Meine liebe Freundin,
ich muss Dir von den Qualen erzählen, welche einige junge Mädchen heutzutage anstreben, (Genauer ausgedrückt: Worin sie von ihren Müttern gedrängt werden.) um auf der Höhe der Mode zu sein. Wie Du weißt, bin ich keine Ästhetin und versuche dennoch ordentlich gekleidet zu sein. Aber ich habe einen Horror davor, was diese junge Mädchen als ‚Modisch’ bezeichnen.
Auf meiner Fußwanderung durch Deutschland letzten Sommers, lief ich Fräulein
B. über dem Weg. Wir trafen uns zufällig bei einem Schuster in Baden-Baden. Ich
wollte dort meine Wanderschuhe besohlen lassen. Als ich das Geschäft betrat, sah
ich wie ein junges Fräulein und ihr Begleiter sich verzweifelt abmühten
verstanden zu werden, da ihr Deutsch nicht besser war als das eines jungen
Schülers. Anhand des Akzents erkannte ich, dass sie Engländer waren und bot
ihnen meine Hilfe an. Das junge Fräulein, sie war nur 18 Jahre alt, war dankbar
und erklärte mir ihr Problem. Der Schuster sollte einen ihrer Stiefel reparieren
und am nächsten Morgen ins Hotel bringen. Es schien, dass sie auf dem
Kopfsteinpflaster gestolpert war und dabei die Sohle abgerissen hatte. Sie
wollte die Reparatur so schnell wie möglich erledigt haben, damit ihre Mutter es
nicht herausfand, denn ihre Mutter hatte sie oft davor gewarnt nicht so
ungeschickt zu sein. Ich ging mit dem Schuster die Details durch und der Mann
bat Fräulein B. Platz zu nehmen.
Aber da war ein kleines Problem. Fräulein B. war entsprechend der neuesten Mode
gekleidet. Sie trug ein blau- weißes Seidenkleid mit Blumenstickereien. Der Rock
sah schwer aus und war kunstvoll nach hinten gebunden. Ich muss sagen, sie trug
eine viel zu aufwändige und kunstvolle Kleidung für einen Spaziergang. Was mich
aber wirklich in den Bann zog, waren die Größen ihrer Taille und des Hals. Ihre
Taille war winzig. Ein dünner Stamm zwischen ihrem gut ausgebildeten Busen und
dem weiten Rock, kaum dicker als mein Oberschenkel. Später erfuhr ich, dass ihr
Taillenumfang an jenem Tag nur 42 Zentimeter betrug. Aber bei ihr sah es noch
viel kleiner aus, da die schmale Taille von vorne sehr lang aussah. Auch ihr
Hals, oder ihr Kragen, war ebenfalls erstaunlich. Der Stehkragen war volle 10
Zentimeter breit und dünn wie mein Oberarm.
Der Schuster holte jedenfalls aus seiner Werkstatt einen Hocker und stellte ihn
neben Fräulein B. hin. Sie sah allerdings ziemlich frustriert aus. Sie konnte
sich noch nicht einmal mit Hilfe ihres Begleiters darauf setzen.
Ich erkannte das Problem: Ihre Kleidung war derart einschränkend, dass sie nicht
einmal auf einen Hocker sitzen konnte. Ihr Kragen war so hoch und eng, dass sie
ihren Kopf nicht neigen konnte. Ihr Korsett war so steif, dass sie sich nicht in
der Taille nach vorne beugen konnte. Und aus irgendwelchem Grund konnte sie
nicht ihre Knie beugen.
Der Schuster bemerkte es und beeilte sich aus der Werkstatt einen hohen Hocker
zu holen.
Fräulein B. schaute ihn dankbar an und setzte sich auf die Kante des Hockers.
Dabei blieben ihr Oberkörper und der Hals absolut gerade.
Ich schaute ihr dabei gebannt zu, denn ich fragte mich wie ein Mensch jemals
eine derartige Ausstattung tragen und überleben kann. Aber meine Aufmerksamkeit
wurde von ihrem Begleiter abgelenkt, da er mich am Arm nahm und zur Tür führte.
Er dankte mir für meine Hilfe. Ich verstand dass ich nicht mehr benötigt wurde
und kehrte zu meinem Hotel zurück.
Ich wollte die Begegnung schon vergessen. Am nächsten Morgen bestieg ich eine
Kutsche, die zu den Wasserfällen von Gaggenau fuhr. Und wer saß bereits in der
Kutsche? Fräulein B.!
