Latexdame Jannette 'historische' Korsettgeschichten 04.04.2020

Die indische Statue

von Mike

Alle Rechte und weitere Nutzung beim Autor.

Übersetzung: Jannette

Es ist das Jahr 1919. Dorothy Beale ist 32 Jahre alt und lebt in Maidstone, Kent in Südostengland. Sie ist eine unverheiratete Mutter mit einer zwei Jahre alten Tochter, Ella. Die Tochter war das Ergebnis eines "Unfalls" zwischen ihr und ihrem Verlobten Andrew Hammond, ein Soldat, den sie getroffen hatte, als sie eine Krankenschwester- Helferin im örtlichen Krankenhaus war. Es war arrangiert worden, dass sie während seines nächsten Urlaubs heiraten würden, was ungefähr einen Monat später war. Sie ging das Risiko ein, doch leider wurde er getötet.

Dorothys Vater war 1915 und ihre Mutter im Jahr 1918 gestorben. Die Eltern hatten ihr etwas Geld und die Restschuld für ein Vorortdoppelhaus hinterlassen.

*****

12. Apr 1919

Ich weiß nicht was ich tun soll. Ich habe kein Geld mehr. Ende des Monats muss ich die Schulden für das Haus begleichen. Wir werden auf der Straße landen. Ich habe versucht Arbeit zu finden, aber es gibt nichts, was für eine Mutter mit Kind geeignet ist. Und schon gar nicht für eine Mutter und Kind mit diesen Problemen.

Ich schaue morgen wieder in der Zeitung nach Arbeit.

13. Apr 1919

Wieder nichts in der Tageszeitung. Die einzige Anzeige die geeignet wäre, ist die eines Herrn, der eine Ehefrau sucht, die altmodische Kleidung mit langen Röcken und festsitzenden Korsetts tragen will. Ich hatte genug davon als mein Papa noch lebte. Er bestand darauf dass Mama und ich richtig angezogen waren. Jedes Mal wenn wir das Haus schwer verschleiert verließen, waren wir fest zugeschnürt und trugen hochhackige, enge Schuhe.

Die gegenwärtige Mode bietet dagegen viel mehr Entlastung. Leichte Korsetts, niedrige Absätze und keine Schleier.

14. April

Immer noch nichts in der Zeitung. Vielleicht sollte ich die Anzeige von gestern beantworten. Ich weiß aber nicht ob ich mir da was Gutes antue, denn ich war noch nie für diese Art von Mode geeignet. Das war doch mehr für die kleinen und schmalen Mädchen geeignet, die bereits von Natur aus eine schmale Taille hatten. Ich war (und bin es natürlich immer noch) fast 1,70 groß und stabil gebaut. Es bedurfte stets ein sehr anstrengendes Schnüren des Korsetts, bis ich die Kurven bekam, auf denen mein Vater bestanden hatte.

15. April

Es kann ja nicht schade auf diese Anzeige zu antworten, denn es gibt sonst nichts andere. Ich lege ein Foto von 1913 bei, als wir auf der Pferderennbahn waren. An jenem Tag hatte ich eine gute Taille gehabt. Papa hatte streng darauf geachtet. Ich erinnere mich wie Mama und ich den ganzen Tag gelitten hatten. In dem Schreiben werde ich nur ein Minimum an Details preisgeben und meine Tochter Ella nur kurz erwähnen. Eigentlich zwecklos, denn ich werde bestimmt keine Antwort bekommen.

22. April

Ich habe eine Antwort von dem Herrn, einem gewissen Doktor Sanderman, erhalten. Er ist Armeearzt im Ruhestand, der viele Jahre im Ausland verbracht hat. Er wird jetzt nach England zurückkehren und sagt dass er sich über dem gegenwärtigen Zustand der britischen Weiblichkeit bestürzt fühlt, da man kurze Röcke trägt, kurze Haare hat, Schuhe trägt bei denen man die Fußknöchel sieht, lockere Kleidung trägt bei der man die nackten Hälse sieht und keine Gesichtsschleier mehr verwendet. Und was ihm besonders negativ auffällt, ist die Tatsache dass die Frauen in der Öffentlichkeit keine Handschuhe mehr tragen. Er besteht darauf dass seine zukünftige Ehefrau jederzeit würdevoll gekleidet ist und sich dementsprechend benimmt. Sein Haupterfordernis für eine Dame scheint eine Wespentaille zu sein. Ich bin mir nicht sicher, ob ich wieder mit all diesen Beschwerden leben will: Diese permanente Kurzatmigkeit, einen steifen Oberkörper zu haben und sich nicht auf niedrige Stühle setzen zu können. Auch wenn er mich akzeptabel findet, wird er bestimmt wollen dass ich permanent so gekleidet bin wie es mein Vater von meiner Mutter gefordert hatte. Meine Mutter hatte schrecklich gelitten, da sie genauso stabil gebaut war wie ich es jetzt bin. Aber mein Vater hatte stets darauf bestanden, dass sie außer Haus oder wenn wir Besuch hatten immer eine Taille von Fünfundvierzig Zentimeter hatte. Ich erinnere mich daran, dass Mama sogar ein Kleid hatte, welches eine Zweiundvierzig- Zentimeter- Taille erforderte. Sie brauchte mindestens vier Stunden um dieses Maß geschnürt zu bekommen. Und als sie es geschafft hatte, konnte sie sich kaum bewegen, da ihr bei jeder noch so geringen körperlichen Anstrengung schwindelig wurde. Eine Taille mit dem Umfang von 42 Zentimeter ist natürlich bei einer Frau, deren Hüft- als auch Brustumfang über 100 Zentimeter beträgt, eine wahre Augenweide. Und mein Vater hat es sichtlich genossen. Aber ich weiß, dass meine Mama schrecklich gelitten hatte um das zu erreichen. Natürlich waren Wespentaillen nach 1910 nicht mehr in Mode. Das haben wir jedenfalls so in den Modezeitschriften gelesen. Aber die meisten Ehefrauen und deren Töchter in unserem Freundeskreis machten damit weiter, weil deren Ehemänner oder Väter darauf bestanden. Wir hatten jedenfalls unsere Erscheinungen auf die eine oder andere Art gewechselt. Es gab zwar enge bis sehr enge Röcke, aber wir durften endlich unsere schwer "erkämpften" engen Taillen etwas lockern.

23. April

Ich habe entschieden, dass ich antworten muss. Ich habe keine Option, da ich an Ellas Zukunft denken muss. Er hat mich darum gebeten, ihn am 28. um zwei Uhr nachmittags im Strand- Hotel zu treffen. Ich muss eine entsprechende Kleidung auswählen, von der ich hoffe ihn überzeugen zu können dass ich die Dame seiner Wünsche bin.

24. April

Ich trage wieder ein eng geschnürtes Korsett. Es fühlt sich sehr fremd an. Ich habe mich nicht mehr fest geschnürt, seit ich mit Ella schwanger war. Aber um ehrlich zu sein habe ich meine Taille nicht so eng geschnürt wie es sein sollte, denn ich habe es nicht geschafft. Ich maß heute Morgen meinen Taillenumfang und stellte mit Bestürzung fest, dass meine Taille sich auf über 68 Zentimeter ausgedehnt hat. Dann habe ich mit aller Kraft, unter Zuhilfenahme des Schnürhakens in meinem Schlafzimmer, versucht mein Korsett enger zu schnüren, kam aber nur bis auf 56 Zentimeter. Und das, obwohl ich es während des Tages mehrmals versucht habe. Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich das beste Kleid meiner Mama trage, welches sie bei dem Begräbnis meines Papas getragen hatte. Aber selbst wenn ich mich noch mehr anstrenge, ich kann es nicht tragen, denn es erfordert einen Taillenumfang von 50 Zentimeter.

24. April

Ich schlief die letzte Nacht eng geschnürt. Es war eine Folter. Ich habe es zuvor noch nie tun müssen. Ich weiß, dass es Mama irgendwie gemacht hat, denn Papa hatte darauf, dass sie auch im Bett ein Korsett trägt, um ihre Figur "zu verschönern". Und wenn Papa für den nächsten Tag auf eine besonders eng geschnürte Taille bestand, dann wurde sie vor dem Schlafengehen noch enger geschnürt als sonst. Ich habe mich die ganze Nacht hin und her gedreht, um eine bequeme Lage zu bekommen.

Ich bin unausgeschlafen und fühle mich nicht gut, während ich den Tag damit verbringe meine "Damen- Kleidung" zusammenzustellen. Ich habe Mamas Kleidung durchsucht und daraus die besten schwarzen Stiefel mit acht Zentimeter hohen und spindeldürren Absätzen ausgewählt. Damit kann man auf keinen Fall meine Fußknöchel sehen, da diese Stiefel bis knapp unterhalb der Knie zugeschnürt werden. Papa hatte immer darauf bestanden dass die Stiefel Mamas Füße möglichst klein aussehen ließen. Sie hatte sich dann über ihre zusammengedrückten Zehen beklagt, allerdings nicht vor Papa. Ich denke, dass ich größere Füße als Mama habe, aber diese Stiefel sind die einzigen die geeignet sind, denn meine Stiefel und Schuhe haben rissiges Leder, sind ausgetreten und mindestens viermal vom Schuster repariert worden. Ich habe auch Mamas größten Hut gefunden. Damit falle ich garantiert auf, denn er ist mit Bändern und Blumen geschmückt und obendrein über 50 Zentimeter breit. Ich muss mein Haar hochstecken und mehrere Hutnadeln verwenden, damit er nicht bei der geringfügigsten Windbö wegfliegt. Ich habe die Jacke und den Rock zu Frau Acres gebracht und sie darum gebeten, alles etwas größer zu machen. Sie meinte, dass sie den Taillenbereich bis auf 50 Zentimeter erweitern könne.

25. April

Katastrophe! Ich habe es heute geschafft mein "52- Korsett" zu schließen. Mir war allerdings etwas schwindelig und es drückte recht unangenehm auf den Rippen. So habe ich ein schmaleres Korsett aus dem Schrank geholt. Ich entfernte das erste Korsett und versuchte es mit dem anderen. Obwohl ich es langsam und vorsichtig zugeschnürt hatte, gab eine Stunde später eine Naht nach und das Korsett war eingerissen. Ich kann mir kein neues Korsett leisten. So werde ich morgen Mamas Sachen durchsuchen und hoffe eines ihrer leichtern Hauskorsetts zu finden, was stark genug ist den ungeheuren Druck standzuhalten. Schließlich hatte sie damit ihre Taille bis auf 48 Zentimeter reduziert.

26. April

Ich habe durch die Koffer meiner Mama durchsucht. Alles was ich finden konnte waren ihre "besten" Korsetts. Ich kann mich nur schwach daran erinnern dass ich unser damaliges Hausmädchen gebeten hatte Mamas Kleidung wegzupacken. Anscheinend hatte sie die leichteren und oft getragenen Korsetts weggeworfen. Ich habe ganz vergessen was für ungeheure Ausmaße ihre "besten" Korsetts hatten und natürlich noch haben. Ich habe das für mich Beste von den Schlimmsten ausgewählt. Bei genauerer Betrachtung ist die Bezeichnung "bestes Korsett" ziemlich relativ, denn es reicht von den Brüsten bis auf die Mitte der Oberschenkel und hat unglaublich viele Korsettstäbe. Es entspricht der Mode von vor sechs Jahren, als lange Korsetts angesagt waren. Wenn ich es an meinem Körper anhalte, reicht es bis fast an die Knie hinunter. Wie Mama sich damit bewegen oder gar sitzen konnte ist mir ein Rätsel.
Ich habe es geschafft das "leichteste" dieser Korsetts bis auf 52 Zentimeter zu schnüren, bin aber darin ziemlich immobil. Ich schreibe mein Tagebuch, während ich auf der vordersten Kante meines höchsten Stuhls sitze. Mein Oberkörper ist total steif und ich kann nur schwer atmen. Werden all diese Bemühungen es wert sein? Ein anderes Problem ist die Bluse. Ich habe all meine Blusen fast verschlissen. Sie sind verwaschen und abgewetzt. Ich kann aber zwischen Mamas Sachen keine passende Bluse finden.

27. April

Ich denke, dass ich alles zusammen habe. Das Blusenproblem habe ich auch gelöst. Ich werde die gestärkte Bluse meiner alten Krankenschwesternuniform tragen. Es wird allerdings ein "Kampf" mit dem Kragen werden, denn der steife Kragen ist fünf Zentimeter hoch. Ich weiß noch wie fest er an meinem Hals anlag, als ich diese Bluse vor Jahren getragen hatte.

Ich habe heute den Kragen geschlossen und bin beinahe in Ohnmacht gefallen. Ich hatte vergessen wie eng und hoch er wirklich war. Die Oberin hatte damals immer auf hohe und festsitzende Krägen bestand, um uns dazu zu bringen ordentlich auszusehen. Das, in Verbindung mit dem eng geschnürten Korsett war fast zu viel für mich gewesen. Ich habe vor den altmodischen steifen Kragen durch eine von Vaters gestreiften Krawatten schöner aussehen zu lassen.
Nach dem Kragen konzentrierte ich mich auf meine Taille. Nach ungefähr eineinhalb Stunden hatte ich es geschafft meine Taille auf 50 Zentimeter zu reduzieren. Ich war von den Brüsten bis zu den Oberschenkeln steif wie ein Besenstiel. Ich musste nämlich auch die vordere Schnürung unterhalb der Vorderschließe ebenfalls fest anziehen, damit das Korsett dort unten keine Falten bekommen konnte.
Danach wollte ich die Stiefel anziehen, schaffte es aber nicht, da ich mich nicht nach vorne beugen konnte. Ich musste das Korsett fast vollkommen lockern, bevor ich mich weit genug nach vorne neigen konnte um die Stiefel anzuziehen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Füße meiner Mama ungefähr die gleiche Größe hatten wie meine. Aber ich muss schrecklich kämpften um meine Füße in die Stiefel hineinzuzwängen. Die Stiefel sind so eng, dass meine Zehen sehr stark zusammengedrückt werden. Kein Wunder, dass meine arme Mama damit nirgendwohin gehen wollte.

Dann war Mamas Kostüm an der Reihe. Ich hatte vergessen, wie schwer es ist einen Humpelrock anzuziehen. Papa war ein großer Fan von Humpelröcken, da er dachte, dass sie einer Frau einen "femininen Gang" gäben. Und als sie 1911 in Mode kamen, wurden sämtliche Röcke von Mama enger gemacht. Die Gehfalten wurden entfernt und zusätzliche Bänder aus Segeltuch eingenäht, damit die Säume nicht reißen konnten.
Ich habe es mit Mühe geschafft den Rock bis zur Taille hochzuziehen und zu schließen, bevor ich die Jacke anzog und ebenfalls schloss. Ich fühle mich zwar wie ein aufgetakelter Pfau, muss aber zugeben dass ich ziemlich elegant aussehe.

28. April

Heute ist der Tag, und ich schreibe diese Zeilen bevor ich im Begriff bin zu gehen. Ich war früh aufgestanden um mich bereit zu machen. Ich habe (nur sehr wenig) in dem Korsett geschlafen, welches bis auf 55 Zentimeter geschnürt war. Nach dem Aufstehen habe ich das Korsett abgelegt um meine Haare zu machen. Ich bin ein wenig aus der Praxis und so endete der Versuch mit etwa 20 Haarnadeln damit die Frisur hochgesteckt blieb. Ich habe etwas Geld für Gesichtspuder und Rouge ausgegeben. Ich meine Herr Sanderman wird das erwarten, da es vor 15 Jahren in Mode war. Ich habe ziemlich viel von dem Gesichtspuder verwenden müssen um damit die Sorgenfalten der letzten Jahre zu verdecken. Danach habe ich die Stiefel angezogen. Da ich keine Seidenstrümpfe besitze, habe ich beschlossen die Stiefel ohne Strümpfe zu tragen.
Ich schnürte das Korsett wieder auf 50 Zentimeter zu, war aber derart aufgeregt, dass ich fast in Ohnmacht fiel und schnell Riechsalz verwenden musste um nicht umzufallen.
Ich ziehe zwei Unterröcke an. Ein normaler und einer aus schwerem Taft, damit es unter dem Rock schön raschelt. Danach war der eigentliche Humpelrock an der Reihe. Das war ein echter Kampf, da ich meinen Oberkörper nicht beugen konnte. Ich musste die lange Kohlezange benutzen, welche ich zuvor natürlich gereinigt hatte, um die Röcke über die Stiefel nach oben ziehen zu können. Danach habe ich die Bluse angezogen und hoffe damit Doktor Sanderman zu beeindrucken. Ich habe beschlossen zwei Schleier zu nehmen. Ich habe den Gesichtsschleier meiner Mutter gefunden und fest an das Gesicht und am Haar angelegt. Unten wird der Gesichtsschleier unter dem hohen Kragen gesteckt. Papa liebte es wenn Mama Gesichtsschleier trug. Sie musste es tragen wenn die beiden das Haus verließen. Sie hingegen empfand es als sehr hinderlich. Ich brauchte sie nicht verwenden, da Papa dachte, dass sie nur den gereifteren Frauen passten.
Den Blusenkragen zu schließen war eine Tortur, aber ich habe es schließlich irgendwie geschafft. Die Krawatte sieht auch sehr smart aus. Dann kam der ungeheuer große Hut meiner Mutter an die Reihe. Ich denke dass er heutzutage ziemlich absurd aussieht, aber ich hoffe dass ich heute Nachmittag damit großen Eindruck mache. Ich habe den Hut mit fünf langen Hutnadeln gesichert, damit er unverrückbar an meinem Haar verankert bleibt. Der am Hut befestigte zweite Gesichtsschleier ist noch nach oben geschlagen. Wenn ich ihn auch noch über den vorhandenen Schleier lege, kann kaum noch meine Hand vor meinem Gesicht erkennen.
Ich habe bis zum letzten Moment nicht angezogen, denn der Schnitt der Jacke ermöglicht nur sehr kleine Armbewegungen. Und die Tatsache, dass ich etwas größer als meine Mutter bin, führt dazu dass ich meine Arme kaum anheben kann.
Nachdem die "Hammelkeulenärmel" aus der Mode kamen, bestand Papa immer darauf, dass Mama und ich Jacken mit tiefer sitzenden Ärmeln trugen. Das hatte zu Folge, dass die Schultern nach unten gedrückt wurden. Die Jacken waren oben herum zusätzlich ausgepolstert, um die schmale Taille hervorzuheben.

