Es ist sieben Uhr in der Früh, am 4. Mai im Jahre 1910.
Beatrice Ashton liegt in ihrer Badewanne und fühlt sich nicht sehr glücklich.
Der Grund, warum sie sich unglücklich fühlt ist der, dass sie und ihr Ehemann
Joseph in dem Park gegenüber ihrem Haus, Sheffields neuen Musikpavillon eröffnen
werden. Sie würde liebend gerne nicht dort hingehen, aber sie muss, da ihr
Ehemann Ratsmitglied des Stadtrats ist und mit einer bedeutenden Spende den Bau
des Musikpavillons überhaupt erst möglich gemacht hat.
Der Grund, warum sie nicht hingehen möchte, ist ihre Kleidung. Nicht dass sie
keine Kleidung hat, oder dass man ihre heutige Kleidung schon mal auf einer
öffentlichen Veranstaltung gesehen hat. Schließlich sind ihr Schränke voller
neuer Kleidungsstücke. Keines ihrer Kleider ist älter als ein Jahr. Es liegt
auch nicht daran, dass ihr Ehemann ihren modischen Ehrgeiz ablehnen würde. Sie
muss sich sogar eingestehen, dass es ihm sehr gut gefällt. Um ehrlich zu sein,
liegt das Problem eher darin, dass ihre Kleidungsstücke genau der aktuellen Mode
entsprechen, so wie in all den vergangenen 30 Jahren. Die neue Mode ist ihr
nicht fremd, denn sie hat mit ihrer modischen Kleidung schon einige Bälle,
Abendessen, Tee- Parties, Freunde, sowie exquisite Geschäfte besucht. Und all
die Menschen, die sie bei jenen Anlässen und an jenen Orten getroffen hatte,
trugen ebenfalls modische Kleidung. Der Grund warum sie so unglücklich ist,
ist dass sie vor einer großen Menge stehen wird. Und alle werden ihr seltsames
Kostüm sehen.
Beatrice legt sich in ihrer Badewanne zurück und ruft sich in Erinnerung, wie
alles begonnen hatte, wie sie zu ihrer erstaunlichen Garderobe gekommen ist...
Es war das Jahr 1879. Joseph, ihr zukünftiger Ehemann hatte
10 Jahre zuvor das Stahlwerk von seinem Vater geerbt. Er hatte hart gearbeitet
und neue Technologien eingeführt, sodass sein Stahlwerk schließlich das
Zweitgrößte der Stadt war. Joseph Ashton war ein typischer Vertreter der
nördlichen Industriellen. Er war direkt. Was er dachte, das sagte er auch. Er
konnte anderen zuhören. Aber wenn er eine Entscheidung getroffen hatte, dann
erwartete er dass seine Mitarbeiter ihn unterstützten und seine Anweisungen
ausführten.
Im Sommer des Jahres 1879 hatte Joseph Verwandte in Ripon besucht. Dort hatte er
Beatrice kennen gelernt. Sie war die Freundin seiner Cousine. Er hatte sie
umworben, hauptsächlich per Brief, da er ein sehr beschäftigter Mann gewesen
war. Und im Januar des Jahres 1880 hatten sie, im Rahmen einer schlichten
Hochzeitsfeier, in der Nähe ihres Geburtsorts Ripon geheiratet. Nach einer
kurzen Flitterwoche in Whitby, kehrten sie nach Sheffield zurück, um in Josephs
großem stattlichem Wohnhaus ihr Eheleben zu beginnen. Während Joseph sich wieder
auf seine Arbeit stürzte, hatte Beatrice versucht die Führung über das Haus mit
seinen 15 Angestellten zu übernehmen. Während der folgenden Wochen kamen alle
Ehefrauen von Josephs Freunden vorbei. Man gab vor, sie in Sheffield Willkommen
zu heißen, aber Beatrice merkte schnell dass man nur Josephs Braut sehen wollte.
Beatrice hatte bemerkt, dass alle weiblichen Besucher sehr schick gekleidet
waren, da sie aber kein großes modisches Interesse hatte, machte sie sich keine
Gedanken darüber. Lediglich Josephs verheiratete Schwester hatte sich getraut
Beatrices unmoderne Kleidung zu bemängeln.
Eines Tages, ungefähr ein Monat nach der Hochzeit, stürmte
Joseph in sein Haus und schimpfte lauthals: „Meine elendige verdammte Schwester!
Weißt du was sie gesagt hat!?“
Joseph tobte noch ein paar Minuten lang, bis er sich beruhigt hatte und Beatrice
sich traute ihn zu fragen, worüber er so verärgert war. Es schien dass seine
Schwester überall erzählt hatte, dass sie nicht verstehen könnte warum ihr
Bruder solch ein einfaches Mädchen vom Lande heiraten konnte. Sie habe keinen
modischen Geschmack, sei zu dick, habe keine ansehnliche Figur und zu große
Füße. Zusammengefasst hatte sie zum Ausdruck gebracht, dass Beatrice nicht gut
genug für Joseph sei und dass er sie nie hätte heiraten dürfen.
Anschließend sagte er zu Beatrice: „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen,
Schatz. Morgen gehe ich zu ihr und stelle sie zur Rede.“
Aber Beatrice machte sich Sorgen. Als junge Ehefrau wollte sie natürlich ihrem
Ehemann gefallen und zufrieden stellen. Später am Abend vertraute sie sich ihrer
Zofe Anne an. Sie verstanden sich sehr gut, da sie im gleichen Alter waren.
Beatrice fragte ihre Zofe, ob ihre schlichte Erscheinung das Auftreten ihres
Ehemanns in der höheren Gesellschaft dienlich wäre. Anne wollte sich um eine
Antwort drücken, aber schließlich gab sie doch eine ehrliche Antwort: „Sehen
sie, Madame, Herr Ashton ist ein reicher Mann. Man achtet ihn in dieser Stadt.
Man erzählt sich, dass wenn er so weiter macht wie bisher, dann könnte er der
jüngste Stadtrat werden, den Sheffield jemals gesehen hat. Und ich denke, dass
sie, als seine Ehefrau, den Status ihres Ehemanns besser zum Ausdruck bringen
sollten.“
Beatrice musste, sehr zu ihrem eigenen Bedauern, ihrer Zofe zustimmen. Sie nahm
sich vor am nächsten Morgen Joseph zu überzeugen dass er nicht zu seiner
Schwester gehen sollte, denn sie hatte in gewisser Hinsicht Recht. Um Josephs
politische und gesellschaftliche Karriere zu unterstützen, wollte sie sich
modischer kleiden.
Am nächsten Morgen meinte Joseph, dass er es nicht einsehen
würde warum seine Ehefrau nachgeben sollte. Aber als Beatrice ihn darauf
hinwies, dass er stets eine seiner besten Anzugsjacken, Seidenhemd, Krawatte und
modische Schuhe in der Firma, bei Ratssitzungen und bei Besuchen wichtiger Leute
trug, sah er ein, dass seine Ehefrau ebenfalls modisch gekleidet sein sollte.
Als Joseph endgültig überzeugt war, handelte er wie immer direkt und ohne
Umschweife. Er ließ sofort Termine bei dem besten Schneider, dem besten
Korsetthersteller, sowie dem besten Schuster der Stadt ausmachen. Beatrice hatte
beschlossen dass sie ihren Ehemann nicht im Stich lassen könnte. Sie wollte mit
der Mode gehen und ihrem Ehemann nicht beschämen wenn wichtige Geschäftspartner
oder angesehene Freunde zu Besuch kämen.
Joseph begleitete sie zu den anvisierten Geschäften.
Frau Baxton, Sheffields erste Adresse für edle und modische Damenkleidung,
erklärte ihnen auf sehr diplomatische Art und Weise dass Beatrices üppige Figur
mit dem großen Busen und den breiten Hüften nicht für die aktuelle Mode der
Prinzessinnenkleider geeignet wäre. Abgesehen davon wäre Beatrice Taille viel zu
dick. Die aktuelle Mode verlangte eine lange glatte Figur, straffen Busen und
eine schmale Taille. Außerdem würden die Kleider bis zu den Knien sehr eng
anliegen.
Mit diesen ernüchternden Worten im Kopf gingen sie zum Korsetthersteller.
Nachdem ihr Körper vermessen war, hatte Beatrice gefragt, ob es möglich sei ihre
Figur ebenso 'modisch' zu gestalten wie Frau Farnworth, Josephs Schwester. Der
Korsetthersteller verneinte zunächst, aber nachdem Beatrice und Joseph, er war
wesentlich hartnäckiger, den Korsetthersteller unter Druck gesetzt hatten,
lenkte der Mann ein. Er gab aber zu Bedenken, dass Beatrice großes Unbehagen
erleiden müsste um das festgesteckte Ziel zu erreichen, da sie noch nie ein eng
geschnürtes Korsett getragen hatte. Schließlich fand er den Entschluss von
Beatrice doch nicht so schlecht, da die meisten Frauen, die ihn besucht hatten
auch nicht gerade sehr schmal gebaut waren. All die Frauen, es waren allerdings
meist jüngere Frauen als Beatrice, hatten sich bereit erklärt alles zu erleiden
um eine annehmbare Figur zu bekommen, damit sie von der höheren Gesellschaft der
Stadt anerkannt wurden.
Beatrice erinnerte sich, dass sie sich sofort entschieden hatten, der neuen Mode
entsprechend, auf dem Ratsherren- Ball zu erscheinen. Dieser Ball sollte aber
schon Ende des nächsten Monats stattfinden.
Am Anfang des folgenden Monats wurde Beatrices erstes
Korsett geliefert. Man hatte ihr geraten es Tag und Nacht zu tragen. Ihr
Taillenumfang, er betrug 75 Zentimeter, sollte anfangs um 10 Zentimeter
reduziert werden. Allerdings hatten sie völlig übereilt den Taillenumfang für
das Ballkleid auf 55 Zentimeter festgelegt.
Eine Woche vor dem Ball war Beatrice äußerst besorgt, denn sie schaffte es nicht
die angestrebten 55 Zentimeter zu erreichen ohne ohnmächtig zu werden. Wenn sie
es doch schaffte, schmerzte es nach einer halben Stunde so stark, dass man das
Korsett wieder etwas lockern musste. Doch Joseph unterstützte sie bei ihrem
Vorhaben. Immer wieder sagte er zu Beatrice wie wunderbar sie aussehen würde und
dass er stolz sei über ihre Anstrengungen.
Eines Tages wurde das Abendkorsett geliefert. Es war
vollkommen anders gefertigt als ihr Tageskorsett. Beatrice hatte ein
Abendkorsett in Auftrag gegeben, dass genauso geformt wäre wie das, welches
Josephs Schwester tragen würde. Der Korsetthersteller hatte nur angedeutet, dass
zusätzliche Korsettstäbe eingebaut werden müssten, um die gewünschte Form einer
längeren Taille zu erhalten. Beatrice war sehr erstaunt, als sie das Korsett in
den Händen hielt. Es war eine großartige Konstruktion. Sie hielt es an ihrem
Körper und war sichtlich über die Länge erstaunt. Es glich einem Brustharnisch
und reichte bis zur Mitte der Oberschenkel. Es war doppelt so schwer wie das
Korsett, welches sie trug. Außerdem machten es die zusätzlichen Korsettstäbe so
steif, dass es von alleine stehen blieb.
