Latexdame Jannette TV- Geschichten 06.02.2021

Tante Gerdas Geheimnis

von K2

Alle Rechte und weitere Nutzung beim Autor.

Kapitelübersicht:
Vorwort
Kapitel 1: Was tun? Kochen lernen?
Kapitel 2: Ein Sonntag im Herbst
Kapitel 3: 1992
Kapitel 4: Spiel mit Pause
Kapitel 5: Ende der Fastenzeit
Kapitel 6: Andrea
Kapitel 7: Vorbereitung für einen Job
Kapitel 8: Schwer verdiente 2800€

Vorwort

Kennen Sie das auch?
Man hat in manchen Situationen einfach zu viel Zeit nachzudenken, viel zu viel Zeit totzuschlagen ohne Ausweichmöglichkeit.
Selten, aber doch immer wieder im Leben.
Die meisten kennen das vom täglichen Zähneputzen, da sind es aber nur zwei Minuten Langeweile. Die Gedanken sind frei aber es fällt einem nichts ein. Die Erwachsenen blicken in den Spiegel, der Schaum quillt aus den Mundwinkeln und die Auseinandersetzung mit dem eigenen Alter ist unausweichlich. Viele, so auch ich, machen das Ganze morgens lieber unter der Dusche, da ist es nicht so bitter. Die Kinder haben es besser, die schauen ungeduldig auf ihre Sanduhr. Diese zwei mal zwei Minuten ziehen sich wie Kaugummi jeden Tag. Alle anderen Phasen des Zeittotschalgens haben wir neuerdings gut im Griff mit unserem Internet, WhatsApp und anderer Schnickschnack – Ablenkungsmöglichkeiten auf dem ach so smartem Smartphone.

Aber heute habe ich kein Handy, kein Internet und auch kein Spiegel, keine Sanduhr und auch unter die Dusche kann ich nicht ausweichen - leider.

Und es sind weit mehr als zwei Minuten - deutlich größere ereignisarme Zeiträume sind zu überbrücken.

Am Anfang versuche ich die Sinne zu schärfen, vielleicht hilft das als Ablenkung.

Hören ist schwierig, meine Kopfbedeckung wirkt wie ein Filter. Nur leise vernehme ich ein leises Rauschen, ist wahrscheinlich die Pumpe des Aquariums. Noch leiser, kaum wahrnehmbar das Ticken einer Uhr. Ich kann mich aber nicht genug darauf konzentrieren um die Sekunden als Zeitvertreib zu zählen. Das monotone Tick Tack ist zu leise. Meine eigene Atmung ist das vordergründige Geräusch. Echt langweilig, sich selbst zwanzig Mal pro Minute beim Luftholen zuzuhören. Nach hundertelf höre ich auf zu zählen. Ich habe mit Erschrecken ausgerechnet, es sind nur fünf Minuten bei hundert Atemzügen vergangen. Ich müsste bis tausend Mal die Atmungen zählen, für eine ganze Stunde.

Sehen geht gut. Der zweite Sinn eines Menschen klappt, aber nur in eine Richtung und die ist langweilig. Es bewegt sich nichts, es verändert sich nichts und mein Blickfeld ist stark eingeschränkt. Ich entdecke eine karierte Sofadecke und zähle die sichtbaren obenliegenden Karofelder. Diese Decke ist viermal gefaltet, also rechne ich es mal spaßeshalber aus. Es gibt zweihundertsechzehn Karos oben, hundertacht schwarze, und hundertachte rote. Wahrscheinlich auch auf beiden Seiten. Das braucht man nicht zum Schach- oder Mühle- Spielen. Geht aber nicht, da weit und breit kein Gegner verfügbar ist.
Was könnte ich noch zählen?
Leider gibt es kein Bücherregal, sonst könnte ich die Buchdeckel studieren. Andererseits, bei diesem Dämmerlicht würde das wahrscheinlich nicht mal klappen.

Riechen kann ich mir sparen, hier ist kein zweiter Geruch wahrnehmbar, da bin nur ich, mein Schweiß und meine Kleidung - sonst nichts. Der Raum schnuppert nach nichts, nicht einmal nach Reinigungsmittel, und er ist eindeutig zu warm für die Jahreszeit. Es ist früher Nachmittag und mein Schwitzen erzeugt mein eigenes Aroma. Für das Schwitzen ist die Haut ja gemacht, Wärmehaushalt ausgleichen und so, habe ich mal in Biologie gelernt. Der Schweiß ist intensiv und ich bezweifle, ob sich da ein frisches Steak vom Grill bis in meine Nase vorkämpfen könnte. Der Gedanken ist gut, ein frisches Steak wäre jetzt keine schlechte Idee und ein Bier. Andererseits bin ich überhaupt nicht hungrig oder durstig - eher im Gegenteil. Mein Magen signalisiert mir ein Völlegefühl, keinen Bissen würde ich jetzt runter bekommen. Ich schweife ab, erinnere mich an eine ähnliche Geruchsintensivität, nur im Heu. Wenn wir es mit Opa zusammenrechten und auf dem Wagen verluden, dann duftete es so aufdringlich, dass nichts Anderes zur Nase durchdrang, nicht mal der Duft von frischen Erdbeeren oder Kaffee, den die Oma uns brachte.

Apropos Erdbeeren, der Geschmacksinn ist ebenso gleich null.
Jetzt ein Kaffee trinken, das wäre genial. Ich Idiot, wieso bin ich jetzt gedanklich in diese Richtung abgebogen. Man kann sich das Leben aber auch selbst schwermachen.

Bleibt das Fühlen, die Haut ist ja schließlich das größte Sinnesorgan. Eigentlich eine gute Idee für Jogaexperten. Vergessen wir das, ich habe keine Ahnung von Joga. Dieser Gedankengang bringt nichts und vertreibt nicht die Zeit. Wohin ich auch fühle, es ist eng und warm und schwitzig. Fast schon wie zu heiß gebadet und dadurch dann halt ein Zustand schweißgebadet. Blödes Wortspiel. Irgendwie wie früher als Kind, wenn ich Grippe hatte, in die Badewanne musste und in eine dicke Decke eingewickelt wurde. Nein, heute ist es ganz anders. Es tut nichts weh, nicht wie eine Erkältung. Nichts, was nicht auszuhalten ist oder Sorgen bereitet aber wie früher restriktiv, eng umschlungen überall, wie damals als Kind mit Fieber im Bett – heute nur eben ohne Fieber.
Wenn ich ganz unten am Körper anfange zu fühlen, dann spüre ich jeden einzelnen Zeh. Ich denke mich die Beine lang hoch. Auch da kribbelt es, ich kann diese ein wenig bewegen, zur Verbesserung der Durchblutung. Weiter oben im Schritt fühlt es sich sehr nass an, aber dennoch nicht unangenehm. Das Adjektiv unangenehm passt eher auf der anderen Seite. Am Hintern, der die Stuhlfläche berührt. Da fällt mir spontan zur Beschreibung der Situation nur der Ausdruck ein: "Ich bin am Arsch". Ich lache ein wenig vor mich hin.
Weiter oben beim Fühlen, am Bauch und um die Taille das ist heftiger, atmen fällt schwer. Ich sollte besser kleine Atemzüge nehmen, die Lungen nur halb füllen. So wandert meine Selbstbeobachtung zielgerichtet weiter, wie beim Joga, von dem ich keine Ahnung habe, wie das geht. Bewusst mache ich mich her über meinen Körper, über die Brust, die Arme bis zu den Fingerspitzen und zurück. Das Gefühl am Hals ähnelt dem der Taille, hier ein bisschen doppelt, nicht nur beim Atmen auch beim Schlucken. Meine gedanklichen Erkundungen am Kopf ergeben ein ähnliches Gefühl, restriktiv, verschwitzt aber nicht unangenehm.
Ich ende bei den Ohren und stelle betrübt fest: "Es gibt nichts Neues zu hören!"
Leises Rauschen vom Aquarium und "Tick- Tack" von der Uhr.

Offensichtlich bin ich jetzt durch mit den Sinnesorganen, wieviel Zeit mag vergangen sein? Man überschätzt solche Selbstbeobachtungsvorgänge leicht. Vielleicht sind ja zwanzig Minuten vergangen, hoffe ich.
Der Vergleich mit dem kranken fiebrigen Kind, welches im Bett schwitzend auf Besserung hofft, passt gut zu meiner Lage. Da muss ich jetzt wohl durch.

Was könnte ich jetzt als nächstes denken, frage ich mich. Dann entscheide ich mich für das Naheliegende. Ich stelle mir Fragen und beantworte diese:
Bin ich müde oder top fit? - Ja bin ich, beides.
Bin ich glücklich? - Die Antwort ist schon schwieriger, ich fange an zu grübeln.
Was ist Glück? - Oh Gott seid Dank, ich habe was gefunden, worüber ich länger nachdenken kann. Wenn man Wikipedia am meisten braucht ist es gerade unerreichbar. So ein Mist, die Glücksdefinition des Lexikons bräuchte ich gerade. Vielleicht klappt es ja mit einem Adjektiv.
Bin ich glücklich, jetzt gerade in diesem Moment? Irgendwie ambivalent.
Ja, jetzt gerade fühle ich mich pudelwohl - nein jetzt gerade ist mir langweilig.
Wann war der glücklichste Moment in meinem Leben? - Jetzt nähern wir uns des Pudels Kern, dem Glückskern. Ich fühle mich jetzt glücklich. Ich versuche mich an meiner Glückdefinition. Glück ist, wenn ich mich verändere, wenn ich Neuland betrete, wenn sich was Unerwartetes tut. Somit ist mein ganzes Leben von Glücksmomenten durchströmt, von fortlaufenden neuen Eindrücken / Erlebnissen durchzogen. So in etwa ergibt das ein tragfähiges Bild. Ich stolpere durch mein jugendliches Leben und genieße die Neuigkeiten und sauge sie ein, wie ein trockener Schwamm das Wasser. Ganz früher war ich mal glücklich beim Cowboy und Indianer spielen, das weiß ich noch ganz genau. Vor meinen Augen taucht der Moment wieder auf, als eine Freundin aus dem Dorf mit Feder im Haar und mit einem Lächeln den Apfelbaum zum Marterpfahl deklarierte. Dann kamen eine Wäscheleine und ihr Kopftuch als Augenbinde ins Spiel. Auch die Faschingsparty dieses Jahr war der Hammer, pures Glück mit Bolero.
Schönes Kopfkino, aber so ganz passen die Bilder nicht. Ich bin doch kein Glücksritter oder ein Abenteurer, der immer wieder neue, bessere und stärkere Eindrücke sucht.
Oder doch?
Bin ich ein Junkie, der die Dosis immer wieder erhöht, damit der Kick bleibt? Nein, das passt nicht, auch Wiederholungen lassen meinen Körper von Glück durchströmen. Jetzt habe ich wieder den Geruch von einem Steak im Sinn und bekomme glücklichen wiederholbaren Hunger.
Ich sollte lieber an Sex denken? Da ist die Wiederholung auch kein Hindernis fürs Glück.
Schon eigenartig, wenn ich so meine Erfahrungen durch den Kopf gehen lassen: Die Erste ist noch präsent, ein Luder vor dem Herrn. Sie war acht Jahre älter als ich.
Warum fällt mir der Name der dritten nicht mehr ein?
Angeber!
So viele waren es ja gar nicht.
Stimmt auch wieder.
Ich denke an die letzte Nacht mit Anna und schließe gedankenverloren die Augen.

Kurz darauf bin ich eingeschlummert.

Kapitel 1
Was tun? Kochen lernen?

Gerda: Der Name kommt aus dem Altisländischen und bedeutet in etwa die Beschützerin. Eigentlich meint der Name Einhegung oder auch Schutzzaun. Erstmals kam der Name im 19. Jahrhundert in Deutschland auf. Er galt damals als modern und neu, im 21. Jahrhundert wurde er eher seltener gewählt und lag auf Platz 453 der beliebtesten Frauennamen Deutschlands.

"Hallo Tante Gerda, hier ist Ralph!"
So begann das Telefonat eines neunzehneinhalb Jahre alten Mannes aus Garmischpartenkirchen mit seiner Großtante in München. Gerda ist die Cousine seiner richtigen Tante mütterlicherseits. Somit eigentlich gar keine richtige Großtante, sondern eher so eine Freundin der Familie. Der Begriff Tante war nach und nach in die Familie reingesickert. Der Großteil der Familie lebte am Rande der Alpen und sie titulierten alle Gerda despektierlich "Die Tante aus der Hauptstadt". Irgendwann war das Despektierliche weg und man begann sie schlicht Tante Gerda zu nennen.
"Hallo Ralph, das ist ja eine Überraschung, wir haben uns ja bestimmt seit Ostern nicht mehr gesehen oder gesprochen. Wie geht's?"
"Alles gut bei uns, Tante. Aber ist das wirklich schon so lange her, dass du bei uns warst? War das Ostern?"
"Ja."
"Das ist in der Tat lange her. Was macht das Leben in unserer wunderschönen Bayrischen Landeshauptstadt?" Er lachte, als hätte er einen guten Witz gemacht.
"Na, wie soll es gehen, mein Schatz. Großstadt halt, ist halt nicht wie in Oberbayern. Mir fehlen die wunderschöne unberührte Natur, die herrlichen Bergen und die glücklichen Kühe -- und natürlich auch die vielen schlauen Bauern. Haben wir hier gar nicht, nur Stadtschnösel!" Jetzt war sie es, die herzhaft lachte.
"Gut gekontert!"
"Was verschafft mir die Ehre?"
"Ich werde in deine wunderschöne Hauptstadt übersiedeln. Die Maximilian Uni hat mir vor einer Woche zugesagt. In drei Wochen fange ich an Jura zu studieren!"
"Wow! Das sind in der Tat gute Nachrichten. Ich wusste gar nicht, dass dein Abi so gut war. Das freut mich!"
"Nein, das Abi war zwar gut aber nicht so gut. Musste ein Jahr Wartezeit überbrücken. Hat sich aber gelohnt. Die zwölf Monate beim Zivildienst im Krankenwagen waren auch nicht schlecht. Ich habe viel gelernt!"
"Ja, hast du Ostern ja schon erzählt. Das wäre aber immer noch nichts für mich, mit den ganzen Kranken, Notfällen und Skiunfällen. Ich darf gar nicht dran denken."
"Ach, so schlimm war es nicht. Man bekommt ein Gefühl dafür, wie wichtig es ist gesund und munter zu sein. Und wie schlimm es kommen kann, von einer Minute zur anderen. By the way: Wie geht es dir? Alles gesund und munter?"
"Natürlich! Weißt doch, einmal die Woche Sport und kein Mann daheim sind die besten Voraussetzungen um 100 Jahre alt zu werden!"
Ralph mochte den Humor seiner Tante und ließ wieder sein herzhaftes Lachen freien Lauf.
"Du Tante Gerda?", wechselte er unvermittelt das Thema, "kennst du jemanden, der in München was vermietet, ein Zimmer oder eine kleine Wohnung?"
"Hmm… schwierig. Lass mich nachdenken! Logisch, du brauchst eine Wohnung. Kannst ja nicht immer von Garmisch hierher pendeln!" Sie überlegte. "Leider nein. Auf Anhieb fällt mir keiner ein. Ich kann aber mal rumtelefonieren. Ich kenn' ja ein paar Leute hier in München!"
"Das wäre Klasse!"
"Was darf's denn kosten? Und für wie lange?"
"Na, 500€ wäre schon okay. Und ich glaube, ich brauche es bestimmt für ein paar Wochen bis ich was Festes finde oder einen Platz in einer WG erobere! Ich befürchte es wird nicht leicht!"
"Pass auf. Ich bin morgen beim Kaffeekränzchen und höre mich ein wenig um. Und dann melde ich mich übermorgen bei dir!"
"Super! Ich versuche mal parallel weiter was über die Zeitungsannoncen zu bekommen und dann telefonieren wir wieder!"
Es entstand eine Pause und beide waren beim Nachdenken wie sie es anstellen könnten.
"Und sonst?", fragte Ralph verlegen, weil er nicht wusste was er noch sagen oder fragen sollte.
"Nichts Neues!"
"Bist immer noch bei den Bavaria Studios?"
"Ja, ja. So in etwa. Du weißt ja, fest anstellen werden die mich nicht mehr. Aber sie rufen noch regelmäßig an und geben mir den einen oder anderen Auftrag!"
"War auch wer dabei, den ich kenne?"
Sie lacht wieder. "Nein! Ich glaube die Stars bekomm' ich in meinem Leben nicht mehr. Und die Komparsen die ich schminke, kennst du nicht. Aus Garmisch war auch lange kein Laiendarsteller mehr dabei. Heimatfilme im Dirndl machen die gerade nicht!"
Wieder ein Lacher: "Ich will aber nicht meckern. Es ist gut und leicht verdientes Geld und allemal besser als im Supermarkt an der Kasse sitzen."
Dann ergänzte sie nachdenklich: "Und ich bin mein eigener Herr. Ist auch wichtig!
"Stimmt!"
"Na dann, mein Junge, machen wir mal Schluss und reden übermorgen weiter!"
"Gut. Ich wünsch' dir was. Tschüss!"
"Dir auch, Tschüss!"

*****

Ralph freute sich einerseits sehr darüber, dass er den Studienplatz ergattert hatte, andererseits schien München eigentlich eine Nummer zu teuer für ihn. Seine Eltern würden ihn nur bedingt unterstützen können. Und die 500€, die er seiner Tante eben genannt hatte, gingen vielleicht ein halbes Jahr gut. Dann bräuchte er dringend einen Nebenjob. Ob Gerda ihm helfen könnte bezweifelte er, aber ihm fiel nicht mehr viel ein, nachdem er eine Woche ununterbrochen versucht hatte was zu finden. Egal wie er es anstellte, es gab kein noch so kleines positives Signal. Alle die er kannte, hatte er schon kontaktiert und auf über 100 Anzeigen reagiert. Und dieses ohne auch nur einen Schritt voran zu kommen. Vielleicht waren die 500€/Monat einfach ein zu geringes Einstiegsniveau? Aber bei 800€ wäre er nach vier Monaten pleite. So viel Geld hatte er nun doch nicht das letzte Jahr zurücklegen können.
‚Was soll's, es sind ja noch drei Woche Zeit!', dachte er und erhöhte seine innere Hemmschwelle auf 750€.

Gerda dachte nicht anders und überlegte, wie sie es anstellen könne und telefonierte zunächst mit ihrer besten Freundin. Das war ernüchternd, sie hatte wie erwartet bereits einiges an Erfahrung mit dem Thema ‚Studentenbude mieten in München' und machte Gerda wenig Hoffnung. Gerda erhöhte innerlich auch auf 750€/Monat und dachte: ‚Muss ich halt dem Jungen ein bisschen was dazu geben'. Sie gab nicht auf und hoffte weiter auf ihren großen Bekanntenkreis und das Kaffeekränzchen am nächsten Tag. ‚Zum Glück habe ich damals die Wohnung gekauft und kann jetzt sorglos in die Zukunft schauen', dachte sie. Sie freute sich über ihre eigenen vier Wände schaute auf ihr Königreich mit der Eichenschrankwand und dem Aquarium. Mit einem Lächeln gab sie den Fischen ein wenig Futter und genoss das einsetzende rege Tummeln im Becken…

"Hallo Ralph, hier ist Tante Gerda!"
"Hallo! Das freut mich, dass du anrufst!"
"Ja, hatten wir ja so besprochen. Und was gibt's Neues mit der Wohnungssuche?"
"Leider nichts Gutes. Ich habe sogar auf 750€ erhöht, aber bisher noch nichts fest eingetütet. Wird wohl noch ein paar Tage dauern!"
"Du, ich habe leider auch kein Glück gehabt, obwohl ich immer dachte, dass ich Gott und die Welt kenne. Aber beim Thema Zimmervermietung war ich nicht erfolgreich! Irgendwie haben zwar manche ihre Kinder aus dem Haus, aber das frei gewordene Zimmer wollen sie dann doch nicht hergeben. Das Zusatzeinkommen brauchen die meisten dann doch irgendwie auch nicht – halt Münchner Schickeria!"
"Hmm… Habe ich mir fast gedacht. Das ist hier in Garmisch auch nicht anders. Viele wohnen zu zweit in riesen Häusern, wenn die Kinder ausgeflogen sind!"

"Es gibt ein befreundetes Paar, die Schmiedlers, die sehr wohlwollend und hellhörig waren", sagte Tante Gerda lachend, "aber du bist leider keine Haushaltshilfe, sondern nur ein Student! Sie suchen seit Monaten nach Unterstützung, nachdem sie ihre langjährige Hilfe Melanie aus der Ukraine rausgeschmissen haben. Die Schmiedlers bedauern das immer noch sehr. Es war ja eigentlich nur eine Kleinigkeit. Das Mädel war nach vier Jahren guten Diensten einem anderen Ukrainer verfallen und hatte diesen über Nacht mitgebracht. Dann fehlten auf einmal ein Laptop und wenig später die Fotoausrüstung. Und so kam eins zum anderen!"
"Hmm…ich verstehe!"
"Jetzt suchen und suchen sie und würden am liebsten eine Hilfe aus gutem Hause nehmen, mit tadellosem Leumund und natürlich besten Referenzen, und sind bereit sogar 2200€ pro Monat zu zahlen! Aber einen Studenten konnte ich ihnen nicht aufschwatzen. Auch dass du 500€ im Monat zahlen würdest, und auch bei 750€, hörte ich nur: ‚Geld brauchen wir nicht!'. Typisch München, alle reich!"

Nachdenkliches Schweigen unterbrach das rege Gespräch.
"Also jetzt fange am Montag erstmal mit dem Studieren an und wir beide versuchen weiter die nächsten Tage unser Bestes, um was zu finden. Wenn alle Stricke reißen, rufst' halt Montag durch und bekommst mein Sofa für eine Nacht."
"Oh Tantchen! Das ist furchtbar nett von dir!"
"Hey, hey! Nenne mich nicht Tantchen", drohte sie. "Du weißt genau, dass ich das nicht mag!"
"Sorry, Tante Gerda. Ich meine nur, super wenn ich ein paar Mal bei dir schlafen könnte und nicht jeden Abend nach Garmisch pendeln muss!"
"Freu dich nicht zu früh", sagte sie mit einem schelmischen Lachen. "Bei mir auf der Couch zu wohnen ist kein Zuckerschlecken!"
"Das würde ich schon aushalten. Ich melde mich auf jeden Fall, liebe Tante. Bis dann!"
"Bis dann!"

Die nächsten Tage vergingen wie im Fluge, aber weder Ralph noch Gerda hatten Glück. Und so begann das neue Studienjahr ohne Dach über dem Kopf. Auch der Montag war nicht erfolgreich, und die wenigen Angebote am schwarzen Brett der Mensa hatten keine einzige Telefonnummer mehr zum Abreißen. Es war mehr oder weniger auch das Hauptgesprächsthema der Erstsemester. Ralph schätzte, dass es mehr als 20% aller Kommilitonen genau so erging wie ihm. Und viele weitere hatten nur eine Notunterkunft für ein paar Tage. Er entschied sich dagegen, abends Gerda anzurufen, und pendelte zwischen Garmisch und München.

Der Dienstag war kein guter Tag. Er war übermüdet von der Fahrerei, gefrustet von der parallelen Anstrengung auf der Suche nach einer Bleibe, und dem Stress der ersten Studientage. Er entschied sich im Auto zu schlafen. Er merkte gleich, dass auf dem Parkplatz des Unisportplatzes einige dieselbe Idee hatten. Und so wurde es an einem schönen Herbsttag zu einem ausgelassenen Grillfest. Die kleine Party dauerte bis weit nach Mitternacht. Not macht erfinderisch und schweißt zusammen.

Am Mittwoch schlug das Wetter um, und Ralph fuhr wieder den weiten Weg nach Hause hin und zurück. Donnerstagabend hatte er auf der Autobahn die Faxen dicke und entschied den Freitag zu schwänzen und in Garmisch daheim zu bleiben. Natürlich sehr zum Missfallen seiner Eltern! So müde wie an diesem Wochenende war er noch nie in seinem Leben gewesen. So sehr er sich auch bemühte, ein Erfolg stellte sich bei der Wohnungssuche nicht ein. So rief er Sonntag Tante Gerda an, die ihm leider auch keine erfreulichen Neuigkeiten unterbreiten konnte. Außer den Schmiedlers war keiner weit und breit bereit Fremde in sein Haus aufzunehmen. Und auch die Schmiedlers waren unverändert nicht interessiert an Studenten, nur an Haushaltshilfen.

"Tante Gerda, für nächste Woche ist kein gutes Wetter vorhergesagt. Kann ich auf dein Angebot mit der Couch gegebenenfalls zurückkommen?"
"Hmm… Jungchen, du kennst ja meine kleine Wohnung. Wir zwei da drin, das geht nicht lange gut!"
Ralph spürte durch die lange Pause, wie schwer es Tante Gerda fiel, bevor sie weitersprach: "Aber wenn alle Stricke reißen, und es zu kalt im Auto ist, kannst du ja mal eine Woche bei mir übernachten. Wir werden uns schon arrangieren!"
"Du bist ein Schatz, Tante Gerda!"
"Freu' dich nicht zu früh! Du weißt gar nicht, wie zickig ich sein kann!"
"Du, ich bin hart im Nehmen und kann mich auf deine Bedürfnisse einstellen. Versprochen!"
"Na, Jungchen, warte mal lieber ab. Nicht dass du nach ein paar Nächten Reißaus nimmst vor deiner schrulligen Tante!"
Sie lachten von ganzem Herzen und verblieben dass sie Montag gegen 14:00 Uhr miteinander telefonieren wollten.

Ralph fuhr mit gutem Gewissen und voller Hoffnung Montagmorgen nach München, und startete voller Elan in die zweite Woche. Er bemerkte aber sofort den versäumten Stoff vom Freitag. So ginge das nicht auf Dauer gut. Er musste dringend Disziplin wahren und sich auf den Hosenboden setzen, sonst würde er innerhalb von wenigen Wochen den Anschluss verpassen.
"Hallo Tante Gerda. Ich bin's, Ralph!"
"Hab' ich mir fast gedacht. Es ist genau 14:00 Uhr. Ich mag pünktliche Leute!"
"Ginge es heute Abend? Und wann passt es dir am besten? Ich kann mich da ganz und gar nach dir richten. Ich kann auch jederzeit in der Unibibliothek lernen!"
"Mach' wie du denkst. Entweder gegen 6 oder nach 8. Dazwischen wäre es mir nicht so recht! Wenn du um sechs kommst, könnten wir gemeinsam Essen und ich hätte Gesellschaft."
"Danke für dein Angebot. Dann bin ich gern deine Gesellschaft heute Abend und wir spielen dinner-for-one."
Sie hatten eindeutig den gleichen Humor. Gerda lachte schallend und meinte: "Ich habe kein Eisbärfell. Was nun?"
"Bringe ich mit", erwiderte Ralph frohgelaunt, und fröhlich in die Zukunft schauend.
"Bis nachher!"

*****

Die zweite Woche war rum und Ralph fuhr nach der Woche bei Gerda am Freitagabend nach Hause. Jetzt hatte er ein wenig Zeit, das Erlebte zu verarbeiten. Das Tempo, welches an der Uni vorgelegt wurde, hatte deutlich angezogen und es war definitiv von Nöten die Pendelei auf ein Minimum einzuschränken. Er hatte jeden Abend bis fast Mitternacht gearbeitet und den verpassten Freitag nahezu aufgeholt, aber der Koffer war immer noch randvoll mit Hausaufgaben für das Wochenende. Die Wohnungssuche war noch nicht erfolgreicher, aber die 4 Nächte bei Tante Gerda hatten besser geklappt als gedacht. Man war verblieben, am Montag wiederum um 14:00 Uhr zu telefonieren.

Auf der Heimfahrt war genügend Zeit die Woche Review passieren zu lassen und das Eine oder Andere zu durchdenken. Der Empfang bei Tante Gerda am Montag gegen sechs hätte nicht herzlicher ausfallen können. Ralph hatte den weißen Schonbezug seines Fahrersitzes abmontiert. Das war ein "Erbe" seines Vaters, welcher der Vorbesitzer des Audi-80 war. Diesen Schonbezug präsentierte er als das Eisbärfell für dinner-for-one. Sie lachte und bat ihn und seinen "weißen Freund" herein. Sie öffnete zunächst eine Flasche Weißwein, die er vorsorglich für das Dinner mitgebracht hatte.

Ralph war mehr als erstaunt seine Tante in ihrer häuslichen Umgebung so gut gekleidet anzutreffen. Sie trug eine weiße glänzende Satinbluse mit einem hohen Kragen, langen weit geschnittenen Ärmeln und einer Schleife um den Hals. Dazu einen schwarzen Lederrock, der bis zu den Knien reichte, schwarze Strümpfe und modische Lederpumps. Sie hatte ihre schwarzen Haare kunstvoll hochgesteckt, ein modisches Makeup angelegt und auffällige Ohrringe angesteckt. Die Gesamterscheinung war beeindruckend Lady-like, und Ralph betrachtete sie einige Sekunden verstohlen, eher er ein, "Wow! Tante Gerda, du siehst toll aus", herausbrachte.
"Danke, mein Junge. Hat dir deine Mutter eigentlich erzählt, warum ich auf Punkt um 6 oder nach 8 Uhr bestanden habe?"
"Nein, wieso?"
"Es ist so ein Spleen von mir. Der stammt noch von unserer Großmutter. Den ich nie ablegen mochte, auch wenn ich allein lebe!"
"Erzähl! Jetzt bin ich aber gespannt!"
"Um sechs beginne ich jeden Wochentag zu kochen, und um acht bin ich fertig mit dem Essen, und will die Küche wieder aufgeräumt haben - pünktlich zur Tagesschau!"
"Und das hältst du jeden Tag ein?"
"Ja. Mehr oder weniger schon. Manchmal bin ich schon 10 vor acht fertig", sagte sie und legte ein verschmitztes Lächeln auf.

Sie begann zu kochen. Es gab Hähnchenbrust mit Currysoße und dazu ein paar Kartoffeln und Salat. Sie sprachen die ganze Zeit über dies und das, Eisbären, dinner-for-one, das begonnene Studium, die Wohnungsnot in München und natürlich die ewige Frage: Bayern oder 1860. Tante Gerda war natürlich die traditionsbewusste 60-er Fan und hielt nicht viel von den "Geldsäcken" und der "zusammengekauften Meisterschaft". Ralph wehrte sich für seine Mannschaft nach bestem Wissen und Gewissen. Aber es wurde nie ärgerlich und blieb neckisch und freundlich. Als sie fertig gegessen hatten, war auch die Flasche fast geleert. Beide waren sich einig, es war ein tolles Essen und man hätte schon viel früher Mal so was machen können.

"Mitgegessen bedeutet Mitgefangen! Jetzt musst du mir beim Spülen helfen", bestimmte sie mit klarer Ansage, die keinen Widerspruch duldete. Dann reichte sie ihm zwei orangene Gummihandschuhe. "Du spülst und ich trockne ab", bestimmte sie.
"Hä? Wieso hast du keine Spülmaschine?"
"Was soll ich mit so einem neumodischen Zeug? Einmal pro Woche laufen lassen? Für mich als Single? So ein Quatsch kommt mir gar nicht in die Wohnung. Ich habe meinen eigenen Rhythmus und gut ist."
Widerwillig zog er die orangenen Handschuhe an und dann erledigten sie die Arbeit. Gemeinsam waren sie in wenigen Minuten fertig und die Küche blitzte wieder wie vorher. Ralph wurde angewiesen den kleinen Schreibtisch im Schlafzimmer zum Lernen zu nutzen.

"Die Idee ist gut. Aber störe ich dich auch nicht zu sehr?"
"Naja, ist schon eine Umstellung für mich. Aber wenn du unsere Regeln halbwegs befolgst, wird es schon gehen. Ist ja nicht für länger."
"Danke! Bist ein Schatz."
"Jetzt lernst du zwei Stunden. Und um viertel nach zehn wechseln wir die Zimmer. Ich ins Bett und du auf die Couch."
"Okay", sagte er, ging mit seinem Unirucksack ins Schlafzimmer, und fand in der hintersten Ecke einen kleinen Schreibtisch, den seine Tante komplett leergeräumt hatte. Der Abend verging wie im Fluge und auch am Morgen beim Frühstück lief diese ungewöhnliche neue WG reibungslos.
"Tschüss, und viel Erfolg bei der Wohnungssuche und beim Studium", war der Spruch, den er ab sofort jeden Morgen halb acht hörte.
Er dachte dabei: ‚Die Reihenfolge ist bestimmt beabsichtigt. Erst Wohnung finden mit Prio Eins. Sie will mich schnell wieder loswerden.'
Er konnte seine Tante verstehen und war dankbar für ihr Angebot und ihr offenes Herz.

Am Donnerstagabend verblieben nach dem Spülen noch 13 Minuten bis zur Tagesschau und Tante Gerda lenkte das Gespräch auf die Wohnungssuche bzw. den anhaltenden Misserfolg.
"Mir scheint, wir sollten das nicht aus den Augen verlieren, auch wenn es die letzten vier Tage gut geklappt hat, oder?"
"Da hast du Recht. Irgendwie ist es mir schon peinlich, wie ich dir zur Last falle!"
"So groß ist die Last nun auch wieder nicht. Aber ein paar Regeln werden uns daran erinnern, daraus keinen Dauerzustand zu machen!"
"Woran denkst du?", fragte Ralph und ergänzte: "Oder soll ich besser fragen: Woran denken Sie, Miss Sophie?" Es war in den letzten Tagen zu einem Running- Gag geworden immer wieder auf den Film von 1963 zu referenzieren.
Tante Gerda grinste. "Die Anrede mit ‚Miss' gefällt mir!"
Dann blickte sie schelmisch in Ralphs Richtung und erläuterte: "Immer wenn du Montags wieder auftauchst, werde ich mir eine zusätzliche Entlastung für mich überlegen. Das ist gleichbedeutend mit einer zusätzlichen Haushaltslast für dich. Und…". fügte sie hinzu, "…ich schmücke dich jedes Mal mit einem zusätzlichen Kleidungsstück als Haushaltshilfe. Das wird deiner neuen Stellung gerecht. So wird es dir Woche für Woche unangenehmer bei mir zu bleiben und wir beide sorgen so für ein angenehmeres Miteinander ohne Übervorteilung oder Schuldgefühle."
"Klingt wie ein lang gehegter Plan! Mal im Klartext, du diabolische Miss Sophie. Du willst mich zu deinem Haushaltshelfer machen?"
"Ich verleide dir den Aufenthalt mehr und mehr und erhöhe den Druck auf dich. Gleichzeitig entlaste ich mich mehr und mehr und empfinde es weniger störend, wenn du länger bleibst!"
"Ein wahrlich genialer und schelmischer Plan. Da lass' ich mich mal überraschen", sagte er lachend und schlug ein. "Wenn es zu hart kommt, schlafe ich wieder im Auto!"

Beim Reflektieren auf der Heimfahrt am Freitag, konnte er sich zwar immer noch keinen genauen Reim darauf machen und fragte sich in Gedanken: ‚Was hat sie wohl vor?'
Wenn man es richtig bedachte, war es alles in allem eine vernünftig abgestufte Eskalation. In einer schwierigen, von beiden nicht gewollten Situation, vielleicht gar nicht verkehrt.

*****

Am darauffolgenden Montag sah es nicht besser aus. Er musste sich eingestehen, dass er wiederum nur die Wahl hatte zwischen der weiten Fahrt nach Hause, im Auto zu schlafen, oder seine Tante anzurufen. Irgendwie mochte er sie nach der gemeinsamen Woche mehr als zuvor, auch wenn sie alles in allem deutlich älter war und auch ein wenig schrullig. Er gestand sich ein, dass er gern noch eine Woche bei ihr verbringen würde. So rief er sie an und sie sagte einer zweiten Woche zu.

Kaum war Ralph zur Tür rein, konnte sich Gerda nicht mehr halten. "Ab heute mach' ich es mir nach dem Essen gemütlich", zwitscherte sie wie ein Teenager, "Gemütlich, gemütlich, trallala!"
"Wie, was, wo?"
"Na, nie wieder abwaschen!"
Er schaute sie fragend und verwirrt an.
"Na, die zweite Woche bedeutet die zweite unangenehme Hausarbeit, die ich an dich übertragen werde. Du bist meine helfende Fee!"
"Ok, war ja so abgemacht. Was ist es, was ich ab heute auch noch übernehmen soll? Komm', raus mit der Sprache. Ich versteh' es nicht!"
"Na, ab sofort spülst du nicht nur, sondern du machst auch die Abtrocken- Arbeit und bringst die Küche pikobello auf Vordermann. Ich dagegen sitze gemütlich in meinem Wohnzimmer und freue mich schon mal 20 Minuten früher auf die Tagesschau!"
"Na, das ist kein Big- Deal", gab er lachend zurück. "Das hast du dir verdient, als Ausgleich dafür, dass ich dich jeden Abend störe. Mach' nur und relax!"
"Freu dich nicht zu früh. Neben der Entlastung des Abtrocknens habe ich dir noch ein kleines Zusatzhandikap hingelegt, damit der Spaß für mich lustiger wird."
Ralph schaute seine Tante fragend an.
"Na, so wie ich es letzte Woche gesagt habe. Woche für Woche ein Job mehr, und dazu ein weiteres Kleidungsstück, damit die Hausarbeit nicht deine Sachen verschmutzt. So wird der Druck immer höher ernsthaft nach einer Bleibe zu suchen. Schau in die Küche. Da liegt eine nagelneue Schürze für dich!"
"Das ist nicht dein Ernst. Ich brauche doch zum Abwaschen keine Schürze."
"Doch brauchst du!" Sie grinste ihn hoch erfreut über ihren neckischen Plan breit an. "Und das ist definitiv mein letztes Wort."
Sie duldete keinen Widerstand, das war nun klar. Nun wurde Ralph bewusst, was sie wirklich gemeint hatte, als sie davon sprach, ihn wie eine Haushaltshilfe zu kleiden. Jetzt machte sie ernst.

"Na gut", sagte er. "Du sollst deinen Spaß haben." Er zwinkerte ihr nach dem Essen zu und ging in die Küche. Dort nahm er aus einer bereitgelegten durchsichtigen Tüte eine große weiße Schürze heraus. Was war das? Diese Schürze war ja aus Latex und ziemlich dick und schwer und hatte altmodische Rüschen am Saum und an den Trägern. Noch dazu war sie offensichtlich nagelneu und noch dazu sehr lang und reichte ihm bis zu den Knöcheln.
"Hast du das Gummi-Ungetüm extra gekauft?", fragte er Richtung Wohnzimmer.
"Na klar! Ich will doch auch meinen Spaß haben."
So zog er wohl oder übel das Band der Schürze über den Kopf. Dann schlang Ralph die beiden Seitenflügel um seinen Körper, wickelte die breiten Bänder einmal um den Bauch, und machte eine Schleife.
‚Na, soll sie halt ihren Spaß haben', dachte er und wundert sich wie stark doch so eine neue Schürze nach Gummi riechen konnte.
Tante Gerda brachte die letzten Teller und stand grinsend in der Küchentür. "Perfekt!"
"Witzbold", knurrte er zurück. Er schaute an sich herunter. "Ich sehe aus wie eine Vogelscheuche." Jedoch der Slapstick an der Geschichte war auch irgendwie ansteckend und er konnte ihr nicht böse sein.

Als er gerade anfangen wollte zu spülen, räusperte sich Gerda. "Hallo! So haben wir nicht gewettet. Abgemacht war Woche für Woche eine neue Last. Das heißt definitiv nicht, dass du die Vereinbarung der letzten Woche weglässt."
Er schaute sie fragen an.
"Da liegen neue Handschuhe für dich. Die will ich auch an dir sehen."
Ralph wunderte sich, warum sie auch diese neue angeschafft hatte. Er hatte aber keine Lust dies auszudiskutieren und versuchte den ersten anzuziehen. Dieser war schwarz und viel länger als die alten der letzten Woche in orange. Noch ehe er fragen konnte, antwortete sie: "Die passen besser zur Schürze als die der letzten Woche. Du musst aber wahrscheinlich dein Hemd ausziehen."
"Okay, auch das noch."
Er legte die Schürze nochmal ab, zog sein langärmliches Karo- Hemd aus, und zog die Handschuhe an. Diese reichten ihm bis zum Bizeps, waren dennoch zu seiner Überraschung ganz leicht anzuziehen. Sie waren innen ein wenig eingeölt, damit man leicht hineinschlüpfen könnte. Er zog sie bis oben hin glatt und es fühle sich ungewöhnlich und angenehm zugleich an. "Schon sexy die Handschuhe", rief er lachend ins Wohnzimmer, um seiner Tante zu signalisieren, dass ihr gewünschter Strafeffekt seine Wirkung verfehlt hätte.
"Nicht rumquatschen, mach deine Arbeit", rief sie neckisch zurück und begann ihre Zeitung zu lesen. Es war ihr offensichtlich Ernst nicht mehr in der Küche beim Spülen zu helfen.

Als er fertig war, erkundigte er sich bei seiner Tante was er denn mit den Sachen machen sollte. Gerda bat ihn, diese auszuziehen und in die Badewanne zu werfen. "Ich werde die später reinigen und wegräumen. Lass das mal meine Sorge sein. Und du gehst jetzt lernen, sonst werde ich dir Beine machen!"
So schlüpfte er ins Bad und sah sich erstmals im Spiegel in dieser Aufmachung. Dabei dachte er: ‚Es ist schon eigenartig dieses Outfit. Lange schwarze Handschuhe und eine schwere Schürze wie ein Fleischermeister oder eine Reinigungskraft. Sieht aus wie in einem Fischladen oder bei einer Zofe am Hofe aus längst vergessenen Tagen. Befremdlich aber auch irgendwie unerwartet schön, diese schwarz/weiß- Kombination.'
Er grinste in den Spiegel und warf das Outfit in die Badewanne.

Er hatte diese Woche noch drei Mal die Gelegenheit dieses Outfit zu tragen. Jedes Mal lag alles akkurat vorbereitet, mit Silikonöl auf Hochglanz gebracht, auf dem Rand der Badewanne. Er gewöhnte sich schnell an den warmen Tragekomfort, den eigenartigen schweren Geruch von frischem Latex, und die Wärme die das Material auf der Haut verströmte. Er musste sich eingestehen, dass er es sogar ein wenig sexy fand.

Die dritte Studienwoche war wiederum nicht von Glück beseelt was die Wohnungssuche betraf. Und so kam es, dass er am folgenden Montag erneut bei Gerda auftauchte. Nichtsdestotrotz war Ralph sogar ein wenig gespannt darauf, was sie wohl wieder ausgeheckt hatte.
"Hallo Ralph, du bist spät dran", begrüßte sie ihn. "Lasst uns keine Zeit verlieren beim Essenmachen. Aber erstmal husch ins Bad. Ich habe dort alles bereit gelegt."
Er musste sich eingestehen, dass er ein wenig Vorfreude verspürte, als er den Raum betrat und die Handschuhe und die Schürze sah. Offensichtlich waren die schwarzen Gummistiefel die neue "Strafe". Er lachte und fragte ins Wohnzimmer hinein: "Wird die dritte Hausarbeit so schwierig, dass ich dafür Stiefel brauche? Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es irgendwo in deiner Wohnung ein Schlammbad gibt."
Sie lächelte zurück und fragte: "Gefallen sie dir?"
"Gefallen ist zu viel gesagt. Sie sind hoch und das Schwarz scheint zu dem Schwarz der Handschuhe zu passen."
Er zog wie immer sein Hemd aus, legte die Handschuhe und die Schürze an, und wollte dann in die Stiefel reinschlüpfen. Das klappte aber irgendwie nicht, da sie am oberen Rand recht eng geschnitten waren. Egal wie er es auch anstellte, die Jeanshosenbeine ließen sich nicht bändigen und wollten nicht in die Schäfte reinzurutschen.
Gerda stand amüsiert im Türrahmen und gab einen gut gemeinten Hinweis: "Ziemlich eng die Hosen von heute. Die kann man gar nicht hochkrempeln. Du wirst sie wohl ausziehen müssen."
Auch ohne Hose war es nicht ganz einfach in diese Gummidinger reinzukommen. Sie schienen eine Nummer zu klein zu sein, und zwischen Wade und Schaft passten gerade so die Daumen dazwischen um kräftig zu ziehen. Dann machte es jedoch "Plopp", und er stand im ersten drin. Auch der zweite ging nach einigem Hängen und Würgen, und er sagte zu seiner Tante: "Ich glaube, ich sollte morgen erst die Stiefel und dann die Handschuhe anziehen. Dann geht es vielleicht besser."
"Sieht gut aus", erwiderte sie. "Lauf' mal."
Er lief drei Schritte im Bad auf und ab und stellte fest, dieses waren ganz normale gut geschnittene Stiefel, die sehr bequem waren. Sie erinnerten ihm vom Design her an Stiefel, wie sie von Reitern getragen wurden, aber eben aus Gummi. Vor allem an den Waden lagen sie recht eng an, und es war dasselbe Tragegefühl wie bei den langen Handschuhen. Etwas ungewöhnlich war die nach vorn geneigte Fußhaltung, die von 4 cm hohen Absätzen verursacht wurden. Ralph nahm an, dieses sei wahrscheinlich üblich so, damit man beim Reiten einen besseren Halt in den Steigbügeln findet.

Als sie in der Küche begann das Essen vorzubereiten, merkte er, dass Gerda auch bei der Last Nummer drei gewillt war ihren Dickkopf durchzusetzen.
"Tisch decken ist ab sofort deine Aufgabe", sagte sie energisch.
"Und was machst du dann überhaupt noch?"
"Ich erhole mich", gab sie lachend zurück, "und achte auf mein Äußeres."
Ralph betrachtete sie eingehend. In der Tat! Sie achtet auf gute Kleidung und stilvolles Makeup. Sie hatte wie auch schon in den letzten Wochen wieder eine Seidenbluse angelegt, heute in sonnigem gelb. Dazu eine eng geschnittene schwarze Röhrenjeans und, verdutzt schaute der Junge zweimal hin, dazu High Heels.
"Wow Tante Gerda, putzt du dich für mich so raus?"
"Nein, mach ich immer. Eine Frau von Welt muss auf ihr Aussehen achten, sonst schauen ab einem gewissen Alter die Männer ihr nicht mehr hinterher."
"Du siehst toll aus."
"Danke"
"Darf ich fragen wie alt du bist?"
"Nein"
"Also ich würde dich in diesem Outfit und mit den wunderschönen Beinen und dem Busen, der durch den V-Ausschnitt rausblinzelt für höchstens 43 einstufen."
"Du meinst exakt so alt wie deine Mutter? Du bist nett."
"Und wie alt wirklich?"
"Musst zehn Jahre drauf packen und jetzt genug gequatscht, mach deine Arbeit!"

 Die Tischdeck-Zusatzaufgabe für die dritte Woche war jetzt weniger schwierig als erwartet. Nur das Hin- und Her zwischen Küche und Wohnstube mit den Stiefeln war ein wenig ungewohnt, und die Blockabsätze verlagerten die Last auf die Ballen. Immer wenn er den Teppich des Wohnzimmers verließ, entstand ein quietschendes Geräusch zwischen der Gummisohle und dem Linoleum. So sehr er sich auch anstrengte, er konnte es nicht vermeiden und sich nicht mehr leise im Flur oder in der Küche bewegen.
"Gut so, meine liebe Haushaltshilfe. Der Tisch sieht schon fast perfekt aus", lobte ihn seine Tante. Dann ergänzte sie: "Bitte noch Servietten hinlegen, und Messer und Gabel neu ausrichten. Es fehlt noch das Geschirr für den Kaffee danach und eine Blume als Dekoration."
Nachdenklich stand sie vor dem Tisch und lächelte über die Idee, die ihr gerade in den Sinn kam. Sie sprudelte diese sogleich raus. "Vielleicht machen wir es wirklich so wie bei dinner-for-one. Was meinst Du?"
Sie sprach weiter ohne auf seine Antwort zu warten: "Miss Sophie, also ich Miss Gerda, sitze hier. Wir ziehen den Tisch auseinander und du sitzt als Buttler, oder soll ich lieber sagen als Haushälterin…? Egal, du sitzt auf der gegenüberliegenden Seite!"
"Ist das nicht ein bisschen viel Aufwand für ein kurzes Abendessen?"
"Nein, nein. So machen wir es. Du bist ja ab sofort fürs Tischdecken verantwortlich. Also den Tisch auseinanderziehen, so richtig wie eine große Tafel. Rechts die Herrschaft und links am anderen Ende das Dienstvolk!"
"Tante Gerda, jetzt übertreibst du aber!"
"Ach i wo! Ich will unser Spiel nur ein wenig perfektionieren und den Druck auf dich ein wenig erhöhen. Du wirst es überleben", sagte sie lachend und begann ihren Plan in die Tat umzusetzen.

Das Abendessen an der langen Tafel erfolgte schon in einer leicht geänderten Atmosphäre und ein wenig "herrschaftlicher". Aber beide amüsierten sich köstlich und blödelten ein wenig rum mit dem Versuch, die Konversation in ein neues Zeitalter auszurichten.
"Wünschen Miss Gerda noch ein wenig Kaffee?"
"Ja, das ist in der Tat eine gute Idee. Schenken sie halb voll nach!"
"Sehr gern Miss."
Ralph tat beflissentlich und spielte das Spiel einfach mit Begeisterung mit. Schauspielerisches Talent hatte er schon immer gehabt.
"Was meinst du? Nur zusätzlich Tischdecken ist ein bisschen wenig, als dritte Strafe. Lasst uns beim Essen immer in die Konversationsform ‚Miss Gerda' und ‚Dienerschaft' verfallen."
"Na, wenn es ihnen eine Freude macht, ist es für ihren untertänigsten Mitarbeiter eine sehr schöne Herausforderung, die ich voller Freude annehme", gab er lachend zurück.

Alle anderen Rituale behielten sie bei, und nach acht verschwand er zum Lernen in die Arbeitsecke. Dieser Vorgang wiederholte sich täglich zwischen 6 und 8 Uhr abends.
Freitags fuhr er heim nach Garmisch. Er hatte wiederum eine Woche lang ohne Erfolg gekämpft, was die Wohnungssuche betraf. Seine Leistungen an der Uni stabilisierten sich jedoch merklich, da er täglich sein Pensum nach 8 Uhr lernte und die Fahrerei auf ein Minimum begrenzt wurde. Auch war er weit weniger abgelenkt als andere Studenten, die ihre Einkäufe selbst erledigen mussten und den einen oder anderen Abend ausgelassen in Schwabing oder bei irgendeiner Studentenparty verbrachten.

Die folgende vierte Woche begann mit einer herzlichen Umarmung und einer "Habe dich fast ein wenig vermisst"- Ansage von Gerda. Sie kam gleich zur Sache.
"Was meinst du? Müssen wir an unserem Spiel der letzten Woche was korrigieren?"
Ralph überlegte kurz: "Das mit dem Tischausziehen erscheint mir unnütz!"
Gerda lachte. Sie hatte eher erwartet, dass er mit den ungewöhnlichen Klamotten ein Problem hätte. Das mit dem Tisch war ihr eher egal, und sie entschloss sich nachzugeben und die anderen Teilerfolge sauber einzubuchen.
"Hast Recht, wir lassen den Tisch kurz. Das tut dem Spiel keinen Abbruch. Aber ich nehme mir dafür heraus, dass ich bereits gesetzte Kleidungsstücke ein wenig – sagen wir mal – nachoptimieren kann! So wie das mit den Handschuhen, die ich von orange auf schwarz verändert habe."
"Okay, okay. Mach wie du es magst. Es ist dein Spiel, und ich hoffe sowieso, dass dieses die letzte Woche ist. Nächste Woche sind Herbstferien an der Uni und da finde ich bestimmt was."
"Viel Glück wünsche ich dir von ganzem Herzen", erwiderte sie. An der Stimmlage war nicht zu deuten, ob sie seiner überdrüssig war oder im Gegenteil hoffte, er würde nichts finden.
"Die Aufgabe Nummer vier für die vierte Woche ist leicht umzusetzen. Du kochst!"
"Das ist ja wohl ein Witz oder?" Er war ein wenig entrüstet.
"Wieso?", fragte sie schnippisch zurück. "Du erleichterst mein Leben Woche für Woche ein wenig mehr. Und wenn ich nicht mehr am Herd stehen muss, ist das schon eine tolle Erleichterung!"
"Ich kann aber gar nicht kochen!"
"Bringe ich dir bei. Diese Woche gibt es nur leichte Rezepte. Es liegt alles in der Küche bereit. Aber zunächst zieh dich bitte um, wie immer im Bad."

Die Reihenfolge hatte er bereits optimiert und begann nicht mehr mit den Handschuhen, sondern mit den Stiefeln. Missmutig stellte er fest, er hatte wieder eine viel zu enge Jeans angezogen, derer er sich entledigen musste. Die Handschuhe dagegen erforderten nicht mehr, dass er das Hemd auszog. Er hatte nämlich aufgrund der warmen Herbsttemperaturen heute extra ein T-Shirt angezogen, welches in grauem Farbton recht gut zu den schwarzen Handschuhen und der weißen Schürze passte. Mit dem großen viereckigen transparenten Latextuch, welches an jenem Tag zusätzlich auf dem Wannenrand lag, konnte er sich keinen Reim drauf machen.
"Tante Gerda, was ist das?"
"Ein Kopftuch natürlich, du Dummerchen!"
"Na, das kann ja heiter werden. Was soll ich denn mit einem Kopftuch?"
"Das kennst du doch von den Fernsehköchen dieser Welt. Wer will schon in der Suppe ein Haar vom Koch finden!"
"So ein Quatsch. Ich kenne viele Koch-Shows, wo keiner eine Kopfbedeckung trägt und nicht eine einzige Koch-Show mit einem Kopftuch! So was gibt es doch gar nicht. Das hast du dir nur ausgedacht."
Gerda dachte kurz nach und traf dann eine innere Entscheidung, die sich in einem Lächeln Bahn brach.
"Was lachst du?", fragte er unwirsch.
"Irgendwie schon ulkig unser Spiel. Je ernster es wird, desto mehr bist du am Verhandeln. Du musst dich schon entscheiden. Kopfbedeckung ja, dann kannst du eine Woche bleiben, ODER", sie hob die Stimme merklich an und es war klar was kam, "du schläfst die nächste Zeit woanders!"
Er hatte verstanden und sagte kleinlaut resignierend: "Na gut… Aber muss es unbedingt Latex sein?"
"Ja. Auf jeden Fall. Ich will die Handschuhe, die Schürze, die Stiefel und die Kopfbedeckung ohne großen Aufwand reinigen und nicht noch für den Koch eine Waschmaschine ansetzen, und eine weitere für Buntwäschekopftücher! Oder möchtest du das Wäschewaschen auch noch übernehmen?"
Er zögerte. War das eine Falle?
"Aber unter dem Tuch schwitzt man doch wahrscheinlich wie verrückt!"
"Vermutlich ein wenig", antwortete Gerda. "Die zwei Stunden wirst du schon aushalten und vielleicht fällt mir auch noch was Besseres ein als so ein großes Tuch. Lass erstmal probieren."

Sie faltete das ca. eineinhalb Meter große Rechtecktuch zu einer Dreiecksform und bat ihn: "Rumdrehen!"
Dann legte sie die lange Seite des Dreiecks von hinten mittig auf seine Stirn, die 90 Grad Spitze lag über seinem gesamten Kopf. Und anschließend schlang sie geschickt die beiden spitzen Ecken nach hinten halb über den Ohren und im Nacken über Kreuz. Sie drehte Ralph einmal rum und verknotete die Enden vorn vor seinem Kehlkopf.
"Aua!"
"Hab' dich nicht so! So straff ist das gar nicht!"
"Du bist gemein. Wie soll ich das aushalten?"
Er tastete mit seinen Händen seinen Kopf ab und war sichtlich überrascht wie gut und glatt die neue Kopfbedeckung passte, und wie geschickt Gerda dieses innerhalb von Sekunden hinbekommen hatte. Er schaute ungläubig in den Badspiegel und sah sein Gesicht ungewohnt, aber perfekt umrandet mit einem tadellos sitzenden Kopftuch. Es erinnerte ihn an die 50-er Jahre- Movies und an Frauen die im offenen Cabrio durch die Gegend fahren. Das Gesamtbild verwirrte ihn nach wie vor, während sich gleichzeitig ein anderes, nicht wirklich zu beschreibendes Wohlgefühl einstellte. Ein Koch mit weißer Schürze und schwarzen Händen und Füßen. Dazu eine dunkele Kopfbedeckung! So was hatte die Welt noch nicht gesehen.
Er lachte und sagte zu seiner Tante: "Tantchen, du spinnst total. Aber was soll's!" Ralph klatschte in die Latexhände und fügte hinzu: "Lasst uns mit dem Vier- Sterne- Menü anfangen!"
Er drückte seiner Gerda einen schnellen Kuss auf die Wange und schlängelte sich an ihr vorbei in die Küche. Dort angekommen war es schwierig für ihn, als absoluter Laie der Haute Cuisine, die Geschehnisse richtig einzuordnen. Ein Rezept lag mitten auf dem Tisch und beim schnellen überfliegen der Zeilen wurde ihm klar: Es würde in den nächsten Minuten sehr heiß werden.

Flambierte Medaillon de Saint Clair de Rhone waren für ihn nach 5 Jahren Sprachunterricht übersetzbar. Eigentlich war er mehr der Miracoli- Experte.
Öl erhitzen bis sich Blasen bildeten, die Lende in kleine Scheiben schneiden, nebenbei die Kartoffeln schälen, und anschließend in kleine Scheiben schneiden, hauchdünn wie Papier stand da geschrieben. Das Gemüse im Geschirrtuch pressen, um überschüssiges Wasser auszuwringen, bevor dieses auf die große Hitze traf.
Eine Herausforderung. Er spürte die Hitze von außen durch die Wärme in der Küche, und von innen durch den inneren Ansporn gut zu sein. Gerda schaut ihm gebannt zu, wie er dort in der kleinen Küche mehr und mehr in seine Verzückung geriet und schloss lächelnd die Schiebetür zum Rest der Wohnung. Das Gefühl das Richtige zur richtigen Zeit getan zu haben, machte sich in ihr breit. Sie setzte sich an die Stirnseite des Tisches, schenkte sich einen Riesling ein, inhalierte das Bouquet und spürt die innere Entspannung. Dabei dachte sie: ‚Alles richtig, alles gut, nichts wurde gerufen oder geweckt, was nicht schlummernd darauf wartete, den Dornröschen-Schlaf zu beenden!'

"Hallo Tantchen, ich kann kochen", trällert er sichtlich glücklich und kam aus der Küche mit einem Teller voller Köstlichkeiten gestürmt.
"Miss Sophie, es ist mir eine Ehre. Darf ich ihnen diesen Gaumenschmaus kredenzen?"
Ohne zu warten serviert er mit glänzenden Augen, schwitzend und Stolz wie selten zuvor in seinem Leben über die eigenen Kochkünste.
Er war glücklich!

*****

Vier Tage später war Freitag. Es war wegen der Herbstferien Abreise für nahezu alle Studenten der Münchener Uni, und alle versuchen so früh wie möglich die Stadt zu verlassen. Der Audi 80 freute sich auch auf daheim und Ralph hatte seine Heimfahrt in der Mitfahrzentrale angeschlagen. Und siehe da, eine Andrea wollte auch gern in die Nähe von Garmisch, nach Ettal! Ein Landei wie er und wie es offensichtlich viele gibt. Er lud sie am Treffpunkt ein und es wurde eine kurzweilige, staureiche und lustige Fahrt von dreieinhalb Stunden.
Andrea war hübsch, 18 Jahre jung, eins sechzig groß, bayrische Statur, enge Jeans, weiße Bluse, die einen kleinen Einblick gewährte, fröhlich und laut. Sie wusste nach vier Wochen alles über München, alles über die Uni, alles über die Landeshauptstadt und wo, wer wann mit wem. Der 19-jährige Ralph war glücklich, wie schon die ganze Woche. Er hatte ein inneres Glücksgefühl entwickelt, welches sich auf alles übertrug, was ihm zu nahekam. Andrea spürt die Energie, die Wärme, das Laissez-faire, welches von Ralph ausging und war empfänglich. Sie schaut ihn an und verliebte sich schlagartig. Was für ein Bursche aus der Nachbarschaft, aus Garmisch, was für ein Glück.

"Kannst du kochen?"
"Nein!" Sie war irritiert. "Wieso fragst du? Will das deine Mama immer sofort wissen?"
Sie lachten albern und schauten sich in die Augen.
"Nein, nein, nicht meine Mutter. Ich konnte bis Montag auch nicht kochen, aber jetzt kann ich es!"
Sie genossen den Stau, das unfreiwillige längere Zusammensein, den warmen Herbst, die runtergelassenen Scheiben, die Zweisamkeit und das Leben.

Magst du verrückte Dinge tun? Magst du nackt baden? Magst du Nächte durchphilosophieren und magst du Wandern in den Bergen, magst du Kopfschmerzen am Morgen, magst du Xavier Naidu? Magst du auch frischen Spargel und Sex vor dem Duschen? Magst du Schwabing und magst du Bayern München oder 1860? Magst du verrückte Klamotten, magst Kochen, magst deine Verwandten, hast du auch eine schrullige gute Tante?

Sie redeten und redeten und beide wussten als sie die Autobahn verließen, das ist das Glück, und es endete in der Kiste. Sie waren unbeschwert, jung eben und ohne einander zu kennen, glücklich. Sie hörten einander nicht wirklich zu, verliebt, zu allem bereit und schwerelos. Kurz vor Ettal gab es einen kleinen Waldweg rechts. Er fuhr hinein in den Waldweg. Er parkte ohne Hast. Er fuhr hinein in Andrea, sie machten es - einfach so - ohne zu zögern aus zwei mach eins und fertig. Das Leben war schön im Hier und Jetzt.

*****

Am Tag darauf in München, eine etwas anders gelagerte Zweisamkeit…

"Hallo Paul, ich bin es, Yvi!"
"Hey! Was für eine Überraschung! Yvi! Wir haben bestimmt schon zwei Jahre nicht mehr miteinander telefoniert. Schön deine Stimme zu hören!"
"Find ich auch, meine Stimme tut Dir gut."
Schweigen auf beiden Seiten der Telefonleitung. Man spürt, da war mal was. Ja da war mal eine Beziehung, nichts Oberflächiges, was Ernstes. Drei Minuten Schweigen am Telefon, den anderen beim Atmen zuhören. Das können nur Menschen, die sich sehr nahe sind oder waren.
"Was gibt's?" Der Regisseur Paul, der Kümmerer, kam professionell in den Vordergrund der Konversation.
"Nur ein Gefühl, eine Idee für einen Film, nichts Konkretes!"
"Glaube ich dir nicht!" Er lachte und ließ sie wissen, er spürte den wahren Grund wie ein Trüffelschwein. Ihm machte man nichts vor.
"Machst du noch Filme?"
"Ich bin 71. Was glaubst du?"
"Das Alter ist egal. Entweder man macht noch Filme oder man macht keine Filme mehr!"
Er lachte und ging zum Kühlschrank.
"Du weißt schon, dass ich normalerweise Samstagmorgens um 10 keinen Drink zu mir nehme?"
Er schwieg, erwartete aber keine Antwort. "Ich mache mir jetzt eine Bloody Mary, und du erzählst mir was über das Wetter in München und dann, wenn ich Tabasco und Salz und Pfeffer untergerührt habe, dann…" Er machte eine Pause und sie hörte die Eiswürfel in das leere Glas fallen. "… dann sagst was deine Idee für einen neuen Film ist. Okay?"
"Gute Idee mit der blutigen Marie. Wir haben schönes warmes Herbstwetter hier in München."
Sie lachten beide laut und lang.
"Weißt du, eigentlich verdiene ich genug Geld mit meinen Makeup-Engagements hier bei der Bavaria. Aber jetzt hat es mich wieder erwischt!"
"Erzähl'", sagte er, nahm den ersten Schluck, und man spürte durch die Leitung die Neugier des Jägers nach der der Idee für den nächsten Kick, den nächsten Film, das nächste Fünkchen Hoffnung im Leben. Jenseits der 70 gibt es zu selten Momente, die dem ganzen Dasein noch einen neuen Sinn einhauchen.
Sie schwieg, er hatte eine vage Idee worauf sie vielleicht hinauswollte.
"Du in der Hauptrolle?", Treffer, er grinste verschmitzt.
"Nein!"
"Das kam jetzt sehr spontan, warum nicht?", man hört im Hintergrund die Eiswürfel in seinem Glas beim Rühren gegen den Rand klirren.
"Schon leer?", fragte sie.
"Ja."
"Ich vielleicht in der Nebenrolle Nummer Eins, oder vielleicht macht Natalia M. wieder mit."
"Was sagt sie dazu?"
"Keine Ahnung. Ich habe sie noch nicht angerufen."
"Okay. Erst willst Du mich ködern, dann Maria?"
"Ja, so ist es wohl!"
Er schwieg und überlegte lange, fühlte sich geschmeichelt. Offensichtlich wollte Yvi nichts erzählen, oder sie war gekränkt, weil er Natalia ins Spiel gebracht hatte. Er wog ab.
Chance oder zu viel Nostalgie?
Nervig oder reizvoll?
Er kam aber auch bis zum Grund des zweiten Glases mit der zweiten Bloody Marry nicht auf eine passende Antwort für sich.
"Okay. Ich bin vielleicht dabei…" Er machte eine längere Pause ohne dass sie ihn unterbrach. "…habe es mir überlegt, ich mach mit, nur für Dich und deinen Mut hier anzurufen. Ich kümmere mich drum! Wann willst du starten?"
"Ich weiß noch nicht. Der Hauptdarsteller weiß auch noch nichts davon!"
"Das solltest du aber korrigieren. Es wird schwer einen Film zu drehen, ohne dass der Hauptdarsteller was davon mitbekommt!"
Er war amüsiert. "Mach mal unauffällig ein paar Probeaufnahmen. Und dann fangen wir halt in drei, vier Monaten an."
"Vielleicht nicht so schnell. Das Drehbuch ist noch im Entstehen."
"Ist es von dir?"
Sie lachte laut und schwieg dann für zehn Sekunden: "Ich hab dich lieb!"
"Ich weiß!" Und er legte nach drei Minuten gemeinsamen Schweigen auf.
Sie wusste, er wird sich melden mit einer Crew, mit einem Termin und mit einem Studio. Er war der Regisseur und er war gut in allem was er tat.

Gerda stand noch eine ganze Weile glücklich vor dem schweigenden Telefon. Ihr war wieder warm ums Herz, wie früher. Sie mochte es, dass Paul sie immer noch Yvi nannte, auch wenn die ganze Geschichte viele Jahre her ist.

*****

Montag eine Woche später um 14:00 Uhr klingelte das Telefon bei Gerda.
"Hallo!" Sie meldete sich immer ohne ihren Namen zu nennen.
"Tante Gerda, was soll ich tun?" Ralph klang sehr selbstbewusst. Es war keine Frage, es war ein Stimmungscheck. Gerda merkte es, irgendwas war anders, sie spürte es sofort. Sie schwieg und wusste, das war in dieser Situation die beste Wahl.
"Hallo? Bist du noch dran?"
"Ja."
"Was soll ich tun?" Er wiederholte die Frage, und sie wiederholte das Spiel mit dem Schweigen.
Gerda biss sich auf die Zunge. Sie brauchte die zwei Minuten, bis sie begriff, der Junge hatte wahrlich gute Ferien. Sie spürte es mit jeder Sekunde die er nichts sagte mehr und mehr. Irgendwas hatte sich geändert. Irgendwas ärgerte sie daran. Aber in der Kürze der Zeit wurde ihr nicht bewusst, was da in ihrem Inneren an Gefühlen hochkochte.
"Ja?"
"Tante, ich habe noch immer kein Zimmer!"
"Dachte ich mir. Es ist 14:00 Uhr, und warum sonst solltest du anrufen?"
"Ja und nein!" Er schwieg einen Augenblick, war unsicher wie er weiter machen sollte.
"Ich könnte bei einer Bekannten schlafen…"
Gerda kannte diese Tonlage und wusste, jetzt galt es nichts sagen.
"… aber andererseits… ich würde auch gern…"
Sie grinste in sich hinein, da er herumdruckste, weil er hin und her gerissen war.
"… bei dir meine Kochkünste verbessern…"
Was für ein ungeschickter Schachzug von ihr! Wollte Ralph jetzt ein Bett bei der Tante oder lieber doch den Beischlaf bei der neuen sogenannten Freundin? Gerda war sich nicht sicher, ob sie sich ob dieser Dreistigkeit ärgern oder freuen sollte.

