Latexdame Jannette TV- Geschichten

Ein dunkelblauer Nylon- Mackintosh

von Susan Mackintosh

Alle Rechte und weitere Nutzung beim Autor.

Übersetzung: Jannette

Ich wurde mehrere Jahre lang in einem christlichen Internat in North Yorkshire erzogen. Dort lebten nur etwa zweihundert Mädchen, und ich blieb dort, bis ich den Schulabschluss für eine weiterführende Schule erlangt hatte. Eine der schöneren Seiten des Schullebens war die Schuluniform, zu der ein dunkelblauer Nylon- Mackintosh- Regenmantel gehörte, sowie ein dazu passendes Nylonhalstuch. Ich glaube, dass dieser Mantel, als auch die Uniform überhaupt, unsere zurückhaltende, entsagende Erziehung widerspiegeln sollte. Uns wurde kein anderer Mantel erlaubt zu tragen, selbst an den kältesten Tagen nicht. Allerdings musste ich selbst an den windigsten und kältesten Tagen erkennen, dass der Nylon- Mackintosh keine nennenswerte Kälte durchließ. Schließlich verloren die Mäntel irgendwann die Fähigkeit, Wasser abzustoßen, aber das trug nur zur verbesserten Form bei, da sie im nassen Zustand viel besser am Körper anlagen.
Es war Vorschrift dass wir unsere Macs tragen mussten, sobald wir das Internatgelände verlassen wollten. Als wir jünger waren, verließen wir nicht sehr oft das Internat, außer sonntags. So zogen wir an jenen Tagen unsere Macs an, banden uns die Halstücher um, und verließen gemeinsam das Internat. Erst in den letzten Jahren, als wir siebzehn oder achtzehn Jahre alt waren, wurde uns erlaubt auch samstags das Internat zu verlassen.
Jene Tage waren die beste Zeit meines Lebens. Ungefähr zwanzig von uns trafen sich im Dorf, alle an unseren Macs und Halstüchern erkennbar, an der Bushaltestelle, um nach York zu fahren. Wir durften nichts anderes tragen als unsere einheitliche Schuluniform, welche aus einer weißen Bluse, Marinerock und Strickjacke, und natürlich dem Mac bestand. Sobald wir außer der Sichtweite der Nonnen waren, nahm sich das eine oder andere Mädchen zunächst das Halstuch ab, und zog schließlich auch den Mac aus.

Ich hatte mich mit einem Mädchen befreundet, Maria hieß sie.
Wir schreiben uns heute noch regelmäßig Briefe.
Wir saßen im Bus immer nebeneinander, sittsam in unseren Macs gekleidet. Die anderen Mädchen jedoch lachten, kicherten und zogen sich die Regenmäntel aus. In den Wochen vor Weihnachten trugen sie sogar normale Kleidungsstücke, welche sie unter dem vorher ordentlich zugeknöpften Macs versteckt hatten. Diese Kleidungsstücke mussten sie während unserer Ausgänge gekauft haben, denn die Schwestern des Internats hatten unsere Koffer und Taschen peinlichst genau kontrolliert, ob nicht doch unsittliche Gegenstände und Kleidung dabei wären.
Die jungen Männer des Dorfs überfielen uns immer im Bus nach York. Viele der Mädchen schlossen während der Fahrt Freundschaften mit den Jungs.
Maria und ich wurden dafür geneckt, weil wir so sittsam und korrekt gekleidet waren. Doch wir blieben beisammen und sobald wir in York ankamen verschwanden die anderen. Wir verbrachten unseren Ausgang damit, dass wir durch die vielen Geschäfte gingen und uns alles anschauten, zusammen in unseren langen dunkelblauen Nylon- Macs. Auf der Rückfahrt zum Internat trafen wir alle wieder zusammen.

Ich habe mir seitdem immer wieder einen neuen Nylon- Mac gekauft. Eine Angewohnheit seit jenen Tagen, als ich mit Maria durch die Geschäfte zog. Einmal kaufte ich mir sogar einen schönen glänzenden Lack- Mac.

