Es entstand eine lange Pause, in der sich John alles durch den Kopf gehen
ließ was Allison ihm gerade gesagt hatte. Sie hielt sich fester an John, als er
sie hielt.
Allisons Lippen bebten und viele große Tränen kullerten über ihre Wangen.
John kam zu einem Entschluss und ließ ihr erstmal ihren Gefühlen freie Bahn.
Nach etlichen Minuten lehnte sich John zurück.
Die Erzählung der Qual, die Allison ausgehalten hatte, hatten Johns Mitleid
erregt. Gleichzeitig fühlte sich John, von der Idee, Allison in jenen straffen,
ihre Beine versteifenden Lederstiefeln, erregt. Der Gedanke an die Stiefel,
welche ihre Füße formten, verwirrten John. Er fühlte sich ständig erregt von
dem, was Allison ihn erzählte.
John versuchte, diese Gefühle zu verdrängen. Er fühlte sich mitschuldig für das,
was Allison auszuhalten hatte. Allison war seine beste Freundin, und er war
traurig darüber, dass sie dieses, die Taille zerdrückende, Korsett tragen
musste.
Trotz diesem Gefühl des Mitleids gab es auch ein anderes Gefühl. Ein Gefühl,
dass alle Männer bekommen, die eine zarte Sanduhrtaille schätzen, in welche
Allison gezwungen wurde. Es machte ihn richtig an.
All die Überlegungen ließen seinen Kopf beinahe explodieren.
Ohne darüber nachzudenken, sah sich John Allisons Füße an. Ihre Füße waren
barmherziger Weise frei von Nachtstiefeln. Ihre Füße waren in der gleichen
geraden Haltung, wie sie auf Grund ihrer Erzählung durch die Stiefel geformt
waren.
Allison sah John ihre Füße anstarren und versteckte ihre Beine reflexartig unter
ihrem Nachtgewand.
Johns Frage war irgendwie kurios: "Müssen Sie immer noch die Nacht-Stiefel
tragen?"
"Nein, normalerweise nicht, außer Mutter hat es befohlen. Ein Paar ganz
besonderer Stiefel ließ sie für mich England anfertigen. Sie sind für den
alltäglichen Spaziergang gedacht und, wenn ich gezwungen werde sie zu tragen,
wird all mein Gewicht auf die Zehenspitzen gestellt, wie bei einer
Balletttänzerin. Sie bestellte auch mehrere Halskorsetts, weil sie meint, dass
ich den Kopf nicht gerade genug halte. Dort ist eine ganze Kiste voll dieser
Dinge, alles von dem Internat. Wenn Sie ein paar Tage später an meinem Fenster
erschienen wären, hätte ich Ihnen nicht herein helfen können."
"Wie lange waren Sie gezwungen die Nachtstiefel zu tragen? Wie konnten Sie mit
jener Art von Behandlung solange fertig werden?"
Allison beantwortete diese Fragen nicht sofort. Sie saß, gerade wie ein
Besenstiel, im fahlen Licht, welches von einem Teich durch das Fenster herein
schien. Ihr geisterhaftes weißes Gesicht war wie ein Leuchtfeuer, umgeben von
der Dunkelheit des Raumes.
Eine einzelne Träne rollte ihre Wange hinunter. Sie wurde im Mondschein gefangen
und funkelte in den Schatten.
Dieser Anblick lies Johns Augen vor Ehrfurcht leuchten.
Allisons wurde Johns Anwesenheit in ihrem Raum immer mehr bewusst. Sie fühlte
ihre Wangen brennen, ihre Brüste hoben sich noch mehr, als sie schon durch den
gegenwärtigen Druck des Korsetts gehoben wurden. Die vertraute Erregung, die sie
fühlte wann auch immer sie an John dachte, steigerte sich. Allison versuchte es
zu unterdrücken. Es war schwierig genug. Jeden Moment konnte ihre Zurückhaltung
schmelzen, und Allison fühlte ihre Emotionen hochschlagen.
Allison machte ihren Mund auf, als ob sie etwas sagen wollte, es kam aber nur
ein quietschender Ton heraus. Ein erschreckter Ausdruck stand für eine Sekunde
auf ihrem Gesicht. Sie gestikulierte gegenüber John, während sie eine Hand auf
ihren Brustkorb presste. Sie machte ein Zeichen mit der anderen Hand, als ob sie
um Hilfe bat, damit sie aufsteht. John griff an ihre Schultern und half ihr beim
Aufstehen.