Die erste Anprobe des Abendkorsetts war ein mühsamer Prozess gewesen. Selbst im
noch nicht geschnürten Zustand wurde Beatrice von den Brüsten bis zu den
Oberschenkeln vollkommen steif gehalten. Und als das Abendkorsett geschnürt
wurde, fühlte sie sofort den Druck der vielen stabilen Korsettstäbe. Das Korsett
zwang ihre Hüften und Taille in die glatte und lange Form der gegenwärtigen
Mode. Am ersten Tag war sie ohnmächtig geworden, als ihr Taillenumfang gerade
erst 60 Zentimeter betrug. Nachdem man sie mit Riechsalz wieder zu sich gebracht
hatte, verbat sie Anne das Korsett zu lockern, da sie nur noch eine Woche Zeit
hatte bis zum Ball. Beatrice wusste dass sie das Korsett fast kontinuierlich
tragen musste, wenn sie es schaffen wollte ihre Taille bis auf 55 Zentimeter zu
reduzieren ohne ohnmächtig zu werden.
An jenem Tag und während der folgenden Nacht litt sie Höllenqualen. Sie trug das
Korsett permanent und ließ es nur für das Bad abnehmen. Obwohl sie sich fast die
ganze Zeit am Rande einer Ohnmacht befand, beharrte Beatrice darauf das Korsett
zu tragen. Langsam wurde das Korsett bequemer, da sich ihr Körper daran
gewöhnte. Trotzdem war sie sofort beunruhigt, als Anne sie drängte das Korsett
am ganzen Körper noch enger zu schnüren. Schließlich musste sie in das enge
Ballkleid passen.
Der Form dieses langen Korsetts wollte einfach nicht zu ihrem drallen Körper
passen. Beatrice wollte die gleiche Körperform haben wie Agnes Farnworth,
Josephs Schwester. Sie wollte genauso modisch aussehen wie sie.
Später hatte ihr der Korsetthersteller vertraulich gesagt, dass Agnes Farnworth eigentlich ziemlich dünn sei und er ihre Hüften und Brüste heimlich auspolstern musste.
Beatrice musste feststellen, dass die gerade Form des Korsetts auch ihren
Brustkorb schmerzhaft zusammendrückte, sodass sie zusätzlich Atemprobleme bekam.
Dieses Problem hatte sie bei ihrem Tageskorsett nicht gehabt. Außerdem drückte
das Korsett wegen der langen Taillenform gegen ihre Rippen und Hüften. Der
zusätzliche Druck auf ihre breiten Hüften war kaum auszuhalten. Aber sie gab nicht
auf. Sie kämpfte. Beatrice ging so lange wie möglich umher. Und als sie eine Pause
einlegen wollte, musste sie sich hinlegen. Sie hatte kurz versucht sich
hinzusetzen, aber mit diesem Korsett war es unmöglich. Als Beatrice lag, fingen
schon nach kurzer Zeit die Korsettstäbe an zu drücken. Beatrice versuchte sich
so gerade wie möglich hinzulegen, um den Druck von ihren Rippen, der Taille und
der Hüfte zu nehmen. Aber irgendwann wurde es ihr zu viel. Sie versuchte den
Glockenzug zu erreichen, doch sie kam nicht daran. Sie konnte aber auch nicht
wegen dem langen und steifen Korsett aufstehen. Dann versuchte sie sich aus dem
Bett heraus zu rollen. Langsam rutschte sie auf den Fußboden hinunter. Dann
versuchte sie sich zu erheben. Dabei drückte das Korsett zu stark auf ihre
Taille, und sie wurde ohnmächtig.
Irgendwie hatte sie dann diesen Tag mit Spaziergängen und Ruhephasen hinter sich
gebracht, obwohl das lange untere Teil des Korsetts ihre Schrittweite drastisch
eingeschränkte.
Die Nacht war ihr endlos vorgekommen. Immer wieder hatte sie versucht eine
einigermaßen bequeme Lage zu finden. Die Korsettstäbe drückten permanent auf das
empfindliche Fleisch. Doch dann war sie schließlich in einen kurzen, unruhigen
Schlaf gefallen.
Am nächsten Tag war sie natürlich müde. Aber dennoch ließ
sie das Korsett enger schnüren. Sie machte weiterhin kurze Spaziergänge, denn
während sie ihren Körper aufrecht hielt, war der Druck des Korsetts nicht so
schmerzhaft wie im Liegen.
Am späten Vormittag kam der Schuster und brachte die weißen Abendstiefel.
Beatrice hatte ihn beauftragt die Stiefel so anzufertigen, dass ihre Füße
kleiner aussehen würden. Sie legte sich sofort hin, und Anne begann verzweifelt
die Stiefel über Beatrices Füße zu zerren. Anschließend mühte sie sich ab die
noch weit geöffneten Stiefel zuschnüren zu können. Beatrice glaubte, dass ihre
Zehen zerdrückt würden und fürchtete sich vor dem Aufstehen, da dann ihr
Körpergewicht noch mehr auf ihren Zehen drücken würde. Aber sie musste es tun.
Sie ging mit schmerzenden Füßen ziemlich unsicher umher. Die Absätze, sie waren
nur 5 Zentimeter hoch, kamen ihr viel zu hoch vor. Langsam trippelte sie zum
Spiegel hinüber. Dort musste sie allerdings zugeben, dass jene Marterinstrumente
mit den hohen Absätzen ihre großen ‚Bauernfüße’ klein und elegant erscheinen
ließen.
Den Rest des Tages verbrachte sie damit, dass sie mit ihren viel zu engen
Stiefeln durch das Haus ‚humpelte’. Immer wieder musste sie sich hinlegen um den
Druck von ihren schmerzenden Füßen, und vor allen Dingen den Zehen, zu nehmen.
Doch dann fingen die Korsettstäbe an zu drücken und zwangen sie sich wieder auf
die zusammen gequetschten Füße zu stellen.
Am Ende dieses Tages war Beatrice kurz davor zu kapitulieren und wieder ihre
bequeme Kleidung anzuziehen. Aber als Joseph von einer Geschäftsreise Heim kam
und das Abendkorsett sowie die neuen Stiefel sah, war er unglaublich begeistert
von ihrer 'neuen' Form gewesen. Er sagte ihr, dass sie die Schönste des Balles
sei und es somit seiner Schwester heimzahlen würde. Beatrice ließ sich von
seiner Begeisterung anstecken und vermied es von ihren Qualen zu erzählen. Nur
beim Taillenumfang, der 55 Zentimeter betragen sollte um in das Ballkleid zu
passen, hatte sie Bedenken. Aber Joseph sagte: „Mache dir keine Sorgen, meine
Liebe, ich habe großes Vertrauen dass du es schaffen wirst.“
Als Beatrice erwähnte, dass die Damenschneiderin am folgenden Tag für die letzte
Anprobe des Ballkleids vorbeikommen würde, überraschte sie Joseph mit der
Ankündigung ebenfalls anwesend sein zu wollen.
Am nächsten Tag, nach einer weiteren ruhelosen Nacht,
musste Anne zunächst Beatrices Korsett etwas enger schnüren. Anschließend
weichte sie Beatrices Füße in Salzwasser ein, bevor sie die Füße wieder in die
engen Stiefel zwängten. Das Fußbad hatte zur Folge, dass Beatrices Füße nicht so
stark schmerzten. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sich die Stiefel etwas
geweitet hatten, nachdem sie am vorherigen Tag so lange getragen worden waren.
Joseph traf vor der Damenschneiderin ein. Beatrice hatte es geschafft ihren
Taillenumfang bis auf 57 Zentimeter reduzieren zu lassen. Auf Josephs Bitte ließ
sich Beatrice sogar von ihrer Zofe bis auf 56,5 Zentimeter schnüren. Enger ging
es aber dann wirklich nicht mehr. Beatrice bekam kaum noch Luft zum Atmen und
fiel fast in Ohnmacht. Man legte sie für eine halbe Stunde auf ihr Bett, damit
sie sich wieder beruhigen konnte.
Dann kam die Damenschneiderin.
Frau Baxton, die Eigentümerin des Damenkleidergeschäfts, packte mit ihrer
Assistentin das weiße Seidenballkleid aus und sie legten es vor Beatrice auf den
Fußboden, damit sie in die bereit gehaltene Öffnung hinein steigen konnte. Dann
wurde das Kleid an ihrem Körper hochgezogen. Das Kleid lag wie eine zweite Haut
von den Knien aufwärts an Beatrices Körper an. Unterhalb der zusammengedrückten
Knie weitete es sich sehr faltenreich. Hinten war sogar eine kleine Schleppe
angenäht. Beatrice bemerkte sofort wie stramm der Rock an den Knien anlag und
konnte die Nähte fühlen, die es so eng zusammen hielten. Außerdem war sie von
dem Gewicht überrascht. Die Assistentin, welche hinter Beatrice stand, flüsterte
etwas in Frau Baxtons Ohr. Sofort schauten sich beide die Rückenseite es Kleids
an. Daraufhin sagte Frau Baxton diplomatisch: „Ich befürchte, Madame, wir haben
das Kleid an ihrem Brustkorb und der Taille etwas zu eng genäht. Wenn Madame
erlauben würden wir es schnellstens ändern.“
Beatrice hatte ihre Entscheidung getroffen, bevor sie überhaupt wusste ob sie
jenen Taillenumfang erreichen konnte. Trotzdem antwortete sie: „Machen sie das
Kleid im Brustbereich etwas weiter. Meine Taille werde ich bis zum Ball auf das
erforderliche Maß schnüren können.“
Man zog ihr wieder das Kleid aus und die Assistentin begab sich in einen
Nebenraum um die Änderung an dem Kleid vorzunehmen.
Die Assistentin war äußerst schnell gewesen und kam mit dem Kleid wieder zurück.
Es begann wieder der lange Prozess das Kleid anzuziehen. Man musste aber den
Rückenverschluss im Taillenbereich noch offen lassen. Beatrice bemerkte wie ihr
Busen zusammengedrückt wurde und regelrecht flach aussah. Sie wies Frau Baxton
darauf hin, aber die Damenschneiderin versicherte ihr dass der Druck auf ihre
Brüste notwendig wäre, da sie sonst zu markante Brüste hätte.
Joseph war offensichtlich mit dem Kleid sehr zufrieden und bat Beatrice im
Zimmer auf und ab zu gehen. Beatrice versuchte es, aber der enge Rock hielt ihre
Knie zusammengedrückt, sodass sie bei ihrem ersten Schritt beinahe umgefallen
wäre. Nachdem sie sich von dem Schreck erholt hatte, trippelte sie mit kleinen
Schritten los. Der enge Rock und die schwere Schleppe behinderten sie sehr
stark. Ihr Gang war eigentlich ziemlich schlingernd. Dennoch sagte Joseph mit
stolzer Stimme: „Sieht sie nicht wunderbar aus, Frau Baxton? Ich bin mir sicher
dass sie auf dem Ball einen guten Eindruck machen wird.“
Der Gesichtsausdruck von Frau Baxton verriet aber dass etwas nicht stimmte.
Schließlich sagte sie: „Madame sieht bezaubernd aus, bis auf eine Kleinigkeit.
Wenn sie gehen, stoßen ihre Knie ständig gegen den Rock und man sieht bei jedem
Schritt ihre Schuhe. Ich befürchte dass sie damit negativ auffallen.“ Sie legte
eine kleine Denkpause ein, bevor sie fortfuhr: „Allerdings ist das ein ganz
normales Problem, und es gibt Methoden dieses Problem zu korrigieren.“
Joseph hakte sofort nach und sagte: „Lassen sie uns alle Probleme sofort lösen,
Frau Baxton. Wir wollen nicht, dass etwas auf dem Ball schief läuft. Ich
wiederhole: Alles muss perfekt sein.“
Frau Baxton meinte dass nicht alle Methoden nötig wären, aber Joseph bestand
darauf. So stimmte Frau Baxton zu und meinte, dass wenn alle drei Methoden
angewandt werden würden, niemand eine Bemerkung über Beatrices Gang machen
könnte. Frau Baxton nahm ihre Assistentin beiseite und sagte ihr etwas. Das
Mädchen verließ rasch das Zimmer und kehrte nach kurzer Zeit mit einer Tasche
zurück.
