Latexdame Jannette TV- TS- Geschichten 09.01.2021

Die Liebe einer Gummizofe

Gummiroman von Sofia Gummisabeth

Alle Rechte und weitere Nutzung beim Autor.

Erstes Kapitel
in dem eine Bewerbung unerwartete Folgen auslöst

Die Villa lag ein Stück von der Straße zurück auf einer kleinen Anhöhe. Entlang der Straßenfront hob sich ein narbig gewordenes Zaungeflecht aus einer niedrigen Ziegelsteinmauer. Dahinter versperrte eine mannshohe Buchsbaumhecke die Sicht auf das Grundstück. Die beiden Flügel des schmiedeeisernen Tores waren jedoch weit genug geöffnet, um den Blick auf eine zweistöckige grau geputzte Bürgervilla freizugeben. Hinter einer schlanken Birkengruppe und einigem aufragenden Buschwerk strahlte das Gebäude mit mehreren verspielten Erkern und umlaufenden Balkonen unter Fachwerkgiebeln Würde und Diskretion aus.
Der Gast war einen Moment stehengeblieben, um sich zu orientieren. Dann schob er sich zwischen den Torflügeln hindurch und folgte der hell gekiesten Auffahrt, die in sanftem Bogen zum Haus hinaufschwang und in einem Vorplatz an einer überdachten Treppe endete. Wenige Stufen führten zum seitlich gelegenen Eingang. Der Gast drückte die Klingel und hörte irgendwo hinter der schweren Eichentür einen mehrtönigen Gong verhallen. Aus dem Innern des Hauses näherte sich nahezu umgehend das harte Klackern hoher Absätze. Die Haustür wurde aufgezogen, und der Gast stand einer hochgewachsenen Gummizofe gegenüber. In ihrer schwarzglänzenden Uniform mit weißem Rüschenbesatz an Ausschnitt und Ärmeln, dem zugehörigen Häubchen und einer kurzen Servierschürze, deutete die Zofe einen Knicks an und forderte den Gast mit einer leichten Bewegung auf einzutreten. Hinter ihm drückte sie die Tür ins Schloss und trippelte dann wortlos durch die Eingangshalle voran zu einer weiteren Tür, an die sie kurz klopfte.
Mit den Worten »Herrin, Ihr Besuch ist eingetroffen«, schwang die Gummizofe die Tür weit auf und blieb abwartend hinter dem Gast stehen, der an ihr vorbei den Raum betrat.
»Danke Gummisabeth. Du kannst dich dann wieder deinen Aufgaben widmen. Ich klingele, wenn du hier gebraucht wirst«, war eine angenehm rauchige Stimme zu vernehmen. Der Zofe knickste noch einmal, wandte sich um und ließ die Herrin mit ihrem Gast hinter der wieder geschlossenen Tür zurück.

Gummisabeth, das war ich. In dieser ehrwürdigen Bürgervilla lebte meine Gummiherrin Beatrice und führte hier ihr Studio. Erst vor drei Tagen war ich in diesem Haus als neue Gummizofe aufgenommen worden. Und gerade war ich das erste Mal in meiner neuen Stelle einem Gast als Gummizofe gegenübergetreten, hatte ihm in meiner Zofen- Uniform die Tür geöffnet und ihn anschließend ins Studio der Herrin geführt. Mein Herz klopfte wie wild. Ich war völlig aufgeregt und hoffte, die Maske hatte meine vor Scham hochrot glühenden Wangen verbergen können. Während ich nun wieder durch die Halle stöckelte, versuchte ich mich ein wenig zu beruhigen. Und ich dachte darüber nach, ob das, worauf ich mich da eingelassen hatte, wirklich meiner Erwartung entsprach. Oder ob ich nicht womöglich, indem ich dem so unvorhersehbaren wie verlockenden Angebot gefolgt war, eine träumerische Fantasie in der Realität auszuleben, spontan in eine Falle getappt war, und in ein Leben, dem ich jetzt nicht mehr entkommen würde.
Natürlich hieß ich nicht Gummisabeth. Und natürlich hieß meine Gummiherrin Beatrice, die den Namen Gummisabeth für mich bestimmt hatte, im wirklichen Leben auch nicht Beatrice. Bis dahin war ich einfach Sofia gewesen, eine Transfrau, die sich erst vor ein paar Wochen geoutet hatte und ziemlich unmittelbar anschließend deshalb ihre Arbeit verloren. Nach außen lebte ich inzwischen als Frau, noch unsicher und ungeschickt aber entschlossen mich in meinem wirklichen Geschlecht zu behaupten. Meiner heimlichen Leidenschaft für Gummi und Latex allerdings hatte ich bis dahin nur hinter den geschlossenen Türen meiner Wohnung Raum gegeben. Ich liebte das Gefühl enger Latexkleidung auf meiner Haut einfach, und zwängte mich so oft es irgend möglich war in dieses betörend anregende Material. In meinen Träumen sah ich mich dann nur zu gerne als eine selbstbewusst exotische Gummifrau. In der Realität zog ich allerdings weiter sorgfältig die Vorhänge an den Fenstern zu, bevor ich mich verwandelte – und ich fühlte mich schon mutig, weil ich inzwischen ständig meine Latex- Unterwäsche trug.
Über das Stellenangebot stolperte ich dann eher zufällig beim Herumstöbern im Internet.
Natürlich war ich auf der Suche nach Arbeit. Ich war sogar ziemlich verzweifelt beim Gedanken an meine Zukunft. Wer würde eine Transfrau einstellen wollen, der ihre Schwellenexistenz deutlich anzusehen war. Denn so fühlte ich mich. Sicher, ich hatte mich endlich entschlossen, als die Frau zu leben, die ich in meinem männlichen Körper schon immer war. Ich wollte mein wahres Geschlecht nicht länger unterdrücken. Ich hatte mich zwar geoutet, aber viel weiter als auf die Schwelle, so sah ich das, war ich noch nicht gekommen. Und die Ängste lösten sich mit dem Outing nicht einfach auf. Sie änderten sich nur.
Als Frau gekleidet und zurechtgemacht in die Öffentlichkeit zu treten, blieb ein aufregendes Abenteuer, zu dem ich mich immer wieder neu überwinden musste. Immerhin brachte ich die Kraft auf, tatsächlich jeden Tag auszugehen, einzukaufen oder mindestens einen kleinen Spaziergang zu machen. Und die Gewöhnung half genauso wie die Feststellung, dass meine neue Rolle viel weniger dramatisch war als befürchtet. Mit irritierten Blicken, die oft genug auch anzüglich oder verächtlich waren, lernte ich umzugehen. Unangenehm blieben sie trotzdem. Es gab aber eben auch hier und da ein akzeptierendes Lächeln. Und ich machte die Erfahrung, dass die meisten Menschen einfach ihr Leben lebten und sich dabei kaum die Zeit nahmen, mich zu beachten.
Bei allen Problemen, die ich mir gerade machte und die noch auftauchen würden, ich entwickelte ganz langsam das Gefühl, ich würde mein neues Leben als Transfrau schon irgendwie bewältigen. Was einen neuen Arbeitsplatz anging, das sah leider ganz anders aus. Mein Berater in der Arbeitsagentur machte mir wenig Hoffnung. Ich sollte mich halt bewerben, bewerben und wieder bewerben – was natürlich bedeutete, dass ich schon selbst sehen müsse, was mir einfallen würde und wie ich zurechtkam. Ich war darüber enttäuscht, aber ich hatte eigentlich nichts anderes erwartet.
Und dann fand ich dieses Stellenangebot im Netz, als ich gerade gar nicht auf Stellensuche war, sondern mich ein wenig ziellos durch den Seitendschungel klickte, den mir die Suchmaschine zum Stichwort ›Gummifrau‹ anbot. Die meisten Seiten gehörten Latexdominas, die als strenge Gummifrauen oder mit strenger Erziehung und Zwangsfeminisierung zur Gummifrau für sich warben. Das regte mich zwar an, aber im Moment war ich daran nicht wirklich interessiert. Die Webseite von Herrin Beatrice machte da keinen großen Unterschied. Ich weiß also gar nicht, warum ich gerade auf dieser Seite auch den Bereich Stellenangebote anklickte. Normalerweise, wenn es sie überhaupt gab, wurden unter dieser Rubrik Frauen mit Lust und Leidenschaft für Gummierotik als Assistentinnen gesucht. Und fast immer mit dem Zusatz, dass sich nur biologische Frauen bewerben könnten.
Aber Herrin Beatrice suchte außerdem eine 24/7-Gummizofe für sich und ihren Haushalt. Das war zumindest ungewöhnlich. Mit dem nächsten Mausklick öffnete ich die folgende Anzeige.

Gummizofe ab sofort gesucht!
Für meine persönliche Begleitung als Zofe, für den Empfang und die Bewirtung meiner Gäste sowie leichte Haushaltsarbeiten suche ich ab sofort eine Gummizofe in Vollzeitstellung.
Du suchst eine Stelle und träumst von einem Leben in Gummi und Latex oder kannst dir zumindest vorstellen, ein Leben als 24/7-Gummizofe zu führen. Du bist volljährig und frei, jederzeit eine Stelle anzutreten. Du bist unabhängig und kannst dich auch auf außergewöhnliche Arbeitszeiten einlassen. Du bist aufgeschlossen für ungewöhnliche Erfahrungen und absolute Diskretion ist für dich selbstverständlich.
Dann erwarte ich umgehend deine Online-Bewerbung mit den üblichen Unterlagen, die ein aussagekräftiges Schreiben und ein aktuelles Foto enthalten sollte. Bei entsprechendem Talent und Eignung sind übrigens auch Bewerbungen von TS-/TV-Zofen gern gesehen. Alles Weitere klären wir dann in einem persönlichen Vorstellungsgespräch.

Die Anzeige endete mit einer Mailadresse, an die die Bewerbungen geschickt werden sollten. Wie elektrisiert las ich das Stellenangebot ein zweites Mal. Das konnte doch nur eine Fake- Anzeige sein, ein besonders geschicktes Angebot, mit dem die Domina neue Kunden anlocken wollte.
Aber gleichzeitig begann meine Fantasie wie rasend mit diesem Gedanken zu spielen. In meinen Träumen sah ich mich doch immer wieder als Frau, die komplett in Latex lebte. Manchmal verwandelte ich mich da in die bizarre Gestalt einer willenlosen Gummipuppe, die in die absonderlichsten Sexmaschinen eingespannt wurde und darauf trainiert, an nichts anderes als die Befriedigung einer uferlosen Gummigeilheit denken zu können. Dann wieder sah ich mich völlig anders, träumte mich als selbstbewusste Gummifrau, die ihre Leidenschaft für die exotische Schönheit von Latexkleidung stolz und unabhängig in die Öffentlichkeit trug, die unnahbar blieb und die heimliche Bewunderung in den fassungslos staunenden Blicken ihrer Umwelt genoss.
Und hier war jetzt dieses Stellenangebot, an das meine Fantasien so nahtlos andockten, und das mir dabei keine Entscheidung zwischen den beiden extremen Richtungen meiner Traumgespinste aufzuzwingen schien. Wie naiv ich doch zu diesem Zeitpunkt war. Aber dafür hatte ich keinen Gedanken übrig. Ich war einfach aufgeregt und ließ mich von meinem Überschwang mitreißen. War denn nicht genau ich die Person, die Gummizofe, nach der in dieser Anzeige gesucht wurde? Vielleicht. War ich nicht dringend auf einen neuen Arbeitsplatz angewiesen, und hatte ich nicht zuletzt eine bedauernde Absage nach der anderen erhalten? Ganz sicher. Träumte ich nicht von einem Leben, dass ich vollständig in Gummi und Latex führen durfte? Schon, ja – aber war das nicht andererseits bloß ein Hirngespinst, das sich aus den wunderbaren Gefühlen und den Erregungen speiste, die das Tragen hautenger Latexkleidung in meinem Körper nun mal auslöste? Vielleicht ja. Nur war dieser Wunsch eben einfach da. Und er wurde jedes Mal stärker, wenn ich wieder in meinen hautengen schwarzen Catsuit schlüpfte, das Latex mit einem Glanzmittel auf Hochglanz polierte und mich dann vor dem Spiegel drehte. Ich spürte ein leidenschaftliche Verlangen, wenn meine Finger in langärmeligen Latexhandschuhen sanft über die Wölbung meiner Silikonbrüste streichelten, die ich unter dem Catsuit verbarg, wenn ich meine Hände dann spielerisch über Hüften und Po gleiten ließ, und ich hinunterschaute auf die roten Stilettos mit den Fesselriemchen, die ich dazu trug. In solchen Momenten war ich eine Gummifrau, nahmen meine Träume mich mit und entführten mich in ein anderes Leben, das ich einfach unwiderstehlich fand.
Doch, ich würde mich bewerben. Zumindest erst einmal eine Bewerbung schreiben. Was riskierte ich schon damit? Ob ich die Mail wirklich absenden würde, konnte ich dann immer noch entscheiden. Und selbst wenn ich die Bewerbung losschickte. Ich würde zumindest sehen, ob das Stellenangebot mehr war als ein Fake, wie sie das Netz inzwischen massenhaft überschwemmten. Große Hoffnungen brauchte ich mir ohnehin nicht zu machen. Ich wusste ja nicht einmal, wie lange die Stelle schon im Netz war. In der Anzeige konnte ich kein Datum entdecken. Und wenn sie ernst gemeint war, würde es vermutlich mehr als genug Bewerbungen geben, aus denen die Herrin Beatrice wählen könnte. Auf einschlägige Erfahrungen oder Referenzen konnte ich mich nicht berufen. Die einzigen Qualifikationen, die ich für eine Arbeit als Gummizofe mitbrachte, war gerade mal meine Leidenschaft für Gummi und vielleicht noch die Bereitschaft, mich auf ein Leben in diesem Material einzulassen. Also nichts, was nicht selbstverständlich in jeder Bewerbung stehen würde. Nein, ich würde versuchen, meine Antwort auf das Stellenangebot als ein reizvolles Spiel zu betrachten und sehen, wohin mich das führen mochte. Entscheidungen konnte ich später immer noch treffen, wenn sie denn überhaupt notwendig wurden.
Aber wenn schon Spiel, dachte ich, dann wollte ich es auch richtig spielen, so viel Spaß daran haben wie möglich. In meinem Kleiderschrank hing doch schließlich ein Zofen- Outfit. Ich hatte es vor einiger Zeit eher spontan gekauft, trug es als passende Kleidung für die ständig anfallende Hausarbeit regelmäßig morgens für eine Weile. Nicht nur, weil es vielleicht praktisch für die Arbeit war, sondern zugegeben auch, weil ich fand, dass ich gut aussah in dem hautengen kurzen Latexkleidchen.
Ich ging also ins Schlafzimmer hinüber und zog mich um. Gummiwäsche, BH, Slip und lange Strümpfe, die an einem Strapsgürtel befestigt waren, trug ich ohnehin, polierte aber zumindest die Strümpfe noch einmal auf Hochglanz. Dann nahm ich die Uniform aus dem Schrank und zwängte mich mithilfe von ein wenig Gleitmittel in das hochgeschlossene enge Zofenkleid. Ich hatte mich beim Kauf für ein Kleid in Sissy-Rosa entschieden, mit schwarz- gerüschten Absetzungen am Hals, an den langen Ärmeln und um den Brustbereich herum. Dazu gehörten eine schwarze Schürze, ein schwarzes Häubchen und kurze rosa Handschuhe. Ich mochte den farblichen Kontrast, der das kurz in drei Lagen über Hüfte und Po fallende Kleid absetzte gegen meine hochglänzenden schwarzen Latexstrümpfe. Und der genauso krass gegen die einfache schwarze Maske wirkte, die ich dazu überstreifte und ebenfalls sorgfältig mit dem Glanzmittel bearbeitete. Dann setzte ich mich aufs Bett und schlüpfte in schwarze Schnürschuhe mit 15 Zentimeter hohen Absätzen. Ein prüfender Blick in den Spiegel zeigte mir, dass ich das Make-up in den von der Maske offen gelassenen Augen- und Mundpartien ein wenig nachbessern sollte. Ich band die Schürze um, knüpfte eine schöne Schleife im Rücken, legte das Zofenhäubchen um die Stirn und zog am Ende die Handschuhe an.
Langsam drehte ich mich vor dem Spiegel, zupfte das Kleid über meinen Silikonbrüsten glatt. Ich war vielleicht nicht perfekt. Ein bisschen mehr Oberweite, ein bisschen mehr Hüfte und ein bisschen weniger Taille hätten das Bild sicher noch verbessert. Aber davon abgesehen entsprach die Gestalt, die ich da im Spiegel betrachtete, schon ziemlich weitgehend meiner Vorstellung von einer vorzeigbaren Gummizofe. Und dazu kam noch, dass es sich unbeschreiblich gut anfühlte.
Ich war jetzt bereit. Das Spiel konnte beginnen. Nicht eigentlich ich, Sofia, würde sich um diese Stelle bewerben. Nein, so nicht, berichtigte ich meinen Gedanken. Natürlich war ich es, die sich bewerben würde, aber ich würde es als eine schon etwas andere Sofia tun, in einer neuen Rolle. Ich würde mich ausdrücklich als Sofia, die Gummizofe, bewerben. Und irgendwie begann ich zu ahnen, dass dieses Spiel doch ernster werden könnte, als ich im ersten Moment gedacht hatte. Es veränderte mich. Mit jedem der kurzen Schritte, die ich auf den Computer zu trippelte, bewegte ich mich ein winziges Stück weiter auf die Tür zu, die das Stellenangebot in meinem Kopf aufgestoßen hatte. Ich war dabei, einen ersten Fuß auf die Schwelle zu setzen. Oder stand ich vielleicht längst auf dieser Schwelle? Wie weit konnte ich mich weiter vorwagen, ohne dass die Tür hinter mir ins Schloss schnappen würde? Darauf hatte ich keine Antwort, auch deshalb nicht, weil ich nicht mehr ausschließen konnte, dass gerade darin mein tiefster Wunsch lag. Möglicherweise wollte ich durch diese Tür gehen und sie hinter mir zuschlagen hören, wissend, von der anderen Seite könnte ich sie nicht wieder öffnen. Diese Ungewissheit durchlief mich wie ein erregender Schauder. Jetzt umzukehren und einfach aufzuhören war vermutlich meine vernünftigste Option. Aber das kam überhaupt nicht in Frage, gerade jetzt nicht, wo sich das Spiel als eine Entdeckungsreise entpuppte.
Ich setzte mich vor dem Computer zurecht und las die Anzeige noch einmal ganz langsam durch. Ich dachte einen Moment nach und merkte, wie meine Wunschträume wieder versuchten, die Oberhand über meine Gedanken zu erlangen. Ich schüttelte mich innerlich. Dann zog ich entschlossen die Tastatur heran, öffnete eine Textverarbeitung und begann zu schreiben:

Sehr geehrte Gummiherrin Beatrice,
ich bewerbe mich um die von Ihnen auf Ihrer Website angebotene Vollzeitstelle als Gummizofe.

So weit, so gut, aber wie jetzt weiter? Ich beschloss, einfach mit der Tür ins Haus zu fallen und schilderte knapp, dass ich mich vor acht Wochen als Transfrau geoutet und wahrscheinlich genau deshalb meinen bisherigen Arbeitsplatz verloren hatte, dass ich 23 Jahre alt war, alleinstehend, und jetzt auf der Suche nach einer neuen Stelle. Dann verwies ich auf meinen Lebenslauf, den ich beilegen würde und kam zum Wesentlichen: Warum wollte ich als 24/7-Gummizofe arbeiten, und warum war ich die richtige Gummizofe für die angebotene Stelle? Das musste ich nicht nur möglichst ansprechend, sondern vor allem glaubwürdig begründen. Ich benötigte ziemlich viele Anläufe, bis ich endlich ein paar Sätze zusammengebracht hatte. Aber besser würde ich das nicht hinbekommen. Es hatte keinen Sinn, immer noch weiter über kleine und kleinste Änderungen nachzugrübeln und meinen Text damit immer unnatürlicher wirken zu lassen. Erzwingen konnte ich den Erfolg meiner Bewerbung ohnehin nicht. Wenn ich Glück hatte, würde ich vielleicht das Interesse von Herrin Beatrice wecken, und sie würde mich dann zu einem Vorstellungsgespräch einladen. Ich beließ es also bei den folgenden Sätzen:

Ich bewerbe mich, weil ich überzeugt bin, den von Ihnen sicherlich gestellten hohen Anforderungen an eine Vollzeitgummizofe in Ihren Diensten in jeder Hinsicht genügen zu können. Allerdings glaube ich nicht, dass es die perfekte Gummizofe gibt oder jemals geben wird. Ohne das ständige und tief verinnerlichte Streben nach Perfektion in der Erfüllung der Aufgaben einer Gummizofe bleibt die Ausübung dieses Berufes für mich aber unvorstellbar. Obwohl ich bisher auf keine Berufserfahrung verweisen kann, bringe ich doch das unbedingte Bestreben mit, Ihnen jederzeit als gleichermaßen pflichtbewusste wie verlässlich folgsame Gummizofe dienen zu können. Die persönliche und vollständige Hingabe an die besonderen Eigenschaften und Qualitäten des Materials Gummi bildet dabei für mich einen unverzichtbaren Bestandteil meiner Berufsauffassung von der Rolle einer Gummizofe. Ihre Anforderung einer ausschließlichen Lebensführung in Gummi und Latex auch außerhalb der eigentlichen Arbeitszeiten ist für mich mit der ernsthaften Berufsausübung einer Gummizofe selbstverständlich vereinbar, und ich werde mich gerne dazu verpflichten.
Der Möglichkeit zu einer persönlichen Vorstellung sieht Ihre neue Gummizofe entsprechend erwartungsvoll und jederzeit gerne entgegen.
Mit gehorsamen Gummigrüßen,

Vorgenommen hatte ich mir, ansprechend und glaubwürdig zu begründen, warum gerade ich die richtige Wahl für diese Stelle als Gummizofe sein sollte. Aber um ehrlich zu sein, beim nochmaligen Überlesen spürte ich, dass ich hier ein bisschen dick aufgetragen hatte. Ich hatte damit einen Anspruch an meine Berufsauffassung von einer Gummizofe beschrieben, der ans Absolute grenzte. Und es gab nicht den geringsten Beleg, ob und wie ich den erfüllen könnte. Aber ich wollte mich mit Selbstbewusstsein bewerben und nicht um eine Chance betteln. Außerdem, wie gesagt, wenn die Anzeige sowieso nur ein Fake war, dann passte mein Schreiben ganz sicher sehr schön dazu.
Weil ich ahnte, dass meine Entschlossenheit sich doch noch in Zögerlichkeit und Selbstzweifel auflösen könnte, kopierte ich meine Bewerbung sofort in eine Mail, hängte das formatierte Anschreiben und einen Lebenslauf als Dateien an und fügte zwei Fotos hinzu. Das erste zeigte mich in meinem Outfit als Gummizofe, das ich ja auch gerade trug. Auf dem zweiten Foto war ich in einem hochglänzenden schwarzen Catsuit auf meinen roten Stilettos zu sehen. Dazu hatte ich ein rot abgesetztes leichtes Latexkorsett angelegt, das meine Brüste vorteilhaft hob und zu einer deutlichen Taillierung geschnürt war. Auf diesem Foto war ich nicht maskiert und lächelte aus einem vielleicht ein bisschen nuttig angemalten Gesicht, das von schulterlangen roten Locken umrahmt war, in die Kamera. Schminken und Make-up gehörte wirklich zu den frauentypischen Dingen, die ich mochte, in denen ich aber noch nicht sehr weit vorgedrungen war.
Und dann drückte ich auf Senden.
Ich lehnte mich zurück und atmete mehrmals tief durch. Jetzt hatte ich es also getan. Ich hatte mich tatsächlich um eine Vollzeitstelle als Gummizofe beworben. Und ich hatte gleichzeitig erklärt, ich wolle ein 24/7-Leben in Gummi führen, konsequent und offen sichtbar für jede und jeden. Was das bedeutete, drängte sich allmählich, aber mit jeder Minute, die ich jetzt vor dem Schreibtisch saß und auf die soeben abgeschickte Mail blickte, klarer in mein Bewusstsein. Ob ich die Stelle bekäme oder nicht, ob es überhaupt eine Antwort geben würde oder nicht, ein Zurück war ab hier nicht mehr möglich. Vor ein paar Wochen hatte ich mich vor der Welt als Transfrau geoutet. Mit dem Abschicken dieser Bewerbung hatte ich mich jetzt irgendwie noch einmal geoutet, wenn auch nicht gleich vor der ganzen Welt. Trotzdem, mindestens vor mir selbst und tief in meinem Selbstverständnis würde ich das nicht mehr umkehren können. Ich hatte mich als Gummizofe erklärt.

Es vergingen ein paar Tage, bis ich Antwort auf meine Mail erhielt. Tage, in denen ich mich kaum aus der Wohnung bewegte, weil ich mit einem Wirbel verwirrter Gefühle rang, den ich mit dem Abschicken der Bewerbung in meinem Kopf ausgelöst hatte. Ich verbrachte diese Tage vollständig eingekleidet in meiner Uniform als Gummizofe, mehr oder minder ruhelos beschäftigt mit Aufräumen und Putzen. Nahezu stündlich kontrollierte ich mein Postfach, um den Eingang einer Antwort nur ja nicht zu verpassen. Aber mehr als gelegentlich eine Werbemail landete da nicht, während meine Wohnung sich mehr und mehr in ein Hochglanzprojekt verwandelte. In den Nächten schlief ich unruhig. Ich wälzte mich stundenlang und versank in Fantasien, in denen Scharen gesichtsloser Gummizofen darin wetteiferten, ihrer Gummiherrin glücklich jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Dabei schoben sie mich immer weiter beiseite und ließen mich verzweifelt und einsam zuschauen, wie die Gummiherrin ihre Bemühungen hin und wieder mit einer beiläufigen Geste von Zufriedenheit belohnte.
Diese Träume quälten mich, und ich sah allmählich ein, meine Bewerbung war eben doch nicht mehr als ein Stück Kopfkino, auf das ich mich womöglich allzu bereitwillig eingelassen hatte. Aber dann war plötzlich doch eine Antwortmail im Posteingang:

Gummizofe Gummisabeth,
du bildest dir ein, dich Gummizofe nennen zu dürfen. Bis dahin hast du noch einen weiten Weg zu gehen. Deine Bewerbung ist lächerlich und überheblich. Zudem ist der Ton, den du mir gegenüber anschlägst, völlig unangemessen. Das werde ich einer gewöhnlichen Gummizofe ganz sicher nicht durchgehen lassen.
Du wirst dich in vier Tagen pünktlich um zehn Uhr zur Vorstellung bei mir einfinden. Du wirst darauf eingerichtet sein, mir sofort für mehrere Tage als Gummizofe zur Verfügung zu stehen, damit ich im Anschluss an unser Gespräch deine Eignung gegebenenfalls auch praktisch überprüfen kann.
Sollte ich mich dafür entscheiden, dich zumindest für eine Probezeit zu beschäftigen, wirst du deinen neuen Arbeitsplatz als meine persönliche Gummizofe dann unmittelbar antreten.
Ich betrachte es als zweckmäßig, dass du schon am Tag vor unserem Gespräch anreist. Für die Übernachtung steht dir ein Apartment in meinem Haus in der Brückenstraße zur Verfügung. Der Eingang zu dem Apartment im zweiten Stock ist mit einem Zahlenschloss gesichert. Wenn du die Ziffern 247 eingibst, erhältst du vorläufigen Zugang. Du wirst das Apartment leicht finden, weil dein Name an der Tür angebracht sein wird. Für den Fall deiner Einstellung als Gummizofe wirst du dort in den Zeiten wohnen, in denen du nicht arbeitsbedingt in meinem Hause übernachtest.
Selbstverständlich erwarte ich, dass du dich mir schon bei unserem anstehenden Gespräch hundertprozentig in Gummi vorstellst. Dafür wird deine Latexkleidung geschmackvoll und straßenfähig sein, du wirst keine Maske zu tragen und deine Schuhe werden keinesfalls weniger als zwölf Zentimeter Absatzhöhe aufweisen, bei Plateausohlen selbstverständlich entsprechend mehr.
Für die Fahrt zu mir kannst du eine Taxe benutzen. Eine passende Telefonnummer wirst du im Apartment finden.
Dein Zofenkleid brauchst du nicht mitzubringen. Ich wähle die angemessene Einkleidung für meine Gummizofen selbst aus. Deshalb wirst du die angefügte Tabelle mit Körpermaßen sorgfältig ausgefüllt unverzüglich mit deiner Bestätigung unseres Termins an mich zurückschicken.
Sämtliche Anweisungen in diesem Schreiben sind für Gummizofen wie dich selbstverständlich unverhandelbar.
Deine Gummiherrin Beatrice
P.S.: Ich habe mir gedacht, eine kleine zusätzliche Motivation schadet nie und hilft dir gleichzeitig, deinen Vorstellungstermin keinesfalls zu verpassen. Schau doch einfach mal auf meiner Website nach, Gummisabeth.

Diese Antwort versetzte mir einen deutlichen Stich. Ich merkte, wie sich mein Gesicht unter der Maske beim Lesen erhitzte und schamrot einfärbte. Hier blieb nicht mehr der geringste Hauch von irgendetwas auch nur ansatzweise Spielerischem, auf das ich mich herausreden könnte. Ich hatte eigentlich nur völlig vage Vorstellungen davon, was ich als Reaktion auf meine Bewerbung erwartete. Jedenfalls nicht diese Reihe klarer Anweisungen, die so völlig selbstverständlich davon ausgingen, dass ich sie widerspruchslos befolgen würde. Aber ich hatte ja in meiner Bewerbung behauptet, als Gummizofe eine Antwort zu erwarten. Für Gummiherrin Beatrice hatte ich damit wahrscheinlich zugleich unmissverständlich erklärt, dass es für mich völlig undenkbar war, irgendeinen ihrer Wünsche nicht erfüllen zu wollen.
Und was wollte ich denn eigentlich? Ich hatte mich doch selbst als Gummizofe ausgegeben und beworben. Und in den Tagen zwischen dem Abschicken meiner Bewerbung und dieser Antwort hatte ich mich zumindest spielerisch bemüht, die Rolle anzunehmen und zu leben. In den letzten Nächten aber hatte ich unter sehr viel realeren Ängsten gelitten, als Gummizofe zurückgewiesen zu werden. Wunsch und Wirklichkeit, der ewige Widerspruch.
In meiner Traumwelt fehlten die Probleme. Da hieß es einfach: Hey, du bist eine Gummizofe? Ganz wunderbar, komm und lass dich drücken, mein Schatz. Lass uns das Gefühl genießen, wie unsere Körper in hautengem Gummi aneinander drängen, wenn wir uns zärtlich anfassen und sanft streicheln, wie die Erregung in uns unwiderstehlich wächst, während unsere Gummilippen einander finden und dann weitersuchend den hauteng von Gummi umschlossenen Körper hinuntergleiten bis in den Schritt. Bizarre Gummiwesen, die sich im hemmungslosen Liebesspiel verlieren und finden.
Und dagegen die Wirklichkeit einer Gummizofe, die zuallererst begreifen muss, dass ihre Sehnsucht und Erfüllung als Gummizofe vollständig im Wohlbefinden ihrer Gummiherrin bestehen. Das war etwas anderes, aber tatsächlich war es eben das, wofür ich mich entschieden hatte. Dahinter steckte natürlich auch noch die Frage, ob ich devot veranlagt war. Darüber hatte ich bisher nie ernsthaft nachgedacht. Und jetzt, wenn ich die Stelle als Gummizofe bekam, würde ich es unvermeidlich herausfinden, herausfinden müssen. Ich stolperte gerade absolut naiv in ein Abenteuer hinein, von dessen möglichem Ausgang ich ehrlich gesagt in dem Moment noch keine Ahnung hatte.
Diese etwas späte Erkenntnis wurde überhaupt nicht beruhigender, als ich dann, wie mir das Postskriptum riet, tatsächlich noch einmal auf die Webseite der Gummiherrin ging.
Das Stellenangebot war noch da. Aber direkt darunter leuchteten mir jetzt die beiden Fotos entgegen, die ich mitgeschickt hatte. Und unter der bildschirmbreiten Überschrift »Gummizofe Gummisabeth hat sich beworben« folgte dann das Faksimile meines Bewerbungsschreibens. Gnädigerweise hatte Lady Beatrice meine Anschrift und meine Telefonnummer unleserlich gemacht. Auf meinen Namen und meine Mailadresse hatte sie ihre Nachsicht allerdings nicht ausgedehnt. Und sie hatte die Aufforderung hinzugefügt, Gummizofe Gummisabeth auf Facebook zu folgen.
Ein Klick auf den Link öffnete umgehend die entsprechende Seite und aus dem Profilbild blickte mir mein maskiertes Gesicht mit dem Zofenhäubchen auf der Stirn entgegen. Gummizofe Gummisabeth hatte heute schon zwei Einträge öffentlich gepostet. Das eine zeigte mich als Gummizofe. Dazu gab es einen kurzen Text, in dem ich mich mit meinem wirklichen Namen vorstellte und erklärte, wie stolz ich darauf sei, mich endlich zu meiner wahren Identität als Gummizofe zu bekennen. Das zweite Posting enthielt das andere Bewerbungsfoto, auf dem ich unmaskiert erkennbar war. Hier berichtete ich, wie sehr ich mich darüber freute, dass Gummiherrin Beatrice mir die Erlaubnis zu einer persönlichen Vorstellung gewährt hatte. Dann verwies ich noch auf den Link, unter dem meine Bewerbung nachzulesen war und forderte dazu auf, mir Glück zu wünschen.
Ich? Was verwischte sich da in meinem Kopf? War ich wirklich gerade dabei, die Posts von Gummizofe Gummisabeth auf dieser Facebookseite wie meine eigenen anzusehen? Das war nicht ich – oder war ich es irgendwie doch? Hatte ich nicht mindestens angefangen, die Identität Gummizofe Gummisabeth als meine eigene zu akzeptieren? Nein, es war nicht zu leugnen. Mehr und mehr übernahm ich diese Identität, und ich baute sie bereitwillig immer tiefer ein in mein Selbstverständnis. Und warum überraschte mich das zwar, jagte mir aber keinen Höllenschrecken mehr ein? Darauf konnte es eigentlich nur eine Antwort geben. Ich hatte davon geträumt, hatte mit dem für mich verlockenden Gedanken herumgespielt, als Gummizofe zu leben. Aber dann hatte es schon genügt, mich an der vagen Möglichkeit nur zupfen zu lassen, diesen Traum in meine Wirklichkeit zu holen. Und der Damm war sofort gebrochen. Die Flut hatte mich in eine neue Realität geschwemmt, in der ich offen war, endgültig Gummizofe Gummisabeth zu sein. Aber was da auf mich einstürmte, ging doch viel zu schnell.
Die Facebookseite war noch ganz neu. Außer ›meinen‹ beiden Postings hatte es bisher noch keine Aktivitäten gegeben. Als ich das Profil aufrief, musste ich feststellen, dass die Angaben aus meinem Lebenslauf sorgfältig dorthin übernommen waren. Das machte mich eindeutig identifizierbar. Dagegen hatte ich keine Chance. Auch wenn sich noch nichts auf der Seite rührte, es würde nicht lange dauern, bis sich über das Netz rasend schnell ausbreiten würde, dass ich meinen Namen in Gummisabeth geändert und mich öffentlich als Gummizofe geoutet hätte. Es würde auch überhaupt nichts helfen, wenn ich das sofort auf meiner eigenen Seite bestreiten würde. Spätestens in ein paar Tagen würde mein gesamter Bekanntenkreis, und nicht nur im Netz, wissen, dass ich jetzt eine Gummizofe war. Und ich würde das nie wieder loswerden.
Gummiherrin Beatrice war zu meiner Gummiherrin geworden. Und sie hatte mich dazu nicht einmal wirklich einstellen müssen, ich hatte ihr ja sogar noch nicht einmal leibhaftig begegnen müssen. Trotzdem hatte sie mich wirksam und vor aller Welt schon jetzt zu ihrer Gummizofe Gummisabeth gemacht. Ich konnte machen was ich wollte, ob ich die Stelle bekam oder nicht, ob ich sie annahm oder nicht, ich würde von nun an für immer Gummizofe Gummisabeth bleiben.
All meine Gedankenspiele und Träumereien, meine Selbstzweifel darüber, wie weit mich meine heimliche Neigung und Leidenschaft für Gummi und Latex trieben, oder ob ich sie sogar zu meiner Bestimmung werden lassen wollte. Sie hatten mich beschäftigt, beschäftigten mich noch. Aber sie gehörten zu einer Vergangenheit, die hinter mir lag, abgelöst von einer neuen Gegenwart, auf deren Regeln ich keinen Zugriff mehr hatte. Ich hatte meine Bewerbung abgeschickt. Und ich hatte damit eine Wahl getroffen. Ich begriff jetzt, dass ein einfacher Mausklick meine letzte freie Entscheidung gewesen war. Eine minimale Bewegung meines Zeigefingers hatte ausgereicht, um aus mir für den Rest meines Lebens Gummisabeth, die Gummizofe, zu machen. Ich war sicher gut beraten, spätestens jetzt die Macht und den Einfallsreichtum meiner Gummiherrin wirklich zu fürchten. Sie hatte mir bedenkenlos meine Selbstbestimmung genommen. Aber die Gummizofe in mir spürte unter der Oberfläche dieser Unbarmherzigkeit zugleich so etwas wie Zuwendung und achtsame Sorgfalt, die ihrer Entwicklung helfen sollten. Irgendetwas ließ mich wissen, diese Gummiherrin hatte entschieden, dass ich eine Gummizofe sein sollte und darin meine Erfüllung finden würde.
Plötzlich fand ich das alles ganz einfach zu verstehen. Denn es wiederholte sich nur das alte Kindermärchen. Die Gummiherrin hatte sich zu mir herabgebeugt und die Gummizofe in mir wachgeküsst. Aber ich hatte auch selbst einen kleinen Anteil an diesem Märchen, denn ich hatte ihr signalisiert, wie sehr die Gummizofe sich danach gesehnt hatte, wachgeküsst zu werden.

Ich war Gummisabeth – und es war gut und richtig für mich, Gummisabeth zu sein. Und mein Herz erkannte in diesem Augenblick, Erfüllung für mich als Gummizofe würde es nur geben, wenn ich meine Gummiherrin liebte. Ich war eine Gummizofe – und es war gut und richtig für mich, eine Gummizofe zu sein.

Zweites Kapitel
in dem sich zwar bestätigt, Kleider machen Leute – aber ungeklärt bleibt, welche.

Drei Tage später packte ich meinen Koffer.
Irgendwie fühlte ich mich desillusioniert. Ich hatte die verlangte Maßtabelle sorgfältig ausgefüllt und bestätigt, dass ich den Vorstellungstermin einhalten würde. Dann hatte ich den Laptop zugeklappt.
Meine erste Begeisterung hatte doch einen ziemlichen Dämpfer erlitten. Ich versuchte, mich in meiner neuen Situation zurechtzufinden, aber ich hing offensichtlich in der Luft. Mochte es auch gut und richtig für mich sein, mich als Gummizofe bekannt zu haben, zugleich war es aufregend und schrecklich. Leichtfertig und gedankenlos hatte ich selbst den Schubser provoziert, den Gummiherrin Beatrice mir gegeben hatte. Vielleicht nicht ganz freiwillig, aber eben auch nicht wirklich unfreiwillig, ich hatte mich selbst sofort und fast begeistert über die Schwelle stoßen lassen, hinter der ich von nun an Gummisabeth war. Eine Tür war ins Schloss gefallen, und sie versperrte mir die Umkehr. Ich akzeptierte einfach, dass ich vergeblich an ihr rütteln würde, machte gar nicht erst den Versuch. Aber der Raum um mich, ob ich ihn betreten hatte oder nur hineingestolpert war, blieb nebelhaft und voller Ungewissheiten.
Meine Wohnung war noch immer dieselbe Wohnung, nicht sehr modern, aber gemütlich eingerichtet. Die Vorhänge waren zugezogen. Mehrere Stehlampen tauchten die Zimmer in warmes Licht. Bequeme Sessel luden zum Sitzen, auf den Tischen standen gefüllte Obstschalen. Trotzdem erschien mir die Wohnung jetzt irgendwie leer, als ob ich verstanden hätte, dass sie schon zu meiner Vergangenheit gehörte. Ich steckte weiter in meinem Zofenoutfit und stöckelte unentschlossen zwischen den Zimmern hin und her. Ich ordnete den Rosenstrauß in seiner Vase auf dem Sideboard. Ich rückte völlig unnötig die paar Bücher und den Kleinkram auf den Regalen zurecht.
Es gab nichts mehr aufzuräumen. Wenn ich etwas saubermachen wollte, musste ich schon etwas schmutzig machen, vorher. Es wartete auch kein Abwasch. Aber ich wartete. Ich wartete auf meine Vorstellung.
Inzwischen hatte ich jeden Tag meine Mails kontrolliert. Die Gummiherrin hatte keine weitere Nachricht geschickt. Die anderen Mails öffnete ich nicht, wollte sie im Moment lieber nicht lesen. Mein Handy zeigte zunehmenden Betrieb auf meiner Facebookseite. Aber ich zog es vor, nicht zu wissen, ob ich mich dort gerade zum Mittelpunkt eines kleinen Shitstorms mauserte. Meinen Facebook-Auftritt als Gummizofe Gummisabeth mochte ich deshalb erst recht nicht aufrufen. Um mich überhaupt zu beschäftigen, suchte ich die Sachen heraus, in denen ich meiner Gummiherrin unter die Augen treten wollte.
Ich entschied mich für einen knielangen, engen Bleistiftrock aus etwas stärkerem schwarzem Latex. Dazu wollte ich eine taillierte schwarze Jacke mit langen Ärmeln im Businessschnitt tragen. Meine kirschrot glänzenden Latexbluse mit schwarzer Knopfleiste und einem engen schwarzen Kragen würde sich farblich hübsch gegen das Schwarz des Kostüms absetzen. Ich schwankte zwischen roten und schwarzen High Heels, fand die roten Stilettos dann aber für den Tag ein bisschen übertrieben und blieb bei schwarzen Lacklederstiefeln mit Plateausohle und 16 Zentimetern Absatzhöhe. Darunter würden selbstverständlich Catsuit, lange Strümpfe sowie Handschuhe mein Outfit vervollständigen.
Trotzdem benötigte ich den großen Hartschalenkoffer, denn ich packte für einen Abschied. Bekäme ich die Stelle, würde ich mindestens für Monate nicht in diese Wohnung zurückkehren. Ich sortierte meine Latexkleidung und suchte heraus, was ich davon gerne trug und was mir für ein künftiges Leben in Gummi und Latex brauchbar schien. Sehr umfangreich schien mir meine Garderobe nicht. Wirklich gute Latexkleidung war schließlich alles andere als billig.
Aber es war eben doch einiges zusammengekommen in den letzten Jahren, in denen ich meine Gummineigung allmählich zu einer Leidenschaft entwickelt hatte. Bei der Unterwäsche, den Basics, gab es nicht viel zu entscheiden, und was ich an Höschen, Leggins, einfachen Tops und BHs sowie Korsagen besaß, wanderte zusammen mit Strümpfen, Strapsgürteln und Handschuhen sorgfältig zusammengelegt zuunterst in den Koffer. Aus meinen Röcken wählte ich die besseren, zwei knöchellange, schwere Tellerröcke, einen sehr engen festen Humpelrock und dazu zwei superkurze, knallenge Minis, die von Po und Schritt mehr zeigten als verdeckten.
Mein Geschmack war bei Latex und Gummi womöglich ziemlich konservativ. Abgesehen davon, dass einer der Miniröcke in einem intensiven Burgunderrot glänzte, war offensichtlich Schwarz meine Farbe. Das galt auch für die beiden schlichten, hochgeschlossenen Tageskleider, die ich dazulegte, und die sich nur in der jeweils knielangen Rockweite unterschieden. Das eine spannte beim Gehen sehr angenehm auf den Oberschenkeln, das andere fiel etwas weiter aus und war sehr bequem zu tragen. Etwas mehr Farbe hatten die drei Blusen, mit denen ich meine Auswahl abschloss. Zu der leuchtend roten, die ich für die Vorstellung anziehen wollte, gesellten sich eine weitere in demselben Burgunderrot wie der Minirock, den ich schon eingepackt hatte, eine weitere in Türkisblau mit einer an den Halsbereich angearbeiteten schönen Schleife und endlich natürlich auch hier eine sehr schlicht geschnittene schwarze Bluse. An Jacken und Mänteln besaß ich nur die eine Jacke, die ich schon herausgelegt hatte.
Alles zusammengenommen, stellte ich fest, so klein war meine Latexgarderobe doch gar nicht. Ich sollte eigentlich zufrieden sein. Und die Sachen ließen sich zudem gut miteinander kombinieren.
Der Koffer war mit all dem Zeug nun schon ziemlich gefüllt. Ich hatte Mühe, nun auch noch die High Heels, die ich unbedingt mitnehmen wollte, in die wenigen verbliebenen Zwischenräume zu quetschen. Fast hätte ich die beiden gesichtsoffenen schwarzen Hauben einzupacken vergessen. Die dritte Maske, die nur Mund und Augen freiließ, trug ich gerade. Ich würde sie zusammen mit zwei zusätzlichen Perücken erst kurz vor meiner Abreise als Letztes in den Koffer stopfen.
Zusammen mit dem Laptop, einem Kosmetikkoffer, in dem ich auch meine Latexpflege- und -Glanzmittel unterbrachte, sowie einer großen Handtasche für restlichen Kleinkram musste das reichen für den Aufbruch in mein neues Gummileben.