Nach ein paar Momenten fast panikartiger Atmung konnte sie wieder etwas Luft in
ihren zusammengepressten Lungen sammeln.
Allison ging langsam auf ihren Fußspitzen zum Fenster und blickte nach draußen. Das Licht des Mondes beleuchtete ihre extreme Sanduhrsilhouette durch das feine Nachtkleid hindurch, und zeichnete so ein unglaublich sexy, vom Fenster eingerahmtes, Bild. Der Anblick von ihr würde ausreichen jeden Mann dieser Welt vor Gier sabbern zu lassen.
John nahm sich Zeit diese Aussicht zu genießen. Sein Blick folgte den
anschwellenden Brüsten, welche über der unglaublich schmalen Taille zu schweben
schienen. Allison stand elegant da, mit ihrem Rücken, der in einem fast
unmöglichen Winkel gebogen war.
Es war dieser Moment, wo er begriff, dass er angezogen wurde von seiner besten
Freundin Allison.
Allisons Pose entstand während all der unendlichen Stunden der
Haltungsausbildung, in denen Miss Badsteel sie zwang diese Haltung einzunehmen,
wenn sie nicht mit irgend was beschäftigt war.
Es dauerte mehr als sechs Wochen, und ein besonders entworfenes Korsett,
speziell hergestellt von einem Orthopäden der Accademia-della Vespa.
Der Doktor hatte die scheinbar geniale Idee, oder war es ein Wahnsinnsanfall,
sich ein Korsett auszudenken, das den Körper in jener Form hielt, die den Rücken
in einem übertriebenen Winkel verbog.
Ein Korsett, dass den Körper einer Frau verformte: Die Schultern wurden
zurückgezogen, der Busen stark empor gedrückt, und das Gesäß nach hinten betont.
Dieses Korsett erwies sich als ein ausgezeichnetes Werkzeug für Damen, die
versuchen die perfekte Figur zu erreichen.
Diese Figur wurde von zwei langen Gurten erzwungen, die von den Schultergurten
im Rücken des Korsetts zu einem unter dem Schritt befestigten Schloss gingen.
Wurden die Gurte straff angezogen, wurden die Schultern stark nach hinten
gezogen, und der Rücken wölbte sich dementsprechend. Die Wirkung wurde durch
biegsame Stahlfedereinlagen verstärkt, sodass die Hüften noch mehr nach hinten
gedrückt wurden und Schuhe mit hohen Absätzen notwendig waren, um die Balance
halten zu können.
Dieses Korsett hatte man sich ausgedacht, um einen Körper zu verformen. Es
verursachte ein starkes Gefühle des Missempfindens und der Beengung.
Als das Korsett gegen ein Reguläres, ohne hinteren Gurten, ausgewechselt wurde,
entdeckte Allison, dass ihr Rücken die Form des orthopädischen Korsetts
angenommen hatte.
Allisons Brustkorb hob und senkte sich noch mehr. Sie sah nach draußen und
versuchte trotz des geringen Atems weiter zu sprechen: "I…Ich war …I dachte über
dich… nach, nachts, wenn ich vor Pein nicht schlafen konnte. Also,…..wenn die
Qualen unerträglich schienen, dachte ich an dich. Das gab mir die Kraft mein
Situation…"
John schritt näher zu Allison an das Fenster heran. Ihre Stimme hatte eine
Andeutung, die John erregte. Er schritt näher heran, um ihre Gesicht zu sehen.
"Ich konnte zusehen, wie die Form meines Körpers verändert wurde. Ich fühlte wie
die Kraft einiger Muskeln erlosch. Es gelang ihnen mich dahin gehend zu
verändern, das ich anders sprach und ging. Aber letztendlich taten sie es mit
jemand anderem, all dies war nicht real, das einzige Echte war, dass ich auf
dich wartete."
John trat näher und sah sich Allisons Seitenansicht an.
"Ich versteckte die wirkliche Allison, um sie zu schützen, so konnten sie ihr
nicht mehr wehtun. Ich behielt sie sicher für… für…dich. Manchmal fühlte ich
mich außerhalb des Geschehens. Als wenn man es von einem anderen Standpunkt
sieht. Manchmal versteckte ich mich tief innerhalb von mir, sah mich Dinge tun,
ohne darüber nachzudenken. Es war, als ob jemand anderes die Dinge für mich tat,
sodass ich mich nicht damit abfinden müsste. Manchmal fühlte ich mich wie eine
groteske Marionette. Ich ging und sprach, aber es war nicht ich."
