Latexdame Jannette 'historische' Korsettgeschichten

Fräulein von Eltzen

von Dave Potter Copyright ©, 2002

Alle Rechte und weitere Nutzung beim Autor.

Übersetzung: Jannette

Kapitel Drei
Der Anfang der Ehe

Der große Tag traf schließlich ein und Anne Marie wurde zur unchristlichen Stunde, es war fünf Uhr, von Suzanne geweckt.
Sie wurde aus ihren Nachtgewändern befreit und zum Badezimmer geleitet. Sie fühlte sich noch sehr müde, nachdem sie die vergangene Nacht aufgrund all ihrer einengenden Kleidung, einschließlich eines fürchterlich engen Nachtkorsetts, viel zu wenig Schlaf bekommen hatte.
Das Nachtkorsett war auf vierzig Zentimeter geschnürt gewesen. Allerdings war sie sich der Notwendigkeit bewusst so früh aufzustehen. Wie sonst wäre der auf Ein Uhr festgesetzte Termin in der Kirche einzuhalten gewesen? Das Schnüren ihres neuen Hochzeitkorsetts würde allein schon Stunden brauchen.

Nachdem Anne Marie ihr Bad genommen hatte, begann Helga, welche an jenem Tag Suzanne helfen sollte, das Hochzeitkorsett auszupacken. Es sah so schon Furcht- erregend aus, und Anne Marie dachte mit Grausen an die Ankleidung.
Mit etwas Beklommenheit ging Anne Marie hinüber und ließ sich von Suzanne mit ihren Handgelenken an der Schnürvorrichtung festmachen und sich so lange hochziehen, bis sie nur noch auf ihren Zehenspitzen stand.
Dann, mit einigen Mühen, nahmen die zwei Helferinnen das Korsett, brachte es hinüber zu dem hilflosen Mädchen, und legten es um ihren Körper.
Das Gewicht war unglaublich. Als die Schultergurte festgemacht wurden, zogen sie ihre Schultern unnachsichtig herunter. Das Korsett, eine Modifikation des bekannten langen Korsetts war überwältigend lang. Es reichte von ihren Brüsten bis über die Knie, und hatte nicht weniger als drei Gruppen von Schnürungen um es zu schließen. Und, sobald es geschlossen war, würde ihr Oberkörper steif wie ein Brett sein. Es gab keine Chance, sich zu beugen.

"Mademoiselle, sie werden nun erleben, dass dieses Korsett einen eingebauten Stahlgürtel an der Taille hat, um den perfekten Taillenkreis sicherzustellen", sagte Suzanne.
Anne Marie antwortete nicht.

Der erste Schnürvorgang von Helga hatte zur Folge, dass sie sofort ohnmächtig geworden war.
Die Korsettschnur wurde gesichert.

Während Anne Marie in der Zwischenzeit auf ein Brett gelegt wurde, kümmerte man sich um ihr Haar, die Handschuhe, das Make-up, die Stiefel und andere Sachen.
Anne Marie hatte sich so sehr auf diesen Tag gefreut, und das nicht nur weil es bedeutete dass sie endlich frei von den Handgelenksfesseln oder dem Monohandschuh kam, welche sie immer wieder behindert hatten.
Die Handschuhe, jenes wichtige Accessoires der Hochzeitausstattung, gaben ihr aber kaum viel mehr Freiheit. Aus weißem Leder gemacht und über Nacht geweitet, reichten sie hinauf bis über ihren Ellenbogen und waren so eng, dass sie ihre Arme und Hände, sowie ihre Finger, kaum bewegen konnte. Sie kam sich vor wie eine unbewegliche Puppe.

