Latexdame Jannette 'historische' Korsettgeschichten

Fräulein von Eltzen

von Dave Potter Copyright ©, 2002

Alle Rechte und weitere Nutzung beim Autor.

Übersetzung: Jannette

Kapitel Neun
Das letzte Kapitel

Sobald Anne Marie in Hamburg aus dem Zug stieg, suchte sie sich ein Hotel um dort die Nacht zu verbringen. Absichtlich suchte sie die billigere Gegend am Hafen auf, da sie, obwohl sie genügend Geld dabei hatte, wusste dass es nicht lange dauern würde, und es wäre aufgebraucht. Außerdem dachte sie, dass Fritz sie dort niemals vermuten würde. Er würde sie eher in einem besseren Hotel suchen. Trotzdem fühlte sie sich nicht sehr wohl, als sie sich in das schlechte Bett, welches sich in einem schmuddeligen Raum befand, hinlegte. Nach so einer langen Zeit in eleganter Umgebung in Berlin, fühlte sie sich deplaziert, und die stark bemalte Dame am Empfang erschrak sie etwas.
Am folgenden Morgen, nachdem sie erwacht war, wusch sie sich, zog sich an und fuhr dann zum Büro der Nordatlantik Linienschiffe. Sie ging deshalb dort hin, da diese Gesellschaft bekannt dafür war, die elegante Gesellschaft über dem Atlantik oder gar nach Australien zu bringen.
Mit aufrechter Haltung schritt sie zum Fahrkartenschalter, wo ein junger Mann hinter dem Tresen saß.
„Eine Kabine zweiter Klasse auf dem nächsten Linienschiff entweder nach Amerika oder nach Australien", sagte sie.
"Sicherlich, Fräulein, im Hafen ist ein Schiff, dass Morgen nach New York in den Vereinigten Staaten ausläuft. Wäre es Ihnen Recht?"
"Das wäre fein."
"Dann, gnädiges Fräulein, wenn sie mir bitte ihren Pass reichen würden, damit ich sie buchen kann."
Pass?! Ihr Pass? Oh verdammt, wie konnte sie so dumm sein? Natürlich würde sie ihren Pass brauchen. Und das trotz all ihres sorgfältigen Planes ...
"Sie brauchen meinen Pass?"
"Ja, Fräulein, für die Identifizierungszwecke, sie verstehen?"
"Aber mein Eh- Ehemann hat ihn."
"Das ist ja gut, Fräulein, bringen sie ihn her, und ich werde sie buchen."
"J- J- Ja, ich, werde ich, guten Tag, danke."
"Guten Tag Fräulein."
Wie konnte sie so dumm sein?! Ihr Pass lag in Fritz' Safe im seinem Schreibzimmer. Sie hatte das gar nicht bedacht, als sie den Plan mit dem Abführmittel für Suzanne und alles Weitere geplant hatte. Doch ohne Pass, was konnte sie tun? Man konnte nicht ins Ausland reisen, nichts kaufen, kein Haus erwerben, nichts. Und, wenn sie zum Passamt ginge um einen neuen zu beantragen, wäre Fritz Ruck Zuck bei ihr. Oh nein! Was sollte sie tun? Sie ging vollständig benommen durch die Straßen. Ihr ganzer Plan war ruiniert wegen ihrer eigenen Dummheit. Gedankenversunken ging sie in ein Cafe und versuchte bei einer Tasse Kaffee eine Lösung für ihr Problem zu erlangen.

Sie war so mit sich selbst beschäftigt, dass sie gar nicht den Mann bemerkte, der sie im Schifffahrts- Büro beobachtet hatte und ihr dann gefolgt war. Erst als er sich auf den Stuhl neben ihr setzte und sie ansprach, registrierte sie ihn.

"Sie brauchen einen Pass, Fräulein?"
"Wie bitte?"
"Sie brauchen einen Pass."
"Was wollen sie?"
"Ich sah sie im Schifffahrts- Büro. Sie konnten keine Fahrkarte kaufen, weil sie keinen Pass haben."
Anne Marie schaute in die wässerigen blauen Augen des Mannes und sammelte sich. "Mein Herr! Ich weiß nicht, was sie mir für ein Geschäft vorschlagen wollen, aber wenn sie wirklich im Schifffahrts- Büro waren, dann wüssten sie doch, dass ich einen Pass habe. Er ist gegenwärtig in den Händen von meinen Ehemann."
Der Mann schaute sie an und lächelte teuflisch. "Fräulein, vielleicht stimmt es, vielleicht aber auch nicht. Um offen zu sein, es ist mir egal, was sie mir da erzählen. Alles, was ich weiß ist, dass er wahrscheinlich in den Händen ihres Ehemannes ist und nicht in ihren. Sie benötigen dringend einen Pass, und, wenn er existiert, kommen sie da nicht heran."