Sie sah jedenfalls viel besser aus als am Vortag und bedankte sich noch einmal
bei mir für meine Hilfe. Ich bemerkte, dass ihr Kleid viel weniger formal war
als am vorherigen Tag, und ihre Taille sah ebenfalls viel größer aus, sodass sie
einigermaßen bequem sitzen konnte. Auch ihr Kragen war nicht so breit, sodass
sie ihren Kopf viel besser bewegen konnte. Sie erzählte mir von ihrer Reise, und
ich ihr von meiner. Als ich mich etwas später nach dem Schuster erkundigte,
stieß ihr Begleiter sie an und Fräulein B. wechselte das Thema.
Wir kamen ziemlich spät in dem Dorf bei den Wasserfällen an und begaben uns zu einem Gasthof, wo wir übernachten wollten. Die Wasserfälle wollten wir am nächsten Morgen aufsuchen.
Am nächsten Morgen sammelte sich eine Gruppe vor dem Gasthof. Wir warteten
auf einen Führer, der uns zu den Wasserfällen bringen sollte.
Wir wollten gerade den leichten Weg zu dem nur 350 Meter entfernten unteren
Wasserfall beginnen, als ich mich umdrehte und eine kleine Kutsche sah. Fräulein
B. stieg ein. Sie trug wieder ihre modische Kleidung und man musste ihr beim
Einsteigen behilflich sein. Wir erreichten die Wasserfälle vor Fräulein B. und
ich stellte mich etwas Abseits, um zu sehen wie man ihr beim Aussteigen half.
Ich sah, wie sie auf dem leicht unebenen Boden ins Schwanken kam. Sie trug
wieder die gleiche strenge Kleidung wie beim Schuster. Ihre Taille war sehr
schmal und ihr Kragen hoch und eng, so eng dass sie ihren ganzen Körper drehen
musste, wenn sie seitwärts schauen wollte. Wenn sie nach oben schaute, musste
sie ihren ganzen Körper nach hinten lehnen. Das ging nur, weil ihr Begleiter sie
stützte.
Während wir den steileren Weg zu den oberen Wasserfällen nahmen, fuhr Fräulein
B. mit der Kutsche wieder zurück zum Gasthof.
Nachdem wir zum Gasthof zurück gekehrt waren, ging ich auf mein Zimmer und
wusch mich. Eine Stunde später ging ich zum Esszimmer um das Mittagessen zu mir
zu nehmen. Ich setzte mich an einen Tisch und schaute mich um. Da betrat
Fräulein B. den Raum. Sie hatte sich umgezogen. Sie trug ein Tageskleid. Ich war
erstaunt, denn es war noch strenger als die Sachen, die ich bis dahin an ihr
gesehen hatte. Ich schaute genauer hin und stellte fest, dass ihre Taille noch
enger und ihr Kragen noch breiter waren. Ich fragte mich wieder einmal wie sie
das nur überleben konnte. Sie bewegte sich sehr langsam durch das Esszimmer und
setzte sich äußerst steif hin. Ich sah, dass sie sich soeben auf die Stuhlkante
setzte, und dennoch wurde der nach hinten aufgebauschte Rock gegen die
Stuhllehne gedrückt.
Ich war überhaupt nicht überrascht, dass sie während der ganzen Mahlzeit lustlos
im Essen herum pickte, denn die zusammengedrückte Taille und der eingeengte Hals
waren bestimmt sehr anstrengend und hinderlich beim Essen. Aber dann überraschte
sie mich doch. Man servierte ihr eine große Schüssel der Spezialität des
Gasthofes: Schokoladen- Eis. Von meinem Tisch aus sah es nicht sehr appetitlich
aus und ich vermutete dass sie wieder nur darin herumstochern würde. Aber dann
sah ich voller Erstaunen dass sie die große Portion aufaß.
Danach standen die beiden auf und ich sah wie Fräulein B. ihre Taille rieb.
Anscheinend tat ihr dort irgendetwas weh. Meiner Meinung nach hatte sie keine
Chance durch das Reiben eine Verbesserung zu erzielen. Dafür war ihre Kleidung
zu streng.
Ich dachte nicht weiter an das junge Fräulein und zog mich nach dem Essen auf
mein Zimmer zurück, denn ich wollte etwas in mein Tagebuch schreiben. Zehn
Minuten später klopfte es an der Tür.
