Allison starrte das Fenster an. Die Aussicht war unscharf aufgrund der Regentropfen, die seit Stunden dagegen fielen. Der Wind hatte ein kleines Blatt gegen das Glas geblasen und Allison beobachtete es geistesabwesend, während Wassertropfen ihren Weg auf der glatten Oberfläche langsam herunter liefen.
Von unten konnte sie den abgeschwächten Lärm des Abschiedsballes hören, der
für alle Schülerinnen stattfand, die von der Accademia-della Vespa abgingen. Da
Allison für ein zusätzliches Jahr eingetragen war, war sie nicht unter denen die
Nacht durchtanzenden Mädchen.
Das interessierte sie jedenfalls nicht. Im Gegenteil, wurden doch alle Mädchen
für den letzten Ball derart stark bis an die Grenzen des Machbaren geschnürt,
dass einige ohnmächtig wurden bevor sie ihre Kleider trugen.
Es hätte ein ziemlich deprimierender Grund für die arme Allison sein können. Vor ihr lag noch ein weiteres Jahr voll erdrückender Korsetts und Schnürorgien, während ihre Freundinnen ihren großartigen Eintritt in die Elite der Gesellschaft vollziehen wollten. Doch seit sie den Schlüssel des vorderen Tores aus Miss Badsteels Büro gestohlen hatte, war Allisons Geist vollkommen auf ihre Ausbruchspläne fokussiert.
Dieser erstaunlicherweise gut passende Ball gab ihr eine einmalige Chance.
Allison hatte gehört, wie Miss Badsteel zu ihren Assistentinnen sagte dass auf
Grund des Mangels an Dienern, das normale Personal benötigt würde. Es gab also
weniger Erzieherinnen, welche die Korridore kontrollierten.
Allison hatte ihren Ausbruchsversuch sehr genau geplant, sie wusste, dass dies
ihre letzte Chance war. Deshalb zog sie vor nicht an die Konsequenzen zu denken,
falls sie jemals gefangen werden würde.
Sie verdrängte diese Gedanken.
'Ich muss positiv denken, wenn ich erfolgreich sein will. Ich werde es machen.'
Somit begann sie die improvisierten Absätze an ihren abschließbaren
Nachtstiefeln zu befestigen.
Ihre Stiefel zu tragen, obwohl sie abgeschlossen waren und keine Absätze hatten,
war eine Herausforderung.
Sie musste sich ein Paar Absätze basteln. Dafür nahm sie zwei lange Schrauben,
die von ihren schlechten Bett stammten. Diese Absätze waren zwar wackelig aber
immerhin gaben sie ihr die Stütze, die sie zum Gehen brauchte.
Allison hatte ihre Schuluniform über ihr Nachtkorsett angezogen. In ihrem Koffer hatte sie noch ihre flachen Schuhe, die sie trug, als sie im Internat eintraf. Die Schuhe waren einer der Gründe, warum sie beschlossen hatte zu fliehen. Sie wollte sie wieder tragen können. Die Hoffnung, es durchzuhalten bis ihr Aufenthalt enden würde, war nicht mehr realistisch. Sie musste fliehen bevor sie den Punkt der Abhängigkeit von Korsett und Absätzen erreichte.
Mit Hilfe der provisorischen Absätze und einem Regenschirm konnte Allison unbemerkt durch die Flure der Schule gelangen. Manchmal erreichte der Lärm des Abschlussballs ihre Ohren, und ihre Gedanken drehten sich um die Mädchen, die bald gehen würden. Ihre Zimmergenossin Helen war gegangen, sie würde wohl einen aristokratischen Herren heiraten und ein bequemes Leben führen. Ihre andere Zimmergenossin Caroline würde wohl dem gleichen Weg folgen.
"Vielleicht ist es meine Schuld? Ich sollte mich vielleicht doch bemühen mich einzufügen. Alle Mädchen scheinen so zufrieden zu sein mit ihren schmalen Taillen, den hohen Absätzen und dergleichen. Warum muss ich so anders sein?" Allison schimpfte über sich und verjagte schnell diesen sich selber kritisierenden Gedanken aus ihren Kopf.
Vorsichtig öffnete sie eine Seitentür und wagte sich hinaus in den Regen.
