, so ist es. Du hast sogar einen guten Eindruck hinterlassen. Der Graf von Stafford, Reverent Kinnersley und Sir Roger von Wingfield- Landgut haben mir nur Gutes über dich berichtet. Ich bin stolz darauf, dass du es geschafft hast, dich dem englischen Leben so gut anzupassen, Anne, denn wir hatten bei deiner Ankunft große Sorgen gehabt."
"Danke, Herr. Ich habe mein Bestes versucht."
"Ja, das hast du, Anne. Man kann allerdings im Leben nicht alles erreichen indem man was versucht. Vieles musst auch gelernt werden. Und deswegen habe ich dich zu mir rufen lassen. Anne, du bist über sechzehn und benötigst eine Ausbildung, damit du einen geeigneten Ehemann findest. Du hast inzwischen viel gelernt, um eine Dame zu werden. Aber es gibt noch so viel zu lernen, damit du wie deine Mutter und deine Schwestern eine wahre Dame der Freizeit werden kannst. So habe ich beschlossen, dich zu der Schule von Miss Garner in der Stadt Nottingham zu schicken. Du wirst dort bis zu deiner Ehe bleiben. Und wir wünschen dir viel Glück. Hast du noch Fragen, Anne?"
"Sie haben von meiner Ehe gesprochen. Bedeutet das, dass sie bereits einen Ehemann für mich gefunden haben?"
"Nein, nein. Das musst du machen. Miss Garner wird dich dafür allerdings ausgezeichnet vorbereiten, damit du kein Problem hast einen geeigneten Ehemann zu finden. Sie wird dir behilflich sein, dessen bin ich mir sicher."
"Aber was ist wenn ich… wenn ich nicht heiraten möchte, Herr?"
"Anne, in Russland mag das akzeptabel sein kann. Aber hier müssen die Mädchen heiraten."
"Und wann werde ich heiraten?"
"Wie ich sagte, ich weiß es nicht. Aber wir können innerhalb von zwei Jahren eine Hochzeit erwarten."
Zwei Jahre! Verheiratet! Anne konnte nicht mit den schnellen Schritten mithalten, die ihr neues Leben nun nahm. Wann… wann soll ich zu diese Schule gehen, Herr?"
"Wir werden morgen mit dem Wagen nach Nottingham fahren, Anne."

Kapitel 5

Miss Garners Institut für Damen der Freizeit befand sich in einem kleinen roten Backsteinhaus. Es lag im Vorort von Attenborough, etwa zwei Meilen entfernt vom Zentrum der Stadt Nottingham. Das Institut war nicht sehr groß. Anne war die achte Schülerin und es gab noch Platz für zwei weitere, welche innerhalb der folgenden Woche ankommen sollten. Was dem Institut an Größe fehlte, wurde von der Qualität mehr als wettgemacht, worauf Miss Gartner großen Wert legte. Ihr Institut war eines der führenden Schulen im ganzen Königreich, und es war trotz der astronomischen Gebühren auf Jahre im Voraus ausgebucht. Lord Curzon hatte diverse Beziehungen benutzen müssen, um Anne in diese Schule zu bekommen, aber er wusste dass es wert war. Garner hat beste Ergebnisse bezüglich des Ehe- Markts vorzuweisen. Und das war genau das, was er brauchte, denn ohne diese denkbar beste Bildung konnte Anne wegen ihrer dunklen russischen Vergangenheit und ihrer zweifelhaften Herkunft trotz der £ 5 Millionen Mitgift niemals hoffen einen anständigen Ehemann zu finden.

"So, Fräulein Curzon. Willkommen im Garners Institut für Damen der Freizeit. Ich hoffe, dass deine Reise angenehm gewesen ist."
Anne beäugte die Rektorin von oben bis unten. Es war eine dünne Frau mit der üblichen komprimierten Standardtaille einer englischen Dame. Ihr Blick gab jedoch einen Hauch von Liebenswürdigkeit preis, was Anne Hoffnung gab. "Oh, ja, gnädige Frau. Die Reise war ganz angenehm", log sie. Schließlich hatten sie das Korsett und die Stiefel die ganze Zeit mehr als nur gestört.
"Eine korrekte Antwort, wenn auch keine aufrichtige, Mädchen. Ich habe Zweifel dass irgendeine Dame eine Reise genießen kann, denn ihre Kostüme werden es ihnen nicht erlauben. Aber sie sollten immer den Eindruck erwecken als wenn sie es genießen würden. Kommen wir jetzt zum Wesentlichen. Weißt du, warum du hier her geschickt worden bist, Anne?"
"Um ausgebildet zu werden, gnädige Frau."
"Für welchen Zweck sollst du ausgebildet werden?"
"Um eine Dame zu werden, gnädige Frau."
"Ich fürchte, dass ist nicht ganz richtig. Du bist hier her gesandt worden, um zu einer Dame der Freizeit ausgebildet zu werden, denn der Unterschied zwischen diesen beiden Bezeichnungen ist ziemlich signifikant. Weißt du, was der Unterschied ist, Fräulein?"
"Nein, gnädige Frau."
"Nun, ich werde es dir erklären, denn ab nun wird dein Ziel eine Dame der Freizeit zu werden deine Hauptaufgabe sein. Da dies der wesentliche Bestandteil deines Lebens ist, werde ich dich jetzt aufklären. Es begann alles vor etwa zweihundert Jahren, gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts. Während dieser Zeit waren Kostüme, ganz besonders die der Frauen, sehr extravagant als auch luxuriös. Während dieser Zeit schnürten sich die Damen der Taillen bis auf fünfzehn Zoll (ungefähr 38 Zentimeter) oder noch weniger hinunter. Sie trugen  oder trugen Korb- oder Drahtgeflechte an den Seiten, wodurch deren Kleider seitlich jeweils über einen Meter abstanden. Sie hatten Frisuren, für deren Erschaffung man sechs Stunden benötigte, und die man natürlich nicht so leicht wieder auskämmen konnte. Es war eine Ära des Überflusses, in der man sein Vermögen mittels seiner Kleidung darstellte. Jedoch begann mit diesem Überfluss auch ein sehr einschränkender Trend. Wie du dir denken kannst, ist es nicht so leicht diese Kostüme zu tragen. Wenn man derart weit ausgestellte Kleider und eine halben Meter hohe Frisuren trägt, kann eine Dame kaum gehen und ebenso wenig den Kopf bewegen. Die Damen begannen mehr wie Mannequins für ihre Kleidung, anstatt wie ganz normale Menschen zu sein. Um es richtig zu stellen, es gefiel dennoch beiden, also den Männern wie den Frauen. Den Frauen gefiel es, weil es den Unterschied zwischen ihnen und denen die arbeiten mussten aufzeigte, wie es eindeutiger nicht sein konnte. Und den Männern gefiel es weil, lass es mich so sagen, weil Männer sich immer von hilflosen Frauen angezogen fühlen. Später wurden diese Praktiken von einer damals führenden Modeexpertin, der Herzogin von Hamilton, entscheidend weiterentwickelt. Sie erschien eines Abends auf einem königlichen Ball zu Ehren des Geburtstags der Königin in einem Kleid, welches einen Umfang von drei Meter hatte und ihre Frisur war fast einen Meter hoch. Am fürchterlichsten waren jedoch ihre auf dem Rücken in einer Röhre verschnürten Arme. Wie dem auch sei. Als sie den Ballsaal betrat, gab es eine allgemeine Aufruhr. Sie wurde außerdem von zwei Zofen begleitet. Dann befahl sie "Setzt mich hin!", was die beiden Zofen auch taten. Danach befahl sie "Ich wünsche Wein!", und eine Zofe brachte ein Glas und hielt es an ihre Lippen, damit sie einen Schluck Wein trinken konnte. Sie war also vollkommen hilflos, der ultimative Beweis von Vermögen und Feinheit. Eine Dame, die nicht arbeiten muss, und die sich andere Personen leisten konnte, die für sie alles tun mussten. Nun, es war nicht überraschend dass all die Damen, welche es sich leisten konnten, dem nachahmten. Keine dieser Damen benutzte mehr deren Arme, denn sie waren äußerst reich. Und mit den Jahren entstand der Begriff ‚Dame der Freizeit'. Heutzutage gibt es eine andere Mode. Arme werden nur noch selten auf dem Rücken geschnürt, wie es einst die Herzogin tat. Aber die Grundprinzipien sind geblieben. Und sie heißen: Reichtum, Weiblichkeit und Hilflosigkeit. Das ist das Ziel einer Dame der Freizeit. Und das sind ab jetzt auch deine Ziele, Anne."
"Ich… ich soll also ab jetzt hilflos sein?"
"Ja."
"Aber was ist, wenn ich es nicht sein will? Ich meine, ich möchte nicht unhöflich sein, aber das kling alles so unheimlich."
"Anne, ich kann dich verstehen. Viele Mädchen empfinden es zuerst als besonders schwierig, ganz besonders wenn sie wie du eine Erziehung mit viel Freiheit gehabt haben. Deswegen musst du besonders hart an dir arbeiten und versuchen es zu akzeptieren. Es wird anfangs nicht leicht, dessen bin ich mir sicher, aber mit der Zeit wirst du davon überzeugt sein und es lieben. Eigentlich ist es eine Dame der Freizeit zu sein, ein sehr leichtes Leben, da man sich um nichts kümmern muss. Es gibt also keinen Grund sich davor zu fürchten. Wenn du es versuchst, Anne, bin ich der festen Überzeugung dass du deine Zeit hier in der Schule und dein Eheleben danach lieben wirst. Du musst nämlich wissen, dass wir hier das Leben der Schülerinnen im Gegensatz zu anderen Bildungseinrichtungen nicht schwer, oder gar elendig machen. Wir wünschen sogar, dass du dich hier amüsierst und dich wohlfühlst, dass du Teil einer glücklichen Familie bist. Wir haben Regeln, an die du dich halten sollst, aber sie sind nicht übermäßig streng, und innerhalb dieser Grenzen solltest du glücklich sein. Verstehst du, was ich meine, Anne?"
"Ja, gnädige Frau."
"Gut. Das war das erste, was ich dir zu sagen hatte, denn ich sage es allen neuen Schülerinnen. Du wirst mir allerdings zustimmen, wenn ich dir sage, dass dein besonderer Fall ein wenig speziell ist, und du deshalb einen etwas anderen Unterricht benötigst als die anderen Mädchen dieser Schule. Da du bezüglich deiner körperlichen Ausbildung den anderen Schülerinnen hinterher hinkst, müssen wir uns einen entsprechenden Ausbildungsplan ausdenken. Du bekommst außerdem einen Sprachunterricht. Dein Englisch ist zwar gut, aber deine Formulierungen sind es nicht. Wir müssen unbedingt daran arbeiten, damit du als Dame der Freizeit akzeptiert wirst. Das wird Miss Simpson übernehmen. Aber keine Angst, du bist nicht die einzige. Zu uns kommt noch eine Schülerin aus Übersee. Du wirst den Sprachunterricht mit Fräulein Kusturica aus dem Königreich Serbien teilen. Jetzt komme bitte mit mir mit, denn es ist Zeit, dass du für dein neues Leben als Dame der Freizeit neu eingekleidet wirst und dich deinen Mitschülerinnen anschließen kannst. Ihr trefft euch zum Abendessen und hinterher könnte ihr noch etwas lesen."

Annes neues Schlafzimmer war klein, aber gemütlich. Das Bett war mit einem geblümten Bettbezug bezogen und ein dicker Teppich lag auf dem Parkettfußboden. Das einzige Ominöse war das Trapez für Schnürungskorsetts. Anne wusste allerdings dass dies zum Standard eines jeden Schlafzimmers gehörte. Perkins wartete bereits in ihrem Zimmer auf sie und informierte sie, dass sie ebenfalls in der Schule mit ihrer Herrin bleiben würde. Diese erfreute Anne, da Perkins ein freundliches und höfliches Mädchen war, welches ihre Arbeit sehr gut machte.
Perkins zog sie ihre Lady aus und führte sie danach zum Badezimmer, welches nur zu diesem Zimmer gehörte. Dort wusch sie ihre Herrin und trug anschließend eine Hautlotion auf.
Danach war Anne bereit wieder angezogen zu werden.

Die erste Einkleidung in dieser Schule verlief fast nach dem gleichen Muster wie zu Hause. Es gab Strümpfe, Unterkleidung, zahlreiche Unterröcke und die engen Lederhandschuhe. All das wurde ihr angezogen, nachdem ihr das grässliche Korsett angelegt, zugeschnürt und sie wieder von dem Trapez abgelassen worden war.
Doch dann gab es ein paar Änderungen.
Die erste Veränderung war ein Minikorsett. Perkins hielt es hoch und legte es an Annes Hals an. Danach schnürte sie es so eng zu, dass Anne dachte sie würde ersticken. Das Halskorsett zwang sie ihren Kopf aufrecht zu halten, und verhinderte jedwede Kopfbewegung. Im Spiegel sah es zwar königlich und anmutig aus, aber es war trotzdem ein höchst unangenehmes Ärgernis.
Danach folgten zwei Kleidungszusätze, welche Anne Angst einjagten, da sie dadurch vollkommen hilflos gemacht werden würde, wie es eben von einer Dame der Freizeit erwartet wurde.
Perkins nahm nacheinander Annes Arme und faltete sie, so dass die Hände die Schultern berührten. Lederbeutel, welche zugeschnürt wurden, hielten Annes Arme in jener Position fest. Anschließend wurden, zu Annes Überraschung, zwei hölzerne Arme an den Lederbeuteln befestigt, sodass sie wie ihre echten Arme aussahen. Das sah natürlich nicht wirklich echt aus, da ihre Oberarme aufgrund ihrer dort zusammengefalteten Arme viel zu groß aussahen. Als sie aber das Kleid trug, es war ein wunderschönes grünes Seidenkleid, erkannte Anne die Raffinesse der "Hammelkeulen"- Ärmel. Ihre zusammengefalteten Arme wurden nämlich von den riesigen Seidenballons der Ärmel perfekt verdeckt, sodass nur noch die hölzernen Nachbildungen der Hände und Unterarme zu sehen waren. Und nachdem über jenen Nachbildungen ebenfalls Handschuhe drübergezogen worden waren, sahen ihre Arme wieder täuschend echt aus.

Als Anne in den Spiegel schaute wurde ihr klar, warum ihre Mutter sie nicht einmal mit den Händen berührt oder gar in die Arme genommen hatte. Hatte sie nicht auch ein Kleid mit riesigen "Hammelkeulen"- Ärmeln getragen? Hatte Lord Robert sie nicht auch als eine Dame der Freizeit tituliert? Sie war also offensichtlich ebenfalls auf diese Art und Weise unfähig gemacht worden! Kaum hatte sie da erkannt, fühlte sie ein warmes Gefühl der Zuneigung zu ihrer Mutter. Der Mangel an Kontakt zwischen ihnen war also kein Mangel an Liebe.

Anne wurde auf einen Stuhl gesetzt und bekam neue Stiefel mit Absätzen angezogen, welche sie noch nie zuvor gesehen hatte. Die Absätze waren so hoch, dass ihre Füße senkrecht nach unten gezwungen wurden, wie sie es zuvor nur bei Balletttänzern im Bolschoi- Theater gesehen hatte.
"Diese Stiefel werden ‚en-pointe' genannt, Fräulein" erklärte Perkins. "Alle feinen Damen tragen sie. Anfangs ist es schwer damit zu gehen. Ihre Schwestern waren sogar sehr wackelig damit, als sie die ersten Schritte damit machten. Aber keine Angst, ich bin ihnen dabei behilflich, damit nichts geschehen kann."
Nachdem Perkins die Stiefel zugeschnürt hatte, sagte sie: "Und jetzt, um sie bei ihren Schritten zu unterstützen, werde ich ihre Fußgelenke mit dieser Kette verbinden, damit sie nur kleine Schritte machen können. Auch das ist normal für eine edle Dame wie ihnen."
Anne erinnerte sich an die Plastik- Gänseblümchenkette und begriff dass man von Damen erwartete dass sie nur kleine Schritte machen.

Nachdem Anne komplett eingekleidet war, half ihr Perkins aufzustehen, da sie es nicht mehr ohne fremde Hilfe zu konnte.
Als sie stand, das Kleid füllte fast das halbe Zimmer aus, war sie kaum in der Lage sich auszubalancieren oder gar alleine zu gehen. Das lag unter anderem daran, dass sie wegen ihrer in den Lederbeuteln gefangenen und dadurch nutzlos gewordenen Arme diese nicht mehr zum Ausbalancieren verwenden konnte. Ihr wurde schlagartig klar, wie sehr sich ihr Leben von einem Moment auf den anderen verändert hatte. Sie war ab nun vollkommen von Perkins abhängig, und zwar für alles. Sie konnte ohne ihr weder gehen, etwas essen, sich an- oder ausziehen, oder waschen. Dass Gefühl war befremdlich, besonders da sie nach ihrer Kindheit mehr oder weniger unabhängig gewesen war. Andererseits wurde ihr aber auch klar, dass sie sich nun daran gewöhnen musste.

Das Abendessen an diesem Abend war eine unvergessliche aber auch sehr surreale Erfahrung. Der Weg zum Esszimmer war erst einmal für Anna sehr anstrengend gewesen, da sie mit den Ballettstiefeln sehr wackelig daher trippelte. Sie wäre sogar bei fast jedem Schritt hingefallen, wäre nicht Perkins neben ihr gewesen um sie festzuhalten.
Im Esszimmer angekommen, wurde Anne von ihrem Mädchen an den Tisch gesetzt. Danach begrüßte Anna die anderen Gäste, welche ebenfalls Schülerinnen in Miss Garners Institut für Damen der Freizeit waren. Sämtliche Schülerinnen hatten wie Anne verschnürte Arme, trugen ähnliche Kleider, und hatten winzige Taillen. Es war jedoch so, dass Anne die größte Taille hatte, denn einige Schülerinnen hatten derart winzige Taillen, welche eigentlich den Gesetzen der Anatomie widersprachen. Das Mädchen zur linken Seite, eine betäubend schön aussehende Blondine, stellte sich als Clare Hawkins, Tochter eines Manchester Textilunternehmers vor. Das Mädchen zur rechten Seite war Annas zukünftige Mitschülerin im Sprachunterricht, und hieß Fräulein Kusturica. Sie war eine feurig- aussehende Serbin von großer Eleganz mit einer winzigen Taille. Die beiden Sitznachbarinnen begrüßten Anna recht herzlich und hießen sie in der Schule Willkommen.
Die Tischgespräche verstummten als das Essen, winzige Roastbeef- Portionen, serviert wurde. Anne sah zu wie Perkins das Fleisch in winzige Stücke schnitt, und es anschließend mit einem silbernen Löffel in ihren Mund hinein schob. Sie schämte sich, da sie sich wie ein Baby vorkam.
Obwohl die Portionen klein waren, waren alle Mädchen sehr bald satt, was aufgrund der sehr eng geschnürten Korsetts kein Wunder war. Dann wurden den Mädchen Rotweingläser an deren Lippen gehalten, damit sie einen kleinen Schluck nehmen konnten. Anschließend wurden, sehr zu Annes Missfallen, die Münder der Mädchen mit Fleurs de Bouches verschlossen.
Perkins half Anne aufzustehen und führte sie zu einem Wohnzimmer, wo sie auf einem Stuhl, mit senkrechter Lehne, hingesetzt wurde. Danach wurde ein für Anne unbekanntes Gestell geholt und vor Anne hingestellt. Anne fragte sich wozu das dienen sollte. Doch dann sah sie wie Perkins ein Buch aus dem Bücherregal herausnahm und auf das Gestell stellte.
"Blinzeln sie bitte zweimal, wenn sie wünschen dass ich weiterblättern soll, Fräulein", sagte sie.
Da Anne keine Wahl hatte, tat sie es und las eine Geschichte über westliche Kunst.
Als plötzlich eine Glocke ertönte, wurden die Bücher und Gestelle weggeräumt und die Damen der Freizeit wurden zu Bett gebracht.

Kapitel 6

Das Leben in Miss Garners Institut für Damen der Freizeit war für Anne ziemlich anstrengend.
Können Sie, liebe Leserin und lieber Leser, sich vorstellen ein Leben zu führen, in dem sie ständig von jemand anderem anhängig sind? Ich kann es sicherlich nicht, und Anne konnte es sich vor dem Eintritt in jener Bildungsinstitution ebenfalls nicht. Nicht einmal die Korsetts, hohen abätze und Kleider, welche sie in London und Kedleston getragen hatte, konnten sie darauf vorbereiten. Aber nun wusste sie warum so viele junge Damen, welche eine entsprechende Vorbildung erhalten hatten, trotzdem Schwierigkeiten bekamen. Sie begriff außerdem warum ihr Stiefvater sich für Miss Garners Schule entschieden hatte, denn zu Hause wäre jene Ausbildung schlichtweg unmöglich gewesen.

Ihre Tage begannen damit, dass sie in ihrem Bett aufwachte. Das alleine war natürlich nicht ungewöhnlich, ebenso wenig ihre Nachtkleidung. Es lag mehr an dem langen Schlafkorsett, welches ihr den Schlaf raubte, sodass sie lange Zeit vor Perkins Erscheinen wach wurde. Und wenn Anne aufwachte, hatte sie keine andere Wahl als liegen zu bleiben, denn sie war nicht in der Lage sich zu bewegen. Das lag im Wesentlichen daran, dass Armes Arme in steifen Lederhülsen steckten, welche an den Seiten des Korsett befestigt waren. Es hieß, dass jene Röhren sie an "nächtlichen Berührungen", was immer das heißen sollte, hindern sollten. Die Arme waren also nachts genauso unbrauchbar gemacht worden wie es tagsüber üblich war. Anne trug außerdem auch nachts Stiefel. Jene Stiefel zwangen ihre Füße weiterhin in eine gerade überstreckte Haltung, hatten aber keine Absätze, sodass sie damit nicht gehen konnte. Es gab auch noch eine Porzellan- Gesichtsmaske, welche innen ausgepolstert war, sodass Anne wie eine Porzellanpuppe aussah. Zuvor war ihr eine weiblich- süßlich riechende Lotion aufgetragen worden, welche ihren Teint weich und seidig machen sollte. Da diese Porzellanmaske nur zwei winzige Öffnungen für die Augen hatte, konnte Anne, wenn sie wach war, nur zur weißen Zimmerdecke hinaufschauen.

Was nach dem Aufstehen folgte, war jedoch noch schlimmer und Anne fühlte sich anfangs dabei ziemlich unwohl. Nach einer langen Nacht in Bett musste sie dringend auf die Toilette. Perkins brachte sie dorthin und blieb neben ihr stehen, während sie ihr Geschäft machte. Hinterher wischte Perkins ihr den Hintern sauber. Anne empfand jene Demütigung als unerträglich und hätte bestimmt protestiert, wenn ihr nicht zuvor von Perkins die Fleur de Bouche in den Mund gesteckt worden wäre. Anne hatte sich noch nie in ihrem Leben so dumm und mitleiderregend gefühlt, denn sie war absolut hilflos. Und jene Demütigung fand dreimal täglich statt.
Nach der Toilette folgte das Baden. Anne war fast nackt, denn sie trug nur noch den Keuschheitsgürtel und die Armhülsen. Anschließend wurde sie angezogen und zum Frühstücksraum gebracht. Nach dem Frühstück folgte der tägliche Unterricht.
Sonntags gab es keinen Unterricht, denn man ging zur Kirche. Die Mädchen trugen dann natürlich ihre Fleur de Bouches und enorm große Hüte mit Gesichtsschleier, welche so dick waren dass sie nichts von ihrer Umgebung sahen und obendrein auch schlecht hörten.
Da die Pfarrkirche nur ein paar hundert Meter entfernt war, wurden die Mädchen dort hingeführt. Es war eine entnervende Erfahrung, da sie praktisch blind waren, ihre Arme unbrauchbar und derart hilflos gezwungen waren das Gleichgewicht zu halten. Letzteres war sehr schwer, da sie wegen der Ballettstiefel nur auf den Zehenspitzen vorwärts trippelten.