Ich muss jetzt gehen wenn ich den 11 Uhr- Zug erreichen will. Ich habe Ella bei Frau Acres abgegeben. Ich ziehe zuerst die Jacke an, da Mamas beste schwarze Handschuhe so eng sind, dass ich meine Finger kaum bewegen kann.

Heute kam es darauf an. Der Fußweg zum Bahnhof, der nur eine halbe Meile ist, dauerte über eine halbe Stunde. Der Fußfesselrock erlaubte mir nur sehr winzige Schritte und wegen der hohen Absätze drohte ich bei jedem Schritt umzuknicken. Ich weiß jetzt, warum Mutter einen langen Schirm oder Sonnenschirm dabei hatte wenn sie mit Papa ausging. Sie benutzte es wie einen Gehstock um das Gleichgewicht zu halten. Am Bahnhof angekommen bekam ich viele befremdliche Blicke, aber zum Glück nicht so viele wie ich befürchtet hatte. Die Fahrkarte zu kaufen war ein weiteres Problem. Es ist eine Kunst durch einen festsitzenden Gesichtsschleier so zu sprechen dass man einen versteht, was ich wohl nie beherrschen werde. Mama hatte es immerhin nach all den vielen Jahren ganz gut geschafft. Irgendwann verstand mich der Fahrkartenverkäufer und ich war froh in den Zug einzusteigen und zu sitzen. Ich konnte mich zwar nicht bequem hinsetzen, aber es reichte um meine Füße zu entlasten, die nach dem Fußweg schmerzten. Aber sogar in den Zug einzusteigen war Problem, da ich meine Röcke nicht weit genug anheben konnte um die Stufen zu überwinden. Der Saum des Humpelrocks war zu eng und zu fest, so dass ich den Rock sowie die beiden Unterröcke nicht hoch genug anheben konnte um den Beinen genug Bewegungsfreiheit zu geben. Der Kofferträger sah es und holte eine niedrige Trittstufe und half mir beim Einsteigen. Es war mir sehr peinlich, aber ich denke, dass er daran gewöhnt war, da ich noch ein paar weitere vereinzelte Frauen mit Fußfesselröcken sah. Sie sind ja noch in Mode, aber nicht mehr in diesem engen Stil wie meiner.

An Kings Cross stieg ich aus und winkte vor dem Bahnhof ein Taxi heran. Ich musste ein paar Shilling ausgeben um zum Strand- Hotel zu gelangen. Der Fußweg war für mich einfach zu weit und ich hätte es dann niemals rechtzeitig geschafft dort anzukommen.
Ich betrat den Teeraum, setzte mich hin und wartete auf Doktor Sanderman. Mein Herz klopfte wie wild und ich rang nach Atem, da ich wegen des engen Korsetts und des steifen und engen Kragens, sowie der beiden Gesichtsschleier kaum Luft bekam. Während ich mich langsam beruhigte erkannte ich ein weiteres Problem. Wie sollte ich die Arme hochheben um den äußeren Gesichtsschleier hochzuheben, denn die verdammte Jacke war ja zu eng. Wie konnte also Dr. Sanderman mein Gesicht sehen? Ich hatte aber keine Zeit um weiter darüber nachzudenken, denn er betrat den Raum. Er stellte sich vor und gab meiner behandschuhten Hand einen Handkuss. Danach hob er ohne zu zögern meinen äußeren Gesichtsschleier hoch. Als er das tat sagte er, dass dies für eine Frau sehr schwer zu handhaben wäre wenn man richtig gekleidet sei.
Er ist offensichtlich ein militärisch geprägter Mann. Er ist groß, sieht gepflegt aus, hat einen kleinen Schnurrbart. Sein Hemd hat einen hohen Kragen und er trägt eine alte Etonian- Krawatte.
Das Gespräch war sehr kurz. Er gratulierte mir zu meiner Erscheinung und erwähnte, dass er von verlässlichem finanziellem Mittel war und dass er sich um meine Tochter und mich ohne Probleme kümmern konnte. Er würde von mir erwarten, dass ich jederzeit elegant gekleidet wäre und mich dementsprechend benehme. Darüber hinaus würde er ebenfalls von mir erwarten, dass ich, wenn ich seinem Heiratsantrag zustimme, ihm die vollen ehelichen Rechte gewähre. Seine Art war leicht lässig, so als ob er dieses Gespräch schon mehrmals getätigt hätte. Schließlich fragte er mich ob ich all dem zustimmen würde und ich antwortete mit einem "Ja". Dann erhob er sich, half mir aufzustehen, zog meinen Gesichtsschleier wieder nach unten, und geleitete mich nach draußen zu einem Taxi (Dieser verdammte Rock). Dr. Sanderman sagte dort, dass mir innerhalb einer Woche seine Entscheidung kundtun würde. Er gab mir wieder einen Handkuss, dankte mir für das Kommen, bezahlt den Taxifahrer, und das war es dann.

Ich weiß nicht was ich davon halten soll. Das Gespräch war so kurz, dass es sich in meinem Kopf drehte. Ich bin mir aber jetzt ziemlich sicher, dass ich ihm aus irgendeinem Grund nicht gefallen habe. Ein Teil von mir ist sogar ziemlich erleichtert. Ich war so froh nach Hause zu kommen und aus den lähmenden Stiefeln sowie dem lächerlich engen Rock herauszukommen. Ich öffnete den engen Kragen, zog die Bluse aus und lockerte das Korsett um endlich wieder frei atmen zu können. Der Gedanke diese Sachen immer zu tragen gefällt mir überhaupt nicht. Ich fühle mich ziemlich töricht der Meinung zu sein dass ich wie eine vornehme Dame leben kann wie es Dr. Sandermans wünscht.

Mai

3. Mai

Ich habe einen Brief von Dr. Sanderman bekommen. Während ich ihn öffne erwarte ich, dass darin seine Ablehnung steht und die ganze Geschichte erledigt ist. Man muss sich mein Erstaunen nur vorstellen als ich las dass Dr. Sanderman mit meiner feinen Erscheinung sehr zufrieden war und mir ein Heiratsangebot stellte. Ich musste mich hinsetzen, da ich so erstaunt war. Wie sollte ich jetzt reagieren? In dem Brief erklärte er dass ich mein eigenes Zimmer und eine Zofe bekäme. Er würde ein Kindermädchen für Ella engagieren und dass er für mich eine ganze neue Garderobe ordern würde, die seine Erfordernisse für eine ordentliche und vornehme Ehefrau erfüllt.
Ich bin jetzt in einer Verlegenheit.

Ich habe gerade zurückgeschrieben und akzeptierte sein Angebot. Zuvor hatte ich aber den ganzen Tag nachgedacht, bis ich merkte dass ich wegen Ellas Zukunft keine Wahl hatte. Mein Geld ist beinahe ganz weg und wir müssen in zwei Wochen dieses Haus verlassen.
In seinem Brief gab Dr. Sanderman an, dass, wenn ich akzeptierte, ich nächste Woche in sein Haus einziehen könnte. Das wäre um den siebten Mai herum. Er würde dann natürlich das Haus verlassen und in seinen Klub leben bis eine Trauung arrangiert werden könnte.
Es geschieht alles so schnell. Ich weiß gar nicht was ich zuerst machen soll. Ich habe mich zuerst einmal entschieden mein altes Korsett wieder anzulegen, es bis auf 52 Zentimeter herunter zu schnüren und es während der Nacht zu tragen. Wenn er mein Auftreten bei unserem Treffen nicht durchschauen soll, muss ich wenigstens in der Lage sein ein noch engeres Korsett tragen zu können ohne in Ohnmacht zu fallen.

6. Mai

Ich habe das Wenige gepackt das ich mitnehmen will. Den Rest habe ich verkauft: Kleidung, Möbel und so fort. Von den Einnahmen habe ich für mich und Ella jeweils zwei komplette anständige Kleidungs- Outfits und mehrere Paar Strümpfe gekauft. Nach dem Bezahlen der Zugfahrkarten bleiben mir noch 30 Shilling übrig. Ich habe außerdem sechs von den besten Kleidungsstücken aus Mamas Nachlass eingepackt, damit ich wenigstens den Anschein vom Besitz einer "anständigen" Garderobe habe.

Heute kam ein Mann vom Rathaus vorbei und stellte mir jede Menge Fragen bezüglich des Hauses, Ella und meines verstorbenen "Ehemanns". Am Ende forderte ich ihn auf zu gehen, da er kein Recht hat so aufdringlich zu sein.

7. Mai

Ich habe alles erledigt bevor ich mich anziehe. Denn wenn ich Mamas schwarze Kleidung trage, werde ich ziemlich hilflos sein. Ich habe ein Taxi bestellt, das uns und unsere Koffer zum Bahnhof fahren soll. Das ist dann das Ende meines alten Lebens und der Anfang meines Lebens als eine "vornehme Dame".

14. Mai

Ich weiß wirklich nicht, was geschah. Alles, woran ich mich erinnern kann ist die Ankunft im Haus des Doktors. Der Hausbursche hatte die Koffer aus dem Taxi ausgeladen, das Kindermädchen Joan hatte Ella in die obere Etage gebracht. Danach bin ich zu Doktor Sandermans Arbeitszimmer gegangen. Er hatte gesagt dass nachkommen würde. Ich hatte mich in dem Zimmer auf dem höchsten Stuhl am Schreibtisch hingesetzt. Dort nahm ich eine kleine indische Statue in die Hand um sie genauer zu betrachten. Das nächste an das ich mich erinnere ist, dass ich zwei Tage später in meinem Schlafzimmer aufwachte und mich todkrank fühlte. Der Doktor erklärte mir dass er mich untersucht hatte und der Meinung wäre dass ich die Asiatische Grippe hätte. Ich bekam Todesängste. In jenen Tagen waren Tausende von Menschen an der Grippe gestorben, und wenn ich auch sterben sollte, was würde aus Ella werden? Irgendwie übermittelte ich dem Doktor meine Sorge, und er war so freundlich anzubieten Ellas legaler Vormund zu werden. Am nächsten Tag brachte er eine rechtsgültige Urkunde vorbei, die ihn zu Ellas Vormund machte. Ich erinnere mich daran, dass ich kaum noch die Kraft hatte das Dokument zu unterschreiben.
Ich war scheinbar vier oder fünf Tage dem Tode nahe, konnte aber dem Tod von der Schüppe springen. Jetzt ist es so, dass ich kein Essen bei mir halten kann. Und wenn ich versuche mich zu erheben, wird mir sofort schwindelig. Solange ich hier im Bett liege, fühle ich mich aber ziemlich gut. Eine lustige Sache ist die, dass Alice, mein neues Hausmädchen, mein Korsett nicht entfernt hat als sie mich auszog. Sie erklärte mir, dass sie wusste, dass eine Dame, die sich fest schnürte, nie riskieren würde ihr Taillenmaß zu verlieren. Nicht einmal wenn sie krank sei. Ich nehme an dass sie Recht hat. Mama hatte ihr Korsett auch immer anbehalten wenn sie krank war. Papa hatte es mir jedenfalls so gesagt, damit sie weiterhin eine ordentliche Taille behielt. Als ich starkes Fieber hatte, erinnerte ich mich vage daran dass der Doktor jeden Tag bei mir war. Ich erinnere mich auch an die indische Statue, aber das muss ich wohl geträumt haben, denn sie stand doch unten in seinem Arbeitszimmer. Während ich noch Fieber hatte, hatte der Doktor entschieden, dass Ella nicht ins Zimmer kam, damit sie sich nicht bei mir anstecken könnte. Ihr Kindermädchen Jessie hatte sie einmal mitgebracht. Die beiden hatten an der Tür gestanden und mir zugewinkt.
Der Doktor hat vorgeschlagen, dass ich mit meinem Tagebuch fortfahre, um auf bessere Gedanken zu kommen.

15. Mai

Der gute Doktor hat mich heute wieder untersucht und weiterhin Bettruhe empfohlen bis ich gesundet bin. Er sagt, dass ich noch ein Fieber habe. Mir ist auch noch etwas heiß, aber sonst fühle ich mich gut. Ich habe ihm mehrmals meine Dankbarkeit ausgedrückt und ihm gesagt, dass ich mich vollkommen in seiner Schuld fühle und ihm für seine Hilfe und seinem Beistand danke. Wenn er irgendetwas vorschlagen möchte dass ich machen kann um ihn in meinem geschwächten Zustand zufrieden zu stellen, werde ich ihm zur Verfügung stehen.

16. Mai

Der Doktor kam heute wieder vorbei und sagte, dass es sein könnte, dass ich fähig bin etwas zu tun, um ihn und zufrieden zu stellen. Er möchte dass ich meine Taillenreduzierung fortsetze während ich im Bett liege. Alice hatte mich ja die ganze Zeit auf einen Taillenumfang von 50 Zentimeter gehalten. Als ich krank war, hatte ich es kaum bemerkt. Aber jetzt, da es mir besser geht, ist es ein Kampf zu schlafen. Aber ich konnte doch nicht seine Bitte ablehnen.

Der Doktor sagte, dass er am nächsten Tag eine Korsettmacherin herbeirufen würde, damit sie einige Ausbildungskorsetts anfertigen soll. Ich fragte mich in Gedanken was das sein sollte. Heute weiß ich es.
Ich war einverstanden. Und nun fühle ich mich wie ein kleines Mädchen dass in Mamas 42- Zentimeter- Korsett gesteckt wird. Es ist das längste Korsett von ihr und reicht von den Knien bis zu den Brüsten. Mein Hausmädchen hat Katie, ein anderes Hausmädchen, als Hilfe. Die beiden halfen mir aufzustehen und verbanden meine Handgelenke an einer Trapezstange, welche an einem von der Zimmerdecke herunterhängenden Seil befestigt war. So etwas habe ich zuvor noch nie gesehen. Aber ohne jene Hilfe wäre ich umgefallen, da mir von dem langen Liegen ganz schwindelig war. Ich muss aber auch sagen, dass ich noch nie, nicht einmal unter dem strengen Regime von Papa, so fest geschnürt wurde. Alice arbeitete sich langsam auf der langen rückwärtigen Schnürung von oben nach unten und wieder umgekehrt voran. Sie schnürte das Korsett gleichmäßig immer enger, dass ich meine beginnende Kurzatmigkeit kaum bemerkte. Ich muss aber dann doch irgendwann in Ohnmacht gefallen sein, denn als ich zu mir kam, lag ich wieder im Bett und war vollkommen steif.
Es ist für mich schwierig zu ertragen, denn meine Rippen und meine Taille werden gefühlt wie nichts zusammengedrückt. Aber es ist unhöflich mich zu beklagen, da Alice nur den Wunsch des Doktors umgesetzt hat. Also liege ich hier und leide still vor mich hin, während ich versuche gleichmäßige seichte Atemzüge zu machen, damit mir nicht wieder schwindelig wird.

17. Mai

Der Doktor sagte mir, dass Madame Besot vom Atelier Bresique höchst persönlich vorbeikäme um die Vermessung für meine neuen Korsetts zu beaufsichtigen. Das, so versicherte er mir, wäre das beste Unternehmen für die Herstellung modischer Kleidung für die vornehme Dame. Ich wusste nicht was mich erwarten würde. Aber die Dame, und ihre Assistentin, die wenig später das Zimmer betraten, sahen zuerst einmal ganz normal aus. Das Kleid von Madame Besot schien einigermaßen modisch zu sein und sie trug einen nicht allzu auffälligen Hut mit einem halben Gesichtsschleier. Dann entdeckte ich ihre Absätze, die mindestens 15 Zentimeter hoch waren. Aber sie ging damit als würden diese nur 5 Zentimeter hoch wären. Und, als mir aus dem Bett herausgeholfen und zum Schnürtrapez geführt wurde, bemerkte ich, dass sie weder ihren Kopf noch den Oberkörper drehte oder bewegte. Stattdessen verdrehte sie ihren ganzen Körper auf den winzigen Sohlen ihrer Schnürstiefel.
Nachdem meine Handgelenke zur Sicherheit an der Trapezstange gesichert waren und mein Korsett entfernt war, bewegte sich Madame Besot mit winzigen Schritten zu einem hohen Stuhl und setzte sich so langsam hin, als ob sie übermäßig fest zugeschnürt wäre. Das wunderte mich, denn ich schätzte ihren Taillenumfang auf 55 bis 60 Zentimeter.
Madame Besot fragte wo meine Stiefel seien. Sie erklärte, dass niemand ohne hohe Absätze richtig geschnürt werden kann, da die Hüften nicht in der optimalen Position wären.
Ich wollte schon sagen dass ich doch im Bett lag, aber Alice sagte dass ich keine Bettstiefel habe. Madame Besot missbilligte es und sagte, dass in diesem Fall normale Stiefel ausreichen würden.
Als Alice das Paar meiner Mutter mit den acht Zentimeter hohen Absätzen herbei holte, schaute Madame Besot erneut missbilligend drein. Sie kommentiert, dass diese Stiefel keinen Nutzen hätten und dass sie ein Paar Bettstiefel mitbringen würde wenn sie die Ausbildungskorsetts liefere. Aber, sagte sie, bis dahin sollte ich meine Stiefel, eingewickelt in Handtücher, im Bett tragen.
Die Stiefel wurden mir angezogen und zugeschnürt. Meine Zehen wurden dabei wieder einmal zusammengedrückt. Aber das war anscheinend nicht fest genug. Madame Besot ließ Alice die Schnürungen noch einmal aufbinden und anschließend die Stiefel noch fester zuschnüren.
Danach begann Madames Assistentin mit den Messungen. Es waren sehr viele Maße, die von ihr aufgenommen wurden. Fast mein kompletter Körper wurde vermessen. Es wurden unter anderem mein Hals, die Arme, mein Busen, der Kopf, sowie Beine und Füße vermessen.
Madame leitete den Vorgang. Sie wurde dabei leicht aufgeregt und sagte dass ich mich mehr anstrengen müsste um eine ordentliche Taille zu erreichen. Dann verstummte sie und rang nach Luft. Ihr Busen hob und senkte sich in raschen Abständen. Ich fürchtete, dass sie Tuberkulose hatte.