"Ein Rezept für heute Abend findet sich, und die nächste Stufe unseres Spiels kann ich mir ja bis 18:00 Uhr noch ausdenken!" Kunstpause. "Aber andererseits… Man soll eine neue Bekannte nicht zu lange warten lassen. Vielleicht ergibt sich ja was draus", fügte sie lächelnd hinzu.
Beinahe hätte er gesagt, "Wir hatten schon Sex, die ganze Woche", aber er biss sich auf die Lippen und dachte angestrengt nach. Was genau hatte er von dem Telefonat erwartet? Er wusste es nicht mehr, war er hin und her gerissen zwischen Andrea und Tante Gerda. So ein Blödsinn, das konnte nicht sein, das durfte nicht sein.
"Was nun Bübchen? Soll ich mich auf Selberkochen einstellen für heute Abend, oder wie?"
"Nein!" Das klang sehr bestimmt, auch viel offensiver als er eigentlich wollte. "Ich bin neugierig und komme heute auf jeden Fall!"
Beinahe hätte sie sich geoutet und ihre Freude zum Ausdruck gebracht. Nun war es an ihr sich auf die Lippen zu beißen.
"Gut. 18:00 Uhr wie immer. Bis nachher", sagte sie und legte auf…

"Hallo Tante! Na? Wie war deine Woche, so ganz ohne mich?"
"Gut! Gut und schön ruhig", erwiderte sie, "Miss Sophie so ganz allein ohne Butler, das ist ihrer nicht würdig!" Ein schelmisches Grinsen umspielte ihren Mund. "Ehrlich? Ein klitzeklein bisschen habe ich deine Hilfe vermisst!" Da war es wieder, dieses zweideutige Spiel seiner Tante.
"Und was liegt heute an?"
"Ein Salat mit geschmorten Shrimps. Dazu etwas mehr Kleidung und etwas mehr Hausarbeit."
"Ich freu mich drauf", sagte er, gab ihr einen Kuss und verschwand im Bad. Dort sah er sofort die zusätzlichen schwarzen Stümpfe, die oben auf dem Haufen lagen, und wunderte sich über gar nichts mehr.
‚Sie will mich offensichtlich nach und nach ganz in Latex kleiden. Na wenn es ihr gefällt…', dachte er und begann sich zu umzukleiden.
Auch die Strümpfe waren innen mit einer Flüssigkeit benetzt, so dass diese sich mehr oder weniger leicht anziehen ließen. Er stellte aber verwundert fest, dass diese fast bis zum Schritt hoch reichten. In die Stiefel reinzukommen war jetzt wohl nicht mehr möglich, da war er sich sicher. Aber weit gefehlt! Sie hatte es offensichtlich bedacht und die Gummistiefel gegen andere Stiefel ausgetauscht, welche einen seitlichen Reißverschluss hatten. Verwundert sah er, dass diese jeweils einen weiblichen Absatz von bestimmt sechs Zentimeter Höhe besaßen.
"Tante Gerda, mit den Stiefeln kann ich bestimmt nicht laufen. Die sind ja mit turmhohen Absätzen versehen."
"Probieren geht über Studieren. Versuch's halt mal. Apropos Turmhoch. Da kann ich dir versichern, die paar Zentimeter sind noch gar nichts", rief sie zurück und in ihrer Stimme lag ein Unterton, der keine Widerrede duldete.
Er zog die Stiefel mit ein wenig Neugierde an, da er sich schon öfter mal gefragt hatte, wie wohl Frauen mit solchen hochhackigen Dingern laufen können. Eine schöne Gelegenheit es mal auszuprobieren. Auf dem Wannenrand sitzend, erst den einen dann den anderen überziehend, hatte er Schwierigkeiten die Reißverschlüsse zu schließen. Die Dinger waren verdammt eng. Nach einigem hin und her gelang es schließlich, aber das unangenehme Gefühl blieb. ‚Die Stiefel sind eine Nummer zu klein', dachte er dabei. Andererseits gaben diese durch die Enge Halt, und der erste Stehversuch gelang zwar wackelig, aber er konnte auch nicht umknicken. Er lief zwei Schritte nach rechts und wieder zurück.
‚Geht ja besser als gedacht. Wenn ich kleine Schritte mache, sollte es funktionieren', dachte er.
An den Waden drückte es ein wenig und er wusste nicht, wie er diesen Druck zwei Stunden lang aushalten sollte. Aber ein Versuch war es wert.
"Tante Gerda, ich bin drin, aber das halte ich nicht zwei Stunden aus!"
"Mach' hin! Du musst noch kochen und Tischdecken! Beeil dich!"
Schnell zog er die langen Handschuhe über, legte die Schütze an und auch das Kopftuch sollte kein Problem sein. Aber was war das? Dieses war auch ausgetauscht worden und war nun irgendwie vorgeformt und schon gebunden. Er versuchte zu begreifen wie diese neue Haube nun funktioniert und fand es nach einigem Gefummel heraus. Es war gefertigt wie eine transparente Sturmhaube vom Skifahren, und das schwarze Kopftuch war gleich draufgebastelt. Er weitete die untere Öffnung mit beiden Händen und zog sich die Haube über den Kopf. Die Augen und der Mund blieben frei. Die Nase hatte Löcher zum Atmen, aber sonst legte sie sich fest wie beim Skifahren am Gesicht an und bedeckte eng den ganzen Kopf bis zum Hals herab. Es fühlte sich gut an, stellte er fest. Das Gummi umschloss seinen Kopf wie ein warmer Hauch, und eine wonnige Wärme breitete sich aus. Er schaute in den Spiegel und wurde gewahr, dass rechts und links ein kleines Ende des Kopftuches lose an seinen Ohren herabhing. Er griff die beiden Enden und spürte einen Klettverschluss, den er mit einigen Mühen und mit Zug unter dem Kinn schließen konnte. Oh, das war eng am Hals, aber nicht unangenehm. Und er fühlte eine leichte Erregung aufkeimen. ‚Sehr sexy', dachte er.

Das Bild, welches sich ihm im Spiegel bot, war überraschend verändert für ihn. War es bisher eher ein leicht lächerliches Outfit um ihn zu ärgern, wurde er heute gewahr, dass er sich in ein ansehnliches Wesen verwandelt hatte. Okay, das weiße T-Shirt und die Boxershorts passten nicht zum Rest, aber das Gesamtbild entwickelte sich hin zu einer gepflegten Küchenhilfe mit orientalisch erotischem Antlitz.
Schnell noch die Schürze umgebunden und fertig war er für das heutige Abenteuer.

Jetzt aber ab in die Küche.
Der Salat mit Shrimps gelang dank der detaillierten Anleitung sehr gut, und auch Tante Gerda war voll des Lobes ob seiner Künste. Sie stellte mit Genugtuung fest, dass Ralph sich mit der Haube und den Stiefeln sichtlich wohlfühlte. Sie sagte aber nichts. Und als er begann den Tisch abzuräumen, erlaubte sie ihm die Stiefel auszuziehen.
Verwundert nahm sie zu Kenntnis: "Miss Gerda, das geht schon. Ich versuche diese anzubehalten."

Die nächsten Tage liefen ganz gut, sowohl an der Uni als auch abends bei ihrem kleinen Spiel. Er freute sich irgendwie auf die Verkleidung, und hatte um das Outfit ein wenig harmonischer zu gestalten, eine schwarze Boxershorts und ein schwarzes T-Shirt angezogen. So war es stimmiger, wenn auch nicht perfekt.
"Gefällt dir das Outfit?", fragte Gerda unverbindlich am Mittwoch.
"Irgendwie schon. Das Gummi fühlt sich gut an." antwortete er und schob eine Frage nach: "Warum eigentlich das ganze Latex? Doch sicher nicht, damit meine Kleidung beim Kochen nicht schmutzig wird."
"Doch, doch. Das mit dem Schutz ist der Hauptgrund. Aber ich glaube in meinem früheren Leben mochte ich das Material Gummi auch mal ganz gern." Sie betonte das Wort Gummi extra lang mit viel Betonung. "Ist zwar lange her und jetzt gefällt es mir irgendwie wieder. Immer mehr, jetzt wo ich dich jeden Tag damit sehe, sieht schnuckelig aus, oder?"

*****

Auch in der folgenden Woche wohnte Ralph wieder bei Gerda und war gespannt, was sie hinzufügen würde. Im Bad fand er die gewohnten Sachen, aber die Schürze fehlte.
"Tante Gerda, haben wir Bergfest hinter uns und jetzt entfernst du wieder Stück für Stück von meinem Outfit?"
"Enttäuscht?", fragte sie mit einem zweideutigen Lächeln.
"Nein, nur verwundert."
"So ist es recht. Natürlich machen wir weiter, sonst kommst du noch auf die Idee für immer hier zu wohnen. Zieh die üblichen Sachen erstmal an. Dann kommt die Überraschung. Aber bei der muss ich dir sowieso helfen."
Als er fertig war, kam Ralph ins Wohnzimmer und sie bat ihn: "T-Shirt aus!"
"Warum?"
"Ich will deinen Körper sehen", sagte sie schnippisch. Dann zwinkerte sie mit dem Auge und korrigierte: "Nein. Aber unter dem Küchenkleid brauchst du es nicht."
"Ein Küchenkleid? Was soll das denn schon wieder?"
"Du wirst schon sehen, gedulde dich."
Widerwillig, aber auch neugierig, entledigte er sich seinem vorletzten Baumwollkleidungsstück. Es blieben die Boxershorts aus Stoff dazu die schwarzen Armen, Beinen, Stiefel und das Hijab- Kopftuch aus Gummi. Nur der Torso war nackt.
Sie bat ihn vorsichtig mit den Beinen in einen Haufen schwarzen Latex einzusteigen, den sie kunstvoll auf dem Teppich zu einem offenen Kreis drapiert hatte. Er stieg in die Mitte und sie zog langsam die Kleidung nach oben. Ralph sah zu wie sich einen knöchellanger weiter Rock bildete, der viele Falten warf. Ein wenig altmodisch, voluminös aber nicht unschön. Gerda schloss den Reißverschluss im Rücken über dem Po bis zur Taille und half ihm anschließend in das nach vorn hängende Oberteil hinein. Er musste zunächst mit den gummierten Händen durch die Ärmel reinschlüpfen, bevor sie das Kleid mit  Ziehen und Drücken über die Schultern stülpte. Sie strich die mit beiden Händen die Falten aus, zog hinten stramm und schloss den Reißverschluss bis zum Hals. Verwundert schaute er sich an und befühlte das neue Kleidungsstück: Große weite Ärmel, Rüschen am Hals, ein weiter ausladender Rock. Oben im Brustbereich ein wenig zu weit geschnitten. Sie nahm seine Hand und schloss die Druckknöpfe an den Handgelenken. Erst dabei wurde ihm gewahr, dass er jetzt komplett in Latex gekleidet war und der Begriff "Küchenkleid aus dem 19. Jahrhundert" in der Tat hervorragend passte. Sie sah seinen Blick und entdeckte eine kleine Verzückung in seinem Gesicht. Gerda streichelte bewusst nochmals über sein Kleid und die Ärmel. Ein wonniger Schauer überkam ihn und er war froh, dass das Kleid so weit abstand. Es regte sich etwas in der Hose, aber man konnte von außen zum Glück nichts erkennen.

Das Erscheinungsbild wurde nahezu perfekt abgerundet mit der weißen Rüschenschürze. Gerda und Ralph lächelten, als sie im Flurspiegel eine Küchenhilfe aus vergangenen Zeiten betrachteten. Auch das Kopftuch wirkte nicht deplatziert, sondern gab dem ganzen einen ländlichen Eindruck, quasi eine Abrundung des Gesamtoutfits, ein I- Tüpfelchen.
"Schön?", fragte sie.
"Hmm… du hast verrückte Ideen. Hast du sonst nichts zu tun, als dir eine Gemeinheit nach der anderen auszudenken?"
"Nun sei nicht so mürrisch! Musst ja nicht hier wohnen. Dort hat der der Zimmermann eine Tür eingebaut.", sie wies mit der Hand zum Gehen und lenkte dann ein: "Lass mir doch die kleine Freude dich ein wenig zu necken."
"So sei es meine verrückte Miss Gerda. Was darf ich heute der gnädigen Frau kochen?" Man konnte deutlich wahrnehmen, das Spiegelbild faszinierte ihn, er konnte sich kaum abwenden. Die Flucht in die Küche war Ralphs Hoffnung, um dem weiter aufkeimendem Lustgefühl Herr zu werden.

Ach, war das eine wunderbare Woche für ihn. Er traf Andrea häufig und die tägliche Vorfreude auf den Abend bei Gerda war durch dieses Kleid nochmals deutlich erhöht. Am Dienstagabend offenbarte sie, was die neue zusätzliche Aufgabe dieser Woche sein würde: "Mittwochs hast du an der Uni schon eher Schluss. Ich möchte, dass du an diesem Tag immer schon um halb fünf kommst und vor dem Abendessen Bad und Küche durchputzt."
"Aha! Das führst du im Schilde. Von der Küchenhilfe zur Allround-Haushaltshilfe! Das ist dein Plan."
Er fügte sich ein und machte dennoch erstmal alles falsch, als er am Mittwoch pünktlich mit den Reinigungsarbeiten beginnen wollte. "Erst umziehen, sonst machst du deine Studienklamotten dreckig. Außerdem habe ich sonst nicht halb so viel Spaß beim Zuschauen."
"Dann komme ich aber ganz schön ins Schwitzen", warf er ein.
"Das ist doch der Sinn des Ganzen, Dummerchen. Wir wollen doch nicht, dass du dich beginnst hier wohl zu fühlen!"

Unter Ihrer Anleitung putzte er einmal alle Oberflächen durch, holte einen Eimer mit heißem Wasser und schrubbte auch den Boden blitzblank. Es war ganz schön anstrengend, aber auch sehr schön, denn bei dieser Arbeit begann er mehr zu schwitzen als bei der Küchenarbeit, und der Schweiß ließ ihn die Latexsachen viel intensiver spüren. Ein schönes Gefühl, und dieses erregte ihn so sehr, dass er abends im Bett nicht anders konnte, als an sich Hand an zu legen.
Wow! Was für ein Tag!

Kapitel 2
Ein Sonntag im Herbst

Das Zimmer ist abgedunkelt, die Rollläden sind bis auf einen kleinen Schlitz runtergelassen. Dämmerlicht durchdringt den Raum obwohl mitten am Tag, und es fällt schwer irgendwie mehr zu erkennen, als schemenhafte Konturen von Möbeln. Recht ungewöhnlich für einen Sonntag im goldenen Herbst am frühen Nachmittag um kurz nach eins, außer jemand hat absichtlich die Jalousie geschlossen, um die Wärme oder vielleicht fremde Blicke nicht hinein zu lassen. Ein Laptop-Bildschirm beginnt zu erleuchten und hüllt den Raum in diffuses Gegenlicht. Zunächst schimmert alles in blau, dieses helle blau, wie bei einem PC der gerade bootet, dann erscheint ein hellerer Hintergrund von Skype und eine Stimme ertönt.
"Hallo! Hier ist Tante Gerda. Ich hoffe es ist alles gut", sagt eine fröhliche Frauenstimme aus dem PC-Lautsprecher.
Es schein ein Chat oder ein Videomessenger zu sein.
"Unser Frühshoppen ist doch etwas länger ausgefallen als geplant." Sie lacht und freut sich, als hätte sie die letzten Stunden sehr viel unerwarteten Spaß gehabt. "Wir haben kurz entschlossen noch eine weitere Freundin daheim besucht und gekocht und gebacken. Ich bleibe noch zum Kaffee und bin so gegen vier daheim!" Sie denkt kurz nach, wendet sich ab und redet im Hintergrund mit anderen Anwesenden.
"Also, es kann auch fünf Uhr werden, würde mich nicht wundern", kichert sie und dann hantiert sie in der Ferne an der Tastatur herum. Das unaufhörliche Klickern der Tasten lässt darauf schließen, dass sie noch was erledigen muss, ehe sie sich wieder dem Kaffeekränzchen widmen kann.
Im hellen Schein des Bildschirms kann man jetzt den Raum viel besser erkennen. Es ist ein geräumiges Wohnzimmer mit Esstisch in der einen Hälfte, und einer Couchgarnitur, einer Schrankwand und einem Fernseher in der anderen Hälfte. Die Möbel sind aus den 90-er Jahren. Warme, dunkle Teppiche und Gardinen mit großem Blumenmuster lassen darauf schließen, dass hier jemand schon länger wohnt. Ein gemütlicher Ofen mit Glasfront und ein Aquarium vervollständigen den gemütlichen Eindruck. Nur die heruntergelassenen Jalousien vor den Fenstern befremden ein wenig. Erst auf dem zweiten Blick wird man gewahr, dass an der Stirnseite des Tisches jemand bewegungslos sitzt. Es scheint so, dass die Nachrichten an dieses Wesen gerichtet waren.
"Ich schalte dir einen Film an. Okay?", sagt die Stimme aus dem PC- Lautsprecher, "damit dir das Warten nicht so langweilig wird!"
Die Person im Raum macht keine Anstalten zu antworten, weder zustimmend noch ablehnend. Sie sagt gar nichts und rührt sich nicht.
"Ich hab's! Das wird dir gefallen. Drei Teile nonstop hintereinander!"
Die Person im Chat scheint sich über ihre eigene Idee wie Bienchen zu freuen. Sie tippt wieder auf der Tastatur herum und verkündet: "Und los geht's. Dir noch viel Spaß. Bis nachher und Tschüss!" Sie schaltet sich weg und der Bildschirm wird dunkel.

Anschließend wechseln sich Filmszenen mit unterschiedlicher Helligkeit ab, in denen man den Raum gespenstisch im dunklen Flackerlicht oder heller beleuchtet vorfindet. Je nach Sequenz im Film wird der Raum eins mit dem Geschehen. Verwunderlich ist nur, dass der Ton abgestellt ist. Auch nach mehreren Minuten läuft der gezeigte Film ohne einen Mucks. Merkwürdig. Die Gestalt am Tisch hat vielleicht so was wie Kopfhörer auf. Vielleicht ist das des Rätsels Lösung.
Es ist definitiv eine weibliche Person die da sitzt. Sie hat lange dunkelbraune oder vielleicht auch dunkelrote Haare. Sie verharrt regungslos vor dem Bildschirm und schaut nur geradeaus in Richtung des Bildschirms. Sie verfolgt die Filme, die ihr die Zeit vertreiben sollen, bis die Dame des Hauses - wie angekündigt in drei bis vier Stunden - zurück ist. Merkwürdig ist es schon, wie reglos sie in der dunklen Ecke hinter dem Tisch aufrecht, kerzengrade und fast teilnahmslos dem Geschehen folgt. Keine einzige Bewegung ist im Dämmerlicht wahrnehmbar und das jetzt schon seit geraumer Zeit.

Punkt 14 Uhr 30 flackern die Neonröhren im Aquarium. Es dauert ein paar Sekunden, doch dann erstrahlt es in einer wunderschönen Pracht taghell und gibt die Sicht frei auf ein 200 Liter großes Becken. In der Tat ist es eine Augenweide, tadellos gepflegt, keine Algen an den Scheiben und weißer Sand, der das Licht reflektiert. Es gibt sattgrüne Pflanzen und drei recht große Zitronenbuntbarsche gleiten gemächlich durch das Becken. Ein ansehnlicher Schwarm feuerroter Guppys und vereinzelte schwarze Welse geben dem Aquarium eine Farbenfülle. "Schwarz- rot-gold mit viel Grün und weißem Strand", wie die Besitzerin zu sagen pflegte. Es ist eine wahre Pracht.

Das ganze Zimmer erstrahlt im hellen Licht und man kann jetzt trotz heruntergelassener Rollos alle Details erkennen. Es ist in der Tat eine Art Wohn-Esszimmer aus den 90-er des letzten Jahrhunderts. Das Mobiliar besteht aus einer recht schweren und vier Meter breiten Eichenschrankwand mit einem Drei- und Zweisitzer Couchensemble plus Fernsehsessel. Dazu kommen die schweren weißen Vorhänge mit Blumenmuster, der Perserteppich und die Bilder an der Wand, alles Replikate von alten Meistern. All das bestätigt, dass hier jemand von mittlerem Alter wohnt, wenigstens 50 Jahre alt und mit Freude an dem Stil der späten Jahre des 20. Jahrhunderts.

Aber wie passt die Frau am Tisch in das Bild? Jetzt ist es klar, sie hat definitiv rote Haare, genauer gesagt karmesinrot, von einer Intensität, mit der man Fernsehwerbung für Shampoo hätte machen können. Ihr Gesicht wirkt regungslos. Sie scheint auf den Bildschirm zu starren. Sie hat lange geschwungene Wimpern, große freundliche Augen mit einem leichten Lidschatten und angedeuteten Smokey- Eyes und Lippen in einem intensiven Rot. Das alles passt perfekt zur Haarfarbe. Sie sitzt regungslos vor dem Bildschirm und schaut noch immer wie gebannt auf den dargebotenen Film. Oder hat bereits Teil 2 begonnen? Wenn man Tante Gerda glauben mag, gibt es noch viel zu sehen, zumindest gut geplant gegen Langeweile.
Im Schein der Beleuchtung des Aquariums werden noch zwei andere Details sichtbar, die vorher verborgen waren: Die Frau am Tisch trägt eine glänzende Bluse, wahrscheinlich Satin oder ein anderes Material mit Hochglanz, mit einem wunderschönen Stehkragen, der nach oben eng zugeknöpft ist. Die Bluse hat außerdem schöne Rüschen und weite Ärmel. Es wirkt sehr Ladylike und modisch - auf ganzer Linie eine Dame. Auch wirkt der Oberkörper sehr angespannt, gerade und aufrecht, die Schultern nach hinten gezogen, die Brust herausgesteckt und das Kinn keck aufreizend nach vorn gestreckt, als wäre der Stehkragen mit besonders guter Stärke gewaschen worden. Als zweites fällt auf, das die Arme gerade nach unten fallen und die Hände nicht zu sehen sind. Vermutlich liegen diese auf dem Schoß, was aber ungewöhnlich diszipliniert erscheint. Eine bequeme Fernsehhaltung wäre bei den meisten Menschen nach hinten gelehnt, oder die Arme vor der Brust verschränkt. Aber vielleicht ist der Film so spannend und ihre Aufmerksamkeit so groß, dass sie gar nicht bemerkt, mit wieviel Aufmerksamkeit und Anspannung sie da so sitzt. Ungewöhnlich, denn der Film läuft doch schon über eine Stunde.

Oder ist das gar kein regloser Mensch – das könnte auch sein - sondern vielleicht eine Puppe, eine Dekoration aus Kunststoff, eine Ausstellung wie in einem Schaufenster eines Modeladens? Da war doch mal im letzten Jahrhundert eine Zeitlang so eine Sammelleidenschaft von Porzellankopfpuppen entstanden. Und die wurden auf den Sofas drapiert und sitzen dann den ganzen Tag reglos rum, als romantisch verklärtes Abbild von Schuljungen oder Mädchen in Sonntagskleidern. Aber was macht das wiederum für einen Sinn, wenn jemand eine menschengroße Puppe im Wohnzimmer platziert, zu ihr spricht und ihr dann auch noch Filme ankündigt und abspielt? Recht ungewöhnlich für einen Sonntag im Herbst, nachmittags um kurz vor drei Uhr. Der Abspann des ersten der drei Filme flackert über den PC- Bildschirm. Man kann lesen:

Darsteller: Natalia Mühlhausen, Diana Siefert, Yvonne Deyet .... Copyright: Viola© 1992

Der Vorspann zum zweiten Film beginnt mit einem durchlaufenden Text:

Akzente Setzen ….. Gerade im Umfeld des gehobenen bizarren Genießens entscheidet man sich ganz bewußt für Produkte bester Herkunft. ….. VIOLA erfüllt diesen Anspruch in überzeugender Weise, gefragt ist das, was Abstand zum herkömmlichen schafft und niveauvoll bizarre Akzente setzt. ….. Seine außergewöhnlichen Merkmale begründen den Ruf, eines der besten bizarren Videos unserer Zeit zu sein.

Recht viele Rechtschreibfehler für einen Vorspann oder ist das noch alte Rechtschreibung?

Kapitel 3
1992

"Cut, Schluss Ende, fertig, wir haben definitiv genug Aufnahmen in der Kiste!" Der Regisseur Paul stand von seinem Chefstuhl auf und ging in die Kulisse. Er schüttelte allen Schauspielern ungelenkig die Hände und bedankte sich höflich aber auch ein wenig müde- pflichterfüllend. Er wusste irgendwie genau, es ist unwahrscheinlich, dass nach dem dritten Teil ein weiterer beauftragt wird. Die ersten zwei Teile des Films verkauften sich ganz gut. Sein Instinkt sagte ihm, zu viele Dopplungen und Wiederholungen jetzt in der neuen dritten Fassung. Das wird zu wenig zahlendes Publikum hinter dem Ofen vorlocken. "Die deutsche Filmförderung wird auch nicht einspringen", dachte er und lachte vor sich hin. Er bat den Kameramann Sekt aus dem Kühlschrank zu holen und rief die Mannschaft für ein letztes Briefing in 20 Minuten auf. Vorher sollten sich alle umziehen und dann wieder zusammenkommen.

Der Beleuchter baute seine Technik ab, verstaute diese in Kisten. Und auch die Bühnenbildner- Crew erschien wie gerufen zum Abbauen. Sie brauchten das Studio am nächsten Tag wieder für irgendwelche anderen Aufnahmen. Yvi fragte, ob sie was haben könne, von dem ganzen Spezialkram, den man extra für den Film angeschafft hatte. Der gehörte jetzt irgendwie den Viola Studios, aber die brauchten diese sicher nicht mehr, und vom Umtausch waren sie sowieso ausgeschlossen. Der Regisseur lachte und meinte, dass er auch nicht wüsste was damit passiert. Er versprach ihr kurz zu telefonieren und es herauszufinden.
Nachdenklich gab er den Handwerkern ein Signal. Sie sollten sich eine halbe Stunde gedulden und erst dann wiederkommen. Danach begann er zu telefonieren. Dabei lief er in den Kulissen herum und sammelte das mitgebrachte Equipment zusammen und legte es auf einen Tisch. Das Telefonat wurde mit viel "Ja, ja" und "Wirklich" und "So machen wir es" begleitet. Dann legte er auf. Das Gespräch und der traurige unsortierte Haufen auf  dem Tisch verbesserten nicht seine Laune, auch nicht die Flasche Sekt die geöffnet wurde und irgendwer in die Pappbecher füllte.

Nach und nach traten alle Schauspieler und die vier- Mann starke Kamera- und Ton- Mannschaft zusammen. Ein wahrlich bunter Haufen, der in ziviler Kleidung aussah wie ein x-beliebiges Büro- Team in Stadtverwaltung von Hinteroberdingen.
Nicht mal er sah annähernd wie ein Chef aus, eher wie ein müder Barkeeper beim letzten Glas, der sich nur noch Ferien wünscht. Aber eigentlich wünschte er sich einen Folgeauftrag für ein wirklich großes Movie der Bavaria, irgendwas mit Loriot oder Götz George. Er ließ den Blick schweifen und lächelte vor sich hin, als er mit allen anstieß. "Wie eine kleine Familie", dachte er, und bedankte sich artig bei jedem. Bei den Männern mit einem Handschlag, und die Mädels drückte er liebevoll an seine Schulter.
"Werde Euch vermissen!", dachte er laut vor sich hin.

Man kannte sich gut, fast schon zu gut nach drei Mal 90 Minuten Filmarbeit. Yvi war gut, keine Frage, aber sie konnte den dritten Teil auch nicht allein als jüngstes Mitglied retten. Sie würde aber sicher noch mehr Rollen bekommen. Sie hatte was "auf dem Kasten". Simone, alias Natalia, lächelte zurück. Sie wusste dass es wahrscheinlich nicht ihr letzter Auftritt war. Sie hatte einen Namen in der Szene. Aber auch er wusste, dass sie in sicheren finanziellen Händen war und hat den Dreh nicht aus der Not heraus, sondern aus Liebhaberei gemacht hatte. Auch sie sah müde aus. Sechseinhalb Stunden Dreh waren schon eine harte Strapaze, auch wenn sie immer genau wusste wie es geht. Vollprofi halt. Der Beleuchter schaute noch immer leicht verlegen in die Runde. Das war sein erster Job in diesem Genre gewesen und seine rot glühenden Ohren verblassten erst beim zweiten Glas Sekt.
"Alle am Ende ihrer Karriere", dachte er. "Vor allem ich!"

Yvi fragte, was die Produktionsleitung bezüglich der Requisiten beschlossen hatte.
Er antwortete: "Die wären geizig wie immer. Wer was mitnehmen will, soll 5 Mark pro Stück zahlen."
Alle lachten und Yvi ließ Maria den Vortritt bei der Auswahl.
Maria lehnte dankend ab und sagte: "Hab' mehr als genug von dem Zeugs daheim liegen!"
Daraufhin sagte Yvi, dass sie einiges nähme, denn wann bekäme man schon mal was für einen Heia-Mann pro Stück.
Da ging das Lachen in eine ausgelassene Heiterkeit über.
"War doch ein tolles Set und ein toller Sekt!", sagte er, trank ein letztes Glas, und die Truppe verschwand in die verschiedensten Richtungen und ging ihrer Wege.

Es ist nicht bekannt, ob sie jemals wieder zusammengearbeitet haben. Es bleibt zu vermuten, dass Yvi den Dreh- Set noch in guter Erinnerung behielt. Sie wählte vierzehn Teile aus den Requisiten aus und legte mit einem breiten Grinsen 70 Mark auf den Tisch. Das war schon ein ansehnlich großes Häufchen mit einem gewissen Etwas, für das man bei Beate Uhse sicher mehr als 1000 D-Mark hätte hinlegen müssen.

Mehr als 25 Jahre später ist Beate Uhse verstorben, es gibt keine D-Mark mehr und Deutschland ist erneut Fußballweltmeister.

Kapitel 4
Spiel mit Pause

Nach einer weiteren erfolglosen Woche bezüglich der Wohnungssuche begann der Montag mit folgender Konversation zwischen Gerda und Ralph:
"Ich habe mir was Besonderes überlegt. Wir ergänzen dein Putzoutfit um eine große  Kleinigkeit und deine Aufgaben um eine kleine Mühe, etwas was ich seit längerem nicht mehr selber machen mag!"
"Große Kleinigkeit und kleine Mühe?", Ralphs Stimmlage machte deutlich, er glaubte ihr kein Wort. "Mach es nicht so spannend, das mit dem zweimal klein glaubt dir kein Mensch. Also Vorsicht, sonst sage ich wieder Tantchen zu dir!"
 Sie runzelte die Stirn, sagte aber nichts zu dem von ihr so ungeliebten Wort Tantchen und scheuchte Ralph ins Bad. Dort wartete - wie auch in den letzten Wochen - die Latexkleidung auf ihn - fein säuberlich aufgereiht und in tadellosem Zustand. Nachdem er alle Teile angezogen hatte, schloss Gerda wie immer den Rückenreißverschluss des Kleides. Wie erwartet, stellte sich auch diesen Montag bei beiden Vorfreude ein, ihr Katz- und Mausspiel fortzusetzen.

"Heute addieren wir ein Korsett gegen deinen Schwabbelbauch!"
"Ich habe doch gar keinen Schwabbelbauch! Alles Muskeln, Sehnen und Waschbrett!"
Gerda rollte mit den Augen. "Naja, ein Modellathlet sieht anders aus. Aber besonders dick bist du zum Glück nicht, nur nicht gut in Form für 90 – 60 – 90!"
"Du machst Witze, oder 90-60-90 ich glaube du spinnst."
"Erwischt! Du weißt also schon was die drei Zahlen bedeuten. Habe ich da einen Kenner des weiblichen Idealbildes entdeckt?" Sie zwinkerte ihm zu. "Und das mit 19 Jahren? Oh je."
Ralph wurde ein wenig rot, aber lächelte keck zurück. Dann ließ er sich mehr oder weniger bereitwillig das schwarze, etwa 30 Zentimeter hohe Korsett um den Rücken legen und schloss es vorn mit Gerdas Hilfe. Sah etwas unbeholfen aus. Die Gummihandschuhe kamen nicht gut zurecht mit den kleinen Verschlüssen. Das Korsett sah sehr edel aus: Schwarzes, poliertes, recht dickes Latex, schwer in der Hand liegend, mit 14 perfekt eingearbeiteten Korsettstäben. An den Hüften leicht ausgestellt, unter der Brust mit zwei Halbkreissegmenten und einer kleinen Spitze in der Mitte. Die Kanten waren in einem wunderschönen weißen Latex gehalten und mit angedeuteten schwarzen Spitzenmustern abgesetzt. Die Schnürung war in weiß aus dicken Fäden, die wie Schnürsenkel von stabilen Wanderschuhen aussahen. Das Ganze passte farblich perfekt zum dunklen Kleid mit dessen weiten Rock und Besatz am Saum und am Hals.

"Was ist?", fragte Tante Gerda. "Jetzt schon zu viel?"
"Nein, nein! Geht schon", erwiderte Ralph. "Ich bin mir nur nicht sicher, ob du das richtig machst!"
"Was bitte schön, kann man beim Anlegen eines Korsetts falsch machen?"
"Lasst uns im Internet nachschauen!" Ralph holte sein Smartphone und tippte die Frage: "Korsett richtig anlegen" in die Suchmaschine ein, und wurde sofort fündig.
Sie lasen gemeinsam:
Wichtig ist, dass der Untergrund leicht rutschig ist und keine Falten entstehen können. Vermeiden Sie unebene Untergründe, Schnallen, Bündchen oder Bügel von BH- Körbchen. Legen Sie das Korsett sofort so eng wie möglich an, indem sie die Rückenschnürung vorspannen und beim Schließen der Vorderhäkchen tief Luft einziehen. Auch sollte ein enges Korsett nicht direkten auf der Haut getragen werden. Nur wenn es wenig formgebend oder sehr locker getragen wird, ist dies ratsam.

"Siehst du? Da steht, nicht fest anziehen", sagte Ralph trotzig.
"Lese ich ein wenig anders", wies Gerda schroff zurück. "Hier steht, Vorbereitung ist alles, dann alles gut. Ein rutschiger Untergrund muss sein und alles drunter weg, was stören könnte. So habe ich das verstanden."
"Hmm…warum willst du mir denn das Korsett unbedingt antun, du bist ja ganz wild drauf?"
Gerda schaute ihm direkt in die Augen und machte unmissverständlich klar: "Denk doch mal nach! Ich mache das, damit du den Drang verspürst voller Elan nach einer Wohnung zu suchen und bald verschwindest. Wenn die Verschärfungen zu gering ausfallen, kommen wir nicht weiter, und unser Abkommen wird ad absurdum geführt!"
"Du gibst dich wohl nicht mit kleinen Schritten zufrieden", erwiderte Ralph leicht zornig. "Ich wohne jetzt erst 6 Wochen mit je 4 Nächten bei dir und du verwandelst mich mehr und mehr in eine Latex-Witzfigur!"
Gerda ließ nicht locker: "Stimmt. Jetzt beginnt schon die siebte Woche, das nervt. Ich hatte eigentlich gehofft, dass ich dich nach drei vier Strafstufen vertreiben kann. Jetzt verunsicherst du mich mehr und mehr und ich befürchte fast schon, dir gefallen die Kleidungsstücke.",
Sie wirkte nicht unfreundlich aber bestimmt. "Nun stell dich nicht so an. Unser Spiel macht zumindest mir Spaß, entlastet mich und es weiß ja keiner was davon!"
"Tante Gerda, ich weiß beim besten Willen nicht, wohin das führen soll, wenn du mich nach und nach immer mehr für dich schuften lässt und jede Stufe ein wenig bizarrer einkleidest!"
"Ja genau, das ist der Gaudi. Wir haben einen Pakt und ich werde dafür sorgen, dass es dir Stufe für Stufe unangenehmer wird, und mir natürlich angenehmer!" Sie lächelte verschmitzt und zwinkert ihm zu. "Das Korsett wird dir in der nächsten Woche vorkommen wie ein Witz. Ich habe schon weitere Ideen die dir nicht gefallen werden!"
"Irgendwie machst du mir Angst. Woher hast du nur diese schmutzige, teuflische Phantasie?"
Gerda zuckte die Schulter: "Bestimmt aus dem Fernseher, die Schwedenkrimis sind ein guter Ratgeber."
Ralph zuckte erschrocken zusammen.
"Ein paar Phantasien sind sicher schon von ganz früher, aber die Einzelheiten erzähl ich dir später mal. Aber erst, wenn du volljährig bist. Lass uns jetzt endlich weitermachen!"
Sie wollte jetzt eine Entscheidung: "Wie jetzt? Die siebte Woche beginnt heute mit Korsett, oder du suchst das Weite und dir eine andere Bleibe."
"Schon gut, Tante Gerda, machen wir weiter. Ich denke, ich werde diese Woche schon was finden, und dann bleibt das Korsett die letzte Stufe deines teuflischen Plans! Leg los."

"Okay, ich hole etwas Silikonöl, damit das Korsett auf dem Gummikleid besser rutscht und flutscht. Ziehe es nochmal aus. Du kannst auch mal deine Boxershorts weglassen. Der obere Bund der Hose ist zu dick, der Gummizug gibt bestimmt ein Problem untendrunter und auch unangenehme Abdrücke!"
"Auch das noch, ok, ok mach ich."
Er zog die Unterhose unter dem weitgeschnittenen Kleid hervor und legte sie beiseite. In der Tat, die Taille des Kleides lag jetzt besser am Körper an und es waren keine Abdrücke von den Shorts mehr sichtbar. Aber jetzt glitt das Gummikleid direkt mit seiner Oberfläche über das Geschlecht und den Hintern, das könnte Folgen haben.

Tante Gerda kam zurück und hatte eine kleine Flasche Silikonöl in der Hand. Mit viel Gequietsche zog sie sich Gummihandschuh über und wollte loslegen.
"Sag mal Tante Gerda hast du dich gerade umgezogen?", wollte Ralph erstaunt wissen. Er hatte entdeckt, dass sie jetzt eine Latexleggins trug.
"Nö, die Hose hatte ich vorher schon unter der Jeans an. Gefällt dir wohl, gelle? Ich dachte ich kleide mich ein bisschen wie meine Haushaltshilfe." Sie grinste breit, stemmte die Hände in die Hüfte. "Können wir jetzt endlich anfangen?"

Gerda rieb den Bereich des Kleides, der vom Korsett bedeckt sein würde, reichlich mit dem Öl ein. Danach bat sie Ralph: "Zieh' mal den Bauch ein!"
Sie vermaß den Taillenumfang mit einem Bandmaß. "Ich denke, es werden 74 Zentimeter als Vorgabe ganz gut zu passen!"
Am Korsett stellte sie die Schnürung enger ein, 2% Skonto geht immer, ohne ihm davon zu sagen. "So, das müsste in etwa passen, wenn wir deinem allwissenden Internet glauben. Jetzt kann es losgehen!"
"Mein Internet! Dir ist schon klar, dass das nicht mein Internet ist!"
"Klappe halten, rumdrehen!"
Sie legte das Korsett von hinten um seinen Körper, stellte sich dann vor ihm hin und zog mit beiden Händen die beiden Häkchen- Leisten aufeinander zu.
"So! Jetzt den Bauch tief einziehen!", rief sie.
Ralph tat wie ihm geheißen wurde und spürte wie sein Bauch ganz flach und klein wurde, während Gerda geschickt die beiden Leisten an den sechs Punkten zusammenhakte.
"Geschafft!"
Ralph versuchte normal zu atmen.
"Das ist zu eng", nörgelte er.
"Papperlapapp! Das wirst du schon aushalten für heute Montag. 74 Zentimeter ohne Nachziehen, das ist doch genau richtig für den Anfang, kann gar nicht zu eng sein!"
Das Korsett bewegte sich leicht auf dem glitschigen Kleid und ließ sich mühelos perfekt arrangieren. Sie fummelte hinten noch ein wenig an den Schnüren rum und korrigierte die eine oder andere Schlaufe eine wenig nach, bis alles perfekt saß.  Gerda war zufrieden und legte mit einer Stimme die keinen Widerspruch duldete fest: "Passt!"

Ralph sah das anders, traute sich aber nicht, erneut zu rebellieren.
"Und jetzt los. Es ist schon viertel nach sechs, sonst sind wir bis acht nicht fertig mit unserem täglichen Programm."
Ralph schnaufte tief und folgte ihr in die Küche. Das neue Gefühl durch die Enge um die Taille, und vor allem die fehlenden Shorts und das dadurch ständig über seinen Hintern und Schritt gleitende Latex, irritierte ihn. Er war ungewöhnlich aufgewühlt und unsicher ob der neuen Eindrücke und fühlte sich wie elektrisiert.
"Hey! Was ist? Los! Los geht's! Mach' den Salat sauber und schneide ihn klein!"
Gerda hatte bemerkt, dass dieses Korsett seine Gefühlswelt verändert hatte, wollte ihn aber bewusst wieder auf den Boden der Tatsachen stellen und trieb ihn weiter an.
"Im Kühlschrank sind Tomaten, Feta und Oliven. Wir machen heute einen Griechischen Salat! Ich habe das Dressing schon fertig."
Ralph konzentrierte sich auf das Gesagte und tat wie ihm geheißen.
"Im Kühlschrank ist Fladenbrot, das muss in den Ofen bei 160 Grad."
"Okay."
"Und den Tisch decken wie immer. Und bitte heute mit Wasser- und Weingläser. Eine Flasche Riesling findest du unten im Keller, im Regal gleich rechts!"

"Hmm…", nickte er nachdenklich ohne richtig zuzuhören und spülte den Salat gründlich und bereitete alles wie gewünscht vor.
Gerda saß im Wohnzimmer und lass Zeitung, oder tat zumindest so, als ob sie es tun würde. Sie genoss die Gesellschaft des Jungen in vollen Zügen nach dem langen und einsamen Wochenende, auch wenn sie das nie zugegeben hätte. Sie beobachtete ihn über die Zeitung hinweg, wie er hin und her lief, um alles recht zu tun. Er sah bezaubernd aus in den glänzenden Sachen, den schwarzen Latexhandschuhen und der transparenz- schwarzen Hijab. Es war gut die orangen Spülhandschuhe gegen die langen schwarzen auszutauschen und vom anfänglichen einfachen transparenten Kopftuch auf die wunderschöne Hijab zu wechseln. Mit dem bezaubernden Kleid, das erst mit dem Korsett voll zur Geltung kam, war es fast schon perfekt.
Sie dachte nach und fand Unstimmigkeiten: ‚Der flache Hintern passt nicht ganz ins Bild. Oben um die Brust rum alles leer und unausgefüllt, und auch das Gesicht ist noch nicht perfekt!'
Dann seufzte sie kurz und hatte erstmals in den 7 Wochen ein wenig Angst, dass er in den nächsten Tagen eine Wohnung finden könnte. ‚Mein Meisterwerk sieht toll aus', dachte sie mit einem träumerischen Blick.

"Alles in Ordnung, Tante Gerda?"
"Ja. Warum fragst du?"
"Ich hatte den Eindruck, ich hätte ein schwermütiges Seufzen vernommen."
"Nein, nein. Schon gut. Ich hatte nur einen traurigen Zeitungsartikel gelesen."
"Worum ging es denn?"
Gerda fühlte sich ertappt und reagierte ein wenig unwirsch um die Situation zu retten: "Mach' hin! Beeil dich, sonst sind wir nicht rechtzeitig fertig. Plappern können wir später noch!"
"Das klappt schon. Wir haben doch heute nur Salat. Und das Brot ist in zehn Minuten fertig!"

Weng später war alles bereit und Gerda nahm am Tisch Platz.
"Wo ist der Wein?" fragte sie bestimmt und ein wenig unhöflich spitz.
"Ähm, du meintest, der ist im Keller im Regal gleich rechts."
"Ja. Und soll dieser vielleicht von allein hierher fliegen?"
"Wie meinst du das? Soll ich etwa…", er zeigte auf sein Outfit. "…so in den Keller gehen?"
"Ja", sagte sie und grinste breit von einer Wange zur anderen. "Ich habe von sechs bis acht frei!"
"Aber das geht doch nicht", stammelte er verwirrt. "Wenn mich so einer sieht."
"Zieh' halt meinen Wintermantel über wenn es dir peinlich ist. Aber da kommt eh niemand."
Ralph knurrte und ging missmutig zur Garderobe und suchte den langen Mantel. Er zog diesen drüber und freute sich, dass dieser das Gröbste verdeckte. Er nahm dazu ein breites farbenfrohes Stofftuch und wickelte es geschickt um den Gummikopf und den Hals. Es sah zwar immer noch irgendwie unpassend aus mit den Gummistiefeln, fand er, aber für den kurzen Weg durch den Flur zum Keller, war das Omaoutfit viel besser als in Latex. Mit dem Kellerschlüssel und einem kurzen Seufzer "Dann geh ich mal, wird schon gutgehen", verschwand er nach draußen. Er lauschte in den Hausflur hinein. Alles still und so beeilte Ralph sich die 4 Etagen lautlos nach unten zu huschen. Nicht ganz einfach mit den Stiefeln, die mit ihrer speziellen Sohle auf der Steintreppe ein deutlich hörbares Quietschen erzeugten.

Gerda lächelte kurz schelmisch, huschte zur Wohnungstür und siehe da, Ralph hatte die Tür nur angelehnt, um nachher gleich wieder reinzuschlüpfen. Jetzt stand sie da und wartete genüsslich auf das, was jetzt geschehen wird. Wenn im Keller das Fenster offen ist, das war es eigentlich immer, dann müsste, wenn Ralph die Tür unten öffnete, ein Luftzug durch das ganze Haus bis hier oben gehen. Dieser reichte aus, um oben die Wohnungstür zu zuschlagen. Diese überaus negative Erfahrung hatte sie selbst schon einmal gemacht. Gerda hörte wie die Kellertür geöffnet wurde und spürte wenig später den Lufthauch. Und "plopp" war die Tür zu. Sie freute sich diebisch.
Dann verschwand sie schnell im Schlafzimmer, um dort offensichtlich ohne sein Wissen noch etwas zu erledigen.

 Zwei Minuten später klingelte es wie wild an der Tür. Gerda saß gemütlich im ihrem Sessel, legte besonders langsam die Zeitung beiseite, stand gemächlich auf und schlurfte zur Wohnungstür. Jetzt läutete es zum zweiten Mal Sturm, schnell ein paar Mal hintereinander.
"Na mach mal langsam", sagte Gerda. "Eine alte Frau ist kein D-Zug."
"Du bist gemein", erwiderte Ralph, als er ängstlich wie ein Blitz an ihr vorbei in die Wohnung reinhuschte.
"Mach' mal halblang. Warum bist du so sauer? Hättest halt einen Schlüssel mitnehmen müssen!"
"Du bist gemein! Ich hatte extra die Tür angelehnt und du hast sie mit Absicht zugemacht, du alte Hexe!"
Das war nun offensichtlich einen Schritt zu weit und "klatsch" hatte Tante Gerda ihm eine Ohrfeige verpasst.
"Autsch!"
"Was soll das, mich so anzufauchen! Wenn du in den Keller gehst, zieht es durchs ganze Haus. Und dann schlägt schon mal hier oben die Tür zu. Ich bin nicht verantwortlich für deine Blödheit. Haben wir uns verstanden?"
"Ja", schluchzte er kleinlaut und fügte nach ein paar Sekunden "Tschuldigung, war nicht so gemeint," hinzu. Ein Schauer von Verzweiflung schüttelte seinen Körper und ein Weinkrampf stellte sich ein. "Das ist alles so ungerecht! Keine Wohnung, der Stress und dann das hier alles!"

Tante Gerda dachte nach. Irgendwie schien ihr die Situation zu entgleiten. Hatte sie zu viel riskiert? Mit dem Korsett war sie eigentlich sehr behutsam vorgegangen. 72 Zentimeter waren keine allzu harte Restriktion, und sie hatte damit gar nicht allzu viel riskiert. War der Weg in den Keller eine Mutprobe zu viel?
"Komm", sagte sie mitfühlend und nahm ihn in den Arm. "Das mit deiner Wohnung wird schon bald klappen. Da bin ich mir sicher!"
Er schluchzte noch einmal laut auf und genoss die Umarmung und die Nähe seiner Tante. Sie verströmte das schwere Parfümaroma von Rosenöl und Narzissen. Es war wie die Wärme eines Sommertages, gepaart mit der Wärme einer Frau. Gerda drückte ihn ganz herzlich an sich, löste ihn erst nach zwei Minuten von sich, und schaute ihm tief in die Augen.
"Alles ist gut. Manchmal braucht man mal einen privaten Moment für die Seele!" Sie schüttelte ihn ein wenig. "Ich hab dich lieb, mein Neffe Ralph", zwitscherte sie und küsste ihn kurz auf den Mund. "Jetzt aber schnell Abendessen, sonst werden wir es nie bis acht schaffen."
Sanft halft sie ihm aus ihrem langen Mantel, nahm das Extrakopftuch ab, so dass er wieder im Latexkleid vor ihr stand, und schob ihn ins Wohnesszimmer zum Tisch.

"Der Salat war gut, du wirst von Mal zu Mal besser mit deinen Kochkünsten!"
"Danke für das Kompliment, du Charmeur. Einen Salat zuzubereiten, bei dem du das Dressing vorher gemacht hast, ist keine Kunst, oder?"
"Doch, ist es", sagte sie grinsend über das Weinglas hinüber. "Prost!"
Sie stießen an und schauten sich dabei in die Augen.
"Wo soll das nur enden?" Eine berechtigte Frage von Ralph.
"Ganz einfach, du findest eine Wohnung und dann ist alles wie vorher. Du bist der junge Mann der nicht kochen kann, und ich bin die Tante die allein in ihrer Wohnung alt wird und zwischen sechs und acht alles selber machen muss!" Sie lächelte dabei und steckte ihn an.
"Stimmt", erwiderte er und trank den letzten Schluck aus seinem Glas. Die Flasche war leer.
"Geht es dir wieder gut? Kann ich dir was zeigen?"
Er dachte kurz nach und erinnerte sich des unangenehmen Weges in den Keller. Sollte er über seine Tante noch sauer sein? Ein Schaudern durchlief ihn erneut. Wahrscheinlich war es nicht böse gemeint von ihr, ihn den kurzen Weg in den Keller zu schicken. Und es schien da was Wahres dran zu sein. Die Wohnungstür hatte sich wahrscheinlich von allein geschlossen. Er hatte schließlich den Luftzug selbst verspürt, als er die Kellertür geöffnet hatte. Er schaute ihr in die Augen. Ein wenig war die Wirkung des Weines schon zu sehen. Andererseits waren da auch der Schalk hinter den Ohren und gleichzeitig die Wärme einer erfahrenen Frau Ende 40 beobachtbar. Sie lächelte ihm ermutigend zu und trank auch den letzten Schluck des Glases aus.

"Okay, was möchtest du mir zeigen?", fragte Ralph jetzt ganz entspannt.
"Komm mit!"
Sie gingen in das Schlafzimmer und er nahm wahr, dass direkt gegenüber der verspiegelten Schranktür ein kleiner Hocker stand, den er bisher nicht dort gesehen hatte. Sie schob ihn vor den Spiegel, stellte sich leicht hinter ihn, und wartete ein paar Sekunden, bis sie gewahr war, dass er sich selbst betrachtete.
"Was siehst Du?"
Er war verwirrt. Mit der Situation konnte er gar nichts anfangen, warum jetzt diese Frage? Zögerlich antwortete er: "Meine Tante und mich."
"Und was siehst du in dir und in mir?"
Es verwirrte ihn mehr und mehr. Was wollte sie von ihm? Jedoch der Wein verströmte eine innere Gelassenheit und löste seine Zunge.
"Eine schöne Dame mit Seidenbluse und sexy Leggins und ein Gummi-…", er zögerte und suchte nach Worten. "Gummiwesen, eine Latexhaushaltshilfe?"
Sie lachte und gab ihm einen Klapps auf den Hintern.
"Die ‚schöne Dame' ist sehr charmant von dir. Du bist ein Schatz."
Wieder küsste sie ihn. Dieses Mal auf die Wange und etwas länger als vorhin.
"Dein Kleid ist bezaubernd und das Korsett ist die perfekte Ergänzung."
Sie lächelte ihn an und strich wie beiläufig über seinen flachen Bauch und ließ die Hand über den vorderen Rock ausgleiten. Mit Freude bemerkte sie, dass dieser kleine Handstreich und die letzte Minute Selbstbetrachtung von ihm vor dem Spiegel, blieben nicht ohne Reaktion. Er wirkte verzückt.

Auch Ralph verspürte eine innere Wärme und fragte sich kurz: ‚Von zu vielen Wein? Andererseits muss ich mir eingestehen, dass der direkte Kontakt des Latexkleides auf meinen Körper und die unbeabsichtigte Berührung von Gerda auf mein bestes Stück sehr angenehm sind. Meine leichte Erregtheit ist nicht mehr zu verbergen. Im Spiegel schaut mir eine - nach meinem persönlichen Empfinden – recht schöne Gestalt entgegen. Ein schönes, weit ausgestelltes Kleid mit Stehkragen, ein passender Anschluss mit dem Hijab und dem Kopftuch. Auch das Korsett betont den Körperbau schön wie eine Sanduhr. Ich wirke etwas flachbrüstig aber nicht männlich, die Latexbeine, die Handschuhe, alles ein wenig wie ein Wesen von einem anderen Zeitalter oder von einem anderen Sern? Sie hat mich gekleidet, um zu dienen, so viel steht fest!
Wow! Es schaudert mich. Meine Tante daneben wirkte wie eine perfekte Ergänzung, wie die passende Herrschaft zu mir. Sie wirkt wie eine Dame von Welt mit einer natürlichen Ausstrahlung die Umwelt zu formen, den Ton anzugeben. Die Bluse und die Gummihose, einfach nur rattenscharf das Tantchen.'
Er lächelte sie freundlich im Spiegel an.

"Setz Dich!" Sie hatte so lange gewartet, bis sie spürte, jetzt ist er so weit. Er tat wie gewünscht, setzte sich auf den Hocker, ohne den Blick vom Spiegel zu wenden. Sie kniete sich hinter ihm auf das Bett und überragte ihn nun leicht und schaute von über ihn hinweg in den Spiegel. Wieder küsste sie ihn von hinten leicht und lange auf die Wange.
"Du siehst gut aus…" wie zufällig eine Pause. "…ganz mein Typ."
Langsam strich sie mit der Hand von der Wange, die sie gerade geküsst hatte, über den Hals, die Brust hinunter über den jetzt schlanken Bauch.
"Sehr gut", sagte sie und freute sich wie stark die Beule im Kleid wuchs.
Er schaute in den Spiegel und konnte den Blick von sich und Gerda nicht abwenden. Er mochte seine Tante - nein, das war nicht richtig, es war mehr als man normalerweise seine Tante ‚mochte'! Er ‚achtete' sie - nein, das traf es auch nicht, sie war nicht die angebetete Heilige! Er stellte fest, dass er sie gern hatte. Das traf es gut. ‚Gern haben' passte zu der Gefühlswelt, die er seiner Tante Gerda zugedenken bereit war. Sie sah so toll aus. Sie war perfekt. Die Dame von Welt, die wusste was gut war und was nicht. Die wusste wo es lang geht, der man vertrauen konnte…

Er schloss die Augen und ließ es einfach geschehen, als sie mit der rechten Hand an seinem Rock spielte. Sie drehte behutsam mit der zweiten Hand seinen Kopf halb über die rechte Schulter und küsste ihn auf die Stirn und dann auf die Augen und dann die Nase. Sie spürte wie er sich entspannte, und auch sie begann loszulassen und sich zu entspannen. Sie griff sich, ohne dass er es merkte, kurz in den Schritt, drückte ein Knöpfchen und ein kleines Brummen bestätigte ihr, dass sie den Schalter richtig betätigt hatte. Ihre weibliche Intuition sagte ihr, das tut mir gut, alles richtig, alles wird gut, ich habe es vorhin nicht übertrieben.

Auch er spürte es aus dem tiefsten Innersten. Ihm ging es gut und er entspannte sich mehr und mehr und sehnte sich schon fast danach, als es nach und nach passierte. Fast hätte er sich den weiteren Verlauf gewünscht oder, falls es nicht geschehen würde, darum gebettelt.

Sie ergriff beherzt von außen durch den Rock sein bestes Stück und rieb es ganz zärtlich. Das kam jetzt nicht unerwartet für ihn, die Liebkosungen der letzten Minuten hatten darauf hingearbeitet. Für einige wenige Sekunde war es zu viel für ihn, aber just in diesem Moment der leichten Verwirrung und Abwehr küsste sie ihn auf den Mund. Gerda öffnete ihre Lippen und schob ihre Zunge nach vorn. Er erschauderte und erwiderte den Kuss voller Inbrunst. Mit geschickten Griffen schob sie den Rock nach oben, und ihre Gummihände schoben die Vorhaut zurück. Sie schaffte es binnen wenigen Augenblicken, dass er den Stress der letzten Stunden hinter sich ließ, in den Augenblick eintauchte. Ralph taktete sein tun, mal schloss er die Augen und genoss des Gefühl. Dann öffnete er diese wieder bewusst, blickte in den Spiegel und schaute dem munteren Treiben zu.

Auch Gerda entrückte mehr und mehr. Das Brummen und Vibrieren in ihrem Schritt vollbrachte den gewünschten Effekt. Sie war ohne sein Zutun nahe am gewünschten Ergebnis und auch seine Körpersprache war eindeutig.
Er kam mit einer jugendlichen forschen Freude, impulsiv mit voller Wucht – sie nicht minder stark mit erfahrener Reife - nahezu zur gleichen Zeit. Sie umschlang ihn mit all ihrer Kraft und beide wogen sich im Rhythmus eines synchronen Orgasmus, der länger wehrte als erwartet. Seine erotische Erlösung ergoss sich seinem Alter entsprechend in einem pulsierenden Strom, der in den ersten Stößen den Spiegel mit einem Plattschuss erreichte und vier fünf Mal nicht abebben wollte. Sie schien eher dem inneren reifen Gefühl verpflichtet, ruhte in sich selbst und steuerte ihre wolligen Schübe fast nach Belieben in die Länge ziehend. Als sie nach zwei Minuten den taumelten Höhepunkt abebben spürte, kippte sie ihn und sich nach hinten auf das Bett. Sie kannte die Kunst des Nachspiels, streichelte seinen Schritt liebevoll und liebkoste seine Hoden wie ein liebevoller Bauer das Euter seiner Lieblingskuh. Dabei küsste sie ihn mit voller Wucht auf den Mund, so dass sie eins waren für die nächsten Momente der Unendlichkeit.

Sie löste sich von ihm und half ihm aufstehen ihn auf, damit er beide im Spiegel betrachten konnte.
"Ich hab dich lieb, meine Raphaela", sagte sie und küsste ihn nochmals für eine Minute voller Inbrunst. Dann löste sie sich von ihm und flüsterte zärtlich in sein Ohr: "Das meine ich wirklich so."

Sie entschwand ins Bad und er blieb allein im Schlafzimmer.
Wow! Was für ein Abend! Er schaute auf sein Spiegelbild, auf seine Körperflüssigkeit, die langsam den Spiegel nach unten rann, und hörte in sich hinein. Aus seinem tiefsten Innern vernahm er nur die eine Stimme: ‚Wow! Was für eine Woche!'
Als er Minuten später aus dem Schlafzimmer in den Flur trat, vernahm er aus dem Fernseher: "... nun die Wettervorhersage für die nächsten Tage.........", und von Tante Gerda den Zuruf: "Kommst du mal kurz?"
"Ja."
"Wir haben die Tagesschau verpasst", sagte sie in einem feststellenden Ton, der aber nicht missbilligend war.
"Was meinst du? Ich mache heute mal eine Ausnahme und den Abwasch selbst. Du duschst dich jetzt, ziehst dich um und setzt dich ganz schnell an den Schreibtisch. Bitte beginn unverzüglich mit dem Lernen, ich will nicht schuld sein, an schlechten Uninoten."
Beide grinsten breit und Ralph würde sie am liebsten knuddeln dafür, wie sie die peinliche Situation "danach" mir nichts dir nichts entspannt hat.

"Okay, Tante Gerda", er flüchtete ins Bad, um schnell aus seinem verschwitzen Outfit auf normale Kleidung zu wechseln. Wie immer wollte er das Latex in die Badewanne werfen, überraschenderweise war die aber nicht leer. Darin lagen schon ihre Handschuhe, die Latexleggins und ein transparenter Damenslip. Den nahm er voller Neugierde in die Hand, er roch herrlich nach Frau. Oder sollte er besser sagen, nach ‚Frau mit ganz viel Liebe'? Er wurde rot, denn jetzt entdeckte er, der Slip hatte auf der Innenseite seine Geheimnise: einen schwarzer Dildo mit Eichel, fast so groß wie eine Coladose und ein… - er wurde noch eine Spur röter – kleineren Dildo, der weiter hinten angebracht war.
Ralph grübelte kurz und realisiert mit einem frivolen Lächeln: ‚Sie war in der Tat sehr gut vorbereitet. Das Schlafzimmerabenteuer ist wohl doch nicht Holter die Polter ausversehen passiert. Mit diesem Mordsding in ihrer Scheide erklärte sich das Beben in ihrem Becken fast selbstverständlich'.
Er lächelte und schaltete den Vibrator an, und schreckte ein wenig von der Heftigkeit der Mechanik zurück.
‚Da ist ja richtig "Bums" dahinter!', stellte er fest und schaltete es schnell wieder aus. Dann warf er alles wieder in die Badewanne, entkleidet sich selbst Stück für Stück, duschte kurz und zog seine Jogginghose und das T-Shirt an.

Anschließend ließ er die Wanne mit warmem Wasser halb volllaufen - die Spülaktion war wie immer Tante Gerdas Job. Er ging derweil rüber ins Schlafzimmer zum Lernen. Dieses Mal fühlte es sich anders als sonst an, innerlich stimmiger, beschwingt, fast ausgelassen. Der Raum hatte trotz offenem Fenster noch das Aroma von Schweiß, Gummi und Liebe. Mit ein paar Lagen Klopapier und Glasreiniger entfernte Ralph schnell noch seine Spuren am Spiegel, bevor er sich an den Schreibtisch setzte um der beste Jurist aller Zeiten zu werden.

Erst Dienstag eröffnete Gerda ihm, was die zusätzliche Hausarbeit sein sollte. "Natürlich war es die Mutprobe zum Keller zu gehen. Das ist für mich eine sehr große Entlastung, die vielen Treppen sind ein Trauma.", seufzte sie. "Schade, dass das Haus keinen Fahrstuhl hat."
"Tante, du übertreibst. Du siehst aus wie 39, bist gerade mal 53, und jammerst wie eine Rentnerin. Wo soll das nur enden?"
Sie lachten beide, jedoch eher künstlich und zu laut, weil sie sich jetzt Dienstag bewusst wurden, dass sie beide nicht wirklich wussten wie weiter. Nach dem gestrigen Abend war alles anders und unklar, wo das alles hinführen würde.

*****

Irgendwie kam es Gerda nicht richtig vor und sie schämte sich ob ihres Tuns. Aber die Yvi in ihr war ganz anders drauf. Immer wieder spulte sie die Filmaufnahmen vor und zurück und betrachtete jede Szene wieder und wieder. Sie fühlte sich jung, sie fühlte sich gemein, sie fühlte sich gut und schlecht zugleich. Immer wieder diese Bilder, authentisch, echt und frei von jeglicher Schauspielkunst. Jene zwei ungeschnittenen Sequenzen zweier Kameras betrachtete sie ausgiebig und prüfte die Eignung. Eine Großaufnahme von Kopf bis Fuß von einem liebevollen Paar. Eine Gummigestalt auf einem Hocker, und eine zweite, Yvi selbst, kniend auf dem Bett dahinter. Dann noch die zweite Einstellung, diese zeigte ein Detailausschnitt des selben Paars. Der Ausschnitt war unterhalb der Gürtellinie, ein Penis und eine Hand in einem Gummihandschuh. Wie nicht anders zu erwarten endeten beide Sequenzen damit, dass ein weißer pulsierender Strahl aus der Eichel auf die Kameras schießt. Danach ist die Detailaufnahme unklar und verschwommen, offensichtlich ein unbeabsichtigter Volltreffer auf das Objektiv oder einer davorliegenden Scheibe. Ab dem Zeitpunkt sind alle Bilder wie durch einen Nebelschleier, dann kommt kurz darauf die zweite Ladung und das Bild verschwimmt in Unkenntlichkeit.

Yvi wusste intuitiv, in den Händen eines talentierten Schnittmeisters und eines guten Regisseurs ergibt das gute 2 bis 3 Minuten in einem erstklassigen Porno. Vielleicht sogar den Höhepunkt in einem guten Gesamtfilm, mit einem hochwertigen Wechsel von Großaufnahme und Detail. Je länger sie darüber nachdachte, desto klarer wurde das Zielbild. Würde man die geschnittenen Szenen mit guter Musik unterlegen und die eine oder andere Zeitlupe einfügen, dann könnte das der Bahnhofsszene von "Spiel mir das Lied vom Tod" nahekommen. Sie schmunzelte bei diesem abwegigen Gedanken. Andererseits, in den Händen eines Dilettanten zerflösse dasselbe Rohmaterial zu nichts. Eine Pfeife könne es ohne Probleme versauen. Sie schaute die Aufnahmen noch ein letztes Male an und entschied: Das gehörte nicht gelöscht, so sehr sie auch bedauerte wie hinterhältig es entstanden war.
Die Unentschlossenheit dauerte nun schon mehr als eine Stunde, jetzt war sie klar und Yvi griff zum Telefonhörer.

"Hallo Paul, ich bin es!"
"Ich freu mich wie Bienchen." Das kam spontan und ehrlich.
"Es ist fast wie Weihnachten."
"Ich weiß." Der Regisseur konnte es einschätzen. Diese vage Idee, von der sie im Oktober sprach war nicht mehr vage.
"Kann ich dir ein wenig Rohmaterial schicken. Ich brauche einen Profiblick, bevor ich mich in was verrenne!"
"Gerne. Kennst ja meine Adresse. Ist unverändert. Ich freue mich drauf zu sehen, was du dir ausgedacht hast." Er wartete noch einen Augenblick, wusste aber schon, dass dem Gespräch nichts mehr hinzuzufügen war. Er hielt das Telefon noch für ein paar Sekunden am Ohr und wartete auf das "Klick", welches jedoch nicht kam. Daher schaltete er den Lautsprecher am Handy ein. Er ging zum Kühlschrank, nahm sich Tomatensaft und Eiswürfel, sowie 4cl Wodka. Er lauscht ihren Atem seit Minuten und war glücklich ihr beim Nichtstun zuzuhören. Glücklich wie seit langem nicht mehr.
"Ich liebe Dich!", gab er unumwunden zu.
Dann legte Paul auf.

Sie saß noch ein paar Minuten nachdenklich im Sessel, raffte sich auf und packte die SIM-Karte in einen gepolsterten Briefumschlag. ‚Paul wird mir schon verraten, ob es richtig oder falsch ist, was Yvi da tut.', dachte sie dabei, verschloss das Couvert und brachte es zur Post.