Annes Unterrichtsstunden drehten sich während der ersten zwei Monate nur um zwei Themen: Aussprache und Benehmen. Die Lehrerin war Fräulein Simpson, eine Jungfer von etwa dreißig Jahren mit blondem Haar und schmalen Augen. Annes Mitschülerin war die Serbin Fräulein Oksana Kusturica.
Oksana Kusturica war ein merkwürdiges Mädchen, so sah es jedenfalls Anne. Ihre Mitschülerin kam aus einem kleinen Dorf im Königreich Serbien. Ihre Eltern waren Bauern. Als sie sechzehn Jahre alt war, wurde sie zu ihrer Tante geschickt, welche in der Hauptstadt Beograd lebte. Dort traf sie einen englischen Lord, Hugh Belmont, der Graf von Worcester. Er hatte gerade sein Studium in Cambridge beendet und reiste mit seinem Freund durch den Balkan. Oksana und der Graf verliebten sich ineinander. Es war jedoch wohl mehr so, dass er sich in sie verliebte, und sie von dem Gedanken angetan war einen äußerst reichen Herrn zu heiraten und in der Lage zu sein, ein Leben luxuriöses Leben mit ihrem verliebten Ehemann zu führen. Nach nur einer Woche stellte er ihr einen Heiratsantrag, der sofort angenommen wurde. Da er jedoch englischer Staatbürger war, gab es Probleme. Zuerst war da seine Familie, welche nur widerwillig zustimmte, obwohl sein Vater seinerzeit ein wahrer Lebemann gewesen war, der eines seiner Dienstmädchen geheiratet hatte. Da Oksana jedoch aus einem niederen Stand kam, musste sie erst einmal von Miss Garner unterrichtet werden, bevor eine Hochzeit erlaubt wurde.
Im Gegensatz zu Anne war sie jedoch freiwillig in der Schule.
"Ich nehme an, du wusstest nicht worauf du dich einlässt, bevor du hierher kamst?", fragte Anne eines Morgens vor dem Unterricht.
"Oh, nein. Überhaupt nicht. Erst als ich Hughie traf und er mir einen Heiratsantrag machte, erklärte er mir alles über das Leben einer englischen Damen und was von mir erwartet werden würde."
"Und du hast trotzdem zugestimmt?"
"Natürlich! Unter uns gesagt, ich wusste über alles Bescheid. In der Schule hatten wir alles über das englische Klassensystem, und wie Frauen im Vereinigten Königreich leben, gelernt. Ich weiß noch genau wie ich damals gedacht habe, "Oh, so würde ich auch gerne leben". Ich meine, in Serbien musste ich auf dem Land arbeiten und die Kleidung war schlicht und langweilig, so wie in der Sowjetunion. Man kann heutzutage im Osten keine wirkliche Dame mehr sein. Aber hier… hier ist es wie im Himmel! Hughie liebt mich so sehr. Ich kann ihn dazu bringen mir die schönsten Kleider zu kaufen. Und dann ist da noch das Gerücht dass die Reifröcke wieder modern werden sollen. Dann möchte ich die größten Reifröcke mit den weitesten Kleidern tragen. Ich liebe es geradezu zugeschnürt zu werden, und zwar so eng wie möglich. Mein Ziel ist dreizehn Inch (ca. 32 Zentimeter), und Hughie sagt, dass er mir eine Fleur de Bouche aus purem Gold kauft, wenn ich es schaffe! Ich liebe es, so eingeengt zu werden. Es erregt mich… ich meine unten. Das einzige Problem an dieser Schule ist diese ganze Jungfräulichkeitsscheiße. Ich sehne mich so sehr nach Sex, dass ich fast verrückt werde. Ich bin nämlich keine Jungfrau mehr. Hughie und ich taten es in Beograd Tag und Nacht. Mein Sehnen nach ihm wird aber nicht mehr lange dauern, denn die Hochzeit ist für den nächsten Juni festgesetzt. Das heißt aber auch, dass ich nicht mehr zum Ostern- Ball gehen darf. Das ist ärgerlich, weil ich so gerne in meinem schönen Pfirsichfarbigen Ballkleid über die Tanzfläche gleite. Aber wenn wir verheiratet sind, werde ich mit Hughie auf jeden Ball erscheinen. Das hoffe ich jedenfalls…"
Anne hatte gehört, dass der Ostern- Ball schon mehrmals erwähnt wurde und fragte sich warum er so wichtig war und warum Oksana nicht daran teilnehmen durfte. So fragte sie ihre Mitschülerin danach.
"Du weißt es nicht? Der Ball zu Ostern ist der Ball, an dem man seinen Verlobten findet! Die berechtigten Junggesellen schicken zwei Monate vorher eine detaillierte Anmeldung zu und ein Monat vor dem Ball werden die Besten ausgewählt. Es melden sich immer mehr Junggesellen an als letztendlich zugelassen werden. Wenn das geschehen ist, werden die Angebote verschickt. Die Junggesellen schauen sich dann die Angebote an. Es sind Farbbroschüren mit genauen Informationen über die ‚zu habenden' Damen. Die Männer können sich dann entscheiden an wem sie ein Interesse haben und schreiben ihre Bewerbungen bezüglich der Damen, mit den sie tanzen wollen. Ein Gremium entscheidet ob sie ihre Auserwählte bekommen oder nicht, weil oftmals zu viele Interessen an einer Dame vorliegen. Wir Damen wissen allerdings nicht was vereinbart wurde, denn es müssen alle Damen Tanzpartner haben und die Herren dürfen keinen Tanz auslassen, auch nicht mit den Damen, welche nicht deren erste Wahl war. Und dann kommt der Ball. Alle Damen tragen ihre denkbar besten Abendkleider. Wie gerne wäre ich dabei gewesen! Wir dürfen an jenem Abend unsere Arme verwenden, weil dies das Tanzen leichter macht und eine größere Vertrautheit ermöglicht. Wir tanzen und unterhalten uns den ganzen Abend mit den Männern. Ach, das ist ja so romantisch!"
"Also, für mich klingt das eher wie ein Fleischmarkt!"
"Oh Anne, du bist ja kein bisschen romantisch. Weißt du was? Mein Hughie war für den diesjährigen Oster- Ball eingeladen. Und wenn er mich nicht bereits vorher getroffen hätte, er wäre zu dem Ball gegangen und hätte ein anderes Mädchen aus dieser Schule genommen. Stell dir nur vor. Er hätte sich Sarah Hawkins oder Arabella de Villiers ausgesucht. Wäre das nicht schlimm gewesen?"
"Aber das alles erklärt nicht, wie Ehemänner ausgewählt werden."
"Also, nach dem Ball senden die Herren ihre Eheanträge an die Mädchen, welche sie auserwählt haben. Es sind in der Regel bis zu drei Anträge. Und dann beginnen die Verhandlungen. Die Damen haben dabei kein Mitspracherecht. Es sind vielmehr deren Väter, welche über den zukünftigen Kandidaten entscheiden. Wenn eine Entscheidung getroffen wurde, beginnt das eigentliche Werben. Das bedeutet, dass der Herr einmal pro Monat die Schule besucht und um die Dame seines Herzens wirbt. Natürlich werden jene Besuche streng beaufsichtigt. Dass Mädchen trägt, wie von ihr erwartet, die ganze Zeit eine Fleur de Bouche. Die beiden sitzen sich gegenüber oder gehen im Garten spazieren. Dabei werden sie natürlich beaufsichtigt. Die intimste Vertrautheit, die dabei erlaubt ist, ist ein Küsschen auf der Wange oder so ähnlich. Es dauert sowieso mehrere Monate bis eine Verpflichtung arrangiert wird. Bei den meisten aristokratischen Mädchen findet das in ihrem Haus statt, aber Miss Garner mag es wenn es hier in der Schule gemacht wird, weil das ihren Ruf verbessert. Wenn es dann so weit ist, übereicht der Herr die Pflichtgeschenke und seine Wünsche. Und dann wird der Hochzeitstermin festgelegt. So findet man also in England seinen Ehemann, Anne Curzon. Bei mir ist das zwar etwas anders gelaufen, aber ich hätte gerne an diesem Ball teilgenommen."

*****

Die Unterrichtsstunden, die Anne mit der leidenschaftlichen Serbin teilte, waren also Aussprache und Benehmen. Allein der Sprach- Unterricht dauerte viele Stunden. Sie lernten zum Beispiel wie man Worte richtig aussprach. Es war zwar langweilig, aber notwendig, damit deren typische osteuropäisch- harte Aussprache sanft und elegant wurde.
Der Benimm- Unterricht war ebenfalls ermüdend und notwendig. Anne lernte, dass nur extravagante Kostüme und auf den Ballettstiefeln daher zu trippeln nicht ausreichte um eine Dame der Freizeit zu werden. Sie muss zusätzlich lernen elegant zu wirken, mit einem Gesichtsausdruck, der zum Beispiel verdeckte wie schwierig es war mit der sie quälenden Kleidung einen Spaziergang im Park zu machen.
Mit den Monaten wurde es immer besser. Aus ihrem Taumeln wurde ein Gleiten und aus ihren Grimassen ein Lächeln. Und als sie das beherrschte, wurde ihr beigebracht wie sie mit  ihren Augen Emotionen ausdrücken konnte, damit sie trotz einer Fleur de Bouche eine Art der Kommunikation ausüben konnte. In gewisser Hinsicht war das eine anstrengende Tätigkeit, als sie lernte wie sie mit Dienern und anderen Mitgliedern der niedrigeren Klassen zu sprechen hatte, was natürlich ganz anders war, wenn sie mit ihresgleichen sprach oder einem Ehemann schmeichelte.

Irgendwann begann Anne während diesem Unterricht zu begreifen dass das englische aristokratische Leben doch nicht so war wie sie es bis dahin erwartet hatte. Für einen Außenstehenden schien das Leben einer Dame der Freizeit und das ihres Mannes prüde, ja sogar sexuell langweilig, zu sein. Aber dann lernte sie wie man sexuelle versteckte Andeutung verwenden kann, um jemand zu schmeicheln. Oksana hatte zum Beispiel von einem Quickie gesprochen. (In Englisch: Take to something like a duck to water.) Anne war verwirrt und fragte Fräulein Simpson was das zu bedeuten hätte. Diese lächelte aber nur und sagte dass sie zur Rektorin gehen sollte, um dort dieselbe Frage zu stellen.
Sie tat es und wurde von ihrer Zofe zu Miss Garners Büro gebracht. Dort wurde sie hingesetzt und fragte warum man ihr solche Dinge beibrachte.
Miss Garner stand auf, lächelte und sagte: "Anne, heute werde ich dich in die großen Geheimnisse des englischen Lebens einweihen. Es gibt einige Schulen, die ihre Schülerinnen derartige Fragen niemals beantworten und sogar bestrafen, wenn sie es, wie du es heute gegenüber Fräulein Simpson getan hast, wagen. Ich habe aber ein anderes Ethos, und jedes Mal wenn ein Mädchen von sich aus derartige Fragen hat, sollen meine Lehrerinnen die betreffende Schülerin zu mir schicken. Also, weißt du was das ist?"
Die Rektorin, deren Arme nicht fixiert waren, hielt in ihrer Hand einen kleinen Holzkasten.
"Nein, gnädige Frau, das weiß ich nicht."
"Das, Anna, ist das Verpflichtungsgeschenk des Grafen von Jerseys für Clara Russell, einem Mädchen in der Klasse über dir. Öffne es und schaue es dir an."
"Perkins!", sagte Anne mit scharfer Stimme.
Die Rektorin lächelte, denn ihr gefiel sowohl der Befehl als auch der Ton.
Das Mädchen öffnete den Kasten und nahm ein längliches Teil aus Elfenbein heraus. Es war etwa zehn Zentimeter lang und… Anne keuchte… Es hatte die Form eines männlichen Penis!
"Ich sehe, dass es dich entsetzt, und, nun gut, es sollte auch so sein. Was dich aber noch mehr schockieren wird ist, wenn ich dir sage dass diese Elfenbein- Nachbildung vom Glied des Verlobten das Standardverpflichtungsgeschenk für seine Verlobten ist. Das ist vom Graf von Jersey. Ich würde sagen, ein durchschnittliches Teil. Wie dem auch sei, was vielleicht das wirklich Entsetzliche daran sein mag, ist der Grund, warum so ein Geschenk überreicht wird. Kannst du dir denken, wofür es ist?"
"Also, gnädige Frau, ich würde sagen, dass eine Dame damit etwas… Praxis bekommt, und sie sich an das… Glied… ihres Zukünftigen vor der Hochzeit… Aber wie kann sie eine Jungfrau bleiben, zumal sie einen Keuschheitsriemen trägt? Da das also nicht möglich ist, weiß ich es nicht."
"Anne, du hast einen scharfen Verstand. Du hast bezüglich der Jungfräulichkeitsregeln und der Wichtigkeit der Praxis Recht. Eine Frau hat allerdings nicht nur eine Öffnung, sondern drei. Und der Ehemann hat das Recht alle drei zu benutzen. Was die Hochzeitsnacht so speziell macht, ist das zum ersten Mal die Fortpflanzungsöffnung benutzt wird. Aber der Ehemann wünscht auch die anderen Öffnungen zu benutzen. Und deswegen ist das Training des Afters so wichtig, da es sonst für sein Glied zu eng wäre. Und deshalb führt die zukünftige Braut, nachdem sie das Geschenk bekommen hat, die Nachbildung in ihre Rückseite ein und trainiert ihren After für ihren Mann. Das ist der Hauptzweck, aber der Nebeneffekt ist der, dass es eine Art der Freude erzeugt. Es ist eine Andeutung der Intimität und des Vergnügens, welche nach der Ehe eintreten. Die Nachbildung dient also der Vorfreude auf den Ehemann."
"Aber das ist ja so… so derb!"

"Vielleicht. Aber das ist in England so üblich und ich erkläre es dir, damit du weißt, was dich in deinem Leben erwartet. Äußerlich sind wir Damen unschuldig, rein und keusch, aber tief in unserem Inneren haben auch wir Begierden und Bedürfnisse. Unser Unterricht soll dir helfen beide Welten zu bewältigen. Lasse dich darauf ein, Anne, sowohl körperlich als auch geistig, nur dann wird es dir gut gehen, denn es gibt noch viel zu genießen, während deiner Zeit in meiner Schule."

Kapitel 7

Eine Woche nach dem "Aufklärungsgespräch" mit der Rektorin, es war Sonntag, war Anne überrascht als sie nach dem Mittagessen nicht zur Lesestunde im Wohnzimmer geführt wurde. Perkins drückte ihr stattdessen eine Fleur de Bouche in den Mund, setzte ihr einen Spazierhut auf, und führte sie nach draußen, wo ein Wagen bereit stand. Anne versuchte, so wie sie es gelernt hatte, mit Hilfe ihrer Augen nach dem Grund zu fragen. Perkins sah es und klärte Anne, sobald die beiden in dem Wagen waren, auf.
"In Miss Garners Institut ist es üblich, dass die Schülerinnen ältere Bewohner der Gemeinde, natürlich nur angesehene Bürger, besuchen, um ihnen am Tag des Herrn einen Besuch abzustatten. Ein weiterer Grund ist, dass die Schülerinnen lernen gesellschaftliche Kontakte zu pflegen. Heute besuchen wir Kapitän Hope, der dir als dein älterer Begleiter zugeteilt wurde. Er ist ein ehemaliger Navy- Offizier von vierundsechzig Jahren, der aufgrund einer Beinverletzung in den Ruhestand gehen musste. Und als ob das alleine nicht schlimm genug gewesen wäre, verstarb seine Frau vor etwa sechs Jahren, sodass er nun alleine ist. Dein Besuch soll ihm also eine Freude bereiten."

Nach der Ankunft am Stadthaus von Kapitän Hope öffnete ein Hausmädchen die Tür und führte die Gäste ins Wohnzimmer hinein, wo der Kapitän, ein freundlicher dreinschauender Mensch mit einem grauen Vollbart und funkelnden Augen am Kaminfeuer saß. Das Feuer loderte, obwohl es draußen ein warmer Tag war.
"Herein! Herein! Du bist also das neue Mädchen von Miss Garner! Wie wunderbar, dich in meinem Haus zu haben. Und wie ist dein Name, Fräulein?"
"Ihr Name ist Fräulein Anne Curzon", antwortete Perkins.
"Wunderbar, wunderbar! Ich genieße es, wenn die Mädchen bei mir vorbeischauen. Ich bin nämlich ziemlich einsam, seit die junge Clarissa geheiratet hat. Aber es war eine wunderbare Hochzeit gewesen. Ja, das war es. Sie sah in ihrem Hochzeitskleid wunderschön aus. Also, Fräulein Curzon, möchtest du einen Tee?"
"Sie nimmt ihr Angebot gerne an, Kapitän."
"Ausgezeichnet! Martha, Tee für drei, bitte. Nun denn, erzähle mir etwas von dir, Fräulein Curzon."
"Meine Herrin ist das Mündel von Lord Curzon von Kedleston. Ihre Herkunft ist jedoch ziemlich interessant, da sie viele Jahre in Russland lebte, bevor sie hier her kam. Ihr Vater war Diplomat in Moskwa."
"Russland, oder sollte ich Sowjetunion sagen? Wirklich, ein gutes Land, sehr modern. Ich war mehrmals dort gewesen, allerdings nur in Leningrad und nicht in Moskwa. Trotzdem, eine schöne Stadt. Die dortige Hermitage ist ein bemerkenswertes Museum… Ach, da ist ja der Tee!"

Anne mochte Kapitän Hope vom ersten Augenblick an. Er war ein freundlicher Mann mit einem freundlichen Lächeln, und sie war erfreut jemand zu treffen, der in ihrem Land gewesen war. Wenn sie doch nur mit ihm sprechen könnte! Leider, oder natürlich, wurde dies von ihrer Fleur de Bouche verhindert. Abgesehen davon wäre es unhöflich gewesen, selbst als der Knebel entfernt war, damit sie ihren Tee trinken durfte. Anne fand sich damit ab, Perkins für sie sprechen zu lassen.
So saßen sie beisammen und tranken Tee, während Perkins anstelle von Anna mit dem Kapitän plauderte. Hope fragte unter anderem wie Anna Miss Garners Unterricht empfand.
Etwas später, der Kapitän hatte seine Teetasse halb ausgetrunken, entschuldigte er sich bei Anna und verließ das Zimmer.
Kaum war er draußen, kam Perkins ganz nah an Anna heran und flüsterte in deren Ohr: "Ich werde sie jetzt eine Weile alleine lassen, Fräulein. Was auch immer tut er, seien sie nicht besorgt. Es ist alles so, wie es sein sollte." Anschließend schob sie die Fleur de Bouche wieder in Annes Mund hinein.
Jene Worte verwirrten Anne ein wenig und sie fragte sich, was sie bedeuten könnten.

Als Kapitän Hope zurückkehrte, lächelten sie wie zuvor, während Perkins aufstand und sagte: "Kapitän, ich bitte vielmals um Entschuldigung, aber ich muss eine Besorgung machen. Fräulein Curzon bekommt ein neues Korsett, welches ich vom Postamt abholen muss. Macht es ihnen etwas aus, wenn ich jetzt gehe?"
"Überhaupt nicht, wirklich nicht. Wir können derweil hier beisammen sitzen und über Leningrad und Moskwa plaudern. Nicht wahr, Fräulein Curzon?"
Nun war Anne wirklich verwirrt! Sie wusste nichts von einem neuen Korsett. Das war jedoch nicht neu, da sie selten über derartige Dinge informiert wurde. Was sie aber genau wusste, war die Tatsache, dass das Postamt sonntags geschlossen war! Warum also ging Perkins?
Was auch immer der wahre Grund war, Perkins verließ den Raum und ließ Anne und den Kapitän alleine in dem Raum zurück. Hope schaute der Zofe lächelnd hinterher und trank seinen Tee. Doch sobald sie das Zimmer verlassen hatte, wurde seine Miene etwas ernster. Er stand wieder auf und näherte sich Anne.
"Nun denn, Fräulein Curzon. Ich bin mir sicher, dass die Entschuldigung deiner Zofe dich nicht hereingelegt hat, besonders da in diesem Land die Postämter an einem Sonntag geschlossen sind. Soweit ich mich erinnere ist das in der UdSSR nicht so. Aber keine Angst, das war nur eine Ausrede. Ich muss dir nämlich erklären, dass du nicht hier her gebracht wurdest, um einen alten Mann zu unterhalten, obwohl ich sagen muss dass ich deine Gegenwart als reizend empfinde. Es ist vielmehr so, dass ich dir bei deiner Ausbildung behilflich bin. Ich werde gleich etwas tun, was dich erschrecken könnte. Aber du musst dir keine Sorgen machen. Versprichst du mir nicht entsetzt zu sein, Fräulein Curzon?"
Da Annes Mund mit der Fleur de Bouche gefüllt war, konnte sie lediglich nicken, was ich allerdings wegen des Halskorsetts nur andeutungsweise gelang.
"Schön. Dann wollen wir beginnen. Hast du schon einmal so etwas gesehen?"
Zu Annes Entsetzen öffnete der Kapitän seine Hose und zog seinen Penis heraus, um ihn danach vor ihrem Gesicht zu halten.
Anne keuchte. Doch dann erinnerte sie sich an ihr Versprechen und nickte.
"Gut. Dann haben wir den ersten Schritt geschafft. Es ist nämlich so, dass viele Mädchen das nicht kennen und beim ersten Anblick in Ohnmacht fallen. So viel wie ich weiß ist es jedoch in der UdSSR anders, sodass ich annehme du hast so etwas schon… gesehen. Richtig?"
Anne nickte langsam.
"Ich verstehe. Würde es dir jetzt etwas ausmachen, wenn ich deine Fleur de Bouche entfernte?"
Anne schüttelte ihren Kopf, und der Kapitän entfernte es mit einem Lächeln.
"Ausgezeichnet. Wir kommen gut voran. Du musst nämlich wissen, dass wir sehr oft nicht bis zu dieser Stufe kommen und erst bei dem zweiten Besuch schaffen. Clarissa hat dafür sogar einen ganzen Monat gebraucht. Wie dem auch sei, ich bin mir ziemlich sicher, dass du mir jetzt ganz bestimmt Fragen stellen möchtest."
"Kapitän, Herr… Haben sie das schon einmal getan… vor jungen Damen?"
"Nachdem meine Frau vor sechs Jahren starb, habe ich das jeden Sonntag mit den jungen Damen aus Miss Garners Institut getan. Wir dürfen darüber natürlich mit keiner Person reden, nicht einmal mit deiner Zofe oder gar deinem zukünftigen Mann. Nur Miss Garner weiß es und steht voll und ganz dahinter. Sie macht es nämlich aus einem ganz besonderen Grund. Sie möchte, dass ihre Schülerinnen, äh, bestimmte Fertigkeiten erlernen. Und ich… tja, nachdem meine liebe Frau starb, fiel ich in einem Zustand der Depression. Ich ging also deswegen zu einem Psychiater, und er sagte mir, dass der Grund in der Ansammlung von sexueller Flüssigkeit in meinem Körper läge und dass ich eine regelmäßige Erleichterung zwecks Erhalts meiner Gesundheit benötigen würde. Und so entstand eine Situation, die uns allen zugutekommt. Ich unterrichte euch, ihr helft mir meine Gesundheit zu erhalten, und es dient dem guten Ruf von Miss Garners Institut."
"Sie sagen also, dass sie… Sex mit jungen Damen haben?"
"Nicht genau, Nein. Das ist aufgrund deines Keuschheitsgürtels unmöglich, und außerdem höchst unmoralisch. Nein. Ich bringe den jungen Damen bei, wie sie ihren zukünftigen Mann mit deren Mund oder Händen erfreuen können. Da deine Hände heute jedoch unbrauchbar gemacht sind, muss Letzteres warten. Wärest du jetzt bereit, mein Glied in deinem Mund aufzunehmen, Fräulein Curzon?"
"Ich weiß nicht, Kapitän. So etwas habe ich noch nie gemacht."
"Das ist gut, denn du bestimmst wann du es tun möchtest. Das geht nämlich nur, wenn du dich dabei wohlfühlst. Ich kann hier sitzen und warten. Und während wir warten, werden wir reden. Erzähle mir von deinem Leben in Moskwa…"
So begann Anne dem Kapitän von ihrem ehemaligen Leben in der UdSSR zu erzählen, und er schien wirklich daran interessiert zu sein. Es war jedoch eine merkwürdige Situation, da die ganze Zeit sein Penis aus der Hose heraushing und immer größer wurde. Schließlich beendete Anna ihren Bericht aus ihrer Heimat und sagte: "Ich würde es gerne versuchen, Kapitän."
Und so kam es, dass er aufstand, zu Anne herüberkam und seinen Penis in ihren Mund hinein schob.
Der Penis war hart und hatte einen geringfügigen salzigen Geschmack. Es roch aber ganz gut. Somit war offensichtlich, dass der Kapitän ein höchst hygienischer Mann war.
"Versuche mal daran zu saugen", sagte er.
Sie tat es, und der Penis wurde noch steifer.
"Und jetzt versuche deine Zunge zu benutzen, Fräulein Curzon", sagte der Kapitän.
Anne tat es und kam dabei in eine Art von Rhythmus, als es an der Tür klopfte.
"Dein Mädchen ist zurückgekehrt", sagte er und zog seinen Penis aus ihrem Mund heraus, um diesen wieder mit der Fleur de Bouche zu verschließen. Dann verstaute er seinen Penis wieder in seiner Hose und verschloss diese.
"Fräulein Curzon, du hast wirklich einen ausgezeichneten Anfang gemacht. Du warst wirklich sehr gut und kannst stolz auf dich sein. Wie bereits erwähnt, hat Clarissa einen Monat gebraucht um dieses Ergebnis zu erreichen. Das hast du wirklich gut gemacht!"
Es klopfte noch einmal an der Tür und der Kapitän rief: "Herein!"
Perkins trat ein und sagte: "Oh, Kapitän Hope. Ich bitte vielmals um Entschuldigung, aber ich habe total vergessen dass das Postamt am Sonntag geschlossen ist. Ich hoffe sie haben sich nicht gelangweilt, so alleine mit meiner Herrin."
"Überhaupt nicht, überhaupt nicht. Fräulein Curzon ist wahrlich eine zufrieden stellende Begleiterin. Ich fürchte jedoch dass sie jetzt gehen möchte."
"Ja, so ist es, Kapitän. Wir werden jetzt gehen, aber nächste Woche werden wir sie wieder besuchen."
"Ich werde die Tage zählen. Ich wünsche dir noch einen guten Tag, Fräulein Curzon."
Perkins half Anne aufzustehen. Danach macht Anne einen Knicks und verließ das Haus. Anne war dennoch etwas schockiert, denn es gab anscheinend einen großen Unterschied zwischen dem öffentlichen und dem privaten Leben der englischen Aristokratie.