John fühlte den unwiderstehlichen Drang Allison zu trösten. Er fühlte sich
fast magisch von ihr angezogen. John schritt näher zu ihr heran. Er näherte sich
schweigend. Seine Schritte wurden von dem dicken Teppich abgeschwächt.
Als Allison sich drehte, befand sich ihr Gesicht direkt vor dem seinen.
Johns Nasenflügel flammten wie ein Pferd, er atmete das Parfüm ihres Haares.
Ihre glatte Haut schien Licht auszustrahlen, ihre Augen schienen ihn mit einer
sanften Glut zu erwärmen.
Dies war der Moment, den Allison sich die ganze Zeit vorgestellt hatte. Nach
einem Moment neigte sie sich vornüber und küsste John.
Sie standen dort und tauschten Küsse aus, und John fühlte sein Hände instinktiv
zu ihrer Taille gleiten.
Als ihm klar wurde, was er tat, zog er sofort seine Hände zurück, um
festzustellen, dass Allison seine Hände fest hielten. So meinte er, sie wolle,
dass er seine Hände dort liegen ließe.
Während sie sich küssten fing Allison an schwerer und schwerer durch ihre Nase
zu atmen. Sie fühlte sich schwindlig werdend, und John bemerkte, dass die
Ohnmacht, auf Grund des strengen Korsetts, nahte.
Je mehr John darüber nachdachte, desto mehr erregte es ihn. Mit den heller und
heller werdenden Funken der Liebe, presste John seine Lippen stärker und stärker
auf ihre Lippen. Vorsichtig wagte er seine Zunge in ihrem Mund hinein. Er hörte,
dass das Korsett ein Keuchen erzeugte und erkannte, dass Allison kurz davor
stand in Ohnmacht zu fallen.
John packte sie mit seinen Armen, um sie zu fangen, bevor sie auf den Fußboden
fallen könnte.
John war unfähig die Balance zu halten, und er unterdrückte einen Schrei, als er
gegen einen Stuhl stieß.
Wie in Zeitlupe sah er den Stuhl fallen. Der Lärm war höllisch laut und John war
sicher, dass es die Leute meilenweit hören könnten.
Für ein Moment war es still, und John hoffte, dass sein Missgeschick unbemerkt
geblieben war.
Die Stimme von Allisons Vaters kam von der Halle hinüber. John hätte eine
Erklärung abgeben müssen, wusste aber, dass es nur ein Gezeter und Geschrei
geben würde. Schritte donnerten immer näher heran. John dachte fieberhaft nach.
Es sah nicht gut aus für ihn. Stand er doch Mitten im Raum, kurz nach
Mitternacht, mit einer halbnackten Frauen in seinen Armen. Da die Schritte immer
näher kamen versuchte er verzweifelt zu überlegen, was er tun könne.
Eine Magd öffnete die Tür zu Allisons Raum und fand das Mädchen, mit
geschlossenen Augen, auf dem Fußboden liegen. Die Magd schaute sich Allisons
Zustand kurz an und sandte dann nach einen der anderen Diener, um Allisons
Mutter zu holen. Etwas Zeit des Wartens verging, bis schließlich ihre Mutter,
gekleidet in einem schweren Kleid, eintrat.
Eine Magd brachte etwas Riechsalz und konnte damit Allison aus ihrer Ohnmacht
erwecken. Mit Hilfe von mehren Mägden wurde Allison hoch geholfen und zu Bett
gebracht. Allisons Mutter war mit einem strengen Gesicht allgegenwärtig.
"Liebste Allison, wir glaubten Sie im Bett liegend, Ihre Ohnmacht bekamen Sie
aber, da Sie sich nachts herumbewegten. Dies wünsche ich nicht."
"Ich bitte um Entschuldigung. Ich fühlte Atemnot, Mutter. Mein Korsett ist zu
eng und ich ging das Fenster aufmachen."
Ihre Mutter sah zum offenen Fenster und dann wieder auf Allison. Sie sandte eine
Magd das Fenster zu schließen, als ihre Tochter anfing, wieder zu sprechen.