*****

Eine Woche später am darauffolgenden Montagmorgen, gegen zehn und nicht erst 14:00 Uhr, rief Ralph an und räusperte sich. Dann plapperte er aufgeregt los: "Hallo Tante Gerda, gute Nachrichten!"
"Du hast eine Wohnung gefunden?" Seine spontane Freude übertrug sich auf Gerda.
"Ja! Du glaubst es nicht! Ein Kommilitone gibt auf. Jura ist nicht das richtige für ihn. Er geht spontan zu seinem Vater in die USA und hat ein gutes Wort beim Vermieter eingelegt, mich zu nehmen. Ich war gerade bei ihm; Aufnahmeprüfung bestanden! Ich habe die Bude."
"Toll." Nur klang sie jetzt gar nicht mehr so begeistert. "Wie teuer?"
"640 kalt für 33 Quadratmeter. Fast schon ein Schnäppchen!" sein Glücklich- Sein spürte man. Auch ein wenig den Stolz eines Jägers, der nach langem Warten einen großen Fang gemacht hatte.
"Aber ich bin ja nicht aus der Welt und komme bald mal wieder vorbei. Versprochen. Aber eben nicht heute um 18:00 Uhr. Ralph spürte ihr Zögern und fügte hinzu: "Hätte auch nicht gedacht, dass es auf einmal so schnell geht."
"Schon gut. Ich freu' mich. Echt. Endlich geht es voran." Sie schluckte hörbar. Hatte sie sich bereits auf eine weitere Woche gefreut?
"Tante Gerda, es war wirklich richtig lieb von dir mich so lange aufzunehmen und zu ertragen! Du bist ein Engel."
"Na, dann melde dich mal wieder und viel Spaß beim Einziehen und Einrichten…," Sie zögerte noch einen Augenblick, denn da schwang in seiner Stimme ein Hochgefühl mit, welches nicht mit der Wohnung im Zusammenhang stand, "…und in Garmisch alles in Ordnung?"
"Ja, nichts Besonderes nur…" Er zögerte einen Augenblick. "Eine neue Studienbekanntschaft aus Ettal fährt seit zwei Wochen mit mir hin und her, und damit werden die Fahrkosten wohl geringer."
"Ach so…," Sie ahnte an seiner Stimmlage, wo der Wind her wehte. "…ist sie hübsch?"
"Glaube ja.", antwortete er mit verträumter Stimme und doch kurz angebunden. Das ging seine Tante nun wirklich nichts an.
"Gut. Dann mach' mal alles gut, und ich geh mal schnell einkaufen." Sie wollte es sich nicht eingestehen, aber irgendwie war es ihr nicht recht ihren Neffen so schnell zu verlieren.
"Na, dann mal los. Sonst gibt's heute Abend zu spät Essen, musst ja deinen Zeitplan bis zur Tagesschau einhalten. Tschüss dann, und ich melde mich. Versprochen."

Sie legten auf und Tante Gerda sackte in ihrem Sessel zusammen und saß noch eine Weile unbeweglich in ihrem Sessel. Sie musste es sich eingestehen, die neue Wohnung ihres Neffen war ihr nicht recht. "Schade", seufzte sie erhob sich und machte sich betrübt auf den Weg zum Supermarkt.

*****

Vier Wochen später eine kurze Weihnachtskarte:

Hallo Tante Gerda!
Liebe Grüße zu Weihnachten!
Alles läuft gut. Ich melde mich bald und komm dann vorbei. Versprochen!
Dein Ralph

Weitere vier Wochen später eine Geburtstagskarte zum 29. Januar:

Hallo Ralph!
Alles Gute zu Deinem 20. Geburtstag!
Jetzt bist Du kein Teeny mehr.
Macht aber nichts, weiß ich und schreibe Dir das mit viel Erfahrung!
Liebe Grüße, Deine Tante Gerda

Völlig unerwartet für Gerda, an einem Freitagabend um sechs klingelte das Telefon in ihrer Wohnung. Schon mehr als 10 Wochen waren nach dem letzten Treffen vergangen, es war Anfang Februar.
"Störe ich?", fragte er zaghaft.
"Nein Ralph, schön, dass du dich mal meldest. Was gibt's denn neues?"
"Tante Gerda, nicht viel. Das Studium läuft und das erste Semester ist bald rum. Warum ich anrufe ist schnell erklärt. Wir haben gestern bei Weiberfassnacht einen Deal angenommen und brauchen vielleicht deine Hilfe."
"Okay?" Sie zögerte, weil sie nicht wusste worauf es hinauslaufen sollte. "Wer genau ist WIR?"
"Andrea und ich."
"Okay?" Sie wartete auf weitere Erklärungen.
"Hatte ich dir doch erzählt oder nicht?", Ralph wurde bewusst, wie lange sie nicht mit einander gesprochen hatten, "Andrea ist das Mädel aus Ettal, die immer mit mir hin und her fährt. Wir sind seit ein paar Wochen ein Paar."
Gerda hörte durch das Telefon ein Hintergrundlachen und ahnte, dass diese Andrea wohl neben ihm saß.
"So, so. Und was genau ist nun euer Problem?"
"Wir gehen am Montag zu einer Faschingsparty und brauchen deine Hilfe beim Stylen!"
"Mach' mal den Lautsprecher am Telefon an.", bestimmte Gerda.
"Okay."
"Hallo Andrea, wie geht's? Was ist das Problem?", Gerda bezog die Freundin von Ralph in das Gespräch mit ein.
"Hallo Frau Gerda! Also das war so: Wir waren gestern an Weiberfassnacht unterwegs und haben halt ein bisschen zu heftig gefeiert. Und jetzt haben wir Eintrittskarten für eine außergewöhnliche Party am Montag, und brauchen Hilfe beim Schminken."
"Was ist denn so schwierig, dass du das als Mädel nicht hinbekommst?"
Andrea war jetzt in ihrem Element und plapperte fröhlich drauf los: "Ähm, das war so. Gestern trafen wir ein paar schräge Typen bei der Party, die waren lustig und haben mit Ralph geflirtet, und später sogar mit mir getanzt. Und die beiden sind wiederum befreundet mit zwei Mädels, von denen war eine in einem Anzug mit Krawatte da und die andere eine Prinzessin."
"Verstehe ich nicht." Gerda hatte das Gefühl, hier redete das junge Volk voll um den heißen Brei herum.
"Also habe ich auch erst nicht kapiert, die vier waren zwei Schwulies und zwei Lesben, haben wir aber nicht gleich geschnallt. Die waren voll nett und hatten aus irgendeinem Grund gegen am frühen Morgen zwei Karten für eine Rosemontagsparty im Angebot. Weißt Gerda, zwei Karten für so eine große bunte Genderparty und das Ganze ist eine Switch-Session. Und die Karten haben die uns einfach so angeboten."
"Switch-Session, was ist das denn?", fragte Gerda.
"Also das ist eine besondere Faschingsshow in München, so zehn Jahre gibt's die schon, bei der jeder im Kostüm des anderen Geschlechts kommen muss. Also irgendwie lustig, aber auch irgendwie schwul-lesbisch oder alles zusammen. Wir wollten erst ‚nein' sagen, fanden dies dann aber doch herausfordernd und lustig. Nee lustig ist jetzt das falsche Wort, hellhörig wurden wir, da die Karten für den guten Zweck "Kinder in Not" sind und daher normalerwiese für 100€ verkauft werden. Wir fragten auch gleich mal, ob da nur so Pärchen wären, also wie die beiden, also so schwul und so. Aber man versicherte uns, der Spaß und die Hilfe stehen im Vordergrund und die meisten seien ganz normale verrückte Pärchen. Einige seien sogar von der Schickeria, und Hubert Burda ist der Schirmherr und so."
"Okay verstanden. Und jetzt wollt ihr dahin. Und was habe ich damit zu tun?"
Ralph antwortete: "Naja, der Haken kommt erst noch." Die beiden jungen Leute lachten laut am anderen Ende des Telefons. "Die beiden gleichgeschlechtlichen Pärchen nutzten unsere Trunkenheit aus und schenkten uns die Karten nur unter eine Bedingung, wir müssen beim Wettbewerb teilnehmen."
"Was für ein Wettbewerb?"
"Für das bestes Kostüm und den besten Tanz gibt es 500€ Preisgeld."
"Könnt ihr etwa tanzen?", fragte Gerda überrascht.
Andrea antwortete voller Begeisterung: "Ja, das war ja der Anfang der ganzen Diskussion und des ganzen Durcheinanders. Ralph und ich haben gestern Dirty Dancing "time of my life" auf die Tanzfläche gezaubert. Und auf einmal standen alle um uns herum und haben geklatscht."
"Oh, verstehe." Gerda war echt überrascht, das hatte sie Ralph nicht zugetraut. "Die Karten habt ihr euch also ertanzt?"
"So ungefähr", erwiderte Ralph.
"Also fassen wir zusammen: Ihr habt für zweihundert Euro Eintrittskarten geschenkt bekommen, eine echte Chance auf fünfhundert Euro Gewinn und braucht eine Maskenbildnerin für ein perfektes Make-Over?"
Stille am anderen Ende, dann lautes Lachen: "Ja Gerda, gut zusammengefasst, was bedeutet das Wort Make-Over?"
"Theatersprache. So nennt man eine Maske für Mann-zu-Frau und umgedreht Frau-zu-Mann oder Schauspieler-zu-Alien oder so in der Art. So wie in…" Sie dachte kurz nach. "… dem Film Mrs. Doubtfire."
"Passt genau.", sagte Ralph.
"Bin dabei!" Gerda grinste und fühlte sich sichtlich wohl in der Samariterrolle.
"Okay! Super", klang es als Duett auf der anderen Seite. "Montag 17:00 Uhr bei dir, dann hätten wir 90 Minuten um die ganze Sache vorzubereiten."
"Lass uns lieber zwei Stunden einplanen, ich habe nur zwei Hände. Welche Kostüme habt ihr?"
"Spanischer Tango.", tönte wieder als Duett durch das Handy.
"Gut überlegt und leicht machbar. Habt ihr eine Perücke?"
"Nein. Kannst du was besorgen?"
"Mach' ich."
Alle drei grinsten in Vorfreude vor sich hin, jeder mit etwas anderen Gedanken im Kopf, und Gerda freuten sich auf die Abwechslung und die neue Herausforderung.

Andrea und Ralph betraten pünktlich 16:30 Uhr die Wohnung der Tante. Sie waren schwer beladen mit zwei Kleidersäcken, der Tanzsportverein München EV hatte ihnen diese Kostüme freundlicherweise ausgeliehen. Andrea staunte noch mehr als Ralph, als sie Tante Gerda jetzt kennenlernte. Sie hatte irgendwie eine deutlich ältere wenig agile Frau erwartet. Aber heute, so wie sich Gerda herausgeputzt hatte, ließ sie beide Stauen. Eine knallrote Bluse mit ganz vielen Rüschen und dazu eine schwarze Hose mit weitem Schlag, beides aus Seide schmückten sie sehr modisch. Das ließ sie sehr elegant wirken, wie eine Dame von Welt, weit entfernt von einer Maskenbildnerin in Kittelschürze.
"Euer Tangomotto hat mich inspiriert. Da wollte ich schon mal vorprobieren."
Sie hatte ihre Haare hochgesteckt, zwei rote Rosenblüten in einen Dutt eingeflochten, und ein auffälliges dunkles Makeup aufgelegt.
"Du siehst sehr spanisch aus, toll!", bestätigte Ralph.
"Frau Gerda, wow, sie haben voll was auf dem Kasten!"
"Okay. Lasst mal sehen, was ihr mitgebracht habt!"

Gemeinsam befreiten sie die Kostüme aus den Säcken und bewunderten ausgiebig ein rotes Bolero- Kleid mit typischen geschlitztem Rock und schwarzer Spitze am Saum, am Brustausschnitt und an den Puffärmeln.
"Sehr sexy", bestätigte Gerda.
Dazu gab es einen schwarzen Männeranzug mit Weste und weißen Hemd, und genau passend zum Kleid eine rote Krawatte im exakt gleichen Farbton. Ein Paar Frauentanzschuhe mit flachem zwei Zentimeter Absatz und ein Paar Herrenhalbschuhe vervollständigten die Kostüme.
"Und ihr könnt echt Tango tanzen? Auch andersrum?"
"Ja", sagten beide gleichzeitig. "Wir haben auch andersrum ein bisschen geübt."
"Dann zeigt das mal. Jetzt bin ich richtig neugierig."

Gemeinsam räumten sie den Esszimmertisch zur Seite und Gerda startete die passende Musik von ihrem Laptop auf YouTube. Andrea und Ralph ließen sich nicht lange bitten. Er schlüpfte in die Frauenschuhe, sie in die Herrenschuhe, und sie stellten sich wie ein professionelles Tanzpaar auf. Was dann geschah, überraschte Gerda doch sichtlich. Die beiden bewegten sich wie ein eingeschworenes Paar passend zum Takt, und gaben einen stimmigen Tango selbst in diesem kleinen Wohnzimmer zum Besten. Auch nach dem Tausch der Rollen, gelang es widererwarten ganz gut. Da sie beide nahezu gleich groß waren, konnte sie führte ohne dass es ungelenk wirkte. Ihre Hand ruhte sicher oberhalb des Pos von Ralph und sie schob ihn gekonnt in die jeweilige Position.

"Bravo, ich bin beeindruckt! Andreas sie beeindrucken mich. Dass Ralph tanzen kann, wusste ich, dass sie mit harter Hand führen können, habe ich gerade gelernt." Gerda klatschte kurz in die Hand, beendete nachdrücklich das Vortanzen und mahnte zur Eile:
"Ralph, du gehst Haare nach hinten kämmen mit Gel. Dann kratzt du deinen jugendlichen Bartflaum weg und mache mal bitte Kaffee für alle!", sagte Gerda und wechselte die Musik auf Dire Straits.
"Inspirationsmusik muss sein. Andrea sie zuerst! Erst Schminken, dann umziehen, los geht's!"

Andrea setzte sich auf den angebotenen Sessel, extra bequem mit leicht nach hinten geklappter Lehne. Sie legte den Kopf bereitwillig in den Nacken und war gespannt auf das folgende. Gerda legte mit einem Stirnband die Haare nach hinten, benutzte einen großen Frisierumhang und schloss diesen eng am Hals.  Zunächst wurde Grundierung aufgetragen, der Bereich oberhalb der Lippe und die Augenbrauen wurden aber ausgespart. Danach kurzer Platzwechsel und auch Ralph wurde mit einem Umhang vorbereitet und grundiert mit einem 24h-stay- Makeup. Seine Augenbrauen wurden jedoch komplett mit Klebpaste abgedeckt und mehrfach fett übermalt. Die beiden Studenten bewunderten die Leichtigkeit mit der sie ihren Job machte und die große Auswahl an Makeup-Utensilien, die Gerda besaß. Sie tranken abwechselnd Kaffee und rannten immer wieder ins Bad, um den Fortschritt im Spiegel zu bewundern.
Andrea bekam einen schmalen Oberlippenbart und markante Augenbrauen aufgeklebt. Ralph dagegen bekam lange Wimpern sowie mit einem wasserfesten Kajalstift schmale, weit geschwungene Striche oberhalb der Augen. Die Antlitze der beiden veränderten sich schnell. Richtig deutlich wurde der Make-Over nachdem Gerda für Ralph Rouge und Lippenstift passend zum Kleid aufgetragen hatte, und Andreas Gesicht männlich abgedunkelt wurde und ein paar schwarze Punkte als Bartstoppeln am Kinn getupft waren.
Sie nahm schwarze Farbe, mischte diese mit einem Öl, und kämmte damit Andreas Haare streng nach hinten. Das tat sie immer und immer wieder bis jedes Haar pechschwarz war und die Strähnen sehr gerade und sehr glatt auf dem Kopf lagen. Am Hinterkopf zog sie einen Pferdeschwanz straff und streng zusammen, rollte diesen zu einer kleinen Schnecke auf und legte ein kleines schwarzes Netz darüber.
"Wow! Du siehst jetzt aus wie ein Torero, sehr männlich, wie ein richtiger spanischer Macho", lobte Ralph.
Andrea rannte ins Bad und kam mit einem breiten Grinsen und Daumen nach oben zurück.

"So, jetzt zu dir, setze dich!"
Gerda kämmte seine Haare auch nach hinten und legte ein Haarnetzt darüber, welches sie mit einem Klettverschluss straff befestigte.
"Aua!"
"Hab' dich nicht so. Die Perücke darf doch bei eurer wilden Tanzerei nicht verrutschen. Ich will mich doch nicht mit meiner Arbeit blamieren."
Sie nahm eine Häkelnadel und zog an der der Stirn und an den Kotletten die überflüssigen echten Männer Haare geschickt durch das Haarnetz nach oben. Nach zehn Minuten schaute kein Haar mehr vor und das Netz saß fest wie eine Badekappe. Die Tante verschwand im Schlafzimmer und kam mit einem Styroporkopf und darauf eine fertig vorbereitete Perücke zurück. Das Kunsthaar sah Gerdas heutigen eigenen Kopfschmuck sehr ähnlich. Die schöne lockige Pracht war nach hinten und oben gekämmt, vollendet aufgesteckt und mit einem schmalen Band und drei großen Rosen verziert. Der Clou war die Größe und Farbe der Rosenblüten, eine weißen und zwei dunkelrot, im gleichen Ton wie das Kleid.
"Das ist der Hammer!", entfuhr es Andrea, "Ich trau mich gar nicht zu fragen, wie lange du daran gearbeitet hast."
"So ist sie halt die Tante, wenn schon denn schon.", ergänzte Ralph wohlwollend.
Vorsichtig wurde Ralph die Perücke aufgesetzt, lang und akribisch ausgerichtet und dann mit den ersten Klettverschlüssen am Gummiband fixiert. Und als alles ihrer Meinung nach perfekt war, grinste sie und fragte Andrea: "So gut? Bevor ich es endgültig befestige brauche ich dein Okay."
Andrea nickte und Gerda drückte mit dem Daumen die Perücke überall fest. Sie arbeitete sich gewissenhaft um den ganzen Kopf herum und erklärte: "Da ist überall ein Klettverschluss drin, der sich mit dem Haarnetz verhakt. Dann sitzt alles ganz gut fest, für einen Abend reicht das."
Als sie fertig war, bat sie Ralph mal den Kopf zu schütteln. Er tat es zunächst vorsichtig dann beherzt. Die Frauen war begeistert, wie gut doch alles an seinem Platz blieb und auch das Blumengesteck saß unverändert an der richtigen Stelle. Ralph wollte neugierig aufspringen und ins Bad gehen, um sich persönlich zu vergewissern, aber Gerda hielt ihn zurück.
"Nur noch zwei drei Handgriffe, dann kannst du erst los. Warte mal!"
Sie trug ein wenig Rougepowder auf, zeichnete die Augen etwas dramatischer schwarz nach, färbte die neuen langen Wimpern ein wenig und trug zu guter Letzt ein wenig Glitzer auf. Dann bat sie ihn, die Augen zu schließen und sprühte ein abschließendes Fixierspray auf.

"So, das sollte genügen. Selbst wenn ihr beide ins Schwitzen kommt, das Makeup wird nicht verschmieren. Fertig! Jetzt kannst dich mal im Bad bewundern, husch, husch geh schon."
Andrea grinste breit und streckte den Daumen nach oben. Ihr Freund würde gleich aus allen Wolken fallen.
Als Ralph in den gut beleuchteten Badzimmerspiegel schaute, konnte er es nicht glauben. Er sah keine Spur mehr von sich selbst, sondern ein reinrassiges spanisches Vollblutgirl. Einem perfektes Setup, makellos schön.
Schon während der Verwandlung hatte er mit Verwunderung festgestellt, dass ihm das Spiel mehr und mehr Spaß bereitete. Und nun, mit dem Ergebnis vor den Augen, war er baff, wie stark ihn der Anblick erregte.
‚Warum gefällt mir das?', fragte er sich im Gedanken und konnte seinen Blick einfach nicht von dem Spiegelbild abwenden. Ein perfektes zweites ICH! Bin ich das wirklich? Ein weiblicher Ralph, das ist krass!'

Nach vielen Minuten kam Andrea besorgt hinzu und fragte: "Alles in Ordnung?"
"Ist das nicht unglaublich? Das soll ich sein?"
"Du siehst zum Anbeißen aus. Ich muss heute Abend sicher auf dich aufpassen, damit dir nichts passiert."
Sie umarmte ihn von hinten und im Spiegel erstrahlte ein verliebtes Paar, aber dieses Mal mit umgedrehten Vorzeichen. Er drehte den Kopf zu ihr und gab ihr einen langen Kuss. Sie kuschelte sich an und erwiderte die Zertlichkeit.
Verdutzt flüsterte sie: "Huch! Da tut sich ja in der Unterhose meiner geliebten Tänzerin."
Er hatte eine Erektion, leugnen war zwecklos. Dennoch drückte er Andrea stärker an sich ran, schaute ihr in das männliche Gesicht und erwiderte: "Ich hoffe, der Torero wird auch feucht im Schritt."
Sie lachten verliebt, küssten sich erneut, und nutzten die ungestörte Gelegenheit im Bad sich lieb zu kosen.

"Sag ich doch. Alles wasserfest und kussecht.", lachte Gerda, als sie wieder ins Wohnzimmer kamen. "Theaterschminke 24h-stay und hier noch Lipgloss für später zum Auffrischen."
Sie mahnte: "Jetzt aber hurtig! Wir haben nur noch 20 Minuten zum Umziehen."

Andrea zog sich schnell aus, ganz ohne Scheu oben blank und legte einen flachen sehr straffen Sport-BH an, der ihre Oberweite wirksam plattdrückte. Dann zog sie das makellos gebügelte Hemd an, steckte die schwarzen Manschettenknöpfe an und ließ sich von Ralph die rote Krawatte binden. Die Hose passte halbwegs gut und wurde mit einem Gürtel fixiert. Dazu die schwarze Weste, Socken und die schwarzen Tanzschuhe. Ein perfekter Gentleman entstand. Nur ihr schmaler Hals und die weibliche Gesichtsform ließen auf dem zweiten Blick darauf schließen, dass der Torero ein Mädchen war.

Bei Ralph klappte es nicht so schnell. Die typisch männlichen Warum-Diskussion begann schon beim T-Shirts, welches er unbedingt anbehalten wollte. Das zog sich hin. Aber schließlich sah er die Argumentationen der Damen ein, das geht nicht bei einem Kleid mit größerem Halsausschnitt. Auch wollte er keine schwarze Strumpfhose von Andrea anziehen. Erst das Argument, das es draußen im Februar kalt war, half.
Beim Einsteigen ins Bolerokleid half die Freundin, stellten aber dabei fest, dass der Rückenreißverschluss sich oberhalb der Hüfte nicht so einfach schließen ließ. Der Bauch war ein bisschen zu groß für dieses taillierte rote Meisterwerk.
Andrea fragte lösungsorientiert: "Frau Gerda, haben sie irgendwas in Ihrem Fundus dafür?"
"Nicht wirklich. Meinst du ein Korsett oder so?"
Ralph bekam einen Schreck, erinnerte er sich doch mit flauem Gefühl in Magen an die Erfahrung in der Oktoberwoche, als er noch bei seiner Tante gewohnt hatte. Seine ersten Erfahrungen mit einer Bauchwegschnürung wollte er heute definitiv nicht: Wollte Gerda etwa Andrea davon erzählen?

Gerda bemerkte intuitiv die Gefühlslage von Ralph, überspielte das geschickt, und bot an: "Ich hätte da einen Body von mir, welches den Bauch gut wegdrückt. Das könnte er drunter anziehen und gut ist. Sollen wir das mal probieren?"
Er hatte keine Ahnung was das für ein Body sein sollte, war aber froh, dass das Thema eine bessere Wendung nahm. Gerda verschwand im Schlafzimmer und kam mit einem hautfarbigen Triumpf-Body zurück. Den zogen über die Strumpfhose nach oben zogen und tatsächlich der Bauch wurde weggedrückt. Nachdem die schmalen Träger über die Schulter gezogen waren, bemerkte Andrea: "Coole Idee mit dem Ding. Da stopfen wir jetzt noch ein Paar Socken rein, dann hat Ralph sogar Oberweite."
Auch da protestierte Ralph, die beiden Frauen wischten es beiseite, die Socken kamen in das BH-Teil rein und damit Basta. Beim zweiten Anziehversuch des Kleides klappte es problemlos. Das Stück passte Ralph ganz gut und auch die schwarze Strumpfhose erwies sich als stimmig. Typisch für ein langes Tanzkleid, war es zur freien Bewegung weit bis zum linken Oberschenkel geschlitzt. Das schwarze Bein lugten zwischen dem roten Stoff sexy hervor. Dazu die Lacktanzschuhe und fertig war Ralph.

Eine wunderschöne Spanierin und ein Torero waren fertig. Genau das Richtige für einen Ball mit Tanzdarbietung und Switch war nur zu erahnen. Gerda startete nochmals den Tango vom Laptop, und Ralph und Andrea taten ihr den Gefallen und tanzten nur für sie.
"Perfekt!" Gerda war begeistert. "Jetzt aber los! Sonst kommt ihr noch zu spät!"
Sie half Ralph und Andrea in ihre Mäntel verabschiedete sie herzlich.
"Viel Spaß und toi, toi, toi für den Wettbewerb."

Am nächsten Morgen um 5:23 Uhr bekam Gerda eine SMS:

Danke! Hat super geklappt! Wir sind zweiter geworden! Später mehr!

Um 12 Uhr mittags saßen Andrea und Ralph am Frühstückstisch noch immer geschminkt. Sie genossen im Bademantel das Frühstück, reflektierten die Nacht und er sortierte seine Gedankengänge mühsam.
"Was für ein Abend und was für eine ungewöhnliche Nacht.", verträumt hing er seinen Gedanken nach. Er schaute ihr zu, wie sie Nutella aufs Brot strich.
"Irgendwie war es ein bisschen lesbisch. Oder?", sprachs mit vollem Mund, "Aber auch irgendwie geiler Abend. Und du, du bist halt auch eine schöne Frau." Dafür gab es ein Küsschen. Sie lachte vergnügt, ohne dem Ganzen zu viel Bedeutung zu geben.
"Ich hatte vor der letzten Nacht noch nie Sex mit einem Mannsweib", erwiderte er, "irgendwann ist halt immer das erste Mal. Irgendwie war nur der Bart störend, der Rest wie immer sehr geil."

Kapitel 5
Ende der Fastenzeit

Es war ein Tag nach Ostern, die Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Karfreitag war vorbei. Gerda fütterte die Fische im Aquarium und erfreute sich ein wenig an dem Getümmel, welches das Futter auslöste. Ihr war langweilig und sie vermisste Gesellschaft. Die Feiertage waren langweilig gewesen, keine Ansprache, der Stammtisch war ausgefallen. Alle Damen von Kaffeekränzchen waren zu Verwandten gefahren nur sie nicht. Es gab keinen Ausflug nach Garmisch und auch Paul hatte sich seit Wochen nicht gemeldet. Dazu kam, dass die BAVARIA den Winter über keine Aufträge für sie hatte.
Sie schaute sich in ihrer Wohnung um auf der Suche nach einer Unordnung irgendeiner Kleinigkeit, die sie hätte erledigen können. Aber alles war in feinster Ordnung, öde und langweilig. Auf dem Sofa lag die karierte Decke fein säuberlich, nichts zu tun. Das Ticken der Uhr klang laut und wie eine Mahnung. Tick, Tick, Tick dieses Geräusch machte sie noch betrübter. Sie wurde sich ihrer Einsamkeit bewusst und fand keinen Weg, diese zu durchbrechen.
Unvermittelt riss sie wütend die Decke vom Sofa und schleuderte sie gegen die Uhr. Dieser Wutanfall tat seine Wirkung, die Uhr fiel von der Wand und verstummte. Gerda atmete erleichtert auf, öffnete das Fenster und atmete die erste Frühlingsluft tief ein.

Es war 14:00 Uhr, als unerwartet das Telefon bei Gerda klingelte.
"Ja?"
"Hallo Tante Gerda! Hier ist Ralph."
"Hallo Ralph! Welch tolle Überraschung! Und genau wie früher punkt um 14:00 Uhr. Hast du dein WG-Zimmer verloren?"
Schweigen am anderen Ende als würde er nach Worten ringen. "So ähnlich, aber anders. Tante Gerda, ich weiß nicht mehr…", Schweigen in der Leitung, "…weiter."
"Was ist passiert? Kann ich helfen?", Gerda war sauer und besorgt zugleich.
"Ich weiß nicht…", und wieder eine lange Pause.
"Wolltest du mir erzählen warum ihr beim Kostümfest zweiter geworden seid und nicht erster?", Gerda versuchte das Schweigen zu brechen.
"Wie? …nein. Wovon redest du?", Ralph schien gedanklich irgendwo anders zu sein, jedenfalls nicht beim letzten Zusammentreffen mit Gerda vor sieben Wochen und auch nicht bei dem Tanzwettbewerb.
"Ach stimmt! Das wollten wir dir eigentlich auch noch ausführlich berichten. Habe ich aber vergessen. Sorry Tante, tut mir leid!"
"Hm…, nicht gut seine Tante zu vergessen.", knurrte sie beleidigt ins Telefon.
"Das ist es nicht. Ich habe dich nicht vergessen. Eher im Gegenteil."
Er überlegte wie er das Gespräch fortsetzen sollte und atmete tief ein. Dann sprudelte es aus ihm heraus: "Kannst du dir vorstellen, dass ich heute Abend bei dir vorbei komme?"
Tante Gerda war ein wenig perplex, da er offensichtlich einerseits schon wieder irgendwas von ihr wollte, was sie ärgerlich machte, aber andererseits irgendwie verzweifelt wirkte. Ihre innere Stimme war immer noch sauer auf den Rotzlöffel, nachdem er sich so lange nicht gemeldet hatte. Daher ließ sie dem Drang freien Lauf und herrschte ihn an: "Nach den Regeln von früher? Du erscheinst pünktlich 17:45 Uhr? Und dann gemeinsam Kochen bis acht? Oder wie hast du dir das vorgestellt?"
"Nein, nein, das ist es nicht was ich meine…", antwortete er völlig überrumpelt. Dann stammelte er: "Egal, doch natürlich auch so… nach deinen Regeln…", und fügte beflissentlich hinzu. "…wie auch immer… ja, ja wegen mir, wie immer du es für richtig befindest. Ach, ich weiß doch auch nicht…", jetzt war er vollends konfus. "…ich muss dich sehen und gemeinsam mit dir eine Lösung für ein Problem finden."
Er flehte fast: "Bitte Tante Gerda."
Sie überlegte übertrieben lang und sagte dann ruhig, emotionslos und ein wenig herablassend: "Einverstanden aber nach meinen Regeln unserer siebten Woche. Sei heute pünktlich vor sechs hier. Nur unter diesen Bedingungen bin ich erneut bereit, mich mal wieder mit deinen Problemen zu beschäftigen."
Er konnte gerade so noch "Danke" sagen, dann hatte sie schon aufgelegt.
War sie sauer, weil er sich so lange nicht gemeldet hatte? Ja definitiv. Sie ahnte nichts davon, zehn Sekunden später brachen bei Ralph in der Studentenbude alle Dämme und er war ein schluchzendes, weinendes Häufchen Elend.

"Ding Dong".
Der etwas altmodische Klang der Glocke erfreute Gerda an diesem Tag wie seit langem nicht mehr. Sie betätigte den Summer und ließ ihren Neffen ins Haus hinein. An der offenen Wohnungstür erwartete sie ihn, bis er die drei Etagen nach oben gestiegen war, und nahm ihn herzlich in den Arm.
"Ich freu mich dich zu sehen!"
"Ich mich auch!"
Sie drückten einander, umarmten sich innig und gaben sich mit dieser einen Geste das sichere Gefühl, einander aufrichtig vermisst zu haben. Der Zorn ihrerseits und der Kummer seinerseits waren verflogen. Nachdem sie sich voneinander gelöst hatten, legte Gerda fest: "So wie früher."
"Ja, gerne! Ein Deal ist ein Deal", erwiderte er und lächelte sie an.
"Husch, husch ins Bad", kommandiere sie ihn und begab sich selbst in die Küche.
Im Bad schien die Zeit stehen geblieben. Alles wie im letzten Jahr unverändert, Ende November erschein wie gestern. Die glänzenden Handschuhe und Strümpfe und die Hijab. Er legte alle seine Baumwollsachen ab und kleidete sich mit gewohnter Sorgfalt in die Latexsachen. Er genoss vom ersten Augenblick das liebgewordene Material auf nackter Haut. Alles war perfekt von ihr vorbereitet und eingeölt und auf Hochglanz poliert. Bewundernd schaut er in den Badspiegel. Beine, Arme, Kopf glänzten wunderschön und nur der Oberkörper von Hals bis zum freischwingenden Penis blieben unbedeckt. Ihm schauderte vor Freude. Anschließend schlüpfte er in das Kleid hinein und rief nach ihr: "Tante Gerda! Kannst du mir kurz helfen?"
Sie erschien mit einem Lächeln und schloss den Rückenreißverschluss mit einigem Mühen bis zum eng geschnittenen Hals.
"Hast wohl ein wenig zugenommen. Das werden wir gleich merken." Sie legte das auf 74 Zentimeter vorgeschnürte Korsett um seine Taille und kommandierte: "Luftanhalten! Bauch einziehen!"
Es kostete mehr Mühe als zuletzt, aber es gelang doch wieder die Häckchenleiste vorn zu schließen.
"Geht doch! Weiteratmen!"
Er verzog das Gesicht zu einem Lächeln, rang aber gleichzeitig nach Atem.
"Beeil dich mit dem Rest! Die Arbeit wartet!"
Schnell schlüpfte er in die Gummistiefel, legte die Schürze an und ging in die Küche.
"Hast du die Stiefel ausgetauscht?"
"Jetzt, da ich weiß, dass du auf Absätzen beim Fasching kein großes Problem hattest selbst Tango zu tanzen, habe ich die alten Stiefel gegen etwas modischere ausgetauscht. Keine Angst, es sind nur sechs Zentimeter Absätze. Das schaffst du leicht!"
Sie lächelte ihn an und war sehr zufrieden mit der Wahl.
"Auch die Schürze ist neu. Ich habe mich für ein schmaler geschnittenes Modell entschieden, so dass deine Hüfte mehr zur Geltung kommt. Aber Schürze muss sein! Und Rüschen auch!"
"Ja, ja, Tante Gerda. Alles okay und nicht schlimm."
"Na dann los. Kartoffeln schälen, Hühnchen ausnehmen, das Gemüse waschen, schneiden und garen. Es soll heute einen Festschmaus geben!"
‚Puh', dachte er. ‚Es geht da weiter, wo es aufhörte! Sie genießt die Situation in vollen Zügen und nutzt es nach Strich und Faden aus.'
"Wer geht in den Keller und holt Wein?", fragte sie scheinbar ergebnisoffen.
"Ähm, hatten wir das nicht beim letzten…" Der Satz blieb unvollendet als er ihren Blick und ihre Stirnfalten sah. Nach kurzem Nachdenken ergänzte er seufzend: "…mach ich!"
Sie lachte laut und schaute ihn tief in die Augen. "Hab' ich schon erledigt. Wollte dich nur testen!"
Er mühte sich in der Küche ab und kam ganz schön ins Schwitzen bei dem großen Aufwand für das heutige Abendessen. Sie saß derweil im Sessel und beobachtete ihn genüsslich und trank dabei schon mal das erste Glas Wein.
Während des Essens schwieg Gerda mit voller Absicht und wartete, dass er das Gespräch begann.
"Seit wir neulich hier waren, ist viel passiert", brachte er zwischen zwei Bissen hervor.
"Schätzchen, das Essen ist vorzüglich. Wenn das mit der Juristerei nicht klappt, du würdest eine hervorragende Köchin abgeben."
Er schmunzelte ob des Lobes und bemerkte gar nicht, dass sie ihn wie in der letzten Woche im November in der weiblichen Form angesprochen hatte.
"Danke. Also, nach dem Faschingsball, bei dem wir zweiter wurden…", sagte er zu einem Gespräch ansetzend.
"Noch ein Glas Wein?", wieder unterbrach sie ihn.
"Möchtest du gar nicht wissen was passiert ist?" Man spürte, er wollte reden.
"Doch, doch", bemühte sie sich, Interesse zu zeigen, "fahr fort. Aber erst Prost. Auf uns!"
Sie lächelte ihn gewinnend an und er freute sich.
"Gewonnen hat ein schwules Pärchen, welches sich als lesbisches Pärchen perfekt wie Conchita Wurst verkleidet hatte. Und beide arbeiten beim Ballett! Das ist so was von ungerecht! Sie spielten die Trumpfkarte ‚Wir sind Tunten mit Bart und das ist gut so!'. Ich bin mir immer noch sicher, wir waren das schönste Pärchen des Abends. Viel besser als die beiden Möchtegern-Würste!"
Er blickte sie an. "Vor allem dank deiner Künste. Wir hätten den Sieg verdient gehabt. Nochmals, danke an dich!" Er neigte sich zu ihr und gab ihr einen dicken Kuss auf die Wange.
"Gern geschehen!"

Er hing in Gedanken an dem Februarabend und Gerda ließ ihm ein wenig Zeit bevor sie fragte: "Und was geschah dann?"
"Lange Rede, kurzer Sinn: Aus den Osterferien heraus schrieb Andrea mir, dass es aus ist!"
"Einfach so?"
Er seufzte deutlich hörbar: "Leider nein! Die Art und Weise wie sie es tat, hat mir stark zugesetzt."
Wieder war Gerda so scharmant zu einfach abzuwarten.
"Andrea hat mir in einem langen Brief dargelegt, dass sie jetzt einen wirklich echten Mann kennengelernt hat, und hat mich ausführlich niedergemacht."
"Und hatte sie Grund dazu?"
"Nein, und ein kleines Vielleicht.", er aß einen Happen bevor er weitersprach. "Sie ist jetzt mit einem 27-jährigen zusammen. Gegenüber dem wirke ich wie ein Milchreis- Bubi, schreibt sie."
"Das ist nicht nett", bestätigte Gerda.
"Und sie hat sich vor Ostern nicht okay verhalten und auf meinem Laptop herumspioniert. Das macht mich fertig!"
"Was genau hat sie da gefunden? Andere Frauengeschichten?" Sie zwinkerte ihm zu. "Hätte ich dir gar nicht zugetraut!"
"Nein! Ich war ihr treu!" Er seufzte und kam ins Stocken. Sollte er seiner Tante wirklich alles erzählen, so wie er es sich für heute vorgenommen hatte?
"Kennst du Bianca Beauchamps?", fragte er unvermittelt nach einer größeren Pause.
Jetzt war es an Gerda einige Augenblick verlegen nach Worten zu ringen, und sie entschied sich für ein einfaches: "Ja."
Bei seiner Tante verwunderte Ralph nichts mehr.
"Sie fand Fotos von Frauen in Latex und auch ein paar Latexfilme, die ich aus dem Netz runtergeladen hatte."
"Und das war schlimm für Andrea?"
"Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht war es schlimm für sie. Sie ist ja vom Dorf, oder sie tat nur so als ob es schlimm wäre, um mich abzuservieren. Oder sie fand es schlimm, dass wir nie drüber geredet haben. Ich weiß nicht. Was sie in der Mail schrieb, waren nur harte Beschimpfungen und Drohungen."
"Möchtest du darüber sprechen?"
"Ich weiß nicht. Wenn ich die Worte wiederhole, befürchte ich, dass es mich erneut stark aufwühlt." Er dachte nach und man sah, dass jeder Satz ihn tief getroffen hatte. Er konnte sogar jeden Satz memorieren, so oft hatte er den Brief gelesen.
"Lass' es raus. Vielleicht können wir gemeinsam darüber lachen", schlug Gerda vor.

Du perverses Schwein!

"Nicht nett", quittierte Gerda.

Während wir ein Paar waren, hast du wohl immer an diese Bianca mit den riesen Titten gedacht und dir einen runtergeholt!

"Harter Vorwurf", bestätigte die Tante und lächelte vor sich hin ehe sie fragte: "Und? Hast Du Dir einen…, wie schreibt sie, …runtergeholt?"
Ein breites wissendes Gerda- Grinsen schlug ihm entgegen. Es war ansteckend und es entstand eine neue zarte Bande zwischen ihnen, getragen durch gemeinsames Wissen über diesen Brief.

Willst du etwa, dass ich mir auch so Monstertitten machen lasse? Ekelig!

"Stimmt, die von Bianca Beauchamps sind eine Nummer zu groß für meinen Geschmack!"
Da lächelte er erstmals mit.

Wie viele solcher Latexperverse wie dich gibt es denn, wenn die notgeilen Fotzen so viele Fotos von sich machen, nur um Euch aufzugeilen?

"Gute, ernstgemeinte Frage. Diese Andrea nähert sich dem Thema geschickt. Schlaues Mädchen!"
Gerda dachte nach. "Da kannst du ohne Sorge antworten: Tausende, wahrscheinlich sogar Millionen Perverse lechzen nach mehr Fotos jeden Tag."
Das brach das Eis. Man spürte seine wachsende Erleichterung.

Wenn du auch nur noch einmal mich ansprichst oder anfickst oder anmailst, werde ich dich an der Uni bloßstellen.

"Das ist gemein. Erst stellt sie eine gute Frage nach der Häufigkeit und dann erlaubt sie nicht, dass du per Mail antwortest. Das ist ja Blödsinn."
Nun lachten beide herzhaft.

Du geiler Bock!

"Klingt wie ein nachträgliches Lob für gute Leistung."

Verpiss Dich!

"Würde ich an deiner Stelle auch erstmal tun. Die hat deine Stärken noch nicht entdeckt!"
Sie zwinkerte ihm zu und spürte wie er sich endgültig entspannte.
Seine aufgestaute Geschichte musste definitiv raus, er hatte sich für seine Tante als Zuhörerin entschieden, das war gut und Gerda war sehr froh darüber. Er legte vertraut seine Hand auf ihren Arm und sagte schlicht: "Danke!"
Es verging eine ruhige Minute. "Und… ich weiß gar nicht ob man das zu seiner Tante sagen darf…", er räusperte sich kurz. "…schön, dass es dich gibt und wir jetzt hier sitzen."

Sie aßen vergnügt den Nachtisch, und dann war es an Tante Gerda dem Gespräch eine neue Wendung zu geben.
"Wenn ich es recht in Erinnerung habe, hatten wir einen Pakt ‚Woche um Woche gibt's eine Verschärfung' geschlossen. Oder?"
"Ich glaube schon.", erwiderte er lächelnd und verriet dabei ein wenig, er hat damit gerechnet, wenn nicht gar darauf gehofft.
"Nun hat heute die achte Woche begonnen und du versprachst mir, diese Woche wieder täglich zu mir zu kommen, auch wenn du eine Bleibe hast. Beides richtig?"
"Ja, in der Tat. Beides richtig, als Dankeschön komm ich gern drei Tage zum Abendessen."
Er wartete ab und fragte sich in Gedanken: ‚Was kommt jetzt? Was hat das verrückte Tantchen wieder ausgeheckt?'
"Okay, dann könnten wir morgen den achten Schritt hinzufügen? Oder was meinst du?"
"Wenn unsere Regeln so sind, dann soll es so sein.", bestätigte Ralph.
"Oder hältst du es für richtiger, wenn wir morgen drei Schritte hinzufügen? Einen weiteren Schritt für die Mühe mit deinem Fasching und ein zusätzlicher für die lange Wartezeit."
"Hm… das könnte man so arrangieren: 8+ quasi, wenn man es getrennt als Handicap betrachtet. Den Fasching und die Wartezeit macht neun und zehn!"

Sie lächelte und spürte, er war nach dem offenen Gespräch über Andreas Brief so erleichtert, jetzt wollte er Bäume ausreißen oder Pferde stehlen, oder beides.
"Okay, so machen wir es. Ich füge drei Dinge hinzu, aber nur eine weitere Hilfe, die du mir leisten musst. Ich bin ja kein Unmensch. Unser Spiel geht dann in den Zwischenstand 8:10. Einverstanden?"
Er wartete einen Augenblick, aber in ihren Augen las er eine diebische Vorfreude, die ihm nicht so recht gefiel. Er mochte sie dennoch sehr. Und so entschied er sich nach einigem Zögern: "Ich bin neugierig was du wieder ausheckst. Und wegen mir ist ein 8:10 abgemacht!"
Sie schlugen per Handschlag ein. Ralph ergänzte: "Morgen viertel vor sechs werden wir unseren ‚Jungend- hilft- Tante-Pakt' neu starten."
"Nein, nein. Nicht viertel vor sechs. Hast du vergessen? Morgen ist Mittwoch, der Tag an dem du an der Uni eher weg kannst und mir beim Wohnungsputzen zur Hand gehen musst!"
"Stimmt. Hätte ich beinahe vergessen", sagte er. "Passt noch immer, auch im zweiten Semester zu meinem Stundenplan. Ab drei habe ich frei."
"Also morgen gegen vier und jetzt hurtig den Tisch abgeräumt, damit ich pünktlich zur Tagesschau meine Ruhe habe." Sie stand auf und neigte sich über den Tisch.
"Danke, für das vorzügliche Mal!" Und dann gab sie ihm unerwartet einen Kuss auf den Mund.
Er räumte den Tisch ab, spülte in der Küche und hinterließ alles auf Hochglanz poliert. Sie saß derweil vor dem Fernseher und machte exakt gar nichts, außer die Situation genießen. So wie früher. Auch der Rest des Abends verlief wie früher. Sie machte keine Anstalten in die Küche zu kommen. Er schaute kurz ins Wohnzimmer, worauf hin sie ihn ermahnte, das Lernen nicht zu vernachlässigen. Er entkleidete sich im Bad, warf die Sachen in die Badewanne, duschte kurz und setzte sich dann im Jogginganzug an den kleinen Schreibtisch im Schlafzimmer.
Er schaute verdutzt in den Schrankspiegel und erinnerte sich an das letzte Mal, als er diesen Raum betreten hatte und wie er den Schrank beschossen hatte. Das war vor einem halben Jahr gewesen, und wie stark doch diese Erfahrung noch wach war. Mit einem Seufzer verscheuchte er diesen Gedanken und begann mit ‚Handelsrecht Band 2-§5'.

*****

Halb vier am nächsten Tag ein besonderer Mittwoch klingelte Ralph erneut an der Tür und als erstes bat Gerda ihn zum Kaffeetrinken.
"Weißt du was mir aufgefallen ist?", und ohne die Antwort abzuwarten, fuhr sie fort zu sagen: "Deine mir zugedachte Hausarbeitshilfe Nummer sieben haben wir noch gar nicht ausprobieren können, und heute müssen wir uns schon was neues, die Hilfe Nummer acht ausdenken."
"Du meinst nicht das Badputzen heute Nachmittag, oder?"
"Nein das nicht. Das war Nummer sechs. Erinnerst du dich gar nicht?"
"War irgendwas mit Wäsche bügeln am Donnerstag oder so was ähnliches?"
"Das ist Nummer 8. Genau. Wie hast du das erraten? Können wir ja morgen Abend nachholen", lachte sie.
"Ich hoffe, du hast nicht ein halbes Jahr lang die Wäsche aufgehäuft und damit auf mich gewartet", gab er ebenfalls lachend zurück. "Ein bisschen trainiert habe ich in meiner WG schon und bestimmt fünf Hemden mehr oder weniger perfekt gebügelt. Also sei bitte vorsichtig mit dem was du mir gibst. Das könnte auch schief gehen."
"Nein, so viel ist es nicht. Eine gute Fachkraft braucht sicher nur 30 Minuten dafür, und für den Anfang gebe ich dir nur Baumwolle. Da kann gar nichts schief gehen."
"Bezüglich Nummer sieben könnten wir ja ‚Wein aus dem Keller holen' nehmen. Das habe ich ja schon einmal erduldet!" Er neckte sie und freute sich über den lustigen Einfall, wie ein kleines Kind.
"Dir wird das Lachen schon noch vergehen. Mir wird schon was in den Sinn kommen."
Beide genossen den gemeinsamen Kaffee und schauten sich über die Tassenränder in die Augen. Das Blitzen in ihrem Blick verriet, sie heckte was aus. Und da er seine Tante Gerda jetzt besser kannte, wusste er, da kommt eine neue große Herausforderung auf ihn zu.
"Wollen wir mit der Anprobe der Nummer 8 loslegen?", fragte sie abrupt.
Er räumte die Tassen in die Küche und war neugierig, was die acht, neun und zehn wohl an Kleidung sein sollten.
"Wie immer habe ich alles hingelegt. Probier's aus. Und wenn du Hilfe brauchst, rufst du. Okay?"
"Ja, mach' ich."

Ganz oben auf dem Stapel lag jetzt neu eine Unterhose, Hautfarben. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht bei dem Gedanken, dass sein frei hängendes Glockenspiel nun wohl doch ins Spiel einbezogen wurde. Er nahm das Stück und stellte fest, es war sehr klein, viel kleiner als erwartet. Und es war, alles andere hätte ihn auch gewundert, aus stabilem Latex, nur eben Hautfarben und sehr gut eingeölt und flutschig. Als er diese Unterhose auseinanderfaltete, sah die Latexhose einer Boxershorts nicht unähnlich, jedoch mit ganz engem Schnitt und einer zusätzlichen Lage dicken Gummi als Verstärkung im Vorderteil. Und es gab einem hohen Bund, welcher sicher weit über den Bauchnabel reichen würde. Am Hintern waren Silikonkissen eingearbeitet, die irgendwie seinen flachen Hintern runder machen sollten.
‚Was es nicht alles gibt', dachte er. Aber wenn er die Hose und dann das Korsett anzöge, dann wäre es aus mit ‚eben mal schnell…' auf der Toilette. Dieses Teil konnte man ganz gewiss nicht mal eben runterziehen. Dann entdeckt er ein kleines Loch dort hinten, in der Mitte des Po. Ralph dachte nach: ‚Okay, eine Öffnung gibt es immerhin'. Er schmunzelte vor sich hin: ‚Let's do it'.
Das war jedoch leichter gedacht als getan.
Langsam schlüpfte er erst mit dem linken, dann mit dem rechten Fuß hinein und musste feststellen, dass schon an den Waden der Weg beschwerlich wurde. Der Bund war sehr eng, und auch die Beinabschlüsse würden sicherlich an den Oberschenkeln sehr eng anliegen.
Stück für Stück arbeitete er die Hose nach oben und hatte schwer zu kämpfen den engen Bund, der mal auf seiner Taille zu liegen kommen sollte, über den Po zu ziehen. Die vordere Verstärkung war sehr unangenehm und drückte auf seinen Penis.
‚So geht das nicht', dachte er, und probiert es im zweiten Anlauf anders herum: Das beste Stück unten quer.
Auch diese Lage war alles andere als angenehm. Er fasste von hinten durch den Schritt und zog seinen Penis einfach zwischen die Beine nach hinten.
Perfekt!
Und nicht zu unangenehm. Und das Beste daran war, er konnte bei Bedarf auch durch das kleine Loch pinkeln, falls er doch mal müsste.
Bei dem Versuch die Hose endgültig in die richtige Position zu ziehen, wurde er eines anderen Problems gewahr. Wohin mit den Hoden? Die dicke Gummiplatte drückte übel mit den Kanten auf die beiden Bälle. Erst als er die Hose wieder nach unten zog, registrierte er, das oben zwei kleine extra dafür geformte Mulden vorhanden waren. Mit ein wenig rumprobieren gelang es ihm die beiden Dinger in die Hauttaschen rechts und links oberhalb der Schwanzwurzel zu schieben. Dann das gute Stück wieder nach hinten in die Poritze und gleichzeitig den Slip nach oben hieven.
"Passt!", sagte er laut und freute sich das Problem gelöst zu haben.
‚Der Druck ist spürbar, aber nicht unangenehm. Alles ist gut verstaut und vorn sieht es aus wie bei einem Mädchen', dachte er und drehte sich vor dem Badspiegel und bewundert nun auch den deutlich runder gewordenen Po.

"Die neue Hose sieht sexy aus, Tantchen!", rief er Richtung Wohnzimmer.
"Gern geschehen. Aber das Tantchen kannst du weglassen", erwiderte sie.
Er bewunderte sein neues Aussehen rund um den die Hüfte und im Schritt nochmals ausgiebig. Er realisierte wie stark es ihn einerseits erregte und andererseits wie stark es ihn dabei behinderte der Erregung freien Lauf zu lassen.
‚Schnell auf andere Gedanken kommen', forderte er sich auf und nahm als nächstes die schwarzen Strümpfe in Angriff. Wie erwartet waren diese lang genug und überdeckten die zehn Zentimeter Beinröhren der Korselett-Hose. Jetzt war er also von der Taille bis zu den Zehenspitzen mit Gummi bedeckt. Fühlte sich für ihn gut an, gedankenverloren strich er sich über den Hintern und zwischen den Schenkeln. Zufrieden registrierte er dicker Po, flacher Bauch und beulenfreier Schritt, eine perfekte Verwandlung zum Latexgirl. Jetzt wollte er es wissen, unbedingt den Zustand vom November wieder erspüren. Eilig fügte er die Handschuhe und den Hijab hinzu und nahm das Kleid zur Hand.

"Was ist denn das?", fragte er fröhlich im Selbstgespräch. Ralph hatte direkt unter dem Kleid, zwei hautfarbige Halbkugeln entdeckte: "Zwei Titten? Sind das die Kleidungsstücke 9 und 10? Hallo ihr beiden!" 
Er pikste mit dem Zeigefinger die Nippel der Silikonbrüste. Die Größe gefiel ihm gut, eine gute Handvoll vielleicht, denen von Andrea nicht unähnlich. Die Kissen wirkten sehr natürlich da sie schön ausgeformt waren, leicht dreieckige Form und natürliche Brustwarzen und -nippeln hatten. Er nahm eine in die Hand und legte sie sich an die Brust: "Okay, könnte klappen!"
Aber auch Zweifel machten sich gedanklich breit: ‚Geht das nicht zu weit? Tantchen, Tantchen was soll das nun wieder?'
Nach einigem Zögern - er seufzte hörbar - schnappte er sich entschlossen das Kleid, zog es schnell über, schlüpfte mit den Armen hinein. Ehe er den Rückenreißverschluss schloss, schob er die beiden Brustprothesen in die vorgesehenen Ausbuchtungen.
"Wow, passt perfekt!", er pfiff anerkennend vor sich hin, schloss den Reißverschluss mit vielen Verrenkungen ohne Hilfe von Gerda. Dann bewunderte er sich im Spiegel. Dabei fragte er sich verdutzt: ‚Ist das Kleid heute anders?'. Es schien so, als wäre es früher weniger weiblich gewesen und nun hatte es einen schönen femininen Vorbau. Die Füllung passte perfekt ohne zu spannen: ‚Nein, das ist fast das gleiche Kleid wie damals nur jetzt ist es oben faltenfrei und stimmig.'
Im Spiegel sah er jetzt ein richtig tolles Mädchen mit einem gewissen Etwas in der Bluse und neckischen Nippeln die sich ins Gummi bohrten. Nicht zu viel und nicht zu wenig, genau richtig für seinen Geschmack. Er strich sich zärtlich darüber und freute sich über das echte Gefühl.
‚Fühlt sich so eine Frau mit zwei echten Brüsten?', dachte er und freute sich über die Perfektion bei der Auswahl und des guten Geschmacks seiner Tante. Der Rockteil des Kleides, so erschien es ihm, stand ein wenig weiter in alle Richtungen aus. Ein eingeklebtes Unterteil war die Lösung des Rätsels. Der weiße Unterrock lugte unten ein wenig hervor und ließ somit die glänzende Pracht und die Gummifalten rundherum weiter abstehen. Die Hose darunter tat ihr Übriges dazu, mit den dicken Polstern hinten kam die Weiblichkeit mit einem richtigen Wonnepopo zur Geltung.
‚Es fühlt sich besser an als früher! Nein, das trifft es nicht…', dachte er nachdenklich, ‚…es fühlt sich SEHR gut an, stimmig und vollkommen natürlich.'
Noch zwei drei bewundernde Blicke in den Spiegel und dann schnell das Korsett angelegt. Er musste tief Luft holen. Dann ging es aber auch ohne Hilfe, da die Hose den Bauch schon gut vorgespannt hatte. Zu guter Letzt die weiße Schürze, welche an diesem Tag so gut passte wie noch nie. Die neckischen Rüschen überall unterstrichen die Eleganz und die neue Oberweite kam super zur Geltung.

"Wow!", rief er ins Wohnzimmer, nachdem er sich satt gesehen hatte.
"Lass sehen!", rief Gerda ungeduldig.
Er schlüpfte in die Stiefel und stolzierte ziemlich sicher auf den 6 Zentimeter- Absätzen zu seiner Tante. Dann drehte er sich vor ihr nach rechts und links, lächelte und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Danke für die Neuigkeiten acht bis zehn! Passt und sieht super stimmig aus!"
Dann ging er einen Schritt zurück, deutete einen Knicks an und sagte: "Zu ihren Diensten, Miss Gerda!"
Diese lachte und freute sich irgendwie mit ihm. Die Perfektion der neuen Verwandlungsstufen überraschte sie positiv, dennoch konnte sie sich nicht zurückhalten ihn zu foppen: "Das mit dem Knicks musst du aber noch üben!"
"Okay!"
Er versucht einen weiteren Knicks, sagte dann aber selbstbewusst: "Lasst uns mit dem Bügeln beginnen, wir haben schon nach fünf."
"Ich habe schon alles aufgebaut. Geh' ins Schlafzimmer, ist heute für den Anfang nicht allzu viel!"

Ralph ging allein rüber ins Schlafzimmer und war erfreut. Da standen nur ein kleiner Wäschekorb, ein Bügelbrett und ein Dampfbügeleisen und das alles direkt vor dem großen Schlafzimmerspiegel. Er würde sich bei der Arbeit beobachten können. Er schaltete das Bügeleisen an und legte los. Nach kurzer Zeit bemerkte der Spaß an dieser Arbeit steigt, wenn man es in diesem Outfit vor dem Spiegelbild macht. Es sah in der Tat so aus, wie eine Zofe aus dem letzten Jahrhundert, die freudig beschwingt ihre angestammte tägliche Arbeit machte.
Er bemerkte gar nicht, dass seine Tante in der Schlafzimmertür getreten war und ihm amüsiert zuschaute wie er sich mit der Wäsche abmühte. Sie konnte ein Lachen nicht unterdrücken, als er am Boden des Korbes einen Schlüpfer entdeckte und diesen verwundert auf dem Bügelbrett platzierte.
Grinsend bemerkte er sie und sagte: "Fast wie mein eigener, nur nicht aus Latex!"
Er strich ihn glatt und legte ihn zusammen, halt so, wie er meinte einen Schlüpfer zusammenlegen zu sollen. Sie beobachtete ihn, nahm die fertig gebügelte Wäsche: "Danke gut gemacht!"

"Das reicht für heute." Sie nahm jetzt den Schlüpfer und legte diesen in ein Schubfach des großen Wäscheschrankes hinein. Über ihre Schultern konnte er einen Blick ergattern und sah neben den Korselett-Hosen eine große Sammlung von Bodyformern und BHs. Das erklärte mehr oder weniger warum seine Tante trotz der 33 Jahre mehr auf der Lebensuhr, immer noch so eine gute Körperform hatte. Er betrachtete ihre Silhouette von hinten mit einem freudigen Schauer. Ja, sie ist immer noch eine wunderschöne Frau. Ein bisschen kräftig, aber nicht zu viel und nicht zu wenig, mit einem wunderschönen großen knackigen Po und einer schönen Taille.

"Steh' hier nicht rum, du Träumerle. Räume das Bügeleisen und das Brett hinter den Schrank und dann komm' ins Wohnzimmer!"
Er erledigte dieses jedoch nicht ohne nochmals einen bewundernden Blick auf sein Spiegelbild zu werfen. Ralph konnte auch nicht widerstehen, den Rock ein wenig zu lupfen und seinen wohlgeformten Po mit ihrem eigenen zu vergleichen. Er strich sich erneut über den Schrittbereich und fühlte ein wunderschönes Prickeln.
‚Gar nicht so unsexy, trotz eingesperrtem Pimmel', dachte er.
Dann rubbelte er noch ein wenig und fasste für sich zusammen: ‚Was für zwei Hammerbräute! Sehen echt sexy aus wir beiden.'
Er unterbrach schnell sein Treiben ehe er es in einen nicht mehr kontrollierbaren Zustand abrutscht. Er fühlte sich einfach nur gut.
Ralph schloss die Tür des Schlafzimmers und löste damit, von ihm völlig unbemerkt, einen Taster aus, der die Kameraaufnahme hinter dem Spiegel stoppte.

"Was hast du vor?", fragt er, als er das Wohnzimmer betrat und den Sessel mitten im Raum stehen sah.
"Setz' dich!", fordert sie ihn auf. "Überraschung Nummer 10 wartet auf dich."
Neugierig, aber auch ein wenig unsicher ob der Dinge die da kommen, setzte er sich.
"Reicht das nicht für heute? Nummer 8 der Schlüpfer sowie 9 und 10 die Busen, Tante Gerda?"
"Nein, nein, mein Schätzchen. Abgemacht waren 10 Dinge, und abgemacht ist abgemacht. Da muss mein Mädchen jetzt durch."
Da wurde es ihm gewahr. Sie hatte ihn wieder weiblich angesprochen.
"Nichts Großes, glaub' mir. Du wirst es mögen", sprach sie weiter, drückte ihn auf den Sessel, öffnete das Kleid ein wenig am Hals, und nahm die Hijab ab. Dann legte sie ihm einen weißen einfachen Frisörumhang um, und schloss diesen dicht am Hals.
"Was hast du vor?", fragte er nun noch mehr verunsichert, aber ihm schwante was kommt: ‚Sie wird doch nicht wie beim Fasching...?'
"Lass' dich überraschen", erwiderte sie. "Erstmal muss dein Bartflaum weg. Wann hast das das letzte Mal gemacht?"
"Schon ein Weilchen her, weißt ja, da wächst nicht viel."
Sie trug gleichmäßig Rasierschaum auf sein Gesicht und massierte diesen sorgfältig ein. Das war ein angenehmes Gefühl. Und als er gewahr wurde, dass sie keinesfalls mit einem scharfen Rasiermesser, sondern mit einem ganz normalen Nassrasierer hantierte, begann er sich zu entspannen. Sie ging sehr vorsichtig vor und wiederholte die Prozedur ein zweites Mal, bis auch das letzte kleinste Härchen weg war. Er hatte die Augen geschlossen und genoss das anschließende Eincremen des ganzen Gesichtes vom Hals bis zur Stirn, welches einen seidenzarten Eindruck auf der Haut hinterließ. Da kein Spiegel in der Nähe war, konnte er auch nicht bemerken, dass dieses kein Aftershave war. Gerda trug ein 24h-Stay- Makeup auf und seine Haut schimmerte nun ebenmäßig in einem hellen Sandton.
"Kopf hinten anlegen!"
Er tat wie ihm geheißen und genoss sichtlich die bequeme kuschelige Haltung.
"Jetzt kann es ein wenig ziepen. Hier sind zwei drei Theo Weigel Haare in den Augenbrauen. Die müssen weg. Sieht ja aus wie ein Gestrüpp!"
Beide grinsten und sie nahm eine Pinzette und riss fünf sechs Härchen raus. Irgendwie war es Ralph schon klar, dass sie drauf und dran war, der Latexdienstmagd den letzten Schliff zu geben. Wegen des Hijabs war er vorher schon kaum noch als Mann zu erkennen gewesen. Und doch war es ihm schleierhaft, warum sie sich nun so viel Mühe gab. Er ließ sie jedoch ohne Murren gewähren und war auf das Ergebnis gespannt.

Als nächstes trug sie mit einem schmalen Pinsel eine Farbe auf die Augenbrauen auf und konturierte diese in einem schönen Bogen. Man sah sofort, sie verstand ihr Handwerk. Es gelang ihr gut, aus den für eine Frau etwas zu buschigen und zu umfangreichen Brauen einen weiblichen Bogen zu zaubern, ohne dass er am nächsten Tag befürchten müsste, auf die Veränderung angesprochen zu werden.
"Keine Angst. Abgeschminkt sieht keiner, dass wir da was gemacht haben", beruhigte sie ihn.
Sie arbeitete hochkonzentriert weiter und ordnete und färbte die Wimpern. Nicht ganz zufrieden mit dem Ergebnis, kramte sie in ihrem großen Maskenbildner-Arbeitskoffer und fand was sie suchte. Mit geschickten Händen trug sie Wimpernkleber auf und verlieh den Augenlidern was dramatisches, vielleicht eine kleine Spur zu lang, aber nicht übermäßig unnatürlich. Als sie mit Waterproof-Wimperntusche nachhalf und eine Smokey-Eye Umrandung zauberte, waren ausdrucksstarke Augen entstanden, die mit jeder Diva mithalten konnten. Danach trug sie ein leuchtentendes Rot mit einem Pinsel auf die Lippen auf, konturierte diese leicht runder als der natürliche Verlauf es vorgab, und unterstrich die Wirkung in der Mitte mit einem helleren Farbton. Zum Schluss versiegelte sie das kräftige Rot mit einem kussechten Lipgloss, der den Glanzeffekt nochmals verstärkte.
"Augen leicht zu und nicht blinzeln", sagte sie, bevor sie mit einem Fixierspray das ganze Gesicht benetzte.
Sie schaute sich ihr Werk wie ein Künstler nochmal von drei Seiten an, und war mit sich zufrieden. Es war ein weibliches Gesicht mit ein einem Drang zur Dramatik entstanden.

"Voila", rief sie. Und als sie ihm die Hijab wieder darüber gezogen hatte, sagte sie: "Das passt jetzt viel besser, und eine perfekte Raphaela ist entstanden!" Sie war vergnügt, es tat gut nicht mehr allein zu sein.
Sie hauchte ihm einen Kuss auf die perfekten feuchten Lippen: "Ich könnte dich vernaschen! Wenn du magst, kannst du dich gleich im Bad bewundern. Aber nicht stundenlang, du musst schnell in die Küche. Abendbrot ist Dein Job, weißt ja bestimmt noch und ich…", sie lächelte wieder neckisch mit dieser Mischung aus ‚faustdick-hinter-den-Ohren' und ‚love-to-be-different'.
"…und ich sitze wie immer Wohnzimmer rum und lass' mich bedienen."
"Schon OK.", knurrte Ralph, "Ich schufte und du faulenzt. Eine Frage habe ich noch."
"Ja."
"Du hast mich eben Raphaela genannt, ist das dein Ernst?"
"Schau in den Spiegel", gab sie keck zurück, "und entscheide selbst."

Während Ralph sich im Bad selbst bewunderte war Gerda gar nicht faul. Sie bereitete sie einen Brief vor und ließ eine SIM- Karte des Fotoapparates darin verschwinden. Beigelegt war ein Brief.

Lieber Paul,
schau Dir diese neuerlichen Probeaufnahme einmal an.
Was meinst Du? Ergibt das langsam eine gute Vorstellung für den roten Faden unseres Films. Ein erster Entwurf des Drehbuches ist in Arbeit.
Vermisse Dich und liebe Grüße,
Deine Yvi

Ralph werkelte derweil mit viel Spaß in der Küche. Gefiel ihm der neue Name Raphaela, oder nicht. Er war nicht sicher. Ging das Spiel jetzt nicht ein bisschen zu weit? Musste das sein mit dem Frauennamen? Andererseits was soll's, wenn es Gerda Freude bereitet ihn so zu necken, soll sie doch. Bei dem jetzigen Outfit traf ja wohl doch eher weiblich und Raphaela als männlich und Ralph.