Das Kleid wurde wieder ausgezogen, und die beiden dünnen Unterröcke bis zur
Taille hoch gerollt. Die Assistentin reichte Frau Baxton die ersten Gegenstände.
Es waren zwei Lederriemen, die oberhalb Beatrices Knie um die Beine geschnallt
wurden. Ein breiter Gurt verband anschließend die beiden Lederriemen.
„Das ist eine Kniefesselung, Madame. Ich habe sie so eingestellt, dass ihre Knie
nicht mehr gegen den Rock stoßen werden.“
Die nächsten Gegenstände glichen fast den ersten. Wieder waren es zwei
Lederriemen, und Frau Baxton schnallte sie um Beatrices Fußknöchel. Dann verband
sie die beiden Knöchelriemen mit einer kurzen, dünnen Kette. Danach hakte Frau
Baxton eine längere Kette an dem mittleren Kettenglied der Fußfessel ein und
verband die lange Kette mit der Kniefesselung.
„Das ist eine Knöchelkette, Madame. Sie kann so eingestellt werden, dass ihre
Schrittweite klein genug ist und niemals ihre Schuhe unter dem Kleid
hervorschauen können. Die mittlere Kette sorgt dafür dass die Schrittkette nicht
auf dem Fußboden schleift, wenn sie ihre Füße eng zusammenstellen.“
Der letzte Gegenstand war ein steifer und röhrenförmiger Unterrock aus
Gemsleder. Man half Beatrice in den Lederunterrock einzusteigen und zog ihn
anschließend bis zum Korsett hoch. Dort wurde er fest gemacht.
Die ganze Zeit war Beatrice sprachlos geblieben. Schließlich dachte sie sich:
‚Wie soll ich mit diesem Unterrock gehen können? Er ist ja noch enger als das
Kleid. Außerdem sind jetzt meine Knie und Füße zusammen gefesselt.’
Ihre anfängliche Zurückhaltung wurde von Josephs Begeisterung überdeckt.
„Ja“, sagte er, „eine ausgezeichnete Lösung. Sie haben das Problem exzellent
gelöst.“
Als Beatrice wieder das Kleid trug, versuchte sie in dem Zimmer wieder auf und
ab zu gehen. Dabei musste sie von Anne unterstützt werden. Die Zofe hielt
Beatrice am Arm fest. Anfangs stolperte Beatrice fast bei jedem Schritt. Sie
musste sich erst daran gewöhnen, dass ihre Beine bis zu den Knien
zusammengedrückt wurden. Außerdem behinderte sie die kurze Schrittkette, ganz zu
schweigen von dem engen Lederunterrock.
Verzweifelt fragte Beatrice: „Frau Baxton, wie kann man derart behindert
überhaupt richtig gehen?“
„Ich fürchte, ihnen fehlt die Praxis, Madame. Schauen sie mir bitte zu. Mein
Rock ist ebenso eng wie ihrer, und ich trage den gleichen Gemsleder- Unterrock
wie sie.“
Frau Baxton glitt gleichmäßig schwankend durch das Zimmer. Dabei bewegten sich
ihre Hüften sehr stark. Das war auch das einzige Zeichen für ihre rasche
Beinbewegung.
Beatrice hatte gesehen dass es möglich war trotz gefesselter Beine gleichmäßig
gehen zu können. Allerdings hatte sie nur noch zwei Tage Zeit diese Fähigkeit zu
erlernen.
„Es ist besser, wenn sie am Anfang nur kleine Schritte machen und nicht zu
schnell gehen, Madame“, erklärte Frau Baxton.
Nachdem Frau Baxton mit ihrer Assistentin das Haus verlassen hatte um die geänderten Nähte des Kleids nach zu nähen, bat Beatrice Anne darum das Korsett langsam zu öffnen, damit sie ein Bad nehmen konnte. Joseph fragte sie, ob sie sofort überhaupt in der Lage wäre einen Taillenumfang von 55 Zentimeter zu erreichen wenn sie das Korsett wieder lockern würde. Beatrice antwortete daraufhin: „Ich benötige jetzt dringend eine Erholung, mein Schatz. Und hinterher werde ich mich sofort wieder in das Korsett schnüren lassen.“
Am nächsten Tag wurde das Korsett bis auf 57 Zentimeter geschnürt, und Beatrice verbrachte den Tag mit Gehübungen in dem engen Lederunterrock, sowie mit den Kniefesseln und der kurzen Knöchelkette. Während jenes Tages versuchte sie es dreimal das Korsett bis auf die erforderlichen 55 Zentimeter schnüren zu lassen. Beatrice litt fast zwei Stunden lang unter dem sie vollkommen steif machenden Druck, bis sie Anne darum bat ihren Taillenumfang für die Nacht wieder auf 57 Zentimeter zu lockern. Beatrice übte noch den ganzen Abend lang richtig gehen zu können. Sie lernte sich mit kleinen Schritten vorwärts zu bewegen, obwohl ihre Knie zusammengebunden waren. Sie lernte dass sie nur dann einigermaßen gut vorankam, wenn die Bewegung aus der Hüfte heraus kam. Sie musste bei jedem Schritt ihre Hüften drehen und einen Fuß direkt vor den anderen stellen. Dabei wurde die Knöchelkette bis zum Maximum gespannt und ihre Waden drückten gegen den engen Lederunterrock. Sie ging so lange im Zimmer auf und ab, bis sie es perfekt beherrschte, denn es war nicht sehr leicht die Hüften und Beine zu verdrehen, da die Beinfesselungen und der Unterrock sehr eng waren.
Der nächste Tag, ein Freitag, war der Tag des Balls. Der
Tag begann mit dem morgendlichen Bad. Danach wurde das Abendkorsett langsam bis
auf 57 Zentimeter geschnürt. Anschließend wurde ein hoher Hocker in ihr Zimmer
gestellt, auf dessen Rand sie sich halb sitzend, halb stehend, abstützte. Der
Frisör war gekommen um Beatrice für den Abend zu frisieren. Er stand über eine
Stunde lang auf einer Fußbank, um ihr Haar aufzutürmen und mit vielen
Ringellocken zu verschönern.
Joseph kam am späten Nachmittag nach Hause und er konnte es kaum erwarten die
neue Frisur seiner Frau zu sehen. Er hatte aber auch eine Überraschung für
Beatrice mitgebracht. Beatrice war von seiner Großzügigkeit überwältigt, denn er
hatte ihr eine Diamanthalskette mit dem dazu passenden Diamantarmband geschenkt.
Da Beatrice wusste, dass sie nicht sehr lange einen Taillenumfang von 55
Zentimeter ertragen konnte, hatte sie es so weit wie möglich hinausgezögert das
Abendkorsett schließen zu lassen. Nachdem Anne das Korsett zugeschnürt hatte,
stand Beatrice keuchend vor ihr und versuchte sich zu beruhigen. Ihre großen
Brüste waren noch weiter nach oben gedrückt. Sie stand flach atmend im Zimmer,
während Anne ihr die engen Stiefel anzog. Nachdem die Stiefel geschnürt waren,
zuckte Beatrice bei den ersten Schritten zusammen, denn es drückte sehr
unangenehm.
Beatrice hatte Anne aufgetragen ihr nicht sie Kniefesselung anzulegen, aber
Joseph, der in jenem Moment das Zimmer betrat, bestand darauf dass sie die
Kniefesseln, die Knöchelmanschetten mit der Kette und den engen Lederunterrock
anziehen sollte. Er wollte sicher gehen, dass alles gut verlaufen würde. Als die
Knie- und Fußfesselungen angelegt waren, nahm Joseph eine Kneifzange aus seiner
Tasche heraus und schnitt die überschüssigen Enden der Ledergurte als auch die
überschüssigen Kettenglieder ab. Dabei erklärte er, dass nichts herunterhängen
sollte. Beatrice war innerlich verärgert, da sie eigentlich die Schrittkette
etwas länger haben wollte. Auch die Kniefesselung war ihr viel zu eng gewesen.
Es folgten der enge Lederunterrock, die beiden zarten Unterröcke und dann das
Kleid. Weiße Abendhandschuhe und ein weißer Fächer vervollständigten ihre
Abendgarderobe. Die neue Halskette und das Armband betonten ihre schöne und edle
Erscheinung. Das letzte Kleidungsstück war ein Abendcape...
Beatrice unterbrach ihre Gedankengänge und bewegte sich in
ihrer Badewanne. Sie legte ihre Arme anders auf der Wannenkante hin, um ihren
Körper in eine andere Position zu bringen. Da sie so viele Jahre kontinuierlich
eng geschnürt wurde, war die Muskulatur ihres Oberkörpers zu schwach geworden um
ihn alleine stützen zu können. Ihre Taille war sogar ohne Korsett sehr schmal,
und die Haut sehr blass. Ihre unteren Rippen waren nach innen gebogen und
Beatrice konnte sehen wo sich die Korsettstäbe immer eingedrückt hatten. Sie
hatte einmal versucht während des Badens ein Gummikorsett zu tragen, um auch in
der Badewanne ihren Körper eine Stütze geben zu können. Doch sie wollte lieber
überall das warme Wasser spüren und zog das Gummikorsett nie wieder an. So
musste sie sich halt mit den Armen abstützen. Beatrice hob nacheinander ihre
Füße aus dem Wasser heraus. Da sie all die Jahre zusätzlich eng geschnürte
Schuhe und Stiefel mit hohen Absätzen getragen hatte, waren ihre Füße verformt.
Speziell der große und der kleine Zeh waren stark nach innen gebogen. Außerdem
waren ihre Füße gekrümmt. Selbst im Bad, wo die keine Schuhe trug, konnte man
sehen wie hoch die Absätze ihrer Schuhe waren.
Beatrice legte sich wieder zurück und träumte von vergangenen Zeiten. Sie
erinnerte sich wieder an ihren ersten Ball...
An diesem Abend wurde sie von Joseph in Verlegenheit gebracht. Sie standen
vor dem Spiegel und ihr Mann überhäufte seine Frau mit Lob.
Sie verließen sehr langsam das Schlafzimmer, da Beatrice sich darauf
konzentrieren musste schnelle und kleine Schritte zu machen. Das hatte sie in
den vorangegangenen zwei Tagen permanent geübt. Als sie aber oben an der Treppe
standen, bekam sie es mit der Angst zu tun. Sie hatte vollkommen vergessen das
Treppensteigen zu üben.
Sie hielt sich an Josephs Arm fest und näherte sich vorsichtig der Treppe, denn
sie konnte wegen des steifen Korsetts und der nach oben gedrückten Brüste nicht
sehen wo die Treppe begann. Schließ war es so weit. Sie streckte einen Fuß, so
weit es ihr die Schrittkette und die anderen Beschränkungen zuließen, nach vorne
und senkte ihn langsam ab. Die Länge der Schrittkette hätte kein Millimeter
kürzer sein dürfen. Als sie ihr Gewicht auf den anderen Fuß verlagerte, um die
Treppe hinab zu steigen, erkannte sie, dass sie trotz der Kniefesselung und des
engen Rocks, ihre Knie leicht einknicken musste. Das bedeutete eine weitere
große Anstrengung. Langsam ging sie Schritt für Schritt nach unten. Joseph hatte
Verständnis für ihr Problem und schritt geduldig neben ihr her. Beatrices erste
Schritte waren noch unsicher, und sie stolperte fast, doch Joseph hielt sie
schnell an der Taille fest. Sie gingen weiter, während Joseph sie festhielt, und
Beatrice sich mit der anderen Hand am Geländer festhielt. Als sie unten an der
Treppe standen, musste Beatrice stehen bleiben, um wieder ihren Atem zu
beruhigen.