Trotz des Regenschirmes wurde sie schnell pitschnass. Das schlechte Wetter half
gewissermaßen, da es die Leute davon abhielt sich außerhalb des Gebäudes
aufzuhalten, wo man sie bemerken könnte. Andererseits wurden ihr Rock und die
Unterröcke besorgniserregend schwer, da sie das Regenwasser förmlich aufsogen.
Langsam ging sie dem Haupttor entgegen. Sogar ihr Koffer schien mit jedem
Schritt schwerer zu werden. Ihre Arme hatten einiges an Kraft verloren, und bald
fing sie an nach Atem zu japsen. Das erinnerte sie sofort an die strenge
Schnürung ihres Korsetts.
Sie stolperte und rettete sich dank des Regenschirms vorm Umfallen. Aber ein
Laut des Zerreißens ertönte, als einer der "Absätze" sich im Unterrock ihrer
Uniform verfing. "Zur Hölle mit der Unterwäsche." Allison hielt an, um ihre
Schichten von Unterröcken im Schlamm fallen zu lassen.
Allison suchte schließlich die Stelle, wo die Gärtnereiwerkzeuge wie gewöhnlich
gegen die Wand lehnten. Sie plante sie dafür zu benutzen, um ihre Stiefel zu
zerschneiden. Doch dort war überall nur Schlamm, und ihre Füße sanken tief ein.
Jeder Schritt wurde immer schwieriger.
Als sie schließlich die Spitze der Heckenschere an die Schnürung ihres
Korsetts ansetzte, erinnerte sie sich dass es sehr unangenehm werden würde.
Allison plante die Nachtstiefel zu zerschneiden, ihre alten Schuhe anzuziehen
und zu Fuß eine nahe liegende Bahnstation zu erreichen. Von dort könnte sie
einen Zug nach London nehmen und dann, wer weiß.
Sie hatte etwas Geld heimlich beiseite gelegt. Sie dachte, dass sie dort ein
Paar Wochen versteckt bleiben könnte. Lange genug, um Miss Badsteel einem
Nervenzusammenbruch zu ermöglichen und schließlich aus der Accademia-della Vespa
zu fliegen. Doch zuerst musste sie die verdammen Stiefel los werden.
Sie saß auf einem großen Stein, ungeachtet des Regengusses, und führte
vorsichtig und langsam die scharfen Schneiden der Heckenschere durch das harte
Leder der Nachtstiefel. Sobald der Druck nachließ, fingen ihre Füße an zu
schmerzen. Nach vielen Monaten des Tragens dieser unbequemen Schuhe versucht
schließlich Allison sich mit ihren alten Schuhen hinzustellen. Sie hatte sich so
sehr auf diesen Moment gefreut. Sie dachte, dass wäre Meilenstein auf ihrer
Suche nach Freiheit. Allerdings fühlten sich die Schuhe unnatürlich groß und
grob an.
Als Allison versuchte mit diesen flachen Schuhen zu stehen, überkam sie eine
schlimme Überraschung. Ein unerträglicher Schmerz stach in ihren Fersen.
Trotzdem war sie fest entschlossen und fing an zu gehen. Mit Grausen wurde ihr
klar, dass sie ihre Füße nicht flach hinstellen könne. Ihre alten Schuhe hatten
nicht die richtige Form um sie zu unterstützen, und sie hatte ihre hochhackigen
Stiefel zerstört. Langsam ahnte sie, dass ihr Ausbruchsversuch zu scheitern
drohte.
So gut sie konnte, ging sie auf Zehenspitzen immer weiter durch den Schlamm und
erreicht schließlich das Haupttor. Sie ließ ihren Koffer fallen. Ihre Füße
warfen von dem groben Leder ihrer alten Schuhe zerkratzt, und sie ist
pitschnass. Trotz des warmen Wetters begann sie zu zittern. Sie musste den
Regenschirm als Stütze benutzen, und ihr langes feuchtes Haar fiel ihr ins
Gesicht, was eine weitere Ursache ihres ständigen Ärgers war.