Kapitel 8

Die Sonntag- Nachmittag- Besuche bei Kapitän Hope wurden ein regelmäßiger Teil von Annes wöchentlicher Routine. In der zweiten Woche wurden sie von Perkins informiert, dass ihre Schwester, die in der Stadt lebte, krank sei. Perkins fragte, ob es ihnen etwas ausmachen würde, wenn sie ihrer Schwester einen Krankenbesuch abstatten dürfte.
Kapitän Hope hatte natürlich nichts einzuwenden. So kam es, dass Anne mehr Zeit bei dem alten Seemann verbrachte als zuvor und sie es erreichte, dass er in ihrem Mund abspritzen konnte. Sie hatte es jedoch zu schnell gemacht und schaffte es nicht seinen Erguss herunter zu schlucken. Kapitän Hope erklärte ihr hinterher dass sie das irgendwann auch noch bewältigen würde.
Nach jenem Akt setzte er Anne auf seinen Schoß und sie konnte sich mit ihm, ohne das Hindernis der Fleur de Bouche, unterhalten. Dabei gab er ihr sehr viel von seiner gewaltigen Lebenserfahrung preis.
Anne begann sehr bald sich auf jene sonntäglichen Treffen zu freuen. Hope war ein fröhlicher alter Mann. Er war für sie wie ein Großvater, den sie nie gehabt hatte, und er war obendrein ein ausgezeichneter und geduldiger Lehrer. Er streichelte ihr Haar liebevoll, während er ihr erklärte wie sie ihre Technik verbessern könnte.
Nachdem Anne die Grundlagen der mündlichen Stimulierung beherrschte, wurde ihr von Perkins ein Kleid angezogen, bei dem ihre Arme nicht gefesselt waren, damit sie die Kunst der manuellen Stimulierung lernen konnte. Nach dem Unterricht saß Anne auf seinem Schoß und ihre Hände wurden vom Kapitän erst dann wieder in dem die Hände verbindenden Muff versteckt, wenn Perkins vom Besuch ihrer kranken Schwester zurückkam.

Nachdem Anne mit Kapitän Hope bekannt gemacht worden war, änderte sich auch das Leben in der Schule. Ihre Diktion und ihr Benehmen wurden für ‚adäquat' erklärt, und sie als auch ihre Mitschülerin Oksana wurden der Hauptklasse, mit den anderen Mädchen, zugeteilt. Ab nun wurde es viel weniger ermüdend und viel vergnüglicher, da sie Dinge wie höfliches Gespräch, Altphilologien, Shakespeare und Kunstgeschichte lernten. Miss Garner erklärte, dass in anderen Schulen den Mädchen nichts Akademisches gelehrt wurde, da deren Rolle im Leben, nicht schlau, sondern lediglich ornamental zu sein hätte. Sie glaubte jedoch an einen anderen Ethos. "Schließlich", erklärte sie ihren Schülerinnen eines Morgens, "werden viele Männer ihrer Frauen müde, sobald deren Schönheit zu verblassen beginnt. Oder sie werden frustriert sein wenn sie nach Griechenland oder Italien reisen, und alles was das Mädchen kommentieren kann ist, dass jene alten Ruinen ‚hübsch' sind. Obwohl sie es niemals zugeben, brauchen Männer sowohl eine intellektuelle als auch sexuelle Stimulierung. Und es ist diese Art, die ihr hier lernen sollt. Ihr müsst euch in Kunst, Musik, Theater, Literatur, Geschichte und Sport auskennen. Versucht jedoch niemals eure Ehemänner damit zu blenden. Handelt immer so, als ob sie sachkundiger als ihr seid, denn so schafft ihr es eure Ehemänner enger an euch zu binden."

Mit dieser Art von Ethos konnte Anne sich voll und ganz übereinstimmen. Sie liebte geradezu den Geschichts- als auch Literatur- Unterricht. Und es wurde ihr ganz warm ums Herz, als sie das Theater besuchten, oder ein berühmter Violinist in die Schule kam. Selbst in Moskwa, als sie im weltberühmten Bolshoi- Theater war, konnte sie bei weitem nicht so stark den Künsten schwelgen, wie sie es durch Miss Garners Einführung konnte. Natürlich mischte sich immer etwas Praktisches ein. Aber selbst ihre sie behindernde Kleidung hielt sie nicht davon ab sich voller Freude auf die Kunst einzulassen.

Anne lernte während des Unterrichts ihre Mitschülerinnen besser kennen, denn zu bestimmten Zwecken war es ihnen erlaubt ohne das Hindernis ihrer Fleurs de Bouches miteinander zu reden. So kam es, dass Anne sich mit Cecilia, der kastanienhaarfarbigen Tochter des Barons Mowbrays, Camilla Stanley, Tochter des Premierministers und Graf von Derby, Susan Arrowsmiths, Tochter des Bischofs von Durham und der Heather Grahams, Tochter des Marquis von Montrose, anfreundete. Ihre beste Freundin wurde jedoch Clare Hawkins, Tochter von Albert Hawkins, dem großen Industriellen aus Manchester, der mit seinen Firmen ein weitaus größeres Vermögen angehäuft hatte, als zehn Grafen. Im Allgemeinen waren jene Mitglieder der Gesellschaft nicht an Miss Garners Institut zugelassen, aber Hawkins hatte ein Vermögen dafür gezahlt, da er wollte, dass seine Tochter einen Adeligen heiratet, um so gesellschaftlich aufzusteigen.
Anne fühlte sich zu ihr von Anfang an hingezogen, da sie eine ähnliche Außenseiterrolle einnahm wie sie selber. Aber da war noch mehr. Cecilia war ein derart freundliches Wesen, wie es Anne noch nie erlebt hatte. Es war geradezu ein Vergnügen Cecilias Gesicht mit den intelligenten blauen Augen, umrahmt von blonden Locken, zu sehen. Und so kam es, dass die beiden innerhalb weniger Tage zu Seelenkameraden wurden, welche sich alles anvertrauten geworden und einander jedes kleine Detail gesagt waren. Und wann immer die Mädchen gebeten wurden im Rahmen des Unterrichts zu zweit zusammen zu arbeiten, wählte Anne Clare aus.
Das war ganz nach Miss Garners Geschmack, denn Anne war in wissenschaftlichen Dingen viel schlauer als Claire und konnte ihr somit weiterhelfen. Andersherum war Claire diejenige, welche der oft unsicher erscheinenden Anne bezüglich benehmen und Etikette weiterhelfen konnte.

Ein Unterrichtsfach genossen die Schülerinnen ganz besonders, da es sehr intim war. Die Schülerinnen wurden zu Paaren zusammengestellt und Miss Garner unterrichtete sie darin, wie intim sie mit ihrem zukünftigen Ehemann sein sollen. Das konnten die Schülerinnen natürlich nur miteinander üben.
Man könnte natürlich denken, dass dies wegen der enorm ausladenden Kleider und der verschnürten Arme praktisch unmöglich wäre. Aber eine Intimität bliebe dann immer noch übrig, und zwar das Küssen.
Und genau das lernten die Schülerinnen. Angefangen von einem einfachen Küsschen auf der Wange, bis hin zu langen und bewegenden Küssen, bei denen die Zungen benutzt wurden. Miss Garner unterrichtete also die Schülerinnen in der Perfektionierung der Kunst des Küssens.
Anne genoss es stets Clare zu küssen. Und wenn es zu einem tiefen, liebevollen Kuss kam, fühlte sie eine derart heftige Erregung in ihren unteren Regionen, dass sie fast in Ohnmacht fiel. Miss Garner erklärte, dass dies ziemlich üblich und sogar wünschenswert wäre. Schließlich erklärte sie Anne und Clare zu den Besten der Klasse und bat sie es vor der Klasse zu wiederholen, damit die anderen davon lernen könnten.
Das war eine Erfahrung, welche keine der Schülerinnen als Schlecht empfand.

Zur gleichen Zeit wurden Annes Kleider zwecks Vorbereitung auf dem Oster- Ball immer extremer. Miss Garner hatte Anne am ersten Schultag gesagt, dass für den Ball ein Taillenumfang von fünfzehn Inch (38 Zentimeter) vereinbart worden war. Sie hielt es aber auch für möglich, dass Annes Taillenumfang von vierzehn Inch (35,5 Zentimeter) nicht außer Reichweite wäre. Und so kam es, dass Annes Taillenumfang wöchentlich reduziert wurde, bis sie ihre Taille kaum noch spüren konnte und immer öfters bei der kleinsten körperlichen Anstrengung in Ohnmacht fiel. Als sie schließlich im November fünfzehn Inch (38 Zentimeter) erreichte, wurde die Taillenreduzierung auf eine neue Stufe gehoben. Miss Garner verfügte nämlich, dass Anne eine Rohrtaille bekommen sollte, welche ihre schmale Taille in die Länge ziehen würde. So wurde ihr, als sie morgens an dem Reck zwecks Ausdehnung des Körpers hing, ein Korsett angelegt, welches einen integrierten kreisrunden Metallreif besaß. Das sollte ihr eine ungewöhnliche und elegante Form geben. Es mochte zwar ungewöhnlich und elegant gewesen sein, war aber auch leider sehr schmerzhaft und verursachte ein leichtes Taubheitsgefühl unterhalb der Taille.
Anne vertraute ihr Unwohlsein Clare an, welche ihr gestand, dass es ihr ähnlich erging seit sie ihren neuesten Taillenumfang von dreizehneinhalb Inch (34 Zentimeter) bekommen hatte, und ihre Rohtaille in der Mitte nicht geringer als drei Inch (7,5 Zentimeter) lang war. Somit konnte keine der beiden sagen wer schlechter dran war.

Es kamen aber nicht nur für die Taille, sondern auch für Annes Hals anstrengende Zeiten zu.
Miss Garner hatte eines Nachmittags den Schülerinnen einen Vortrag über die zukünftige Mode gehalten und sagte vorher, dass in den kommenden fünf Jahren die Hälse wieder länger, während die Röcke mehr auf der Rückseite gebündelt werden würden. Vielleicht würde sogar wieder die längst vergessene Turnüre, also das Gesäßpolster, wieder modern werden.
Anne wusste nicht, woher Miss Garner das wusste. Sie hatte aber erfahren, dass Miss Garner mit ihren Vorhersagen stets Recht gehabt hatte.
Aufgrund jener Einschätzung wurden die Schülerinnen entsprechend trainiert. Sie lernten mit einer Turnüre umzugehen und bekamen neue Halskorsetts. Jene Folterinstrumente waren länger als die längsten Halskorsetts, welche die Schülerinnen bis dahin kannten. Die Hälse wurden bis zum Maximum gestreckt und derart eng zugeschnürt, dass sie die Köpfe nur noch nach oben halten konnten und kaum noch Luft bekamen.
Mit der neuen Mode kam auch eine neue Armbeschränkung.
Miss Garner erklärte das die enorm großen Ärmel, welche die darin gefalteten Arme enthielten, langsam aus der Mode waren. Die Arme sollten wieder zum Vorschein kommen, damit man die Beschränkung der Trägerin viel besser erkennen könnte. Die diesbezügliche Pionierarbeit hatte bekanntlich die Herzogin von Hamilton höchst persönlich geleistet, indem sie einen Monohandschuh getragen hatte. Dabei wurden ihre Arme auf dem Rücken in einer anmutigen und doch sehr ermüdenden Position zusammengeheftet. Miss Garner erwartete nun von ihren Schülerinnen, dass diese zwei Nachmittage pro Woche mit Monohandschuhen gekleidet verbringen sollten, während sie lasen oder einem musikalischen Vortrag beiwohnten.
Anne hasste es zuerst, doch allmählich genoss sie den jene willkommene Abwechslung. Anfangs war es sogar sehr interessant, doch dann ärgerte sie sich doch über ihre neuen Handschuhe. Die Handschuhe waren für jede Trägerin maßgeschneidert. Das galt auch für die Finger. Man hatte jedoch die Fingerlinge zusammengenäht, sodass Annes Hände ausgestreckt blieben und sie nicht benutzen konnte. Diese Beschränkung war total und führte dazu, dass Anne jene Handschuhe sofort hasste, gleichzeitig aber auch als schön, ja, sogar als Aufregend empfand. Sie fragte sich leicht verwirrt was an dieser Beschränkung aufregend sein sollte, so als würde man sich darauf freuen? Und so kam es, dass sie eines Nachmittags ihre Rektorin nach dem Grund fragte.

"Fräulein Curzon, du sprichst einen ausgezeichneten Punkt an, der oftmals übergangen wird. Für einen ausländischen Beobachter mag die Beschränkung, welche eine Dame der Freizeit unterliegt, ein Leben voller Leid und einer Unterdrückung ihres sadistischen Ehemanns sein. Doch sie legen dabei doch so falsch! Natürlich gibt es Männer, welche voller Bewunderung und Erregung, in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkte Frauen sehen. Es ist anscheinend ein natürlicher Impuls. Es gibt aber auch sehr viele Frauen, die sich genau danach sehnen. Eine der bekanntesten Heldin dieses englischen Ideals ist Frau Grace Attenborough, von der ein Witzbold sagte: "Am Tag eine Heilige, in der Nacht eine Hure!" Damit wart nicht gemeint, dass sie jemals ihr Vergnügen außerhalb des Ehebetts gesucht hat. Denn wenn es so gewesen wäre, dann wäre sie für uns niemals eine Heldin geworden. Nein, jene Aussage bezog sich auf eine Einstellung, die sich sehr stark zwischen dem öffentlichen Leben und der Privatsphäre unterschied. Frau Attenborough war eine Frau von großem Intellekt, Witz und Glauben. Sie ging jeden Tag zur Kirche und veranstaltete Treffen in ihrem Haus, wo die neuesten politischen Angelegenheiten und als auch Kunsttrends erörtert wurden. Es gab eine große und sehr verschiedene Anzahl von Persönlichkeiten, die ihre Veranstaltungen besuchten. Als da waren zum Beispiel der Erzbischof von Canterbury, Lord Castlereagh, der Dichter Wordsworth und der Maler Turner. Alle hatten einen ausgezeichneten Geschmack, alles war schön, und alles war perfekt. Allerdings… jeden Abend um acht Uhr, bat sie um Entschuldigung und zog sich zurück. Wenn sie in ihrem Zimmer war, wurde sie von ihrer Zofe komplett ausgezogen, gebadet, und anschließend in ein Korsett geschnürt, welches bis zum Äußersten, es waren dreizehn Inch (33 Zentimeter) zugeschnürt wurde. Danach wurden ihre Beine gebunden, so dass die Zehen gegen das Gesäß drückten. Es folgte ein enorm großer Knebel, der nur mit Mühe in ihren Mund hinein gedrückt werden konnte. Danach wollte sie, dass ihre Arme auf die schwierigste Art von allen gebunden werden. Es war eine elegante aber auch sehr schmerzhafte Position, da ihre Arme auf dem Rücken gefesselt wurden, wobei die Unterarme nach oben zeigten. Wenn das geschehen war, sollte die Zofe eine Münze werfen. Wenn die Münze auf den Kopf fiel, sollte sie von ihrer Zofe so auf dem Bett gelegt werden, dass ihre Scheide äußerst einladend zur Schau gestellt wurde. Die Zofe nahm sogar einen Lippenstift und umrahmte damit die Scheide, damit diese noch attraktiver aussah. Wenn die Münze jedoch auf der Rückseite landete, wurde sie mit dem Gesäß nach oben auf das Bett gelegt, damit ihre anale Öffnung zur Schau gestellt wurde. Diese wurde anschließend ebenfalls mit einem Lippenstift verziert. Und dann musste sie warten, ich vermute nicht sehr lange, bis ihr Mann kam und sein Vergnügen bekam. Versteht ihr, wie sie das Ideal einer Dame umsetzte? Nach außen hin voller Anstand und alle Eleganz, doch privat sehr sinnlich. Aber niemals sündig! Frau Attenborough war gebildet und intelligent, witzig und gesellig, doch im privaten Leben genoss sie die größten Einschränkungen und ergab sich ihnen mit Leib und Seele. Sie bestimmte aber nicht wie ihr Mann sein Vergnügen bekam, denn das entschied die Münze. Sie entschied sich nur für die Art wie sie gebunden wurde. Er hatte dagegen kein Mitspracherecht und machte auch niemals den Versuch. Um es genau zu sagen: Sie diktierte das Liebesleben durch das ‚sich ergeben'. So lassen wir sie als Inspiration auf uns wirken, denn man kann sich Vieles einfallen lassen, um dem Beispiel von Grace Attenborough zu folgen."

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Anmerkung des Autors:
In unserer Welt nimmt das Schlagen, also die körperliche Bestrafung, einen großen Teil ein. In Annes Welt schien dem jedoch nicht so zu sein. Vielleicht kommt das daher, weil es in unserer Welt üblich ist die Schüler zum Beispiel mit einem Rohrstock zu bestrafen. In Annes Welt wurden dagegen die Frauen von ihren Männern zu Hause bestraft, oder es geschah in Schulen, wie jene, welche sie gerade besuchte. Es war jedoch eher so, dass körperliche Beschränkung die körperliche Bestrafung verdrängte. Man muss allerdings beachten, dass schon Bestrafungen stattgefunden haben. Es wurde erzählt, dass vor der Hochzeit dem zukünftigen Schwiegervater ein Paddel überreicht wurde. Das war jedoch mehr ein zeremonieller als praktischer Akt.

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Grace Attenboroughs entgegengesetzte Gebetsposition der Arme war also der nächste Lernabschnitt. Es war, wie Miss Garner gesagt hatte, eine äußerst schwierige Körperhaltung, die zusätzlich äußerst unangenehm war. In der entgegengesetzten Gebetsposition wurde die Arme, wie es der Name bereits sagte, in einer Gebetshaltung fixiert. Dabei lagen die Handflächen aneinander und die Unterarme und Hände zeigten nach oben. Die Arme befanden sich allerdings nicht vor, sondern hinter dem Körper, also auf dem Rücken. Das war jedoch nur der erste Teil und konnte erst nach wochenlangem Training erreicht werden. Als die Schülerinnen es geschafft hatten dass nicht nur ihre Hände, sondern auch deren Unterarme aneinander lagen, folgte der nächste Schritt. Die Schülerinnen bekamen Ledermonohandschuhe, um deren Arme in dieser unbequemen Haltung, die Unterarme lagen bis zu den Ellenbogen eng aneinander, noch besser zu fixieren. Das Ergebnis war unglaublich streng, aber auch elegant, ganz besonders wenn sie enge Röcke mit einer Turnüre trugen.
Was war das schmerzhaft! Jene Armhaltung wurde erst dann "erträglich", wenn die Arme aufgrund der sehr stark eingeschränkten Blutzirkulation langsam gefühllos wurden. Letzteres war auch der Grund, warum die Schülerinnen jene Haltung nicht sehr lange aushalten mussten. Es gab allerdings Situationen, bei denen die Schülerinnen jene Körperhaltung über einen längeren Zeitraum erdulden mussten, denn als die Turnüre in Mode kam, war es üblich in den heimischen Gärten längere Spaziergänge zu machen.
Anne musste dies jeden Freitagnachmittag üben. Dabei durfte sie mit ihrer Freundin Clare in ihrem Zimmer sein, welche natürlich genauso gekleidet war wie sie. Anne freute sich sogar auf diesen Nachmittag, da sie dabei nicht die Fleurs de Bouches tragen musste. So konnten die beiden miteinander reden und das Küssen üben.

So verlief Annes immer stärker werdendes beschränktes Leben, welches sie aber nicht ohne der einen oder der anderen Freude genoss, bis sie nach Kedleston zurückkehrte, um die weihnachtlichen Festtage zu genießen.

Kapitel 9

Weihnachten nach Hause zu kommen hatte in England eine ganz andere Bedeutung als in der Sowjetunion. Obwohl es in Moskwa zu Weihnachten ebenfalls Schulferien gab, feierte dort niemand mehr wirklich das Weihnachtsfest, weil man dort nicht religiös war. In England war dagegen das ganze Land recht aufgeregt. In der Eingangshalle von Kedleston stand zum Beispiel ein riesiger geschmückter Weihnachtsbaum. Anne akzeptierte die Verneigungen und Knickse der Dienerschaft, als sie das riesige Haus betrat. Danach begrüßte sie ihre Familie. Sie freute sich so sehr ihre Mutter und ihre Geschwister wiederzusehen. Das galt auch für Lord Robert. Danach merkte sie aber sofort dass etwas nicht stimmte. Jemand fehlte. Charity war nicht anwesend. Sie hätte zwar ganz gerne nach dem Grund gefragt, doch sie tat es nicht, denn Damen stellten natürlich keine Fragen, vor allen Dingen nicht wenn sie eine Fleur de Bouche in ihrem Mund hatten. Und so kam es dass sie voller Spannung bis zum Abendessen warten musste, als Lord Robert beim Abendessen so "nebenbei" erwähnte: "Anne, du wirst bestimmt erfreut sein zu hören, dass deine Cousine Charity Heiligabend wieder bei uns ist."
Anne schaute ihren Stiefvater genauso fragend an, wie sei es in der Schule gelernt hatte.
Er sah ihren Blick und fragte: "Weißt du wo deine Cousine ist, Anne?"
Anne schüttelte ihren Kopf.
"Oh, ich bitte um Verzeihung. Ich dachte, du wüsstest es. Charity ist gegenwärtig im Südlondoner Krankenhaus für Frauen, wo sie den ersten Satz von Verbesserungen bekommt, den ihr Verlobter bei der Terminfestlegung der Hochzeit verfügt hat. Wir waren von den Dimensionen, die ein wenig über denen der Standarderfordernissen lagen, ziemlich überrascht. Aber er hat schließlich in Zukunft das Sagen. Das ist der Grund warum sie so früh damit beginnt, damit alles im September, bei ihrer Hochzeit, perfekt ist."
Anne hatte keine Ahnung wovon ihr Stiefvater redete. Sie hatte zwar mehrmals gehört, dass das Wort "Verbesserungen" von diversen Leuten als irgendeine Art von Vorbereitung auf eine Ehe erwähnt wurde, wusste aber nicht was das zu bedeuten hatte. Wie dem auch sei, an jenem Abend durfte sie mit ihrer Stiefschwester Hope in deren Zimmer, ohne ihre Fleur de Bouche, zusammen sein, um sich mit ihr zu unterhalten.

"Dir hat noch niemand etwas von Verbesserungen erzählt? Wir haben jedenfalls im letzten Jahr unserer Schule alles darüber erfahren. Jedes Mädchen oder wenigstens die meisten Mädchen müssen sie haben, bevor sie heiraten. Um ganz ehrlich zu sein: Alle Damen der Freizeit haben es."
"Ja, was denn?"
"Also, da sind unsere Brüste, das Gesäß und manchmal noch ein paar andere Dinge. Wie du weißt, sind wir mit all diesen Dingen geboren. Sie sind das Geschenk Gottes. Und wenn wir heiraten, sollten wir sehr speziell für unsere Ehemänner sein. Deshalb sagen unsere Verlobten ihren zukünftigen Schwiegereltern wie wir für sie noch schöner gemacht werden sollen. Unsere Lehrerin hat uns gesagt dass dies ein Akt der ganz besonderen Liebe sei. Was immer das auch sein mag. Da unsere Männer uns so sehr lieben, wollen sie, dass wir perfekt sind. Das bedeutet dass wir große Brüste haben, die vollkommen rund sind und nicht nach unten hängen. Wir sollen außerdem ein großes rundes Gesäß haben und vielleicht auch noch schöne volle Lippen."
"Willst du damit sagen, dass unsere Körper verändert werden sollen?"
"Ja natürlich! Wir gehen ins Krankenhaus, und die Doktoren machen uns schöner. Wenn ein Mädchen verlobt wird, überreicht ihr Verlobter seinen zukünftigen Schwiegervater seine Spezifikationen. Darin steht zum Beispiel wie groß er alles haben will. Und dann schickt der Vater seine Tochter zu einem Krankenhaus, damit die Wünsche des zukünftigen Ehemanns bis zur Hochzeit erfüllt werden. Das geschieht normalerweise ungefähr einen Monat vorher. Charity muss allerdings dreimal dort hin und Papa hat gesagt, dass dies ihr erster Besuch ist."
"Warum muss sie dreimal ins Krankenhaus gehen?"
"Weil ihr Verlobter will, dass sehr große Verbesserungen gemacht werden. Papa war ziemlich schockiert als er die Spezifikationen las und hatte gesagt dass einiger der Verbesserungen schwierig für Charity sein könnten. Aber, da er darum gebeten hat, müssen sie getan werden. Charitys Brüste werden nach dem dritten Besuch riesig sein. Ich habe gehört, dass sie so groß sein sollen wie die Bälle, mit denen du als Kind am Strang gespielt hast. Er will außerdem dass ihre Lippen und Nase und noch ein paar andere Dinge verändert werden. Als ich das hörte, sagte ich zu Charity dass ich am Ende nicht mehr in der Lage wäre sie wiederzuerkennen. Sie war wirklich durcheinander, als Papa ihr erklärte was auf sie zukäme. Sie hat aber keine Wahl. Ich hatte versucht sie zu trösten und hatte ihr gesagt, dass es vielleicht ganz toll wäre wenn man enorm große Brüste hat. Also ich würde nur Standartbrüste haben wollen, und nicht so große Wassermelonen."

*****

An Heiligabend kehrte Charity vom Krankenhaus nach Hause zurück und die ganze Familie war etwas schockiert, was natürlich keiner aussprach. Charitys Brüste waren sichtlich größer geworden. Das galt auch für ihr Gesäß, was man wegen der vielen Röcke aber nicht sah. So richtig beunruhigend waren allerdings ihre enorm großen Lippen. Charity hatte einen Schmollmund bekommen, dessen rote Lippen wie auf dem Gesicht aufgepfropft aussahen und ihr ehemals süßes Lächeln völlig auslöschten. Anne war darüber schockiert, dass man solche Sachen mit einer Frau machen konnte, ohne dass sie jedwedes Mitspracherecht darin hatte. Charity versuchte nach dem Abendessen, als sie mit ihrer Schwester und ihrer Halbschwester im gemeinsamen Zimmer der Kinder saß, ihre neue Erfahrung zu erklären.