Joseph kümmerte sich während der Fahrt sehr fürsorglich um seine Frau. Er hatte Anne beauftragt mehrere Kissen auf dem Rücksitz zu legen, damit Beatrice halb liegend, halb sitzend, das Korsett war schließlich zu lang und zu steif für eine normale sitzende Haltung, die Fahrt einigermaßen bequem überstehen konnte.
Auf dem Ball wurden den beiden viele Komplimente gemacht.
Josephs Freunde und Kollegen, sowie deren Ehefrauen bewunderten Beatrices Kleid.
Beatrice riskierte sogar einen langsamen Walzer, aber ihre Beine kamen nicht
immer mit dem Takt mit, da sie so viele kleine Schritte machen musste. Ab und zu
stolperte sie, aber Josephs eiserner Griff um ihrer Taille bewahrte sie vor
einem Sturz. Während sie tanzten, sah sich Beatrice einmal kurz in einem Spiegel
und war verblüfft dass der Rock fast unbeweglich und glatt nach unten fiel.
Nichts war zu sehen von ihren hastigen und kleinen Schrittbewegungen. So war
Beatrice sehr zufrieden mit ihrem ersten Auftritt auf einem Ball.
Nach drei Stunden wurde aber der Druck des Korsetts unerträglich und es fing
fürchterlich an zu schmerzen. Auch die Stiefel drückten furchtbar. Trotzdem
versuchte sie zu lächeln und schaffte es sogar während der vielen kurzen
Unterhaltungen mit den anderen Gästen einen glücklichen Eindruck zu
hinterlassen. Sie wusste dass sie bald Joseph darum bitten müsste wieder nach
Hause zu fahren. Trotzdem war sie bis zu jenem Zeitpunkt mit dem Verlauf des
Balls zufrieden gewesen.
Nachdem sie auf der Toilette gewesen war um ihr Make-up und die Frisur zu
kontrollieren, bekam sie auf dem Weg zu Ihrem Ehemann zufällig ein Gespräch mit.
Es war die vertraute Stimme von Agnes Farnworth. Diese sagte: „Ja, ich denke
dass sie sich bemüht hat. Immerhin hat sie nicht mehr eine Taille wie ein
Waschweib, sondern eher wie eine Magd. Aber sie ist immer noch viel zu
ungeschickt.“
Als Beatrice das vernahm, war sie sehr zornig. Wie konnte es Agnes wagen so über
sie zu reden? Schließlich war ihr Taillenumfang fast genauso schmal wie der der
meisten anderen Frauen. Dennoch musste sie zugeben, dass einige Frauen,
einschließlich Agnes, erstaunlich schmale Taillen hatten, und Beatrice hatte
sich gewundert wie man derart eng geschnürt atmen konnte.
Als Beatrice jene Worte vernommen hatte, eilte sie zu Joseph und bat ihn sofort
mit ihr nach Hause zu fahren. Joseph hatte die Dringlichkeit erkannt und seinen
Wagen vorfahren lassen. Auf dem Nachhauseweg hatte Beatrice angefangen zu
schniefen und schließlich doch noch geweint, obwohl es wegen des engen Korsetts
fast unmöglich war. Sie wurde dadurch fast ohnmächtig. Zwischen dem unterdrücken
Schluchzen machte sie rasche Bewegung mit dem Fächer, um genügend Luft in ihre
zusammengedrückten Lungen zu bekommen. Zögernd beantwortete sie Josephs Fragen.
Sie vermied es die Wahrheit zu sagen und erklärte ihm, dass sie vor Freude
weinen würde, da der Ball so schön gewesen war. Außerdem wäre ihre Müdigkeit der
Grund für das frühzeitige Verlassen des Balls gewesen, und nicht das eng
geschnürte Korsett. Die beleidigenden Äußerungen seiner Schwester behielt sie
für sich.
Am nächsten Tag beschloss Beatrice dass sie Agnes
Farnsworth nicht nachgeben würde. So ließ sie ihr Tageskorsett komplett
zuschnüren. Ihr Taillenumfang betrug wieder 55 Zentimeter, doch das war nicht
ganz so unbequem wie bei dem langen Abendkorsett. Sie bekam zwar immer noch sehr
schlecht Luft, konnte aber wenigstens sitzen. Das gab ihr den Mut mit der
Taillenreduzierung fort zu fahren. Sie plante eine strenge Diät zu beginnen und
bestellte bei ihrem Korsetthersteller neue Korsetts. Diese sollten im
Taillenbereich noch mehr Korsettstäbe haben. Außerdem wollte sie ihren
Taillenumfang bis auf 50 Zentimeter reduzieren. Ihr Korsettmacher riet ihr dafür
ein Schnürtrapez im Schlafzimmer installieren zu lassen. Wenn sie daran hängen
würde, könnte sich ihr Körper besser dehnen und man könnte ihre Taille leichter
schnüren. Joseph war sehr von ihren Anstrengungen angetan und unterstützte sie
dabei. Nach nur neun Monaten, Beatrice trug Tag und Nacht eng geschnürte
Korsetts, schaffte sie es für den nächsten Ballabend ein Abendkorsett zu tragen,
dessen Taillenumfang phantastische 45 Zentimeter betrug.
Beatrice bereitete sich penibel für den Ball vor. Sie ließ auch ein Kleid
entwerfen, das noch enger an ihrem Körper anliegen sollte. Es musste geschnürt
werden, damit es auch an der Taille ganz eng anlag. Joseph war von ihrer Idee
begeistert gewesen, hatte aber dennoch ausdrücklich darauf bestanden dass sie
weiterhin die Kniefesselung, den engen Lederunterrock, sowie die Fußfesseln
tragen musste. Niemand sollte ihre Stiefel oder gar die Bewegungen der Beine
sehen können.
Beatrice hatte sich seinen Wünschen gefügt und ließ Frau Baxton neue, noch
strengere Kniegurte anfertigen. Außerdem wurde ihre Knöchelkette verkürzt und
der Saumumfang des Lederunterrocks kleiner gemacht. Zusätzlich hatte Beatrice
Stiefel in Auftrag gegeben, die noch kleiner waren als ihre letzten Stiefel. Sie
wollte dass ihre Füße noch kleiner, noch zierlicher aussehen würden, obwohl man
sie nicht zu Gesicht bekäme. Ihre neuen, langen Handschuhe wurden ebenfalls
enger angefertigt, und es dauerte sehr lange diese über ihre Hände und Arme
ziehen zu können. Am Tag des Balls bat sie den Friseur um eine Frisur, die ihre
neue, schmalere Figur betonen würde.
Bevor sie zu dem Ball gingen, überprüfte sich Beatrice sehr kritisch in einem Spiegel. Sie hatte sich vorgenommen, dass es nichts geben sollte, worüber Agnes Farnworth schlecht reden könnte.
Der Ball war ein großer Erfolg. Beatrice wurde in ihrem
neuen Kleid von allen bewundert und man gratulierte ihr zu ihrer neuen Figur.
Selbst Agnes Farnworth musste ihr widerwillig gratulieren. Joseph hatte den
ganzen Abend an ihrer Seite verbracht und Beatrice mit Schmeicheleien überhäuft.
In Wahrheit hatte aber Beatrice Höllenqualen gelitten, mehr noch als während
ihres ersten Balls. Das Korsett war wesentlich unbequemer gewesen und die engen
Stiefel ließen ihre Füße furchtbar schmerzen. Dagegen war der erste Ball ein
angenehmer Abend gewesen.
Nach diesem Ballabend hatte Beatrice das Gefühl ihre
heftige Widersacherin Agnes Farnworth in die Schranken gewiesen zu haben und
eine Ehre für Joseph gewesen zu sein. Da sie ihr Ziel erreicht hatte, nahm sie
sich vor wieder etwas bequemer zu kleiden. Aber Joseph hatte Gefallen an seiner
modisch gekleideten Frau und dem öffentlichen Auftreten gefunden. So folgten
Abendessen, Konzerte, Tanzabende, Gartenfeste und Wohltätigkeitsveranstaltungen.
Natürlich verlangte Joseph dass Beatrice stets die Schönste des Abends war. Tag
für Tag blieb ihre Taille bis auf Atemraubende 45 Zentimeter geschnürt. Ihre
Füße steckten permanent in ihren viel zu engen und steilen Stiefeln. Natürlich
blieb ihre Schrittweite weiterhin beschränkt.
Mit einem aufgesetzten Lächeln bewältigte sie die vielen öffentlichen Abende und
war stets froh, wenn sie hinterher zu Hause, trotz des weiterhin eng geschnürten
Korsetts, im Schlafzimmer entspannen konnte.
Beatrice erinnerte sich, dass sie zu jener Zeit über Joseph ein wenig amüsiert war. Er hatte ein unermüdliches Interesse an ihren Kleidungsstücken. Ständig begleitete er sie zu den Damenschneidern und ließ ihr neue Kleider anfertigen. Man ermutigte ihn dass seine Frau Beatrice immer engere und aufwändigere Kleidungsstücke tragen sollte. So verbrachten sie ihre Tage mit unendlichen Anproben von Kleidern, Korsetts, Stiefeln, Handschuhen und Hüten. Joseph kaufte seiner Frau ständig neue Sachen. Hinterher, wenn Beatrice wieder angezogen war, eilten sie schnell nach Hause, um im Bett miteinander glücklich zu sein.
Beatrice erinnerte sich wie glücklich und erleichtert sie
war, als sie schwanger wurde und im Winter 1881 ihrem ersten Sohn Andreas zur
Welt brachte. Während ihrer Schwangerschaft brauchte sie keine Veranstaltungen
besuchen und genoss die Zeit daheim, ohne die Last eines Korsetts. Sie konnte
bequeme Kleidung tragen und ihre Füße mussten nicht die engen Stiefel erleiden.
Nach ihrer erfolgreichen Schwangerschaft blieb sie weitere drei Monate
unbehelligt, bis sie wieder anfing sich zu schnüren. Doch das erledigte sich
ziemlich schnell, denn sie wurde erneut schwanger, und brachte den zweiten Sohn,
George, zur Welt. Diesmal wartete sie sechs Monate, bis sie wieder anfing sich
zu schnüren. Allerdings hatte sie nicht vor sich wieder so eng schnüren zu
lassen wie vor ihrer ersten Schwangerschaft. Sie war eine Mutter und andere
Dinge erschienen ihr viel wichtiger zu sein. Aber Joseph drängte sie wieder zu
einer schmaleren Taille.
Beatrice war in gewisser Hinsicht auf Josephs Wünsche eingegangen, beließ es
aber bei einem Taillenumfang von 57 Zentimeter, denn sie war der Meinung dass
dies genug sei für eine Mutter von zwei Kindern.
Eines Tages geschah eine folgenschwere Begebenheit. Joseph
verbrachte eine Nacht bei seiner Frau in deren Bett und war überrascht dass sie
kein Nachtkorsett trug. Er wies darauf hin und fragte sie, ob sie aufgehört habe
ihre Taille zu reduzieren. Und nachdem sie es zugegeben hatte, wurde er sehr
wütend. Er warnte sie seine Wünsche zu missachten. Beatrice brach in Tränen aus
und Joseph stürmte aus dem Zimmer hinaus.
Später kam er aber doch noch wieder zu ihr zurück. Er hatte sich beruhigt und
erklärte ihr seine Gefühle. Er sehnte sich so sehr zu jener Zeit zurück, als sie
noch keine Kinder hatten und er so stolz auf seine Frau war, weil ihre Taille so
entzücken schmal und ihr die modischen Kleider so gut standen. Beatrice war über
seine Gefühle gerührt und stimmte schließlich zu, wieder mit der
Taillenreduzierung zu beginnen. Joseph war in jener Nacht sehr lieb und nett
gewesen. Beatrice beschloss so weit zu gehen, dass sie wieder jenes Kleid tragen
konnte, welches sie auf dem letzten Ball vor der ersten Schwangerschaft getragen
hatte.