Inzwischen war Allison nicht einmal mehr klar, dass sie in diesem Zustand
nirgendwohin gehen konnte. Trotzdem nahm sie in fiebriger Erwartung den
Schlüssel zur Hand. Sie hielt ihn für ein paar Momente in ihrer Hand und
versuchte dann das Tor aufzumachen. Der Schlüssel passte nur zu drei Viertel in
das Schloss hinein. Allison nahm ihn heraus um es wieder zu probieren. Er musste
doch passen! Allison kämpfte noch einige Zeit mit dem Schloss. Dann gab sie auf.
"Es ist der Gottverdammte falsche Schlüssel!"
Allison nahm den Schlüssel und warf ihn weit von sich. Eine Flut der Emotionen
schlug über Allison. Sie biss ihre Zähne zusammen und ließ sich aus Verzweiflung
gegen das abgeschlossene Tor fallen, wo sie dann eine Serie von animalischen
Schreien des Zorns von sich gab.
Ihre Lehrer wären über solch undamenhaften Verhalten schockiert gewesen.
Nach etlichen Minuten der Zornesschreie fing sie vor Traurigkeit an zu weinen.
Ihr Ausbruch war verhindert worden und sobald Miss Badsteel ihrer zerstörte
Kleidung sehen würde, würde sie sie bestimmt in ein Strafkorsett stecken, für
Gott- wer- weiß wie lange.
Bei diesen Gedanken hob sie ihrem Kopf und sah in die Richtung von Miss
Badsteels Büro. Dort brannte Licht!
Miss Badsteel hätte eigentlich auf dem Ball sein sollen, aber eine schwarze
Figur stand im Büro. Auf Grund der scharfen geschnürten Taille, war sich Allison
ziemlich sicher, dass es die Schulvorsteherin der Schule war.
Dann wurde ihr alles klar. Miss Badsteel hatte alles gewusst! Seit sie den
Schlüssel gestohlen hatte! Sie hatte alles gesehen, sogar als sie kämpfte um das
Tor trotz des Regengusses aufzumachen. Sie hatte die Anstrengung von ihren
Fenster aus beobachtet. Als ob es ihren Verdacht bestätigte, sah Allison zwei
Diener näher kommen. Miss Badsteel hatte sie wohl zu ihr gesandt.
"Kommen Sie bitte mit uns Miss-Lee, Miss Badsteel möchte Sie sehen."
Die Diener hoben sie auf und wollten sie zur Schule zurückbringen.
Allison beschloss, nicht einfach mitzukommen. Sie fing an, sich zu wehren und
alle zu verfluchen.
Als sie im Haus waren, lief Wasser und Schlamm von dem herunter, was von ihrer
Schuluniform übrig geblieben war.
Allison wurde die nassen Kleidungsstücke ausgezogen und in ein warmes Bad
gesteckt, damit sie sich keine Lungenentzündung holen würde. Sie bekam auch
warmen Tee zu trinken. Dann wurde sie rasch in ein äußerst striktes Strafkorsett
geschnürt. Das Korsett wurde so streng geschnürt, dass sie ohnmächtig wurde. Nur
um von einem Diener erweckt und dann weiter geschnürt zu werden. Sie wurde immer
enger geschnürt. Dann ließ man sie alleine.
Nach Luft ringend überlegte sie was als Nächstes kommen sollte. Allison wusste,
dass sie in großen Schwierigkeiten steckte und fürchtete was kommen würde. Sie
fühlte sich schrecklich elend und ihr war kalt, trotz des warmen Bades. Sie
zitterte.
Miss Badsteel nahm sich Zeit. Sie wusste, dass Allison inzwischen ihre Strafe erwartete, und sie war fast begierig, sie zu sehen.
Nach dem Ball gab Miss Badsteel Allison einen Vortrag über die Albernheit ihrer Tat. Nach diesem Vortrag wurde Allison allein gelassen, um etwas Schlaf zu erlangen. Sie fand es sehr schwierig in ihrem Strafkorsett, aber was es noch mehr unmöglich machte einzuschlafen, war, dass sie langsam anfing sich wegen der Nachtexkursion krank zu fühlen.
Allison wurde auf Grund ihres Ausflugs krank. Wegen dieser Umstände hatte
Miss Badsteel Allison aus dem Strafkorsett befreien lassen, da sie trotz aller
Anstrengungen krank geworden war.
