Latexdame Jannette sonstige Geschichten 26.12.2017

Das Weihnachtswunder

von TM (E-Mail- Kontakt bitte über Jannette.)

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Die Schneeflocken fielen stark und dicht. Dick eingemummt ging eine Gestalt durch die dunkle Nacht. Sie wusste es ist ihre letzte Weihnacht, denn sie hatte Krebs. Er hatte bereits in ihrem ganzen Körper gestreut. Sie hob den Kopf in den Nacken um den Schnee auf ihrem Gesicht fallen zu lassen. Sie hatte sich selbst entlassen, weil sie ihr letztes Weihnachtsfest zu Hause verbringen wollte und nicht im Hospiz.
Plötzlich hörte sie ein lautes: "Hoo Hoo! Ganz ruhig. Oh verdammt! Vorsicht!!!".
Im nächsten Augenblick hörte sie einen lauten Aufprall. Dazu kamen mehrere tierische Schmerzensschreie. Sie lief sofort in die Richtung wo die Schreie herkamen.
Als sie zu der Lichtung kam, sah sie einen Pferdeschlitten. Die Tiere waren ziemlich auf einem Haufen durcheinander geworfen. Sie versuchten sich irgendwie zu befreien. Ein Mann in einem Weihnachtskostüm versuchte ihnen zu helfen.
Also lief sie hin um ihm zu helfen. Als sie näher kam, sah sie dass es keine Pferde sondern Rentiere waren. Jedoch sahen sie irgendwie anders aus als normale Rentiere. Sie sahen viel süßer aus.
Sofort machte sie sich an die Arbeit und half dem Mann die Tiere zu befreien. Zusammen schafften sie es nach einer Weile. Die meisten von ihnen hatten es ohne größere Verletzungen überstanden. Es gab zwar ein paar Prellungen, aber nichts Schlimmes. Nur eines von ihnen hatte einen gebrochenen Fuß. Es versuchte zwar aufzustehen, schaffte es aber nicht und sank immer wieder in den Schnee. Nach mehreren Versuchen hatte es das Rentier geschafft und humpelte auf drei Beinen in dem Geschirr.
Fasziniert schaute sie zu, wie nach einem kurzen Zögern auch die anderen Tiere deren Plätze wieder einnahmen. Doch das verletzte Tier sank wieder mit einem Schmerzenslaut zu Boden. Die anderen Tiere schauten voller Entsetzen zu ihm hin.
Nacheinander ging jedes Tier zu dem verletzen Tier hin um es an zu stupsen. Doch egal was sie machten, es schaffte es nicht mehr aufzustehen.
Der Mann ging zu ihm hin und streichelte es. Kurz darauf entspannte es sich und legte sich hin und schloss die Augen.
"Ist es tot?", fragte sie, als sie sah dass sich das Tier nicht mehr rührte.
"Nein. Ich habe nur dafür gesorgt, dass es schläft. Leider vermag meine Magie es nicht zu heilen, weil sie selbst magisch sind."
?!?!???
"Magie? Naja, wenn du meinst", meinte sie. Wobei sie dachte: "Verrückter Spinner. Du hättest besser aufpassen müssen, dann wäre das hier nicht passiert."
"Wie ist es eigentlich zu diesem Unfall gekommen?", fragte sie.
"Ich war gerade über der Stadt geflogen und hatte die Geschenke abgeliefert. Als ich gerade wieder gestartet war, kollidierten wir mit einer dieser neumodischen Drohnen. Wir hatten es zwar noch geschafft uns lange genug in der Luft zu halten um nicht bei den Häusern abzustürzen, aber dann legten wir doch noch eine Bruchlandung hin."
"Du spinnst! Über der Stadt geflogen! Nur weil du nicht aufgepasst hast wohin du gefahren bist, brauchst du nicht so einen Schwachsinn zu erzählen."
"Ich erzähle keinen Schwachsinn. Ich bin wirklich über der Stadt geflogen."
"Ach ja? Willst du etwa behaupten dass du der Weihnachtsmann bist?"
"Nicht nur behaupten, ich bin es wirklich."
Sie schnaubte höhnisch und wollte zu einer gesalzenen Rede ansetzen, als aus dem Schnauben ein Husten wurde, der immer schlimmer wurde. Sie sank sogar mit den Knien in den Schnee, weil es so heftig war. Als sie sich endlich beruhig hatte, war der Schnee vor ihr rot von ihrem Blut.
"Alles in Ordnung?", hörte sie den Mann fragen.
Sie schaute zur Seite und sah ihn neben sich knien. Sie hatte es nicht mitbekommen, dass er an ihre Seite gekommen war und sie an den Schultern festhielt.