Am nächsten Tag hatte Beatrice Anne darum gebeten, ihre kleineren Korsetts
herauszuholen. So unterlag sie wieder dem Korsettschnürungs- Regime, bis sie den
Punkt erreichte, wo es sehr unangenehm wurde. So trug sie natürlich auch wieder
ein Nachtkorsett und litt unter schlechtem Schlaf.
Als sie es geschafft hatte ihr Taillenmaß bis auf 53 Zentimeter zu reduzieren,
passte sie wieder in eines ihrer modischen Kleider, welches sie schon lange
nicht mehr getragen hatte. Joseph ging mit ihr durch den Park. Dabei fiel den
beiden auf, dass die Mode sich in den vergangenen zwei Jahren wieder einmal
verändert hatte. Die einst eng anliegenden Röcke waren durch weit schwingende
Röcke ersetzt worden. Jene modische Veränderung gefiel Beatrice, da die Beine
nicht mehr zusammengedrückt wurden. Sie müsste allerdings ihre Taille bis auf 45
Zentimeter schnüren.
In der folgenden Nacht sprach sie mit Joseph über die
Veränderung. Er war begeistert und sagte dass sie sofort ein neues Ballkleid in
Auftrag geben sollte. Doch dann wurde er ganz ruhig und schien nachzudenken.
Schließlich sagte er: „Beatrice, wie ich früher gesagt habe, war ich stets so
stolz auf dich, wenn du deine Ballkleider trugst. Du sahst in ihnen so herrlich
aus, und ich wünsche mir dass du fortfährst jene Röcke zu tragen, da sie meiner
Meinung nach deine Figur viel besser zeigen.“
Beatrice widersprach und versuchte Joseph zu überreden der Mode zu folgen.
Schließlich könnte man schlecht über sie denken, wenn sie die Einzige wäre, die
immer noch die alten Kleider trug. Joseph blieb zunächst hartnäckig. Er
verharrte auf dem Standpunkt, dass sie ihrem Mann und nicht anderen Leuten
gefallen sollte. Schließlich fand er einen Kompromiss. Beatrice durfte bei Frau
Baxton ein neues Ballkleid in Auftrag geben, wenn es einen engen Rock hätte.
Die beiden gingen am nächsten Tag zu Frau Baxton. Beatrice
nahm Frau Baxton zur Seite und bat sie ihrem Mann zu empfehlen dass zu einem
neuen Ballkleid kein enger Rock dazu gehöre. Als jedoch Joseph auf einen engen
Rock bestand, sagte Frau Baxton dass sie versuchen würde beide modischen Stile
in einem Kleid zu vereinen.
Joseph freute sich auf das neue Kleid und hatte sofort entschieden, dass es
zuerst auf dem Wohltätigkeitsball getragen werden sollte. Jener Ball sollte in
drei Wochen stattfinden.
So hatte Beatrice nur 21 Tage Zeit ihre Taille von 52 bis auf 45 Zentimeter zu
reduzieren, denn das neue Ballkleid war genau für jenen Taillenumfang entworfen
worden.
Beatrice erinnerte sich ungern an jene Tage. Drei Wochen
lang musste Anne kontinuierlich das Korsett immer enger schnüren. Beatrice
befand sich ständig am Rand einer Ohnmacht. Joseph ermunterte sie bei jeder
Gelegenheit das Korsett noch enger zu schnüren.
Die letzte Woche war die reinste Folter gewesen. Beatrice musste regelrecht
kämpfen, um von 47 bis auf die erforderlichen 45 Zentimeter zu kommen. Ihr fiel
es viel schwieriger als vor der Geburt der beiden Söhne. Damals hatte sie ja
schließlich schon einmal eine Taille von 45 Zentimeter erreicht.
Sogar ihre Abendstiefel fühlten sich viel enger an, als in ihrer Erinnerung.
Am Morgen des Balls brachten Frau Baxton und ihre Assistentin das neue Kleid.
Anne hatte vorher Beatrices Taille bis auf 45 Zentimeter geschnürt.
Beatrice war sehr zufrieden mit Frau Baxtons Anstrengungen, da sie Josephs Bitte
entschärft hatte und ein schönes Kleid mit einem engen Unterrock, aber auch
einen weit schwingenden Überrock geschaffen hatte. Das Kleid sah sehr zart aus,
da Unmengen von Spitzenstoff verarbeitet worden war. Glücklicherweise passte das
Kleid perfekt und Beatrice ließ ihr Korsett nach der Anprobe wieder bis auf ein
Taillenmaß von zu 50 Zentimeter öffnen. Dann ruhte sie sich bis zum späten
Nachmittag aus.
Joseph kam gegen 17 Uhr nach Hause. Beatrice hatte bis zur letzten Minute
gewartet, bevor sie ihre Taille wieder auf 45 Zentimeter schnüren ließ.
Joseph war erfreut, da Frau Baxton seine Anweisungen bezüglich des Unterrocks
umgesetzt hatte. Er mochte es, wenn Beatrices Knie weiterhin zusammengedrückt
wurden und sie nur kleine Schritte machen konnte.
Joseph war so scharf darauf gewesen das neue Kleid zu sehen, dass Beatrice das
Kleid volle zwei Stunden vor dem Ball anziehen musste. Natürlich musste auch das
Korsett wieder auf das Taillenmaß von 45 Zentimeter geschnürt werden.
Joseph war so glücklich gewesen. Er war überwältigt und konnte kaum erwarten mit
seiner Frau auf dem Ball zu prahlen. Beatrice hatte sich natürlich über seine
Komplimente gefreut. Aber da sie das Kleid bereits zwei Stunden vor dem Ball
trug, spürte sie viel zu früh den Druck des Korsetts. Außerdem fingen die Füße
an zu schmerzen. Sie konnte sich aber nicht mehr hinlegen oder sitzen. Frau
Baxton hatte sehr nachdrücklich darauf hingewiesen dies nicht zu tun, da sonst
das Kleid ruiniert werden würde.
So ging Beatrice die ganze Zeit mit vielen kleinen Schritten langsam im
Schlafzimmer auf und ab. Sie rang die meiste Zeit nach Luft und ihre Zofe Anne
musste ihrer Herrin immer wieder mit einem Fächer kühle Luft zufächeln.
Der Wohltätigkeitsball war vom Anfang bis zum Ende eine
Höllenqual gewesen. Beatrices Füße brannten bereits vor der Abfahrt zu dem Ball
wie Hölle. Die Fahrt selber war ebenfalls die reine Folter, da Beatrices
Oberkörper in einem steifen Panzer aus Stahlstäben und festem Korsettstoff
steckte. Da sie obendrein Lederriemen über den zusammengedrückten Knien trug,
konnte sie nicht einmal annäherungsweise sitzen.
Auf dem Ball hatte sie versucht so ruhig wie möglich zu stehen. Dabei fächerte
sie sich ständig Frischluft zu und versuchte nicht ohnmächtig zu werden. Es
waren viele Freunde und Bekannte auf dem Ball, und alle gratulierten ihr zu
ihrer großartigen Erscheinung. Beatrices Lächeln und die vielen kurzen Gespräch
erschienen irgendwie erzwungen, aber sie hatte es dann doch geschafft zwei
Stunden auszuhalten. Dann war es aber doch soweit. Sie hatte eine Ahnung dass
sie bald ohnmächtig werden würde und fand noch rechtzeitig eine Dienerin, welche
Beatrice zu einem der Vorzimmer geleitete. Dort beauftragte sie die Dienerin
Joseph zu holen. Anschließend fiel Beatrice in Ohnmacht.
Joseph hatte sie anschließend Heim gebracht.
Nach jenem Ball hatte Beatrice gehofft sich nicht mehr so eng schnüren zu
müssen. Schließlich waren die vergangenen drei Wochen sehr hart gewesen.
Aber Joseph war von dem Erfolg ihres Ballkleids so begeistert gewesen, dass er
sofort Frau Baxton darum gebeten hatte eine ganze Kreation neuer Ballkleider
anzufertigen. Er beaufsichtigte das Design und die Anproben, und Frau Baxton
setzte all seine Wünsche in die Tat um. Joseph freute sich darauf das
gesellschaftliche Leben fortzusetzen. Ihm gefiel es mit seiner wieder schlank
aussehenden Frau zu prahlen. So kam es, dass er und seine Ehefrau ständige
Teilnehmer der gesellschaftlichen Szene von Sheffield wurden.
Der Erfolg von Beatrices Ballkleid und Frau Baxtons Interpretation der
Vereinigung aus engem Unterrock und weitem Überrock hatte aus Beatrice eine
Vorreiterin einer neuen Mode gemacht.
Die ständigen gesellschaftlichen Verabredungen fuhren ohne
größere Pausen Tag für Tag und Jahr für Jahr fort. Gegen das Ende der 80er war
der weite aber dennoch steife Rock unmodern und leichte, lockere Röcke kamen in
Mode. Beatrice hatte es schnell bemerkt und fragte Joseph, ob sie ein Kleid
entsprechend der neuen Mode bekäme. Joseph hatte ihr gesagt, dass er mit Frau
Baxton darüber reden würde.
Joseph hatte schließlich Frau Baxtons Geschäft ohne seine Frau aufgesucht.
Beatrice hatte sich darauf gefreut endlich mehr Beinfreiheit zu bekommen, da
dies bei den neuen Röcken obligatorisch war.
Zwei Wochen später war es soweit und die beiden konnten
sich das neue Kleid anschauen. Beatrice war jedoch enttäuscht. Das Kleid hatte
zwar einen der neuen Mode entsprechenden weiten Rock, aber darunter befand sich
wieder ein sehr enger Leder- Unterrock, der bis zu den Knöcheln reichte. Unten
waren viele Rüschen angebracht, um den engen Unterrock zu verdecken. Joseph war
begeistert gewesen, Beatrice natürlich nicht. Aber Joseph hatte das letzte Wort.
Als Beatrice zaghaft protestierte, bemerkte sie Josephs zornigen Blick. Sie
wollte jedoch nicht seine gute Laune verderben und kapitulierte vor seinen
Wünschen.
So blieb alles mehr oder weniger beim Alten, während sich lediglich nur die
äußere Hülle der Kleider der neuen Mode anpasste.
Beatrice hörte auf zu träumen. Es war höchste Zeit sich
anzuziehen. Um 11 Uhr sollten sie und Joseph im Park erscheinen, um bei der
Eröffnung des neuen Musikpavillons anwesend zu sein.
Sie rief nach Anne und Grace. Anne war inzwischen die Hauswirtschafterin. Sie
hatte vor ein paar Jahren den Butler geheiratet. So hatte man Grace eingestellt,
die Annes Platz als neue Zofe einnahm. Bei besonderen Anlässen war aber Anne
hilfreich zugegen.
Grace und Anne betraten das Badezimmer. Sie brachten Handtücher mit und halfen
Beatrice die Badewanne zu verlassen.
Beatrice hielt sich am Kaminsims fest. Sie stand auf ihren Zehen. Da sie seit
zwanzig Jahren permanent Schuhe mit hohen Absätzen trug, konnte sie ihre Füße
nicht mehr flach auf dem Fußboden stellen. Grace und Anne trockneten sie schnell
ab und puderten den ganzen Körper ein. Danach kniete sich Grace hin und zog
Beatrice die Schlafzimmerhausschuhe an. Jene Schuhe hatten acht Zentimeter hohe
Absätze. Die Beiden mussten sich beeilen, denn Beatrice stand mit einer sehr
krummen Körperhaltung vor dem Kamin. Sie konnte ohne ein stützendes Korsett
nicht mehr gerade stehen. Anne legte ihr schnell ein kurzes Tageskorsett um und
schnürte es bis auf einen Taillenumfang von 55 Zentimeter zu. Endlich konnte
Beatrice wieder gerade stehen, da das Korsett ihr die notwendige Stütze gab.