18. Mai

Ich liege im Bett und schreibe mein Tagebuch, weil ich nicht schlafen kann. Madame Besot kam heute Nachmittag vorbei und brachte ein "Ausbildungskorsett" vorbei. Und das ist der Grund warum ich nicht schlafen kann. Das liegt nicht daran dass es lang ist. Es reicht nur von meinen unteren Rippen bis knapp auf die Hüften. Ich kann vielmehr deswegen nicht schlafen, da es sehr steif ist und eine fünf Zentimeter breite Stammtaille hat. Madame Besot sagte, dass dieses Korsett ein "Einstiegsmodell" sei. Ich denke, dass es aus Stahl gemacht ist. Es fühlt sich jedenfalls so an. Die Korsettstäbe liegen so eng beieinander dass ich nicht fühlen kann wo einer beginnt und der andere endet. Madame Besot sagte meinem Hausmädchen dass dieses Korsett für die ersten Tage nur leicht zugeschnürt sein soll bis es überall richtig anliegt. Alles was ich weiß ist die Tatsache dass ihre Version von "leicht" eine andere ist als meine.
Sie hängten mich an dem Schnürtrapez auf und legten mir das Korsett an. Als das geschah, fühlte es sich wie ein fester Klumpen an, der kein Deut nachgab. Und als Alice langsam das Korsett immer enger schnürte, fühlte es sich an als ob meine Innereien rausgequetscht wurden. Es war nicht wie bei jenem Korsett, das ich schon einmal getragen hatte. Das Korsett wurde bis auf einen Taillenumfang von 48 Zentimeter geschnürt, fühlte sich aber viel enger an, falls das überhaupt möglich war, als das Korsett meiner Mutter, das einen Taillenumfang von 42 Zentimeter hat. Die Gründe, da bin ich mir sicher, sind die unglaubliche Steifheit und der gerade Bereich in der Taille, der ungefähr fünf Zentimeter beträgt. Ich bekomme dadurch eine Rohrtaille, welche leicht Oval ist. Dadurch sieht meine Taille von vorne betrachtet noch schmaler aus. Diese veränderte Modellierung meiner Taille fügte mir äußerste Beschwerden bis hin zu leichten Schmerzen zu. Ein im Vergleich zu diesem Korsett nur minimal geringfügiger unangenehmer Part sind die "'Schlafzimmer- Stiefel". Diese dienen dem Training meiner Füße, damit ich mit hohen Absätzen sicher und elegant gehen kann. Diese Stiefel sehen wie hochhackige Stiefel aus, haben aber keine Absätze. Sie sind sehr steif und drückte meine Füße senkrecht nach unten, sodass sie eine Linie mit meinen Waden bilden und mich wie eine Balletttänzerin auf den Zehenspitzen stehen lassen. Ich trage sie jetzt seit zehn Stunden und habe bereits mehrmals Wadenkrämpfe bekommen.

19. Mai

Als ich aufwachte saß der Doktor an meinem Bett. Die indische Statue stand auf dem Tisch. Er sah besorgt aus, und nachdem er meine Temperatur gemessen hatte, sagte er dass das Fieber zurückgekehrt war. Ich fühlte mich immer noch ziemlich gut, aber mir war heiß. Er sagte, dass wenn man das Fieber nicht senken könnte, ich einen Rückfall erleiden würde. Davon würde ich mich nicht mehr erholen. Ich machte mir großen Sorgen um die Zukunft meiner Ella.
Später brachte er einen anderen Doktor mit, der mich auch untersuchte. Anschließend unterhielten sich die beiden ganz leise. Nach dem Gespräch kam Doktor Sanderman zu mir herüber und sagte mir, dass er gute Nachrichten hatte. Es gab eine neue Behandlung, die möglicherweise das Fieber besiegen könnte. Die Behandlung bestand aus einem engen Gummianzug. Damit würde man das Fieber herausschwitzen. Ich war sofort begierig darauf es zu versuchen. Aber der Doktor informierte mich dann mit einer schlechten Nachricht. Um in den Anzug hineinzukommen, wäre es erforderlich meine Haare abzuschneiden. Ich war deswegen sehr aufgeregt, aber der Doktor beruhigte mich. Er sagte, dass es nicht dauerhaft wäre und die Haare ja wieder nachwachsen würden.

Heute Nachmittag hat Alice all meine Haare entfernt. Ich habe immer langes Haar gehabt, seit ich 14 war. Papa hatte darauf bestanden. Wenn ich die Haarnadeln entfernt hatte, reichten meine Haare bis fast zu den Beinen hinunter. Die Haare wurden auf Anordnung des Doktors aufbewahrt, damit man daraus eine Perücke machen lassen kann. Diese würde ich dann tragen bis meine eigenen Haare wieder lang genug sind.
Alice hat oben einen kleinen Haarknoten übrig gelassen. Sie sagte, dass es etwas mit dem Schließen des Schweißanzugs zu tun habe. Ich muss jetzt schließen, denn ich fühle mich nicht wohl. Ich wünschte, dass ich Alice darum gebeten hätte das Korsett und die Bettstiefel zu entfernen, da es mir wirklich nicht gut geht. Aber jetzt ist es zu spät, denn sie hat sich für den Abend zurückgezogen. Ich hoffe, dass der Schweißanzug morgen ankommt, da ich mit meiner Behandlung beginnen möchte, um meine liebe Ella wieder in die Arme nehmen zu können und dem Doktor für all seine Großzügigkeit danken kann.

27. Mai

Ich bin jetzt für eine Woche im Gummischweißanzug gewesen und heute Morgen herausgelassen worden.
Letzten Freitag bekam ich zuerst von Alice zwei Klistiere. Das war das erste Mal für mich gewesen und ich hatte es zunächst als Entsetzlich eingeschätzt. Aber es war dann doch nicht so schlimm, zumal ich während der letzten zehn Tage kaum etwas gegessen hatte. Dann wurde ich ausgezogen und an das Schnürtrapez gehangen. Danach wurde ich auf eine Waage heruntergelassen. Ich war überrascht festzustellen, dass ich fast sechs Kilogramm abgenommen habe. Nach dem Wiegen wurde ich wieder ins Bett gelegt, wo der Doktor mir einen Katheter einführte. Bevor er das tat, informierte er mich dass ich eine Woche lang den Gummianzug tragen müsste, um mich von dem Fieber zu befreien.
Danach wurde ich wieder an das Schnürtrapez gehangen, wo Alice und Katie meinen nackten Körper mit einer fettigen Hautcreme bedeckten. Das war erforderlich, da der Schweißanzug so eng wie möglich sein musste, um richtig zu funktionieren.
Der schwere Gummianzug wurde herbeigebracht und die rückständige Schnürung am Stehkragen wurde so weit wie möglich gelockert. Die Öffnung war aber immer noch nur 20 Zentimeter groß. Und da musste mein ganzer Körper hindurch! Ich dachte, dass ich nie in der Lage wäre in diesen Anzug hinein zu gelangen. Aber Alice und Katie kämpften und zogen und drückten mich durch die enge Öffnung, die zusätzlich mit der Creme bestrichen wurde, hinein, in den Anzug hinein, bis ich, meine Arme wurden zuvor von dem Schnürtrapez losgebunden, bis zum Hals drin steckte. Der Anzug war so eng. Er legte sich ganz fest an meinen Beinen, dem Oberkörper und den Armen an. Nur an den Brüsten war es nicht so eng, da dort zwei großzügige Rundungen vorhanden waren.

Danach war die Maske an der Reihe. Das war ein merkwürdiges Ding und sah mehr wie eine Gasmaske aus. Die Maske war ebenfalls sehr eng und musste von Alice über meinen Kopf gezerrt werden, bis mein Kopf und der Hals darin gefangen waren. Die Halsdichtung wurde mit dem zugeschnürten Stehkragen versiegelt.

Der Anzug ist sehr beschränkend. Er besteht aus fünf Millimeter dickem Gummi mit daumenlosen Fausthandschuhen für die Hände. Ich bin darin ziemlich hilflos. Und die Gläser der Maske stehen so weit auseinander, dass ich nicht wirklich viel sehen kann. Die Maske hat eine kleine verschließbare Mundöffnung, sowie einen fast drei Zentimeter dicken Nahrungs- oder Trinkschlauch, was das Sprechen unmöglich macht.

Ich hatte nach dem Gummieinschluss erwartet, dass man mich wieder ins Bett legt, doch man befestigte meine Handgelenke wieder an der Schnürstange und Alice nahm das Trainingskorsett in die Hände. Sie legte es mir an und begann es zuzuschnüren. Als sie das tat, zog Katie mir meine Bettstiefel an und schnürte diese ebenfalls zu.
Alice schnürte während der folgenden viertel Stunde ganz langsam das Korsett immer enger, bis sie mir sagte dass der Taillenumfang von 48 Zentimeter erreicht worden war. Der wahre Umfang war natürlich viel kleiner, da ich unter dem Korsett noch den dicken Gummianzug trug. Es muss wohl an der großzügig angewendeten Körpercreme gelegen haben, denn es hatte sich zuerst gar nicht so schlecht angefühlt.
Nachdem das Korsett und die Stiefel zugeschnürt waren, wurde ich wieder ins Bett gelegt und mit mehreren Bettdecken zugedeckt.
So hatte diese Woche begonnen.

Ich schwitzte und schwitzte. Ich nehme an das man zusätzlich das Zimmer gut geheizt hatte, aber das konnte ich nicht genau sagen. Mir war nämlich auch so in dem Schweißanzug ziemlich warm. Jede Stunde wurde der Verschluss der Mundöffnung aufgeschraubt und etwas Wasser in den Trinkschlauch eingeflößt, was ich dankbar trank. Irgendwann beschlugen die Maskengläser sodass ich nichts mehr sehen konnte. Und das dicke Gummi der Maske dämpfte die Geräusche. Das Schwitzen in dem Anzug war derart schwächend, dass ich fast nur noch schlief oder vor mich hindöste.

Heute Morgen hat man mich aus dem Bett geholt, das Korsett und die Bettstiefel entfernt. Danach wurde ich aus dem Gummianzug befreit und kurz gebadet. Ich sitze jetzt an meinem Schreibtisch, während der Doktor eine Stunde lang darauf wartet dass meine Körpertemperatur sinkt. Ich habe gerade Ella zugewinkt. Sie stand mit dem Kindermädchen Bates an der Tür. Ella sieht in ihrem neuen Kleid sehr hübsch aus. Ich hatte mir niemals vorstellen können dass ich meine ersten Wochen mit Dr. Sanderman auf diese Art und Weise verbringen würde.

Ich fürchte das ich immer noch nicht gesund bin, denn wenn ich aufstehe wird mir sofort schwindelig. Ich habe außerdem während dieser Woche in dem Schweißanzug zehn Pfund abgenommen.

Ich habe eine Hühnerbrühe zu mir genommen und muss zugeben, dass ich mich doch nicht so schlecht fühle.

4. Juni 1919

Eine weitere Woche in dem Anzug, und ich wurde wieder daraus befreit. Ich habe jetzt weitere 10 Pfund verloren und wiege weniger als vor zehn Jahren. Ich muss außerdem Gewicht um die Taille herum verloren haben, da Alice es schaffte das Korsett bis auf 45 Zentimeter herunter zu schnüren; Natürlich gemessen mit dem dicken Gummianzug.
Der Doktor kommt in einer Minute, um meine Temperatur zu überprüfen, und ich hoffe, dass ich dieses Mal kein Fieber mehr habe.

Hurra! Der Doktor sagt, dass meine Temperatur normal ist, und ich mich in ein paar Tagen wieder besser fühlen werde. Er ist sehr erfreut und ist und schmiedet für mich Pläne bezüglich meiner neuen Garderobe von Madame Besot.

Wenn ich aufstehe wird mir immer noch schwindelig, aber mir ist nicht mehr heiß. Ich hoffe, dass ich endlich gesund bin.

5. Juni 1919

Als ich heute Morgen wach wurde, war der Doktor wieder an meinem Bett. Er kümmert sich so liebevoll um mich und ich möchte ihn nach all den Schwierigkeiten in den vergangenen Wochen zufrieden stellen. Er meinte, dass ich heute in der Lage sein sollte aufzustehen. Und wenn ich mich fit genug fühle, würde er Madame Besot vorbeikommen lassen, damit ich mein erstes ihrer neuen Kleider anziehen könnte. Er stellte seine indische Statue (Ich bin sicher, dass sie für ihn eine Art Glücksfee oder Glückszauber ist, da er sie fast immer bei sich hat.) hin und half mir aufzustehen. Ich fühlte mich ein bisschen schwach, aber mir wurde nicht mehr schwindelig. Der Doktor war hoch erfreut, und er sandte eine Nachricht an Madame Besot mit der Bitte heute Nachmittag verfügbar zu sein.

Madame Besots Assistentin Freda kam heute Nachmittag zu mir um mein erstes Korsett anzulegen. Zuerst wurde ich ausgezogen und bekam dann eine Jersey- Kombinationen angezogen, obwohl es draußen nicht so kalt war. Dieser Stoff ist elastisch, robust, reißfest und fühlt sich auf der Haut angenehm weich an. Die Kombination reichte vom Hals bis zu den Handgelenken und unten bis knapp unterhalb meiner Knie. Diese Jersey- Kombination war im Taillenbereich für ungefähr 10 Zentimeter von einem dünnen Seidenstoff unterbrochen, damit der doch rechte dicke Stoff nicht beim Zuschnüren des Korsetts stören würde. Darüber kam ein Baumwolltrikot, welches ebenfalls im Taillenbereich aus Seide bestand. Danach kam das Objekt meines allgemeinen Hasses an die Reihe: Das Korsett. Es wurde von Madame Besot als ein Tages- oder Reisekorsett beschrieben. Mir war es egal wie sie es beschrieb. Ich musste es den ganzen Nachmittag tragen. Und jetzt sitze ich, oder quäle mich damit, während ich diese Zeilen schreibe. Das Korsett reicht von knapp unterhalb der Brüste bis zu den Knien und ist so unversöhnlich, eigentlich sogar formbeständig. Ich gebe zu dass es schön ist. Es besteht aus unglaublich schöner weißer Seide. Aber für etwas Schönes, das ich fortan tragen muss, würde ich gerne verzichten wenn ich dafür richtig atmen und bewegen könnte. Aber ich sollte Geduld haben und ich denke, dass ich mich an die neue Einengung gewöhnen werde. Der liebe Doktor hat schließlich alles getan damit ich weiter leben kann. Und wenn er dafür von mir verlangt dass ich solche Sachen trage, die mich zu einer edlen Dame machen, dann werde ich es akzeptieren und nicht dagegen aufbegehren.
Ich sollte noch den Rest meiner neuen Unterwäsche beschreiben. Nach dem Korsett wurde mir einer dieser neumodischen Stütz- BHs angelegt. Ich habe darüber gelesen, aber mir nie als eine Vorrichtung wie diese vorgestellt, die ich gerade trage.

Ich musste es wie ein Oberteil anziehen und streckte meine Arme gerade nach vorne aus, um sie durch die Armöffnungen hindurch zu führen. Als das Kleidungsstück an meinem Körper anlag, war ich schockiert, da Alice ihre Hände darunter führte und meine Brüste nacheinander hoch hob, damit sie in die großen separaten Kuppeln hinein rutschten. Diese Kuppeln sind aus verhärtetem Material gemacht und, ich nehme an, eigentlich für mein ursprüngliches Gewicht mit entsprechend größeren Brüsten dimensioniert sind. Alice musste zusätzlich Taschentücher hineinstopfen um die Cups zu füllen. Ich bin mir aber sicher dass es nicht notwendig ist, da die Kuppeln fest genug sind und auch ohne jenes Zutun ihre Form behalten. Danach wurde der Stütz- BH auf meinem Rücken zugeschnürt. Anschließend wurden die Schulterriemen festgezogen, wodurch die Cups, und somit meine Brüste, mindestens fünf Zentimeter nach oben gezogen wurden. Während ich nun hier sitze und darüber nachdenke, kann ich kaum an den beiden von meinem Oberkörper abstehenden Bergen vorbei auf mein Tagebuch schauen. Es regt sich in mir der Verdacht, dass Madame Besots Messungen falsch waren, obwohl alles andere dazu perfekt passt.

Morgen kommt Madame Besot für die Anprobe der restlichen Kleidung vorbei. Ich hatte während der letzten Wochen Zeit genug gehabt darüber nachzudenken was für eine verschrobene Art von Kleidung ich bekommen würde. Ich freue mich überhaupt nicht auf morgen.