Allison wurde stattdessen nur sehr leicht in ein Schlafkorsett geschnürt. Nach
ein Paar Tagen wuchs Miss Badsteels Besorgnis über Allisons sich
verschlechternden Zustand. Sie ließ nach dem Doktor rufen, der stets ihre
Schülerinnen untersucht hatte.
Der Mann untersuchte Allison ziemlich schnell. Er machte keine Erwähnung über
die schmale Taille des Mädchens. Miss Badsteel wusste, dass er es auch nicht
machen würde. Im Gegensatz zu anderen Ärzten hatte er nicht die törichte
Vorstellung, dass es schlecht für die Gesundheit war in einem Korsett
eingeschnürt zu sein. Außerdem war er in einer schlechten finanziellen
Situation, dass er es nicht wagen würde Miss Badsteel gegenüber Vorwürfe zu
machen.
Nach seiner Untersuchung ordnete er an, dass Miss Badsteel Allison warm halten
sollte und sie im Bett belassen müsse. Sie sollte körperliche Anstrengung
vermeiden. Miss Badsteel akzeptierte den Rat des Doktors, Allison mit Hilfe von
starken Medikamenten ruhig und schlafend zu halten, damit sie sich erhole.
Miss Badsteel achtete darauf, dass stets jemand auf Allison achtete.
Da die meisten ihrer Schülerinnen das Internat verlassen hatten, war genügend
Zeit vorhanden sich intensiv um Allison zu kümmern.
Wenn Allison für kurze Zeit wach war, fragte sie sich warum Miss Badsteel ihr
gegenüber so liebenswürdig war.
Einmal erklärte Miss Badsteel: "Ich mache das, was am Besten ist um Ihnen zu
helfen, damit sie sich schnell erholen. Das habe ich die ganze Zeit Ihnen
gegenüber versucht zu tun, doch sie ignorierten es. Ich tue nur, was in Ihrem
Interesse liegt."
Mit der Zeit war Miss Badsteel allerdings darüber beunruhigt, dass die Taille
des armen Mädchens drohte die ursprüngliche Größe zu erreichen. Sie wollte
sicherlich nicht jene schwierige Arbeit der vergangenen Zeit wiederholen. Sie
erdachte sich einen Plan. Sie würde fortfahren die Taille des Mädchens
auszubilden, während sie in Bett lag. So begann sie die Taille des Mädchens
wieder zu formen. Das Mädchen schlief die meiste Zeit. Das war die Möglichkeit
ohne einen Widerstand oder Klagen des Mädchens weiterzumachen.
Miss Badsteel ließ es ihren Stab wissen und sie begannen Allison das
Ausbildungskorsett umzulegen und zu schnüren. Allisons Taille wurde bis auf 48
Zentimeter herunter geschnürt, etwas mehr als ihre jemals erreichte kleinste
Größe. Dies war eine perfekte Gelegenheit, und Miss Badsteel brauchte nicht mehr
beunruhigt zu sein. Da Allison die meiste Zeit im Bett verbrachte, hatten sich
die Muskeln ihres Rückens entspannt und verlängert. Das erlaubte Ms Badsteel
Allisons Taille während der nächsten Monaten in eine verlängerte Rohrtaille zu
formen. Mit der Zeit würde sich das Mädchen völlig erholen und würde obendrein
eine sehr schöne Taille bekommen. Sie würde somit Besitzerin einer sehr kleinen
Taille werden und es hätte dann den Anschein, als wäre es über Nacht geschehen.
Inzwischen, als Allisons vor sich hin schlummerte ...
Dunkelheit, das war im großen und ganzen alles, woran sich Allison erinnern konnte wenn sie aufwachte, was nicht oft vorkam. Sie war sich der schwarzen Leere bewusst, während sie eingeschlafen war. Aber wenn sie aufwachte, war da nicht viel was sie mitbekam. Wenn sie wach war, war alles unscharf und sie war nicht ganz bewusst, was da vor ging.
Dann erwachte sie eines Tages.