Nun konnte Beatrice ohne fremde Hilfe zum Schlafzimmer gehen.
Sie ging zur Frisierkommode und setzte sich hin. Grace legte ein paar
Modezeitschriften hin, und Beatrice begann darin zu lesen, während Anne die
Haare frisierte. Die Haarmode hatte sich seit drei Jahren nicht mehr verändert.
Das Haar wurde zuerst nach unten gekämmt und dann wurden einzelne Haarsträhnen
an röhrenförmigen Drahtgittern befestigt, welche dann nach oben gerollt wurden,
wo sie mit weiteren Haarnadeln gesichert wurden.
Wir kennen das als Lockenwickler.
Da es noch keinen Haarfestiger gab, wurden die Haare so um die Gitterröllchen
gewickelt, dass diese nicht zu sehen waren. Sie blieben also im Haar verborgen.
Während Anne das Haar anordnete, kümmerte sich Grace um das Make-up.
In Beatrices Jugend war alles, das über ein leichtes Pudern des Gesichts hinaus
ging, verpönt gewesen. Aber nun gab es keine derartigen Beschränkungen mehr.
Zuerst wurde eine dicke Grundierung aus Gesichtspuder von der Stirn bis hinunter
zum Busen aufgetragen. Dann folgte eine kräftige schwarze Farbschicht auf den
oberen und unteren Wimpern, gefolgt von etwas Rouge auf den Wangen. Anschließend
folgte eine dünne rosafarbene Farbschicht auf den Lippen.
Schließlich war Anne fertig und Beatrice schaute in den Spiegel. Sie nickte
zustimmend. Dann stand Beatrice auf und sah Grace, welche bereits das längste
blaue Abendkorsett in den Händen hielt.
„Ich dachte dass ich mein bestes Tageskorsett für die Zeremonie trage“, sagte
Beatrice.
Anne antwortete: „Der Herr hat uns unterrichtet, dass er es mit ihnen besprochen
hatte, bevor sie zu ihrer Schwester gingen. Sie hätten beschlossen dieses blaue
Abendkorsett zu tragen, da sie sich während der Zeremonie nicht hinsetzen
können. Außerdem wollten sie die beste Figur aller Anwesenden haben.“
Beatrice war eine Woche lang bei ihrer Schwester zu Besuch gewesen. Sie tat es alle sechs Monate, und das schon seit zwanzig Jahren. Während jener Tage trug sie ein gelockertes Korsett, Schuhe mit nicht ganz so hohen Absätzen, weite Röcke und vor allen Dingen keine engen Unterröcke. Bevor sie abgereist war, hatte sie mit Joseph die Kleidung für die Zeremonie besprochen. Und Beatrice war sich ziemlich sicher gewesen, dass sie ihm von dem langen Korsett abgeraten hatte. Es hatte aber nichts bewirkt.
Sie drehte sich zu Anne um, welche Beatrices Probleme sehr wohl kannte, und fragte: „Und was wurde sonst noch bei Frau Baxton in Auftrag gegeben?“
Vor langer Zeit hatte sich Beatrice bei Joseph geklagt, da sie sehr viel Zeit für die Anprobe der zahlreichen neuen Kleider verbrachte. Joseph ließ eine Schneiderpuppe aus Drahtgeflecht bauen, welche Beatrices Maße hatte. So war das Problem gelöst und Frau Baxton konnte neue Kleider anfertigen, ohne dass Beatrice ständig zur Anprobe gehen musste. Joseph hatte das Korsett und die Stiefel für das Kostüm zu Frau Baxton schicken lassen, und sie hatte daraufhin ein neues Kleid genäht. Diese Methode hatte sich als so erfolgreich herausgestellt, sodass Beatrice das Geschäft von Frau Baxton nur noch sehr selten aufsuchen musste. Und Frau Baxton musste nicht mehr so oft zu Beatrice besuchen.
„Einfach nur das Kleid, dieses Korsett und ihre höchsten Stiefel, Madame“,
sagte Anne.
Beatrice hätte selber darauf kommen können. Joseph hatte den Saum verlängern
lassen, damit das Kleid zu den höchsten Stiefeln passte. Eigentlich waren jene
Stiefel für einen Parkspaziergang vollkommen ungeeignet.
Anne sprach weiter: „Und die Taille wurde um zwei Zentimeter reduziert.“
‚Das ist zu viel’, dachte Beatrice. ‚Das sind dann 45 Zentimeter. Ich habe noch
nie am Tage ein 45er Korsett getragen. Es ist schon schwer genug dieses
Taillenmaß am Abend zu erreichen. Außerdem habe ich dann diese Korsett nur bei
kurzen Gelegenheiten getragen. Hätte ich gewusst, dass ich es am Tage tragen
soll, dann hätte ich es schon seit Tagen tragen müssen, damit sich mein Körper
daran gewöhnt.’
Aber sie wusste, dass sie derartige Gedanken nicht vor Grace und Anne äußern
konnte. Man beklagte sich nicht in Anwesenheit der Dienerschaft. So ging sie
durch das Schlafzimmer, bis sie die stabilen Bettpfosten ihres großen Betts
erreichte. Dort hielt sie sich fest, während Grace das kurze Tageskorsett
aufschnürte. Nachdem es abgenommen worden war, griff Anne unter Beatrices
Achseln und stützte den Körper ihrer Herrin, während Beatrice ihre eigenen
großen Brüste so weit wie möglich nach oben anhob. Grace legte ihrer Herrin das
steife Abendkorsett um. Anne griff dann in Beatrices Taille, während Grace die
vielen Haken in die Ösen des langen Vorderverschlusses einhakte. Dann konnte das
Korsett geschnürt werden.
Sobald das Korsett einigermaßen eng anlag, konnte Beatrice ihre Brüste
loslassen. Sie fielen aber nicht nach unten, da sie von angenähten und steifen
Halbschalen nach oben gedrückt wurden. Das Korsett reichte an den Seiten bis
unter die Achsel und hinten sogar bis fast an den Nacken heran.
Beatrices Brüste hatten nun überaus riesige Ausmaße und waren noch viel größer
als in ihrer Jugend. Es war Josephs Idee gewesen die Halbschalen am oberen Rand
des Korsetts anzunähen. Er wollte, dass Beatrice die größten ‚Melonen’ hatte.
In den letzten Jahren war man wieder dazu übergegangen die Brüste einer Frau zu betonen. Sie mussten nicht mehr flach gedrückt werden.
Beatrice war sich sicher, dass die Halbschalen viel zu hoch
angebracht waren, da ihr großer Busen fast bis auf Schulterhöhe hoch gedrückt
wurde. Man konnte sogar die Brustwarzen sehen. Die Wirkung war enorm, denn man
sah eine erhebliche Menge von weißem Fleisch, das in einem unmöglichen Winkel
waagerecht vom Brustkorb abstand. Beatrice schätzte dass ihre Brüste um 15
Zentimeter angehoben wurden.
Während Grace das Korsett unten herum enger schnürte, bat Beatrice Anne darum
ihren Busen zu vermessen. Anne legte ein Maßband um den abstehenden Busen und
verkündete: „112 Zentimeter.“
Sogar Anne war erschüttert, denn der Brustumfang war nun drei Zentimeter größer
als der Hüftumfang.
Beatrice beschloss so bald wie möglich mit einer Diät zu beginnen.
Dann wurde es ernst. Beatrice hatte vor Jahren aufgegeben die Schnürstange zu
benutzen. Da sie mit den Jahren zugenommen hatte, sie war nun 14 Kilogramm
schwerer als bei der Hochzeit, und die Kraft in ihren Armen nachgelassen hatte,
konnte sie nicht mehr so lange an der Stange hängen bis das Korsett zugeschnürt
war. So versuchte sie sich stattdessen am Bettpfosten festzuhalten. Da der
Schnürprozess aber sehr lange andauerte, und sie obendrein hochhackige Schuhe
trug, war es sehr schmerzhaft. Schließlich musste die Taille bis auf 45
Zentimeter reduziert werden. So war sie auf die Idee gekommen, sich auf den
Fußboden zu legen.
Es wurden zwei große Kissen auf den Fußboden gelegt. Ein Kissen war etwas
kleiner. Dann halfen Grace und Anne ihre Herrin sich darauf zu legen. Das
größere Kissen stützte das Korsett im Taillenbereich. Das kleinere Kissen kam
unterhalb der Brüste, damit diese nicht so stark flach gedrückt wurden.
Beatrice machte es sich so gut sie konnte bequem. Dann nahm Grace die lange
Korsettschnur in die Hände und zog. Zuerst wurde die Schnur leicht angezogen,
damit alle lockeren Stellen beseitigt waren. Dann begann sie das Korsett von
unten und von oben zur Mitte hin enger zu schnüren. Schließlich war das Korsett
im Taillenbereich noch 15 Zentimeter offen, während es oben und unten noch 5
Zentimeter geöffnet war. Grace zog kräftiger an der Schnur, und das Korsett
schloss sich im Taillenbereich um weitere 5 Zentimeter. Die Einengung der Taille
machte Beatrice zunächst nichts aus, aber dann wurde sie schmerzhaft daran
erinnert, dass gerade ihr längstes und engstes Korsett geschnürt wurde. Der
starke Knick des Korsett führte dazu, dass die Korsettstäbe unglaublich stark
auf die unteren Rippen und die Hüften drückten. Außerdem hatte das Korsett einen
viel breiteren geraden Taillenbereich, denn es hatte die Form einer Rohtaille.
Normalerweise trug sie äußerst selten diese Art von Korsett. Beatrice erwog
Grace zu bitten das Korsett an den Hüften und den Rippen nicht noch enger zu
schnüren, tat es aber dann doch nicht. Sie wusste dass Grace sehr gut im
Schnüren eines Korsetts war und genau wusste wie unbequem ein derartiges Korsett
war. Außerdem musste das Korsett geschlossen werden, da sonst das Kleid nicht
passen würde.
Der Druck auf die Rippen und Hüften wurde so groß, dass es nicht mehr
auszuhalten war. Doch dann hörte Grace dort auf das Korsett enger zu schnüren
und konzentrierte sich auf den Spalt im Taillenbereich. Die Lücke an der Taille
wurde langsam kleiner, bis sie nur noch 5 Zentimeter betrug. Jener enorme Druck
war für Beatrice zu viel. Sie fing an hastig zu keuchen und hob als Zeichen
einen Arm, damit man das Korsett nicht noch enger schnürte. Grace band einen
festen Knoten in die Korsettschnur, und trat zurück. Man ließ Beatrice ein paar
Minuten Zeit, damit sie wieder gleichmäßig atmen konnte. Dann, auf ein Zeichen
von Beatrice, traten Grace und Anne heran und halfen Beatrice auf die Beine.
Beatrice konnte nicht von alleine aufstehen, da sie von den Knien bis zu den
Schultern vollkommen steif war.
Sobald Beatrice auf ihren Füßen stand, fing sie wieder an zu keuchen. Sie
versuchte ausreichend Luft in ihre zusammengedrückten Lungen zu bekommen. Dabei
strich sie ständig über das glänzende blaue Material, welches ihren Körper
stützte. Beatrice versuchte ihre schmerzenden Rippen und Hüften zu massieren.
Doch sie konnte nichts fühlen. Der dicke Korsettstoff und die eng nebeneinander
liegenden Korsettstäbe verhinderten dies.
Nachdem Beatrice ihre Atemzüge dem engen Korsett angepasst hatte, ging sie
langsam und mit kleinen Schritten im Schlafzimmer herum. Sie versuchte ihren
Körper zu strecken, um den Druck von den Rippen zu nehmen. Aber das Abendkorsett
war so lang und in der Taille so breit, dass es von unten gegen den Brustkorb
drückte. Sie wurde eher von dem Korsett in die Länge gedehnt, als das sie es
selber tun konnte. Beatrice versuchte sich daran zu erinnern, wann sie zum
letzten Mal dieses Korsett getragen hatte, und vor allen Dingen wie lange.