Anne Marie war erschüttert. Wer war dieser Unbekannte?
"Sir, was sie sagen ist grotesk, und ihr Erscheinen, so unaufgefordert, finde ich geschmacklos. Verschwinden sie bitte auf der Stelle!"
Er neigte seinen Kopf zur Seite und grinste. „Wie sie wollen, Fräulein, doch ich warne sie. Wenn ich durch diese Tür gehe, schwindet ihre Hoffnung mit diesem Schiff zu fahren."
Er trank seinen Kaffee aus und machte Anstalten zu gehen.
"Nein! Einen Moment", sagte Anne Marie.
"Jetzt gefallen sie mir schon besser."
"Sie können für mich einen Pass besorgen?"
"Fräulein, ich denke nicht, schließlich bin ich kein Fälscher. Nein ich kann ihnen nicht bei der Suche nach einem Pass helfen. Aber ..."
"Aber was?"
"Aber ich kann sie an Bord jenes Linienschiffes bringen."
"Sie können?"
"Ja, Fräulein, ich kann. Sehen Sie, ich bin der Unterhaltungschef an Bord jenes Schiffes, und meine Sängerin ist krank geworden. Ich möchte, dass sie mir helfen, meine Sängerin während der Überfahrt zu sein. Sie helfen mir, und ich werde sie dafür in New York an der Einwanderungsbehörde vorbeischleusen."
"Sie wissen doch gar nicht, ob ich singen kann?"
"Fräulein, ich weiß nicht ob sie gut singen können. Um offen zu sein, ist es mir auch egal. Ob sie singen können oder nicht ist gleichgültig."
"Aber sie sagten, dass sie eine Sängerin bräuchten... "
"Ja, eine 'Sängerin', eine Unterhalterin. Ich bin mehr an ihrer Erscheinung interessiert, als an ihre Sangeskünste. Und ich kann sagen, dass sie eine sehr schöne Dame sind."
Er kam näher zu ihr heran, sodass Anne Marie erschrak. „Sie können die Herren an Bord unterhalten."
"Sie scherzen", rief sie aus. "Ich werde nicht mit fremden Männern während der Überfahrt nach New York schlafen. Verschonen sie mich damit!"
"Fräulein, Fräulein! Sie missverstehen mich. Es wird keinen Beischlaf geben, zumindest kein unfreiwilliger. Ich bin kein Zuhälter, dies ist ein ‚Upper- Class’- Schiff für die reicheren Herren. Nein, alles was ich will ist, dass sie sich nett anziehen, herumstolzieren, sich auf den Schoß der Herren setzen, sie erfreuen und necken. Das ist alles. Ich habe nicht alle Zeit der Welt. Ich brauche jetzt eine Antwort, ja oder nein, wie entscheiden sie sich?"

Anne Marie überlegte. Die Aussicht an Bord eine Sängerin zu sein und sich den Aristokraten anzubiedern war nicht sehr einladend. Andererseits, welche Alternative hatte sie?

*****

Die Kleidung die ihr Klaus, das war der Name dieses Mannes, gab, erschrak sie. Es war eine äußerst freizügige, den Busen gut zur Schau stellende Kleidung. Sie war in den stärksten Farben von blau und gelb gehalten. Geschmacklos, billig, abstoßend. Und, um die Sachlage noch schlimmer zu machen, äußerst eng.
"Ich will, dass sie das engste Korsett tragen", befahl er, als er die Kabine verließ. "Den Männern gefällt ein gut geschnürtes Mädchen."
Es war 43 Zentimeter im Umfang, etwas weiter als jene, welche sie bisher getragen hatte. Doch nach den paar Tagen, an denen sie weniger stark geschnürt war, fühlte es sich sehr eng an. Sie schaute sich im Spiegel an. Ein 'billiges Flittchen', starrte ihr entgegen. Sie verzog das Gesicht und trat heraus.

Ihre Tätigkeit war einfach. Sie betrat einen dunklen, Rauch-gefüllten Raum und sang ein Paar bekannte Lieder, schaute die Männer auffordernd an, bevor sie auf den einen oder anderen Schoß saß, während sie ihr Getränke ausgaben und ein bisschen ‚Small-talk’ hielten.

Klaus hatte nicht gelogen, als er ihr sagte, dass es keinen Beischlaf geben würde. Es war aber trotzdem abstoßend für ihr. Wie auch immer, seit das Schiff Hamburg verlassen hatte, musste sie das über sich ergehen lassen.