Das Licht schien durch das Fenster herein als sie ihre Augen aufmachte. Sie
gähnte und zog ihre Beine an. Es war das erste Mal, dass sie sich nicht krank
fühlte. Es dauerte etwas, bis sie es begriff. Sie war nicht sicher, wie lange
sie so gelegen hatte, wäre aber nicht überrascht gewesen wenn es ein Paar Wochen
gewesen wären. Eine Aufpasserin war im Zimmer anwesend, verließ es aber sobald
Allison völlig wach war. Allison ignorierte sie und versuchte aus dem Bett
heraus zu kommen. Ihr Korsett bereitete ihr jedoch einen großen Widerstand. Sie
legte eine Hand an ihre Taille und einen Moment später stöhnte sie. Allison sah
auf ihre Taille herab und stöhnte noch lauter.
Ihre Taille war merklich kleiner als in ihrer Erinnerung. Sie musste einige
Zentimeter schmaler sein! Allison ließ ihre Hände entlang der ganzen Breite
ihrer Taille laufen und starrte geradeaus. Nach einigen Momenten stand sie auf
und ging dahin, wo das Maßband lag. Sie maß ihre Taille.
"39 Zentimeter!" Allison konnte es nicht glauben. Das war einfach unmöglich eine
Taille so stark in gerade mal ein paar Wochen herunter schnüren zu können!
"Wie lange habe ich gelegen?"
"Drei Monate." Allison drehte sich herum und sah Miss Badsteel mit ihren
Assistentinnen im Eingang stehen.
"Drei Monate?"
"Ja, Miss-Lee. Wiederholen Sie bitte nicht was ich sage."
Allison fühlte sich ziemlich eigenartig. Es war fast, als ob diese Änderungen
auf einmal geschehen waren.
Man stelle sich vor, man wacht auf und plötzlich wird einem klar, dass der Körper verändert worden ist!
Allison bemerkte dass sie abgemagert war. Drei Monate im Bett hatten ihrem
Körper ermöglicht abzunehmen. Dies hatte sicherlich auch geholfen ihrer Taille
zu reduzieren. Allerdings ihr Busen, der Anfangs größer zu werden schien, war
ebenso geschrumpft.
Als wenn Miss Badsteel Allisons Gedanken lesen konnte sagte sie: "Leider nahmen
Sie mehrer Pfund ab, während Sie sich erholten. Machen Sie sich keine Sorgen,
ich werde mich darum kümmern Ihre Figur wieder in Form zu bringen."
Allison wollte gerade ihre Hände in ihre Taille stemmen, da, wo ihre Taille
normalerweise war, bevor sie mit einem Korsett verändert wurde. Es dämmerte ihr,
dass es keinen Sinn hatte, wenn man nicht mehr widerstandsfähig war. Ihre Taille
war geschrumpft. Sie war eine Wespentaillen- Trägerin, wie all die anderen
Mädchen. Sie war nicht mehr ein lautes Mädchen, eher eine eleganten Dame. Was
jedenfalls ihren Körper betraf.
"Miss-Lee! Miss Lee! Miss Badsteel will Sie sehen." Das keuchende Mädchen
brüllte es fast heraus. Sie hatte sich offensichtlich beeilt, um die Nachricht
schnellst möglich zu überbringen. Alles an ihrer Art und Weise, bis hin zur
hohen Stimme, drückte Ängstlichkeit aus.
Es war normal, jede hatte Angst vor Miss Badsteel in dieser Schule. Sie hatte
die Macht, das Leben aller hier anwesenden so unglücklich wie möglich zu machen,
dass man sich wünschte niemals geboren zu sein. Und es gab nur eines, dass man
tun musste: Sich Mühe geben.
Das Mädchen war jung und unerfahren, das erklärte ihre unverzeihliche Haltung.
Trotz aller Aufregung würde kein Mädchen sich so verhalten.
Beide trugen die makellose Sommeruniform der Schülerinnen des zweiten
Schuljahres, und es war besser ordentlich zu sprechen, da sie die bloße
Anwesenheit eines Dieners wussten.
Es war eine dritte Person anwesend, die auf einem geschickt versteckt
platzierten Stuhl saß, nur um sie zu überwachen.
In der zweiten Klasse war die Anzahl der Schülerinnen viel geringer und sie
"genossen" den Nutzen einer näheren Überwachung. Deckte doch das Programm viele
Themen, wie Tanz, Kalligraphie, Etikette und Gespräch, ab.
Der Zweck der Gesprächsstunden lag darin, die Schülerinnen in den Geheimnissen
der zarten Kunst des weltlichen Gespräches zu erziehen.