6. Juni 1919

Madame Besot und ihre Assistentin kamen heute vorbei. Sie missbilligte meinen Gewichtsverlust, da nun all die Maße die sie brauchte falsch waren. Aber sie sagte dass wenigstens meine Taille das richtige Maß erreicht hätte. So wurde für die Anprobe das Korsett bis auf 40 Zentimeter geschnürt. Nach drei Wochen der permanenten Körperformung ist es jetzt einigermaßen auszuhalten. Ich fragte Madame Besot ob man die Kleidungsstücke vielleicht mit Wate auspolstern könnte, damit ich wenigstens ein Outfit hätte um es dem Doktor zu zeigen. Glücklicherweise hatte Freda, die Assistentin, eine Menge davon in ihrer großen Tasche. Ich muss zugeben, dass die neuen Sachen gar nicht so schlecht sind. Die Jacke hat nur leichte Puffärmel, einen hohen Stehkragen, und vorne eine doppelte Reihe von Knöpfen im Stile einer Uniformjacke. Der Rock ist ganz modern. Er hat im Hüftbereich Drapierungen und liegt nur von den Knien bis zu den Fußknöcheln ganz eng an. Die neuen Sachen sind aus schimmerndem dunkelblauem Baumwollsatin hergestellt. Wenn ich mir alles so ansehe, sieht es nicht ganz so schlimm aus wie befürchtet. Das einzige beunruhigende an der Sache ist meine Taille. Wenn ich mich im Spiegel von vorne betrachte, sieht sie sogar noch schmaler aus, und das trotz Bluse und Jacke. Da das Korsett eine ovale Rohrtaille hat, sieht es so aus als ob ich eine 30- Zentimeter- Taille hätte. Dieses Bild wird obendrein von meinem gebirgig- geformten Busen und den gepolsterten und drapierten Hüften verstärkt.
Ich habe versucht so zu stehen dass meine Hände dieses verzerrte Bild verdecken, aber man kann es dennoch ziemlich deutlich sehen.

Und dann gibt es da noch ein paar weitere Dinge.
Der Stehkragen der Bluse ist der höchste und steifste, den ich jemals getragen habe. Er ist außerdem sehr eng, ist aber noch zu ertragen. Ich wage gar nicht daran zu denken wie eng er gewesen wäre, wenn ich nicht so viel Gewicht verloren hätte. Wie dem auch sei, ich muss meinen Hals absolut gerade halten und an der "Nase vorbei schauen" während ich diese Zeilen schreibe, denn ich kann wegen des steifen Korsetts meinen Oberkörper nicht nach vorne neigen.
Es ist auch nicht leicht mit den neuen Stiefeln zurechtzukommen, denn sie sind sehr eng, enger noch als die meiner Mutter, und sie drücken meine Zehen fürchterlich zusammen. Sie haben spindeldünne 12 Zentimeter hohe Absätze. Jedes Mal wenn ich aufstehe, habe ich das Gefühl als ob ich nach vorne falle.

Heute Nachmittag konnte ich mich endlich vollständig angezogen dem Doktor präsentieren. Zuvor hatte man meinen steifen Kragen aufgeknöpft und einen Gesichtsschleier über meinen Kopf gezogen. Er wurde ganz eng auf meinem Gesicht angelegt und danach hinten zusammengerafft. Der Gesichtsschleier besteht aus sehr starkem Material und wurde so fest zusammengezogen, dass der Netzstoff gegen meine Wangen drückt. Ich kann meinen Mund kaum öffnen, da der Stoff auch von unten gegen mein Kinn drückt. Danach wurde mir eine große und schwere schwarze Perücke aufgesetzt. Sie fühlt sich viel schwerer an als mein eigenes Haar, welches vor einiger Zeit abgeschnitten wurde. Die Perückenfrisur ist außerdem viel höher als ich es jemals bei mir oder bei meiner Mutter erlebt habe. Dann kam ein dezenter Hut an die Reihe. Ich schätze dass er sehr modisch ist, zumal ich einen altmodischen riesigen Hut mit Bändern und Schleifen erwartet hatte.

Als ich vor dem Spiegel auf dem Doktor wartete, fühlte ich mich sehr stolz. Und das obwohl Alice kurz zuvor den Schleier des Huts heruntergezogen hatte und ich nicht mehr viel sehen konnte. Bei der Gelegenheit musste ich feststellen, dass Madame Besot meiner Meinung nach mit der Blickdichte der Schleierstoffe übertrieben hat.
Als der Doktor mich sah, war er voll des Lobes. Er sagte, dass ich unglaublich elegant aussah und bat mich in dem Zimmer auf und ab zu gehen, damit er mich von allen Seiten betrachten könnte. Und da begannen die Probleme. Ich versuchte einen Schritt zu machen, und das lange Korsett, der Humpelrock sowie die viel zu hohen Absätze ließen mich fast stürzen. Ich wäre ohne das schnelle Eingreifen des Doktors hingefallen. Alice holte einen langen Regenschirm, der eigentlich nur gegen die Sonnenstrahlen schützen soll. Ich benutzte dann den Regenschirm als Stütze, oder auch als eine Art Gehstock, und Alice hielt mich an meinem anderen Arm fest, während ich mit kleinsten Schritten ziemlich unsicher durch den Raum trippelte. Der Doktor war derart begeistert, dass er mich bat eine weitere halbe Stunde herumzulaufen. Zwischendurch durfte ich mich auch hinsetzen. Das Hinsetzen als auch das Aufstehen gelang mir aber nur mit der Hilfe der beiden Hausmädchen. Schließlich musste ich mich etwas länger ausruhen, da das alles für mich sehr anstrengend war. Ich rang nach Atem, denn das neue Korsett erlaubt mir nur seichte Atemzüge.
Dann bat der Doktor dass ich es mit den Stufen versuchen sollte. Das war noch viel schlimmer als das Herumgehen in dem Zimmer. Es war ein Drama und muss wohl zehn Minuten gedauert haben bis ich unten ankam. Jeder Schritt war ein Knie- zitternder Versuch, der obendrein von der Unterstützung eines der beiden Hausmädchen begleitet wurde. Ich bewegte ein Bein gegen den engen Rock nach vorne, während ich mit dem anderen Fuß recht wackelig auf meinen Fußballen und den dünnen Absätzen stehend versuchte das Gleichgewicht zu halten.
Ich konnte nicht einmal nach unten auf die Treppe schauen, da der Kragen meinen Kopf aufrecht hielt und mein "frisch verbesserter" Busen zu weit herausragte. Abgesehen davon konnte ich wegen der beiden Gesichtsschleier sowieso nichts erkennen.
Nach ungefähr fünf Schritten musste ich mich ausruhen. Während ich eine Hand an meinen Busen legte, spürte ich wie stark die fast schon unanständig aussehenden Berge auf und ab gingen. Ich dachte, dass ich alles in allem ziemlich lachhaft aussah, aber der gute Doktor sah das ganz anders. Er drückte echte Zufriedenheit bezüglich meiner Erscheinung aus und unterstützte mich sogar bei meinen Bemühungen. Er sagte, dass ich mit etwas Übung eine wahre Dame werden würde, und schon bald genauso gut wie Madame Besot gehen könnte. Ich verstand dass ich den guten Doktor sehr glücklich gemacht hatte, blickte aber doch recht ängstlich in die Zukunft. Schließlich war das was ich gerade trug nur die Reisekleidung. Wie würden dann wohl die anderen Sachen aussehen? Und wie würde ich damit in der Öffentlichkeit auftreten können?

7. Juni 1919

Heute Morgen habe ich Ella in ihrem Kinderzimmer besucht, konnte aber nichts Weiteres tun als zu sitzen und ihr beim Spielen zu sehen. Sie wurde zum Tisch gebracht und ich versuchte ihr beim Malen zu helfen, aber dieses lange Korsett weigert sich mir zu erlauben mich vorwärts zu neigen. Am Nachmittag kam Madame Besot wieder vorbei und ich bekam mehrere Blusen, ein Leinenanzug und ein Abendkleid.

Ich habe gerade ein Abendessen mit dem Doktor gehabt. Er hat mich informiert, dass er für einen Armee- Auslandsaufenthalt einberufen wurde und morgen abreisen muss. Das verschiebt unseren Hochzeitstermin, aber er hat für Ella und mich eine Woche Urlaub am Meer arrangiert. Wir fahren nach Lyme Regis. Ich bin so aufgeregt. Ella wird es gefallen, denn sie hat noch nie das Meer gesehen. Der Doktor sagt, dass die Erholung am Meer mir guttun wird und ich wieder etwas mehr von dem Gewicht zurückbekomme, das ich während meiner Heilung von dem Fieber in dem Gummianzug verloren habe. Ich darf aber nicht vergessen, sagte der Doktor in seiner charmanten Art, mich wie eine feine Dame zu benehmen, da wir in der Ferienvilla eines alten Freundes residieren und sein guter Ruf nicht beschädigt werden soll. Er hat mir großzügiger Weise eine Zwanzig Pfundnote gegeben, damit ich etwas für Ellas Vergnügen kaufen kann.

8. Juni 1919

Wir haben meine noch nicht sehr umfangreiche Garderobe gepackt. Ella, Alice und ich fahren morgen nach Lyme Regis. Ella ist so aufgeregt, und ich denke dass ich auch etwas Erholung brauche.

9. Juni 1919

Wir sind in Lyme Regis. Die Villa ist schön. Sie liegt etwas abseits der Strandpromenade. Ich bin so müde, denn die Reise war sehr anstrengend. Das Wetter ist so warm geworden, und ich befürchtete dass ich während der Reise in Ohnmacht falle. Alice erlaubte mir nicht irgendetwas von meiner Kleidung während der Reise zu entfernen, da sie eine strikte Order des Doktors bekommen hatte. Ich darf nicht in der Öffentlichkeit nachlässig gekleidet sein. Da sie nicht sicher war was man dafür bedurfte, reiste ich in einem bis zum Boden reichenden Mantel, zwei Gesichtsschleier und Handschuhe. Und das alles in dem Taxi zum Bahnhof, während der dreistündigen Zugfahrt und während des Fußwegs vom Lyme Regis- Bahnhof bis zur Villa. Es war egal wie sehr ich bat, sie nahm mir kein einziges Kleidungsstück ab. Und ich konnte es nicht selber tun, da das Innenfutter der Mantelärmel ganz eng ist. Von außen ist es nicht zu erkennen, da sie an den Oberarmen und den Schultern sehr weit sind. Und die Handschuhe sind die steifsten und engsten, die ich jemals getragen habe. Ich konnte meine Finger so gut wie gar nicht bewegen. Madame Besot hatte erklärt, dass die Handschuhe deswegen so eng sein müssen, damit sie perfekt passen und meine Hände schlanker aussehen lassen. Ich kann mir nicht vorstellen dass andere vornehme Damen sich damit abfinden würden. Letztendlich konnte ich nicht mehr klagen, da mir die Hitze ziemlich zusetzte und ich schweigend wegen des engen Korsetts nach Atem rang. Ich bin zwar der Meinung dass ich lernen kann mit engen Stehkrägen, Humpelröcken, hohen Absätzen und engen Stiefeln zurecht zu kommen, aber ich bin mir nicht sicher, dass ich mich jemals an diese engen und steifen Korsetts gewöhnen werde. Das ist so entmündigend. Ich fühle mich darin so hilflos wie ein Baby. Wenn ich dieses Korsett trage, bin ich bei der geringsten Bewegung schnell außer Atem. Ich kann mich damit kaum bewegen und nicht richtig sitzen. Es ist mir so peinlich wenn ich Hilfe benötige um aus dem Bett zu kommen, von einem Stuhl aufzustehen oder eine Treppe rauf oder runter zu gehen. Dieses Korsett macht mich irgendwie zu einem Invaliden.

10. Juni 1919

Unser erster Tag am Strand. Ich sollte besser sagen, Ellas und Alices erster Tag am Strand.
Es ist alles so mühsam gewesen. Das Grundstück der Villa reicht bis zum Strand. Um dorthin zu gelangen muss man durch den Garten gehen, ein paar steile Stufen nach unten gehen, die Strandpromenade überqueren, weitere Stufen nach unten gehen und dann hat man den Strand erreicht.
Alice und die Haushälterin, Frau Lovett, mussten mir über den Rasen helfen. Sie stützten mich an meinen Armen, da die Absätze meiner Stiefel im Rasen versanken.
Ich trug den leichten Leinenanzug, der, obwohl er leichter als mein Reiseanzug war, meine Beine genauso fest einengte. Jeder Schritt war eine Tortur. Ich bewegte mein Bein, soweit es der Rock zuließ, nach vorne. Doch es reichte nicht aus um die nächste Stufe zu erreichen. Alice musste mir also bei jeder Stufe behilflich sein. Als wir die Strandpromenade erreichten, wurde mir schwindelig und ich musste mich am Geländer anlehnen, während Alice Riechsalz zwischen meinem inneren und dem äußeren Gesichtsschleier hielt. Ich fühlte mich so schwach und wollte mich nur noch ausruhen, aber Ella war so aufgeregt und wollte unbedingt zum Strand hinunter, so dass ich weitermachen musste. Wir hatten dann dasselbe Problem wie zuvor auf dem Rasen. Ich war in einem schrecklichen Zustand, als ich versuchte meine ersten Schritte auf dem Sand zu machen, da meine hohen Stiefel und deren spindeldürren Absätze mir überhaupt keine Stütze gaben, so dass ich rückwärts in den Sand sank. Ich musste meine Knie ziemlich weit einknicken, und Alice und Frau Lovett mussten mich auf dem Sand unterstützen. Ich muss wie eine alte Frau ausgesehen haben. Während Frau Lovett mich stützte, legte Alice eine Decke auf den Sand. Und dann kam das nächste Problem. Ich konnte mich nicht weit genug beugen um mich auf die Decke zu setzen, so dass die beiden Frauen mich nach unten senkten. Mein Oberkörper wurde allerdings von meinem "Reisekorsett" absolut steif gehalten. Es endete damit, dass ich ausgestreckt auf der Decke lag und den Himmel anschaute. Um das Dilemma zu beenden: Da ich weder auf dem Strand gehen, noch auf der Decke sitzen konnte, halfen die beiden Frauen mir wieder zur Strandpromenade zurück, wo ich zu einem kleinen Kaffee geleitet wurde. Dort konnte ich mich auf einem hohen Stuhl hinsetzen und Ella am Strand beobachten. Alice blieb bei mir, hob meinen äußeren Schleier hoch und löste den Gesichtsschleier, damit ich eine Tasse Tee trinken konnte. Ella genoss das Spielen auf dem Strand, aber das Kindermädchen Joan ist ein bisschen zu alt um einer Dreijährigen nachzulaufen. So bat ich Alice zum Strand hinunterzugehen und ihr zu helfen. Alice konnte viel besser mit Ella spielen, und die Kleine hatte eine wunderbare Zeit, obwohl Alice ebenfalls mit ihrem Humpelrock kämpfte und sich sorgen machte dass ihr Kleid sandfarben werden würde. Ich jedoch saß einfach nur da in der Hitze und war bald ermüdete von dem Halten des Sonnenschirms, der mir ein wenig Schatten gab. Es ist mir ein Rätsel wie man sich angezogen mit so vielen Schichten wohlfühlen kann. Aber andere vor mir haben es geschafft. Mama trug zum Beispiel immer bis zu neu Schichten wenn wir Ferien in Margate hatten.

Nachdem wir wieder in der Villa waren, durfte ich mich mit einem langen Bad entspannen. Das ist immer das einzige Mal wenn ich von meinem Korsetts befreit bin. Alice hat das Korsett hinterher wieder bis auf 45 Zentimeter zugeschnürt und mir meine Bettstiefel angezogen. Ich sitze nun in meinem Schlafzimmer an einem kleinen Tisch und schreibe diese Zeilen. Ich trage ein voluminöses Rüschennegligee über ein vom Hals bis zu den Füßen rechendes Baumwollnachthemd und "koche" in der Abendhitze.

11. Juni 1919

Heute Morgen hat Alice mich gefragt, ob sie eines ihrer eigenen Kleider tragen darf, damit sie sich keine Sorgen um ihre Hausmädchenuniform machen muss. Sie befürchtet nämlich, dass ihre Uniform für die Rückkehr nach London abgewetzt ist und sagte dass der Doktor bezüglich der Dienstkleidung sehr streng ist. Ich war auf sie sehr eifersüchtig, als sie und Ella auf dem Rasen herumtollten. Sie trug ein leichtes tailliertes Baumwollkleid, welches nur bis zu den Waden reichte. Alice hatte keine Strümpfe angezogen und trug nur leichte Sandalen.
Frau Lovett und das Kindermädchen Joan halfen mir zu dem Strandkaffee zu gehen. Mittags aßen wir dort Sandwichs und selbstgemachte Kekse. Nach dem Essen konnte ich aber nur noch eine halbe Stunde lang Ella beobachten. Ich kehrte mit Frau Lovett zur Villa zurück und bat sie mich von dem mich zusammenquetschenden Korsett zu befreien. Anschließend machte ich bis vier Uhr einen Mittagschlaf.
Nach der erholsamen Pause schnürte mich Frau Lovett wieder in das Korsett ein, damit Alice nicht sehen würde, dass ich eine Verschnaufpause von meinem Korsett gemacht hatte. Ich denke, der Trick hat nicht funktioniert. Denn als Alice zurückkehrte und mir half mich anzuziehen, tadelte sie mich und schnürte das Korsett enger, bis mein Taillenmaß 42 Zentimeter betrug.

15. Juni

Ich habe die ganze Woche unter der Hitze gelitten. Und um es noch schlimmer böser zu machen, hat Alice mir gesagt, dass sie nächste Woche nicht da ist, weil sie ihre Mutter besucht. Ich war sehr überrascht, aber Alice versicherte mir, dass es mit dem Doktor vereinbart worden ist. Ella wird so enttäuscht sein, da das Kindermädchen Joan und ich nicht in der Lage sein werden mit ihr genauso schön am Strand zu spielen wie mit Alice.