Um elf Uhr, nach drei weiteren Schnürdurchgängen, wurde das Korsett schließlich geschlossen. Außerdem waren Anne Maries Handschuhe, Strümpfe, Stiefel, der steife Kragen und die Unterröcke angezogen.
Es war Zeit das Kleid anzuziehen.
Suzanne zog es über den Kopf des jungen Mädchens und ließ es herunter gleiten. Helga knöpfte Hunderte von Knöpfen zu, welche benötigt wurden um es zu schließen. Trotz des hohen Kragens, der schmalen Taille, des engen Rockes und der zwölf Zentimeter kurzen Schrittweite, die es fast unmöglich machten zu gehen, war das Kleid wahrlich schön und sogar die rebellische Anne Marie fühlte sich wie im Himmel, als sie sich im Spiegel sah.
„Stehen sie nicht dort herum und bewundern sich, meine Teuerste! Es gibt noch einiges zu tun. Ihr Haar zum Beispiel. Sie können nicht mit dieser einfachen Frisur zu ihrer Hochzeit gehen."
Es war ihre Tante, die den Raum betreten hatte um die Fortschritte ihrer Nichte zu überprüfen.
Zu Anne Maries Erstaunen trug sie ein exquisites blaues und edles Kleid, mit einer 45 Zentimeter schmalen Taille, schmaler als ihre normale Taillenweite.
"Ich kann sie wohl kaum dafür kritisieren undamenhaft zu sein, wenn ich einen eigenen Fehltritt mache, nicht wahr?" Sie grinste Anne Marie an.
Trotz der ganzen erlittenen Beschränkungen, welche ihr die Tante auferlegt hatte, war Anne Marie in einer seltsamen Art traurig das Haus verlassen zu müssen.

Viertel nach zwölf war die komplizierte hohe Frisur vollständig und Anne Marie wurde für fertig erklärt.
"Aber wie gelange ich zur Kirche, Madame?", fragte die Braut. "Ich kann in diesem Kleid kaum durch den Raum, geschweige denn nach unten zum Wagen gehen."
"Keine Angst, meine Teuerste, das habe ich schon geregelt."
Helga kam, zu Anne Maries Überraschung, mit einigen dicken Lederriemen auf sie zu und befestigte sie an dem Brett, an dem sie lehnte. Dann wurde ein Leinentuch über ihr gelegt. Somit wurde das Mädchen vor neugierigen Blicken geschützt. Zwei kräftige Lakaien kamen herein. Sie hoben das Brett hoch und trugen sie wie ein Möbelstück nach unten zum Wagen.
'Das ist sicherlich nicht die übliche Art zur eigenen Hochzeit zu fahren', dachte Anne Marie, die während der holperigen Fahrt nach Atem schnappte.
Vor der Kirche wurde sie ein paar Treppen hoch getragen, aufgerichtet und vom Brett losgebunden.
Anne Maries Tante, die ihre Nichte an jenem Tag in die Arme des zukünftigen Ehemanns übergeben würde, nahm ihren Arm.
"Warten sie eine Sekunde!", rief ihre Tante, "fast hätte ich es vergessen! Die Braut kann doch nicht ohne einen Schleier hineingehen."
Man befestigte vorsichtig einen weißen Schleier auf den Kopf der Braut. Ein Schleier, so dicht, dass Anne Marie nur noch schemenhaft die Umrisse der Personen erkennen konnte.
Fast blind machte sie sich damit auf den Weg, durch das lange Kirchenschiff, zum Altar. Ihre 15 Zentimeter hohen Absätze und der enge Unterrock reduzierten ihre Schrittweite auf etwa 3 bis 4 Zentimeter. Somit brauchte sie ungefähr fünfzehn Minuten um bis zum Altar zu kommen. Niemand schien das was auszumachen. Im Gegenteil! Hätte Anne Marie die Hunderte von Augenpaaren in dem Kirchenschiff sehen können, wäre sie von dem erstaunlichen Schauspiel ergriffen gewesen.
Keiner ihrer vielen Freunde vom Lande konnte glauben, dass diese damenhafte Erscheinung in weißem Satin, der Wildfang war, mit dem sie aufgewachsen waren.
Anne Marie war allerdings in ihrem weißen Kokon während der ganzen Zeremonie eingehüllt, bis Fritz den Schleier hob, für den ehelichen Kuss.
Sie musste sich von ihrem Korsettdruck ablenken, um nicht vor Rührung in Ohnmacht zu fallen.