Später kam die Latexgestalt grazil aus der Küche mit zwei dekorierten vegetarischen Tellern und mit geschmorten Zucchini auf einer Extraplatte.
"Oh! du bist fertig! Schön sieht das aus. Das duftet richtig gut. Setz' dich zu mir."
"Sehr wohl Miss Gerda."
Gemeinsam saßen sie am Tisch und genossen weitgehend schweigend das Essen, Raphaela reichte zweimal Wein nach und auch das Apfelkompott mit Vanillesoße mundete hervorragend.
"Deine Kochkünste werden immer besser."
"Ja ich bin noch nicht ganz aus der Übung und Spaß macht es auch."
Neugierig fragte die Tante: "Hat dir das gefallen, was du im Spiegel gesehen hast?"
Ein breites Grinsen in seinem Gesicht verriet Gerda, sie hatte richtig gelegen mit den drei neuen Zutaten bodyformende Unterhose, Silkonbrüsten und Makeup. Was sie vor sich sah war eindeutig ein happy man oder vielmehr eine glückliche Raphaela.

"Ich weiß nicht genau, was es zu bedeuten hat", begann Raphaela beim Abräumen zu erzählen, "aber ich glaube du hast in mir was geweckt, was schon lange in mir schlummert."
"So?" fragte sie höflich und wartete liebevoll auf seine Selbsterkenntnis und weiteren Erläuterungen.
"Ich fühle mich eigenartig wohl bei dir…", sie stutze kurz, rang nach Worten, "…irgendwie stimmig, verstehst was ich meine?"
"Erzähl!"
"Also wenn ich bei Dir bin, das Bad betrete und beginne mich umzuziehen, dann ist das irgendwie wie...", er suchte nach dem richtigen Ausdruck, "…Ferien, Urlaub oder Pause. Ich vergesse alles was Ralph wichtig ist, was an täglichen Themen ansteht und genieße irgendwie das Anderssein."
"Verstehe.", Gerda nickte.
"Wenn man es genau nimmt, genieße ich nicht nur das Anderssein, ich bin wer anderes. Ist das nicht ulkig?"
Die Tante schwieg und lies ihm Raum nachzudenken.
"Ich frage mich, ob ich vielleicht schizophren bin. Aber im Internet habe ich einige gefunden, die so sind wie ich. Man unterscheidet zwischen unterschiedlichsten Formen und am ehesten finde ich mich wieder in einer Kategorie, die gar nicht gut klingt."
"In Kategorien denken, haben wir das nötig?" fragte Gerda schulterzuckend.
"Nein eigentlich haben wir das nicht nötig." Stimmte Raphaela zu. "Die Psychologie ist da heute auch präziser als vor ein paar Jahren. Sie schreiben nicht mehr von einer Krankheit, sondern eher von einer Abweichung der sexuellen Präferenz."
"So, so?" flocht sie ein, um ihn zum Weiterreden zu animieren.
"Schwul wäre ich, wenn mich Männer antörnen würden. Das tun sie aber nicht, habe ich ausprobiert. Schwulenpornos lassen mich kalt. Andererseits Transgender bin ich auch nicht, da ich als Mann nicht darunter leide ein Mann zu sein. Irgendwie sehne ich mich nicht einmal danach, als Frau durch die Welt zu stolzieren. Sie ist irgendwie nur dann da, wenn du sie zum Leben erweckst. Also ich glaube das ist so ein Fetisch. Weißt wie auf dicke Busen oder lange Beine stehen. Was meinst du?"
"Gar nichts, ich habe schon lange aufgehört darüber nachzudenken. Jedem Tierchen sein Pläsierchen.", sie grinste altersweise.
"Was noch für Fetisch spricht, ist der Bezug zu Latex und der Bezug zu sexy Frauensachen, Schminke, Strumpfhosen und so."
"Da hast du aber schon viel in dich hineingehört" erwiderte sie.
"Und weißt du was das Beste daran ist?"
Sie zögerte, fragte dann aber doch: "Nein, was denn?"
"Ich finde es gut so, es gibt mehr Abwechslung und mehr Möglichkeiten!"
Jetzt schmunzelten beide und sie bestätigte: "Dann lass es doch wie es ist."

"Heute bist du Tante Gerda noch ein Schritt weitergegangen, warum?"
"Mir war so und ich hatte da so ein Gefühl, ein bisschen mehr Perfektion brauchen wir noch für unser Spiel."
"Du nennst es immer noch Spiel?"
"Wie sonst?"
"Spiel definitiv nicht...", Raphaela zögerte, "...und so richtig schlau werde ich aus meiner Tante sowieso nicht. Es ist gerade mal ein halbes Jahr her und ich lande bei dir damals mehr durch Zufall. Weißt noch wegen Wohnungsknappheit und du warst gar nicht happy darüber, richtig?"
"Ja so ungefähr, mach weiter!", forderte sie ihn auf.
"Dann fängst du irgendwas mit Strafen und Verkleidung an und steigerst dich Woche für Woche mehr und mehr rein. Verstehe ich nicht und kann es mir nur bruchstückhaft erklären."
"Jetzt bin ich aber gespannt.", Gerda beugte sich neugierig nach vorn.
"Mein Erklärungsversuch: Erstens du stehst darauf die Kontrolle zu haben und zweitens, wenn du die Kontrolle hast, dann probierst du immer wieder was Neues aus, ohne genau zu wissen, wohin du eigentlich willst. Du veränderst Situationen und Menschen und kitzelst irgendwie irgendwas heraus. Halt so als wenn du beim Theater oder Film arbeiten würdest oder Regisseur sogar wärest. Ok, ok sag nichts, bist ja wirklich beim Film und irgendwie machst du ja mit deiner Visagisten-Tätigkeit genau das. Und…", er machte eine Pause, weil er nicht sicher war, ob er sie eventuell verletzten würde.
"Ja? Nur raus damit keine Scheu."
"Du stehst selbst auch auf Gummi und Latex aus irgendeinem Grund."
"Wenn das so wäre, dann wären wir ja so was wie Seelenverwandte, der Gedanke gefällt mir.", erwiderte sie schnippisch.
"Und habe ich Recht?"
"Lieber Ralph", so begann sie Sätze immer, wenn es Ernst wurde. War er zu weit gegangen? Nein sie lächelte noch immer freundlich: "So was fragt man eine Frau im mittleren Alters nicht."

Sie tranken beide an ihren Gläsern Wein und schwiegen.
"Musst du heute noch weg?"
"Nein ich kann wieder bis morgen bleiben. Aber eine Frage hätte ich noch."
"OK?"
"Woher hast du die Sachen, die ich jetzt gerade trage?"
Gerda dachte: ‚Verdammt gute Frage, was soll ich da jetzt machen', aber ließ sich nichts anmerken und grübelte. Da kam Ralph ihr schon zuvor: "Ok, du willst nicht drüber reden, musst du aber." Er grinste schelmisch und ergänzte,  "Kannst dir ja eine Ausrede einfallen lassen, während du mich fotografierst."
"Möchtest du etwa Fotos als Andenken an den heutigen Abend? Gefällst du dir selbst so ausordentlich, dass du es festhalten willst?"
"Auf jeden Fall, ob ich je wieder in meinem Leben so gut aussehe wie heute, weiß ich doch nicht. Und du hast dir so viel Mühe gegeben." Und er reichte ihr sein Handy.

Nach mehr als 20 Fotos, knipste sie noch zwei Bilder mit ihrem eigenen Handy. Erst dann fing Gerda von allein an, die vorhin gestellte Frage zu beantworten: "Also die Handschuhe und die Strümpfe sind ähm von …", ihr war die Situation sichtlich unangenehm, dass sie zugeben musste, solche Dinge zu besitzen, "… von mir persönlich."
"So, so! Hast du solche Wäschestücke schon lange?" fragte er verschmitzt.
"Ja ziemlich, hast ja vorhin treffend bemerkt, ich stehe ein bisschen drauf."
"Ein bisschen?"
Sie knuffte ihn leicht und antwortete ausweichend: "Ja ein bisschen aber auf jeden Fall nicht so dolle wie du."
"Ok, ich hab's kapiert und die anderen Sachen, woher?"
"Teilweise gekauft und teilweise geliehen", sie hoffte damit endlich Ruhe zu bekommen aber weit gefehlt.
"Wer verleiht denn so was?", bohrte er nach.
"Also die eine Schürzen ist genau genommen neuerdings auch meine, trage ich selbst sehr gern, die ist praktisch und chic. Das Kleid habe ich nur für dich gekauft und den Unterrock später selbst hinzugefügt."
"Danke sehr lieb von dir, muss doch ein Vermögen gekostet haben"
"Hat es nicht, kommt aus China von latexcatfish.com und hat Spaß gemacht, es erst zu durchdenken und dann zu tun." Sie trank einen weiteren Schluck, bevor sie fortfuhr: "Die Schuhe sind von einer Freundin, sie hat hunderte davon und dieselbe Schuhgröße wie du. Die Maske mit dem Hijab habe ich auch im Internet gesehen und Sebastian Gaucho aus den Niederlanden hat sie mir gemacht. Diese war schon deutlich teurer als das Kleid aber ich dachte, wenn ich dich von Kopf bis Fuß in Latex kleiden will, dann muss ich dieses Opfer bringen."
"Die ist in der Tat sehr schön, DANKE", lobte er sie, "Und du hast die auch schon getragen."
"Nein, nicht mein Ding. Die neue Hose und die Silkonbrüste sind geliehen, muss ich bald zurückgeben."
"Interessant, kennst du noch einen Mann, der auf Verkleiden steht? Und der verleiht seine Klamotten?"
Gerda war überrascht über diese intelligente Frage und wusste nicht, ob sie die Wahrheit sagen sollte oder ausweichen. Sie entschied sich für einen Mittelweg: "Sagen wir mal so, ich kenne einen Jemand, nicht männlich nicht weiblich, der oder die hat fast alles, weil der oder die reich ist. Wenn ich diese Person um was bitte, dann überlegt es nicht lange rum, gibt es mir einfach. Zur Not kauft der oder die es und leiht es mir."
"Ein heimlicher reicher Liebhaber?"
Langsam wurde ihr diese Raphaela unheimlich, der Junge ist verdammt intelligent und kitzelt wie ein Anwalt die Wahrheit raus.
"Lassen wir es dabei und gut ist."
"Juhu ich habe ins Schwarze getroffen…", triumphierte Raphaela, "Tantchen hat einen Liebhaber."

"Sonst noch was?", fragte Gerda schnippisch und schaute bewusst desinteressiert auf die eben geschossenen Fotos auf dem Handy.
"Ja eine Frage habe ich noch."
"Noch eine? Ok, Raus damit, ist aber die letzte!"
"Kennst Du jemanden, der mir einen Job anbieten könnte? Die Osterferien sind noch 3 ½ Wochen lang und ich bin richtig schön pleite."
Gerda war nicht überrascht. Sie wusste, dass die Familie in Garmisch nicht im Geld schwamm. Noch dazu war ihr Neffe nicht der Typ, der daheim sich aushalten lässt oder um Geld bettelt. Sie überlegte angestrengt, kam aber nur auf eine Idee, die sie ernsthaft angehen könnte.
"Lass mich mal telefonieren, Tagesschau haben wir mit unserem Geplauder eh verpasst. Du räumst jetzt mal den Tisch ab und machst den Abwasch, das ist schließlich dein Job."
"Stimmt Miss Gerda.", bestätigte Raphaela und ging in die Küche.

Als Raphaela eine Viertelstunde später wieder ins Wohnzimmer zurückkam, saß die Tante auf dem Sofa und war in den Gedanken versunken. Sie trat vor Gerda und beobachtete sie wortlos. Sie schaute ihn an und ihr Blick verriet, sie war noch immer begeistert von dem, was sie geschaffen hatte. Ein bildhübsches Mädchen von Kopf bis Fuß in Latex und noch dazu perfekt geschminkt.
"Schwitzt Du nicht?"
"Es geht, ich würde es gern noch einen Augenblick anbehalten, darf ich?"
"Musst Du nicht lernen?"
"Nein, weißt doch noch 3 ½ Wochen Ferien."
"Stimmt, wegen des möglichen Jobs warte ich noch auf Rückruf, ich melde mich wenn ich mehr weiß."

Raphaela stand nach wie vor regungslos vor dem Sofa und musterte Gerda. Er hatte den gleichen Gedanken wie im Schlafzimmer: ‚Was für eine Schönheit das Tantchen doch ist.'
Sie erwiderte seinen Blick und beide schwiegen.
"Lass mich mal die Hose mit den Polstern unter dem Rock ansehen! Die hast du im Bad angezogen, ohne dass ich je die Chance bekam, zu schauen wie gut es funktioniert."
Sie hob den kompletten Rock bis zur Hüfte und drehte sich vor ihr im Kreis und ließ sich bewundern. Gerda wunderte sich sichtlich, wie gut die Hose weibliche Proportionen bildete und konnte nun nachvollziehen, warum solche Bodyformer bei specialtrade.de so viel Geld kosten. Dann bat sie ihn zum Sofa zu kommen, band die weiße Rüschenschürze ab.
"Setz dich mal auf die Vorderkante des Polsters!", forderte sie und drapierte den hinteren Teil des Kleides weit nach hinten bis zur Lehne hinauf, "Jetzt Zurücklehnen!".
Der Neffe saß bequem. Der Rücken war umrandet vom weiten Rockteil in schwarzem Latex mit weißer Spitze, der Kopf ruhte in diesem Meer aus Latex. Raphaela entspannte sich ein wenig nach dem ereignisreichen Nachmittag mit Dressing, Bügeln und Kochen. Ihre Unterschenkel wurden von Gerda auf einem Hocker hochgelegt: "Damit deine Füße mal zur Ruhe kommen, läuft aber echt gut mit den hohen Absätzen."
"Darf ich die Stiefel ausziehen", fragte Raphaela hoffnungsvoll.
"Nein!", erwiderte Gerda bestimmend aber begann stattdessen seine verspannten Waden zu massieren.
"Das tut gut, Danke."
Anschließend schob sie den vorderen Rockteil weiter nach oben und massierte auch die Knie liebevoll. Seine Arme verschränkte er unter der üppigen Brust und Gerda betrachtete ihn wohlwollend, wie er so entspannt und glücklich da lag. Sie zückte erneut ihr Handy und fotografierte Details, die neue Hose, der neuem Busen und das schön geschminkte Gesicht. Der Neffe, oder vielmehr jetzt die Nichte beobachtete das Treiben, ließ es geschehen und träumte vor sich hin.
"Perfekt und zum Anbeißen!"
"Ich weiß", konterte Raphaela, "du hast es halt drauf."
Sie reichte ihm sein Glas Wein, sie stießen an und Gerda setzte sich rechts von ihm und trug frischen Lipgloss auf, bevor sie ein paar letzte Nahaufnahmen vom Gesicht machte. Dann flüsterte sie ihm ins Ohr: "Danke für Deinen Besuch." und lächelte wie ein freudiges Kind am Heiligen Abend. "Du bist wunderbar und wunderschön."
Er wendete langsam den Kopf ihr zu und gab ihr einen freundschaftlichen Kuss auf den Mund, den sie kurz erwiderte.

"Mach mal die Augen zu.", forderte Gerda ihn auf.
"Warum?"
"Ich will meine Hose ausziehen."
Er dachte kurz nach und erinnerte sich ihrer Begegnung im November: "Hast du wieder eine Leggins an?"
"Augen zu!", forderte sie, "lass dich überraschen."
Er tat ihr den Gefallen.

Gerda knöpfte ihre hochgeschlossene Seidenbluse auf und entledigte sich auch schnell ihrer Hose. Sie trug einen roten Latexoverall mit schwarzem Korsett. Das folgende Geräusch kannte er schon, es ließ ihn freudig erschaudern. Geräuschvoll zog die Tante sich schwarze Latexhandschuhe über, immer schön bedacht, dass es laute Quietschgeräusche ergab. Sie stellte sich mit dem Rücken zu dem Mädchen, welchen erwartungsvoll und bewegungslos auf der Couch lag.

"Jetzt Augen auf", befahl Gerda mit gebieterischem Ton.
Raphaela blinzelte und ihre Lieder mit langen Wimpern öffneten sich langsam. Das was sie sah war unerwartet, sie riss die Augen weit auf, wie von der Tarantel gestochen. Mit dem Makeup war es ein Mädchenblick voller Erstaunen, voller Ungläubigkeit gegenüber dem, was sie sah. Große staunende Mädchenaugen blickten wie gefesselt auf einen runden dicken roten Arsch. Wie die Maus vor der Schlange konnte Raphaela den Blick nicht abwenden. Langsam drehte sich Gerda um, ganz bedacht, sie wollte eine Show bieten, das hatte sie sich fest vorgenommen. Der Blick des Mädchens wanderte unruhig hoch und runter über den glänzend roten Körper, verharrte bei der gut geschnürten Taille und gewahr die Latexhandschuhe. In der linken Hand war das Handy und hielt in einem kleinen Film ihr Erstaunen fest. Die runden Kulleraugen mit den schönen langen Wimpern kullerten noch mehr, als diese entdeckten, dass Gerda in der rechten Hand einen schwarzen Gürtel hielt. Man konnte es wahrhaftig dem Blick ansehen, wie sie angstvoll erstarrte. Der Effekt war nicht zu leugnen, hier stand leicht breitbeinig eine echte Mistress Gerda vor dem Latexgirl. Gerda genoss die Sekunden und dehnte den Moment der Erkenntnis bis zur Gewissheit. Sie wartete bis zu dem Moment, da sie Gewissheit im Blick ihres Neffen sah, dass er wusste, das war hier kein Spiel mehr.

"Glaubst du", donnerte Gerdas viel zu laute Stimme, "dass ich sieben Wochen ohne Anruf ungestraft verstreichen lass?"
Sie ließ den zusammengefalteten Gürtel an ihrem Bein nach unten entfalten, behielt die Schnalle fest in der Faust. Dann bewegte sie die Hand unmerklich und das Lederband peitschte leicht gegen ihren Unterschenkel.
Raphaelas Mund stand ungläubig offen. Sie konnte den Blick von der roten Gestalt und dem Riemen nicht abwenden. Dann schluckte sie hörbar den Speichel runder und röchelte: "Miss Gerda…", dem Neffen fehlten die Worte, es dauerte viele Sekunden ehe er den Satz fortsetzte, "…es tut mir Leid.

"Schließ die Augen!", wies Gerda an.
Dann setzte sie sich breitbeinig auf den Schoß des verängstigten Mädchens und näherte sich deren Gesicht. Bei diesem zweiten Freundschaftskuss des Abends änderte sie die Strategie, sie öffnete leicht ihre Lippen, offensichtlich nicht gewillt, die Liebkosungen so schnell zu beenden. Sie hauchte ihm ein: "Hab dich lieb" zu, ehe sie sich nahm was sie brauchte. Fest umschlungen knutschte sie Raphaela voller Inbrunst. Er ließ es zunächst einfach nur geschehen, die Bilder von Miss Gerda waren im Kopf verankert. Dann schaffte es die fordernde Zunge der Mistress, dass er aktiver wurde. Er spielte mit und versank für Sekunden im Meer der widersprüchlichen Gefühle.  
"Vertrau mir", flüstere die Tante, löste sich erst nach Minuten aus der Umarmung, "jetzt kannst du die Augen wieder öffnen."

Sie ließ ihn noch ein bisschen glotzen. Dann nahm sie behutsam und andächtig den vorderen Rock vom Kleid aus seinem Schoß. Sie zog diesen immer weiter nach oben über die verschränkten Arme, über die Brust. Dann faltete sie das schwarze Latexkleid über den Kopf und küsste den Mund von Raphaela mit einer Latexschicht zwischen ihren Lippen. Sie spürte sofort, das war eine gute Idee. Die linke Hand fuhr zärtlich über das gummierte Mädchengesicht. Der Mund öffnete sich und Gerda drang liebevoll mit dem Zeigefinger ein. Ein kräftiges Nuckeln und Saugen von Raphaela verriet ihr, sie war richtig unterwegs.
"Vertrau mir." flüsterte sie erneute.
"Mmmaaach iiiiich", kam verzerrt die Antwort aus dem verhüllten Latexkopf.
Für den nächsten Schritt benutzte Gerda den Ledergürtel. Sie raffte sich alle Rockensäume, die von der Lehne, die vor dem Gesicht und die seitlichen und stopfte sie zu einem Bündel zusammen. Das Gebilde sah aus wie ein Bonbon. Der Ledergürtel wurde mehrmals Mal drumgewickelt und dann schloss Gerda die Schnalle straff beim letzten möglichen Loch. Es war ein luftdichter Kokon entstanden. Gerda küsste erneut zärtlich den Latexmund unter diesem Latexgefängnis. Sie überprüfte die Reaktionen von Raphaela, hoffte auf Wohlgefallen und wartete.
Ein leichtes Stöhnen von Raphaela quittierte es erfreulicher Weise. Jetzt war Gerda dran auch sich selbst zu bedenken. Sie angelte sich die achtlos hingeworfene weiße Küchenschürze, warf sie über und schloss die Schleife hinter ihrem Rücken. Dann öffnete sie, sicher dass ihr Neffe sie nicht mehr beobachten kann, den Schrittreißverschluss des Catsuit. Ein wenig außer Contenance, stopfte sie hastig das Unterteil der Schürze mit den schönen Rüschen vorn in ihren Schlitz. Das noch kühle Latex ließ sie kurz erschaudern und innehalten. Kurz darauf war der Temperaturunterschied vergessen, es tat ihr sichtlich gut. Was man daran erkennen konnte, dass sie heftig begann mit der einen Hand ihren Schritt zu massieren. Mit der anderen Hand liebkoste sie weiterhin Raphaelas Lippen, steckte auch mal zwei Finger in den Lutschemund. Dann wanderte die Linke nach unten. Zunächst berührte sie den Busen des Mädchens, um schließlich weiter zu wandern und im Schritt zu verweilen. Sie  drückte und rubbelte vorn und zwischen den Beinen sehr heftig, dort wo Ralphs Penis und Hoden gefangen waren.

"Uuuummmmppp", kam kaum hörbar aus dem Kokon und der Atem wurde lauter und schneller. Das spornte sie an, schneller voran zu schreiten. Sie zog geschickt Raphaelas neue Polsterhose unter dem Korsett hervor, streifte sie nach unten bis auf die Oberschenkel. Gerda griff beherzt zwischen die Beine und fummelte den nass geschwitzten eingesperrten Penis in die Freiheit. Oh wie der sich freute und sofort begann Blut hineinzupumpen. Er richtete sich dank der gewonnenen Freiräume schnell auf. Auch Gerdas Atem wurde lebhafter. Sie klettert vom Schoß, kniete sich vor ihm hin. Genüsslich roch sie an seinem Schritt und sog den Mix aus Latex, Schweiß und Männlichkeit in sich auf. Dann küsste sie den Bauch, den Schaft, die Hoden und liebkoste jede Stelle mit großer Intensität. Weiterhin verwöhnte die linke Hand seine Lippen und die Zunge durch den Latexkokon.
Aber auch sie kam nicht zu kurz. Ihre Hand war in den Catsuit gewandert und ihre weit geöffnete Grotte war bereit für mehr. Gerda stopfte wie von Sinnen  die Schürze mit seinen Rüschen hinein. Mehr, mehr, mehr, war ihr Ziel und je mehr sie davon unterbringen konnte, desto wilder wurde sie.
Stopfen, Rubbeln, Spielen an seinen Lippen, mit Fingern in den Mund eindringen und – sie konnte gar nicht mehr anders – diesen wunderschönen aufrechten Penis in den Mund einsaugen. Gerda war nicht mehr zu bändigen. Eine bedingungslose Lust überkam sie, so dass kein Einhalten mehr möglich war. Sie drückte ihren Kopf mit voller Absicht immer tiefer, bis die Eichel in ihren Hals eindrang, dann noch tiefer, bis sie mit den Lippen die Schwanzwurzel erreichte. Das Gewühl so tief genommen zu werden, überrannte sie mit einem letzten Schauer. Sie drückte das letzte Stück Schürze auch noch in ihre weite heiße Grotte und rubbelte gleichzeitig auf Ihrer Klitoris als gebe es kein Morgen. Dann begann der Orgasmus. Wie ein Donnerschlag überrollte er sie, heftiger als erwartet. Sie zuckte und verkrampfte dermaßen hart und rhythmisch, dass der Penis mehrmals in Ihrem Rachen ein und aus drang. Das war dann auch zu viel Stimulation für Ralph, er entlud sich mit voller Kraft mitten in Ihrem Mund.

Auch nach einer Minute zitterte Gerda noch am ganzen Leib - war aber dann geistig gegenwärtig genug, schnell den Gürtel oberhalb seines Kopfes zu öffnen. Eine keuchende nach Luft schnappende Raphaela kam zum Vorschein.
Gerda wartete, bis beider Atem sich beruhigte. Erst dann drehte sie seinen völlig verschwitzten und verschmierten Kopf langsam zu sich: "Danke", flüsterte sie, und gab ihm einen langen Zungenkuss.
"Den Dank gebe ich gern zurück, aber", flüsterte Ralph immer noch im siebten Himmel und fügte verwirrt hinzu: "Du schmeckst jetzt irgendwie salzig."
"Das kann schon sein, ist von dir."

Kapitel 6
Andrea

"Ich heiße Andrea bin 19 Jahre alt und vom Sternzeichen Stier." Sie stoppte die Laptop-Kamera und ärgerte sich über den neuerlichen Fehlversuch. Das Training für die Universität lief noch nicht rund. Das mit dem Sternzeichen geht schief, entschied sie und startete neu.

"Ich heiße Andrea bin 19 Jahre alt, noch und ich werde in einem Monat 20. Daher bin ich vom Sternbild Stier oder besser als Frau natürlich Stierin. Das charakterisiert mich ganz gut, immer mutig voran. Bevor ich mit meinem Referat beginne, möchte ich kurz ein paar Worte zu mir sagen. Ich komme aus Ettal, ein schönes Dorf in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen und ich liebe die Berge. Daher sind auch meine liebsten Freizeitbeschäftigungen alle in den Alpen. Ich bin selbst begeisterte Skifahrerin und seit drei Jahren Trainerin im Skiverein für die Altersgruppe bis 8 Jahre. Im Sommer organisiere ich im Alpenverein Ettal Wandertouren für Familien und Schulklassen. Diese Arbeit mit Kindern führte dann auch zu meinem Berufswunsch Pädagogin und so studiere ich an der LMU seit September letzten Jahres.
Ich freue mich ihnen heute mein erstes Referat präsentieren zu dürfen und bedanke mich schon mal für ihre Teilnahme und Zuhören. Dass Thema heute, was sich vorbereiten durfte heißt:

Inklusion ist technisch leichter als die interpersonelle Umsetzung.
Beginnen möchte ich mit den umfangreichen Erfahrungen, die ich in Ettal und in der Schule in Garmisch machen konnte. Wir hatten zwei Problemfälle die gut passen zum Thema, denke ich. Da waren Yasinn und Najmah in unserem Jahrgang mit dem gleichen - ähm nein richtig heißt es mit dem selben - Vater aber verschiedenen Müttern. Das war schon schwierig zu inkludieren. Das Thema wurde überall getratscht aber nie so richtig von den Lehrern angesprochen und einfach laufen gelassen. Das würde ich als Lehrer anders machen. Ich meine wir sind in Bayern ein modernes Land und können damit Leben, dass die Vielehe eines muslimischen Mitbürgers ja irgendwie auch ok ist, oder. Später werde ich erläutern, was man da alles besser machen könnte. Das zweite Thema für ständige Diskussionen an der Schule war Constantine. Sie war bis zur zehnten ganz normal und in Oberammergau in der Schule, dann wechselte sie zu uns aber die Probleme blieben. Bei ihr kommt alles zusammen, was es so geben kann, das beste Beispiel für die These Inklusion ist wichtig. Ihre Eltern sind geschieden, sie lebt mal beim Vater, mal bei der Mutter und beides ist nicht gut für sie. Die Schule hätte das auffangen müssen, war aber keine Hilfe und so rutschte sie immer weiter ab. Die Schulnoten gingen den Bach runter. Irgendwie muss es uns als Lehrer doch gelingen auch solch schwierige Schicksale in den normalen Schulbetrieb zu inkludieren. Ihr Schicksal kommt nicht alle Tage vor aber genau wie Inklusion von einem Schüler / einer Schülerin mit Hörgerät oder einem Schüler / einer Schülerin mit Rollstuhl sollten wir so was heute doch auch hinbekommen. Constantines Papa hat sich, als sie 15 war, einfach so neu verliebt und lebt jetzt mit einem Mann zusammen. Die Mutter hat das nicht verkraftet und ist jetzt so richtig männerfeindlich und kämpft überall übertrieben feministisch. Auch im Elternbeirat der Schule, da geht es ab, da hat sie riesen Aktionen gestartet, um den alten Rektor gegen eine Schulleiterin auszutauschen. Constantine hat das ganze Theater aus der Bahn geworfen und sie protestiert jetzt mit ihren Mitteln. Montag, Mittwoch und Freitag kommt sie als Mädchen zur Schule aufgedonnert wie ein Modell oder schlimmer wie eine Prostituierte mit Minirock und so. Dienstag und Donnerstag ist sie Constantin ohne "e" am Ende und gibt den männlichen Rocker. Die Schule war machtlos und hatte keine Lösung. Dann der idiotische Schritt mit dem Schulwechsel nach Garmisch, als ob das was ändern würde. Die Inklusion scheiterte kolossal und die Mitschüler/Innen waren verwirrt, das Lehrerkollegium lost. Eins muss ich noch loswerden, bevor ich auf Lösungsmöglichkeiten für diese Inklusion eingehe. Constantine mit "e" am Ende - also an ihren Mädchentagen – war sie nicht unterrichtbar. Sie störte den Unterricht nicht aber gefiel sich in der Benotung fünf minus bis sechs und das in allen Fächern und schriftlich und mündlich. An den Tagen im Rockeroutfit war sie brillant mit Einser und Zweier und rundum vorbildlichem Verhalten.
An diesen beiden Beispielen möchte ich das Thema des Referats "Inklusion ist technisch leichter als die interpersonelle Umsetzung." mit Lösungen für eine moderne Schulführung bereichern.
Zur Inklusion von Kindern aus Vielehen folgende These #1: "Monogamie ist eine veraltete christlich geprägte Lebensform, die Gesellschaften durch moderne Lehrer/Innen überwinden müssen."
Zur Inklusion von Scheidungskindern mit leichten Persönlichkeitsstörungen die These #2: "multiple Persönlichkeitsstörung ist eine ganz normale Behinderung."
Lassen sie uns zunächst die These #1…. bla, bla, bla."

Andrea drückte die Stopptaste und lehnte sich zufrieden zurück. Dann startete sie die Aufnahme von vorn und analysierte ihre Readyness anhand des Trainingsfilms.
Ihr Gesichtseindruck zeigte Fröhlichkeit und Zufriedenheit. Andrea war zufrieden mit ihrer Performance. Nach dem Schluss bla, bla, bla wurden alle Folien gesichtet und von ihr für gut befunden. Das war ganz offensichtlich, dass diese Studentin am Ende des ersten Semesters viel Zeit in diese Arbeit gesteckt hatte. Und so wie sie jetzt lächelte, war sie sich ganz sicher, das wird morgen gut und mit einer herausragenden Note belohnt.
Demonstrativ klappte sie um vier Uhr nachmittags das Laptop zu und sprach: "Fertig, Feierabend liebe Andrea. Morgen um acht wuppe ich den Laden und dann sind Ferien." Sie holte sich einen Kaffee.

Gelangweilt saß sie im Sessel und schlürfte an ihrer Tasse. Sie verknotete die Beine zum Schneidersitz und verbummelte die Zeit lustlos am Handy. Nach ein paar belanglosen Internetartikeln schaute sie alte Fotos an. Sie blätterte schnell durch, lächelte, lachte und runzelte die Stirn, offensichtlich eine bunte Mischung, die da auf dem Handy gesammelt waren. Dann stutzte sie plötzlich bei Bildern, die vor sieben Wochen geschossen wurden. Sie verweilte überraschend lange auf den Faschingsfotos. Ihr Blick wurde starr, der Daumen lag seit Minuten bewegungslos, ein Bild hatte sie gefesselt. Zunehmend nahm ihr Gesicht einen traurigen Zug an und auch die Körperhaltung veränderte sich. Die Schultern fielen nach unten und sie sackte zusammen. Dann kullerte eine Träne aus dem Auge.
Wenig später schluchzte sie laut, von der Erinnerung an den Abend mit Ralph emotional aus dem Gleichgewicht gerissen. Ein Häufchen Elend saß da allein vor einem Bild und schaukelte sich rein in den Kummer.
Das dauerte eine Weile und ein Gedanke setzte sich in ihrem Kopf mehr und mehr fest: ‚Ich vermisse ihn!'

*****

Am Donnerstagnachmittag gegen fünf klingelte bei der Tante das Telefon. Das war ungewöhnlich. Sie überlegte, ob es Ralph sein könnte, dass er vielleicht anruft um zu sagen, dass er heute an ihrem letzten Abend nicht kommt. Diesen Gedanken mochte sie nicht. Dann entspannte sie sich sogleich, als sie eine weibliche Stimme vernahm. 
"Hallo Frau Gerda, ich bin es, Andrea."
Sie erwiderte distanziert:
"Ich bin überrascht, was gibt's?"
Zurückhaltend begann Andrea zu reden: "Sie wissen sicher schon, dass wir uns getrennt haben Ralph und ich, oder?"
Gerda schwieg.
"Und ich habe festgestellt…", der Redefluss stockte, "…dass ich einen Fehler gemacht habe. Irgendwie habe ich es verbockt."
"So, so?"
"Es gibt da Dinge, die ich getan habe, die ich gerne wieder gut machen möchte."
Man hörte am Klang der Stimme die Verzweiflung, die an ihr nagte.

"Und was genau, habe ich damit zu tun?" fragte Gerda bewusst schroff.
Andrea schluchzte leise und sammelte sich: "Vielleicht haben sie eine Idee, wie ich das wieder gerade biegen kann."
Ein längeres Schweigen trat ein und das junge Mädchen ahnte, dass die andere Frau bereits mehr oder weniger alle Einzelheiten wusste.
"Ich denke mal drüber nach und melde mich dann. Jetzt habe ich ja ihre Nummer auf dem Display.", beendete Gerda das Telefonat und legte sofort auf, noch bevor Andrea Danke sagen konnte. Sie wollte Andrea ein wenig zappeln lassen und außerdem hatte sie eine wichtige Mail erreicht.

*****

Liebe Yvi,
ich habe alle Bilder, auch die von gestern und die Filmmitschnitte mal gesichtet. Nicht schlecht, vor allem die neue Hose, die ich Dir für den Jüngling geschickt habe, passt wie angegossen und rundet das Bild wunderschön ab. Jetzt ist er vorn platt wie eine Flunder. Anbei ein erster Zusammenschnitt der Schlafzimmerszene aus dem November, passt von der Qualität und müssen wir nicht nochmal drehen. Deine Notizen für ein erstes Drehbuch sind von der Story auch halbwegs stimmig. Aber ich denke, da bist Du keine Meisterin. Darf ich eine gute Freundin von früher fragen, sich diese Sache anzunehmen?
Auch geistert mir im Kopf rum, ob wir nicht neben dem 19-jährigen Jungen und dessen Tante noch weitere Darsteller brauchen. Hast Du eine Idee?
Dein Paul
P.S. …ich denke an Dich…

Gerda hatte sich entschlossen, noch eine Stunde zu warten und dann zurückzurufen: "Hallo Andrea."
"Ja, Frau Gerda, schön, dass sie sich melden."
"Bin mir nicht sicher, ob sie das gleich noch so sehen" entgegnete Gerda.
"Doch doch, jede Hilfe ist mir recht. Ich will das irgendwie wieder gut machen mit Ralph. Weiß nur allein nicht wie", plapperte sie hoffnungsvoll los.
"Ok, dir ist es ernst. Wie ernst werden wir gleich herausfinden." erwiderte sie mit dominanter Stimme und auf du wechselnd. "Was weißt du über Ralph, nachdem du auf seinem Laptop rumgestöbert hast?"
Das war direkt und unerwartet für Andrea.
Sie schluckte. Wusste Gerda wirklich alles über die Trennung? Es war ihr unangenehm, dennoch legte sie nicht auf.
"Ich glaube", begann sie zögerlich, "ich weiß jetzt viel darüber wie er tickt, meine ich".
"Und, wie tickt er?" der barsche Ton war beabsichtigt, "ich habe ja nicht auf seinem Laptop rumgeschnüffelt und daher nicht dein Wissen. Wenn ich dir helfen kann, dann gern. Ist ja mein Neffe, aber hellsehen kann ich nicht."
"Ich habe ihm Unrecht getan aus zweierlei Gründen. Erstens habe ich das, was ich auf dem Laptop gefunden habe, aufgebauscht und zweites habe ich einen neuen Freund erfunden, den es gar nicht gibt."
"Und drittens?" fragte Gerda streng.
Andrea hatte andere Gegenfragen erwartet und war zunehmend verunsichert. Zögerlich stammelte sie: "Ich habe einen bösen Brief - einen sehr verletzenden Brief an ihn geschrieben."
Sie war sehr unsicher, worauf Gerda mit drittens hinauswollte.
"Der Brief war fies, das stimmt!" Gerdas stimme war drohend, "aber das meine ich nicht." 
Eine längere Pause entstand und man spürte die angespannte Situation mit jeder Faser. Wenn Andrea jetzt was Falsches sagen würde, wäre das Gespräch beendet. Andrea schluchzte hörbar, die Dämme brachen und sie ließ ihren Tränen freien Lauf. Gerda wartete geduldig aber ohne ihr eine Hilfe zu geben.
Flüsternd antwortete Andrea endlich sehr leise:
"Ich glaub, ich stehe drauf."
"Wie bitte?" donnerte Gerdas Stimme. "Mädchen du musst schon lauter sprechen, wenn ich dir helfen soll."
Beinahe wäre Andrea der Hörer aus der Hand gefallen, dann wiederholte sie etwas lauter und deutlich: "Und drittens, ich glaube ich stehe drauf."

"Dann haben wir ja des Pudels Kern endlich erreicht!" Jetzt klang Gerdas Stimme wieder freundlicher und ohne weitere Aufforderung begann es aus Andrea herauszusprudeln.
"Ich kann das alles auch nicht so richtig deuten, aber es kommt irgendwie eins zum anderen und ich dachte mir … sie als erfahrene Frau und mit ihrem Background können sie mir … ich meine, können sie uns vielleicht helfen."
Gerda schwieg, obwohl sie schon gern gewusst hätte, was genau Andrea über ihren persönlichen Background weiß. Hoffentlich nicht allzu viel, da gab es einiges, was nicht in die Öffentlichkeit gehört.

"Die letzten Tage habe ich viel nachgedacht. Über mich, über Ralph und über alles was wir gemeinsam erlebt haben und auch über das, was ich auf dem Laptop gesehen habe. Es ist nicht leicht darüber zu sprechen … Sind sie noch dran?"
"Ja" erwiderte Gerda gezielt bedächtig.
"Darf ich vorbeikommen?"
"Nein, warum? Dazu weiß ich noch zu wenig. Du musst mir schon noch etwas mehr erzählen Mädchen, sonst funktioniert das nicht."
"Ok, wo fange ich an? … Also, wir hatten gemeinsam die Erfahrung mit dem Karneval und dem Rollentausch. Das war toll und …", sie zögerte kurz, wusste aber intuitiv, würde sie es nicht erzählen, würde Gerda sehr wahrscheinlich nicht helfen. "…der Sex am Morgen danach mit vertauschten Rollen, Ralph als Frau und ich als Mann, das war der Hammer! Wir hatten gemeinsam eine Tür geöffnet und das dahinter verborgene törnte uns unheimlich an. Gemeinsam Tanzen, gemeinsam verkleiden, lange Gespräche, gemeinsame Interessen und wie soll ich es sagen … vielleicht am besten so: gemeinsame sexuelle Vorlieben."
Jetzt war es raus. Gerda überlegte kurz und entgegnete mit etwas freundlicherer Stimme: "Kenn ich, im Bett ist wichtig für jede Beziehung."
Andrea plapperte bestätigt weiter: "Ralph verbrachte den ganzen Faschingsdienstag in diesem roten spanischen Kleid und ich fand es überraschender Weise weder abstoßend, noch pervers, sondern bewunderte ihn für seine Selbstsicherheit und Ausstrahlung. Meine Männerrolle legte ich aber gleich nach dem Frühstück ab und spürte nach dem Duschen den Drang…" Wieder legte sie eine kurze Pause ein. Sollte sie Gerda wirklich alles erzählen? "…mich hübsch zu machen … für meine neue Freundin." Sie schluckte. "Wir haben sie übrigens Raphaela getauft."

Gerda biss sich auf die Zunge, um nicht ausversehen zu sagen, "Mädel das weiß ich doch schon".
Nach kurzer Redepause und als wäre eine Last von Andrea abgefallen, erzählte sie munter weiter: "Ich durchwühlte meinen Schrank und war irgendwie angefixt. Ich wollte jetzt dieser Raphaela gefallen, zog unten rum nur eine schwarze Strumpfhose an, so ganz ohne Slip. Kennen sie die neuste Mode Frau Gerda? Wo weit abstehende kurze Röcke, so einen habe ich in schwarz. Oben rum ließ ich blank. Auch keinen BH, oh jetzt werde ich rot. Dann ging der Schalk vollends mit mir durch und ich flocht mir einen Zopf, das sah neckisch aus. Irgendwie war ich so wuschig, dass ich auch noch mit den Ohrklipps rumspielte. Solche Billigdinger mit langen Galsperlen dran, für die man keine Löcher in den Ohren braucht, Faschingsplunder halt. Die habe ich mutig angelegt. Aber nicht da wo sie hingehören, nee wo anders. Sie sind ja auch eine Frau, an den Nippeln sind die einfach der Hammer. Dann nahm ich ein kleines Tablett, stellte zwei Gläser Sekt drauf und ging ins Wohnzimmer. Er saß da und schaute immer noch als Bolerotänzerin Schwachsinn im Fernseher."

Gerda legte die Stirn in Falten, was für ein Plappermaul diese Andrea doch ist, redet ohne Unterlass wie ein Wasserfall. Dennoch hörte sie weiter zu und war im Gedanken versunken. ‚Ist sie vielleicht ein klein wenig devot, dieses Mädchen?'

"Und wie war seine Reaktion?" fragte Gerda forsch und musste den interessierten Ton gar nicht mal spielen.
"Ich stellte mich vor ihn, knickste kurz und sprach: ‚Madame Raphaela hatten ein Getränk bestellt, hier ist es'. Ihm fielen fast die Augen aus, er starrte mich an, stellte den Fernseher ab und spielte das Spiel sofort mit: ‚So, so Andrea, warum musste die Madame so lange warten?' Ich entschuldigte mich artig mit gesenktem Blick und wir verbrachten einen schönen Nachmittag mit neuen Rollen. Ralph als Lady Raphaela und ich als seine Andrea."

"Und? Wie endete euer Spiel?" fragte Gerda, jetzt überaus neugierig.
"Etwas heftiger als erwartet", entgegnete Andrea nach kurzem Zögern. Jetzt dachte das redselige Mädchen mal kurz nach: ‚Geht das diese Frau irgendwas an? Ok, irgendwie schon. Ich habe sie ja um Hilfe gefragt.'

"Madame tadelte mich ausführlich."
Jetzt vergaß Andrea wieder ihre Zurückhaltung: "Ich genoss es mehr als gedacht, wie Ralph mich runter machte. Er beschwerte sich, dass ich keine Schuhe tragen würde und ich holte die unbequemsten High Heels die ich finden konnte. Madame befahl mir einen Snack zu machen und ich bediente sie wie eine Lady und wurde dabei immer wuschiger. Sie verstehen was ich meine?"

"Ich glaube schon. Bin ja noch nicht so alt, dass ich mich nicht daran erinnern könnte", gab Gerda schmunzelnd zurück.
Erstmals während dieses Telefonates lachten beide gemeinsam.
"Jetzt wird es ein wenig versaut, aber ich muss das mal loswerden Frau Gerda. Ralph traute sich sogar in dem Kleid in den Keller zu gehen, eine Flasche Sekt zu holen und brachte überraschenderweise eine Wäscheleine mit. Er war total anders, mit den Worten: ‚für das lange Wartenlassen muss ich sie leider bestrafen' schickte er mich ins Schlafzimmer und fesselte mich breitbeinig und auch die Arme auf das Bett. Das war aufregend. Dann flüsterte er mir irgendwelche Regeln ins Ohr, so was in der Art wie ‚wenn es zu viel wird, sag einfach RED'. Wissen sie was das bedeutet?"
"Nein.", log Gerda selbstbewusst.
"Und dann forderte er mich auf, den Mund zu öffnen. Er steckte mir erst seine Finger in den Mund und ließ mich lutschen. Er hatte aber vorher schwarze Gummihandschuhe angezogen. Woher er die hatte, weiß ich bis heute nicht. An meiner Reaktion merkte er wohl ausreichend, dass es mir gefiel. Und so stopfte er mir einen anderen Handschuh komplett in den Mund und band ein Tuch um den Kopf, so dass ich es nicht mehr ausspucken konnte."
Andrea machte eine Pause, an die Szene zurückdenkend.
"Ich weiß nicht mehr so genau, was mit mir geschah, aber mein Gefühlszustand änderte sich von ‚ein bisschen wuschig' in ‚spitz und geil'." Sie stutzte. "Habe ich das wirklich jetzt gerade zu ihnen gesagt?"

"Ja." antwortete Gerda, leicht belustigt, "aber meines Erachtens nicht schlimm, ich kann das, was da bei euch geschah, ganz gut nachvollziehen."
"Dann zerriss er meine Strumpfhose einfach so mit Gewalt. Ich war im Schritt auf einmal völlig offen. Mit seinen gummierten Fingern fummelte er mich ins Nirvana. Diese Raphaela hatte es voll drauf und ich war gar nicht mehr in dieser Welt. Sie spielte geschickt mit meinem Busen und als ich gerade im schönsten Himmel angekommen war, kniff sie mir kräftig in meine Brustwarze. Das tat echt weh, mir schossen die Tränen in die Augen. Aber ich verstehe es nicht, ich Schlampe wurde dadurch nur noch erregter. Dann fickte Ralph mich um den Verstand und wir hatten ein wahrlich geiles Happyend."
Schweigen am Telefon.
Andrea wurde jetzt rot und röter und fragte sich kopfschüttelnd: ‚Habe ich das wirklich gerade alles dieses Frau Gerda erzählt? Warum habe ich Vertrauen zu einer Person, die ich erst einmal in meinem Leben getroffen habe?'
Es entstand eine längere Pause, die Gerda beendete: "Gut, ich verstehe, danke für die Offenheit. Jetzt habe ich eine erste Idee und weiß auch, wie ich versuchen werde, dir zu helfen."
"Wow, echt jetzt?"
"Ja, ich habe da eine Idee. Die könnte klappen, muss ich aber noch vorbereiten. Sei bitte pünktlich morgen um 16:00 Uhr bei mir und vertrau mir."
Andrea verstand nicht annähernd, was Gerda vorhatte. Aber andererseits war sie froh eine Verbündete und Hilfe gefunden zu haben.
"O… K…" sagte sie zögerlich und wartete.
"Bis morgen.", sagte Gerda und legte blitz schnell auf, bevor Andrea noch irgendwas hätte fragen können.

*****

Zwei Minuten später am Telefon:
"Hallo Ralph, ich bin es Tante Gerda!"
"Was gibt's so dringendes?"
"Bei mir ist was dazwischengekommen. Kannst du heute Donnerstag mal ausnahmsweise nicht kommen? Ich muss was Wichtiges erledigen."
"Schade, aber gebongt."
"Aber morgen am Freitag bitte ganz pünktlich auf die Minute um 18:00 Uhr!"
"Wieso Freitag? Da fahr ich doch immer heim."
"Stimmt eigentlich", gab Gerda zu, "können wir eine Ausnahme machen, so kurz vor den Ferien?"
"Klar, aber nur weil du es bist, Tante Gerda. Außerdem habe ich noch ein bisschen schlechtes Gewissen, wegen der sieben Wochen nicht melden. Mach ich morgen wieder gut. Freu mich drauf."

*****

Am nächsten Tag um 16:00 Uhr klingelte es bei Gerda an der Tür und Andrea trat etwas verlegen ein.
"Hallo Frau Gerda, ich danke ihnen von ganzem Herzen, dass sie mir helfen wollen unsere Beziehung zu retten. Ich habe uns eine Flasche Sekt mitgebracht."
"Gute Idee Andrea, komm rein. Das Blubberwasser können wir beide gut gebrauchen."
Gemeinsam gingen sie in die Küche, öffneten die Flasche und stießen an: "Möge mein Plan funktionieren. Prost!"
"Prost" antwortete das junge Mädchen und war sehr froh über diesen herzlichen Empfang. "Was haben sie denn für einen Plan?"
"Um sechs kommt Ralph hierher und ich verschwinde dann und lasse Euch allein. Vielleicht klappt ja der Neuanfang."
"Erst in zwei Stunden?", fragte Andrea etwas enttäuscht.
"Ja, aber die Zeit werden wir brauchen, alles vorzubereiten. Ich habe zwar das meiste durchdacht und alles zurechtgelegt aber die Zeit wird wahrscheinlich dennoch nicht zu reichlich sein."
"Ok, was genau soll ich tun?"
"Erstmal dein Glas austrinken und in aller Ruhe tief durchatmen. Ich bin mir relativ sicher, Ralph gut genug zu kennen, dass der Plan mit achtzig prozentiger Wahrscheinlichkeit funktioniert.", Gerda legte die Stirn in Falten. "es könnte aber auch schiefgehen. Mein Bauch sagt mir, wenn du es anders versuchen willst, auch gut. Aber ich befürchte dann sinkt die Wahrscheinlichkeit."
Andrea verstand rein gar nicht wohin des führen wird. Nach ein paar Minuten half aber der Sekt, die Scheu zu überwinden und die Neugierde zu steigern.

"Ok, Frau Gerda, ich bin bereit. Was soll ich die nächsten Minuten tun?"
"Du wirst dich für ihn hübsch machen und auf ganz ungewöhnliche Art und Weise um Entschuldigung bitten. Je besser dir beides gelingt, desto größer die Erfolgsaussichten. So glaube ich machen wir es."
"Das wusste ich doch nicht!", protestierte Andrea, "ich habe gar nichts mitgebracht. Wie soll ich mich denn so attraktiv machen, kein Makeup und keine Kleidung. Ich hatte ja keine Ahnung, dass er heute hier erscheint.", ein wenig Panik lag in Ihrer Stimme.
Gerda grinste: "Weiß ich doch, daher habe ich ja vieles schon vorbereitet, aber über deinen Schatten springen musst du schon selbst."
"Wie denn?"
"Also ich habe mir das so gedacht: aus deiner Erzählung gestern am Telefon entnahm ich folgende Info, Ralph hat ein paar Vorlieben, die du heute einfach bedienst. Und dann schauen wir weiter, wie er reagiert und lassen dem Schicksal seinen Lauf."

Andrea war verwundert. Wie konnte Gerda aus dem gestrigen kurzen Gespräch einen solchen Plan schmieden, der auch noch echte Erfolgschancen hatte? Ok, Ralph hatte sieben Wochen wegen des Wohnungsmangels bei seiner Tante geschlafen. Er hatte immer wohlwollend von Gerda gesprochen und von ihrem Talent, Menschen zu schminken und ihrer ruhigen anpackenden Art. Aber war sie die Richtige, ihr Problem mit Ralph zu lösen? Sie wusste, dass sie Bockmist gebaut hatte, dennoch war sie skeptisch, ob das was Gerda vorhatte, der richtige Weg war, es wieder ins Lot zu bringen.
‚Der Sekt wirkt', dachte sie ‚eine gute Idee, das schwierige Thema anzugehen ist sicher, nicht nüchtern zu bleiben.'
In diesem Punkt hatte Gerda bereits auf jeden Fall Recht: "Du trinkst in aller Ruhe dein zweites Glas aus und gehst ins Bad. Dort ist alles vorbereitet. Du duschst dich kurz ab und findest auf dem Waschtisch ein wohltuendes Öl für den Körper und einen roten Lippenstift, sowie Haar Gel. Bitte kämme deine nassen Haare nach hinten und fixiere sie mit Gel. Denkst du, das bekommst du hin für den Anfang?"
"Wenn Sie meinen, dass das hilft, dann mach ich das so."
"Nimm dich dann der Kiste an, die auf dem Klo steht. Die habe ich mit viel Elan vorbereitet und du befolgst die darin liegenden Anweisungen."
"Das verstehe ich nicht. Warum sagen sie mir nicht einfach, was ihr Plan ist?" entgegnete Andrea verunsichert mit ungläubigen Blick.
"Wenn ich meinen Plan lang und breit erkläre, dann wäre es mein Plan und nicht der von Andrea. So mit der Kiste, kannst du jederzeit entscheiden, ob es für dich passt oder eben nicht. Und wenn nicht, dann gehst einfach anders vor. So bleibe ich nur der Ratgeber im Hintergrund. Und wenn es dir ganz und gar gegen den Strich geht, dann verschwindest du einfach. Dann probierst es anderweitig ohne mich, die Sache irgendwie zu lösen."
"Hm, verstehe. Sie haben einen Plan. Aber erst, wenn es mein Plan ist, dann wird er funktionieren?"
"Genau so! Du sollst ja selbst zeigen, dass du ihn verstehst und wiederhaben willst." bestätigte Gerda Andrea.
"Gut, dann fange ich mal an."
Andrea leerte ihr Glas und ehe sie ging, sagte sie leise: "Danke. Ohne ihre Hilfe Frau Gerda wäre ich nicht annähernd so optimistisch."

Sie verschwand ins Bad und Gerda schnappte sich schnell den Laptop und drückte auf START. Ab diesem Zeitpunkt liefen die zwei von Paul zur Verfügung gestellten Kameras. Die eine war hinter dem großen Badspiegel versteckt, so dass jede Szene festgehalten wird, in der sich Andrea beschaute oder schminkte. Die andere mit einem Weitwinkelobjektiv war über der Tür festgemacht und erfasste den ganzen Raum. Gerda schenkte sich genüsslich ein Glas Sekt nach und schaute gespannt auf den Bildschirm. Würde ihr Plan gelingen?

Andrea trat zögerlich vor den Spiegel und sondierte die Lage. Sie war fast schon ein wenig enttäuscht, nur Gel, den Lippenstift und das Öl vorzufinden. Dann lupfte sie den großen Karton vom Klo und setzte sich erstmal zum Pinkeln. Anschließend stellte sie den Karton wieder zurück, aber wurde neugierig und öffnete den Deckel.
"Nicht mogeln", stand auf einem obenauf gelegten Papier geschrieben.
Sie lachte, schloss den Karton und sagte vor sich hin: "Na gut, dann erst Duschen." Sie warf ihre Sachen achtlos auf einen Haufen, stieg in die Wanne und benutzte reichlich Shampoo vom Kopf bis zu den Zehenspitzen. Jetzt begann sie das Abenteuer sichtlich zu genießen. Nach dem Abtrocknen kam sie zum Spiegel, prüfte ihr Aussehen und machte einen Schmollmund: "Worauf habe ich mich hier nur eingelassen?" Sie zog eine Grimasse.
"Was soll's - wird schon schiefgehen!", sagte sie fröhlich und schmierte sich reichlich Haar Gel über den Kopf. Mit einem Kamm verteilte sie dieses gleichmäßig und strich immer wieder darüber bis ihre Haare glatt und regelmäßig am Kopf anliegen. Dann nahm sie den Lippenstift und malte Ihre Lippen kunstvoll an, ein wenig größer und übertriebener als sonst. Das knallige Rot gefiel ihr und sie mochte es, dass sie verführerisch und ein wenig nuttig aussah. Andrea roch am Öl, ließ ein leises: "Upps, riecht sexy", vernehmen. Das Pflegemittel wurde auf ihren Beinen, auf der Brust und schließlich am ganzen Körper verteilt und sie sparte auch nicht ihren Schritt und Hintern aus.
"Viel hilft viel", gesagt getan. Sie ölte nochmals ein wenig nach und betrachtete ihren nun glänzenden Körper wohlwollend im Spiegel. "Nicht schlecht, Herr Specht."

Mit gemischten Gefühlen öffnete sie den Karton und legte das Hinweisblatt "Nicht mogeln" beiseite. Ein schwarzes Latexteil lag oben auf.
‚Gerda glaubt also, er steht auf Latex. Da könnte sie Recht haben.'
Andrea erinnerte sich freudig an seine Reaktion auf die Latexhandschuhe nach Fasching. Sie faltete das ungewöhnliche Teil auseinander und erkannte ein Hemdchen mit vorgeformter Brust, breiten Trägern oben und Strapsen am unteren Rand. Sie stieg vom Kopfteil aus ein und wusste jetzt auch, warum sie sich vorher so stark einzuölen hatte. Das Teil war verdammt eng. Sie musste sich ganz schön anstrengen, es über die Schenkel und Hüften zu bekommen. Froh als alles endlich in Position war, rutschten ihre schönen Brüste in den dafür vorgesehenen Körbchen. Leicht irritiert war sie von den Löchern für die Brustwarzen: ‚Ist das nicht ein bisschen zu viel des Guten?', dachte sie. Dennoch fummelte sie die Nippel in die richtige Position und war sichtlich positiv überrascht, als sie in den Spiegel schaute. Die enge Taille formte einen wunderschönen Sanduhrkörper und die Brustwarzen schauten frech aus den Löchern heraus.

Gespannt schaute sie wieder in die Kiste und fand unter einem Trennblatt mit "#2" darauf ein paar schwarze Strümpfe. Dass diese auch aus Latex waren, war ihr aber nicht so recht: "Da schwitze ich mich ja zu Tode", murmelte sie vor sich hin. Dennoch war sie neugierig. Der erste Versuch diese anzuziehen misslang gründlich, die Hände waren zu ölig, die Beine zu trocken. Mit mehr einölen und Händewaschen flutschte der erste Strumpf über das Bein. Geschickt befestigte Andrea die drei Strapse und machte sich an das zweite Exemplar. Auch dieses saß alsbald faltenfrei am Bein. Beide Beine waren jetzt pechschwarz umhüllt bis wenige Zentimeter vor dem Schritt aber nun eben auch luftdicht eingepackt. Sie begann zu schwitzen. Ein neugieriger Blick in den Spiegel verriet ihr: ‚Sieht gut aus und könnte klappen‚ das wird Ralph antörnen.'

Beschwingt und fröhlich ging sie zur Kiste und nahm die Nummer drei das nächste Kleidungsstück raus. Sie jauchzte für entzücken darüber, was sie in den Fingern hielt. Ein Cocktailkleid in hellgrauer Transparenz, raffiniert geschnitten mit schwarzem breiten Gürtel. Sie hielt es vor ihren Körper und war begeistert: "Der Hammer, bestimmt ein Designerstück!"
Der Rock des Kleides war ungewöhnlich aufwendig gearbeitet. Vom Bauch aus waren in alle Richtungen schwarze Streifen eingearbeitet. Sie zählte 12 Stück und jeder einen Zentimeter breit und steifes schwarzes Plastik. Diese Verstärkung sorgte dafür, dass es wie ein Ballettkleid wirkte und flach wie ein Regenschirm um den Körper abstand. Sie war hin und weg, ein echtes Unikat von Meisterhand mit dem gewissen Etwas und voller Eile schlüpfte sie von oben hinein. Mit Zerren und Drücken gelang es ihr, den schwarzen Bundgürtel über den Po bis auf Bauchnabelhöhe zu bringen. Das ganze Kleid war in der Tat raffiniert und kunstvoll gearbeitet. Die schwarze handbreite Taille, die aus etwas stärkerem Latex gefertigt wurde, war perfekt mit jeder einzelnen Federstrebe im Rock verbunden. Jetzt stand das Ballettröckchen fast waagerecht in alle Richtungen nach außen und bildete einen gleichmäßigen Kreis um sie rum. Die zwischen den Streben liegenden transparenten Latexfalten waren reichlich bemessen und warfen wunderschöne Wellen um ihren Po, den Seiten und vorn im Schritt. Begeistert betrachtete sie ihren Unterkörper im Spiegel und resümierte: "Wie eine Primaballerina, bedeckte wenig und sieht wahnsinnig sexy aus!"
Sie störte es ganz offensichtlich ganz und gar nicht, dass ihr Hintern und der Scham kaum bedeckt wurden und bei jeder kleinsten Bewegung ihr süßes Dreieck zu sehen war: "Irgendwie schon schamlos, so ganz ohne Schlüpfer."

Andrea steckte die Arme in die kleinen Puffärmelchen, schob diese nach oben über den Bizeps. Vorn gab es eine halbrunde Rüschenreihe, die gehörte knapp unter den Busen und wurde zurechtgezupft. Dann drückte sie ihre Schultern nach hinten durch. Mit einigen Verrenkungen der Arme gelang es ihr, den Rückenreißverschluss zu erreichen und nach oben zu schließen. Beim Stehkragen hatte sie aber größere Schwierigkeiten, da das Kleid an dieser Stelle zu eng gearbeitet war. Sie wollte fast schon Gerda rufen, da rutschte der Schieber doch noch nach oben und ein enges wohliges Gefühl umschloss liebevoll ihren Hals.
Was sie im Spiegel erblickte verschlug Ihr den Atem. Ein sexy Girl im transparenten Designerkleid lächelte ihr mit rotem Schmollmund entgegen. Der gewagte Schnitt und vor allem die graue Transparenz erlaubten jedermann einen Blick auf ihre Brustwarzen, den Po und sogar auf ihre Muschi, die jetzt leicht errötet aus der schwarzen Scham hervorblinzelte.

‚Diese verrückte Gerda, wo hat sie dieses scharfe Teil her? Andererseits, da gebe ich ihr recht, das könnte in der Tat klappen. Welcher Mann kann bei so einer Braut schon widerstehen?'
Schnell schaute sie in der Kiste, was wohl als nächstes kommen würde und war ein wenig erleichtert. Es kam nur eine schwarze Minischürze, nicht größer als ein Frühstückteller und ein passendes Häubchen für die Haare zum Vorschein.
Schnell zog sie beides an und stellte mit Verblüffung fest, dass diese beiden kleinen Teile aus einem sexy Ballettgirl nun irgendwie ein sexy Dienstmädchen machten. "Sieht eigentlich noch schärfer aus", entfuhr es ihr, als sie sich lang im Spiegel betrachtet hatte, "wie eine kleine Kellnerin im Puff." Sie lächelte in den Spiegel und stellte fest: "Ups, das Schürzchen verdeckt ja nicht mal meine Muschi."

Der nächste Griff in die Kiste förderte lange schwarze Handschuhe zu Tage. Jetzt wusste sie aus Erfahrung, was zu tun war. Sie benetzte die Hände und Arme erneut mit Öl und rutschte spielend leicht hinein. Sorgfältig drückte sie alle Luftblasen raus, strich jede Falte an den Oberarmen raus und schob den oberen Rand sorgfältig unter die transparenten Puffärmel des Kleides. Mit großer Sorgfalt rückte und zupfte alles in die perfekte Position und betrachtete das Ergebnis: "Der Hammer!" war das einzige was sie noch sagen konnte.

Sichtlich selbstverliebt betrachtete sie sich ausgiebig und unbewusst wanderte eine Hand über ihre Busen und die Nippel.
"Upps, ihr seid schon wach", sagte sie liebevoll zu ihren aufgerichteten Spitzen, die sich deutlich unter dem durchscheinenden Kleid abzeichneten. Sie strich über den Rock, der durch die Streben nur ein klein wenig nachgab und neckisch nach oben wippte. Sie berührte fast zufällig ihre Scham: "Ui, du bist ja auch schon unruhig!", stellte sie kindisch fest. Die Feuchtigkeit und Offenheit, die sich bereits eingestellt hatten, waren überdeutlich. Auch wurde ihr jetzt richtig bewusst, dass sie außer an Po, Schritt und am Kopf komplett mit Latex versiegelt war. Das Schwitzen hatte schon begonnen, nicht unangenehm aber ungewohnt. Der nächste Blick in die Kiste ließ sie schmunzeln: "Frau Gerda rufen und Uhr kontrollieren" stand auf dem nächsten Blatt.

Es war bereits kurz nach halb sechs. Sie ging schnell ins Wohnzimmer und sagte ein wenig schüchtern: "Hallo Frau Gerda, habe ich alles richtig angezogen?"
"Dreh dich mal!" forderte Gerda sie auf, "Ich glaube schon. Deine Figur passt halbwegs zum Outfit. Vielleicht etwas zu wenig Holz vor der Hütte, aber sonst Ok."
Es war pure Absicht von Gerda, nicht zu sehr zu loben, auch wenn sie anerkennen musste, wie gut Andrea in dieser Kleidung wirkte. Die nun von Gerda sorgfältig geplanten Schritte durften auf keinen Fall auf Widerstand des Mädchens treffen. Sie ging sehr geschickt vor und wechselte wieder auf das förmliche SIE.
"Andrea, möchten sie was trinken?"
"Ja gern, dieses Latex bringt einen ganz schön ins Schwitzen."
Gerda reicht ihr ein weiteres Glas Sekt. Auch das war geplantes Kalkül, Andrea sollte sich weiter auflockern.
"Prost, wird schon klappen."
"Prost. Ähm, ich weiß noch nicht so recht. Ich fühle mich ein wenig wie auf dem Präsentierteller." seufzte Andrea, "Aber in dem Outfit, da wird er auf jeden Fall große Kulleraugen machen. Dank ihnen sehe ich toll aus."
Sie tranken genüsslich das weitere Glas Sekt, ehe Gerda zu Eile mahnte: "Wir haben noch 15 Minuten. Genau richtig für das letzte Finish. Sind sie bereit?"
Verwundert darüber, dass sie noch nicht fertig sein sollte, fragte Andrea ein wenig eingeschüchtert: "Wie, das verstehe ich nicht. Was fehlt denn noch?"
"Die Entschuldigung und ein wenig Demut vielleicht?", fragte Gerda, mit dem Auge blinzelnd. "Lass mich mal machen und versuche ein wenig an den Schaden zu denken, den du mit deinem Brief und deinem Getue angerichtet hast", ergänzte Gerda streng. "Komm mit zurück ins Bad", forderte sie in einem Ton auf, der keinen Widerspruch duldete.

Gerda entnahm das Trennblatt aus dem Karton und förderte ein handbreitgroßes Schild "ENTSCHULDIGUNG" zu Tage. An dem Schild hingen zwei kurze Kettchen mit zwei silbernen Klammern.
"Du hast mir erzählt, ihr hättet mal mit Wäscheklammern experimentiert. Dann wird das sicher ertragbar sein."
Gerda suchte in den Rüschen unterhalb des Busens zwei kleine Löcher, fädelte die Ketten hindurch und klipste die Klammern an die aufrechtstehenden Nippel ihrer Brüste.
"Auuu …"
"Jetzt hab dich nicht so. Die Klemmen sind nicht annähernd so stramm wie Wäscheklammern", ermahnte Gerda das Mädchen. Andrea schaute in den Spiegel. Schon irgendwie gut, das Schild mit der eindeutigen Botschaft hing jetzt perfekt platziert unterhalb der Rüschen. Die Brustwarzen wurden durch die Kette und die Klammern schön in das Blickfeld gerückt.
"Geht schon, glaube ich", gab Andrea nach ein paar Sekunden demütig zu.