16. Juni

Ella war heute ein Problem. Das Kindermädchen Joan nahm sie heute Morgen mit an den Strand, konnte mit ihr aber ich so herumjagen wie Alice. Und als Ella ins Wasser ging und nicht herauskommen wollte, fing das Kindermädchen sie ein und versohlte ihren Hintern, bevor die beiden zur Villa zurückkehrten. Ella hat den ganzen Tag gebettelt wieder an den Strand zurückzugehen, aber es ist mir einfach zu heiß, so dass ich nicht einmal daran denken möchte. Ich kann nur herumsitzen oder herumliegen und in den Modezeitschriften herumblättern. Nicht einmal ein Ventilator macht es besser. Ich weiß nicht wie ich die Hitze mit dem engen Korsett und den fünf Kleidungsschichten überleben kann.

17. Juni

Ella ist so unglücklich gewesen, weil sie niemanden zum Spielen hat. Und mir war so heiß, dass ich mein Kostüm, den Humpelrock, sowie meine engen Stiefel ausgezogen habe und das leichte Sommerkleid als auch die Sandalen von Alice angezogen habe. Endlich war ich frei und konnte wieder normal gehen. Nein, nicht ganz, denn ich trug immer noch mein langes Korsett. Ich konnte mich deswegen nicht bücken und musste mich hinknien als ich mit Ella eine Sandburg baute. Und ich muss zugeben, dass ich einige sehr befremdliche Blicke bekam, als ich am Strand mit dem leichten Kleid und einer nicht zu übersehenden steifen und eng geschnürten Taille erschien.

18. Juni

Ich habe das Korsett heute nicht angelegt. Das war solch eine Entlastung. Wir hatten solchen Spaß am Strand. Eigentlich wollte ich dass Frau Lovett mich heute Abend wieder zuschnürt, aber es ist so heiß und schwül, dass ich es nicht ertragen konnte. Ich werde morgen wieder das Korsett tragen. Ich habe mir bestimmt einen ganzen Tag Entspannung von dieser kaum zu ertragenen Enge verdient.

20. Juni

Ein weiterer schöner Tag am Strand. Ich trug heute Abend eine Stunde lang das Korsett. Aber es ist so heiß, dass ich Frau Lovett darum mich vor dem Zubettgehen davon zu befreien.

1. August

Großer Schreck! Ich habe gerade eine Nachricht erhalten. Ein Freund von Doktor Sanderman, ein gewisser Herr Bewdly, kommt morgen Nachmittag vorbei. Ich muss Morgen ganz früh aufstehen um bis dahin fertig zu sein. Ich hoffe, dass ich das Korsett geschlossen bekomme, schließlich habe ich keine andere passende Garderobe dabei. Frau Lovett hat sich heute Abend mächtig angestrengt, und ich bin zweimal in Ohnmacht gefallen. Wir haben das Korsett aber nur bis auf 52 Zentimeter zuschnüren können. Ich trage es jetzt und lechze nach Luft, als ob es im Schlafzimmer nicht genug davon gäbe. Schande über mein Haupt. Ich hätte es während der letzten Zeit viel öfter tragen sollen, und man hätte mich davon abhalten sollen so viel an Gewicht zu gewinnen. Ich wiege jetzt wieder so viel wie vor meiner Erkrankung. Ich kann aber Frau Lovett nicht verantwortlich machen. Sie kocht sehr gut. Ich hätte halt nicht alles essen sollen, was sie aufgetischt hat.

2. August

Heute Morgen konnten wir das Korsett immer noch nicht schließen. Wir versuchten es den ganzen Morgen und ich benötigte viel Riechsalz um nicht erneut in Ohnmacht zu fallen. Wir schafften es schließlich bis auf 47 Zentimeter. Dann versuchten wir es mit der Bluse, konnten aber den Kragen nicht schließen, so dass wir den Spalt mit einem Halstuch bedeckten. Frau Lovett musste den Taillenbund des Rocks mit Nadel und Faden schließen, da er nicht anders geschlossen werden konnte. Es folgten die beiden Gesichtsschleier und der Hut. Danach musste ich mich sofort im Schatten hinlegen, da ich wegen des Korsetts nicht sitzen konnte.
Ich wartete zwei Stunden nach Luft ringend und versuchte nicht in Ohnmacht zu fallen, bis ein Junge eine Nachricht vorbei brachte. Darin stand geschrieben, dass Herr Bewdly sich  entschuldigte, da etwas Wichtiges dazwischen gekommen wäre. Ich habe so ein großes Glück, denn ich weiß nicht was er von mir gedacht hätte. Ich sah nämlich nicht wie eine sicher auftretende und vornehm wirkende Dame aus, sondern mehr wie eine Dame die zu eng geschnürt ist und mit ihrer Kleidung nicht umgehen kann. Ich werde jetzt wieder mit dem Korsetttraining beginnen, denn der Doktor wird bestimmt bald wieder zurück sein.

3. August

Was soll ich nur tun? Es ist ein Telegramm vom Doktor angekommen, der mich darum bittet Morgen Mittag mit dem Zug Heimzufahren. Er wird mich am Bahnhof abholen. Ich schaffe es nie innerhalb eines Tages meine Taille wieder bis auf 42 Zentimeter zu schnüren. Was soll er nur von mir denken? Er hat uns so gut behandelt und mich nur darum gebeten in der Öffentlichkeit jederzeit wie eine vornehme Dame zu erscheinen. Ich habe ihn enttäuscht. Und um es noch schlimmer zu machen habe ich gerade bemerkt, dass ich von der Sonne eine leichte Bräunung bekommen habe. Und was noch viel schlimmer ist: Ich habe Sommersprossen bekommen!

4. August

Der Tag ist nicht gut verlaufen. Wir fuhren mit dem Zug Heim und der Doktor wartete am Bahnhof. Er bemerkte meine zerzauste Erscheinung und sah sehr enttäuscht aus. Er packte uns alle in ein Taxi und sagte, dass er es später erörtern wird. Im Haus wurde ich von einem neuen Hausmädchen nach oben zu meinem Zimmer geführt. Alice war nicht zurückgekehrt, da ihre Mutter krank ist. Die neuen Mädchen, Greta (Ich nehme sie ist eine Schwedin.) und Abigail, drückten deren Missbilligungen aus als sie mich auszogen und meine zusammengeheftete Rocktaille und meinen geöffneten Kragen sahen. Eine Stunde später erschien Madame Besot mit zwei Assistentinnen. Sie sagte, dass der Doktor sie angerufen hatte und sie darum bat mich wieder herzurichten. Sie sagte, dass der Doktor vor Wut geschäumt hatte, da ich sein Vertrauen missbraucht habe und er zu verärgert war, um es genauer zu erörtern. Ich bat Madame Besot mir zu helfen annehmbar zu werden, bevor der Doktor käme und dass ich alles tun würde was dafür erforderlich wäre.

Madame Besot sagte, dass sie nicht sicher sei ob sie meine Figur so schnell wiederherstellen könnte. Aber die Zeit drängte und willigte ein. Dann gab sie ihren beiden Assistentinnen und dem neuen Hausmädchen Anweisungen. Ich trug innerhalb weniger Minuten meine steilsten Stiefel und hing danach an dem Schnürtrapez. Dieses Mal wurden meine Handgelenke an der Stange festgebunden und meine Fußknöchel an einem Haken, der im Parkettboden versenkt war. Anschließend zog Greta an dem Seil, um das Schnürtrapez noch hoher zu ziehen und somit meinen Körper zu strecken. Mein langes Tageskorsett wurde rasch bis auf 47 Zentimeter geschnürt, wodurch mir schwindelig wurde und mein Busen sich in rascher Folge auf und ab bewegte, während ich nach Luft rang.

Madame Besot bestand auf drastische Maßnahmen um meinen Hals wieder lang und schmal aussehen zu lassen. Abigail stellte sich daraufhin neben mir auf einen Stuhl und legte mir etwas um den Hals, was wie ein kurzes Korsett aussah. Und als sie es zuschnürte, wurde mein Kinn nach oben gedrückt. Das Halskorsett drückte eigentlich sogar meinen Kopf nach oben und meine Schultern nach unten. Das reduzierte meinen Atem fast vollkommen und ich fiel prompt in Ohnmacht.

Ich kam von dem beißenden Geruch des Riechsalzes wieder zu mir und Madame Besot riet mir dass wenn wir Erfolg haben wollen, ich versuchen muss stark zu sein um nicht erneut in Ohnmacht zu fallen. Sie riet mir langsam und gleichmäßig zu atmen und nicht gegen den Druck des Korsetts anzukämpfen.
Ich hing eine weitere anderthalb Stunde lang an dem Schnürtrapez und mir war die ganze Zeit schwindelig. Während dieser Zeit wurden mein Korsett und das Halskorsett (Jetzt weiß ich dass es tatsächlich so heißt.) immer enger geschnürt. Der Geruch des Riechsalzes ließ mich wieder zu mir kommen und ich sah wie Madame Besot mich besorgt anschaute. Sie fragte mich ob wir weitermachen sollen. Ich wusste aber dass ich keine andere Option hatte. Wenn ich nicht die Erfordernisse des guten Doktors erfüllen könnte, würden Ella und ich auf der Straße enden. Madame Besot sagte, dass noch ein Schnürdurchgang notwendig sei und ich flehte sie an weiterzumachen, selbst wenn ich wieder in Ohnmacht fallen würde. Ich wollte unbedingt ordentlich angezogen sein, wenn der Doktor zu mir kam.

Ich wurde von dem Riechsalz geweckt und hing nicht mehr an dem Schnürtrapez. Ich lag auf einer Chaiselongue und war komplett angezogen; wahrscheinlich das Reisekostüm. Mein Körper fühlte sich von den Brüsten bis zu den Knien vollkommen steif an und es war viel schlimmer als vor der Reise, da ich kräftig zugenommen habe. Der Druck war wegen des zusätzlichen Körpergewichts viel stärker zu spüren, zumal mein Körperfett von dem bis auf 42 Zentimeter zugeschnürten Korsett nach oben und nach unten gedrückt wurde. Ich spürte wie meine Brüste nun die Cups des Stütz- BHs ausfüllten. Ich stellte aber auch fest, dass der Kragen fehlte und ich immer noch das Halskorsett trug. Madame Besot kam näher und sagte dass mein Hals sich zu weit ausgedehnt hätte und dass es unmöglich wäre den Kragen zu schließen. Sie hatte aber einen steiferen Kragen mitgebracht, der allerdings acht anstatt der gewohnten fünf Zentimeter hoch war. Sie fragte mich ob ich es versuchen wollte. Ich war schockiert! Der bisherige Stehkragen mit fünf Zentimeter Höhe war für mich bereits viel zu eng und zu hoch. Ich war mir sicher dass mich der acht Zentimeter hohe Stehkragen erwürgen würde. Aber ich flüsterte: "Ja."
Greta und Abigail hoben mich hoch und legten Kissen unter meinen Rücken, damit sie das Halskorsettlockern konnten. Madame Besot gab ihnen den Kragen, der viel zu klein und zu rund für meinen Hals aussah. Als der Kragen näher an mich herangebracht wurde, sah ich dass er hinten eine Schnürung wie bei einem Korsett hatte. Und als er angelegt wurde, fühlte er sich nicht wie ein reiner Baumwollkragen an. Es war nämlich ein Metallband, welches mit Stoff bezogen war. Ich spürte es, als es angelegt wurde. Und als der Kragen zugeschnürt wurde, drückte er immer stärker gegen mein Kinn. Abigail schnürte den Kragen langsam immer enger und ich war mir sicher dass sie mich damit erwürgen würde. Greta stand derweil mit Riechsalz neben mir, bereit jederzeit die Öffnung der kleinen Flasche unter meine Nase zu halten. Mein Hals wurde langsam in ein Rohr mit einem Durchmesser von 10 Zentimeter und einer Länge von acht Zentimeter hineingezwungen. Ich war mir sicher, dass es nicht lange aushalten könnte ohne in Ohnmacht zu fallen. Aber dann war der Kragen dann doch geschlossen und es wurde eine dünne Krawatte darüber gebunden.
Madame Besot und die Mädchen traten zurück, während ich versuchte mich an die Halsverengung des Kragens zu gewöhnen. Ich konnte noch schlechter Luft holen als zuvor und sprechen oder schlucken war fast unmöglich. Madame Besot "gurrte", dass der Doktor hoch erfreut wäre, und ich bestimmt mit der Zeit damit zurechtkäme. Ich war da anderer Meinung, denn es fühlte sich so an als ob der mich strangulierende Kragen langsam das Leben aus mir herausquetschen würde.

Nachdem ich mich daran gewöhnt hatte, sagte Madame Besot dass sie sich um meinen unmöglichen Teint kümmern müsse. Es wurde ein hoher Hocker geholt und ich wurde darauf gesetzt. Ich hatte keine Kraft mehr und nur die Steifheit des Korsetts, des Stützkorsetts und des hohen Kragens hielten mich aufrecht. Madame Besot erklärte, dass Gesichtspuder nicht ausreichen würde um mein gebräuntes Gesicht und die Sommersprossen zu verdecken. So wurde eine dicke weiße Paste, ähnlich der eines Schauspielers oder gar eines Clowns, aufgetragen. Das gab mir eine entsetzlich- geisterhafte Erscheinung. So wurde etwas Rouge auf den Wangen hinzugefügt. Um das Make-up zu fixieren wurde eine Art "Überzugklarlack" aufgetragen. Ich wurde davor gewarnt den Mund auf zu machen und saß fünf Minuten lang mit zusammengepressten Lippen auf dem Hocker, während der Überzug oder diese Fixierlösung abband. Während dieser Zeit spürte ich wie der Siegellack, oder was immer das war, immer härter wurde. Nach fünf Minuten wurde ein Handspiegel hochgehalten und ich schaute verdutzt in das Gesicht einer Puppe, deren Kopf unverrückbar auf einem engen Rohr befestigt war. Letzteres war allerdings mein Hals.
Mir wurde eine Perücke aufgesetzt, die zweimal so groß war wie meine vorherige Perücke. Danach wurde mir geholfen aufzustehen. Ich benötigte die Hilfe von Greta als auch Abigail um bis zum Ankleidespiegel zu trippeln. Ich war bestürzt, da ich die mir vertraute Person Dorothy Beale in dem Spiegel nicht mehr wiedererkannte. Ich sah vielmehr eine Karikatur, eine dieser gezeichneten Figuren aus dem Punch- Magazin, wo man sich einen Spaß über die damalige extreme Mode gemacht hat. Mein Rock, der bereits vor den Ferien schon sehr eng war, wirkte nun von dem zusätzlichen Gewicht wie ein aufgeblasener Ballon. Die Hüften und Oberschenkel sahen äußerst üppig aus. Diese massive Ausdehnung ging in eine derart winzige Taille über, dass man meinen könnte sie würde den nun massiven Oberkörper mit den riesigen Brüsten nicht halten können. Ich dachte, wenn ich beim Gehen zu stark hin und her schwinge, zerbreche ich in zwei Teile. Das war natürlich nicht möglich, denn mein Oberkörper wurde von dem Korsett gehalten, welches unglaublich viele stählerne Korsettstäbe enthielt. Die zusammengeschrumpfte Taille wurde zusätzlich von einem neuen, glänzenden Stahlgürtel betont. Das war vor ein paar Jahren anstelle eines stabilen Ledergürtels in Mode gewesen. Und meine Bluse, vor kurzem noch ausgepolstert um meine schmale Taille noch mehr zu betonen, lag nun ganz eng an meinem ungeheuer großen Busen an.

Madame Besot sagte mir, dass ich nun viel besser aussah und ich auf dem richtigen Weg sei wie eine wirklich vornehme Dame auszusehen. Der Doktor würde bestimmt hoch erfreut sein. Ich würde allerdings in Zukunft ein Stretcher benötigen um mein Aussehen zu verbessern. Ich wusste nicht was sie meinte und fragte flüsternd, ich öffnete meinen Mund wegen des steifen Make-ups nur ganz wenig, was das denn wäre. Madame Besot sagte dass sie es am nächsten mitbringen würde. Danach, sie musste kurz Luft holen, hörte sich sie ganz leise sagen: "Falls du morgen noch hier bist."
Dieser letzte Kommentar machte mich sehr ängstlich, und ich war mit meinen Gedanken den Rest dieses Nachmittages und des Abends ganz alleine. Ich hatte während dieser Zeit meine Atmung kontrolliert, mich zwischendurch ein wenig bewegt und gelegentlich mit der Hilfe der Hausmädchen im Chaiselongue- Gesellschaftsraum auf dem Rücken liegend ausgeruht. Ab und zu wurde mir geholfen aufzustehen und mich auf einem hohen Hocker zu setzen, um diese Tagebucheintragung zu schreiben. Ich war die ganze Zeit während ich auf den Doktor wartete sehr nervös.
Es ist jetzt 10 Uhr, und der Doktor ist nicht gekommen um mich zu sehen. Ich bin so besorgt. Abigail und Greta stehen in der Nähe und warten darauf dass ich meinen letzten Satz schreibe, damit sie mich für das Bett umziehen können.