Sie waren inzwischen durch den Ärmelkanal gefahren und hatten den Atlantik erreicht. Sie fuhren gen Amerika, zur Freiheit!

Anne Marie ging den engen Korridor hinunter und zu der Tür, die zur kleinen Bühne führte, wo sie auftrat. Sie holte noch mal tief Luft, eben so viel, wie es ihr Korsett erlaubte, und wollte gerade hineingehen, als Klaus eine Hand auf ihre Schulter legte.
„Gloria“, sagte er, sie hatte ihm nicht ihren wahren Namen genannt, „da ist noch was. Heute Nacht machst du eine Privataudienz. Ein reicher Passagier hat mir eine große Menge bezahlt, damit sie allein auftreten. Geben sie sich Mühe."
"Ja, Klaus", antwortete sie und nahm seine Hand weg, die schon weiter nach hinunter geglitten war, Richtung ihrer Brust.
Sie machte die Tür auf und ging mit einem Lächeln hinein.
Wie immer, war der Raum dunkel und verraucht, und sie konnte nur den Umriss ihres Verehrers erkennen. Sie knickste und begann ihr Liederrepertoires durch zu gehen. Nach einem Drittel jedoch gestikulierte der Unbekannte dass sie aufhören und zu ihm hinüberkommen sollte. Sie tat, wie befohlen, fühlte sich aber nicht wohl dabei. Dies war der Teil des Abends, den sie verabscheute. Sie ging hinüber und setzte sich auf seine Knie. Der Mann war von mittlerer Größe und trug eine dunkle Brille.

"Sie genossen meine Aufführung, Herr?" Sie sprach mit hoher Stimme, so wie es ihr Klaus vorgeschrieben hatte.
"Oh ja, meine Teuerste, es war exquisit. Ich dachte niemals, dass sie so etwas könnten."

Moment mal! Jene Stimme war ihr vertraut, zu vertraut. Sie drehte sich ihrem Verehrer zu und nahm die Brille von seinem Gesicht. Es konnte nicht sein! Nein! Sicherlich nicht!

"Fritz!"
"Ja, meine liebe Ehefrau, es ist ihr Fritz! Ich habe sie vermisst!"
"A- Aber... "
"Ich hatte die Ahnung, dass sie versuchten von Berlin nach Hamburg zu fahren."
"A- Aber wie taten sie..."
" ... das ich sie fand? Oh, meine Liebe, das war nicht leicht. Nein, als sie unsere Suzanne austricksten, dachte ich, dass ich sie für immer verloren hätte. Es war ein glücklicher Zufall, dass Dr. von Schleffen, sie erinnern sich, unser argentinischer Freund, mich unterrichtete, dass er einen für diese Liniengesellschaft arbeitenden Freund hätte. Nun, das war meine einzige Chance."
"Linie...Freund... Klaus?"
"Ja mein Schatz, Klaus. Es scheint, dass mein Glück anhielt. Ich beauftragte ihn das Büro nach seltsamen Passlosen Damen zu observieren. Und tatsächlich, so bin ich dann meiner Liebe des Lebens gefolgt."
"Es war alles, alles, alles, so geplant."
"Es tut mir sehr leid meine Teuerste, aber sie haben gänzlich Recht. Aber machen sie sich keine Sorgen. Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen mehr zu machen, ich liebe sie. Sie liefen von mir offensichtlich davon, weil sie nicht glücklich waren. Und ich kann doch meine kleine Dame nicht unglücklich sehen wollen. So habe ich beschlossen die Dinge zu ändern."
"Verändern?"
"Ja, meine Liebe, Verändern. Machen wir einen neuen Anfang!"
"Neubeginn?"
"Ja mein Liebling, ein Neubeginn. Drei Tage nachdem dieses Schiff in New York angelegt hat, werden wir für ein neues Leben ein anderes Schiff besteigen!"
"Neues Leben?"
"Ja mein Juwel, ein neues Leben. Von Schleffen überzeugte mich. Ich habe ein Haus in Argentinien gekauft, wir werden dort von jetzt an leben. Kommen sie meine Liebe, stehen sie auf. Wir gehen zur Kabine zurück. Sie müssen sich auf dieser Bühne nicht mehr prostituieren, wir werden sie aus dieser billigen Kleidung befreien.
Ich habe jede Menge argentinische Kleidung für sie in meiner Kabine, Donna Anna Maria von Eltzen."

Er nahm ihre Hand und führte sie aus jenem mit Rauch gefüllten Raum heraus, zu einem neuen Leben von unvorstellbarer Einengung und Beschränkung ihrer Lebensweise.

Kapitel 7 und 8