Während sie Gedankenversunken umher ging, schaute Anne auf die Uhr. Man hatte
nur noch eine Stunde Zeit. Schließlich musste Beatrice noch durch den Park
gehen, bis sie am neuen Pavillon ankäme.
Grace und Anne halfen Beatrice wieder auf die Kissen zu legen. Dabei fühlte
Beatrice den erhöhten Druck an ihrer Taille, Hüften und Rippen, da ihr Körper
versuchte sich trotz des unbeugsamen Korsetts zu beugen. Als Beatrice wieder lag
und sich ihr Atem beruhigt hatte, hüstelte Anne. Dann sagte sie: „Madame, sie
erinnern sich doch, dass sie mit diesem Korsett nie die erforderlichen 45
Zentimeter erreicht haben? Wenn ich mich richtig erinnere, hatten sie damals
gesagt, dass der Druck auf den Rippen zu groß war.“
Beatrice erinnerte sich daran. Dieses Korsett war einer von Josephs Versuchen
gewesen ihre Taille zu verbessern. Er wollte damals ihren Taillenumfang bis auf
42 Zentimeter reduzieren. Aber Beatrices Taille hatte sich hartnäckig geweigert
unter 45 Zentimeter zu kommen. Der Druck war so hoch gewesen, dass sogar die
Korsettschnüre rissen. Irgendwann hatte man doch für kurze Zeit einen
Taillenumfang von 42 Zentimeter erreicht. Dann wurde sie aber rasch ohnmächtig.
Joseph hatte viele Korsetthersteller um Rat gebeten. Aber alle hatten gesagt,
dass es bei vielen Frauen einen Punkt gab, an dem eine weitere
Taillenreduzierung nicht mehr möglich war. Joseph wollte aber nicht nachgegeben
und Beatrice musste eine Menge unterschiedlich geformter Korsetts ausprobieren.
Aber es war keines dabei, welches die erwünschte Wirkung hatte. Joseph gab
dennoch nicht auf. Er bat Beatrice sich darauf zu konzentrieren ihre Taille zu
verlängern. Eine Rohrtaille, also eine Taille, welche in der Mitte eine
Handbreit gerade und kreisrund war, sollte bequemer sein und ein kleineres
Taillenmaß ermöglichen. Das blaue Abendkorsett, welches ihr gerade zugeschnürt
wurde, war das neueste Erzeugnis von Josephs Ehrgeiz gewesen. Normalerweise
hatten die anderen Korsetts eine vier Zentimeter breite Rohtaille. Dieses
Korsett war aber in der Taille fast acht Zentimeter gerade. Beatrice wusste dass
es unvermeidliche Probleme gäbe, wenn ihr Taillenumfang bis auf 45 Zentimeter
reduziert werden würde. Beatrice hatte die starke Vermutung, dass Joseph die
Einweihung als Vorwand nahm, um sie in das blaue Korsett zu zwingen.
Nachdem sich ihre Atmung beruhigt hatte, signalisierte sie das Grace mit dem
Schnüren fortfahren sollte. Grace löste den Knoten und zog noch kräftiger als
vorher an der Korsettschnur. Sie konnte aber nur den geraden Taillenbereich
enger schnüren, da die lange Korsettschnur nicht mehr durch die oberen und
unteren Ösen rutschen wollte. Die Lücke an der Taille schloss sich langsam.
Grace musste so stark an der Korsettschnur ziehen, dass sie Beatrice leicht
anhob. Dabei wurde aber auch der Druck auf die Rippen und Hüften vergrößert.
Anne trat heran und benutzte einen Schnürhaken, um die Korsettschnur durch die
oberen und unteren Ösen nachzuziehen, während Grace nicht nachließ an der Schnur
zu ziehen. Beatrice stöhnte leise aus, als sie das Gefühl hatte das Korsett
würde sie in die Länge dehnen.
Sobald die oberen und unteren Lücken geschlossen waren, und nur noch im
Taillenbereich ein schmaler Spalt offen war, hielt Grace inne. Anne kniete sich,
begleitet vom lauten Rauschen der Unterröcke und dem Knarren ihres eigenen
Korsetts, neben Beatrice hin. Anne beugte sich über Beatrices Taille, und packte
mit ihren kräftigen Armen, die sie durch das jahrelange Schnüren ihrer Herrin
bekommen hatte, in Beatrices Taille. Während sie mit den Händen die Taille
zusammen presste, zog Grace an der Schnur. Die Lücke begann sich zu schließen.
Doch dann wurde der Punkt erreicht, wo auch das nicht mehr half. So musste
schließlich Grace mit einem kräftigen Ruck an der Schnur zerren. Das half. Bei
jedem weiteren Ruck schrie Beatrice auf, aber das Korsett wurde langsam
geschlossen. Endlich war es geschafft, und die drei Frauen stießen Seufzer der
Erleichterung aus. Die Korsettschnur wurde schnell verknotete, und man konnte
sich entspannen. Natürlich konnte sich Beatrice nicht entspannen. Das Korsett
drückte von den Schenkeln bis zur Brust unglaublich stark ihren Körper zusammen.
Beatrice keuchte heftig und rang nach Atem.
Grace und Anne halfen wieder ihre Herrin auf die Beine. Als Beatrice stand,
konnte sie etwas leichter Luft holen. Das steife Abendkorsett knarrte bei jedem
Atemzug. Die Brüste wurden dabei noch mehr nach oben gedrückt. Beatrice wartete
nicht bis sich ihr Atem beruhigt hatte und machte die ersten Schritte. Es hatte
den Eindruck, als wollte sie so schnell wieder diesem Korsett entkommen. Sie
versuchte wieder ihre Rippen und Hüften zu massieren, obwohl sie wusste dass es
nichts bringen würde. Das Korsett war viel zu dick und viel zu steif. Dabei
sagte Beatrice immer wieder: „Mein Gott, ist das eng.“
Schließlich ließen die Schmerzen etwas nach. Beatrice wusste es aber besser. Sie
hatte sich nur daran gewöhnt, beziehungsweise fühlte es nicht mehr so stark, da
ihre Taille und Hüfte unter dem unbarmherzigen Druck taub geworden waren. Ihre
Atmung hatte sich verlangsamt, und ihr nach oben gedrückter Busen hob und senkte
sich nicht mehr so stark.
Beatrice hielt sich wieder am Bettpfosten fest, während Anne und Grace vor ihr
knieten. Sie wollten ihrer Herrin die Strümpfe und die Abendstiefel anziehen.
Beatrice winkelte ihr rechtes Bein an und Anne zog ihr den Schlafzimmerhausschuh
aus. Nachdem Grace Beatrice den Strumpf angezogen hatte, zerrte Anne den
Abendstiefel über den Fuß. Jener Stiefel hatte die höchsten Absätze, die
Beatrice tragen konnte. Grace zog noch einmal den Strumpf nach und befestigte
ihn an den Strumpfhaltern, die unten am Korsett angenäht waren. Beatrice senkte
ihren Fuß und versuchte auf dem 16 Zentimeter hohen Absatz zu stehen. Der
Stiefel war so steil, dass die Zehen rechtwinkelig nach vorne geknickt wurden.
Der Fuß bekam durch den Stiefel eine bizarre Form, da er senkrecht nach unten
gedrückt wurde und ganz nahe an dem Absatz lag.
Diese Stiefel gab es nur bei einem speziellen Stiefelhersteller in London zu
kaufen.
Dann wurden der andere Strumpf und der zweite Stiefel angezogen. Grace zog noch
einmal die Strümpfe nach und befestigte sie an sechs Strumpfhaltern pro Bein.
Beatrice hatte das Gefühl, als ob die Zehen eingerollt werden sollten, so stramm
lagen die Strümpfe an.
Schließlich wurden die Stiefel zugeschnürt. Es hatte den Anschein, als wollten
sich die beiden Dienerinnen gegenseitig übertreffen. Die Stiefel wurden so eng
geschnürt, dass oben das Fleisch heraus gedrückt wurde. Als Resultat konnte
Beatrice weder die Füße, noch die Fußknöchel bewegen. Beatrice fühlte den
unglaublichen Druck auf ihre Zehen. Sie wusste aber auch, dass die Stiefel so
stramm geschnürt werden mussten, da sonst ihre Füße keinen Halt hätten.
Die nächsten Teile dieses scheinbar nicht enden wollenden Einkleidungsprozesses
waren Beatrices allgegenwärtige und unvermeidliche Kniefesselung, Leder- Humpel-
Unterrock und Knöchelkette. Joseph bestand immer noch nach all den Jahren darauf
und Beatrice hatte es aufgegeben darüber zu sprechen. Sie hatte es einmal
versucht diese Dinge nicht anzulegen und nur so getan als sie da wären, doch
Joseph hatte es bemerkt.
Obwohl das lange Korsett die Oberschenkel zusammendrückte, wurden ihr die
Kniefessel und die Knöchelkette angelegt. Dann zog sich Beatrice an dem
Bettpfosten hoch, Anne griff dabei in ihre Taille und unterstützte sie dabei,
während Grace schnell den Lederunterrock über die Stiefel und dann über die
Beine zog. Der enge Unterrock wurde am Korsett befestigt.
Danach nahm Anne das Gesäßpolster und machte es über Beatrices Hüften fest.
Jenes Teil war schon seit 30 Jahren in Mode. Die Frauen sollten dadurch ein
größeres Gesäß bekommen. Joseph hatte es aber verändern lassen. Es war nun
schwer und ganz steif. Dadurch war sicher gestellt, dass es nicht
zusammengedrückt werden konnte. Man konnte sich damit nicht hinsetzen, was ja
wegen des langen blauen Korsetts sowieso nicht in Frage kam.
Grace befestigte große Hüftpolster an den Hüften, wodurch Beatrice Taille noch
schmaler aussah. Es folgten Polster unter den Armen. Diese hatten den gleichen
Zweck wie die Hüftpolster. So sah Beatrices Taille äußerst brüchig und schmal
aus.
Beatrice ließ vorsichtig den Bettpfosten los und machte die ersten unsicheren
Schritte mit den steilen und steifen Stiefeln. Sie hatte das Gefühl ständig nach
vorne zu fallen. Die Stiefel waren eine Farce. Man hatte damit keinen sicheren
Halt und drohte ständig umzufallen. Außerdem konnte man damit nur winzige
Schritte machen und durfte nicht sehr schnell gehen. Die Knöchelkette, die
Kniefessel, das enge Korsett und der Humpel- Unterrock waren eigentlich
überflüssig.
Anne und Grace stützten Beatrice an den Ellenbogen, als sie zur Schnürstange
trippelte. Obwohl sie die waagerechte Stange nicht mehr als Hilfe beim
Korsettschnüren benutzte, wurde jene Stange immer noch als Stütze benötigt.
Beatrice stellte sich darunter.
Normalerweise wurden die Röcke von oben, über dem Kopf, übergezogen. Aber
Beatrices Röcke waren so eng, dass sie nicht über die Schultern oder dem Busen
passten. So zog sie sich an der Stange hoch, damit die Röcke von unten hoch
gezogen werden konnten. Die Röcke waren so eng, dass sie faltenfrei an den Knien
anlagen. Aber selbst bei dieser Anstrengung musste sie von Anne unterstützt
werden.
Erst der letzte Unterrock war ein weiter als die anderen und verdeckte sie.