5. August

Es ist 11 Uhr und ich bin wieder angezogen. Der Doktor ist immer noch nicht erschienen. Ich bin so besorgt und so müde wie noch nie. Ich bin müde, weil ich schlecht, teils vor Sorge, geschlafen habe. Ich habe die ganze Nacht mit einem bis auf 40 Zentimeter zugeschnürtem Korsett geschlafen. Das Halskorsett war nicht entfernt worden und ich trug frisch gelieferte Bettstiefel. Ich war entsetzt gewesen als Greta die Stiefel auspackte. Diese Stiefel sind noch gerader und länger als mein vorheriges Paar und werden bis zum Schrittbereich hinaus zugeschnürt. Greta war nicht überrascht und sagte, dass die feineren Frauen immer diese Art von Bettstiefel tragen würden um die Füße und Fußknöchel für das Tragen von Schuhen mit hohen Absätzen zu trainieren. Die Stiefel waren viel steifer als das letzte Paar. Ich bin mir sicher, dass sie Korsettstäbe haben. Meine Füße werden in eine direkte Linie mit den Schienbeinen gezwungen. Die Stiefel haben Schnürsenkel von den Zehenspitzen bis hin zu meinen Oberschenkeln und sind so fest, dass ich meine Beine kaum biegen kann. Kaum waren die Stiefel zugeschnürt, bekam ich auch schon Krämpfe in den Waden und den Füßen. Das ging fast die ganze Nacht so weiter. Es kam aber noch schlimmer. Greta und Abigail hatten von mir erwartet dass ich damit gehen würde. Sie hatten mir nämlich die Bettstiefel im Chaiselongue- Gesellschaftsraum angezogen. Danach hatten sie mir geholfen aufzustehen und ich musste auf den Zehenspitzen zum Schlafzimmer gehen. Ich taumelte wie eine Steifbeinige Marionette zum Bett. Das klappte aber nur, weil ich von den beiden Mädchen aufrecht gehalten wurde.
Das noch enger geschnürte Korsett und das Halskorsett ließen mich die ganze Nacht nach Atem ringen, während ich verzweifelt versuchte eine halbwegs bequeme Position zum Schlafen zu finden.

Heute Morgen wurden mir wieder die Sachen von gestern angezogen und ich bekam das gleiche Makeup wie am Vortag. Es gab allerdings eine Veränderung. Madame Besots Assistentin kam mit dem "Gesichts- Strecker" vorbei. Das bestand aus einer Serie von Schuhbändern mit Wildlederstücken an den Enden. Diese Schnüre führten zu einem Lederring, wie eine Krone, der auf meinem Kopf war. Jedes Wildlederstück wurde zuvor in eine Art Klebstoff getaucht und dann an mein Gesicht gedrückt. Die Assistentin begann unterhalb meiner Ohren und dann alle zwei bis drei Zentimeter weiter nach oben entlang meines immer noch fehlenden Haaransatzes oberhalb meiner Stirn. Damit die Wildlederstücke dauerhaft hielten, wurde mir ein Lederhelm mit Öffnungen für den Mund und die Augen angepasst, und hinten ganz fest zugeschnürt. Dann wurden etwa 15 Minuten lang gewartet, damit der Kleber vollständig abband. Als der Helm entfernt war, wurden die Schuhbänder langsam festgezogen und ich fühlte wie die Haut von meinem Gesicht zu den Seiten und nach oben gezogen wurde. Das führte auch dazu, dass meine Augen weit geöffnet wurden. Nachdem die Bänder festgebunden waren, versuchte ich meine Gesichtsmuskulatur  zu bewegen, aber es tat sich nichts und ich musste sogar meinen Mund dazu zwingen geschlossen zu bleiben. Ich hatte gedacht, dass wegen dieses Zusatzes mein Gesicht glatt genug wäre und ich den Siegellack auf der weißen Schminke nicht benötigen würde. Aber dem war nicht so.
Als ich mich im Spiegel betrachtete, sah ich noch puppenhafter aus als am Vortag. Mein Gesicht sah perfekt aus und die Sorgenfakten waren ebenfalls verschwunden.

Meine schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden. Um etwa 2 Uhr wurde ich zum Büro des Doktors gerufen. Greta half mir die Stufen hinunter zu gehen. Ich versuchte dabei so gelassen wie möglich zu wirken, obwohl ich um jeden Schritt kämpfte. Schließlich wollte ich mein Bestes für den Doktor geben. Ich erwartete nämlich dass er mich wegen meiner eigenwilligen Kleidung während der Ferien züchtigen würde und hoffte dass ich ihn mit meiner extrem verfeinerten Erscheinung um Verzeihung bitten könnte. Was ich nicht erwartete, waren Fragen über meinen "Ehemann". Sein Rechtsanwalt, den ich bezüglich der Übertragung von Ellas Führsorgepflicht kennengelernt hatte, hatte herausgefunden dass kein Trauschein im Namen von Hammond gefunden werden konnte. Ich versuchte zu erklären, dass wir verheiratet gewesen wären, mein damaliger zukünftiger Ehemann aber zuvor tödlich verunglückt war. Der Doktor bat mich darum wieder auf mein Zimmer zurückzukehren und schaute mich nicht einmal an. Ich sitze jetzt auf meinem Stuhl und mache mir Sorgen. Ich fürchte, dass der gute Doktor, der mich auf jede Weise unterstützt hat während ich krank war, von mir enttäuscht ist und Elle und mich rauswirft. Was soll nur aus uns werden?

Rettung zu einem gewissen Grad. Ich wurde um 7 Uhr wieder heruntergerufen und erwartete das Schlimmste, aber der Doktor war ruhig. Er erklärte, dass ich ihn in eine schwierige Lage gebracht habe. Er erklärte, dass wenn ich alleine wäre, er sofort unsere Verpflichtung auflösen würde und mich bitten würde das Haus zu verlassen. Da er aber nun Ellas Vormund sei, könnte er uns nicht auf die Straße setzen. Aber er könnte mich nicht heiraten, da er das Ehedokument meiner vorherigen Ehe nicht bestätigen könne. Er schlug aber vor, dass ich mit ihm als "Frau Sanderman" zusammenleben könnte. Ich musste das erst einmal verdauen. Dann fuhr er fort zu erklären, dass es ihm ausreiche eine "vornehme Frau" an seiner Seite zu haben, und damit kein Gesetz brechen würde und somit seine Karriere nicht aufs Spiel setzen würde. Außerdem würde diese Regelung erlauben dass ich weiterhin mit Ella vereint wäre. In meinem Kopf drehte sich alles und ich musste mich hinsetzen. Der Doktor wartete eine Minute bevor er fragte ob ich seinem Vorschlag zustimmen würde. Ich antworte halb keuchend: "Ich nehme es an."

Welche Option hatte ich? Andererseits verlor ich nichts. Ich wäre immer noch eine unverheiratete Mutter, aber Ella würde eine komfortable Zukunft haben. Der Doktor erklärte weiterhin, dass er keine Wiederholung meiner Kleidungsnachlässigkeit, wie zuvor in den Ferien geschehen, dulden und entsprechende Maßnahmen einführen würde, damit ich immer richtig angezogen wäre. Ich müsste natürlich mit jeder seiner Kleideranordnungen einverstanden sein. Mein "verfeinertes Äußere" würde strenger werden, damit ich entsprechend seiner Vorstellung die "vornehmste Dame" London werden würde. Er erklärte weiterhin, dass er unter seinen Bedingungen vollen Schlafzimmerzugang benötigen würde. Das enthielt entsprechende Vorkehrungen, damit ich nicht schwanger werden würde, da er sich keinen Skandal bezüglich eines Außerehelichen Kindes leisten könnte.

Er bat wieder um meine Zustimmung. Ich war etwas sprachlos und versuchte zu nicken, konnte aber wegen des unbeweglichen Halses und des straff gezogenen Gesichts kein Zeichen gaben. So sagte ich hastig: "Ja." Der Doktor sagte dann, dass wir, um die Hausangestellten nicht zu verunsichern, morgen zum Rathaus gehen und danach wieder nach Hause. Wir werden dann sagen, dass wir standesamtlich verheiratet wären. Danach bat er mich wieder zu meinem Zimmer zurückzukehren.
Das war alles viel zu schnell für mich. Aber ich bin dem Doktor so dankbar. Er hat mir keine weiteren Fragen gestellt, und es ist sein gutes Recht mich darum zu bitten, dass ich vornehmer werde. Aber was hätte er auch anderes von mir fordern sollen? Ich bin mir nicht sicher, da ich bereits schon jetzt von Kopf bis Fuß streng gekleidet bin. Aber was auch immer er von mir möchte, ich bin ab jetzt dazu bestimmt seinen Erwartungen zu entsprechen.

6. August

Am heutigen Morgen kam Madame Besot ganz früh mit neuer Kleidung vorbei, die ich für unsere "Hochzeit" tragen werde. Es war alles neu: Das Korsett, die Stiefel und ein paar neue Extras. Madame Besot erklärte, dass eine perfekte vornehme Dame stets ihre Taille, die Waden, die Füße, die Hände und den Hals klein halten sollte, dafür aber die anderen Bereiche sehr großzügig aussehen sollen. Ich verstand das nicht, aber für die heutige Kleidung bedeutete es, dass die Absätze der Stiefel höher waren. Sie waren sogar 15 Zentimeter hoch. Die Stiefel hatten obendrein Doppelschnürungen bis über meine Waden hinauf. Die neue Busenstütze war mehr wie ein kurzes Oberteil und drückte meine Brüste noch höher als zuvor. Und als es auf dem Rücken zugeschnürt wurde, drückte es meine Schulterblätter weit nach hinten. Das hatte zur Folge, dass meine Brüste noch größer erschienen. Der Stehkragen der Bluse war die inzwischen gewohnten acht Zentimeter breit. Die Bluse bestand generell aus einem sehr steifen Material und endete knapp unterhalb meiner Brüste. Die Ärmel waren tiefer angenäht, so dass ich meine Arme kaum über Ellenbogenhöhe anheben konnte. Bevor die langen und ebenfalls sehr steifen Ärmelmanschetten geschlossen wurden, nahm Greta feuchte weiße Wildlederhandschuhe von hölzernen Handschuhhaltern herunter und benötigte ganze fünf Minuten um die Handschuhe über meine Hände zu ziehen und an den Handgelenken zuzuknöpfen. Ich sagte, dass die Handschuhe zu eng und kurz wären, weswegen ich meine Finger kaum bewegen konnte. Daraufhin sagte Madame Besot, dass dies der Mode entspräche, weil dadurch meine Hände kleiner aussehen würden.

Dann wurde mir die Hochzeitskleidung angezogen. Ich war ein wenig entsetzt, denn die Sachen hatten hauptsächlich eine sehr helle gelbe Farbe mit schwarzen Einsätzen an den Seiten. Letzteres ließ meine Taille noch kleiner wirken. Der Rock war ein Humpelrock und reichte bis fast auf den Boden. Er war noch enger als der von meinem Reiseoutfit. Aber die wirklich auffallenden Merkmale waren die riesigen Puffärmel der Jacke. Sie machten meine Schultern 30 Zentimeter breiter und ragten 15 Zentimeter über meine Schultern drüber. Die Ärmel lagen dagegen an meinen Unterarmen nach dem Zuknöpfen ganz eng an. Ich kann mich erinnern, dass meine Mutter vor 20 Jahren Jacken mit riesigen Puffärmeln getragen hatte, aber diese waren nicht so groß wie die meiner Jacke gewesen.

Madame Besot erwähnte dass diese Art der Mode bald der Vergangenheit angehören würde und locker sitzende Sachen angesagt wären. Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte, hoffte aber dass sie Recht hatte, denn diese Art der Kleidung sollte ja laut dem Doktor zu meiner "Norm- Kleidung" werden.

Der Rock passte auf Anhieb und Madame Besot war damit zufrieden. Aber die Jacke erforderte mindestens fünf Veränderungen, bevor Madame mit dem festen Sitz zufrieden war. Greta und Abigail benötigten Knopfhaken, um die unendlich vielen kleinen Knöpfen schließen zu können, mit denen die Jacke an den darunter befindlichen Knöpfen des Korsetts befestigt wurde. Als Madame Besot zufrieden war, wurde die Jacke wieder entfernt, der Kragen der Bluse geöffnet, der Gesichtsstraffer angebracht und Sachminke samt Versiegelungslack aufgetragen. Anstatt eines Gesichtsschleiers über meiner Perücke, wurde mir ein kompletter Kopfhauben- Schleier über meinen immer noch kahlen Kopf gezogen. Er lag überall, auch auf meinem Gesicht ganz eng an und wurde an meinem Hals zugeschnürt. Dann wurde mir eine massive Perücke aufgesetzt und der Kragen wieder geschlossen. Es folgten die Jacke und ein schwerer und breiter Hut.
Ich wurde zum Spiegel geführt. Die neuen und sehr engen Stiefel mit den höheren Absätzen drückten meine Zehen zusammen und machten meine Fußknöchel unbeweglich. Der sehr enge Humpelrock gab mir so wenig Beinfreiheit, dass ich nur einen Fuß vor den anderen stellen konnte. Und da meine Füße wegen der hohen Absätze fast senkrecht standen, muss die Schrittweite meiner Füße wohl nur acht Zentimeter gewesen sein. Ich musste also mit unendlich vielen kleinen Schritten und recht wackelig durch den Raum bis zu dem Spiegel gehen. Das war sehr anstrengend und ließ mich rasch nach Atem ringen. Das neue Korsett fühlte sich noch fester an, obwohl der Taillenumfang immer noch 42 Zentimeter betrug.
Ich betrachtete mein Spiegelbild, während ich langsam für Luft keuchte. Der schwere Gesichtsschleier beschränkte meine Atmung derart stark, als würde man im dichten Nebel durch die Gegend rennen.
Ich konnte durch den dicken Schleier den riesigen Hut sehen. Er war bestimmt 30 Zentimeter hoch, und sein Rand ragte weit über meine Puffärmel hinaus. Er war ebenfalls gelb mit einem kurzen schwarzen Band.

Das ganze Outfit ließ mich sehr groß erscheinen. Verglichen mit der neben mir stehenden Greta, ließ mein Oberkörper den ihren verkümmert aussehen, obwohl sie eine stabil gebaute Person ist. Ich war sogar mit dem Hut und den hohen Absätzen sechzig Zentimeter größer als sie. Und die riesigen Puffärmel machten meine Schultern dreimal so breit. Obwohl Greta eine recht schmale Taille hat, ließen meine ausgepolsterten Hüften, mein Busen und die schwarzen Seitenteile meiner Jacke, meine Taille viel winziger aussehen als ihre. Und wenn ich mich leicht seitwärts drehte, war es auch nicht besser. Mein jetzt zusätzlich auffällig gemachter Busen ragte nach vorne genauso weit hinaus wie die Puffärmel zu den Seiten. Mein Gesäß sah wegen der winzigen Taille und dem sich nach unten drastisch verengenden Humpelrock einfach riesig aus. Was würden wohl die Leute denken, wenn sie mich als sie mich sahen? Ich war gefühlsmäßig ein bisschen niedergeschlagen. Aber dann fiel mir ein, dass dies genau die Art war, die der Doktor haben wollte. Das war seine Vorstellung von einer "vornehmen Dame". Ich sollte also froh sein, dass er für meine Kleidung so viel Geld ausgab. Und wenn es ihn erfreute, dann sollte ich wenigstens versuchen ebenfalls erfreut zu sein.

Als der zusätzliche Gesichtsschleier des Huts heruntergezogen wurde, sah ich gar nichts mehr und ich musste Madame Besot bitten einen etwas dünneren Schleier auszuwählen.
Es dauerte etwa 15 Minuten bis ich nach unten kam. Greta und Abigail mussten meine Arme halten, während ich langsam Stufe für Stufe nach unten ging. Der Doktor wartete bereits unten an der Treppe und schaute zu wie ich mühsam vorankam. Madame Besot begleitete uns und half mir, mit der Hilfe des Doktors, in den vor der Haustür stehenden Wagen einzusteigen. Ich hatte gedacht, dass es Schwierigkeiten wegen der niedrigen Sitze geben würde, aber es war ein Rolls Royce mit viel Platz auf den hinteren Sitzen, welche außerdem für mich hoch genug waren. Ich versuchte während der Fahrt zum Rathaus ruhig zu bleiben und langsam zu atmen, denn ich hatte etwas Angst, da dies ab nun mein Leben sein sollte. Ich würde ab nun nur noch Outfits wie dieses tragen, eingezwängt von Kopf bis Fuß und wegen der Gesichtsschleier unfähig etwas richtig sehen zu können. Während der Fahrt bemerkte ich wie meine Handschuhe trockneten und dadurch immer steifer und enger wurden. Schließlich konnte ich meine Finger kaum noch bewegen, so dass sie wie meine Arme klein und schmal wirkten.

Am Rathaus angekommen, wurden wir von Madame Besot begleitet. Sie half mir die Stufen hinauf zu gehen, wobei jeder Schritt ein regelrechter Kampf war. Wegen der beiden Gesichtsschleier konnte ich nicht sagen, ob wie von Passanten beobachtet wurde. Es ließ mich ein wenig besser fühlen, da ich niemand sehen konnte. Im Rathaus führte der Doktor mich zu einem hohen Stuhl, wo ich wegen der ganzen Anstrengung saß, während er eines der Büros betrat. Er kehrte eine Stunde später zu mir zurück, und wir fuhren wieder nach Hause.