Weiter war nichts zu tun. Ich sah der Zeit dabei zu, wie sie hinter meinen unwuchtig kreiselnden Gedanken zäh die Wände heruntertropfte. Als sie sich dann endlich das dritte Mal zu einem Tag zusammenzog, kroch ich erleichtert aus dem Kokon meiner Erstarrung und bereitete mich auf die Abreise vor.
Vor dem Kleiderschrank im Schlafzimmer hatte ich plötzlich das sichere Gefühl, dass mir eine Entscheidung den Weg versperrte. Automatisch hatte ich gerade nach dem langen, hinten geschlitzten Lederrock gegriffen. Jetzt zögerte ich.
Die Gummiherrin erwartete mich morgen komplett in Latex. Für heute galt das eigentlich noch nicht. Jedenfalls hatte davon nichts in ihrer Mail gestanden. Ich war deshalb ohne nachzudenken davon ausgegangen, dass ich gewissermaßen textil auf die Reise gehen würde, in einer Kombi­nation aus dem Lederrock und einer kurzen schwarzen Lederjacke mit Dreiviertelärmeln über einer beigen Seidenbluse. Das war ein Outfit, das mich durchaus sexy wirken lassen würde. Ich hatte das bei zwei Gelegenheiten schon getragen und wusste, es war ein wenig gewagt und würde eine Menge Blicke auf mich ziehen. Aber es blieb noch in den Grenzen, in denen ich mich als Frau zurechtgemacht in der Öffentlichkeit bewegen konnte. Vielleicht war ich noch nicht so weit, das Aufsehen zu genießen, das ich damit erregte – aber aushalten konnte ich es allemal.
Für Sofia mochte das selbstverständlich sein und angemessen. War es dann auch für Gummisabeth selbstverständlich und angemessen?
Eher nicht, beantwortete ich mir diese Frage selbst, jedenfalls nicht automatisch. Es gab ihn schließlich nicht, den scharf und präzise festgesetzten Einlass in mein neues Gummileben, sagen wir zum Beispiel, pünktlich mit dem Vorstellungstermin. Ab dem Moment, in dem ich mich an den Schreibtisch gesetzt hatte, um mein Bewerbungsschreiben zu verfassen, hatte ich nichts anderes als Latex und Gummi mehr getragen. Was ich vorher erst gelegentlich, dann immer regelmäßiger gemacht hatte, mich umzuziehen und in eine Frau in Gummi zu verwandeln, ich hatte das gerne getan und zunehmend leidenschaftlich. Zuletzt sogar ausschließlich. Das erregende Wohlgefühl dabei, mich in hautenges Latex gezwängt zu bewegen und all die Dinge weiter zu tun, die ich sonst auch zu tun hatte, es hörte doch nicht auf oder änderte sich, nur weil ich spätestens mit der Antwort der Gummiherrin begriff, schrittweise begriff, dass Gummisabeth werden vom ersten Moment an immer auch schon ein Stück Gummisabeth sein beinhaltete.
Ich schob diese Grübelei als ergebnislos beiseite, langsam wurde mir das zu philosophisch. Richtig blieb aber, dass es keinen vernünftigen Grund gab, das Tragen von Latexkleidung jetzt noch einmal zu unterbrechen. Mangel an unvernünftigen Gründen und irrationalen Ängsten litt ich allerdings nicht. Die wehten mir im Gegenteil sogar kräftig ins Gesicht, verdichteten sich zu einem kleinen Wirbelsturm.
Aber aus meinen Erfahrungen mit dem Outing als Transfrau hatte ich eines gelernt. Theoretisch mochte es gegen Ängste durchaus helfen, sie zu verstehen, ihre Ursachen und Wirkungen kennen zu lernen. Nur praktisch lösten sie sich dadurch leider noch nicht auf. Da blieb nur die Überwindung und der Sprung in kaltes Wasser, gab es nur das Trau-dich-gefälligst.
Ich besaß einen wunderschönen, knöchellangen schwarzen Lack-Trenchcoat. Ich hatte ihn gekauft, weil ich ihn einfach umwerfend und aufregend fand. Allerdings hatte ich bisher nur gewagt, diesen Mantel bei Regen und im Schutz der Nacht draußen spazieren zu führen.
Aber jetzt könnte er für einen Kompromiss herhalten. Er war lang genug, und wenn ich ihn bis zum Hals zugeknöpft tragen würde, bliebe mein Latex darunter verborgen. Niemand würde es sehen können. Und wenn ich schon ohne Maske unterwegs war, dann könnte ich genauso gut auch auf das Tragen der Latexhandschuhe verzichten. Mindestens anprobieren wollte ich das in jedem Fall. Dann konnte ich immer noch sehen, ob ich mich nachher in elegantem Latex auf den Weg machen würde.
Nachdem ich noch einmal ausführlich geduscht und anschließend reichlich Gleitmittel auf meinem Körper verteilt hatte, schlüpfte ich fast mühelos in einen schwarzen, schrittoffenen Catsuit. Trotz des praktischen Drahthakens, den ich mir dafür zurechtgebogen hatte, blieb es eine kleine Quälerei, den Reißverschluss im Nacken so weit hochzuziehen, bis ich ihn mit den Fingern über die Schulter hinweg erwischte. Dann strich und zupfte ich alles glatt, bis sich der Catsuit absolut faltenlos und hauteng an meinen Körper schmiegte.
Er war zwar für die Betonung weiblicher Formen gearbeitet, ich wollte die Größe meiner Silikonbrüste aber noch ein bisschen hervorheben und zwängte mich deshalb über dem Catsuit noch in einen Bügel-BH, dessen steifes Gummi zu schönen Brustheben geformt war. Anschließend stieg ich in einen Slip aus etwas festerem Gummi, der auf Hüften und Po körperformend verstärkt war und hinauf bis zur Taille reichte, die er fest umschloss. Im Schritt war eine etwas enge Aufnahme für einen Penis eingearbeitet, die in einem Außenkatheter endete und so das Pinkeln im Sitzen ermöglichte. Insgesamt ließ dieser Slip meine biologische Männlichkeit hinter einer leichten Wölbung einfach verschwinden. Darüber legte ich den ebenfalls festen Strapsgürtel um die Hüfte und befestigte die Strümpfe, nachdem ich sie übergestreift und glattgestrichen hatte, an den Haltern.
Vor dem Spiegel prüfte ich mit ein paar Drehungen die Wirkung und war beeindruckt. Ich sah den fast vollkommenen Körper einer hauteng in glänzend schwarzem Gummi verpackten Frau, die sich in gewollt lasziven Bewegungen vor ihrem Spiegelbild rekelte.
Der Pflichtteil meiner Einkleidung war damit beendet. Egal, was ich darüber noch tragen würde, hieran würde ich jetzt nichts mehr ändern.
Es war Zeit für das Make-up. Ich verwarf den Gedanken, mich wie üblich eher dezent zu schminken. Der Lackmantel, mein Latexoutfit sowieso, verlangten nach einem Gesicht im Stil einer Drag Queen. Ich gab mir alle Mühe und ich brauchte lange. Am Ende war ich auch nicht wirklich zufrieden mit dem Ergebnis, aber immerhin auch nicht mehr enttäuscht.
Ich hatte einen eher blassen aber doch sanft leuchtenden Teint hinbekommen. Unter hochgezogenen schmalen Brauen hatte ich die Augen mit überlangen künstlichen Wimpern und deutlich ausgezogenem Lidstrich betont. Für den Lidschatten und den weiteren Augenbereich wählte ich Grüntöne, weil die schön mit meinen roten Locken kontrastierten. Dazu entschied ich mich zu einer kräftigen, korallenroten Lippenfarbe, der ich mit ein wenig Lipgloss Glanz verlieh. Es war der gleiche Farbton, in dem ich auch meine Fingernägel lackiert hatte. Als Ohrringe sollten dann rotschillernde große Perlmuttscheiben mein Gesicht seitlich einrahmen. Die waren zwar federleicht und daher angenehm zu tragen, machten aber eine starke Wirkung.
Damit hatte ich die momentane Obergrenze meiner Beauty-Künste erreicht. Für mehr würde ich schon professionelle Hilfe und Anleitung benötigen. Dann kleidete ich mich mit der roten Latexbluse, dem Gummirock und der dazu passenden Jacke fertig an, stieg in die Plateaustiefel und zog am Ende den Lackmantel über.
Im Spiegel fand ich das Resultat meiner Bemühungen überwältigend. Fast bedauernd knöpfte ich den Trenchcoat bis zum Hals zu und überzeugte mich, dass der Mantel meine Latexkleidung zuverlässig verbarg. Was das anging, konnte ich so gehen.
Aber konnte ich wirklich so gehen? Lackschwarz glänzend auf 16 Zentimeter Heels, tizianrote schulterlange Locken, das Gesicht teilweise verborgen hinter großflächigen runden Gläsern einer rotgefassten Sonnenbrille, bot ich einen zumindest aufsehenerregenden Anblick. Das konnte meine Reise leicht in eine Art Spießrutenlauf verwandeln. Blicke würden dabei wahrscheinlich noch das Wenigste sein.
Ich zweifelte, ob ich mich den halboffen geflüsterten Kommentaren und unverhüllten Anmachen wirklich gewachsen fühlte, mit denen ich in diesem Aufzug fast sicher rechnen musste. Und wie es in der Regel so ist, wenn du eine Unsicherheit überhaupt erst zum Zuge kommen lässt, sie wächst sich aus zu einer vielleicht unbegründeten aber eben doch handfesten Angst vor der eigenen Courage.
Der faszinierende Kitzel, der mich zu diesem Outfit getrieben hatte, er schwand dahin wie Rauch, und mein Mut verließ mich. In diesem Moment hätte ich vielleicht sogar Mausgrau bevorzugt, aber das lag natürlich unerreichbar außerhalb meiner Möglichkeiten. Trotzdem war ich nahezu entschlossen, mich doch lieber noch einmal umzuziehen und mich ein bisschen zurückhaltender einzukleiden, da fiel mein Blick zufällig auf die Uhr. Ich war schon spät dran, zu spät.
Wenn ich meinen Zug noch erreichen wollte, war jetzt gar nichts mehr zu entscheiden. Ich hatte offensichtlich schlicht zu viel Zeit am Schminktisch und vor dem Spiegel vertrödelt. Wer zu spät kommt, die bestraft das Leben, verspottete ich mich selbst. Dann griff ich zum Telefon und rief mir ein Taxi zum Bahnhof.
Während ich auf den Wagen wartete, blieb gerade genügend Zeit, die Wohnung noch einmal abzugehen und zu kontrollieren. Alle Fenster waren geschlossen, der Kühlschrank leergeräumt und abgestellt, die Lichter gelöscht. Den Standby-Geräten hatte ich den Stecker gezogen und die Gastherme in der Küche ausgeschaltet. Ich war abreisebereit, konnte die Wohnung wie mein bisheriges Leben zurücklassen. Als ich dann durch ein Fenster zur Straße sah, dass eine Taxe vor dem Haus hielt, packte ich meinen Reisekoffer, das zusätzliche Schminkköfferchen war praktisch am ausziehbaren Handgriff befestigt, hängte die Handtasche über die Schulter und machte mich auf den Weg.

Die Taxifahrerin war ausgestiegen, als sie mich mit meinem Koffer im Schlepptau über den breiten Gehsteig auf ihr Auto zu stöckeln sah. Sie war eine robuste Endzwanzigerin in Jeans und einem Baumwollhemd. Ihr dunkelblondes Haar fiel zu einem Pony geschnitten in die Stirn über einem offenen, vielleicht etwas breiten Gesicht. Hinten hatte sie das Haar zu einem federnden Pferdeschwanz zusammengebunden.
Sie musterte mich einen Moment, ohne Scheu wanderte ihr Blick von Kopf bis Fuß an mir hinunter und wieder herauf. Ein leichtes, durchaus interessiertes Lächeln reichte bis zu den Augen.
Sie ließ den Kofferraum aufklappen und half mir wortlos, mein Gepäck zu verstauen. Auf der anderen Straßenseite war ein älteres Pärchen stehengeblieben und gaffte zu mir herüber. Für die beiden hätte ich ein Wesen von einem anderen Stern sein können. Mit einer spontanen Geste winkte ich den beiden über das Autodach hinweg zu, bevor ich vorne einstieg.
Ich war das Wesen vom anderen Stern. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie das Pärchen sich irgendwie ertappt sofort wieder in Bewegung setzte. Das würde ja noch heiter werden, dachte ich, wenn es hier in dieser ruhigen Straße schon so losging.
Der Lackmantel knisterte vernehmlich, als ich mich zurechtsetzte und angurtete.
»Zum Bahnhof?«, fragte die Fahrerin, sah zu mir herüber, während sie den Zündschlüssel drehte und das Taxameter startete.
Ich bestätigte mein Fahrtziel mit einem Kopfnicken, die Taxe setzte ein paar Meter zurück, ließ einen Linienbus passieren und reihte sich dann in den Verkehr ein.
»Schönes Wetter, wird wohl langsam wirklich Sommer«, deutete die Fahrerin durch die Frontscheibe nach oben, wo nur ein paar weiße Wolkenflocken träge in einem strahlend blauen Himmel hingen. »Man könnte meinen, vielleicht ist es schon ein bisschen warm für hochgeschlossene Mäntel.« Sie lächelte mit einem vielsagenden Seitenblick.
»Ja, könnte man meinen. Manchmal.« Ich seufzte. Ein kurzes Stutzen flog über ihre Gesichtszüge, an meiner Stimme schien sie gemerkt zu haben, dass ich trans war.
Routiniert lenkte sie den Wagen durch den in Bahnhofsnähe dichter werdenden Verkehr. Sie konzentrierte sich aufs Fahren, überlegte, schwieg. Wir schwiegen gemeinsam. Eine Ampel sprang auf Rot. Wir hielten.
Sie drehte sich jetzt zu mir, musterte mich noch einmal, genauer als vorher. Sie dachte über etwas nach.
Ich sah ihr abwartend ins Gesicht, neigte den Kopf in ihre Richtung. Unwillkürlich schob ich die Sonnenbrille ein paar Millimeter auf dem Nasenrücken herunter. Wie eine zufällige Geste.
Das Lächeln spiegelte sich weiter in ihren Augenwinkeln. »Aber vielleicht ist man gar nicht overdressed«, sagte sie, als sie den Wagen wieder anrucken ließ und ihre Aufmerksamkeit auf die Straße wendete.
»Vielleicht ist man nicht overdressed«, wiederholte ich, versuchte, eine Falte des Lackmantels über meinen Knien glatt zu streichen.
»Manchmal ist es kaum zu hören, aber trotzdem«, nahm sie einen neuen Anlauf, »überhört man es nicht.« Sie unterbrach sich, folgte ruhig ihrem Gedanken, suchte Worte, fand sie, sprach ganz langsam jetzt. »Lack«, sie hatte ihre rechte Hand vom Lenkrad gelöst und ließ ihre Finger vorsichtig über den Ärmel meines Mantels gleiten, »macht ein schönes Geräusch. Leder, Leder quietscht manchmal. Und Latex …«
»Latex … kann manchmal regelrecht laut sein, fast rauschen«, setzte ich den Satz fort, den sie nicht beendet hatte.
Sie nickte bedächtig, wir waren jetzt fast angekommen.
»Ich hör das gerne«, sagte sie, »mag diese Klänge. Und damit muss es ja nicht enden. Aber vielleicht hab ich das lieber sehr viel privater, nicht so wie du gerade. Fühlt sich dann irgendwie viel besser an für mich.«
Dazu sagte ich einfach nichts. Jede Antwort wäre abendfüllend geworden.
Wir standen jetzt vor dem Bahnhof.
»Vielleicht ergibt sich mal eine Gelegenheit«, sagte sie. »Es gibt Telefone.«
»Vielleicht. Irgendwann. Ich fahre gerade für eine Weile weg«, sagte ich und bezahlte die Taxe. Mit dem Wechselgeld drückte sie mir eine Visitenkarte in die Hand, auf der sie eine Telefonnummer notiert hatte.
»So ist das immer«, sagte sie. »Ich steh an der Abendkasse, aber das Konzert ist leider gerade ausverkauft.« Sie stupste leicht gegen meine Schulter. »Tja, irgendwie wohl wirklich warm, heute.«
Dann stieg sie aus, half mir mit dem Koffer, und als ich mich noch einmal umdrehte, war sie schon mit dem nächsten Fahrgast beschäftigt, der sich zu ihr in den Wagen quetschte.

Ich stöckelte über den Vorplatz in die Bahnhofshalle. Die kleinen Rollen unter meinem Koffer ratterten hart auf dem Asphalt. In der Halle änderte sich das Geräusch, wurde eher noch lauter, aber auch gleichförmiger und nahm den Rhythmus der Fugen zwischen den kleinen roten Ziegelfliesen auf. Darüber legte sich das Stakkato meiner Absätze, als ich in kurzen, raschen Schritten in Richtung der Bahnsteige trippelte.
Es herrschte ziemlicher Betrieb. Um mich herum wurde die Menge dichter, und ich hatte überhaupt nicht das Gefühl, in ihr unterzutauchen. Eher im Gegenteil, ich war hier so etwas wie die Attraktion des Nachmittags. Die meisten Menschen machten mir instinktiv Platz, strömten in einem kleinen, immer wieder stockenden Bögen um mich herum. Manche stießen sich an und deuteten mit Fingern auf mich, glotzten unverhüllt. Andere blickten eher verstohlen oder versuchten so zu tun, als würden sie mich überhaupt nicht wahrnehmen. Sicher war nur, ich hatte für den Moment des Vorbeigehens ihre volle Aufmerksamkeit.
Ich spürte mehr und mehr heißes Blut in meine Wangen schießen und hoffte, die Sonnenbrille würde einen Großteil der flammenden Röte verbergen. Wegducken ging nicht. Auf diesen Plateausohlen konnte ich auch nicht davonschleichen. Allzu laut klackerten meine Heels bei jedem Schritt.
Ich war auffällig, und ich meine, wirklich auffällig. In meinem Lackmantel glitzerte ich geradezu. Ich trat hier bewusst mit dem Aussehen einer Diva auf, aber ich bewegte mich nicht so. Ohne das dazugehörige Selbstbewusstsein verblasste diese Diva zu einer Silhouette, konturlos, leer – und irgendwie ins Auge stechend falsch.
Ich musste etwas ändern. Wenn ich nicht auf halbem Weg zum Bahnsteig verröcheln wollte, brauchte ich sofort Haltung und Gestus. Miss Undercover fiel mir ein, als Film ein bisschen albern, aber jetzt rettete er mich.
Ich reckte mich, richtete den Oberkörper gerade, nahm die Schultern ein wenig zurück und erinnerte mich an eine der Filmweisheiten: Die Brüste betreten einen Raum immer zuerst. Gleichzeitig verlangsamte ich meine Schritte, versuchte, sie mehr aus der Hüfte schwingen zu lassen, weniger zu trippeln und mehr zu schreiten. Ich hob den Kopf und entkrampfte meine Gesichtszüge, sah den Menschen aus dem Schutz meiner Sonnenbrille nun direkt in die Augen. Ich musste mich zwingen und es war nicht perfekt, meine Selbstsicherheit nur vorgetäuscht.
Aber sie half. Der Abstand, den die Passanten um mich herum hielten, verringerte sich sofort ein wenig. Zwar lösten sich die in den meisten Gesichtern merklichen Irritationen über meinen Anblick nicht auf, aber ich entdeckte hier und da auch mal eine Augenbraue, die sich anerkennend kurz hob und in eine lächelnde Reaktion mündete, die ich zurücklächelnd erwidern konnte. Selbst die vorbeihastende Gleichgültigkeit in vielen Mienen verlor etwas von dem aufgestört Feindseligen, das mich vorher so verunsichert hatte. Wo ich mich bis eben noch als isolierter Fremdkörper von der Menge bedroht gefühlt hatte, war ich nun unter dem Zauber von nicht mehr als ein wenig nach außen gekehrter Haltung nur noch eine Frau, die unterwegs war zu ihrem Zug – eine auffällige Frau, vielleicht sogar eine exotische Frau, aber doch eine Frau in der Menge.
Bevor ich die Rolltreppe zum Gleis hinunter nahm, kaufte ich mir noch wahllos eine Frauenzeitschrift. Weniger, weil ich unbedingt lesen wollte, ich brauchte ein Accessoire, hinter dem ich mich während der nächsten dreieinhalb Stunden Zugfahrt ein bisschen verstecken konnte.
Der Intercity stand schon bereit. Er wurde von diesem Bahnhof aus eingesetzt und würde sich erst bei seinem nächsten Halt richtig füllen. Mir blieb reichlich Zeit, in Ruhe am Zug entlangzuwandern und den Waggon zu suchen, in dem ich beim Online-Ticketkauf einen Platz für mich reserviert hatte.
Passagiere, die schon im Zug saßen, blickten durch die getönten Fensterscheiben heraus. Ich merkte, wie mich viele Blicke neugierig fixierten, aber den größten Teil meiner Empfindlichkeit dagegen, besondere Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, hatte ich inzwischen abgelegt.
Ich hatte schon heute Morgen vor dem Spiegel gewusst, dass ich mich mit diesem Outfit in grelles Rampenlicht stellen würde. Allerdings hatte sich dieses Wissen nur in meinem Kopf gebildet, und dort war es geblieben. Inzwischen hatte ich dazugelernt. In meinem Fall war es darauf angekommen, es auch mit dem Herzen, der ganzen Persönlichkeit zu wissen.
Ich würde mich eben an ein Leben in ständigem Rampenlicht gewöhnen müssen. Von nun an würde das mein natürliches Umgebungslicht sein, sicher in schwankender Intensität aber trotzdem unentrinnbar. Denn was ich auch tat, wohin ich auch ging, in der Öffentlichkeit würde ich ihm nicht mehr entkommen.
Wie weit das einen Teil meiner zukünftigen Arbeit als Gummizofe ausmachen würde, konnte ich nicht einschätzen, doch ein offen sichtbar in Latex und Gummi geführtes Leben war zu exotisch und gleichzeitig auch im Wortsinn zu glänzend, um den Lichtkegeln allgemeiner Aufmerksamkeit entgehen zu können.
Wenn ich mich in diesem Leben wohlfühlen wollte, dann blieb mir gar nichts anderes übrig. Mein Verhalten musste in mein neues Leben passen. Ich würde lernen müssen, eine gewisse Extrovertiertheit an die Stelle meines bisherigen Fluchtreflexes zu setzen. Wo die Scheinwerferstrahlen keinen Schatten zulassen, wird es praktisch sinnlos, sich im Schatten verbergen zu wollen.

Ich stieg in den Zug und fand meinen Platz in einem der inzwischen üblichen Großraumwagen.
Na großartig. Natürlich hatte ich einen Gangplatz in einer offenen Vierersitzgruppe erwischt. In meinem Outfit bedeutete das maximale Sichtbarkeit.
Von den Plätzen in meiner Umgebung waren bisher nur wenige besetzt, aber als ich mich suchend umsah, fand ich rasch heraus, dass über allen Sitzen Reservierungen hingen, die spätestens ab dem nächsten Halt des Zuges galten. Um mein Glück vollkommen zu machen, handelte es sich auch noch um den Wagen neben dem Bord-Bistro des Intercitys. Es würde hier also eine Menge Durchgangsverkehr geben. Unwillkürlich drängte sich mir dazu das Wort Präsentierteller auf. Resigniert verstaute ich mein Gepäck, setzte mich zurecht und schlug die Illustrierte irgendwo auf.
Bis hierhin war ich fast durchgängig in Bewegung gewesen, seit ich meine Wohnung verlassen hatte. Jetzt kam ich ein wenig zur Ruhe. Die Folge war, dass ich nicht länger von den stärker werdenden Gefühlen abgelenkt war, die das hautenge Latex in meinem Körper auslöste.
Ich spürte, wie der hauchfeine Schweißfilm, der sich unter dem Catsuit gebildet hatte, das Tragegefühl des Gummis auf meiner Haut minimal verschob und intensivierte. Ein wenig war das, als ob sich das Gummi, meine zweite Haut selbst verflüssigen wollte. Bis eben noch langsam steigende Wärme verwandelte sich in aufwallende Hitze, und mich überfiel schlagartig ein fast übermächtiger Wunsch nach Berührungen, brachte mein Herz fühlbar heftig zum Klopfen. Allein die Vorstellung genügte, um meinen Atem zunehmend stoßweise gehen zu lassen. Ein bisschen gehetzt sah ich mich um, froh über die dunklen Gläser der Sonnenbrille. Noch war ich zum Glück allein in meiner Sitzgruppe und auch in meiner unmittelbaren Nähe hatten noch keine Fahrgäste Platz genommen. Niemand schien etwas gemerkt zu haben. Niemand beobachtete mich. Von weiter hinten im Wagen war nur das übliche gedämpfte Gemurmel zu hören, das entsteht, wenn Menschen sich im Zug einrichten und auf die Abfahrt warten. Trotzdem durfte ich dem so plötzlich in meinem Körper explodierten Impuls nicht nachgeben. Vorsichtig strich ich mit den Handflächen über meine Schenkel, versuchte so zu tun, als müsse ich ein paar störende Krümel von meinem Lackmantel wischen. Aber damit steigerte ich nur meine Erregung, erreichte das Gegenteil von ein bisschen Erleichterung.
Ich schloss die Augen und konzentrierte mich darauf, sehr langsam und tief ein- und auszuatmen, und allmählich klang meine Erregung tatsächlich ab, beruhigte ich mich wieder. Ich ärgerte mich. Bisher hatte ich immer nur Vermutungen darüber angestellt, welche Reaktionen das Tragen von Latex in der Öffentlichkeit auf meine Umgebung bewirken, welche Aufmerksamkeit es hervorrufen würde. Aber ich hatte überhaupt nicht darüber nachgedacht, wie in derselben Situation das von mir so geliebte Gummi ja selbstverständlich weiterhin, und manchmal eben sogar spontan und unerwartet, mit meinem Körper reagieren musste. Dumm von mir. Meine Leidenschaft für Gummi und Latex hätte sich doch niemals entwickeln können, wenn ich, wenn mein Körper nicht diese wunderbare und sehr spezielle Symbiose mit dem Material eingehen würde. Und jetzt überraschte mich, dass ich diese Gefühle nicht ein- und ausschalten konnte wie ein Heizkissen?
Ich verlor mich in diesem Gedanken, als sich der Zug nun mit einem leisen Rucken in Bewegung setzte und sich anschließend wiederholt leicht schüttelte, während er mit zunehmender Geschwindigkeit über ein Weichenfeld aus dem Bahnhof rollte. Ich schaute aus dem Fenster zu, wie aus der Innenstadt die Vorstädte wurden, die Vorstädte sich in langweilige Siedlungsbebauung auflösten und am Ende auch diese zersiedelten Flächen sich noch einmal verwandelten in eine immer schneller vorbeifliegende, leicht hügelige Hecken- und Weidelandschaft mit wenigen vergessenen Baumgruppen.
Die Taxifahrt zum Bahnhof tauchte plötzlich wieder vor meinen Augen auf. Ich war sehr mit der Fülle auf mich einstürmender Eindrücke beschäftigt gewesen. Von unserem irgendwie merkwürdigen Gespräch hatte ich mehr wahrgenommen, dass es überhaupt zustande kam, als dass ich ganz bei der Sache gewesen wäre. Hatte ich mich richtig verhalten? Hatte ich mich eigentlich überhaupt verhalten? Die Taxifahrerin hatte doch einen Annäherungsversuch gemacht, ein bisschen um den heißen Brei herum, denn ich hatte ihr wohl nicht wirklich geholfen, aber eindeutig hatte sie Kontakt zu mir gesucht. Nicht einmal ihren Namen wusste ich. Ich erinnerte mich an die Karte, die sie mir in die Hand gedrückt hatte, kramte sie aus meinem Portemonnaie hervor. Auch kein Name, es war die Karte der Taxizentrale. Aber sie hatte eine Telefonnummer darauf gekritzelt. Wenn morgen bei meiner Vorstellung alles gut ginge, würde sie mindestens für einen längeren Zeitraum außer Reichweite sein für ein persönliches Kennenlernen und erst recht für die möglicherweise folgenden Weiterungen aus einem Kennenlernen. Trotzdem, ich steckte die Karte zurück. Ich hatte meine Latex- und Gummiseite bisher immer versteckt, hatte sie allein auszuleben versucht. Natürlich hatte mir dabei etwas gefehlt, hatte ich mich wie alle Menschen nach persönlicher Wärme und Nähe, körperlichem Kontakt in Gummi gesehnt. Mir hatte nur der Mut gefehlt, aus meinem Schneckenhaus heraus zu kriechen.
Okay, das änderte sich jetzt radikal und das Versteckspiel war vorbei. Schon wieder stolperte ich darüber, wie naiv und unvorbereitet ich mich gerade in mein neues Gummileben gestürzt hatte. Ich folgte einem Traum. Und mit all den anderen Konsequenzen, die ich in meiner Naivität übersehen hatte, war mir auch entgangen, dass sich gleichzeitig neue Möglichkeiten boten. Wenn ich in Gummi und Latex lebte, eine Gummizofe war, dann zeigte ich vielleicht nicht offen, dass ich zu haben war. Aber es war klar, ohne Gummi und Latex als meine neue Mitte war ich jedenfalls nicht zu haben. Außerdem fielen insbesondere Frauen, die offen waren für Erfahrungen mit diesem Material, ganz sicher nicht einfach von den Bäumen. Ich beschloss, mich irgendwann in den nächsten Tagen mal telefonisch zu melden. Die Taxifahrerin kannte meinen Namen nicht, aber an die Transe im Lackmantel mit ein wenig Gespür für Geräusche würde sie sich bestimmt erinnern.
Inzwischen hatte der Intercity seinen nächsten Halt erreicht, und hier füllte er sich wirklich. Menschen und Gepäck stauten sich im engen Gang, schoben sich auf der Suche nach ihren reservierten Plätzen ungeduldig mehr zu einem Klumpen zusammen, als dass irgendjemand wirklich vorwärtskäme. Zwei junge Frauen, kaum zwanzig schätzte ich, vielleicht Studentinnen, quetschten große, vollgepackte Reiserucksäcke in die zu enge Gepäckablage über unseren Sitzen. Ich versuchte mich so schmal wie möglich zu machen, als die beiden mehr oder minder über meine Knie hinweg kletterten und sich dann erleichtert auf die Fensterplätze fallen ließen.
Der Zug rollte schon aus dem Bahnhof und das Gedränge im Mittelgang löste sich in die Sitzordnung eingenommener Plätze auf. Wie üblich hatte die Zufälligkeit, in der die Reservierungen vergeben worden waren, die Fahrgäste in dem allmählich zur Ruhe kommenden Wagen bunt durcheinander gewürfelt. Dies war die Zweite Klasse, die Menschen reisten eng zusammengepackt, und sie stellten sich mit gedämpften Stimmen und betont höflichen Gesten darauf ein.
Der Platz mir direkt gegenüber wurde als einer der letzten besetzt. Eine ältere Dame schaukelte durch den Gang heran, hielt ihre Fahrkarte in der Hand und vergewisserte sich sorgfältig, dass die Platznummer mit ihrer Reservierung übereinstimmte, ehe sie sich ein wenig umständlich aber sehr freundlich und bestimmt niederließ.
Sie hatte das Rentenalter längst erreicht, ein feines Netz sympathischer Falten überzog ihr Gesicht unter noch dichtem und welligem, aber inzwischen ergrautem Haar. Hellgrüne Augen blitzten wach und fröhlich aus einem im Alter ein wenig schlaff gewordenen, doch noch immer pausbäckigen Gesicht. Sie war klein, durchaus ein bisschen rundlich, und sie steckte in einem Wollkostüm, das sich nicht entscheiden mochte zwischen hellem Grau und lichtem Blattgrün. Sie war eine Bilderbuch-Großmutter, und das Leben hatte scheinbar nicht vergessen, ihr einen mächtigen Schuss Miss Marple beizumischen.
Aus ihrer großen Handtasche kramte sie Strickzeug, so etwas wie einen halbfertigen Ärmel und ein Knäuel weicher blauer Wolle hervor, verstaute die Tasche unter ihrem Sitz und setzte mit ihren kurzen aber beweglichen Fingern die Nadeln in Betrieb. Dabei wanderten ihre Augen zwischen ihrer Strickerei und mir hin und her.
»Ein hübscher Mantel, meine Liebe, nicht ohne Schick. Aber ich glaube eigentlich nicht, dass es hier im Zug regnen wird.« Die Nadeln klapperten. »Hoffe ich wenigstens – man liest ja doch so einiges über die Bahn.«
Die beiden jungen Frauen am Fenster hatten sich bisher mit ihren Smartphones beschäftigt. Jetzt ruckten ihre Köpfe mit einem erwartungsvollen Grinsen in meine Richtung.
Sofort schoss mir wieder die Röte in die Wangen. »Kann man das wirklich wissen?« Ich versuchte, schlagfertig zu sein, bemühte mich dabei um einen uninteressierten Ton. Ich wollte nicht in ein Gespräch verwickelt werden, schon gar nicht in dieses. Aber mein Gegenüber war entschlossen, nicht locker zu lassen.
»Natürlich nicht. Ihre Sonnenbrille andererseits. Sie steht Ihnen gut, meine Liebe, aber deutet sie wohl darauf hin, dass Sie tatsächlich Regen erwarten?« Ihr Lächeln war entwaffnend. »Ich erinnere mich gerade an einen Film, der erst neulich im Fernsehen lief. Selbstverständlich eine Wiederholung, das Fernsehen wiederholt sich ja inzwischen unentwegt, sollte man denken. Ich mag gar nicht sagen, warum mir das eben jetzt in den Kopf will. Jedenfalls, in dem Film verabredet sich die Schöne mit ihrem Liebsten in einem Supermarkt. Sie biegt um eine Ecke und schreitet langsam zwischen vollgestopften Regalen auf ihn zu. Sie trägt einen hochgeschlossenen Trenchcoat, gar nicht so viel anders als Ihrer, nur eben kein glänzender, schwarzer Lack, sondern marineblauer, dunkler Stoff; und sie schwebt auf hochhackigen Pumps auf ihn zu. Jeder Schritt ein kleines Ausrufezeichen. Sie öffnet den Mantel, zuerst, von oben nach unten die Knöpfe, einen nach dem anderen. Dann entknotet sie den Gürtel, der noch alles zusammenhält, und, damit wartet sie noch einen winzigen Moment, um die Wirkung zu verstärken, schlägt den Mantel für eine kurze Zeitspanne weit auf. Sie breitet die Arme einmal aus und zieht den Mantel fast sofort wieder um sich. Das dauert gerade lange genug, dass ihr Auserwählter sehen kann, sie trägt unter dem Mantel nichts als sich selbst.«
Ich erkannte den Film sofort. Sie sprach über Sea of Love, diese unvergessliche Szene, in der Ellen Barkin auf Al Pacino zugeht. Und ich wusste auch sofort, was sie andeuten wollte.
»Ja, sicher, das ist großes Kino, eine wundervolle Szene«, antwortete ich und wunderte mich zugleich, dass ich mich ein wenig entspannt geben konnte. »Aber ich fürchte, ich könnte Ihnen nicht die gleiche Überraschung bieten, wenn ich jetzt den Mantel öffnen würde.« Ich nahm die Sonnenbrille ab.
»Das ist auch gar nicht nötig, meine Liebe. Tatsächlich würde ich das sogar ein bisschen unpassend finden, und – nun ja – leider bin ich auch nicht Al Pacino.« Sie lachte und wendete sich wieder aufmerksam ihrer Strickarbeit zu. »Da passt wohl beides nicht. Geschlecht und Alter.« Es entstand eine kurze Pause.
»Andererseits«, nahm sie ihren Gesprächsfaden mit der gleichen selbstverständlichen Routine wieder auf, mit der sie den blauen Wollfaden verstrickte. Selbst das Knäuel, aus dem sie den Faden zog, schien von derselben endlosen Größe zu sein. »Andererseits bin ich fast sicher, dass ein kleiner Blick unter diesen Mantel uns trotzdem mit etwas Ungewöhnlichem überraschen würde. Und ich muss zugeben, ich bin da etwas neugierig. Aber ich will natürlich nicht insistieren, Liebes. Sie zeigen uns ja schon ihre schönen Augen. Oder darf ich vielleicht doch ganz direkt fragen, was sich unter dem glänzenden Mantel verbirgt?«
»Fragen ist immer erlaubt«, sagte ich, »aber – Nein, ich glaube nicht, dass ich den Mantel hier aufknöpfen möchte.«
»Das macht gar nichts, Liebes. Behalten Sie Ihr kleines Geheimnis ruhig unter Verschluss. Um die Neugier einer alten Frau zu befriedigen, reicht es allemal, ihr den Raum für ein paar Spekulationen zu öffnen. Und das haben Sie ja ganz liebenswürdig erlaubt.«
»Also, Leder eher nicht. Da würdest du dich nicht so haben«, mischte meine Sitznachbarin sich ein. Von den beiden am Fenster war sie vielleicht nicht die Größere, aber mit ihrem hoch aufgeschossenen mageren Oberkörper über bleistiftdünnen Beinen in einer engen Jeanshose wirkte sie auseinandergezogen. Sie steckte in einem verwaschenen Hoodie, der vielleicht einmal schwarz gewesen war, und über ihrem schmalen Gesicht hatte sie kräftiges, blondes Haar borstig einfach abgeschnitten und die übriggebliebenen Reste auch noch unregelmäßig blau eingefärbt. Es war ein ausgezehrtes Blau. Unerklärlich, woher sie ihre trotzdem volle und unangestrengt tragende Stimme nahm.
»Du hast irgendwas mit Fetischklamotten zu tun. Ich tippe mal auf Lack. Liegt ja nahe«, sie deutete auf meinen Mantel, »Oder Latex. Modelst du in Fetisch?«
»Das weißt du doch gar nicht, Karen. Wirklich, was du wieder daher quatschst«, fiel ihr die Freundin auf dem anderen Fensterplatz ins Wort. Ein bisschen spät, denn inzwischen hatten wir die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Fahrgäste auch in den angrenzenden Sitzgruppen. Die Freundin war merklich dunkler, bei Weitem nicht so ausgebleicht wie Karen. Sie hatte ihre Sneakers von den Füßen gestreift und die Beine auf den Sitz gezogen, in dessen Fensterecke sie sich geradezu hineingeknotet hatte. Aber obwohl sie die andere doch eben zu bremsen versucht hatte, strahlte sie mich jetzt unschuldig an: »Krass irgendwie. Bist du wirklich ein Fetischmodell?«
Wenn jemals irgendwann irgendwo alles zu spät war, dann jetzt und hier. Miss Marple hatte aufgehört zu stricken. Ihre Lippen öffneten sich leicht, als sie hörbar Luft einsaugte. Aber selbst aus dem Augenwinkel konnte ich wahrnehmen, dass die beiden Augen, die weit geöffnet unter hochgewölbten Brauen gespannt zu mir herüberschauten, eine gewisse amüsierte Leichtigkeit nicht verloren hatten.
Irgendwie empfand ich sie in diesem Moment als eine Verbündete, und das gab mir den Mut, der noch schüchternen Diva in mir einen kleinen Rippenstoß zu versetzen. Ich wollte gelassen scheinen, als ich mich aufreckte und der Fragerin mit dem ganzen Oberkörper zuwendete. Es gelang mir sogar, sie kurz und auffordernd mit den Wimpern anzuklimpern.
»Ja und nein, Kleines«, schnurrte ich aus einem sich füllenden Lächeln. »Also, natürlich andersherum. Nein, ich bin kein Model. Dazu habe ich auch gar nicht die nötige Figur, und vielleicht auch nicht das Talent. Aber eben doch auch ja. Ich bin eben so …«, hier zögerte ich und zeigte dann mit der zusammengerollten Illustrierten auf Miss Marples Schoß, »… so gestrickt. Und Punkt. Beantwortet?« Und als wäre das alles überhaupt kein Thema für mich, lehnte ich mich zurück, schlug die Zeitschrift wieder auf und versenkte mich in den nächstbesten Artikel.
»Wow!«, schluckte Kleines und kuschelte sich nachdenklich noch tiefer in ihre Ecke, Miss Marple ließ sichtlich erleichtert die Luft ab und Karen heftete mit einem wissenden Nicken angestrengt den Blick auf ihr unvermeidliches Smartphone.
Wow, dachte ich. War das wirklich ich gewesen, die gerade die für alle im Raum stehende Frage beantwortet hatte? Immerhin, die Stricknadeln klapperten wieder. Für den Moment hatte ich mich tatsächlich aus der Affäre gezogen.
Dachte ich.
Aber Kleines' Interesse war geweckt. Sie hieß übrigens Vicky, »Kurzform von Viktoria«, stellte sie sich vor. Sie hatte es sich in ihrem Winkel bequem gemacht und überlegte. Dabei ließ sie ihre Augen keine Minute von mir. Es schien ihr völlig egal zu sein, ob ich das vielleicht als unangenehm empfinden könnte, so offen und unverhohlen von ihr beobachtet zu werden. Sie beugte sich zu Karen hinüber und die beiden steckten die Köpfe zusammen. Was sie da tuschelnd am Fenster beredeten, vermochte ich nicht zu verstehen. Und als sie dann zu einer Art Entschluss gelangten, war es Karen, die zuerst das Wort ergriff.
»Wir finden das unfair. Ungefähr alle in diesem Waggon haben schon ihre Smartphones in deine Richtung gehalten und Bilder gemacht. Nur wir nicht – und wir sind am dichtesten dran.«
»Das ist jetzt wieder Karen«, platzte Vicky so ungeduldig wie fröhlich dazwischen. »Immer muss sie gleich Alarm schlagen und eine Staatsaffäre aus allem machen. Die Sache ist, wir wollen einfach ein Foto von dir machen, und vielleicht noch ein Selfie. Sonst glaubt uns das nachher kein Mensch, wenn wir von dir erzählen. Ist das Okay für dich?«
Alle – das war sicher übertrieben. Ich hatte es halbwegs hinbekommen mir vorzumachen, dass wir hier in einem geschlossenen Abteil säßen, aber trotzdem war mir nicht entgangen, wie Bilder von mir aufgenommen wurden. Die Mehrzahl der Hobbyfotografen bemühte sich dabei zwar sehr um Unauffälligkeit, aber gelegentlich zuckte doch auch ein Blitzlicht auf. Und als Karen dann angefangen hatte, mich mit dem Reizwort Fetischkleidung in Verbindung zu bringen, da war die Fotografiererei erst richtig losgebrochen. Weiß der Himmel, wo im Netz diese Bilder inzwischen hin und her sausen mochten.
Verhindern konnte ich das eh nicht. Warum sollten die beiden dann nicht auch ihre Fotos machen dürfen? Schließlich saßen sie wie im Öffentlich-Rechtlichen wirklich in der ersten Reihe. Also ließ ich es mit einem etwas gestelzten Lächeln über mich ergehen, als erst Vicky Bilder von mir und dann von Karen und mir aufnahm, die sich dazu eng an mich herandrückte. Anschließend wurde die ganze Prozedur, nachdem Karen und Vicky die Plätze getauscht hatten, noch einmal wiederholt. Dann musste ich auf die andere Seite hinüberwechseln, weil unbedingt auch noch ein Bild mit mir und Miss Marple gemacht werden musste, die dabei allerdings ein bisschen schief und verlegen über ihr erhobenes Strickzeug hinweg in die Kamera lächelte.
Karen belebte sich dabei richtiggehend. »Wisst ihr, was jetzt richtig geil wäre?«, fragte sie begeistert in die Runde, »wenn wir jetzt auch noch ein Foto wie in dem Film machen würden; was Sie vorhin erzählt haben«, wendete sie sich dabei an Miss Marple, »im Gang, und wie sie den Mantel aufgebreitet hat. Das hätte doch mal richtig Pfiff. Und die ganzen Glotzer dahinten kriegen Telleraugen und müssen aufpassen, dass ihre Teller aus dem Gesicht rausfallen und in Scherben gehen.«
Vicky war sofort mit ihr einer Meinung und sondierte schon den Gang, wo ich mich am besten aufbauen sollte. »Wir machen die ganze Szene, eine Serie«, spann sie die Idee weiter, »so wie im Fotoroman.«
»Kein Thema«, wehrte ich ab und meinte damit natürlich, dass das alles überhaupt nicht in Frage käme. Aber Karen hatte Feuer gefangen und brannte gleich lichterloh. »Also, demokratisch betrachtet zähle ich zwei zu eins. Das ist klar eine Zweidrittelmehrheit. Damit kann man sogar die Verfassung ändern.«
»Aber nicht in allen Punkten. Ein paar Grundsätze gelten absolut als unveräußerlich. Und überhaupt sollte ich hierbei ein Vetorecht bekommen, wenn ich schon die Hauptdarstellerin bin.« Während ich noch versuchte, die ganze Sache unter einem Scherz zu begraben, sah Karen hilfesuchend Miss Marple an, die gleichzeitig von Vicky mit der Miene einer Verschwörerin angestupst wurde.
Miss Marple räusperte sich umständlich, bevor sie sich äußerte. »Also, eigentlich geht es mich ja nichts an, aber bei reiflicher Überlegung – heißt es nicht so?« Sie sah mir mit einem verschmitzten Lächeln fest in die Augen, »weiß ich nun wirklich nicht, wem ein bisschen Furore schaden sollte.«
Na mir, dachte ich verzweifelnd, doch Vicky stieß sofort nach. »Dreiviertelmehrheit jetzt. Das gibt den Ausschlag.«
Und es gab den Ausschlag.
Ich hätte nicht nachgeben müssen, und die drei hätten mich gewiss nicht zwingen können. Es war nur eben so, dass mir der Gedanke an dieses Foto Shooting gefiel. Die Idee, im Gang zu stehen, herum zu schwingen und dann mit einer einzigen verheißungsvollen Bewegung für einen Blick auf mein Latexoutfit den Mantel aufzureißen; diese Idee reizte mich. Ich war Gummisabeth. Sollte es doch jeder sehen. Ich musste mich nicht verleugnen. Ich war eben »… so gestrickt.«
Ich setzte die Sonnenbrille wieder auf und wir drei – Karen, Vicky und ich – traten in den Gang hinaus. Schon das war, als hätte ich plötzlich eine Bühne betreten und mich ins gleißende Scheinwerferlicht gestellt. Das Publikum verstummte und ich fühlte die Spannung, als ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit auf meine Person zog. Das mochte nur meine sich überschlagende Vorstellung sein, für die Menge der Menschen in diesem Wagen galt es aber allemal. Wie in einer Welle, die über die Sitzreihen hinweg rollte, richteten sich die Blicke auf uns, auf mich, unterbrachen Fahrgäste ihre verschiedenen Beschäftigungen. Hinter mir, und ein paar Meter weiter auch hinter Karen und Vicky, blieben Männer und Frauen stehen, die gerade noch unterwegs gewesen waren zum Bord-Bistro oder zurück zu ihren Plätzen, bildeten kleine Stauungen.
»Na los«, rief Karen und winkte. »Du kommst ganz langsam auf uns zu, kleine und sehr eindeutige Schritte bitte, denk an den Film.«
Sie und Vicky hielten ihre Smartphones hoch, wischten auf den kleinen Displays herum und lösten Aufnahme um Aufnahme aus, während ich, die Hände in die Manteltaschen geschoben, einen Fuß vor den anderen setzend und hüftschwingend auf die beiden zu schritt, dabei vorsichtig auf meinen High Heels das leichte Schwanken des rollenden Zuges ausbalancierte. Ich hielt mich sehr gerade, hatte nur den Kopf ein wenig vorgeneigt, so als wolle ich den Objektiven über den Rand der Brille hinweg zulächeln.
Irgendwie musste ich gar nichts weiter dazu tun. Der Zug, die Geräuschkulisse, die blau gepolsterten Sitzreihen mit ihre anthrazitgrauen Kunststoffkanten, das Publikum rückten mehr und mehr in den Hintergrund, verloren nebelhaft ihre Konturen. Hier war ich; und ich fühlte mich atemberaubend, nur darauf konzentriert, begehrenswert sein zu wollen und das mit meinem ganzen Körper auszudrücken.
Ich blieb stehen. Mein Blick bewegte sich nicht, nur auf den Lippen spielte lockend ein Lächeln, als ich ganz langsam, einen Knopf nach dem anderen öffnend, die Hände vom Kragen ausgehend am Mantel hinunterwandern ließ bis zum Saum. Nur die Schultern folgten dieser Wanderung, die mich zwang, mich den beiden klickenden Smartphones leicht entgegen zu beugen. Ich richtete mich wieder auf, meine Finger suchten den um meine Taille geschlungenen Gürtel. Sie fassten ihn und ich knüpfte die schwarze Schleife auf, die jetzt allein noch den funkelnden Lackmantel geschlossen hielt. Ich griff nach den Säumen der am Mantel herunterlaufenden Knopfleisten, zog sie übereinander, bis der dünne Lackstoff für einen Moment sehr eng meinen Körper umschloss. Und dann, in eine leichte Drehung nur meiner Hüfte hinein, riss ich die beiden Seiten des Mantels zu zwei weiten Flügeln auseinander. Schlagartig hatte ich den Blick frei gegeben auf das polierte schwarze Latex, das ich darunter trug, die glänzende rote Bluse, die unter der Latexjacke auf meinen Brüsten spannte. Meine Lippen öffneten sich zu einem einladenden Lachen, das den ganzen Körper erfasste.
In dieser Haltung ließ ich eine ewige Sekunde verstreichen. Dann klappte ich den Mantel wieder zu, zog ihn schützend um mich. Das Scheinwerferlicht verlosch augenblicklich und die Wirklichkeit kehrte übergangslos aus dem Nebel zurück. Ich drehte mich um und floh in unsere Sitzgruppe, ließ mich erschrocken auf den nächsten Fensterplatz fallen. Das Blut rauschte in meinen Ohren. Einen zweiten Take würde es nicht geben.
Musste es scheinbar auch gar nicht. Karen und Vicky, die Augen fest auf die Displays ihrer Smartphones geheftet, kehrten langsam und mit zufriedenen Gesichtern zurück. Karen winkte ab, als ich ihr den Fensterplatz wieder freigeben wollte. »Klasse«, murmelte sie und rutschte mir gegenüber neben Miss Marple. Vicky knautschte sich auf den Gangplatz neben mir.
»Filmreif, also echt«, strahlte sie mich an und wedelte mit ihrem Smartphone direkt vor den Gläsern meiner Sonnenbrille herum. »Und du willst kein Model sein? Du hast es einfach. Sieh mal.«
Ich schob ihre Hand weg und nahm die Brille ab, damit ich überhaupt etwas sehen konnte. Model dachte ich nicht gerade, aber es stimmte schon, ein großer Teil ihrer Bilder waren gelungen. Meine Haltung im Gang, als ich mich auf die kleinen Kameras zubewegt hatte, wirkte selbstgewiss und verführerisch, und hatte dabei zugleich einen Hauch von Geheimnis. Und als ich mit ausgebreiteten Armen mein wunderschön glänzendes Latex präsentiert hatte, sein tiefes Schwarz mit dem stark kontrastierenden Rot der Bluse darin, da ging von meinem Lachen, meiner ganzen Pose eine offen einladende Distanziertheit aus. Das waren Widersprüche, aber hier wirkten sie mehr natürlich als krass. Und genau diese Widersprüchlichkeit fing den Blick ein, gab den Bildern diesen Touch, der am Ende den Unterschied macht zwischen Fotos und Knipsbildern. Ich hätte so etwas nie bewusst darstellen können, dachte ich, aber es war da und erfüllte mich sogar mit ein bisschen Stolz.
Karen zeigte mir ihre Aufnahmen. Ihre Perspektive war zwangsläufig ein wenig anders gewesen, aber auch ihre Bilder hatten für mich den gleichen Zauber. Wirkte der nur auf mich? Oder übertrug er sich auf alle, die diese Bilder betrachteten? Ich konnte es nicht sagen. Wenn es aber so war, dann hatte in diesem Moment eine mir noch sehr unbekannte Gummisabeth meine alte, bisherige Persönlichkeit beiseitegeschoben und ihren Platz eingenommen.
Ohne meine Entscheidung für Latex und Gummi hätte das nie passieren können. Und was hatte diese Haltung mit dem Auftreten einer Gummizofe zu tun? Doch gewiss gar nichts. Eine Gummizofe bewegte sich nicht so, würde vielmehr versuchen, ihre Demut zu zeigen, ihre Selbstaufgabe und die unbedingte Bereitschaft, ihrer Bestimmung folgend zu dienen. Unsicherheit und Verwirrung überlagerten den Stolz, den ich eben noch empfunden hatte. Ich vermochte das nicht zu lösen und die Bestätigung, die ich aus der Ansicht dieser Bilder gezogen hatte, sie rutschte plötzlich in den Hintergrund, aber mindestens als Spur hielt sie sich hartnäckig in meinen Gefühlen.
»Wirklich schön, und erstaunlich«, sagte ich, »Könnt ihr mir ein paar davon schicken?«
Im Gang blieb ein Mann stehen, ein typischer Anzugträger, der deutlich auf die Fünfzig zu ging. Von seiner Stirn hatten sich das ergraute Haar, das er akkurat millimeterkurz rasiert trug, schon ganz zurückgezogen. Eine randlose Brille drückte in eine fleischige Nase und die Lippen über seinem kastenförmigen Kinn warfen sich ein wenig auf.
»Mutig, junge Frau. Chapeau meinerseits«, bemerkte er in meine Richtung. »Sie können Latex tragen. Und das sollten Sie ruhig auch sehen lassen. Mir gefällt das. Vielleicht«, er hatte die Karte, die er über Vicky hinweg zu mir herüberreichte, bereits vorher in der Hand gehalten, »möchten Sie mich ja mal anrufen. Ich würde mich freuen.«
Ein wenig verdutzt hatte ich die Karte genommen. Und er war bereits in Richtung Bord-Bistro im Gang verschwunden, während ich noch ratlos auf die Visitenkarte starrte.
Miss Marple rümpfte gequält die Nase. Das lauter werdende Klappern ihrer Stricknadeln sollte wohl ihrer Missbilligung dieser Szene Ausdruck geben. Karen und Vicky sahen sich nur an und rollten demonstrativ mit den Augen. Dann plusterten sich ihre Backen auf und sie lachten laut los. »Oh oh«, stieß Vicky hervor und Karen fügte hinzu, »Da hat wohl jemandem deine Performance einen Eindruck gemacht, der sich in der Hose regen musste. Also ich … aber niemand kann sich seine Verehrer aussuchen.«
»Vielleicht nicht«, sagte ich und riss die Karte in winzige Stücke, die ich achtlos auf den Boden flattern ließ. »Aber man kann sich aussuchen, was man dann mit ihnen macht.«
»Also abgehakt«, wechselte Vicky das Thema. »Die Bilder, klar, dass du die haben kannst. Musst uns nur sagen, wohin wir die schicken sollen. Hast du eigentlich einen Namen?«
Der rutschte mir spontan heraus. »Gummisabeth«, hörte ich mich sagen und verschluckte mich. Ich war so mit meinen Gedanken in den Foto-Auftritt verhakt gewesen und damit, was er für mich bedeutete, dass ich den Namen unwillkürlich verwendet hatte.
»Gummi was?«, fragte Vicky konsterniert.
»Gummisabeth«, half Karen ihr aus. Die Stricknadeln klapperten womöglich noch lauter, und nun zogen sich auch noch Miss Marples Augenbrauen zu einem einzigen Strich zusammen.
»Nee nicht – Gummisabeth«, prustete Vicky lauthals los, während mein Gesicht die kräftige Farbe reifer Tomaten annahm. »Ich fasse es ja nicht. Das ist aber nicht dein Taufname, oder?«
Ich schüttelte stumm und entsetzt den Kopf. Vickys Stimme war laut genug gewesen, um mindestens das halbe Großraumabteil zu informieren. Ich suchte nach einer Antwort, die irgendwie passen würde.
»Keine Panik, Mädchen«, versuchte mir Karen großzügig zu helfen. »Ich google dich gerade. Ha, gefunden. Du bist auf Facebook. Gummizofe Gummisabeth.« Sie stockte. »Bist du das? Yep, schon da. Und yep, das Bild, Treffer … Also, ein bisschen … speziell finde ich das schon«, sagte sie leiser werdend und wischte neugierig auf ihrem Smartphone herum.
Ich wusste immer noch nicht, was ich jetzt sagen sollte. Dass das nicht eigentlich meine Facebook-Seite war und eigentlich wiederum doch, glaubte ich niemandem erklären zu können. Erst recht nicht, nachdem ich ja den Namen selbst benutzt hatte. Meine Diva vertrocknete umgehend und schrumpfte auf die Größe eines übersehenen Kirschkerns zusammen.
Vicky hatte inzwischen den Link auf die Website meiner Gummiherrin gefunden und war ihm gefolgt. Jetzt las sie mein Bewerbungsschreiben. »Oh oh« wiederholte sie ihren Ausruf von vorhin, nur dass sie ihn jetzt eher zischelte. »Nicht genau meine Richtung«, sagte sie dann leise, und irgendwie lag Distanz in ihrer Stimme und Bemühtheit, mich das nicht allzu deutlich merken zu lassen. »Gar nicht meine Richtung, aber … okay … deine Entscheidung.« Sie mied meinen Blick und sah schweigend in die vor dem Fenster vorbeifliegende Landschaft.
Karen wusste offensichtlich auch nicht, wie sie regieren sollte. »Tut mir leid«, flüsterte sie hilflos und sah mich einfach an. Miss Marple hatte nur einen Seitenblick auf die Displays geworden. Völlig unmöglich, dass sie mehr hatte erkennen können als die beiden Bilder von mir, die dort eingestellt waren.
Trotzdem war sie es, die die entstandene Spannung zu lösen verstand. »Gummisabeth, Liebes«, begann sie mit ruhiger Stimme, in der plötzlich etwas sehr Mütterliches oder vielmehr sogar Großmütterliches mitschwang. Sie richtete ihre Worte direkt an mich, aber ich wurde das Gefühl nicht los, sie meinte uns alle drei. »Auf dieser Zugfahrt wollen die kleinen Überraschungen scheinbar kein Ende finden – und sie waren ja nicht alle klein.« Sie unterbrach sich für ein befriedigtes Lächeln. »Ich weiß, Sie werden gleich aussteigen, Gummisabeth, und ich werde Sie bestimmt in Erinnerung behalten als, wie soll ich das sagen? Schwierig. Jedenfalls scheinen Sie mir viel weniger ein Paradiesvogel zu sein, als Sie uns vorspielen. Aber Ihre Persönlichkeit ist vielschichtig, äußerst vielschichtig. Mindestens. Und ich muss zugeben, dass mir Gummizofe nicht allzu viel sagt. Ich sitze hier ja noch eine ganze Weile, da kann ich also gut ein bisschen über diesen – ist Gummizofe wirklich ein Beruf? Erstaunlich – nachdenken.« Hier setzte sie wieder eine kurze Pause und zupfte bedächtig an ihrem Wollknäuel herum. »Aber lassen Sie sich von einer alten und erfahrenen Frau eines mit auf den Weg geben: Niemand hält es lange aus, gleichzeitig ein Reh zu sein und ein Vamp. Ich sehe, ich spüre, dass die beiden sehr wohl in Ihnen stecken – naja, vielleicht in uns allen, aber bei Ihnen tanzen das Reh und der Vamp gerade sehr ausdrücklich Pas de deux. Sie sollten sich nicht zu spät entscheiden, welcher Seite Sie in Ihrem Leben den Vortritt lassen wollen.«
»Amen«, sagte Karen und zauberte uns allen ein erleichtertes Lächeln auf die Gesichter. Wir konnten uns wieder ansehen, und in den wenigen Minuten, die der Intercity noch benötigte bis zu seinem nächsten Halt, meinem Ziel, sprachen wir nur noch beiläufig und über sehr Nebensächliches.
Dann wurde es Zeit für mich, mein Gepäck zu nehmen und mich zu verabschieden. Vom Bahnsteig aus winkte ich meinen drei Mitreisenden noch einmal durch das Fenster zu und freute mich darüber, wie sie meine Geste mit Freundlichkeit erwiderten. Dann schritt ich auf meinen High Heels am Zug entlang in Richtung der Bahnhofshalle und weiter dem Ausgang entgegen. Ich schenkte den Menschen um mich herum wenig Beachtung und ignorierte das Aufsehen, das ich unvermeidlich auch hier wieder auf mich zog.