Die anschließende Hochzeitsfeier war ebenfalls sehr anstrengend. Tante Margaret hatte ein Buffet anstelle einer standardgemäßen Mahlzeit organisiert, weil die vielen modischen Damen in ihren überlangen Korsetts sich nicht hinsetzten konnten.
Der Druck auf Anne Maries gequälten Füße war allerdings unablässig und sie lehnte sich immer wieder an ihrem frisch angetrauten Ehemann. Als es sechs Uhr wurde, war sie mehr als froh, dass Fritz ankündigte, sie würden sich in die Gemächer des Schlossähnlichen Hauses seines Vaters zurückziehen.

Sobald sie in ihrem Schlafzimmer alleine waren, überhäufte Fritz seine Braut und Ehefrau mit Küssen.
"Frau von Eltzen! Oh wie ich ihnen meine leidenschaftliche Liebe zum Ausdruck bringen will", sagte er.
"Jawohl, mein teurer Ehemann, sie werden mir aber zuerst aus diesen Kleidungsstücken helfen müssen", antwortete sie.

Das war allerdings leicht gesagt.
Es mussten die zahllosen Knöpfe, Haken und Schnüre, die Anne Maries spektakuläre Ausstattung zusammenhielten, geöffnet werden. Und fast eine Stunde später lag sie auf dem Bett.
Sie trug nur noch ihr Korsett, dessen unterer Teil geöffnet worden war.
Anne Marie wollte es ganz entfernt haben, aber zu ihrem Entsetzen hatte es Fritz abgelehnt.
Nun störte nur noch der Keuschheitsgürtel. Und von nun an war ihr Verlangen nach ihn ganz groß.
"Wo ist der Schlüssel, Liebling, wo ist der Schlüssel? Ich brauche Sie JETZT in mir!!"
"Er ist hier, meine Liebe, er ist hier!"

Fritz fummelte an dem Schloss herum, bis das Gerät irgendwann schließlich aufsprang. Anne Marie war schließlich befreit! Sie drängte sich dem Liebeswerkzeug ihres Ehemannes entgegen und ließ zu, dass er tief in ihr eindrang. Zusammen ritten sie die unglaublichste Fahrt der Leidenschaft ihres Lebens.
Danach war sie noch lange nicht zufrieden. Einen Monat lang hatte sie ohne ihren Geliebten leben müssen. Ein Monat des Verlangens. All ihre sexuelle Energie war für diesen Moment aufgestaut.
Nach den Höhepunkten, er hatte sie insgesamt vier Mal beglückt, setzte sich Fritz, hechelnd wie ein Hund, auf.
"Liebling, sagte er, wir können jetzt aufhören, ich kann nicht mehr."
"Meine Liebe stoppen? Nein, nein! Ich brauche sie, ich liebe sie!"
"Aber ich kann nicht mehr heute Nacht."

Und dann, zu ihrer vollkommenen Überraschung, nahm er ihre Arme, fesselte sie hinter ihrem Rücken, und zog dann von unter dem Bett, zu ihrem Entsetzen, den Ledermonohandschuh hervor.
"Was tun sie", rief sie, als er den Monohandschuh über ihre Arme streifte und anschließend zusammenschnürte.
"Liebling, sagte ich nicht, dass ich ermüdet bin? Sie sind unsensibel. Ich hatte geglaubt, dass ihre Tante sie genügend ausgebildet hatte, doch offensichtlich hatte ich unrecht."
Dann, zu ihrem weiteren Entsetzen zog er von unten einen Knebel hervor, den er in ihren Mund zwang.
"Diese werden von jetzt an Teile ihrer Nachtkleidung sein", kündigte er an. "Gute Nacht, meine Teuerste", und nach einem Küsschen auf die Wange blies er die Lampe aus, drehte sich um und schlief ein.
Die gefesselte Anne Marie schaute schweigend auf ihrem Ehemann. Sie war unfähig ihn zu berühren. Sie fragte sich, worauf sie sich da eingelassen hatte.

Kapitel Vier
Flitterwochen

Am folgenden Morgen wurde Anne Marie von Fritz geweckt, da er ihren Monohandschuh öffnete und den Knebel aus ihrem Mund nahm.
"Ich habe jetzt etwas mehr Energie, Teuerste", sagte er.