"Mutter, mein Korsett ist viel zu eng. Wenn es etwas gelockert würde..."
"Unsinn, wir werden es nicht lockern. Jetzt, Liebling, versuche zu schlafen,
Morgen haben wir einen großen Tag vor uns. Sie werden das neueste Korsett
tragen, dass wir für Sie anfertigen ließen, sodass wir Ihre hübsche schmale
Taille vorzeigen können, damit wir ein Bild von Ihnen machen lassen können."
"Nein Mutter, bitte lasst es mich nicht tragen, damit bekomme ich immer solche
Schwindelgefühle und im Kopf dreht sich alles."
Allisons Mutter winkte ab. "Liebling, Sie wissen ganz genau, dass es nur zu
Deinem Besten ist. Jetzt, gute Nacht Liebling."
"Ja Mutter."
Allisons Mutter gab ihrer Tochter einen Kuss auf ihre Stirn und verließ den
Raum.
John blickte in den erleuchteten Raum. Er stand nur kurz außerhalb des
Lichtscheins, welches vom Fenster nach draußen viel. Er stieß leise einen
Seufzer der Erleichterung aus.
Er war sich sicher, dass er entdeckt werden würde. Doch er konnte diesmal gerade
noch entkommen.
John war aus dem Fenster geflüchtet, bevor Allisons Magd den Raum betrat. Er
versteckte sich aber im Schatten unterhalb des Fensters, um alles mitzubekommen.
Er hörte die Diskussion zwischen Allison und ihrer Mutter. Der Ton, mit dem
Allison bemuttert wurde, zeigte ihn, was er nie geglaubt hätte. Allison klang so
besiegt, ohne Widerstand.
John wusste, dass es einen Photographen in der Stadt gab. Wenn Allison und ihre
Mutter dorthin gingen, hatte er wieder eine Gelegenheit sie zu sehen.
John schlich von dem Grundstück fort.
Nach einem Bad, etwas Schlaf, und einer Änderung seiner Kleidung, ging er zu
der Straße, wo das Geschäft des Photographen war. Nach vielen Stunden des
Wartens, traf endlich der ersehnte Wagen ein.
Mit sichtlicher Anstrengung verließ Allison ganz langsam den Wagen.
Sie sah so schön aus wie noch nie. Mit sehr engen und langen Handschuhe
verziert, einem steifen Kragen, einem eng anliegenden grünen Oberteil über ihrem
Korsett welches gerade in Mode war, und, falls überhaupt noch möglich, noch
enger geschnürt als sonst.
Sie ging mit einer würdevollen Haltung und ignorierte alle die Leute,
hauptsächlich Männer, welche die elegante Schönheit anstarrten.
Nach etwas Warten kam John aus seinem Versteck und ging über der Straße. Er ging
zur Rückseite des Hause um eine Möglichkeit zu finden hinein zu schlüpfen. Nach
kurzer Suche fand er eine offene Tür.
Er legte sein Ohr daran um zu hören, was in den anderen Raum vor sich ging. Er
hörte aus einiger Entfernung ein paar Stimmen. John öffnete langsam die Tür und
riskierte einen kurzen Blick in den Raum. Er sah Allisons Mutter, wie sie mit
dem Fotografen redete, bevor er mit seiner Arbeit begann.
Allison wurde vor die Kamera gesetzt, und der Fotograf begann eine Serie von
Fotos von ihr in verschiedenen Posen zu nehmen. John sah mit unglaublicher
Faszination zu. Für über zwei Stunden wurde eine Serie von Fotos geschossen.
Allisons Gesicht blieb während der ganzen Prozedur regungslos.
Während Allisons Mutter abgelenkt war, schlich sich John hinter Allisons
Rücken. Er hoffte, dass er ein Paar Minuten mit ihr sprechen könnte.
"Allison, warum werden so viele Bilder von dir gemacht?"
Allison schaute ihn an und lächelte. Sie schien ein bisschen abgelenkt und
zerstreut, nicht so aufmerksam wie gewöhnlich zu sein. Ihr Korsett war
offensichtlich der Grund dafür.
"Diese Bilder sind für Robert Colfax, dem ich versprochen wurde."
John glaubte seinen Ohren nicht trauen zu können. Allisons Familie hatte vor,
sie mit einem Walross von Mann zu vermählen, über dem das Gerücht ging, er habe
seine letzte Ehefrau zu schnell zu eng geschnürt, und dadurch ihren Tod
verursacht.