Meine Gefühle hatten sich unentwirrbar verknotet. Eine Taxe brachte mich in die Brückenstraße.

Kapitel 3
in dem eine Vorstellung nicht den Vorstellungen entspricht

Die Brückenstraße war nur eine kurze Querstraße in der Innenstadt, deren Ende direkt an die Fußgängerzone stieß. Versenkbare Poller machten sie dort zu einer Sackgasse. Schmale Bürgersteige quetschten sich an den Häusern entlang, aber Autos durften in der Straße ohnehin nicht abgestellt werden. In die Fahrbahn hineingebaute Blumenkübel und Fahrradbügel ließen selbst für Lieferverkehr kaum Platz. Die Häuser reihten mal drei, mal vier Stockwerke hinter fantasielos schlichte Klinkerfassaden. Altbackene Eintönigkeit ließen die Eile und den Geldmangel ahnen, in denen sie einst lieblos in Baulücken hineingestopft wurden, die der Bombenkrieg in die Mitte des letzten Jahrhunderts gerissen hatte. Dagegen verwandelten kleine Geschäfte und Boutiquen unter bunt gestreiften Markisen aus schwerem, schon ein wenig ausgebleichtem Segeltuch die Erdgeschosse beider Seiten in lebendige Straßenfronten, unterbrochen von zwei ruhigen Cafés und einer Pizzeria. Tische und Stühle verstellten davor den Bürgersteig und zwangen Passanten zu Umwegen in die Fahrbahn. Niemand störte sich daran.

Das Haus, vor dem die Taxe mich absetzte, war nicht sehr breit. Zwischen zwei Schaufenstern führte eine armtief zurückgesetzte Tür in eine Boutique, deren Name milchig weiß in die Verglasung geätzt war. Elegant schlangen sich die Buchstaben um ein kaufmännisches Et-Zeichen herum: Exzellent & Gummi. Wie passend, dachte ich. Also würde ich über einem Fachgeschäft für Latexmoden wohnen. Ein Zufall war das sicher nicht.

Neugierig betrachtete ich die wenigen Kleider, Blusen und Röcke in den beiden sparsam und nahezu spiegelbildlich gestalteten Schaufenstern. Diese Boutique köderte niemanden mit Billigware oder Preisnachlässen. Zwischen geschickt und vorteilhaft über geschwungene Acrylglasbrücken drapierten einzelnen Kleidungsstücken ragte jeweils einsam der Torso einer schlichtschwarzen Schaufensterpuppe auf, die perfekt ausgeleuchtet den Blick auf ein Cocktailkleid aus fliederfarbenem Latex konzentrierte. Ich musste schon von einem Fenster zum anderen hinüberwechseln und genau hinsehen, um zu erkennen, bei aller gewollten Einfachheit des Schnitts wiesen die beiden Kleider doch winzige Unterschiede in den Details auf. Von der Stange kamen diese Kleider nicht, die offensichtlich als Einzelstücke maßgefertigt waren. Preisschilder suchte ich selbstverständlich vergebens.

Ich versuchte mir vorzustellen, wie ich diese Kleider tragen würde, ob Flieder farblich zu mir passte, und welches von den beiden meine Figur womöglich vorteilhafter herausstellte, sah mich schon in einem von ihnen vor einem Spiegel stehen, ein wenig seitlich ins Halbprofil verdreht vielleicht, die Handflächen gegen die Hüften gedrückt und mit kritischem Blick über die Schulter das dünne Latex auf perfekten Sitz prüfen. Aber so sehr es mich auch lockte, den Laden für eine Anprobe zu betreten, alle diese Kleider lagen so sicher außerhalb meiner Reichweite, dass ich den Gedanken rasch wieder aufgab.

Der eigentliche Hauseingang lag an der linken Seite des Gebäudes. An einer Briefkastengalerie vorbei führte ein schummeriger schmaler Gang auf das Treppenhaus zu, den ein gedankenloser Architekt offenbar auf Krawall ausgelegt hatte. Jedenfalls dröhnten mein Rollkoffer und die hart klackernden Absätze unangenehm laut über die hellgrauen Keramikfliesen. Durch Glasbausteine in der rückwärtigen Außenwand fiel farbloses, gedämpftes Tageslicht auf die Treppe, deren Stufen sich Terrazzo- fleckig um einen Fahrstuhlschacht wendelten. Ich musste also meinen Koffer nicht mühselig nach oben zerren. Stattdessen konnte ich einen Schalter drücken und wartete auf den Aufzug.

Die Fahrstuhltür öffnete sich nur widerwillig. Ich erinnerte mich an die Anweisungen der Gummiherrin und wählte den zweiten Stock als Fahrtziel. Rumpelnd und knirschend setzte sich die enge, metallverkleidete Kabine in Bewegung. Angekommen sackte sie kurz durch und fing sich erst mit einem scharfen Rucken. Eine eckige rote Zwei aus der Frühzeit aller Digitalanzeigen leuchtete im Ziffernfeld des Bedienpanels auf, und die Türlamellen zogen sich gemächlich zurück. Mein Blick fiel in einen mit seinen abgenutzten grauen Nadelfilzfliesen schäbig wirkenden, breiten Gang. An der gegenüberliegenden Wand wies ein blankpoliertes Messingschild nach rechts zum Gummi-Wohnbereich.

Ich folgte dem Richtungspfeil auf dem Schild. Eine rauchfarben getönte Glaswand trennte den Wohnbereich von Aufzug und Treppenhaus. Unter einem in Schulterhöhe auf das Glas geschraubten Tastenfeld blinzelte ein winziges grünes LED-Licht. Die zugehörige Tür war offensichtlich nicht versperrt, ich konnte sie mühelos aufziehen.

Tiefroter dichter Teppichboden löste den grauen Nadelfilz ab, die feingeputzten Wände waren viel heller in einem ähnlich warmen Rotton gestrichen. Auf der rechten Seite unterbrachen dunkle, in fast schwarzem Holz gehaltene Eingänge in regelmäßigen Abständen den Flur, der stumpf vor einer weiteren Tür endete. Ich würde das mir zugewiesene Apartment leicht finden, hatte die Gummiherrin geschrieben, und so machte ich mich auf die Suche.

Messingziffern über regenbogenfarben verspiegelten Türspionen nummerierten die Apartments fortlaufend, begannen mit der 21. Nahtlos in die Wand eingelassen neben jeder Tür Tastenfelder, darunter anonym glimmende rote LEDs, Namensschilder hingen vor keiner der vier seitlich abgehenden Wohnungen.

Der letzte Eingang gehörte zu Apartment 25, und unübersehbar war das mein Apartment. Jemand hatte erst kürzlich ein nagelneu funkelndes Türschild unter die mit zunehmendem Alter allmählich matt werdenden Ziffern montiert. Die Schrift war in Messing eingraviert und mit glänzend schwarzer Lackfarbe ausgefüllt. Leicht schwingende Buchstaben wiesen Gummisabeth Gummi-Geil als die Bewohnerin aus. Mittig darunter folgte in einer zweiten Zeile etwas kleiner, so wie man vielleicht seinem Namen stolz einen akademischen Grad oder Titel hinzufügen würde, das Wort Gummizofe.

Ich atmete gequält aus. Inzwischen fühlte ich mich zu müde, um mir hier vor der Tür Gedanken über die Ausweitung meines Namens zu einem irgendwie zwanghaften Bekenntnis machen zu wollen. Außerdem war ich gespannt, was mich im Gummi-Wohnbereich hinter dem Eingang des Apartments erwartete. Also tippte ich den Tür-Code ein, sah zu, wie die rote LED kurz zweimal aufblinkte und dann zu Grün wechselte. Im selben Moment zog sich das Türblatt leise zischend in die Wand zurück und gab den Weg frei. Ich konnte eintreten und mein neues Zuhause in Besitz nehmen.

*****

Das Apartment hatte keine Diele. Ich stand mit meinem Koffer unmittelbar in einem Wohnraum. Eine abgehängte Zimmerdecke verbarg die rundumlaufende indirekte Beleuchtung, die bei meinem Eintritt aufflackerte und den Raum in schattenlos unpersönliche Helligkeit tauchte. Links hielten zugezogene Lamellen-Jalousien noch vorhandenes Abendlicht draußen vor den Flügeln eines einzigen Fensters. Schwere, bis zum Boden reichende Latexvorhänge rahmten es von beiden Seiten ein. Nach rechts schloss sich eine offene Küchenzeile an den Wohnraum an.

Wo ich auch hinsah, Latex, Latex, Latex! Das Apartment schien mich in ein eigenartiges Gummiuniversum einsaugen zu wollen. Ich war mit der vagen Erwartung eingetreten, eine Zofenkammer vorzufinden, karg möbliert mit Bett und Tisch, einem Stuhl und womöglich einem Schrank, insgesamt mehr Zelle als Wohnung. Eine Gummiherrin, so stellte ich mir das vor, würde keinen Gedanken an Bequemlichkeit verschwenden, höchstens ein paar praktische Überlegungen anstellen, wie sie ihre Gummizofe artgerecht aufbewahrte, solange es gerade keine bessere Verwendung für sie gab. Gummizofen hatten keine eigenen Bedürfnisse. Man sollte keine Gelegenheit verstreichen lassen, ihre Existenz als vollkommen nutzlose Gummiobjekte tief und fest in ihrem Selbstverständnis zu verankern.

Dieses Apartment, wenn ich denn tatsächlich dauerhaft hier wohnen durfte, verfolgte eine völlig andere Idee, die ich nicht verstand und die mich fast erdrückte. Seine fünf Räume hätten das luxuriös ausgestattete Studio einer äußerst vielseitig veranlagten Latex-Domina sein können. Und ich vermutete, dass es zu genau diesem Zweck eingerichtet und benutzt worden war.

Ich zog in eine kompromisslos auf ein Leben in Latex und Gummi ausgerichtete Umgebung ein. Schon der Wohnraum wies alle Spuren in diese Richtung auf. Die Wände wie auch die Decke waren fugenlos mit schimmerndem schwarzem Latex bespannt. Mehrere Spiegel reichten vom Boden bis fast in Deckenhöhe. Der Boden selbst war mit einem leicht federnden Laminat in hellem Parkettmuster ausgelegt. In zwei der Wände waren auf halber Höhe riesenhafte Bildschirme eingebaut, die im Moment dunkel und stumm blieben. Eine tief gepolsterte Sitzgruppe füllte bequem aussehend eine der Zimmerecken. Wie bei allen Möbeln hier war für ihre Oberflächen und Polsterungen ausschließlich schwarzes Latex verwendet worden. Was ich neben der Tür zuerst für eine schlichte Ablagefläche gehalten hatte, entpuppte sich als mehrfach verstellbare Liege über einem mit Edelstahlstäben vergitterten niedrigen Käfig. Neben dem Fenster schmückte ein gepolstertes, drehbares Andreaskreuz die Wand, und in der Zimmermitte hing an Ketten eine Trapezstange von der Decke. In einer anderen Ecke stand ein hochlehniger, unbequem aussehender BDSM-Sitz aus Edelstahl mit Fixierungsmöglichkeiten für jedes Körperteil von der Stirn bis hinunter zu den Fußgelenken.

Latex und Gummi dominierten die Einrichtung des gesamten Apartments. Vom Wohnraum gelangte ich durch einen offenen Wanddurchbruch in ein Schlafzimmer. Als einziges Möbelstück stand mitten darin ein mit Latexwäsche bezogenes Doppelbett. Gitterbögen verbanden an Kopf- und Fußende seine armdicken Edelstahlpfosten, auf denen polierte Kugeln saßen. Über dem Bett hing ein riesiger Spiegel an der Zimmerdecke. Auch dieser Raum wurde indirekt beleuchtet, war mit Ausnahme des Laminatfußbodens komplett mit schwarzem Latex ausgekleidet.
Eine schmale Tür führte weiter in eine Art Gymnastikraum. Ich wollte mich mit einem flüchtigen Blick begnügen. Aber neben scheinbar konventionellen Geräten wie einem Laufband oder einem Stepper weckte eine Reihe von Vorrichtungen und Apparaten sofort meine Neugier. Ich tippte auf Fickmaschinen und noch bizarrere Automaten, um technische Fantasien unter den eher sehr speziellen Zwecken eines Domina- Studios zu verwirklichen. Es lockte mich, ein bisschen herum zu probieren und das Instrumentarium eingehender zu untersuchen. Ich gab mir jedoch einen Ruck und verzichtete darauf. Wenn ich hier erst wohnte – und das Türschild schloss wohl jeden Irrtum aus – dann war dieser Maschinenpark für mein persönliches Home- Training und meine Fitness installiert worden; und das konnte nur bedeuten, ich sollte später noch reichlich Zeit und Gelegenheit finden, mich sportlich zu betätigen.

Rechterhand lag zwischen Schlafzimmer und Bad ein geräumiges Ankleidezimmer. Neugierig schob ich die geräuschlos in ihren Schienen laufenden Spiegeltüren eines Einbauschrankes auf, der eine ganze Längswand beanspruchte. Dahinter gähnte mich die tiefe Leere von Regalfächern, Schubladen und ausziehbaren Kleiderstangen mit Unmengen von Bügeln an. In diesem Abgrund von Schrank würden meine wenigen mitgebrachten Kleidungsstücke einfach verschwinden. Diese Dimension schüchterte mich ein. Ich war zwar fest entschlossen, mich in dieser faszinierenden Wohnung einzunisten, die mir gerade wie ein Lotteriegewinn ohne Los vorkam. Aber mir war natürlich klar, dass die Entschlossenheit einer Gummizofe nicht zählte, bedeutungslos war. Solange ich nicht wusste, ob ich überhaupt bleiben oder morgen nach dem Vorstellungsgespräch schon wieder ausziehen musste, traute ich mich nicht, meinen Koffer auszupacken. Stattdessen wuchtete ich ihn auf eine Ablage neben der Schlafzimmertür und klappte den Deckel hoch. Mein Laptop lag obenauf. Ich klemmte ihn mir unter den Arm und stöckelte zurück in den Wohnraum.

*****

An der Fensterwand drückte sich unter einem der Bildschirme ein schmaler Tisch gegen die schwarze Latexbespannung. Ein schlichter Hocker stand halb darunter geschoben. Auf dem Tisch lag ein Zettel mit dem Passwort für den WLAN-Zugang des Apartments und der Aufforderung, in meine Mails zu schauen. Ich fand eine Steckdose für das Netzteil meines Laptops, zog mir den Hocker zurecht und startete den Rechner. Dann loggte ich ihn ins Netz ein und öffnete mein Postfach.

Meine Gummiherrin hatte eine neue Nachricht hinterlassen.

Gummizofe Gummisabeth Gummi-Geil,

ich habe auf Facebook Bilder von deinem Auftritt im Intercity gefunden. Sehr schön. Ich bin jetzt sicher, du wirst den Nachnamen, den ich für deine Gummizukunft ausgewählt habe, stets mit großem Stolz tragen.
In deinem Lackmantel hast du im Zug vielleicht eine gute Figur gemacht. Aber zu (m)einer Gummizofe passt Latex und kein anderes Material. Ich will dich nie wieder in dem Mantel sehen müssen und erwarte, dass du ihn entsorgst.
Deine Facebookseite ist noch immer nicht migriert. Das wirst du heute noch regeln.
Der Wagen, der dich morgen abholt, ist für 9:30 Uhr bestellt.

Deine Gummiherrin – Beatrice

Um den Lackmantel tat es mir leid. Ich mochte den knitternden Glanz, das spielerische Versprechen, in das er meinen Körper hüllte wie in die unerzählte Geschichte einer schwarzen, aufregenden Verheißung. Eine innere Stimme forderte mich auf, den Mantel tief in meinem Koffer zu vergraben, bohrte böse in mein Gewissen. Erschrocken verbot ich mir den Gedanken. Ich war eine Gummizofe. Und nein, ich würde mich dieser Anweisung meiner Gummiherrin nicht widersetzen. Keinem ihrer Wünsche – und nicht nur, weil ich vermutete, überall in diesem Apartment den unermüdlich wachsamen Augen verborgener Kameras ausgeliefert zu sein.

Ich grübelte darüber nach, was es eigentlich bedeutete, eine Gummizofe zu sein. Ich wusste so wenig. Einem Befehl zu gehorchen konnte doch kein Kriterium sein, jedenfalls kein entscheidendes. Ausgesprochenen Wünschen einer Gummiherrin widerspruchslos zu folgen, gehörte zum selbstverständlichen Verhalten einer Gummizofe. Das würde ich mir auch mehr und mehr zu eigen machen. Aber ging es nicht darüber hinaus darum, Widerspruch und Skepsis gar nicht erst zu denken? Musste ich nicht lernen, mich meiner Gummiherrin in rückhaltlosem Vertrauen zu öffnen, damit ihre Wünsche mein Denken restlos ausfüllen, sogar selbst zu meinem Denken werden konnten?

Ich spürte meine Verwirrung wie einen Schmerz. Besser ich hörte auf, blind herumzurätseln wie es sich anfühlen mochte, eine Gummizofe zu sein oder wie eine Gummizofe zu denken. Das zeigte doch nur, wie unbeleckt ich noch war. Es genügte völlig, geduldig in die werdende Gummizofe hinein zu horchen, zu der mich die Gummiherrin bestimmt hatte. Ich sollte mein Gummileben von innen ertasten und einfach fühlen. Die Zeit würde das von allein richten und meine verunsicherten Spekulationen durch solide Erfahrung ersetzen. Und um damit gleich zu beginnen, jedenfalls empfand ich weniger Wehmut als Erleichterung, als ich tatsächlich den Lackmantel zusammenrollte und entschlossen in den kleinen Müllbehälter stopfte, den ich in einem der Unterschränke der Küchenzeile entdeckte.

Anschließend kehrte ich an den kleinen Schreibtisch zurück und öffnete meine Facebook-Seite, den von der Gummiherrin neu für mich eingerichteten Account. Die inzwischen zahlreichen Kommentare unter den Postings überflog ich nur. Erwartungsgemäß reichte die Bandbreite von anzüglichen Aufmunterungen über eindeutige Angebote, welche meiner Körperöffnungen (jede natürlich) man gerne mit Gummischwänzen stopfen würde, bis hin zu empörten Pöbeleien gegen meine obszöne Schamlosigkeit oder meine schamlose Obszönität (das blieb unentschieden) und die Forderung, gummigeile Gummischlampen wie mich überhaupt zu verbieten (ohne Angaben, wie das Verbot bewerkstelligt werden sollte). Dazwischen fand ich zwei etwas wackelig geratene Schnappschüsse von meinem Auftritt im Intercity. Die Kommentare zu kommentieren war mir zu dumm, nützen würde es ohnehin nichts. Einige wenige brachten mich immerhin durch unterschwelligen Witz und Fantasie spontan zum Lachen; denen verpasste ich ein Like. Die Bilder fand ich nicht gut genug, um sie in ein eigenes Posting zu übernehmen. Karen und Vicky hatten bisher noch keine Fotos geschickt. Außerdem wollte ich meine Gummiherrin nicht verärgern, indem ich selbst Bilder verbreitete, auf denen ich nicht angemessen bekleidet war.

Auf meiner alten Facebook-Seite änderte ich den Anzeigenamen in Gummizofe Gummisabeth Gummi-Geil und kündigte an, die Seite werde demnächst schließen, weil ich mit meinem Account umgezogen sei. Ich setzte einen Link und lud alle meine Kontakte ein, mir dort weiter zu folgen.

Ich verließ Facebook mit dem zufriedenen Gefühl aufgeräumt zu haben. Ich würde schon bald nur noch meinen einen eigenen Auftritt als Gummizofe haben. Und während ich den Laptop zuklappte, amüsierte mich der Gedanke, wie ich auf Facebook wohl wahrgenommen wurde. Wahrscheinlich hielt die Mehrzahl meiner Besucherinnen und Besucher den Auftritt einfach für einen verrückten oder perversen Fake-Account, auf dem ich mir ein 24/7-Leben in Gummi ausmalte. Nur sehr wenige würden glauben, dass die Seite zu einem realen Gummileben gehörte.

Dabei hatte mein neues Leben längst aufgehört, bloße Fake-Existenz zu sein. Traumverloren, zwanghaft setzte ich zuletzt einen Fuß vor den anderen, konnte gar nicht anders. Ein zweites, fantastisches Ich rief nach mir, wartete ungeduldig vor der Tür, die – wer? ich? die Gummiherrin? – nur einen Spalt öffnen musste, um es zu befreien und endlich mit mir zu verschmelzen. Und mit jedem Schritt wurde ich seither wieder eins und zugleich eine andere. Wie unsinnig, mich noch an Kategorien wie »neues Leben« zu klammern. Ich hatte nur dieses eine in dieser einen Wirklichkeit.

*****

Ich wanderte durch die Räume des Apartments. Die allgegenwärtigen Spiegel ließen gar nicht zu, dass ich etwas anderes wahrnahm als eine Frau in Latex in ihrer Gummiwohnung. Solange ich nicht die Augen schloss, sah ich mich in Spiegelungen und vervielfacht in den Spiegelungen von Spiegelungen. Ich konnte mir nicht entkommen. Ich wollte mir nicht entkommen. Im Gegenteil. Selbstverliebt und wohl ein bisschen narzisstisch sah ich mir gerne zu, prüfte das leichte Schwingen meiner Hüften beim Gehen, hob lässig die Arme hinter den Kopf, drehte mich. Ich lächelte mir zu, während ich zögerlich zunächst, und dann mutiger ein paar Tanzschritte versuchte, beobachtete, wie ich mich niedersinken ließ, den knielangen Rock nach oben schob und spielerisch ein Bein in die Luft streckte, mit beiden Händen meine Fessel umfasste und die Stirn auffordernd am Latex des vollkommen faltenlos um meine Schenkel spannenden schwarzen Strumpfes rieb. Dann wieder machte ich mich lang, lag flach und überdehnt auf dem Rücken, rollte herum wie eine Katze und legte das Kinn auf meine zur Stütze gefalteten Hände, sah hinter meinem Kopf die Beine in den High Heels schlenkern, und gleichzeitig in einer weiteren Spiegelung zwischen meinen Beinen über dem am Boden gestreckten Rücken rote Locken in meinen Nacken fallen.

Als ich aufstand, musste ich unwillkürlich über mich lachen und über meinen verlegenen Stolz. Allein in dieser Wohnung freundete ich mich sehr schnell an mit Gummisabeth. Das war so anders als früher, wenn ich mich in Latex kleidete, versteckt hinter blickdichten Vorhängen, langsam und vorsichtig ein Kleidungsstück nach dem anderen anzog, es sorgfältig glattstrich und dabei mehr und mehr in die Gummifrau hinüberglitt. In meinem einzigen großen Schlafzimmerspiegel hatte ich dieses schwarz glänzende, so fremdartig vertraute Wesen bestaunt und fasziniert sogar ein wenig bewundert, mich hin und her gedreht. Wenn ich mich dann vom Spiegel losriss, nahm ich das Bild als träumerische Vorstellung mit mir in die anderen Zimmer, band es so eng wie möglich an das erregende Gefühl des hautengen Materials auf meinem Körper, an das leise Rauschen weiter Röcke, den das Gummi bei jedem Schritt erzeugte. Alles das hatte ich nie ablösen können von der zurückgezogenen Heimlichkeit, in der ich mich verwandelte, dem Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Aber selbst das Geheimnis entfaltete seinen zusätzlichen, eigenen Reiz, schärfte alle meine Sinne, wenn ich mich dann behutsam mit meinen Latexfingern streichelte, immer aufs Neue verzaubert von der warmen, nahezu reibungslosen Glattheit des Gummis. So spielte ich an mir, mit mir, während ich tiefer und tiefer eintauchte in meine Fantasien.

Der Tag war lang und ereignisreich gewesen. Ein Ziehen in der Magengegend erinnerte mich daran, dass ich seit einem flüchtigen letzten Frühstück in meiner alten Wohnung nichts mehr gegessen hatte. Ich durchstöberte die Küche, fand im Kühlschrank nichts als ein paar Flaschen Mineralwasser und eine Packung Orangensaft. Erst in einem der Unterschränke entdeckte ich schließlich mehrere Fertiggerichte, von denen ich wahllos eines herausgriff und in die Mikrowelle schob. Ich aß ohne Appetit, stillte nur meinen Hunger. Nachdem ich danach das wenige benutzte Geschirr abgewaschen und weggeräumt hatte, gab es für mich nichts mehr zu tun.

Viel zu früh, um schon ins Bett zu gehen. Ich fühlte mich erschöpft, spürte aber keine Müdigkeit. An Schlaf war ohnehin noch nicht zu denken. Meine Gedanken verhedderten sich schon wieder in dem Vorstellungsgespräch, das morgen endlich stattfinden sollte. Es würde auch darüber entscheiden, ob ich in dieser Gummiwohnung nur vorübergehend zu Gast oder tatsächlich angekommen war in einem neuen Zuhause. Draußen an der Tür hing wie ein Willkommensgruß ein Messingschild mit meinem Namen. Das sollte mich doch zuversichtlich stimmen. Aber dahinter nagte Zweifel. Was, wenn die Gummiherrin einfach beschlossen hatte, ihre Gummizofe heiße eben Gummisabeth? Dann war ich womöglich eine austauschbare Bewerberin, vielleicht sogar eine bereits ausgetauschte und gar nicht die erste Gummisabeth, die dieses Apartment bewohnte – oder die letzte. Meine Gedanken wollten nicht stillhalten. Welche Rücksicht musste eine Latex-Domina schon nehmen, wenn sie diesen Namen halbverträumten Gummizofen anhängte? Aber, versuchte ich mir zu widersprechen, das Türschild war doch neu, ich war doch die einzige Gummisabeth im Netz, es waren doch Fotos von mir, die die Gummiherrin zusammen mit meiner Bewerbung auf ihrer Website zeigte. Und ich wusste doch, wie sinnlos es war, mich immer tiefer in diesen Treibsand trauriger Hoffnungslosigkeit hinein zu strampeln. Der kommende Tag würde es zeigen, und er würde sich überhaupt nicht nach meinen Gedankenknoten richten.

Immerhin würde ich zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht vor meine Gummiherrin treten. Bisher hatte sie nur aus der Ferne in mein Leben eingegriffen, bedenkenlos, und es gleich gründlich umgewälzt. Eine völlig fremde Frau, gestand ich mir ein, ergriff die Gummiherrschaft über mich. Ich hatte meine Welt selbst verkehrt. Mit meiner Bewerbung drückte ich ihr den Schlüssel in die Hand, und sie drehte ihn im Schloss um, machte mich zu einer Gummizofe, ohne sich selbst damit auf mehr als ein Gespräch festzulegen. Eine Zofenuniform, ein Dienstmädchenkleid ließen sich genauso wieder ausziehen wie man sie vorher anzog. Natürlich würde auch ich das knappe Servierkleidchen einer Gummizofe wieder ablegen können, aber ich konnte die Gummizofe darunter nicht mehr ausziehen.

Ich suchte nach einer wirksamen Ablenkung von den Panikgefühlen, die meine Angst vor der eigenen Courage und vor dem Vorstellungsgespräch in mir weckten. Frische Luft und ein Spaziergang wären ideal, aber in meinem Latex und nachts in einer völlig unbekannten Umgebung mochte ich nicht mehr auf die Straße gehen. Am Ende siegte meine Neugier auf die kommende Nacht über eine Erkundungstour im Gymnastikraum. Ich hatte noch nie in einem mit Latexbettwäsche bezogenen Bett geschlafen.

*****

Liebevoll glattgestrichen und einladend schimmernd verhüllte das Latex einer Tagesdecke das Bett. Ich zog sie ab und klappte die schwere Bettdecke zurück. Auf dem Kopfkissen fand ich, sorgfältig zusammengelegt, ein knöchellanges schwarzes Gumminachthemd, das am weiten Ausschnitt, unter der Brust und an den Säumen mit schmalen roten Bändern gefasst war. Dazu gehörten Latexstrümpfe mit rot abgesetzten Nähten und eine ziemlich altmodische Nachtmütze, die mit weiten Rüschen den Kopf bedeckte und passend zu Hemd und Strümpfen ebenfalls mit einem roten Band verziert war.

Ich setzte mich auf die Bettkante und öffnete die Reißverschlüsse meiner Plateaustiefel, nicht unglücklich, endlich aus den High Heels herauszukommen und meine schmerzenden Zehen zu befreien. Dann zog ich mich langsam aus, ließ die Kleidungsstücke vor mir auf den Boden fallen. Es hatte mich nicht gestört und ich hatte unterwegs auch kaum wahrgenommen, wie verschwitzt ich war in dem engen Catsuit und meiner Gummiwäsche. Aus allem, was ich direkt auf der Haut getragen hatte, troff die Nässe in den Kleiderhaufen zu meinen Füßen, und ich spürte, wie sich der verbleibende Schweißfilm auf meinem Körper rasch abkühlte.

Nackt raffte ich meine Wäsche zusammen und trug sie ins Badezimmer hinüber. Aus Erfahrung wusste ich, es war zwar lästig aber sinnvoll, die Latexsachen sofort zu reinigen. In der Badewanne wusch ich sie mit einem Schuss Latex-Waschmittel durch, spülte sie sorgfältig und gab abschließend eine Kappe Silikonöl in das klare, letzte Spülwasser. Keine Ahnung, ob das dem Latex wirklich guttat, aber ich fand einfach, dass sich die Sachen danach leicht ölig, vielleicht einen Tick glitschig, aber gerade dadurch sehr angenehm anfühlten und sich später auch leichter wieder anziehen ließen. Ich hängte alles zum Trocknen auf, duschte mich auch selbst noch einmal ab und machte mich dann vor dem Spiegel für die Nacht fertig.

Zurück im Schlafzimmer streifte ich das ausladend geschnittene, hauchdünne Latexhemd über den Kopf. Sein Gummi floss angenehm wie der willkommene Schauer gegen Ende eines hitzigen Sommertages über meine Schultern und am Körper hinunter. Die fast durchscheinend zarten Latexstrümpfe waren eng, aber sie spannten nicht auf meinen Schenkeln, als ich vorsichtig in sie hineinschlüpfte. Ich zog mir noch die Nachtmütze über den Kopf und ließ meine Haare unter ihr verschwinden, dann streckte ich mich auf dem Laken aus und sah über mir mein Spiegelbild. Fast zu schade, fand ich, diesen reizvollen Anblick des Nachthemdes, das sich wie angeatmet an die Konturen meines Körpers schmiegte, unter der Bettdecke zu verhüllen. Ich zog sie trotzdem bis zum Hals über mich, lieferte mich fest eingepackt ihrer Schwere aus. Das vom Latex ausgelöst anfangs kühle Körpergefühl war in diesem Bett intensiver als ich das von Gummiwäsche gewohnt war. Ich fröstelte fast. Aber es dauerte nur Momente, bis das Material meine Temperatur aufnahm und eine wohlige Wärme an mich zurückgab. Ich kuschelte mich zurecht und war bereit für eine Gumminacht.

Ich konnte lange Zeit nicht einschlafen, schnupperte voller Genuss den unverwechselbaren Gummigeruch, den ich hier unter der Bettdecke wieder stärker wahrnahm. Meine Gedanken schwirrten durch das wilde Kaleidoskop verwirrender Eindrücke, die heute auf mich eingestürmt waren: die Taxifahrt zum Bahnhof, der Intercity, Miss Marple, mein Auftreten im Gang, Karen und Vicky mit ihren Smartphones, nicht zuletzt diese Gummiwohnung. Und behutsam, während ich immer schläfriger wurde, tastete mein Gehirn von Neuem nach dem bevorstehenden Vorstellungsgespräch. Mehr und mehr mischten sich Traumsplitter zwischen meine Ängste. Noch erstarrte ich unter dem zweifelnd abwägenden und strengen Blick meiner Gummiherrin. Doch andere Fragmente lösten sie ab, in denen mich nach einer beiläufig akzeptierenden Geste der Gummiherrin ein dankbares Gefühl völlig ausfüllender Liebe überwältigte und ich vor ihr auf die Knie sank. Allmählich glitt ich mit geöffneten Augen in einen versöhnten Schlaf hinüber. Das Bild einer mit meinem Gesicht verschmolzenen engen Maske überlagerte die Spiegelung meines Kopfes unter der Zimmerdecke. Nur Augen und Lippen ließ die Maske frei. Friedlich und mit großer Zärtlichkeit lehnte da eine ganz und gar ergebene Gummizofe ihre Stirn an den Unterschenkel meiner Gummiherrin, während meine Hände ihren hochhackigen Stiefel sanft an meine Brust drückten.

*****

Ich erwachte ohne Zeitgefühl. Die Lampen der indirekten Beleuchtung hatten die ganze Nacht gebrannt und das Tageslicht blieb weiter ausgesperrt vor den geschlossenen Jalousien. Ich hatte nicht daran gedacht, die Lamellen wenigstens ein Stück zu öffnen. Unter der warmen Bettdecke musste ich ziemlich geschwitzt haben, denn ich lag in einem kleinen See, zu dem sich Schweiß in der Senke des  Gummilakens unter meinem Becken und Rücken aufgestaut hatte. Ich stand auf und zog eine tropfende Spur hinter mir her ins Bad, als Reste des Schwitzwassers klebrig und unangenehm an meinem Körper hinunter und aus dem Nachthemd rannen. Ich nahm mir vor, in Zukunft nachts ein Badetuch als Tropfenfänger vor das Bett zu legen.

Es war noch früh. Mir blieb reichlich Zeit, ausgiebig zu duschen, mein Gummibett zu säubern, trocken zu reiben und wieder in den Zustand zu bringen, in dem ich es vorgefunden hatte. Ich wischte die Böden und richtete mich anschließend auch selbst sorgfältig her, bevor ich mich für meinen Termin ankleidete.

Zwischen den Spiegeln im Ankleidezimmer kontrollierte ich noch einmal mein Aussehen. In meinem schwarzen Business-Ensemble sollte ich nicht anders aussehen als gestern Vormittag. Aber meine Hände steckten heute in oberarmlangen Latexhandschuhen, und das verschob den Gesamteindruck überraschend deutlich. Als ob allein diese kleine Änderung ein unverkennbares Ausrufezeichen hinter meine Metamorphose zur Gummifrau setzte. Und ich fühlte mich auch ein wenig anders. Aus dieser gummidominierten Umgebung erschreckte mich die Aussicht nicht mehr so tief wie gestern, in diesem Outfit sehr bald das Apartment gegen die Öffentlichkeit der Straße tauschen zu müssen. Ich drehte mich. Das Lackleder meiner Plateaustiefel schimmerte, der Gummirock und die kurze Jacke schienen makellos poliert. Die Taxe konnte kommen.

*****

Der Fahrer klingelte auf die Minute pünktlich. »Gummigeil? Ich soll Sie bringen.« Seine Stimme krächzte elektrisch aus der Gegensprechanlage. Ich antwortete und machte mich auf den Weg nach unten.

Strahlendes Sonnenlicht flutete in die kleine Straße und prallte auf das Pflaster des Gehwegs. Von der plötzlichen Helligkeit geblendet kniff ich die Augen zusammen und blinzelte mehrmals, um mich nach der unpersönlichen Beleuchtung in meinem Apartment und dem schummerigen Halbdunkel des Hausflurs auf das grelle Tageslicht einzustellen. Die Sonnenbrille steckte in meiner Handtasche. Der Chauffeur stand lässig gegen das Dach seiner schwarzen Mercedeslimousine gelehnt und wartete. Offensichtlich genoss er meinen Anblick. Ich mochte den Typ nicht. Schwer zu sagen, wie er auf mich wirkte: grundlos überheblich? anzüglich? schmierig? Ich beschloss, ihn einfach zu ignorieren.

Die Wagentür auf der Beifahrerseite stand offen und ich hatte nur wenige Meter über den Gehweg zu stöckeln, um einsteigen zu können. Um diese Tageszeit tröpfelten die Fußgänger erst vereinzelt durch die Straße. Wie vorauszusehen verfingen sich dennoch überraschte Blicke in meiner Gummikleidung. Einige Passanten blieben stehen und starrten mich an. Es lag nahe, dass sie mich mit der Latexmoden-Boutique in Verbindung brachten, neben der ich aus dem Haus gekommen war. Ich bemühte mich, die Aufmerksamkeit nicht zu beachten und vor allem meine aufsteigende Nervosität nicht zu zeigen, war aber erleichtert, als ich in der Taxe saß und die Wagentür hinter mir zuzog. Mein Lampenfieber in diesem Outfit hatte ich noch längst nicht überwunden.

Der Fahrer quälte das Zuviel seiner Leibesfülle schwerfällig hinter sein Steuer und startete den Motor. Kommentarlos setzte er die Taxe in Bewegung, vermutlich machte er diese Fuhre nicht zum ersten Mal. Er versuchte gar nicht erst, mich in ein Gespräch zu verwickeln. Vielleicht hatte er sich daran gewöhnt, dass Fahrgäste wie ich auf dieser Tour sehr schweigsam blieben.

Die Fahrt selbst war kurz. Der Wagen quälte sich durch ein paar enge, kopfsteingepflasterte Nebenstraßen, die den Mercedes zu vorsichtigem Voranschleichen zwangen. Dann hatte er die Fußgängerzone umkurvt und bog links in eine belebte Hauptstraße, die nach wenigen hundert Metern durch ein altehrwürdig schmales Stadttor und direkt dahinter über eine steinerne Brücke aus der Altstadt hinausführte. Die Taxe bog noch einmal halbrechts ab und hielt wenig später im Schatten einer Platane vor einer Bürgervilla.

»Da sind wir«, sagte der Fahrer, und nachdem ich bezahlt hatte und schon den Türgriff in der Handhielt, fügte er zum Abschied mit einem irgendwie angeschmutzten Grinsen hinzu, »Wünsche dem Fräulein Gummigeil viel Vergnügen.«

Ich konnte hören, wie er sich die blöde Bemerkung stolz auf der Zunge zergehen ließ. Das verbrauchte den allerletzten Rest meiner Sympathien für ihn. »Frau bitte«, sagte ich im Aussteigen, und bevor ich die Wagentür zuschlug, beugte ich mich noch einmal zu ihm hinunter, »Und der Name ist nicht Gummigeil. Ich heiße Gummi-Geil. Die Betonung liegt auf dem zweiten Wort.«

*****

Ein blauweißes Blechschild, unter dessen abplatzender Emaillierung sich Rost voranfraß, zeigte an einem Pfeiler, dass ich vor dem richtigen Haus stand. Durch halbgeöffnete schmiedeeiserne Torflügel trat ich auf das Grundstück. Eine gekieste Auffahrt wand sich in einem Bogen zur Villa hinauf. Der Untergrund war zwar längst fein zermahlen und festgefahren, trotzdem zwangen mich die High Heels zu kurzen Schritten, damit sich meine dünnen Absätze nicht bei jedem knirschenden Schritt tief in den Kies bohrten. Vorsichtig verlagerte ich das Gewicht auf Zehen und Ballen und stakste eher unelegant zum Haus hinauf. Geschafft blieb ich einen Moment stehen, um mich zu erholen, als ich endlich die steinernen Stufen der Treppe unter meinen wackeligen Plateausohlen spürte.

Pünktlich war ich jedenfalls. Ich legte einen Finger auf die Türglocke und hörte einen mehrtönigen Gong gedämpft im Haus verhallen. Nervosität dörrte meine Kehle aus. Bis eben hatten mich der Kiesweg und die Konzentration darauf, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, abgelenkt. Jetzt spürte ich sie wieder aufsteigen. Ich schüttelte meine Locken zurecht und strich noch einmal den Rock glatt, während ich auf Geräusche hinter der wuchtigen Haustür lauschte. Endlich näherten sich klackernde Absätze.

Ein Dienstmädchen in der adrett schwarzweißen Latexuniform einer Gummizofe öffnete die Tür und lächelte mich an. Mir fiel auf, wie sicher und natürlich sie auf ihren mörderisch steilen Stilettos stand, die auch ohne Plateaus mindestens so hoch waren wie die Absätze meiner eigenen High Heels. Ein schmales Häubchen hielt schulterlanges blondes Haar aus ihrem unmaskierten, schmalen und dezent geschminkten Gesicht. Alles andere an ihr steckte in enganliegend schwarzem Gummi.

Ich suchte nach Worten, war plötzlich völlig unvorbereitet. Wie sollte ich mich vorstellen und mein Anliegen vorbringen? War ich auf dieser Schwelle noch Gast, schon Bewerberin, oder wurde von mir erwartet, mich gleichberechtigt von Gummizofe zu Gummizofe zu verhalten? Ihr Lächeln wurde breiter. Als sie den Grund für mein Zögern verstand, überbrückte sie umstandslos meine Verlegenheit. »Du musst die neue Gummizofe sein. Ich glaube, Gummisabeth, oder? Die Herrin …«, sie berichtigte sich, »die Gummidamen warten schon auf dich. Komm einfach mit.« Sie machte eine einladende Handbewegung und drückte hinter mir die Tür ins Schloss. »Ich bin übrigens Gummilore.«

Gummilore, Gummisabeth; und Gummilore war wie ich eine Gummizofe. In diesem Haus und aus dem Mund einer Gummizofe klang mein Name irgendwie selbstverständlich und gar nicht mehr so ungewöhnlich, wie er mir – vor wie vielen? – gerade erst vier Tagen noch erschienen war.

Meine Erwartung, ich würde wie in mein Apartment auch über die Schwelle dieser Villa in eine komplette Gummiwelt eintreten, zerplatzte sofort. Gummilore trippelte vor mir auf ihren Stilettos souverän und elegant durch eine großzügige Eingangshalle. Von der Südwand her fiel ungehindert Sonnenlicht durch zwei hochragende Fenster auf helle Marmorfliesen. Allenfalls zwei prächtig Gummibäume machten sich im giftig glänzenden Grün ihrer fleischigen Blätter über mich lustig. Sie wuchsen beiderseits auf dem Sockel einer Freitreppe aus bauchigen Keramikvasen. Die Treppe stieg zu einer umlaufenden Galerie auf, durch deren gedrechselte Geländerstäbe eine Reihe abgehender Türen mehr zu ahnen als sichtbar waren.

Die Gummizofe klopfte an eine dunkel lackierte Tür, die sie, ohne auf eine Reaktion zu warten, nach innen aufschwang. Sie ging drei Schritte in den Raum hinein und meldete mich an, was sie mit einem grazilen Knicks begleitete. Über den Schenkeln fasste sie dabei links und rechts den Saum ihres knappen Latexkleides und hob ihn weit genug, um ihren Schritt deutlich zu präsentieren. Auf ein Nicken der Gummiherrin hin ließ sie den Rock zurückfallen, schloss mit einer fließenden Bewegung die Tür und stellte sich mit leicht gesenktem Kopf, den Blick fest auf das geölte Eichenparkett des Bodens gerichtet, neben eine schmale Anrichte an der Wand.

Mistress Beatrice hatte sich für die Bibliothek entschieden, um mich zu empfangen. An zwei gegenüberliegenden Wänden zogen sich stabile schwere Holzregale bis unter die Decke, die lückenlos mit Büchern vollgestopft waren. Das chaotische Durcheinander von Größen und Farben der Buchrücken, die teilweise noch ihre Schutzumschläge trugen, ließ keinen Zweifel. Diese Bücher wurden regelmäßig gelesen und dienten nicht als bloße Dekoration für ein gediegen wirkendes Raumambiente. Auf einem runden Tisch in der Nähe des einzigen Fensters stapelten sich weitere Bücher zu ungeordneten und achtlos schiefen Turmbauten auf. Drei bequeme schwere Sessel, deren Lederpolsterung trotz guter Pflege von Gebrauch und Alter abgeschabt und rissig geworden war, standen unter dunkel beschirmten Leselampen um ein niedriges Tischchen herum. Ich musste einen Bogen um diese Sitzgruppe machen, als ich auf ein Winken hin näher zu dem massiven altertümlichen Schreibtisch hinüberstöckelte, neben dem die Frau, die meine Gummiherrin war, in einem ebenso altertümlichen lederbespannten Schreibtischsessel saß, den sie in meine Richtung gedreht hatte.