Es war Fräulein B.
Sie sagte mir dass sie nach dem Mittagessen zuviel Eis gegessen und nun heftige
Magenschmerzen hatte. Ihr Begleiter wäre zu den Wasserfällen gegangen um ein
paar Skizzen anzufertigen. Soweit sie den Wirt verstanden hatte, würde er erst
in ein paar Stunden zurückkehren. So fragte sie mich ziemlich verlegen, ob ich
ihr helfen könnte sich zu entkleiden.
Meine liebe Freundin, ich muss zugeben dass ich zuerst vorhatte ihr zu sagen ich wäre keine Zofe. Und wenn sie unbedingt eine derart strenge Kleidung tragen wollte, die sie ohne fremde Hilfe nicht ausziehen könnte, sollte sie zusehen wie sie selber klar käme.Aber ich sah die Dringlichkeit, und in Wahrheit war ich neugierig was sie so alles trug.
Ich bat sie herein, aber sie äußerte Bedenken. Sie sagte, dass es besser wäre wenn wir zu ihrem Zimmer gehen würden, denn dort wäre alles vorhanden was man braucht. Ich stimmte ihr zu, fragte mich aber was man denn für Hilfsmittel zum Ausziehen bräuchte. Ich folgte ihr langsam, da sie nur ganz kleine Schritte machte. Ihr Zimmer war das Beste und Größte des Gasthofs. Nachdem ich hinter uns die Tür geschlossen hatte, stellte ich mich vor ihr hin und wollte die vielen kleinen Knöpfe zu öffnen. Fräulein B. erklärte mir, dass ich zuerst die Schnürung des Kragens öffnen sollte, welche hinten im Nacken versteckt war. Ich stellte mich also hinter ihr hin und musste mich weit nach vorne beugen, da ihr Rock so weit nach hinten aufgebauscht war. Ich fand eine zugeknöpfte Klappe am Kragen und öffnete diese. Als ich die Klappe zur Seite zog, war ich verblüfft, denn ich sah eine Schnürleiste wie bei einem Korsett. Die Schnürung war ziemlich stramm angezogen und ich musste mich anstrengen um überhaupt den Knoten öffnen zu können. Dabei sah ich, dass der Hals von Fräulein B. von einem starren zylindrischen Rohr gehalten wurde. Dieses Rohr war 12 Zentimeter lang! Ich löste den Knoten, und der Kragen sprang von alleine auf. Der Druck auf ihrem Hals muss mörderisch gewesen sein. Der Kopf von Fräulein B. sackte schlagartig nach unten und sie holte tief Luft.
Nach ein paar Minuten sagte sie, dass der enge Kragen zwar der neuesten Mode entsprach, aber es sei eine Qual ihn zu tragen.
Ich zog die Schnur aus den Ösen heraus und befühlte dabei die Konstruktion
des Kragens. Liebste Freundin, du wirst es nicht glauben: In dem Kragen waren
Unmengen von Federstahlstäben eingearbeitet! Das arme Mädchen wurde von einem 12
Zentimeter breiten Kragen aus Leder und Stahl fast erwürgt! Als die Schnur
herausgezogen war, war der Spalt über 5 Zentimeter breit.
Dann stellte ich mich wieder vor ihr hin und versuchte die vorderen Knöpfe zu
öffnen. Aber das Oberteil lag so eng an, dass ich es nicht schaffte. Fräulein B.
sagte mir dass ich den Knopfhaken nehmen sollte, der auf dem Tisch lag. Ich nahm
den Knopfhaken und kämpfte mit jedem Knopf. Es gab zwanzig Knöpfe vom Kragen bis
zur Taille. Als das Oberteil geöffnet war, musste ich unter den Stoff fassen um
die sechs Haken zu lösen, die das Oberteil mit dem Rock verbanden. Es ging
nicht! Ich musste den Knopfhaken zur Hilfe nehmen. Und dann waren da noch
jeweils sechs Knöpfe an den steifen Ärmelmanschetten.
Endlich konnte ich ihr das Oberteil abnehmen und auf das Bett legen. Als ich es
hinlegte, befühlte ich den Stoff. Im Taillenbereich war der Stoff sehr dünn.
Aber der Rest des Oberteils bestand aus dickerem Stoff und oben unter den Armen
fühlte ich sogar eingenähte Polster. Das sollte wohl ihre Taille optisch noch
dünner erscheinen lassen.