Nachdem man mir geholfen hatte zu meinem Zimmer hinauf zu gelangen, kicherten Greta und Abigail. Es dauerte eine Weile bis ich begriff warum sie es taten. Der Grund war meine "Hochzeitsnacht". Sie halfen mir aus meiner Kleidung heraus und ich wurde wieder gebadet. Danach wurde mein ganzer Körper parfümiert und ich bekam ein kurzes Korsett angelegt. Ich muss zugeben dass es schön aussieht. Es ist himmelblau mit weißen Seidenapplikationen. Es wurde allerdings wieder bis auf 42 Zentimeter zugeschnürt. Das Korsett hatte kleine Halbschalen, die meinen Busen wieder sehr weit nach oben drückten und zusätzlich die Brüste in einer höchst unschicklichen Art trennten. Ich hatte mir nicht vorstellen können, dass ich in meiner Hochzeitsnacht ein Halskorsett tragen würde. Aber es hatte dieselbe Farbe wie mein Korsett und wurde genauso fest zugeschnürt wie das vorherige Halskorsett. Danach wurden mir Bettstiefel, natürlich ohne Absätze, angezogen und zugeschnürt. Sie waren ebenfalls hellblau. Es folgte wieder dieser Gesichts- Strecker, das Make-up und eine kleinere Perücke.
Ich sitze jetzt hier und schreibe dieses Tagebuch. Ich trage ein weißes Negligee mit großen Rüschen und einem hellblauen Taillenband. Das Band, oder vielmehr der Bindegürtel, ist fest angezogen, um meine winzige Taille hervorzuheben. Ich warte darauf dass der Doktor nach mir ruft. Ich werde auch nicht mehr viel schreiben können, denn die weißen schulterlangen Wildlederhandschuhe, welche zuvor mit heißem Wasserdampf geschmeidig gemacht worden waren und an meinem Halskorsett befestigt sind, trocknen langsam, so dass ich den Stift bald nicht mehr halten kann. Ich werde jetzt nervös, denn ich habe seit drei Jahren nicht mehr bei einem Mann gelegen. Und das war nur einmal gewesen. Ich war zu jener Zeit sehr verliebt in ihn gewesen. Ich hoffe, dass der Doktor mich freundlich behandelt. Ich bin ihm natürlich sehr dankbar, weiß aber wahrlich sehr wenig über ihn.

7. August

Also, der Doktor war geduldig mit mir und tat alles sehr langsam, und ich muss sagen, dass es eine ziemlich angenehme Erfahrung war, wenn auch ein wenig surreal. Zuvor kam Greta herein und sagte, dass der Doktor auf mich warten würde. Sie hatte zwei Krücken mitgebracht. Und so, bei jedem Schritt zusammenzuckend, trippelte ich von meinem Schlafzimmer durch den langen Korridor bis zum Schlafzimmer des Doktors. Ich musste mich dabei die ganze Zeit wie eine alte Frau auf den Krücken abstützen, während ich einen schmerzhaften Schritt nach dem anderen tat. Ich balancierte mich mit Hilfe einer Krücke auf den Zehenspitzen aus und klopfte an der Tür. Der Doktor öffnete die Tür, hielt meinen Arm, nahm mir die Krücken weg, und unterstützte mich, während ich zu seinem Bett hinüber schwankte. Ich hielt mich am Bettpfosten fest, während er mir half das Negligee abzulegen. Dann ließ ich den Bettpfosten los und taumelte auf den Zehenspitzen zur Seite des Betts, wo ich mich mehr oder weniger auf das Bett fallen ließ. Der Doktor betrachtete mich und sagte dass er mich für schön hielt und meine Figur gut entwickelt sei.

Nach zwei sanften Sitzungen dankte er mir und half mir wieder das Negligee anzuziehen. Er gab mir die beiden Krücken und hielt die Tür offen, damit ich zu meinem Schlafzimmer zurückschwanken konnte.

Ich bin gerade zu meinem Schlafzimmer zurückgekehrt, nachdem ich zuvor zum Büro hinunter gerufen worden war. Der Doktor hat für mich einen Tagesplan festgelegt: Zum Frühstück legere Kleidung. Danach eine halbe Stunde mit Ella spielen. Anschließend umziehen und "modische" Kleidung tragen, mit der ich üben soll mich richtig zu bewegen, wie zum Beispiel das Gehen mit hohen Absätzen. Das Mittagessen wird gemeinsam mit dem Doktor getätigt, falls er anwesend ist. Nach dem Essen darf ich wieder etwas bequemere Kleidung tragen, um mit Ella und dem Kindermädchen Joan einen Spaziergang zu machen. Wenn wir wieder zu Hause sind, werde ich für das gemeinsame Abendessen aufgetakelt (meine Bezeichnung). Das wäre dann mein normaler Tagesablauf, es sei denn, wir würden gemeinsam irgendwohin gehen oder fahren.

Ich muss sagen, dass des Doktors Sicht bezüglich bequemer Kleidung alles andere als dieses ist, denn er hat betont, dass die Basis der feinen Kleidung weiter gewahrt werden muss. Madame Besot hat es mir so erklärt: Meine Füße, die Waden, meine Taille, meine Hände und mein Hals werden weiterhin permanent eingeschränkt. Das heißt, meine Korsetts werden immer bis auf 42 Zentimeter zugeschnürt, sind aber von einer kürzeren Art, wenn ich mit Ella spielen darf, damit ich meinen Oberkörper nach vorne neigen kann. Meine Stiefel haben hohe Absätze, werden aber den jeweiligen Gegebenheiten angepasst. Wenn ich draußen Spazieren gehe, wird mein enger und steifer Kragen mit einer lockeren Krawatte verdeckt. Meine Jacke wird im Taillenbereich wattiert sein, damit die Taille aussieht, als ob sie einen bescheiden wirkenden Umfang von 60 Zentimeter hätte. Und mein Rock wird etwas weiter sein, damit ich etwas größere Schritte machen kann. Das wird dann also meine "bequeme" Kleidung sein.

Der Doktor hat außerdem erklärt, dass sein Hauptwunsch das Bestreben nach einer verbesserten Figur sei. Ich erbleichte bei seinen Wörtern, während ich auf der vorderen Kante des Stuhls saß und das Korsett als auch der steife Kragen mir die Luft zum Atmen nahmen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ich irgendwo noch mehr Kompression ertragen könnte. Der Doktor muss mein Unbehagen bemerkt haben. Ich weiß aber nicht wie, denn mein gestrecktes und lackiertes Gesicht konnte keine Emotionen zeigen. Er fuhr fort zu sagen, dass meine Taille und mein Hals ansprechende Größen hätten und im Moment keiner weiteren Verbesserung bedurften. Was jedoch verbessert werden müsste, wären mein Busen und mein Gesäß. Aus diesem Grund bat er mich mehrmals am Tag kleine Mahlzeiten zu essen, damit ich am Busen und am Gesäß zunehmen würde. Die anderen Bereiche meines Körpers würden sich ja nicht verändern können.

Er sagte auch, dass ich morgen eine gewisse Frau Whitham besuchen solle, um von ihr eine "Ausbildung als Ehefrau" zu bekommen. Sie würde mir beibringen wie eine vornehme Frau ihren Mann zufrieden stellen kann.

Als ich zu meinem Schlafzimmer zurückkam, wartete meine erste kleine Mahlzeit auf mich. Es war eine kleine Schüssel mit cremig schmeckendem Reispudding und ein Glas Kakao, welcher wohl mit viel Sahne versehen war. Ich bemerkte außerdem eine Schachtel mit Schokolade, welche geöffnet auf dem Tisch stand. Ich aß die kleine Mahlzeit und trank den heißen Kakao. Beides schmeckte vorzüglich.

Ich habe gerade meine erste Trainingsstunde beendet, in der ich lernte wie man mit Bettstiefel geht. Der Doktor hat darum gebeten, dass ich täglich übe, da er meinen taumelnden Gang in seinem Schlafzimmer nicht gerade damenhaft empfand. Also, wenn man lernen will mit Bettstiefel, die ja keine Absätze haben, gut gehen zu können, muss man mit Bettstiefeln üben die Absätze haben. Deren Absätze sind austauschbar und werden gegen kürzere ausgetauscht, bis man sein Gleichgewicht nur noch auf den Zehen ausbalancieren kann.
Ich war also unbekleidet und trug nur noch mein Korsett und die Büsten- Hebe. Dann wurden mir bis an den Schritt reichende Stiefel angezogen und zugeschnürt. Abigail unterstützte mich, während ich langsam in meinem Schlafzimmer auf und ab taumelte. Am Ende dieser Stunde war ich kein bisschen besser, aber meine Zehen brannten aufgrund des auf ihnen lastenden Körpergewichts wie Hölle.

Ich komme gerade vom Mittagessen mit dem Doktor zurück. Ich trug mein Reisekleid, da ich keine andere geeignete Kleidung für den neuen hohen Kragen und den neuen Stiefeln mit 15 Zentimeter hohen Absätzen habe. Ich muss sagen, dass das wohl die Art von "feiner" Kleidung ist, die der Doktor meint. Aber es ist schrecklich das zu tragen. Heute wurde von mir verlangt, dass ich die Stufen nur mit Abigails Stütze an einem Arm hinunter gehe. Ich musste also einen Weg finden die Schritte allein zu machen. Nach vielen Versuchen lernte ich dass ich ein Bein, soweit es der enge Rock und das lange Korsett erlaubten, nach vorne schwingen musste um die nächste Stufe zu erreichen, während ich nur auf den Zehen des anderen Fuß stand. Ich musste also mein Gleichgewicht auf der winzigen Auflagefläche eines Fußes ausbalancieren. All das geschah, während mein Oberkörper von dem Korsett vollkommen steif gehalten wurde und ich wegen des unnachgiebigen Kragens nicht nach unten schauen konnte. Letzteres wäre auch zwecklos gewesen, das mein riesiger Busen sowieso die freie Sicht nach unten versperrte. Das war natürlich sehr anstrengend, zumal ich wegen des engen Korsetts und des zusammengedrückten Hals kaum Luft bekam. Ich musste also alle vier oder fünf Stufen eine kurze Pause machen. Selbst der Weg durch die Eingangshalle zum Esszimmer war anstrengend. Ich musste ihn alleine bewältigen, da Abigail wieder nach oben gegangen war. Es war sehr entnervend, da die zusätzlichen Zentimeter meiner Absätze einen großen Unterschied zu den vorherigen Stiefeln bedeuteten. Ich kam nämlich kaum vorwärts. Der enge Humpelrock tat natürlich auch noch seinen Teil dazu. Ich war mir sicher, dass wenn ich stolpern und somit umfallen würde, es nichts gäbe um mich vor einem harten Aufprall zu schützen, denn ich war von Kopf bis zu den Knien steif wie ein Baum.

Mein Mittagessen war eine kleine Portion Kartoffeln mit einer cremigen Käsesauce. Dazu gab es wieder ein Glas mit sahnigem Kakao. Der Doktor unterhielt sich mit mir und sagte, dass wir es bald wagen würden das Haus zu verlassen um einige seiner Freunde zu besuchen. Er sagte auch, dass Madame Besot morgen mit weiteren Kleidungsstücken für meine Garderobe vorbeikäme.
Nach dem Essen musste ich mich wieder die Stufen hinauf "kämpfen". Leider habe ich noch keine "bequeme" Kleidung. Das lange Korsett wurde entfernt und durch das kurze aus der "Hochzeitsnacht" angelegt und zugeschnürt. Die Absätze der Stiefel betragen immerhin "nur" 12 Zentimeter, so dass ich damit ganz gut klar komme. "Nur" ist ein relativer Ausdruck, aber ich glaube dass ich damit besser in der Lage bin mich nach unten zu neigen um mit Ella zu spielen.

Ich hatte gerade ein Abendessen mit dem Doktor und Herrn Bewdly, der mich in Lyme Regis nicht besuchen konnte. Er lobte meine Erscheinung. Der Doktor hatte mich zuvor gebeten das gelbe Outfit mit dem großen Hut samt Gesichtsschleier anzuziehen. Als ich derart gekleidet erschien, wurde ich Herrn Bewdly vorgestellt. Der Doktor gab mir einen langen Sonnenschirm, den ich als eine Art Spazierstock, oder vielmehr als Stütze benutzte. Ich sollte dann volle fünfzehn Minuten lang langsam vor ihnen auf und ab gehen, während die beiden Herren über meine Erscheinung und meine Zukunft sprachen. Der Doktor machte offensichtlich klar, dass er mich zur vornehmsten Dame Londons machen wollte. Ich sollte ein Objekt dessen werden, was er für vollkommen hielt. Herr Bewdly kommentierte, dass ich einen lobenswerten Anfang gemacht hatte. Danach unterhielten sie sich ganz leise, während ich immer noch vor ihnen auf und ab trippelte. Der schwere Gesichtsschleier und die große Perücke ließ mich kaum etwas verstehen. Aber ich hörte Wörter wie "Gewicht", "Absätze" und "Rohrtaille". Zum Abendessen wurden mein Hut und meine Gesichtsschleier entfernt, und Herr Bewdley war über mein glattes, puppenhaftes Gesicht sehr begeistert.

Als ich nach dem Abendessen ganz alleine die Treppe hinauf schlich, spürte ich etwas im Gesicht. Ich muss mehr aufpassen wenn ich esse, da der Siegellack um meinen Mund herum zerbrochen ist. Ich muss also kleinere Happen zu mir nehmen.
Ich bin jetzt angezogen wie gestern Abend. Die Hausmädchen sind zu Bett gegangen, und ich warte mit zwei Krücken neben mir stehend auf den Ruf des Doktors. Meine Handschuhe trocknen langsam, so dass ich aufhören muss zu schreiben.

8. August

Ich besuchte heute Frau Whitham. Greta begleitete mich in dem Rolls zu einer Wohnung in Belgravia. Greta half mir dort meinen Mantel auszuziehen und wartete in einem anderen Raum. Frau Whitham, oder Alex, sie bat mich darum sie so anzusprechen, half mir beim Hinsetzen. Es gab Tee und sie bat mich ihr meine Geschichte zu erzählen. Als ich fertig war, erklärte sie mir die Pflichten einer vornehmen Dame. Sie fasste es wie folgt zusammen: Eine feine Dame ist eine gute Zuhörerin bei Tisch, eine Diva im Wohnzimmer, eine Kurtisane im Schlafzimmer und stets tadellos gekleidet. Dann erstaunte sie mich, als sie erklärte, dass eine vornehme Dame drei Öffnungen verwendet um ihren Mann zufrieden zu stellen.
Anschließend ließ sie mich üben. Ich benutzte über eine Stunde lang einen Gummiphallus mit meinem Mund, bis ich ohne zu würgen zurechtkam. Nach einem kurzen Mittagessen folgte ein Klistier. Und dann ließ sie mich mit dem Gummiphallus an meiner rückseitigen Öffnung üben. Selbst geschmiert, war ich so eng, dass es volle fünfzehn Minuten dauerte, bis sie den Phallus vollständig einführen konnte. Frau Whitham ließ mich eine weitere Stunde üben diesen Gummiphallus einzuführen, aber es schien nicht leichter zu werden. Bevor ich ging, gab sie mir einen Kasten mit "Dehnstücken". Die Phalli waren aus Elfenbein, sehr natürlich geformt und von wachsender Größe. Der Größte war fast acht Zentimeter dick. Ich hoffe innig, dass ich diesen nie verwenden muss. Während ich jetzt hier stehe und schreibe, habe ich den kleinsten dieser Phalli in mir. Ich werde also nacheinander mit allen Größen üben, bis der Doktor mich dort leicht nehmen kann. Ich habe heute so viel gelernt. Ich hatte angenommen, dass Intimverkehr eine hastige Affäre in einem verdunkelten Zimmer wäre und nur einmal pro Woche praktiziert werden würde. Aber es scheint, dass es täglich geschieht. Ja, sogar zweimal oder gar dreimal täglich, und meine anderen beiden Öffnungen während meiner "monatlichen Tage" benutzt werden können.

9. August

Heute kam Madame Besot vorbei. Sie brachte mein "bequemes" Outfit mit. Es waren ein schlichter dunkelgrüner Rock, der mir immerhin eine halbe Schrittlänge erlaubte (Freude), eine schlichte weiße Bluse mit einem locker aussehenden Kragen über einem engen und steifen Kragen, der über sechs Zentimeter hoch war, eine beigefarbige Jacke mit ausgepolsterter Taille, ein kurzes 42- Zentimeter Korsett und ein Paar Plateau- Sohlen- Stiefel, die aussahen als hätten sie nur acht Zentimeter hohe Absätze. Letzteres täuschte, denn innen waren sie anders geformt, so dass es für meine Füße 12 Zentimeter hoch war. Ich hätte noch vor drei Monaten niemals gedacht dass ich mich über ein Korsett von "nur" 42 Zentimeter Taillenumfang, einen Kragen von nur sechs Zentimeter Höhe oder Stiefel mit nur 12 Zentimeter hohen Absätzen freuen würde. Und doch waren diese Sachen, verglichen mit meiner Reisekleidung, viel leichter zu ertragen. Ich kann ohne Schwierigkeit sitzen, meinen Kopf etwas drehen und viel leichter gehen. Und da diese neuen Stiefel eine breitere Standfläche haben, taumele ich damit fast gar nicht. Ich trug jene Sachen während des Spaziergangs mit Ella und dem Kindermädchen durch den Park. Ich war zufrieden, da ich "normal"- gekleidet aussah und nicht übermäßig auffiel. Ich konnte mich bücken um mit Ella zu spielen und mit ihr durch den Park "rennen". Allerdings nicht weit, da ich ja immer noch streng geschnürt war und von dem verborgenen steifen Kragen fast erwürgt wurde. So kam ich schnell außer Atem, konnte mich aber schnell erholen. Ich bin so glücklich und danke dem guten Doktor. Ich hoffe allerdings dass es bei dem Taillenumfang von 42 Zentimeter bleibt. Ich habe allerdings das Gefühl als ob meine Kleidung von Tag zu Tag enger wird. Das wird wohl an den vier oder fünf kleinen Mahlzeiten liegen, die ich jeden Tag esse. Und dann kam da noch etwas Neues. Der Doktor hat einen kleinen Zwei- Personen- Aufzug bestellt, der in der Ecke der Eingangshalle eingebaut werden soll. Er hat entschieden, dass eine vornehme Dame nicht mehrmals am Tag die Stufen hinunter oder hinunter "kämpfen" muss. Das wird für mich eine große Hilfe sein, da ich jedes Mal ermüdet werde, wenn ich mich Stufe für Stufe abquäle. Meine schwere Kleidung nimmt mir schließlich den Atem, und der Humpelrock sowie die hohen Absätze machen einem sehr schwer die Stufen zu bewältigen.