Ich erkannte sie sofort. Das Portraitfoto, das ich auf ihrer Webseite angesehen hatte, zeigte sie in ebendiesem Sessel sitzend und in vergleichbarer Haltung, das Kinn lässig auf die Knöchel einer zur Faust geschlossenen Hand gestützt, ein wenig von oben herab, aber mit aufmerksam prüfendem und dabei sehr nachdenklich werdendem Blick aus großen, dunklen, fast schwarzen Augen.

Schon das Foto hatte mich tief beeindruckt. Wieder und wieder rief ich es auf und musste es betrachten. Aber jetzt sah ich, es bot nicht mehr als einen lächerlich schwachen Abglanz dieser Augen, die mich ohne Hast einfingen und mühelos mein Innerstes nach außen kehrten. Ich vermochte meinen Blick nicht aus ihrer bodenlosen Tiefe zu lösen, und ich fühlte mich vollständig durchschaut. Wie schon beim Anblick der Gummizofe an der Haustür verlor ich auf der Stelle das ohnehin winzige bisschen Selbstsicherheit, das ich mir als Vorbereitung auf diese Begegnung zusammengesucht hatte.

Sie trug ihr dunkles, leicht gelocktes Haar zurückgekämmt und im Nacken zu einem nachlässigen Knoten gebändigt. In ihre Stirn fiel eine trotzige Strähne, die sich der Frisur widersetzt hatte. Ein sehr schlicht entworfenes schwarzes Latexkleid, das knapp unter den Knien endete, floss elegant um ihren schlanken Körper. Aber Mistress Beatrice konnte leicht auf die üblich betonte Strenge im Aussehen und der Kleidung einer Domina verzichten, denn allein diese dunkel nachbrennenden Augen machten sie unverkennbar zu einer Gummiherrin.

»Du bist also Gummisabeth. Lass dich mal betrachten.« Ihre unaufgeregt tiefe Altstimme sackte um noch eine halbe Tonlage weiter nach unten, vielleicht klang sie aber auch nur ein wenig rauchig. »Ich will sehen, ob du dich bewegen kannst. Dreh dich, heb dabei die Arme. Danach lässt du sie locker am Körper hinunterfallen.«

Ich folgte ihren Anweisungen. Natürlich folgte ich ihnen, fast automatisch, aber ich spürte, wie steif und unbeholfen ich mich drehte, wie meine Arme sich halbherzig hoben und dann, als hielten nur ein paar lose Drähte notdürftig die Gelenke zusammen, kraftlos um meinen Körper schlenkerten. Eine Welle von Verzweiflung schwappte über mich hinweg. Ich ertrank, wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen und aus diesem Raum geflüchtet, so plump und ungelenk fühlte ich mich. Ich war dazu nicht fähig. Meine sinnlosen Bewegungen versiegten, und beschämt wartete ich mit feuerrotem Kopf darauf, verworfen und einfach weggeschickt zu werden.

Ungerührt hatte die Gummiherrin meiner kläglich versandeten Bemühung zugesehen. Nicht einmal Enttäuschung spiegelte sich in ihren Gesichtszügen, nur die gleiche skeptische Nachdenklichkeit, die ich schon vorher in ihrem Blick gelesen hatte. »Was denkst du, Doremi? Siehst du das Gleiche wie ich?« Die Fragen richteten sich an die zweite Frau in schwarzem Latex, die sich bis dahin im Hintergrund gehalten hatte und auf der anderen Seite des Schreibtisches still und gerade gegen eine der Bücherwände gelehnt stand.

Die als Doremi angesprochene Gummiherrin, ich erinnerte mich, dass Gummilore von zwei wartenden Gummidamen gesprochen hatte, runzelte verächtlich die Stirn. Sie stieß sich mit der Schulter von der Regalwand ab. Eine steile Falte zeichnete sich zwischen ihre schmal und tiefschwarz gezogenen Augenbrauen, bevor sich ihre Stimme spöttisch kräuselte. »Ich sehe nur ein dummes Gummimädchen, das sich einbildet, eine Gummizofe sein zu wollen. Sie hat sich aber nur ein bisschen aufgepumpt. Noch gar nicht ganz angekommen, und schon flattert die heiße Luft pfeifend und prustend aus ihr heraus. Tja Kindchen«, und damit wendete sie sich an mich. »da bist du wohl über einen Nagel gefahren. Zeit für einen Reifenwechsel.«

»So schlimm?«, fragte Mistress Beatrice und ließ mich dabei nicht aus den Augen.

Ich wollte im Erdboden versinken. So also platzten Träume, dachte ich. Plötzlich klebte mein neues Leben zwischen meinen Fingern wie stumpfbunt schlaffe Reste eines zerfetzten Luftballons. Kein Weg zurück. Das vor mir klaffende schwarze Loch saugte das Licht ein und verschluckte den Horizont gleich mit. Nur die berühmte alles verschlingende Gravitation spielte verrückt. Sie spuckte mich wieder aus. Alice hatte es hinter die Spiegel geschafft. Ich prallte nur zurück. In den schönen Geschichten hätte mich jetzt jemand tröstend in den Arm genommen, in den bösen vielleicht höhnisch ausgelacht. Aber dies war keine Geschichte. Mein Leben konnte ich nicht einfach zuklappen wie ein Buch und ins Regal zurückstellen.

»Und was«, stotterte ich eingeschüchtert, »mache ich jetzt?« Die Frage fiel unwillkürlich aus mir heraus. Niemand, dem ich sie stellen wollte. Es gab keine Antwort.

»Schlimm genug.« Doremi wechselte nickend einen Blick mit Mistress Beatrice. »Ein paar Wochen höchstens, bis sie zwischen den roten Zofen tanzt. Ich würde ihr gleich jetzt eine Nummer verpassen.« Vom Schreibtisch griff sie mit der Linken einen dünnen, schwarz polierten Ebenholzstab, schlug ihn prüfend gegen die Finger ihres Latexhandschuhs, während sie mit raschen Schritten aus der Lücke zwischen Tischplatte und Regalwand heraustrat. »Natürlich nur ein Vorschlag, liebste Bea«, sie baute sich dicht vor mir auf, »aber es spart Umstände.«

Die Spitze ihres Stabes stach plötzlich kurz und federnd in meine Silikonbrüste. Erschreckt quiekte ich auf. Die Gummiherrin ignorierte meine Überraschung und öffnete mit einer Hand meine Jacke, schob das Revers beiseite. Mit leichtem Druck ließ sie ihren Stab die Linie meiner Taille nachzeichnen bis hinunter zur Hüfte, die sie prüfend mehrfach beklopfte.

Mistress Doremi taxierte mich. Ich stand stocksteif, hatte keine Ahnung, welche Rolle sie hier spielte. Mit fester Stimme fällte die Gummiherrin das Urteil ihrer flüchtigen Untersuchung. »Sie braucht mehr Brust. An der Taille müssen wir auch noch arbeiten. Und sie hat, Himmel-Herrgott-nochmal, überhaupt keinen Arsch. So kann sie nicht gehen.« Ihr Blick durchbohrte mich. »Den Rock hoch, Gummizofe!«

Ich hatte das Gefühl, aus ihren Augen strahlte mich der ungeduldige Charme einer achtlos verscharrten Landmine an, meinte das gefährlich leise Klicken eines ausgelösten Schalters zu hören und beeilte mich, ungeschickt den engen Gummirock über die Hüften nach oben zu zerren. Ohne Vorwarnung griff die Gummiherrin prüfend in meinen Schritt. »Die Schwanzzofe läuft ungesichert herum. Das hier muss verriegelt werden. Gummizofen spielen viel zu gerne an sich herum. Im Ernst, Bea. Sie braucht wirklich eine Nummer.«

»Das reicht, Doremi. Mach einfach eine Liste.« Und damit beendete Mistress Beatrice meine Untersuchung. Ihre Stimme hob sich nicht, aber es klang durch, dass sie ihre Entscheidung getroffen hatte und als endgültig betrachtete. »Manchmal langweilst du mich wirklich mit deiner ewigen Krittelei, Schatz. Und keine Nummer. Wir sehen schnell genug, ob sie tatsächlich das Potenzial hat. Vergiss die naive Bewerbung und lass die Gummizofe einfach ihre Verträge unterschreiben. Außerdem«, ein Funken amüsierter Ironie blitzte über ihre Augen, »brauchen wir die Verträge sowieso, auch und gerade wenn du sie später zu den roten Zofen steckst.«

Gummiherrin Doremi rollte gespielt verzweifelt die Augen. Sie stieß einen hörbaren Seufzer aus und griff mir noch einmal energisch und schmerzhaft in den Schritt, bevor sie zurücktrat. Mit einem auffordernden Rucken des Kopfes gab sie Gummilore ein stummes Zeichen. Die Gummizofe nahm einen bereitliegenden Stapel Papiere von der Anrichte und stöckelte damit an den Schreibtisch. Nachdem sie das Paket sorgfältig ausgerichtet auf der Schreibunterlage platziert hatte, dreht sie sich zu Mistress Doremi und knickste, wobei sie wie vorher die Rocksäume grazil anhob und ihren Schritt sehen ließ. Wieder wartete sie in dieser Haltung auf ein bestätigendes Zeichen der Gummiherrin, bevor sie sich umwendete und an ihren Platz vor der Wand zurückkehrte. Im Vorbeigehen, als sie sicher war, dass keine der Gummiherrinnen ihr Gesicht sehen konnten, zwinkerte sie mir rasch ein aufmunterndes Lächeln zu.

Ich war vollends verwirrt, sprachlos. Der hochgezogene Latexrock spannte um meine Hüfte, aber ich wagte nicht, ihn ohne Aufforderung über die Knie hinunter glatt zu ziehen. An meinen Nasenflügeln spürte ich unangenehm langsam zu meinen Mundwinkeln rinnende Tränen. Mistress Doremi hatte mich gerade für völlig unbrauchbar erklärt. Und jetzt sollte ich trotzdem einen Zofenvertrag unterschreiben dürfen? Mistress Beatrice war meine Gummiherrin, sie traf die Entscheidung. Hatte sie mich in diesem Moment als ihre neue Gummizofe akzeptiert. Oder war ich nur ein Spielball zwischen den beiden Gummiherrinnen, den sie ein paar Mal hin und her zu schlagen gedachten, aus nicht mehr als beiläufigem Interesse, was geschehen würde? Ich wusste es nicht. Mistress Beatrice sah mich an.

»Doremi, für dich selbstverständlich Mistress Doremi oder einfach Gummiherrin, hat, hoffentlich nur vorübergehend, die Aufgaben unserer Hausdame übernommen. Sie ist genauso deine Gummiherrin wie ich, und du folgst ihren Anweisungen und Wünschen mit derselben Achtsamkeit und Verehrung, als kämen sie von mir persönlich.« Sie rückte in ihrem Stuhl ein wenig beiseite und machte Platz für Mistress Doremi, die sich über den Schreibtisch beugte und den Stapel mit den Verträgen prüfend durchblätterte.

Dann winkte sie mich heran. »Den Gummizofen ist erlaubt, mich als ›Geliebte Gummiherrin‹ anzusprechen.« Sie seufzte noch einmal, diesmal verächtlich, als bleibe ihr der Grund für diese Anrede durch alle Zeiten unbegreiflich. »Es gibt einen kleinen Unterschied. Du wirst Mistress Beatrice niemals anders als mit ›Sehr Geliebte Gummiherrin‹ ansprechen. Kannst du dir das merken, Gummizofe?«

»Ja, Herrin«, bestätigte ich, und hatte die Worte noch nicht ganz ausgesprochen, da wurde mir siedend heiß bewusst, was die Gummiherrin mit ›erlaubt‹ gemeint hatte. Ich hätte mich auch berichtigt, wenn sie nicht sofort ungeduldig mit ihrem Ebenholzstöckchen, einem Dirigentenstab, auf die Tischplatte geklopft hätte. »Sehr wohl, Geliebte Gummiherrin.«

Der schwarz umwölkte Blick, den mir Mistress Doremi daraufhin zuwarf, ließ mich deutlich wissen, was sie über meine ›Liebe‹ dachte. »Zu den Verträgen. Diesen unterschreibst du zuerst, und zwar mit beiden Namen.«

Sie drückte mir einen Füllhalter in die Hand und deutete auf zwei der vier Unterschriftslinien unter dem Datum am Ende der Schriftstücke. Dabei lag ihre linke Hand ausgebreitet auf dem Papier und verhinderte, dass ich irgendetwas von dem Text lesen konnte, den ich unterzeichnen sollte.

Ich zögerte. Offensichtlich waren für mich zwei Unterschriften vorgesehen, zunächst in meiner neuen Identität als Gummisabeth Gummi-Geil und daneben noch einmal mit meinem noch gültigen bürgerlichen Namen, wie er in meinem Personalausweis stand. Als andere Seite würden dann Mistress Beatrice als Arbeitgeberin und zusätzlich Gummiherrin Doremi den Vertrag unterzeichnen. »Geliebte Gummiherrin«, setzte ich vorsichtig an, »Ihre Hand …«

»… hält das Papier für dich fest, Gummizofe«, unterbrach sie mich. »Auch wenn wir hier in der Bibliothek sind, ein gemütliches Lesestündchen steht nicht auf dem Plan. Gummizofen unterschreiben ohne dumme Fragen und belangloses Geschwätz. Natürlich triffst du selbst die Entscheidung, aber …« Sie ließ offen, was auf ein ›aber‹ folgen würde und sah mich auffordernd an.

Vor meinen Augen öffnete sich unheimlich dasselbe schwarze Loch, dessen Abgrund mich erst vor Minuten in Panik versetzt hatte. Ich riss mich zusammen und malte zwei etwas zittrig geratende Unterschriften auf das Dokument.

Gummiherrin Doremi setzte energisch und schwungvoll ihren Schriftzug daneben. Sichtlich zufrieden stieß sie die Seiten des erledigten Vertrages auf der Tischplatte zurecht, legte ihn beiseite und wandte sich wieder mir zu. Bosheit blitzte in ihren Augen, während die scharfen, strengen Gesichtszüge den Anflug eines Lächelns andeuteten. »Gummizofe Gummisabeth Gummi-Geil, deine Unterschrift bindet dich, von nun an in liebevoller Hingabe deine Pflichten und Aufgaben als Gummizofe in diesem Hause zu erfüllen. Du darfst dich Mistress Beatrice, deiner Sehr Geliebten Gummiherrin, jetzt präsentieren. Auf die Knie, Gummizofe!«

Ich war zu betäubt, um zu wissen, ob ich mich glücklich fühlte. Diesen Augenblick hatte ich gefühlt seit Jahren herbei geträumt. Als ich mit meiner Bewerbung nach der Gelegenheit griff, folgte ich einem spontanen Impuls, keiner durchdachten Entscheidung. In den letzten Tagen hatte ich Brücken hinter mir abgerissen und hilflos Illusionen zerstäuben sehen. Die beiden Gummiherrinnen zogen mich endgültig durch ein Wechselbad von Gefühlen, das die trügerisch dünne Firnisschicht meiner Selbstgewissheit rigoros heruntergewaschen hatte. Stand ich am Ziel, das ich mit letzter Not erreicht hatte? Oder war ich nur wie ein Brettspielkegel auf das nächste Feld weitergeschoben worden?

Langsam ging ich in die Knie und schob meine Oberschenkel ein paar Zentimeter auseinander, weit genug, um meiner Gummiherrin die Gummivagina meines Mösenslips deutlich sichtbar zu präsentieren. Mistress Beatrice saß bequem zurückgelehnt. Sie hatte ein Bein übergeschlagen und ihr Fuß in einem hochhackigen spitzen Latexstiefel wippte lässig vor meinem Gesicht. Aus meinen Träumen wusste ich, was ich jetzt tun wollte, um meine Unterschrift und meine Hingabe als Gummizofe zu besiegeln. Vorsichtig fasste ich mit beiden Händen nach dem Stiefel und begann ihn mit sanften Bewegungen zu streicheln, während ich mich vorbeugte und meine Lippen zu einem respektvollen Kuss auf den Übergang von den Zehen zur Wölbung des Spanns drückte. Ich schmeckte die leichte Bitterkeit des Gummis und saugte dessen in dieser Nähe betörend starken Geruch tief in meine Nase. Unwillkürlich streckte ich meine Zunge zwischen sich öffnenden Lippen hervor und fing an, den Stiefel zärtlich zu lecken. Ich konzentrierte mich auf meine Hingabe. Die Umgebung versank in Bedeutungslosigkeit. Gleichzeitig spürte ich den leichten Schmerz zunehmender Intensität, in der mein in den engen Silikonkanal des Höschens gesperrter Schwanz anschwellen wollte, während ich immer weiter leckte und mich dabei allmählich über den Spann vorarbeitete bis hinauf zum Fußgelenk.

Weiter ließ mich die Gummiherrin nicht kommen. Zum Zeichen, dass es genug war, legte sie eine ihrer latexverhüllten Hände auf mein Gesicht und strich mit den Fingerkuppen über meine Wangen abwärts, bis sie die Linien meiner geöffneten Lippen ertastet hatte. Spielerisch schob sie zwei Finger zwischen ihnen hindurch in meinen Mund und belohnte mich, indem sie mir gestattete, an ihren hauchzart gummierten Fingern zu saugen. Dankbar schaute ich zu ihr auf, während ich emsig und zufrieden schmatzend an ihrem Handschuh nuckelte.

»Siehst du, Doremi, die kleine Gummisabeth ist so frisch verliebt.« Sie lächelte und ließ offen, wem die Ironie in ihrer Stimme gelten sollte. »Die Nummer kann noch warten. Es ist so rührend anzusehen, dass eine brauchbare Gummizofe nichts weiter erfordert als ein bisschen Geduld; und deine Ausbildung natürlich. Lässt du sie heute noch einkleiden?« Mistress Beatrice zog ihre Finger zurück und griff unter mein Kinn. Ich konnte die Feuchtigkeit ihres Latexhandschuhs auf meiner Haut spüren, als sie mich mit leichtem Druck aufwärts zwang und zurück zu Gummiherrin Doremi schob.

Verlegenheit trieb mir schon wieder das Blut in die Wangen, als ich mich aufrichtete. Ich hatte mich in die Ehrerbietung an meine Sehr Geliebte Gummiherrin hineingesteigert und dabei die Umgebung völlig ausgeblendet. Gummiherrin Doremi hatte mir sicher ungerührt dabei zugesehen, und auch Gummilore, die sich hinten an der Wand bereithielt, wurde Zeugin meines Verhaltens. Sie war selbst eine Gummizofe und bestimmt dazu erzogen, mein Verhalten selbstverständlich zu finden. Die Hingabe an meine Gummiherrin und der übermächtige Wunsch, ihr liebevoll und demütig Verehrung zu beweisen, hatten mein Schamgefühl einfach aufgelöst. Zeigte diese Hemmungslosigkeit mein Wesen als Gummizofe? Hatte Mistress Beatrice schon in meiner Bewerbung einen Keim bedingungsloser Selbstaufgabe in mir gefunden und seither Schritt für Schritt freigelegt? Vielleicht, überlegte ich, nein sogar sicher verbarg sich tief im Innern meiner Persönlichkeit eine Veranlagung zur Devotion. Ich erinnerte mich, wie mir vor einigen Tagen ein Bild in den Kopf geschossen war, dessen Stimmigkeit sich hier und jetzt bestätigte.

Ich hatte mich darin als Gummizofe gesehen, die nur noch wachgeküsst werden musste. Doch Mistress Doremi ließ mir wenig Zeit für tiefschürfende Gedanken. »Hast du nicht etwas vergessen, Gummizofe?«

Ich starrte sie verständnislos an. Hilflos fühlte ich, wie in mir das Schuldbewusstsein explodierte und das Brennen in meinem Gesicht weiter anfachte. Unmöglich konnte sich die tiefrote Verfärbung meiner Wangen nochmals intensivieren.

Die Gummiherrin ließ den Dirigentenstab mehrfach gegen ihr Handgelenk klatschen. In ihren Augen sammelte sich schwarze Ungeduld. Als ich dennoch nicht erriet, was von mir erwartet wurde, räusperte sie sich scharf und quetschte zwischen zusammengepressten Lippen hervor. »Gummizofen bedanken sich. Immer!« Sie ließ die Worte einen Moment nachbrennen, bevor sie in resigniertem Tonfall hinzufügte, »Außerdem wirst du eine Maske tragen. Das ist ja nicht anzusehen. Du leuchtest wie eine Ampel.«

Wie angestochen drehte ich mich zurück zu Mistress Beatrice und stammelte mehr, als dass ich es fließend herausgebracht hätte. »Vielen Dank, Sehr Geliebte Gummiherrin.«

Der Dirigentenstab stach schmerzhaft in meine Kniekehle. Ich begriff den Hinweis und wiederholte meinen Dank, nur dass ich dabei diesmal die Knie zu einem ungeschickten Knicks beugte. Ich bemühte mich vergeblich, ihn exakt so auszuführen, wie ich es vorhin bei Gummilore gesehen hatte, bewegte mich aber hölzern wie eine Marionette. Ich war weit entfernt von der natürlichen Selbstverständlichkeit, in der Gummilore ihre Vagina präsentiert hatte.

Die Gummiherrin quittierte meinen Dank nur stirnrunzelnd und begleitete ihre Enttäuschung mit einem freudlosen Blick zu Mistress Doremi, der mein Schuldbewusstsein noch verstärkte. Ich ahnte, sie lastete die Verantwortung für meine Schlampigkeit der Hausdame an.

Die grummelte mich sofort an. »Nicht gut, Gummizofe, so gar nicht gut.« Sie entschuldigte sich für mein unangemessenes Verhalten und versprach, mit mir zu arbeiten und mir jegliche Nachlässigkeit schnell und restlos auszutreiben. »Aber vorher«, das richtete sich wieder an mich, »brauchen wir noch Unterschriften von dir.«

Blatt für Blatt schob sie mir zu und zeigte, wo ich jeweils zu unterzeichnen hatte. Dabei erklärte sie knapp, was sie mir vorlegte, achtete aber sorgfältig darauf, dass ich die Dokumente nicht lesen konnte. Nacheinander setzte ich meine Unterschriften auf eine Reihe von Vollmachten und Blankovollmachten, denen Verträge und Nebenabreden folgten: mein Arbeitsvertrag, der Mietvertrag für mein Apartment, Hausordnungen für Arbeitsplatz und Wohnung, ein seitenstarker Papierstapel mit Verhaltensregeln, die ich als Gummizofe zu befolgen hatte, und als letztes ein dicker Katalog mit Straf- und Erziehungsmaßnahmen, um die ich als Gummizofe selbstverständlich bei Verfehlungen selbst zu bitten hatte. Als kleine Vergünstigung sei mir im Zuge meiner Ausbildung allerdings erlaubt, auch anlasslos jederzeit strenge Bestrafungen zu erbitten.

Mir fiel auf, dass Mistress Beatrice bisher nicht ein einziges Papier gegengezeichnet hatte. Außer meinen gab es nur die Unterschriften der Hausdame. Aber niemand fand es notwendig, dazu eine Bemerkung zu machen oder mir irgendetwas zu erklären, und zu fragen wagte ich nicht.

Gummiherrin Doremi trat dicht an mich heran und wies mich an, gerade zu stehen. Ich konnte ihr Vergnügen an der Macht über mich geradezu einatmen, ahnte die Höllen, durch die sie mich zu schleifen beabsichtigte. Mit einem kraftvollen Ruck zerrte sie meine Jacke nach hinten über meine Schulter, öffnete den Kragen der Bluse, legte meinen Hals frei. »Das Halsband, Gummilore!«, befahl sie. Die Gummizofe trippelte mit eiligen kleinen Schritten heran. Sie brachte den verlangten Gegenstand auf einem silbernen Tablett, dass sie mit beiden Händen soweit angehoben hatte, dass ihre vorgereckten Brüste fast den fein ziseliertem Rand des Tabletts berührten.

Die Gummiherrin nahm das Band und zeigte es mir. In das sechs Zentimeter breite samtschwarze Halsband aus starkem Gummi waren in regelmäßigen Abständen sechs schmale, polierte Edelstahlspeichen eingelassen, die jeweils in der Mitte eine kleine sternförmige Vertiefung aufwiesen. Dicht am unteren Rand leuchtete in jedem zweiten Feld zwischen den Stäben glänzend rot und unübersehbar der Namenszug Gummisabeth. »Umdrehen!«, herrschte sie mich an und kaum stand ich mit dem Rücken zu ihr, schlang sie mir das Band um den Hals. Mit den Worten »Stillhalten, Gummizofe, das wird jetzt kurz wehtun«, zog die Mistress das Halsband fest an und ich spürte, wie ihre Finger die beiden Enden zusammendrückten. Ich hörte das Klicken, mit dem der Verschluss einrastete, und atmete tief durch, als der würgende Druck auf meinen Hals nachließ.

Sie hielt mir das Abschlusselement einer Edelstahlkette vor die Augen, einen kleinen sternförmigen Stecker, den sie dann blitzschnell in die passende Öffnung einer der Edelstahlspeichen des Halsbandes drückte und mit einer kurzen Bewegung einklinkte. Sie zupfte kurz an der Kette, um mir zu zeigen, dass sie mich an die Leine genommen hatte, und löste die Kette sofort wieder. »Nur zur Demonstration. In dein Halsband ist übrigens ein winziger Chip integriert, den du noch sehr nützlich finden wirst.« Der Chip sollte mit den elektronischen Türschlössern hier in der Villa und auch an meinem Apartment kommunizieren können. Wenn ich dicht genug an so ein Schloss herantrete, werde ein Kontakt hergestellt und die Türöffnung automatisch ausgelöst.

»So weit, so gut. Der Chip kann noch weit mehr, aber das wirst du schnell genug selbst herausfinden«, schloss die Mistress Doremi ihren kleinen Vortrag über mein neues Zofenhalsband ab, das fest, aber ohne mich einzuschränken, um meinen Hals lag und meinen Adamsapfel vollständig verbarg. Es war nur gerade eng genug, eine Gummizofe unablässig daran zu erinnern, dass sie ein sichtbares Zeichen trug und nicht ablegen konnte.

Die Gummiherrin lehnte sich gegen die Kante der Schreibtischplatte. Sie schien die Unterweisung vorerst beenden zu wollen und sah fragend zu Mistress Beatrice hinüber. Als die ihr kaum merklich zunickte, wendete sie sich noch einmal an mich. »Noch eine Warnung, die wir hier nur ein einziges Mal aussprechen: Du wirst im Haus unvermeidlich roten Zofen begegnen. Selbst einer Gummizofe wie dir, deren Auftreten und Erscheinung selbstverständlich bizarre Züge trägt, werden die roten Zofen nochmals als gesteigert bizarre Gummiwesen mit bizarren Verhaltensweisen erscheinen. Nimm dich in Acht. Solange du nicht selbst in ihre Schwesternschaft aufgenommen bist, hast du die roten Zofen einfach zu ignorieren. Gummizofen sehen die roten Zofen nicht. Gummizofen sprechen nicht mit ihnen und nicht über sie. Gummizofen denken nicht über rote Zofen nach und fragen nicht nach ihnen. Gummizofen melden ohne Zögern jeden Verstoß gegen diese Anweisung, um bestraft zu werden, egal ob sie selbst oder andere Gummizofen diese Regel brechen.« Diese Worte hatte Mistress Doremi äußerst nachdrücklich betont und fragte mich, ob ich sie verstanden hätte.

Ich verstand gar nichts, und ganz sicher würde ich diese geheimnisvollen roten Zofen nicht ignorieren können. Die Gummiherrin hatte mich nur umso neugieriger gemacht, aber ich wusste, dass sie genau das auch beabsichtigt hatte. Ich würde mich tatsächlich sehr vorsehen müssen. Trotzdem bedankte ich mich als brave Gummizofe bei meiner Geliebten Gummiherrin und bestätigte, diese Regel unbedingt beachten zu wollen.

Wenn ich vielleicht dachte, die Prozedur meiner Einstellung wäre damit erledigt und ich würde umgehend wie Gummilore in eine Zofenuniform gesteckt, um anschließend in meine Aufgaben als Gummizofe eingeführt zu werden, so wartete allerdings eine kleine Überraschung auf mich.

»Wir kleiden sie am späten Nachmittag ein. Ich habe einen Termin vereinbart und alles ist vorbereitet. Wir werden danach vielleicht noch Essen gehen, und ich bringe die Gummizofe anschließend hierher zurück. Sie kann in der Kammer schlafen und steht morgen früh zur Verfügung.« Die Information richtete sich an Mistress Beatrice.

»Gut, dann sind wir hier fertig.« Meine Gummiherrin erhob sich aus ihrem Schreibtischsessel. Sie warf noch einen Blick auf den akkurat zusammengeschobenen Stapel der Papiere, die ich unterzeichnet hatte, und verließ dann durch die von Gummizofe Gummilore aufgehaltene Tür die Bibliothek, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen.

Mistress Doremi ließ sich in den freigewordenen Sessel am Schreibtisch fallen. »Du kannst jetzt gehen, Gummizofe.« Sie teilte mir mit, dass ich mich pünktlich um halb fünf in der Latex-Boutique im Erdgeschoss des Hauses in der Brückenstraße einzufinden hätte. Bis dahin hätte ich Freizeit. Dann, als sei es ihr gerade noch eingefallen, setzte sie hinzu, »Eine Kleinigkeit noch. Deine Tasche, Gummizofe.«

Ich musste mich erst suchend umsehen, wo ich meine Handtasche gelassen hatte, fand sie auf der Lehne eines Ledersessels und übergab sie ein wenig zögerlich der Gummiherrin. Die kehrte die Tasche einfach um und schüttete den gesamten Inhalt achtlos auf den Schreibtisch.

Mistress Doremi fischte mein Telefon, das Portemonnaie sowie ein Schlüsseletui aus dem Durcheinander und legte die drei Teile beiseite. Dann sortierte sie mit raschen Bewegungen den verbleibenden Haufen auseinander. Sie blätterte kopfschüttelnd durch ein schmales Notizbuch und behielt es zusammen mit einem Schreibtisch in der Hand. Alles andere außer meiner Sonnenbrille, einem Lippenstift und einem kleinen zusammenklappbaren Spiegel schien sie für unnötig zu halten. Sie fegte den Rest schwungvoll vom Tisch in einen danebenstehenden lederbezogenen Papierkorb und stopfte meine Handtasche gleich hinterher.

»Du bekommst eine neue Tasche, die besser zu dir passt«, sagte sie und gab Gummilore ein Zeichen, die wieder mit dem Tablett heranstöckelte, auf dem diesmal eine schwarze Latex-Handtasche lag. Gummiherrin Doremi nahm die Tasche, ließ Stift und Notizbuch hineinfallen und forderte mich mit einer Kopfbewegung auf, meine verbleibenden Besitztümer vom Schreibtisch einzusammeln. »Alles was du brauchst, Gummizofe.«

Ich hatte inzwischen gelernt, was von mir erwartet wurde, bedankte mich bei meiner Geliebten Gummiherrin für die Tasche und selbstverständlich auch dafür, dass sie mich von unnötigem Ballast befreite. Die Tasche gefiel mir gut, sie war praktisch, hatte fast das Format eines Shoppers. Aber hübsch war meine alte Handtasche auch gewesen, nur eben aus glänzendem Lackleder und nicht wie die neue aus Gummi oder, das konnte ich auf die Schnelle nicht feststellen, aus einem mit Latex überzogenen Material. Sie hatte kurze Bügel, die sich nicht über die Schulter, sondern höchstens über den Unterarm streifen ließen. Und wie mein Halsband war auch die Tasche auf beiden Seiten mit meinem Namen versehen. Der Schriftzug wirkte grazil wie eine Verzierung oder eine Marke, aber er war durch das leuchtende Rot der Buchstaben aufdringlich und auch aus der Entfernung sehr gut zu lesen.

Ich hielt die Tasche in der Hand. Inzwischen hatte ich meine Kleidung in Ordnung gebracht und insbesondere den Gummirock wieder über die Knie hinuntergezogen. Das letzte, was Gummiherrin Doremi mir mit auf den Weg gab, war ein trockenes »Gummizofe Gummilore wird die zeigen, wo du dein Make-Up auffrischen kannst.« Ich war entlassen.

Ungeschickt versuchte ich noch einmal einen Knicks, den die Gummiherrin, die sich bereits über die Papiere gebeugt hatte, nicht mehr beachtete. Dann folgte ich Gummilore, die zielstrebig vor mir her durch die Halle klackerte und die Tür eines Badezimmers öffnete. Sie blieb wartend in der Tür stehen, während ich mich vor dem Spiegel bemühte, mein im Lauf des Vormittags verwischtes Make-Up notdürftig soweit herzurichten, dass ich auf die Straße gehen konnte. Ich holte tief Luft. Ich hatte so viele Fragen. Aber Gummilore, die merkte, dass ich zum Sprechen ansetzte, lächelte mich nur freundlich an und legte einen erhobenen Latexfinger vor ihre Lippen.

Mir blieb nichts übrig, als seufzend noch einmal für eine letzte Kontrolle meines Aussehens mein Spiegelbild zu prüfen. Dann brachte mich die Gummizofe auf ihren eifrig klappernden Absätzen schweigend zur Haustür. Sanft meine Schulter berührend schob sie mich über die Schwelle und ließ die Tür hinter meinem Rücken leise wieder ins Schloss gleiten.

Viertes Kapitel,
in dem ein Spaziergang zu einer Entdeckungsreise führt.

Sie hatten mich ohne viel Federlesens vor die Tür gesetzt. Ich stand auf dem Treppenabsatz und versuchte zur Besinnung zu kommen. Unwillkürlich tastete ich mit meinen latexverhüllten Fingerkuppen an meinem Hals herum. Das noch ungewohnte Gefühl des enganliegenden Gummibandes mit seinen sechs Stahlstäben, das mir Gummiherrin Doremi umgelegt und verschlossen hatte, bewies mir, dass ich dies alles nicht nur träumte. Ich war jetzt eine Gummizofe, und nicht mehr nur, weil ich mich vielleicht so fühlte, sondern gewissermaßen offiziell. Oder ich wurde eine Gummizofe. Ob es da einen Unterschied gab, konnte ich nicht genau sagen. Es schien da eine unbestimmte, fließende Grenze zu geben.

Hier draußen war es noch immer ein strahlender Frühsommertag. Die Sonne hatte ihren Zenit nahezu erreicht und die geöffneten Blüten in den wenigen kreisrund mit Feldsteinen umhegten Blumenrabatten des Gartens schienen aus sich selbst heraus zu leuchten. Die Bäume warfen ihre kurzen und um diese Jahreszeit noch lichten Schatten auf die kurzgeschnittene Rasenfläche zur Straße hin. Mit all seiner strahlenden Wärme, seinen trotz der Mittagszeit frischen Grüntönen zwischen den prächtigen Farben drängte der Tag mir seine Einladung zu einem unbeschwerten Spaziergang geradezu auf.

Nur schimmerte dieses Sonnenlicht eben auch auf dem glänzend polierten Latex meiner Kleidung. Ich trug nur Schwarz und vom Rot meiner Bluse war unter der geöffneten Jacke nicht mehr als ein breiter Streifen zu sehen. Trotzdem fühlte ich mich quietschbunt wie eine frischbeklebte Litfaßsäule.

Geld und Telefon hatte Gummiherrin Doremi mir wohlweislich abgenommen, um mir keine Wahl zu lassen. Ich konnte keine Taxe bestellen und würde wohl oder übel in meinem nach Aufmerksamkeit kreischenden Gummioutfit, das die Stiletto-Absätzen meiner steilen High Heels mit einem klackernd wirbelnden Stakkato untermalen würden, zu Fuß in die belebte Innenstadt und durch die Einkaufszone zu meinem Apartment stöckeln müssen.

Vor meinem Rechner sitzend und in der verborgenen Abgeschiedenheit meiner Wohnung war mir ein zukünftiges Leben in Latex und Gummi so folgerichtig und verlockend erschienen. Aber ich hatte nicht bedacht, dass ich mich dazu verurteilt hatte, in dieses Leben mit einem Spießrutenlauf einzutreten.

Ich versuchte halbherzig, mir innerlich einen Ruck zu geben, mir einzureden, ich sei jetzt Gummisabeth, eine Frau, die sich eben gern in Latex kleidete, eine in Gummi schöne Frau, durch das Gummi schöne Frau, und das, Teufel noch mal, wolle ich auch zeigen – und ich würde es zeigen. Würde ich? Davon war ich so gar nicht überzeugt. Gestern im Intercity war das noch ein Spiel gewesen. Ich hatte den Lackmantel aufgebreitet, mich für einen Augenblick in meinem Latex präsentiert, und ich hatte den Mantel wieder geschlossen. Das war der Unterschied. Es gab jetzt keinen Mantel mehr. Diese letzte Schicht, die mich nur noch auffällig glitzernd getarnt hatte, unter der ich mich aber noch verborgen gefühlt hatte, war von mir genommen. Ich hatte sie sogar selbst in den Mülleimer gestopft.

Also gut, oder nicht gut. Ich würde hier auf dem Treppenabsatz nicht auf die Dunkelheit warten können. Immerhin hatte ich einen Termin gesetzt bekommen, wann ich in der Latex-Boutique erscheinen sollte. Und ich durfte nicht einmal daran denken, diesen Termin sausen zu lassen, denn ich hatte ihn von einer Gummiherrin erhalten. Letztlich gab mir diese Erinnerung an meine Pflichten als Gummizofe den Anschub, der mich in Bewegung setzte.

Vorher musste ich aber ein ganz anders drängendes Problem lösen. Ich hatte die Gelegenheit verpasst, die Toilette zu benutzen, als Gummilore mir auf dem Weg nach draußen das Bad gezeigt hatte, damit ich mein Make-up auffrischen konnte. Jetzt machte sich der Druck in meiner Blase aber immer schärfer bemerkbar. Ich würde den auf meinem Weg durch die Stadt unmöglich zurückhalten können, und es war höchst ungewiss, ob ich unterwegs eine Gelegenheit finden würde, eine Toilette aufzusuchen. Es half also nichts, entschlossen betätigte ich noch einmal die Türklingel.

Ich konnte den Gong im Innern der Villa deutlich hören. Aber er verhallte, ohne dass sich sonst im Haus irgendetwas zu rühren schien. Verzweifelt sah ich auf zu der Kamera, die aus einem schattigen Winkel oberhalb der Tür auf mich gerichtet war, und neben der ein winzige rot blinkende LED anzeigte, dass sie sehr wohl in Betrieb war und mich starr beobachtete. Ich klingelte ein zweites Mal, aber diesmal blieb der Gong stumm. Nur die Kameralinse, schob sich mit leise surrenden Gewindedrehungen in ihrem Gehäuse vor und zurück, fokussierte mich schärfer.

Ich begriff, dass mich niemand einlassen würde.

Eine dichte Buchsbaumhecke schützte das Grundstück gegen Einsicht von der Straße her. Nur das schmiedeeiserne Geflecht der halboffen stehenden Torflügel gewährte den Blick über die Rasenfläche herauf zur Villa. Vom Haus aus würde man mich allerdings sehen können, wenn ich mich hinter einer der Rabatten über das Gras hocken würde, um mich zu erleichtern. Aber das musste ich riskieren.

Ich stieg die Treppe hinunter und balancierte unsicher über den federnden Rasen. Obwohl ich das Körpergewicht möglichst weit nach vorne auf meine Zehen verlagerte, bohrten sich meine bleistiftdünnen Absätze bei jedem Schritt tief in den weichen Boden. Hinter einigen Stauden mattrot blühender Päonien fühlte ich mich ausreichend geschützt. Ich streifte den engen Gummirock mühsam bis über die Hüften hoch und ging breitbeinig in eine schwankende Hocke. Während der aufgestaute Druck auf meine Blase sich in einem scharfen goldenen Strahl löste, der zwischen meinen Plateau-Heels ins Gras spritzte, musste ich mich immer weiter vorbeugen, um das Einsinken meiner Absätze auszugleichen und zu verhindern, dass ich auf den Rücken fiel.

Das Gefühl der Erleichterung löste sich schlagartig auf, als sich über mir quietschend ein Fenster öffnete. Jemand hatte mich entdeckt. Aber ich konnte meinen Urin nicht anhalten und aufspringen, sondern musste hilflos in meiner zusammengekauerten Haltung ausharren. Es waren nur Momente, aber sie schienen sich zu peinlichen Ewigkeiten auszudehnen, bis der Natursektstrahl dünner würde und endlich tröpfelnd versiegte. Ich schüttelte mich hastig, richtete mich vorsichtig auf und zerrte den Rock wieder über die Knie, bevor ich mich umdrehte und aufschaute.

In einem Fenster im ersten Stock stand Mistress Doremi. Sie hatte sich mit ausgebreiteten Armen vorgebeugt und stützte ihre Latexhandschuhe fest auf die gemauerte Brüstung unter dem Fensterrahmen. »Sieh da, unsere neue Gummizofe entpuppt sich als leidenschaftliche Pisszofe.« Auf ihren Lippen spielte plötzlich ein böses Grinsen. »Aber mach dir keine Sorgen, Gummimädchen, ich bin sicher, wir können das bei deiner Einkleidung berücksichtigen. Ich möchte unbedingt, dass du nachher pünktlich bist«, und ohne auf eine Antwort von mir zu warten, schloss sie das Fenster wieder und verschwand hinter der Spiegelung des stahlblauen Himmels.

Gutes verhieß das nicht. Ich zupfte Rock und Jacke noch einmal zurecht und nahm die Handtasche auf, die ich vorher achtlos ins Gras fallengelassen hatte, kramte die Sonnenbrille heraus und schob sie vor meine Augen. Ein bisschen Schutz würde sie sie mir auf meinem Weg durch die Öffentlichkeit bieten. Dann stakste ich wie über rohe Eier zur Auffahrt hinüber und trippelte auf ihrem festgefahrenen Kiesuntergrund auf das Tor zur Straße zu.

In der schattigen Allee herrschte um diese Zeit wenig Verkehr. Platanen auf einem schmalen Grünstreifen trennten auf beiden Straßenseiten den Gehweg von der Fahrbahn. Gegenüber lief ein Radweg neben der Straße her. Kleine Gruppen von Schulkindern holperten in Schlangenlinien über sein vom Wurzelwerk der Bäume aufgerissenes Asphaltband. Sie beachteten mich nicht. Der im Zickzackmuster gepflasterte Gehweg war in keinem besseren Zustand. Überall verschoben sich gegen- und auseinandergedrückte blassgelbe Ziegel zu unregelmäßigen Hindernissen und klaffenden Fugen, zwischen denen und über die hinweg ich mir vorsichtig einen Weg suchen musste. Dieses Pflaster forderte meine volle Aufmerksamkeit. Für meine High Heels war es das reinste Gift und ich kam immer wieder ins Straucheln. Mühsam und konzentriert arbeitete ich mich voran und fand kaum Gelegenheit, mir die aneinandergereihten Villen und Bürgerhäuser anzusehen, die sämtlich um die vorletzte Jahrhundertwende herum erbaut worden waren und sich auf ihren Grundstücken hinter hohen Zäunen und altgewordenen Baumbeständen versteckten.

In jüngerer Zeit hinter den Toreinfahren eingerichtete asphaltierte oder gepflasterte Parkmöglichkeiten für Autos und modern beschriftete Tafeln an Pfeilern oder auf den Rasenflächen neben Gartentoren ließen ahnen, dass nicht mehr viele Menschen in diesen Häuser lebten. Die meisten der einstigen Bewohner hatten Platz gemacht für Anwaltskanzleien, Arztpraxen, Finanzmakler, Stiftungen und Kapitalgesellschaften. Wenn ich mich zunächst gewundert hatte, dass meine Gummiherrin ihr Dominastudio inmitten einer so vornehmen Wohngegend eingerichtet hatte, begriff ich nun, sie hätte so dicht am Stadtzentrum kaum einen diskreteren und abgelegeneren Standort finden können.

Die Tönung meiner Sonnenbrille vertiefte den Schattenwurf der Platanen. Hier und da erlaubte das dicht belaubte Geäst Sonnenstrahlen, durch winzige Lücken zu brechen und helle Lichttupfen auf das Ziegelpflaster zu malen. Ich bewegte mich wie durch einen stillen Arkadengang. In den Ästen über mir zwitscherten unsichtbar ein paar Singvögel und die Luft roch warm. Kein Mensch begegnete mir auf dieser Straßenseite und meine Aufregung legte sich Meter für Meter. Mein Gang wurde aufrechter, auch wenn die Unebenheiten des Pflasters meinen Blick und meine Konzentration weiter auf den Boden zwangen. Als Kind war ich in der ersten Sonne nach einem Platzregen immer gerne über die kleinen Inseln in den spiegelnden Wasserlandschaften der Pfützen gehüpft. Jetzt fand ich sogar Vergnügen daran, auf der Suche nach sicherem Stand für meine Stiletto-Absätze mal vorwärts, mal eher seitwärts über ein Labyrinth von Fugen zu stöckeln. Ich hatte mich sehr verändert, dachte ich. Aber die banalen kleinen Dinge, an denen ich mich freuen konnte, waren sich gleich geblieben.

Als ich die Kreuzung erreichte, an der ich nach links zur Innenstadt einbiegen musste, trat ich wie durch eine Lücke im Vorhang hinaus ins grelle Rampenlicht. Keine Baumreihe, keine Schatten schützten mich mehr. Ich blinzelte und blieb einen Moment orientierungslos stehen, als hätte mich jemand hinausgeschubst auf eine hell ausgestrahlte Bühne, ohne mir einen Text mitzugeben. Sogar ohne ein Wort zu verlieren über die Rolle, die mir zugewiesen war.

Halt! Du versuchst nur, dich hinter einem schiefen Bild zu verstecken, hielt ich mir vor. Mag wohl sein, dass die beiden Gummiherrinnen die Regie führen und dich aus der Kulisse auf die Bühne gestoßen haben. Aber sie haben dir doch die Traumrolle gegeben, nach der du dich so sehr gesehnt hast. Jetzt spiel deine Rolle gefälligst auch. Fang nicht an, über Fehlbesetzungen zu jammern und die Verantwortung von dir wegzuschieben. Dafür ist es zu spät. Wenn die leidenschaftliche Frau in Latex und Gummi wirklich die Rolle deines Lebens ist, dann übernimm sie und füll sie aus, spiel sie jetzt und hier, sei ganz Gummifrau.

Denk an deinen Auftritt im Intercity. Da hast du es gekonnt, vielleicht nur für einen Augenblick, aber für diesen Augenblick bist du hineingeschlüpft in die Rolle, und du hast dich wohl gefühlt in dieser Rolle. Schön und gut, aber was ist mit der Gummizofe in mir? Wie passt das zusammen?

Das schrille Quäken einer Hupe direkt neben mir schreckte mich aus meinen Gedanken. Ich sah das von der Ampel her langsam über die Kreuzung rollend Auto, so wie man flüchtig einem womöglich bekannten Menschen hinterhersieht, meist vergeblich versucht, ein vertrautes Gesicht hinter der Windschutzscheibe zu entdecken. Aber bisher hatte ich außer den beiden Gummiherrinnen und Gummilore in der Villa niemanden in dieser Stadt kennengelernt. Der Fahrer hatte mich nur angehupt, um meine schillernde Erscheinung zu kommentieren. Und er hatte das kaum bewundernd gemeint, bestenfalls anzüglich. Das polierte schwarze Latex, in dem ich steckte, war hier in der Öffentlichkeit bestimmt ein exotischer Anblick, aber Rock und Jacke hatten einen seriösen, geschäftsmäßigen Schnitt. Es gab zumindest die Verwechslung mit einer in Ort und Zeit auf diese Kreuzung verirrten Gumminutte nicht her. Eine Latex-Domina würde hier nicht weniger exotisch wirken, aber dafür fehlte mir die selbstsichere Ausstrahlung von Strenge und selbstverständlicher Macht. Trotzdem war ich überzeugt, er hatte mich für eine Professionelle gehalten.

Ich wollte, konnte hier nicht stehenbleiben und setzte mich in Richtung auf das wuchtige Stadttor zu in Bewegung, das ich über die Brücke hinweg im Hintergrund aufragen sah. Für einen Moment flog mich der heitere Gedanke an, dass ich ja durch meinen neuen Job als Gummizofe in gewissem Sinne zu einer Professionellen geworden war, wenn auch als extreme Gegenseite einer Domina. Ich ließ mich bezahlen, und es gab sicher, wenn überhaupt, nur sehr wenige sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Gummizofen. Eine absurde Idee. Vermutlich arbeiteten in BDSM- und Gummistudios viele Frauen als Assistentinnen, die auf Kundenwünsche hin für die Dauer einer Latex-Session in die Uniformen und Rollen von Gummizofen schlüpften, so wie sie auch vorübergehend zu Gummisklavinnen oder Krankenschwestern in Latex wurden, zu Gumminonnen oder sogar Gummipuppen. Aber die große Mehrheit aller Gummizofen waren Kunden, die für ihre Zwangsfeminisierung und Abrichtung in Gummi bezahlten.

Mich in diesen Gedanken festzuhalten half mir auf den Weg. Dicht am lichtgrün gestrichenen Geländer stöckelte ich über die Brücke. Ich versuchte den aufrechten Gang, hatte mich aufgerichtet, die Schultern soweit zurückgenommen, dass ich die Anspannung meiner Rückenmuskeln spüren konnte. Wie eine Bugwelle schob ich meine Brüste vor mir her. Das Latex macht mich schön, ließ ich meine innere Stimme stetig wie ein Mantra wiederholen, und ich bin jetzt bereit, es zu tragen. Unter der Brücke glitzerte links und rechts die Wasseroberfläche eines trägen Kanals in der Mittagssonne. Ich konnte halbhoch aufgeschüttete Kiespyramiden im aufgedeckten Frachtraum eines Binnenschiffs sehen, das an der Kaimauer vertäut lag. Hinter dem Führerhaus blitzte der silbergraue Lack eines quer aufgebockten Kombifahrzeugs. Zwei Handtücher hingen schlaff von einer über das Fahrzeug gespannten Wäscheleine. Am anderen Ufer umkurvten Radfahrer Spaziergänger, die gemächlich ihre Hunde über einem zum Wanderweg mutierten alten Treidelpfad ausführten.