Obwohl wir nicht mit den Jungs und den anderen Leuten im Bus engen Kontakt haben wollten, wurden wir manchmal, wenn der Bus voll war, zu engen körperlichen Kontakt gezwungen. Ein ruhiger junger Mann fiel uns jedoch auf, wenn er bei seinen Freunden saß.
Er starrte Maria und mich immer so an. Wenn wir zurück schauten, errötete er sofort und blickte woanders hin. Es wurde so was wie ein Spiel daraus. Wir starrten ihn dann zuerst an, doch sprach er uns niemals an, bis an dem letzten Samstag vor Weihnachten. Ian, so hieß er, schien nicht zu den anderen Jungs zu gehören, die uns immer nach York begleitete. An jenem Samstag, als Maria und ich in York unsere eigenen Wege gingen, lief er uns hinterher, anstatt mit den anderen Mädchen und Jungs mitzugehen. Sie müssen ihn wohl geneckt haben.
Seine Stimme bebte, als er fragte ob er mit uns gehen dürfte. Aber Maria wollte ihn loswerden und sagte, dass er schon ein Mädchen sein müsste wenn wir ihn mitnehmen sollten. Er sah verletzt aus als er sich abwandte und sich den anderen, unter deren Gelächter und Spott, wieder anschloss.

Als wir wieder zum Internat zurückkehrten, wurden wir alle durchsucht. Wir mussten auch vor den Schwestern unsere Macs ausziehen. Das hatte zur Folge, dass den anderen Mädchen die folgenden vier Samstage im neuen Jahr gestrichen wurden. Maria und mir war das recht. So konnten wir ohne störende Unterbrechungen während der folgenden Wochen unsere samstäglichen Busfahrten unternehmen. Die anderen Jungs bleiben aus, da die restlichen Mädchen nicht an der Bushaltestelle erscheinen konnten. So hatten wir den Bus für uns ganz allein.

Es geschah am letzten Samstag des Ausgehverbots für die anderen, als, ziemlich ungewöhnlich, an einer Bushaltestelle außerhalb des Dorfs Ian zustieg. Wir saßen ganz hinten auf in der letzten Reihe, als er durch den leeren Bus direkt auf uns zukam. Es war ein regnerischer Tag und er trug einen langen abgetragenen Mac sowie Gummistiefel. Er schüttelte seinen Regenschirm ab während er sich uns lächelnd näherte. An diesem tag schaute er uns nicht ängstlich an. Ich hatte ihn niemals genau betrachtet, aber er sah so nett aus, als er vor uns stand. Er hatte sich offensichtlich Mühe mit seiner Frisur gegeben. Es sah so ordentlich aus, zwar lang wie es die meisten Jungs in den späten Sechzigern trugen. Doch er trug mehr diese Pagenfrisur, wie Peter Noone von den Herman´s Hermits.
Als Ian vor uns stand, öffnete er seinen Mac. Ich war sehr gebannt und erregt, denn in jenen Tagen träumte ich immer genau davon, dass ein Mann vor mir steht und langsam seinen Mac öffnet, vorzugsweise ein Nylon- Mac.

Ian sprach zu uns und erinnerte uns daran, dass wir nur einem Mädchen erlauben würden, uns beim Bummel durch die Geschäfte zu begleiten. Er öffnete seinen Mac und darunter kam eine Schuluniform zum Vorschein, ähnlich der unseren. Er stand vor uns in einer dunkelblauen Strickjacke, weißer Bluse und Marinerock. Die Gummistiefel sahen dagegen albern aus. Der Blick auf Marias Gesicht war sehenswert. Sie starrte ihn ohne Regung mit weit geöffneten Augen ganz gebannt an. Er zog seinen Mac aus und nahm ein Paar lange Lederstiefel mit seitlichem Reißverschluss aus seiner Umhängetasche heraus. Dann wechselte er die Lederstiefel gegen die Gummistiefel aus. Ich war so eifersüchtig. Wir mussten immer nur diese schlichten Schnürschuhe tragen.
Maria sah mich an und kicherte, als sie Platz für ihn machte. Er hatte sich transformiert und somit seinen Teil erfüllt. Maria griff in ihre Tasche, zog ihren Ersatz- Nylon- Mac heraus und reichte Ian den Mantel. Wir schauten zu wie er den Mantel zuknöpfte und unter seinem Kinn die Schleife des Regenhuts band. Er sah wie ein Mädchen von unserer Schule aus.
Wir fragten ihn, warum er dies tat, und er sagte uns, dass er schon seit Langem ein Mädchen sein wollte. Er hoffte, dass diese Fahrt der Beginn eines neuen Lebens sein würde. Er hatte schon lange geplant so auszugehen, und sich deswegen einige der Sachen von seiner Schwester, die Stiefel waren neu, ausgeborgt. Er wollte sehen wie es ist als Mädchen herum zu laufen. Er wusste dass es an jenem Tag ruhig im Bus sei und hatte gehofft dass wir ihm helfen würden, nachdem Maria ihm vor Weihnachten gesagt hatte sie würde nur ein Mädchen mitnehmen.