"Krebs im Endstadium. Das ist mein letztes Weihnachtsfest. Mit etwas Glück erlebe ich noch das Neujahr. Aber den Frühling werde ich nie wieder sehen."
"Leider wird es kein Weihnachtsfest mehr geben. Ohne das fehlende Rentier kann ich leider die Geschenke nicht ausliefern. So wird der Weihnachtszauber unterbrochen."
Sie hielt ihn zwar immer noch für einen Spinner, aber sie spürte trotz allem seinen Schmerz in seiner Stimme.
Also sagte sie zu ihm: "Das tut mir sehr leid. Wenn ich helfen könnte würde ich es. Aber das kann ich leider nicht."
Er schaute sie an und meinte dann: "Nun ja, ich glaube du kannst es doch. Und ich verspreche dir, es wird nicht dein Schaden sein."
Noch während er sprach hielt er seine Hand vor ihrem Gesicht. Auf der Handfläche lag ein rosafarbiges Pulver. Sie versuchte weg zu zucken, war jedoch zu langsam, so dass er es ihr ins Gesicht pusten konnte. Sie versuchte von ihm weg zu kommen. Panische Gedanken durchströmten sie, die umso schlimmer wurden als sie merkte dass sie die Kontrolle über ihre Beine verlor. Sie konnte nicht mehr laufen. Als sie an sich runter schaute, sah sie, dass sich ihr Körper verwandelte. Er nahm immer mehr tierische Formen an. Nach ein paar Minuten war die Verwandlung abgeschlossen.
Sie schaute sich an und sah dass sie sich offensichtlich in ein Rentier verwandelt hatte. Als er auf sie zukam, ging sie rückwärts vom ihm weg. Also blieb er stehen und sagte: "Es tut mir Leid, aber das ist die einzige Chance das Weihnachtsfest zu retten. Da du mir deine Hilfe angeboten hast, habe ich sie angenommen. Ich verspreche dir, deine Hilfe wird nicht dein Schaden sein."
Als er jedoch sah, dass sie panisch immer weiter weg ging, sagte er zu ihr: "Wenn du dich 100 Meter vom Schlitten entfernst, wirst du dich zurück verwandeln. Du wirst dich an nichts mehr erinnern was du hier erlebt hast."
Sie schaute ihn an und wirbelte herum und lief so schnell sie konnte von dem Schlitten weg. Da hörte sie seine Worte: "Wenn du das aber tust, kann ich die Geschenke nicht mehr ausliefern, denn ich brauche alle acht Rentiere. Viele der Kinder werden dann ihre Geschenke nicht mehr bekommen."
Ohne groß nachzudenken legte sie eine Vollbremsung hin. Sie blieb einen Schritt vor der Grenze stehen. Sie schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen. Dann öffnete sie ihre Augen wieder und schaute nach vorne und dann zurück zum Weihnachtsmann. Ihre Gedanken rasten. Ein Schritt weiter und sie hätte ihr Leben zurück. Aber was für ein Leben wäre es? Ein Leben von Schmerz und Tod. Oder aber sie half dem Weihnachtsmann und verschaffte den Kindern da draußen noch einmal Glück und Freude. Sie schaute noch einmal nach vorne und drehte sich dann um und ging zurück.
Als er das sah, freute er sich unendlich. Er lächelte übers ganze Gesicht. Als sie bei ihm war, führte er sie an ihren Platz und nahm das Geschirr von dem verletzten Rentier. Er legte es ihr um und befestigte sie dann am Schlitten. Als er fertig war, streichelte er ihr noch einmal über ihrem Kopf und sagte dann noch zu ihr: "Ich danke dir aus ganzen Herzen. Du brauchst keine Angst zu haben. Folge einfach den anderen Rentieren und mach das gleiche wie sie."
Sie nickte ihm zu. Er hob das verletze und schlafende Rentier hoch und trug es zu den Schlitten. Nachdem er es bequem hingelegt und zugedeckt hatte, setzte er sich auf den Kutschbock. Nach einem lauten "Ho, Ho und los", setzten sich die anderen Rentiere langsam in Bewegung.
Ihr Herz begann zu rasen als das Gespann immer schneller wurde. Dann hoben die Rentiere vor ihr ab. Es sah so aus als ob sie einen Weg rauf liefen. Nur war da nichts. Sie bekam Panik und brachte Unruhe in das Gespann rein.
Da ertönte seine Stimme: "Ganz ruhig! Du brauchst keine Angst zu haben. Schließe notfalls einfach die Augen."
Was sie auch sofort tat.