Hier oben auf der Brücke bewegte ich mich jedoch durch lebhaften Verkehr. Die schmalen Durchfahrten unter den mit Schießscharten bewehrten Brüstungen eines mittelalterlichen, granitgrauen Stadttores bildeten ein Nadelöhr, vor dem sich stadteinwärts Busse, Pkws und Lieferfahrzeuge stauten, sich mit quietschend gelösten Bremsen und krachend einrastenden Gängen nur meterweise vorwärtsschoben. Auf meiner Fahrbahnseite spuckte die dunkle Tordurchfahrt Auto für Auto hervor, die in ungeduldig engen Bögen Fahrräder überholten, beschleunigten und stadtauswärts rauschten. Zu Fuß waren überwiegend Touristen unterwegs, kein dichter Strom, aber sie bevölkerten die Brücke in Gruppen oder vereinzelten Paaren. Sie trotteten fröhlich und gelassen auf die Altstadt zu, lehnten sich gelegentlich entspannt über das Geländer, um das Kanalidyll unter ihnen zu genießen, und blieben immer wieder unvermittelt stehen, um ihre Fotoapparate oder Smartphones auf Sehenswürdigkeiten wie den Kanal oder das Stadttor zu richten. Und auf Sehenswürdigkeiten wie mich.

Am Ende der Brücke, wenige Meter vor dem in grauem Bogen auszementierten, tief verschatteten Fußgängerdurchlass im Stadttor, hatte sich ein Straßenmusikant mit seiner Klarinette und einer Lautsprecherbox aufgebaut. Um den umgekehrten Hut mit einigen Münzen darin vor ihm auf dem Gehweg bewegten sich die Passanten in einem Halbkreis, und den gleichen instinktiven Bogen schlugen sie auch um mich.

Wenige blieben stehen, um dem Klarinettisten und seinen ins Belanglose verflachten Swingmelodien zuzuhören, und selten trat jemand vor, um ein wenig Geld in den Hut fallen zu lassen, meist kleine Kinder unter den Augen aufmerksamer Mütter. Als ich mich näherte, tapste fröhlich aus einem Gewirr blondlockiger Haarsträhnen heraus lachend mit emsig unsicheren Schritten eines dieser Kinder auf mich zu, zwei, vielleicht zweieinhalb Jahre alt, streckte eine Hand weit aus in der Absicht, mich neugierig anzufassen und das seltsam glänzende Material meines Rockes zu betatschen. Ich blieb stehen und beugte mich freundlich lächelnd nieder, so wie überall auf der Welt Menschen unwillkürlich auf das wissbegierige Vertrauen kleiner Kinder reagieren. Aber ich war wohl zu exotisch. Ehe das Kleine in seinem knuffig himmelblauen Overall mich erreichen konnte, war die erschrockene Mutter herangesprungen und zerrte mit hochrotem Kopf das Kind von mir weg und zurück in den vermeintlichen Schutz der Menge.

Enttäuschte Touristen, die eben noch ein spontanes Motiv für ihre Urlaubsfotos gesehen hatten, setzten ihre auf die Szene gerichteten Kameras wieder ab. Ich fühlte die für einen Moment in ihren Gesichtern sichtbar ratlose Verlegenheit, bevor sie sich rasch abwendeten und weitergingen. Ich hätte weinen mögen, zuckte hilflos mit der Schulter, ehe ich meine so spielerisch leicht zu durchlöchernde Haltung wieder zu straffen vermochte und mich betont gelassen durch den Menschenstrom in den Schatten des Torbogens flüchtete. Hinter den dunklen Gläsern meiner Sonnenbrille sah ich den Passanten trotzig in die Augen. Für einen Moment hatte ein Kind die scharfe Grenzlinie verwischt, die gesellschaftliche Konvention um mein Auftreten zog, mich vergessen lassen, dass ich draußen vor der Tür stand. Vielleicht war ich für die Touristen ein kurioser Paradiesvogel, aber das Verhalten der Mutter radierte jedes Missverständnis gnadenlos aus. Ich durfte nicht damit rechnen, einfach als eine Frau in Latex akzeptiert zu werden, so wie vielleicht die Frau, die irgendwann irgendwo die erste gewesen war, die sich die Haare leuchtend blau gefärbt hatte. Die ausgesuchten Provokationen prominenter Darstellerinnen auf den roten Teppichen der Illustrierten-Galas waren nicht vergleichbar mit den Alltagen einer mittleren Großstadt. Ohne die zwangsläufige Konnotation mit Fetischismus konnte ich mich nicht alltäglich in Gummi zeigen. Und ein Leben als Gummizofe, na ja, ich konnte da wohl auch kaum widersprechen.

Ich hatte mich in diese Situation gebracht, und jetzt war ich ohnehin auf der Straße, gab es für mich nur mein Apartment als einzig möglichen Fluchtpunkt. Als ich vor Monaten meine ersten Ausflüge als Frau gewagt hatte, hatte ich mich kaum anders gefühlt. Ich verließ das Haus und ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen. Damals musste ich auf den wenigen Metern bis zur Straße die aufkommende Panik noch bewusst unterdrücken und mich vorwärts zwingen, aber irgendwann erreichte ich immer diesen letzten Umkehrpunkt, hinter dem es leichter wurde, sich in der Realität statt in den eigenen Ängsten zu bewegen. Heute hatte ich meinen Weg an diesem Umkehrpunkt begonnen, Gummilore hatte ihn gesetzt, als sie mich vor die Tür der Villa schob.

Aus dem dunklen Stadttor trat ich in die Innenstadt. Auch auf dieser Seite staute sich der Verkehr vor der engen Durchfahrt. Zwischen den Bürgerhäusern mit ihren von Abgasen angegrauten Fassaden schwallte der Motorenlärm bremsender und anfahrender Autos, in den die Luftdruckbremsen von Lastwagen und Bussen ihre zischenden und quietschenden Akzente warfen. Die Auslagen türkischer Gemüsehändler verengten die Gehwege, über denen sich auf beiden Straßenseiten Markisen spannten. Bänke und schmale Reihen an Hauswände und Schaufenster gedrückter Tische und Stühle vor Eiscafés und kleinen Restaurants zwangen Passanten, sich nacheinander zwischen ihnen und der zugeparkten Fahrbahn durchzuquetschen. Kioske, Friseure, Nagelstudios und die Wettbüros, die irgendwann fast unmerklich die Spielhallen abgelöst hatten, bildeten das Gros dicht an dicht liegender, kleiner Geschäfte, zwischen denen einzelne Second Hand-Läden, Zoohandlungen, Leihhäuser und Änderungsschneidereien darauf warteten, von Sanierungsprozessen und Gentrifizierung weggewischt zu werden.

Ich hätte es nicht erklären können, aber ich hatte das Gefühl, in dieses von Verkehrslärm und schwirrenden Gesprächsfetzen untermalte summende Leben hinein zu tauchen und darin zu verschwinden, als ob meine schreiende Auffälligkeit nichts weiter als einen vielleicht grellen Farbtupfer zu diesem Bild hinzufügte. Ich stöckelte zwischen alten Frauen, die ihre Einkaufskörbe auf Rollatoren vor sich herschoben, kleinen Gruppen von lebhaft miteinander beschäftigten Schulkindern mit viel zu schweren, vollgestopften Rucksäcken in schrillen Farben, akkurat frisierten türkischen jungen Männern mit ihrem übertrieben gelangweilt herausgekehrten Macho-Habitus, schwarzen Frauen in bunt bedruckten wallenden Kleidern und ihrer unnachahmlich körperbewussten Art, sich zu bewegen. Ich wurde angestaunt, mit Bemerkungen kommentiert, wurde überholt und beiseite gedrängt, angelacht und verachtet, mir wurde höflich Platz gemacht, den eiligere Menschen als ich mit einem entschuldigenden Lächeln nutzten, um rasch durch die entstehende Lücke an mir vorbei zu huschen, ich wurde beachtet und übersehen.

Die Hauptstraße mit ihrem kleinteilig gedrängten Leben bog nach links ab. Geradeaus schloss sich die Fußgängerzone an, in der der Verkehrslärm rasch verebbte und die Menge sich verlief. Schirme beschatteten auf der Sonnenseite gut besetzte Tischreihen von dicht aufeinander folgenden Straßencafés und Kettenrestaurants. Zwischen den Gästen wuselten mit Tabletts beladene Kellner geschäftig hin und her. Vor den Schaufenstern der in gesichtsloser Einförmigkeit aneinandergereihten Bekleidungsketten, Schuhgeschäfte und Kaufhäuser hatten sich Obdachlose mitsamt ihrer wenigen Habe neben schläfrig zusammengerollten Hunden auf den roten Granitplatten des Pflasters niedergelassen. Spendensammler in signalfarbenen Kunstfaserblousons verteilten sich als Sperrketten um mobile Infostände und sprachen wahllos Passanten an. Um mich machten sie einen Bogen.

Ich war froh, als ich die Lücke in der Gebäudefront entdeckte, durch die die Brückenstraße an die Fußgängerzone stieß, deren anonyme Weite mich wieder zur blickfangenden Attraktion machte. In einigen Gesichtern entdeckte ich, so jedenfalls schien es mir, zurückbleibende Verwirrung darüber, dass ihre Besitzer vergeblich nach einem mich begleitenden Kamerateam Ausschau gehalten hatten. Und genauso wenig war ich einer eindeutigen Marke, einem Produkt oder Ereignis zuzuordnen, für das ich womöglich werben wollte. Ich spürte, dass ich hier anders exotisch wirkte als vorhin auf der Brücke vor dem Stadttor. Das war wieder eine neue Facette, denn hier enttäuschte ich nur die mit der Umgebung verbundenen Erwartungen an Paradiesvögel von der Stange, an die das Trommelfeuer einer werbefinanzierten Mediengesellschaft die Menschen gewöhnte.

Ich war zu aufgeregt, um das Wechselbad von Situationen und Eindrücken, das dieser erzwungene Spaziergang mir bereitete, halbwegs distanziert und ruhig zu überdenken, aber ich ahnte, mit der Zeit würde ich lernen, mich in meinem Gummileben selbstverständlicher auch durch die Öffentlichkeit zu bewegen. Das beängstigende Gefühl des Spießrutenlaufens würde sich abnutzen.

Schon ein bisschen selbstbewusster stöckelte ich die letzten Meter durch die Einkaufsstraße und dann in die kurze Gasse, bis ich vor dem Haus mit der Gummimoden-Boutique stand und im Hausflur verschwinden konnte.

*****

Die Gummizofe holte mich unmissverständlich ein, als ich mein Apartment betrat. Schon am Eingang zum Gummi-Wohnbereich hinter dem Fahrstuhl zum zweiten Stock hatte ein Signal aus meinem Zofenhalsband genügt, um das Türschloss für mich frei zu geben. Und auch an meinem Apartment sprang die glimmende LED unter dem Tastenfeld ohne mein Zutun von Rot auf Grün um, als ich mich näherte, und löste den zischenden Mechanismus aus, der das Türblatt in die Wand zurückzog und mir so den Einlass gewährte.

Unmittelbar hinter mir fuhr die Tür wieder heraus und glitt mit einem satten Schmatzen zwischen die Lippen ihrer Gummidichtung. Auf dieser Seite leuchtete die LED dauerhaft grün, öffnete die Tür aber offensichtlich nicht auf meine bloße Nähe hin. Dafür erwachte das Apartment jetzt zu einem Eigenleben. Der winzige in mein Halsband integrierte Chip schien einer verborgenen Schaltung zu ermöglichen, mich als die Bewohnerin zu identifizieren und eine Art Künstliche Intelligenz in Betrieb zu nehmen. Wie ich es schon bei meinem ersten Betreten des Apartments erlebt hatte, flammte ringsum die indirekte Beleuchtung hinter den abgehängten Zimmerdecken auf, nur blieb das Licht in den angrenzenden Räumen, soweit ich sie einsehen konnte, heruntergedimmt. Ich bewegte mich durch die Wohnung und stellte fest, dass mir die Beleuchtung folgte und überall dort, wo ich mich gerade aufhielt, für Helligkeit sorgte, während sie zugleich in den anderen Bereichen das Licht abdämpfte.

Weit überraschender für mich war aber eine ganz andere Funktion des Apartments, die das Halsband mit meinem Eintritt startete. Die großen Wandbildschirme, die ich bisher nur tot und dunkel erlebt hatte, begannen plötzlich Bilder zu zeigen und den dazu passenden Ton zu liefern. Das Programm in makelloser HD-Auflösung war überall identisch und ich merkte, dass die Bildschirme so über die Räume verteilt und angebracht waren, dass ich ihnen nicht entkommen konnte. Wohin ich auch blickte, immer hatte ich die auf ihnen laufenden Bilder vor Augen, die automatisch meine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Ich konnte die Bilder nicht abschalten und es fiel mir immer schwerer, mich überhaupt von ihnen abzuwenden.

Zu sehen war in harten Schnitten und stetig wechselnden Perspektiven eine Gummizofe, die sich vollständig darauf konzentrierte, mit ihrem Mund Schwänze zu bearbeiten. Maskiert kniete sie in ihrer Uniform aufrecht vor Männern, deren erigierte Schwänze in hauchdünnen schwarzen Latexhüllen steckten, dann wieder vor Gummiherrinnen, die ihr Strap-Ons entgegenstreckten. Die Zofe betastete und streichelte die Schwänze mit ihren Latexhandschuhen, drückte ihre Lippen zum feuchten Kuss auf gummierte Eicheln, leckte genießerisch über ihre ganze Länge von der Peniswurzel bis zur Spitze. Und immer wieder stülpte sie ihre Lippen über die Schwänze, sog die geradezu in ihren Mund hinein, bis sie tief in ihren Rachenbereich stießen. Sie lutschte die schwarzen Gummischwänze und saugte sich an ihnen fest, schob ihre zu sanftem Druck zusammengepressten Lippen in zunächst vorsichtigem und dann immer heftigerem Rhythmus vor und zurück, ließ ihren Mund lustvoll mit ihnen spielen. Und immer wieder war zu sehen, wie sie ihren seidigen Blick von den Gummischwänzen hob, aufmerksam und fragend aufblickte zu ihren Herrschaften, als ob sie die Bestätigung dafür suchte, dass ihre diensteifrige Begeisterung zufriedenstellend war. Und die Bilder waren nicht nur begleitet von den leisen, schmatzigen Geräuschen, die ihr Saugen, Lutschen und die rhythmisch reibende Arbeit ihrer Lippen auf den Schwänzen verursachten, sondern auch unterlegt mit einem stetigen Hintergrund lustvollen Stöhnens.

Mitten im Raum stehend sah ich der Gummizofe auf dem Bildschirm eine Weile zu. In meinem Slip regte sich mein eigener Schwanz und drückte gegen den engen Kanal, in den er zwischen meinen Beinen eingesperrt war. Ich unterdrückte den Impuls, meinen Latexrock herunter zu streifen und zwei Finger zwischen die ausgeformten Venuslippen meines Mösenslips zu stecken, um an meinem Penis zu reiben. Ich hatte mein Geschlecht zu sicher hinter zwei Lagen festen Gummis verpackt, um mir auf der Stelle Erlösung zu schaffen, aber ich merkte doch, dass ich dort unten zunehmend feucht wurde., so wie meine Gedanken zugleich immer tiefer in den Rhythmus der Lustgeräusche hinein sanken, der den Raum füllte.

Ich versuchte, mich zusammenzureißen. Ich war selbst eine Gummizofe, und auch wenn ich die Einzelheiten der für mich geltenden Regeln nicht kannte, die ich vorhin unterschrieben hatte, wusste ich doch, dass ich damit in strikte Keuschheit und das Verbot eingewilligt hatte, mir unaufgefordert sexuelle Befriedigung zu verschaffen. Die Zofe auf dem Bildschirm zeigte mir meine Rolle und Aufgabe. Ich war mir sicher, bei dem Video ging es nicht darum, mich mit einem Gummiporno zu unterhalten.

Die schwanzlutschende Gummizofe auf dem Bildschirm war vielmehr in gewissem Sinne eine Ausbilderin für mich. Die Bilder hatten den Zweck, mich zu einer gummigeilen, einer leidenschaftlich professionellen Schwanzlutscherin zu erziehen, die ihre Lippen, ihre Zunge und ihren Gaumen einsetzte, höchste Lust zu verschaffen. Eine Gummizofe hatte stolz darauf zu sein, benutzt zu werden und keine Gelegenheit auszulassen, ihre Fähigkeiten als Bläserin praktisch unter Beweis zu stellen.

Ich musste noch viel lernen. Noch nie hatte ich einen Schwanz in meinem Mund gespürt, mich überhaupt noch nie mit Männern geliebt. Als ich angefangen hatte, die Transfrau in mir zu akzeptieren und viel darüber nachgedacht hatte, was es für mich bedeutete, dass ich eine Frau war, auch sexuell bedeutete, war auch der Geschlechtsverkehr mit Männern immer häufiger in meinen Vorstellungen aufgetaucht. Und die Bilder mit den plötzlich vertauschten Rollen hatten rasch viel von ihrem Schrecken für mich verloren. Ich hatte mit Frauen geschlafen, und schon da waren in meinen Fantasien die Rollen vertauscht gewesen. Es war mir immer lieber gewesen, unten zu liegen und den im Liebesspiel an mich gepressten Körper der Frau auf mir zu spüren. Aber auch als Frau, war mir dabei klar geworden, zog ich Frauen vor. In meinen Träumen von Zärtlichkeit liebten sich Frauen, gaben sich einander hin.

An diesen Gefühlen änderte sich für mich auch als Gummifrau nichts, und würde sich vermutlich auch durch die Geschlechtsanpassung, die ich wollte, nichts ändern. Ich hatte mir schon mit Bedacht eine Gummiherrin gesucht, der ich als Gummizofe gehören wollte. Mein Frausein, hatte ich irgendwann festgestellt, machte Männer für mich zum anderen Geschlecht. Und das hatte zu einer Verwirrung in meinen Gedanken und Gefühlen geführt, die ich noch lange nicht verarbeitet und aufgelöst hatte. Ich hatte keine Vorbehalte gegen homosexuelle Männer. Das war für mich immer eine natürliche Variation, ein Anderssein, das zur Vielfältigkeit von Menschen und ihren sexuellen Orientierungen und Vorlieben gehörte. Schwule Männer waren anders als ich. Punkt. Aber ich hatte mich nie auch selbst als homosexuellen Mann sehen können. Dagegen hatte sich mein Selbstverständnis immer gewehrt. Und irgendwie hatte es mich erleichtert, als ich feststellte, in meiner Gefühlswelt war ich wohl eher als Frau homosexuell, eben eine Translesbe. Und merkwürdig hatte diese Feststellung auf mich angstlösend gewirkt.

Für die Gummizofe in mir waren das allerdings sinnleere Gedankenspiele. Gummizofen war keine eigene Sexualität zugestanden, auch wenn der Zustand permanenter sexueller Erregung ein Teil ihres Wesens war. Sie lebten einfach als weibliche Sexobjekte, für die es keinen Unterschied machte, ob sie als Frauen, als Transen oder durch eine Zwangsfeminisierung zu Gummizofen geworden waren.

Ich trat an den kleinen Tisch, auf dem ich meinen Laptop aufgebaut hatte. Auf dem zugeklappten Deckel lagen mein Smartphone und meine Geldbörse. Jemand war inzwischen in meiner Wohnung gewesen. Überraschend war das nicht. Sicher kannte ich nicht als einzige den Code für die Türöffnung, den ich selbst durch das Zofenhalsband nicht mehr benötigte. Ich vermutete ohnehin, dass die schlichte Ziffernfolge von gestern mittlerweile geändert war und nicht mehr galt. Die Zugangsautomatik, die das Halsband auslöste, verhinderte außerdem, dass ich das überhaupt testen und herausfinden konnte, und ich hatte keine Ahnung, ob und wie ich den Code ändern könnte, um mir ein bisschen Privatsphäre zu sichern. Das Smartphone zeigte mir, ich musste noch mehr als zwei Stunden totschlagen, ehe ich im Laden unten zu meiner Einkleidung antreten sollte.

Ich beschloss, zunächst eine Kleinigkeit zu essen. Gummiherrin Doremi hatte zwar angekündigt, sie wolle mich nach dem Termin in der Latex-Boutique irgendwohin zum Essen mitnehmen, aber bis dahin würden noch einige Stunden vergehen und ich zweifelte, ob ich bis dahin meinen Hunger im Zaum halten konnte. Dazu kam, ich fürchtete, mein nächster Gummiauftritt in der Öffentlichkeit könnte mich zu sehr aufregen, um mich dabei auf das Essen zu konzentrieren. Es mochte durchaus so sein, dass ich kaum einen Bissen herunterbekommen würde. In der Küchenzeile schob ich also ein weiteres geschmackloses Fertiggericht in die Mikrowelle, das ich anschließend lustlos aufaß. Auch hier hatte ich am Tisch sitzend ständig die unermüdlich schwanzlutschende Gummizofe auf ihrem Wandbildschirm vor Augen.

Anschließend ging ich noch einmal und diesmal aufmerksamer alle Zimmer des Apartments ab. Ich war neugierig, ob außer der Inbetriebnahme der Bildschirme noch etwas verändert worden war. Mir fiel nichts auf, bis ich endlich im Wohnraum den Gummischwanz bemerkte, der unterhalb eines der Bildschirme aus der latexbespannten Wand ragte. Trotz seiner eindrucksvollen Größe hatte ich ihn vorher übersehen, vielleicht weil meine Aufmerksamkeit vorher zu sehr mit den neuen Gummivideos beschäftigt war, vielleicht weil er sich mir Schwarz in Schwarz entgegenstreckte. Und ich konnte nicht einmal ausschließen, dass er auch gestern schon dagewesen war.

Ich trat näher und beugte mich herunter, um den Gummischwanz näher in Augenschein zu nehmen. Ob ich dabei mit dem Zofenhalsband einen Mindestabstand unterschritt, oder ob es daran lag, dass ich mit meinen Latexfingern sachte die die glatte Eichel berührt hatte, jedenfalls reagierte der Bildschirm sofort. Die Gummizofe verschwand und an ihrer Stelle erschien eine einfache ikonografische Bedienungsanleitung. Sie zeigte im oberen Bereich symbolisch den Bildschirm mit der Seitenansicht der vor ihrem Gummischwanz knieenden Zofe. Im unteren Bereich war links eine Grafik mit einer vor der Wand stehenden Zofe und in halber Höhe den vorstehenden Penis. Ein sich im Viertelkreis abwärts bewegender Pfeil zeigte an, dass die Benutzerin in die Knie gehen sollte. Rechts zeigte ein weiteres Bild drei Punkte am Boden, die eine exakte Position für die zu spreizenden Knie und die dahinter geschlossenen Füße markierten.

Die Bewegung des Pfeils wiederholte sich beständig, und erst als seine Farbe von neutralem Weiß allmählich in grelles Signalgelb wechselte, begriff ich, dass die Gebrauchsanweisung interaktiv funktionierte und mich aufforderte, jetzt vor dem Gummischwanz auf die Knie zu fallen und die vorgeschriebene Position selbst einzunehmen. Sollte ich mich darauf einlassen, den still vor der Wand lockenden Penis in den Mund zu nehmen? Er war von der Schwanzwurzel an aus schwarzem Gummi naturgetreu in seiner Erektion nachgebildet. Ich fasste ihn an, umschloss ihn mit meiner Hand, als wollte ich ihn masturbieren, rieb ihn sanft. Er fühlte sich gut an im Griff meiner Latexfinger, hart unter einer dünnen nachgiebigen Oberfläche. Zeit hatte ich reichlich, und es gab wenig, womit ich sie ausfüllen könnte. Ich leckte die Lippen. Vielleicht würde es würdelos aussehen, sogar ein bisschen lächerlich, wenn ich hier vor der Wand kniete und einen Gummischwanz im Mund stecken hatte. Aber ich war allein – und wenn tatsächlich Kameraaugen im Apartment installiert waren und mich beobachteten; vor denen könnte ich ohnehin keine meiner Regungen verbergen.

Kurz entschlossen ließ ich mich auf die Knie sinken und probierte ein bisschen herum, bis ich die auf dem Monitor angezeigte leicht gespreizte Stellung meiner Beine eingenommen hatte. Ich musste mich aufrichten, damit die Eichel des Gummischwanzes sich nun genau vor meinen Lippen befand. Auf dem Bildschirm sprang die Darstellung um. Links unten wurde nun im Profil ein weit geöffneter Mund sichtbar, von dem sich ein Pfeil bis über den symbolisierten Penis bewegte. Diesen Teil, fand ich, hätte sich die Anleitung sparen können, auch ohne besondere Aufforderung hätte ich gewusst, was jetzt von mir verlangt wurde. Vorsichtig öffnete ich die Lippen und stülpte sie über das Gummiglied, tastete mit der Zunge nach der Spitze der Eichel. Ich schmeckte dem zuerst sehr fremdartigen aber nicht unangenehmen Gefühl auf meinen Lippen, am Gaumen und an der Zunge nach. Der Schwanz reagierte mit einem sachten Vibrieren auf den Kontakt mit meinem Mundinneren. Offensichtlich war ich jetzt im Programm, und auf dem Bildschirm wechselte die Anleitung zur nächsten Seite, die die Funktionsweise des Trainingsprogramms anzeigte.

Auf dem oberen Teil, der den Monitor darstellte, begann die Gummizofe ihren Mund über dem symbolisierten Penis rhythmisch vor- und zurück zu schieben, Links unten bearbeitete die Benutzerin ihren Gummischwanz in synchronen Bewegungen. Rechts erschien eine Art Uhr, deren Kreis sich mit Abschnitten füllte, die jeweils einem Zeitraum von zehn Minuten entsprach. Plötzlich wurde oben eine Leiste mit sechs roten Segmenten sichtbar, von denen rechts beginnend jedes Mal eines verschwand, wenn auf der Uhr zehn Minuten vergangen waren. Im zweiten Umlauf der Uhr bauten sich in der Leiste von links nach rechts erst drei gelbe und darauffolgend grüne Segmente auf. Ich verstand, dass ein Trainingszyklus mindestens eine Stunde dauern sollte und danach fortgesetzt werden durfte.

Abermals änderte sich die Anzeige und es erschien eine Pegelleiste über die gesamte Bildschirmbreite. Solange sich die beiden Zofen synchron bewegten war der Pegel im grünen Bereich und auf der Uhr rechts unten lief die Zeit. Dann hinkte die Zofe links unten leicht hinter der oberen Zofe her. Der Pegel war nur noch im gelben Bereich und rechts unten blieb die Zeit stehen. Endlich waren die Bewegungen der beiden Zofen völlig asynchron und der Pegel zeigte nur noch einen tiefroten Ausschlag. Rechts unten war plötzlich ein Blitzsymbol zu sehen, dessen Sinn ich zunächst nicht begriff. Das änderte sich, als mit dem Aufleuchten eines zweiten Blitzes zugleich ein zusätzliches rotes Segment an die vorher erklärte Zeitleiste angehängt wurde. Mit diesem letzten Hinweis verlosch die Anleitung und das ursprüngliche Video mit der schwanzlutschenden Gummizofe setzte wieder ein, allerdings wurde jetzt am unteren Rand die Zeitleiste mit ihren sechs roten Segmenten und darüber der Pegel eingeblendet, der natürlich tief im roten Bereich ruhte.

Und so begann ich mein Gummizofentraining in der Kunst des Schwanzlutschens. Den Blick starr an die Mundbewegungen meiner Ausbilderin in dem Lehrvideo geheftet, bemühte ich mich, ihre Bewegungen auf meinem Übungspenis nachzuahmen, indem ich die Lippen vor und zurück schob. Viel mehr als einen müden Pegelanstieg innerhalb seines roten Bereichs bewirkte ich mit meinen noch zögerlichen Versuchen allerdings nicht. Ich startete mit der Erfahrung, dass meine Lippen fast reibungslos über das Gummi glitten, als ich es erstmal mit meinem Speichel benetzt hatte. Gleichzeitig lernte ich, dass Sensoren in dem Gummischwanz auf meinen Lippendruck und die Beteiligung meiner Zunge reagierten. Sowie ich meine Lippen etwas fester um den Schwanz schloss und anfing, ihn von unten mit der Zunge zu liebkosen und zu lecken, wurde ich mit der Verschiebung des Pegels nach Gelb belohnt, der in kurzen Spitzen sogar die Grenze des grünen Bereichs erreichte.

Das Gefühl, einen erigierten Penis in meinem Mund zu spüren, blieb ungewohnt. Aber die Entdeckung, dass er, obwohl nur eine Nachbildung aus Gummi, sensibel auf mich reagierte, spornte mich an, spielerisch mein ›Instrument‹ zu erkunden und auszuprobieren, wie sich die Wechsel von Position, Druck und Tempo meiner Lippen, der Zunge, meines Gaumens und Rachens auswirkten und wie sie den Pegel ausschlagen ließen. Dabei beachtete ich das Video nicht länger und musste in Kauf nehmen, dass ich den Gummischwanz jetzt völlig asynchron mit der Zofe auf dem Bildschirm bearbeitete und deshalb ein rotes Segment neben dem anderen in der Zeitleiste des Programms aufleuchtete. Darum, dachte ich, würde ich mich später kümmern. Im Moment war mir viel wichtiger und faszinierte mich, welche Techniken ich zur Verfügung hatte, einen Schwanz zu verwöhnen und bis zum Orgasmus zu reizen.

Meine bisherigen Erfahrungen mit oralem Sex hatte ich fast ausschließlich von der anderen Seite gesammelt. Ich hatte es immer sehr genossen, wenn sich meine Partnerinnen mit dem Mund meinem Penis widmeten, aber wie überhaupt beim Sex nie viel darüber nachgedacht, dass zur Lust auch eine praktische, technische Seite gehörte. Ich war immer nur meinen Instinkten gefolgt. Und ich hatte mich im falschen Körper gefühlt. Das konnte ein tief im Unbewussten wirkender Grund sein, die entscheidende Behinderung vielleicht, die es mir unmöglich machte, mich tief und zärtlich auf die Bedürfnisse meiner Partnerinnen einzulassen. Wie ein trauriger Schmerz klumpte sich in meinem Herzen die Erkenntnis zusammen. Ich hatte so viel versäumt in meinem bisherigen Leben. Mein Nachholbedarf war riesig.

Das kleine Repertoire, das ich mir durch mein Herumprobieren aneignete, fühlte sich stümperhaft an, aber es war immerhin ein Anfang. Ich war lernwillig und durch fleißiges Training würde es sich mit der Zeit schon noch entfalten. Meine neue Wissbegierde ermunterte mich, die Bewegungen und das Gesicht der Lehrzofe genauer zu beobachten, während ich ihrem Beispiel mit meinem Mund folgte. Ich freute mich an der Entdeckung winziger Details, etwa der Spannung ihrer Lippen, aus der ich allmählich zu lesen lernte, wie sie immer wieder den Druck auf den Gummischwanz variierte. An ihren Wangen begann ich zu sehen, wann sie den Penis fest zwischen Gaumen und Zunge einschloss, an ihm saugte und ihn dabei tief in ihren Rachen zog, sich damit begnügte, den Schwanz ganz locker zu lutschen und wann sie Raum gab und nur mit der Zunge arbeitete, sie gegen die Eichel schnellen ließ oder einfach nur leckte. Immer häufiger wurde ich damit belohnt, dass der Pegel im grünen Bereich pendelte, und ich spürte sogar Stolz, als es mir das erste Mal gelang, eines der roten Segmente auf der Zeitleiste zum Verlöschen zu bringen.

Ich konzentrierte mich völlig auf die Gummizofe, die über mir auf dem Bildschirm unermüdlich mit dem in ihrem Mund steckenden Penis beschäftigt war. Deshalb bemerkte ich zunächst nicht, dass Sensoren in meinem Gummischwanz ihn interaktiv auf meine eigenen Bemühungen antworten ließen und die Vibration laufend stärker geworden war. Überraschend wechselte die Vibration in eine kurze Phase harten Pulsierens, und dann entlud sich plötzlich und stoßartig in mehreren Schwallen eine klebrige, salzig und leicht bitter nach Gummi schmeckende Flüssigkeit in meinen Rachen. Erschreckt hielt ich inne und der Pegel stürzte in den roten Bereich, während gleichzeitig ein grelles Blitzsymbol über den Bildschirm huschte.

Offensichtlich bestrafte mich das Programm dafür, dass ich den Gummischwanz unbedacht zum Orgasmus getrieben hatte. Er hatte ganz sicher keine Spermaladung abgespritzt, sondern etwas anderes, das sich so anfühlen mochte, aber völlig anders zusammengesetzt war, und das ich nun widerwillig herunterschlucken musste. Inzwischen war der Gummischwanz längst wieder in seine ursprüngliche leichte Vibration zurückgekehrt und das anhaltende Rot des Pegels erinnerte mich daran, dass mein Training keineswegs beendet war. Ich beeilte mich, meine Bewegungen wieder mit denen der Lehrzofe zu synchronisieren. In meiner Naivität war mir etwas entgangen, dessen Bedeutung ich mir jetzt klarzumachen versuchte. Ich sollte mehr lernen, als nur einen Schwanz möglichst schnell zur Entladung zu reizen. Mein Mund sollte ihn genauso lesen wie meine Augen die Arbeit der Gummizofe. Meine Lippen sollten mit dem Gummischwanz kommunizieren und steuern. Die Kunst, in der ich trainiert wurde, bestand nicht zuletzt darin, den Gummischwanz an die Schwelle zum Orgasmus zu führen, ihn beständig auf dieser Schwelle zu halten und gleichzeitig ein vorzeitiges Abspritzen zu verhindern. Mein Respekt vor der souveränen Fertigkeit der Gummizofe, die mich mit ihrem Beispiel unterrichtete, wuchs. Aber auch mein Ehrgeiz steigerte sich. Ich würde mir diese Kunst aneignen, schwor ich mir, und ich würde gut darin werden, mich zu einer gummigeilen, perfekt schwanzlutschenden Gummizofe weiterentwickeln.

Dennoch brach ich das Training vorerst ab. Als ich meine Lippen vorsichtig von dem Gummischwanz löste und meinen Kopf zurückzog, spürte ich den heftigen Schmerz einer Verspannung zwischen den Schultern, und auch meine vom ungewohnt langanhaltenden Offenhalten verkrampften Kiefergelenke protestierten gegen den Versuch, meinen Mund wieder zu schließen. Mit vorsichtigen Dehn- und Streckübungen lockerte ich Gesichts- und Nackenmuskulatur, bevor ich mich mühsam und schwerfällig vom Boden erhob. Die Knie taten mir weh und ich stolperte vorwärts, ehe ich auf den steilen Absätzen meiner High Heels ins Gleichgewicht fand. Schmerzhafte Ziehen und die Wärme zähflüssiger Feuchtigkeit in meinem Schritt ließen mich fühlen, wie auch mein zu eng verpacktes Glied gequält erfolglos an meinem Training teilgenommen hatte. Ich musste den Rock hochziehen und mit meinen Latexfingern eine Zeitlang bedächtig die Gummivagina reiben, um den scharfen Druck auf meinem darunter versperrten Schwanz allmählich zu beruhigen.

Der Bildschirm zeigte mir an, dass ich die Trainingseinheit vorzeitig abgebrochen und mein Lernfortschritt nicht den messbaren Bereich erreicht hatte. Dafür war auf der Zeitleiste die Zahl roter Segmente von ursprünglich sechs auf nun schon siebenundzwanzig angewachsen. Ich rechnete aus, dass ich folglich mindestens viereinhalb Stunden an dem Gummischwanz lutschen musste, um zumindest die Pflichtübungen zu absolvieren. Innerlich stöhnte ich auf. Selbst wenn ich mir eingestand, dass ich anfing, Geschmack am Schwanzlutschen zu finden und Appetit auf Gummischwänze zu entwickeln, blieb das Training doch anstrengend. Ich würde üben, üben und nochmals üben müssen, bis ich neben der reinen Fertigkeit auch die nötige Kondition erlangte, um zumindest genauso unermüdlich wie die Gummizofe auf dem Bildschirm Schwänze verwöhnen zu dürfen.

Ich vergewisserte mich mit einem Blick auf mein Smartphone, dass mir noch genügend Zeit blieb, um mich nach meiner kleinen Entdeckungsreise mit dem Trainingsprogramm in Ruhe für meine anstehende Einkleidung frisch zu machen. Verschwitzt wie ich war, stieg ich kurzerhand unter die Dusche und brauste meinen Körper heiß ab, genoss den scharfen Wasserstrahl, der die  Verspannungen endgültig aus meinem Nacken löste. Anschließend begnügte ich mich damit, den Schweiß aus meinen Latexsachen zu wischen. Es lohnte sich nicht, die Kleidung zu wechseln, wenn ich nachher unten in der Boutique sowieso neu eingekleidet werden sollte. Allerdings polierte ich sorgfältig mein Gummi, das inzwischen an einigen Stellen seinen Glanz eingebüßt hatte. Ich wollte makellos gekleidet erscheinen und nicht zulassen, selbst in Kleinigkeiten für nachlässig gehalten zu werden.

Die wenigen Minuten, bis es dann Zeit wurde aufzubrechen, verbrachte lang ausgestreckt ich in meiner Sitzecke, von wo ich faul und zufrieden der Gummizofe in dem als Endlosschleife abgespielten Lehrvideo dabei zusah, wie sie weiter ihren Gummischwanz bearbeitete. Wahrscheinlich würden die Bildschirme verlöschen, sowie ich das Apartment verließ. Aber ich wusste, sie würde bei meiner Rückkehr schwanzlutschend wieder da sein. Die Gummizofe würde ihre Beschäftigung nicht unterbrechen, aber sie würde mich erwarten.

Fünftes Kapitel
in dem erst eingekleidet und später nachgedacht wird

Die altmodische Glocke über der Ladentür bimmelte dezent zweimal, als ich auf die Minute pünktlich die Boutique Exzellent & Gummi betrat. Hinter der Ladentheke sah eine junge Frau von der Liste auf, mit der sie beschäftigt war und lächelte mich an.

Pralle Brüste quollen aus dem tiefen Ausschnitt eines atemberaubend eng über ihren Körper gespannten, knallig türkisblauen Latexkleides. Sie ließ einen Schreibstift achtlos auf die Liste fallen und kam um eine Registrierkasse mit historisch anmutender Handkurbel herum. Der Saum ihres knappen Minis erreichte kaum die Schenkel. Straffe Strapsbänder zerrten an feuerwehrrot glänzenden Latexstrümpfen, und neidisch bewunderte ich den reizend schrillen Kontrast der Farben.

Mit dem professionellen Blick einer Verkäuferin prüfte sie meine Figur und mein schwarz-rotes Businessensemble, zog mich aus und kleidete mich im Geiste neu ein. Das Ergebnis ihrer Einschätzung fiel scheinbar zufriedenstellend aus. Sie baute sich direkt vor mir auf, fingerte an meiner Schulter herum und zupfte den Kragen meiner Jacke auseinander. Ihre schmal gezupften Augenbrauen hoben sich für einen Moment, als sie das Zofenhalsband freilegte und meinen Namen las.

»Hübsch, hübsch, Gummisabeth«, meinte sie dann, »ich könnte dir ein paar entzückend scharfe Teile zeigen. Aber«, ein Hauch von Enttäuschung schwang in ihrer Stimme, »du bist heute nicht deshalb hier.« Sie ließ mich los und bedeutete mir, ihr zu folgen.

Hüftschwingend stöckelte sie auf Stilettos, deren schillerndes Lackleder präzise auf das Türkis ihres Kleides abgestimmt war, an mir vorbei in einen schmalen Gang, der zwischen vollgehängten Kleiderständern zu den hinteren Ladenräumen führte.

»Du musst unbedingt wiederkommen und mit mir hier herumstöbern. Mit deinem Körper solltest du überhaupt nie etwas anderes als Gummi tragen. Genau das richtige Material, um dich zu verzaubern.«

Immer wieder blieb sie kurz stehen, rückte ein Kleid, einen Catsuit auf seinem Bügel zurecht, genoss vielleicht auch nur, die ausgestellten Kleidungsstücke bewundernd anzufassen. Wir durchquerten einen stilvoll eingerichteten Raum mit mehreren Umkleidekabinen, an dessen Ende sie einen gerafften, weinroten Latexvorhang beiseite zog. Sie öffnete die dahinterliegende Tür und schob mich mit einem aufmunternden Klaps auf den Hintern in den angrenzenden Raum.

»Na dann. Du wirst erwartet.«

*****

Ich war in eine Art Untersuchungszimmer geraten.

Weiße Fliesen bedeckten Wände und Boden. Unter der Decke summten zwei starke Neonleuchten und tauchten den Raum in bläulich kaltes Licht. Auf einem weiß beschichteten Schreibtisch lagen mehrere eng bedruckte Blätter vor einem Computermonitor. Daneben stand ein schlichter Medikamentenschrank mit einem Regalaufbau. Übereinandergestapelte Schachteln und verschiedenes Gerät füllten die Fächer hinter verglasten Türflügeln. Ein fahrbarer, mit schwarzen Latexteilen vollgehängter Kleiderständer stand an die Seite geschoben vor einem Sideboard, das mit weiteren Kleidungsstücken und einer Reihe noch geschlossener Kartons vollgepackt war. Den meisten Platz im Raum beanspruchte jedoch der auf seinem verstellbaren Sockel fest installierte Gynäkologenstuhl gegenüber dem Schreibtisch.

Mistress Doremi erwartete mich neben diesem Untersuchungsstuhl. Ihr Kleid hatte sie inzwischen gegen einen langärmeligen schwarzen Latexbody getauscht, über dem ein oben in zwei Brustheben auslaufendes Korsett aus starkem Gummi mit festen, dunkelrot nachgezeichneten Stäben ihre Taille formte. Das schwarze Haar hatte sie scharf nach hinten gekämmt und zu einem strengen Knoten gebunden.

Breitbeinig stand sie auf schwarzen Overknees mit roten Stilettoabsätzen. Die Spitze einer schlanken Gerte wippte lässig gegen ihr rechtes Fußgelenk.

»Ich möchte euch Gummigeil vorstellen, unsere neue Pisszofe«, die Gummiherrin grinste spöttisch an mir vorbei, »ich habe sie vorhin im Vorgarten dabei erwischt, wie sie leidenschaftlich und golden in die Rabatten gestrahlt hat.« Ihre Worte richteten sich an eine vor dem Schreibtisch sitzende üppige Frau von etwa vierzig Jahren. Über einem offenen Kittel aus weißem Latex hing um ihren Hals ein Stethoskop, das sie als Ärztin auswies.

Neben ihr stand eine Krankenschwester in lindgrüner Schwesterntracht mit dem typischen roten Kreuz auf der linken Brust. Unter ihrer weißen Latexmaske, die nur stark geschminkte Augen freiließ, wirkte sie gespenstisch auf mich. Ein Mundschutz in der Farbe ihres Schwesternkleides verhüllte die Kinnpartie, dazu trug sie eine Schwesternhaube, die vor der Stirn ein weiteres rotes Kreuz auf einem gestärkten Schild zeigte und dahinter in gefälteltem Latex über den Kopf zum Nacken fiel.

»Ausziehen. Alles runter, Zofe«, befahl Mistress Doremi. »Wir fangen mit den Haaren an, Schwester.«

Ihre Gerte fuhr auffordernd auf die Gummischwester zu, die eine Haarschneidemaschine aus der Ladestation auf der Ablage hinter ihr zog und sich abwartend neben mich stellte, während ich nacheinander meine Stiefel, Jacke, Rock und Bluse auszog und mich anschließend aus dem Rest meiner Latexbekleidung herausschälte. Ich fühlte die Hitze in meinen sich schamvoll rötenden Wangen, als ich nackt vor den drei Frauen stand, die meine Blöße interessiert begutachteten.

Die Schwester schob meine vor dem Schritt zusammengelegten Hände beiseite und hob prüfend den Hodensack an. Sie nickte zufrieden; ich hatte mir angewöhnt, mein Geschlecht ebenso sorgfältig glatt zu rasieren wie Beine, Arme und den restlichen Körper. Dann drückte sie mich mit drei Fingern auf meiner Schulter vor ihr auf die Knie und schnitt mit geübten langen Zügen des Scherkopfes meinen Schädel kahl. Hellblonde Haarbüschel rieselten kitzelnd über mein Gesicht und meinen Nacken um mich herum auf den Boden. Besonders gründlich arbeitete die Gummischwester nicht. Als sie abschließend mit der Fläche ihres Latexhandschuhs flüchtig über meine Kopfhaut fegte, konnte ich Flecken kurzer Stoppel spüren, die der Maschine entgangen waren.

Die Schwester trippelte zur Ablage hinüber, steckte den Haarschneider in seine Aufnahme und kam mit zwei geöffneten Tuben zurück, von denen sie mir eine in die Hand drückte. Ich verstand jetzt, warum sie mich nur grob geschoren hatte, die Tuben enthielten Haarentferner. Während sie einen Strang der Paste über meinen Schädel quetschte, den sie anschließend mit kräftigen Fingern verteilte und in meine Kopfhaut einmassierte, erklärte sie: »Großzügig am ganzen Körper eincremen und verreiben. Aber Vorsicht mit den Augen und auch nichts auf die Schleimhäute.« Ihre Stimme drang gedämpft durch den Mundschutz. Wie eine angeblasene Membran hob und senkte sich das hauchdünne Latex unter ihrem Atem, während sie sprach.

Während ich, im Rücken unterstützt durch die Gummischwester, die Enthaarungscreme auf meinem Körper verteilte, fischte die Ärztin ein ausgefülltes Formular zwischen den auf dem Schreibtisch ausgebreiteten Papieren heraus. »Gummigeil? In den Unterlagen ist von einer Gummisabeth die Rede«, wendete sie sich fragend an Mistress Doremi.

»Das ist auch richtig, leider«, antwortete die Gummiherrin im Plauderton. »Den Namen hat Bea ausgesucht. Du kennst sie. Sie ist zu mild mit ihren Gummizofen, lässt ihnen zu viel durchgehen.« Mit ihrer Gerte stupste sie gegen einen von der Armlehne des Untersuchungsstuhls herabhängenden Fixierungsgurt. »Ich mag Beas romantische Ader. Aber in den Kleinigkeiten fehlt ihr der Sinn für die nötige Schärfe. Ein Fehler, sowas rächt sich immer.« Nachdenklich sah sie den trägen Schwingungen des Riemens zu. »Naja – dafür bin ich da. Ihre andere Seite, wenn du so willst, Engelchen.«

Engelchen lachte. »Ihr seid schon ein Traumpaar, so wie ihr euch gegenseitig ergänzt. Ich bin da völlig auf deiner Linie. Man muss sie dressieren bis sie nur noch funktionieren wollen.« Sie wedelte mit dem Formular. »Nimm Gumminique als Beispiel. Wenn man bedenkt, dass wir mal verheiratet waren, ist aus ihr doch eine wunderbare Arzthelferin geworden.« Sie entschloss sich zu einer kleinen Vorführung. Die Freundlichkeit in ihrer Stimme wechselte zu kalter Sachlichkeit. »Komm her, Gummischwänzchen. Mistress Doremi möchte deine Pracht sehen.«

Schwester Gumminique wischte Reste der Enthaarungscreme von ihren Latexhandschuhen auf meine Schulterblätter. »Mistress.« Sie stöckelte die drei Schritte zu den beiden Gummiherrinnen hinüber und knickste gehorsam, dabei hob sie den Saum ihres Schwesternkleides und präsentierte ihren Schritt. Ich sah einen zierlichen, zur Winzigkeit geschrumpften Schwanz in seiner Latexhülle schlaff und regungslos herabhängen. Um die Eichel saß ein enger Gummiring mit einem dekorativ gebundenen rosa Schleifchen.

Mistress Doremi benutzte ihre Gerte, um den Penis kurz anzuheben und wieder fallenzulassen. Sie lächelte anerkennend.

Geduldig ließ die Gummischwester zu, wie ihre Herrin den leblosen Gummischwanz prüfend befingerte und gedankenverloren ein wenig mit ihm spielte. »Da rührt sich nichts mehr. Sie hat sich inzwischen ziemlich unter Kontrolle. Ein klassisches Beispiel dafür, was gute Erziehung und ein bisschen Chemie ausrichten können.« Die Ärztin tätschelte den Penis noch einmal, ließ ihn dann los und gab ihrer Zofe einen aufmunternden Klaps auf den Oberschenkel. »Du darfst Gummigeil jetzt abduschen.«

»Mistress.« Nach einem weiteren Knicks nahm Schwester Gumminique mich ins Schlepptau und führte mich in einen kleinen Nebenraum. Sie stellte mich unter den Brausekopf einer Duschkabine, drückte deren Glastür hinter mir in die Dichtungslippen und drehte an den Hähnen der außenliegenden Armaturen. Eiskalt schoss das Wasser aus dem fest installierten Duschkopf auf mich herunter, spritzte gegen die Wände der Kabine, in der ich keine Chance hatte, den hart auf meinen Kopf und Körper prasselnden Strahlen auszuweichen. Vergeblich presste ich die Hände schützend auf meinen kahlen Schädel und hüpfte bibbernd auf und ab. Erst allmählich erwärmte sich das Wasser und wurde dann rasch zu heiß. Gumminique ignorierte meine quiekende Bitte, die Wassertemperatur wieder zu senken. Stattdessen forderte sie mich mit eindeutigen Gesten dazu auf, mir einen Waschlappen aus dem kleinen Drahtkorb an einer der Kabinenwände zu schnappen und die Enthaarungscreme sorgfältig von meinem Körper zu wischen.