"Ich habe so etwas noch nie erfahren. Man ist dort in dem Krankenhaus sehr gut und natürlich sehr professionell. Aber ich muss gestehen, dass ich Angst hatte und sogar ein wenig weinte. Wenn man dort ankommt, erklärt einem der Doktor alles was er machen wird's. Und dann wird man in den Schlaf versetzt. Ich hatte aufgrund des Betäubungsmittels einen Tag lang geschlafen. Und als ich erwachte, fühlte ich mich immer noch sehr schläfrig und bekam kaum etwas mit. Eines spürte ich aber sofort. Es waren die Schmerzen, die ich an mehreren Stellen spürte. Jene Stellen waren jedoch verbunden. Ich blieb noch ein paar Tage im Bett liegen, bevor man mir die Verbände abnahm. Und was ich dann sah, sah wirklich nicht sehr hübsch aus, denn da waren überall noch unschöne Druckstellen. Meine Lippen warfen derart stark angeschwollen, dass ich weder sprechen noch den Mund schließen konnte. Der Doktor sagte mir aber dass ich, wenn ich die letzten Spezifikationen meines Geliebten bekäme, die Lippen wieder ansehnlicher werden. Ich bräuchte mir also keine Sorgen machen und würde mich sogar über das Ergebnis erfreuen. Als ich endlich aufstand, hatte ich große Schwierigkeiten zu gehen. Das lag zum Teil daran weil ich so lange gelegen hatte, aber auch an den neuen Brüsten. Sie sind so groß und so schwer, dass ich immer noch Probleme habe meinen Körper gerade zu halten. Ich habe deswegen sogar Rückenschmerzen bekommen und fürchte mich vor den weiteren Vergrößerungen. Aber Mama hat mir versichert, dass spezielle Korsetts mir helfen werden damit zurechtzukommen. Es ist eine Last schön zu sein. Aber wenn es meinen Verlobten zufrieden stellt, dann ist es auch wert."
Die anderen beiden nickten, so gut es ihnen deren Halskorsetts erlaubten. Anne schaute ihrer Halbschwester in die Augen und sah ganz andere Gefühle, als jene, welche ihre aufgeblasenen Lippen mit den letzten Worten gesagt hatten.

*****

Weihnachten war in Kedleston wunderschön. Die Familie besuchte die von unzähligen Kerzen erhellte Mitternachtsmesse. Am ersten Weihnachtstag gab es als eine wunderbare Mahlzeit Truthahn mit einer köstlichen Beilage. Danach wurden die Geschenke überreicht. Anne wurde mit teuren Kleidern der neuesten Mode, Parfüm und glitzernden Schmuck überschüttet. Sie war so glücklich, dass sie liebend gerne alle zum Dank umarmt hätte. Da ihre Arme jedoch auf dem Rücken fixiert und ihr Mund zum Schweigen gebracht worden war, ging das natürlich nicht. Und die Freude wurde noch größer, als es draußen anfing zu schneien.
Die einzige Missstimmung fand am zweiten Weihnachtsfeiertag statt, als Graf Stephen zu Besuch kam. Nachdem er Charitys neue Lippen und Brüste bewundert hatte, dabei machte er anzügliche Scherze, welche seine zukünftige Braut rot vor Scham werden ließ, ging er zu ihren Schwestern. Er sagte dabei dass das Fräulein Anne viel schöner geworden wäre und legte seine Hände auf ihre Taille, dem ein Küsschen auf die Wange folgte. Anne fühlte sich dabei unglaublich unwohl und dankte noch einmal Gott, dass es Charity und nicht sie selbst war, welche mit solch einem Wicht verheiratet werden sollten.

Alle guten Dinge kommen jedoch irgendwann zu einem Ende, und so saß Anne zwei Wochen später wieder in einem Wagen, der sie zurück nach Nottingham fuhr, wo sie wieder unter der Obhut von Miss Garner war.
Obwohl sie Weihnachten sichtlich genossen hatte, freute sie sich darauf wieder ihre liebe Clare zu sehen und Kapitän Hope zu treffen, wo sie nach ihrem Unterricht einen freundlichen Schwatz halten konnte.

Der Frühling nahte, und so konzentrierte man sich in Miss Garners Schule auf dem Osterball, um dort einen geeigneten Ehemann zu finden. Somit wurde das Taillen- Training immer anstrengender, denn ab nun musste um jeden Zentimeter gekämpft werden. Anne schaffte es bis Ende Februar das Ziel von vierzehn Inch (35,5 Zentimeter) zu erreichen. Ab dann galt es sich auf die erforderliche Länge der Rohrtaille zu konzentrieren, welche einen Monat später ebenfalls erreicht wurde. Das hieß aber auch, dass jede Bewegung, eigentlich das Leben in diesem Korsett ein ständiger Kampf war. Anne aß praktisch nichts und war ständig kurzatmig und einer Ohnmacht nahe. Viel bedrückender war jedoch das Wissen, dass sie dieses Korsett, oder ein anderes mit jenem Umfang, für den Rest ihres Lebens tragen würde. Der Gedanke war schrecklich, besonders für ein Mädchen, welches bis vor nicht allzu langer Zeit körperliche Aktivitäten gewöhnt war. Ihr einziger Trost war der, dass es den anderen Schülerinnen auch nicht besser erging.
Es galt allerdings noch etwas zu lernen, nämlich das Tanzen. Um das zu ermöglichen, wurden die Absätze ihrer Schuhe auf armselige zehn Zentimeter reduziert, was Anne dankbar annahm. Eine weitere Freude war die, dass man zum Tanzen Kleider mit Ärmeln anzog. Mit anderen Worten: Annes Arme waren frei und nicht wie gewöhnlich auf dem Rücken oder sonst wie fixiert.
Das Tanzen wurde den Mädchen von ihren üblichen Lehrerinnen beigebracht, welche sich dafür männliche Kleidung anzogen, was ziemlich merkwürdig aussah. Anne besaß eine natürliche Begabung als auch ein perfektes Rhythmusgefühl, wodurch sie rasch zur besten Schülerin der Schule wurde.

Etwas schwieriger waren dagegen die Nachmittage, an denen über die zukünftigen Ballkleider diskutiert wurde. Monsieur Saint Lauren kam extra dafür vorbei und machte umfassende Vorschläge. Nach einer Woche intensiver Entwurfssitzungen wurde für Anne ein Kleid entschieden. Es hatte einen riesigen Reifrock. Das galt damals in Ballsälen als sehr elegant, aber nur dort, nicht außerhalb. Das schulterfreie Ballkleid bestand aus glänzendem blauem Satin. Dazu gab es große Schleifen und Stoffrosen, sowie ein breites Halsband.
Nachdem das Kleid ausgewählt war, wurden Annes Frisur und das Make-up besprochen. Es galt jeden Aspekt bis ins letzte Detail zu planen. Das galt selbst für die Wahl des richtigen Parfums.
Nachdem das erledigt war, wurde für März ein Termin festgelegt. Das war der Tag, nachdem das letzte Korsett vollkommen geschlossen sein würde. Anne sollte nämlich eines der besten Fotostudios besuchen, wo man sie in einer Vielfalt von Kleidern, einschließlich des Ballkleids, fotografieren sollte. Als sie, gekleidet mit dem Ballkleid, und in all ihrer Schönheit fotografiert wurde, fühlte sich Anne zum ersten Mal wie eine echte Dame.
In der Nacht darauf wurde ihr erst so richtig bewusst, wie sehr sie sich innerhalb eines Jahres verändert hatte.

Die Bilder waren für Annes Broschüre. Es war eine Hochglanzveröffentlichung, die alles über ihr ausführlich darstellte. Als Anne die fertige Broschüre gegeben wurde, fühlte sie sich ein wenig überrascht, als auch schmerzlich betroffen, denn sie hatte das Gefühl als ob in ihre Privatsphäre eingedrungen worden wäre. Die Broschüre enthielt eine Art Lebenslauf, einschließlich Kindheitsbilder von ihr in Moskwa und den Fotografien, welche in London bei Saint Lauren gemacht worden waren. Letztere waren jene Fotos von ihr in ihrer sowjetischen Uniform und, was Anne als richtig schlimm empfand, Fotos von ihr in ihrer Unterwäsche. Es gab eine Seite mit den vollständigen Maßen ihres Körpers, und zwar mit als auch ohne Korsett. Anne vermutete dass diese Seite ein Hinweis oder eine Grundlage für zukünftige "Verbesserungen" sein sollte. Anne lief ein Kälteschauer über dem Rücken, denn ihr war der Anblick ihrer verstümmelten Halbschwester in den Sinn gekommen. Dann gab es eine Art Vorstellung von ihr. Es war eine kurze Beschreibung ihrer Interessen und Gefühle und was für einen Mann sie suchte. Da sie keines dieser Worte selbst geschrieben hatte, obwohl ihre Unterschrift darunter stand, las sie es mit Interesse. Eigentlich waren es dumme und abgedroschene Sätze. Da stand zum Beispiel geschrieben: "Ich möchte einen Mann, der sich um mich kümmert und für mich sorgt." Oder: "Ich suche einen geistreichen und stattlichen Beschützer."
Miss Garner erklärte Anne, dass diese Sätze ganz normal wären und Anne es nicht allzu ernst nehmen sollte.

Nun war die Broschüre fertig, und Anne fragte sich was sie nun tun sollte. Warten und hoffen? Warten auf den magischen Abend, im großartigen Ballsaal der Stadthalle, wo sie im Schein von tausend Kerzen über den Marmorboden herum wirbelt, in den Armen eines der nobelsten englischen Junggesellen?
Dann kam in Anne ein ziemlich beunruhigender Gedanke hoch. Was wäre, wenn sie jemand auswählen würde, der genauso verrückt wäre wie der Graf von Stafford, der zukünftige Mann ihrer Halbschwester Charity. Was wäre wenn auch sie aufhören würde eine junge schöne Frau zu sein, um stattdessen eine schreckliche Parodie der Schönheit, eine Karikatur der Männerfantasie, ein sexuelles Spielzeug, ein Spielzeug, kein menschliches Wesen zu sein…

Kapitel 10

Endlich kam der große Tag! Anne wurde ganz früh von Perkins geweckt. Es folgten ein kurzes Frühstück und ein langes und luxuriöses Bad. Da an jenem Tag so viel zu tun war, gab es natürlich keinen Unterricht. Nach dem Baden wurden Anne die ersten Kleidungsstücke angezogen. Es war natürlich die Unterwäsche. Diese war an jenem Tag jedoch etwas anders als gewohnt. Aufgrund der Tatsache, dass das Kleid so groß war, und es keine Damentoiletten in dem Ballsaal gab, wurde es verfügt, dass alle Mädchen Windeln wie ein Baby tragen mussten. Darüber kamen nicht weniger als drei Gummiunterhosen. Die letzte Gummiunterhose reichte sogar bis unterhalb der Knie. Das sollte sicherstellen, dass weder Flüssigkeit auslief oder gar unangenehme Gerüche wahrzunehmen wären. Es fühlte sich für Anne seltsam an Windeln wie ein Baby zu tragen. Und dann waren da noch die drei Gummiunterhosen. Das alles führte dazu, dass sie ein wenig watschelte. Andererseits ließ das Packet ihr Gesäß viel größer erscheinen.
Dann wurde Anne das Korsett angelegt und langsam zugeschnürt. Dabei wurden immer wieder Pausen eingelegt und gegen Mittag war das Korsett geschlossen. Anne hatte das erforderliche Taillenmaß erreicht und ihre Atmung wurde wieder gleichmäßiger. Sie war während des Schnürprozesses nur zweimal in Ohnmacht gefallen!
Dann kamen die Unterröcke, der Reifrock und das Ballkleid an die Reihe. Diese Einkleidung dauerte mehrere Stunden, bis alle Schnürungen geschlossen waren, damit das Kleid am Oberkörper faltenfrei anlag. Es mussten außerdem unzählige Stoffrosen von Hand an dem Kleid festgenäht werden. Danach waren Annes Haare, das Make-up und das Parfum an der Reihe.
Um 18 Uhr war Anne endlich für den Ball bereit. Sie bekam ein kleines Sandwich zu essen, sowie ein Glas Wein zu trinken. Anne war nach dieser kleinen Mahlzeit satt und ein wenig beschwipst. Und dann durfte sie nach unten zur Eingangshalle gehen, wo sie die anderen Schülerinnen traf.

Es war eine große Augenfreude all die vielen jungfräulichen Schönheiten, gekleidet in den denkbar schönsten Ballkleidern, in der Eingangshalle versammelt zu sehen. All die vielen Mädchen sahen ausgezeichnet aus, und Anne war sich sicher das bis zum Ende dieses Abends  jede einzelne von ihnen mindestens einen Bewunderer gewonnen hätte. Nur Oksana war nicht anwesend, da sie bereits einen Verlobten gefunden hatte. Sie würde aber dennoch einen vergnüglichen Abend haben, da ihr Geliebter angereist war, um sie ins Theater auszuführen.

Dann fuhren die Autos vor und jeweils zwei Mädchen stiegen ein, denn mehr passten wegen der Ballkleider nicht hinein. Dann fuhren die Autos Richtung Stadthalle los. Anne fuhr mit ihrer Freundin Clare strahlte nur so vor Freude, während der Wagen durch die Straßen von Nottingham rumpelte.

Als sie die Stadthalle erreichten, fanden sie sich von einer großen Menge von interessierten Zuschauern aus den niedrigeren Gesellschaftsklassen umringt, denn der Oster- Ball von Miss Garners Institut war eine der größeren gesellschaftlichen Veranstaltungen des Jahres. Jeder wollte einen Blick auf die Mädchen werfen, welche schon bald auf den Titelbildern der Hochglanzmagazine über den Hochadel erscheinen würden. Dementsprechend waren viele Fotografen und Reporter anwesend, die Fotos und Interviews mit den lächelnden Mädchen machten.
Als sie jedoch in dem Gebäude waren und das Gekreische und die Rufe den einfachen Volks hinter sich gelassen hatten, wechselte sich die Atmosphäre schlagartig zu mehr Stil und Klasse. Allein der Ballsaal war unglaublich riesig mit seinen großen Kronleuchtern. An den Wänden hingen edle Ölbilder und an den Seiten standen die stattlichsten Junggesellen Englands. Sie tranken Wein und bewunderten die ankommenden Schönheiten, während sie gleichzeitig überlegten welche die zukünftige Braut sein könnte. Die Mädchen verhielten sich nicht viel anders. Sie beäugten ganz zwanglos die Junggesellen und fragten sich ebenfalls wen sie favorisieren würden.

Und dann begann die Musik! Ein Walzer! Anne schaute auf ihre Liste der Tanzpartner und sah dass der erste Tanz von dem Marquis von Suffolk gebucht war. Und da kam er auch schon auf sie zu. Es war eine ziemlich enttäuschende Erscheinung von etwa fünfunddreißig Jahren mit einer großen Warze auf seiner Wange. Er nahm ihre Hand und legte seine andere Hand auf ihre Taille. Gut aussehend mochte er zwar nicht gewesen sein, aber dafür war er ein guter Tänzer. Er führte sie leichtfüßig über die Tanzfläche und Anne fühlte sich dabei so weiblich und begehrt wie noch nie in ihrem Leben.
Danach kam es ihr wie in einem Traum vor. Die nächsten Tanzpartner waren der Marquis von Exeter, der Graf von Essex, der Herzog von Norfolk, Baron Monatgue, und viel mehr. Es war wie in einem Rausch. Anne fühlte sich wie eine Prinzessin, gehalten in den starken Armen eines Prinzen, während sie über die Tanzfläche herumwirbelte. Sie vergaß dass sie einst ein sowjetisches Mädchen gewesen war, dessen Ziel ein Hochschulabschluss und eine Karriere in der roten Armee war. All das war weit, weit weg…

*****

Die folgenden Wochen nach dem Oster- Ball waren einfach nur schrecklich. Der Unterricht ging wie gewohnt weiter, aber niemand passte mehr so richtig auf. Sie konnten es einfach nicht! Stattdessen dachte jedes Mädchen nur an den Postboten, der zweimal täglich vorbei kam. Die Mädchen fragten sich wer von ihnen Post bekam und wieviel es wäre. Würde überhaupt jemand Post bekommen? Diese Ungewissheit war kaum auszuhalten.
Nach einer Woche des Wartens kamen schließlich die ersten Briefe an. In ihnen stand jedoch stets fast der gleiche Text.
"Sehr geehrtes Fräulein ‚X',
Der ehrbare ‚Y' möchte vorschlagen sein Leben mit dem Ihren unter dem Schutz der heiligen Kirche zu vereinigen. Akzeptieren Sie bitte diese Locke meines Haars als ein Pfand meiner endlosen Zuneigung. Berücksichtigen Sie bitte meinen Vorschlag mit all Ihrem Herzen."

Nicht dass die Mädchen eine Auswahl hatten. Die Briefe, die sie erhielten, waren allesamt nur schlichte Angelegenheiten des Protokolls. Es waren Kopien der Briefe, welche den Vätern zugeschickt worden waren. Aber es war trotzdem ganz nett einen Brief in der Hand zu halten, den Namen des Verehrers zu lesen und von der großen Liebe zu träumen.

Anne erhielt insgesamt vier Vorschläge, einschließlich dem des Marquis von Suffolk. Sie hoffte innig dass ihr Stiefvater Lord Curzon ihn zurückweisen würde. Miss Garner war äußerst stolz darauf, denn Anne hatte die dritthöchste Anzahl von allen bekommen. Eigentlich hatte sie befürchtet dass Annes ausländische Wurzeln Probleme verursachen könnten und deshalb ihre ausgezeichnete Vormundschaft angepriesen. Anne machte das aber nichts aus, solange ihr zukünftiger Ehemann freundlich und menschlich wäre. Hauptsache er war ganz anders als der monströse Graf von Stafford, der ihre Halbschwester zu einem Megabusen Monster mit angeschwollen Lippen gemacht hatte. Anne las die Namen noch einmal durch. Da waren der Herzog von Norfolk, Baron Montague, der Marquis von Suffolk und Baron Grey von Codnor. Abgesehen von dem Marquis konnte sie sich an keinen dieser Herren erinnern. Abgesehen davon, wie konnte man einen bleibenden Eindruck bekommen wenn man mit ihm über eine Tanzfläche wirbelt? So blieb ihr nur das Warten und das Trösten ihrer Freundin Clare übrig, welche nur einen Vorschlag erhalten hatte, der allerdings von einem jungen und angesehenen Grafen gekommen war.

Doch dann kam endlich der Brief, auf den sie so lange gewartet hatte.
Er lautete:

Meine herzallerliebste Anne,
Ich werde so sehr mit Freude überwältigt, dass Du mein Angebot der Ehe akzeptiert hast. Vom ersten Moment an, als ich Dich gesehen hatte, war ich sofort in Dich verliebt gewesen. Allein der Tan auf dem Ball war etwas Magisches für mich gewesen. Ich habe mit deinem Onkel gesprochen, und er ist einverstanden gewesen, so dass wir das Datum unserer Verlobung auf dem 12. Juni festgelegt haben. Ich zähle die Tage, bis ich Dich an diesem freudigen Tag wieder sehe!
Dein in immer währender Anbetung,

Richard Plantagenet, Herzog von Norwich

Kapitel 11

Anne wurde früh am Morgen des 12. Junis geweckt. Zwei Tage zuvor war sie nach Kedleston zurückgekehrt, wo sie wieder ihre Familie begrüßt hatte. Danach hatte sie die ganze Zeit damit verbracht verschiedene Kleider anzuprobieren, während Lord Curzon sich um die eigentliche Verlobungszeremonie kümmerte.
Alle waren glücklich. Selbst Anne fühlte, wie sie von jener freudigen Stimmung "angesteckt" wurde und vergaß darüber fast dass dieser Mann, mit dem sie verlobt werden sollte, von jemand anderem und nicht ihr selber ausgewählt worden war. Ein Vorgang, den sie vor noch nicht allzu langer Zeit missbilligt hatte. Und das war nur einer der vielen "Lernerfolge", vielleicht sogar der größte, von Miss Garners Institut für junge Damen. Anne hatte dort sehr viel Zeit verbracht und so viel gelernt dass sich ihre ganze Einstellung viel mehr zu einer zukünftigen Dame der Freizeit verändert hatte, als sie es wahrhaben wollte. Wie dem auch sei, Anne machte sich keine übermäßigen Gedanken über die Auswahl ihres zukünftigen Ehemanns, zumal etwas anderes viel präsenter war. Ihre Halbschwester Charity war nach ihrem dritten Krankenhausaufenthalt wieder zu Hause und war ein erschreckender Beweis für die übliche "Verbesserung".
Ihre Brüste waren nach der dritten Behandlung zu derart dramatischen Größen angeschwollen, dass sie nun den ganzen Körper dominierten. Sie hatten nun laut ihrer anderen Halbschwester eine offizielle Größe von 52 MMM.

*****

Anmerkung: 52MMM ist eine englische Größenangabe. Wer einen Eindruck haben möchte wie es in natura aussehen könnte, der schaue sich die Webseite von Sabrina Sabrok an.

*****

Noch beunruhigender waren jedoch die Gesichtsveränderungen, sodass Charity praktisch nicht mehr wiederzuerkennen war. Charitys Lippen waren nun zu solch einer Größe aufgeblasen worden, dass wie zwei Kissen auf ihrem Gesicht erschienen. Sie konnte ihre Lippen nicht mehr schließen und sabberte, wenn sie nicht ihre Fleur de Bouche im Mund hatte. Und als der Knebel entfernt wurde, konnte man Charity kaum verstehen, denn sie lispelte. Charity erklärte, dass ihre Zunge verkürzt wurde und sie obendrein einen Zungen- Piercing trug. Ihre Nase war ebenfalls verändert worden. Charity hatte nun eine ziemlich kleine Stubsnase. Das ließ ihre Augen größer erscheinen, was durch übergroß aussehende blaue Kontaktlinsen verstärkt wurde. Die Haare waren platin- blond gefärbt. Charity sah nun mehr wie eine Puppe, als wie ein menschliches Wesen aus.
Anne lief es bei dem Gedanken dass ihr zukünftiger Ehemann Ähnliches wünschen würde eiskalt dem Rücken herunter.

Am Tag ihrer Verlobung waren jedoch all diese bösen Gedanken verschwunden, denn Anne musste sich darauf konzentrieren nicht in Ohnmacht zu fallen.
Der Schnürprozess begann nachdem Anne gebadet war und wurde in mehreren Abschnitten fortgesetzt, bis das Korsett gegen 13 Uhr geschlossen war. In den Pausen wurde Annes Frisur gestaltet, was ebenfalls mehrere Stunden dauerte. Anschließend wurde ihr ein Kleid angezogen. Es war eine wunderschöne cremefarbige Kreation, an der über hundert frische Rosen festgeheftet wurden. Das Kleid hatte der noch herrschenden Mode entsprechend große Puffärmel, in denen Annes zusammengefalteten Arme gefangen waren.
Während all das getan wurde, wurde Anne geschminkt, die Ballettstiefel angezogen und zugeschnürt. Um 16 Uhr war Anne bereit und wurde aus ihrem Zimmer hinausgeführt. Anna wurde auf ihrem Weg über die Stufen nach unten, sowie hinaus zum Garten, wo die Gartenparty stattfand, von ihrer Zofe begleitet und stellenweise gestützt, damit sie nicht eventuell hinfallen würde.
Als sie die Verlobungsgesellschaft erreicht hatte, ging alles irgendwie wie im Fluge vorbei. Sie wurde dem Herzog von Norwich vorgestellt. Er war eine recht angenehme Erscheinung und nicht viel älter als sie. Es folgten kurze Reden von Lord Curzon und dem Herzog. Und dann war die eigentliche Verlobungszeremonie an der Reihe. Anne bekam als Verlobungsring einen großen Diamantenring, der von Perkins entgegengenommen und auf Annes künstlichen Finger gesteckt wurde. Danach wurde Lord Robert das Schreiben mit den Verbesserungswünschen übergeben. Und schließlich wurde Anne ein Kasten überreicht, den Perkins ebenfalls in ihrem Namen annahm, von dem Anne wusste, was darin enthalten war. In jenem Augenblick fragte sie sich wie es sich wohl anfühlen würde.
Dann gab es Musik, ein wenig Unterhaltung, und die Zeremonie war schneller vorbei als gedacht. Anne Curzon war kein weiblicher Single mehr, sondern einem Mann versprochen, von dem sie nur wenige Worte gehört hatte.