Nachdem sie wieder auf einer geraden Fläche liefen, öffnete sie ihre Augen. Als sie jedoch sah dass sie sich weit oben am Himmel befanden und die Landschaft ganz klein tief unter ihnen war, schloss sie ihre Augen sofort wieder. Aber bald siegte ihre Neugierde und sie öffnete sie wieder. Obwohl sie sich in der Luft befand, hatte sie das Gefühl über einen Boden zu laufen. Sie begann es zu genießen. Jedoch begann sich ein anderes Gefühl in ihr auszubreiten. Ein Gefühl das ihr sagte, dass sie zu spät und zu langsam waren, dass sie es niemals alles rechtzeitig schaffen würden. Also legte sie los und wurde schneller. Auch die anderen Rentiere zogen mit ihr das Tempo an, denn sie hatten sich um ihrer Willen zurück gehalten. Je länger sie liefen, umso mehr Freude hatte sie daran. Bald lief sie so, als ob sie nie was anderes gemacht hätte.
Sie liefen von Kontinent zu Kontinent, von Land zu Land, von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf, von Haus zu Haus. Ihr Herz ging über vor Freude. Sie konnte die Landschaft von oben sehen. Ihr Herz lachte vor Freude über jedes schöne Stück Land, und weinte vor Schmerz wenn sie über zerstörte Landschaften flogen; Und es waren sehr viele.

Irgendwann hatten sie es geschafft. Das letzte Geschenk war abgeliefert als der Morgen anbrach.
Sie flogen nach Hause. Je weiter sie nach Norden flogen, umso schlechter wurde das Wetter. Bald sah sie einen hellen Schein am Boden. Als sie dichter ran geflogen waren, sah sie dass es eine große Stadt war. Ein Schloss dominierte den Ort. An der Grenze der Stadt gingen sie runter.
Kaum standen sie, liefen viele Leute auf sie zu. Sie hatten alle spitze Ohren und waren relativ klein. Es waren Männer und Frauen. Sie teilten sich in mehrere Gruppen auf. Die erste kümmerte sich um das verletzte Rentier und sie brachten es auf einer Trage schnell weg. Die zweite Gruppe spannte die Rentiere aus und brachte die Geschirre weg. Die dritte Gruppe kümmerte sie währenddessen bereits um den Schlitten. Die vierte Gruppe teilte sich auf und kümmerte sich um jedes Rentier. Sie führten jedes zu einem Stand, wo die Tiere fressen konnten, während sie massiert wurden.
Sie schaute verdutzt auf das Essen in ihrem Trog. Sie war leicht überfordert als sie das Heu und das restliche Futter sah. Dann besann sie sich, dass sie ja jetzt ein Rentier war. Dazu kam noch der nagende Hunger. Also begann sie es zu essen. Es schmeckte recht gut. Dabei genoss sie die Massage.
Als sie fertig war wurde sie zu einer Box gebracht. Die Rentier- Box war recht groß und mit weichem Stroh ausgestattet. Sie schaute sich neugierig um. Sie konnte, da die Wände recht niedrig waren, alles um sich herum sehen. Da sie recht müde war und das Stroh so herrlich weich aussah, beschloss sie sich kurz hinzulegen um etwas Kraft zu sammeln, da sie alles sehen wollte. Doch kaum lag sie, begann der Schlaf sie zu überwältigen. Sie versuchte es zu verhindern, verlor aber dann doch den Kampf und schlief kurz darauf tief und fest.