Ich hatte nicht angenommen, dass Maria wirklich gemeint hatte, dass er sich uns anschließen könnte wenn er sich wie ein Mädchen anzöge. So wurde ich durch ihr Kopfnicken als Zustimmung völlig überrascht. Sie war so an- als auch aufgeregt und die beiden unterhielten sich während der ganzen Fahrt.
Als der Bus in York eintraf, sagte er uns dass wir ihn ab nun mit seinem neuen Namen anreden sollten, Joan. Mit diesen Worten standen wir auf und stiegen aus. Seinen alten Mac ließ er unter dem Sitz gestopft zurück. Ich traute mich nicht zum Busfahrer zu schauen, falls er sich erinnerte dass nur zwei Mädchen eingestiegen waren.

Während der ersten Stunden bummelten wir einfach so durch die Geschäfte und ich bemerkte wie Joan immer lockerer wurde. Wir gingen in ein Restaurant und tranken eine Tasse Tee. Während wir dort saßen und unseren Tee in kleinen Schlucken genossen, besprachen wir den Rest des Tages. Ich war nicht sehr darüber überrascht dass niemand Joans wahre Identität erriet, sondern mehr über Marias Veränderung. Joan war bei uns zu der Entscheidung gekommen nicht mehr in sein/ihr altes Leben zurück zu kehren. So tätigte sie ein paar Telefonate. Danach sollten wir ihr helfen sich eine neue Garderobe zu zulegen. Ich konnte richtig sehen wie sehr das Maria gefiel.

Wir verließen das Restaurant und verbrachten den Rest des Tages damit mit Joan neue Kleidung zu kaufen. Wir gingen in einige bekannte Kaufhäuser und Bekleidungsgeschäfte. Dort kauften wir Joans Grundausstattung wie Röcke, Blusen und Kleider. Joan schien in ihrem Element zu sein als sie all die Sachen anprobierte, und Maria war versessen darauf ihr zu helfen. Wir beide bestanden auf einen Nylon oder Lack- Mac. Auch mir gefiel es Joan behilflich zu sein.

Wir verließen gemeinsam York, Joan mit einem neuen Koffer voller Kleidungsstücke, Make-up und diverse Toilettenartikel, und fuhren zu ihrer Schwester. Danach besuchten wir einige ihrer homosexuellen Freunde in Leeds, obwohl Joan selbst nicht homosexuell war.

Wieder in unserem Dorf verabschiedeten wir uns und unsere Wege trennten sich. Als wir das Internat betraten fiel Maria ein dass sie vergessen hatte sich ihren zweiten Mac zurückgeben zu lassen. So ging ich ohne sie ins Haus, während Maria schnell zum Dorf zurück lief.

Das brachte uns Ärger ein, denn ich war pünktlich zurück, während Maria bis Mitternacht immer noch nicht im Internat war. Es gab eine große Suche, als man herausfand dass sie nicht anwesend war. So bekamen wir beide eine Ausgangssperre für den Rest des Schuljahres.

Maria hatte mir nie gesagt was damals geschehen ist. Nach einiger Zeit kursierten Gerüchte über einen Jungen aus dem Dorf, welcher in Leeds als Kellnerin gesehen worden sein soll. Niemand verband das jedoch mit uns beiden.

Ich wusste damals nicht, dass Maria heimlich mit Joan in Verbindung geblieben war. Sogar als meine Freundschaft mit Maria nach den strengen Jahren des Internats nur noch als Brieffreundschaft weitergeführt wurde, hatte ich nichts vorn ihr darüber erfahren. Bis ich schließlich erfuhr, dass sie mit Joan zusammen zog. Aber das ist eine andere Erzählung.