Als dieser Mann vergnügt im Garten saß und Wein trank, bekam Anne im Schlafzimmer die erste Andeutung von Vertrautheit. Kaum war sie dort, wurde sie bis auf ihrem Keuschheitsgürtel und dem Korsett ausgezogen, bevor ihr ein Monohandschuh angezogen und zugeschnürt wurde. Danach wurde sie gewaschen und anschließend auf dem Bett mit dem Gesicht nach unten und dem Gesäß in der Höhe positioniert.
Perkins nahm den Kasten und öffnete ihn vor den Augen ihrer Herrin. In dem Kasten befand sich wie erwartet ein Stab aus Elfenbein. Perkins nahm den künstlichen Penis heraus, verteilte Olivenöl darauf, und führte ihn dann langsam, aber mit Nachdruck in Annes After ein.
Das Gefühl war ziemlich seltsam. Anne hatte das Gefühl als ob sich dort unten alles voll und aufgedunsen wäre. Und doch fühlte es sich gleichzeitig irgendwie ganz gut an, so als wäre ihr Mann bei ihr. Doch ganz egal wie es sich anfühlte, Anne wusste, als sie sich zum Schlafen auf die Seite hinlegte, ihre Arme waren immer noch auf dem Rücken fixiert, die Taille unglaublich komprimiert und im Hintern das Geschenk ihres Verlobten, dass sie noch viel Zeit hatte sich daran zu gewöhnen…

*****

Eine knappe Stunde nachdem Anne von Kedleston zurückgekehrt war, wurde sie ins Büro der Rektorin gerufen. Anne trippelte auf ihren Ballettstiefeln mit Perkins an ihrer Seite über die Korridore bis zum Büro, wo sie von ihrer Zofe auf einen Stuhl gesetzt wurde. Miss Garner schaute die Zofe nur kurz an, worauf diese das Büro verließ.
Nachdem die Tür geschlossen war, stand die Direktorin auf und entfernte zu Annes Überraschung deren Fleur de Bouche.
"Ich habe dich hier her gebeten, Anne", sagte die Direktorin, "weil ich mit dir eine Angelegenheit erörtern möchte, von der ich sicher bin dass sie dir seit Wochen nicht aus den Kopf geht. Wie du zweifellos weißt, ist es in diesem Land ein Standardverfahren die jede Dame der Freizeit betrifft. Während der Verlobungszeremonie übergibt der Verlobte eine Liste mit seinen gewünschten Verbesserungen bezüglich seiner Verlobten. Dein Verlobter war natürlich nicht anders als all die anderen. Ich habe nun die Liste, welche er deinen Onkel übergab. Allerdings muss ich zugeben, dass diese Verbesserungen deine Gefühle beeinflussen. Ich begrüße sie, fühle aber auch mit meinen Mädchen mit, wenn sie Bedenken oder gar Ängste davor haben. Und das betrifft dich bestimmt ganz besonders, da ich von bestimmten Vorgängen in deiner Familie gehört habe. Ich habe also keine Zweifel dass du die größten Ängste von all meinen Schülerinnen hast. Habe ich in dieser Hinsicht Recht?"
"Ja, gnädige Frau", stimmet ihr Anne zu.
"Wie ich es vermutet habe. Darf ich fragen dass diese Ängste teilweise auf den geforderten Verbesserungen deiner Cousine Charity basieren?"
"Ja, gnädige Frau", antwortete Anne. Ihre Stimme begann zu stocken, und eine Träne erschien in ihrem Auge. "Bitte, gnädige Frau, ich möchte nicht so werden wie sie… Eine Missgeburt… Es ist so schrecklich!"
Die Rektorin lächelte Anne freundlich an. "Fürchte dich nicht, mein Kind. Deine Situation und die von Charity sind sehr verschieden. Du sagst, dass das, was mit ihr geschehen ist, schrecklich ist. Ich kann dir in dieser Hinsicht nur zustimmen. Ja, es ist schrecklich. Was mit ihr getan worden ist hat überhaupt nichts mit Schönheit zu tun. Ich weiß auch nicht, welche lasterhaften Ideen dahinter stecken. Aber glaube mir, sie sind primitiv. Du musst dir hingegen keine Sorgen machen, denn dein Vormund würde für dich niemals einen Ehemann aussuchen, der solche Dinge fordern würde."
"Aber warum hat er dann diese Bestie für seine eigene Tochter gewählt?"
"Eine berechtigte Frage, Anne, und ich denke dass es jetzt nur allzu richtig ist diese zu beantworten. Bevor och jedoch beginne, lasse mich dir versichern, dass deine Verbesserungen nicht wie jene von Charity sein werden. Ich muss sogar sagen, dass sie ziemlich verhalten sind. Tröstet dich das ein wenig?"
"Ja, gnädige Frau."
Es entstand eine kurze Stille, während der Miss Garner kurz überlegte und Anne sich von ihren starken Emotionen bezüglich der Verbesserung wieder beruhigen konnte. Sie wischte sich das Auge trocken und begann wieder ruhig zu atmen. Und als ihre Brüste aufgrund der langsamer werdenden Atmung nicht mehr so schnell auf und ab gingen, begann die Rektorin zu sagen:
"Anne, die Situation von dir und deiner Cousine… Oder sollte ich Halbschwester sagen? Vertraue mir, ich werde kein Sterbenswörtchen über diese Angelegenheit verlieren. Also, eure Situationen könnten nicht verschiedener sein. Zuerst einmal hat Gott dich mit einer natürlichen Schönheit gesegnet, welche Charity leider nie hatte. Du siehst deiner Mutter sehr ähnlich, welche einst eine angesehene Schönheit war, während Charity mehr durchschnittlich war. Um ehrlich zu sein, wirklich schön war sie nie, sondern eher etwas… hässlich. Ich möchte jetzt nicht streng klingen, aber es ist die Wahrheit. Charity hat nicht den Hauch von Eleganz. Nun, das bedeutet natürlich nicht, dass du perfekt bist. Deine Merkmale sind der eigentliche Inbegriff der Hübschheit, aber deine Figur ist mehr jungenhaft. Eine englische Dame hat luxuriöse Brüste und ein größeres Gesäß. Du hast weder das eine, noch das andere. Aber darauf kommen wir später zurück. Jetzt will ich mehr von deiner Schwester erzählen. Also, deine Schwester wurde ohne Schönheit geboren und leider auch ohne wirkliche Intelligenz. Sie war ein schwerfälliges Mädchen ohne irgendwelche herausragenden Eigenschaften außer für Tratsch und Klatsch. Dein Stiefvater wünschte, dass ich sie hier aufnehme. Er bot mir sogar sehr viel Geld dafür. Aber ich konnte nur ‚Nein' sagen. Du musst verstehen, dass ich meinen guten Ruf wahren muss, und ich wusste bereits damals dass weder ich noch meine Lehrerinnen aus ihr eine Dame machen konnten. Das alles war jedoch nicht für ihre gegenwärtige Zwangslage verantwortlich. Ich muss sogar sagen, dass sie sich selber da hinein gebracht hat. Charity besuchte also eine andere Schule als die meine. Es war die Berkhamstead Mädchenschule, eine nicht so sehr geachtete Schule in der Nähe ihres Zuhauses. Sie ging dort, und lernte nichts. Und dann schaffte sie es auch noch letztes Jahr etwas wirklich Schlechtes zu tun. Falls du es nicht weißt, in Berkhamstead gibt es auch eine Jungenschule. Und einmal im Jahr findet dort ein Ball statt, wo die Mädchen und Jungen tanzen können. Die Idee ist die, dass die Schüler und Schülerinnen auf das spätere Leben vorbereitet werden sollen. Charity verliebte sich allerdings auf diesem Ball in einen der männlichen Schüler, ein Sohn eines Transportunternehmers. Wie und warum kann ich nicht nachvollziehen, aber ihre Sicherheit muss extrem lax gewesen sein. So sind also Charity und dieser junge Mann in den Garten geschlichen, wo sie bei der Kopulation erwischt wurden, und zwar von keinem anderen als dem Bürgermeister von Berkhamstead höchst persönlich. Was er in dem Garten zu suchen hatte weiß keiner so genau zu sagen und es wird auch keinen geben der danach fragen wird. Tja, danach waren Charitys Aussichten ruiniert. Wie du weißt, muss in diesem Land ein Mädchen, welches eine Braut werden will, eine Jungfrau sein. Natürlich kann man, du weißt es aus eigener Erfahrung… Keine Angst, ich werde kein Wort darüber verlieren. Also, es gibt die Möglichkeit das Jungfrau- Häutchen wieder, äh, aufzubauen. Aber einen ruinierten Ruf kann man nie wieder retten. Charitys Fehler war also nicht der, dass sie mit diesem Jungen kopulierte, sondern dass sie so dumm war dabei erwischt zu werden. Charity wurde sofort von der Schule verwiesen, während der Junge eine Tracht Prügel erhielt. Somit war jedwede Hoffnung auf eine Ehe verloren. Kein angesehener Mann würde sie für eine noch so große Mitgift heiraten. Dein Stiefvater hat es zwar versucht, fand aber keinen Interessenten. Er hatte bereits die Hoffnung aufgegeben, als es noch schlimmer kam als es überhaupt kommen konnte, denn er erhielt einen Besuch vom Grafen von Stafford."
"Ein Angebot der Ehe?"
"Genau, Anne, aber mit Konditionen. Der Graf von Stafford hatte einen bestimmten Ruf, und kein angesehener Vater würde seine Tochter in dessen Nähe lassen. Aber es ist nun mal so, dass ein Mann in dieser Notlage verzweifelt nach eine Lösung für ein Mädchen wie Charity sucht. Wie immer man darüber denken mag, der Graf bot deinem Stiefvater eine Art Rettungsleine an. Er wollte Charity heiraten, aber nur unter einer Bedingung. Und die hieß: Äußerste Verbesserungen. Lord Curzon versuchte natürlich dem Graf davon abzuhalten und andere Bedingungen auszuhandeln. Aber es half nichts. Keine Verbesserungen, keine Ehe. Und so kam es, dass Lord Curzon letztendlich damit einverstanden sein musste."
"Aber warum wollte der Graf von Stafford derartige… Verbesserungen?"
"Wer weiß schon was in den Köpfen der Männer vor sich geht, Anne? Wer weiß? Es ist allerdings bekannt, dass der Graf von Stafford ein regelmäßiger Besucher des Hauses der verbesserten Venus ist. Das legt die Vermutung nahe, dass er sich etwas ähnliche wünschte… für daheim."
"Was ist das Haus der verbesserten Venus, gnädige Frau?"
"Es ist ein Bordell, Anne. Man sagt im Volksmund auch dazu Warenhaus. Aber in Wirklichkeit ist es noch viel schlimmer als das. Die Mädchen in dem Haus der verbesserten Venus sind nicht ganz freiwillig dort, und das macht die Sache erst so richtig schlimm. Um es genau zu sagen, sie sind keine noblen Mädchen und haben oft eine ziemlich demütige Vorgeschichte. Sie kommen mitunter aus bestimmten Damen- Schulen, wo man ihnen dieses Leben beibringt und jene Verbesserungen durchführen lässt, bis man sie nicht wiedererkennt. Diese Damen, wenn man sie überhaupt als Damen bezeichnen kann, haben Brüste so groß wie Bälle, und so große Lippen, dass sie nicht mehr richtig sprechen können. Deren Nasen sind auf winzige Stubsnasen reduziert und deren Gesäße sind oft so groß, dass sie damit die größten Sessel füllen. Sie werden zu Parodien der Weiblichkeit gemacht, damit sie… perversen Männern dienen können. Viele haben ihre Zähne entfernen lassen, damit sie den Männern einen besseren mündlichen Genuss geben können. Andere haben sogar noch viel mehr entfernt; Sei es Arme oder sogar Beine. Manche sind nur noch menschliche Abbilder, Kissen für den Genuss von absolut kranken Männern; Männer wie der Graf von Stafford. Dieser Ort ist eine Schande für unsere Nation. Das gibt der ausländischen Presse genug Nahrung um unsere Gesellschaft als ausschweifend und unmoralisch zu bezeichnen. Es gab viele Kampagnen um diesen Ort zu schließen. Aber was soll man machen, wenn es bei oberen Kirchenmitgliedern, über diverse Grafen und Baronen, bis hin zu einigen Parlamentsmitgliedern, heimliche Befürworter gibt? Abgesehen davon sind diese Art von Bordell gute Einnahmequellen von ausländischen Devisen. Es heißt sogar dass deine Landsleute, also Russen, die besten Kunden sein sollen."
"Aber das ist doch krank und widerlich!", rief Anne. "Wie leben denn diese armen Damen?"
"Anne, ich weiß es nicht. Aber sie leben oft nicht sehr lange. Jene, die den Mut und die Fähigkeit haben, begehen oftmals Selbstmord. Wenn man aber derart brutal verstümmelt ist, kann man das nicht mehr tun. Es gibt allerdings auch ein paar wenige Mädchen, die es genießen. Aber dann muss deren Verstand genauso abartig sein wie der ihrer Kunden, vielleicht sogar noch verdorbener. Wie dem auch sei, das ist halt so, und das ist auch der Grund warum Charity nun genauso aussieht wie jene Damen. Du darfst Lord Curzon dafür nicht verantwortlich machen und musst dich auch nicht um deine Zukunft sorgen, denn die deine ist nicht vergleichbar mit der von Charity. Du hast Schönheit und einen guten Ruf und wirst schon sehr bald, dank der von deinem Verlobten gewünschten Verbesserungen, in jeder Hinsicht noch besser dastehen. Und jetzt, Anne, lasse mich dir helfen aufzustehen und nach dort drüben gehen, wo mein Bildschirm und mein Computer sind."

Anne wurde von Miss Garner beim Aufstehen unterstützt und trippelte anschließend mit winzigen Schritten zu einem großen Bildschirm, vor dem sie sich auf einem Hocker hinsetzte. Die Rektorin ging zu einem Regal, auf dem ein Kasten und eine Tastatur standen und gab auf der Tastatur etwas ein. Danach erschien auf dem Bildschirm die Kontur einer weiblichen Person, welche sich langsam drehte.
"Diese Figur", sagte Miss Garner, "bist du, Anne. Genauer gesagt, dieses Abbild entspricht den Maßen, als du bei uns angekommen bist, denn ich habe deine Körpermaße hier eingegeben und das hier ist das Ergebnis. Wie ich dir bereits gesagt habe, und wie du es nun vor dir sehen kannst, ist dein Körperbau ziemlich jungenhaft. Deine Brüste sind klein und dein Gesäß kaum zu erkennen. Jetzt lasse uns die Veränderungen dazurechnen, welche seit deiner Ankunft entstanden sind." Die Rektorin gab einige Zahlen ein und drückte auf den "Enter"- Knopf. Auf dem Bildschirm sah Anne wie die Taille dramatisch enger wurde und Brüste als auch Gesäß etwas größer wurden. "Das ist die Figur, welche du vor dem Oster- Ball hattest, und welche allen zukünftigen Ehemännern zugeschickt wurden. Wie du sehen kannst, hat das Korsett- Regime, welches du erlebt hast, eine dramatische und wirklich ansprechende Wirkung gehabt. Deine Taille ist viel kleiner, und etwas von dem Körperfett wurde nach oben zu den Brüsten als auch nach unten zum Gesäß gedrückt. Alles in allem ist die Wirkung ziemlich erstaunlich. Der Kontrast zwischen der kleineren Taille und den anderen Bereichen, selbst wenn sie kaum gewachsen sind, ist unglaublich. In der Vergangenheit hat dies für eine Dame der Freizeit vollkommen ausgereicht. Heutzutage haben wir jedoch die Wissenschaft, die uns weiterhilft. Wenn ich jetzt die Maße eingebe, die dein Verlobter uns gegeben hat, wirst du sehen was ich meine…"
Miss Garner tat es und Anne sah augenblicklich das Ergebnis. Die Figur auf dem Bildschirm bekam größere Brüste, während das Gesäß regelrecht aufquoll. Jene Erweiterungen, in Verbindung mit der winzigen Taille, erschufen eine unglaubliche, eine unglaublich sexy aussehende Silhouette. Anne keuchte, und Miss Garner lächelte.
"Das ist bemerkenswert, nicht wahr?", kommentierte sie. "Ich muss zugeben, Anne, dass dein Stiefvater eine gute Wahl für dich getan hat, denn der Geschmack des Herzogs von Norfolk ist exquisit. Die Brüste sind sogar ein wenig kleiner, als es heutzutage für eine Dame der Freizeit normal ist. Ich bin sogar der Meinung, dass zu große Brüste von der Taille ablenken, denn eine schmale Taille sollte immer das Zentrum der Aufmerksamkeit sein. Das Gesäß ist hingegen ein wenig größer als üblich. Es scheint mir deshalb so zu sein, dass dein zukünftiger Ehemann mehr auf pralle Ärsche steht. Das Gesäß, welches man in der Öffentlichkeit in seiner ganzen Pracht kaum sehen kann, ist ja auch etwas sehr privates. Ich nehme an, dass dies für dich anfangs etwas fremd sein wird. Aber ich bin persönlich der Meinung dass diese Dimensionen ganz gut zu dir passen, Anne. So weit, so gut. Dieses Programm kann nicht alles bis ins letzte Detail zeigen. Es gibt da zum Beispiel sehr verschiedene Formen der Brüste. Manche hängen etwas, andere sehen prall und fest aus. Ich bin mir aber sicher dass es schon bald Programme gibt, die das berechnen und auf dem Bildschirm zeigen können. Also. Ich habe für dich in einem Londoner Krankenhaus für Frauen einen Termin ausgemacht. In etwa zwei Monaten werden dort all diese Verbesserungen gemacht werden. So versuche jetzt nicht mehr daran zu denken und richte deinen Verstand stattdessen darauf aus, deinem Verlobten bei seinen Besuchen zu studieren und zu gefallen. Anne, hast du jetzt noch Fragen oder etwas zu bemerken?"
Anne hatte natürlich tausend Fragen im Kopf, aber sie hatte den Ton und den Blick ihrer Rektorin richtig gedeutet und antwortete: "Ich habe eine Bitte, gnädige Frau."
"Und die wäre, Anne?"
"Würden sie bitte meine Fleur de Bouche wieder in meinen Mund tun und Perkins mich zu meinem Zimmer bringen lassen? Ich möchte mich gerne von der Anreise erholen."
"Natürlich, Anne. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag."

Kapitel 12

Das übliche Leben mit seiner intensiven Beschränkung und den eintönigen Unterrichtsstunden kehrte für Anne zurück. Doch es war nicht mehr das gleiche, das sie nun verlobt war. Da war zum Beispiel der große Elfenbein- Phallus in ihrem After, der sie ständig an ihren neuen Status erinnerte. Außerdem war da noch die Aussicht auf die monatlichen "Werbe"- Besuche ihres zukünftigen Ehemanns.
Der erste Besuch kam schneller als Anne erwartet hatte. Ein untrügerisches Zeichen dafür, wie schnell doch die Zeit in Miss Garners Institut vorbeifliegen konnte. Und Anne würde sich noch lange an diesen ersten Besuch erinnern.
Wie bei jeder speziellen Veranstaltung wurde sie vom Unterricht befreit. Das Korsett wurde enger als üblich geschnürt, und bekam ein luxuriöses waldgrünes "Spaziergangs"- Kleid angezogen. Obwohl dieses Kleid extra für einen Spaziergang im Park bestimmt war, konnte Anne damit entgegen der Bezeichnung damit kaum gehen.
Der Herzog von Norwich kam pünktlich um 13 Uhr und traf Anne, welche im Wohnzimmer auf ihn wartete. Dort gab er ihr einen Begrüßungskuss auf die Wange, was Anne die Schamesröte ins Gesicht schießen ließ. Danach half er ihr aufzustehen, indem er Anne an der schmalen Taille festhielt. Anschließend gingen sie zum Garten. Während sie sich mühsam vorankämpfte, hoben und senkten sich ihre Brüste dramatisch bei jedem Atemzug. Der Herzog redete die ganze Zeit und sprach von der Hochzeitsvorbereitung und seinen Zukunftsplänen. Anne erfuhr, dass sie in London heiraten würde, in welcher Kirche es wäre, wo die Hochzeitsfeier stattfinden und ein wenig über die Hochzeitsnacht! Letztere wäre im renommierten Cumberland Hotel.
Als sie das andere Ende des Gartens erreichten, setzten sie sich auf eine weiße Bank, welche von Blumenstauden umrahmt war. Ihr Verlobter kam ganz nah an sie heran und flüsterte in ihr Ohr: "Anne, ich liebe dich so sehr."
Anne antwortete natürlich nicht. Sie konnte es auch deswegen nicht, weil eine enorm große rote Fleur de Bouche in ihrem Mund steckte.
"Liebst du mich?", fragte er.
Ob sie ihn liebte? Anne schaute ihren Verlobten an. Er war natürlich ein Mann, in dem sich ein Mädchen verlieben konnte. Aber zu diesem Zeitpunkt liebte sie ihn natürlich noch nicht. Schließlich kannte sie ihn doch gar nicht. Aber es war immerhin ein Anfang gemacht.
Sie nickte andeutungsweise, da ihr das Halskorsett keine weitere Kopfbewegung erlaubte.
"Meine Liebe! Deine Taille erregt mich. Der Anblick entzündet ein unlöschbares Feuer in meinen Lenden und lässt meinen Mund trocken werden. Oh wie sehr sehne ich mich danach deine rubinroten Lippen zu küssen!"
In diesem Moment erkannte Anne, dass der Herzog kein Poet war. Sie fühlte, wie seine Hände ihre Taille umschlossen.
"Ich möchte deine Taille enger und noch viel schmaler haben. Ich sehne mich danach dich zu schnüren, bis du in Ohnmacht fällst, mein lieber Wespentaillen- Engel!"
Nein, er war bestimmt kein Dichter! Und der Gedanke daran noch enger geschnürt zu werden war nicht gerade berauschend.
"Mein Liebling. Spürst du Elfenbein- Zapfen? Bringt es dich dazu, von zukünftigen Zeiten zu träumen? Wenn ich nur daran denke in dir zu sein…"
Nun, sie spürte es, aber es sollte noch ganz anders kommen!
"Ich kann es kaum noch erwarten. Aber ich habe da etwas, mein Täubchen. Schau, es ist ein Geheimnis, das ich mit dir teile, unser ganz spezielles Liebesgeheimnis."
Anne schaute und sah wie er eine kleine silberne Taschenuhr in der Hand hielt. Jedenfalls sah es auf dem ersten Blick so aus. Als er jedoch den Deckel öffnete, war Anne überrascht, denn es war keine Uhr. Stattdessen sah sie nur einen kleinen Knopf oder Taster.
"Weißt du, was das ist, Anne?"
Anne schüttelte ansatzweise ihren Kopf.
"Es ist eine Erinnerung für dich, damit du weißt wie sehr ich dich vermisse und sehnsüchtig auf die warte bis wir endlich ein Paar sind", sagte er zu ihr. Dann drückte er auf den Knopf und Anne erschrak, denn der in ihrem After steckende Elfenbein- Phallus begann zu vibrieren und verursachte in ihr eine seltsame, aber doch sehr angenehme Sinnesempfindungen.
Anne keuchte laut.
"Schhhh, mein Liebling. Nicht so laut!", tadelte er. "Das muss niemand wissen. Jedes Mal wenn ich an dich denke, werde ich es einschalten. Es vibriert dann noch zehn Minuten, nur für dich… um meine Hingabe zu dir zu schätzen."
Zehn Minuten! Anne wurde es schon nach kurzer Zeit ziemlich heiß unter dem Halskorsett. Zehn Minuten lang jene Sinnesempfindungen, während des Essen, des Unterrichts oder wann auch immer! Das wäre eine große Herausforderung, aber keine wirklich schlimme.
"Mein Engel. Ich muss gehen. Aber denke daran. Ich werde die Tage zählen, und auf eine gewisse Art und Weise werde ich jede Nacht und jeden Tag bei dir sein!"
Er stand auf, küsste sie auf die Wange und ließ sie mit hochrotem Gesicht und heftig auf und abgehenden Brüsten auf der Bank zurück. Nach ungefähr zehn Minuten kam Perkins um ihre Herrin wieder ins Haus zu bringen.

*****

"Mädchen, da ihr nun alle verlobt seid und demnächst eine Dame der Freizeit werdet, ist es unbedingt nötig, dass ich das schwierige Thema der Gesellschaftsdamen anspreche. Ein Thema, von dem ich erwarte dass neunzig Prozent von euch eine gewisse Erfahrung mit ihnen hat, und ich glaube dass es wichtig ist diese im richtigen Licht zu betrachten."
Anne hörte Miss Garners Worten interessiert zu, da sie noch nie von einer Gesellschaftsdame gehört hatte.
"Bevor ich damit beginne, möchte ich mir einen Überblick machen. Nickt mir zu, Mädchen, wenn eure Mütter eine Gesellschaftsdame haben."
Anne schaute sich um und bemerkte, dass die meisten Mädchen in dem Zimmer nickten.
"Wie ich es erwartet habe. Und jetzt, Mädchen, nickt mir bitte zu, wenn das eure Mütter beunruhigt und bedrückend auf eure Ehevorbereitung ist."
Anne schaute sich wieder um und sah nur noch wenige nicken oder beschämt nach unten schauen. Das überraschte sie. Schließlich klang die Bezeichnung Gesellschaftsdame ziemlich nett, also nicht so, als dass man sich davor fürchten müsste. Nun war sie erst recht begierig darauf mehr zu erfahren.
"Wie ich es befürchtet habe. Nun, Mädchen, hoffe ich dass dieser Unterricht euch hilft jene Ängste zu zerstreuen, als auch unseren beiden Mädchen mit ausländischen Wurzeln…" Sie nickte Anne und Oksana zu. "…zu erklären was eine Gesellschaftsdame ist, und wie wir mit ihnen umzugehen haben. Bevor ich allerdings damit beginne, möchte ich euch sagen, dass eine Gesellschaftsdame nicht etwas ist, worüber man sich sorgen müsste. Habt ihr das verstanden?"
Die ganze Klasse nickte.
"Schön. Also, was ist eine Gesellschaftsdame? Nun, die beste Art es zu beschreiben, und das ist auch die offizielle Beschreibung, ist die, dass sie eine Freundin einer Dame der Freizeit ist. Da wir alle wissen, sind Damen der Freizeit privilegierte Damen. Somit ist es unangemessen mit Frauen persönliche Dinge zu besprechen, welche nicht ihrer Gesellschaftsklasse entsprechen. Um es genauer zu sagen: Damen, die nicht ebenfalls Damen der Freizeit sind. Das verursacht jedoch einige Probleme, da es nur wenige Damen der Freizeit gibt und diese obendrein weit voneinander leben. Wir fühlen uns also manchmal sehr einsam und haben das Bedürfnis eine Schwester oder jemand anderen zu haben, der wir unsere Gefühle anvertrauen können. Und genau da kommt eine Gesellschaftsdame ins Spiel. Das sind Mädchen, die unsere Ehemänner oder Eltern zu einem gewissen Grad erzogen haben, die aber nicht die gleiche soziale Stufe haben wie wir. Das ist ganz wichtig zu wissen. Diese Damen teilen unseren Lebensstil und können somit mit unseren Problemen mitfühlen. Sie stehen in der sozialen Rangordnung tiefer als wir, irgendwo zwischen der Dienerschaft und der Herrin, und das wissen sie ganz genau. Deshalb seid ihr ihnen überlegen und könnt sie herumkommandieren. Die Dienerschaft kann es nicht. Es sei denn, ihr habt es angeordnet. Die einzige Person, die eure Autorität gegenüber einer Gesellschaftsdame ändern kann, ist euer Mann. Habt ihr das verstanden?"
Alle Schülerinnen nickten.
"Ausgezeichnet. Das hört sich bis jetzt alles ganz schön an und es gibt nichts zu befürchten. Es gibt allerdings auch eine andere Seite der Gesellschaftsdame, und die wird nie, ich wiederhole, niemals in der Öffentlichkeit angesprochen wird. Es ist aber nichtsdestoweniger wichtig und der Grund, warum es so vielen Damen der Freizeit bedrückt. Und genau das werde ich euch jetzt erörtern. Ich werde jetzt aus dem Buch ‚Die Gesellschaftsdame' von Melissa Lockhart, welche die Gesellschaftsdame der Herzogin von Sutherland war, zitieren. Hört bitte genau zu, Mädchen, denn ihr könnt daraus sehr viel lernen."