An diesem Tage wollten sie ihre Flitterwochen beginnen, die sie in die schweizerischen Alpen führen sollten. Anne Marie freute sich auf die Reise, da sie sich immer danach gesehnt hatte das Berner Oberland zu sehen. Als sie hörte, dass Suzanne sie nicht begleiten würde, fühlte sie sich überglücklich.
'Endlich werde ich Freiheit und Abenteuer bekommen, wonach ich gesucht habe, als ich nach Berlin kam', dachte sie sich.
Sie nahm sich vor, ihre Kleidungsweise aufzulockern, während fort von ihrer Zofe war. Sie packte nur solche Kleidungsstücke ein, die leicht zu tragen waren. Als Ausrede würde sie sagen, dass es eine Zofe bedürfe streng in einem Korsett geschnürt zu sein, falls Fritz ihr Fragen stellen sollte.

"Was wirst du machen, Suzanne", fragte sie, nachdem sie erfahren hatte dass die Zofe sie nicht begleiten würde.
"Oh, ich werde hier in Berlin bleiben, Madame, die Dekorations- und Einrichtungsarbeiten des Herrenhauses überwachen, welche ihre Tante für sie und ihren Ehemann gekauft hat."

Fritz´ Vater hatte das junge Paar mit einem eleganten neuen Herrenhaus am Tiergarten als Hochzeitgeschenk überrascht. Noch stand es leer, aber Anne Marie dachte, dass es einmal großartig wäre, wenn es fertig eingerichtet sei. Allerdings hatte sie sich gewünscht, dass Fritz ihr ein bisschen mehr Mitspracherecht bei der Einrichtung gegeben hätte.
Trotzdem war Anne Marie niemals glücklicher gewesen. Sie war frei von der Tyrannei ihrer Tante. Sie war mit dem Mann verheiratet, den sie liebte, dem Besitzer eines feinen Hauses in Berlin, reich und schön, und mit den Urlaubsvorbereitungen für einen der schönsten Orte der Erde beschäftigt. Was könnte ein Mädchen mehr wollen?

Sobald sie allein im Waggon waren, hatte Fritz die Vorhänge zu gezogen und angefangen sie leidenschaftlich zu küssen. Wie gewöhnlich krochen seine Hände über ihrem Körper, um schließlich bei ihrer Taille zu landen. Als er dort angelangt war, stoppte er plötzlich seine Küsse und setzte sich aufrecht hin. Er sah ganz verworren aus.
"Was der Grund, Liebling", fragte Anne Marie, die ebenso verblüfft war.
"Was ist mit Ihrer Taille passiert, meine Liebe?", antwortete er.
"Meine Taille? Nichts! Was haben Sie daran zu bemängeln?"
"Normalerweise können meine Hände sie leicht umspannen, sodass sich meine Fingerspitzen berühren. Doch heute geht es nicht. Sie ist größer geworden!"
"Oh das! Ich trage gerade wegen der Reise ein größeres Korsett als gewöhnlich. Außerdem ist es ohne eine Zofe unmöglich sich so eng zu schnüren, wie es sonst der Fall ist."
"Nicht so eng!" Sein Gesicht sah streng aus. "Ich erinnere mich, als wir einander vorgestellt wurden, dass sie mir versprachen stets wie eine modische junge Dame erscheinen zu wollen und nicht zu der schlampigen Weise der Provinz zurückkehren wollten."
"Will ich ja auch nicht, Teuerster, was habe ich falsch gemacht?"
"Mir scheint aber, dass dies sehr wie eine Rückkehr zu ihrer provinziellen Gewohnheit aussieht!"
Anne Marie wusste nicht was sie sagen sollte.
"Anne Marie, sie wussten, als sie mich heirateten, dass ich mir eine Ehefrau wünsche, die mich nicht in Verruf bringt. Sie haben mich im Stich gelassen, und das schon an unserem ersten gemeinsamen Tag!"
Nachdem er dies gesagt hatte, setzte er sich auf den gegenüberliegenden Sitz und starrte aus dem Fenster.
"Es tut mir leid, Liebling, ich dachte nicht, dass es so wichtig für sie war. Mir tut es äußerst Leid."