Sie hörten Allisons Mutter rufen und brachen schnell das Gespräch ab. Allison
ging ins Atelier hinüber, während John in der Dunkelheit des Raumes verschwand.
Immer noch in der Dunkelheit stehend, dachte John nach, wie er ihr helfen könne
dieser Heirat mit Robert Colfax zu entgehen...
Robert Colfax lehnte sich in seinem Sessel zurück. Der Ledersessel schien
fast zu ächzen und nahm unter Protest die enorme Last auf. Robert hatte einen
massiven Körper, der fast 150 Kilogramm wog. Er seufzte. Er war reicher als all
die anderen im Umkreis, und dennoch war er unfähig eine Sitzmöglichkeit zu
finden, die sein enormes Gewicht aufnehmen könnte.
Er schaute auf das Bild einer schönen Frau, dann auf das Bild seiner
verstorbenen Ehefrau. Sie sah schön aus, allerdings nicht ganz so schön wie die
Frau, deren Bild ihn gerade gereicht worden war. Die Frau auf dem Bild war eine
Schönheit. Sie hatte seidiges rotbraunes Haar, wunderschöne Augen und eine
vollkommen exquisite Figur. Normalerweise würden Männer sie attraktiv finden.
Robert wurde von dem Bild verzaubert. Die Frau auf dem Bild hatte ein makelloses
Gesicht sowie eine perfekte Figur.
Robert hielt das Foto zwischen seinen Händen und blickte zu seiner charmanten
Empfangsdame hoch.
"Ihr Name ist Allison Lee. Sie ist die Tochter einer wohlhabenden Familie. Sie
hat die letzten Jahre an einigen der feinsten Internate Europas verbracht. Diese
Bilder wurden wirklich erst vor kurzem gemacht."
Der Anblick einer derart eng geschnürten Dame erregte ihn. Er hatte eine große
Vorliebe für Frauen mit schmalen Taillen. Für ihn war die Wespentaille eine der
Schlüsselanforderungen, damit eine Frau für schön gehalten wird. Er verlangte,
dass alle Empfangsdamen in seinem Büro eine Taillenweite von nicht mehr als 46
Zentimeter hatten.
Als seine Ehefrau noch lebte, bestand er darauf, dass sie eine eng geschnürte
Figur hatte. Sie liebte ihn so stark, dass sie ihre Figur, trotz Krankheit,
entsprechend trainierte. Bevor sie einen Taillenumfang von 40 Zentimeter
erreichen konnte verstarb sie. Der Verlust seiner Ehefrau war für Robert, als
wenn ein Dolch in sein Herz gesteckt wurde. Er sehnte sich nach einer eng
geschürten Begleiterin, sodass er nicht mehr allein sein würde.
"Mir wird ihre Hand angeboten?"
"Eigentlich, haben sie ein Angebot der Stanton-Familie."
"Die Stanton-Familie!" Solange Robert sich erinnern konnte, war die
Stanton-Familie ein Dorn in seinen Augen. Sie dominierten den Holzmarkt. Als er
versuchte in diesem Bereich Fuß zu fassen, bekam er nicht mehr als einen ‚Zeh’
hinein. Thomas Stanton war ein harter Geschäftsmann. Von seinen Sohn John hörte
man sogar, dass er zweimal so hart sei.
Wenn Robert ihn besiegen könnte, indem man solch eine Schönheit aus John
Stantons Händen stahl, würde er Probleme geschäftlicher Natur bekommen.
"Ich muss sie sofort treffen! Ordnen Sie einen Besuch an!"
Seine Sekretärin drehte sich um und ging hinaus.
Normalerweise würde Robert aufschauen und ihre streng geschnürte Figur
betrachten, während sie ging.
Doch an jenem Tag war er von der Figur gefesselt, die auf dem Bild zu sehen war.
Robert ließ seinen Finger entlang den Umrissen von Allisons Taille laufen. Ja er
würde sie persönlich sehen.
Allison sah die Decke ihres Raumes. Mondschein kam durch das Fenster herein
und der Schatten eines sich im Wind bewegenden Baumes wurde auf die Zimmerdecke
geworfen. Allison hatte Mühe einzuschlafen. Robert Colfax war der Grund. Sie war
besorgt darüber ihn zu treffen. Außerdem ließ ihre Mutter sie noch viel enger
schnüren, als Vorbereitung für seine Ankunft.