Ich wurde, liebe Leserin, in einem kleinen Dorf im Landkreis Staffordshire in einem Bauernhof geboren. Meine Eltern waren fleißige Landarbeiter und ich hatte eine idyllische Kindheit. Ich spielte auf den Feldern und half meiner Mutter im Haushalt. Wir waren nicht reich und hatten manchmal wenig zu essen, da wir acht Kinder waren. Wir waren aber dennoch eine glückliche Familie. Das alles änderte sich jedoch als eines Nachmittags der Herzog von Sutherland mit einigen Begleitern durch das Dorf geritten kam. Wir Dorfbewohner standen am Straßenrand, verbeugten uns oder machten einen Knicks vor dem edlen Herrn. Ich war zu der Zeit etwa vierzehn Jahre alt und galt als das hübscheste Mädchen im Dorf. Als er mich sah, hielt er an und fragte nach meinen Namen. Ich sagte es ihm und war stolz darauf, dass solch ein edler Mann sich herab ließ mich zu bemerken. Danach ritt er weiter und ich dachte nicht mehr an jene Begegnung, bis mein Vater mir eine Woche später ankündigte, dass mir großes Glück widerfahren war. Mir war eine Stelle im großen Haus von Trentham angeboten worden. Diese Stelle war vom Herzog höchst persönlich angeboten worden, da er von meiner Haltung und Intelligenz beeindruckt gewesen war, als er durch das Dorf ritt.
So wurde ein Koffer gekauft in dem meine wenige Habe hinein kam und ich wurde auf der Ladefläche eines landwirtschaftlichen Anhängers weggebracht. Ich war bezüglich meines neuen Lebens ganz aufgeregt. Nach der Ankunft wurde ich der Haushälterin vorgestellt und in meine neue Tätigkeit eingearbeitet. Ich musste der Herrschaft das Essen servieren. Das war keine leichte Tätigkeit, wie Sie, lieber Leserin, es sich bestimmt vorstellen können. Ich musste viel lernen, bevor ich jene Tätigkeit ausüben durfte. Ich lernte die richtige Haltung und die richtigen Bewegungen und wie man diskret und höflich seiner Herrschaft diente. Alle waren freundlich zu mir und sogar mit einer gewissen Achtung, so als ob ich eine Dame wäre. Ich muss allerdings eigestehen, dass ich einige geringfügige Fehler machte. Aber der Herzog machte mich nie dafür. Und nach einem Monat wurde ich zur Zofe der Hausdame befördert, und zwar von der Herzogin höchst persönlich.
Und wieder warf es eine Tätigkeit, welche eine umfangreiche Ausbildung erforderte. Und das nicht nur in der Tätigkeit, sondern auch in der Erscheinung. Die Herrin verfügte, dass all ihre Dienerinnen einen Taillenumfang von nicht mehr als zwanzig Inch (50 Zentimeter) haben dürften und Schuhe mit Absätzen von wenigstens drei Inch (ca. 8 Zentimeter) tragen müssten. Als ich all das beherrschte, begann ich mit meiner neuen Rolle.
Das persönliche Mädchen der Herzogin zu sein war viel schwerer als am Tisch zu dienen, obwohl die Bezahlung fünfmal so hoch war. Als eine Dame der Freizeit konnte sie so gut wie nichts selber tun. Darüber hinaus gab es keine soziale Interaktion mit ihr, da es für Damen der Freizeit als unangemessen galt sich mit Dienern zu unterhalten; Ganz im Gegensatz zu seiner Lordschaft, der es oft pflegte mit mir zu plaudern. Und über alles schien sie meine Gegenwart nicht zu beachten. Ich nahm zu jener Zeit an, dass dies an meiner Unerfahrenheit lag. So tat ich mein Aller-bestes um meine Herrin in jeder Hinsicht zufrieden zu stellen.
Jeden Morgen, nachdem ich sie geweckt hatte, wusch ich sie und half ihr bei der Toilette. Es war seltsam und nicht angenehm den Hintern einer edlen Dame abzuwischen. Aber sie schien dies mit einer ihr gegebenen Gleichgültigkeit zu akzeptieren. Noch schlimmer und anstrengender waren die Klistiere, welche ich ihr geben musste, und das Schnüren ihres Korsetts bis auf eine erschreckende Größe von vierzehn Inch (35 Zentimeter). Anschließend folgte das Binden ihrer Arme, welche in einer unglaublich schmerzhaften Gebetsposition auf dem Rücken zu liegen kamen, so dass sie elegant auf ihrem enorm großen Gesäß sitzen konnte. Ich fütterte sie dreimal am Tag und half ihr zu sitzen oder zu stehen. Um fair zu sein, trotz ihrer Kälte mir gegenüber und trotz ihres hohen Status zu sein, tat mir die Herzogin wirklich leid. Sie war eine traurige Seele und saß die meiste Zeit des Tages gelangweilt herum. Sie war nicht einmal in der Lage ihre eigene Nase zu putzen oder eine Träne aus dem Auge zu wischen. Außerdem gab es da niemand aus ihrem Mann, mit dem sie reden konnte. Der war allerdings oft in London oder auf der Jagd. Ich wusste allerdings nicht was er wirklich tat.
Doch dann änderte sich alles ganz plötzlich. Nach vier Monaten als Zofe der Lady wurde sie krank und es wurde der Doktor gerufen. Er war mittleren Alters und eigentlich ziemlich unmännlich. Er schien mich kaum zu bemerken, während er die Lady untersuchte. Er diagnostizierte eine Lungenentzündung und empfahl einen mehrmonatigen Aufenthalt unter der italienischen Sonne. Und am darauffolgenden Montag verließ die Lady mit einem anderen Mädchen das Haus. An dem Tag nahm ich an, dass ich nun entlassen werden würde. Am nächsten Tag wurde ich zum Büro des Herzogs gerufen, wo zu meiner Überraschung der Arzt ebenfalls anwesend war. Der Arzt erklärte mir, ohne mich dabei kaum anzusehen, dass ich sein Herz eingefangen hätte, als er die Lady untersucht hatte. Er hatte daraufhin seine Lordschaft gefragt, der ihn informiert hatte, dass ich allein stehend war. Und so war er gekommen, um mir einen Heiratsantrag zu machen!
Tja, was sollte ich tun? Ich sagte ihnen natürlich, dass mein Vater das letzte Wort in dieser Angelegenheit hätte. Aber seine Lordschaft versicherte mir, dass er schon mit ihm darüber gesprochen hätte und mein Vater hoch erfreut war. Ganz besonders deswegen, da der Doktor meiner Familie eine Summe von £20.000 anbot, welche seine großzügige Lordschaft zu verdoppeln bereit war. Ich war also vor vollendeten Tatsachen gestellt. Und obwohl ich diesen Doktor nicht mochte, wusste ich, dass ich wegen meiner Brüder und Schwestern akzeptieren musste. Ich wies jedoch darauf hin, dass trotz der großzügigen Angebote von dem Doktor und dem Herzog meine Eltern von meinem Lohn abhingen, den ich nach Hause schickte, und ich befürchtete, dass, wenn ich verheiratet war, ich außerstande zu arbeiten wäre und meine Familie nicht mehr monatlich unterstützen würde. Doch zu meiner Überraschung sagte seine Lordschaft, dass er dieses voll und ganz verstehen würde und er mit dem Doktor über diesen Aspekt gesprochen hatte. Schließlich war es nicht üblich, dass die Frau eines Arztes arbeiten würde. In meinem besonderen Fall würde man mir aber erlauben weiterhin in dem Anwesen zu arbeiten. Allerdings, da ich als verheiratete Frau nicht mehr als Dienerin arbeiten dürfte, wurde entschieden, dass ich die Gesellschaftsdame der Lady werden würde. Eine Position, die dringend benötigt wurde, da der Arzt als Ursache für die schlechte Gesundheit der Lady den Mangel an feiner Konversation diagnostiziert hatte. Um diese neue Rolle zu erfüllen, würde ich jedoch eine Ausbildung benötigen. Der Doktor war einverstanden, dass ich für sechs Monate zu einer entsprechenden Ausbildungsschule geschickt werden würde und der Hochzeitstermin auf meine Rückkehr festgelegt wurde.
So kam es, dass ich einverstanden war und meinem zukünftigen Gatten ein Küsschen auf die Wange gab.
Am nächsten Tag packte ich meine Sachen und fuhr zu der Schule.
Mein Unterricht fand Miss Grices Akademie für Gesellschaftsdamen statt und war recht angenehm. Es wurde viel Zeit damit verbracht sich an die Kleidung zu gewöhnen, die ich ab nun tragen musste. Die Kleider waren der meiner Herrin ähnlich, aber natürlich nicht so elegant. Ich muss gestehen, dass ich es schwer fand mit Ballettstiefel und gefesselten Armen zu gehen. Das Einführen einer Fleur de Bouches in meinem Mund als auch das Schnüren verabscheute ich, zumal meine Taille bis auf qualvolle fünfzehn Inch (38 Zentimeter) reduziert wurde. Meine Taille musste schmal, aber nicht so schmal wie die meiner Herrin sein.
Nach Beendigung der Schule kehrte ich nach Hause zurück um meinen Mann zu heiraten. Es war eine schlichte Zeremonie, an der nur meinen Eltern, seine Lordschaft und der Priester der örtlichen Kirche anwesend waren. Aber selbst da muss ich gestehen, wusste ich nichts von der wahren Natur des hinterhältigen Spiels.
Das wurde mir erst in der Hochzeitsnacht gewahr. Eigentlich hätte ich die glücklichste Ehefrau der Welt sein sollen. Ich wurde zu meiner Kammer gebracht und von meinem Mädchen ausgezogen, so dass mein Mann mich empfangen konnte. Nach einer Stunde kam er zu mir. Aber, zu meiner Überraschung, schien er frei von jeder Leidenschaft und Glück zu sein. Ich versuchte ihn zu erregen, aber nichts funktionierte. Er saß wie ein Haufen Elend am anderen Ende des Betts. Ich verstand es nicht und versuchte ihn zu trösten, aber da brach er in Tränen aus und erklärte mir alles.
"Meine liebe Frau, so muss ich dich ab jetzt jedenfalls nennen, ich bedauere es so sehr das du grausam getäuscht worden bist, und ich Teil der Täuschung bin. Du scheinst ein nettes Mädchen zu sein und ich wünschte ich könnte dich lieben wie es ein Ehemann sollte, aber leider kann dies nicht sein. Ich habe dich nie geliebt oder gar attraktiv empfunden. Das ist allerdings nicht deine Schuld. Wie du siehst bin ich eine traurige Erscheinung, denn meine Neigungen liegen nicht bei Frauen, sondern bei Männern, und ich bin bereits im Herzen mit dem Butler, Herrn Greaves, verheiratet. Es ist nicht ich so, dass mein Herz deine Schönheit und Gnade ablehnt, Melissa, aber es war der Herzog, ein guter Mann, der, obwohl verheirate, dich in sein Herz geschlossen hat. Als er dich zuerst als Mädchen betrachtete, hast du ihn entzückt. Das ist auch der Grund, warum du die Stelle als Dienstmädchen, dann als Zofe, und nun als Gesellschaftsdame bekommen hast. Die Heirat mit mir war also nur ein Trick, damit er für die anderen weiterhin als anständiger Mann gilt. Du bist dazu bestimmt verheiratet zu sein, Melissa, aber nicht gesetzmäßig und nicht mit mir, sondern mit ihm. Ich mag dich und möchte dein Freund bleiben, aber mehr können wir niemals sein. Also, bitte verzeihe mir und lege dich wieder hin, denn seine Lordschaft wird bald bei dir sein. Deine Pflicht ist ihm zu gefallen, wie du es eigentlich mir, deinem Mann, hättest tun sollen. Ich wünsche dir eine gute Nacht und bitte um Vergebung, Melissa."
Und so kam es, dass eine viertel Stunde später seine Lordschaft kam und mich benutzte. So begann mein Leben als Gesellschaftsdame und ich verstand, warum meine Herrin mich immer so kalt behandelt hatte. Als sie von Italien zurückkehrte, saßen wir in seinem Haus oder dem Garten, streng verschnürt und oft, eigentlich mehr oft, geknebelt wie zwei Puppen, mit denen er spielte. Manchmal wurde sie genommen, manchmal ich, oft sogar beide zur gleichen Zeit; Ganz besonders wenn sein Freund Charles Stanley vorbeikam. Sie hasste mich, da ich nahm was ihr gehörte, doch ich hatte nie darum gebeten und wollte sie nie verletzen. Um es Ihnen, liebe Leserin, genauer zu sagen: Ich muss gestehen dass ich es hin und wieder genoss, aber es war unmoralisch und sollte deswegen nie genossen werden. So bete ich jeden Tag zu Gott und bitte darum jene teuflischen und unmoralischen Begierden aus meinem Verstand auszuweisen…

Miss Garner hörte auf vorzulesen und schaute sich in dem Zimmer um. "Ich höre an diesem Punkt auf, denn was für uns relevant ist, ist gesagt worden. Der Rest verliert sich immer mehr in Ausschweifungen und endet schließlich in ihrer religiösen Überzeugung. Was für uns jedoch wichtig ist, ist folgendes: Erstens. Männer sind nach einer Weile von ihren Damen gelangweilt und schauen sich nach anderen Gelegenheiten um. Zweitens. Sie suchen im Allgemeinen Trost bei einer Gesellschaftsdame, die sie einstellen und die wie eine Zweitfrau leben muss. Drittens. Solche Gesellschaftsdamen gibt es sehr selten.
Wenn Männer Alternativpartnerinnen suchen, könnte ihr nichts dagegen tun. Also versucht es erst gar nicht. Dass sie Trost bei einer Gesellschafterin suchen, könnte ihr auch nicht ändern. Ihr könnt allerdings etwas bezüglich eurer Beziehung zu diesen Unglücklichen tun. Ja, ich sage Unglückliche, da sie es in Wahrheit sind. Meiner Meinung nach handelte die Herzogin von Sutherland im Falle von Melissa Lockhart falsch. Sie vermied es mit ihr zu reden und machte somit ihr Leben als auch das der Gesellschaftsdame zu einem Elend. Mein Rat an euch ist der: Nehmt solche Gefährtinnen an als das was sie sind, nämlich als Gesellschaftsdamen und Freundinnen. Sie können eure Zwangslage nicht ändern, aber ihr könnt sie als Freundinnen verwenden. Und glaubt mir, eine Freundin ist genau das, was ihr als Dame der Freizeit braucht. Wirklich, wenn ihr sie gut behandelt, wird es euch irgendwann zugutekommen. Was, wenn eurer Mann seine neuentdeckte Liebhaberin bevorzugt, und sie sich bei ihm über eure schlechte Behandlung beklagt? Glaubt ihr, dass er euch dann noch freundlich behandeln wird? Nein, nicht wirklich. Er wird euch foltern wie es nur ein Ehemann kann. Ja, ihr steht in der Hierarchie über diesen Mädchen, und das dürft ihr nie vergessen. Aber auch sie haben Macht, und ihr könnt nichts dagegen tun.
Abgesehen davon ist nicht alles so negativ wie es scheint. Habt ihr nicht bemerkt, dass ich euch ermutigt habe, während eurer Schulzeit Freundinnen zu haben, denen man alles anvertrauen kann? Das habe ich aus einem ganz speziellen Grund getan. Vertrautheit zwischen zwei Frauen kann sehr förderlich sein, da wir Frauen unsere Gefühle und Körper besser verstehen als es Männer jemals können. Außerdem haben es Männer ganz gerne wenn deren Ehefrauen Freundinnen haben. Dann werden sie nicht eifersüchtig. Also, mein Rat an euch ist freundlich zu sein und eure Gesellschaftsdame zu lieben, falls ihr eine bekommt. Ihr dürft sie ruhig ab und zu ärgern, damit sie wissen wer die Chefin ist. Handelt aber so, als ob ihr deren ältere Schwester seid, denn im Allgemeinen sind sie jünger als ihr. Lehrt ihnen Vergnügen und Zufriedenheit als Geschenk zu betrachten, welches ihr ihnen gebt, und ihr werdet Dankbarkeit zurückbekommen. So, Mädchen, das ist alles für heute. Ihr dürft euch jetzt auf eure Zimmer mit euren speziellen Freundinnen zurückziehen, wo eure Zofen euch ausziehen. Denkt daran jene bestimmten Dinge zu praktizieren, über die wir geredet haben. Der Unterricht ist hiermit beendet!"

Anne schaute kurz Clare Hawkins an und blinzelte ihr zu. Die britische Gesellschaft war unter der Oberfläche ganz anders, mehr als sie jemals erwartet hatte. Aber wenn sie eine Gesellschaftsdame wie Clare haben könnte, dann könnte das Leben ziemlich vergnüglich sein, wirklich, ziemlich vergnüglich…

Kapitel 13

Der nächste Besuch des Herzogs von Norwich folgte demselben Muster wie beim letzten Mal. Aber dieses Mal machte er ein paar Erwähnungen bezüglich Annes bevorstehenden Verbesserungen. Er sagte dass er kaum noch darauf warten könnte mit ihren neuen "Melonen" zu spielen, ihre "aufgeblasenen" Lippen zu küssen und mit der Hand auf den "Ballon- Arsch" zu klatschen. Aber Anne hatte diese Kommentare erwartet, da sie in der folgenden Woche nach London reisen sollte, um dort ihre "Verbesserungen" zu bekommen.

Die Nacht vor der Reise bekam Anne eine angenehme Überraschung. Fräulein Simpson informierte sie, dass Miss Garner arrangiert hätte, dass Clare Hawkins ihre Verbesserungen zu derselben Zeit bekäme wie sie und sie zu zweit nach London reisen würden. Darüber hinaus bekämen sie eine Belohnung für deren ausgezeichnetes Benehmen und deren Lerneifer. Sie dürften in der Nacht vor der Operation Annes Bett in dem Londoner Hotel teilen.
Bereits ab dem ersten Tag, als sich die beiden Mädchen kennengelernt hatten, waren sie enge Freundinnen geworden und hatten, wenn sie gemeinsam in einem Zimmer waren, auf dem Bett das eine oder andere Gelernte ausprobiert. Sie hatten allerdings noch nie eine ganze Nacht lang fest umarmt in einem Bett gewesen.
Das war natürlich nur metaphorisch gemeint, denn die Mädchen trugen stets ihre Keuschheitsgürtel und trugen Monohandschuhe, sowie eine Schlafmaske. Es gab also niemals eine noch so kleine Chance einer sündigen Vertrautheit.
Es war aber dennoch eine wahre Vorfreude auf einen gemeinsamen Morgen, wenn ihre in den Nachtstiefeln steckenden Beine miteinander verschlungen wären und der weibliche Duft der Freundin in der Luft lag. Und dann war da für Anne noch der Moment, wenn der Herzog von Norwich morgens um sieben Uhr, wenn auch er daheim erwachte, an sie dachte und den speziellen Stab in ihrem After zum Leben erweckte.

Die Reise nach London war mit dem Auto ziemlich ermüdend, zumal es eine achtstündige Fahrt war. Anne als auch Clare trugen Reisekleider, in denen es ziemlich warm wurde und die obendrein sehr hinderlich waren. Die fast blickdichten Gesichtsschleier, welche an den großen Hüten befestigt waren ließen nur die vorbeifliegende Landschaft erahnen, während die großen schwarzen Fleur de Bouches in deren Mündern eine Unterhaltung unmöglich machten. Folglich war es eine achtstündige Reise der Dunkelheit und der Stille. Die beiden Mädchen störten sich aber nicht daran, da deren Gedanken eh bei den bevorstehenden Dingen waren und Damen der Freizeit sich sowieso nicht an solchen Dingen stören sollten.

Sie betraten das renommierte Cumberland Hotel, wo Anne später ihre Hochzeitsfeier haben würde. Draußen standen Reporter von diversen "Klatsch"- und Modemagazinen, welche begierig darauf warteten Personen des öffentlichen Lebens als auch diverse "Berühmtheiten" zu entdecken. Die Mädchen gaben natürlich keine Kommentare von sich, weil sie es nicht konnten. Und da man deren Gesichter nicht erkennen konnte, mussten sich die Reporter mit den Namen, welche sie heimlich an der Rezeption erhaschten, und ein paar Bildern der extravagant gekleideten Mädchen begnügen.
Die Mädchen zogen sich sofort in deren Zimmer zurück, wo sie ausgezogen, gewaschen, und für eine Nacht der femininen Vertrautheit zurechtgemacht wurden…

Anne kannte das Südlondoner Krankenhaus für Frauen von ihrem letzten Aufenthalt. Sie hatte das natürlich niemand erzählt. Aber dieses Mal war es etwas anders. Sie war nun eine Dame und absolute Verschwiegenheit war nicht mehr das oberste Gebot. Das fing schon bei der Begrüßung an.
Nach ihrer Ankunft wurde sie vom Chefarzt der Chirurgie begrüßt, der sie zu seinem Büro führte und dort ausführlich erklärte, welche Verbesserungen ausgeführt werden sollten. Dabei wurde wieder ein Monitor benutzt, auf dem Anne ihre derzeitige als auch zukünftige Körperumrisse sehen konnte. Dieses Mal ging der Chirurg viel weiter ins Detail.
"Was diese Abbildung uns nicht zeigt, Fräulein, ist die tatsächliche Form ihrer neuen Brüste. Ich betone ‚neu', weil deren Form wirklich anders ist. Deswegen fürchte ich, dass sie zum Säugen von Säuglingen ziemlich ungeeignet sind. Schauen sie sich bitte diese beiden Abbildungen an. Auf dem ersten Bild sehen sie Brüste einer Dame, welche die natürliche Größe von 36 DD hat. (Deutsche Größe: 80 F, Unterbrust: 80 cm, Überbrust: 102 cm) Auf dem zweiten Bild ist eine Dame, deren Brüste ich zu dieser Größe verbessert habe. Sehen sie den Unterschied, Fräulein?"
Anne sah es. Da in ihrem Mund jedoch die Fleur de Bouche steckte, nickte sie schweigend. Sie war allerdings ziemlich schockiert. Die natürlichen 36 DD-Brüste waren… nun ja, eben natürlich. Sie hingen ein wenig nach unten, wie es die meisten großen Brüste tun. Die verbesserte Brüste hingen kein Deut und waren prall und rund wie Bälle und sahen somit künstlich, eben wie Fälschungen aus.
"Diese Form, Fräulein, ist offensichtlich künstlich, und das ist von großer Bedeutung. Sie müssen wissen, dass eine Verbesserungen nicht nur dazu dient weiblicher und attraktiver für ihren zukünftigen Mann zu sein, sondern auch ihren Status und sein Vermögen anzeigen. Es ist nicht unbekannt, dass Damen, welche bereits mit großen Brüsten ausgestattet waren, sich einer Operation unterzogen haben um nicht die Größe zu steigern sondern diese neue Brustform zu bekommen. Die schönen Brüste, die sie bald besitzen sollen, werden ein Symbol ihrer Position in der Gesellschaft sein. Sie werden also genauso aussehen wie auf dem zweiten Bild. Ihr zukünftiger Ehemann hat jedoch noch zusätzlich auf größere Brustwarzen bestanden. Diese müssen allerdings gepierct werden, damit sie dauernd aufrecht und empfindlich bleiben. Die Wirkung, Fräulein, wird für sie sehr erfreulich sein."
"Dessen bin ich mir sicher", dachte Anne.
"Kommen wir nun zu der nächsten Verbesserung. Ihr Verlobter hat eine Gesäßvergrößerung angeordnet. Das geht natürlich nur mit speziellen Gesäßimplantaten. Diese Implantate vergrößern nicht nur ihr Gesäß, sondern auch die Hüften, wodurch sie einen schönen kurvigen Körper bekommen. Ich verspreche ihnen, dass die Wirkung bemerkenswert sein wird."
Der Chirurg hielt zwei Silikon- Gel- Implantate hoch, damit Anne besser verstehen konnte was schon bald in ihrem Körper sein würde. Der Gedanke daran war wenig tröstlich, da sie das nie haben wollte. In Moskwa war es sogar in Mode einen kleinen Hintern zu haben, denn das passte besser zu Hosen.
"Kommen wir nun zu ihren Lippen. Ihr Verlobter hat nur um eine geringfügige Kollagen- Dosierung gebeten. Darüber hinaus hat er etwas Weiteres gewünscht. Unser Piercer wird ihre Zunge durchstechen. Und wo wir schon mal bei diesem Thema sind: Es sind weitere Piercings an ihrer Klitoris geplant, und die Brustwarzen- Piercings werden natürlich mit Ringen versehen, was üblich ist."
Piercings! Annes Ohrläppchen wurden während ihrer Kindheit für ein paar schöne Ohrringe durchstochen. Sie hatte aber niemals daran gedacht noch mehr davon zu bekommen. Und warum sollte sie einen Ring in der Zunge tragen? Und dann noch in der Klitoris!!! Letzteres hörte sich ziemlich schmerzhaft an… aber auch irgendwie erregend. Da Anne inzwischen ziemlich viel über die englische Kultur erfahren hatte, nahm sie an das dies mit sexuellen Aktivitäten zu tun haben müsste.
"Darüber hinaus gibt es noch ein paar kosmetische Veränderungen, wie längere Fingernägel und Augenwimpern. Eine Haarentfernung ist jedoch nicht üblich. Ihr Verlobter hat jedoch eine permanente Haarentfernung im Genitalbereich und unter den Armen erbeten. Sie werden anfangs ein leichtes Brennen spüren, was aber schnell vorbeigeht. So weit, so gut. Können wir jetzt beginnen, Fräulein? Lassen sie sich bitte von ihrer Zofe ausziehen."
Haarentfernung! Das klang unheimlich! Hatte sie überhaupt ein Mitspracherecht? Obwohl es ihr Körper war, schien es nicht so zu sein. Um die Wahrheit zu sagen, hatte sie überhaupt kein Mitspracherecht.
Anne stand langsam auf und ließ sich von Perkins ausziehen. Danach wurde sie auf eine Liege gelegt und der Chirurg schob vorsichtig eine Spritze in Annes Arm- Ader. Sekunden später wurde es schwarz vor ihren Augen…

Als Anne erwachte, tat ihr alles weh. Sie lag in einem Krankenhausbett, welches in einem weißen Raum stand. Die einzigen Farben waren eine Schüssel voller Obst und ein Blumenstrauß neben ihrem Bett. Anne fühlte sie sich schwach und schläfrig, sodass sie vor sich hindöste. Dann hob Perkins ihren Oberkörper an. Anne wurde wach und sah die Verbände auf ihrer Brust und am Gesäß. Ihre Lippen und der Intimbereich prickelten. Dann spürte sie die Piercings in der Zunge und ihrer Klitoris…

Eine Woche später wurden die Verbände entfernt. Und als Anne ihren Körper sah, war sie schockiert. Ihre Brüste und ihr Gesäß waren grün und blau verfärbt. Die Krankenschwester sagte ihr, dass sie sich keine Sorgen machen müsste und die Verfärbungen mit der Zeit verschwinden würden. Danach wurde Anne mit ihren schweren Brüsten und dem enorm großen Gesäß alleine gelassen. Es waren fremde, unnatürliche Zusätze zu ihrem Körper. Die neuen Lippen waren Anne ebenfalls fremd. Als sie saß, fühlte es sich an als ob sie auf einem Kissen sitzen würde. Und als sie ihren Mund öffnete und schloss, fühlte es sich dort irgendwie aufgeblasen an. Die Ringe auf ihren Brustwarzen faszinierten sie allerdings. Sie wollte so gerne diese als auch ihre Klitoris berühren, welche nun permanent erregt wurde. Und genau das machte es irgendwie schwierig zu schlafen, zumal sie dadurch ständig daran dachte wie es mit ihrem neuen Ehemann sein würde.
Anne fühlte sich einerseits schlecht, andererseits fasziniert. Wie so vieles in ihrem neuen Leben wurde sie von den Widersprüchen überwältigend.