Nun stand Fräulein B. in ihrer weißen Unterkleidung vor mir. Ohne das
ausgepolsterte Oberteil sah sie klein und zerbrechlich aus. Vor allen Dingen
weil sie ja immer noch den weit aufgebauschten Rock trug. Dann sah ich das Band,
welches den Rock an ihrer Taille fest hielt. Mit etwas Mühe öffnete ich das Band
und zog die schweren Stoffmassen nach oben über ihren Kopf. Da wurde ich etwas
sauer, da Fräulein B. so gut wie nichts tat um mir dabei zu helfen. Sie hätte
schließlich ihre Arme nach oben halten können, was mir sehr hilfreich gewesen
wäre. Doch sie hob ihre Arme nur bis auf Brusthöhe hoch.
Es folgten ein schwerer Taft- und zwei dicke gestärkte Baumwollunterröcke. Da
verstand ich, warum sie nur so kleine Schritte machen konnte. Der unterste
Unterrock lag von den Hüften bis zu den Knöcheln ganz eng an. Dieser enge
Unterrock drückte zwar nicht ihre Taille zusammen, aber er reduzierte ihren
Hüftumfang um einen Zentimeter, was nicht sehr bequem war.
Das Gesäßpolster, welches die Röcke so weit aufbauschte, war kein einfaches Teil
wie bei uns. Es war entsprechend der neuesten Mode eine viel schwerere
Konstruktion, die dafür sorgte dass die Röcke am Gesäß fast 60 Zentimeter nach
hinten gedrückt wurden.
Als ich dieses schwere Teil entfernt hatte, konnte ich den eng anliegenden
Lederunterrock lösen und wollte ihn nach unten ziehen. Da sah ich eine weitere
Einschränkung. Es war ein kurzer Lederriemen, ungefähr 15 Zentimeter lang, der
an zwei Ledermanschetten befestigt war. Diese breiten Ledermanschetten saßen auf
ihren Knien. Ich zog den Unterrock weiter nach unten, doch je weiter ich kam,
desto schwerer ging es. Ich kam nicht mehr weit. Was nun? Das arme Mädchen
konnte wegen der Manschette nicht ihre Füße anheben. Und dann sah ich die kurze
Kette zwischen den Fußknöcheln. Die Kette war ungefähr 20 Zentimeter lang. In
diesem Moment war ich mehr als nur erstaunt. Ich wolle nach dem Grund für diese
zusätzliche Behinderung fragen. Aber Fräulein B. ging es wirklich nicht gut, und
so beeilte ich mich. Schließlich schaffte ich es doch noch den Unterrock zu
entfernen.
Ich erhob mich und öffnete die Korsettabdeckung. Und da entdeckte ich das
nächste Martergerät: Eine strenge Schultergurtkonstruktion. Diese Lederriemen
zogen ihre Schulterblätter weit nach hinten, sodass ihre Oberarme eng am
Oberkörper anlagen. Ich schnürte die Schulterkonstruktion schnell auf und
Fräulein B. sackte spürbar erleichtert etwas nach vorne.
Dann folgte das schön verzierte Korsett und ich konnte den vollen Umfang ihres
furchtbaren Korsetts sehen.
Liebe Freundin, glaube mir, Du hast noch niemals so etwas gesehen und kannst
es Dir auch nicht vorstellen. Dieses Korsett reichte von ihrem jugendlichen
Busen, welcher weit nach oben gedrückt wurde, bis hinunter zu den Oberschenkeln.
Es war zwar mit weißer Seide eingefasst und sah sehr schön aus, aber es war
dennoch ein Monument der extremsten Korsettherstellerkunst. An der Taille lagen
die Korsettstäbe so nah beieinander, dass ich nicht mit der Fingerspitze meines
kleinen Fingers dazwischen kam. Die vordere Verschlussleiste war fünf Zentimeter
breit und verlief von ihrem Busen bis zu den Schenkeln. Kein Wunder dass das
arme Mädchen sich nur auf dem Rand eines hohen Stuhls setzen konnte.