Nach einer gefühlten halben Ewigkeit,  mein Körper hatte sich inzwischen krebsrot verfärbt, schien sie endlich zufrieden. Sie verminderte den Druck und reduzierte die Temperatur in einen angenehmeren Bereich. Offensichtlich konnte die Gummischwester auch die Zusammensetzung des Badewassers regeln. Auf meinen Armen erschienen plötzlich die feinen Blasen eines schwer und süßlich nach verblühenden Orchideen duftenden Duschmittels, mit dem ich eingeschäumt wurde. Jetzt genoss ich die vorher nur quälende Prozedur, in der ich mich wie in einer Waschanlage abgespritzt gefühlt hatte. Ich drehte mich, reckte mein Gesicht dem perlenden Wasserstrahl entgegen und rekelte mich wohlig unter den mäandernden Rinnsalen, in denen sich das Schaumbad sammelte und an meinem Körper hinunterfloss.

Vor der Kabine beschloss die Gummischwester, dass ich mich genug vergnügt hatte. Sie stoppte die Zufuhr des Duschmittels und spülte mich ab, bevor sie den Wasserdruck nochmals kräftig senkte und einen weiteren Hahn aufdrehte. Ich spürte auf der Haut, dass jetzt eine ölige Flüssigkeit in das nur noch rieselnde Wasser gemischt wurde. Gumminique zeigte mir streichelnde Bewegungen ihrer Latexhände über Arme, Beine und den Oberkörper. Ich begriff und verrieb das sich jetzt seidig anfühlende Wasser auf meinem Körper, als würde ich mich eincremen.

Die Schwester machte mir ein Zeichen, dass ich aufhören könne und stellte die Dusche ganz ab. Sofort strömte warme Luft, die mich abtrocknete, aus winzigen Öffnungen in den vier Edelstahlrohren, zwischen denen die Glaswände der Duschkabine eingehängt waren. Ich unterstützte das Gebläse, indem ich verbliebene Tropfen ruhig von mir herunterwischte. Vollständig enthaart fühlte sich meine Haut merkwürdig spiegelglatt an und geschmeidig. Ich vermutete, als letzten Duschzusatz hatte die Gummischwester eine Spur Silikonöl als Gleitmittel auf meinen Körper aufgetragen.

Wir kehrten zu den beiden Gummiherrinnen in das Untersuchungszimmer zurück, die ihre scheinbar angeregte und erheiternde Unterhaltung bei unserem Eintreten unterbrachen. Mistress Doremi beorderte mich mit einer Handbewegung auf den Gynäkologenstuhl. Die Ärztin, die ich bisher nur als Engelchen kannte, erhob sich von ihrem Platz am Schreibtisch. Sie trat neben Schwester Gumminique, die mich auf dem Stuhl so zurechtschob, dass mein Becken frei zugänglich über die Kante des Sitzes ragte, bevor sie meine angewinkelten Beine mit je zwei Gummigurten über die Fußgelenke und den Knien stramm auf den Halterungen fixierte. Dann zurrte sie meine Arme an den Lehnen fest und schnallte, nachdem sie meine Lage noch einmal minimal korrigiert hatte, auch über meinen Bauch ein breites Gummiband, das sie straff anzog. Als letztes fixierte sie meinen Hals und meine Stirn an der dünnen latexbespannten Polsterung des Stuhls. Ich konnte mich nicht mehr bewegen und hatte nur noch die kalt flimmernden Neonröhren über mir im Blick. Aus den Augenwinkeln sah ich unscharf noch die Oberkörper der drei Frauen, die um den Untersuchungsstuhl herumstanden.

Mistress Doremis scharfgeschnittenes Gesicht beugte sich über mich. »Gummiherrin Yvonne ist deine Gummifrauenärztin. Sie begleitet deine Geschlechtsanpassung später medizinisch und wird dich jetzt nur vorläufig untersuchen. Für die eigentliche Behandlung findest du dich dann sowieso regelmäßig in ihrer Praxis ein.« Sie drehte den Kopf. »Muss die Zofe groß herumschnattern, während du sie dir vornimmst?«

»Ich will sie nur kurz abhören und den Blutdruck messen. Wie ziehen zwei, drei Blutproben. Das ist heute alles«, antwortete die Ärztin und lachte auf. »Ich mag das Gequietsche auch nicht, wenn du das im Sinn hast.«

»Sehr schön«, die Gummiherrin legte einen Finger in meinen Mundwinkel. »Sperr dein Zofenmäulchen auf, Gummigeil!« Sie drückte zu und ich öffnete den Mund. Von der anderen Seite des Stuhls sah ich Schwester Gumminique auf mich zukommen, die mir einen Knebelball zwischen den Zähnen hindurchsteckte. Das schlaffe Gummi fühlte sich an meinem Gaumen merkwürdig nachgiebig an, angenehm und geschmeidig, aber völlig anders als der eher feste Gummischwanz, den ich vorhin ausprobiert hatte. Während ich noch mit der Zunge an dem ungewohnten Fremdkörper herumspielte, pumpte die Gummischwester zwei kurze Luftstöße in den Ball und blies ihn damit soweit auf, dass er meinen Mundraum ausfüllte. Sie  fingerte an dem Schlauchstück zwischen meinen Zähnen und kontrollierte den richtigen Sitz des Knebels und die Funktion des Ablassventils. Dann reichte sie über mein Gesicht hinweg den angeschlossenen Pumpball an Mistress Doremi.

Die Gummiherrin drückte die Pumpe in ihrer Hand mehrfach energisch zusammen und blies genug Luft in den Knebel, um mir Unterkiefer und Wangen hart nach außen zu pressen. Ich holte scharf und überrascht Luft. Der plötzliche Schmerz trieb mir Tränen in die Augen.

Mistress Doremi lächelte mich ungerührt an, bevor sie am Ventilrädchen drehte und seufzend ein wenig Luft abließ. Sie pumpte noch einmal nach, dann zeigte sie mir spöttisch grinsend die Innenseiten ihrer beiden Hände mit demonstrativ weit gespreizten Fingern. Sie hatte den Pumpball achtlos fallen gelassen.

»Ganz die deine«, sagte sie und verschwand aus meinem Blickfeld.

Dafür beugte sich Gummiherrin Yvonne in mein Gesichtsfeld. Mit den Fingerspitzen wischte sie zwei, drei Mal über meine Brust, als gäbe es da noch übriggebliebene Härchen zu entfernen und drückte die kühle Messingglocke ihres Stethoskops über dem Herzen auf meine nach der Enthaarung sehr empfindlich gewordene Haut. Prüfend sah sie mir in die Augen, während sie einen Moment auf meine Herztöne lauschte, wie um sich zu vergewissern, dass ich am Leben sei.

»Es rast ein bisschen«, bemerkte sie über die Schulter hinweg zu Mistress Doremi, »aber das ist nur die Aufregung.« Die Ärztin verschob das Stethoskop und horchte meine Lunge ab. Viel mehr als ein verzweifeltes Rasseln wird sie kaum hören, dachte ich, solange ich mich mit dem prall aufgeblasenen Gummiball vor meinem Rachen abkämpfen muss. Aber die Gummiherrin schien überhaupt nicht beunruhigt. »Den Umständen entsprechend«, murmelte sie und richtete sich auf.

Sie ließ sich von Gumminique das Blutdruckmessgerät geben und legte mir die Manschette um den Arm, fasste nach meinem Puls und pumpte fest auf. »Die kleine Zofe hat ja heute einiges zu verkraften« bemerkte sie zu Mistress Doremi und zählte mit stummen Lippenbewegungen, »aber das schafft sie spielend.« Zischend entwich Luft aus der Manschette, als die Gummiherrin den Druck reduzierte. Ihr Blick blieb einen Moment auf dem kleinen Manometer, dann nickte sie zufrieden und ließ die Luft ganz ab.

»Keine Bedenken«, kommentierte sie meinen Zustand. »Kümmere dich um die Blutproben«, wies sie die Gummischwester an. Ich hörte ihre Schritte, als sie von mir wegtrat und sich wieder an den Schreibtisch setzte, und dann das Klappern der Computertastatur.

Gumminique löste die Fixierung meines rechten Arms soweit, dass sie ihn auf der Lehne drehen konnte. Mit geübten Griffen suchte sie eine Vene und stach eine Kanüle hinein, die sie mit einem kleinen Pflaster befestigte. Vorsichtig zog sie nacheinander Blut in drei kleine Spritzen, bevor sie die Kanüle wieder entfernte und die Einstichstelle mit einem Wattepad abtupfte. Dann drehte sie meinen Arm zurück und zog die Gurte erneut stramm an.

Plötzlich klappen die beiden Halterungen, auf denen die Schwester meine Beine festgeschnallt hatte, zur Seite und meine Schenkel wurden zwangsweise weit auseinandergespreizt. Damit wurde mein Schrittbereich jetzt bequem zugänglich. Das nächste, was ich spürte, war ein fester Griff um meinen Penis. »Nicht erschrecken und schön stillhalten«, hörte ich Mistress Doremis Stimme. »Schwester Gumminique spritzt dir jetzt ein leichtes Betäubungsmittel.«

Die Gummischwester führte eine Kanüle ohne Nadelspitze in die Öffnung meiner Eichel und ich fühlte, wie sie eine glibberige, kühle Flüssigkeit in meine Harnröhre drückte. Sie zog die Spritze ab und wartete einen kurzen Moment, bis das Mittel eine merkliche Taubheit in meinem Schwanz bewirkte. Danach fädelte sie einen dünnen Schlauch ein und schob ihn vorsichtig vorwärts. »Wir setzen dir einen Dauerkatheter«, erklärte Mistress Doremi. »Du hast ja schon demonstriert, dass du eine willige Pisszofe bist. Aber Gummizofen kontrollieren natürlich nicht selbst, wann und wie sie auslaufen. Das übernehmen in Zukunft wir für dich.« Sie tätschelte meine aufgeblähten Wangen und pumpte kurzentschlossen einen weiteren Luftstoß in den Knebel. »Möchtest du dich nicht bedanken?«

Ich grunzte hilflos, glaubte, meine Haut wollte zerreißen. Aber die Gummiherrin lächelte zufrieden und belohnte mich, indem sie den Druck in meinem Mund so weit reduzierte, dass ich ihn gerade noch aushalten konnte.

Dann zuckte ich zusammen, als Gumminique mit einem energischen Schubs den Widerstand des Schließmuskels überwand. Sie schob den Katheter noch ein wenig tiefer in meine Blase hinein, bevor sie den winzigen Ballon an seiner Spitze mit Wasser aufpumpte, um ein Herausrutschen zu verhindern.

Sehen konnte ich es nicht, aber ich spürte das Nachlassen meines Harndrucks, als sie dann den Auslauf öffnete und ein wenig Urin in eine Schale plätschern ließ. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass der Katheter richtig saß und funktionierte, schloss sie das Ventil wieder. Der Schlauch in meiner Harnröhre fühlte sich fremd und lästig an, bereitete mir aber keine Schmerzen. Ich würde mich eher an ihn gewöhnen als an das demütigende Bewusstsein, meine Blasenfunktion nicht mehr selbst steuern zu können. Und ich malte mir lebhaft die peinlichen Situationen aus, in denen ich öffentlich und hilflos auslief, bei jedem Schritt mit meinem tröpfelnden Urin eine deutlich sichtbare nasse Spur auf dem Boden hinter mir herzog.

Schon der Gedanke genügte, eine heftige Schamröte in meine brennend aufgeblasenen Backen zu treiben. Und ich konnte es nicht verhindern. Mein Schwanz begann sich bei dieser Vorstellung zu regen und anzuschwellen.

Mistress Doremi schnalzte verächtlich mit der Zunge. »Schau an«, lachte sie missbilligend und wippte locker mit ihrer Gerte an meinem Penis. »Das kleine Spielzeug der Zofe meldet sich. Zu schade für dich, Gummigeil«, die Spitze der Gerte patschte jetzt gegen meine geknebelten Wangen, »aber wir werden das da jetzt in einen nutzlosen Gummischwanz verwandeln.« Sie hielt mir einen scharf gebogenen, schwarz glänzenden Peniskäfig vor die Augen. »Den wirst du tragen solange du noch keine Muschi hast. Tss, tss«, sie stieß mit der Gerte wieder gegen meine rasch wachsende Erektion, schüttelte den Kopf. »Kannst es wohl gar nicht abwarten? Wir müssen dich ein bisschen abkühlen, damit er passt. Schwester!«

Mein Blick haftete an dem aus festem Silikon oder Gummi gegossenen Keuschheitskäfig, der mir drohte. Meine Fantasie raste und meine Erregung stieg. Selbstverständlich hatte ich damit gerechnet, dass die Gummiherrinnen mich zwingend keuschhalten würden. Aber es waren zwei verschiedene Dinge, sich das nur abstrakt vorzustellen oder auf einmal das Marterinstrument vorgeführt zu bekommen, das meinen Schwanz zuverlässig an der Erektion hindern sollte.

Ich hörte das Klackern von Absätzen. Schritte entfernten sich, eine Tür wurde geöffnet und wieder geschlossen. Es musste die Gummischwester sein, die den Raum verlassen hatte, denn im Hintergrund unterhielten sich die beiden Gummiherrinnen. Sie sprachen leise, aber ich bekam doch mit, sie vereinbarten einen ersten Termin in der Praxis der Gummifrauenärztin für mich, mit dem meine Hormonbehandlung beginnen sollte. Die Tür klappte wieder auf und Gumminique erschien am Rand meines eingeschränkten Gesichtsfeldes.

Eiskalt klatschte ein nasser Lappen auf meinen Penis. Der Schreck, aber mehr noch wohl der Kälteschock löste die Schwellung und ließ meinen Schwanz und den Hodensack zusammenschrumpfen wie eine Schnecke, die sich in ihr Gehäuse zurückzieht. Die Schwester rieb mein Geschlecht gründlich von allen Seiten ab und wiederholte die Prozedur mit dem klatschnassen Lappen gnadenlos noch einmal. Dann fühlte ich, wie sie das Ende des Katheterschlauchs durchfädelte und den krummen Peniskäfig über mein schlaff gewordenes Glied schob. Mit kräftigen Fingern quetschte sie meine Hoden ohne Rücksicht auf den scharfen Schmerz, den sie mir damit zufügte, einzeln durch das Ende der minimal elastischen Hülle und schob sie durch eine entsprechende schmale Öffnung nach unten, bis sie die Wulst des Käfigs stramm über meine Schwanzwurzel ziehen konnte.

Inzwischen war Mistress Doremi neben die Schwester getreten und sah ihr interessiert zu. Sie prüfte das Ergebnis, griff mit beiden Händen in die Krümmung der stabilen Penishülle und zog sie mit einiger Mühe gerade. Als sie losließ, schnellte der Käfig sofort in seine Bogenform zurück. Die Gummiherrin war zufrieden. Keine Erektion würde die Kraft aufbringen, die nötig war, um sich in dieser Umhüllung aufzurichten.

»Jetzt hängt er so richtig nutzlos zwischen deinen Beinen, Zofe – dein hübscher kleiner Gummischwanz.« Sie schob ihre Lippen dicht an mein Ohr und flüsterte, »Macht dich das glücklich, kleine Gummigeil?« Gleichzeitig begann sie, mit geübten Bewegungen meinen eingesperrten Schwanz zu reiben, presste die Silikonhülle geschickt an wechselnden Stellen zusammen und löste den zusätzlichen Druck. Wehrlos spürte ich, wie das Gefühl zurückkehrte in meinen Penis und wie er immer fester gegen die Krümmung schwoll, ohne damit mehr zu erreichen als das scharfe Ziehen der Vergeblichkeit.

Meine Augen wanderten unruhig umher und ich fing an, keuchend gegen den Gummiknebel in meinem Mund anzukämpfen. »Bist du glücklich?«, wiederholte  die Gummiherrin ihre Frage, und als ich nicht antwortete, ließ sie plötzlich meinen Schwanz fahren und griff stattdessen nach dem Pumpball. Ein kräftiger Luftstoß blies den Knebel über die Grenze des Erträglichen auf und ich beeilte mich, mit den Grunzlauten, die mir einzig möglich waren, meine Dankbarkeit zu bekunden.

»Siehst du«, der Druck auf meine Wangen wurde zischend wieder vermindert, »ich weiß doch, wie du das magst.« Mistress Doremi lächelte mich spöttisch an. »Jetzt kümmern wir uns noch um deinen süßen Sissy-Arsch – und dann kannst du dich auch fast schon wieder anziehen.«

Es machte der Gummiherrin so offensichtlich Freude, die Tränen der Verzweiflung in meinen Augen zu sehen. Trotzdem ächzte ich meine Zustimmung sofort gegen den Knebel und hoffte, sie würde auf eine weitere Quälerei mit der Pumpe verzichten. In meinem Gesicht brannte die gespannte Haut wie Feuer, mein Schwanz quälte sich in der ihn schmerzhaft krümmenden Einengung, ich konnte mich nicht regen. In diesem Moment wünschte ich mich einfach nur weg aus diesem Folterstuhl. Aber ich wusste, Mistress Doremi würde mich erst aus meiner hilflosen Zwangslage erlösen, wenn sie mit meiner Einrichtung als Gummizofe fertig war. Sie genoss einfach, dass ich ihr völlig ausgeliefert war. Und jetzt sollte noch etwas mit meinem Arsch geschehen.

»Bestimmt möchtest du das zauberhafte Stück vorher gerne noch mal sehen, das wir dir gleich einsetzen.« Sie hielt mir eine kurze Gummiröhre vor die Augen. Zwischen zwei stabilen Wulsten wölbte sich eine schwarz glänzende Oberfläche wie eine konkave Linse nach innen. Ich konnte erkennen, dass eine der beiden verstärkten Gummilippen wie ein schmales Schiffchen ausgeformt war, in dessen Bugspriet ein kleiner Stutzen und eine Öse eingelassen waren.

»Und so funktioniert dein kleines Helferlein:« Die Gummiherrin zeigte mir einen dick mit Vaseline bestrichenen Analplug und schob ihn in das Röhrchen. Sie musste leicht nachdrücken, dann hatte sie den elastischen Widerstand gegen die Verdickung des Plugs überwunden und der Ring glitt gegen das Gummitellerchen am Ende des Stopfens. »Das geht natürlich fast von selbst, wenn der Tubus nachher unverrückbar in deinem Arschloch steckt.« Mit einem zufriedenen Lächeln registrierte sie die aufsteigende Panik in meinem erstarrten Blick. Ich hatte neugierig ausprobiert, wie sich das Tragen eines Analplugs anfühlte, war aber mit meinem gelegentlichen Analtraining nie über schmale Einsteigermodelle hinausgekommen. Dagegen schien mir der Plug, mit dem Mistress Doremi so lässig in meinem Blickfeld herumspielte ein Monstrum, das mich glatt zerreißen würde. »Du wirkst so überrascht, Zofe. Es war doch wohl völlig klar, dass wir dich nicht ungestopft herumlaufen lassen können.« Sie gab den beringten Plug an Gumminique weiter. »Du wirst dich schnell an den Analring gewöhnen, er ist praktisch. Erstens hält er Gummizofen leicht und bequem zugänglich. Und zweitens wirkt er wie eine Dichtung oder ein Anschlussstück. Natürlich musst du dich in Zukunft sorgfältig verstöpseln, damit es keine Sauerei gibt. Aber das versteht sich ja von selbst.«

Die Gummischwester hatte nicht erst auf eine Anweisung gewartet. Sie wusste auch so, was zu tun war. Ich fühlte, wie sie zunächst mit einem ihrer Latexfinger in meinen Anus eindrang und dort vor- und zurückschob, wie um den Widerstand meines Schließmuskels zu testen. Sie schnaufte etwa Unverständliches in ihren Mundschutz, bevor sie großzügig Vaseline in meiner Poritze verteilte. Mit zwei Fingern versuchte sie, so viel Gleitmittel wie möglich in mein Arschloch hineinzupressen. Dann setzte sie den Analplug an und schob ihn mit zunächst vorsichtigen und rotierenden Bewegungen in meinen Anus. Es tat einfach nur weh, als der Plug mich gewaltsam weitete. Ich hätte schreien mögen, konnte aber nur in den Ball hineinstöhnen, der mich zuverlässig knebelte, und krampfhaft versuchen, die Zähne über dem prallen Gummi zusammenzubeißen.

Mit einem kurzen Schlag gegen das Endstück des Plugs überwand die Schwester die heftige Gegenwehr meines Muskels, der sich nur leicht entspannte, als der Plug plötzlich in die Vertiefung des Rings flutschte. Gumminique drehte und ruckelte, bis sie das Schiffchen am Ende des Tubus in meiner Poritze zurechtgeschoben hatte. Als sie dann weiterdrehte, bewegte sich der Plug zunächst nur widerwillig, aber dann hatte das Gleitmittel den Reibungswiderstand offenbar aufgehoben. Ich spürte, wie der Plug immer leichter im Gummi des Rings lief. Am Ende gab es nicht mehr als nochmals einen scharfen Schmerz und ein schmatzendes Geräusch, als die Schwester den Plug aus mir herauszerrte. Der Analring saß bombenfest an seinem vorgesehenen Platz und ich war nicht mehr in der Lage, die Öffnung zu schließen. Die Gummiherrin hatte rechtbehalten. Mir blieb das Gefühl, als ob ich noch immer gestopft war.

Immerhin schien der schwierige Teil meiner Einrichtung als Gummizofe damit tatsächlich erledigt. Die Gummischwester legte eine Hand auf mein aufgeblähtes Gesicht und ließ einen Großteil der Luft aus dem Knebel entweichen. Sie beobachtete, wie sich meine Wangen entspannten und pumpte vorsichtig wieder Luft in den Gummiball, achtete aber darauf, dass dieser meinen Mundraum jetzt ohne den quälenden Druck ausfüllte. Erleichtert kaute ich auf dem Gummi herum, der meine Zunge nicht länger unbeweglich in den Unterkiefer presste. Die Schwester zog die Pumpe ab, nur noch das Schlauchende baumelte federnd zwischen meinen Lippen. Mit flinken Bewegungen löste sie dann die Fixierungen und ich konnte mich endlich wieder aufrichten.

Zwischen den Beinen tat mir alles weh. Als ich mich aufsetzte, meldete sich mein Schließmuskel und protestierte scharf gegen die plötzliche Belastung des Analrings durch mein Gewicht. Das Brennen in meinem Hintern überlagerte die völlig anderen, stetig ziehenden Schmerzen, die die verhinderte Erektion in meinem Schwanz verursachte. Unwillkürlich fasste ich nach unten und fühlte die glatte Oberfläche der festen Hülle, die ihn einschloss. Er war kaum noch zu sehen, irgendetwas zwang seine Krümmung eng zwischen meine Schenkel. Ich tastete danach. Der Katheterschlauch verschwand direkt an der Spitze des Peniskäfigs in einem stabilen Röhrchen, das in eine Art Weiche auslief. Eines der Enden war über den kleinen Stutzen an meinem neuen Analring angeschlossen, das andere ragte frei nach unten. Meine »Männlichkeit« war damit nahezu unsichtbar geworden.

Ich suchte den Raum nach einem Spiegel ab. Leider gab es hier keinen. Ohne die Schmerzen hätte ich vielleicht sogar Gefallen an dieser Verwandlung gefunden. Yvonne, meine Gummifrauenärztin hatte inzwischen den weißen Kittel abgelegt. Wenn auch einen halben Kopf kleiner und deutlich fülliger als Mistress Doremi war auch sie jetzt unverkennbar als Gummiherrin gekleidet, steckte in einem schwarzen Catsuit, über dem sie ein Korsett trug.

»Deine Dienste als Gummikrankenschwester werden nicht mehr benötigt, Gumminique«, sagte sie, »Du kannst dich umziehen.« Sie ging zum Sideboard hinüber und kramte in den darauf gestapelten Kartons. »G oder H, Doremi? Hast du dich entschieden?«, fragte sie.

»Wir probieren beide. Ich muss das vor Augen haben«, antwortete Mistress Doremi und stupste mit ihrer Gerte gegen meine Brust. Ich verstand und sank im Untersuchungsstuhl wieder auf den Rücken. Gummiherrin Yvonne brachte zwei verschieden große Silikonbrüste, die sie nebeneinander auf meinen Oberkörper legte. Dann trat sie einen Schritt zurück und stellte sich neben ihre Freundin. Beide betrachteten kritisch das Ergebnis.

»Ich denke, Gummigeil wünscht sich unbedingt die größeren«, Mistress Doremi hatte ihr Urteil gefällt. »Den kleinen Gefallen können wir ihr tun.« Sie lachte. »Bei Möpsen kennt meine Süße nur eine Regel: viel hilf viel. Denk daran, wenn sie ihre Implantate bekommt.«

Mistress Yvonne hatte inzwischen die kleinere der beiden Silikonbrüste ausgetauscht, so dass jetzt das Paar in Körbchengröße H auf meiner Brust haftete. »Kein Problem«, kommentierte sie die letzte Bemerkung. »Eine schöne Oberweite für eine Gummizofe. Noch nicht extrem, aber sie wird trotzdem zu schleppen haben.« Sie drehte die Silikonbrüste nacheinander um, strich die Auflageflächen mit einem medizinischen Kleber ein und wartete einen Moment, bis der Klebstoff ein wenig abgebunden hatte. Dann platzierte sie die Silikonbrüste sorgfältig über meinen flachen Brustwarzen und presste fest an. »Das sollte ein Weilchen halten«, sagte sie und richtete sich auf.

Mistress Doremi übernahm wieder das Kommando. Mit einem Schwung ihrer Gerte zeigte sie mir an, dass ich aus dem Gynäkologenstuhl aufstehen sollte. »Betrachte dich als vorbereitet, Gummigeil. Aber jetzt müssen wir dich natürlich noch passend einkleiden.« Sie deutete auf Gumminique, die sich inzwischen umgezogen hatte und gerade in das Untersuchungszimmer zurückgekommen war. Ihr Gesicht war weiter hinter der weißen Latexmaske verborgen, die nicht nur die Augen sondern auch ihre knallrot geschminkten Lippen freiließ. Aber sie trug jetzt nicht mehr die Schwesterntracht, sondern steckte in einer eng an ihren Körper geschmiegten schwarzen Zofenuniform mit weißen Rüschen an Kragen und Handgelenken. Über dem Kleid hatte sie dazu passend eine weiße Servierschürze umgebunden.

Pflichtschuldig knickste die Zofe vor den beiden Gummiherrinnen und hob dabei den Rocksaum, um ihren Schritt zu präsentieren, während sie geduldig abwartend auf Mistress Yvonne blickte. Noch immer hing ihr mit dem rosa Schleifchen verzierter Schwanz leblos in seiner Latexhülle herab.

Bevor ihr die Herrin die Erlaubnis erteilen konnte, den Rock fallen zu lassen, trat Mistress Doremi auf sie zu und schob die Gerte unter den Rocksaum, den sie demonstrativ anhob. »Wie du siehst, ist Gumminique eine Schwanzzofe. Das trifft in gewissem Sinne auch auf dich zu. Aber eben nur vorübergehend. Darum werden wir dich im Schritt etwas anders einkleiden müssen.« Sie zog die Gerte zurück und Gumminique ließ das Kleid locker über ihr Geschlecht sinken. »Bring ihr den Slip.«

Die Gummizofe trippelte eilig zum Sideboard hinüber, kramte einen Moment in den Schachteln und kam dann mit einem schwarzen Mösenslip zurück. Auf ein zustimmendes Kopfnicken von Mistress Doremi hin ging sie vor mir in die Hocke und half mir dabei, in das Höschen hinein zu steigen. Es war aus festem Gummi angefertigt und fühlte sich nicht nur eng, sondern auch ein wenig steif an, als ich es über meine Beine hinaufzog. Der Slip reichte bis zu meiner Taille. Hintern und Hüften waren stark aufgepolstert und schufen damit ein optisches Gegengewicht, das auf eigene Art die Proportion zu den mächtigen Silikonbrüsten wieder herstellte, die mir Mistress Yvonne gerade angeklebt hatte. Im Schritt war eine hautfarbene Silikonvagina in den Slip gearbeitet. Und bevor sie ihn endgültig in Position zerrte, quetschte Gumminique ihre Finger zwischen meinen Bauch und das wenig elastische Gummi. Sie fummelte einen Moment herum, bis es ihr gelang, das letzte noch freie Ende des Katheters fest mit der entsprechenden Auslassöffnung des Höschens zu verbinden. Anschließend ruckelte sie den Slip zurecht und fühlte von außen nach, ob der Peniskäfig und die Hoden richtig in die vorgesehenen Aussparungen gerutscht waren. Dann trat sie hinter mich und kontrollierte meinen Hintereingang. Als sie den runden Ringwulst des Slips richtig in die Dichtungslippe meines Anusrings geschoben hatte, gab sie mir zufrieden einen kleinen Klaps und stand wieder auf.

Ich konnte nicht widerstehen und tastete in meinen Schritt. Meine Finger glitten über das feste und glatte Material des Slips zwischen meinen Beinen und fühlten die aufgeworfenen Lippen der Silikonvagina, hinter der meine Männlichkeit verschwunden war. Sofort regte sich mein in seinen Käfig weggesperrter Schwanz und versuchte sich aufzurichten. Dabei reagierte er mehr auf meine Überraschung, wie nahezu perfekt die Verpackung meines Unterleibes die Konturen einer Gummifrau nachbildete als auf eine merkliche Berührung.

Ein Schmerz zuckte durch meinen Arm. Mistress Doremi hatte mir mit ihrer Gerte einen heftigen Hieb versetzt. Ich quietschte erschreckt in den Knebel, der ja noch immer meinen Mund ausfüllte. Tränen schossen mir in die Augen. »Habe ich dir erlaubt, an dir herumzuspielen, Gummizofe?«, fragte die Gummiherrin mit scharfer Stimme. »Du wirst dich gefälligst nur anfassen, wenn wir dich dazu auffordern. Und das bedeutet natürlich«, sie machte eine kleine Pause und zeigte mir ein böses Lächeln, »überhaupt nicht.«

Die Spitze der Gerte vibrierte und erinnerte mich daran, was von mir erwartet wurde. Mein »Sehr wohl, Geliebte Gummiherrin« kam allerdings durch den Knebel verzerrt nur als unverständliches Gebrabbel heraus. Mistress Doremi hob unzufrieden die Brauen. Die Gerte begann zu wippen. Ich stammelte meine Worte erneut, aber die Gummiherrin sah mich weiter streng und erwartungsvoll an. Ein wenig hilflos kaute ich auf dem Knebel herum, bevor ich die Kraft zu einem nächsten Anlauf fand. Und ich benötigte noch drei weitere Versuche, bis sich die Mistress Doremis Gesichtszüge endlich wieder entspannten. Sie tippte mit der Gerte gegen meine Schulter. »Gummizofen sprechen klar und deutlich. Immer. Kein Geschnatter und schon gar kein unverständliches Gestammel.«

Damit gab sie mir die Gelegenheit zu einer nächsten Ausspracheübung, und das Spiel hätte sich wohl endlos fortsetzen können, denn mit meinem gummigefüllten Mund hatte ich nicht die geringste Chance zu mehr als einem bemühten Gegrunze. Aber wie es schien, genügte es der Gummiherrin, mich vor ihrer Freundin ein weiteres Mal gedemütigt zu haben: »Zeit, dich in die Zofenuniform zu stecken. Gumminique wird dir heute helfen. Aber du passt besser gut auf. Wenn wir irgendetwas hassen, dann sind das die kleinen Schlampigkeiten beim Outfit. Vergiss nie, dass du überall und jederzeit deine Herrinnen repräsentierst, egal was du machst. Komm her.« Sie war bei diesen Worten an den Kleiderständer getreten und winkte mich heran.

Einen Augenblick schob sie vollgehängte Bügel hin und her, dann zog sie einen schwarzen Catsuit von einem der Bügel und gab ihn mir: »Wundere dich nicht über die Menge an Latexteilen, die hier hängt. Wir haben dir drei komplette Garnituren anfertigen lassen. Natürlich auf deine Kosten. Du darfst das abarbeiten. Sieh her!« Mistress Doremi zeigte mir ein schmales Wäscheetikett mit meinem Namen, das innen in den Kragen des Catsuits eingeklebt war: »So gibt es keine Verwechslungen, und«, sie machte eine ihrer geliebten Pausen, auf die sie so gerne kleine Unannehmlichkeiten folgen ließ: »wir behalten immer die Möglichkeit zu kontrollieren, ob du deine Arbeitskleidung vollständig hast und immer sorgfältig gepflegt in Ordnung hältst.«

Ich hatte den Catsuit genommen und befühlte das herrlich schwarzglänzende Material mit beiden Händen, knautschte es kurz zusammen und drückte es gegen mein Gesicht. Seit jeher liebte ich diese Momente, in denen ich neue Latexkleidungsstücke ein erstes Mal über meinen Körper streifen durfte. Die beiden Gummiherrinnen hatten mich die ganze Zeit gequält. Aber jetzt erhielt ich die verdiente Belohnung, meine eigene Zofenuniform. Und es war eben keine selbst zusammengestellte Uniform, war kein reines Produkt meiner Fantasien, in dem ich mich in eine Rolle träumen musste. Mistress Beatrice hatte mich als ihre Gummizofe akzeptiert und ließ mich jetzt nach ihren Vorstellungen ausstatten. Es war, als hätte ich jetzt eine, ach was, die wichtigste Treppenstufe erklommen. Dagegen waren doch die Bewerbung und mein Vorstellungsgespräch nur Vorspiele. Gewiss, ich hatte die zauberhafte Stiefelspitze meiner neuen Gummiherrin küssen dürfen. Sie hatte mich sogar an ihren gummierten Fingern saugen lassen. Aber erst in meiner neuen Uniform konnte ich wirklich ganz und gar die Gummizofe in ihren Diensten sein.

Wirklichkeit war jetzt das magische Wort für mich. In meinem vorherigen Leben hatte sich mir der Lehrsatz eingeprägt, dass irgendwann Quantität umschlage in Qualität. Wann und warum weiß man gewöhnlich erst in Nachhinein. Aber gerade jetzt durchströmte mich die Gewissheit, diesen Moment mitzuerleben. Und das fühlte sich einfach gut an. Ich war verwirrt und vielleicht ein bisschen glücklich in diesem Augenblick, presste den Catsuit an meine Brüste, rieb eine meiner Wangen an dem Latex, in das ich gleich hineinschlüpfen würde.

»Aufwachen, kleine Gummischlampe!« Mistress Doremi versetzte mir einen deutlichen Hieb ihrer Gerte auf den Oberarm. Sie hatte weder Geduld noch Nachsicht mit meiner Gedankenverlorenheit. »Dir scheint noch immer nicht klar zu sein, wo du bist. Ich bin nicht dafür da, deine heimlichen Sehnsüchte zu befriedigen oder meine Zeit an deine Träumereien zu verschwenden. Tatsächlich verhält es sich ganz genau umgekehrt. Aber das bringen wir dir schon noch bei.«

Der Schlag auf meinen Arm war nicht wirklich schmerzhaft gewesen, riss mich aber aus meinen Gedanken, und ich beeilte mich, in den Latexanzug zu steigen. Gumminique kniete neben mir und verrieb Silikonöl auf meinen Beinen, um mir das Anziehen des mehr als hauteng auf Spannung gearbeiteten Gummis zu erleichtern. Der Catsuit war schrittoffen. Ein cremeweißes Rüschenband umrahmte die Öffnung um meine abgedichtete Zofenvagina und den zwangsgeöffneten aber jetzt gestopften hinteren Zugang. Es gab keinen Reißverschluss und mir war klar: ich sollte nicht nur jederzeit zugänglich sein und das ganz selbstverständlich präsentieren, wie ich dies beim Gummilore und Gumminique gesehen hatte. Es ging auch darum, dass ich jede Gelegenheit nutzte, um meinen Gummiherrinnen zu zeigen, dass ich meine Körperöffnungen und meine Sexualität vollständig ihrer Kontrolle unterwarf.

Ich zog den Catsuit bis zur Taille. In diesem Bereich war das Material etwas stärker, und bis hier hinunter reichte auch der Reißverschluss im Rücken. Gumminique stand hinter mir und verrieb reichlich weiteres Silikonöl auf meinen Schultern, im Nacken und das Rückgrat hinunter, nachdem sie mir einen ordentlichen Schwall des Öls auf die Arme gespritzt hatte, wo ich es selbst verteilte. Mit meinen inzwischen glitschigen Fingern hatte ich etwas Mühe, die Ärmel des Catsuits überhaupt zu fassen. Aber die Anziehhilfe ließ meine Arme dann fast spielerisch in die beiden engen Latexschläuche gleiten, die bis auf meine Handgelenke hinunterreichten und fest umschlossen. Nur hier, wo ich ja meine Hände durchzwingen musste, leistet das sich spannende Latex merklichen Widerstand, der allerdings mit ein wenig energischem Ziehen rasch überwunden war. Danach schmiegten sich wie schon meine Beine und Schenkel auch die Arme hauteng und faltenlos in ihre neue Hülle.

Gumminique zog den Catsuit über meinen Schultern am Hals straff und machte sich dann am Reißverschluss zu schaffen. Während alle anderen Längen und Weiten sehr genau und angenehm meine Maße trafen, hatte ich schnell das Gefühl, dass der Catsuit im Taillenbereich, also gerade dort, wo das Latexmaterial deutlich stärker war, viel zu eng war. Gumminique musste regelrecht Gewalt anwenden, um den Anzug schließen zu können. Aber sie schien an dieses Problem gewöhnt zu sein. Sie forderte mich auf, locker zu stehen und einmal kräftig auszuatmen. Dann presste sie die verstärkten Nahtkanten des Reißverschlusses zusammen und zog den Zipper mit einem scharfen Ruck aufwärts über die Engstelle. Danach ging es dann wieder leicht bis zum Halsabschluss hinauf. Der Catsuit wies passgenaue Ausformungen für meine neuen Silikonbrüste auf, das schwarze Gummi spannte leicht über die Wölbungen und betonte ihre Größe.

Inzwischen hatte ich mich rasch mit dem ständigen leichten Druck des Catsuits auf meine Taille angefreundet, denn ich hatte im Spiegel entdeckt, wie reizvoll meine jetzt vom Catsuit gestraffte Bauchdecke und die akzentuierte Taille zwischen den straffen Brüsten und dem ausladenden Becken meine weibliche Form betonte. Die Wechselwirkung zwischen meiner neuen Silhouette und dem fugenlos schwarzen Latex tat ein Übriges. Ich war fasziniert vom Anblick der schimmernden Gestalt eines Gummiwesens, in das ich mich jetzt offensichtlich verwandelte.

»Die Gummizofe ist zu fett«, zerstörte die schneidende Stimme von Mistress Doremi meine Illusionen: »So können wir uns nirgends mit ihr sehen lassen. Ich denke, wir verzichten auf das lächerliche Trainingskorsett und verpassen ihr sofort eine ernstzunehmenden Zofentaille.«

Die Gummiherrin blickte Mistress Yvonne fragend an, die nach einem abschätzenden Blick auf mich zustimmend nickte und lächelnd an eine Schalttafel an der Wand trat, wo sie sich mit mehreren Schaltern und Reglern beschäftigte. Ich bekam einen Mordsschreck, als sich über mir eine schmale Öffnung in der Zimmerdecke öffnete, aus der gemächlich eine Edelstahlkette herabrasselte, an deren Ende eine Trapezstange schwang. Mit einem letzten Klicken rastete die Kette dann ein und das Trapez baumelte direkt vor meinen Augen.

Bevor ich recht wusste, wie mir geschah, hatte Gummiherrin Doremi nach dem kleinen Pumpball gegriffen, der noch immer an seinem Schlauch vor meinen Brüsten hing, und mit einem kleinen Luftstoß den Knebel zwischen meinen Zähnen wieder angeblasen. Ich quiekte unter dem plötzlichen Schmerz in meinen stramm aufgewölbten Wangen und wieder schossen mir Tränen in die Augen. Erst das charakteristische Klicken zuschnappender Verriegelungen ließ mich merken, dass Gumminique mir in der Zwischenzeit feste Schellen um die Handgelenke gelegt und verschlossen hatte. Und bevor ich mich dagegen zur Wehr setzen konnte, hatte sie jeweils einen Stahlring an der Schelle in Karabinerhaken an den beiden Enden der Trapezstange eingehängt.

Die beiden Gummiherrinnen und ihre gehorsame, an diese Vorgänge offensichtlich gewöhnte Gummizofe hatten ohne viele Worte wunderbar koordiniert zusammengearbeitet – und das Resultat war, dass ich jetzt nicht nur geknebelt, sondern auch gefesselt war. Wehrlos gefesselt, wie ich feststellte, als Mistress Yvonne wieder einen Schalter betätigte und die Kette sich langsam einrollte. Das Trapez hob sich und zog meine ausgestreckten Arme mit sich, was mich sehr schnell zwang, mit zwei korrigierenden Schritten direkt unter das Trapez zu treten.

Die Gummifrauenärztin stoppte den Kettenmechanismus allerdings, bevor das Trapez mich den Bodenkontakt verlieren ließ: »Das sieht nicht aus«, sagte sie lachend, »wir waren ein bisschen vorschnell, liebe Doremi. So kann sie nicht stehen.«

»Stimmt«, nahm Gummiherrin Doremi den Hinweis ihrer Freundin auf. »Deine nichtsnutzige Zofe hat Strümpfe und Schuhe vergessen. Das solltest du ihr keinesfalls durchgehen lassen, liebe Yvonne. Mit solchen Kleinigkeiten beginnt es, und irgendwann bilden sich diese Gummischlampen ein, sie könnten machen was sie wollen.«

Ich sah, wie die Gummizofe sofort schuldbewusst den Blick zu Boden senkte und mit leicht angehobenem Rocksaum ihre Präsentationshaltung einnahm. Für einen Moment hatte ich den Eindruck, das rosa Schleifchen um ihren kraftlos herabhängenden winzigen Gummischwanz zitterte leicht. Aber vielleicht war ich auch nur einfach zu sehr mit meiner eigenen Zwangshaltung beschäftigt. Beim zweiten Hinsehen jedenfalls regte sich zwischen Gumminiques Beinen nichts mehr. Ich hörte sie sagen: »Ich bitte um strenge Bestrafung, Herrin. Mein unangemessenes Verhalten kann nicht entschuldigt werden«, und ich begriff, mit welcher ergebenen Selbstverständlichkeit sie das Missgeschick als ihre persönliche Pflichtvergessenheit aufnahm. Ich war sicher, dass die Gummizofe völlig unschuldig war und nichts anderes als Mistress Doremis Wunsch, mich streng zu korsettieren zu dieser Situation geführt hatte. Aber mir war auch klar, dass ich als Gummizofe nun auch selbst um strenge Bestrafung bitten würde, damit mir der Gedanke aberzogen wurde, eine Gummiherrin könnte fehlerhaft handeln.

Diese Sorge nahm mir Gummiherrin Yvonne unverzüglich ab, die ihre Zofe fast zufrieden anlächelte: »Deiner Bitte kann entsprochen werden, Gummizofe. Ich werde mir etwas für dich einfallen lassen.« Dann wurde ihre Stimme streng und förmlich: »Du wirst einen Strafpunkt in dein Pflichtenheft eintragen, das du mir morgen früh vorlegst. Und du wirst mir schriftlich begründen, worin dein Vergehen besteht und warum du es als strafwürdig erachtest. Du darfst dich kurz fassen, sagen wir, tausend Wörter in gestochener Zofenhandschrift.« Sie registrierte nachlässig, wie sich Gumminique mit einem Knicks bedankte. Dann wandte sie sich an Mistress Doremi: »Ich kann dir ja keine Vorschriften machen, meine Liebe, und ich bin weit davon entfernt, mich in die Erziehung eurer neuen Gummizofe einzumischen, aber ich würde vorschlagen, Gummigeil ebenfalls mit einem Strafpunkt zu belegen, um ihr gar nicht erst das Gefühl zu geben, sie könne sich hinter so etwas wie Welpenschutz verstecken.«

»Eine kluge Idee, liebe Yvonne«, antwortet meine angesprochene Gummiherrin. »Du weißt, wie mühselig die Einarbeitung und Erziehung neuer Gummizofen ist. Von daher habe ich überhaupt nichts dagegen, wenn du uns dabei ein wenig unter die Arme greifst. Außerdem schadet es überhaupt nichts, wenn Gummigeil von Anfang an begreift, dass sie der Sorgfalt und Obhut aller Gummiherrinnen untersteht und sich gar nicht erst einbildet, sie kann sich unter den ausschließlichen Anweisungen von Beatrice oder mir ein bequemes Leben machen. Außerdem«, und bei diesen Worten zog sie mit ihrer Gerte einen kräftigen Klaps über meinen Hintern, »erlaube ich dir, den Strafpunkt und wie du ihn dir verdient hast, deinen Facebook-Freundinnen mitzuteilen und zu veröffentlichen.« Meinen durch den hart aufgeblasenen Knebelball zerquälten Dank, den ich natürlich pflichtschuldig sofort in das Gummi in meinem Mund würgte, wartete sie nicht ab, sondern gab Gumminique mit einem herrischen Wink zu verstehen, dass sie mir die Strümpfe und dann die Schuhe anziehen sollte.

Die Gummizofe streifte mir schenkellange schwarze Latexstrümpfe über die Beine, die jeweils in demselben cremeweißen Rüschenband endeten, das auch schon die Schrittöffnung meines Catsuits umrahmte. Dann hob sie zunächst meinen linken Fuß an und schob ihn mit ein wenig Mühe in einen lackschwarzen Oxford-Pumps, der vorne spitz zulief und dann hinter den Zehen nur noch steil aufragte, bis ihn unter der Hacke ein 16 Zentimeter hoher Stilettoabsatz abschloss. Sie setzte den Schuh auf den Boden, und ich spürte gequält, dass diese High Heels nicht mehr weit von Ballett Boots entfernt waren. Ich versuchte, mein Gewicht auf den linken Fuß zu verlagern und sofort durchzuckte mich ein scharfer Schmerz, denn meine Zehen wurden vorne im Schuh eng zusammengepresst und das nun wirkende Körpergewicht schob sie nur noch tiefer in die Schuhspitze hinein. Ein bisschen vermochte ich mich zu entlasten, indem ich mich soweit möglich an die Trapezstange hängte, während Gumminique mir den zweiten Schuh über den rechten Fuß zog. Als Nächstes umschloss sie meine Fesseln oberhalb der Schuhe mit zwei gepolsterten Schellenbändern, wie ich so schon an den Handgelenken trug, und klipste die Ringe dieser Fesseln abschließend so eng zusammen, dass ich keinen Schritt tun konnte. Gummiherrin Yvonne wandte sich wieder der Schalttafel zu und fuhr die Trapezstange soweit nach oben, dass meine neuen 16 Zentimeter Absatzhöhe ausgeglichen wurde und ich mit ausgestreckten Armen und zusammengeschlossenen Füßen absolut gerade unter der Vorrichtung stand.

Da die Gummiherrin sich bemühte, die Trapezhöhe sehr genau einzurichten, bemerkte sie natürlich, wie ich versuchte, meine Füße zu entlasten und so viel von meinem Gewicht an die Trapezstange zu hängen wie irgend möglich. Sofort ließ sie ein wenig Kettenlänge nach, um mir das zu erschweren und rief lachend: »Oh, oh! Und schon haben wir den nächsten Strafpunkt für unsere kleine Gummigeil.« Dann kam sie von der Schalttafel zu mir herüber, lieh sich mit einer fließenden Bewegung und einem Lächeln die Gerte von Mistress Doremi aus, und schlug abwechselnd mit kurzen scharfen Hieben auf meine Arme, bis sie sich sicher war, ich hatte den Versuch aufgegeben, mich an die Trapezstange zu hängen.

Als sie die Gerte zurückgab, presste sie ihre Brüste auffordernd gegen Mistress Doremi, die sie dabei in den Arm nahm. »Unser Gummischätzchen lässt aber auch gar nichts aus«, flüsterte sie der anderen Gummiherrin ins Ohr. »Bist du sicher, dass wir sie heute Nacht belohnen sollten?«

Mistress Yvonne sprach sehr leise. Trotzdem konnte ich hören, was sie Gummiherrin Doremi ins Ohr flüsterte. Ich hatte nicht die blasseste Ahnung, was ihre Frage bedeuten sollte und was sie womöglich mit ›belohnen‹ meinen mochte. Jedenfalls hatte ihre Stimme dabei etwas biegsam Katzenhaftes, lag darin ein Ton, der nicht wirklich zärtlich schnurrte und vielleicht auch nicht wirklich erotisch klang – und doch unverkennbar beide Elemente vereinte. Klar war, dass ich, wenn überhaupt, nur sehr mittelbar Gegenstand einer ›Belohnung‹ werden würde und mich besser auf fette Anführungszeichen um dieses Wort einrichtete.

Gummiherrin Doremi war jedenfalls nicht in der Stimmung, dieses Thema zu vertiefen. Sie befreite sich aus der Umarmung ihrer Freundin: »Später, meine Liebe. Gummigeil ist ganz ungeduldig, endlich ihre neue Taille zu probieren, und es wäre eine Schande, ihr diesen Wunsch nicht zu erfüllen.«

Sie warf einen prüfenden Blick auf das feste Latexkorsett, das Gumminique herausgesucht hatte und ihr jetzt zur Begutachtung vorhielt. Offensichtlich zufrieden nickte sie der Zofe zu, die sich nun vor mich stellte und mir das Unterbrustkorsett zeigte, dass ich in Zukunft tragen würde. Es war aus starkem schwarzem Gummi gefertigt und sicher kaum elastisch. Die regelmäßigen Verdickungen über den eingearbeiteten Stahlstäben waren farblich ebenso cremeweiß abgesetzt wie die schmalen Wülste dort, wo sich das Korsett auf der Hüfte und unter den Brüsten weitete. Allerdings fehlte die typische Verschnürung im Rücken, mit der sich das Korsett an meinen Taillenumfang anpassen ließe. Es gab auch keinen Reißverschluss oder ein Schnallenwerk. Stattdessen ragten auf der einen Seite des Verschlusses in engen Abständen flache Stahlzungen mit einer Verzahnung aus dem Abschlusswulst, denen auf der anderen Seite eine entsprechende Anzahl von Aufnahmeschlitzen entsprach. Der Rücken selbst wurde durch ein überlappendes Nahtband geschützt, über dem sich der Verschluss wohl zusammenschieben sollte. Ich begriff die Mechanik, mit der das Korsett meine Taille zusammenschnüren würde. Das würde in Etwa wie die einfache Technik von Kabelbindern funktionieren. Aber es machte mir Sorge, dass ich keine Vorrichtung entdecken konnte, mit der das Korsett wieder zu öffnen war.