Allison wünschte sich, dass sie ihn nicht heiraten müsste. Sie würde viel lieber
John heiraten. Der Gedanke an ihren besten Freund ließ sie sich besser fühlen.
Jene Nacht, als sie sich geküsst hatten und er ihre zusammengeschnürte Taille
hielt, war herrlich gewesen.
Allisons Gedanken trieben durch die Nacht und sie erkannte schließlich den
Grund, der sie in diese Situation brachte...
Allison saß auf ihrem wackeligen Bett und bürstete ihr Haar aus. Ihr Haar war
viel länger geworden während ihres Aufenthaltes auf der Accademia-della Vespa,
und hatte wirklich viel Pflege benötigt. Allison war verärgert, weil ihr dadurch
eine zusätzliche Tätigkeit aufgezwungen wurde.
Während der Vergangenheit gewöhnte sie sich innerhalb weniger Monate an solch
zusätzlichen Dingen. Allison hörte schließlich auf, ihr langes rotbraunes Haar
zu bürsten, und begann es zu flechten, als ihre Augen etwas sahen.
Allison sah mit Erstaunen, dass ihre Zimmergenossin Helen ein Paar hochhackige
Schuhe anzog. Die Absätze waren 9 Zentimeter hoch. Dies war eigentlich etwas
wenig, verglichen mit den Schuhen der Schule, aber immer noch hoch genug, um sie
als gewöhnliche Schuhe zu betrachten.
"Helen, warum tragen Sie solche Schuhe? Sie werden immerhin nicht gezwungen
solche zu tragen, wie ich es den ganzen Tag tun muss!"
Helen schaute mit weit geöffneten Augen zu Allison. Sie war ganz blass.
Helen war eines der sanftmütigeren Mädchen auf der Accademia-della Vespa. Sie
hatte fast ihre Ausbildung beendet und fühlte wie Allison. Helen war wirklich
nett zu Allison, ganz anders als die feindselige Caroline. Obwohl Allison bei
den anderen Schülerinnen nicht sehr beliebt war, zeigte ihr Helen ein gewisses
freundschaftliches Verhalten.
Allison hatte ihr einmal gesagt: "Egal was Miss Badsteel ihr beibrächte, sie
würde zu ihren alten Selbstvertrauen zurück kehren, sobald sie aus der
Reichweite von Badsteel sei. Zwei Jahre sind doch nur zwei Jahre. Miss Badsteel
kann zwar ihr die Bürde von übermäßig einschränkenden Röcken, Handschuhen, engen
Schuhen und unnatürlich eng geschnürten Korsetts auferlegen, aber diese
Bekleidung geht vorüber wenn sie außer ihrer Reichweite sei."
Damals hatte Helen nicht sofort geantwortet, aber nun verstand sie.
Allison hat es damals sehr deutlich gezeigt, dass sie alles verachtete. Die
Ausbildung auf der Accademia-della Vespa war so schwierig in Bezug auf
Umgangsformen, Weiblichkeit, und eine sehr kleine Taille.
Helen beantwortete Allisons Frage.
„Sie haben es noch nicht bemerkt?" Allison blickte in ihr blasses Gesicht.
Helen fuhr fort: "Ich kann nicht mehr ohne hohe Absätze gehen. Meine Sehnen sind
kürzer geworden und ich benötige diese Stütze. Wenn Miss Badsteel mit Ihnen
fertig ist, werden Sie es auch benötigen. Es gibt auf keinen Fall einen Weg
zurück. Es tut mir leid, Allison."
Die Wahrheit erschrak sie. Allison saß wie eine Maus in der Falle. Die
Realität lastete schwer auf Allisons Schultern. Sie schluckte ihren Stolz
herunter und beschloss Miss Badsteel in einer Art, die Mitleid ähnlich sah, zu
fragen. Allison suchte in etlichen Klassenzimmern nach ihr, bevor sie die Frau
fand. Sie gab gerade einigen Schülerinnen Anweisungen. Allison eilte auf Miss
Badsteel zu.
"Sie verkrüppeln uns!" Um ihren Standpunkt zu unterstreichen, hielt sie einen
hochhackigen Schuh vor das Gesicht der Frau.