Da wusste ich natürlich auch warum bei dem Schuster der niedrige Hocker solche
Probleme verursachte. Ich fand auf der Rückseite eine Tasche, in der die
Korsettschnur lag. Nachdem ich den Knoten geöffnet hatte, rutschte die Schnur
von ganz alleine durch die Ösen und das Korsett öffnete sich schlagartig. Der
Druck auf ihrem Körper muss unermesslich gewesen sein. Fräulein B. seufzte vor
Erleichterung, obwohl sich ihre Taille meiner Meinung nach nur bis auf 48
Zentimeter ausgedehnt hatte. Ich lockerte die Korsettschnur und stellte mich
wieder vor ihr hin, um die Verschlussleiste zu öffnen. Ich löste vierzehn Haken
aus den Ösen. Aber, liebe Freundin, ich konnte das Korsett immer noch nicht nach
unten ziehen. Ich musste zuerst die Schnürung über den zusammengedrückten
Oberschenkeln öffnen. Sobald ich das getan hatte, fiel das Korsett von alleine
nach unten. Aber Fräulein B. war immer noch nicht von dem Korsett befreit. Sie
konnte ja ihre Füße nicht weit genug anheben um aus dem Korsett heraus zu
schreiten. So holte ich einen Stuhl, und Fräulein B. sackte darauf zusammen. Nur
so schafften wir es mit vereinten Kräften ihre Beine aus dem steifen Korsett
heraus zu ziehen.
Während Fräulein B. sich zurück zog, hob ich das Korsett hoch. Ich war
erstaunt wie schwer es war. Das Korsett wog fast vier Kilogramm und war so
steif, dass es von alleine stehen blieb, wenn man vorne die Haken und Ösen
schloss. Ich bemerkte dass die Korsettstäbe an den Seiten der Taille dicker
waren. Das war also der Grund, warum die Taille des Fräuleins länger aussah und
so schmal war.
Ich muss Dir sagen, dass dieser Gegenstand einem mittelalterlichen Foltergerät
glich. Dann schaute ich mir das Halsteil an. Es war zusätzlich mit dickem Garn
genäht und hatte innen einen breiten Ledersaum, damit der Kragen nicht einreißen
konnte.
Nachdem Fräulein B. sich erleichtert und gewaschen hatte, kam sie wieder zu mir zurück. So hatte ich die Gelegenheit ihren Gang genauer zu betrachten. Die Knöchelkette und Kniemanschetten reduzierten ihre Schrittweite drastisch. Ihre Beine blieben wegen der Manschetten ziemlich steif. Ihre Art zu gehen erinnerte mich an einem Gefängnisbesuch. Die Gefangenen gingen dort fast genauso. Das Fräulein trug aber auch noch Stiefel mit grotesk hohen Absätzen. Das müssen mindestens 10 Zentimeter gewesen sein. In Gedanken überschlug ich, dass sie für 100 Meter bestimmt 5 Minuten brauchte.
Für mich war jedenfalls die Arbeit getan und ich wollte wieder gehen, aber
Fräulein B. war ganz aufgeregt. Sie bat mich ihr beim Anziehen behilflich zu
sein.
Es schien, dass ihr Begleiter ihrer Mutter alles berichtete, denn ihre Mutter
bestand darauf dass ihre Tochter stets korrekt gekleidet sei. Wenn ihre Mutter
erführe was vorgefallen war, dürfte sie nie mehr Eis essen. Ich gab nach und
begann mit der mühseligen Aufgabe ihr die Kleidung wieder anzulegen.
Während ich ihr half das ungeheuere Korsett umzulegen und die Haken und Ösen der
vorderen Verschlussleiste schloss, erzählte sie etwas über sich.
Fräulein B. war die einzige Tochter eines wohlhabenden Industriellen aus
Newcastle an der Tyne und ihre Mutter war offensichtlich sehr ehrgeizig. Sie
verkehrten in den Kreisen der Oberschicht und Fräulein B. wurde unter der
Aufsicht einer gewissen Lady Patricia Scuttle für die Ballsaison des nächsten
Jahres ausgebildet. Ihre Mutter befolgte alles, was Lady Patricia vorschlug. Und
als die Lady erklärt hatte wie man während der Ballsaison eine richtige Partie
für das Fräulein bekommen würde, hatte man sofort mit den Vorbereitungen
begonnen. Seit jenem Zeitpunkt wurde alles daran gesetzt eine sehr schmale
Taille, einen langen und dünnen Hals, sowie eine zarte Gehweise zu erlangen. Um
das zu erreichen, musste Fräulein B. jene einschränkende Kleidung tragen.