Nach einer weiteren Woche durfte sie das Krankenhaus verlassen. Perkins legte ihr ein neues Korsett an, da das alte nicht mehr passte. Zum Schluss wurde ihr eine kunstvolle Ausgehkleidung angezogen, welche dieses Mal in einem dunklen Grau gehalten war.
Vor dem Krankenhaus waren wieder die Reporter da, denn sie wollten unbedingt Fotos von der "verbesserten" und zukünftigen Herzogin von Norwich machen. Anne fand das natürlich gar nicht gut, fühlte sich aber dennoch irgendwie sexy und verführerisch während sie zum wartenden Auto schritt. Sie wünschte sich das Clare bei ihr wäre, aber deren Verbesserungen waren nicht so umfangreich gewesen, sodass sie bereits zu Miss Garners Institut zurückgekehrt war.
Anne erwartete dass man sie auf direktem Weg zurückfahren würde, doch der Wagen fuhr zu ihrer Überraschung zu einem Fotostudio, wo sie von Perkins wieder ausgezogen wurde. Danach wurde ihr ihre alte Armeeuniform angezogen. Anne fragte sich zuerst warum man das mit ihr tat, aber dann erinnerte sich dann an die abartige Bitte ihres Verlobten. So posierte sie für neue Fotos in einer Kleidung, die nun zu klein für sie war. Ihre Brüste fielen aus dem Oberteil heraus, während ihr Gesäß die Hose so sehr dehnte, dass die Nähte fast platzten.
Als sie die Fotos sah, war sie verlegen. Hinfort war die tapfere Heldin der UdSSR und an ihrer Stelle war eine dralle Porno- Parodie getreten. Anne fühlte sich so erniedrigt. Und doch gefiel es ihr. verbilligt, doch mochte sie es immer noch irgendwie. Dieses Aufprallen der zwei Seiten von ein und derselben Person war qualvoll.

Als Anne wieder in Miss Garners Institut war, verdrängte sie all die Gedanken über ihren neuen Körper und fuhr mit der normalen Routine fort. Das klappte natürlich nicht so wie gewollt. Anne entdeckte rasch den Grund warum ihre Brustwarzen diese Ringe trugen. Man konnte sie nämlich mit entsprechenden Ringen der Kleider verbinden, damit die neuen Brüste nicht aus dem Ausschnitt raussprangen! Und was den Stift in ihrer Zunge betraf, wurde ihr von Miss Simpson erklärt. Der Zungenstift sollte das Vergnügen des Mannes verbessern, wenn ihn seine Frau oral verwöhnt.
Anne wollte diese neue Funktion am Sonntag nach der Kirche erkunden, als sie vollkommen unerwartet ins Büro der Rektorin gerufen wurde. Nachdem sie das Büro betreten hatte, sagte Miss Garner kurz und knapp: "Anne, setze dich. Ich habe dir etwas sehr ernstes mitzuteilen…"

Kapitel 14

Miss Garner entfernte Annes Fleur de Bouche und schaute ihr direkt in die Augen. "Anne, ich komme direkt auf den Punkt", sagte sie mit ernster Stimme. "Wir haben eine sehr schwierige Situation. Nein, viel schlimmer. Es ist eine Tragödie. Du bist doch Fräulein Clare Hawkins beste Freundin. Nicht wahr?"
Anne nickte, um es zu bestätigen.
"Fräulein Hawkins Vater hat sich heute Morgen in seinem Anwesen, draußen in Stockport, erschossen."
Anne keuchte unwillkürlich. "Das ist ja schrecklich!", rief sie aus, bevor es ihr bewusst wurde dass sie keine Erlaubnis zum Sprechen gehabt hatte. Miss Garner tadelte sie jedoch nicht dafür.
"Das ist nur der Anfang, Anne. Herr Hawkins erschoss sich wegen Schulden, Spielschulden. Es sickert so langsam durch, dass er die ganzen vierundzwanzig Stunden von gestern an in einem Glücksspielsalon in Buxton- Spa verbracht hat. Er verlor sein ganzes Glück. Clare ist mittellos."
"Oh nein! Das ist… das ist undenkbar!"
"Undenkbar ist die Umschreibung, Anne, aber leider ist das für die liebe Clare Realität."
"Aber was wird aus ihr?"
"Das, meine Liebe, ist der undenkbare Teil. Sie kann nicht hier bleiben, weil sie kein Geld hat um die Gebühren zu bezahlen. Und Eheaussichten hat sie natürlich auch nicht mehr. Ihr Verlobter hat sich von ihr getrennt sobald er es hörte, was natürlich nur zu verständlich ist. Herr Hawkins starb nicht nur mittellos, sondern hatte auch noch große Schulden. Niemand heiratet Clare, da man dadurch einen Teil der Schulden übernimmt. Ihre einzige Option ist… Arbeit."
"Aber das kann sie nicht! Sie ist eine Dame der Freizeit!"
"Sie war eine Dame der Freizeit, Anne."
"Ich verstehe, Miss Garner, aber, was ich meinte, ist… nun, sie kann nicht arbeiten, weil sie nicht weiß wie das geht. Sie wurde doch nur dazu erzogen eine Dame zu sein."
"Wenn das lediglich eine Frage der Bildung wäre, Anne, dann könnte man das ändern. Es ist allerdings viel mehr als das. Clares Taille wurde zu solch einem Extrem reduziert, dass sie nur noch mit streng geschnürten Korsetts überleben kann. Sie hat nicht mehr genug Muskeln um den Oberkörper aufrecht zu halten, so dass sie für körperliche Arbeit nicht mehr tauglich ist. Außerdem sind ihre Verbesserungen bereits ausgeführt worden…"
"Ja! Ja! Und sie ist auch von Natur aus ein hübsches Mädchen. Ein Mann wäre bestimmt froh sie zur Ehefrau zu haben?!"
"Vielleicht, aber nicht als Ehefrau, nicht für einen Mann der oberen Klasse. Ich wollte damit sagen, dass ihre Verbesserungen die Angelegenheit noch viel schwieriger machen. Verbesserungen sind der Stempel eines Mannes, seine Unterschrift auf einer Dame. Sie ist gezeichnet, vom Heiratsmarkt ausgeschlossen. Kein Mann würde sie mehr berühren. Es ist so, als ob sie keine Jungfrau mehr wäre!"
"Aber was kann sie dann noch tun?"
"Es gibt da noch was, Anne, aber das ist höchst abscheuerregend. Wirklich. Das Haus der verbesserten Venus hat schon angefragt. Wie du bereits erwähnt hast, ist sie sehr hübsch, und viele Männer wären froh sie zu haben. Das Haus der verbesserten Venus wäre bereit die Schulden ihres verstorbenen Vaters abzuzahlen, als Gegenleistung für die Kontrolle über ihres ganzen Lebens."
"Das Haus von der verbesserten Venus! Aber es gibt doch bestimmt… bestimmt eine andere Option?!"
"Nicht dass ich wüsste. Es sei denn, jemand stimmt zu, sie innerhalb einer Woche zu heiraten. Aber ich hatte dir bereits gesagt, dass dies eine äußerst geringe Wahrscheinlichkeit ist."
"Aber das ist ja schrecklich, so schrecklich… Sie ist ein solch gutes Mädchen… Sie verdient das nicht…"
Große Tränen rollten über Annes puppenhaftes Gesicht. Miss Garner kam herüber und wischte sie ab. Dabei sagte sie: "Anne, höre auf zu weinen. Du musst stark sein. Clare ist es gerade gesagt worden, und sie ist verzweifelt. Du musst jetzt an ihrer Seite sein und sie trösten."
Anne schaute zu ihrer Rektorin hinauf und sagte: "Sie haben Recht. Ich werde sofort zu ihr gehen. Würden sie bitte meine Fleur de Bouche bitte wieder in meinen Mund schieben?"

Clare Hawkins war wirklich verzweifelt. Sie saß auf einem Stuhl neben ihrem Bett und weinte bitterlich. Ihre Zofe wischte permanent die Tränen weg, da Claire es wegen ihrer gebundenen Arme nicht machen konnte. Nachdem Anne das Zimmer betreten hatte, ging sie sofort zu ihrer Freundin und drückte ihr Gesicht gegen Clares. Oh, wie gerne wäre sie in der Lage gewesen ihre Arme um sie herum zu legen! Miss Garner hatte ihr zuvor erlaubt vorher die Fleur de Bouche entfernen zu lassen. So konnte sie in Clares Ohr flüstern: "Alles wird gut werden Clare, alle wird gut sein." Clare dachte jedoch nicht an die Zukunft, sondern nur an ihren toten Vater und ihrer einsamen Mutter. Sie dachte nur: "Jesus beschütze sie und lass meinen Vater in den Himmel kommen." Sie wiederholte in Gedanken immer wieder diesen Satz. Anne küsste die Tränen ihrer Freundin weg, was Clare lächeln ließ. Selbst die Gedanken an ihren Verlobten, hervorgerufen durch das plötzliche vibrieren ihres Afterzapfens konnten sie nicht von der gegenwärtigen Tragödie ablenken.

Anne war bereit den ganzen Tag bei Clare zu bleiben, denn ihr war klar dass ihre Freundin sie brauchte. Doch nach einer halben Stunde kam Perkins in das Zimmer und hob sie von ihrem Stuhl hoch. "Fräulein, ist es Zeit zu gehen. Lassen sie mich bitte ihre Fleur de Bouche einfügen."
"Gehen?! Ich kann nicht gehen, Perkins. Ich werde hier benötigt!"
"Aber Fräulein Anne! Sie werden in Kapitän Hopes Haus benötigt. Es ist Zeit für ihren Besuch!"
Anne war allerdings nicht in der Stimmung dem alten Seemann zu dieser besonderen Zeit zu gefallen. "Ich werde nicht gehen, Perkins. Ich bleibe heute hier."
"Bitte, Fräulein Anne, sie müssen. Das ist so angeordnet!" Nach jenen Worten drückte das Mädchen die Fleur de Bouche in Annes Mund hinein und schob sie langsam zur Tür.
"Mmmpf! Mmmpf!", sagte Anne, die ihren Kopf kraftvoll schüttelt und den Bemühungen des Mädchens widerstand.
"Sie müssen, Fräulein!", beteuerte Perkins streng.
"Geh nur, meine liebe Anne", sagte Clare. "Aber beeile dich hinterher um wieder an meiner Seite zu sein!"
Anne hatte wieder einmal keine Wahl und trippelte traurig aus dem Zimmer hinaus.

In Kapitän Hopes Haus angekommen beschloss Anne ein tapferes Gesicht zu machen und den Jammer ihrer Freundin zu verdrängen. Perkins ging, Annes Fleur de Bouche war entfernt, und sie kniete nieder und begann dem alten Mann zu dienen. Er gab zuerst ein Kompliment von sich, da er die schmeichelhafte Wirkung von Annes Zungenpiercing spürte. Dann machte er Vorschläge wie sie dieses Potential maximieren könnte. Anne gab sich zwar große Mühe, doch das Elend ihrer Freundin ließ sie nicht los und so fing sie leise an zu weinen. Als er es bemerkte, zog er sie hoch und setzte sie auf seine Knie. Dann fragte er nach dem Grund des Weinens.
"Es ist nichts, Herr", antwortete sie.
"Nein, mein Mädchen. Dich bedrückt doch was. Wir kennen uns nun schon so lange, und ich weiß dass du eine ausgezeichnete Schülerin bist und dich nicht so leicht von anderen Dingen ablenken lässt. Wenn du also in meine Unterhose weinst, bedeutet es das etwas Schreckliches eingetreten ist."
Und bevor es ihr so richtig gewahr wurde, brach aus ihr die ganze Geschichte heraus. Sie erzählte von dem Selbstmord, das Wetten und schließlich von dem Haus der verbesserten Venus.
Als alles aus Anne herausgesprudelt war, schaute Kapitän Hope an ihr vorbei, so als würde er in die Ferne schauen. Er war lange Zeit in Gedanken versunken, bis er sagte: "Ich verstehe warum du so außer dich warst, Anne. Das ist wahrlich eine schreckliche Geschichte, schrecklich und grausam. Nun, ich denke wir sollten den Unterricht für heute beenden, denn du bist nicht in der Verfassung etwas zu lernen. Ich werde dich stattdessen zu Miss Garners Haus zurück schicken, da du dort an der Seite deiner Freundin benötigt wirst. So, mein Mädchen, du hast eine Pflicht als tröstender Engel zu erfüllen."
Anne hätte liebend gerne ihre Arme um diesen alten Mann herum geworfen, wenn sie es hätte tun können! Was für eine freundliche Seele er doch war!

Anne verbrachte den Rest des Tages und die Nacht bei ihrer Freundin um sie zu trösten und ihr einen Funken Hoffnung in dieser dunklen und lieblosen Welt zu geben. In den frühen Stunden des Morgens, als sie nebeneinander im Bett lagen, schliefen sie ein. Als es draußen aber wieder hell wurde, kam der ganze Jammer wieder über sie. Clare versuchte stark zu sein, aber das war nur äußerlich und beide zitterten, als sie an jenem Morgen zu Miss Garners Büro gerufen wurden. Anne und Clare befürchteten das Schlimmste.
Nachdem Clare gegangen war, entschied Anne in dem Raum zu warten. Sie betete zu Gott dass ihre Freundin irgendwie verschont werden würden. Die Minuten strichen nur langsam vorbei und Clares Schicksal belastete Anne immer mehr.
Dann, nach ungefähr zehn Minuten betrat Perkins das Zimmer. "Sie sollen zur Rektorin kommen, Fräulein", verkündete sie.
Anne stand müde und niedergeschlagen auf und ließ sich von Perkin ihre Fleur de Bouche in den Mund schieben. Danach trippelte sie langsam zu dem Büro.
Kaum hatte sie das Büro betreten, sah sie etwas, das sie so nicht erwartet hatte. Es war eine Clare Hawkins mit einem breiten Lächeln auf ihrem leeren Mund.
"Anne! Anne!", rief sie. "Ich bin gerettet!"
Anne schaute die Rektorin fragend an.
"Es ist wahr, und du hast geholfen sie zu retten!", erklärte Miss Garner.
Sie? Aber wie? Durch ihre Gebete? Bestimmt nicht!
"Du hattest dich Kapitän Hope anvertraut, und er kam daraufhin hier her um mit mir zu reden. Er bat darum die neuesten Fotographien des Mädchens zu sehen, und bot dann an, sie auf der Stelle zu heiraten. Er übernimmt auch die Schulden ihres Vaters und den Rest. Er sagte mir, dass er nicht mehr lange auf dieser Welt sein würde und nun die Gelegenheit nutzen wollte etwas Gutes zu tun um einer unschuldigen Seele zu helfen. Ja wirklich, Anne, Clare ist gerettet!"

Die beiden Mädchen waren überglücklich und drückten deren Wangen aneinander. Dabei flossen die Tränen nur so. Doch dieses Mal waren es Tränen des Glücks und nicht des Elends.

"Entschuldigung, die Damen", unterbrach die Rektorin, "ich fürchte jedoch dass es auch schlechte Nachrichten gibt."
Die beiden Mädchen trennten sich und schauten die Rektorin fragend an.
"Anne hat sich hier unermesslich blamiert. Erstens: Sie hat ihren angeordneten Besuch bei Kapitän Hope abgelehnt. Zweitens: Sie hat ihren Unterricht in seinem Haus nicht bis zum Ende ausgeführt. Ich erkenne zwar an dass die Umstände äußerst extrem waren, aber Regeln sind Regeln. Und so muss ich leider sagen, dass eine Bestrafung angesagt ist."

Miss Garners Blick war jedoch nicht voller Ärger als sie das sagte, zumal Anne ihre Freundin Clare gerettet hatte. Sie wusste aber auch, dass Anne jede Strafe der Welt auf sich nehmen würde…

Kapitel 15

Die Bestrafungen in Miss Garners Institut für Damen der Freizeit wurden im Keller, einem Bereich des Hauses den Anne zuvor noch nie gesehen hatte, ausgeführt. Sie wurde nach der Besprechung mit der Rektorin zu ihrem Zimmer zurück geschickt, wo sie bis auf dem Keuschheitsgürtel, dem Korsett und den Stiefeln ausgezogen wurde. Ihre Arme wurden in einem Ledermonohandschuh verschnürt und ein Lederknebel, viel größer als ihre Fleur de Bouche wurde in ihren Mund gesteckt. Zum Schluss bekam sie einen Mantel mit einer großen Kapuze angezogen, damit niemand die Unglückliche erkennen konnte. Disziplin als auch Bestrafung waren in Miss Garners Institut stets etwas sehr Intimes, was keiner sehen oder hören sollte.
Perkins führte sie die Steinstufen hinunter und öffnete die Tür zum Keller. Die Hitze die ihnen entgegenschlug war erstaunlich, denn in den Tiefen des Kellers befand sich die Heizungsanlage. Jene Zentralheizung wurde noch mit Kohle betrieben, die ein kräftiger und stark verschwitzter Handwerker in den großen Ofen schaufelte. Zu jenem Zeitpunkt befanden sich nur die drei Personen in dem Keller.
Perkins führte Anne zu einer hölzernen Bank hinüber, wo sie festgeschnallt wurde. Zuerst fragte sie sich warum die Bank so merkwürdig gebaut war, denn sie wurde nicht wie erwartet darauf hingesetzt. Sie stand stattdessen nach vorne geneigt, den Kopf ziemlich weit nach unten und die auf dem Rücken gefesselten Arme nach oben. Diese Körperhaltung war nicht nur sehr schmerzhaft, sondern auch beunruhigend, da ihr Gesäß äußerst freizügig dargestellt war.
"Es ist für einen Ehemann ganz normal seine Frau zu züchtigen, Fräulein Anne. Und glaube mir, viele tun es regelmäßig, selbst wenn sie Unrecht damit tun. Es dient nur dem einen Grund, die Ehefrau daran zu erinnern was für Folgen es haben kann, wenn sie zum Beispiel eine Anordnung nicht befolgt. Dein Verlobter hat in der Tat schon angezeigt, dass er beabsichtigt, dass du irgendeine Art Züchtigung erhältst, obwohl ich nicht weiß, ob es nur für direkte Vergehen oder einfache Routine sein wird. Wie dem auch sei, er hat bereits ein geeignetes Paddel von Briggs', dem führenden Paddelhersteller in Bloomsbury, mit dem darauf gravierten Norfolk- Wappen bestellt. Heute, da er sich gerade in Frankreich aufhält, werden wir das offizielle Paddel mit Miss Garners Schulzeichen nehmen. Sykes, wärest du so freundlich?"
"Jawohl, gnädige Frau."
Der Handwerker kam näher und nahm von Perkins das Paddel entgegen. "Wie viele, gnädige Frau?"
"Die Standardstrafe für ein Vergehen ist fünf Schläge mit dem Paddel. Laut den Worten von Miss Garner hat Fräulein Curzon zwei solcher Vergehen begangen. Deshalb soll die Strafe zehn Schläge mit dem Paddel sein. Du kannst jetzt beginnen, Sykes."
"Gewiss, gnädige Frau."

Klatsch!
Der Schmerz war ein Schock! Ein schmerzhafter Schock! Anne schrie laut auf, aber der Knebel schluckte viel von dem Geräusch und sogar noch mehr von dem folgenden Stöhnen.
Klatsch!
Der nächste Schlag. Doch dieses Mal tat es noch mehr weh als zuvor. Anne schrie erneut laut auf. Daraufhin tadelte Perkins: "Bitte, Fräulein Anne, etwas mehr Zurückhaltung!"
Klatsch!
Anne versuchte Zurückhaltung zu zeigen, aber es war sehr schwer. Die Tränen flossen nur so aus ihren Augen und…
Klatsch!
…und doch merkte sie zu derselben Zeit, dass sie nass wurde. Warum? Es gab da etwas…
Klatsch!
…etwas, das darüber angenehm war! Aber warum? Das war nicht richtig, das war nicht…
Klatsch!
…nicht natürlich! Das war schmerzhaft, oh so schmerzhaft! Sie wollte, dass es aufhörte, endlich endete. Und doch…
Klatsch!
…und doch wollte sie es wiederum nicht. Es erregte sie in einer Art und Weise, wie sie es nicht…
Klatsch!
…nicht ganz verstand. Auu! Wie das schmerzte! Wie viele noch? Wie viele hatte sie bekommen? Sechs? Oder möglicherweise…
Klatsch!
…möglicherweise sieben. Wenn das der siebte Schlag war, dann würden nur noch drei…
Klatsch!
…nein, nur noch zwei! Anne hatte noch nie so viele Schläge bekommen. Aber bald…
Klatsch!
…bald wäre es vorüber. Der letzte Schlag. Mach' es! Schlag mich! Komm! Ich brauche es! Oh…
Klatsch!
…oh jaaaaaaa!! Es ist vorbei. Es ist geschafft!

"Danke, Sykes. Würdest du jetzt bitte die junge Dame freilassen und sie für den zweiten Teil vorbereiten?"
"Sicher, gnädige Frau."
"Fräulein Anne, sie haben den ersten Teil deiner Strafe überstanden. Hier in Miss Garners Institut besteht eine Strafe aus zwei Teilen. Zuerst kommt der Schmerz und dann bekommt man die Gelegenheit über seine Sünden nachzudenken und diese zu bereuen. Für jedes Vergehen gibt es einen vorgeschriebenen Meditations- und Reuezeitraum von zwölf Stunden. Da sie zwei Vergehen begannen haben, dauert ihre Zeit vierundzwanzig Stunden. Sykes wird sie jetzt in das Strafkorsett schnüren."
Um das machen zu können, wurde Anne an ein Schnürtrapez gebunden und Sykes näherte sich danach mit dem bemerkenswertesten Korsett, das sie jemals gesehen hatte. Es sah in der Tat überhaupt nicht wie ein Korsett aus, eher wie ein Ganzanzug, der von den Zehen bis zum Scheitel reichte und nur Annes Arme und Gesicht freiließ.
"Die Mitte wird immer einem halben Inch (circa ein Zentimeter) enger zugeschnürt als es das normale Taillenmaß ist. Dort ist die Rohrtaille auch einen halben Inch länger, Fräulein Anne", erklärte Perkins, welche die qualvollen Mühen ihrer Herrin zu genießen schien. "Sie werden es nicht vergessen, Fräulein."
Das würde sie es wahrlich nicht. Es dauerte eine ganze Stunde, bis das Korsett vollständig zugeschnürt war. Und als es so weit war, konnte Anne keinen Muskel mehr bewegen, von den Zehen, auf denen sie wegen der Ballettstiefel stand, bis zum Kopf, der auf einem eng geschnürten Hals leicht nach hinten geneigt thronte. Am Schlimmsten von allen war jedoch die Mitte, welche ihre Taille erbarmungslos zusammendrückte. Anne war wie eine Statue, die obendrein aufgrund der Hitze in dem Raum üppig schwitzte.
Anschließend wurde Anne von dem Schnürtrapez befreit, ihre Hände wurden vor dem Körper zusammengebunden, und danach wurde sie auf eine harte Liege gelegt. Dem Geruch nach musste es Sykes Liege sein.
"Gleich, Fräulein Anne", erklärte Perkins, "müssen ihre Arme während der Meditation und der Reue in der perfekten entgegengesetzten Gebetsposition sein. Sykes, bist du so nett?"
"Sicher, gnädige Frau."
Die Arme auf dem Rücken in der entgegengesetzten Gebetshaltung! Es gab nichts, was so fürchterlich und schmerzhaft war! Anne erschauderte, sagte aber nichts. Schließlich beklagt sich eine Dame nicht. Sie nahm sich aber vor nie mehr eine Anordnung zu verweigern, es sei denn eine Freundin würde in Schwierigkeiten stecken!