Gumminique legte mir das feste Latexteil wie einen Rahmen um die Taille und rückte es zurecht, bis sie sicher war, dass das Korsett richtig auf meiner Hüfte aufsaß und auch in der Höhe genau unter die Brustansätze passte. Dann trat sie hinter mich und schob nacheinander die Metallzungen in ihre Aufnahmen. Leise Geräusche, die das Einrasten der Verzahnung mit einem oder zwei Klicks bestätigten, begleiteten ihre Tätigkeit. Dabei nahm die Kraft deutlich zu, die sie aufwenden musste, um die Zungen in ihre Halterungen einführen und einrasten zu können. Und auch ich spürte, dass sich das steife Latexkorsett fest wie ein Panzer immer enger um meine Taille presste und mich einengte. Schon jetzt fiel mir das Atmen deutlich schwerer, bei dem mich der pralle Knebel in meinem Mund ohnehin behinderte. Ich war gezwungen, möglichst flach mit dem Zwerchfell zu atmen und mich auf meine Atmung zu konzentrieren. Zugleich wurde mir mit Schrecken bewusst, die Gummizofe hatte die Metallzungen nur gerade eben einrasten lassen. Wenn die Metallzungen das Korsett fugenlos verschließen sollten, dann musste mein Taillenumfang aber noch um weitere drei oder vier Zentimeter reduziert werden. Ich bezweifelte, ob ich diesen Druck aushalten könnte.

Gummiherrin Doremi ließ mir natürlich keine Wahl, das herauszufinden. Sie trat an mich heran und prüfte den Sitz des Korsetts, an dem längst nichts mehr zurechtzuschieben war. »Wer schön sein will, muss leiden«, lächelte sie mich an. »Aber keine Angst, kleine Gummigeil, wir nehmen an unseren Gummizofen gewöhnlich keine extremen Korsettierungen vor. Uns genügt eine deutliche Taillierung. Und wenn du weißt, dass deine Herrinnen sich wünschen, dass ihre Gummizofen sichtbar schlanke Körperformen aufweisen, dann wirst du das bisschen Druck rasch als wohlwollende Auszeichnung begreifen lernen.«

Dann, ganz plötzlich, als würde sie einer spontanen Eingebung folgen, griff die Gummiherrin nach dem Pumpball meines Knebels und öffnete das Ventil, so dass mit dem Luftdruck auch die Spannung, die bis dahin meine Wangen aufgebläht hatte, schlagartig entwich. Der Ballknebel in meinem Mund sackte zu einer geschmeidig weichen Gummifüllung in meinem Mund zusammen, an der meine entlastete Zunge sanft entlanggleiten und mit ihr spielen konnte, während sich sehr allmählich die Verkrampfungen meiner Kiefermuskulatur lösten. Mit einem kleinen Ruck zog Mistress Doremi den Knebel zwischen meinen Lippen heraus und übergab den speicheltriefenden Gummiball an Gumminique.

Dann bewegte sie sich ein Stück zur Seite und öffnete mir den Blick auf einen großen fahrbaren Spiegel, der vorher sehr versteckt im Hintergrund gestanden hatte. Gumminique, die den benutzten Knebel in einer Schale abgelegt hatte, rückte den Spiegel so vor mich, dass ich freie Sicht auf meinen mittlerweile bis zum Hals gummierten Körper hatte.

»Und nun schau dich an, Gummizofe Gummisabeth«, sagte die Gummiherrin und stellte sie stellte sich dicht neben mich. »Deine Einkleidung ist nahezu abgeschlossen.«

Was ich sah und wahrnahm, war zuerst die stolze Gummiherrin, die sich neben mir aufgebaut hatte, ihrer selbst und ihrer Wirkung völlig sicher. In ihrem schwarzglänzenden Catsuit stand sie mit selbstbewusst leicht auseinandergestellten Beinen in Lackledern- glänzenden schwarzen Overknees über silbern schimmernden Stilettoabsätzen. Die korallenroten Linien, die ihr Latexkorsett akzentuierten, verstärkten den Eindruck nur noch, den sie ausstrahlte. Schwarzes Haar um scharf geschnittene Gesichtszüge, dunkel geschminkte fast schwarze Augen im Kontrast zu schmalen Lippen, die im gleichen Korallenrot ausgezogen waren. War das dieselbe Mistress Doremi, die ich doch erst heute Morgen in der Villa kennengelernt hatte? Sie wirkte begehrenswert auf mich, und abweisend, war furchterregend und unwiderstehlich anziehend in einem. Ganz anders als Mistress Beatrice, und doch genauso durch und durch eine Gummiherrin, von der ich mir nichts anderes wünschen konnte, als von ihr gelenkt und beherrscht zu werden.

Und daneben ich, eine traurige Gestalt, an die Trapezstange gefesselt und nur von ihr aufrecht gehalten. So gerade ich zwangsweise vor dem Spiegel stand, sah ich mich doch zusammengesunken und ohne Haltung in diesem Moment. Mein nutzlos stillgelegter Schwanz in seinem engen Käfig tat mir weh, der gewaltsam in mich hineingepresste Anusring machte sich bemerkbar, indem er wieder und wieder Wellen brennender Schmerzen durch meine Körper schickte. Meine Zehen, inzwischen zwangsweise von meinem eigenen Körpergewicht in die Spitze der mörderischen High Heels geschoben, die mir verpasst worden waren, sie taten fast unerträglich weh. Und dazu nahm mir das Korsett um meine Taille die Luft, war noch nicht verschlossen und quetschte mich doch so heftig zusammen, dass ich nicht glaubte, diese Enge noch länger aushalten zu können.

Aber sah ich nicht auch die Gummizofe, die ich sein wollte? War diese schlanke Frauengestalt, eingeschlossen in eine zweite Haut aus faltenlos schwarzglänzendem Latex auf ihren hohen Absätzen, nicht genau die Person, die ich in meinem Selbstbild wieder und wieder erträumt hatte? Sah ich nicht einfach mich, wie ich jetzt eben war, geworden war, vielleicht erst wurde? Es konnte doch nicht sein, dass mir der Preis dafür schon jetzt zu hoch war. Zwei Gummiherrinnen hatten sich meiner angenommen und kümmerten sich um mich. Sie hatten meinen Wunsch ernstgenommen, ein Leben komplett in Gummi führen zu wollen. Sie waren bereit, meinen sehnlichen Traum zu erfüllen, eine Gummizofe zu sein und nichts als eine Gummizofe.

Ich aber schwankte hier noch immer wie ein Blatt im Wind, unentschlossen, ob ich eine Gummizofe schon war oder erst werden wollte. Dabei war meine Entscheidung doch längst gefallen, mochte ich auch unsicher sein, wann und ob ich sie getroffen hatte. Schluss damit. Dieser Spiegel zeigte mir, wohin ich Schritt für Schritt vorgedrungen oder geführt worden war. Zu spät, noch einmal umkehren zu wollen. Nein Unsinn, sagte ich mir, ich wollte nicht umkehren. Vielleicht hatte ich die Freiheit genutzt, die Entscheidung über meinen Lebensweg als Gummizofe in neue Hände zu legen. Vielleicht hatte ich diese Freiheit nie gehabt. Egal, ich hatte die Freiheit, eine Gummizofe zu sein.

Und dann saugte sich mein Blick an meinem Spiegelbild fest, und ich sah, wie sich mein gefesselter und zwangsweise aufgerichteter Körper endlich auch innerlich aufrichtete, wie die Tränen versiegten und ich die Schmerzen annahm, die mich eben noch so gequält hatten. Davon gingen sie nicht weg, natürlich nicht, aber sie würden vorübergehen, und die Gummizofe würde bleiben. Unwillkürlich begannen meine Lippen, Worte zu formen und ich hörte mich in mein gespiegeltes Antlitz hauchen: »Ich bin Gummisabeth. Ich bin eine Gummizofe. Ich bin die Gummizofe Gummisabeth.«

Selbst im Spiegel konnte ich in ihrem Augen lesen, dass Mistress Doremi die Veränderung durchaus wahrgenommen hatte, die gerade in mir vorging. Ich war fast sicher, dass für einen Moment sogar so etwas wie Wohlwollen oder Zuneigung über ihr Gesicht huschte und sofort entschlossen vor mir verborgen wurde. Ich wollte mich an diesem flüchtigen Eindruck nicht festklammern, aber er half mir zu erkennen, was sie von mir erwartete. Und womöglich war dies der Moment, in dem ich das erste Mal von dem Gefühl durchflutet wurde, wie eine Gummizofe zu funktionieren, der Augenblick, in dem ich mir nicht mehr nur einbildete, ich sei eine Gummizofe, sondern ganz einfach und selbstverständlich eine Gummizofe war.

»Geliebte Gummiherrin, Gummizofe Gummisabeth bittet darum, dass ihr Korsett vollständig geschlossen werde«, sagte ich, und ich wusste natürlich, welche Schmerzen und welcher unerträgliche Druck damit auf mich zukam. Aber es war eben der Wunsch meiner Gummiherrin und also war es mein Wunsch.

Ich war ein bisschen stolz, dass es mir gelang, meine Bitte in ruhigem und unaufgeregtem Ton vorzutragen, nicht zuletzt, weil ich einen winzigen Anflug von Anerkennung und Respekt in Mistress Doremis Reaktion zu erahnen glaubte. »Dann soll es so sein«, sagte sie und gab Gumminique ein Zeichen, die sich daraufhin mit einem Spezialwerkzeug in meinem Rücken daranmachte, die Metallzungen Raste für Raste tiefer in ihre Aufnahmen zu ziehen und meinen Taillenumfang zu verkleinern.

Ich biss die Zähne zusammen und versuchte, jedes Zeichen von Schmerz zu unterdrücken, während in meinem Rücken unerbittlich Klick für Klick das Zusammenziehen des enger und enger werdenden Latexpanzers um meine Taille begleitete. Tränen trübten meinen auf das Spiegelbild des sich schließenden Korsetts gehefteten Blick. Durch ihren Schleier auf meinen Augen konnte ich nicht erkennen, ob meine Taille tatsächlich weiter zusammengepresst und verschlankt wurde. Aber ich konnte das Einrasten hören und selbstverständlich spürte ich den Druck, den ungeheuren Druck, der dabei auf meinen Körper ausgeübt wurde. Schon nach wenigen Momenten war ich nicht mehr fähig, zu unterscheiden, ob sich die Belastung überhaupt noch verstärkte, was sie gewiss tat. Ich wollte nur noch, dass der Schmerz aufhören und meine Taille sich wieder ausdehnen möge. Ich bemühte mich um eine absolut gestreckte Haltung, um so wenig Widerstand wie möglich zu bieten. Aber das verschaffte mir nur für Momente ein wenig Erleichterung, die ich mir vielleicht sogar nur einbildete, während das Korsett den minimalen zusätzlichen Raum, den ich ihm gab, einfach an sich riss und jedes Zurück zu einer weniger geraden Haltung unwiderruflich verhinderte. Es half auch nicht, tief auszuatmen und womöglich überhaupt weniger atmen zu wollen. Aufgegebener Raum unter dem mehr und mehr zusammenschrumpfenden Taillenpanzer war für alle Zeit verloren. Und wo ich ihn nicht freiwillig hergab, da nahm ihn der Zug der tiefer und tiefer in ihre Aufnahmen gezwungenen Metallzungen mit Gewalt. Mir wurde schwarz vor Augen und möglicherweise verlor ich für kurze Zeit sogar das Bewusstsein.

Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass ich ein Gefühl von Stille wahrnahm. Der unerbittliche Rhythmus, in dem die Verschlussrasten des Korsetts schrittweise einschnappten, hatte aufgehört. Stattdessen klapperten Gumminiques Absätze über die Bodenfliesen, als sie das Werkzeug meiner Qualen von mir wegtrug und in einem Wandschrank verschwinden ließ. Sie kam zurück und nahm mir auch die Fesseln ab, die meine Füße bis dahin eng zusammengezwungen hatten. Unwillkürlich machte ich ein paar kleine Trippelschritte, um mich bequemer zu stellen, aber noch hingen meine Arme an der Trapezstange, und im Grunde hatte ich gar keine Alternative zu dem Stand mit enggeschlossenen Füssen, den vorher die Fesselung sichergestellt hatte.

Gummiherrin Doremi strich mit ihrer Gerte über das Korsett und klopfte dann anerkennend auf meine Hüfte: »Sehr schön. Du wirst eine Weile brauchen, bis du dich an deine neue Taille gewöhnt hast. Aber mit der Zeit wird sich dein Körper mit dem etwas knapper gewordenen Platz einrichten, und du wirst das Korsett dann kaum noch bemerken. Du kannst es im Moment nicht ablegen, aber tatsächlich wird der Verschluss nur durch deinen Gegendruck unverrückbar gehalten. Wenn deine Taillenweite sich erst an den neuen schlankeren Umfang angepasst hat, wirst du das Korsett ganz leicht lösen können. Die Metallzungen werden dann wie von allein aus den Halterungen gleiten. In gewissem Sinne hast du also selbst in der Hand, wie sehr dich das Korsett leiden lässt, Gummizofe.«

Aus dem Hintergrund schaltete sich die Gummiärztin ein und fragte, ob es nun mit der Maske oder mit dem Zofenkleid weitergehen sollte: »Wir sollten langsam zum Ende kommen, meine Liebe, wenn wir noch Essen gehen wollen. Die Gummizofe nimmt allmählich ein bisschen sehr viel von unserer Zeit in Anspruch.« Und ohne die Entscheidung abzuwarten, setzte sie die Trapezstange wieder in Bewegung und ließ sie an der Kette heruntersinken.

Ich merkte plötzlich, wie sehr meine hochgezogenen Arme bisher dafür gesorgt hatten, dass ich zwar mit meinem ganzen Gewicht auf meinen High Heels stand, aber mich eigentlich gar nicht um meine Körperbalance kümmern musste. Ich schwankte und trippelte hin und her, bis ich mühselig so etwas wie einen halbwegs sicheren Stand fand.

Gumminique befreite mich von meinen Handgelenkfesseln, und während ich erleichtert die Arme niedersinken ließ, musste ich erneut hin und her trippeln, um nicht einfach umzufallen. Natürlich war ich das Stehen und Gehen auf High Heels gewöhnt, empfand es ja sogar als angenehm und sogar schön. Aber die Absatzhöhe der Stilettos, die ich jetzt an den Füßen trug, hatte ich bisher nur auf Plateau-Heels erreicht. Dazu kam, dass das Korsett meinen Rumpf in einem Bereich völlig versteifte, mit dem ich üblicherweise einen Großteil der unwillkürlichen kleinen Ausgleichsbewegungen beim Halten der Balance ausgeführt hatte.

Ich schnappte also erschreckt nach Luft, merkte, wie ich den Halt verlor, und dann musste ich ziemlich heftig mit den Armen in der Luft herumrudern, bis ich mein Gleichgewicht wiederfand. Vorsichtshalber machte ich probeweise ein paar Schritte. In Bewegung auf diesem ebenen Boden war das Ausgleichen von Schwankungen sofort viel leichter als beim Stillstehen. Dabei wusste ich natürlich, die Gummiherrinnen erwarteten von mir einen ruhigen Stand, und den Fehler, mich irgendwo festzuhalten oder abzustützen, verkniff ich mir lieber. Mehr als weitere Strafpunkte würden dabei nicht herauskommen.

Mistress Doremi sah meinen Bemühungen um Gleichgewicht ungerührt einen Augenblick lang zu, bevor sie mit einem leicht resignierten Seufzer entschied, Gumminique solle mir in das Uniformkleid helfen. Ich war ihr dafür fast dankbar, denn ich durfte von oben in das schwarze Latexkleid steigen und konnte mich dabei auf Gumminiques Schulter und Oberarm abstützen. Es war wie erwartet, obwohl natürlich auf Maß für mich angefertigt, das gleiche Kleid, das die Gummizofe selbst trug und wie ich es am Morgen auch schon bei Gummilore in der Villa gesehen hatte: eine knapp geschnittene französische Zofenuniform aus schwarzem Latex, hochgeschlossen und mit langen Ärmeln. Das Gummi des Rocks fiel in geschmeidig weichen Falten bis knapp über Po und Schritt. Die Rockkante war wie auch der enge Halsausschnitt und die Handgelenke mit einem cremeweißen Rüschenband besäumt. Und das gleiche Rüschenband lief auch als Verzierung wie eine angedeutete Brusthebe um den Busen herum. Dazu gehörte ein Servierschürzchen in der gleichen Farbe. Gumminique zog in meinem Rücken den Reißverschluss zu, streifte mir noch zusätzlich ein paar dünne schwarze Latexhandschuhe über die Finger und zupfte ein wenig am Kleid herum, bis es absolut faltenlos um Oberkörper und meine Arme lag. Im Spiegel konnte ich sehen, dass das Kleid sich glatt und ohne viel Spannung um meine Taille schmiegte, deren korsettierter Umfang offenbar bei der Anfertigung berücksichtigt worden war.

Ich drehte mich zum Spiegel und sah fasziniert die makellose Erscheinung einer Latexzofe. Fast war ich ein bisschen überrascht, dass ich es selbst war, die mir da aus dem Spiegel entgegenblickte. Von den Füßen bis zum Hals war ich inzwischen vollständig in schimmernd schwarzem Latex gummiert, zu dem die dezent gehaltenen cremeweißen Rüschen und die Schürze eine natürlich wirkende Kontrastfarbe setzten. Einzige Ausnahme war die rote Schrift meines Namens auf dem Zofenhalsband, das den Eindruck der vollkommenen Uniformierung als reizvoller Tupfer ergänzte.

Oberhalb des Halsbandes allerdings mein geschorener und enthaarter Schädel, mein nach der Dusche nicht mehr geschminktes Gesicht in bizarrer Nacktheit durch zugleich mit den restlichen Stoppeln meines Haupthaares verschwundenen Augenbrauen. »Ja, das können wir selbstverständlich so nicht lassen«, stellte die Gummiherrin neben mir fest, die meinen Blick verfolgt hatte und sah, dass ich meinen Kopf im Spiegel fast wie einen Fremdkörper  anstarrte: »Auf die Knie, Gummizofe!«, wies sie mich an: »Ich habe dir eine Maske versprochen, und ich halte meine Versprechen, in deinem Fall sogar doppelt.«

Als ich mit leicht auseinandergespreizten Schenkeln vor ihr kniete, irgendwie hatte ich ganz automatisch dieselbe Haltung eingenommen wie vor wenigen Stunden bei meiner ersten Begegnung mit dem Gummischwanz in meiner Wohnung, war es wieder Gumminique, die sich niederbeugte und mir eine entlang einem langen Reißverschluss aufgeklappte Maske vor das Gesicht hielt. Zuerst drückte sie mir das Ende eines kurzen und ziemlich festen runden Tubus gegen die Lippen und schob ihn, als ich gehorsam den Mund aufgemacht hatte, ein paar Zentimeter in mich hinein bis zu einer Art runder Aufnahme, in die meine Lippen rutschten. Ich konnte den Mund nicht mehr schließen, aber das Latex der Maske lag jetzt fest an meiner Mundpartie an. Gumminique rückte jetzt die Maske vollends über meinen Schädel und begann, den Reißverschluss, den sie an meinem Hinterkopf zusammenfasste bis zum Nacken hinunter zuzuziehen. Sie unterbrach diese Bewegung mehrfach und schob die Maske über meiner Nase zurecht, wobei sie mir zwei kurze Schlauchenden in die Nasenlöcher fädelte. Mit dem Eindringen dieser Fremdkörper hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Mein in den Gummitubus zwischen meinen Zähnen geröchelter Protest machte ihr keinen Eindruck, sie drückte nur noch etwas fester auf die Nasenschläuche, durch die ich nun atmen musste. Diese Operation fixierte die Maske so auf meinem Gesicht, dass die Gummizofe die relativ großen Augenöffnungen nicht mehr weiter zurechtschieben musste und einfach nur noch den Verschluss bis an sein Ende ziehen konnte. Mein Kopf war dadurch vollkommen und sehr fest in Gummi eingeschlossen. Als ich nun wieder in den Spiegel sehen durfte, blickte ich auf die glänzend schwarze Kopfkugel eines Gummiwesen mit einer von knallroten Lippenwülsten eingefassten, kreisrund aufgesperrten Mundöffnung, wie ich sie zuvor nur bei aufblasbaren Sexpuppen gesehen hatte.

Plötzlich stand Gummiherrin Yvonne wieder hinter Mistress Doremi, griff ihr streichelnd um die Hüften und legte den Kopf auf ihre Schulter: »Am liebsten würde ich sofort ein bisschen an der Zofe naschen, Liebes«, säuselte sie: »Das ist ja ein allerliebst einladendes Mündchen. Wollen wir das nicht sofort zustopfen?«

»Nicht jetzt, Leckermäulchen«, lachte Gummiherrin Doremi: »Du bringst unsere kleine Gummigeil noch ganz durcheinander, bis sie sich fragt, wer hier eigentlich die gummigeile Schlampe ist. Eben gerade wolltest du noch mit mir Essen gehen, und jetzt dieser Sinneswandel.« Eher spielerisch schüttelte sie die befreundete Gummiärztin ab: »Außerdem sind wir noch nicht fertig.«

»Wir weichen jetzt ein wenig von der Einkleidungsroutine ab, die deine sehr geliebte Gummiherrin Beatrice für dich angeordnet hat, Gummigeil«, sagte sie zu mir, und mühelos legte sie dabei eine boshafte Befriedigung in ihre Stimme. »Aber da konnte sie ja noch nicht wissen, was du uns frech verheimlichen wolltest. Zum Glück hat sich die Natur dann am Blumenbeet vor dem Haus doch als stärker erwiesen. Unsere Gummisabeth«, wendete sie sich erklärend an die befreundete Gummifrauenärztin: »ist nämlich ein Pisszofe, und ich bin ganz sicher, sie braucht unsere liebevolle Unterstützung, damit sie ihr kleines Talent voll entwickeln und zu einer Leidenschaft ausbauen kann.«

Mistress Yvonne beugte sich vor und betrachtete mich eingehend. Dann nickte sie zustimmend und meinte: »Wenn das so ist, verstehe ich, warum du gerade diese Maske ausgesucht hast. Und du hast Recht. Man kann gar nicht früh genug mit dem intensiven Training beginnen. Natürlich will ich gerne einen Beitrag dazu leisten. Ich hoffe, du kommst mit der zweiten Maske allein klar, Liebes.«

Sie richtete sich auf und sah sich suchend im Behandlungszimmer um. Als sie nicht fand, was sie vielleicht suchte, wendete sie sich an ihre Gummizofe: »Gumminique, ich habe einen kleinen Auftrag für dich. Geh nach vorne in den Laden und lass dir zwei passende Piss-Pants für Mistress Doremi und mich geben. Mit den Kosten belasten wir Gummisabeths Konto, aber das ist ja sowieso selbstverständlich.«

Wo ich im ersten Moment ein bisschen beruhigt war, dass ich scheinbar doch nicht als Sexpuppe hergerichtet werden sollte, bekam ich bei der Erwähnung von Piss-Pants gleich wieder einen tiefen Schreck. Was sollte das werden? Ein bisschen hatte ich den Verdacht, Gummiherrin Doremi hatte einen Weg gefunden, sich dafür zu entschädigen, dass sie Mistress Beatrice während des Vorstellungstermins irgendwie hatte nachgeben müssen. Aber vielleicht spielte sie schlicht nur ihre natürliche Herrschsucht aus und wollte ihre Macht über mich genießen. Und hatte in Mistress Yvonne, die ja auch irgendetwas mit mir und vor allem mit Gummiherrin Doremi vorhatte, ihre gleichgesinnte Verbündete gefunden. Für mich natürlich machte das letztlich keinen wirklichen Unterschied, weil die beiden ohnehin auf meinen widerspruchslosen Gehorsam rechnen konnten.

Die Maske, die die Gummiherrin dann tatsächlich über meinen Kopf zog, was aus starkem Latex und eigentlich eher ein Helm oder ein Haube als die elastische Maske, die ich erwartete. Zwei Gasmaskenanschlüsse mit Gewinden saßen übereinander vor meiner Nase und meinem durch den Ring der Untermaske zwangsweise geöffneten Mund. Meine Augen verschwanden hinter uringelb eingefärbten Glasscheiben, die in zwei kreisförmige Gummiwülste eingepresst waren. Mein Gesichtskreis war sofort stark eingeschränkt. Ich musste gleichsam durch zwei kleine Tunnelröhren blicken und hatte Mühe, das was ich jetzt nach Gelb hin verfärbt aber ansonsten ungehindert und scharf überhaupt sah, als einheitliches Bild wahrzunehmen. Die Gummiherrin vergewisserte sich noch einmal, dass die Maske richtig positioniert war, dann zog sie hinter meinem Kopf den starken Reißverschluss zu, dessen Zipper sie in meinem Nacken mit einem kleinen Schloss sicherte. Jetzt war mein Kopf unverrückbar unter zwei Gummischichten fixiert. Ich spürte den merklichen aber eher faszinierenden Druck, mit dem mich das Material hauteng umschloss.

Als nächstes schraubte die Gummiherrin einen Aufsatz mit zwei Ventilen in den oberen Gewindeanschluss, aus dem links und rechts zwei Faltenschläuche abgingen, die eine Art losen Ring bildeten, der über meine Schultern nach hinten zum Rücken geführt wurden, wo sie sich in einem zweiten Anschlusskopf wieder vereinten. Meine Atmung wurde durch diese Vorrichtung, zumindest im Moment, noch nicht wirklich erschwert, aber ich erlebte jetzt mit jedem Atemzug, wie sich die beiden Ventile abwechselnd und klappernd öffneten und schlossen, je nachdem, ob ich gerade Luft einsaugte oder ausstieß. Die Gummischichten über meinen Ohren ließen Außengeräusche nur noch gedämpft durch, aber das Klappern der Ventile, das Rauschen der frischen und der verbrauchten Atemluft in den Faltenschläuchen, und überdeutlich auch das Fauchen der Luftströme durch meine Nasenschläuche übertrugen sich als Körperschall, wodurch sie überlaut auf mich wirkten.

»Und jetzt die Krönung, kleine Zofe«, hörte ich eine Stimme, die ich kaum noch als die der Gummiherrin erkennen konnte. Sie hielt mir eine Art Rucksack vor die Augengläser: »Ich habe hier einen Natursekt-Inhalator für dich, den ich dir gleich auf den Rücken schnalle. Der Inhalator reichert deine Atemluft mit einer intensiv aromatisierten Gummilösung an. So wirst du mit jedem Atemzug einen heftigen Gummiduft einsaugen, der deine Gummisucht unwiderstehlich verstärken wird. Denn gummisüchtig, meine kleine gummigeile Pisszofe, gummisüchtig bist du ja sowieso. Ich wünsche dir viel Spaß damit.« Wenige Handgriffe genügten, und sie hatte den Rucksack über meine Schultern gezogen und den Anschlusskopf der Faltenschläuche mit dem Inhalator verbunden.

Das Einatmen wurde jetzt mühseliger für mich, denn ich musste mit jedem Atemzug zunächst einen Unterdruck im Inhalator erzeugen, so dass dieser dann Außenluft einsaugte, die durch die Gummilösung nach oben stieg und erst so angereichert eingeatmet werden konnte. Dafür wurde ich dann aber mit einem so heftigen Gummiduft belohnt, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Es war einfach betörend, und ich konnte zunächst gar nicht genug davon bekommen. Zug um Zug atmete ich tief ein, berauschte mich an diesem Aroma, das ich so liebte.

Aber die Gummiherrin war noch nicht fertig mit mir. Über den unteren Gasmaskenanschluss führte sie einen Penisknebel in meinen Mund ein, drückte ein wenig nach, bis den Knebel fest am Anschlag saß, und damit bis an den Rachen in mich hineinragte. Dann verschloss sie die Öffnung, indem sie eine Art Deckel im Gewinde festschraubte, aus dem nun ein weiterer Faltenschlauch wie ein Rüssel etwa einen Meter vor meinem Körper baumelte. Als Abschluss wurde mir dann noch ein gerüschtes Zofenhäubchen in Stirnhöhe um den Kopf gelegt, das cremeweiß sein musste wie die Applikationen an meinem Kleid, durch meine Augengläser aber natürlich schlicht pissgelb wirkte.

Immer noch vor allem mit meinen Geruchserfahrungen und dem suchterzeugenden Gummiduft beschäftigt, hatte ich unwillkürlich begonnen, mit dem Gummischwanz in meinem Mund zu spielen, an ihm zu lecken und zu lutschen. Natürlich konnte ich ihn nicht wirklich bewegen oder meine Lippen auf ihm vor- und zurückschieben, aber ich merkte schnell, dass seine Oberfläche zumindest soweit elastisch war, dass ich ihn zwischen Gaumen und Zunge ein wenig zusammendrücken und sich wieder ausdehnen lassen konnte.

Das unwiderstehliche Zusammenwirken von Gummiduft und zärtlicher Beschäftigung mit dem Gummischwanz begann fast unmittelbar, mich zu erregen. Und zwischen meinen Beinen versuchte sich mein eingeklemmter Schwanz in seinem Gefängnis zu regen. Selbstverständlich vergeblich und mit dem einzigen Resultat, dass mich ein scharfer Schmerz auf meine erzwungene Keuschheit hinwies. Andererseits war ich wehrlos meiner Lust ausgeliefert und konnte nicht aufhören, mit meiner Zunge den Gummischwanz zu liebkosen und zu bearbeiten. Ich merkte gar nicht, wie meine Hände unter den Rocksaum des Zofenkleides glitten und ich anfing, meine offenliegende Gummivagina zu reiben, mit einem meiner Finger in die Spalte einzudringen.

Ein heftiger Klapps auf meine Finger und der zornige Ausruf: »Ich glaub es ja nicht. Direkt vor unseren Augen fängt die geile Gummischlampe an, an sich herumzufingern!«, setzte meinen Versuchen, mir Befriedigung zu verschaffen, ein plötzliches Ende. Unter den Masken lief ich feuerrot an und schuldbewusst zuckten meine Hände aus meinem Schritt zurück. Natürlich unfähig, etwas Wortähnliches vorzubringen, stöhnte ich schmatzend meine tiefe Beschämung und Reue über mein Verhalten in den Gummischwanz.

»Hoch mit dir, du nichtsnutziges Gummistück!«, schrie Gummiherrin Doremi und ließ, noch während ich schwankend und um mein Gleichgewicht kämpfend aufstand und um eine demütige Haltung kämpfte, in rascher Folge eine Reihe scharfer kurzer Hiebe mit ihrer Gerte auf meine Arme und von allem meinen Po prasseln: »Dir wird ich's zeigen, Gummischlampe. Du wirst dich nie wieder unerlaubt selbst anfassen, glaub mir. Arme nach hinten!«

Ohne nachzudenken schob ich beide Arme auf den Rücken. Sofort wurden mir breite, stahlverstärkte Latexarmbänder um beide Handgelenke gelegt und fixiert, und ich hörte das scharfe Zuschnappen eines Karabinerhakens, der in die Bänder eingelassene Ringe zusammenschloss. Ich war jetzt wieder gefesselt und ohne Chance, meinen Schritt zu erreichen und mir irgendwie Erleichterung zu verschaffen. Gleichzeitig sog ich weiter mit jedem Atemzug den berauschenden Gummiduft in meine Nase und spürte den Gummischwanz im Mund. Ob ich wollte oder nicht, mein Gaumen, meine Zunge, sie bearbeiteten weiter das steif in mich hineinragende Latex.

Gummiherrin Yvonne lachte nur. Sie hatte die Szene und meine wehrlose Hingabe an meine Gummilust offenbar genossen. »Lass nur, der Spaß geht ja gleich erst richtig los. Bringen wir sie nach vorne, damit sie in Ruhe nachdenken kann.« Gummiherrin Doremis Zorn verrauchte oder versank schlicht in ihrer Vorfreude auf das, was die beiden für mich nun vorgesehen hatten. Sie versuchte, ihrem Nicken einen Anschein von Resignation über eine hoffnungslos gummigeile Zofe zu geben, zog dann aber eine feingliedrige Edelstahlkette hervor und klinkte eines der Enden in mein Halsband. Ohne einen weiteren Befehl setzte sie sich in Bewegung und mir blieb nichts, als dem Zug der Kette zu folgen und, noch immer nicht an meine neue Absatzhöhe und Körperhaltung gewohnt, ein wenig schwankend und um mein Gleichgewicht bemüht, hinter ihr herzustöckeln.

Ich wurde in den Nebenraum geführt, der zum Ladenbereich der Gummiboutique gehörte und offensichtlich für die Anprobe oder Vorführung von Latexkleidung eingerichtet war. Der Raum war hell erleuchtet und neben mehreren im Raum verteilten rollbaren Stellspiegeln war eine ganze Wand verspiegelt. Die gegenüberliegende Seite des Raums war aufgeteilt in eine Reihe typischer Umkleidekabinen mit beweglichen Vorhängen, nur dass diese Vorhänge hier selbstverständlich aus schwerem Latex gefertigt waren, die abwechselnd lackschwarz und korallenrot glänzten.

Gumminique schleppte eine Edelstahlstange heran, die sie in der Mitte des Raumes in einen vorher abgedeckten Aufnahmeschacht steckte und mit zwei, drei kurzen Gewindedrehungen festschraubte. Ich wurde über der Stange aufgestellt, die jetzt etwas weniger als einen Meter aus dem Boden ragte. Dann ging sie vor mir in die Knie und schob meine Füße auseinander, bis sie eine Spreizstange zwischen ihnen befestigen konnte, die meine Beine etwa einen halben Meter auseinanderzwang, so dass sie ein aufgespanntes Dreieck bildeten. Als sie mit dem Ergebnis zufrieden war, stand sie wieder auf und machte sich hinter mir an der Stange zu schaffen. Ich konnte nicht sehen, was sie da in meinem Rücken machte, aber sie war schnell fertig damit, und bevor sie von mir wegtrat, spürte ich einen heftigen Handgriff an dem Anusring, der vorhin in meinem Hinterausgang installiert worden war, mit dem sie einen provisorischen Verschlussstopfen, der dabei eingesetzt worden war, jetzt entfernte.

Auf das Zeichen der Gummizofe hin, dass die notwendigen Vorbereitungen scheinbar abgeschlossen waren, nahm Gummiherrin Doremi eine Fernbedienung in die Hand, und auf einen entsprechenden Tastendruck setzte sich die Stahlstange in Bewegung und wuchs sehr langsam weiter aus dem Bodenschacht heraus. Gumminique, die hinter mir den Vorschub der Stange aufmerksam verfolgte, wedelte mit einer Hand, und die Gummiherrin stoppte die Aufwärtsbewegung. Sie kam jetzt auch heran und begutachtete die Position der Stange. Dann nickte sie und sagte: »Sehr schön.«

Gemeinsam mit Gumminique verschob sie meine Stellung ein paar Zentimeter nach hinten, so dass ich auf meinen auseinandergespreizten Heels ungeschickt rückwärts trippeln musste. Die beiden waren erst zufrieden, als ich endlich so stand, dass ich das Gefühl hatte, etwas stupse von unten in meinen Anusring.

»Besser, du reibst ihn ordentlich mit Gleitmittel ein«, wies die Gummiherrin die ihr assistierende Gummizofe an. Und dann drückte sie wieder auf der Fernbedienung herum und die Stange hob sich weiter. Von der Kraft eines Elektromotors getrieben, drang jetzt etwas durch den Anusring in meinen Hintern ein. Außer durch eine so unwillige wie zwecklose Bewegung meines Beckens hatte ich keine Möglichkeit, meine Überraschung und auch meinen Unwillen zu zeigen. »Nur ruhig, meine kleine Gummigeil. Wir spießen dich ein bisschen auf, damit du die nächsten Stunden ruhig stehen kannst. Du wirst es mögen, dass ein prächtiges Stück Gummischwanz in dich eindringt und dich stützen wird. Jetzt bist du schon mit zwei Schwänzen bestückt. Das muss deiner Gummigeilheit doch einfach Freude machen. Nicht?« Sie machte eine kurze Pause: »Besser, du nimmst ihn einfach in dich auf. Das macht es leichter, glaub mir.«

Ich hatte sowieso keine Wahl. Der Anusring verhinderte zuverlässig jeden Widerstand gegen egal welchen Eindringling. Und solange ich im Nebel des Gummidufts mit dem Gummischwanz in meinem Mund beschäftigt war, war mir ein zweiter Gummischwanz, der mich zusätzlich von hinten nahm, sogar willkommen. Die Gummiherrin ließ die Stange den Eindringling noch ein Stück weiter in mich hineintreiben, bis sie zufrieden feststellte, dass ich mich nicht mehr selbst befreien konnte und gleichzeitig auch weit genug auf den Latexpenis gespießt war, um sicher stehen zu können. Dann schaltete sie den Motor ab und ging zu Mistress Yvonne hinüber an die Spiegelwand.

Gumminique kam jetzt wieder heran und hängte einen transparenten Urinbeutel so zwischen meine Beine, dass er in Kniehöhe frei unter mir schwang. Den Schlauchanschluss des Beutels stöpselte sie mit dem kurzen Katheterauslass zusammen, der aus der Kante meiner Zofenvagina herausragte. Dann zog sie sich seitlich neben die Tür zurück und ging in die für sie typische Präsentationshaltung, bei der sie ihr reglos baumelndes gummiertes Schwänzchen mit der hübschen Schleife sehen ließ.

Gummiherrin Doremi drückte ein weiteres Mal auf der Fernbedienung herum und löste damit das Ventil aus, das bis dahin die Entleerung meiner Blase verhindert hatte. Ich spürte sofort die Erleichterung, als mein Blasendruck schlagartig nachließ und mein Urin durch den Schlauch herunter in den Beutel zwischen meinen Beinen floss. Ungerührt und interessiert sahen die beiden Gummiherrinnen zu, wie ich einfach auslief, bis der Urinfluss allmählich versiegte und zu einem gelegentlichen Tröpfeln wurde, ohne dass ich irgendeine Kontrollmöglichkeit über meine Körperfunktionen hatte.

Eigentlich hätte ich jetzt unglücklich oder tief beschämt sein müssen. Tatsächlich war mir mein öffentliches Auslaufen im Moment aber völlig gleichgültig, weil ich weiter im siebenten Gummihimmel schwebte und nicht von diesem betörenden Gummiduft lassen konnte. Zudem forderte der Gummischwanz in der Maske meine volle Aufmerksamkeit und Zuwendung, und ich probierte vorsichtig aus, ob ich auf dem hinten in mir steckenden zweiten Gummischwanz vielleicht ein wenig auf und ab rutschen konnte, um mich selbst anal zu ficken.

Dabei blieb mir gar nichts anderes übrig, als in Richtung der Spiegelwand zu blicken und mich selbst als zauberhaft schöne Gummizofe zu bewundern, die sich hemmungslos ihrer Gummigeilheit widmen konnte. Und diese Geilheit wurde nicht kleiner, als ich zusah, wie die beiden Gummiherrinnen jetzt die Schrittreißverschlüsse ihrer Latexcatsuits aufzogen und in die Piss-Pants schlüpften, die Gumminique ihnen vorhin aus der Boutique besorgt hatte.

Sorgfältig strichen die beiden die eng ihre Schenkel einschließenden Beine der Latexbermudas glatt, dann bauten sie sich lächelnd breitbeinig vor mir auf und ließen mich zwei kräftige goldgelbe Strahle sehen, mit denen sie die Aufnahmebeutel ihrer Pants füllten, die schwerer werdend zwischen ihren Beinen pendelten. Als sie sich genüsslich entleert hatten, winkten sie nach Gumminique, die erst bei Mistress Yvonne und dann bei Gummiherrin Doremi einen großen Urinbeutel an die Piss-Pants anschloss und dann den Hahn öffnete, damit der Natursekt abfließen konnte. Den auf diese Weise prall gefüllten Beutel hängte die Gummizofe anschließend an einen fahrbaren Ständer, wie ich ihn als Vorrichtung für Tropfinfusionen aus Krankenhäusern kannte. Dann rollte sie den Ständer in die Raummitte und ließ ihn neben mir stehen, so dass ich ihn im Spiegel gut im Blick hatte.

Die beiden Gummiherrinnen hatten die Piss-Pants nicht wieder ausgezogen. Sie ließen sich von Gumminique jetzt in lange rote Latextrenchcoats helfen und griffen dann nach ihren Handtaschen. Offensichtlich waren sie im Gehen begriffen. Gummiherrin Doremi kam dann noch einmal zu mir herüber: »Wir sind hier jetzt fertig und gehen essen. Du kannst leider nicht mitkommen, kleine Gummizofe, weil du jetzt ein paar Stunden nachdenken wirst über Pisszofen und ihre Leidenschaft, und vor allem natürlich sollst du dich intensiv mit deiner Gummigeilheit beschäftigen. Dabei wünsche ich dir recht viel Spaß. Ach ja«, und bei diesen Worten zeigte sie mir ein hochzufriedenes Lächeln: »Wir lassen dir noch zwei kleine Denkhilfen da.«

Den letzten Satz begleitete sie mit einem weiteren Tastendruck auf ihrer Fernbedienung, die sie danach in einer Manteltasche verschwinden ließ. Ich spürte sofort, dass der Gummischwanz, auf den ich aufgepfählt war, zu vibrieren begann und sich zusätzlich in rascher Folge ein paar Zentimeter tiefer in mich hineinschob und wieder zurückzog. Im ersten Moment wurde ich von dieser Bewegung angehoben und wieder abgesenkt, aber dann hatte das Gleitmittel den Reibungswiderstand des Gummischwanzes in meinem Anusring überwunden und der Schwanz ging dazu über, sich in mir vor und zurück zu bewegen, so dass ich jetzt auch ohne eigenes Zutun in gleichmäßigem und unermüdlichem Rhythmus gefickt wurde.

Die Gummiherrin kümmerte sich nicht um meine Reaktion. Stattdessen griff sie das lose herunterbaumelnde Ende des Faltenschlauchs vor meinem Bauch und verband es mit dem am Ständer hängenden Urinbeutel. An einer Schlauchklemme regulierte sie den Ausfluss des Beutels, schnippste abschließend noch einmal mit einem Finger gegen den Beutel und vergewisserte sich, dass der Natursekt tatsächlich zu fließen begann. Dann drehte sie sich von mir weg, hakte sich bei Mistress Yvonne unter, die lachend ihre Mähne schüttelte. Und die beiden Gummiherrinnen verließen mit klappernden Stilettoabsätzen den Raum, dicht gefolgt von Gumminique, der Gummizofe, die die Tür hinter sich zuzog.

Ich war allein mit der Spiegelwand.

Vor meinen Augengläsern glitzerte eine uringelbe Gummiwelt. Meine Gummiwelt. Weiter klapperten die Atemventile meiner Maske, und mit jedem Atemzug füllte intensiver Gummiduft meine Nase. Weiter lutschte ich den Gummischwanz in meinem Mund. Der Unterschied war, dass ich jetzt einen dünnen aber beständigen Fluss Natursekt aus ihm heraussaugte, der meinen Mund mit seinem leicht salzigen, für mich bittersüßen Geschmack füllte und mich zwang, ihn beständig herunterzuschlucken. Ich konnte, musste sehen, wie die Flüssigkeitszufuhr allmählich dazu führte, dass nicht nur der neben mir aufgehängte Urinbehälter sich ganz allmählich leerte, gleichzeitig füllte sich jetzt der Natursektbeutel zwischen meinen Beinen nun mehr und mehr. Und je schwerer er dabei wurde, desto regelmäßiger fing er nun auch an hin und her zu schwingen, weil sich der Rhythmus auf ihn übertrug, in dem mich der rückwärtige in mir vibrierende und arbeitende Gummischwanz unwiderstehlich durchfickte.

Die Gummiherrin hatte mir den Auftrag gegeben, über meine Gummigeilheit nachzudenken. Das tat ich. Ich roch, ich schmeckte, ich fühlte Gummigeilheit. Ich atmete, ich lutschte, ich schob mein Becken dem seelenlos unerbittlichen Gummischwanz entgegen, begnügte mich nicht mehr damit, seine Bewegung in mir geschehen zu lassen sondern konzentrierte mich darauf, ihn regelrecht abzureiten und mit ihm zu spielen.

War ich gummigeil? Ja, ich würde darüber nachdenken. Unbedingt.

Sechstes Kapitel
in dem die Zeit im Stehen vergeht

Die Zeit bleibt nicht stehen. Sekunden reihen sich aneinander, addieren sich zu Minuten, deren endloser Strom in eine Abfolge von Stunden überfließt, immer mehr Stunden – und doch war das eine bloß willkürliche Teilung, ein sinnloses Maß in diesem Raum. Ich war allein. Hier hing keine Uhr. Das Licht in diesem fensterlosen Raum änderte sich nicht. Einzig das allmähliche Erschlaffen des neben mir aufgehängten Vorratsbeutels, aus dem ich den Natursekt der beiden Gummiherrinnen herauslutschte, und natürlich die wie in einem bizarren System kommunizierender Röhren dazugehörige praller werdende Aufwölbung des Beutels zwischen meinen Beinen, in den ich unkontrolliert auslief, zeigte das Vergehen von Zeit an. Aber beides erfolgte zu langsam, um es direkt zu beobachten.

Nichts konnte mich hier ablenken und die Konzentration auf meine Geilheit stören. Jeder Atemzug, mit dem ich die von der Lösung im Inhalator mit intensivem Gummiduft angereicherte Luft einsaugte, vertiefte in meinem Bewusstsein eine untrennbare Verbindung zwischen sexueller Erregung und dem Material, in das ich so völlig eingeschlossen war. Oh ja, ich war gummigeil. Und mehr noch, diese Gummigeilheit füllte mich zunehmend aus, ankerte sich fester und fester in mein Denken und Fühlen. Wenn ich die Augen öffnete, konnte ich sie sehen, weil ich mich im Spiegel sah, wie ich ihr so hilflos und ergeben ausgeliefert war. Wenn ich die Augen schloss, blieb doch das gleiche Bild, weil ich ja fühlte, wie ein Gummischwanz endlos meinen Hintereingang bearbeitete, und genauso fühlte, wie ich den zweiten unverrückbar in mir steckenden Gummischwanz lustvoll beleckte und lutschte, den Geschmack meiner Gummiherrinnen aus ihm heraussaugte, ihren Natursekt mit meinem sabbernden Speichel vermischte und dann herunterschluckte.

Und doch war meine Gummigeilheit gebunden an meine erzwungene Keuschheit als Gummizofe. Meine Lust blieb unerfüllt. Sie schüttelte mich durch, aber der enge Peniskäfig verhinderte zuverlässig, dass ich meine sexuelle Spannung in einem Orgasmus lösen konnte. Ich fühlte den scharfen Schmerz meiner Vergeblichkeit. Ich spürte, wie ich immer nur feuchter und feuchter wurde. Die sexuelle Frustration trieb mir Tränen der Verzweiflung in die Augen, die die gelben Glasscheiben der Maske beschlagen ließen. Aber ich hörte ja nicht auf, gummigeil zu sein. Im Gegenteil. Die Leidenschaft, die ich meinen beiden Gummischwänzen entgegenbrachte, wuchs nur noch – und ich verstärkte meine Bemühungen, mich im Einklang mit der unermüdlichen Maschine anal zu ficken, mich durchficken zu lassen, und ich bearbeitete den Dildo in meinem Rachen noch intensiver mit Lippen, Gaumen und Zunge. Meine Gummigeilheit ließ mir keine Chance, den Schmerz der Erregung abklingen zu lassen, den ich mir damit selbst bereitete.

Je länger ich mich aber abkämpfte in meinem hilflosen Ausgeliefertsein, desto mehr erschöpften sich meine Kräfte. Die Muskulatur in meinen Schenkeln und Waden verkrampfte zunehmend. Aufgespießt auf der Stange und mit zwangsweise auseinandergespreizten Beinen konnte ich meine Haltung nicht ändern. Die Knie zu beugen und mich noch tiefer auf den Gummischwanz sinken zu lassen, das wagte ich nicht, weil ich zwar hoffte, aber eben nicht wusste, ob es da so etwas wie einen Anschlag gab, der mich vor ernsthaften Verletzungen schützen würde. Auch die angespannte Kiefermuskulatur um meinen zwangsgeöffneten Mund verkrampfte sich mehr und mehr. Die Schmerzen in meiner durch die Korsettierung eingezwängte Taille und in den Zehen meldeten sich wieder und machten sich als dauerhafte Quälerei bemerkbar. Meine Gummigeilheit blieb das bestimmende Gefühl, aber sie war nicht mehr allein in meiner Wahrnehmung.

Ich hatte keinerlei Zeitempfinden. Womöglich war ich dieser Installation schon Stunden ausgeliefert. Vielleicht waren aber auch nur eine Reihe sehr intensiv erlebter Minuten verflossen und ich täuschte mich selbst. Ich bemühte mich, mich gegen das aufkommende Gefühl des Wartens zu wehren. Mistress Doremi hatte mir befohlen, als Gummizofe über meine Gummigeilheit nachzudenken. Ich musste auf die Sicherheit ihrer Obhut vertrauen und darauf, dass sie als Gummiherrin bestimmte, was richtig für mich war.

Wirklich nachgedacht hatte ich bisher eigentlich noch nicht. Ich hatte meine Gummigeilheit geschehen lassen, ließ sie weiter geschehen, hatte sie ausgekostet und dann auch durchlitten. Und ich war mir gewiss, ich fand es schön und völlig wünschenswert, gummigeil zu sein. Wenn es etwas gab, was ich herausgefunden hatte und was ich der Gummiherrin antworten würde, wenn sie mich danach fragen würde: Gummigeilheit, bedingungslose Gummigeilheit ist ein Teil meiner inneren Schönheit als Gummizofe. Oder ich würde das so zusammenfassen: Ich bin eine Gummizofe, weil ich gummigeil bin. Und ich bin gummigeil, weil ich eine Gummizofe bin. Mehr war da für mich nicht nachzudenken.