Fräulein B. sagte, dass Lady Patricia mehrmals erwähnte, ihre Figur wäre die
Beste von all ihren Schützlingen. Als sie das gehört hatte, hatte sie ihre
Mutter gebeten die Kleidung etwas zu lockern, da der enge Kragen und die schmale
Taille sehr anstrengend waren. Aber ihre Mutter hatte keine Erleichterung
erlaubt. Sie wollte nicht dass Lady Patricia schlecht über ihr dachte.
Das Fräulein erzählte unter Anderem, dass sie noch vor zwei Jahren ein lebhaftes
Mädchen gewesen war und Tennis gespielt hatte. Sie hatte sogar Pferde geritten.
Und nun wurde sie für den ersten Ball ihres Lebens vorbereitet. Das Modediktat
zwang sie zu einer lebendigen Statue zu werden. Die engen Unterröcke, die
Kniemanschetten und die Knöchelkette beschränken ihren Gang und sie konnte nur
noch wie eine alte Frau daher schleichen. Und das auch nur für eine kurze
Strecke, denn das enge Korsett und der Kragen nahmen ihr den Atem. Außerdem
konnte sie nur auf ebenen Boden laufen, da die spindeldürren hohen Absätze
keinen sicheren Stand boten.
Sie erzählte mir, dass sie gerne mit dem Pferd ausgeritten war, da aber ihr
neues Reitkostüm fast genauso einengend war wie ihre Straßenkleidung, konnte sie
nur noch mit einem alten Pferd langsam daher traben. Sie konnte auch nicht mehr
ihr Hobby, die Malerei, ausführen, da die engen, steifen und ausgepolsterten
Ärmel nur noch nach unten hängende Arme erlaubten. Sogar Lesen war keine leichte
Aufgabe, da ihre hoher Kragen, bis zu 12 Zentimeter breit, keinen Blick nach
unten zuließ. Die einzige Möglichkeit etwas lesen zu können bestand darin, dass
man die Lektüre in Augenhöhe auf einen Leseständer positionierte. Dabei zu
sitzen und nur zum Umblättern aufzustehen war schlichtweg unmöglich, denn ihre
einschränkende Kleidung erlaubte ihr keine richtige sitzende Position.
Liebe Freundin, Du kannst Dir sicher vorstellen, welchen Widerwillen ich in
jener Situation hatte. Wie kann nur ein so schönes junges Mädchen zu einer
Sklavin der ‚Schönen Mode’ werden? Wenn man logisch denkt, wird sie doch nur ein
dekoratives Beiwerk für einen Ehemann werden. Sie ist nur noch dafür bestimmt
einen passenden Mann auf einen der sogenannten ‚Bällen’ der ‚High- Society’ zu
finden. Für mich ist das eher ein Pferdemarkt. Wie Du weißt, bin ich keine
Anhängerin der Frauenrechtlerinnen. Aber ich denke dass keine Frau sich dem
Diktat dieser unmenschlichen Mode unterwerfen sollte, nicht einmal für einen
kurzen Zeitraum.
Mir tut Fräulein B. Leid. Denn nach ihrer Heirat wird ihr Leben unverändert
weiter gehen. Lady Patricia hat ihr versichert, dass jene Männer, welche zu den
Bällen kommen, von einschränkenden Kleidungsstücken und Wespentaillen angezogen
werden und von ihren zukünftigen Frauen erwarten weiterhin so zu leben, wenn
nicht sogar noch engere Kleidung fordern.
Es scheint, als ob Lady Patricia mitverantwortlich ist für jenes Verhalten.
Fräulein B. sagte mir, dass Lady Patricia, obwohl seit zehn Jahren verheiratet,
eine Taille hat, die ihrer eigenen gleicht. Außerdem trägt jene Lady noch engere
Röcke und ihre Schuhe haben noch höhere Absätze als ihre. Und diese Lady schafft
es niemals den Eindruck von Unannehmlichkeit zu vermitteln.
Ich fahre jetzt mit der Einkleidung fort:
Nachdem ich also die Vorderfront des Korsetts geschlossen hatte, drehte sich das
Fräulein herum und trippelte zu einem der Vorhänge. Sie griff dahinter und hatte
plötzlich eine Stange in der Hand. Eine waagerechte Stange, die an einem
kräftigen Seil hing, welches über eine Umlenkrolle lief, die wiederum an einem
kräftigen Deckenbalken befestigt war.