"Möchtest du ihn mit einem Sekt begrüßen?", fragte Gerda ohne eine Pause für unnötige Diskussionen zu zulassen.
"Das wäre vielleicht eine schöne Geste", bestätigte Andrea leise und aus der Kiste wurde ein silbernes Tablett hervorgezaubert. Sie wurde von Gerda angewiesen die Arme am Oberkörper anzulegen, die Unterarme nach vorn anzuwinkeln und das Tablett vor ihren Bauch waagerecht zu halten.
Gerda stellte ein kleines Klappschild darauf: "Für Dich Ralph, in Demut Andrea" und sagte, "Die Gläser stellen wir dann erst im Wohnzimmer drauf."
Andrea betrachtete sich erneut im Spiegel und befand es für gut, was sie sah. Die Entschuldigung und das Tablett bildeten eine schöne Ergänzung. Sie sah irgendwie aus wie ein Zigarrenmädchen im Bordell, ein Appetithäppchen.
"Jetzt müssen wir uns aber beeilen, in sieben Minuten ist er da."
"Fehlt denn noch immer was?"
"Nur eine Kleinigkeit und der Sekt. Dreh dich mal bitte zur Badewanne." forderte sie Gerda streng auf, wohl wissend, dass sie jetzt keine Zeit mehr zu verlieren hatte. Gerda war gut vorbereitet und legte Andrea blitzschnell eine schwarze Maske vor das Gesicht. Diese verschloss die Augen wie eine Schlafmaske für den Langstreckenflug.
"Ich kann nichts sehen", protestierte Andrea erschrocken.
"Halte das Tablett gerade, ansonsten fällt das Schild runter", konterte Gerda und verknotete die Schnüre schnell am Hinterkopf.
"Die ist eng, muss das sein?"
"Wenn du Erfolg haben willst, dann solltest du deine Demut auch zeigen. Und willst du Erfolg haben?"
Andrea zögerte und seufzte. Jedoch hatte Gerda bereits das untrügliche Zeichen entdeckt, dass sie nicht mehr rebellieren würde. Andreas Schritt war in den letzten Minuten sehr feucht geworden und ihre Schamlippen öffneten sich deutlich sichtbar.
"Ok, wenn Sie meinen, dann halt eben das Signal an ihn als blind gehorchende Dienerin", mit einem wolligen Schauer ergab sie sich ihrem hoffentlich erfolgreichen Schicksal.
Gerda dirigierte: "Ich bringe Dich jetzt ins Wohnzimmer und dort stellen wir den Sekt noch auf das Tablett und fertig."

Sie fasste Andrea unter den Armen, schob sie durch den Flur und drehte sie in der Mitte des Wohnzimmers um 180°, so dass das Mädchen mit dem Gesicht zur Tür gewandt war. Dann hob sie das Tablett gerade: "So musst du es halten, sonst fallen die Gläser um. Hast du es?"
"Ja, ich glaube schon, das geht für ein paar Minuten."
"Du siehst rattenscharf aus.", lobte Gerda, "da kann er nur schwer nein sagen und widerstehen. Das Schild mit der Entschuldigung ist eindeutig richtig und gut."
Gerda war ziemlich professionell in ihrer Vorgehensweise. Viel reden, viel loben und immer zack, zack, dann gibt die Kleine auch keinen Widerstand.

"Kurze Frage, mochtest du Andrea eigentlich bei eurem Spiel damals am Faschingsdienstag den Handschuh im Mund oder eher nicht?"
Andrea war kurz verwirrt über diese Frage aber bereits so erregt, sie ließ einfach die Antwort heraussprudeln: "Schon irgendwie geil, wenn man hilflos ist und nicht widersprechen kann."
"Gut.", erwiderte Gerda kurz angebunden, "Dann passt das ja für dich zur geplanten Entschuldigung."
Gerda befahl mit einer Stimme die keinen Widerspruch duldet: "Mund auf!" Sie drückte Andrea einen transparenten Ballknebel auf die Lippen, diese öffnete den Mund bereitwillig. Die Latexkugel verschwand hinter den Zähnen und das Band wurde hinter ihrem Kopf geschlossen.
"Sieht perfekt aus Andrea, das i-Tüpfelchen passt genau."
Nur ein kleines "Mmmppfff" kam von Andrea. Aber es war nicht das wehrhafte protestieren gegen das Teil, eher ein erotisches, sensibles Stöhnen einer Frau, die hochgradig erregt war. Andrea hatte auch mit den geschlossenen Augen ein ungefähres Bild davon, wie sie jetzt Ralph gegenübertreten würde. Sie war mit sich im Reinen. Genau so war es richtig und angemessen, nachdem was sie ihm angetan hatte. Jetzt hatte keimte echte Hoffnung, dass ihr Plan funktionieren könnte.
"Noch schnell die zwei Sektgläser und dann müsste er auch gleich klingeln, wenn er denn pünktlich ist. Aber meistens ist Ralph auf die Minute."
Andrea war viel zu aufgewühlt, der Schritt juckte, der Schweiß lief und die Nippel kämpften erregt mit den Klammern. Sie war viel zu entrückt, um darauf zu achten, was genau auf Ihrem Tablett vor sich ging. Vielleicht hörte sie noch das Geräusch des Sektes als er ins Glas gefüllt wurde. Definitiv bekam sie nicht mit, dass Gerda zur gleichen Zeit einen Dildo auf das Tablett legte, ein schwarzes Teil mit Äderchen. Mit dem Füllen des zweiten Glases ergänzte Gerda eine kleine Reitgerte. Was für ein geschickter Schachzug von Gerda um das Mädchen nicht misstrauisch zu machen einfach mal beschäftigen. "Du musst das Tablett mit den Gläsern rechts ein wenig höher halten, sonst kippen die Gläser um!"
Und in diesen Satz hinein tauschte sie unbemerkt das eine Schild "Für Dich Ralph, in Demut Andrea", mit einem neuen "In Demut erwarte ich die verdiente Strafe, Deine Sklavin Andrea".
Schlussendlich Ablenkung durch lautstarkes hin und her Schiebend der Sektgläser und gleichzeitig platziertes letztes Teil auf dem Tablett, ein Halsband mit dem Schriftzug "Fick mich".
Andrea hatte gar nichts von den drei Dingen bemerkt und konzentrierte sich so gut sie noch konnte darauf, das Tablett gerade zu halten. Es war nicht einfach, die immer stärker werdende Lust im Zaum zu halten.

"Ich glaube das klappt", jubelte Gerda bei dem Anblick. "Noch zwei Minuten, dann müsste er klingeln. Ist ja eigentlich immer pünktlich der Ralph. Geht es noch?"
"Mmmhhhmmm" kam als einzige Bestätigung und es klang irgendwie wie Vorfreude pur gepaart mit Geilheit.
Gerda betrachtete Andrea ihr Meisterstück noch ein paar Sekunden, machte unauffällig noch zwei Fotos und beglückwünschte sich innerlich für dieses Werk. Andrea sah aus wie aus dem Bilderbuch der SM-Szene, reif für eine Sklavenversteigerung mit Höchstgeboten.

*****

"Ding Dong"
Da war sie, die von Andrea ersehnte Türglocke. Gerda schnappte sich Ihre Jacke, ging zur Wohnungstüre und begrüßte Ralph mit lauten Worten, die bis ins Wohnzimmer zu hören waren: "Schön, dass du pünktlich bist. Nicht sauer sein, ich muss weg und lass dich und Andrea allein."
"Andrea?", Ralph war mehr als überrascht.
"Ja, Andrea. Ich glaube, sie hat Dir was zu sagen. Bitte tue deiner Tante den Gefallen und sei nicht zu streng mit ihr, ihr tut es echt leid, glaub mir."
In ihrer Stimme lag eine aufrichtige Bitte. Ralph war verwirrt, Andrea zu treffen damit hatte er nicht gerechnet und er betrat zögerlich die Wohnung und dann das Wohnzimmer, während Gerda sich ganz schnell aus dem Staub machte. Andrea war nervös und hochgradig erregt zugleich. Doch trotz der Geilheit nahm sie völlig verwundert noch fünf Ungereimtheiten bewusst wahr:

‚Erstens, warum schweigt Ralph so lange. Steht er vor mir? Ich höre nur seinen Atem. Warum nimmt er sich nicht das Sektglas. Ok, das kann man noch halbwegs erklären, er ist bei meinem sexy Outfit perplex, es hat ihm einfach die Sprache verschlagen.
Zweitens, warum sagt Ralph nach ein paar Minuten Schweigen: "Ok Sklavin Andrea, ich werde es mir überlegen.", ulkig diese direkte Ansprache als Sklavin. Drittens legt er mir um den eh schon engen umschlossenen Hals auch noch irgendein Band. Wo kam das enge Ding jetzt her? Ich bekomm doch schon ohne kaum noch Luft vor Geilheit. Ich habe eher erwartet, dass er den Knebel entfernt und wir beide trinken Sekt.
Viertens, warum hat er einen Dildo mitgebracht, wenn er doch überhaupt nicht wusste, dass ich bei Gerda bin. Und dann steckte er diesen ohne Vorwarnung in meine gierige heiße Möse. Ich kann nicht mehr und hatte sofort im Stehen einen Orgasmus. Nach all den Anregungen beim Ankleiden und in der Vorfreude auch kein Wunder. Dabei hätte ich fast das Tablett fallen lassen, aber ich versuchte mich noch zu beherrschen, die Gläser blieben geradeso wackelig stehen. Mein "Mmmppfff", das durch den Knebel dringt, versteht er sowieso nicht und hat es dem langen heftigen Stöhnen meines Orgasmus zugeordnet.
Fünftens, warum hat er beide Gläser allein ausgetrunken, das Tablett wegestellt, mich aufs Sofa geworfen und dann meinen Hintern mit einer Art Lederriemen malträtiert. Und woher hatte er diese Peitsche auf einmal? Ich kann nicht anders und muss einzugestehen, die Schläge waren berechtigt und gut.

Sie verschwendete dann keine weiteren Gedanken, die pure Lust hatte das Gehirn ausgeschaltet. Es fühlte sich gut und richtig an und sie bekam ohnmächtig fast einen zweiten Orgasmus. "Schön", stöhnte sie in ihren Knebel und freute sich darauf, dass er sie gleich genüsslich vögeln würde.
So viele Wochen ohne seinen Schwanz in ihrer Grotte, sie hatte in der Tat vor allem sich selbst bestraft mit ihrem dummen Brief.

*****

Gerda saß derweil beim Griechen, aß zu Abend und war froh, als gegen halb neun endlich eine SMS von Ralph kam.
Daheim in Ihrer Wohnung standen Andrea und Ralph frisch geduscht, Hand in Hand im Flur und waren auf dem Sprung zu irgendeinem wichtigen Termin. Gerda registrierte aber sofort: Der Plan hatte geklappt.
Es gab von beiden einen herzlichen Dank, liebevolle Küsschen, aber keine Worte oder Erklärungen.

Details was geschah, erfuhr Gerda nie persönlich von den zwei.
Aber zum Glück hatte Paul ihr nicht nur zwei Kameras für die Aufnahmen im Bad gegeben, sondern auch eine dritte für das Wohnzimmer geschickt. So konnte sie ja ihre Neugier sofort auf dem Laptop befriedigen.

*****

Rückmeldung für das 1. Referat "Sozialpädagogik"
Studentin Andreabr> Matrikelnummer 37621

Benotung: 3-
Inhalt: Das Themengebiet Inklusion wurde zu weit gefasst und wies viel zu wenig Bezug zum Schulbetrieb auf. Die Sozialpädagogik "Inklusion" in der Schule bedeutet: "Kinder mit und ohne Behinderung lernen gemeinsam" bzw. wissenschaftlich "Kinder mit und ohne Förderbedarf lernen gemeinsam." Das Referat war durch sehr persönliche Erfahrungen geprägt, meist außerschulisch und zeigte große Lücken im Quellenstudium auf. Die wissenschaftliche Basis muss mit mangelhaft bewertet werden. Andererseits kann bestätigt werden, dass die innere Haltung und das Zielbild der Studentin stimmig zu den Leitplanken Inklusion des Bildungsministeriums Bayern passen. Der Titel des Referates "Inklusion ist technisch leichter als die interpersonelle Umsetzung" machte uns neugierig, konnte aber im Vortrag nicht mit ausreichend Inhalt gefüllt werden.
Ihre Thesen: "Monogamie ist eine veraltete christlich geprägte Lebensform, die Gesellschaften durch moderne Lehrer/Innen überwinden müssen." und "multiple Persönlichkeitsstörung ist eine ganz normale Behinderung." waren erfrischend mutig, konnten aber im weiteren Vortrag kaum untermauert werden und wurden wissenschaftlich nicht fundiert.

Vortrag: Im Sprachstil und Tempo angemessen. Ausdrucksvermögen und Selbstsicherheit vor Zuhörern ist ausbaufähig und sollte durch Training gesteigert werden. Positiv fiel auf: nachvollziehbare außergewöhnliche Beispiele und klare Positionierung zum persönlichen Zielbild als angehende Lehrerin. Negativ fiel auf: unnötige Zwischenwörter und Ausschmückungen, teilweise unausgereifter Sprachgebrauch, vermehrt Verwendung der Jugendsprache.

Hinweise: kulturelle Hintergründe (in ihrem Vortrag muslimische Vielehe) und Hintergründe ohne Bezug auf echte Behinderungen (in ihnen Ausführungen Genderindifferenz) sind nicht vordergründig Gegenstand der Inklusionsbestrebungen.
Die von ihnen gewählten Themengebiete werden im Fachgebiet Sozialisation gelehrt: "Toleranz wie auch Intoleranz wird nicht durch intentionale Erziehung, sondern durch Sozialisation erworben."
Hätten sie diese Argumentationskette erkannt und erläutert, wäre die Note deutlich besser ausgefallen.

Kapitel 7
Vorbereitung für einen Job

In zehn Minuten hatte Gerda mit der Funktion schneller Vorlauf alles gesehen, was die beiden Jugendlichen so getrieben hatten. Dann löschte sie diese Wohnzimmer-Aufnahme und sendete nur die aus dem Badezimmer an Paul.

Dann tadelte sich Gerda selbst für ihre Schusseligkeit. Hatte sie doch glatt vergessen, mit Ralph zu sprechen, wegen des Ferienjobs. So rief sie ihn schnell noch kurz an:
"Hallo Ralph, dein erstes Semester hast jetzt rum, richtig?"
"Ja Tante Gerda, das ist rum.", die Verwunderung über den Anruf zu so später Stunde war seiner Stimme anzumerken.
"Du suchst doch noch einen Job, richtig?"
"Ja ich bräuchte dringend etwas Bargeld. Alle Ersparnisse sind jetzt aufgebraucht aber in Garmisch finde ich gerade nichts. Hast du was?"
"Ja, die Schmiedlers suchen jemanden für drei Wochen."
Ralph schwieg zunächst nachdenklich: "Ah ja, jetzt erinnere ich mich. Waren das nicht die, die eine leere Wohnung haben? Die, die nicht an Studenten vermieten?"
Gerda bestätigte dies: "Genau die sind das! Und ja, sie haben die Wohnung auch noch immer leer. Sei nicht genervt wegen der damaligen Absage."

Ralph fragte nun neugierig geworden nach: "Jetzt brauchen die Schmiedlers irgendwie dringend Hilfe?"
"Nee eigentlich nicht wirklich oder doch. Ja sie suchen immer noch ein feste Hausangestellte aber die Hoffnung auf baldige Lösung ist verschwunden. Die haben in den Anzeigen jetzt den Monatslohn schon auf 2800€ erhöht! Finden aber niemanden. Jetzt wollen sie überbücken mit einer Soforthilfe, so für circa drei Wochen. Würde doch für dich passen, oder?"
Ralph war ganz Ohr: "Ok verstanden und jetzt haben diese Schmiedlers einen Ferienjob für Studenten zu bieten?"
"Ich hatte deine Jobsuche und Geldnot auf dem Anrufbeantworter hinterlassen und Simone Schmiedler hat mich heute zurückgerufen. Die Not scheint bei denen groß, Simone könnte sich eventuell vorstellen, dass du der Richtige bist für den Frühjahrsputz."
"Für den Frühjahrsputz, Ok, und warum ich?"
"Ich habe von deinem Ordnungssinn geschwärmt."
"Passt schon, ich putze halbwegs gern und du weißt ja, wenn man pleite ist, darf man nicht wählerisch sein."
Gerda wertete das mal als Zusage: "Hat aber einen Haken!"
"Welchen?"
"Sie mögen keine Machomänner in ihrem Haus."
"OK, ich werde versuchen, der liebste männliche Erdenbürger zu sein, so ein richtiger Macho war ich ja noch nie. Außer vielleicht heute Abend."

"Ich habe ein bisschen Werbung für dich gemacht und ein Foto geschickt."
"Ich hoffe hast ein gutes rausgesucht!"
"Das Beste, was ich hatte."
Ralph fragte nicht weiter und Gerda war froh darüber.
"Kennst du das Kaffee Luitpold in der Nähe vom Maximiliansplatz?"
"Ja."
"Wenn du Interesse an dem Job hast, sollst du morgen um zehn dort sein. Frau Simone Schmiedler trinkt dort immer einen Pausenkaffee. Da triffst du sie. Das ist ihr üblicher Ablauf, während sie samstags auf dem Markt einkaufen geht."
"Danke Tante Gerda, Du bist ein Engel! Da versuche ich mal mein Glück. Vielleicht kann ich ja den Job ergattern.", er wollte gerade auflegen aber noch rechtzeitig fiel ihm ein zu fragen: "Wie erkenn' ich denn die Simone Schmiedler?"
Gerda lachte laut und herzhaft, ehe sie antwortete: "Ganz einfach, sie ist die Frau mit dem größten Busen."
Gern hätte sie jetzt Ralphs Gesicht gesehen. Sie ergänzte schnell: "Große Frau bestimmt 1,75, gepflegtes Äußeres und sehr schöner Busen, ich bin mir sicher, sie ist nicht zu übersehen."
Dann war alles besprochen und sie legten auf.

*****

Samstag im Kaffee erkannte Ralph diese Simone fast sofort, obwohl sie sich in eine hintere Ecke des Café Luitpold zurückgezogen hatte. Sie war durch ihre Größe nicht zu übersehen und entsprach der Beschreibung von Gerda. Vor allem der Busen war in der Tat der größte im ganzen Kaffee.
"Hallo, ich bin Ralph, sind sie Frau Schmiedler?"
"Ja", antwortete sie mit einem gewinnenden Lächeln, musterte ihn kurz aber wertschätzend. Seine schlanke Figur und sein Ersteindruck schien zu ihren Vorstellungen zu passen.
"Setzten sie sich doch zu mir! Darf ich sie auf einen Kaffee oder lieber Cappuccino einladen?"
Ralph nahm ihr gegenüber an dem kleinen Tisch Platz: "Sehr gern, Kaffee schwarz wäre mir am liebsten".
Frau Schmiedler rief den Kellner, bestellte auch für sich noch einen Espresso und begann das Bewerbungsgespräch sehr ruhig und einfühlsam.

"Gerda erzählte mir, sie sind erst ein halbes Jahr in der Stadt und studieren Jura?"
"Ja das stimmt aber jetzt gibt es eine kleine Pause an der Uni, die nächsten drei Wochen. Andererseits für Urlaub reicht das Geld nicht wirklich."
"Das ging mir in ihrem Alter auch so, am Ende des Geldes war immer sehr viel Monat übrig.", beide grinsten und schlürften an ihren Kaffees.
Ralphs Ersteindruck war ebenso positiv wie der von Simone, sie fuhr fort: "Erzählen sie über sich, ich möchte sie ein wenig kennenlernen."
Ralph begann mit Garmisch und seiner Familie, wie er mit seinen guten aber nicht sehr guten Abi-Schulnoten ein Jahr Wartezeit vor dem Jurastudium einbauen musste. Er erwähnte seinen Dienst im Krankenwagen, vom ersten Semester des Studiums und wie toll er die Stadt München empfindet. Da er davon ausging, dass Gerda und Frau Schmiedler einander gut kannten, erzählte er auch freimütig von den ersten sieben Wochen in der Stadt und dass er bei Gerda wohnen musste.
Er flocht geschickt in die Eigenwerbung ein, wie er Gerda als kleine Unterstützung im Haushalt half, kochte und auch beim Putzen zur Hand ging. Das damalige Spiel mit den Latex-Utensilien und den Handicaps von 1+1 bis 7+7 ließ er jedoch unerwähnt, weglassen ist ja kein Betrug.

Frau Schmiedler hörte interessiert zu, registrierte aber auch den hin und wieder irritierten Blick, den Ralph auf ihren Busen warf: ‚Typisch Mann', dachte sie, sagte aber nichts.
Um ihn zum Erzählen zu ermuntern, warf sie ein "interessant" oder "aha" ein, unterbrach ihn aber nie und stellte keine einzige Frage.

"Was genau ist denn bei ihrem Frühjahrsputz zu tun?" fragte Ralph.
"Das übliche oder genau genommen alles! Wir haben seit fast einem Jahr keine Haushaltshilfe mehr, traurig aber wahr. Der Markt ist leergefegt. So wird durch uns immer nur das Gröbste erledigt. Jetzt ist es eindeutig Zeit für Groß- Reinemachen und auch im Garten, Keller und den Garagen steht einiges an, was dringend erledigt werden muss."
"Ok scheint mir eine größere Aktion zu sein, oder? Ist keine Wohnung oder Reihenhaus oder so?"
"Richtig." aber Simone schwieg belustigt und ging nicht auf die Details der Villa ein.
Ralph wollte nicht unnötig fragen und lies ihr Zeit, ihm beim Kaffeetrinken zu beobachten, sie mochten einander und schmunzelten sich an.
Frau Schmiedler gefiel der junge Kerl, vor allem seine gerade Art, sein Ausdrucksvermögen und seine aufrechte Sitzhaltung. Gestik und Mimik waren stimmig und beeindruckten sie ob des Alters. Ein Gedanke schlich sich in ihrem Kopf unwillkürlich ein: ‚Ein Rohdiamant'.

Sie räusperte sich lautstark. Simone wollte seine ungeteilte Aufmerksamkeit, die erneut zu ihrem Busen abgewandert war.
"Ich habe genug gehört und gesehen, Danke für ihre Offenheit. Ich denke das könnte klappen mit uns."
Sie lächelte und ergänzte: "Natürlich nur unter unserer einen wichtigsten Bedingung. Schon klar, oder?"
"Nein, nicht wirklich, was meinen sie mit damit?", Ralph lächelte neugierig.
"Hat ihnen Gerda nicht erzählt, dass wir keine Männer in unserem Haus haben wollen?"
Jetzt erinnerte sich Ralph wieder dunkel an eine frühere Bemerkung.
"Ja, Tante Gerda hatte es erwähnt. Darf ich für mich eine Lanze brechen? Ich bin kein rumpolternder grober Mann, schau selten Fußball und trinke auch kein Bier aus der Flasche. Ich rülpse nicht, dusche jeden Morgen und setze mich auf Toilette immer hin. Auch habe ich ein ungewöhnlich unmännliches Hobby, ich bin einer der besten Tänzer in Garmisch. Sie werden es fast nicht bemerken, dass sie mal ausnahmsweise einem Jungen im Haus haben, versprochen!"

"Das haben sie schön formuliert.", erwiderte Simone lächelnd, "und wenn wir ihre Männermacken doch bemerken, dann fliegen sie raus. Joe ist da unnachgiebig und hart, müssen sie wissen."
"Das klingt in der Tat hart. Haben sie so schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht?"
Sie zögerte mit der Antwort.
"Das geht sie genau genommen nichts an. Aber irgendwie mag ich sie und will mal nicht so sein - ich antworte einfach salomonisch: Wenn wir Männer im Haus hatten, gab es immer Ärger, jetzt sind wir zu Müde für Ärger.
Auch nehmen wir seit vielen Jahren bei den Handwerkern bevorzugt Frauen. Gärtnerinnen, Klempnerinnen auch Steuerberaterinnen einfach alles, bekommen von uns nur noch einen Auftrag, wenn sie weiblich sind.
Die einzige Ausnahme ist der Milchmann aber der darf nur bis zur Tür." Sie lächelte über ihren letzten gelungenen Satz.
"Ok, habe verstanden."
"Also sind wir einig, sie bemühen sich, Männerallüren alle daheim zu lassen, dann wäre es mir einen Versuch mit ihnen wert."
"Gut, das bekomme ich sicher hin."

"Gut dann wäre das besprochen. Eine Frage noch, könnten sie sich auch vorstellen, die nächsten drei Wochen komplett bei uns zu wohnen und zu arbeiten? Also 24h am Tag bei uns zu sein? Oder haben sie auch andere Verpflichtungen und müssen ab und an abends nach Hause?"
Ralph antwortete gerade heraus: "Das wäre ungewöhnlich", und fügte hinzu, "aber lassen sie mich darüber nachdenken."
Er wusste seine Freundin Andrea war die nächsten Wochen auf Praktikum und die meisten Kumpel sind irgendwo am Geld verdienen. Somit war wenig los und nichts sprach dagegen.
"Ich glaube das wäre machbar, wenn sie es denn wünschen, spar ich mir halt die Fahrerei."
"Wir haben die Wohnung vom letzten Hausmädchen frei, das könnten sie beziehen, kostet nichts und steht eh leer."
Er wurde hellhörig, ein kostenloses Zimmer obendrauf und Essen und Trinken sicher auch noch frei, das klingt wie brutto = netto.

Nach einer kleinen Pause fragte er mutig: "Was kann ich denn so verdienen?"
"Wenn sie drei Wochen komplett bei uns sind und 3 mal 6 Tage inklusive Samstag arbeiten, sagen wir so jeden Tag acht Stunden, dann bieten wir ihnen das gleich wie unserer Haushaltshilfe im Monat, 2800€, gegebenenfalls Überstunden extra."
Ralph überlegte: "Das sind ja 19€ die Stunde, wow!"
"Sie können aber schnell rechnen. Ja sie haben recht aber dafür verlangen wir auch sehr viel, ein pikobello Frühjahrsputz und unser Haus ist nicht klein."
"Alle Details stehen hier in dem Umschlag.", offensichtlich war sie nicht bereit sich weiter zu erklären. Sie stand schnell auf und legte den Brief und 10€ für den Kaffee auf den Tisch.
"Ich muss mich beeilen, Entschuldigung, dass ich jetzt so abrupt aufspringe. Es war schön sie kennen zu lernen und vielleicht sehen wir uns ja, vielleicht aber auch nicht. Ich hoffe sie sind kräftig und mutig genug, es mit unserem Winterschmutz aufzunehmen."
Sie reichte ihm die Hand und war so schnell verschwunden, dass Ralph keine einzige weitere Frage stellen konnte.

Er öffnete den Brief sofort und las:

Frühjahrsputz für drei Wochen (2800€)

Falls Sie sich dafür entscheiden, seien Sie bitte pünktlich am Sonntag um 18:00 Uhr in der Gartenstrasse 17, wir würden gern mit Ihnen Abendessen und Montag sehr früh beginnen.
Sie müssen nichts mitbringen, auch keine Kleidung, wir haben alles was wir für Sie und den Großputz in den drei Wochen brauchen.
Wie Sie wissen, suchen wir seit langen eine Haushaltshilfe haben uns aber mehrmals bewusst gegen alle männliche Bewerber entschieden.
So kommt auch für den Frühjahrsputz leider kein Mann in Frage.
Da wir aber von Gerda erfahren haben, dass Sie zum Fasching mal sehr gut ein Makeover zur Bolerotänzerin absolviert haben, bekommen Sie die Gelegenheit den Job dennoch als Mann in Frauenkleidung zu machen.
Natürlich gilt das Angebot nur unter der Bedingung, Sie möchten es auch wirklich als Crossover versuchen.
Halbe Sachen machen wir nicht!
Sie müssten damit leben, diese drei Wochen ganz als junge Frau zu verbringen. Das ist nicht verhandelbar und auch Unterbrechungen sind nicht in unserem Sinne.
Ganz wichtig ist uns: Sie sollten Spaß daran haben für uns zu arbeiten. Zwingen Sie sich zu nichts, nur des Geldes wegen. Das geht schief.

Drei Dinge sind Pflicht falls Sie Sonntag beginnen möchten, und ebenfalls nicht verhandelbar:

1. Erscheinen Sie bitte in einem weiblichen Outfit.
2. Besuchen Sie morgen 10:00 Uhr das Tattoo Studio Blue in der Bodenseestrasse 3, dort werden Ihnen Lobu, Septum und Labbro gestochen. Ohne schönen Schmuck geht ein ordentliches Makeover nicht. Keine Angst, das sieht später keiner mehr, wächst außerdem von allein wieder zu.
3. Lassen Sie sich die Haare machen, am besten genau wie bei Ihrer Faschingsparty im Februar.

Wir würden uns freuen, wenn Sie sich für den Job entscheiden und hoffen auf Ihre Ankunft am morgigen Tag um 18:00 Uhr.

Mit freundlichem Gruß
Die Schmiedlers
P.S. Vielleicht fragen Sie am besten Gerda, die beste Visagistin der Welt, ob sie Ihnen bei den Vorbereitungen hilft.

Ralph rief die Oberin: "Ich brauche dringend ein Bier."
Er trank es auf "Ex"; beinahe hätte er gerülpst.
Dann las er den Brief ungläubig drei weitere Male Wort für Wort.

*****

Sofort als er die Rechnung bezahlt hatte, nahm er vor der Tür des Cafés sein Handy zur Hand.
"Hallo Tante Gerda, wie gut kennst du diese Schmiedlers eigentlich?"
"Ziemlich gut" antwortete sie, "wie ist es gelaufen?"
"Sehr ungewöhnlich, sie wusste zum Beispiel von meiner Faschingsverkleidung als Frau, hatte sie das von dir?"
"Ja!"
"Wieso hast du das gemacht?", fragte er grimmig.
"Jetzt sei doch nicht so überrascht oder sauer. Hab doch erzählt, das sie ein Foto wollten und ich das allerbeste rausgesucht habe."
"Aber hast nicht erwähnt, dass es die Aufnahme der Bolerotänzerin war."
"Hey, hey, zum einen hatte ich euch persönlich so schön rausgeputzt, damit ihr in der Öffentlichkeit einen Preis gewinnt", Gerda betonte das Wort ‚Öffentlichkeit' scharf. "Das war doch von dir gewollt und nicht für ein Hinterzimmer. Und nun dein böser Vorwurf mit dem ‚Was soll das'. Darf ich nicht mal ein Foto von euch an eine Freundin schicken?"
Ralph zuckte ob der Schärfe des Vorwurfes zusammen. Er schwieg ein Weilchen und lenkte ein: "Hm…, hast ja Recht und ich kann dir dafür auch nicht wirklich böse sein, aber…", er zögerte kurz und setzte neu verlegen an, "…aber jetzt wollen die Schmiedlers, wirklich allen Ernstes, dass ich den Job bei ihnen als Transe mache. Ist das nicht sehr abgedreht und ungewöhnlich?"

Gerda lachte ob der ungewöhnlichen Wortwahl ‚Transe'. "Hatte ich mir fast schon gedacht. Die Schmiedlers haben halt mit der männlichen Welt negative Erfahrungen gemacht. Dass sie jetzt eine Transe akzeptieren, ist schon ein Fortschritt und weicht ihre harte Haltung unerwartet auf. So sind sie halt."
Sie spürte den Widerstand und schlug eine neue Richtung ein: "Aber mach dir keine Sorgen, die Familie Schmiedler ist sicher auch nicht sauer, wenn du den Job nicht annimmst. An Geld mangelt es nicht, die können auch eine Firma anheuern. Die beiden Frauen finden sicher eine adäquate Lösung."

"Zwei Frauen?", fragte Ralph verdutzt.
"Ja die beiden sind ein lesbisches Paar und schon seit drei Jahren verheiratet, ich war auf der Hochzeit, die war cool. Für Sorgen kein Grund, sie sind in Ordnung und völlig harmlos, keine Kampflesben. Die brauchen halt Hilfe und spielen dabei ihr kleines Katz und Maus Spiel ‚no mans land Gartenstrasse 17'. So sind sie halt die Joe und die Simone."
"Also Joe ist ein Frauenname?"
"Ja, sie heißt eigentlich Joanna."
"Naja ich weiß nicht was ich davon halten soll", erwiderte er und las jetzt den gesamten Brief von Simone wortwörtlich vor.

Gerda lauschte nachdenklich ohne zu kommentieren und gab dann einen einzigen Tipp: "Entscheide einfach morgenfrüh aus dem Bauch heraus!", und ergänzte lediglich, "einerseits interessantes gut bezahltes Abenteuer oder…", sie zögerte und suchte nach dem richtigen Worten, "…oder einfach nichts für dich, zu freaky und zu riskant. Der Bauch ist meist der beste Ratgeber! Wenn du mich morgen zum Schminken oder für die Haare brauchst, rufe einfach durch."
"Tante Gerda du bist verrückt!"
"Weiß ich."
"Aber danke für deinen Tipp, ich denk mal in aller Ruhe drüber nach. 2800€ ist viel Geld. Darf ich später noch anrufen?"
"Gern."

Ralph setzte sich, kaum war er daheim angekommen, direkt an seinen Schreibtisch, las den Brief erneut und machte eine Liste mit den Vor- und Nachteilen dieses Jobs. Als diese umfangreiche Liste fertig war, unterstrich er die Worte neugierig, neue Erfahrung und viel Geld auf der linken Vorteile- Hälfte des Blattes. Rechts fanden sich ebenso eine paar kritische Wortgruppe zum Markieren: vielleicht gefährliche Spinner, Piercings sind Körperverletzung, und Übernachtung am Arbeitsplatz. Dann verschob er die endgültige Entscheidung auf den Sonntag und ging Joggen.

Der Morgen ist klüger als der Abend, und ein erstes Mal durchdachte er die ganze Geschichte schon wieder unter der Dusche:
‚Gegen das Abenteuer spricht nicht viel, eigentlich genau nur ein hartes Argument. Wenn die beiden Frauen Verbrecher sind, wird's gefährlich. Und diese Gefahr ist eigentlich nicht richtig zu untermauern. Gerda kennt sie ja seit Jahren, Simone war gestern nett. OK, bleibt die große Unbekannte Joe. Eine Frau mit Männername oder eben irgendeine Kurzform von Joanna. Wie tickt die eigentlich?' Und dann der Schlussgedanke: ‚Wenn es mir wirklich zu blöd wird, dann hau ich einfach ab.'
So beschloss er laut und deutlich vor dem Spiegel stehend: "Was solls, die Kohle hol ich mir!" Er streckte den Daumen nach oben, rief Gerda an und fuhr um 10:00 Uhr in das Tattoo Studio ‚Blue'.

Auf dem Weg dorthin kam unerwartet Vorfreude auf. Die Ohrlöcher schienen nicht bedrohlich, wollte er eigentlich schon seit längeren haben. Bezüglich der beiden anderen Piercings wollte er erst vor Ort entscheiden.
Eine junge Frau namens Pia empfing ihn trotz Sonderarbeit am Sonntag herzlich und erklärte ihm alle Details lang und breit. Pia plapperte unaufhaltsam wie ein Wasserfall ohne Punkt und Komma, teilweise ohne Luft zu holen: "Und weißt, das ist auch schon alles bezahlt."
Er fasste nach und nach Vertrauen, die Räumlichkeiten waren sehr schön in Weiß gehalten und die ganze Atmosphäre war sauber und wirkte fast wie eine Arztpraxis. Rein gar nichts von einer verruchten Schmuddelbude.

"Und? Wollen wir loslegen?" fragte Pia, "brauchst keine Angst haben, das sieht toll aus, auch bei Männern. Ist lange nicht so auffällig wie die neumodischen großen Ohr-Plugs, weißt, die riesen Dinger in den Ohren, die man in ein paar Jahren nähen muss, deine kleinen Löcher sieht später kein Mensch, wenn du es irgendwann nicht mehr möchtest, wachsen die mir nichts dir nichts wieder zu, weißt, alles ganz harmlos, haben tausende, wir machen das jeden Tag, gestern erst bei einem fünfzig-jährigen, glaubst nicht, wie das wieder in Mode ist, wir haben Arbeit ohne Ende, manche Frauen haben zehn auf jeder Seite, aber keine Angst machen wir heute nicht.", Ralph hörte bald nicht mehr inhaltlich zu aber mochte die angenehme Stimmer der Plappertasche als Hintergrundmusik ganz gern.
Er legte sich brav auf eine weiße Liege - sie zog sich ein paar Gummihandschuhe an. Dann stach Pia schweigend mit hochkonzentriert zusammengekniffenen Lippen eine Kanüle in die Ohrläppchen - schnell wie ein Profi, der es jeden Tag macht - in weniger als drei Minuten war sie fertig.
"Und hats weh getan?" fragte sie und plapperte nach der Konzentrationspause weiter und weiter ohne je eine Antwort abzuwarten, jetzt kommen da ein paar kleine Stecker rein, in ein paar Stunden kannst du an deine Ohren dran hängen, was immer du willst, Diamanten sehen beim Mann cool aus, oder schwarz, das ist zur Zeit der Renner, ….., …."
Dann holte sie das nächste Schmuckstück.
"Lass uns mit der Labbro weitermachen, das ist ein kleines Loch unterhalb der Lippe in der Mitte, da kann man dann einen neckischen Ring reinmachen. So einen wie ich trage, schau mal."
Auch dieses ließ Ralph mit sich geschehen und Pia zog einen kleinen Ring hindurch, damit war dieses Loch gleich auffällig geschmückt.
"Sieht sexy aus, gelle?"

"Jetzt zur Nase, das Loch wird dort garantiert keiner sehen, solange Du keinen Ring darin trägst. Habe ich auch!", und sie spielte ein wenig mit ihrem eigenen silbernen Ring.
"OK", bestätigte Ralph, auch wenn ihm dabei nicht wohl war. Sie sprühte die Nase ein, drückte die Nasenflügel nach hinten und setzte eine spezielle Zange am Mittelsteg der Nase an.
"Ready?"
Ralph überlegte noch kurz und dann hörte er sich zu seiner eigenen Überraschung "Ja" sagen.
Es machte Klick und tat ein wenig mehr weh als die anderen drei Löcher aber schon war es überstanden.
"Ich setzte den Ring gleich ein, dann gelingt der Heilungsprozess am besten. Ralph konnte nicht genau sehen, was sie tat aber sie ging sehr geschickt vor und zeigte ihm das Ergebnis hinterher im Spiegel.
"Sehr sexy, bist ein Süßer!" meinte Pia.
"Und wie bekommt man den Ring wieder raus?"
"Ganz einfach mit einer Spezialzange, aber jetzt muss dieser erstmal für eine Weile drinbleiben, sonst verheilt das nicht richtig."

Daheim schaute Ralph immer wieder in den Spiegel, schüttelte den Kopf und konnte es noch immer nicht fassen. Er hatte es wirklich getan.
‚Andererseits', gab er nachdenklich zu, ‚überraschender Weise steht mir der Schmuck auch als Mann recht gut.'
Er spielte an der Verzierung der Nase rum und war hin und her gerissen. Er würde diesen Ring in der mittigen Nasenscheidenwand gar nicht selbst entfernen können, auch wenn er es jetzt wollen würde. Es wirkte wie eine Kennzeichnung und eine Markierung, er musste sich eingestehen: "Krass! Ohne die Hilfe des Studios kriege ich das gar nicht raus - ohne Spreizzange keine Chance."

Nachdenklich tippte er auf dem Laptop rum. Zunächst suchte er das Stichwort Septumring und landete bei Schmuckseiten und dann in der Gothikszene.
Er las sich ein. In der Szene wird dieses Schmuckstück von Frauen bevorzug, die einen festen Meister haben. So eine Art äußerliches Zeichen an andere Meister, ich bin vergeben. Dann wühlte er sich weiter von einer interessanten Seite zur anderen, lernte was über SM und über Dom und Sub und landete schließlich in Wikipedia bei:

devot -- Adjektiv -- Bedeutungsübersicht
1. (abwertend) unterwürfig, ein übertriebenes Maß an Ergebenheit zeigend
2. (veraltet) demütig
3. (Jargon) bereit, zur Steigerung des Lustgewinns sadistische Handlungen an sich vornehmen zu lassen
Synonyme zu devot
demütig, fußfällig, kniefällig; (gehoben) ehrerbietig, ergeben; (abwertend) hündisch, kriecherisch, liebedienerisch, untertänig, unterwürfig; (gehoben abwertend) knechtisch; servil, sklavisch

Ok, er hatte – leider - wieder viel gelernt und versuchte es auf sich zu übersetzen: ‚Nein passt nicht zu mir – vielleicht für Andrea – wie bei ihr am Donnerstag auf jeden Fall. Aber ich selbst?'
Ein Grübler war er noch nie gewesen, so klappte er nach weiteren Minuten den Laptop einfach zu. Den Reim den er sich auf die Schmiedlers machte, war einfach gestrickt, die wollten einen Frühjahrsputz und dabei ein wenig herrschaftlich sein. Ihm war es zwar nicht wirklich recht, wie ein Sklave mit Nasenring. Anderseits der Schmuck war unauffällig und die Idee drei Wochen Frau zu spielen, fand er nach und nach reizvoller. Nach fünf Minuten war ihm der Nasenring ihm im Grunde genommen egal und vergessen.

Kurz noch ein letzter Blick auf den Brief von den Schmiedlers und seine Pro/Contra Liste, und dann trank er Kaffee und murmelte vor sich hin: "Erstens: Ich sehe gut aus - Zweitens: lieber 2800€ und ein neues Abenteuer als - Drittens: später zusagen, hätte ich doch nur."
Dann genoss er einen Faulenzersonntag und verbummelte die Zeit mit Schreibtisch- Leerräumen, abheften und putzen. Es waren ja jetzt Semesterferien, voller Stolz betrachtete er den leeren Schreibtisch, drei Wochen ohne juristische Themen lagen vor ihm. Alle Blumen wurden noch reichlich mit Wasser versorgt, der Kühlschrank leergeräumt, um zu vermeiden, dass irgendwas verdarb und der Mülleimer entleert. Nachdenklich stand er im Raum und realisierte die ungewöhnliche Situation. Dies hier würde für drei Wochen nicht sein Zuhause sein. Er verschloss die Wohnungstür sorgfältig, atmete tief durch und startete seine ungewöhnlichen Ferien. Eine halbe Stunde vor drei machte er sich auf den Weg zu seiner Tante. Wie mit ihr besprochen wollte sie sich extra viel Zeit nehmen, so zwei bis drei Stunden, für ein Makeover der Extraklasse. Das waren Gerdas Worte: "Da brauchen wir schon ein Weilchen für dieses Kunstwerk, muss ja 20 Tage halten."

*****

Kaum hatte Ralph die Wohnung betreten, war Gerda voll in ihrem Element. Sie liebte die großen Herausforderungen ihrer Visagistenzeit und schwärmte immer wieder von den Highlights "Das Boot", "Die unendliche Geschichte" und "Buddenbrocks". Damals war sie die Chefin. Wegen Auftragsmangel bei der Bavaria konnte sie zurzeit ihr Talent nicht allzu oft zeigen und Chef war sie schon lange nicht mehr. Jetzt durfte sie aber glücklicherweise wieder aus Ralph eine Frau zaubern, ein Auftrag mit Format, und sie war Feuer und Flamme.
"Du siehst gut aus mit den Piercings", begrüßte Gerda ihn freudig, "nicht zu auffällig aber sehr sexy."
"Geht so", brummte Ralph, "ungewöhnlich, was sich die Schmiedlers da so ausdenken."
"Tut`s noch weh?"
"Nö geht schon."
"Auf jeden Fall ist der Schmuck eine wunderbare Basis. Da muss ich Simone und Joe schon irgendwie Recht geben."

Ralph war nur mit einem kleinen Rucksack erschienen und hatte sich zur Vorbereitung aus den Kleidungsstücken seiner Freundin Andrea bedient, die sie irgendwann bei ihm liegen gelassen hatte. Tauglich für ihn erschienen eine weiße Jeans und ein T-Shirt. Er packte diese Sachen aus und bat Gerda um Ergänzungen.
"Du hattest doch bei unserem letzten gemeinsamen Abendessen - weißt schon was ich meine oder - noch so Silkonbrüste, waren die geliehen oder hast du die noch?"
"Habe ich noch", grinste Gerda und erinnerte sich den gemeinsamen Stunden nach Ralphs Rückkehr aus USA, "aber ich würde gern auch deine gewählte Garderobe aufpeppen. Der erste Eindruck beim Arbeitgeber ist wichtig."
"Aber bitte nicht zu auffällig, ich muss durch die halbe Stadt und das auch noch mit den Öffentlichen. Am liebsten wäre es mir, wenn keiner sieht, dass ich eigentlich ein Mann bin."
"Ein Mann?" Gerda kicherte, "Eher ein Junge, du bist ja gerade erst 20 geworden."
Ralph konnte ihr ob der Bemerkung nicht böse sein und stieg einfach bereitwillig in einen Bodyformer, den er von Gerda gereicht bekam. Dieser war hautfarben, ein bisschen Omastyle aber wenigstens mit ein paar kleinen Spitzen am BH verziert. Das Ding hielt was es versprach, der Körper wurde weiblicher, die Taille zusammengedrückt und sein bestes Stück verschwand im Schritt fast unsichtbar nach hinten. Dieser Body war nicht nullachtfünfzehn, eher was ganz Besonderes von Triumph, dies spürte Ralph gleich nach dem Anziehen. Das Teil schmiegte sich überall eng an, ohne zu zwicken und formte sogar den Po leicht nach oben zu einem sexy Hinterteil. Gerda steckte die Gummibrüste rein, schob diese gekonnt an die richtige Position und schnalzte mit der Zunge: "Passt, wackelt und hat Luft!"
Im Taillenbereich gab es zwei zusätzliche Reißverschlüsse rechts und links unter den Achseln, die sie mit etwas Kraftanstrengung nach oben zog. Dieser verengte den Body so wie es ein Korsett tun würde, nur deutlich bequemer. Er drehte sich vor dem Spiegel, das sah in der Tat oben rum, an den Hüften und im Schritt bereits weiblich aus. Alles stimmte von den Proportionen wie bei einer weiblichen Person.
Dann neckte er seine Tante: "Damit mogelst du wohl auch immer ein bisschen an deiner Figur rum."
Sie knuffte ihn in die Wange: "Das geht dich gar nichts an, lass uns lieber weitermachen."
Das T-Shirt von Andrea wurde aussortiert, stattdessen eine einfach weiße Baumwollbluse bevorzugt. Für unter die Jeans war schnell eine hautfarbene Strumpfhose gefunden. Dazu gab es ein paar Stiefelchen mit nicht allzu hohem Absatz von vier Zentimeter. Die unpassenden weißen Turnschuhe wurden aussortiert und verschwanden wie der Rest der Sachen im Rucksack.
Ralph quittierte: "Ist OK, mit denen kann ich halbwegs gut laufen!"

Er schritt vorsichtig durch die Wohnung, beäugte sich im großen Spiegel und war zufrieden. Gerda reichte ihm einen schwarzen Blazer mit leicht ausgestellten Schultern: "Probiere den mal, draußen ist es noch zu kalt ohne Jacke."
Dann wurde noch eine passende Handtasche rausgesucht, die der Neffe probehalber über die Schulter legte. Das Outfit überzeugte beide: Eine typische junge Frau im frühsommerlichen schwarz/weißen Businesslook, nicht allzu auffällig aber auch nicht graue Maus.

"Jetzt nenn' ich dich nicht mehr Ralph, OK?"
"Mach ruhig, muss mich ja dran gewöhnen, wenn ich wirklich drei Wochen so rumlaufen muss."
"Muss? Gefällt es dir nicht? Kein bisschen?"
"Doch, doch, geht schon, sieht chic aus…" erwiderte er nachdenklich, jetzt schon viel mehr als Nichte denn als Neffe, "…das ist es ja gerade, was mich so verwundert. Fühlt sich überraschend gut an."
"Mach dir keine Sorgen! Alles gut. Jetzt müssen wir uns um die Haare und das Gesicht kümmern. Das ist eindeutig noch Ralph und nicht das Mädchen Raphaela."
Gerda zwinkerte ihm zu, setzte ihn im Bad auf einen Hocker und begann mit einem Haarnetz.
"Da du das jetzt wahrscheinlich drei Wochen lang tragen musst, hat es keinen Gummizug. Es würde sonst nach wenigen Stunden unangenehm am Kopf ziehen und drücken. Das ist ein Trick vom Filmset, wenn wir viele Drehtage mit demselben Aussehen der Schauspieler zu tun hatten, haben wir die Perücken besonders sorgfältig aufgesetzt. Da konnten die Schauspieler viel Zeit sparen und haben nächtelang mit den falschen Haaren geschlafen. Ich ziehe jetzt deine eigenen Haare durch das spezielle Netz, das sitzt dann bombenfest am Kopf."
Es dauerte ganz schön lange, bis sie Haarbüschel für Haarbüschel verknüpft hatte und selbst mit ihrem Werk zufrieden war.

"Was meinst du, wie mich die Schmiedlers nennen werden?", fragte er.
"Lass dich doch einfach überraschen, vielleicht haben sie ja einen schönen Namen für dich. Oder du sagt ihnen einfach: Ich bin Raphaela! Mach dir da einfach keinerlei Gedanken und lass es auf dich zukommen."

Nach der Knüpfarbeit holte sie eine spezielle Theaterperücke aus dem Schrank und erklärte, wie sie diese mit dem Netz verbinden würde. Sie begann am Mittelscheitel des Kopfes geschickt mit einer Häkelnadel und verband das Netzt mit der Unterseite der Perücke. Dann arbeitete sie sich Stück für Stück zu allen vier Seiten herunter. Auch dafür wurde wieder eine Viertelstunde benötigt. Anschließend wuschelte sie ihrem Neffen durchs Haar, strich die Strähnen aus dem Gesicht und stellte mit sich zufrieden fest: "Passt gut zu dir, sieht stimmig aus und sitz fest wie angewachsen."
"Fühlt sich gut an, fast wie echt.", Ralph lächelte verlegen und verspürte ein kleines Prickeln, als die Härchen seinen nackten Hals streichelten.
"Jetzt bist du meine Nichte und mein Neffe Ralph hat erstmal Sendepause. OK?"
"Mach doch, wenn es dich glücklich macht." Aber die Gleichgültigkeit der Worte von Ralph passte nicht zum glücklichen Gesichtsausdruck des Mädchens Raphaela.

Sie wurde angehalten die neue Haarpracht zu waschen, auch das gelang mühelos, ohne dass die Perücke verrutschte. Anschließend wurden die Haare von Gerda geföhnt und mit wenig Haarspray gestylt. Erst dann durfte sie in den Spiegel schauen. Das Lächeln des Mädchens und der nach oben gestreckte Daumen verrieten Gerda, Raphaela war happy mit dem was sie sah. Halblange dunkle Haare bis zur Schulter, aufgelockert mit hellen Strähnchen, top frisiert wie ein junges Fräulein aus gutem Hause.

Das folgende Schminken kannte das Mädchen ja schon von der Faschingsaktion. Aber heute war alles anders. Ständig wurde es durch Gerda ergänzt, durch viele Erklärungen was sie gerade wie macht. Gerda forderte Raphaela gelegentlich auf, das eine oder andere selbst zu tun. Sicher sehr sinnvoll, denn Raphaela musste es ja die nächsten drei Wochen ohne die Hilfe der Tante hinbekommen. Besonders oft musste sie mit den künstlichen Wimpern üben aber auch dieses Gefummel hatte das Mädchen alsbald gelernt. Die verlängerten Härchen auf den Oberlidern vergrößerten optisch die Augen. Da die Länge der Wimpern außen größer waren als innen, wirkte der Augenabstand vergrößert. Die Härchen unter den Augen wurde nicht aufgefüllt, nur leicht gefärbt und das Unterlid mit Makeup aufgehellt.
"Wow, das sieht ja jetzt ganz anders aus", rief Raphaela verwundert.
"Ja das sind Tricks aus der Modellwelt, Augenabstand vergrößern und Blick öffnen, schon kann ein hässliches Entlein zum Schwan werden."

Etwas unschlüssig waren sie gemeinsam, als es darum ging die Augenbrauen auf schmalen Streifen zu zupfen. Wollten sie beide das wirklich? Das würde ja viel länger, auch über die drei Wochen hinaus, deutlich sichtbar und weiblich bleiben. Aber dann war es Raphaela, die entschied Sie tauchte wohl gerade voll in ihre Rolle ein. Sie forderte frohgemut Gerda auf: "Mach doch einfach."
So zauberte die Tante mit Pinzette und kleiner Bürste schmale, schwungvolle Bögen. Der Unterscheid war frappierend, buschiger Wildwuchs vorher und danach gepflegte Weiblichkeit. Die neuen Brauen betonten die Augen, sie wirkten nochmals größer und der Gesichtsausdruck wurde weicher und offener.

Es dauerte auch wieder eine kleine Ewigkeit, die Fingernägel fest aufzukleben und den Kleber mit Rotlicht auszuhärten. Als diese auch noch im gleichen Ton wie die Lippen lackiert waren, war es edel und stimmig. Der Aufwand hatte sich wahrlich gelohnt, Raphaela konnte sich im Spiegel gar nicht satt sehen.

Anschließend gab es von Gerda noch Schmuck, sowohl Ringe für die Finger, als auch eine Kette für den Hals. Dazu kleine passende Kreolen als Ohrring, eine weiße Uhr und einen langen Schal.

"Ich glaube wir sind fertig…", sagte Gerda frohgemut. Sie war einmal zur Detailkontrolle um das Mädchen herumgetänzelt, "…geh mal raus in den Flur,  im großen Spiegel gucken."

In der Tat, perfekt. Ralph sah eine junge Frau Anfang zwanzig, dezent aber nicht zu unauffällig geschminkt, schönes fülliges Haar und passend für einen Frühlingseinkauf gekleidet. Auch der Schmuck in der Nase und an der Lippe vom Tattoo Studio bildete überraschenderweise keinen Stilbruch. Elegante moderne Stimmigkeit einer selbstbewussten jungen Frau war als Gesamtbild erreicht worden, an dem gab es nichts zu deuteln. Damit konnte sie sich eigentlich in die U-Bahn trauen. Obwohl, der Gedanke war ihr doch noch immer unrecht. Raphaela schüttelte ein Frösteln beiseite und beobachtet dabei wie ihr Haar umherwirbelte, unbeabsichtigt aber völlig natürlich. Sie schob sich gekonnt feminin eine Haarsträhne hinter das Ohr. Ein freundliches, erotisches Frauenlächeln trat in ihr Gesicht, von Ralph keine Spur mehr.

"Das sieht alles echt aus, da kommt keiner drauf, dass ein junger Mann drunter versteckt ist. Was meinst liebe Nichte, fühlst du dich wohl?"
"Ja geht schon so halbwegs." Die Worte klangen zögerlich aber das Strahlen der Augen sprach eine andere Sprache.
"Warte!", antwortete Gerda, und machte zehn Fotos mit dem Handy, "…nur so zur Erinnerung. Viel Spaß wünsche ich dir! Wird schon nicht schiefgehen."
Dann reichte sie eine Handtasche: "Ich habe dir noch alles, was du so als Frau brauchen könntest, hier reingesteckt. Was stand in dem Brief von Simone? Die haben alles. Du wirst wahrscheinlich das Makeup nicht mal brauchen. Die Schmiedlers haben Unmengen davon, wirst schon sehen."
Gerda genoss die Situation sichtlich, sie hatten ein kleines Kunstwerk geschaffen. Und ihre neue Nichte? Die fand sich selbst toll und wirkte keinesfalls unglücklich.

Sie umarmten einander und verabschiedeten sich herzlich.
"Das klappt bestimmt mit dir und den Schmiedlers. Rufe mal durch, bin schon irgendwie neugierig, wie`s läuft.", waren die letzten aufmunternden Worte von Tante Gerda an ihre Nichte.
"Keine Ahnung, worauf ich mich da einlasse, wird schon, jetzt muss ich aber los."

Kapitel 8
Schwer verdiente 2800€

Auf der Einfahrt des Anwesens der Schmiedlers prüfte das neu geborene Mädchen nochmals gründlich ihr Makeup im Handspiegel. Dann nahm sie die letzten 50 Meter vom Parkplatz in Angriff und erlag einem Aha-Effekt. Definitiv kein kleines Reihenmittelhaus, sowas hatte er auch nicht erwartet. Die Größe der Villa in der Gartenstraße war sehr eindrucksvoll, der erste Blick durch das Schmiedeeiserne Tor offenbarte ein Kleinod in München. Sie schätzte das Haus auf drei bis vierhundert Quadratmeter, davor ein breiter dreißig Meter langer Schotterweg durch einen großen Garten und fünfzehn Treppenstufe hinauf zum Portal. All das zeugte von einem wahrlich herrschaftlichen Haus.

"Jetzt, meine beste weibliche Seite zeigen", sprach sie laut vor sich hin und wiederholte den Satz drei Mal, bis sie ihre männliche Stimmlage auf einen annehmbaren leisen rauchigen weiblichen Level justiert hatte.
"Dann los in die Höhle der Löwen, toi, toi, toi."
Sie sprach sich zögerlich selbst Mut zu und wusste nicht so recht, wie dieses zweite Vorstellungsgespräch inklusive dieser Joe Schmiedler wohl heute ausgehen würde. Nach allem was sie sah und wie sie sich fühlte, war es ein lohnenswerter Versuch, den Job zu ergattern. Hatte sie wohl die drei "nicht verhandelbar" Anweisungen aus dem Anforderungsbriefes zur Zufriedenheit der Schmiedlers erfüllt? Was würde sie in diesem noblen Hause wohl erwarten.
"Ich bin jetzt ganz Raphaela, ganz Mädchen, ganz Putzfrau!" flüsterte sie vor sich hin und atmete tief ein. Dann ergänzte sie laut "Und los!"

So läutete sie die Glocke am Eingang der Villa und wartete.
"Ja?" ertönte eine betont distanzierte Frauenstimme durch den Lautsprecher.
Der barsche Klang der Stimme verunsicherte sie und daher antwortete sie mit zittriger leiser Stimme:
"Hier ist die Frühjahrsputzhilfe. Ich habe einen Termin bei der Familie Schmiedler bezüglich der Vakanz!"
"Sie sind 4 Minuten zu früh…", antwortete die Stimme: "…aber besser als zu spät zu erscheinen! Ihnen wird geöffnet, warten sie in der Eingangshalle."

Der Türsummer ertönte und sie trat ein.
Sichtlich beeindruckt von der Größe des Eingangsraumes und der Breite der ins Obergeschoß führenden Wendeltreppe, schaute sie sich zaghaft um. Rechts und links zwei kleine Türen zu den Räumen im Erdgeschoß, überall alle Wände voll mit modernen Gemälden, die im Kontrast zur Gebäudearchitektur des 19. Jahrhunderts standen. Das Haus im Jugendstil, die Bilder alle Nachkriegsware.
Die Marmortreppe war dominant und führte in ein helles Obergeschoß. Sie erschrak, als die automatisch schließende Tür erst jetzt mit viel Verzögerung satt ins Schloss schlug. Der Blick des Mädchens in die Eingangsrichtung löste eine Gedankenkette aus: ‚Ups, gar keine Türklinke auf der Innenseite. Was hat das zu bedeuten? Ok, ist wahrscheinlich alles elektrisch und alles ist gut, oder? Warum sollte jemand ein Haus von innen schützen? Macht doch keinen Sinn. Oder bin ich jetzt gefangen?'

Verunsichert schaute sie sich lieber das Gemälde über der Tür näher an. Schon wieder wurde sie zum Selbstgespräch verleitet:
‚Da ist ja ein Akt von einer nackten Frau! Mitten im Empfang, was soll denn das? Ist sehr vereinfacht gemalt, wenige Pinselstriche aber eindeutig ein Akt, empfängt man so Gäste? Und warum hat sie offensichtlich eine Hand im Schritt, verdeckt sie ihre Muschi oder? Das kann doch nicht wahr sein, sie verdeckt mit der Hand einen Gegenstand, der in ihr steckt. Hat sie einen Dildo zwischen den Fingern und drückt ihn genüsslich zwischen die Schamlippen? Nicht schlecht wie ein Künstler mit so wenigen Strichen einen solch eindeutigen erotischen Effekt erzeugen kann.'
Die anderen Bilder waren zum Glück weniger irritierend, sehr modern und interessant. Sie konnte die kleine Galerie für fünf Minuten studieren.

"Neugierig?", wieder diese distanzierte Stimme, die sie von der Sprechanlage kannte. Sie fühlte sich ertappt und nickte verlegen.
"Unser kleines Hobby." Eine schöne Frau schritt die Treppe elegant herunter und deutete mit einer weiten Armgeste auf alle Bilder. "Wir kaufen immer wieder Kunst von neuen Künstlern und dann warten wir, was passiert. Kennen sie Gerhard Richter?"
"Nein.", flüsterte das Mädchen ein wenig eingeschüchtert aber bemüht weiblich zu wirken.
"Gut so, dann weiß ich wenigstens, dass sie beim Abstauben das wertvollste Bild nicht erkennen und keine Dummheiten machen."
Jetzt hellt sich das Gesicht der Hausherrin ein wenig auf. Sie stand auf der untersten Stufe und reichte dem Gast die Hand:
"Willkommen in unserem Haus, mein Name ist Joe Schmiedler."
"Danke", flüsterte sie zurück, "wirklich sehr schön hier."
"Kommen Sie bitte mit nach oben, dort ist es nicht ganz so intellektuell wie hier in unserem Louvre."
Mit einer einladenden Geste schritt sie voran.

Jetzt konnte das Mädchen Frau Joe Schmiedler unauffällig mustern. In der Tat eine eindrucksvolle Frau. Ein schwarzer Hosenanzug, der sehr edel und nach high Level Business aussah. Sie war nicht sehr groß, sie kaschierte offensichtlich den Größenunterschied zu ihrer Partnerin Simone mit schwarzen High Heels. Die kastanienbraunen Haare in einer halblangen modischen Frisur rundeten das Bild einer Managerin gut ab. Ralph konnte auch auf Details achten, die Fingernägel waren dezent transparent lackiert, sie trug wenig Schmuck und eine Herrenuhr, vermutlich Rolex. Wie anmutig sie die Treppe emporstieg, ihr aufrechter Gang mit herausgestreckter Brust und dabei in flotter Geschwindigkeit zeigten jedermann, diese Frau weiß was sie will. Ralph/Raphaela war sofort in einem Gefühlskarussell, einerseits begeistert von der Eleganz und Anmut die Joe Schmiedlers ausstrahlte aber auch schwer beeindruckt und eingeschüchtert von Stil und Dominanz ihrer Erscheinung.

Oben in einer großen Wohnküche wurden sie bereits von Simone Schmiedler erwartet, die Ralph begeistert begrüßte:
"Wow!", sie war positiv überrascht. Sie kannte ihn ja bisher nur als Junge und vom Bolero-Foto, "…da haben sie und Gerda ja ein Wunder vollbracht. Ich hätte sie als Fräulein fast nicht wiedererkannt."
Sie musterte das Mädchen von oben bis unten und bat: "Bitte drehen sie sich mal!"
Ein wenig stolz auf ihre Außenwirkung kam sie dem Wunsch gerne nach und bewegte sich bewusst anmutig. Die beiden Gastgeberinnen lächelten ob der Eleganz der Drehbewegung. Es war eindeutig zu sehen, dass Ralph ein Tänzer war, die Drehbewegung war nicht ungelenk und trotz der halbhohen Schuhe vollendet grazil.
"Möchten sie einen Kaffee, oder so spät am Abend lieber etwas Anderes?", fragte Simone freundlich und wand sich zum Automaten. Sie legte ihren Arm auf Joes Schulter: "Und was ist mit Dir Schatz?"
Beide, Joe und Ralph antworteten im Duett: "Ja, Kaffee schwarz."

Währenddessen, nahmen Joe und Ralph am hohen Esstisch Platz und beobachteten wie der Kaffee durch die Maschine tröpfelte. Simone trug im Gegensatz zu Joe reine Freizeitkleidung. Eine schlichte Jeans spannte sich um ihren ausladenden Po und ein weißes einfaches T-Shirt kämpfte mit ihrem gewaltigen Busen. IY Sunday in großen roten Buchstaben war auf der Brust zu lesen. Wieder verweilte der Blick von Ralph zu lang auf ihrer Oberweite, ein ähnlicher Reflex wie am Vortag im Kaffeehaus. Joe war das nicht entgangen und fragte genervt:
"Sie sind also Ralph und wollen bei uns Geld verdienen?"
Simone kam mit einem Lächeln und dem Kaffee und ermahnte ihre Partnerin höflich: "Sei doch nicht so grantig, sie kann doch nichts dafür, dass du heute Nacht noch nach London fliegen musst."
"Ja, ich würde gern den Frühjahrsputz-Job bei ihnen machen,", antwortete das Mädchen leise, sie war verlegen ob der Unterschiedlichkeit der beiden Frauen. Ihre neue weibliche Stimme klang noch sehr wackelig wurde nur langsam besser.
"Sie tragen für einen Mann sehr auffälligen Schmuck.", Joe brummte schon wieder und Ralph war jetzt vollends verwirrt. Kannte Joe etwa die Anweisungen aus dem Brief nicht? Hatte Simone diesen Brief allein ausgeheckt?
"Joe" bat Simone nachdrücklich, "lass doch mal bitte den Jungen in Ruhe Kaffeetrinken. Ich habe Dir doch gestern schon erzählt, der ist nett. Und schau dir doch mal an, wie toll sie aussieht."
"In der Tat, sie haben ein gutes Makeover hinbekommen, man könnte fast glauben sie machen das täglich.", sie blieb in ihrem Umgangston weiter spitz, "Und sagen sie, wie oft verkleiden sie sich so?"

Sie konnte es nicht lassen, Joe hatte sich nun mal in den Kopf gesetzt ein ernsthaftes Bewerbungsgespräch zu führen. So zog sie dieses Verhör nun auch durch. Auch erinnerte sich Joe nun wieder an die Einzelheiten des Briefes. Ja den hatte sie mit Simone kurz besprochen, aber wegen der vielen Arbeit nur überflogen. Ihnen beiden war wichtig, dass sie keinen Mann im Hause haben. So hatten sie es festgelegt, die Sache mit dem Schmuck war als Hürde eingebaut worden, um sicher zu gehen. Jetzt ließen sie sich von der Bewerberin die Vorbereitung für den Job im Detail erklären und fragte auch nach dem "studio blue".
Joe gab offen zu: "Das ist nicht so mein Ding, Simone hat aber auch überall Metall und bei ihr ist es wunderschön." Sie lächelte Ihre Partnerin an. Simone lächelte und zeigte auf ihren linken Busen. Hinter dem Herz von IY Sunday war deutlich zu sehen, sie hatte einen Ring durch die Brustwarze machen lassen. Sehr sexy und schon ein bisschen sehr auffällig unter dem engen T-Shirt.

"Darf ich?", fragte Joe pro forma. Ohne abzuwarten befühlte sie die Ohrringe, stupste kurz den Lippenring und zog mit dem Nagel des Zeigefingers leicht am Septumring.
"Autsch", erwiderte Ralph, "das Ding ist noch neu. Bitte vorsichtig!"
"Ok, Ok ich wollte ja nur kontrollieren, ob es kein Fake ist."
"Ich mag es wie mutig sie unseren Piercing-Wunsch umgesetzt haben und die Auswahl des Schmuckes ist ihnen gut gelungen.", Simone setzte ein gewinnendes Lächeln auf.

Jetzt musste die Bewerberin die Details der Kleidung erläutern und wurde auch peinlich zur Unterwäsche befragt. Joe wollte alles ganz genau wissen und kommentierte ein ums andere Mal bissig. Immer wieder verdrehte Simone die Augen, ihr war die Ernsthaftigkeit des Gespräches peinlich. Sie sendete ihrerseits positive und ermunternde Zeichen aus. Dann wollte Joe erneut wissen, wie viel Erfahrungen mit Frauenkleidung vorhanden sind. Langsam wurde die Bewerberin lockerer und berichtete davon, dass sie nie als Transvestit in Frauenkleidern rumläuft. Es folgte ein kleiner Bericht vom Switch-Karneval im Februar und von den Vorbereitungen mit Gerda und Andrea. Auch der damit verbundene Wettbewerb, ihr zweite Platz kam zur Sprache und sie machte sich über das Conchita-Wurst-Gewinnerpaar lustig. Langsam kam sie immer selbstsicherer in Plaudern, hielt dabei auch mehr und mehr die Stimme im weiblichen Alt. Joe konnte es sich nicht verkneifen, nachzufragen, wie sie sich dabei als Bolerotänzerin gefühlt habe.
"Ging so", erwiderte sie kurz und nach einigem Zögern ergänzte sie, "war irgendwie eine interessante Erfahrung. Aber so der dringende Wunsch es wieder zu tun, wurde dadurch nicht ausgelöst."
Ok, das war eindeutig gelogen aber das müssen die beiden ja nicht unbedingt wissen. Er erzählte vom Studium und lobte Gerda nochmals ausführlich für ihre Hilfe bei der Vorbereitung.