Während der Gesprächsstunden wurden die Mädchen zusammengesetzt, ein
Gesprächsthema wurde gewählt, und sie mussten sich darüber unterhalten.
Die Regeln waren einfach: Der Dialog musste anmutig fließen, ohne ein
"wichtiges" Gesprächsthema zu berühren, dass man nicht für damenhaft hielt.
Politik wurde ausgeschlossen. Die meisten Gesprächsthemen befassten sich mit
Gärtnerei, Blumen, Mode und dergleichen.
Das Schlimmste, was passieren könnte, wäre eine Konversation sterben zu lassen
oder gar stecken zu bleiben. Die Lehrer bestanden hartnäckig darauf, das eine
Dame den Gesprächspartner nicht mit persönlichen Meinungen langweilte. Das
Wichtigste war, den Gesprächspartner zu unterhalten, zu schmeicheln und
kontaktfreudig zu sein.
Am Anfang hatte Allison ernsthafte Probleme damit. Sie stand vor der Klasse und
sollte über ein Thema reden, wobei sie mit ihren hohen Absätzen und mit ihrem
Atem, auf Grund des sehr eng geschnürten Korsetts, kämpfte. Es war wirklich
zuviel für sie.
Sie lernte aber sehr schnell. Die Lehrerinnen nahmen alles zur Kenntnis wie,
Lächeln, Gestik, zuviel Durchsetzungsvermögen oder den Mangel daran. Jedes
kleinste Detail wurde festgehalten und Miss Badsteel gemeldet, und wenn der
Bericht nicht gut war ...
Allison hatte vor langer Zeit ihre Versuche aufgegeben sich Miss Badsteel
gegenüber zu verteidigen, jene Frau war zu stark für sie.
Das, was Miss Badsteel ihr antat, während sie krank danieder lag, war wahrlich
erschreckend für Allison. Sie hatte immer geglaubt, dass sie, gleich welche
Beschränkung Miss Badsteel ihr auferlegte, sie mindestens gegenhalten könne. Das
war wichtig für sie, sich zu verteidigen, aber jener Frau gelang es Allisons
Taille zu reduzieren während sie nicht bei klarem Verstand war!
Das, und nichts anderes, war genug zu beweisen, dass an der Accademia-della
Vespa Miss Badsteel mit ihnen alles tun könnte, und das es nichts gab um es zu
vermeiden!
Miss Badsteel war raffiniert. Sie gebrauchte drastische Maßnahmen um sich zu
vergewissern, das Allison immer ihrer Hilflosigkeit völlig bewusst war. Wann
auch immer möglich, würde sie Allison während des Schlafs den „Wiener
Trainingsgürtel“ umlegen lassen.
Während der Nacht hatte der Körper die Zeit, sich darauf einzustellen, und das
Mädchen hatte morgens wahrscheinlich weniger Grund zur Beschwerde. Sie wurde
sich schon vom Schock erholen, und es hätte jedenfalls geholfen.
Wenn das Wetter schön war, war die Veranda der perfekte Ort um die Atmosphäre
eines entspannten Bummels durch den Garten zu erzeugen. Daher war dies ein
idealer Ort für den Gesprächunterricht.
Die Veranda war groß genug, damit die Schülerinnen auf und ab gehen konnten.
Außerdem konnte man die Veranda direkt vom Hauptgebäude erreichen, ohne über den
unebenen Boden des Gartens gehen zu müssen.
Die Höhe der Absätze waren hoch genug keinen Versuch zu unternehmen sich
außerhalb des glatten und steinernen Bodens zu wagen. Und für den
unwahrscheinlichen Fall, dass eine Schülerin töricht genug gewesen wäre es doch
zu versuchen, hätte sich der Saum ihres Rockes auf den unebenen Boden verfangen.
Sie wäre dort gefangen, bis jemand dazukam, ihr zu helfen.
Miss Badsteel hatte sich für den Sommer 1887 eine Uniform ausgedacht, die ein
modisches Abendkleid darstellte. Die lange Schleppe war der Alptraum der
Schülerinnen des zweiten Jahres. Oben herum waren aus "praktischem Gründen"
einige Merkmale der "normalen" Nachmittagskleidung.