Fräulein B. stellte sich unter die Umlenkrolle und hielt die Stange fest. Dann
bat sie mich an dem Seil zu ziehen. Dieses Gerät war eine Schnürhilfe. Ich hatte
davon nur gelesen und nie geglaubt dass es das wirklich gibt. Ich stellte das
Gerät in Frage und hielt es nicht für notwendig. Aber Fräulein B. bestand
hartnäckig darauf, da wir sonst niemals ihre Taille bis auf die erforderlichen
42 Zentimeter schnüren könnten. Sie sagte, dass sie sich ausdehnen müsste, oder
das Schnüren wäre unbequem. Ich bin sicher, dass sie schmerzhaft sagen wollte,
es aber nicht zugeben konnte oder wollte.
Ich zog sie hoch, bis sie auf Zehenspitzen stand, und sicherte das Seilende an einem Wandhaken. Dann begann ich das Korsett zu schnüren.
Liebste Freundin, das war harte Arbeit! Es wollte einfach kein Ende nehmen.
Ich kam mir vor wie ein Matrose der das Segel setzt. Da das Korsett dreimal so
lang war wie Deins oder meins, war auch die Korsettschnur sehr lang. Und dann
musste ich nach jedem Zug die Schnur durch die vielen Ösen nachziehen. Das
dauerte ziemlich lange. Und alle zwei Minuten musste ich die Querstange wieder
etwas ablassen, da ihre Arme ermüdeten.
Nach insgesamt drei Schnürdurchgängen waren wir endlich soweit, dass das Korsett
fast geschlossen war. Und jener letzte Schnürdurchgang sollte der Schlimmste
werden.
Ich musste mich so stark anstrengen, dass ich im Gesicht rot anlief und anfing
zu schwitzen.
Bei jedem Zug an der Korsettschnur gab Fräulein B. ein leises Quieken oder
Stöhnen von sich. Ich hatte Angst ihr weh zu tun und wollte aufhören, aber sie
bestand darauf dass die Lücke geschlossen werden musste, da sonst das Kleid
nicht passte.
Meine liebe Freundin, das Mädchen tat mir so Leid. Kannst Du Dir vorstellen
dass ich fast am Ende meiner Kräfte war? Das Korsett war bereits so eng, dass
ich es kaum noch enger schnüren konnte. Aber mit einem letzten, ziemlich
unweiblichen Zug, schloss sich die Lücke und ich machte schnell einen Knoten in
die Schnur. Dann wickelte ich die überschüssige Korsettschnur zusammen und
steckte sie in die Tasche, welche hinten am Korsett befestigt war.
Dann ließ ich die Querstange wieder nach unten gleiten. Fräulein B. sah wieder
genauso aus, wie ich sie kannte. Ihr Oberkörper war von den Brüsten bis zu den
Oberschenkeln ganz steif und sie bekam kaum noch Luft zum Atmen.
Fräulein B. trippelte zu dem Kleiderstapel, und ich nahm das Leibchen - die
Korsettabdeckung - und zog es über ihr Korsett. Danach nahm ich mit einem
leichten Widerwillen die Schulterriemenkonstruktion in die Hand. Fräulein B.
führte ihre Arme durch die engen Armöffnungen und dann begann ich das Teil auf
ihrem Rücken zusammen zu schnüren. Als ich dachte es wäre stramm genug, hörte
ich auf. Doch Fräulein B. bat darum dass ich es noch enger schnüren sollte. Ich
sollte die Riemenkonstruktion so eng schnüren, dass sich ihre Schulterblätter
fast berührten.
Ich weiß, ich hätte es ablehnen sollen, denn das Teil war ein reines Foltergerät. Aber ihre Bitte ließ mich das Werk zu Ende bringen.
Dann, mit etwas Schwierigkeit, half ich ihr den engen Lederunterrock anzuziehen. Als er geschlossen war, konnte Fräulein B. nur noch ihren Kopf und die Arme einigermaßen frei bewegen. Es folgten das Gesäßteil, die Unterröcke, der eigentliche Rock und das Oberteil. Das ausgepolsterte Oberteil war so eng, dass ich wieder den Knopfhaken zur Hilfe nehmen musste. Sogar bei den Knöpfen an den Manschetten ging es nicht ohne jenes Hilfswerkzeug, so eng lag alles an.
Endlich waren wir soweit. Es musste nur noch der Kragen geschlossen werden. Ich knöpfte ihn vorne zu und stellte mich dann hinter ihr hin.
Liebe Freundin, ich war schockiert als ich mir ihren Hals genauer anschaute.