Annes Hände wurden wieder losgebunden, ihr steifer Körper auf den Bauch gedreht, und dann dauerte es über zehn Minuten bis ihre Arme auf dem Rücken verdreht waren, und man sie ordentlich in der rückwärtigen Gebetsposition, also die Hände nach oben an den Nacken, verschnüren konnte.
Nachdem das getan war, holte Sykes ein merkwürdig aussehendes Gestell, das wie eine kleine Bühne aussah, auf der etwa 60 Zentimeter lange Stangen befestigt waren. Jenes Gestell war auf Räder montiert. Der kräftige Handwerker hob Annes unbeweglichen Körper hoch und stellte sie zwischen den Stangen auf die Bühne. Die Stangen hielten Anne davon ab umzufallen. Perkins sicherte Anne mit zusätzlichen Lederriemen an den Stangen.
Nachdem das getan war, erklärte Perkins den Rest der Strafe.
"Fräulein Anne, würden sie bitte mit mir mitkommen?"
Anne konnte sich natürlich nicht bewegen. Dafür schob Sykes sie aus dem Zimmer hinaus, durch einen Kellergang, in eine kleine Kammer hinein. In diesem Raum stand bereits eine recht füllige Frau. Ihre Figur war von einem Mantel und einer Haube verdeckt.
"Das ist noch eine Schülerin, welche für ihr Vergehen bestraft wird", erklärte Perkins. "Es ist vollkommen unwichtig wer es von den Mitschülerinnen ist, denn eine Strafe ist etwas sehr persönliches. Ich zeige sie nur, damit sie verstehen können was Meditation und Reue beinhaltet."
Perkins ging zu der anderen Figur hinüber und öffnete den Mantel. Er fiel zu Boden und ein dickes Wollkleid ohne Arme kam zum Vorschein. Das war jedoch nicht das, was Anne entsetzte. Es war vielmehr das Gesicht, oder das was es sein sollte. Anne sah nur eine Gesichtsform mit geschlossenen Augen, so als ob eine Puppe schliefe. An jener Figur war eigentlich alles bewegungslos und Anne hielt es mehr für eine Schaufensterpuppe als für ein lebendiges Mädchen.

"Zuerst die Unterröcke", sagte Perkins, als Sykes beladen mit einem gewaltigen Berg aus Kleidung zurückkam. Annes steifen Körper wurden nicht weniger als zehn Unterröcke angezogen, bevor ein dünnes Baumwollkleid ihren Körper bedeckte. Dann folgte das Hauptkleid, welches aus dicker grauer Wolle bestand. Anne erschauderte. In dem Keller war es bereits sehr warm, und nun sollte sie jene Sachen tragen. Das würde doch unerträglich werden! Und so kam es auch, denn kaum war das Kleid zugeknöpft, wurde es Anne noch wärmer.
Perkins war jedoch noch nicht fertig.
"Ich werde jetzt die Kopfhaube aufsetzen, an der die Gesichtsmaske befestigt ist. Sie sollen nichts sehen und sehr wenig hören, da die Ohren wattiert sind. Ihre Welt soll schwarz und still werden, und die Hitze soll sie, gemeinsam mit ihrem roten schmerzenden Gesäß, an ihre Sünden erinnern. Nutzen sie die Zeit und gehen sie in sich. Denken sie an ihre Sünden und bitten um Verzeihung. Morgen werden sie zu derselben Stunde befreit und aus dem Kokon wird ein neuer und moralischer Schmetterling entstehen. Die Haube, Sykes!"

Die Haube war aus Leder und wurde auf dem Hinterkopf ganz fest zugeschnürt. Das Leder drückte Annes Kopf zusammen und führte zu einer Klaustrophobie. Anne fühlte sich plötzlich ganz einsam. Da es keine Augenöffnungen gab, wurde die Welt um ihr herum sofort schwarz und noch wärmer. Die einzige Verbindung zur Außenwelt waren zwei kleine Öffnungen vor Annes Nasenlöchern.

Anne fühlte, wie ein zusätzliches Gewicht auf sie gelegt wurde. Sie nahm an dass dies der Mantel war. Dann spürte sie eine Bewegung, da sie in die Ecke des Zimmers gerollt wurde, wo sie 24 Stunden lang stehen sollte.
Dann tat sich nichts mehr.
Zuerst war es unerträglich. Anne wollte sich befreien, kämpfte gegen ihren Kokon. Dann bekam sie es mit der Angst zu tun, zumal sie jedwedes Zeitgefühl verlor. Die Hitze baute sich in ihr immer mehr auf, und sie begann fürchterlich zu schwitzten. Sie hatte aber keine andere Wahl als still stehen zu bleiben, obwohl das sehr schwer war. Sie sehnte sich nach Schlaf, aber der kam nicht. Stattdessen war sie ganz alleine in ihrem Gefängnis. Ihr Körper schmerzte überall. Der Druck war auf jeder noch so kleinen Stelle des Körpers zu spüren. Und doch fühlte sie sich irgendwie sicher. Und diese Sicherheit gab ihr Trost.

Seit ihrer Ankunft in England hatte sich ihr Leben in jeder Hinsicht verändert. Sie war "verbessert" und zu einem Spielzeug gemacht worden. Man hatte sie ihrer Rechte beraubt, einen neuen Namen gegeben und getauft. Jedwede Steuerung ihres Lebens war von ihr genommen worden. Und nun sollte sie einen Fremden heiraten und so lange als sein Spielzeug existieren, bis er sterben würde. Und dann? Dann würden wohl ihre Söhne das Leben ihrer Mutter steuern. Es war alles so unfair, so unbegreiflich, so falsch…
Und doch hat sie gleichzeitig in England nicht eine Sekunde lang irgendeine Art von Gefahr gespürt. Das Leben war hart, keine Frage, aber es war sicher. Sie hat sich stets unter irgendeiner Obhut befunden. Sogar dort unten, in diesem Keller, diesem unerträglich heißen Keller, wo der Schweiß nur so ihrem Körper herunter lief, wo sie keinen Muskel bewegen konnte, verpackt in Korsett und Unmengen an Kleidung, sogar dort wusste sie, dass man sich um sie kümmerte, dass sie keinen Schaden nehmen würde.
Jene Gedanken halfen ihr, und setzten sich langsam in ihrem Gehirn fest. Sie dachte an die beiden geringfügigen Verstöße, die sie begangen hatte um diese Strafe zu erhalten. In dem Moment, als sie für ihre Verstöße bestraft werden sollte, da war sie darüber verärgert gewesen. Schließlich waren es ganz besondere Umstände gewesen, und somit entschuldbar. Doch nun begriff sie, dass diese Sicherheit heilig war. Es war wie der heilige Gral, den alle Menschen suchten. Aber das konnte nur erreicht werden, wenn man die Regeln und spezielle Umstände befolgte oder nicht bricht. Nein, es war eine Strafe und die war nur schwer zu ertragen. Mit jenen tröstlichen Gedanken driftete sie langsam wie ein Floß über einem endlosen Ozean hinfort und versank in tiefer Stille.

Kapitel 16

Anne bemerkte dass sie freigelassen wurde erst in jenem Moment, als Perkins die Ledermaske von ihrem Kopf entfernte und das trübe Keller- Licht ihre Augen blendete. Dann kam schlagartig ein starkes Durstgefühl über sie und sie trank den ganzen Krug von Wasser dankbar aus, den das Mädchen anbot.
Danach wurde sie freigelassen. Die andere steife Figur war bereits weg. Langsam wurde das Strafkorsett entfernt, und ihr eigenes wieder angelegt. Es fühlte sich plötzlich richtig locker an. Danach wurde Anne nach oben geführt, bekam ein langes heißes Bad und wurde ins Bett gelegt. Anne schlief sofort für ganze zwölf Stunden ein, obwohl sie während der vorangegangenen vierundzwanzig Stunden eigentlich "nichts" getan hatte.

Ihrer Strafe folgend, war Anne folgsamer als zuvor und akzeptierte alles mit einer Demut, da dies das Leben viel weniger anstrengend machte. Sie hatte es im Unterbewusstsein akzeptiert und ihre rebellischen Gedanken in den Hintergrund verdrängt, da das Leben dadurch viel vergnüglicher wurde. Sie konzentrierte sich vielmehr auf die Vorbereitungen für ihre Hochzeit, welche in wenigen Wochen bevorstand. Sie dachte nur noch daran und an das anschließende Eheleben und wie sie ihren zukünftigen Mann mit all ihrer Macht zufriedenstellen könnte.
Die Strafe hatte auch eine andere, erfreuliche Nebenwirkung gehabt. Der lange Zeitraum in dem Strafkorsett hatte dazu geführt, dass sie etwas an Gewicht verloren hatte, was vor allen Dingen im Taillenbereich sehr deutlich wurde. Fräulein Simpson fragte sie, ob sie bei dem Taillenmaß blieben wollte, welches ihr Verlobter verfügt hatte. Da Anne jedoch genau wusste dass er ihre Taille sehr gerne noch viel enger haben wollte, zog sie es vor bei dem kleineren Taillenumfang zu bleiben, den ihr das Strafkorsett vierundzwanzig Stunden lang gegeben hatte. Das bedeutete allerding dass das Hochzeitskleid abgeändert werden musste. Die dadurch entstandenen zusätzlichen Kosten interessierten sich nicht, denn sie wusste dass es ihn glücklich machen würde.

Zwei Tage vor ihrer Hochzeit nahm Anne ihre Abschiedsmahlzeit in Miss Garners Institut ein. Es war keine große Feier, da die meisten Mädchen, darunter auch Clare Hawkins, bereits geheiratet hatten. Das Mahl war exquisit, und Anne war froh, dass Miss Garner anwesend war. Am nächsten Tag fuhr sie mit dem Zug nach London, wo sie von ihrem Stiefvater am St. Pancras-Bahnhof begrüßt wurde. Anschließend fuhren sie gemeinsam zur Boutique von Saint Lauren, wo die letzte Anprobe des Hochzeitskleids stattfand. Danach fuhren sie zum Hotel, wo die Hochzeitsfeier und die anschließende Hochzeitsnacht stattfinden sollten.
"Schau", sagte Lord Robert, als sie mit dem Auto zu dem Hotel fuhren. "Dort ist das Gebäude der sowjetischen Botschaft. "Ist das nicht ein schönes Zeichen, dass du in dessen Schatten in das stattliche englische Leben eintrittst?"
Anne schaute sich das große moderne Steingebäude an, welches die Straße dominierte und dachte: "Ja, es passt auf eine gewisse Art und Weise."

*****

Anne hatte sich gewünscht dass sie sich für den Rest ihres Lebens an jedes Detail ihres Hochzeitstages erinnern könnte. Aber leider war dem nicht so, denn es stürzten so viele Eindrücke auf sie ein. So verblieben die Vorbereitungen als auch die Hochzeitsfeier nur wie ein verschwommener Traum in ihrer Erinnerung.
Anne wurde um vier Uhr am Morgen geweckt und es dauerte bis zehn Uhr, bis Anne endlich das wunderschöne weiße Seidenkleid, verziert mit weißen Seidenblumen, trug. Danach trippelte sie mit ihren weißen Ballettstiefeln nach draußen, wo eine Hochzeitskutsche auf sie wartete. Die Fahrt führte sie durch die Straßen zur großen Abtei von Westminster fuhren, wo sie, natürlich mit Hilfe, ausstieg und langsam den langen, langen Gang zum Altar ging, wo ihr Bräutigam bereits wartete. Nach der Trauung fuhren sie gemeinsam zum Hyde Park, wo die Fotografen auf sie warteten. Danach kehrte sie zum Hotel zurück, wo sich über tausend Mitglieder des Hochadels versammelt hatten, um ihnen zu gratulieren. Nach dem Hochzeitsmahl, von dem Anne so gut wie nichts essen konnte, folgten ein paar Reden. Und dann begann der Hochzeitsball. Anne konnte aufgrund ihres Hochzeitskleids nicht wirklich tanzen. Sie konnte eigentlich nur stehen und lächeln. Aus diesem Grund wurde ein spezielles Gestell zu Verfügung gestellt. Anne erkannte es sofort, denn es war genauso gebaut wie das, auf dem sie während ihrer Strafzeit gestanden hatte. Nachdem ihre Unterschenkel daran festgeschnallt waren, wurde sie in die Mitte des Ballsaals gerollt. Das Orchester spielte einen Walzer und Anne wurde von ihrem Ehemann langsam und vorsichtig über die Tanzfläche bewegt. Gegen 22 Uhr wurde Anne noch einmal in den Mittelpunkt gestellt und die Gäste  hoben deren Gläser und stießen auf sie an. Danach wurde sie von Perkins zur luxuriösen Hochzeitssuite gebracht, um auf die schönste Nacht ihres Lebens vorbereitet zu werden.

Nachdem sie die Suite betreten hatten, zog Perkins sie aus. Sie musste Anne aus mehreren Seiden- Schichten herausschälen, bis zum ersten Mal seit langer, langer Zeit gänzlich nackt war. Dann wurde sie in einem riesigen Bad, gefüllt mit Rosenwasser, gewaschen, bevor sie abgetrocknet und gepudert die Brautkammer betrat.

"So, Fräulein Anne, jetzt werden sie zurechtgemacht", sagte das Mädchen. "Der Herzog hat verfügt…"
"Stopp!", gab Anne von sich und konnte gleichzeitig kaum glauben dass sie es gesagt hatte.
"Entschuldige, Fräulein Anne…"
"Perkins, du hast vergessen dass du mich jetzt mit ‚Frau' oder ‚Lady Anne' anreden musst!"
"Ich entschuldige mich, Lady, aber…"
"Kein ‚Aber'! Du kannst jetzt gehen, Perkins!"
"Aber Lady Anne, seine Lordschaft…"
"Ich bin deine Herrin, weder er, noch mein Onkel, noch Miss Garner! Wenn ich dich zum Gehen auffordere, dann gehst du! Ich werde dich rufen, wenn ich wünsche dass du mich zurechtmachst. Ich benötige jetzt etwas Ruhe um nachzudenken. Geh'!"
Man sah Perkins an, dass sie nicht gehen wollte. Sie hatte aber auch erkannt, dass sich die ‚Machtverhältnisse' geändert hatten. So verschwand ihr strenger Gesichtsausdruck und sie sagte sanftmütig: "Ja, Lady Anne." Und dann flitzte sie wie eine Maus aus dem Zimmer hinaus und schloss die Tür hinter sich sorgfältig zu.

Nachdem Perkins gegangen war, ging Anne zur Tür hinüber und drehte den Schlüssel im Schloss herum. Als sie das tat, fühlte es sich fremd an und Anne wusste zuerst nicht warum das so war. Doch dann fiel es ihr ein. Sie hatte zum ersten Mal seit Monaten ihre Hände für eine normale Tätigkeit benutzt! Sie war nicht vollkommen hilflos und von anderen abhängig!
Anne hielt ihre Hände vors Gesicht, bevor sie ihre Hände langsam aneinander rieb. Die Berührung war fremd, eine Berührung, die ihr so lange verwehrt wurde. Plötzlich zuckte ein Gefühl des Zorns durch ihren Verstand und sie fragte sich was für ein Recht diese Gesellschaft hatte um ihr ein derart simples Vergnügen zu verwehren!?

Anne ging zum Fenster hinüber und schaute hinaus. Es war ihr egal ob man draußen ihre Nacktheit sehen könnte. Dort drüben, auf der anderen Straßenseite stand einem großen Schiffsrumpf gleich, aus grauem Stein gebaut, das Symbol einer anderen, moderneren, einer absolut entgegengesetzten Welt. Die rote Fahne mit triumphierenden Hammer und Sichel flatterte stolz in der Abendbrise. Ein Zeichen der Freiheit und Menschlichkeit. Als Lord Curzon beim Vorbeifahren erwähnt hatte, dass das Hochzeitshotel gegenüber der Botschaft lag, dem Symbol ihres alten Landes und ihrer selbst, hatte sie nicht über jene Bedeutung nachgedacht. Aber, nachdem so viele Stunden vergangen waren, war aus dem Korn ein großer Baum gewachsen. Da war sie nun, alleine und ungehindert, und die Rettung befand sich auf der anderen Straßenseite. Alles, was sie tun musste, war sich einen Morgenmantel überziehen, das Zimmer verlassen, über den Korridor schleichen, die Stufen hinunter gehen, das Hotel über den Dienstboteneingang verlassen, und über die Straße gehen. Freiheit! Nie mehr eine Dame der Freizeit, nie mehr Anne Howard, Herzogin von Norfolk, gebunden, eingezwängt in einem Korsett und abhängig von einem Mann, den sie kaum kannte. Sie musste nur durch die Tür gehen und Anne wäre gestorben, damit an ihrer Stelle Anastasia Kolyakonova wieder geboren werden würde! Die unabhängige Anastasia, die Anastasia, die ein glückliches Leben auf der anderen Seite des Kontinents hatte, die Anastasia, die so glücklich gewesen war. Würde man sie in der Botschaft aufnehmen? Würde man ihren Schritt akzeptieren? Natürlich würden sie! Die Zeitungen würden jubeln. Eine moderne sowjetische Frau, die gegen ihren Willen in eine Ehe mit einem zurückgebliebenen Lord gedrängt wurde. Ein Lord, der sie gefesselt in seinem Schloss gefangen hielt. Sie würde eine Heldin werden! Die Briten würden sie natürlich hassen. Sie würden jammern und sich aufregen. Sie würden protestieren, da dies deren Identität, deren Kultur, deren Religion war. Aber was könnten sie gegen die Macht der UdSSR tun? Nichts!

Anne drehte sich vom Fenster mit der verlockenden Aussicht weg und ging zum Bett hinüber, wo ihr Morgenmantel lag. Als sie dort hin ging, fiel ihr Blick auf einen Spiegel, und sie blieb stehen. Sie drehte sich vor dem Spiegel hin und her, um zum allerersten Mal ihren neuen nackten Körper zu betrachten. Sie sah aber nicht die Anastasia Kolyakonova die sie kannte, sondern eine andere Frau, sinnlicher und weiblicher. Wo einst eine jungenhafte Figur war, sah sie nun einen ausgeprägt- kurvigen Körper. Zwei riesige Bälle auf der Brust schienen der Schwerkraft zu strotzen. Sie waren so rund wie reife Melonen. Da hing nichts herunter, und die Brustwarzen waren so groß wie Daumen. Darunter sah sie jedoch eine Taille, welche sogar ohne Korsett so schmal war, dass man sie mit beiden Händen umgreifen konnte und sich die Finger dabei berührten. Und dann gab es da diese breiten Hüften und dieses massive Gesäß, so prall, als ob jemand eine Luftpumpe in ihren After gesteckt und solange Luft hinein gepumpt hätte, bis nichts mehr hinein ging. Anne berührte jenes Gesäß,. Es fühlte sich wirklich fest wie ein aufgepumpter Autoreifen an. Sie war keine Frau mehr, sondern eine Cartoon- Karikatur. Eine Betty Boop aus einem Zeichentrickfilm.
"Was haben sie dir nur angetan, Ani?", fragte sie.
Es kam keine Antwort. Ani antwortete nicht, weil sie es wegen der verbesserten Lippen nicht konnte. Das waren nicht ihre Lippen, sondern die einer biblischen Verführerin, wie Bathsheba oder Salome. Aber Ani wusste das nicht, denn sie hatte niemals die Bibel gelesen.
Anne dagegen wusste es.
"In der Sowjetunion wird man bestimmt in der Lage sein das alles zu entfernen. Dann werden die Haare abgeschnitten und alles wird wieder wie es war."
Aber das waren nur leere Worte, frei von jedweder Bedeutung oder Tatendrang. Denn schon hatten ihre Hände diese erigierten Brustwarzen berührt und begannen diese sanft zu streicheln.
"Du musst wählen, Ani!"
Die Stimme klang eindringlich, aber Ani antwortete nicht. Sie konnte nicht, da sie bereits vor Monaten hatte aufgehört zu existieren. Anne schaute aus dem Fenster hinaus und sah die flatternde Fahne der Freiheit. Doch dann ging sie zur Tür, schloss diese wieder auf und kehrte zum Bett zurück. Dort zog sie am Glockenseil und Perkins traf innerhalb einer Minute ein.
"Perkins, ich habe mich ausgeruht und möchte jetzt zurechtgemacht werden!"
"Ja, gnädige Frau. Der Herzog hat verfügt…"
"Aufhören! Es interessiert mich nicht was er gesagt hat. Du sollst meinen Anweisungen folgen und nicht seinen. Höre jetzt sorgfältig zu…"

Und Perkins hörte zu, und sie befolgte jene Anweisungen. Und eine Stunde später verließ sie ihre Herrin, um den Herzog von Norfolk zu holen."
Anne Howard wartete im vollständig abgedunkelten Zimmer. Das einzige was sie tun konnte, war sich darauf konzentrieren nicht ohnmächtig zu werden. Ihre Taille war von dem Hochzeitskorsett auf qualvolle dreizehn und dreiviertel Inch (35 Zentimeter) zusammengequetscht. Ihr Hals war ebenfalls zusammengequetscht als auch in die Länge gestreckt, dass sie, obwohl sie auf dem Bauch lag, nicht das Bett, sondern die Wand und einen Teil der Zimmerdecke sah. Ihre Füße, geschnürt in Ballettstiefeln ohne Absätze, wurden gegen ihr enorm großes, und einladendes Gesäß gedrückt, da die Unterschenkel mittels Lederriemen an den Oberschenkeln festgeschnallt waren. Ihre Arme, bereits vollkommen taub, waren in der rückwärtigen Gebetsposition gebunden. Doch die Krönung war ihr After. Ein Kissen unter dem Unterleib sorgte dafür dass ihre hintere Öffnung gut zugänglich war. Perkins hatte diese obendrein mit rotem Lippenstift umrahmt, damit Annes Ehemann seine wahre Freude an seiner Braut haben würde.
"Er soll sich für alle Ewigkeit an seine Hochzeitsnacht erinnern", dachte Anne Howard, die Herzogin von Norfolk, und lächelte trotz ihrer Fleur de Bouche, während Anastasia Kolyakonova leise von ihr ging.

*****

Nachwort des Autors

Es kann sein, dass einige von Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, wissen dass ich ursprünglich einen anderes Ende für diese Geschichte beabsichtigt hatte. Um Sie zufrieden zu stellen, folgt jetzt eine kurze Zusammenfassung.
In der ersten Version war Anne nackt und schickte Perkins weg. Sie ging zum Fenster hinüber, sah die russische Botschaft und entwickelte einen Fluchtplan. Das setzte sie in die Tat um und lief nach unten. Doch dort stand bereits ihr Stiefvater, der ihre Absicht erraten hatte, und führte sie wieder nach oben, wo sie auf ihren Mann warten sollte. Als sie wieder in ihrem Zimmer war, erklärte sich Perkins bereit Anne bei der Flucht zur UdSSR zu helfen, da sie sich selber danach sehnte ein freies Leben als freie Frau zu führen. Sie zog Anne ebenfalls ein Zofenkostüm an und so schafften es die beiden zur Botschaft hinüber zu gelangen. Dort gab Anne an wer sie war, was mit ihr geschehen war und bat um Asyl. Anne und Perkins wurden nach Moskwa gebracht. Um jedoch die Beziehungen zu England nicht zu belasten, bekam Anne eine neue Identität. Sie beabsichtigte die Verbesserungen rückgängig machen zu lassen. Leider konnten nicht alle Veränderungen korrigiert werden. Das betraf vor allen Dingen ihre Taille. Ein Arzt teilte ihr mit, dass ihre Rumpfmuskulatur aufgrund des Korsetttrainings stark geschrumpft war und Anne somit nicht mehr auf ein Korsett verzichten konnte. Anne wurde dennoch ein Filmstar in sowjetischem Kino, wo sie eine englische Frau darstellte. Später wurde sie Mitglied des Politbüros und Botschafterin in London. Dort traf sie Clare, die inzwischen verwitwet war. Und so kam es, dass Anne ihre Freundin Clare nach Moskwa mitnahm, wo sie eine lesbische Beziehung mit intensiver Leidenschaft auslebten. Den Rest ihrer Tage verlebten sie gemeinsam in einer schönen Datscha an einem See, der etwa hundert Kilometer von Moskwa entfernt war.

Nun können Sie entscheiden, welches Ende Sie bevorzugen.
Ihr Dave Potter