Die Uniform war in seiner Form ein Meisterwerk, enthielt sie doch einen starren
Kragen, bestehend aus einem gepolsterten und verstellbaren Eisenring, der dazu
benutzt wurde sowohl den Hals zu dehnen, als auch gerade zu halten (einer der
Gründe, warum die Mädchen nicht einmal ihre Köpfe, bei der Ankunft der Schülerin
umgedreht hatten).
Die Handschuhe und die Ärmel des Kleides waren so eng, dass man die Finger oder
die Arme nicht beugen konnte.
Miss Badsteel vergewisserte sich, dass eine Schülerin der zweiten Klasse wusste,
dass ihre Uniform fleckenlos und unbeschädigt zu erhalten sei, und dies ihre
einzige Verantwortung und Besorgnis wäre.
Derart besessen, die Kleidung nicht zu verschmutzen, blieb Allison einmal
zwanzig Minuten auf ihren schmerzenden Füßen vor einer verschlossenen Tür
stehen, weil die Türklinke von einem Gärtner mit schmutzigen Händen angefasst
worden war.
Außer der Uniform waren die Studenten des zweiten Jahres leicht an der schmalen
Taille zu erkennen. Sie schnürten sich in der Regel gegenseitig so eng. In der
Schule waren jene Mädchen reduziert in ihrer Bewegungsfreiheit und bewegten sich
sehr langsam.
Ihre Hände wurden bedeckt von engen Lederhandschuhen. Sie benutzten sie selten
und hielten sie immer demütig übereinander gelegt vor sich. Ihre Köpfe wurden
mit Hilfe eines starren Halskorsetts gerade gehalten.
Schließlich erschienen die Schülerinnen des zweiten Lehrjahres auch viel größer
als die anderen zu sein, da sie auf unmöglich hohen Absätzen gingen, die sie
gezwungen waren zu tragen.
Auf Grund der hochhackigen Stiefel, Unterröcke, und dem allgegenwärtigen
Korsett, wurden die Schülerinnen derart bei jeder Bewegung behindert, dass es
eine bewusste Anstrengung benötigte sich zu bewegen. Da ihre Köpfe und Rücken
sehr gerade gehalten wurden, hatten sie ernsthafte Mühe den Boden vor ihren
Füßen zu sehen. Das fest geschnürte Korsett ließ sie vor Anstrengung keuchen,
sodass ihr Busen und die Brust ein um Luft kämpfendes Auf und Ab waren.
Allison war eins der weniger glücklichen Mädchen. Sie musste noch mit ihrer
neuen Taille zurechtkommen, nach der vorangegangenen Abmagerung, welches ihre
Taille auf fast 38 Zentimeter herunterbrachte. Hatte doch Miss Badsteel
diktiert, dass es Zeit war "ihre neue Figur zu erreichen“.
Die neue Diät bestand aus sehr kleinen Portionen pro Tag. Miss Badsteel befahl,
dass Zusammenstellung der schrecklich schmeckenden Mahlzeiten geändert wurden.
"Es ist besser für die Verdauung, da Ihr Magen jetzt viel kleiner ist, und Sie
nicht wie ein Bauer essen können. Da Sie auf Ihr Gewicht achten müssen, wird es
der Tee leichter machen.“
Fettregionen verschwanden, da es nirgendwo an ihrem Körper Stellen gab, die
nicht beengt waren, außer ihrer Brüste und dem Oberkörper.
Allison war nicht besonders gut ausgestattet mit ihrer Oberweite, doch sie war
zufrieden mit dem, was Mutter Natur ihr gegeben hatte. Sie sah mit Verachtung
auf Frauen mit sehr großen Busen und fragte sich, wie sie sich fühlten.
Jetzt hatte sie die Antwort, Gewicht!
Nach sieben Monaten der Accademia-della Vespa- Spezialdiät war sie nicht die
stolze Besitzerin prachtvoller Brüste.
Jene Brüste erfüllten ihr ganzes unteres Blickfeld und schienen immer im Weg zu
sein.
Dies und andere Gedanken gingen durch Allisons Kopf, trotzdem sprach sie
anmutig zu dem anderen Mädchen.