Das Mädchen hatte keinen natürlichen ‚Schwanenhals’. Ihr Hals war genauso dick
wie Deiner oder meiner, vielleicht ein wenig länger. Da der Kragen so breit,
beziehungsweise sehr hoch reichte, musste sie ihr Kinn so weit anheben, dass sie
fast zur Decke starrte. Dann fädelte ich die Schnur ein und begann den breiten
Kragen enger zu schnüren. Schließlich hörte ich auf, aber Fräulein B. drängte
mich regelrecht weiter zu machen. Sie keuchte: „Lücke muss... geschlossen
werden... sonst wird bemerkt...“
Ich hasste mich für meine Foltertätigkeit und zerrte an der Schnur. Fräulein B.
gluckste, als ob ich sie erwürgen würde, was ich ja in gewisser Hinsicht auch
tat. Sie versuchte ihren Hals zu strecken, aber es war sinnlos, denn die
mittelalterliche Folterkonstruktion war viel zu breit und drückte unbarmherzig
von unten gegen das Kinn.
Schließlich war sie wieder komplett angezogen, vom Kinn bis zu den Zehen
gefesselt, wie eine Modepuppe, kaum fähig etwas zu tun.
Ich sagte ihr meine Meinung, und Fräulein B. gab einen Seufzer des Bedauerns von
sich. Sie sagte nur: „Die Mode ist halt so.“
Ich versuchte sie zu trösten und sagte dass die Mode wohl kaum schlimmer werden
würde.
Aber sie antwortete, dass es noch schwieriger werden würde.
Das konnte ich mir aber nicht vorstellen. Eine den Körper noch stärker
beschränkende Kleidung war unmöglich.
Aber Fräulein B. sagte, dass sie nach der Rückkehr nach England für die
endgültige Garderobe vorbereitet werden würde. Ihr Taillenumfang sollte um
weitere zwei Zentimeter reduziert werden und die Absatzhöhe der Stiefel sollte
auf 15 Zentimeter steigen. Sie fragte sich, wie sie das schaffen sollte, da sie
sehr kleine Füße hatte und bereits mit ihren gegenwärtigen Stiefeln, die
Absatzhöhe betrug 10 Zentimeter, Probleme hatte. Sie ging bereits fast nur noch
auf den Zehen. Und ganz schlimm sollte es mit dem neuen Kragen werden, denn ihr
neuer Kragen war einen Zentimeter breiter und einen Zentimeter enger. Außerdem
war der Kragen anders geformt. Vorne würde er bis ans Kinn reichen und an den
Seiten bis an die Ohren. Sie fragte sich, wie sie damit atmen oder sprechen
könnte. Außerdem könnte sie dann ihren Kopf überhaupt nicht mehr bewegen.
Fräulein B. schaute traurig drein, und ich konnte ihr nicht helfen.
Auf sie wartete die Gefangenschaft einer strengen Mode, und das für den Rest
ihres Lebens, ohne Hoffnung auf Linderung.
Meine liebe Freundin, wir sollten uns glücklich fühlen, sehr glücklich, dass wir nicht in jene Hautevolee hineingeboren wurden. Ich wünsche nicht einmal meinem schlimmsten Feind solches Ungemach, welches jenes junge Mädchen durchmachen musste um stets modisch gekleidet zu sein. Ich muss allerdings zugeben, dass sie, nachdem ich sie wieder angezogen hatte, wie die exakte Kopie der Bilder aus den Modemagazinen aussah. Aber ich versichere Dir, dass es nicht wert ist sich derart zu quälen, um dem Modediktat zu entsprechen.
Ich ließ sie dann alleine. Sie sah ein wenig verloren aus, als sie in der Mitte
des Raums stand, eine Statue der ‚Exquisiten Mode’. Aber jedes Mal, wenn ich an
jenen armen Körper denke, läuft es mir kalt dem Rücken hinunter. Und dabei war
sie noch nicht ‚perfekt’ geformt. Obendrein nahm ihr die unnachgiebige Kleidung
aus Leder, Leinen, Seide und Stahl genau jene Bewegungsfreiheit, die man zum
Tanzen auf einem Ball braucht.
Sie hatte so Recht, als sie sagte dass sie Angst vor der Zukunft hatte, denn sie
würde eine streng modellierte Kreatur werden, geschaffen von dem Ehrgeiz ihrer
Mutter und Lady Patricia.
Mit freundlichen Grüßen, Dorothy