"Wenn ich das nicht täte, würde ich das Geld Ihrer Eltern aus dem Fenster
werfen. Es ist meine Aufgabe, meiner Schule. Und jede Schülerin, welche die
Accademia-della Vespa verlässt, ist ein lebendiger Beweis meiner Fähigkeiten.
Sie aber stellen alles in Frage."
"Ihre Fähigkeiten verhindern dahin zu gehen, wo wir hin möchten. Was ist, wenn
ich wieder in einem Wald spazieren gehen möchte, wenn ich daheim bin?"
"Eine Dame geht nicht in den Wald. Sie muss jedenfalls nicht viel gehen. Es ist
an der Zeit, dass Sie begreifen. Sie wurden hier her gesandt um eine Dame zu
werden, ob Sie es wollen oder nicht."
Miss Badsteel entließ das Mädchen, indem sie ihren Rücken Allison zudrehte und
dann weitermachte ihre Schülerinnen zu unterrichten.
Allison beschloss, dass es höchste Zeit war, von der Accademia-della Vespa
davonzulaufen.
Allison schob das Bettzeug beiseite und mühte sich ab um sich zu erheben. Ihr
Körper, besonders ihre starren in Leder verschnürten Beine, und das den
Oberkörper steif haltende Korsett, behinderten sie. Als ihre Füße den Fußboden
erreichten, zog sie sich langsam am Bettrand zur Wand hinüber. Als Allison sie
erreichte, zog sie sich hoch. Da ihre Stiefel keine Absätze hatten und ihre Füße
dazu zwangen auf den Zehenspitzen zu gehen, musste sie sich an der Wand
abstützen, um gehen zu können.
Allison brauchte nicht zu befürchten, Helen oder Caroline aufzuwecken. Die zwei
Mädchen waren zwar unglaublich eng geschnürt, aber sie waren schnell
eingeschlafen. Sie fanden wohl leichter in den Schlaf auf Grund der Tatsache,
dass sie bald gehen würden. Das war auch gewöhnlich die Tatsache, dass sie
Erwachsen zu sein schienen, und ihre übermäßig engen Korsetts, die Beengung und
das Gefühl der Kurzatmigkeit, genossen.
Allison trug ein voluminöses, langärmeliges und knöchellanges Leinen-
Nachthemd. Dieses wurde bis zum Hals zugeknöpft. Darüber war ein übermäßig eng
geschnürtes Korsett, welches den meisten Frauen schon beim bloßen Anblick an den
Rand einer Ohnmacht gebracht hätte. Allison kroch vorsichtig über die dunklen
Korridore der Accademia-della Vespa.
Es gab Wärterinnen, welche durch die Flure gingen. Aber es war leicht ihnen zu
entgehen, wenn man zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle war. Es war
Allisons Schnelligkeit, die sie beunruhigte. Sie schlich so gut es ging weiter
an den Wänden entlang.
Nach einer Stunde der vorsichtigen Bewegung durch die Flure, erreichte Allison
Miss Badsteels Büro.
Allison hatte mitgehört, dass das Schloss dieser Tür defekt sei und eine
Reparatur benötigte. Allison bat inständig darum, dass sie richtig gehört hatte
und probierte die Tür zu öffnen. Der Türgriff drehte sich ohne großartige
Anstrengung, aber er schien lauter zu quietschen als tagsüber. Allison biss ihre
Zähne zusammen und hoffte, dass keiner den Lärm hörte.
Allison schritt in Miss Badsteels Büro. Sie ging sofort zum Schreibtisch. Sie
öffnete verschiedene Schubfächer und durchsuchte sie gründlich. Schließlich fand
sie eine kleine Schachtel mit den Ersatzschlüsseln aller Türen der Schule.
Allison gelang es, den Schlüssel des Haupttores zu finden. Allison versteckte
den Schlüssel unter ihrem engen Korsett und hoffte, dass Ms Badsteel den
fehlenden Schlüssel nicht bemerken würde. Allison machte sich auf den langen Weg
zurück zu ihrem Schlafzimmer. Für einen Moment hörte sie jemanden fluchen,
gefolgt von Schritten. Sie machte so schnell es ging, um unbemerkt zum Zimmer
zurück zu kommen. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie unbemerkt gewesen war.
Allison ging vorsichtig ihren Weg zum Bett zurück und legte sich hin, um zu
schlafen. Vorher zog sie den Schlüssel heraus und versteckte ihn in einem Loch
in ihrer Matratze.