Der Taillenbund des letzten Rocks bestand aus dünnem aber stabilem Leinenstoff
und wurde an die Rohtaille angepasst. Man schloss ihn unter großem Kraftaufwand,
sodass er an der Taille und über den Gesäß- und Hüftpolstern eng anlag. Darunter
fiel der Rock in vielen Falten und stand wegen der Unterröcke weit ab. Der
Lederunterrock wurde über den Knöcheln geschlossen, sodass die Schrittweite
drastisch eingeschränkt wurde.
Beatrice war sich sicher, dass er enger als gewöhnlich anlag. Immerhin sorgte
der Lederunterrock dafür, dass die Nähte der anderen Röcke nicht an den Knien
einreißen konnten. Obwohl die anderen Röcke in unteren Bereich Rüschen hatten
und somit alles aufbauschten, war Beatrice gezwungen winzige Schritte zu machen.
Beatrice ließ die Stange los und machte die ersten winzigen Schritte. Anne und
Grace mussten sie dabei stützen. Beatrice konnte wegen des riesigen Busens nicht
nach unten schauen. Sie schwankte gefährlich auf den hohen Absätzen und jeder
Schritt war ein Kampf. Es war anstrengend. Ihr wurde dabei warm. Außerdem kam
sie schnell außer Atem. Anne bemerkte die Qualen ihrer Herrin und holte schnell
ein Glas Wasser, während Grace mit einem Handtuch kühle Luft zufächelte.
Nachdem sich Beatrice wieder besser fühlte, wurde sie zur Mitte des
Schlafzimmers geführt, wo ihr die gestärkte Bluse angezogen wurde. Die Bluse
hatte entsprechende Abnäher, sodass sie der geschnürten Form, als auch der
großen Oberweite folgte. Sie würde überall eng anliegen. Die Ärmel waren sehr
eng und der Stoff doppelt so dick. Der Blusenkragen war verstärkt und gut acht
Zentimeter breit.
Die Bluse wurde zugeknöpft. Man begann an der Rohtaille. Da man die Bluse unter
der Weste nicht sehen würde, begann die Bluse erst an der Taille, eigentlich
sogar schon am Rockbund. Dort wurde die Bluse mit sechs dünnen Bändern
befestigt. Der Kragen wurde noch offen gelassen, da Beatrice genug Probleme mit
der Atmung hatte. So wollte man nicht sofort die Atmung durch den steifen Kragen
zusätzlich behindern.
Dann kam die Weste an die Reihe. Es war keine richtige Weste, da sie nur aus
Teilen bestand, denn man würde sie unter der Jacke nur teilweise sehen können.
Die Weste wurde ebenfalls am Rockbund befestigt und lag faltenfrei an.
Dann folgte die Jacke. Die Jacke war mit Korsettstäben versteift. Sie hatte
enorm große Puffärmel, welche mit Papier ausgestopft waren. Es raschelte
ziemlich laut, als Beatrice die Jacke angezogen wurde. Die Unterarme waren
dagegen eng. Die Jacke wurde mit vielen kleinen Haken an entsprechenden Ösen der
Weste befestigt. Das dauerte sehr lange, doch dadurch lag die Jacke zum Schluss
ebenfalls faltenfrei und sehr eng an. Sobald dies erledigt war, wandten sich
Anne und Grace den vielen Knöpfen zu, welche an den Unterarmen vorhanden waren.
Die beiden mussten Knopfhaken zur Hilfe nehmen, um die Ärmel zu köpfen zu
können; So eng lagen sie an.
Als sie fertig waren, hatte Beatrice einen eingekerbten Körper wie ein Insekt.
Beatrice wollte ihre Handgelenke sehen, doch sie konnte es nicht. Sie konnte
wegen der steifen Jacke ihre Arme nicht so weit anheben. Außerdem waren da zwei
riesige Fleischberge im Weg. Sie erschrak, da ihre Brüste unnatürlich groß
erschienen.
Es klopfte an der Tür, und Joseph kam herein. Er hatte
Handschuhe mitgebracht und ließ es sich nicht nehmen die sehr engen Handschuhe
über Beatrices Hände zu zerren. Sie konnte hinterher kaum noch ihre Finger
bewegen.
Danach wurde ein blickdichter Schleier über Beatrices Haar und Gesicht gezogen.
Er wurde mit zahlreichen Nadeln am Haar befestigt und der untere Rand unter dem
noch offenen Blusenkragen gestopft. Der Schleier war das einzige Kleidungsstück,
welches von Beatrice ausgewählt worden war. Sie hoffte dadurch in der Menge
etwas Anonymität zu erhalten. Es war ihr dickster Schleier und er verdunkelte
das Gesicht vollkommen. Es folgte ein sehr großer Hut, der ebenfalls mit dicken
und langen Hutnadeln am Haar befestigt wurde. Der Umfang des Huts war so groß,
dass er sogar die aufgebauschten Ärmel der Jacke überragte.
Und dann musste der Kragen der Bluse geschlossen werden. Anne hatte große Mühe
und drückte dabei den Kragen recht schmerzhaft in das weiche Fleisch von
Beatrices Hals. Der fast acht Zentimeter breite Kragen war so steif, dass
Beatrice gezwungen war ihren Kopf aufrecht zu halten, denn sonst drückte er sich
unangenehm unter das Kinn.
Anne machte noch schnell eine ordentliche Schleife und dann führten sie Beatrice
vor Joseph herum.
„Mein Liebling, du siehst wunderbar aus. Deine Taille hat noch nie so klein und
zart ausgesehen. Und die Farben deiner Kleidung passen genau für diese
patriotische Zeremonie.“
Beatrice hatte sich gewünscht, dass die Ausgehkleidung eine dezentere Farbe hätte, sodass sie mit ihrer nicht sehr modischen Silhouette weniger auffallen würde. Schließlich würde sie bei der Einweihung ganz vorne stehen. Aber Joseph hatte für das Kostüm die Farben des Union Jacks gewählt. Die Hut, die Jacke und die Rüschen bestanden aus dunkelblauer Seide. Die große Schleife an den Knien und die Weste waren dunkelrot, und der Rock sowie die Bluse waren strahlend weiß. Die Hutbänder hatten ebenfalls weiße, rote und blaue Streifen. Beatrice war eine wahrlich auffallende Erscheinung. Ab den breiten Rockrüschen aufwärts verjüngte sich der Rock bis zu den Hüft- und Gesäßpolstern. Dort wurde ihre Figur zu einer Mini- Rohrtaille zusammengequetscht. Darüber weitete sich ihre Figur zu einem großartigen Busen und den ausgepolsterten Ärmeln der Jacke. Der Hals sah wieder lang und dünn aus. Darauf thronte ein Kopf mit einem Hut, der alles sprichwörtlich in den Schatten stellte. Es schien dass die Stoffmassen ober- und unterhalb der mittleren Einkerbung nicht von einer Person getragen werden konnten, die so zierlich war. Beatrice war sogar verhältnismäßig groß. Ihre normale Körperhöhe betrug 1,70 Meter. Mit den 16 Zentimeter hohen Absätzen und dem großen Hut überragte sie die neben ihr stehenden Dienerinnen bei Weitem. Man konnte fast sagen, Beatrice wollte zu einem mexikanischen Volksfest gehen, und nicht zu einer Einweihung, wo sie obendrein noch auf einem Podest stehen würde.
Joseph war aber noch nicht fertig. Er sagte: „Ein Ding fehlt noch.“
Mit diesen Worten nahm er einem glänzenden und acht Zentimeter breiten
Stahlgürtel in die Hand. Das einen Millimeter dicke Edelstahlblech hatte einen
Umfang von exakt 45 Zentimeter. Vorne befand sich eine Art Schnalle oder Deckel
mit dem Wahrzeichen seines Stahlwerks. Joseph entfernte die Abdeckung und bog
den Edelstahlgürtel mit aller Kraft soweit auseinander, damit er ihn um die
Taille seiner Frau legen konnte. Da Beatrice aber über dem Korsett die Jacke
trug, blieb der Edelstahlgürtel vorne 5 Zentimeter geöffnet. An den beiden Enden
befanden sich kurze Winkel für die Schnalle. In den Winkeln waren kleine Löcher.
Joseph nahm eine Schraube und eine Mutter, sowie das passende Werkzeug aus
seiner Tasche und schraubte den Gürtel zu. Beatrice riss die Augen auf, denn sie
fühlte trotz des Korsetts wie der Druck auf ihre Taille erhöht wurde. Es wurde
immer schmerzhafter und sie wollte schon protestieren. Aber da war der Gürtel
schon geschlossen und Joseph steckte die Schnalle auf den Schraubverschluss.
Dadurch war nicht zu sehen, wie der Stahlgürtel geschlossen worden war. Der
Stahlgürtel drückte sich tief in die Jacke ein.
Joseph trat zurück und bewunderte Beatrice mit einem zufriedenen Lächeln. Dann
sagte er: „Ausgezeichnet. Das sieht wirklich ausgezeichnet aus. Ein bisschen
Werbung kann nicht schaden. Ich bin sicher, wenn die anderen Damen diesen
Stahlgürtel sehen, wollen sie auch einen haben.“
‚Aber nicht, wenn sie ihn so eng tragen müssen wie ich’, dachte Beatrice.
„Komm, meine Teuerste. Wir müssen gehen“, sagte Joseph.
Joseph nahm Beatrices Arm und ging ganz langsam mit ihr durch das Schlafzimmer,
die Treppe hinunter und zur Haustür hinaus. Sie betraten den Park und gingen zu
dem neuen Pavillon, wo bereits eine große Menge stand. Für den relativ kurzen
Weg brauchten sie eine halbe Stunde. Beatrices Knie waren ja zusammen gebunden.
Außerdem musste sie gegen den engen Unterrock und die Knöchelkette ankämpfen.
Sie schwankte gefährlich auf ihren irrwitzig hohen Absätzen. Sie trippelte
langsam neben Joseph her. Jeder Schritt war ein Kampf, da die vielen Unterröcke
ebenfalls bewegt werden mussten. Beatrice musste immer wieder stehen bleiben um
ihren Atem wiederzuerlangen. Sie rang bereits im Stehen nach Luft, da das lange
Korsett, der enge Kragen und der zusätzliche Stahlgürtel sie daran hinderten
ausreichend Luft zu bekommen. So war es nicht verwunderlich, dass sie nach
wenigen Schritten außer Atem kam.
Joseph hielt Beatrice Arm fest und stützte sie. Er war überaus stolz auf seine
Ehefrau. Sie hielt ihren Kopf würdevoll aufrecht. Der harte Rand des Kragens
diktierte es. Beatrices Oberkörper wurde von dem unglaublich steifen Korsett
bewegungslos gehalten. Unten sah man zwar wie der Rock sich bewegte, aber
niemand sah die darunter verborgenen grotesk steilen Stiefel. Es hatte den
Anschein eines ganz normalen Spaziergangs, wenn auch mit sehr geringer
Geschwindigkeit. Beatrice ging viermal so langsam wie gewöhnlich. Die vielen
Taftunterröcke gaben ein charakteristisches Rauschen von sich. Und hin und
wieder hörte man das laute Klackern der spindeldürren Absätze. Das Paar ging mit
einer würdevollen Geschwindigkeit durch den Park. Gelegentlich vernahm man ein
leises Knarren des Korsetts, da Beatrice jeden Schritt aus einer Hüftdrehung
heraus machen musste. Sie keuchte permanent nach Luft. Beatrice kümmerte sich
nicht um die Blicke aus der Zuschauermenge, welche ihre Eleganz verwundert
betrachteten. Diese seltsame Ausstattung war Josephs Auswahl aus den Moden der
letzten dreißig Jahre. Der Humpelrock und der enge Kragen stammten aus dem Jahre
1910. Die High- Heels der Rock und die Jacke waren 1900 modern. Die Gesäßpolster
waren mehr 1890 modern gewesen und die Unterröcke 1880. Beatrice war wahrlich
eine Anhängerin der Moden von 1880 bis 1910...
Ende