Erst über eine Stunde später sprach er wieder mit ihr.
„Hmm“, sagte er zu Anne Marie, „ jetzt wird es etwas komplizierter, als ich es mir gewünscht hatte.“

Sobald sie in Genf in ihren Hotel angelangt waren, bestand Fritz darauf, dass Anne Marie ihm die Kleidungsstücke zeigte, die sie eingepackt hatte. Ihre Reisegarderobe bestand gänzlich aus Gewändern, die heimlich von ihrer Freundin Greta, von dem Lande, gebracht worden waren, welche der Hochzeit in Berlin beigewohnt hatte.
"Anne Marie!", rief er aus, "keines dieser Kleidungsstücke ist dafür geeignet hier getragen zu werden. Vielleicht auf einen Bauernhof in dunkelstem Preußen. Dafür sind sie geeignet, aber nicht für die Alpen. Wie kann ich mich mit ihnen in der hiesigen Gesellschaft sehen lassen, wenn sie solche Kleidung tragen? Die Leute werden glauben, dass ich ein Küchenmädchen geheiratet habe, nicht eine Baronin. Ich kann es nicht glauben, dass sie mir dies angetan haben!"
"Aber ich glaubte, dass wir uns entspannen wollten, da wir im Urlaub sind", protestierte Anne Marie unter Tränen.
"Beruhigen sie sich! Und was geschieht, wenn wir irgendjemanden sehen, den wir kennen, oder wenn einer meiner beruflichen Kollegen, wie so oft, auftaucht? Da ist nichts für solch ein Moment. Wir werden morgen in die Stadt gehen müssen, und werden für sie eine komplette Alpine Garderobe kaufen müssen!"

Peng! Da ging er hin, der geschickte Plan von Anne Marie, in leichtere Kleidung zu leben.
Und so geschah es, dass ihr erster Tag in der Schweiz damit verbracht wurde durch die Boutiquen der Stadt zu ziehen, ansatt eine Kreuzfahrt über den See zu machen. Eine zwar kleine Stadt, doch überraschenderweise gut ausgestattet mit entsprechenden Geschäften, wohl aufgrund der Vielzahl der wohlhabenden Touristen.
Und zu ihrem Ärger stellte sich heraus, dass Fritz derjenige war, der ihrer Tante oder Suzanne bei der Auswahl der Kleidung jene restriktive Kleidungsstücke vorgeschrieben hatte. Er lehnte die meisten Kleidungsstücke ab, die Anne Marie vorschlug, und wählte stattdessen jene, mit den kleinsten Taillen, höchsten Kragen und engsten Röcken aus. Außerdem achtete er darauf, dass die meisten Kleider, die er kaufte, aus Wolle oder anderen dicken Wintermaterialien gemacht waren.
"Aber es ist mitten im Sommer!", protestierte sie.
Nicht auf den Berggipfeln, nicht dort oben," antwortete er. "Es ist sehr kalt dort."
Seltsamerweise wagten sie sich jedoch nicht ein einziges Mal auf einen der Berge hinauf. Den ganzen Urlaub über litt Anne Marie, aufgrund der dicken Materialien, der hohen Kragen und der heißen Sonne.

Anfänglich hatte Anne Marie gegenüber Fritz protestiert, wegen ihre Kleidung mit den wirklich kleinen Taillen. Sie könne ohne eine Zofe oder einer Schnürvorrichtung niemals ihre Korsetts selber genügend zusammenschnüren. Fritz wischte diesen Einwand einfach weg und behauptete dass er, wenn dies nötig wäre, mehr als froh wäre ihr beim Schnüren zu helfen. Anne Marie wünschte sich dass sie niemals diesen Einwand gemacht hätte.
Fritz ging mit viel Elan an seine neue Aufgabe heran. Sogar Suzanne hatte nie so viel Kraft an den Tag gelegt. So musste Anne Marie jeden Tag nach Atem ringen, da ihr Korsett überaus eng geschnürt war.
Das Missbehagen endete auch nicht des nachts. Fritz bestand darauf, dass sie nicht nur ihr Nachtkorsett trug, sondern auch die Ausbildungsstiefel. Aus irgendeinem Grunde hatte er sie mitgenommen. Er bot sich natürlich an, ihr beim Anziehen der Ballettstiefel zu helfen. Eine Aufgabe, die er ziemlich zu genießen schien. Anne Marie nahm dies mit Entsetzen zur Kenntnis.
Außer dass er jede erdenkliche Anstrengung in Kauf nahm, um ihr Nachtkorsett so eng wie möglich zu schnüren, blieb er auch seinem Versprechen treu sicherzustellen, dass der Ledermonohandschuh und der Knebel Teil ihrer Nachtkleidung blieb.