Ich war jetzt müde, sprichwörtlich alles tat mir weh. Aber ich war auch zufrieden, weil ich die mir von einer Gummiherrin gestellte Aufgabe erfüllt hatte.

Und ich gönnte mir das Gefühl, mit ein bisschen diskretem Stolz auf mein Spiegelbild zu blicken, auf die voll gummierte glänzende Gestalt der Gummizofe, deren enge Taillierung die Fülle ihrer vorgereckten Brüste ebenso betonte wie das einladend breite Becken, das sich leicht über dem rhythmisch in ihrem Zofenarsch arbeitenden Gummischwanz bewegte und den inzwischen schwergewordenen Urinbeutel zwischen ihren Beinen pendeln ließ. An der Kopfkugel der Maske war nicht sichtbar, ob und wie sich mein Mund mit dem anderen Gummischwanz beschäftigte. Aber ich nickte mir zu und sah den Faltenschlauch schwingen, der mich mit dem Tropf verband.

Irgendwann versiegte der Zufluss an Flüssigkeit. Ich hatte den Beutel leer gelutscht, aber der Geschmack des Natursektes blieb in meinem Mund erhalten. Natürlich hörte ich nicht auf, mit dem Penisknebel zu spielen, jetzt aber mehr aus zufriedener Gewohnheit, sowie ich in meiner Erschöpfung auch versuchte, über der Bodenstange still zu stehen und die Maschine einfach ihre Arbeit tun zu lassen. Dann kam die Phase, in der ich mehrfach aus Sekundenschlaf aufschreckte, für Momente ohne Orientierung war und mich erst wieder beruhigte, wenn ich mich im Spiegelbild entdeckte und an meine Situation erinnerte.

Je müder ich wurde, desto einschläfernder wirkte das immergleiche Auf und Ab des Gummischwanzes, auf den ich gepfählt stand. Und auch das sanfte Umschmeicheln seines Partners in meinem Rachen machte mich eher träge und wiegte mich in eine Mischung aus Halbschlaf und Wegdösen. Die Steifigkeit des starken Gummis der Außenmaske, die meinen Hals umschloss, zwang meinen Kopf in eine aufrechte Position und verhinderte, dass mein Kinn auf die Brust sank. Ich schlief wohl nicht, dazu war meine Zwangshaltung viel zu unbequem. Aber ich war auch nicht wach.

*****

Wann ich in diesen Dämmerzustand einsank und wie lange ich so zwischen Wahrnehmung und Halbtraum gefangen blieb, das habe ich nie herausgefunden.

Stunden um Stunden müssen vergangen sein, bis mich zwei Hände, die meine Maske griffen und sanft meinen Kopf schüttelten, in die Wirklichkeit zurückholten. Unscharf erschien ein Gesicht vor meinen eingefärbten Augengläsern.

»Das darf doch nicht wahr sein«, hörte ich eine Stimme. Dann wurde ich losgelassen, und als sie zwei Schritte von mir zurückgetreten war, erkannte ich die üppige Blondine, die mich irgendwann – gestern? – in der Boutique in Empfang genommen und dann zu meiner Einkleidung gebracht hatte.

Jetzt stand sie ein wenig breitbeinig vor mir, die Hände auf die ausladenden Hüften eines kirschroten Latexminis gestützt, und sah mich ein wenig ratlos an: »Gummisabeth, Gummisabeth, ich glaube, wir haben ein Problem.«

Was sollte ich dazu sagen? Sicher hatte sie recht, auch wenn ich mir in diesem Moment allenfalls vorstellen konnte, welches Problem womöglich ich hatte. Der Knebeldildo in meinem Mund erübrigte sowieso jeden Kommentar, der über ein unverständliches Röcheln oder lautes Schmatzen hinausging. Ich begnügte mich deshalb damit, ihr vorsichtig zuzunicken. Ich wollte sie sehen lassen, dass ich ihr immerhin aufmerksam zuhörte.

»Aus den Augen, aus dem Sinn. Das ist leider nicht untypisch für Doremi und Yvonne. Wenn die beiden zusammen von der Leine sind, kennt ihr Spieltrieb keine Grenzen. Und offensichtlich können oder wollen die beiden nicht begreifen, dass dies eine Modeboutique ist und kein Dominastudio.« Sie seufzte resigniert: »Aber ich bin ja nur die kleine Angestellte, und die beiden Damen sind die dicksten Freundinnen der Besitzerin. Also muss ich sehen, wie ich hier irgendwie klarkomme.«

Ich war überrascht und dann entsetzt. Sie sprach so völlig respektlos über meine Gummiherrinnen. Um mich wieder zu beruhigen, konnte ich nichts anderes tun, als unwillig den Kopf zu schütteln und mich intensiver meinen beiden Gummischwänzen zu widmen. Vielleicht würde sie zur Vernunft kommen und ihre Meinung ändern, wenn sie an meinem Verhalten erkannte, wie willig ich mich in meine hilflose Situation fügte.

Viel Erfolg hatte ich nicht. Der neue Eifer, mit dem ich an meinem Knebel lutschte, blieb im Innern der Maske verborgen. Und bei meinen verkrampften und erschöpft zitternden Muskeln beeindruckten die Verkäuferin auch meine Bemühungen nicht, durch mehr Spannung und Bewegung des Beckens die Hingabe zu zeigen, mit der ich mich von der Maschine durchficken ließ.

Immerhin merkte sie meine wiedererwachte Aktivität. Sie kam wieder heran und schlang von hinten ihre Arme um mich, begann zärtlich meinen gummierten Körper zu streicheln. Im Spiegel sah ich, wie sie ihren Kopf auf meine Schulter legte, mit dem Kinn den gefalteten Atemschlauch beiseiteschob und ihre Wange gegen meine Maske schmiegte. Ich reagierte sofort und rieb wohlig meinen Kopf an ihrem.

»Helfen kann ich dir leider nicht, Gummisabeth. Selbst wenn ich wollte, ich habe keine Schlüssel für deine Maske und die Fernbedienung liegt hier nirgends herum. Ohne den Zugangscode würde mir die ohnehin nichts nützen. Wohl oder übel, du wirst die Situation noch ein bisschen länger aushalten müssen.« Sie hörte nicht auf, ihre Hände sanft und spielerisch über das spiegelglatte Latex meines Körpers gleiten zu lassen. Und ich genoss es, mich leicht gegen sie lehnen zu dürfen und dabei den Druck und die Wärme ihrer großen Brüste in meinem Rücken zu spüren.

Das Bild, das ich, das wir beide boten, schien auch sie durchaus zu faszinieren. Sie betrachtete uns beide sehr aufmerksam im Spiegel: »Weißt du, dass du sehr schön geworden bist, Gummisabeth? Die Zofenuniform wirkt an dir so völlig natürlich und selbstverständlich. Du scheinst wirklich eins zu sein mit dem Latex. Wenn du keine Gummizofe wärest, glaub mir, du könntest eine unwiderstehliche Gummigöttin sein.« Sie stieß ihre Wange neckend gegen die Latexschichten meiner Maske: »Die müsste allerdings herunter. Ich hab' nicht wirklich was gegen Masken. Gesichtsoffen oder wenigstens mit großen Öffnungen um Augen und Mundpartie können Masken sehr ästhetisch wirken und eine schöne Kopfform herausarbeiten. Aber mit diesen Funktionsmasken und Verschlauchungen werde ich mich wohl nie wirklich anfreunden können. Aber«, sie lächelte: »irgendeinen Grund muss es ja geben, warum ich immer Lene sein werde, die ein bisschen gummiverrückte Verkäuferin in einer Latexboutique – und nie Gummilene oder Gummisabeth, die Gummizofe.«

Ich nickte und drückte mich zärtlich noch ein wenig enger an sie. Ich spürte einen Anflug liebevollen Mitleids mit ihr, wünschte für einen Moment, sie könnte auch eine Gummizofe sein. Aber dann fügte ich mich in die Einsicht, dass sie mich zwar mochte und das, was ich war. Aber sie beneidete mich wirklich nicht. Und während ich ihr meine Zuneigung mit den minimalen Bewegungen, die meine Zwangshaltung zuließ, zeigte, lutschte und nuckelte ich sehr zufrieden auf meinem Gummischwanz herum. Denn ich hatte das starke Gefühl, eine Freundin gefunden zu haben.

Mit einem bedauernden Blick löste sich Lene von mir: »Ich muss dich jetzt leider alleinlassen. Es wird Zeit, die Boutique zu öffnen. Ich bin ja schließlich zum Arbeiten hier. Und vor allem«, sie ging entschlossen auf die Tür zu, dreht sich aber noch einmal zu mir um, »muss ich sehr dringend in der Villa anrufen, damit das hier schleunigst beendet und in Ordnung gebracht wird. Das Problem ist nämlich: ich brauche diesen Raum für eine Anprobe. Heute Vormittag kommt eine wichtige Kundin mit ihrem Mann. Und dann sollte diese …«, sie musste nach einem passenden Wort suchen: »Installation besser verschwunden sein.«

Lene hatte die Tür nur angelehnt, aber ich war wieder allein mit dem Spiegel, dem betörenden Gummiduft und meinen beiden Gummischwänzen. Gedämpft im Hintergrund hörte ich ihre Stimme am Telefon, die nach einer Weile immer lauter und energischer wurde, auch wenn ich hinter dem zischenden Klappern der beiden Atemventile nicht unterscheiden und verstehen konnte, was gesprochen wurde. Das Gespräch führte aber ganz offensichtlich nicht zu den von der Verkäuferin gewünschten Ergebnis. Der deutliche Knall, mit dem der Telefonhörer beim Auflegen in seiner Gabel landete, war selbst für mich vernehmbar.

Momente später rauschte Lene auf klappernden Stilettos wieder zu mir in den Anproberaum, schmiss wütend die Tür zu und baute sich fauchend vor mir auf: »Madame geruht dich abzuholen. Aber sie hat keine Eile. Du wärest ja vorerst beschäftigt, hat sie mich ausgelacht. Und wenn die Kundin kommt, bevor Madame Gelegenheit findet, hier zu erscheinen, dann soll ich sie ruhig hier hereinführen und so tun, als ob du ein ganz normales Teil des Inventars wärest. So eine Art ›gummigeile Schaufensterpuppe‹, wenn ich zitieren darf.« Ihr Zorn ließ sie beide Hände zu hilflosen Fäusten ballen: »Und ich soll dir ausrichten, dass du heute Morgen nicht pünktlich zum Dienst erschienen bist, was immer das bedeuten mag. Ich habe ja nicht wirklich den Eindruck, diese lächerliche Situation wäre damit umfassend beschrieben. Aber für Madame scheint da kein Zweifel zu bestehen.« Lene drehte sich im Raum herum, bis sie etwas gefunden hatte, auf das sie zustürmen und zurechträumen konnte: »Ich weiß ja, du kannst am allerwenigsten dafür. Aber du kannst mir glauben. Im Moment steht mir dieser ganze Domina-Scheiß bis hier und noch höher.« Mit der Handkante unter der Nasenspitze zeigte sie mir deutlich den Pegelstand ihrer Laune. Dann zuckte sie noch einmal in ohnmächtiger Wut die Schultern und fegte zurück zu den Verkaufsräumen.

Es stand also eine Art Wettrennen bevor – oder ging es um ein Wettwarten? Jedenfalls eine absurde Situation, denn die eine Beteiligte wusste von nichts, und Gummiherrin Doremi war überhaupt nicht interessiert, als erste aufzutauchen. Das Gegenteil schien mir viel wahrscheinlicher. Ohne jede Rücksicht auf Lene würde sie der Kundin sogar liebend gern den Vortritt lassen und noch Spaß daran haben, wenn es hier peinlich wurde. Und ich? Meine Hilflosigkeit verhinderte jede Einflussnahme. In dem kommenden Schauspiel war mir eine bizarre Rolle zugedacht, und niemand würde fragen, ob ich sie übernehmen wollte. Am wenigsten ich selbst. Wenn es meiner Gummiherrin gefiel, meine Gummigeilheit öffentlich vorzuführen, dann wollte ich mich als Gummizofe zeigen und bewähren, deren ganzer Stolz und Ehrgeiz in diesem Moment darin lag, als durch und durch gummigeil vorgeführt zu werden. Ich würde alles geben, meine Gummigeilheit sichtbar werden zu lassen.

Dagegen stand der Zustand der Erschöpfung, in den ich inzwischen gefallen war. Die langen Stunden in meiner Zwangshaltung über der Fickmaschine taten ihre Wirkung genauso wie die dauernde Anstrengung, die es mir machte, meine Atemluft beständig erst durch die Gummilösung in den Inhalator saugen zu müssen. Hinter dem inspirierenden Duft, mit dem ich für jedes Einatmen belohnt wurde, hatte ich die Mühe anfangs gar nicht wahrgenommen, wieder und wieder diesen leichten Unterdruck im Inhalator erzeugen zu müssen. Dazu der klickende Rhythmus, in dem sich meine beiden Atemventile öffneten und schlossen, das ewige Herein- und Auspfeifen der Luftströme durch die Atemschläuche, das sich als Körperschall auf mich übertrug. Mein Gefühl sagte mir, dass ich nicht länger einfach atmete, sondern vielmehr an ein System angeschlossen war, über das ich mich mit Atemluft und Gummiduft versorgte. Und das System zwang mich, Beatmung zu arbeiten.

Meine Gedanken verwirbelten sich zu sinnlosen Kreisen. Ich spürte von Neuem den vielfältigen Schmerzen nach, denen ich ausgesetzt war. Ich war jetzt wieder hellwach. Außer meiner Gummigeilheit hatte ich nichts, womit ich mich beschäftigen konnte. Also gab ich mir Mühe, alles andere in meinem Denken beiseite zu schieben und mich bewusst allein darauf zu konzentrieren, gummigeil zu sein. Vielleicht war das eine ganz absurde Idee. Schließlich wusste ich ja, ich bin gummigeil. Was konnte klarer sein jetzt, wo ich meiner Geilheit so hilflos eingeschlossen und zwangsweise aufgespannt ausgeliefert war. Ich versuchte es mit einem Mantra, das ich mir immer wieder als bewussten Gedanken vorsprach: »Ich bin Gummisabeth. Ich bin gummigeil. Ich bin eine Gummizofe. Ich bin gummigeil. Ich bin eine gummigeile Gummizofe. Ich bin gummigeil. Ich bin Gummisabeth, eine gummigeile Gummizofe. Ich bin gummigeil. Ich bin Gummisabeth.« Und so fing ich an, diesen Gedanken in einen endlosen Faden zu spinnen, während ich den Maschinendildo abritt, meinen Penisknebel lutschte, Gummiduft einsaugte und im Spiegel kontrollierte, dass nichts den Eindruck meiner gehorsam disziplinierten Gummigeilheit störte.

*****

Die Ladenglocke übertrug ihr Signal auch hierher. Bei jedem Ertönen des melodischen Geräuschs wartete ich alarmiert und unruhig darauf, dass jemand durch die Boutique in die Anprobe kommen und plötzlich überrascht vor mir stehen würde. Es gab darauf für mich keine andere Vorbereitung als die intensive Fortsetzung des Mantras, mit dem ich mir die Konzentration auf meine Gummigeilheit bewusst hielt. Aber dann blieb ich doch allein, die Glocke zeigte weiter von Zeit zu Zeit die Benutzung der Eingangstür an, und ob Kundinnen dazukamen oder das Geschäft verließen, konnte ich nicht unterscheiden.

Tatsächlich war es dann auch nicht eine geschockte Kundin, sondern Gummiherrin Doremi, die plötzlich vor mir stand. Sie trug denselben elegant auf Körperform geschnittenen roten Latex-Trenchcoat wie am Vorabend, aber der Mantel war geöffnet und gab den Blick frei auf einen engen schwarzen Bleistiftrock, der zusammen mit einer dazu passenden hochgeschlossenen weiße Bluse die Aura formeller Strenge betonte, die sie umgab.

»Es scheint, wir sind gerade noch zur rechten Zeit gekommen. Gummilore«, sie winkte der Gummizofe, die sie mitgebracht hatte: »unsere kleine Gummigeil ist durstig. Erledige das.«

Gummilore stellte ihre Tasche ab und entnahm ihr einen transparenten Beutel, in dem eine goldgelbe Flüssigkeit schimmerte, von der ich instinktiv wusste, woraus sie bestand. Mit geübten Griffen tauschte sie den Behälter gegen den von mir schon geleerten Beutel am Tropf aus und verband ihn mit dem Faltenschlauch meiner Maske. Ich war wirklich sehr durstig. Ungeduldig verfolgte ich mit den Augen den Beutelwechsel und begann sofort, dankbar den erfrischenden Natursekt der Gummiherrin anzusaugen und in mich aufzunehmen. Meine Zufriedenheit steigerte sich weiter, als die Gummizofe als Nächstes auch den inzwischen prall gefüllten Urinbeutel zwischen meinen Beinen durch einen leeren ersetzte.

In der Zwischenzeit hatte die Gummiherrin die Fernbedienung aus einer Manteltasche gezogen und tippte auf der Tastatur herum. Sie schaltete die Vibration und dann auch die fickenden Hubbewegungen des Gummischwanzes in meinem Hintereingang ab. Nach all diesen Stunden hätte ich erleichtert sein sollen. Stattdessen fühlte ich jedoch vor allem Enttäuschung, auf die ich unwillkürlich reagierte, indem ich nun versuchte, mich auch ohne Hilfe der Maschine selbst auf dem Dildo auf- und ab zu bewegen.

Mistress Doremi gönnte mir ein wenig Zeit und beobachtete amüsiert, wie ich im festen Griff meiner Gummigeilheit, aber behindert durch meine Fesselung, ziemlich erfolglos auf dem Gummischwanz herumrutschte. Dann drückte sie wieder eine Taste und der Dildo zog sich langsam vollständig aus mir zurück. Natürlich hielt mich der Anusring zugänglich, aber ich war jetzt nicht länger gestopft und ich spürte diese Leere. Unwillig schüttelte ich meinen maskierten Kopf.

Die Gummiherrin lachte nur. Sie ließ sich von Gummilore einen anderen Gummischwanz reichen, den sie mir vor die Augen hielt: »Ein kleines Mitbringsel für dich. Schau ihn dir genau an, Gummigeil. Er wird ab jetzt dein ständiger Begleiter sein. Wenn wir nicht gerade eine andere Verwendung für deinen Arsch haben, wirst du ihn unaufgefordert immer tragen.

Neugierig und begehrlich sah ich den halbelastischen schwarzen Latexpenis, mit dem ich gleich gestopft werden sollte. Ich schob den Kopf ein wenig auf ihn zu und nickte lebhaft, während ich gleichzeitig den Eifer verstärkte, mit dem ich meinen noch verbliebenen Gummischwanz schmatzend liebkoste. Gummiherrin Doremi sollte sehen, wie sehr ich mich auf meinen neuen Eindringling freute und wie bereit ich war, mich dauerhaft stopfen zu lassen.

»Die Wirkung unserer kleine Therapie lässt mich immer wieder staunen«, wendete sich die Gummiherrin an Gummilore. Ein schmaler Zug von Zufriedenheit umspielte ihre Lippen: »Aber ich weiß gar nicht, wann wir zuletzt eine Patientin hatten, die so intensiv auf die Behandlung anspricht wie deine neue Kollegin. Die Kleine macht ihrem Namen alle Ehre. Es wäre fast eine Schande, diese Gummigeilheit an eine einfache Gummizofe zu verschwenden.« Sie strich mit ihren Latexfingern ein wenig nachdenklich über den Gummischwanz, nach dem ich mich ungeduldig werdend verzehrte. Dann gab sie sich einen Ruck und schob den Dildo zwischen Gummilores bereitwillig geöffneten Lippen: »Lutsch ihn schön feucht, bevor du ihn Gummigeil in den Arsch schiebst«, forderte sie die Gummizofe auf, die gehorsam sofort begann, die Anweisung unserer Gummiherrin auszuführen.

Ich wiegte glücklich meinen Kopf und ließ den Faltenschlauch schwingen, als ich ihr dabei zusah, wie sie geschickt meinen neuen Analbegleiter, den Gummischwanz für mich vorbereitete. Und ich wünschte, sie könnte sehen, wie ich auch selbst den in meinem Mund steckenden Eindringling mit aller Sorgfalt und Zuwendung liebkoste, zu der ich fähig war. In meiner Hingabe hatte ich längst vergessen, dass ich erst gestern Nachmittag überhaupt das erste Mal einen Gummischwanz in den Mund genommen und vorsichtig umspielt hatte. Und jetzt erschien es mir das Selbstverständlichste der Welt, eine von zwei Gummizofen zu sein, die einander gegenüberstanden und unter dem wachsamen Blick einer Gummiherrin Schwänze lutschten.

Mistress Doremi entschied, dass es genug sei und beendete unser Duett, indem sie Gummilore befahl, die Spreizstange zwischen meinen Füßen zu entfernen. Die Gummizofe hockte sich vor mir hin und löste die Fesseln. Sie hörte dabei nicht auf, den Gummipenis weiter zu bearbeiten, den sie nur noch mit den Lippen hielt und immer wieder tief in ihren Rachen saugte. Dann richtete sie sich wieder auf, öffnete auch die Fesselung, die mir bis dahin die Hände im Rücken zusammengezwungen hatte und drückte mich entschlossen auf alle Viere nieder. Dann schob sie meine Beine leicht auseinander, um einen besseren Zugang zu meinem Anusring zu finden und presste dann den speicheltriefenden Latexdildo mit energischen Drehbewegungen in mich hinein, bis der Ring sicher in die verschlankte Nut am Ende des Eindringlings rutschte. Das Gefühl des Gummischwanzes, der jetzt fest in mir steckte, und den keine meiner Bewegungen wieder herausschieben würde, war im ersten Moment fremd und störend. Vor allem drang dieser Plug merklich tiefer ein, als es der Penisaufsatz der Fickmaschinen getan hatte.

Und als Gummilore mir dann aufgeholfen hatte und ich unsicher ein paar kleine Schritte machte, um die Verkrampfung in meinen Schenkeln und Fußgelenken zu lösen, konnte ich mich nur sehr allmählich daran gewöhnen, dass von nun an dieser Gummischwanz in mir stecken und sich bei jeder Bewegung bemerkbar machen würde. Einerseits. Andererseits hatte ich bei der Entfernung des Maschinendildos eine enttäuschende Leere empfunden, die jetzt verschwunden war. Ich war wieder doppelt mit Gummischwänzen gestopft.

Meine Muskeln taten einfach nur noch weh und wehrten sich mit scharfen Schmerzsignalen gegen jede Bewegung. Liebend gern hätte ich mich irgendwo hingesetzt. Gummilore, der meine Erschöpfung nicht entgangen war, merkte, dass ich mich suchend im Raum nach einer Sitzgelegenheit umsah, und griff ein, bevor ich unbedacht einen schweren Patzer begehen konnte. In sehr höflichem Ton aber wie beiläufig schlug sie der Gummiherrin vor, die neue Gummizofe in die Ruheposition einzuweisen, solange sie ja noch mit der Aufnahme von Natursekt beschäftigt sei und wegen des kurzen Verbindungsschlauchs ohnehin nichts Nützliches erledigen könne.

Mistress Doremi überlegte kurz, wobei sie mich prüfend anschaute und sich wohl überzeugte, dass ich tatsächlich eine Erholungspause nötig hatte. Dann willigte sie ein und wies Gummilore an, mir eben zu zeigen, wie eine Gummizofe zu knien habe. Und mit der Bemerkung, sie wolle ohnehin noch etwas in den vorderen Geschäftsräumen besprechen, verließ sie die Umkleide. Schon in der Tür, besann sie sich und kehrte noch einmal um: »Und du beeilst dich besser. In der Villa wartet Arbeit, die sich nicht von allein macht. Und ich habe keineswegs vergessen, dass du heute Morgen nicht zum Dienst erschienen bist. Darüber müssen wir natürlich noch sprechen.«

Als sie uns dann tatsächlich allein gelassen hatte, drückte Gummilore mich sanft in die Knie und zeigte mir, wie ich diese Position einnehmen sollte. Sie schob meine Beine auseinander und ich durfte mich auf die zusammengeschlossenen Fersen setzen. Die Rockfalten sollte ich geordnet auf den Schenkeln soweit nach oben schieben, dass mein Schritt gut sichtbar blieb. Die Hände lagen dann ruhig auf den Knien und der Oberkörper war minimal zurückgelehnt aufrecht zu halten. »Dabei blickst du ruhig in etwa zwei Metern Entfernung vor dir auf den Boden. Und den Kopf bewegst du nur, wenn eine Gummiherrin deine Aufmerksamkeit fordert«, schloss sie die Einweisung ab, und trat ein paar Schritte zurück, um meine Haltung zu kontrollieren. Dann beugte sie sich noch einmal für ein paar kaum merkliche Korrekturen über mich und sagte: »Mach dir nichts daraus. Für deinen ersten Tag als Gummizofe hältst du dich bisher sehr gut. Ich glaube, deine Haltung hat die Gummiherrin echt beeindruckt. Das Problem ist jetzt natürlich«, und bei dieser Bemerkung lachte sie ein bisschen: »genau das macht Mistress Doremi überhaupt nicht glücklich.«

Die Ruheposition, die ich einnehmen durfte, entlastete mich merklich. Entspannt auf den Fersen aufsitzend empfand ich diese kniende Haltung fast als bequem, während ich fleißig an meinem Penisknebel lutschte und möglichst zügig den Natursektbeutel leersaugte. Aus den Augenwinkeln sah ich Gummilore dabei zu, wie sie die Edelstahlstange mit der Fernbedienung weiter absenkte, dann auf die Knie ging und den aufgesetzten Gummischwanz, der so viele Stunden in mir gearbeitet hatte, sorgfältig mit der Zunge säuberte. Als sie mit dem Ergebnis ihrer Arbeit zufrieden war, entfernte sie den Dildo aus seiner Halterung und ließ die Stange endgültig im Boden verschwinden. »Das ist natürlich eigentlich deine Aufgabe«, sagte sie, blieb einen Moment neben mir stehen und tippte mit einem Finger an den Faltenschlauch: »Aber du bist ja gerade anders beschäftigt. Außerdem«, lächelte sie mich an: »bist du hier nicht die einzige mit einer gewissen Vorliebe für Gummischwänze.« Dabei drehte sie sich schon um und stöckelte zur Tür hinüber, die die Anprobe von der Boutique trennte. Die Gummizofe schaute sich ein letztes Mal um und versicherte sich so, dass alles im Raum adrett und aufgeräumt war. Dann öffnete sie die Tür weit und einladend.

Als hätten sie nur auf dieses Signal gewartet, betraten nacheinander Mistress Doremi und die angekündigte Kundin mit ihrem Mann den Raum, dicht gefolgt von Lene, die mehrere Latexkleidungsstücke über dem Arm trug. Die Kundin war eine elegante Erscheinung in den späten vierziger Jahren, die einen lässig geschnittenen, schwarzen Ledermantel trug, unter dessen schwingendem Saum schlanke, hochhackige Lederstiefel mit silbernen Stiletto-Absätzen sichtbar waren. Ihr wohl etwa gleichaltriger Begleiter hielt sich deutlich hinter ihr und schien mit seinen eingezogenen Schultern hinter einem hochgeschlagenen Kragen verschwinden zu wollen. Anders als die Dame, die das Bild, das ich ihr bot, mit einer Art neugierigen Gelassenheit auf sich wirken ließ, trieb die Situation ein hochpeinlich berührtes Rot in sein Gesicht. Er war wohl versucht, sich wegzudrehen, konnte den Blick aber offensichtlich nicht von der vor ihm knienden, schwarz glänzend uniformierten und verschlauchten Gummizofe lösen, die scheinbar ungerührt ihre Latexvagina präsentierte, während sie emsig schmatzend den Inhalt des neben ihr aufgehängten Beutels einsaugte.

Tatsächlich verbarg nur die Maske die heißen Wellen von Blut, die mir bei dem Gefühl in die Wangen schossen, als schwanzlutschende gummigeile Gummizofe vorgeführt zu werden. Ich war nicht mehr überrascht. Schon als Lene mich vorhin aufgefunden und mir erzählt hatte, sie erwarte eine Kundin, hatte ich mehr als geahnt, was mir hier heute noch blühen sollte. Aber dann waren es eben doch zwei völlig unterschiedliche Dinge, sich eine Situation vorzustellen oder sie eben wie jetzt wirklich zu erleben. Ich schämte mich sehr, so zur Schau gestellt zu werden. Aber ein bisschen, ganz im Hintergrund, genoss ich es auch, als Gummizofe vorgeführt zu werden. Und dieser Teil von mir, die gummigeile Gummizofe, schämte sich dafür, sich zu schämen, statt stolz zu sein. Das Durcheinander meiner Gefühle ließ sich gerade überhaupt nicht ordnen.

Gummiherrin Doremi dagegen schien die Situation völlig selbstverständlich zu finden. Noch immer im knallig roten Latex-Trench trat sie zu mir und legte eine ihrer Hände auf meine Schulter: »Und hier haben wir also Gummigeil.« Ihre kräftigen Latexfinger klemmten sich in mein Schulterblatt und sie zog mich hoch: »Auf, Gummizofe, zeig dich!«
»Gummigeil ist noch neu, meine Liebe,« wendete sie sich der Kundin zu: »Leider ist sie als eine ziemlich verluderte Gummischlampe zu uns gekommen. Und wir haben erst angefangen, sie ganz allmählich an ihre Aufgaben und Pflichten zu gewöhnen. Im Moment ist sie noch dabei, unter kontrollierter Atmung ihre Gummileidenschaft zu verstärken. Und sie nutzt diese kleine Erholungspause sinnvoll, bei der wir sie gerade erwischen, um den Geschmack ihrer Gummiherrin besser kennen zu lernen. Unsere Philosophie ist, unsere Gummizofen nicht einfach nur zu drillen. So lernt die Gummizofe durch liebevolle Erziehungsmethoden, wie sich in ihrem zukünftigen Leben Angenehmes mit Sinnvollem verknüpft.«

Die Gummiherrin gab mir einen Klapps: »Du solltest unsere Gäste begrüßen, Gummigeil.« Ich verstand natürlich, was sie meinte, trippelte zwei Schritte vorwärts und versuchte einen vollendeten Knicks, aus dem ich mich mit angehobenen Rocksäumen wieder aufrichtete, unter denen ich meinen rüschenumrahmten Schrittbereich vorzeigte. Zusätzlich neigte ich den maskierten Kopf und bemühte mich, durch vernehmbares Schmatzen deutlich zu machen, dass ich fleißig weiter an meinem Gummischwanz lutschte.

Die Kundin lächelte geschmeichelt und zog ihre Handschuhe aus, die sie fast achtlos ihrem Begleiter übergab. »Ich bin wirklich beeindruckt«, sagte sie und sah interessiert auf meine Latexvagina. »Sagten Sie nicht in unserem Gespräch vorhin, die Zofe sei eine TV? Darf ich mich überzeugen?«
Mistress Doremi machte eine einladende Handbewegung: »Nur zu, meine Liebe, zeigen Sie keine Hemmungen«, gab sie ihre Einwilligung: »Wir machen eigentlich keine Unterschiede. Für uns ist eine Gummizofe wie die andere. Und für die Gummizofen selbst ist es sowieso bedeutungslos, wenn sie sich erst einmal an ihre Rolle gewöhnt haben. Aber Gummigeil ist tatsächlich vorübergehend eine TV-Zofe. Sie ist als Gummitranse zu uns gekommen und hat um die hormonelle und operative Geschlechtsanpassung gebeten. Körpermodifikationen machen wir normalerweise nicht, schon gar nicht die extremen Varianten, von denen man gelegentlich liest. Aber Geschlechtsanpassungen von Transzofen sind etwas anderes. Für Gummigeil ist das allerdings noch ein bisschen früh. Sie soll sich erst bei uns einleben und als Gummizofe wohl fühlen. Dann sehen wir weiter.«

Die Dame im Ledermantel näherte sich mir und strich vorsichtig mit ihren bloßen Händen über das hauteng meinen Körper umspannendes Latex, befühlte sichtlich fasziniert das feine Material des Faltenrocks. Ich spürte, wie plötzlich ihre Finger auf meiner Vagina lagen und mit sanftem Druck den darunter liegenden Peniskäfig um meinen sicher verpackten Schwanz untersuchte. Sie rieb ein wenig energischer nach, um herauszufinden, wie ich auf die Berührung reagierte. Aber da hätte sie die feste Latexhülle unter der Vagina schon deutlich zupackender und länger bearbeiten müssen. Völlig erschöpft von seinem stundenlangen vergeblichen Kampf mit meiner Gummigeilheit konnte sich da nichts anderes mehr rühren als ein frustrierter Schmerz.

Aber gerade, dass sie keine Reaktion ertasten konnte, schien die Kundin zu befriedigen. Ihre Finger zogen sich aus meinem Schritt zurück und sie trat jetzt hinter mich, hob den Rock meiner Zofenuniform an und schob meine Pobacken auseinander. »Oh, der Plug ist ja hohl!«, rief sie überrascht aus, und ich hatte das verdächtige Gefühl, sie hatte sofort prüfend zwei Finger in die Öffnung gesteckt. Ich war mindestens genauso überrascht, denn für mich fühlte sich mein Eindringling nach einem soliden in mir steckenden Gummischwanz an.

»Nur im hinteren Bereich«, erklärte die Gummiherrin: »Das hat sich als einfache und nützliche Lösung erwiesen. Der Plug ist im ausgehöhlten Bereich mit einer Reihe von Steuerkontakten für verschiedene Funktionen versehen. Dabei ist das Material so stabil, dass die Gummizofe praktisch überhaupt keinen Unterschied bemerkt. So kann sie gleichzeitig eine Vielzahl unterschiedlicher Dildos aufnehmen oder auf geeigneten Zapfen fixiert werden, ohne erst umständlich den ganzen Gummischwanz wechseln zu müssen. Die Zofe bleibt einfach permanent gestopft.«

Die Kundin nickte anerkennend. Langsam und abwägend umrundete sie mich und dann auch Gummilore, verglich unsere Uniformierungen, die sich nur durch die Maske unterschieden, in der mein Kopf steckte. Und natürlich durch die drei Faltenschläuche, von denen mich zwei mit meiner Atemvorrichtung verbanden, während der auffälligere dritte meinen Penisknebel an den inzwischen fast geleerten Natursektbeutel anschloss.

»Das überfällt mich jetzt alles ziemlich unvorbereitet«, sagte sie. Ihr Blick wanderte nachdenklich von uns beiden Gummizofen hinüber zu ihrem Mann, der sich, obwohl nur Zuschauer, merklich unwohl fühlte. Er gab sich zwar Mühe, so zu tun, als lasse ihn diese Szenerie hier in der Anprobe unbeteiligt. Aber das war nicht mehr als schlechtes Schauspiel. Seine Augen verrieten, wie sehr ihn das Bild der Gummiherrin mit ihren beiden Gummizofen in den Bann zog und seine Fantasien anregte.

»Was meinst du, Robertchen?«, fragte seine Frau verdächtig gelassen: »Würde mir nicht eine Gummizofe wunderbar stehen, die mein Leben ein wenig …«, für Momente suchte sie das passende Wort, während sie ihren Mann abschätzend und mit zunehmend gerunzelten Stirnfalten fixierte, »… angenehmer und vor allem abwechslungsreicher machen würde?« In der Frage schwang ein leiser aber sehr bestimmt vorwurfsvoller Ton mit.

Aus der Art, wie Robertchen, sich räuspernd, den Blick senkte und als Antwort nur die Schultern weiter hob, als wollte er nun ganz zwischen ihnen verschwinden, ließ sich ein gewisses ungerichtetes Schuldbewusstsein ablesen. Die Kundin trat auf ihn zu, packte ihn beim Arm und zog ihn energisch zu mir herüber. »Schau sie dir genau an. Sie strahlt doch geradezu vor hilfloser Eleganz. Und fühl selbst. Fühlt sie sich nicht faszinierend an?« Sie nahm seine Hand und legte sie auf meine Brust, schob sie auf dem Latex hin und her, in das ich eingehüllt war. »Du darfst sie streicheln. Versuch doch, ein Gespür zu entwickeln für das Material. Kannst du nicht fühlen, wie erst das Gummi sie zu dem macht, was sie ist?« Sie führte seine Hand in meinen Schritt und drückte sie gegen meine Vagina. »Und sie ist völlig ungefährlich. Da regt sich nichts.«

Spontan schob sie ihre andere Hand zwischen die Stoffbahnen seines geschlossenen Mantels und griff prüfend zwischen seine Beine: »Ganz anders als bei dir, Schatz. Macht dich die Zofe heiß? Soll ich für dich fragen, ob dir die Gummizofe einen blasen darf?«

Robertchen lief knallrot an, traute sich aber nicht, meinen Schritt loszulassen oder sich seiner Frau zu entwinden. Ich stand vor ihm und versuchte, ihm durch meine Urin-gelb eingefärbten Augengläser beruhigend zuzublinzeln. Ganz automatisch lutschte ich jetzt intensiver an meinem Gummischwanz. Ich war nicht nur neugierig, was jetzt vielleicht passieren würde. Meine Gummigeilheit steigerte sich in die Vorstellung, die Gummiherrin würde mich anweisen, statt weiter meinen Penisknebel zu bearbeiten als nächstes einen echten Schwanz zu verwöhnen. Und ich spürte das heftige Ziehen, in dem sich mein eigener Penis in seinem Gefängnis quälte. Dass Robertchens auf meiner Vagina liegende Finger davon nichts merkten, merken konnte, lag einzig an meiner sorgfältigen Gummierung und Verpackung.

Was mich aber besonders aufgeilte, viel mehr als nur die Aussicht auf einen männlichen Schwanz, den ich in meinem Mund aufnehmen und mit Lippen und Zunge zum Abspritzen treiben würde – als männliches Wesen interessierte mich Robertchen überhaupt nicht – war der Verdacht, es ging hier überhaupt nicht darum, ob er seiner Frau und sich eine Gummizofe wünschte. Ich war ziemlich sicher, die Kundin und mittelbar auch Mistress Doremi beschäftigten sich mit der Frage, ob er eine geeignete Kandidatin war, selbst die Rolle der Gummizofe zu übernehmen, die das Leben seiner Frau angenehmer und abwechslungsreicher gestalten durfte. Und ich versuchte, in seinem Gesicht irgendeine Regung oder ein Zeichen dafür zu finden, ob er seine mögliche Zukunft wohl ahnte.

Gummiherrin Doremi hatte bestimmt ihr Vergnügen an der Situation. Aber jetzt griff sie ein. »Meine Liebe«, machte sie ein Ende, »alles zu seiner Zeit. Ihnen ist doch sicher bewusst, dass Gummizofen keineswegs Teil des Sortiments in dieser Boutique sind.« Sie breitete die Arme zu einer ausladenden Geste höflicher Entschuldigung: »Wir beraten natürlich, und manchmal haben wir das Glück, eine arbeitsuchende Zofe in eine neue Stellung vermitteln zu dürfen. Aber in der Regel beschränken wir uns darauf, Hilfen bei der Erziehung und Ausbildung anzubieten. Und selbstverständlich finden Sie bei uns alles, was für eine angemessene Ausstattung unserer kleinen Lieblinge benötigt wird.«

Mit einem Finger deutete sie auf den am Halter hängenden Beutel und gab Gummilore damit das Signal, die Schlauchverbindung mit meiner Maske zu trennen. »Ich glaube, Gummigeil ist inzwischen fertig und brennt darauf, wieder an die Arbeit gehen zu dürfen. Ich bin ja eigentlich nur zufällig hereingeschneit, um sie abzuholen.« Lächelnd schob sie Robertchen von mir weg und übergab der Kundin eine Visitenkarte: »Damit Sie wissen, an wen Sie sich wenden können, wenn Ihre Überlegungen zu einem Ergebnis kommen sollten. Und ich bin fast sicher, wir sehen uns schon bald – ich muss jetzt leider weiter, aber bei unserer Lene weiß ich Sie ja in fachkundigen Händen.« Die Gummiherrin winkte Lene heran, die sich bis dahin sehr im Hintergrund gehalten hatte und jetzt, nicht ohne die Spur eines verächtlichen Naserümpfens in die Mitte des Raums trat und endlich die herausgesuchten Latexkleider für die geplante Anprobe auseinanderbreitete.

Ich fand das ein sehr abruptes Ende. Und ich konnte auch nicht glauben, dass Mistress Doremi irgendwen täuschen konnte mit ihrem Versuch, diese Szene wie eine Zufallsbegegnung aussehen zu lassen. Aber vielleicht wollte sie das auch gar nicht, sondern nutzte nur einen Vorwand, um die Kundin mit ihren Gedanken und einer Idee zurückzulassen, die in ihrer Fantasie heranwachsen und immer konkreter werden konnte. Wer wusste schon genau, was im Kopf einer Gummiherrin vor sich ging. Ich jedenfalls nicht, und soweit es mich als Gummizofe betraf, würde ich das auch ohne weitere Spekulationen rechtzeitig erfahren. Ein sanfter Zug an meinem Halsband machte mich dann darauf aufmerksam, dass ich inzwischen wieder angeleint war und mich in Bewegung setzen sollte. Unablässig weiter an meinem Penisknebel lutschend, auch wenn der Faltenschlauch jetzt nutzlos vor meiner Brust herumbaumelte, stöckelte ich folgsam hinter der Gummiherrin her zurück in die Verkaufsräume. Jede meiner Bewegungen setzte sich in eine zunächst ungewohnte korrespondierende Regung des Gummischwanzes fort, der als Plug in meinem Hintern steckte. Und ich versuchte, mich beim Gehen anzufreunden mit diesem noch fremden Gefühl, das mir mit der Zeit selbstverständlich werden sollte.

Vorne in der Boutique beugte sich eine zweite Verkäuferin über irgendwelche Listen auf dem Kassentresen und sah kurz auf. Offensichtlich war sie nicht überrascht, dass zwei Gummizofen durch die Boutique geleitet wurden, denn sie wendete ihre Aufmerksamkeit sofort wieder ihrer Arbeit zu. Mistress Doremi hielt sich ebenfalls nicht weiter auf, sondern schritt zielstrebig auf die Ladentür zu, und Momente später fand ich mich zwischen ihr und Gummilore, die uns folgte, auf den Gehsteig und endgültig hinausgezogen in die Öffentlichkeit wieder.

Kein Mantel verbarg mich vor den Blicken der Passanten, und auch keine freundliche Dunkelheit, denn es war irgendwann am späten Vormittag. Vor den Restaurants auf der anderen Straßenseite waren die Tische unter schattenspendenden Sonnenschirmen gut besetzt, denn obwohl es noch früh war, hatte die Mittagszeit doch schon begonnen. Irgendwie spürte ich, die Gäste hatten reichlich Muße, von ihren Gedecken oder auch Speisekarten aufzusehen und mir genauso ihre Aufmerksamkeit zu widmen wie die Vorübergehenden, die ihre Schritte verlangsamten oder, wenn sie den Abstand hinreichend befanden, auch gerne stehenblieben, um uns eingehender zu betrachten.

Wahrscheinlich hatten mich die vergangenen Stunden, seit ich gestern in gespannter Erwartung die Boutique betreten hatte, zu sehr erschöpft oder auch ein wenig abgestumpft. Die Peinlichkeit, die ich sonst empfunden hätte, als schwanzlutschende Gummizofe angeleint in die Öffentlichkeit gezerrt zu werden, nahm ich in diesem Moment nur noch am Rande wahr. Außerdem wusste ich mein Gesicht unter den zwei Latexschichten meiner Maske verborgen. Niemand würde mich erkennen. Und wer auch? Bisher hatte ich in dieser neuen Stadt doch niemanden kennengelernt, der nicht zu meiner Gummiwelt gehörte. Ein Abgrund trennte mich inzwischen von meinem Vorleben. Was von den Brücken mit dem Übertritt in mein neues Gummileben nicht ohnehin hinter mir zusammengebrochen war, glaubte ich gründlich zerstört.

Trotzdem fühlte ich mich nicht wirklich wohl. Wenn ich meinen Anreisetag mitrechnete, war dies erst mein dritter Tag. Noch weniger, der zweite seit meinem Vorstellungsgespräch, überhaupt erst mein erster als angestellte Gummizofe. Und ich hatte meinen Dienst noch gar nicht aufgenommen. Oder doch, so wie mich Gummiherrin Doremi als Demonstrationsobjekt einer Kundin – nur der Boutique? – vorgeführt hatte? Wie hatte diese winzige Zeitspanne genügen können, um hinter der unsicher schüchternen Transfrau dieses bizarre Gummiwesen hervorzulocken, in das ich mich inzwischen unumkehrbar verwandelt hatte? Ich hatte ein bisschen Angst vor der Antwort auf die Frage, zu was ich noch bereit sein mochte, ob da eine Grenze war.

Zeit zum Nachdenken über diese Frage bekam ich allerdings nicht. Mistress Doremi ignorierte das Aufsehen, das sie mit ihren beiden Zofen in der Straße erregen mochte. Eher umgekehrt nahm sie es als ihr selbstverständliches Vorrecht. Sie zupfte ungeduldig an meiner Leine und zwang mich, ihr stolpernd ein Stück den Gehweg entlang hinterher zu trippeln. Die gelbliche Einfärbung der Augengläser meiner Maske ließen die kleinen Unregelmäßigkeiten des Pflasters fast verschwinden, und überdies war ich doppelt abgelenkt durch die noch ungewohnte Erfahrung des Gehens mit dem in mir steckenden Plug einerseits wie andererseits durch die notwendige Konzentration auf meine Atemvorrichtung. Mehrfach geriet ich ins Straucheln und konnte mich nur mit Mühe aufrecht halten.

Ich war daher erleichtert, als die Gummiherrin die seitliche Schiebetür eines Kleintransporters aufriss und mir wie Gummilore mit einer Handbewegung anzeigte, dass wir einsteigen sollten. Sie wartete gar nicht ab, bis wir uns hingesetzt hatten, sondern schob die Tür mit einem Ruck wieder zu und stieg vorne in das Fahrzeug ein. Als sie den Schlüssel ins Zündschloss gesteckt hatte, drehte sie sich zu uns um und sah zu, wie wir unsere Plätze einnahmen.

Es fiel nur wenig Licht ins Wageninnere. Die Fenster des Transporters waren dunkel verglast. In der künstlichen Dämmerung erkannte ich, dass aus der Polsterung der Rückbank zwei Dildos herausragten. Über deren Bedeutung benötigte ich keine weitere Erklärung, sondern folgte Gummilores Beispiel, die sich sofort mit dem Gesäß über den einen der beiden Gummizapfen schob und ihn im Niedersetzen zügig in sich eindringen ließ. Ich spürte, wie mein Körpergewicht den Dildo durch meinen Anusring zwang und er dann wie ein Anschlussstutzen in das untere Ende des Gummischwanzes hineinflutschte, der mich rückwärtig ausfüllte. Die Dildos waren so weit vorne in den Sitzen angebracht, dass wir ohne die Möglichkeit des Anlehnens aufrecht saßen.

Als die Gummiherrin sah, dass wir fest in der vorgesehenen Position mit den Zapfen verbunden waren, drehte sie sich nach vorne um, startete den Motor und legte zusätzlich einen unscheinbaren Schalter auf dem Armaturenbrett um. Mein Gummischwanz erwachte damit unmittelbar zum Leben, die Vibration setzte ein und gleichzeitig wurde ich nun in kurzen, aber energischen Stößen anal gefickt. Ich röchelte meine Überraschung mit einem kleinen Schrei heraus, den der Gummischwanz in meinem Mund allerdings zuverlässig erstickte. Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, dass Gummilores Becken genau wie meines in den Rhythmus der Fickstöße gezwungen war. Ihre Hände hatte sie ruhig auf die Knie gelegt, und ich beeilte mich, die gleiche Haltung wie sie einzunehmen, während ich gleichzeitig gar nicht anders reagieren konnte, als mich jetzt wieder stärker mit dem Gummischwanz in meiner Maske zu beschäftigen und vollständig auf meine Gummigeilheit zu konzentrieren.

Mistress Doremi fuhr die gleiche Strecke, die ich am Vortag auf dem Weg zur Villa im Taxi zurückgelegt hatte. Und ich vermutete, sie ließ den Wagen mutwillig über die Unebenheiten des schadhaften Kopfsteinpflasters der Altstadt rumpeln, um Gummilore und mir das Vergnügen einiger zusätzlicher harter Stöße unserer Gummischwänze zu verschaffen.

Unser Transport währte indes nicht lange. Ich war zu beschäftigt, um der eingeschlagenen Route zu folgen, wusste aber ja inzwischen ohnehin, dass es nur ein paar Straßen aus der Altstadt hinausging. Die Gummiherrin lenkte den Wagen von der platanenbestandenen Allee durch das schmiedeeiserne Tor und über den knirschenden Kies der Auffahrt zur Villa hinauf. Das Fahrzeug kam zum Stillstand, und mit dem Motor schaltete sich auch der Antrieb des in mir arbeitenden Dildos ab. Frustriert nahm ich wahr, wie sich der Zapfen löste und aus mir zurückzog, bis er ganz in den Tiefen des Sitzpolsters verschwunden war. Die Schiebetür wurde auf ihren Schienen beiseitegezogen, und wir stiegen aus. Wieder spürte ich den energischen Zug an meinem Halsband, und ich stöckelte folgsam hinter der Mistress Doremi her zur Treppe. Gummilore war uns vorausgeeilt und hielt die Tür für die Gummiherrin auf, die ihr im Vorbeigehen meine Leine in die Hand drückte.

Momente später stand auch ich in der Halle. Gummilore klinkte mich aus. Das leise Geräusch machte mir endgültig klar. Ich war in diesem Haus nicht länger eine Besucherin mit Anspruch auf die Höflichkeiten gepflegter Gastfreundschaft. Ich war Gummisabeth, einfach eine Gummizofe. Ich gehörte jetzt zum Personal.

Fortsetzung folgt...

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