"So genug geplaudert, kommen wir jetzt zu ihren Fähigkeiten bzgl. Frühjahrsputz.", forderte Joe ihn auf, sein Können zu beweisen.
Das Mädchen hatte diese Frage erwartet und gut vorbereitet. Auch wollte sie auf keinen Fall von den acht Wochen sprechen, in denen sie Gerda notgedrungen geholfen hatte. Das geht den Schmiedlers nichts an, hatte sie im Vorfeld entschieden. Andererseits das weibliche Erlebnis mit Gerda von Mittwoch war noch frisch in ihrem Kopf. Das frische Erlebnis als perfekt gekleidete Gummizofe war ein Highlight und auch den Donnerstagabend mit dem Abenteuer mit Andrea verheimlichte sie.
"Ich bin ein wenig pingelig, was Ordnung und Sauberkeit betrifft und möchte das an eins zwei Beispielen erläutern. Meine Fahrräder putze ich immer sofort, wenn ich von einer Mountainbike Tour komme, diese dreckig in die Garage zu stellen ist mir ein Graus. Mein Schreibtisch ist immer leer, ich mag es nicht, wenn das ganze Uni- Zeug den ganzen Tag rumliegt. Auch sortiere ich Bücher im Regal gern nach dem Alphabet und jedes Ding hat seinen Platz. Wir haben in Garmisch einen großen Garten und da fühle ich mich wohl beim Helfen. Da ist ein Fischteich zu pflegen, Rasen natürlich und wir haben ein Gewächshaus, das war früher mein Reich.", sie stutzte kurz, "jetzt natürlich nicht mehr, ich bin ja meist in München, da habe ich aber seit einer Woche eine Tomatenpflanze im Fenster."
Die beiden Frauen schmunzelten. Irgendwie war sie schon richtig gut im Bewerbungsgespräch. Sie traf die Punkte gut und erläuterte flüssig.
"Wie sieht es aus mit Grundreinigung und Frühjahrsputz?", fragte Joe.
"So weit OK, glaube ich. Meine Wohnung hat einen festen Putztag. Am Samstagmorgen stehe ich wie unter der Woche früh auf und mache das Reinemachen immer bis zum Mittag. Alles von der Eingangstür bis zur Kloschüssel. Da habe ich so ein eingeschwungenes Vorgehen. Ist mir wichtig und können sie sich gern anschauen. Gestern habe ich eine größere Anstrengung unternommen, auch die Fenster mal geputzt und den Küchenschrank leergeräumt und ausgewischt. Wollte ein bisschen üben. Das ist mein Maßstab für hier", fügte sie lächelnd hinzu.

"So noch maximal zwei Fragen, dann kommt das Chinesische Essen", legte Simone jetzt bestimmt fest. Man spürte sie hatte richtig Spaß an dem Jungen. Ihr Ersteindruck von gestern bestätigte sich mehr und mehr positiv.
"Können sie Geschirr polieren?"
"Ja habe ich schon mal bei Oma gemacht, sie hat noch so altes Silberbesteck."
"Bügeln und Wäschewaschen?"
Jetzt wurde es brenzlig, sollte er doch von seinen Versuchen bei Gerda berichten. Lieber nicht.
"Ist ein Lernfeld."
"Kochen und Servieren?"
"Geht so, mit Rezept klappt es aber schon ganz gut und für drei Personen bekomme ich das bestimmt hin."
Joe wollte gerade ansetzen, da bekam sie einen Kuss auf die Wange und Simone bat sie: "Lass gut sein."
"Eine letzte Frage noch. Werden sie junger Mann es wirklich durchhalten hier drei Mal sechs Tage durchzuschuften und das in Frauenkleidung."
"Ich glaube schon, so leicht gebe ich nicht auf."
"Abwarten", sagte sie betont streng, "sie haben nicht die leiseste Ahnung was wir alles von ihnen fordern."

In diesem Augenblick klingelte es an der Tür und das Mädchen wurde mit Geld nach unten geschickt, den Chinesen zu empfangen und zu zahlen. Während er unterwegs war, schauten sich die Frauen belustigt und hocherfreut in die Augen und beide drehten den Daumen nach oben.
"Der passt, da gebe ich deinem gestrigen Assessment recht, das spür ich jetzt auch", lobte Joe "Wir lassen uns jetzt von ihm ein bisschen bedienen und dann bevor ich zum Flughafen abdüse, sagen wir ihm zu, okay?"
Sie bekam dafür einen dicken Kuss mitten auf den Mund und ein ich-liebe-Dich zu hören.

Das Mädchen kam mit dem chinesischen Essen die Treppe hoch und wurde angewiesen ihre Künste zu beweisen. Die beiden Frauen lehnten sich zurück und ließen sie in der Küche werkeln und servieren. Die Bewerberin war recht geschickt, reichte die Teller von rechts, öffnete den Wein und ließ Joe vorher sogar probieren, bevor sie die Gläser füllte. Sie bemühte sich sichtlich und legte sogar beim Weineingießen die linke Hand auf den Rücken. Sie aßen gemeinsam genüsslich aber da zeigte sich ein weiteres Lernfeld. Während die Frauen geschickt mit Stäbchen hantierten, war Ralph sichtlich überfordert und bekam das Essen nur spärlich in den Mund.
"Auch ganz gut, wenn sie das mit den Hölzchen nicht können…", stichelte Joe,
"…nehmen sie schnell ein wenig ab und ihre Taille wird schöner.".
Sie sprachen zwanglos über dies und das und fragten Ralph nur noch wenige Dinge. Joe schaute auf die Uhr und entschied innerlich, jetzt habe ich noch 15 Minuten, jetzt geht es an das Eingemachte.

"Irgendwelche sexuellen Vorlieben, die wir besser wüssten, bevor sie bei uns anfangen?"
Ralph verschluckte sich vor Schreck an einer langen Nudel und begann zu husten. Aber er kam aus der Frage nicht mehr raus. Er wurde beobachtet und beide warteten geduldig.
"Ähm das ist aber eine direkte Frage.", wand er sich mit männlicher Stimme und wurde puterrot.
"Wieso, ist doch einfach: Welche Pornos törnen sie am meisten an, so einfach geht das."
Konnte er einfach stopp sagen, das ging ihm irgendwie zu weit. Würde er dann den Job dennoch bekommen.
"Ähm... ich sag mal so… wir, ich meine ich… mag Frauen."
"OK, nicht sehr außergewöhnlich, wir auch!", konterte Joe und das Pärchen schaute sich lachend in die Augen.
"Also ich meine Frauen", wieder zögerte er, "die experimentierfreudig sind. Und schlau meine ich und Fantasie haben. Frauen, die nur-schön sind, sind meist beim Frühstück danach langweilig."
Joe war sichtlich beeindruckt von dieser reifen Kurzanalyse. Ließ aber nicht locker.
"Also gut.", stöhnte er, jetzt hatte Joe ihn so weit getrieben. "ich habe eine ganz kleinwenige Erfahrung gesammelt mit meiner Freundin Andreas. Wir experimentieren ein bisschen mit Demut und Dominanz, wenn sie verstehen was ich meine."
"Also bei BDSM Pornos holen Sie sich einen runter?", Joe war wieder im Kratzbürstenmodus.
"Nein, nein das meine ich nicht. Ich meine ich habe mal ein bisschen experimentiert mit meiner Freundin", er stotterte, "Ich meine mit zwei Freundinnen."
"Interessant, ein Dreier? Was denn?"
"Na so Anfängersachen halt…", der Kopf wurde hochrot, "…mal mit einem Dildo und mal mit ein bisschen Latex halt so."
"Na langsam kommen wir ja zum Pudels Kern.", lachte Joe, "Mögen sie den Dildo hinten drin?"
Wieder eine so unverschämte direkte Frage. Was sollte er antworten und was hatte das mit dem Job zu tun?
Joe war unbarmherzig: "Also ja, sonst würden sie nicht so rumdrucksen.", und legte nach, "Latex so richtig von Kopf bis Fuß?"
Ralph wurde jetzt puterrot und schaute nervös auf seinen immer noch halb vollen Teller.
"Nein da habe ich keine Erfahrung." log er.
"Würde es sie reizen?"
"Joe!" ermahnte Simone zunehmend genervt und gereizt, sie mochte es nicht, dass der Junge sich so quälte, "es reicht!"

Zu Ralph gewandt sagte sie gewinnend:
"Machen Sie sich da mal keine großen Sorgen, wir sind einfach ein paar Jahre älter und mit allen Wassern gewaschen und kennen uns ein bisschen aus. Joe will nur auf eines hinaus: Sie will sichergehen, ob wir uns mit ihnen nicht einen Perversen einfangen. Sie verstehen, so einer der ständig onaniert, die Kleidung von uns mit Pisse beschmutzt oder uns bedrohlich werden könnte."
‚Aha, daher weht der Wind…', dachte Ralph, ‚…irgendwie verständlich.'

"Nein, nein, da brauchen sie sich keine Sorgen zu machen. Nichts von dem. Aber sie wollen doch nicht etwa…," er zögerte erneut, "dass ich die drei Wochen keusch sein muss."
"Wäre das reizvoll für sie?", Joe bohrte sofort nach.
"Nein!"
"Schade.", Joe schwieg bewusst und wartete.
"Also wenn ihnen das so wichtig ist, könnten wir... könnte ich…vielleicht aber nicht Tage, Wochen...", er ließ den Satz unvollendet.
Überraschenderweise übernahm Simone: "Ich kenne das mit so einem Keuschheitsgürtel, wir haben mal damit experimentiert. Ist sehr reizvoll, das können sie mir glauben, wenn man mehrere Tage nicht an sich rumspielen kann."
Ralph war perplex, er schaute wie das Kaninchen von einer zur anderen Schlange und hatte den Überblick verloren. Das war zu viel für ihn: Keuschheitsgürtel, Tür ohne Griff, Pornobilder im Flur, Körperverletzung durch Piercings.

Joe fasste zusammen: "Die drei Voraussetzungen aus dem Brief haben sie erfüllt, Haken dran. Ich glaube auch sie geben nicht so schnell auf, wenn es hier etwas schwieriger wird. Und putzen und bedienen bekommen sie hin, da bin ich mir sicher. Also ich würde sie nehmen, was meinst du Simone?"
"Ich bin ganz vernarrt in den Jungen, weißt du doch, ich bin dafür.
Aber du wolltest noch unbedingt die Regel vereinbaren, weißt schon. Oder komm, lassen wir lieber weg."
"OK?", Joe erinnerte sich, "…du meinst meine Regel, die wir bei unserem letzten Hausmädchen auch hatten?"
"Ja."
"Jetzt bin ich aber gespannt.", schnaufte der total verängstigte Ralph.
"Wenn was nicht lief wie gewünscht, dann gab es Abzug beim Geld. Also zum Beispiel Unpünktlichkeit gab ein Strafpunkt gleich -100€. Und sie durfte dann fragen, was kann ich tun um diesen Strafpunkt abzuarbeiten."
"Verstanden, und was musste das Hausmädchen dann tun?"
"Nichts Schlimmes, keine Angst, wir haben ihr das Leben nur ein klitzekleines bisschen beschwerlicher gemacht und für uns eine Augenweide gegönnt."
"Zum Beispiel?", Ralph war nicht wirklich interessiert, er war genervt vom Gespräch.
"Ein Korsett für einen Tag tragen, das ist beschwerlich, wenn man zum Beispiel gerade den Kellerboden wischen soll."
Jetzt überraschte Ralph die Frauen mit seinem spontanen Einwurf: "Korsett kenn ich vom Switch-Karneval und dann hatte ich Idiot auch noch nachts vergessen es auszuziehen."
Simone und Joe lachten ob dieses Versehens und konnten sich die Folgen vorstellen.
"Wir haben da eine ganze Strafliste was bringt wie viele Punkte. Mit einem Tag ein Korsett tragen, kann man schon mal einen Strafpunkt aufholen. Wenn mehr auf dem Kerbholz ist, muss man tiefer in die Trickkiste greifen.", sagte Joe salomonisch, "und muss vielleicht doch den Keuschheitsgürtel oder den Dildo ertragen."

Jetzt schwiegen alle drei. Hatte es Joe übertrieben mit ihrer strengen Art, fragte sich Simone erschrocken. Sie beobachte Ralph und ließ ihm Ruhezeit ehe sie mit einem Lächeln ergänzte: "Aber unser letztes Hausmädchen war anders als sie Ralph. Machen sie sich keine Sorge. Diese Frau legte es manchmal schier drauf an und wollte das eine oder andere Strafmaß selbst gern ausprobieren. Was ich bei ihnen heute gesehen habe, da mach ich mir keine Sorgen, dass bei ihnen mehr als eine kleine Korsettstrafe kommt."
Simone legte ihm die Hand auf den Unterarm, um ihm Nähe zu zeigen aber das half auch nichts mehr, die Joe hatten den Bogen überspannt.

Er atmete tief ein und sagte mit männlicher tiefer Stimme:
"Stopp!"
Dann schwieg er nochmals, dachte angestrengt nach und fuhr jetzt - ganz und gar aus der Frauenrolle gefallen - als Ralph fort:
"Ich bekomm das nicht zusammen, was wird hier gespielt?
Brauchen sie in Wirklichkeit gar keinen Frühjahrsputz?
Wollen sie sich einen Haussklaven für 2800€ kaufen?
Nicht mit mir!"

Mit diesem Statement wurde den Schmiedlers klar, er würde gehen, wenn eine schnelle Antwort nicht die Verwirrungen auflösen würde.
Dennoch hielt Joe Simone zurück zu antworten, fasst sie am Arm und gab ihr unmissverständlich zu verstehen, sie möge jetzt nicht einlenken.
Ralph schaute in die Runde, total verunsichert. Hatte er den Kern der Sache entdeckt? Waren Joe und Simone doch das, was er befürchtet hatte? Zwei Sadisten auf der Suche nach einem neuen Opfer?
Er stand schweigend auf: "Ich habe verstanden." und ging aus der Wohnküche in Richtung Treppe nach unten.
"Hey, nicht beleidigt sein, gar nichts hast verstanden schon gar nicht dich selbst.", Simone wollte vermitteln.
"Lass ihn.", zischte Joe.

Er war mehr als verwirrt über den Ausgang des Bewerbungsgespräches, verwirrt über die Fragerei, die Andeutungen, die Strafandrohung und einfach alles war zu viel für ihn. Im unteren Flur die nächste böse Botschaft, er konnte die Ausgangstür nicht öffnen, der runde Türknauf war nicht zu drehen. Eine elektrische Betätigung, oder irgendein Taster war nirgends zu finden. Er realisierte, dass er gefangen war in dieser Villa - inmitten von hunderten Porno- Gemälden - im Haus von zwei verrückten Lesben.

Er bemühte sich, nicht in Panik zu verfallen, ruhig zu bleiben. Die Frauen waren ihm nicht gefolgt, was würde als nächstes passieren? Fieberhaft dachte er nach, ohne irgendwie gedanklich weiter zu kommen. Wieder nach oben zu gehen, war keine Option. Er wollte hier warten und auf eine Chance zu fliehen hoffen. Dann setzte er sich auf die unterste Treppenstufe und lauschte in die Stille des Hauses. Er ordnete seine Gedanken und beruhigte sich nach und nach.

Zehn Minuten vergingen, ohne dass irgendetwas geschah.
Überraschend öffnete sich die rechte Tür im Erdgeschoss und Joe trat im Mantel mit einem Rollkoffer heraus. Sie schaute ihn verwundert an: "Oh sie sind ja noch da!"
Sie trat neben die Eingangstür, wischte mit der Hand neben dem Rahmen nach unten. Die Tür schwang elektrisch auf, sicher ein Bewegungsmelder.
Simone kam jetzt auch die große Treppe herunter und war ebenso verdutzt: "Noch da?"

Jetzt war es Joe, die versuchte die von ihr verursachte Situation zu entspannten:
"Nein definitiv sind sie hier kein Sklave!", sagte sie mit ruhiger Stimme und schaute auf die Armbanduhr. Ein paar Minuten waren ihr noch verblieben, gleich müsste sie aufbrechen.
"Wir brauchen erstens wirklich Hilfe beim Frühjahrsputz und zweitens brauchen wir Abwechslung, das gebe ich ja gern zu. Wir sind jetzt seit einem Jahr allein in diesem Haus und manchmal fällt uns die Decke auf den Kopf. Wir brauchen aber definitiv keine Sklavin."
Sie schaute ihm direkt in die Augen und setzte fort.
"Sie sind der Richtige, sie sind richtig hier. Da bin ich mir sicher. Versprochen, wir werden nichts machen, was sie nicht auch wollen. Nachdem sie hier als perfekte Frau auftauchen, dachte ich, passt.
Und ich dachte, wir werden zu dritte viel Spaß haben.
Und das Haus und der Garten werden endlich wieder auf Vordermann gebracht. Sie sind eine Augenweide und werden uns als Haushaltshilfe ganz sicher erfreuen und…", sie wartete einen Augenblick, "…ich bin mir ganz sicher sie werden sich selbst entdecken und dann selbst, viel Freude haben."
Die Art wie sie sprach und die ausführlichen Worte beruhigten Ralph in der Tat.
"Wenn sie glauben, dass wir Sex mit ihnen wollen, dann sind sie auf dem falschen Dampfer. Sex gibt's drei Wochen lang nicht, da müssen sie schon selbst an sich Hand anlegen. Sie tun sich schwer das alles zu verstehen, OK nachvollziehbar.
Wir sind nur mal ein bisschen anders als Mainstream,", sie lächelte und machte eine kurze Pause. "Und sie sind es auch, nur zu jung es selbst zu kapieren."

Er ließ ihre Worte ein wenig nachhallen, glaubte ihrer Aufrichtigkeit und lächelte nun wieder. Der Blick in ihre beiden Augen, ließ ihn realisieren, da war nichts Hinterhältiges zu sehen, er dachte nach:
‚Zwei wunderschöne in sich verliebte Frauen, die einen ungewöhnlichen Job anboten und ihm sicher einen neuen Horizont eröffneten. Er hatte Mittwoch mit Gerda und Donnerstag mit Andrea eine neue Tür in seinem Inneren geöffnet und würde jetzt die nächste Chance nutzen.
2800€ für Putzen und ein wenig in Frauenklamotten rumstolzieren, sehr reizvoll. Mal richtig Frau sein unter zwei Frauen. Schon wieder reizvoll.
Und die eine oder andere kleine Strafe, wenn er sie denn überhaupt je bekommen würde. So what?'
Er schluckte, da er es aus dem tiefsten Innern spürte, was zu tun war.

"Entschuldigung.", sagte das Mädchen schlicht, jetzt wieder mit weiblicher Stimme, "Sie haben ja irgendwie recht, ich habe überreagiert. Wenn sie noch wollen, dann ja, ich mache den Job."
"Super." jubelte Simone und auch Joe ließ ein "freut mich" verlauten. Ein Handschlag und eine Umarmung besiegelten den Vertrag. Dann musste sich Joe sputen, verabschiedete sich schnell und verließ die Villa wie der Blitz, um ihren Flieger nicht zu verpassen.

*****

"Noch einen Schluck Wein, bevor ich dir unser Zuhause zeige?"
Sie schenkte ein und beide genossen schweigend und fröhlich minutenlang die Ruhe und die Vorfreude der kommenden gemeinsamen drei Wochen.

Simone betrachtet das Mädchen lange und da war er wieder der Gedanke: ‚sie ist ein Rohdiamant, der beginnt zu glänzen.' Auch das zweite Bewerbungsgespräch hatte ihr sehr gut gefallen.
Auch sie betrachtete Simone erneut wohlwollend und lange. Ihre Gedanken waren eher ihrem Alter geschuldet und erotisch männlich motiviert:
‚Sie ist der Hammer', ihr gefiel das Äußeres so rund um und überwältigend. Ihre ganze Wucht, Größe, Proportionen und Ausstrahlung passten vorn und hinten. Und wieder ruhte der Blick zu lange auf dem Schriftzug IY Sunday. Oder doch eher auf den gewaltigen Titten und auf dem Piercing? Schnell ergriff sie das Glas um aus dieser Gedankenfalle raus zu kommen und versuchte die Erregung, die in ihr als Mann aufstieg, zu unterdrücken: ‚eindeutig mein Beuteschema, der Fakt ist unumstößlich.'
Andererseits war sie von Simones Art angenehm und liebevoll angetan, ganz im Gegensatz zu der ihrer Partnerin mit doch sehr dominanter Ausstrahlung.
Es machte beiden Spaß, schweigend Wein zu trinken.

"Aus Joe werde ich nicht ganz schlau", durchbrach das Mädchen die Stille.
"Musst du auch nicht", legte Simone fest, "apropos DU, ist mir gerade ausversehen rausgerutscht. Wollen wir uns Duzen?"
"Gern", freute sie sich, "aber wäre das Joe auch recht?"
"Ist mir egal, das macht ihr später unter euch aus, ich bin Simone."
"Ich bin Ralph.", sie gaben einander die Hand.
"OK, aber irgendwie passt der Name nicht ganz zu dem was ich sehe. Gibt's eine Idee für einen weiblichen Namen?"
"Nicht wirklich, mach ich ja sonst nie. Jetzt liebäugele ich mit Raphaela."
"Klingt gut aber ziemlich lang. Vier Silben Ra-pha-e-la", Simone überlegte ein Weilchen, "andererseits kann man ja mit Rapha abkürzen."
Sie probierte ein wenig: "Rapha hast du das Bad schon fertig geputzt? Rapha ich brauche mehr Wein! Rapha das hast du gut gemacht! Rapha komm her!", lachte laut und entschied, "passt und gefällt mir gut."
"Kann ich mit leben. Somit taufe ich mich für die nächsten drei Wochen auf den Namen Raphaela, Kurzform Rapha."
Sie stießen darauf an und leerten ihre Gläser. 

"Komm mit, ich zeig dir jetzt endlich das Haus", forderte Simone auf.
Gemeinsam besichtigten sie zunächst die obere Wohnetage. Neben der großzügigen Wohnküche gab es ein sehr gemütliches Kaminzimmer mit Anschluss an eine Bibliothek und ein Fernsehzimmer. Dieses zeichnete sich dadurch aus, dass eine riesengroße Couch, zwei bettgroße Liegeflächen und 4 gemütliche Sessel um einen zwei Meter großen Fernseher gruppiert waren. Daneben gab es noch auf jeder Seite zwei kleinere Bildschirme. Offensichtlich waren sie multitaskingfähig und super drauf vorbereitet. Auf einem der kleinen Fernseher lief ständig der Newsticker von NTV auf einem anderen die Börsennotierungen, sicher auch wenn gar keiner da war. Es gab noch einen Speiseraum mit einem großen Tisch für 20 Personen mit Beamer und Leinwand und eine weitere kleine Küche, vielleicht für den Fall falls ein fremder Koch benötigt wurde.

"Unten zeige ich dir später, komm Rapha, jetzt gehen wir mal hoch in dein Zimmer."
Sie lächelte, als sie erstmals mit ihrem neuen Namen gerufen wurde und fand das irgendwie schon gut und passend. Sie hörte in sich hinein und entschied für sich im Stillen:
‚OK dann bin ich ab jetzt halt Rapha, der Ralph hat jetzt mal Urlaub.'
Sie stiegen eine versteckte Treppe hinauf und waren im Dachgeschoss gelandet. Auch hier gab es mehrere Türen und Simone stand sogleich vor der ersten in der Mitte.
"Nicht erschrecken, versprochen?"
"Warum sollte ich?"
"Nur eine kleine Warnung, ziemlich rosa alles."
Noch immer war die Tür geschlossen und offensichtlich wartete sie auf ein eindeutiges Signal von Raphaela.
"Wieso diese Vorsicht? Ok rosa ist nicht meine Lieblingsfarbe aber worauf warten Sie?"
"…wartest Du!", korrigierte Simone.
Raphaela schmunzelte erneut, sie musste sich noch an so manches gewöhnen.
"Die letzte Phase unserer Haushälterin war rosa und wir haben das nicht mehr geändert seit sie weg ist. Hätten wir vielleicht tun sollen."
"Also du meinst, so richtig prinzessinnenrosa?"
"Ja genau.", und dann öffnete sie die Tür.

In der Tat rosa, rosa, rosarot war der Ersteindruck. Sie blickten von der Tür auf zwei große Fenster nach Süden, die mit einer rosa Tüllgardiene die eindringende Sonne umfärbten. Simone ging durch den erstaunlich großen Raum, öffnete die Vorhänge und auch die Fenster zum Lüften. Direkt vor dem Fenster stand ein sehr femininer verschnörkelter weißer Schreibtisch mit Blick in den Garten. Er war zwar aufgeräumt aber voller Mädchen-Krimskrams und ein paar Frauenzeitschriften. Rechts davon war eine offene Tür und führte offensichtlich in ein kleines Bad. Auf der gegenüberliegenden Seite war eine große verschlossene Schiebetür, die wohl in einen anderen dazugehörigen Raum führte. In der dunkleren Ecke links von der Eingangstür stand ein großes Bett. Erwartungsgemäß nicht irgendein Himmelbett, sondern ein wahrlich Prinzessinnen-Tüll-Rosa-Mädchentraum.

"Das ist in der Tat krass weiblich, hast du das so eingerichtet?"
"Nein", Simone schüttelte energisch den Kopf, "das waren Melanie mit der Hilfe von Joe. Ich bin kein Handwerker und habe damit nichts zu tun. Ein halbes Jahr bevor sie auszog gab es diesen Wandel hin zur Puppenstube. Die beiden haben dann unten in unserer Werkstatt tagelang gewerkelt und das hier alles so umgestaltet. Joe ist echt gut im Basteln und Bauen, sogar mit Spaß daran. Ich eher nicht. Ich kaufe lieber fertig ein."
Auf der anderen Seite neben der Tür war eine kleine Sportecke eingerichtet mit Sprossenwand, Reckstange und ein Trapez hing an der Decke. Auf dem Boden lag eine große Ledermatratze, auch diese in rosa. Außergewöhnlich sorgfältig waren auch die Kleinigkeiten farblich abgestimmt. Die Türen waren in Weiß gehalten, hatten aber eine rosa Umrandung. Die Tapeten waren gemustert und mit Blumenblüten in unterschiedlichsten rot und rosatönen verziert. Natürlich waren auch überall Spiegel, sogar einer über dem Bett und zwei gegenüberliegend in den Ecken neben den großen Fenstern. Dazu gab es noch einen kleinen Schminktisch mit allem was das Frauenherz höherschlagen lässt.
Alles sah irgendwie kitschig verspielt aus aber auch irgendwie gar nicht billig, dafür war es zu gut gemacht. Es passte perfekt und zeigte einen ausgewählten stimmigen Geschmack. Es war eine Fortsetzung der sehr schön gestalteten Wohnetage nur eben für ein Mädchen, die gern eine Prinzessin wäre.

Simone fuhr mit dem Finger über den Schreibtisch und stellte fest: "Wir waren schon fast ein Jahr nicht mehr hier oben. Musst wohl erstmal saubermachen, bevor du hier einziehen kannst."
"Hast recht, mach ich am besten gleich. Wo finde ich das Putzzeug?"
"Ganz unten im Keller, ich zeig es dir gleich."
Sie schauten sich noch das Bad an und auf die Frage, was hinter der Schiebetür ist, antwortete Simone nur ausweichend: "Ankleidezimmer, machen wir später, die Tür ist noch abgeschlossen."

Im Erdgeschoss verweilten sie nur kurz. Rechts sind unsere Arbeitszimmer und links ist unser Schlafzimmer, lernte die neue Haushaltshilfe. Der Keller war ebenso riesig und beinhaltete Werkstatt, eine große Garage mit zwei beeindruckenden Luxusfahrzeugen, Haustechnik, den Weinkeller und einen Vorratsraum. Raphaela war zunächst bemüht, sich alles einzuprägen, hatte aber recht bald den Überblick verloren.
Der Raum mit den Reinigungsutensilien war prall gefüllt mit allem, was eine Putzfrau erfreuen würde. Aber auch hier war Raphaela überfordert, speicherte nur ab, offensichtlich alles reichlich vorhanden für den Frühjahrsputz. Sie nahm einen Eimer, einen Lappen und den Staubsauger mit. Sie wollte gerade nach oben verschwinden, da riet ihr Simone:
"Besser nimm noch einen der Putzkittel mit. Aber Handschuhe brauchst du nicht von hier, die hatte Melanie schon oben. Findest du im Schrank unter dem Waschtisch."
Sie suchte aus einem der vielen Spinte ein weißes Stück Stoff und warf es in den Eimer.
"Ich gehe dann mal ins Wohnzimmer Fernsehgucken, komm später einfach wieder runter und wir plaudern noch ein bisschen, das würde mich freuen."

Die beiden trennten sich und gingen ihren unterschiedlichen Beschäftigungen nach. Simone setzte sich vor den großen Fernseher und hantierte an der Fernbedienung rum, schaltete auf INPUT5 und benutzte ein Tablet zur Steuerung. Der große Fernseher wurde blau und zeigte "no signal", ebenso flackerten die zwei kleineren rechts und links, dort lief Börse und NTV.
Für den großen schaltete sie ein paar Mal zur Kontrolle das Programm "no signal" auf ARD und zurück und wartete geduldig bis das Programm auf dem Tablet hochgefahren war.

Raphaela betrat unterdessen beschwingt ihr neues Reich und schaute sich, nun mal ganz allein, in aller Ruhe im Zimmer um. Sie öffnete neugierig Schubladen, blätterte in den Zeitschriften auf dem Schreibtisch und fand auch die Einweghandschuhe im Waschtisch. Total beeindruckt war sie von den Möglichkeiten des Bades. Neben dem Waschtisch war eine große Ablagefläche mit riesigem dreiteiligem Spiegel und zusätzlichen kleineren mit 10-fach Zoom zum perfekten Schminken. Das erste Schubfach enthielt fein aufgereiht viele Werkzeuge zum Makeup: Pinsel, Tupfer, Schwämme, Stäbchen und all das Zeugs.
‚Ordentlich war sie schon die Melanie', dachte sie, bevor sie in den weiteren Schubladen hunderte Lippenstifte, Kajal, Puder, Creme, Liedschatten, falsche Wimpern und andere Zutaten fand.
"Besser als bei Douglas!", sagte sie anerkennend. Sie setzte sich probehalber auf den Hocker davor und begutachtete sich von allen Seiten. Die Anordnung der Spiegel war sehr geschickt und voller Neugier überprüfte sie ihr eigenes Makeup. Es war schon erstaunlich wie gut und haltbar Gerda das vor drei Stunden hinbekommen hatte. Da die Beine etwas schmerzten, zog sie die Schuhe aus. Dann bewunderte sie sich selbst noch ein bisschen mehr und war zufrieden mit sich, zwinkerte mit einem Auge:
"Ich bin schon irgendwie ein heißer Feger oder?"

Jetzt lehnte sich Simone gemütlich in den Fernsehsessel zurück und es erschien endlich das Gewünschte auf dem großen Bildschirm. Ein Überblick in ein Zimmer, dieses war sehr mädchenhaft rosa. Der Blickwinkel war weitwinkelig auf einen großen weißen Schreibtisch und Fenster gerichtet. Links konnte man eine Tür erkennen, die zu einem Bad führte. Aus dieser Richtung kam eine gut hörbare Stimme:
"Besser als bei Douglas!".
Simone bediente das Tablett, das Bild im Fernsehen wechselte auf ein weibliches Gesicht. Es war Rapha und sie hörte: "Ich bin schon irgendwie ein heißer Feger, oder?"
Simone lachte herzlichst. Das war ja offensichtlich erkennbar, ihre neue Haushaltshilfe fühlte sich wohl. Das viele Rosa hatte sie nicht aus der Bahn geworfen. Simone war gespannt, ob sie das Putzen gleich anfangen würde oder sie den Reizen der neuen Umgebung erliegt.
"Ich sollte Simone nicht zu lange warten lassen", sprach Raphaela hörbar vor sich hin. Dann zog sie ein paar Handschuhe an und holte den Eimer ins Bad. Den Kittel hielt sie kurz abschätzend in der Hand und entschied laut:
"Nicht schön aber besser so, als sich die weißen Sachen von Gerda dreckig zu machen."
Es war ein einfacher Kittel ohne Knopfleiste, den sie geschickt über den Kopf zog und dann das Taillenband zu einer Schleife band. Der Kontrollblick im Spiegel zeigte eindeutig eine Putzfrau. Sie schmunzelte über das neue Erscheinungsbild, ließ Wasser in den Eimer laufen und legte los.
Erst das Bad, welches erstaunlich schnell ging, da nichts wirklich dreckig war, nur eben staubig.

Simone schaute dem Treiben zunächst interessiert zu. Dann trank sie einen Schluck Wein und musste unwillkürlich an Melanie denken: ‚Kein Vergleich, das waren Welten zwischen den beiden. Aber süß die Neue.'
Dann bekam sie ein schlechtes Gewissen ob des Spionierens und schaltete mit dem Tablet die Übertragung aus der oberen Etage aus. Irgendwie war das nicht rechtens.

*****

Sicher bei Melanie war das anders gelagert. Diese war ja selbst auf die Idee mit den Kameras gekommen. Es war etwa ein Jahr nach ihrem Einzug, als sie breit grinsend fragte, ob Joe und Simone gern mehr wollen. Wieviel mehr sie wirklich wollte, stellte sich erst in den folgenden Jahren heraus. Simone konnte sich noch gut an die Geschichten erinnern aber nicht immer positiv.
"Ihr steht doch irgendwie drauf, mich zu beobachten und mich immer wieder neu auszustaffieren, oder? Hättet ihr Spaß daran, mich in meinem Zimmer zu beobachten?"
Dann hatte sie erklärt, dass sie der Gedanke erregt, auch betrachtet zu werden, wenn sie glaubt allein zu sein. Die Idee gefiel ihrer Partnerin Joe von Anfang an gut, für Simone nicht ganz unerwartet.
So war sie halt ihre Joe, eine resolute Frau mit Spaß an schönen Bildern. Sie überredete Simone immer wieder, genau genommen sogar schon in den ersten Wochen ihrer Beziehung, unterschiedlichste reizvolle Wäsche zu kaufen. Auch bat sie oft, Simone solle sich übertrieben schminken. Auch die Idee mit den vielen Piercings kam von ihr. Immer wieder schoss Joe Fotos von ihr und leider auch von jedem anderen reizvollen Weibsbild, das sie vor die Kamera bekam.
Das war halt ihr Hobby und Entspannung vom Job zugleich. Simone genoss diese Aufmerksamkeit für sich und spielte gern mit. Die Eifersucht gegenüber anderen Frauen legte sich aber erst mit Zeit. Ihre Beziehung bekam Tiefgang und Joe scherzte des Öfteren: "Appetit holen ist erlaubt aber gegessen wird zu Hause."
Früh hatte Joe auch die Idee mit dem riesen Fernseher im Schlafzimmer und nicht selten schauten sie gemeinsam Pornos oder Bilder an. Der Beziehung schadete es nicht und auch die Anwesenheit von Melanie genossen sie zunächst gemeinsam.
Joe setzte Melanies Kameraidee in die Tat um, installierte zunächst nur eine hinter dem schrägen Spiegel über der Zimmertür. Nun konnten sie beobachten was geschah und es machte am Anfang allen drei Spaß. Die weiteren Kameras in den anderen Ecken und im Bad kamen nach und nach dazu. Melanie bettelte regelrecht darum, eine auf das Bett ausrichten zu lassen. Diese hatte sogar einen Schwenkmechanismus und ein Zoom. So konnten sie sehr gut beobachten, was sie so abends so trieb - wenn sie nicht schlafen konnte und Entspannung suchte. Natürlich war der Voyeurismus aber in diesem Fall ja ausdrücklich gewünscht. Es begann eher harmlos, sie durften aus ihrem Schlafzimmer zuschauen, wenn sie sich streichelte. Das war sehr erregend zu beobachten, wie das Mädchen sich zärtlich zum Orgasmus brachte. Später kamen Dildospiele und vieles mehr dazu.
Manchmal war sie unbesorgt und man hatte den Eindruck, sie fühle sich unbeobachtet. An anderen Tagen richtete sie ihre Muschi direkt in Richtung der Kamera und spielte mit voller Absicht eine wirklich drehreife Szene ab. Logisch, Joe nahm auch ab und an die Sequenzen auf und schenkte ihr anschließend das einen oder anderen geschnittene Filmchen. Auch brachte Melanie einige Männer- und weniger Frauenbekanntschaft über Nacht mit auf ihr Zimmer. Aber nicht immer erlaubte sie den Einblick, sie hatte die Macht, da es in ihrem Zimmer einen Ausschalter für alle Kameras gab.

Genau das war in diesem Augenblick das persönliche Problem für Simone. Es war ihr nicht recht, Raphaela wusste schließlich nichts von den Kameras und dem Schalter und fühlte sich daher wirklich unbeobachtet. Das war nicht fair.

*****

Eine Stunde später klopfte es an der Tür.
"Komm rein!", rief Simone, "bist fertig?"
"Ja das ging schneller als gedacht, überall nur Staub kein richtiger Dreck."
"So, so, also fertig in 1 ½ Stunden, das nenn ich mal schnell, hoffentlich auch gründlich.
"Denke schon und du, gibt's was Interessantes im Fernsehen?"
"Nicht wirklich", log Simone. Natürlich war es überaus interessant gewesen die neue Haushälterin zu beobachten.
"Magst noch ein Glas Wein?" 
"Gern."
"Dann musst du wohl oder übel nochmal runter in den Weinkeller. Rapha bring' einen Riesling, ein weiterer Roter müsste erst atmen, das dauert zu lange. Der Riesling ist rechts auf halber Höhe."

Raphaela machte sich auf den Weg und dachte mit Schaudern an ihren damaligen Kellerausflug bei Gerda zurück. Aber hier waren sie ja nicht in einem Mehrfamilienhaus und sie war ja lange nicht so auffällig gekleidet wie damals.
Sie öffnete die Tür und schaltete das Licht an:
"Mist das ist der falsche Raum."
Sie hatte das Licht schon wieder ausgeschaltet, stutzte kurz und drehte sich nochmals, um doch einen weiteren Blick in den Raum zu werfen. Es war eindeutig ein vollgestopfter Abstellraum mit Gartenmöbeln und alten Fahrrädern und lauter anderem Zeug. Aber das ganz hinten an der Wand war eindeutig ein schwarzes Andreaskreuz mit vielen Ösen und Ketten. Es war nicht festgeschraubt, stand leicht schräg an der Wand angelehnt und war sehr staubig.
Sie machte sich ihre Gedanken und fragte sich:
‚Hatten sie es irgendwann mal in ihrem Schlafzimmer? War es aussortiert worden oder haben sie jetzt ein Neues?'
Während der Hausbesichtigung hatte Simone im Erdgeschoss nur einen Blick in die Arbeitszimmer gewährt. Die ganze linke Seite mit dem privaten Bereich, den Simone unser Schlafzimmer genannt hatte, hatten sie nicht betreten. So, so da gab es in der Tat einiges mehr außergewöhnliches in diesem Haus als ein rosa Zimmer von Melanie.
Sie fand den Wein und kam zurück ins Wohnzimmer.
"Hast dich zurechtgefunden?", fragte Simone.
"War erst ausversehen in Eurer Rumpelkammer mit den Gartenmöbeln aber dann kein Problem.", sie wollte nicht lügen und abwarten was Simone erwidern würde.
"Dann hast Du ja gesehen, wie viel Arbeit auf dich wartet. Dort ist in der Tat eine helfende Hand mehr als nötig."
Sie tranken gemütlich ihren Wein, sprachen erstmals über einen groben Plan für die nächsten drei Wochen und ließen den Abend gemütlich ausklingen.

"In eurem Brief stand was davon, ich muss nichts mitbringen auch keine Kleidung, richtig?"
"Ja."
"So was soll ich denn dann morgen früh anziehen?"
"Das kannst du frei entscheiden, hinter den großen Schiebetüren ist ein begehbarer Kleiderschrank. Dort sind massenhaft Klamotten von Melanie und teilweise auch von Joe, die passen dir auf jeden Fall. Ihr habt sicher alle drei in etwa die gleiche Konfektionsgröße."
"So, so…", bemerkte Raphaela darauf hin, "…und was genau finde ich da so an Klamotten?"
"Wirst schon sehen, halt alles was man so braucht, wenn man drei Wochen hier arbeitet. Auch viel Freizeitkleidung und anderes aufreizendes Zeug, Melanie war schon ein heißer Feger und wusste wie man es macht."
"Magst mir was über sie erzählen?"
"Nein.", das war eine deutliche Ablehnung, irgendwas war vorgefallen, "vielleicht ein anderes Mal. Kannst aber auch einfach morgen deine Klamotten wieder anziehen. Die sehen toll aus."

Simone trank ihr Glas aus und bestimmte: "Ich bin müde und du solltest auch zu Bett gehen. Morgen um viertel vor sieben kommt der Milchmann und bringt alles was wir für das Frühstück brauchen. Um sieben hätte ich gern ein Glas warme Milch, zwei Spiegeleier und ein Brötchen mit Kirschmarmelade. Kannst du das übernehmen, ich habe morgen einen anstrengenden Tag vor mir."
"Musst du arbeiten?"
"Ja sogar sehr viel, ich muss ein Drehbuch aus dem französischen übersetzen. Die Bavaria will es am Mittwoch mit mir durchsprechen für eine Synchronisation."
"Ah verstehe, du bist wie Gerda im Filmbusiness."
"Ja, ich schreibe Drehbücher und übersetze ausländische Filme für die deutsche Fassung. Meist englisch aber hin und wieder auch aus dem französischen und spanischen."
"Ich bin beeindruckt." Raphaela nickte anerkennend.
"Danke." Simone mochte das Lob für ihre Arbeit.

*****

Was Simone dem Mädchen verschwieg war ihre neue Zusammenarbeit mit Paul dem Regisseur. Der hatte sie angerufen und gerade raus gefragt: "Hast Lust für einen Porno ein Drehbuch zu schreiben?"
Simone war sofort Feuer und Flamme. Die Rahmenvorgaben waren so vage, dass sie sich wirklich frei austoben dürfte. Da hatte sie Lust drauf und empfand die Storyline als gute Herausforderung. Paul hatte am Telefon verraten: Es geht um einen Jüngling und dessen erste Erfahrungen mit Fetisch. Auf ihre Frage, wie heftig er denn den Plot plant, ob eher so Soft- oder Hardcore erwiderte Paul: "Eher so in die Richtung für hartgesottene Rubberisten."
Das gefiel Simone nicht so auf Anhieb: "Darf ich ein paar Szenen reinmachen, die nicht nur Bumsen sind? Ich meine so in der Art erotisches Heranführen an das Thema mit Ankleiden und Knutschen und Kuscheln?"
"Mach ruhig, aber bitte kein Mehrteiler und nicht mehr als 90 Minuten."
Simone dachte nach und fühlte eine Vorfreude auf das Projekt: "Hast schon was an Material?"
"Ja ein paar Probeaufnahmen und eine hingekritzelte Storyline."
"Okay, wann kannst mir das schicken?"
"So in vier Wochen, wir drehen frühestens im Herbst."
"Passt, es ist sowieso gerade landunter bei der BAVARIA, vor Juni habe ich keine Zeit für Schmuddelfilme."
Beide lachten herzlich und ihre langjährige Erfahrung und Zusammenarbeit machte sie sicher, das wird ganz gewiss kein Schmuddelfilm. Sie hatten schon immer beide einen hohen Anspruch, wenn schon denn schon. Als Ziel wurde ohne Worte verabredet: mindestens eine Nominierung für die "adult movie awards".

*****

Auch das neue Hausmädchen war nach dem ersten Abend in der Gartenstraße müde. Sie duschte aber noch schnell, um sich morgen früh die Zeit zu sparen. Die äußerlichen Veränderungen zu gestern Abend, jetzt ganz nackt ungeschminkt vor dem Spiegel stehend, waren eindeutig zu sehen. Ein Wesen mit weiblichen Wimpern, gezupften Brauen, Schmuck und langem Wallehaar schaute keck zurück. Bis zum Hals eine ungeschminkte Frau, ab der Schulter nach unten eindeutig der unveränderte Ralph. Ein verwundertes Kopfschütteln ließ die Haare eindeutig weiblich fliegen. Das reichte als kleiner Kick und sie blieb einfach gedanklich in der weiblichen Rolle.
Sie band sich das große Handtuch ganz Mädchenhaft um die Brust, als wolle sie den Busen auch verdecken. Jetzt war Ralph endgültig wieder verschwunden.
Dann stellte sie den Wecker auf fünf Uhr fünfundvierzig. Sie bedachte, eine Stunde bevor der Milchmann kommt, das sollte reichen, sich morgen mit Schminken in eine schöne Raphaela zurück zu verwandeln.
Sie wunderte sich, dass die Schiebetür zum Schrank immer noch verschlossen war. Daher blieb keine Wahl und sie entschied sich, morgen nochmals dasselbe anzuziehen wie heute.

‚Soll ich nackt schlafen?', nachdenklich schaute sie sich um.
Auf der Suche nach irgendeinem Bekleidungsstück für die Nacht, kam ihr die Idee, unter das Kissen des Himmelbettes zu schauen. Ein sexy Seidennachthemd lag dort, wie bestellt und nicht abgeholt. Dieses war schneeweiß, ein wenig verspielt mit Puffärmelchen, Spitzenbesatz am Hals und Saum. Noch unschlüssig, ob sie besser nackt schlafen solle oder in diesem Teil von Melanie, stellte sie sich vor den Spiegel. Das Nachthemd wurde vor den Körper gehalten, die Länge passte bis zu den Knien und jetzt war sie nicht abgeneigt.
Jetzt ohne Schminke wirkte sie deutlich männlicher, jedoch mit diesem neckischen Hemdchen vor der Brust wieder wie Raphaela. Der Stoff umspielte ihren Körper und schon war es um sie geschehen. Sie schlüpfte schnell hinein und bewunderte sich noch ein Weilchen vor dem Spiegel und sprach zu sich selbst beherzt: "Jetzt bleib ich halt einfach mal Mädchen die ganze Nacht."
Warum sollte sie auch nackt schlafen gehen, gab keinen vernünftigen Grund dafür.

Der Tag war ereignisreich und sie war müde. Legte sich ins Kissen und schloss die Augen. Zwar regte sich in seinem Schritt sein kleiner Freund und meldete seinen Bedarf an. Dies war sicher ausgelöst worden durch das raschelnde weiche Seidenmaterial. Aber Raphaela war sich noch der Worte von Joe bewusst: "...wir wollen mit ihnen keinen Perversen einfangen, der ständig onaniert..."
Sie unterdrückte genau dieses aufkeimende Bedürfnis und schlief hundemüde ein.

Mitten in der Nacht wanderte unbeabsichtigt ihre Hand unter das zweite Kissen rechts von ihr. Dort lag auch irgendwas Interessantes, stellte die Hand verwundert fest. Im Halbschlaf fühlte es sich gut an, kühl und glatt. Die Hand vergrub sich mehr und mehr darin und zog es unter dem Kissen hervor. Unterbewusst kuschelte das schlafende Mädchen damit, es lag angenehm auf der Haut und roch nach Gummi. Die Hand führte das Wäschestück von allein unter die Nase und Raphaela begann im Traum zu seufzen. Ihre zweite Hand fand seinen Weg und wanderte unter das Nachthemd. Wenig später entlud sich ihre Lust mit drei kräftigen Spermastößen auf den Bauch. Sie drehte sich, ohne vollends aufzuwachen, glücklich zur Seite und schlief fest, bis der Wecker klingelte.

*****

Trotz der frühen Stunde wachte sie ohne Schwierigkeiten um viertel vor sechs auf. Verwundert sah sie den Latexhaufen neben sich. Ein transparentes gelbliches Latexpaket lag da, halb noch unter dem anderen Kissen versteckt. Sie entfaltete es und entdeckte dessen Bestimmung. Es war ein rüschiges bodenlanges Nachthemd mit Stehkragen und langen Ärmeln. Sie studierte es und war verwundert. Ihr wurde nicht klar, wie man in dieses Ungetüm hinein und vor allem wieder heraus gelangen sollte, der Kragen war einfach super eng. Sie grübelte über die Bedeutung des Ganzen nach.
‚Wenn die Schmiedlers zwei Nachthemden unter den Kopfkissen versteckt haben‚ warum? Wollten sie prüfen, ob ich auf Latex abfahre? Oder war das einfach nur ein Überbleibsel, von Melanie dort vergessen? Hätte ich gestern Abend beide Möglichkeiten gleichzeitig entdeckt, für was hätte ich mich entschieden?'

Sie schlürfte ins Bad und entdeckte im Spiegel einen großen Fleck auf dem Seidenhemdchen in Bauchhöhe. Sie schmunzelte und erinnerte sich wage der nächtlichen Onanie.
"Muss wohl in die Wäsche!", sagte sie fröhlich vor sich hin.
Sie wusch sich das Gesicht im Waschbecken und rubbelte an dem Fleck des Nachthemdes ein wenig rum. Anschließend schminkte sie sich sorgfältig, was überraschend gut gelang.

Um kurz nach sechs klingelte überraschend das Telefon auf dem Schreibtisch.
"Hallo?", fragte sie zaghaft, Simones Stimme erwartend.
"Ich bin's Joe Schmiedler, hoffe hab sie nicht geweckt."
"Nein, nein alles gut - ich bin schon eine halbe Stunde wach."
"Schön, ich muss nur kurz stören, ich habe ein Anliegen, bei dem sie mir helfen könnten."
"Ja?"
"In meiner Bank liegt meine zweite Tasche, die ich ungern dort lassen mag. Könnten sie heute Morgen dort vorbeifahren und diese abholen?"
"Ja, warum nicht.", antwortete sie zögerlich, "aber lassen die mich denn rein?"
"Das organisiere ich, sagen sie beim Pförtner einfach meinen Namen und als Autorisierung meinen Geburtstag und meinen ersten Arbeitstag bei der Bank."
"Die da wären?"
"1.3.1980 und 1.9.2011."
"Kann ich mir merken."
"Sobald sie die Tasche haben und wieder vor der Bank stehen, rufen sie bitte durch!"
"Mach ich."
Joe war spürbar froh: "Danke, und sonst, wie war der erste Abend."
"Nichts Besonderes, ich habe nur noch gestern Melanies Zimmer saubergemacht, mit Simone die nächsten Wochen durchdacht und dann ab ins Bett."
"Ach so.", quittierte Joe, "und ist Simone zufrieden mit der Qualität der ersten Putzarbeit?"
"Weiß nicht, sie hat es nicht kontrolliert."
"Dann mach ich das schnell aus London.", sagte sie fröhlich, "mach mal die Kamera am Telefon an."
Raphaela tat wie ihr aufgetragen und schwenkte die Kamera im Raum umher und zeigte den staubfreien Schreibtisch. Anschließend ging sie durchs Bad und zeigte dort wahllos auf ein paar Details.
"Passt ja schon ganz gut. Kannst mal bitte mit dem Zeigefinger über die Badtüroberkante fahren?", wurde sie nun aufgefordert.
Leider musste sie jetzt einen ganz und gar staubigen Finger vor die Kamera halten und die Antwort war unerwartet scharf:
"So, so das ist aber nicht gründlich, geh mal zur Dusche, da wird auch gern beim Putzen geschlampt."
Auch hier musste sie über die Oberkante der Glaswände fahren, leider mit demselben negativen Ergebnis.

"Ok, jetzt halt mal die Kamera vor Dich, so dass ich Dich sehe."
Das war jetzt wirklich unglücklich und ungeschickt von Raphaela. Eigentlich wollte Joe nur das Makeup kontrollieren, jedoch entdeckte sie den Fleck auf dem Nachthemd.
"Was ist denn das für eine Sauerei auf deinem Bauch."
Ups, das war jetzt in der Tat eine große Sache.
Was würde jetzt passieren? Nach der gestrigen Belehrung erwartete sie kein Pardon und eine saftige Standpauke. Ängstlich schwieg sie.
"Ist es das, was ich denke, was es ist?", Joe war wieder in ihrem dominanten Modus.
"Ich befürchte ja, ist mir heute Nacht im Halbschlaf passiert.", entschuldigte sich Raphaela verlegen.
"Gut das machen wir jetzt ganz einfach, ein Strafpunkt für die Türen und zwei für das versaute Nachthemd."
Das war hart, aber sie traute sich nicht zu widersprechen.
So schnell konnte es mit den Strafpunkten gehen, dabei hatte sie sich vorgenommen aufzupassen. So ein Mist.
"Wenn das mit der Bank ordentlich klappt, sind zwei wieder weg. Okay?"
So viel schnelle Milde kam unerwartet.
"Ja gern, ich werde alles zu ihrer Zufriedenheit erledigen.", versprach sie.
"Ok, bitte pünktlich zehn vor acht beim Empfang der Bank, bis später." 
Raphaela war von dem Telefonat ein wenig verwirrt. Wieso vergisst Joe eine Tasche im Büro und warum kontrolliert sie die Arbeit so akribisch?

Und jetzt registrierte sie auch noch verwundert, dass die Schiebetür zum Ankleidezimmer offen war. Sicher wieder so eine Tür mit Fernbedienung genau wie die Haustür, alles ein bisschen mysteriös hier bei den Damen.
Sie ging hinein und war schwer beeindruckt von der Größe des Ankleideraumes. Zehn verspiegelte Doppelschranktüren zählte sie, jedoch nur eine war offen, alle anderen verschlossen.
Darin fand sie fünf Schubladen mit Unterwäsche, Strumpfhosen, T-Shirts und Hosen und eine Kleiderstange mit Kleidung von heute und alte Kleider für Hausbedienstete in den unterschiedlichsten Stilen. Sie war nicht begeistert von dem ersten Teil, welches sie entnommen hatte. Ein schwarzes Zofenkleid aus dem späten 19. Jahrhundert, schwarz mit langen weiten Ärmeln und Stehkragen. Dazu eine weiße stark gestärkte Baumwollschürze mit Rüschen an den Trägern. Sie hielt es vor den Körper und spiegelte sich.
‚Passt zwar irgendwie zu meinem Job aber sehr altmodisch', dachte sie, legte es zurück: ‚für den Bankbesuch sicher nicht das richtige!'
Dasselbe Kleid gab es nochmals in rosa, ebenso stilecht. Auch ein drittes Teil im Französischen Stil mit kurzem weit ausgestelltem Rock war vorhanden.
"Sehr sexy, was Melanie da alles hat!" murmelte sie vor sich hin, "ein richtiges kleines Luder."
Sie durchsuchte den Schrank nach straßentauglicher Kleidung und wurde fündig. Ein dunkelblauer Plisseerock wadenlang mit passender Jacke legte sie raus und dazu einen dunkelroten unauffälligeren Rollkragenpullover. Das sah perfekt aus für ein junges Mädchen, welches bei einer Bank arbeitet. Dazu wählte sie eine schwarze Strumpfhose und da waren auch noch Schuhe im exakt gleichen Blauton wie der Rock. Welch' Zufall.
"So ein Mist, die haben mindestens sieben Zentimeter Absatz."
Sie zog diese sofort an, um sich an den Gang damit zu gewöhnen. Es ging erstaunlich gut, die passten wie für sie gemacht. 

Wie am gestrigen Tag musste Gerdas formende Unterwäsche ihre Körperform verweiblichen. Auch ihr Penis musste wieder zwischen die Beine und die Silikonbrüste wieder rein in die Cups. Schnell folgten der rote Pullover und der blaue Rock. In der verschwenderischen Auswahl an Makeup fand sie schnell einen besser passenden Lippenstift zum weinroten Oberteil. Dazu ein wenig Eyeliner im Ton des Rockes und schon war sie zufrieden. Prüfend drehte sie sich vor dem Spiegel. Perfekt! Ich sehe aus wie eine junge Assistentin der Geschäftsleitung. Dann nahm sie der Einfachheit halber die Schürze aus dem 19. Jahrhundert, band sich eine große Schleife im Rücken und machte sich an die Frühstücksvorbereitung.

Pünktlich viertel vor sieben kam der Milchmann, ein ca. 30-jähriger Bursche eines Lieferservice, der echt erstaunt war, hier in der Villa jemanden Unbekannten anzutreffen. Sie plauderten nur kurz. Es war aber deutlich zu erkennen, er war angetan und verwirrt. Lag es daran das sie so sexy aussah auch mit Schürze oder daran, dass er unter der Verkleidung einen Mann vermutete. Aufschluss ergibt vielleicht die Beobachtung, was er tat, als er wieder im Auto saß. Auf seinem persönlichen Adressblock suchte er die Zeile Gartenstraße 17. Das Wort "Geschäftsleute" wurde ergänzte "neue Haushaltshilfe – rattenscharf".
Offensichtlich klappt das bei Raphaela immer besser mit dem weiblichen Outfit und sogar mit der Mädchenstimme, beim Milchmann war es offensichtlich ein Volltreffer.

"Guten Morgen, ich sehe du hast im Schrank was gefunden, was dir gefällt. Du siehst wunderschön aus.", waren die ersten Worte von Simone, als sie in der Küche erschien. Ihren sonntäglichen Freizeitlook von gestern hatte auch sie ausgetauscht, mit einer schwarzen Stoffhose kombinierte sie einer weißen Businessbluse. Dieses Outfit, dazu jetzt auch noch mit Brille auf der Nase, ergab ein völlig verändertes Bild. Sie wirkte wie eine Lehrerin oder eben wie eine Lektorin.
"Das Frühstück sieht Klasse aus."
Sie setzte sich wie selbstverständlich an den gemachten Tisch und ließ sich heiße Milch einschenken.
"Das habe ich so vermisst.", strahlte sie glücklich, "ein leckeres Frühstück und nicht mehr allein dabei."
Die neue Haushaltshilfe war trotz der frühen Stunde ausgelassen fröhlich und liebte das Gespräch: "Es ist mir eine Freude, Joe ist ja jetzt in London aber sonst, ist sie da morgens auch schon immer weg?"
"Ja unter der Woche sehe ich sie fast nie vor dem Abendessen, Frau Bankdirektor ist halt immer busy."
Raphaela erzählte von Joes Anruf und den ungewöhnlichen Instruktionen.
"Das ist lieb von ihr, mich da außen vor zu lassen. Ich habe echt viel zu tun und muss Mittag kurz zur Bavaria rein. Bekommst du das mit der Bank allein hin?"
"Ja klar, ich brauche ja nur 15 Minuten bis dort."

Nach dem herrlichen Frühstück legte Raphaela die Schürze ab, zog die Jacke an und komplettierte ihr Aussehen mit Handtasche und Schal. Ein prüfender Blick in den Spiegel bestätigte ihre Hoffnung:
‚Ich sehe wie eine perfekte modische Bankangestellte aus.'
Im Foyer der Bank wurde sie bereits durch Herrn Walker erwartet:
"Hallo, Frau Direktor Schmiedler hat sie gerade vor zwei Minuten angekündigt. Ich bringe sie sofort in ihr Büro, das mache ich doch gern."
Büro war wahrlich untertrieben. Der Raum von Frau Direktor war ein kleiner Tanzsaal mit Besprechungstisch für zwanzig Personen, gemütlicher Couchecke und sehr großem Schreibtisch. Die ausgewählten Bilder waren alle sehr geschmackvoll und von Künstlern, die Raphaela irgendwie bekannt vorkamen aus der Halle der Villa. Ein wunderschöner großer Blumenstrauß lockerte die Atmosphäre auf und wirkte einladend auf jeden, der hier einen Termin hatte.
Die Mappe war schnell gefunden und auf dem Rückweg zur Lobby bemerkte sie, dass Herr Wacker immer ein paar Schritte hinter ihr lief. Offensichtlich gefiel ihm was er sah und sein Blick verharrte viel zu oft auf ihrem Po und dem jugendlich wippenden Plisseerock. Er verabschiedete sich mit einem unerwarteten Lob:
"Na dann ihnen noch einen schönen Tag.", er zögerte kurz, "sie sehen heute toll aus und haben den Frühling ein kleines Stück zurückgebracht."  

Kaum war sie auf der Straße, da telefonierte sie wie abgesprochen.
"Hallo Frau Schmiedler, ich habe die Tasche."
"Super, war schon jemand von meinem Sekretariat vor ihnen da?", man merkte ihre Anspannung.
"Nein, ich habe keinen gesehen, nur den Pförtner."
Jetzt entspannte sie sich ein wenig: "Kannst mal reinschauen, ob drei schwarze Mappen drin sind."
Sie öffnete die Tasche und fand deutlich mehr Inhalt als nur die drei gesuchten Mappen, was sie zunächst verwirrte und zögern ließ.
"Ja, sind alle drei drin und die Versiegelungen sind alle in Ordnung."
"Da bin ich aber froh.", Joe räusperte sich, "die anderen Dinge sind nicht wichtig. Aber eine bitte, das bleibt unter uns, okay?"
"Ja klar.", bestätigte Raphaela, schloss schnell wieder die Tasche und machte sich auf dem Heimweg.

Die Absätze ihrer High Heels klapperten über den Asphalt, das Laufen klappte trotz der Höhe der Absätze erstaunlich gut. Jeder Passant sah mit Freude auf das fröhliche Mädchen mit der Tasche, die am frühen Morgen durch den Frühling in München spazierte.
Raphaela bemerkte davon nichts, sie hing im Gedanken an der Tasche und versuchte sich einen Reim darauf zu machen. Joe hatte die Tasche im Büro vergessen, so viel war klar. Die Dokumente waren wichtig, OK.
Aber die Vermutung lag nahe, das hätte auch die Sekretärin in Ordnung bringen können. Andererseits waren da anderen Dinge in derselben Tasche, die ihr jetzt noch die Schamesröte ins Gesicht trieb. 
Ein normaler Dildo hätte schon Verwunderung und Tratscherei in der Bank ausgelöst, aber dieser in der Tasche war weitaus delikater. Es war ein Doppelfreudenspender für zwei Personen mit einer großen Schleife verziert.
Raphaela schmunzelte über Joe, jetzt wo sie dieses Geheimnis kannte. Des Weiteren war ein Katalog in der Tasche, auf den Joe mit Edding fett draufgeschrieben hatte:

Geburtstagsgeschenk für Simone bestellen.    

Blöd nur, wenn die Sekretärin genauer hinschaut hätte, dann hätte sie entdeckt, dass der Katalog von Heavy Rubber ist, ein Spezialanbieter von strenger Latexkleidung.
Die Gedanken schwirrten ihr nur so durch den Kopf auf dem Heimweg und sie vergaß ganz und gar ihre schmerzenden Füße in den ungewohnten Schuhen und auch die eventuelle Peinlichkeit als Mann in Frauenkleidern entdeckt zu werden. Waren die Schmiedlers spitz auf Latex? Offensichtlich ja. Sie hatte ja noch drei Wochen Zeit mehr darüber herauszufinden.

"Bin zurück.", rief sie Simone zu.
"Schön.", antwortete diese, "habe gerade mit Joe telefoniert. Du sollst die Tasche bei dir verwahren, da ist wohl irgendwas für meinen Geburtstag drin, was ich nicht sehen soll."
Raphaela konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und hielt die Tasche ein wenig fester unter ihrem Arm. Dabei löste sie ausversehen den Startknopf des Dildos aus, der leise hörbar zu summen begann. Mit Schrecken sprang sie aus Simones Büro raus und brachte das vibrierende Spielzeug wieder zum Stillschweigen.

"Sorry."
"War das das, was ich denke, was es war?", fragte Simone mit einem sehr breiten Grinsen auf dem Gesicht.
"Nein, nein,...", Raphaela überlegte fieberhaft, "nur mein Handy, ich habe da einen ulkigen Klingelton."
"Ach so."
"Ok, wie soll ich heute weitermachen?"
"Ich schlage vor, du arbeitest dich von oben nach unten durch unser Haus.", überlegte Simone laut, "wische oben den Flur und putze die Dachbodenfenster. Anschließend dann ist unser großer Speisesaal dran. Bitte richtig gründlich, ein großer Frühjahrsputz mit allen Details."
"Verstanden."
"Vielleicht ist es besser, wenn du statt der weißen Baumwollschürze was Robusteres anziehst, wäre doch schade, wenn du die wunderschöne Kombination dreckig machst, oder?"
"Glaube du hast recht.", bestätigte sie.
"Ich habe dir oben in Melanies Zimmer was hingelegt."
Raphaela wollte gerade das Zimmer verlassen, da rief ihr Simone hinterher:
"Warte mal kurz! Stimmt es, dass dir Joe schon am ersten Abend einen Strafpunkt aufgedonnert hat?"
Das war ihr nun wirklich nicht recht, so eine Petze, dachte sie und stammelte:
"Ja leider."
"Berechtigt?"
"Ich weiß nicht so recht", flüsterte sie schüchtern.
"Erzähl, vielleicht kann ich ein gutes Wort für dich einlegen."
Wohl oder übel berichtete Raphaela jetzt vom morgendlichen Videotelefonat mit Joe. Sie erzählte auch freiwillig aber stockend das Malheur mit dem Nachthemd und wie sie zwei Punkte wieder abarbeiten konnte.
"Eindeutig berechtig", urteilte Simone lachend, "ihr Männer habt euch halt nicht im Griff."
Sie lachte belustigt: "Willensschwache Samenspritzer!"
Jetzt lachte auch Raphaela.
"Ich lege dir mal drei Optionen hin für die Tilgung des einen verbliebenen Punktes. Dann kannst du ja in aller Ruhe entscheiden, wie und wann du den aus der Welt schaffst."
"Ok, aber vielleicht kommt ja wieder ein Spezialauftrag, wie der gerade eben mit der Tasche, dann ist der Strafpunkt auch im Nu wieder weg."
"Stimmt."

Sie fand in ihrem Zimmer die angekündigte "robuste" Schürze auf einem Kleiderbügel, fein säuberlich am einzig offenen Schrank platziert.
‚Außergewöhnlich!', war das erste was ihr dazu einfiel. ‚sowas gibt's bestimmt nicht im Laden um die Ecke. Ganz aus Gummi und in einem milchigen weiß.'
Sie entledigte sich der Jacke und der jetzt der doch unbequemen blauen Schuhe und bewunderte sich nochmals ausgiebig im Spiegel. Das Mädchen, die bei einer Bank als Assistentin arbeitet, gefiel ihr ausgesprochen gut.
"Zum Vernaschen schön.", aber sie widerstand dem Impuls, sich zu erregen, "hopp, hopp faules Ding an die Arbeit!", ermahnte sie sich lieber.

Die Schürze hatte zwei halblange Ärmel bis über die Ellbogen und man musste von hinten einsteigen. Sie zupfte die Schultern in die richtige Position und schlug die beiden Flügel hinter sich zusammen. Dann zog sie die beiden Bänder um den Bauch und formte mit Hilfe des Spiegels eine große Schleife direkt über ihrem Po.
Die Annahme von Simone wurde bestätigt, dieses Teil verhinderte sicher gut jegliche Verschmutzungen. Nur roch es stark nach neuem Gummi und die Ärmel des Pullovers und der Plisseerocksaum schauten hervor. Auch wurde ihr schlagartig warm.
"So geht das nicht.", legte sie fest.
Die Schürze, der Rollkragenpullover und der Rock wurden ausgezogen und dann trug sie die Verschmutzungs-Schutzschürze direkt auf der Unterwäsche bzw. auf der Haut. Das war keineswegs ein unangenehmes Gefühl.
Die Ärmel waren an den Schultern etwas weiter als Puff ausgestellt, der Hals war mit einem Rüschenkranz versehen und auch die zwei großen Taschen rechts und links hatten Rüschen.
‚Sieht aus wie eine Magd aus Schneewittchen.', dachte sie positiv überrascht und es gefiel ihr.
Der Latex-Geruch machte sie unsicher und erregte sie ein wenig. Sie schüttelte es ab und suchte brauchbare Schuhe. Oh Wunder dort standen jetzt im Schrank knöchellange Gummistiefelchen in derselben Farbe der Schürze. Sie schlüpfte hinein und stellte befriedigend fest, dass diese keine Mörderabsätze hatten. Schnell noch die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und der erste Putztag konnte beginnen.