12. August

Der Doktor schickte mich auf einer Besorgung aus. Er bat mich darum, einige Zigarren von der Burlington-Arkade abzuholen. Es erwartete von mir, dass ich meine Reisekleidung trug, bestand aber auf die gelbe Kleidung, mit allem was dazu gehört; Ein gestrecktes Lackgesicht, doppelter Gesichtsschleier und als Krönung die neuen Stiefel. Die Absätze sind so hoch, dass nur noch meine großen Zehen in den Stiefelspitzen flach aufliegen. Madame Besot sagte, dass ich bald bereit sei Ballettstiefel zu tragen. Ich bin mir dessen nicht sicher, aber im Spiegel konnte ich sehen, dass nur noch die Stiefelspitzen und die Absätze aus dem Humpelrock herausschauten. Ich hatte eine Stunde lang das Gehen mit diesen Stiefeln geübt, bevor Greta mir zu dem Rolls hinaus half und mit mir zur Burlington- Arkade fuhr. Ich war wieder einmal besorgt, dass ich im Mittelpunkt der allgemeinen Neugierde stehen würde. Aber in der Arkade war diese Sorge schnell verflogen. Es gab dort viele weitere Frauen die ähnlich wie ich gekleidet waren, und die beiden Gesichtsschleier gaben mir ausreichend Anonymität. Die Passanten konnten mich zwar sehen, aber nicht erkennen. Ich trippelte mit der Unterstützung von Gretas Arm mit winzigen Schritten durch die Arkade, bis wir den Zigarrenladen erreicht hatten. Ich hielt beim Sprechen den Mund so weit wie möglich geschlossen, damit der Lacküberzug meines Gesichts nicht einriss. Ich schaffte es aber dennoch mich trotz der beiden Gesichtsschleier verständlich zu machen. Nach dem Bezahlen trippelte ich wieder zum Rolls zurück und war mit mir zufrieden. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es ohne Gretas Unterstützung geschafft hätte, denn die kleinste Unsicherheit beim Gehen hätte mich umfallen lassen. Das lange steife Korsett, der ebenfalls steife Kragen und die enge Kleidung hätten mich wie ein Baum umfallen lassen. Ich wäre nicht einmal in der Lage gewesen mit meinen Armen den Aufprall abzumildern. Ich bin mir allerdings ganz sicher, dass mein weit abstehender Busen und die ausgepolsterten Schultern der Jacke, oder das gepolsterte Gesäß meinen Aufprall gemildert hätten. Doch dann hätte ich wie ein gestrandeter Wal hilflos auf dem Boden gelegen, bis mich eine freundliche Seele wie ein Brett wieder auf die Füße stellen würde. Zu Hause kämpfte ich mich über die breite Treppe zur Eingangshalle hinauf und trippelte bis zum Büro des Doktors weiter. Dort überreichte ich ihm die Zigarren. Der Doktor war so erfreut, dass er meinen Hut, meinen äußeren Schleier, meine Perücke und meinen festsitzenden Gesichtsschleier entfernte, und mich auf meine Knie senkte, damit ich ihn mit meinem Mund bedienen konnte. Als er fertig war, setzte er mir wieder meine Perücke auf und half mir auf einem hohen Stuhl Platz zu nehmen. Er fragte mich, wie der Ausflug verlaufen war, und ich antwortete: "Ziemlich gut." Aber er wollte es genauer wissen, und so sagte ich ihm dass ich ein wenig verlegen war, da ich die einzige vornehme Dame in einer extravaganten aber doch recht altmodischen Mode war.

15. August

Der Doktor hat mir gesagt, dass wir Gäste zum Abendessen haben, und er bat mich darum das scharlachrote Satinkleid anzuziehen, welches Madame Besot mir gestern angepasst hat. Sie hatte mir versichert, dass es die neueste Mode für vornehme Damen war. Es hat riesige Puffärmel mit ganz eng anliegenden und fest zugeknöpften Unterärmel, einen zusätzlichen hohen, steifen, sehr engen Kragen, der vorne bis unter mein Kinn sowie an den Seiten bis fast an die Ohren reicht, und hinten sogar noch höher ist. Dieser formbeständige Kragen macht meinen Hals und meinen Kopf vollkommen unbeweglich. Das Kleid hat vorne eine große Öffnung, die so weit nach unten reicht, so dass der obere Bereich meines Busens voll zu sehen ist. Das Kleid überall ganz fest auf meinem langen, bis auf die Oberschenkel reichendes, Korsett an und wird erst ab den Knien lockerer. Ab den Waden geht es in riesige schwarze Satinrüschen über. Damit das Kleid dort weit absteht, trage ich rüschengeschmückte Taftunterröcke, die wie ein Petticoat wirken und bei jeder Bewegung laut knistern und rascheln. Dadurch entsteht ein Froufrou- Effekt. Um dieses Effekt zu verstärken, wurde ein Reifrock eingenäht, der vorne jedoch aufwärts gebogen ist, um meine neuen roten Lackleder- Ballettstiefel zu zeigen. Ich hatte gestern den ganzen Nachmittag mit den Unterröcken und den Stiefeln geübt. Meine Zehen waren in Schafswolle gepackt. Ich denke, dass ich jetzt mit diesen Stiefeln ganz gut gehen kann.
Obwohl meine Füße und die Fußknöchel frei sind, ist der Rock so eng, dass ich nur ganz kleine Schritte machen kann. Ich kann nur einen Fuß vor den anderen setzen, um mich schmerzhaft langsam vorwärts zu bewegen.

Um 6 Uhr ich benutzte den neuen Aufzug und trippelte laut raschelnd und klackernd durch die mit Steinfliesen versehene Eingangshalle zum Büro des Doktors. Er ließ mich für eine Weile vor ihm auf und ab paradieren. Er war so überschwänglich, dass ich fühlte wie ich vor Verlegenheit errötete, obwohl man es wegen der dick aufgetragenen Schminke nicht sehen konnte. Ich bemerkte, wie der Doktor seine Hose öffnete und kniete wenig später vor ihm, um meinen Mund so fest wie möglich über sein Glied zu stülpen. Ich musste aufpassen dass die Lackschicht meines Make-ups keine Risse bekam. Nachdem ich ihn erfreut hatte, sagte der Herr Bewdly, Madame Besot und eine Frau Dalton um 7 Uhr zum Abendessen kommen, und er hoffte dass die anderen Damen ebenfalls auf verfeinerte Art anzogen seien.

Wir warteten im Wohnzimmer, als die Gäste angekündigt wurden. Madame Besot wurde angekündigt. Als sie eintrat, hätte ich niemals angenommen, dass es dieselbe Frau war. Sie wurde von dem Herrn Bewdly begleitet und lehnte sich zwecks eines sicheren Halts an seinen Arm, während sie ins Zimmer taumelte. Sie sah so groß aus und schien den Raum zu füllen, da sie mit dem riesigen Hut und den hoch gesteckten Haar größer als Herr Bewdly war, der eine normale Männerstatue hatte. Sie trug ein Kleid mit breiten Puffärmeln und hatte einen ungeheuren Busen, der über der so ziemlich kleinsten Taille thronte, die ich jemals bei einer Dame ihres Alters gesehen habe. Der Taillenumfang konnte kaum mehrt als 40 Zentimeter gewesen sein und war an der schmalsten Stelle etwa 10 Zentimeter breit. Greta hatte mir später erklärt, dass es eine Rohtaille war. Ihre Hüften waren viel breiter, als ich es in Erinnerung hatte, da diese von einer Vielzahl von Falten hervorgehoben wurden. Von den Hüften bis zu den Knien lag der Rock hauteng. Dort gab es ein breites Band. Und ab dort glich der Rock einem engen Rohr, welches an den Fußknöcheln in einem Ring aus unzähligen Rüschen auseinanderging und den Boden berührte. Und als wenn das alles nicht genug wäre, war das Kleid aus gelben und schwarzen Streifen zusammengesetzt. Madame Besot konnte man somit in keiner Menschenmenge übersehen. Sie durchquerte das Zimmer mit äußerster Langsamkeit. Die einzige Bewegung des Rocks, welche zu erkennen war, war die des kaum wahrnehmbaren Hüftschwungs. Es gab kein Anzeichen ihrer Schritte, wie es bei einem Humpelrock üblich ist. An einem hohen Stuhl drehte sie sich sehr langsam und sehr steif herum und setzte sich, mit Hilfe von Herrn Bewdly, auf den vorderen Teil der Sitzfläche hin. Das alles hatte sie atemlos gemacht, wie man es an ihrem schnell auf und ab gehenden großzügigen Busen sehen konnte. Dann wurde Frau Dalton angekündigt, von der ich eigentlich mehr erwartet hatte. Auf dem ersten Blick war sie entsprechend der neuesten Mode gekleidet. Aber dann bemerkte ich ihre Taille winzig Taille und ihr scheinbar locker sitzender Rock lag bis zu den Knien sehr fest an. Sie trippelte mit geknöpften Stiefeln herein, deren Absätze 18 Zentimeter hoch waren. Sie hatte keinen engen und steifen Kragen, sondern ein festsitzendes Perlenhalsband, welches 8 Zentimeter breit war und ihren Kopf hoch zwang.

Meine Handschuhe trocknen, so dass ich das Tagebuch beenden muss. Ich muss aber sagen, dass es ein sehr angenehmer Abend mit einer gleichgesinnten Gruppe war, und die Gentlemen nicht aufhörten uns Damen zu unserer verfeinerten Kleidung zu gratulieren.

Fünf Monate später

2. September

Heute war nach einer zweimonatigen Vorbereitung mein erstes Treffen mit der Refined Ladies Society (RLS). Der Doktor hatte gewollt, dass ich perfekt dort eintreffe. So begann meine Ankleidung vormittags um 10 Uhr, obwohl das Treffen erst um 2:30 Uhr am Nachmittag begann. Ich trug mein neues Scharlachrotes Satinkleid und, nachdem mein langes Abendkorsett bis auf 42 Zentimeter zugeschnürt wurde, meine roten Ballettstiefel. Greta drückte mehrere Polsterstücke unter meinen Busen, so dass meine Brüste stolz auf den Korsettcups herausschauten. Ich saß auf einem hohen Hocker, Abigail stand neben mir und legte mir den Gesichtsstrecker sowie die festsitzende Lederkopfhaube an. Während der Klebstoff abband, wurde ich unruhig, da ich nicht wusste ob ich die Standards der Damen vom RLS erfüllen würde. Nachdem der Klebstoff abgebunden war, stellte ich fest dass alles besonders fest angezogen war und somit meine Stirn und meine Wangen noch stärker als sonst gestrafft wurden. Anschließend wurde mein Gesicht schwer geschminkt, gepudert und lackiert. Danach wurde mir eine hoch- toupierte blonde Perücke aufgesetzt. Die "Krönung" war ein breiter Hut mit dutzenden von scharlachroten Papierrosen. Mir wurde mein neues scharlachrotes Kleid angezogen und der Stehkragen fest zugeschnürt. Das Ergebnis von Abigails Bemühungen bezüglich der Polsterstücke unter meinem Busen war schockierend. Da der Ausschnitt für den Busen tief nach unten reichte, und meine Leibesfülle inzwischen noch übermäßiger war, war mehr als die Hälfte meines Busens zu sehen. Das zusätzliche hochquetschen meines Busens führte dazu das oben eine geringfügige Hautfalte zu sehen war.
Die oberen Ränder der Brustwarzenhöfe waren bei jedem meiner kleinen Atemzug sichtbar. Würde ich tief einatmen, was kaum möglich war, würden meine Brustwarzen komplett zu sehen sein. Wie ich bereits erklärt hatte, war das scharlachrote Kleid vorne etwas kürzer, so dass man meine Füße vor den Petticoats der Unterröcke sehen konnte. Und doch war der Rock so eng, dass meine Schrittweite keine acht Zentimeter betrug. Greta hielt mich an einem arm fest, während ich mit der anderen Hand einen langen Sonnenschirm als Stütze benutzte. Der Schirm war schwarz mit massiven scharlachroten Rüschen. Ich trippelte zu dem neuen Aufzug. Unten gab ich mein Bestes um den Eindruck von Leichtigkeit auszustrahlen, während ich langsam durch die Eingangshalle zum wartenden Doktor ging. Der Doktor war über meine Ausrüstung überschwänglich erfreut und begleitete mich nach draußen, wo der Rolls bereits wartete. Da mein Kleiderkorsett so lang war, kam ein Sitzen nicht infrage. Der Doktor und Greta halfen mir in dem Wagen auf einem Kissen zu knien. Danach wurden die hinteren Vorhänge geschlossen und wir fuhren zu dem Hotel, wo das RLS- Treffen stattfand.

Der Doktor hatte es so getimt, so dass wir als Letzte ankamen und als "Doktor Sanderman und seine neue Frau" angekündigt wurden. Es gab höflichen Applaus, und wir begannen mit einem langsamen Rundgang durch den Raum, wo ich den anderen RLS- Mitgliedern vorgestellt wurde. Der Doktor sagte, dass fast alle anwesend waren. Es waren etwa 15 Frauen und 20 Männer. Ich war sehr gespannt und konzentrierte mich auf meine Atmung, so dass ich mich nicht mehr an die vielen Gesichter und Namen erinnern kann. Ein Name war mir aber sofort bekannt, es war der von Madam Besot. Sie war wieder einmal nicht wiederzuerkennen. Sie hatte all ihr Können und Wissen angewandt und sich derart ausgepolstert, dass ihre kleine Figur fast an die meine heranreichte. Sie, als auch die meisten der anderen Damen, trug eine Variation meines Outfits, was wohl der gegenwärtige RLS- Modestil zu sein schien. Ich war erfreut zu sehen, dass meine Taille eine der Kleinsten war. Eine Dame hatte jedoch einen winzigen Taillenumfang von vielleicht 32 Zentimeter. Aber sie war auch sehr schmal gebaut. Eine andere Dame, sie war wie die anderen gekleidet, hatte aber wahrlich riesige Puffärmel und eine Rüschen- Schleppe, die über 60 Zentimeter lang war. Eine andere Frau hatte eine erstaunliche Rohtaille mit einer 42- Zentimeter- Taille, die an der schmalsten Stelle 15 Zentimeter gerade war. Der Doktor hat mal eine Rohrtaille erwähnt, und ich hoffe innig, dass er es nicht tut, denn es sieht sehr qualvoll aus. Die bizarrste Dame trug männliche Kleidung. Es war ein Tweed- Anzug. Sie hatte kurzes Haar, ein Monokel und eine Zigarette. Und doch erfüllte sie die Erfordernisse einer vornehmen Dame, denn sie hatte eine Wespentaille und einen Kragen, der so eng, steif und hoch war (ganze 12 Zentimeter), dass es so aussah als würde sie damit erwürgt werden. Dieses leicht kegelförmige Rohr war so eng dass man nicht glauben konnte dass darin ein Hals vorhanden wäre. Ihr voller Busen war unglaublich stark nach oben gedrückt. Sie trug außerdem sehr enge Handschuhe und braune Ballettstiefel. Auf dem ersten Blick konnte man meinen dass sie "große" Schritte machen könnte, aber die Knickerboxer- Hosenbeine waren anscheinend zusammengenäht, da ihre Schrittweite nicht länger war als meine. Ich erinnere mich daran, dass sie eine angesehene Frau war und leidenschaftlich für die Rechte der Frauen eintrat. Frau Dalton war auch dort. Sie fiel wieder auf. Sie war zwar der neuen Mode entsprechend gekleidet, hatte aber auf die farblichen Exzesse, welche bei den anderen vorherrschten, verzichtet. Nur ihre Taille, die war eine dramatisch kleine Wespentaille. Ihr Kleid hatte natürlich einen hohen und sehr steifen Kragen, und sie trug Ballettstiefel. Ich erinnere mich auch an zwei andere Frauen. Die eine war zwar in der RLS- Art gekleidet, aber das Kleid bestand komplett aus Leder. Die andere Frau war eine streng dreinschauende Irin mit bemerkenswertem rotem Haar und einem ausgezeichneten Busen, die ein schlichtes schwarzes Kleid ohne all dem Rüschen- und Bändchen- Kram trug. Der Kragen ihres Kleids war so hoch, so eng und so steif, dass ihr Kopf ziemlich weit in den Nacken gedrückt wurde. Um mich anschauen zu können, musste sie an ihrer Nase vorbei nach unten schauen.
Nachdem ich der Gruppe vorgestellt worden war, ging der Doktor zur Mitte des Raums und nahm dort die indische Statue von einem Kasten herunter, der dort auf einem kleinen Tisch stand. Dann sagte er zu all den Damen: "Sehr geehrte Damen und Herren! Mögen sie noch mehr verfeinert werden!" Und die Damen antworteten: "Um ihre Männer zufrieden zu stellen!" Ich schaute mich in dem Raum um und bemerkte, dass die meisten Damen, außer Madame Besot und Frau Dalton, auf die Statue schauten. Die Damen starrten so lange auf die Statue, bis der Doktor die Statue in den Kasten hinein stellte. Ich weiß nicht, warum sie es taten, denn es ist nicht einmal eine hübsche Statue. Während die Staue in dem Kasten verstaut wurde, schauten all die Männer mich an. Danach gingen sie einzeln zum Doktor und gaben ihm jeweils eine "Half- Crown"- Geldmünze. Ich nehme an, dass dies eine Tradition des RLSs war.
Wir fuhren fort eine Stunde lang miteinander zu plaudern. Dann war das Treffen beendet, und ich fuhr, wieder auf den Knien, mit dem Doktor nach Hause. Der Doktor war so erregt, dass er die Vorhänge des Wagens schloss und ich ihm während der ganzen Heimfahrt mit dem Mund zufrieden stellte.

Ende