Eines Morgens allerdings, als sie sich beklagte dass sie unfähig gewesen war aufgrund der Einengungen zu schlafen, kam Fritz ins Grübeln. Anne Marie konnte wegen des Monohandschuhs nur auf der Seite liegen, was in Verbindung mit dem eng geschnürten Nachtkorsett sehr unbequem war.
Er dachte nach und gab dann zu, dass ihre Beschwerde berechtigt war. Er entschuldigte sich und sagte, dass er einen Eilbrief an Suzanne schreiben müsse, um zu Hause dementsprechend einige Änderungen anzuordnen. Anne Marie konnte nicht verstehen, was so dringend bezüglich ihres Einwandes sein solle und diese Eile rechtfertigte. Aber sie hatte schnell gelernt, nichts zu bezweifeln, was ihr Ehemann tat. So sagte sie nichts.

Abgesehen von der unangenehmen Kleidung, genoss Anne Marie trotzdem ihre Flitterwochen. Es gab viele Bälle und Tanzveranstaltungen im Hotel, Teenachmittage am See, eine Kreuzfahrt auf dem See, musikalische Vorträge, Theaterabende, die schöne Bergaussicht und noch viel mehr. Jedes für sich war spektakulärer, als sie es sich vorgestellt hatte. Und dann noch die vielen faszinierenden Menschen. Zum ersten Mal in ihrem Leben traf Anne Marie Italienische Barone, Russische Prinzessinnen und Englische Grafen.
Außer ihrer kurzen Zeit in Berlin, bei ihrer Tante Margaret, hatte Anne Marie niemals vorher eine derartige Gesellschaft erlebt. Ihre kleine Provinzstadt war regelrecht ‚nicht existent’.
Sie erfuhr einiges über Skandale und Liebschaften, vom Bankrott einiger wohlbekannten Persönlichkeit, und sah wie einige mit ihrem Reichtum prahlten, nach dem Motto: ‚Was kostet die Welt?“.

Anne Marie wünschte sich fast, dass sie in Genf ein allein stehendes Mädchen wäre. Ihre natürliche Schönheit, unterstützt durch die ‚Pflege’ ihre Tante und Suzanne, sowie ihre Erscheinung und die Haltung, ließ sie als eine begehrenswerte junge Dame erscheinen. Die Aufmerksamkeit der vielen geeigneten Junggesellen der urlaubenden Elite, war ihr sicher, sehr zum Ärger von Fritz.

Aber Anne Marie war ein gutes Mädchen, und während sie aus Spaß flirtete, besonders mit einem schneidigen Italiener, gab sie niemals einen negativen Anlass für ihren Ehemann. Sie verbrachte viel Zeit an seiner Seite.

Die Zeit fliegt schnell vorbei, wenn es viel Spaß macht.

Und als Anne Marie eines Morgens aufwachte, kam sie zu der traurigen Erkenntnis, dass der nächste Tag der letzte Tag in der Schweiz sein würde.
Sie verbrachten ihren letzten Tag damit, Arm in Arm am See entlang zu promenieren und dabei das schöne Bergpanorama zu bewundern.
Abends stiegen sie in den Zug nach Berlin.

Die Reise war wunderbar gewesen, aber leider war sie vorbei. Trotzdem schaute Anne Marie optimistisch in die Zukunft. Auf sie wartete ein gemeinsames Leben mit Fritz, und außerdem war da noch das neue Heim.

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