Im Vorratsraum fand sie auf einem Tisch bereitgestellt eine Flasche Holzbodenreiniger und Öl für Naturböden. Dazu lagen bereit: eine Wurzelbürste zum Schrubben, eine Menge kleinerer Bürsten für Ritzen, Lappen, Eimer und passende rosa Haushaltshandschuhe. Die Verpackung gab Auskunft:

Vileda Haushalthandschuh ROBUST
Haushaltshandschuh aus Latex.
Extra Schutz durch Dreifach-Beschichtung und lange Stulpe.
Für alle groben Haushaltsarbeiten.
Mit spezieller, patentierter ComfortPlus Innenbeschichtung:
Hohe Feuchtigkeitsaufnahme und angenehmes Tragegefühl.
Besonders reißfestes Material: 100% Naturlatex dreifach Beschichtung für alle groben Haushaltsarbeiten und trotzdem angenehmes Tragegefühl über Stunden.
Besonders reißfest

Offensichtlich hatte Simone klare Vorstellungen, wie gründlich sie den Boden zu reinigen hatte.
Oben angekommen kontrollierte sie alle Zimmertüren, alle abgeschlossen, nur die in ihr eigenes Zimmer war zugänglich. Somit war klar, die Treppe, die Flurfenster und der Boden mussten heute gereinigt werden.
‚Erfahrung macht klug', dachte sie, ‚den Fehler mache ich nicht zweimal.'
Sie wischte zunächst die Türrahmen oben gründlich ab, an dieser Stelle sollte Joe keine zweite Chance für Strafpunkte bekommen. Dann legte sie bei den Fenstern los und putze diese samt Fensterbrettern innen und außen blitzblank.

Der Boden war eine Herausforderung, das stellte sie sofort fest. Dort wo sie geschrubbt hatte, war er viel heller geworden. Die Fugen zwischen den Brettern waren dagegen weiterhin schwarz. Es half nichts, sie musste mit den kleinen Bürsten sehr akribisch arbeiten, um ein tadelloses Ergebnis zu erzielen. Sie war hochkonzentriert am Werk und begann bei der Schrubberei zu schwitzen. Aber es machte ihr dennoch Spaß, das Ergebnis war deutlich zu sehen. Es ging voran und gegen elf hatte sie schon zwei Drittel geschafft.
"Brauchst Du ein Radio?"
"Du hast mich aber erschreckt.", zuckte die fleißige Putzfrau hoch.
Sie erhob sich von den Knien und ging rüber zu Simone, die ihr ein kleines Kofferradio reichte.
Das nahm sie gern an. Mit dem Handrücken wischte sie den Schweiß aus der Stirn.
"Stehst Du schon lange hier und schaust mir zu?"
"Glaub schon. Es macht einfach Spaß, dich zu beobachten. Schön wie du da so Bohle für Bohle eine hellere Farbe gibst. Und dich dann andächtig auch um die Ritzen kümmerst. Ein richtiges kleines Kunstwerk. Du bist richtig bei der Sache. Toll. Was riecht hier eigentlich so ulkig, bist du das mit deiner Latexschürze oder ist das der Reiniger?"
Simone neckte sie wie immer liebevoll, nie gemein und jederzeit mit einem freundlichen Lächeln.
"Die scheint neu zu sein und stinkt ein bisschen."
"Und?", fragte sie spöttisch, "stehst drauf?"
"Nein, aber mir egal", log Rapha, "Geld ist Geld und zumindest erfüllt die Schürze den Zweck, ich mach mich nicht schmutzig." Salomonisch fragt sie keck zurück: "Und du, stehst du drauf?"
"Das fragt man eine Endvierzigerin nicht, du freche Göre", sie waren einfach eine Wellenlänge, "und wenn ich drauf abfahren würde, dann würde ich es dir nicht verraten."
Sie lächelte zweideutig und brachte hinter ihrem Rücken eine Flasche Cola zum Vorschein: "Damit du nicht verdurstest."
"Gute Idee", gierig trank Raphaela Schluck um Schluck und rülpste aus Versehen.
"Das war ungezogen", tadelte Simone, "wenn ich das Joe sage, gibt's sofort Ärger."
"Bitte, bitte nicht." Sie spielte das Spiel mit und bat gekünstelt um Vergebung "Was muss ich tun, damit du nicht petzt?"
"Mir mein Geburtstagsgeschenk von Joe verraten."
"Mach ich nicht", sagte sie trotzig.
"Dann bist du ab sofort in einer Zwickmühle", breiter konnte ein Grinsen nicht sein.
"Apropos Geburtstag, wann hast du denn?"
"Am Samstag in zehn Tagen."
"Das ist toll, da bin ich ja noch hier. Gibt's ne Party?"
"Natürlich, aber ob ich eine rülpsende Göre dabeihaben will, weiß ich noch nicht. Vielleicht als Bedienung, vielleicht als Gast oder ich schick dich zurück in deine Studentenbude", sie neckte liebevoll weiter, "das kommt drauf an, wie lieb du bis dahin zu mir bist."
"Bitte, bitte, ich will dabei sein", sie waren schon nach einem Tag ein eingespieltes Comedypaar und hatten beide viel Spaß daran.
"Ich muss jetzt los, die Bavaria mag es nicht, wenn man zu spät ist. Mach nachher Pause, der Kühlschrank ist voll. Ich bin so gegen fünf zurück."
"Schade dann bin ich ja ganz allein mit der Arbeit. Ok, jetzt wünsch ich dir erstmal viel Erfolg mit deiner Übersetzung.", erwiderte Raphaela ehrlich und hockte sich wieder an die Arbeit. Mit unvermindertem Elan begann sie wieder zu schrubben, Bohle für Bohle und Fuge für Fuge.

Um halb eins war der Boden geschafft und nur die Treppe fehlte noch. Pause kann warten, entschied sie, ich will dieses schwere Geschäft fertig haben.
Kurz nach zwei hatte sie die letzte Stufe geschafft und schaute voller Stolz auf ihr Kunstwerk. Das Radio spielte passend: "when the going gets tough, the tough get going".
Wahrscheinlich durch den Liter Cola, den sie getrunken hatte, ran ihr der Schweiß am ganzen Körper herunter, besonders unter der Schürze. Sie ging in ihr Zimmer und entledigte sich der Stiefel und Gummischürze und hängte diese in die Badewanne.
Nachdem sie sich frisch gemacht hatte, überlegte sie, was sie jetzt wohl anziehen sollte. Hinter der Schiebetür wurde sie fündig, ein Jogginganzug in rosa. Dann schaute sie nach den anderen Schranktüren, alle nach wie vor verschlossen. In der hintersten Ecke des Kleiderschrankes stand jetzt ein kleiner Tisch mit einem Schild:

Haben sie zu viele Strafpunkte – das sind die Optionen

‚War der Tisch heute Morgen schon da gewesen?'
Raphaela war verwundert, konnte aber die Frage beim besten Willen nicht beantworten. So blieb offen, ob das Reste aus der Zeit von Melanie waren oder ein Angebot direkt an sie gerichtet. Interessiert schaltete sie eine Lampe an und versuchte diese ominösen Optionen zu verstehen.
Von links nach rechts, drei kleine Schilder:
-1 Punkt, -2 Punkte, -3 Punkte
Aber nur links lagen drei Gegenstände, offensichtlich sollten es drei Möglichkeiten sein einen Punkt abzubauen. Oder wie war das gemeint?

Einen Dildo kannte sie nur vom Sehen und Spielen mit Andrea, aber nie in der eigenen Anwendung.
Eine Edelstahl Keuschheitshose, kannte sie bisher nur von Fotos.
Ein Korsett, das kannte sie schon zur Genüge in vielen Varianten von den Wochen bei Gerda im Putzeinsatz.

Raphaela begann mit ihren Forschungen bei dem Gegenstand, den sie am ehesten vertraute, wurde aber sofort eines Besseren belehrt. Dieses Korsett hier war ganz anders, als die von Gerda, es hatte keine Schnürung, sondern Schnallen wie an Skischuhen. Wie beim Wintersportgerät konnte man einen Stahlbügel in eine der fünf hintereinander aufgereihten Haken einhängen und dann den großen Bügel rumklappen. "Klack", es klang auch genauso wie bei einem Skischuh. Raphaela hatte den Trick der acht Verschlüsse, die senkrecht übereinander von Hüfte bis Rippe reichten, schnell verstanden. Alle wurden mal ohne Inhalt in der ersten Raste geschlossen. Das sah sehr eng aus. Auch das Material des ganzen Korsetts war eher wie eine Ritterrüstung, ganz anders als bei den Exemplaren von Gerda. Vierzehn senkrechte schwarze Kunststoffrippen, jede wie ein Bogen vorgeformt für Hüfte, Taille und unterste Rippe waren durch sehr stabile Gummibänder quer miteinander verbunden.
‚Sieht toll aus, schon spacy', dachte sie und dann kam die Neugierde.
Mal so zur Probe legte sie das offene Korsett von hinten um ihren Körper und schaffte es mit einiger Anstrengung die acht Verschlüsse in die erste Stufe einzuhaken. Die Passform war wie für sie gemacht oder eben für diese unbekannte Melanie, die hatte wahrscheinlich die gleiche Figur. Die Bügel, jetzt in der ersten Raste, rumzuklappen, versuchte sie kurz, schob eine der acht in die zweite Raste und lachte: "No way, das Ding ist für eine Bohnenstange aber nicht für mich."

Sie drückte und drückte und mit viel Gezerre schaffte einen ersten Bügel am Bauch rumzuklappen. Autsch, das war in der Tat eng. Sie versuchte sich dran zu gewöhnen und fummelte noch unentschlossen an den anderen 7 Hebeln rum. Dann stellte sie resignierend fest, das ist wohl kaum eine Option für Punkteabbau. Andererseits, die unterste Schnalle auf der Hüfte und auch die oberste auf den Rippen, das ging irgendwie gut, wie für sie gemacht. Das ließ sich aushalten. Nur in der Mitte lag noch immer das größte Problem. Sie suchte erfolgreich im Schreibtisch ein Bandmaß und ermittelte den Taillenumfang in der ersten geschlossenen Raste.
74 Zentimeter also 2 weniger als bei Gerda. Jeder Haken war zwei Zentimeter enger, also reichte das Korsett für eine Reduktion auf Sage und Schreibe 66 Zentimeter. Dabei waren ihr die 76 bei Gerda schon verdammt eng vorgekommen. Vielleicht geht es leichter ganz ohne Unterwäsche aber das wollte sie jetzt nicht mehr ausprobieren.

Jetzt versuchte sie die Edelstahlhose zu verstehen.
Es gab ein offenes Taillenband, so fünf Zentimeter breit, innen ausgekleidet mit weichem Leder. Die beiden Enden würden offensichtlich am Bauchnabel enden und dort geschlossen. Eines hatte ein Loch, das andere einen Bolzen, die ineinanderpassten. Der Bolzen hatte ein kleines Loch, in dem baumelte ein Vorhängeschloss ohne Schlüssel. Raphaela verstand sofort die Funktion und erahnte schaudernd, warum da kein Schlüssel war. Wer immer dieses Band schließt, muss warten, bis jemand mit dem Schlüssel vorbeikommt.
Hinten an diesem Gürtelband war das Schrittband mit Nieten fest verbunden, vorn hatte dieses auch dieses ein Loch, passte auch genau für den Bolzen. Dieses zweite Edelstahlband war ebenfalls mit Leder gepolstert und würde mit der vorn deutlich größeren Breite die Scheide einer Frau sicher verschließen.
In seinem Fall würde es natürlich den Penis fest im Schritt verriegeln und durch die ovale Form, müssten seine Hoden nach oben in die Bauchhöhlen ausweichen.
‚Gut durchdacht.', stellte sie anerkennend fest.
Sie schloss mal zur Probe beide Bänder, fädelte das Schloss ein und drückte dieses zu.
"Klack! Gefahr gebannt", lachte sie, "diese Strafmaßnahme ist jetzt nicht mehr möglich, ich hab ja keinen Schlüssel"
Jetzt wurde sie neugierig und sie maß den Taillenumfang der Edelstahlhose. Sie stellte fest, innen so 71 bis 73 Zentimeter, und sie erschloss sich, dass hat irgendwas mit dem Korsettaußenumfang zur tun. Sie stellte das Korsett hinein und bestätigte die Vermutung. Jemand müsste das Korsett in der zweiten oder dritten Raste schließen, dann ergibt das ein Ensemble.
Sie ermittelte jetzt die Länge des Schrittbandes innen mit 55 Zentimeter und dasselbe Maß an ihrer jetzigen Bodyformhose mit 58.
"Das wird eng, das will ich nicht erleben", seufzte sie laut vor sich hin.

Der dritte Gegenstand, der Dildo, war ca. 20 cm lang und 5 cm dick. Für Andrea wäre das sicher keine Herausforderung aber für sein jungfräuliches Poloch ganz sicher eine Katastrophe. Er untersuchte diesen kleinen Freudenspender genau und fand keine Batterien oder Taster. Er war geformt wie ein gerader Penis, etwas verjüngt an der untersten Stelle und wies dort als Abschluss eine kleine rechteckige Stahlplatte aus. Diese Platte konnte man leicht mit einer Schaube von Hand entfernen.
‚Wozu soll das wohl gut sein?', rätselte sie.
Dann entdeckte sie am Schrittband der Keuschheitshose ein kleines Loch. Das schien zu passen und so schraubte sie den Dildo an dieser Stelle fest. Sie schaute sich das Gesamtwerk eine Weile an. Das scheint alles so gedacht. Diejenige die alle drei Teile trägt, hat wahrlich nichts zu lachen. Der Po wird gefüllt, der Bauch eingequetscht und die Muschi unzugänglich eingesperrt.
Sie seufzte laut und resümierte:
"Das will ich nicht erleiden, ich muss aufpassen, dass ich keine weiteren Strafpunkte bekomme!"

Sie machte sich zum späten Mittag nur einen Salat, das könnte eventuell helfen, wenn sie das Korsett doch mal für einen Tag tragen müsste. Einen Strafpunkt hatte sie ja noch. Sie gönnte sich noch einen Kaffee und dann galt es weiter zu arbeiten. Die Gummischürze kam wieder zum Einsatz und auch die extra starken Vileda-Handschuhe wurden mit Freude übergezogen. Den Boden einölen kostete wieder Zeit und Kraft. Mit dem Ergebnis war sie sehr zufrieden, der Raum glänze wie Speckschwarte und war deutlich heller als noch heute Morgen. Anschließend begann sie mit dem großen Esszimmer, welches aber zum Glück einen pflegeleichten Steinboden hatte.

"Hallihallo, ich bin zurück. Bist du immer noch am Arbeiten?", rief Simone.
"Ja wieso, ist es schon so spät?"
"Halb sechs, du hast eine Überstunde gemacht."
"Sorry ich wollte nur hier im Esszimmer auch gleich fertig werden. Aber das wird nichts, ich bin schon fix und groggy und habe bestimmt noch eine Stunde zu tun."
"Mach Feierabend ich habe Pizza mitgebracht."

Wenig später erschien Raphaela in der Küche. Es duftete nach Pizza Fungi und der Tisch war bereits gedeckt.
"Du kannst dich wohl gar nicht von diesem Outfit trennen?", verwundert nahm Simone wahr, dass sie wieder den roten Rolli und den blauen Plisseerock trug.
"Nö, sieht sexy aus! Oder? Hier duftet es aber gut."
"Siehst gut aus aber nach dem Essen solltest du duschen."
"Mach ich, ich muffle ein bisschen nach Putzmittel und Schweiß."
"Stimmt."
Beide saßen gemütlich zu Tisch und plauderten ein wenig über den Tag. Joe würde erst Mittwoch zurückkommen, so waren bissige Kommentare nicht zu erwarten. Interessiert lauschten sie gegenseitig ihren Berichten, dem von Tag bei der Bavaria und dem vom Dachgeschoß. Schon gar nicht so einfach, einen französischen Film so ins Deutsche zu übersetzen, dass die Mundbewegung passt und auch nicht einfach, einen alten Holzboden wie neu aussehen zu lassen.

"Was machen wir heute Abend?", fragte Raphaela beim Espresso danach.
"Hm…, ich habe da eine Idee, die geistert schon seit der Mittagspause in meinem Kopf rum."
"Seit der Mittagspause, jetzt spann mich nicht auf die Folter."
"Weißt' noch, dass wir uns über Latex unterhalten haben."
"Ja?", sie schielte fragend über die Espressotasse, "Wohin soll deine Andeutung führen?"
Raphaela hatte einen Wissensvorsprung durch den heavy Rubber Katalog, der in Joes Tasche schlummerte. Offensichtlich wollte Simone das Thema aufgreifen, nicht ganz ohne Eigennutz?
"Also du meintest, du weißt nicht, ob du auf Latex stehst und ich habe nachgedacht."
"Wieso denkst du darüber nach, was ich nicht weiß?", jetzt schummelte Raphaela aber dreist, natürlich wusste sie, dass Latex bei ihr einen Kick verursacht.
"Weil wir es gemeinsam herausfinden könnten."
"Hä, das verstehe ich nicht, wieso sollte ich es herausfinden wollen?"
"Du bist jetzt zwanzig, richtig?"
"Ja, wieso?"
"Ich war auch so um die zwanzig, als ich das Material für mich entdeckt haben."
Jetzt senkte das Businessmädchen den Blick verunsichert in die Espressotasse. Zum einen wegen ihrer eigenen Erfahrungen mit Tante Gerda, zum anderen, weil das Gespräch in eine Richtung driftete, die sehr privat war.
Simone lächelte und wartete ab.
"Also nicht, dass ich neugierig bin, aber fragen darf ich doch, oder?"
"Was?", zögerlich hob Raphaela den Blick aus der Tasse.
"Na so im Allgemeinen meine ich, du magst offensichtlich, dich als Frau zu kleiden und da dachte ich, ich kann ja mal fragen."
"Das mit dem als Frau kleiden, ist ja nicht ganz freiwillig."
"Nicht ganz freiwillig, sagst du, ich glaube dir kein Wort. Schau doch mal, mit welchem Spaß du diesen blauen Rock trägst. Wenn dann noch ein Spiegel deinen Weg kreuzt, kommst nicht vorbei, ohne dich selbst zu bewundern. Das nennst du, nicht ganz freiwillig?"
"Ok, ich gebe es zu. Sehr sexy dieser Businesslook."
"Seit wann?"
"Seit wann was? Seit wann ich das sexy finde? Seit heute Morgen."
"Ich glaube dir immer noch kein Wort."
"Du bohrst in meiner Intimsphäre!"
"Nein tue ich nicht, ich bin nur neugierig und vergleiche dich mit meinen Jugendsünden."
"OK, ich habe das Crossdressing beim Fasching entdeckt, vor ein paar Monaten. War eher Zufall. Ihr habt ja von Gerda das eine Foto der Bolerodame bekommen, war eine Switch-Party mit Preisverleihung, da gibt man sich Mühe halt. Aber sonst, niente di niente."
"Aber es gefällt dir?", Simone ließ nicht locker.
"Schon so ein bisschen, ist wie Entdeckungsreise in eine andere Welt. Und da ich gern tanze, kann man ja auch mal leicht in die andere Rolle schlüpfen. Die Schritte sind nicht wirklich anders, nur spiegelverkehrt. Geht ganz leicht."

Sie schlürften ihren zweiten Espresso und ließen die Gedanken schweifen. Gerade als Raphaela dachte, das Gespräch wäre überstanden und würde eine andere Richtung einschlagen, setzte Simone nach.
"Also ich war so alt wie du, als ich das Material Gummi für mich entdeckte."
"Ungeschickt, jetzt sind wir wieder da, wo wir vor einer Viertelstunde waren, gibt es kein anderes Thema."
"Wieso bist so wirsch? Ich wollte doch nur ein wenig schwärmen und von mir erzählen."
"Schwärmen worüber? Dass Gummi die Kleidung sauber hält?"
"Nein, schwärmen darüber, warum ich es mag."
Jetzt war es dem Mädchen nicht mehr so ganz unrecht, offensichtlich wollte Simone ganz offen über ihren Fetisch reden. Vielleicht waren sie ja seelenverwandt.
"Schon gut, erzähl halt, warum Gummi was Besonderes für dich ist? Ich verstehe es glaube nicht so ganz."
"Es umhüllt mich eng, es macht warm, es lässt einen Schweißfilm entstehen und es riecht gut."
"Du schwärmst ja richtig."
"Ja", sie machte eine kurze Pause und gab dann zu, "ist eine Wonne, dieses Latex."
"Mit zwanzig hast du es für dich entdeckt und jetzt?"
"Jetzt mag ich es immer noch und trage es auch ab und an. Schockiert?"
"Nein. Jeder hat so seine Vorlieben."
"Und du?"
"Und ich?"
Sie spielten Katz und Maus.
"Und du, magst es mal ausprobieren?"
Raphaela zögerte eindeutig zu lange mit ihrer Antwort.
"Also ja!", freute sich Simone, "Du gehst jetzt hoch duschen und ich gebe dir ein paar Sachen zum Ausprobieren, OK?"
Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen und antwortete betont verzögert.
"Wenn du meinst, ich müsste das mal probieren, dann machen wir das halt mal. Aber wie gesagt, jeder hat so seine Vorlieben, wahrscheinlich teile ich deine nicht."

Eine Viertelstunde später kam Simone in das Dachzimmer mit einer Plastiktüte. Ralph rief aus dem Bad, das er gleich fertig sei. Er duschte sie sich noch eiskalt ab, damit seine Vorfreude keine verräterischen Spuren in einer Erektion findet. Nackt, nur ein Handtuch um die Hüften kam er ins Zimmer und mit noch nassem Haar frohlockte er, dass er gespannt sei.
Er bekam zwei schwarze Strümpfe gereicht und von Simone erklärt, dass diese innen mit einer Anziehhilfe befeuchtet wurden, damit man besser reinschlüpfen kann. Das klappte dann auch sehr schnell und schon war er untenrum eingummiert. Auf die Frage, ob gut oder unangenehm, gab es nur die ausweichende Antwort, dass es schon irgendwie passen würde und er halt von Natur aus neugierig sei.
Die Tüte war noch prall gefüllt.
Simone fand das Handtuch unpassend und bot an, sich wegzudrehen, wenn er den Schlüpfer anzieht. Das fand Raphaela nett und schlüpfte ohne groß nachzudenken in die gereicht Gummi-Radlerhose.
Simone kommentierte liebevoll, dass jetzt die untere Hälfte geschafft wäre. Ralph protestierte nicht wirklich und fragte seinerseits, was denn der Plan wäre. Die Antwort von Simone war eindeutig: "Na, 100% du Dummerchen."

Jetzt waren zwei lange Latexhandschuhe dran. Es wurde genauestens erklärt, was der Unterschied zu denen von Vileda war. Nämlich sind diese auf keinen Fall atmungsaktiv und auch nicht mit Flies innen.
Dann zauberte Simone ein enges Latexoberteil mit Stehkragen aus der Tüte, fast eine Art Rollkragenpullover und fragte rücksichtsvoll nach, ob ja oder nein.
Der Junge quittierte mit der salomonischen Antwort, wenn man nun schon mal soweit wäre, wäre es doch blöd, auf halbem Wege stehen zu bleiben.  
Als er auch dieses Teil angezogen hatte, war er vom Hals abwärts komplett in schwarz gekleidet und schaute in den Spiegel. Sah irgendwie gut aus auch als Mann so ganz ohne Busen. Jedoch im Schritt wurde die Beule schon wieder bedrohlich schnell größer. Um diesen Umstand nicht zum Thema zu machen, fragte er nach, was denn noch in der Tüte verblieben wäre.

Es sei eine Maske gesichtsoffen, wurde er informiert. Auf die Frage ob er mit dem Thema Latex jetzt so weit sei, das jetzt auch noch auf dem Kopf auszuprobieren, improvisierte Raphaela ausweichend. Seine Antwort, das Gefühl in den Klamotten wäre schon irgendwie außergewöhnlich, war inhaltsarm. Auf Simones Frage, ob außergewöhnlich schön oder außergewöhnlich unschön, kam ein außergewöhnlich mittel. Was auch immer das bedeuten sollte. Aber den Kopf jetzt auch noch zu bedecken, er wüsste nicht so recht warum. Simone meinte, das wäre kein Problem, man solle es am Anfang nicht übertreiben.
Ralph hatte sich selbst in eine Zwickmühle gebracht, sollte er um die Maske bitten, dann wäre es zu offensichtlich, dass er darauf abfährt. Sollte er aber hier an dieser Stelle aufhören, dann würde er sich selbst um ein Highlight betrügen. Die Maske würde eh nur den Kopf bedecken, das ganze Gesicht war oval offen. So zögerte er zu lange und das nutzte Simone aus, griff unauffällig in die Hosentasche zum Handy und schon klingelte unten das Festnetztelefon.

"Du da muss ich ran. Probiere dich aus oder einfach wieder raus aus den Klamotten. Gute Nacht."

Simone flitzte nach unten, schnappte sich das Telefon und verschwand im Wohnzimmer mit dem großen Fernseher.
Überrumpelt hing er seinen Gedanken nach.

Raphaela:
‚Wow, was war das denn?
Erst kommt sie mit einer Tüte voller Latex hier an und dann verschwindet sie so einfach?
Mir nichts dir nichts hat sie mich in eine schwarze Puppe verwandelt und dann jegliches Interesse verloren?
Gute Nacht, sagt sie, die kommt nicht wieder.'

Simone:
‚Dieser Schlingel, tut so als hätte er von Fetisch keine Ahnung.
Behauptet doch tatsächlich, Frauenkleidung sei so eine Art Zufall beim Fasching gewesen.
Will ich mal so halbherzig glauben, dass dieses Faible neu ist.
Aber wie bereitwillig er in das Latex gestiegen ist, das war garantiert nicht das erste Mal.
Ich beeile mich mal besser die Kamera in seinem Zimmer hochzufahren.'

Ralph:
‚Von Hals bis Fuß luftdicht verpackt, wie geil ist das denn.
Schau mal, mein Schwanz meldet sich auch schon zu Wort.
Jetzt steht er wie eine Eins.
Ein Glück, dass er vorhin noch ruhig war, sonst hätte sie es bemerkt.
Die Tüte mit der Maske liegt ja noch da.
Zum Glück.
Die will ich jetzt auch noch, aber sowas von.
Wie hat Simone so schön zum Thema Gummi gesagt:
Es umhüllt mich eng – stimmt
es macht warm – stimmt
es lässt einen Schweißfilm entstehen – stimmt
und es riecht gut – stimmt.
Ein teuflisch sexy Material.'

Simone:
‚Habe ich es doch geahnt, er steht immer noch vor dem Spiegel und betrachtet sich ausgiebig.
Siehst, jetzt zieht er die Maske freiwillig über, wusste ich es doch.
Was er wohl denkt?
Jedenfalls nichts Unangenehmes, das steht fest.
Die Hose hat aber eine große Beule bekommen.
Recht gut bestückt dieser Ralph.
Schau mal einer an, wie er kuckt, der rollt ja mit den Augen.'

Ralph:
‚Da steh ich hier ich junger Torr und bin so schlau wie als zuvor.
Ich hoffe sie hat es nicht gemerkt.
Ganz in Gummi, das ist eine Wonne nach so einem langen Tag.
Soll ich oder soll ich nicht.
Natürlich mach ich's, ist doch keiner da, der was dagegen haben sollte.'

Simone:
‚Wusste ich es doch.
Schlingel.
Jetzt streichelt er sich im Schritt.
Spitz wie Nachbars Dackel.
Jetzt reicht ihm offensichtlich das Rubbeln von außen nicht mehr.
Er schiebt das Oberteil nach oben und die Hand in die Hose.
Ups, jetzt holt er ihn raus.
Habe ich doch richtig geahnt, gut bestückt.
Schön gerade dieser Lümmel und der glänzt verschwitzt, lecker.
Die Eichel ist schön groß und rot wie eine Rose.
Jetzt zieht er die Vorhaut ganz zurück, das sieht in der Tat gut aus.
Warum rasiert er sich nicht?
Er ist noch jung, ein Rohdiamant halt.
Das geht nicht mehr lange gut, der pumpt ja wie von Sinnen.
Er ist ein Grünschnabel, genießen muss er noch lernen.
Dachte ich es mir doch!
Natürlich steckt er sich die andere Hand in den Mund und lutscht genüsslich an den Latexfingern.
Wie gierig.
Ein Schlingel, sag ich doch, von wegen, das erste Mal in Gummi.
Oh jetzt kommt er gleich.
Ups, Volltreffer mitten auf die Kamera, Blattschuss auf den Badspiegel.
Oh noch drei Ladungen im hohen Bogen.
Der Ralph ist halt jung, gerade mal 20 und hat noch Bums dahinter.
Schade jetzt sehe ich nichts mehr, alles im Nebel.'

Ralph:
‚Das tat gut.'

****

Putzmäßig startete der Dienstag wie der Montag aufgehört hatte, viel Arbeit halt. Raphaela schrubbte sich durch die lange Arbeitsliste der Schmiedlers für die Wohnetage.
Der Speisesaal war erst gegen Mittag als fertig.
Zum Essen kam Simone nur kurz vorbei, sie war in der Tat beruflich im Stress.
"Toll siehst du aus! Hast Dich heute für das 19. Jahrhundert entschieden?"
"Ja, dieses Kleid erfüllt seinen Zweck und ist nicht so warm wie die Schürze von gestern. Jetzt sehe ich schon ein bisschen aus wie eure Bedienstete, Mademoiselle Schmiedler, sie wünschen?", Raphaela machte in der schwarzen Tracht einen Knicks und hob die ausladende weiße Baumwollschürze gekonnt mit zwei Fingern.
Simone lachte.
"Passt, aber übertreibe es nicht! Gern kannst von den Sachen oben aus den Schränken nehmen, was immer Du willst, probiere Dich aus."
"Mach ich, die Sachen sind toll aber teilweise auch sehr außergewöhnlich."
Simone lächelte, wenn Raphaela ahnen würde, was alles noch an Fetischkleidung in den verschlossenen Schränken von Melanie drin ist, dann könnte es sein, dass sie schreiend Reißaus nimmt. Die ersten zwei Schränke waren ja doch eher harmlose Zofen- und Reinigungsoutfits, die mehr oder weniger zum Putzen passten. Gespielt unschuldig fragte Simone nach:
"So? Wie meinst du das mit außergewöhnlich? Außergewöhnlich schön oder außergewöhnlich hässlich?"
"Na zum Beispiel die Nachtwäsche, die ist außergewöhnlich ungewöhnlich."
"Weiß nicht was du meinst."
"Na unter dem einen Kissen lag ein Seidenhemdchen unter dem anderen ein anderes aus Latex."
"Hmm…", Simone spielte die Unwissende, "ich glaube mich zu erinnern, dass Melanie unter anderem auch einen Spleen hatte für Schlafen in Latex. Das Seidenhemd hat Joe für dich besorgt, Nachwäsche will man ja nicht von anderen Tagen, oder? Und Was ist mit dir? Hat dir das kleine schwarze Latexabenteuer gestern Abend gefallen?"
Sie wartete geschickt auf eine Antwort.
"Na ja, so mittel.", redete sich das Mädchen raus, "bin da nicht so wild drauf wie du."
Simone mit ihrem Wissen aus der Videoüberwachung im Vorteil, lockte Raphaela in eine Falle:
"So, so, also so mittel. Dann sollte ich dir wohl besser einen Männerschlafanzug besorgen?"
Raphaela überlegte und war sich unsicher, was sie jetzt eigentlich so genau wollte.
"Zieht ihr die Kosten für den Schlafanzug vom Lohn ab?"
"Nein", Simone lächelte verschmitzt, "aber, wenn Du willst, kannst du den für einen Strafpunkt haben."
"OK, das ist aber teuer. Dann habe ich zwei, richtig? …", recht zögerlich ergänzte jetzt Ralph mit männlicher Stimme, "Den zweiten Punkt werde ich schon irgendwie wieder los, so bin ich wenigstens nachts ganz Mann."
"Deine Entscheidung! Ich bestelle den gleich, soll ich?"
"Aber nicht rosa."
"Natürlich nicht in rosa, keine Sorge."

Auch Dienstagabend konnte Raphaela der Versuchung widerstehen, genau genommen war sie einfach zu Müde und hatte die Latexteil unter dem zweiten Kopfkissen vergessen. Sie schlief wieder in Seide. Damit aber kein weiteres Malheur wie in der letzten Nacht passiert, nutzte sie die Zeit unter der warmen Dusche und verschaffte sich vor dem zu Bettgehen Erleichterung.

*****

Am darauffolgenden Mittwoch wurde sie 16:00 Uhr von Simone genötigt, Feierabend zu machen: "Überstunden brauchen wir nicht, sonst ist am Ende der drei Wochen keine Arbeit mehr da."
Raphaela schlenderte durch ihr Reich und wusste nicht so recht was tun. Nur zwei Schränke waren offen und es gab natürlich den Tisch mit den Strafutensilien. Es grauste ihr, bei dem Gedanken an das Korsett und den Strafhöschen, die beide viel zu wenigen Zentimeter im Schritt und in der Taille ließen. Verwundert stellte sie jedoch fest, dass das Schloss jetzt wieder offen war. Offensichtlich waren die beiden Frauen der Meinung, ihr weiterhin alle Optionen offen zu halten. Und sie hatten eine Präzisierung auf dem Schildchen vorgenommen, die das Mädchen mit weit aufgerissenen Augen realisierte.
-1 Punkt in Kombination für 2h Stunden
Die andere Wäsche inspizierte sie nochmals gründlich, es waren halt typische Sachen für Putzfrauen und das Bankoutfit.
Erst zum Schluss entdeckte sie einen neu hinzugefügten großen weißen Wäschesack. Dieser hatte ein Bild und die Aufschrift
Schokoladenmädchen - Jean-Étienne Liotard - 1743

Raphaela kannte das Gemälde und hatte es schon im Original in Dresden gesehen. Sie dachte erfreut:
‚Wie interessant. War hier etwa dieses Kostüm drin? Hatten die das extra für Melanie gemacht, um sie ins 18. Jahrhundert Wien zurückzuversetzen?'
Sie öffnete die Schutzhülle und wurde von einem warmen Gummiduft empfangen.
‚Die beiden hatten doch tatsächlich das Kostüm aus Latex fertigen lassen! Wie abartig bizarr! Auf so eine Idee muss man erstmal kommen.'
Andererseits, je länger sie es betrachtete, auch in Latex originalgetreu und reizvoll in jedem Detail, desto mehr gefiel es ihr. Ein richtiges Wiener Stubenmädchen, berufen zu dienen und einer edlen Dame aus gutem Hause ein Getränk zu servieren.
‚Oder vielleicht sogar,' Raphaela lächelte versunken vor sich hin, ‚die liebste Zugehdame des Hauses und beim Baden und Garderobe behilflich.'
Der Gedanken gefiel ihr. Sie erinnerte sich, dass dieses Bild irgendwo in der Zeit von Sissi entstanden war und stellte sich jetzt vor, genau in diesem Aufzug, der Kaiserin beim Ankleiden zu helfen. Freudig lächelte sie gedankenversunken vor sich hin.

Sie streichelte liebevoll über das Material, setzte die altertümliche Kopfbedeckung kurz auf, band die Schleife vorn am Hals und fühlte eine aufkeimende Lust, dieses Kostüm gleich komplett anzuprobieren. Aber sie konnte sich bremsen, schnell schloss sie den Sack wieder, ermahnte sich zur Disziplin und hängte alles zurück in den Schrank. In den Schubfächern mit Wäsche fand sie einen weiteren enganliegenden Jogginganzug und passenden Turnschuhe, sehr modern sportlich und im weiblichen mintgrün/grau. Jetzt war ihr klar, was sie mit der verbleibenden Zeit machen wollte. Sie zog sich eine Miederhose an, die ihr Geheimnis im Schritt sauber verdeckte. Ein Sport-BH presste ihren Silkonbusen fest und stabil an die Brust. Die grüne ¾ Hose mit den drei weißen Streifen sah sexy aus, da diese den Po engumschlungen betonte. Hauteng unterstrich der ganze Sportdress ihre Weiblichkeit und Oberweite vorteilhaft. Die Turnschuhe waren weiß mit Streifen in derselben grünen Farbe und passten perfekt. Dazu konnte sie ein weißes Haarband und eine Runnerswatch finden. Eine kleine Kapuze machte das Outfit perfekt für einen modernen Teeny:
‚Ok und Daumen hoch!' befand sie vor dem Spiegel beim Aufwärmtraining, ,Sieht stimmig aus, auch wenn ich eigentlich kein Teeny mehr bin mit meinen 20 Jahren. So kann ich raus, da fühl ich mich wohl.'
Sie beobachtete das Mädchen im Spiegel, tippelte bewusst kleine Schritte vor und zurück und nahm einen weiblichen Rhythmus an. Was ihr besonders gefiel war sofort zu erahnen. Die wippenden Brüste und der knackige Hintern ließen sie strahlen, eine richtige Sportathletin war entstanden, schlank, wohl proportioniert und durchtrainiert. Das Selbstbild erfreute sie von ganzem Herzen.

Ein Gefühl mischte sich bei, welches sie nicht einordnen konnte. So eine Mischung aus Stolz und Neugierde, dazu eine Vertrautheit, die sie stutzen ließ.
‚Wie kann es sein, dass ich die Sportlerin mehr mag als den Sportler. Was passiert hier? Ist es die Kleidung oder liegt es an was Anderem? Auch wenn ich ganz dicht vor dem Spiegel stehe, sehe ich keinen verkleideten Mann. Eine echte Raphaela, ein sportliches Mädchen, ein Hingucker halt, so a la Beachvolleyball. Gefalle ich mir in dieser Rolle? Blöde Frage! Ja natürlich. Aber heute irgendwie anders. Dieses erotische ist nicht da - ich finde mich nicht geil. Was hat das zu bedeuten? Wie finde ich mich denn? Gute Frage! Stimmig.'
Diese Erkenntnis machte sie sprachlos. Sie hörte auf mit dem Rumgehopse vor dem Spiegel und betrachtete sich schweigsam mehrere Minuten. Ihr Gesicht war erstarrt, sie musterte jedes Detail und sprach dann überraschend laut:
"So ein Mist, jetzt bin ich zwei in einem."
Kurz darauf mit männlicher Stimme:
"Hallo Rapha, willkommen in meinem Leben."
Dann zwinkerte sie mit dem Auge und fuhr mit der weiblichen Stimme fort:
"Hallo Ralph, gefällt dir was du siehst, gelle!"
Es war deutlich zu spüren, sie hatte eine neue Grenze erreicht oder sie hatte sie bereits überschritten.     

Sie fragte fröhlich in Simones Büro: "Kann ich joggen gehen?"
"Als Mädchen in mintgrün?", erwiderte sie belustigt.
"War nichts Anderes da."
"Da werden dir die Männer auf die Pelle rücken, wirst sehen. Aber na klar kannst joggen gehen, kannst doch nach Feierabend machen was du willst."
"Hast du Streckentipps, vielleicht eine mit weniger, oder ganz ohne Männer?"
"Raus zum Tor nach rechts, gerade in die Burgunderstaße, dann bist du gleich im Luitpoltpark."
"Aber da joggen doch viele."
"Besser als Olympiapark allemal, aber was Besseres und Einsameres fällt mir in der Stadt auch nicht ein."
"Ok, ich probiere es mal aus, bis später."

Sie joggte los und achtete akribisch darauf, kleinere Schritte zu machen, als es Ralph es tun würde. Das wirkte zwar etwas unrund und war langsamer, jedoch der wippende Busen ließ sie schnell einen neuen dauerhaften weiblichen Rhythmus finden. Und es kam wie befürchtet. Schon nach einem Kilometer gesellte sich ein sportlicher Mann von circa 30 Jahren zu ihr und begann sie voll zu quatschen. War sie wirklich so attraktiv und auffällig? Sie entledigte sich seiner mit der ruhigen Bitte allein laufen zu dürfen. Dennoch kam direkt schon der Nächste. Hätte sie doch an ein Headset gedacht, das wäre ein eindeutiges Signal "NICHT stören" gewesen. Sie würde die Schmiedlers danach fragen müssen. Andererseits machte es ihr auch irgendwie Spaß so im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. Sie scannte die Gegend ab, bemerkte mehr und mehr anerkennende Blicke und besonders stolz war sie auf die der Frauen. Vor einer Fensterfront machte sie gekünstelt ein paar Dehnübungen und erhaschte einen Blick auf sich selbst. Das erklärt schon irgendwie alles, nahm sie bestürzt war. Sie sah in der Scheibe eine äußerst attraktive Joggerin, leicht schwitzend mit wippendem Pferdeschwanz. Das Sportkostüm betonte mehr als es versteckte und sie sendete damit das Signal: "Bitte sprechen sie mich an, ich suche Kontakt!"
Nichtsdestotrotz lief sie voller Freude insgesamt acht Kilometer immer mal wieder mit Jungs oder Männern im Schlepptau, fast wie ein Fliegenschwarm. Glücklich und schön ausgepowert erreichte sie nach einer Stunde wieder die Gartenstraße. Ein anschließendes ausgiebiges Duschen wirkte wie ein Jungbrunnen und sie entschied sie sich für den restlichen Abend für eine Bluejeans. Diese war auch ein wenig feminin kitschig mit Blumenstickereien. Schnell kombinierte sie diese mit einer weißen Seidenbluse und fertig war der Freizeitlook.

"Möchten sie heute noch ausgehen?", fragte überraschend Joe mit einem breiten Grinsen, sie war gerade aus London zurückgekehrt.
"Nein wieso?"
"Weil sie sich so zivil gekleidet haben."
"Nö, ich habe nur nichts anderes halbwegs Normales gefunden, die anderen Schränke sind ja noch abgeschlossen."
"Sieht gut aus.", lobte Simone, "wie eine junge Studentin, die ein bisschen auf Highsociety macht - mit Seidenblüschen, wie schick!"
"Nach dem Jogging habe ich erstmal genug von draußen, die Jogger waren alle notgeil und haben sich an mich ran geheftet."
"Und konnten sie fliehen?", Joe lachte.
"Nein ich war einfach super zickig, das kann ich auch schon ganz gut."

Sie aßen gemeinsam zu Abend, Raphaela wieder vorwiegend Salat und Käse. Joe plauderte gelöst von London und lobte die Fortschritte beim Frühjahrsputz, Simone sprach von ihrem Drehbuch für die Bavaria, es ging gut voran.
Sie saßen am Tisch wie eine kleine WG, die Stimmung war gelöst. Auch das Verhältnis von Frau Joe Schmiedler und Raphaela war weniger frostig als Sonntag. Lag sicher an dem Vorgang bei der Bank am Montag, der von Raphaela gut erledigt worden war. Sie besprachen die nächsten Arbeiten rund um den Hausputz und verabredeten sich zum gemeinsamen Fernsehen.

Die Tagesschau war beendet und Joe zappte lustlos durch die Sender.
"Wieder auf allen Programmen nichts Gescheites, da bekommt man einen Vogel."
"Dann lass uns Game of Thrones auf Netflix schauen", schlug Simone vor.
"Hmm…, mir ist heute irgendwie nicht nach Schlachtgemetzel, Intrigen und Mittelalter, das hatte ich zur Genüge in London.", Joe war offensichtlich nicht verhandlungsbereit. "Wie wär's mit einem guten Porno?"
Simone knuffte sie mit dem Ellbogen, lachte aber herzhaft. 
Raphaela war sich nicht sicher, ob sie richtig gehört hatte. Dann wurde sie rot und stammelte:
"Ich geh dann mal auf mein Zimmer und lass sie ein wenig allein."
"Jetzt seien sie doch nicht gleich eingeschnappt, war doch nur ein Scherz.", Joe hielt sie am Arm zurück, "wir trinken einen Wein und plaudern über Dies und Das, OK?"
Sie schaltete den großen Fernseher aus, nur auf einem kleineren flimmerte noch Blomberg.

Raphaela setzte sich wieder und fragte noch leicht erbost:
"Über Dies und Das oder darf ich zur Abwechslung mal ein paar Fragen stellen?"
"Kommt drauf an", Joe war vorsichtig geworden, "wenn es nichts Intimes ist, OK."
Dann überlegte sie einen Augenblick und ergänzte: "Und wenn es was Intimes ist was sie Rapha betritt, dann ist das auch akzeptabel. Also frei raus, was wollen sie uns gern mitteilen?"
Raphaela ließ sich das nicht gefallen und erwiderte bockig: "Ehe das hier wieder eine Debatte und Fragerunde wird, zum Beispiel über Männern in Frauenkleidung oder andere mich betreffende Details, dann doch lieber Pornos."
"So schlimm?", Simone vermittelte mal wieder in gewohnter lieber Art und Weise.
"Nein eigentlich nicht, nur…", sie zögerte noch mit ihrer Frage, "Was soll das alles hier?"
"Sie sprechen in Rätseln, was soll was alles, was gibt's da genau genommen nicht zu verstehen?", die Bankerin runzelte die Stirn.
"Joe, sei doch bitte mal weniger Business, die Kleine ist halt verwirrt, putzt bei uns wie Meister Propper, beim Joggen wird sie angebaggert und bei deinen Bankgeschäften muss sie James Bond spielen. Was hättest du dazu mit 20 Jahren gesagt?"
"Hast ja recht.", sie gab ihrer Frau einen lieben Kuss und Raphaela eine höfliche Aufforderung: "Na dann mal los, was haben sie auf dem Herzen?"

"Also erstens", begann das Mädchen jetzt zögerlich, "warum das alles mit der geheimnisvollen Klamottenauswahl, warum sind manche Schränke verschlossen und warum habe ich keine Männersachen?"
Simone antwortete: "Ich habe dir doch gestern extra einen Pyjama bestellt. War uns wirklich nicht klar, dass du darunter leidest, den ganzen Tag als Mädchen zu leben."
"Leiden ist auch irgendwie das falsche Wort aber ich fände es fairer, wenn ich die Wahl hätte. Habe ich aber gerade nicht."
"Haben sie tagsüber definitiv nicht!", Joe trat bestimmt auf.
"Weil wir uns so entschieden haben und sie auch. 2800€ in drei Wochen beinhalten halt ‚immer als Frau' und warum, wissen sie ja. Wir wollen einfach keine Männer um uns herumschwänzeln haben. Schon gar nicht in unseren privaten vier Wänden. Wenn sie die Hürde ‚als Frau' nehmen, nur dann sind wir uns sicher, dass alles was sie so nebenbei mitbekommen, draußen nicht rumgetratscht wird."
Sie blickte ihr direkt in die Augen.
"Verstehst Du, ist uns sehr wichtig. Daher auch, wenn du das Grundstück verlassen willst, immer als Mädchen, sonst wundern sich die Nachbarn. Verstanden? Kannst das akzeptieren?"
"Ok, habe ich irgendwie verstanden.", gab Raphaela zu. War ja auch irgendwie logisch, Nachbarn sehen alles.

"Warum haben sie eigentlich nicht das Business Outfit vom Bankbesuch an, das würde ihnen bestimmt besser stehen als die Blümchenjeans."
Jetzt lächelte Raphaela verlegen, damit hatte sie wirklich geliebäugelt.
Simone ergänzte: "Du bist hier keine Gefangene, kannst tun und lassen was du willst. Fühlst du dich unwohl."
"Unwohl ist wieder das falsche Wort, ungewohnt trifft es besser." 
"Du machst das super nach drei Tagen. Die Joggingtour war heute echt mutig."
"Danke."
"Ich denke auch, was ich heute Abend bei ihnen sehe, ist schon eine richtige Rapha, nicht mehr so gekünstelt wie noch am Sonntag. Hut ab."
Das war ja ein echtes Lob, und das aus dem Munde von Joe.
"Sogar der Security-Mann von der Bank war heute noch am Schwärmen von ihnen und berichtete ausgiebig von dem schönen Mädchen am Montag. Du warst wohl ein Highlight in seinem tristen Leben."
"Schon gut, macht ja auch ein bisschen Spaß.", gab Raphaela zu, "aber warum sind die anderen Schränke geschlossen?"
"Ist noch zu früh dafür, haben wir für sie entschieden. Wir wollen ja nicht, dass sie schreiend davonlaufen."
"So, so, sie haben das gemeinsam entschieden? Was erwartet mich denn noch? Noch wildere Dinge als das Schokoladenmädchen?"

Simone und Joe lächelten einander an und stimmten sich über den Blickkontakt ab, du oder ich, wer antwortet. Joe übernahm:
"Ja, da warten wildere Dinge. Aber alles nur ein Angebot, sie können sich gern ausprobieren oder einfach alle Tage immer dieselbe Jeans tragen. Ganz ihre Wahl. Melanie hat über die vier Jahre einen riesen Fundus aufgebaut. Das passt schon, wenn das nicht alles nach ihrem Geschmack ist."
"Verstehe ich richtig, sinngemäß wollen sie mich vor Melanies wilden Modeverrücktheiten schützen?"
"Ja so ungefähr.", Joe nickte.
"Und was ist mit dem Schokoladenmädchen-Kostüm? Warum hängt das jetzt auf einmal in meinem Schrank?"
"Gute Frage.", sagte Joe. Sie schaute Simone belustigt und neugierig in die Augen.
"Ja ihr habt ja Recht, ich war's. Ich dachte ja nur so, vielleicht bist du nach und nach ready for more. Joe du hättest die Rapha heute mal putzen sehen sollen, in diesem schwarzen Kostüm von 1860 mit weißer Schürze. Ganz freiwillig hat sie das ausgewählt."
"Was hatte ich denn für eine Alternative.", blaffte das Mädchen zurück. "Die Gummischürze etwa?"
Joe erhob jetzt ihrerseits die Stimme: "Nicht in diesem Ton Mädchen! Haben wir uns verstanden?"
"Tschuldigung!"
"Raphaela du musst entschuldigen", versuchte es Simone vermittelnd, "wir sind halt manchmal ein bisschen egoistisch und verschönern für uns deinen Aufenthalt durch mannigfaltige Kostüme. Entschuldige bitte Rapha", beschwichtigend legte Simone ihr die Hand auf die Schulter, "ja ich mag Latex, ich gebe es ja zu. Wenn Joe andeutet, sie möchte mal wieder das Schokoladenmädchen sehen, dann mach ich dir halt ein Angebot. Und es stimmt, der Wunsch trifft nicht nur auf sie, sondern auf mich zu."

Raphaela verarbeitete das gehörte und fasste zusammen: "Also ihr steht auf Frauen daher keine Männer im Haus. Und ihr steht auf Frauen die in altertümlichen Uniformen putzen, daher die riesige Kostümauswahl. Und jetzt kommt raus, ihr beide steht auf Latex und daher probiert ihr jetzt aus, wie ich auf das Schokoladenmädchen in Latexversion reagiere?"
Die beiden Frauen schauten ein wenig schuldbewusst nach unten und vermieden Augenkontakt.
"Ja so in etwa.", gab Simone zu.
Raphaela war im Ralph-der-Jurastudent Modus und blieb weiter in der strengen Verhörrolle und rügte die Frauen:
"So, so, dann ist das hier juristisch gesehen so was wie: Erschleichung eines persönlichen Vorteils unter Ausnutzung von Person, die sich in einem abhängigen Arbeitsverhältnis befinden?"
"Ja Euer Ehren, wir sind überführt", lachte Joe, "aber der Freiwilligkeitspassus wurde in jeder Situation gewahrt. Die ausgenutzte Person hat durch eigenes Handeln eine frei bestimmte Wahl."
"So, so…", nachdenklich verharrte er einen Augenblick, "…ist die frei bestimmte Wahl hier wirklich vollumfänglich gegeben?"

Somit war das Geheimnis der verschlossenen Schränke weitgehend geklärt, deren Inhalt nicht. Ralph wusste jetzt, dass er allein bestimmen könne, wie weit er gehen wolle. Wie, Was und Wo, er es macht oder unterlässt - war seine persönliche Sache. Also nach gut Gusto.

"Die beiden Angeklagten haben offensichtlich eine eigene Rechtsauffassung von:
- eine dritte Person zur Verkleidung zu animieren mit dem Zweck des eigennützigen Erfreuens an einer fraglichen Augenweide
- eine Frau zu bevorzugen bei Jobbesetzungen – trotz Diskriminierungsverbotes im Grundgesetz Artikel 3
- eine anzügliche fetischorientierte Kleidung zu offerieren an Personen zwischen dem 18. Und 21. Lebensjahr, also noch vor Erlangung der vollständigen Volljährigkeit.
- Übertrag der eigenen Vorliebe zu Gummi auf Unbeteiligte unter Ausnutzung besonderer Gegebenheiten.
So viel ist jetzt klar. Geben sie diese Tatbestände zu?"

Ralph der Jurist behielt die Oberhand. Hinzu kam das nicht koscher Angebot der Strafpunkte, die Angestellte könne sich in Korsetts zwingen oder andere einschränkende Maßnahmen ausprobieren, um diese abzugelten. Aber das hatte er schlicht weg einfach vergessen. Dabei war der Freiwilligkeits-Charakter ausgehebelt und noch dazu die Androhung von Strafen juristisch eindeutig illegal. Genau wie die Thematik Strafpunkte als Gesamtes rechtlich sehr wackelig war. Das deutsche Recht kennt hier eigentlich nur den Begriff "Abmahnung". Er hatte halt gerade mal ein Semester hinter sich und konnte mit den beiden Damen nur begrenzt diskutieren. Die beiden schwiegen einfach belustigt, ohne Schuldeingeständnis. So weit so klar, aber so leicht kamen die beiden nicht davon.

"Abschließende Frage der Anhörung: Seid ihr beiden fetischistisch?"
"Aber auf jeden Fall.", beide lachten und nickten übereinstimmend, "sonst wäre das Leben doch langweilig. Euer Ehren, stellen sie sich das mal vor, schön lesbisch und dann nur Blümchensex!"
Jetzt schwieg das Ralph und betrachtete die beiden ausgiebig, eindeutig ein Paar mit Faustdick hinter den Ohren. Geschickt ließ er die beiden schweigend allein und nickt andächtig vor sich hin.
Joe durchschaute den Trick zuerst: "Nein, nein, das geht zu weit, jetzt stell er sich das mit dem Sex auch noch bildlich vor, so war das nicht gemeint."
Jetzt war es Ralph der schallend lachte: "Angsthasen!"

"Das glaube ich nicht!", das war ein unerwartet lauter Ausruf von Joe bei dem Blick auf Blomberg. Hektisch drückte Joe auf der Fernbedienung rum, das Bild des kleinen Bildschirms erschien jetzt auf dem großen Fernseher.

...Übernahmeangebot von 2,7 Mrd $ für den Spezialisten in Verschlüsselungssoftware....

Auch Simone war aufgesprungen und gesellte sich zu Joe, die fassungslos im Zimmer stand. Das anschließende Geschrei war für Raphaela völlig unerwartet, und obendrein hochgradig unseriös. Wie zwei Teenies in der Zalando-Werbung kreischten die beiden Frauen um die vierzig, jubelten ausgelassen und umarmten sich.
"Ich fass es nicht."
"Das kann nicht wahr sein."
"Die spinnen."
"Hast das gesehen Zwei Komma Sieben"
Kreisch, Juhu, Bambule.
Jetzt schalteten sie auf NTV, selber Ticker und schauten anschließend auch noch im Internet.
"Ralph?"
"Ja."
"Kannst Du bitte ganz, ganz schnell in der Küche Champagner holen?"
"Wieso?"
"Frag nicht, hol einfach, eine Assistentin der Geschäftsleitung darf doch auch immer mittrinken. Bekommst auch was! Husch, husch."
Sie tippten auf dem Laptop rum und beachteten sie nicht weiter.

Ralph ging in die Küche, stellte drei Gläser und den Moët & Chandon Ice auf ein Tablett und dachte kurz nach. Dann rannte er mit seiner neuen Idee in Windeseile in Melanies Zimmer, zog sich aus und schmiss die Jeans und die Bluse achtlos in die Ecke. Der dunkelblaue Plisseerock mit passender Jacke und dazu der dunkelrote Rollkragenpullover waren schnell wiedergefunden. Dazu schnell die schwarze Strumpfhose und die Schuhe mit sieben Zentimeter Absatz angezogen und sie fühlte sich perfekt für Ihren nächsten Auftritt.

"Frau Direktor Joe Schmiedler?", sie spielte perfekt, "sie hatten die Assistentin gebeten Champagner zu holen, hier bitte sehr."
Sie reichte die Gläser mit geschäftsmäßigem Lächeln.
Den beiden Frauen fiel der Unterkiefer herunter, eben war er noch Ralph der Anwalt in Jeans, jetzt wieder ganz in der Rolle des Mädchens bei der Bank.
Dann lachten alle drei ausgelassen, prosteten sich zu, die Gläser waren im nu leer und es gab ja auch richtig was zu feiern.
"Kommen sie Frau Rapha", Joe spielte einfach mit, "hier können sie was lernen."
Auf dem Tablet war ein Taschenrechner zu sehen, der die Zahl 967,2% zeigte.
Voller Stolz erklärte Simone: "Frau Assistentin, sie sind soeben Zeuge geworden von einer Firmenübernahme, die die Schmiedlers mit einem persönlichen Rekordgewinn bedacht hat."
Joe grinste von einem Ohr zum anderen und blickte in ein fragendes Gesicht.
"967% nach Abzug Kapitalertragssteuer"
"Es ist mir eine Ehre", da sprach eine perfekte Bank-Azubi, "bei diesem wundervollen Erfolg meiner Mentorin dabei zu sein."
Sie schenkte die Gläser nach, Joe verteilte die Gläser und warf das Tablett auf einfach die Couch. Sie stieß wieder geschäftsmäßig an und umarmte dann beide herzlich ungeschäftsmäßig.
Als sich Raphaela endlich aus diesem Überschwang von Glück befreit hatte, fragte sie neugierig: "Ich vermute meine 2800€ sind jetzt gesichert? Können wir eventuell über eine klitzekleine…"
Joe ganz die Bankdirektorin:
"Nein! Aber toll sehen sie jetzt aus, jetzt weiß ich warum die Security der Bank so geschwärmt hat."
Sie betrachtete Raphaela lang und fügte hinzu: "Eigentlich schade, dass sie Jura studieren, sie wären perfekt als meine persönliche Assistentin."
"Gern aber hier ist kein Wunschkonzert, jetzt bin ich Frühjahrsputzbeauftragte. Wir können aber gern nach dem heutigen Geldregen über eine Vertragsänderung verhandeln."
"Geschickt, geschickt, das Mädchen! Was meinst Simone?"
"Ich brauche sie hier im Haus, deinen Bankkram musst schon allein machen."

"Ähm…, wollen sie mir nicht freundlicherweise verraten was der Einsatz in diese Softwarefirma war, ich meine vor den fast 1000% Gewinn.", geschickt kam Rapha auf eine in ihr brennende Frage zurück.
"Mädchen, Mädchen, sie müssen noch viel lernen.", Joe war nicht gewillt, Auskunft zu geben.
Simone war das aber egal, sollte sie ruhig ein wenig teilhaben:
"Wir haben die letzten zwei Jahre immer wieder nachgekauft, die Story war einfach glaubwürdig. Ein echt guter Tipp von einem Freund aus der Computerbranche. Verschlüsselungssoftware für Geldtransfer, wir haben beide nicht wirklich Ahnung davon."
"Interessant, bitte geben sie mir eine Lehrstunde."
"Ok", Joe war stolz und weichgeklopft, "wir sind mit 100 rein und haben nach und nach zugekauft bis wir weit über die eins waren. Heute ist jede ca. 15,30 Wert und wir sind im Durchschnitt bei 17% über ein Euro rein."
Simone war sicher, dass dieses Kauderwelsch von Joe gewollt war und das Mädchen keine Chance hatte, dieses aufzulösen.
Umso überraschter waren beide von der Antwort: "Sie haben gerade von unter 2 Mio. Invest gesprochen und heute feiern sie 20 Mio. cash, minus 25% KES, nicht schlecht. Macht mich stolz, dabei sein zu dürfen."
Volltreffer alles richtig durchdacht, das sah Raphaela eindeutig an den langen Gesichtern.
"Ich bin beeindruckt", sagte Joe dann doch, "passt erstaunlich für eine 20-jährige Anfängerin nicht schlecht. Doch lieber Bank als Jura?"

Sie tranken diese Flasche und eine weitere komplett leer, gackerten unaufhörlich und feierten wie drei Teenies an Silvester. Sie schlüpften erst Stunden später, kurz nach Mitternacht gut abgefüllt und zufrieden in ihre Betten.

*****

Am nächsten Morgen war das Haus sehr ruhig, offensichtlich waren alle ausgeflogen an diesem ersten Donnerstag.
Die junge Haushälterin war einsam, ein wenig sauer und hatte Kopfschmerzen. Sie ärgerte sich im Nachhinein über die plötzliche Gesprächswendung wegen der guten Börsennachricht. Nur einen kleinen Schritt war sie weitergekommen. Immer noch weit entfernt es endlich zu verstehen, was hier läuft - bzgl. Melanie, Latex, Schränke und die ganzen anderen Spielchen. Demonstrativ hatte sie die langweiligste Kleidung aus dem Schrank gewählt, die Jeans und die Bluse aber niemand da, den sie damit hätte ärgern können.
Am Kühlschrank wartete eine Nachricht auf sie:

Heute Termine bei der Bavaria und anschließend Geschäftsessen mit langweiligen Bankern. Warte nicht auf uns. Viel Spaß und Schlüssel für Haustür liegt an der Kaffeemaschine, falls Du joggen willst.
S & J

So, so, sie hatte also heute sturmfrei Bude und lange Hausarbeitsliste.
Neben dem Schlüssel lag eine Kopfschmerztablette, wie nett. Und ein Datenstick mit einem Klebezettel: für heute Abend, sowie 20€ mit der Aufforderung: hol bitte Frischmilch.
Die Laune besserte sich als der Hangover weg war und Raphaela machte sich pflichtbewusst an die Arbeit, heute in Jeans und einfachem weißen Kajak.

*****

Simone saß vor einem großen Besprechungsraum der BAVARIA in München Grünwald und musste warten. Der Tagesordnungspunkt vor ihrem eigenen Auftritt überzog maßlos und so langweilte sie sich und spielte am Handy.
"Hallo Gerda, ich bin´s Simone.", meldete sie sich.
"Hey das ist ja toll, dass du dich meldest."
"Drei Tage sind um, da dachte ich, ich plaudere mal ein bisschen mit dir."
"Und wie macht sich mein Neffe? Ähm, ich meine natürlich meine Nichte."
Beide kicherten.
"Ganz gut."
"Nun lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, erzähl schon!", bettelte Gerda. Und dann plapperte Simone drauf los und ließ sie teilhaben an den ersten Tagen. Gerda unterbrach nur selten und ermunterte immer wieder, Details preiszugeben. Simone verriet auch indiskret die Aktion mit dem schwarzen Latexanzug und dem Nur-mal-ausprobieren ob Raphaela eventuell auf Gummi abfährt.
"So, so meine Nichte hat also auch dran Spaß gefunden?"
"Scheint so."
"Bitte übertreibt es nicht."
"Ich glaube nicht.", erwiderte Simone, "die schwierigen Hürden haben wir schon hinter uns und Rapha hat nicht abgebrochen."
"Sie heißt jetzt Rapha."
"Ja so rufen wir sie, die Kurzform von Raphaela."
"Schöner Name.", bestätigte Gerda freundlich überrascht, als wenn sie nicht diejenige gewesen wäre, die diesen Namen für ihren Neffen erfunden hatte.

"Und bei dir Gerda, alles in Ordnung?"
"Schon irgendwie aber auch ein bisschen langweilig, ich habe gerade zu wenige Aufträge von den Filmstudios."
"Aber dafür hast du aber den Makeover von Ralph, sensationell hinbekommen."
"Stimmt, ich war richtig stolz auf mich."
"Wir sollten auf jeden Fall mal wieder was gemeinsam machen.", schlug Simone vor, "Kaffeehaus nächste Woche?"
"Gute Idee."
Dann war es kurz ruhig auf Gerdas Seite, als ob sie über etwas nachdachte.
"Apropos was gemeinsam mache, kann ich dich was fragen?"
"Mach ruhig, ich muss sowieso noch warten."
"Kannst du dich noch an Paul erinnern?"
"Der Regisseur? Na klar, wie sollte ich den denn jemals vergessen. Was ist mit Paul?"
"Nichts!", das war jetzt ein wenig zu bestimmt und zu hastig von Gerda, so dass Simone den Braten roch.
"Ihr seid wieder zusammen, echt?"
"Naja, wie soll ich´s sagen, so ein klitzekleines bisschen.", druckste Gerda rum.
"Das freut mich", erwiderte Simone von ganzem Herzen, "so lange ich mich erinnern kann wart ihr immer wieder mal zusammen und wieder auseinander. So ein richtiges ON / OFF Pärchen halt. Und jetzt?"
"Mein Bauch sagt mir, es wird was Ernstes."
"Und macht er noch Filme?"
Gerda schwieg kurz und dann fasste sie sich ein Herz: "Ja und nein. Eigentlich will er nicht mehr drehen und er braucht auch das Geld nicht, andererseits habe ich ihm einen Floh ins Ohr gesetzt."
"Jetzt machst mich aber neugierig."
"Lange Geschichte aber die Kurzfassung ist, dass mich Ralph auf eine Idee gebracht hat."
"Der Ralph, der jetzt gerade bei uns ist?"
"Genau der."
"Das kann ich gar nicht glauben, dein Neffe animiert Paul und dich zu einem Filmprojekt?"
Gerda schwieg und ließ Simone Zeit, selbst ihre Schlüsse zu ziehen.
"Andererseits…", fuhr Simone nun fort, "jetzt wo ich den Schlingel ein wenig kennengelernt habe. Reizvolle Idee."
Die Bilder der letzten Tage übersetzte Simone in einen Plot, noch kein Drehbuch eher so ein roter Faden, ein erstes Kopfmanuskript. Sie machte diesen Job schon sehr lange, daher kein Problem sich hinein zu versetzten.
Sie hing ihren Gedanken noch ein Weilchen nach.
"Hat was in der Tat."
Und erinnerte sich auch wieder ihres Gedankenganges vor ein paar Tagen, als sie in Raphaela einen Rohdiamanten entdeckte. Gerda schlürfte ihren Kaffee und wartete auf die nächste Frage.
"Und was Gerda erwartest du von mir?"
"Simone was glaubst du denn, ich bin ganz frei von Hintergedanken, weißt' doch. Nur so ein bisschen gemeinsames Nachdenken und beobachten."
"Aha, dachte ich es mir doch, frei von Hintergedanken heißt, du magst mich dabeihaben als Drehbuchschreiber, richtig?"
Gerda lachte und gab es zu: "Das wäre genial, wenn du das machen würdest."
"Gibt es einen Anfang der Ralph/Rapha Story? War es der Fasching mit der Bolerotänzerin?"
"Ja zum Beispiel, das wäre ein guter Start."
"Latex?"
Gerda überlegte nicht lange: "Genau das schwirrt in meinem Kopf rum. Erst so per Zufall reingeschlittert und dann ganz viel Latex."
"So kenn ich dich, du änderst dich nicht mehr in deinem Leben, oder?"
"Gegenfrage: du etwa?"
"Nein, natürlich nicht. Du könntest recht haben mit dieser Rapha, die hat schon was Besonderes. Das gebe ich gern zu, das Mädel macht Spaß."
"Also ich meine mal, wir sollten nichts überstürzen, ein bisschen beobachten und abwarten und dann mal schauen wo das endet. Was meinst du?"
"Wenn ich es mir recht überlege", Simone schwieg kurz, "ein paar Fotos haben wir schon, ein paar Notizen kann man machen. Jetzt nach vier Tagen kann ich schon mal deine Gedankengänge nachvollziehen."
"Und, wie lautet dein Urteil?"