Zwei Stunden später…
Der Weihnachtsmann trat an ihre Box. Bei ihm war der oberste Elf. Beide schauten auf sie herab.
"Was soll mit ihr passieren?"
Der Weihnachtsmann ging zu ihr hin und begann sie zu streicheln. Dabei begann sie sich wieder zurück zu verwandeln. Als sie wieder ganz Mensch war, stand er auf und sagte zum Elfen: "Bringt sie wieder nach Hause und kümmert euch um alles. Sie hat immerhin das Weihnachtsfest gerettet."
"Gut. Ich werde mich um alles kümmern."
Daraufhin verließ der Weihnachtsmann die Box.
Der oberste Elf gab einer Gruppe von Elfen ein Zeichen. Sie hoben sie auf und brachten sie weg…

Sie begann wach zu werden und sich zu strecken und zu recken. Verschlafen stand sie auf und ging ins Bad. Dabei dachte sie über den seltsamen Traum nach. Nachdem sie auf der Toilette war, wusch sie sich die Hände und schaute dabei in den Spiegel. Sie brauchte einen Augenblick um es zu realisieren. Sie sah zwar sich, aber es war nicht richtig. Wo sie normalerweise ein krankes und ausgedörrtes Gesicht mit dunklen Augenringen erwartet hätte, sah sie jetzt ein gesundes Gesicht. Sie zog ihr T-Shirt hoch und schaute sich ihren Körper an. Anstatt krank und ausgezehrt zu sein, war er gesund und kräftig. Nicht nur das. Erst jetzt merkte sie, dass sie sich auch besser fühlte. Der ganze Schmerz und all das Leid waren weg.
Freudig lief sie durch die Wohnung und erfreute sich daran, denn das war ihr schon lange nicht mehr möglich gewesen.
Als sie in ihr Wohnzimmer kam, sah sie einen wunderschön geschmückten Weihnachtsbaum. Unter dem Baum lagen zahlreiche verpackte Geschenke. Dabei lag eine Karte. Als sie die Karte umdrehte, stand darauf in einer wunderschönen Handschrift geschrieben:

Ich danke dir für deine Hilfe dass du mir geholfen hast das Weihnachtsfest zu retten.
Der Weihnachtsmann.

Ihr liefen Tränen der Freude übers Gesicht.

Epilog

Etwa ein Monat später…
Sie saß im Büro des Arztes als er endlich den Raum betrat. Sie sah sein Gesicht und erkannte darin Freude und Unglauben. Er räusperte sich und sagte: "Tja. Also wir haben es jetzt fünfmal überprüft. Aber ihr Krebs ist verschwunden. Es ist so, als ob sie nie an Krebs erkrankt wären."
"Sind sie sicher?"
"Oh ja. Das bin ich. Es ist ein echtes Wunder."
"Nein. Es war ein Weihnachtswunder."