"Das ist vollkommen wunderschön meine Liebste, aber es tut mir unendlich Leid
sie zu verlassen, da meine unmittelbare Aufmerksamkeit von jemand andern
benötigt wird, und ich bitte um Entschuldigung. Ich möchte ihnen vergewissern,
dass wir mit diesem herrlichen Gespräch ein anderes Mal weitermachen." Sie
knickste und verabschiedete sich von der Versammlung um zu Miss Badsteel zu
gehen.
Miss Badsteels Büro war nahe dem Haupteingang und Allison musste durch das
ganze Gebäude gehen. Eine normale Person brauchte flotten Ganges nur drei
Minuten dafür. Für Allison bedeutete dies ein Spaziergang von 15 Minuten.
Sie passierte einen Spiegel, wo sie ihre Erscheinung überprüfte, bog ihren
Rücken gerader und strich eine zufällig heruntergefallene Locke ihres langen
Haares zur Seite.
Allison war sehr stolz auf ihre rotbraune Mähne, denn sie reichte bis tief auf
ihren Rücken hinunter. Jeden Morgen und Abend verbrachte sie mindestens 45
Minuten damit ihr Haar zu bürsten.
"Sie reisen morgen ab. Ihre Eltern haben beschlossen, dass Sie nach Hause
kommen sollen."
Für einen kurzen Moment vergaß Allison vor Überraschung die Etikette und sagte:
"Ich, aber...aber...meine Taschen, meine alten Kleidungsstücke..." Sobald sie
das gesagt hatte, wurde ihr klar wie albern sie klang und sie erlangte ihre
Fassung wieder.
Ihre alten, mit einem niedrigen Absatz versehenen Schuhe, waren nun nutzlos für
sie, und sie würde lächerlich in ihren alten Kleidungsstücken aussehen. Sie
waren gleichzeitig zu eng (an ihren Brüsten) oder zu groß (an der Taille und den
Schultern).
Ms Badsteel blickte auf sie in einer Art des Missfallens.
"Ich werde Ihren Ausrutscher übersehen Miss Lee, aber denken Sie immer daran,
dass eine Dame immer Kontrolle über ihre Emotionen haben muss. Ihre alten
Kleidungsstücke wurden für mildtätigen Zwecken weggegeben. Bezüglich Ihrer neuen
Garderobe.....“, und mit einer ungewöhnlichen zur Schau gestellten Geste, zeigte
Miss Badsteel ihr die Tür zu dem nächsten Raum.
"Eine Dame kann solch eine lange Reise nicht ohne die richtige Garderobe
antreten, ich beaufsichtigte persönlich die Kleidungsauswahl. Heute Abend wird
alles für Sie gepackt werden."
Es war der Umstand unendlicher Stunden der Ausbildung und des steifen
Kragens, das Allisons Mund nicht offen stand. Voller Ehrfurcht stand sie vor
einer kleinen, aber sehr eleganten Auswahl von Kleidungsstücken. Kleid für Kleid
hing da in verschiedenen Farben, und alle mit kleinster Taille.
Die Zusammenstellung dieser Garderobe hatte offensichtlich viel Zeit gekostet.
Allison wurde klar, dass Miss Badsteel das genaue Datum ihrer Abfahrt schon seit
langem wusste, und bis zu diesem Moment gewartet hatte um es ihr zu sagen.
Allison drehte sich um und richtete einen fragenden Blick an ihre Lehrerin.
Als ob sie Gedanken lesen konnte, antwortete Miss Badsteel: "Ich bin eine
Expertin. Ihre Eltern zahlen viel Geld für Ihren Aufenthalt, und es ist einfach
gerecht, dass Sie so lange wie möglich ungestört Ihre Erziehung erhalten.“
Allison hörte auf an die Vergangenheit zu denken. Sie sah aus dem Fenster
hinaus und erblickte die aufgehende Sonne. Sie hatte einige Stunden über die
Vergangenheit nachgedacht, und darüber war die Nacht vergangen. Es war
nebensächlich gewesen wie stark ihre Taille geschnürt war und sie deswegen
sowieso nicht hätte schlafen können.
Nicht das viel zu eng geschnürte Korsett machte ihr Sorgen, sondern das
Eintreffen von Robert Colfax. Bald würde sie den Mann treffen, mit dem sie
vermählt werden sollte. Allison wünschte sich, dass sie stattdessen John
heiratete, aber Wünsche werden nicht immer wahr, oder doch?