Im Besprechungszimmer der Bavaria bewegte sich was, die ersten erhoben sich von ihren Plätzen, gleich würde Simone rein müssen.
"Ich muss leider gleich auflegen. Aber eins kann ich schon sagen."
"Ja?", Gerda war gespannt.
"Ich bin dabei als Drehbuchautorin."

*****

Derweil in der Villa war Raphaela kurz nach vier fertig mit dem, was sie sich für den Donnerstag vorgenommen hatte. Was sollte sie allein mit dem Rest des Tages anfangen? Joggen, Faulenzen oder vielleicht mal was ganz Anderes? Den Datenstick von Joe und Simone hatte sie vergessen, sonst wäre wohl der frühe Abend ganz anders verlaufen. Raphaela entschied sich für Shoppen, mit 20€ sicher nicht das Großereignis aber immerhin mal eine Abwechslung. Sie schlüpfte in das Bankfräulein-Outfit, schminkte sich sehr sorgfältig und dezent und machte sich auf den Weg. Milch war schnell im Supermarkt um die Ecke erledigt, ein Eis dazu war sicher genehmigt. Es freute sie, wie oft sie bewundert angeschaut wurde. Nicht nur von Männern auch Frauen und Mädchen beäugten sie mit dem typischen weiblichen Vergleichs- und Modeblick:
‚Wo hat die wohl das Outfit her? Sicher nicht von H&M? Hätte ich auch gern.'

Es machte ihr sichtlich Spaß, das Wetter war schön, so beschloss sie im Luitpoltpark ein erstes Sonnenbad zu nehmen. Eine abgelegene Parkbank in praller Frühlingsonne war schnell gefunden. Sie zog die High Heels aus, schlug die Beine adrett über kreuz und genoss ihr Eis. Hier kamen auch nicht die Jogger vorbei und niemand würde sie anbaggern. Das Leben war schön und unkompliziert bis kurz vor fünf.

"Haste mal nen Euro?"
Raphaela schreckte hoch, kann sein, dass sie leicht eingenickt war. Das wäre nicht verwunderlich nach der kurzen Nacht und der Schufterei.
Freundlich aber bestimmt antwortete sie:
"Nein leider nicht."
Diejenige, die gefragt hatte, war eine etwas runtergekommene junge Punkerin. Vielleicht Mitte 20, aber so genau konnte man das bei ihr nicht sagen. Überall an den Armen, Hals und Beinen unendlich viele Tätowierungen und im Gesicht an Lippe und Augenbrauen Piercings. Die Haare hatte sie als ein halbwegs gepflegter Irokesenschnitt, dazu eine kurze Leerjacke und ein Minirock. Sie war schlank, groß gewachsen und hatte sportliche Proportionen.
"Oder ne Kippe?"
"Nein, ich rauche nicht."
Die Punkerin wollte schon gehen, drehte sich dann aber doch zurück und fragte:
"Kann ich mich dazu setzen?"
"Ist ein öffentlicher Park, tu was du nicht lassen kannst." Sie klang etwas genervt. Als Ralph hätte sie Lust gehabt mit dem Mädel zu plaudern, sie sah interessant aus - als Raphaela im Businesskostüm wollte sie das gewiss nicht.
"Wetter ist schon ganz okay, oder?"
"Ja."
"Endlich Frühling, der Winter war hart."
Eigentlich wollte Raphaela jetzt fragen, ob die arme Punkerin die winterliche Kälte auf der Straße hatte überstehen müssen, besann sich aber lieber zu schweigen.
"Hast nen coolen Nasenring"
"Danke", das war Raphaela nicht recht, dass sie das entdeckt hatte.
"Passt gar nicht zu so einem Girlytyp wie du, ich mein ja nur von den Klamotten und so, eher ne Tussi."
"Geht dich genau genommen nichts an.", Raphaela war erschrocken, wie schnell das Gespräch in die falsche Richtung führte.
"Weißt' überhaupt was das bedeutet?"
"Pssst…, ich will mich sonnen und keine Zutexterei!"

Offensichtlich hatte sie den Ton richtig getroffen, es trat Ruhe ein und Raphaela schloss die Augen und genoss die Strahlen auf ihrer Haut. Die Punkerin drehte sich umständlich eine Zigarette, rauchte und betrachtete das Business-Mädchen interessiert von oben bis unten. Dann lächelte sie kopfschüttelnd, kontrollierte ihren Gedankengang erneut und ließ sich Zeit mit dem nächsten gut geplanten Frontalangriff.
"Tun dir die Füße weh? Trägst die Dinger selten stimmt's?" 
"Können wir schweigen?", antworte Raphaela zunehmend genervt.

Dennoch war nur für eine Minute Ruhe und wiegten sie in falscher Sicherheit.
"Du bist mir ne Type, hätt's fast nicht gemerkt, aber jetzt klaro…"
Raphaela wurde nervös und war schlagartig hellwach. Sie öffnete die Augen und starrte die Punkerin fragend an. Diese grinste breit.
"Deine Flüsterstimme, die ungewohnten Heels und dein Adamsapfel – klar, keine Zweifel, da kenn ich mich aus, du bist echt ne coole Type, beinahe wäre ich drauf reingefallen. Sprich mal lauter."
"Spinnst Du?", flüsterte Raphaela zurück.
"Lauter, trau dich!", forderte die Banknachbarin.
Raphaela schlüpfte nervös in ihre Pumps und wollte schon aufstehen, da bat die Punkerin mit milderem Ton.
"Hey kein Grund sauer zu sein. Ich war mal ne Zeit lang mit ner Transe zusammen, ist schon OK."
Jetzt nahm die Panik bei Raphaela ihren Lauf. Jedoch das Anziehen der Heels klappte nicht, kein Wunder so hastig wie sie es jetzt versuchte. Ganz schnell weg, das war ihr Wunsch aber jetzt wurde sie auch noch am Arm festgehalten.
"Hey Babe, entspann dich, ich bin kein Arschloch."
Raphaela gab auf, in ihrem jetzigen Gemütszustand war es unmöglich den zweiten Schuh anzuziehen und einbeinig über die Wiese zu hüpfen, war keine Lösung. Sie setzte sich wieder auf die Bank und wartete mit bösem Blick ab, was als nächstes kommen würde.

"Ich habe eine Idee.", die Punkerin fummelte ein rot schwarzes Hermestuch aus der Tasche der Lederjacke, "das passt gut zu deinen Klamotten und verdeckt den Adamsapfel."
Ralph schaute sie lange an und entschied sich für die männliche Stimmlage.
"So, so du bist also eine Expertin für Transen?"
Sie grinste voller Stolz und breit ob ihres Detektiverfolges:
"Ja, so in etwa. Du siehst echt toll aus, Hut ab."
"Danke", brummte er zurück. Die Angst war einer Neugierde gewichen und irgendwie fand er in ihr eine Art Seelenverwandtschaft. Er als halb freiwillige Transe, sie als Punk verloren in einer der reichsten Städte der Welt, zwei bunte Vögel auf einer Parkbank.

"Glaub mir, fast alle lassen dich als Mädel durchgehen, ich bin nicht wichtig, mach dir keine Sorgen."
"Mach ich sowieso nicht.", gab er jetzt wieder Herr der Lage zurück, "erzähl mal deine Story."
Das war in der Tat interessant. Sie war ein Landei, genau wie Ralph, rebellisch gegenüber dem Elternhaus nach München geflohen. Dann neuer Freundeskreis mit neuen Einflüssen aber immer soweit alles im Griff, dass das Studium an der pädagogischen Hochschule noch lief.
"Du wirst Mathelehrerin?", fragte er verwundert.
"Klar!"
"Bei dir wäre ich irgendwie gern wieder Schüler, wird bestimmt nicht so öde wie früher daheim." 
Die Punkerin sprach über ihre Clique und die üblichen Probleme, die unabhängig davon sind, ob man seine Heimat bei den Punks, im Roten Kreuz oder im Sinfonieorchester gefunden hat. Die Liaison mit einer Transe erzählte sie liebevoll und so erfrischend beiläufig, es war eine aufrichtige Offenheit für alle Lebensmodelle spürbar. Je länger sie erzählte, desto besser klappte die Wellenlänge.

"Und willste das Tuch mal als Abdeckung für deinen Adamsapfel probieren?"
"Wo hast das her?"
"Fiel aus einer Handtasche, ich war nicht nett genug es der Zicke wieder zu geben."
"So, so und das soll ich dir glauben?"
"Ja oder nein?"
Sie stand auf, stellte sich breitbeinig vor ihm hin und wartete auf sein Zeichen.
"Ok, ein schönes Geschenk sollte man nicht ausschlagen."
Sie band das Tuch geschickt um Ralphs Hals, knotete eine schöne Schleife und schaute ihm dabei in die Augen.
"Sieht gut aus.", bestätigte sie als sie fertig war, "was bekomm ich dafür?"
"Zigarette und Euro habe ich nicht.", er überlegte.
"Ein Kuss reicht mir."
Und noch eher er sich wehren konnte, nahm sie sich was sie wollte. Ralph fand es OK, sie passte jetzt nach dem langen Gespräch eindeutig in sein bevorzugtes Beuteschema.

Sie küsste gut und er erwiderte gern. Der nächste Schritt und all die folgenden kamen jedoch für ihn schnell und vollkommen unerwartet. Sie spreizte die Beine und setzte sich breitbeinig auf seine Oberschenkel. Ihre Arme legten sich um seine Schultern und der Kuss wurde ein stürmisches Rumgeknutsche. Und noch ehe sich Ralph richtig besinnen konnte was hier abging, schob die Punkerin fordernd seine Hand unter ihren Minirock.
Schlüpfer Fehlanzeige - stattdessen ein Feuchtbiotop mit kleinem Piercing.
Die fremdgeführte Hand versuchte sich zurückziehen, keine Chance, sie drückte diese die mit Gewalt in ihren Schritt. Seine Finger fanden ihren Weg und sie begann zaghaft zu streicheln und rubbeln. Er war nicht Herr der Lage, sie bestimmte eindeutig die Richtung.

Hastig zerrte die Punkerin den Plisseerock nach oben und riss ein Loch in die Strumpfhose. Anschließend holte sie seinen halb aufgerichteten Schwanz aus dem Schlüpfer. Das alles mit so viel Geschick, hier war eindeutig eine Serientäterin unterwegs. Unablässig knutschte sie ihn ab, befriedigte sich an seiner Hand und fummelte wie selbstverständlich einhändig ein herbeigezaubertes Kondom über seinen Penis. Dann zog sie seine Hand aus ihrem Schritt und schob sich den jetzt prall stehenden Schwanz von Ralph in ihre Grotte hinein. Sie ritt ihn schnell und heftig ohne auch nur eine Sekunde zu verschwenden. Kurz darauf hatte sie ihren gewünschten Höhepunkt, kostete diesen aber überraschend kurz aus.
Statt zu genießen, sprang sie schnell auf, zog ihren Minirock nach unten, gab ihm einen Kuss auf die Wange:
"Guter Tausch, Tuch gegen Quicky – ich muss jetzt los." 
Und weg war sie.

Ralph war perplex, unfähig ein Wort herauszubringen. Hastig zog er seinen ramponierten Plisseerock nach unten und schaute ihr verwirrt nach. Er begriff nicht, was das eben war. Eine unendliche Leere überkam ihn. Er fröstelte, zog paralysiert die Schuhe an, stand auf und wanderte langsam wie in Trance über die Wiese.

"Alles in Ordnung bei ihnen?", eine besorgte ältere Spaziergängerin sprach das torkelnde Mädchen an.
Raphaela erschreckte sich sichtlich, stammelte irgendwas Unverständliches.
Die Oma war sich sicher, dieses hübsche Mädchen ist schon nachmittags total besoffen. Schnell zog Raphaela die Schuhe wieder aus und rannte apathisch in schnellst möglicher Geschwindigkeit zurück zur Villa. 

Simone bekam eine SMS von Joe.
schau mal bitte daheim vorbei, sie liegt auf dem Bett und weint
AW: hast wieder spioniert?
AW AW: ja - nerv nicht - scheint echt ernst zu sein
AW AW AW: Ich eile, bekomm ich hin, bis später in der Bank

Schon eine Viertelstunde später klopfte Simone an die Tür des rosa Zimmers.
"Darf ich reinkommen?"
Sie trat ein und in der Tat, da lag mit tränenverschmiertem Gesicht Raphaela auf dem Bett.
"Alles in Ordnung?"
"Nein."
Simone setzte sich auf die Bettkante streichelte dem Mädchen über den Kopf und wartete ab.
"Magst drüber reden?"
Statt einer Antwort ein Schulterzucken und wieder kullerten ein paar Tränen.
Simone ließ ihr Zeit, sich zu beruhigen.
"Es ist alles so kompliziert", schluchzte sie, "ich glaube ich pack das nicht."
"Was ist passiert?"
Zögerlich zuerst, dann aber mehr und mehr froh jemanden zu haben, der zuhört, begann sie sich zu öffnen.
"Ich hatte heute Abend ein typisches Ralph-Erlebnis und jetzt bin ich vollends durcheinander. Ich weiß gar nicht mehr wo vorn und hinten ist."
Sie berichtete stockend vom Milch holen, vom Frühling im Park und die ganze Geschichte mit der Punkerin. Dann schwieg sie.

"Und war der Sex gut?", Simone versuchte die Situation aufzulockern.
"Das ist es ja", Raphaela schnäuzte erst einmal befreiend in ein Taschentuch, "es war verwirrend und irgendwie auch gut. Ich war Ralph und habe eine Punkerin gefickt aber es war irgendwie auch andersrum, eigentlich hat sie mich gefickt."
Noch ein kräftiger Schnäuzer, und sie hatte irgendwie den Frust draußen.
"Aber es war schon gut und sexy."
Simone wartete einfach nur schweigend ab und strahlte Nähe und Verständnis aus.
"Vielleicht ist das alles einfach nur zu viel von allem für mich. Zu viele neue Eindrücke jeden Tag, zu viel Arbeit, zu viel Frau und dann wieder Mann. Alles so kompliziert. Und dann auch noch aus heiterem Himmel 20 Millionen € und einen Kater von zu viel Champagner."
Simone nickte und lächelte.
"Und eure Geheimniskrämerei geht mir auf den Sack. Ich werde nicht schlau aus euch."

Simone räusperte sich, strich ihr nochmals tröstlich über den Kopf und sagte schlicht: "Na gut, dann bereinige ich mal das Unbehagen kurz und schmerzlos.
Ja, wir sind ein lesbisches Paar und in gewisser Weise reich und extravagant.
Ja, wir stehen auf Latex, sogar ganz schön dolle. Sowie BDSM dazu aber keine Sorge, die ganz harte Tour ist nicht so unser Ding. Wir sind halt alt und mit vielen Wassern gewaschen, haben uns ausprobiert und unseren Lebensstil gefunden. Verstehst Du?"
"Glaub schon."
"Ja, wir haben auch einen riesigen Schrank mit Fetischsachen, nicht nur du oben in deiner Bude. Und auch ja, wir hatten, als Melanie hier lebte, eine Dreiecksbeziehung. Ziemlich sexy aber auch kompliziert mit Krisen und so weiter.
Du bist ganz anders als sie, du bist Ralph und Raphaela, du bist du, erfrischend anders. Keine Angst wir interpretieren in dich keinen Melanie-Ersatz."
Sie pausierte kurz.
"Du bist für mich, wie sag ich es jetzt, so dass du es nicht in den falschen Hals bekommst? Du bist so was wie eine Nichte für mich. Eine Nichte die zu Besuch ist. Und du musst wissen, ich habe keine Geschwister und auch keine richtigen Nichten und Neffen. Du tust mir gut. Ich mag dich. Schön, dass du da bist."
Simone schwieg und Raphaela kam einfach näher, umarmte sie sehr liebevoll. Sie genossen diese Nähe, die Wärme und das lange fällige klärende Gespräch.
"Ich mag dich auch."

Bevor Simone ging bat sie noch:
"Schau dir auf jeden Fall die Bilder auf dem Datenstick an, die erklären die meisten Fragen. Joe und ich konnten ja nicht ahnen, dass du nicht neugierig genug bist auf die Fakten, stattdessen treibst dich im Park rum. Dazu im blauen Rock als aufreizende Beute und einer Punkerin vögelt dich. Du machst vielleicht Sachen. Das hat dich kurz aus der Bahn geworfen aber ich bin zuversichtlich, wir werden noch tolle zwei Wochen haben."
Raphaela nickte jetzt zaghaft, sie war wieder im Lot.
"Mach ich, versprochen. Viel Spaß mit den langweiligen Bankern, mach dir keine Sorgen mehr, bitte!"
"Schau mal, hier habe ich ein Notfallhandy für dich. Joe und ich sind einprogrammiert."
Das war in der Tat ein Telefon nur für besondere Zwecke. Dieses hatte keine Smartphone Funktionen, nur ein Tastenfeld und eine Nummernanzeige, geschweige denn Internetzugang oder andere Gimmicks. Im Adressspeicher waren genau zwei Einträge. Der Kontrollversuch ließ Simones Handy erklingen.
"Danke.", erwiderte Raphaela auch wenn sie ein wenig enttäuscht war über dieses Kinderdingens.

"Weißt, was ich noch schnell gern machen würde?"
"Nein, was denn?"
"Den Nasenring raus, das war eine echt blöde Idee von uns, passt nicht zu dir."
"Gute Idee."

*****

Auf dem Datenstick waren nur vier Fotos, jedoch erklärte diese kleine Auswahl fast alles, was Simone zuvor erklärt hatte.
Das Foto eins mochte so ca. zehn Jahre als sein und zeigte ein frisch verliebtes Paar Simone und Joe in der Karibik im Urlaub. Beide sahen aus wie Hippies und lagen sich in den Armen.
Auf dem zweiten Foto, waren wieder sie beide, aber verkleidet für eine Faschingsparty oder so was Ähnliches. Sie trugen beide schwarzweiße Sträflingskleidung und eine Eisenkugel am Bein. Die Kleidung war nicht billig, das sah man sofort und glänze wie poliert. War ganz sicher aus Latex. Dazu trugen sie gesichtsoffene Kopfhauben und schwarze Handschuhe. Eindeutig der Bezug zum Fetisch und das mit sehr viel Stil.
Auf dem nächsten waren sie als Hochzeitspaar zu sehen, ganz traditionell aber beide in Weiß. Simone wie eine Braut mit ganz viel Tüll und Tütü – Joe im weißen Hosenanzug mit Blume im Revers.
Das letzte Foto zeigte Melanie als Schokoladenmädchen, wie sie Joe und Simone bediente. Raphaela war mehr als begeistert und konnte den Blick nicht von diesem Kostüm aus dem 18. Jahrhundert reißen. Sie zoomte jedes Detail und war hin und weg. Erst später entdeckte sie, dass beide Frauen gar nicht wirklich bedient wurden, sondern bewegungsunfähig auf ihren Stühlen saßen. Sie waren mit unscheinbaren Seilen an Lehne und Stuhlbeine gefesselt. Offensichtlich eine Bondage-Session. Und bei näherer Betrachtung erkannte sie einen Knebel im Mund von Simone. Ein Schlauch von dort endete in einer Tasse. Jetzt erkannte sie auch das Detail auf dem Tablett der Dienerin, ein Krug mit gelblicher Flüssigkeit und der Aufschrift "Saft".

Wieder und wieder zappte sie die Bilder durch und gewahr das eine oder andere Detail. Die Auswahl der Bilder war in der Tat gelungen und erklärte alles, was Simone bereits gut und ehrlich zusammengefasst hatte: lesbisch, reich, latexbesessen, bondageverliebt, ménage à trois, verliebt-verlobt-verheiratet, ein bisschen pervers und alles mit spielerischer Leichtigkeit.

Der letzte Tag der ersten Woche verging im Fluge, vollgepackt mit all den Reinigungstätigkeiten und Raphaela kam gut voran. Die Abende verbrachte sie wie immer gern mit den Frauen oder mit Joggen aber die einsame Parkbank mied sie erst einmal für ein Weilchen. Morgens holte sie Brötchen beim Bäcker und lernte Bäcker-Benny kennen, mit dem sie jedes Mal ein paar Worte wechselte. Der hatte sich in sie verguckt und genoss jeden Morgen ihr Erscheinen. Im Kleiderschrank probierte sie nicht allzu viel rum, sie hatte ja ohnehin noch mehr als zwei Wochen Zeit dafür.
Samstagmorgen erfuhr sie, dass sie von beiden Unterstützung bekommen würde. Zu dritt war großer Gartentag angesagt. Sie behoben all die Winterschäden und pflanzten hunderte Blumen, die ein Gärtner am Morgen gebracht hatte. Das Gewächshaus wurde geschrubbt und auch bestückt. Mittag saßen sie erstmals auf der Terrasse und bewunderten ihr kleines Kunstwerk.
"So gegen drei sind wir bestimmt fertig, mit der Fläche hier im Blickfeld, der Rest kann bis nächste Woche warten.", freute sich Simone.
"Das wäre gut, gegen vier müssen wir los.", ermahnte Joe, "nicht traurig sein Rapha, wir sind Sonntagabend wieder zurück aber dieses Wochenende können wir dich nicht mitnehmen."
"OK?", sie war verwundert und enttäuscht über die plötzliche Wendung, das Wochenende allein verbringen zu müssen.
"Joes Mama hat Geburtstag, da müssen wir pünktlich zum Abendessen erscheinen und morgen ein paar Familienpflichten erfüllen, das verstehst doch, oder?"
Ja das verstand sie: "Passt, ihr könnt ja nicht plötzlich dort zu dritt auftauchen mit mir. Was solltet ihr denen auch erzählen."
"Nee geht nicht, die verdauen noch alle schwer dran, dass wir geheiratet haben. Da sollten wir nicht noch einen drauflegen und mit unserem Frühjahrsputzengel einfliegen."
Joe stupste Raphaela tröstlich auf die Nase: "Nicht traurig sein, die anderen beiden Wochenenden bist du nicht allein, versprochen, eher im Gegenteil."
"Stimmt!", ergänzte Simone, "da habe ich nämlich Geburtstag und du bist bei meinem rauschenden Fest auf jeden Fall dabei, versprochen."

*****

So werkelte Raphaela ab vier ganz allein im Garten und räumte anschließend feinsäuberlich alles auf. Nach dem Abendbrot duschte sie kurz und gönnte sich, nur mit dem Handtuch um die Hüfte geschlungen, die Bundesliga mit einer Flasche Bier. Jetzt musste einfach mal ein bisschen Ralph-Zeit sein.  
Vor der Tagesschau holte er sich ein zweites Bier und registrierte neben dem Kühlschrank den Datenstick. Ein Klebezettel lag daneben mit Joes Handschrift:

sind neue Bilder drauf
arbeite nicht so viel
genieße den Sonntag
wir sind morgen um 6 zum Abendbrot zurück
mach Salat für uns drei
viel Spaß
J+S

Er schnappte sich den Stick, entschied schnell, dass die Tageschau sowieso meist langweilig ist und ließ die Bilder auf dem großen Fernseher starten. Er war gespannt was wohl jetzt drauf ist, lümmelte sich auf das Sofa und verfolgte zunächst die vier Fotos die er schon kannte. Genüsslich trank er Bier und verfolgte freudig die langsame Diashow, Karibik, Sträflinge, Hochzeit, Fesselsession mit Schokoladenmädchen Melanie.

Dann poppte das fünfte Foto auf und er drückte sofort begeistert die Pausetaste der Fernbedienung. Es zeigte eine Schaufensterpuppe, eindeutig weiblich und fast nackt nur bekleidet mit zwei halterlosen Strümpfen. Diese Strümpfe waren aus milchig gelbem Latex und durchsichtig. Das nächste Bild fast unverändert, nur trug die Puppe jetzt gleichfarbige Handschuhe. Dann kam ein Hüftgürtel mit Strapsen dazu und im Bild vier der Serie eine Kopfmaske, die nur Augen und Mund offenließ. Alles im gleichen Farbton und perfekt aufeinander abgestimmt. Bild fünf ergänzte einen BH und Bild sechs war unerwartet, jetzt hatte die Puppe eine Nachtmütze auf dem Kopf. Diese sah recht witzig aus, wie eine Frauenbadekappe, die vielen Haare darunter verbergen würde und einen Spitzenrand rund um den Kopf wie ein Stirnband, der spielerische Falten warf. Neugierig schaltete er auf das nächste Bild und da war es wieder, das Nachthemd, das er vor ein paar Tagen unter dem zweiten Kopfkissen in Melanies Bett gefunden hatte. Ein Rüschennachthemd bodenlang mit ausladender Materialverschwendung in allen Teilen, riesige Puffärmel, engem Kragen und breite Bündchen mit Rüschen. Dazu hatte sich der Schneider ein lockeres Oberteil ausgedacht, wie eine Barock-Bluse und einen Rock, aus so viel Gummi, mit dem ganzen Material hätte man gut und gern zwei Kleider machen können.
Die gesamte Puppe sah jetzt in der Tat sehr nach Schlafenszeit aus. Das gelbliche Gesamtkostüm umspielte jeden Millimeter Haut sehr reizvoll.
Das letzte Bild war eine Collage mit der Überschrift "Schlaf gut, egal wie". Drei Schaufensterpuppen nebeneinander, die erste mit dem gelblich schimmernden Ganzkörper-Latexoutfit, die zweite Puppe im Seidennachthemd, welches Ralph seit einer Woche jede Nacht trug und das dritte mit einem Herrenbaumwoll-Pyjama in dunkel blau.

Ralph startete die Diashow ein zweites Mal. Jetzt achtete er auf jedes Detail und dachte dabei nach. Offensichtlich hatten die Damen des Hauses sich einen schönen Joke erlaubt und mit einigem Aufwand die Puppenshow vorbereitet. Und ebenso offensichtlich war, dass er die Wahl hatte und nun auch Besitzer war von einem Männerschlafanzug. An diesen Ralph-Pyjama gekoppelt hatte sich sein Strafpunktekonto nun leider auf zwei erhöht.
‚Das habe ich mir selbst eingebrockt.'
Seine Überlegungen waren ein wenig unkonzentriert und kamen zunächst nicht auf den Punkt. Das Badetuch um seine Hüften erklärte ein wenig warum, es hatte sich mittig ein wenig in ein Zirkuszelt verwandelt, der Penis hatte reichlich Blut bekommen.

Ralph leerte sein Bier und entschied: "Jetzt schau ich mir die Optionen mal in live und Farbe genau an."
Maßlos enttäuscht fand er in seinem Zimmer nur zwei, unter dem Kopfkissen das weiße Nachthemd und den neuen blauen Männerschlafanzug, sonst nichts.
"Wollen die mich verarschen?"
Ratlos saß er auf dem Bett und entschied sich lustlos für den Ralph-Style, schlüpfte in die Baumwolle und ging wieder nach unten zum Fernseher. Er hatte irgendwie den Elan verloren und zappte lustlos durch alles Programm, trank ein weiteres Bier und wusste nichts so richtig mit sich anzufangen.

"Ping" eine SMS von Simone:
und ist der Pyjama ok?
AW: passt
AW AW: gut zu wissen – schlaf gut
AW AW AW: bin noch nicht müde
AW AW AW AW: fernsehen?
AW AW AW AW AW: langweilig
AW AW AW AW AW AW: hier auch langweilig – lol

Ralph schrieb nicht zurück lol, ihm war nicht zumute nach "laughing out loud". Deutschland sucht den Superstar war auch nicht geeignet seine Laune zu verbessern. Gerade als er auf dem Weg war, ein viertes Frustbier einzuschütten, kam eine weitere SMS, dieses Mal von Jo:
Wenn Dir langweilig ist, dann schau doch Rue Paul auf Netflix!
Passwort: uqoe7z
oder probiere mal ein paar neue Sachen von M. aus.
Wir haben oben einen Schrank mit "Spielsachen" geöffnet.
Sei nicht traurig, wir sind morgen pünktlich 18:00 Uhr wieder daheim.
AW: DANKE

Kaum hatte er die Nachricht abgesendet, ärgerte er sich über das große DANKE und das Herz. War schon peinlich, dass er ihnen gleich zu verstehen gab, dass er sowohl "Rue Paul" als auch "Spielsachen" herbeisehnte.
Es kam keine Antwort. Justus gerade in dem Augenblick stupste Joe ihre Simone an und sagte: "Wusste ich es doch, die neuen Bilder haben ihr gefallen. Schau mal, fett Danke und sogar Herzchen."

Ralph stellte, jetzt sehr neugierig geworden, das volle Bier zurück in den Kühlschrank und beeilte sich hoch in sein Zimmer zu kommen. Das Ankleidezimmer war fast unverändert, nur Stand neben dem Tischchen mit den Strafutensilien jetzt eine Kamera auf einem Stativ. Das fand er sofort gut, zum Ausprobieren gehört ja auch irgendwie das Festhalten der Momente in Fotos.
Er probierte die bisher verschlossenen Schranktüren durch und wurde nur bei einer fündig, die jetzt zusätzlich unverschlossen war.
Ein betörender Latexduft schlug ihm entgegen als er die Türen öffnete. Sein erster Blick gewahr rechts drei Nachthemden, die denen, die die Schaufensterpuppe getragen hatte, sehr ähnelten. Ein Nachtkleid war für eine größere fülligere Person gedacht und zwei andere für etwas kleinere Menschen. Es erschloss sich fast zwangsläufig für ihn, dass es wohl Zeiten gab, in denen Melanie, Joe und Simone alle drei dieses Outfit getragen hatten.

Noch ehe er sich den Schubfächern zuwenden konnte, fiel ihr Blick auf die Innenseite der Schranktür. Dort hingen Mappen mit der Aufschrift "Bedienungsanleitung / Gefahrenhinweise" und "sorgfältig lesen". Auf der anderen Tür hing ein großer Hochglanzausdruck eines Fotos. Darauf zu sehen war die Schaufensterpuppe mit der Latexnachtkleidung auf dem Boden liegend. Hier auf dem Foto aber doch deutlich verändert gegenüber dem USB-Stick. Die Puppe lag grade gestreckt halb auf dem Rücken, trug einen Knebel im Mund und war wie ein Paket mit weißen Lederbändern verschnürt. Ihre Arme waren an den Körper gepresst und damit sie sich auf keinen Fall befreien kann, waren die Hände mit Handschellen und Zeitschloss auf dem Rücken verbunden. Die Digitalanzeige auf dem Bild zeigte 9:59. Ihm wurde jetzt klar, die Bedienungsanleitungen waren von diesem Fesselzeugs.
‚Nicht unbedingt mein Ding!', dachte er.
Ein weiterer Blick auf die gefesselte Puppe ließ ihn stutzen. Er betrachtete das Foto genauer und entdeckte Speichel tropfte am Knebel vorbei auf den Boden.
‚Das ist gar keine Puppe, das ist ein Mensch.' Er schüttelte ratlos den Kopf und dachte, ‚wieso lässt man sowas mit sich machen?'

Lieber wand er sich den Nachtkleidern zu, fuhr liebevoll mit der Hand drüber und konnte nicht widerstehen. Er versenkte seinen Kopf hinein und atmete tief ein. Jetzt fasste er einen Entschluss für die Kleidung des weiteren Abend. Eins war klar, es war weder der Männerpyjama und auch nicht das Seidennachthemd.
"Jetzt ist Schluss mit Ralph-Zeit, jetzt mach ich mich fertig für die Nacht."
Ein klares lautes Selbstgespräch und schon huschte sie ins Bad, entledigte sich des Baumwollschlafanzuges und holte ihren Busen.

Jetzt wieder ganz und gar das neugierige Mädchen, wurden die Schubladen mit Elan durchsucht. Alle waren feinsäuberlich gefüllt mit Dingen, die die drei Frauen damals brauchten. Sie fand die Strümpfe und zog einen über. Dann stutzte sie kurz und zog ihn wieder aus. Sie hatte sich der Kamera erinnert und wollte ähnlich den Puppenfotos eine Ankleideserie von sich selbst festhalten. Sie wählte eine Position mit neutralem Hintergrund im Zimmer und schoss mit Zeitauslöser ein paar Fotos nackt. Als sie diese Fotos betrachtete war sie zufrieden mit der Ausleuchtung und Qualität und freute sich. Was ihr aber missfiel, war dieses Zwitterwesen mit Pimmel und weiblichem Gesicht.
"So kann das nicht bleiben.", legte sie laut fest und dachte nach.
Sie ging erneut ins Bad und klebte den Busen sorgfältig auf ihre Haut und formte aus ihrem Wuschelkopf einen Zopf. Jetzt war sie beim Blick in den Spiegel fast zufrieden, nur unterhalb des Bauchnabels, da passte es nicht. Die Puppe hatte gar keine Hose getragen und auch die drei Damen hatten nicht ihr Penisproblem. Daher durchsuchte sie die Schubladen nach einer Lösung für ihr persönliches Problem, das geschickte Verbergen ihrer Genitalien.

Das tägliche Korselett war völlig ungeeignet für die Fotosession. Ihre jetzige wuschige Gefühlslage trieb sie in die Perfektion und ein großes Abenteuer, so viel war ihr sofort klar: ‚Die Fotoserie sollte mindestens so perfekt werden, wie die der Puppe.' Alles Mögliche kramte sie aus den Schränken heraus und schüttelte irritiert den Kopf bei den Fesselutensilien und den anderen Dingen, die die Damen alles in den neuen Schrank gepackt hatten. Erst in der unteren Schublade fand sie was Brauchbares aber es widerstrebte ihr sofort, das zu benutzen. Verwundert hielt sie kopfschüttelnd eine Windelhose in der Hand. Diese war neutral weiß und sah irgendwie aus wie für einen inkontinenten Erwachsenen gemacht. Dazu gab es noch mehrere transparente Gummihosen mit Rüschen am Bund, die wahrscheinlich dafür benutzt wurden, über die Windel drüber zu ziehen. Diese Höschen sahen irgendwie brauchbar aus, passten auch farblich aber waren so, ganz direkt auf der Haut getragen, doch viel zu groß.

Unentschlossen was tun schweifte ihr Blick wieder auf das Bild der gefesselten Puppe. Sie entdeckte ein weiteres Detail was sie schaudern ließ. Durch die Kopfbedeckung schimmerten Haare!
‚Das ist ganz sicher nicht die Schaufensterpuppe, sondern ein Mensch. Simone sicherlich nicht, da passte die Statur nicht, also doch Joe oder Melanie? Passt aber nicht zur dominanten Joe. War die Melanie eine so wilde Persönlichkeit, dass sie sich zehn Stunden einsperren ließ? Wie soll man das so lange aushalten? Verrückt! Gruselig! Und dann auch noch diese Windelhosen. Haben die Mädels sich stundenlang darin vergnügt? In ihrem eigenen Urin?'

Der Gesichtsausdruck war eindeutig, den Gedanken in einer vollgepissten Windel liegen zu müssen, löste keine positiven Assoziationen aus. Eher Ekel und Widerstand. Ungeordnete Gedanken rasten ihr durch den Kopf und lösten Emotionen, teils positive - teils negative aus, dazu kam Neugierde und aufkeimende sexuelle Lust aus. Sie öffnete langsam die Schublade mit den Lederbändern und vergewisserte sich, dass diese genau mit dem Bild an der Spindtür übereinstimmten. Neben den vielen Riemen lag dort auch noch ein Massagestab mit großem rundem Kopf, so einer den die Frauenwelt für ihren Venushügel benutzt. Und auch die Handschellen waren dort und sie konnte der Versuchung nun doch nicht widerstehen. Sie drückte die Taste Power und die Anzeige blinkte bei 9:59. Das war ihr jetzt doch eindeutig zu hart, ist das die einzig mögliche Zeitspanne, die dieses Spielzeug kann. Sie spielte an den Tasten rum und hatte im Nu den Dreh raus, wie man die Zeit verstellen kann. Weniger als 1:00 ging aber irgendwie nicht und mal so zur Probe startete sie die Uhr und wartete bis diese auf 0:59 sprang. Diese eine Minute reichte ihr und Schwups warf sie alles schnell zurück und schloss vehement die Schublade.

Wieder war sie auch mit dem Nachtkleid unentschlossen aber auf dem besten Wege dahin. Sie tauchte wieder den Kopf in die Nachtkleider und erst nach einer Minute riss sie sich los. Jetzt war sie gewiss, sie würde es mal ausprobieren, die Puppenbilder auf dem USB-Stick sollten jetzt wahr werden.

Zielsicher öffnete sie die eine Schublade mit der gelblichen Latexbettwäsche, nahm den Stapel raus und bezog ihr Bett neu. Das Ergebnis begeisterte sie, ein weißes Himmelbett mit transparentem Gummi. Sie schoss gleich mal ein paar Fotos. Nachdenklich untersuchte sie die Kamera, grinste als sie gefunden hatte, wonach sie suchte und stellte auf Zeitraffer um. Ab jetzt würde die Kamera alle 10 Sekunden ein Foto schießen. Das Ziel war eine Fotogeschichte, wie die der Puppe.

Raphaela begann aber mit einer anderen Dramaturgie: ein schönes Mädchen im Bett, welches erwachte, sich räkelte und verschlafen aber fröhlich die Decke zurückschlug und aufstand. Eine Kontrolle dieser ersten Sequenz war nur bedingt zufriedenstellend. Die Bilder waren zwar perfekt, aber der steil aufragende Penis wirkte deplatziert.
"So geht das nicht.", sprach Raphaela vor sich hin, "ich fang besser nochmal von vorn an."
Unentschlossen ob sie eine Miederhose zum Verstecken nutzen soll oder nicht, entscheid sie kopfschüttelnd, Melanies Erfahrung mal hundertprozentig zu folgen. So bekam die Gummiwindelhose doch eine Chance, das war aber auch nicht viel besser, da diese ebenso transparent war, wie alle anderen Sachen. Der erigierte Pimmelmann war immer noch zu sehen. Also Hose wieder runter und nun doch das Gesamtpaket mit der weißen Pampers, perfekt zum wirksamen Verdecken der Schamregion.
Noch zögerte sie, wollte sie solche Fotos wirklich?
"Dann aber das volle Programm, was tut man nicht alles für einen sexy Arsch!", rief sie aus, platzierte ihren Schritt in Nahaufnahme vor der Kamera und ließ die folgenden Aufnahmen zu:
•          ein nackter Schrittbereich
•          eine Weiße Windel liegt offen unter dem Hintern
•          eine Hand richtet den Penis senkrecht zum Bauchnabel aus
•          die Hoden verschwinden hinter dem vorderen Lappen der Windel
•          dann auch der ganze Penis
•          rechter Windelflügel, linker Windelflügel
•          alle Klettverschlüsse werden geschlossen.
•          zweite Windel das gleiche Spiel, ein dickes Paket entsteht
•          die Gummiwindelhose offen unter dem Hintern
•          drei Druckknöpfe rechts geschlossen
•          drei Druckknöpfe links mit viel Zerren auch geschlossen.

Jetzt war sie beim Betrachten im Spiegel zufrieden. Das dicke Paket versteckte ihr männliches Teil wirksam und der Hintern war jetzt riesengroß. Sie begutachtete die Bild und schüttelte sich ein wenig: "Ziemlich pervers."
Dann startete sie die Bilderserie erneut von vorn als erwachendes Mädchen, jetzt halt mit dickem gelben Windelpaket. Der Kontrollblick auf die Aufnahmen ließ sie strahlen, die Serie hatte jetzt einen perfekten Start und alles Männliche war verschwunden.

Die Kamera wurde neu vor einer neutralen Wand ausgerichtet und es begann das Ankleiden wie bei der Melanie-Puppe zunächst mit den Strümpfen. Die langen Handschuhe und der Strapsgürtel folgten und die Kamera hielt die Veränderungen regelmäßig fest. Vor der Kamera hatte sie echt Talent und schaffte es gut, alle zehn Sekunden in guter Pose ordentlich auszusehen.
Die Kopfmaske war perfekt gearbeitet und sehr hochwertig geformt, mit Löchern für die Nase, Mund und Augen. Über den Kopf gezogen umschmeichelte sie die Haut und alle Öffnungen waren an der richtigen Position. Ein honigfarbener Kopf lächelte Raphaela entgegen und ihre Augen mit den langen Wimpern strahlten. Sie suchte sich einen knallroten 24h-stay Lippenstift und malte den Mund sehr sorgfältig an. Es folgte ein Augenmakeup mit schwarzen Wimpern und dunklen Eyliner. Raphaela war sehr zufrieden mit dem Gesamtbild und das Tragegefühl war einfach himmlisch.

Jetzt war es an der Zeit, das wallende Nachtkleid zu wählen. Das größte hatte gegenüber den beiden anderen den Vorteil, am Hals nicht so super eng zu sein. Andererseits so viel Oberweite wie Simone hatte sie sicherlich nicht und es würde schlabbrig wirken. Daher wählte sie doch eins der beiden kleineren Kleider, auch wenn es schwierig wird, Kopf und Hände durch die Öffnungen zu zwängen. Geschickt ölte sie ihren Latexkopf und die Handschuhe reichlich ein und begann das erste Mal ein "Experiment Anziehen vor der Kamera", die weiterhin alle zehn Sekunden ein Bild knipste.

Sie hielt die große Masse an Latex vor ihren Körper und startete entschlossen den Einstiegsversuch von unten durch den Rockteil. Ein atemraubender Gummigeruch vernebelte ihre Sinne und ihre Hände suchten blind den Weg in die Ärmel. Die rechte Hand fand den Weg als erstes aber nur bis zum engen Bündchen, dann ging es nicht weiter. Sie musste mit der anderen Hand helfen und zerren, eher es endlich flutschend gelang. Die zweite Hand war einfacher, da die andere besser helfen konnte. Das sah jetzt irgendwie aus wie eine Burka und der enge breite Hals thronte auf dem Kopf wie eine Krone. Mit beiden Händen dehnte sie den engen Halsschlauch und es gelang ihr, die ersten Zentimeter über die Stirn zu ziehen. Jetzt bekam sie Angst, was tun, wenn der Hals genau über Nase und Mund feststecken würde? Ein schrecklicher Gedanke machte sich breit und sie sah die Bildzeitungsschlagzeile schon vor Augen: ‚Tote in der Gartenstraße - erstickt beim Sexspiel.'
Da kam ihr die rettende Idee, ein kleiner Schlauch könnte helfen. In der Küche gab es einen Trichter mit einem brauchbaren Schlauch. Halb blind stieg sie in ihrem Burkagewand die Treppe runter und wurde fündig.

‚Das könnte klappen.', dachte sie.
Sie löste den Schlauch vom Trichter und steckte diesen in den Mund und probierte ein wenig rum, ob dieser nach unten verlaufend nicht abknickt und dann keine Luft mehr durchlassen würde. Als sie sich sicher war, alles funktioniert und sie würde nicht in Gefahr geraten, wagte sie den zweiten Versuch mit dem Kleid. Der Kragen war zwar unverändert eng, ließ sich jedoch mit der sicheren Atmung viel entspannter über den Kopf zerren. Nach zwei Minuten war es geschafft und auch der obere Rand des Rüschenkragens hatte das Kinn passiert.
Das Tragefühl gefiel ihr, das war sofort an ihrem breiten Lächeln zu sehen. Der Hals wirkte unendlich lang mit der engen Latexröhre, irgendwie gestreckt und edel. Das obere Ende mit den gelblichen Rüschen umspielte das Kinn und rahmte das transparent glänzende Gesicht schön ein. Der Rest des Kleides war jetzt auch endlich an Ort und Stelle, Gummi im Überfluss und ein wahres Meer von Falte und ausladend in allen Dimensionen. Dann kam die Bade- bzw. Nachtkappe mit Rüschen wieder auf den Kopf und fertig.

Vor dem großen Spiegel konnte sie sich gar nicht satt sehen, so überragend gefiel sie sich in ihrem neuem Nachtoutfit. Schnell richtete sie ein paar Lampen neu aus und ölte das Kleid sorgfältig mit Glanzspray ein. Das Licht spiegelte sich nun in den Rüschen und Falten in alle Richtungen und erzeugte eine sternefunkelnde Fee im Spiegel, die offensichtlich auf dem Weg war zu Bett zu gehen. Ein Bild, da gäbe es wenige Männer, die widerstehen könnten. "Engelsgleich fertig verpackt für die Nachtruhe" trifft es auf den Punkt.
Wie immer in solche einer Situation mussten auch jetzt ganz dringend viele Fotos geschossen werden. Raphaela war da ganz wie Joe, fotogeil als Adjektiv traf auf beide hundertprozentig zu. Aus Melanies Schublade mit Krimskrams, nahm sie sich eine große weiße Kerze, zündete diese an und löschte das Deckenlicht. Diese Bilder im Halbdunkeln und ein Kurzfilm waren wahre Meisterwerke. Das Kerzenlicht harmonierte wunderbar mit dem faltigen Gummi und die Hochglanzoberfläche warf es flackernd zurück. Wenn sie diese im Netz veröffentlichen würde, das gäbe auf jeden Fall hunderte LIKEs. Einen Titel für die Bilderserie hatte sie sich auch schon überlegt: "ready for sleeping".

Sie ließ sich auf das weiße Latexbett fallen und schaute verträumt in den Deckenspiegel:
‚Wow bin ich bizarr schön. Joe und Simone würden staunen, wenn sie mich jetzt sehen könnten.'
Sie strich sich mit den Gummihänden über die Wange und ein wonniger Schauer durchzog ihren Körper. Tastend erkundete sie ihre Gefühle und ihre ungewöhnliche Selbstmassage wanderte den Hals herab, über den Busen und landete schließlich in ihrem Schritt. Dort massierte sie kräftiger, gleich mal mit beiden Händen.
‚Das klappt ja ganz gut, trotz der dicken Windelhose.', freute sie sich und träumelte gedankenverloren vor sich hin. Minutenlang war sie im siebten Himmel. Sie reflektierte ihr Glück, dieser Job bei den Schmiedlers war schon nach einer Woche toll, noch dazu mit Melanies Kleiderschrank ein echter Abenteuerurlaub. Sie ließ die Gedanken schweifen.

Plötzlich und unerwartet sprang Raphaela auf, flitzte in das Ankleidezimmer und begutachtete das andere etwas größere Nachtkleid. Ganz offensichtlich war dieses für Simone gemacht worden.
Was hatte sie sich den nun schon wieder ausgedacht?
Wollte sie etwa…?
Ja genau das wollte sie!
‚Das klappt bestimmt. Ich will mehr, mehr, mehr!', waren ihre Gedanken und schon legte sie los.
Zuerst die zweite Kopfmaske direkt über die erste drüber. Dann ein zweites Paar Strümpfe und ein zweites Paar kurze transparente Handschuhe. Dies alles erhöhte den wundervollen Gummidruck auf ihre Körperteile merklich. Und obwohl sie schon mehr als fünf Kilo honigfarbene Kleidung trug, war sie nicht mehr aufzuhalten. Wieder kam der Schlauch in den Mund und sie kletterte durch den Rock in das zweite Nachtkostüm hinein. Das Kleid war deutlich größer als das erste und so gelang es mit weniger Mühe, auch dieses über die Arme und den Kopf zu ziehen. Sie zupfte alles zurecht, so dass jedes Bündchen, jeder Rüschenkranz der beiden Kleider perfekt übereinander lagen. Dann vollendete sie das Kunstwerk mit zwei Nachhauben, auch diese formschön und voluminös übereinander.
Vorher war es schon ein riesiger golden schimmernder Haufen Gummi auf nur einer zierlichen Person verteilt, jetzt war das Fass am überlaufen. Raphaela seufzte vor Glück und spürte die Enge und das horrende Gewicht nicht als Last, sondern als überschwängliche Lust und drehte sich wie ein Engel vor dem Spiegel und vor der Kamera.

Offensichtlich war sie noch immer nicht durch mit ihrem Programm, das sie ausgeheckt hatte. Sie schnappte sich das Paket der weißen Lederbänder, die Handschellen und den Vibrator und baute den nächsten Schritt auf dem weißen Bett auf.
Jetzt hielt auch die Kamera alles wieder im zehn Sekundentakt fest.
Sie breitete das Lederfesselgeschirr wie eine Fischgräte längs auf dem Bett aus.  Die Mittelgräte zwei Meter lang und alle paar Zentimeter ein fest vernietetes Querband, rechts die zehn Gürtelschnallen, links die Riemen mit den Löchern wie ein ganz normaler Gürtel. Bevor sie sich hineinlegte, steckte sie den Massagestab in die Steckdose und legte auch die Handschellen in Reichweite. Raphaela richtete ihren Körper perfekte längs auf dem Fesselguten aus und raffte die ausladenden Röcke eng um die Beine.
War gar nicht so einfach, den Wäschebergen Herr zu werden.
Dann begann sie bei den Fußknöcheln und legte den ersten Querriemen darum. Die Gürtelschnalle rastete mit ihrer Zunge im dritten Loch ein und noch unentschlossen zurrte sie weiter, ob das vierte Loch auch gelingen würde.
‚Wenn ich darin eine Stunde aushalten will, dann sollte ich es nicht übertreiben, sonst schlafen die Beine ein. Lieber low risk.', entschied sie, ‚fühlt sich ja auch so schon richtig schön restriktiv an.'

Schon der nächste Querstreifen auf Wadenhöhe war nicht mehr so einfach. Das Lederensemble war offensichtlich für eine fast nackte Person gedacht und nicht für eine "lady ready for sleeping" im Doppelkleid. Sie raffte den unteren Rocksaum so gut es ging, drückte, zerrte und schaffte es gerade so, die Schnalle im ersten Loch zu schließen. Langsam kämpfte sie sich Streifen für Streifen nach oben und erst bei der Taille gelang es ihr wieder das dritte Loch zu erreichen.
‚Das fühlt sich noch ein wenig locker an, hier geht Loch vier.', hier mochte sie nicht zaudern und wünschte die Enge wie ein Korsett.
Auch das Band unterhalb und oberhalb des Busens schloss sie absichtlich eng und erschwerte ihre Atmung damit deutlich. Das Halsband bildete einen wunderschönen Kontrast auf dem langen gelblichen Latexhals. Es blieb dann nur noch ein Stirnband und ein Knebel.
‚Soll ich oder besser nicht? Der Ball für den Mund ist zu groß.', nachdem sie diesen hinter die Zähne gedrückt hatte wurde ihr klar, ‚das geht nicht gut, schon gar nicht eine Stunde. Was mache ich jetzt?'
Sie zog das Lederband raus aus dem Schlitz der Gummikugel und beschloss, den Mund nur mit dem Band zu fesseln. Dann zögerte sie kurz, hatte eine verführerische Idee und setzte diese sogleich in die Tat um. Sie streifte das zweite Paar kurze Handschuhe ab und steckte beide in den Mund, der dadurch gut mit Gummi gefüllt wurde. Drüber kam das Lederband und verhinderte wirksam, dass sie diese wieder ausspucken könnte. Jetzt konnte sie nur noch durch die Nase atmen. Das glitschige Latexgefühl im Rachen und auf der Zunge erregte sie und noch dazu begann sie sofort zu sabbern.
‚Lecker und geil!'

Als letztes schloss sie das Stirnband und war dann fertig verpackt wie ein gut geschnürter Strohballen, goldgelb mit zehn weißen Lederbändern. Der Deckenspiegel zeigte ihr das Ergebnis und vergegenwärtigte ihr die wirksame Bondage. Das Bild nahm sie in Bann und ließ sie genüsslich erschaudern. Dieses Fesselgeschirr war wirklich genial und mit der Enge kamen Unmengen von Schweiß hinzu. Nach ein paar kleinen Befreiungsversuchen und Rummgezappel war sie sich sicher:
‚Entfliehen kann ich nicht. Aber auch nicht zu eng, da schnürt nichts ab, das kann ich aushalten.'  

Zwei Dinge noch, dann war sie am Ziel.
Der Vibrationsstab wurde vorn unter das Band um den Po geschoben und lag jetzt ideal mit dem Brummkopf auf ihrer Eichel und vibrierte in Stufe 2 liebevoll. Dann kontrollierte sie letztmalig die Schaltuhr der Handschellen und startete diese. Die Anzeige zeigte erst 1:00 und Raphaela wartete geduldig bis die 0:59 erschien. Ihr war mulmig. Und doch war die eine Minute Penismassage schon recht wirksam und ihr Entschluss war unumstößlich: ‚Das mach ich jetzt'
Klick #1, der Vibrator hatte jetzt die Stufe 3
Klick #2, die Handschelle umschloss das rechte Handgelenk. Dann zählte sie von drei runter.
Klick #3, die zweite Hand war hinter dem Rücken gefangen
Die nächste Stunde war besiegelt - sie war ohne jegliche Chance auf Flucht gefangen.

Sie drehte sich auf den Rücken und schaute sich selbst im Deckenspiegel beim Liebesspiel zu. Die dritte Stufe des Zauberstabs war gut gewählt, heftig genug durch die Windelhose hindurch zu zaubern aber nicht zu stark, so dass das Spiel schön lang dauern würde.
Sie genoss in vollen Zügen, schweiß gebadet, ab und an mit dem Versuch, die Fesselung zu überwinden, der Mund gefüllt mit vollgesabbertem Gummi und dazu das herrliche Gefühl von strammem Latex auf jedem Quadratzentimeter der Haut. Eine halbe Stunde voller Verzückung verging, dann kam der erlösende Orgasmus. Sie schoss mehre Ladungen in die Windelhose und ließ die Wonnewellen durch den Körper rollen. Langanhaltend Genießen das konnte sie richtig gut.     

"Klick."
Das erlösende Geräusch der Zeitschaltuhr.
‚Endlich!', jubelte Raphaela müde von der Fesselung. Sie versuchte die Hände zu drehen und voneinander weg zu bewegen.
‚Was ist denn nun los?'
Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie hatte doch deutlich das Geräusch gehört. Vom Zeitgefühl waren es eher mehr als eine Stunde gewesen, die sie da unbeweglich gelegen hatte.
Je mehr sie an der Handfessel zerrte, desto mehr geriet sie in Panik.
‚Das darf doch nicht wahr sein!', sie strampelte mit aller Gewalt und drehte sich im Latexbett nach rechts und links. Bei diesen hektischen Befreiungsversuchen hatte sie sich unvorsichtigerweise auf den Bauch gerollt. Sie lag jetzt mit dem Gesicht mitten im Latexkopfkissen und bekam keine Luft. Die Panik schlug um in blanke Angst. Mit aller Kraftanstrengung die ihre Halsmuskulatur hergab drehte sie den Kopf nach links. Zum Glück hatte sie den Kopfgurt nicht zu straff festgezogen und Zentimeterweise gelang es ihr den Kopf aus dem luftdichten Kissen herauszudrehen.
"Pffff…", ein tiefer Atemzug, sie hatte es geschafft.
Jetzt lag sie aber völlig verdreht und wahnsinnig unbequem auf dem Bauch mit fest fixiertem Schulterblick nach links. Vor Augen eine gelbe Wand die eine Ecke des Kissens und ihr eigener Atem schlug ihr stoßweise heiß entgegen.
‚Scheiße, scheiße, scheiße.'
Weitere Befreiungsversuche waren erfolglos, die Kräfte ließen nach. Aus dieser Position kam sie nicht mehr raus. Wenigstens konnte sie halbwegs atmen, zum Glück. Aber durch die Anstrengungen der letzten Minuten war sie klitschnass geschwitzt, ihr Puls raste und die Panik verebbte nur langsam.
‚Das hast du dir selber eingebrockt.', stellte sie resignierend fest.
Dann kalkulierte ihr Gehirn die Optionen.
Das war keine gute Idee.

Sie dachte:
‚Scheiße, scheiße, scheiße. Die Bedienungsanleitung hat Recht! Nie allein benutzen. Ich bin ein Idiot. Ich sehe nichts. Der Vibrator nervt. Jetzt ist Mitternacht. Joe und Simone kommen erst Sonntag zurück. Scheiße, erst abends um sechs. Das sind noch achtzehn Stunden. Scheiße.'
Mit dieser Erkenntnis brach sie zusammen, lag laut schluchzend in ihrem Latexbett. Außer ihrem eigenen Atem und dem Greinen, war kein Geräusch zu hören.
"Pffff…, -- pffff…, pffff…, pfff…"

*****

"Wir sind wieder da", riefen Simone und Joe viertel vor sechs durch den hallenden Flur.
Keine Antwort.
"Nanu, wo ist Rapha denn?", wunderte sich Simone, "Räum du bitte das Auto aus, ich schau wo sie steckt!"
Sie kam die Treppe hoch, die Wohnküche war verwaist. Auch im Wohnzimmer war niemand und gleichfalls kein Lebenszeichen alles pikobello aufgeräumt, fern schaute sie offensichtlich auch nicht. Sie trat auf die Terrasse raus und freute sich über den neuen Garten, überall die neuen Blumen aber keine Raphaela. Als nächstes schaute sie in den Strandkorb und im Gartenhäuschen. Dieses war aufgeräumt worden und die Gerätschaften von gestern lagen ordentlich an ihrem Platz. Ein freundlicher Anblick im Vergleich zu gestern Morgen, das Mädchen war wie so oft auch ohne Aufsicht gewissenhaft im beim Aufräumen.
Zurück in der Küche fragte sie Joe: "Hast du sie gesehen? Draußen im Garten ist sie bei dem schönen Wetter jedenfalls nicht."
"Nein, vielleicht schläft sie oben?"
"Sollen wir sie stören?"
"Lieber nicht, wer weiß, was sie gerade ausprobiert. Wäre mir peinlich da jetzt so reinzuplatzen.", Simone war zurückhaltend.
"Warte ich schau mal kurz per Video.", Joe war da nicht so zimperlich, "Der onaniert bestimmt gerade wieder."
Die Überwachungskamera durch den Badspiegel zeigte nichts und dann schaltete sie auf die andere Einstellung, die auf das Bett gerichtet war und erschrak:
"Oh Gott.", rief sie aus dem Wohnzimmer.
"Was ist?"
Simone lief rüber und gemeinsam schauten sie erschrocken auf den Bildschirm. Was sie sahen oder vielmehr nicht sahen, darauf konnten sie sich irgendwie keinen Reim machen. Simone befürchtete sofort, dass das Mädchen die Kamera entdeckt hatte oder, was noch schlimmer wäre, sie hat die Kamera entdeckt und Reißaus genommen.
Das Bild zeigte verschwommenes gelbliches Material und war sehr unscharf, daher war unklar, was es genau war. Sah so aus, als ob Raphaela direkt vor der Linse irgendwas Lichtdurchlässiges platziert hatte.
"Und was machen wir nun?"
"Vielleicht Zufall, vielleicht aber auch Absicht.", Joe zuckte mit den Schultern,
"wir sind ja auch ein bisschen zu früh zurückgekommen.
Wir machen erstmal nichts und warten bis sechs, sie wird schon wieder auftauchen. Die ist bestimmt joggen.".
Jetzt schaute auch Joe hoch erfreut in den Garten, "ich für meinen Teil hau mich erstmal in den Strandkorb."
"Ich komm mit."

Eine halbe Stunde später als die Frauen wieder ins Haus reinkamen war alles unverändert. Weiterhin absolute Stille und kein Zeichen, dass Raphaela zurückgekehrt war.
"Wo ist sie nur? Ich mache mir langsam Sorgen.", sinnierte Simone, "sie war doch sonst immer zuverlässig und pünktlich."
"Ja irgendwie ungewöhnlich."
Auch Joe zuckte fragend mit den Schultern, "Wollen wir was essen?"
"Ohne sie?"
"Ein bisschen Hunger habe ich schon."
Simone öffnete den Kühlschrank und begann schallend zu lachen.
Werte Damen,
willkommen daheim.
Im großen Speisesaal ist das Abendmahl angerichtet.
Ergebenst Ihre Haushälterin Raphaela
Der Zettel an der Butterglocke verriet jetzt endlich, was hier los war.
Joe und Simone stürmten sofort in das große Esszimmer und waren sprachlos und begeistert, als sie in der Tür standen.

Ein lächelndes Schokoladenmädchen aus dem 18. Jahrhundert erwartete sie vor einer reichlich gedeckten Tafel.
"Madame e Madame, ich hoffe sie hatten eine gute Reise. Das Essen ist wie aufgetragen bereitet, würden sie bitte die Ehre haben, Platz zu nehmen."
Formvollendet schob sie jeweils den Stuhl zurecht, half beim Hinsetzen und begann schweigend die Teller mit Salat zu füllen.
"Du siehst toll aus.", Simone war die erste, die ihre Sprache wiedergefunden hatte.
"Stimmt und das Essen auch."
Das Essen war ein Gedicht und danach servierte Raphaela gleich dem Gemälde von 1746 eine heiße Schokolade.
"Warte bitte, das muss ich auf dem Foto festhalten.", frohlockte Joe, die Hobbyfotografin, "Ist die Kamera noch oben."
"Ja."
"Bleib hier, ich hole sie."
Geschwind war die Bankerin nach oben geeilt, sicher nicht uneigennützig, sie wollte auch endlich das Geheimnis der verdeckten Videokamera lösen.
Und richtig, auf dem Schreibtisch, in dem die Kamera gut versteckt eingebaut worden war, lagen einige transparente Latexsachen zum Trocknen. Dieses Rätsel war nun gelöst.

Mit der Kamera in der Hand kam Joe zurück und grinste Simone breit an: "Du Schatz, ich habe die Wette gewonnen, die Rapha konnte dem dritten Schrank nicht widerstehen."
"Ihr habt gewettet? Wie gemein."
"Erzähl, was hast du ausprobiert.", fragte Simone sofort neugierig.
"Nö.", das Gummi-Schokoladenmädchen steckte die Zunge raus.
Sie schossen noch viele Fotos vom Abendessen der drei Damen und natürlich ganz viele von der stolzen Hofbediensteten. Raphaela räumte gerade den Speisesaal auf und brachte das Geschirr in die Spülmaschine, da zuckte sie bei einer Bemerkung zusammen.
"Simone?", rief Joe, "Ich will den Apfelsaft von Papa aus dem Kanister in Flaschen füllen. Hast du den Trichter mit Schlauch irgendwo gesehen?"
"Nein, der ist im zweiten Schubfach wie immer."
Raphaela wurde rot, hatte sie doch tatsächlich vergessen, den Trichter zurück zu legen.
"Ähm…, sorry ich glaube ich war's.", gab sie stockend zu.
Zwei fragende Gesichter starrten sie an.
"Ich hole ihn und…", sie zögerte unentschlossen, "…nachher zeige ich euch warum ich den gebraucht habe."
Sie rannte nach oben und schnappte sich den Trichter, auch schnappte sie den USB-Stick mit all den Fotos vom gestrigen Abend und nahm diesen mit nach unten. Im Wohnzimmer saßen die beiden Frauen gemütlich auf der Couch und genossen jetzt dort die Bedienung und den Anblick der mittelalterlichen Latexhaushälterin. Sie tranken gemütlich Wein und ließen das erste gemeinsame Wochenende ausklingen.
"Kann ich mich kurz umziehen? Nichts dagegen oder?", bat das müde Mädchen und entschwand nach oben.
Sie schlüpfte aus dem wundervollen Kostüm, nahm die verschwitze Haube ab, verstaute all diese Dinge. Auch die jetzt trockenen transparenten Nachtklamotten verschwanden wieder im Schrank. Sie duschte kurz und schminkte sich ab.

Dabei dachte sie nochmals erschaudern an das "Klick" der Handschelle um Mitternacht und an den anschließenden verzweifelten Kampf. Ihr gruselte es noch jetzt bei dem Gedanken daran. Fünf Minuten voller Angst und Panik. Zum Glück für sie kam nach dem ersten Klickgeräusch der Handschellen das richtige zweite "Klick", welches den Magneten richtig öffnete. Manchmal wäre es doch besser die Bedienungsanleitung genau zu studieren. Da stand schwarz auf weiß drin, dass der Arretierungsmechanismus in zwei Stufen arbeitet und die sind zeitlich genau fünf Minuten voneinander getrennt. Keiner kann sich vorstellen, wie froh sie war, als sie auf einmal wieder ihre Hände frei hatte. Sie drehte sich in Windeseile wieder auf den Rücken, löste alle Gurte und jauchzend vollführte sie einen Freudentanz in ihrem Zimmer. Anschließen schlüpfte sie wie von Sinnen aus allen Gummiklamotten. Darunter war sie pitschnass und ein bisschen muffelig. Der Schweiß lief ihr in Strömen vom Leib und sie war körperlich fix und fertig. Zu müde zum Aufräumen, fiel sie nach dem Duschen in das Bett und schlief dann bis Sonntagmittag durch. Gedankenverloren stand sie vor dem Spiegel, seit diesem Abenteuer war keine 24h vergangen und dann kam auch noch das Kostüm der holländischen Magd. Raphaela grinste breit und rief ihrem Spiegelbild zu: "Was für ein geiles Wochenende."

Nun war auch das Schokoladenmädchen vorbildlich verstaut und sie überlegte nackt vor dem Spiegel, ob sie nochmals runter gehen solle. Dann kam ihr eine Idee und sie zog sich den Herrenschlafanzug an. Sie wollte jetzt gern die beiden necken und deren langen Gesichter sehen. Ralph rannte runter ins Wohnzimmer und fläzte sich - ganz demonstrativ als Mann – breitbeinig aufs Sofa.
"Also ich wäre dann so weit, die Sache mit dem Trichter zu erklären." 
"Jetzt sind wir aber mal gespannt.", lachte Simone.
"Muss das sein, hier demonstrativ als Mann aufzutauchen?", knurrte Joe.
Ralph runzelte die Stirn: "Ihr beide habt eine bitterböse Wette auf meine Kosten gemacht und da ist ja wohl eine Strafe angebracht, oder?"
"Schon gut, den zweiten Strafpunkt für diesen hässlichen Pyjama hast ja auch schon einkassiert. Mach doch was du willst. Aber gefallen hast mir vor ner halben Stunde besser. Rapha ist ganz Ok - Ralph finde ich doof, soviel steht fest.", Joe wurde milder.
"Nun zeig schon!", nun quengelte Simone ungeduldig, der die Männerphobie ihrer Frau Joe ein wenig auf die Nerven ging.
Ralph trampelte betont männlich mit dem Datenstick zum Fernseher und starte eine Diashow. Heute Nachmittag hatte er extra alle Fotos gesichtet und die unbrauchbaren gelöscht bzw. verschoben und dann eine kleine Diashow zusammengestellt.
Es starte mit den zwei alten bekannten Bildern der Schaufensterpuppe Melanie - so als Einleitung nicht schlecht gewählt.
Es folgte ihre Szene mit dem aus dem Bett aufstehenden Mädchen,
Simone jauchzte vergnügt: "Schau mal Rapha hat die Windelhose an."
"Musste sein, so mit Pimmel, das war nix.", scherzte Ralph.
Alle lachten.

Bild für Bild wurde die Verkleidung komplettiert, die Fotos waren in der Tat sehr gut gelungen. Bei den Bildern mit dem zweiten Nachtkleid über dem ersten entfuhr Joe ein lautes: "Donnerlüttchen!"
Ein letztes Foto zeigte ein von Kopf bis Fuß in zwei Kleider gewandeten Gummi-Mädchen mit flackernder Kerze in der Hand auf dem Weg zum Bett. Darauf stand in großen Buchstaben ENDE.
"Nicht schlecht, sieht so aus, als hättest du auch ohne uns Spaß gehabt und uns kein bisschen vermisst."
"Doch schon ein bisschen, so fünf Minuten vielleicht, aber mehr nicht.", grinste Ralph stolz auf ihr Werk und das Lob.

Alle anderen nachfolgenden Fesselfotos sahen Joe und Simone nie. Es waren immerhin hunderte, da ja die Kamera in der folgenden Stunde auch alle 10 Sekunden ausgelöst hatte. Diese wahrlich pornografische Serie und auch die Details der Windelanlegeaktion waren sicher verwahrt auf dem USB-Stick in einem separaten passwortgeschützen Ordner. Dort blieb alles was wirklich geschah sicher verwahrt als Ralphs Geheimnis.

Fortsetzung folgt...

Feedback und Anregungen willkommen,
Eure Kristiane2 (kristiane2@hotmail.de)