Arabella wurde in die Mitte eines eleganten Büros gebracht, neben sich ihr
Gepäck. Vor ihr, sehr aufrecht stehend, befand sich eine dünne Frau mit einem
ernsten Antlitz und einem harten Blick. Sie war in einem dunkelblauen Kleid mit
einem großen Reifrock bekleidet und hatte eine sehr schmale Taille.
"Parlez-vous Francais?", fragte die Dame knapp.
"Nein es tut mir leid, ich spreche nur Englisch", antwortete Arabella.
Die Dame rief mürrisch: "Englisch, englisch." Dann blickte sie auf und sagte in
akzentfreiem Englisch: “Sie werden es noch lernen. Heute werde ich in Englisch
zu Ihnen sprechen, aber es wird das letzte Mal sein. Im La-Maison-des Poupees
unterhalten wir uns nur in Französisch."
Sie machte eine kleine Pause und sah Arabella von oben bis unten an. "Sie sind
nicht Korsettiert?" Sie stellte diese Frage mit Abscheu in ihrer Stimme.
"Nein, war ich niemals. Meine Mutter hielt es nicht für notwendig."
Die Frau gab ein Blick des Grausens von sich und schüttelte einmal mehr ihren
Kopf.
"Sie werden." Sie pausierte und blickte in Arabellas Gesicht. "Ich bin Madame
Dorozhkina", kündigte sie an, "die Schulvorsteherin hier, und die Person unter
deren Sorgfaltspflicht Sie jetzt stehen. Ich bin Beauftragt worden, aus Ihnen
eine Dame zu machen. Es wird nicht leicht sein, aber es ist möglich. Ich
versichere es Ihnen."
"Madame…"
"Unterbrechen Sie mich nicht! Wissen Sie, was la-Maison-des Poupees auf Englisch
bedeutet?"
"Nein, Madame, weiß ich nicht."
"Es bedeutet so viel wie 'Das Haus der Puppen, oder 'Das Puppenhaus'. Warum wird
meine Errichtung 'Das Haus der Puppen’ genannt, Madame Hetherington?"
"Ich weiß es nicht."
"Ich habe es so benannt, weil es genau das ist, was eine Dame sein sollte, eine
Puppe. Ihre Erscheinung sollte tadellos sein, ihr Kleid makellos und sie sollte
still sein. Eine Dame unterscheidet sich nicht von einem hübschen Accessoire
ihres Ehemannes, wie eine Puppe zu einem Kind gehört. Das ist alles, haben Sie
es verstanden?"
"Nein, Madame. Dorozhkina, habe ich nicht! Ich bin kein hübsches Accessoire oder
eine Puppe, und ich werde es niemals sein. Ich bin Arabella Hetherington und
meine eigentliche Persönlichkeit, so wie es mir meine Mutter gelehrt hat!"
Madame. Dorozhkina lachte. "Madame, Sie sind nicht einmal mehr Arabella,
geschweige denn ein Individuum. Innerhalb dieser Wände werden Sie 'Justine'
genannt, ist das klar?"
"Nein. Ich bin Arabella, nicht Justine."
"Justine, Sie sind Justine und nun Schluss damit! Willkommen im la-Maison-des
Poupees, ich bin eine beschäftigte Dame und es ist schon spät. Kommen Sie!"
"Nein, warten Sie eine Minute!"
Arabella nahm ihrer Geheimwaffe aus ihrer Manteltasche heraus, einen Brief ihrer
Mutter, und reichte ihn Madame. Dorozhkina. Die Schulvorsteherin nahm ihn und
las laut vor.
"An die mir unbekannte Person, die dieses Schreiben in den Händen hält,
schreibe ich als die Mutter von Arabella, dem Kind, dass vor Ihnen steht. Sollte
ich von dieser Erde zu einem anderen Ort abreisen, möchte ich sicher gehen, dass
mein einziges Kind in guten Händen ist. Beide, mein Ehemann und ich, haben sie
von ihren frühesten an Tagen erzogen, die Wichtigkeit ihres eigenen Charakters
zu erkennen. Ich wünsche, dass dieser Prozess fortgeführt wird. Versuche, sie
gegen ihren Willen zu verändern, missbillige ich aufs schärfste. Sie ist für
höhere Dinge bestimmt, und daran habe ich keinen Zweifel, vertraue ich Ihnen ihr
dabei zu helfen.
Ihre sehr ergebene Elizabeth Hetherington.
Mumbai, Indien, 1857."
"Gut, gut", sagte die Schulvorsteherin, nachdem sie den Brief
zusammengefaltet hatte.
"Dies sind also die Wünsche Ihrer Mutter?"
"Jawohl, sind sie Madame."
"Hmm, haben Sie eine Kopie dieses Briefes?"
"Nein, Madame, habe ich nicht."
"Sehr schade", sagte Dorozhkina, welche dann, zu Arabellas Erstaunen, hinüber
ging zum Kaminfeuer und den Brief hinein warf.
"Nein!" schrie Arabella.
"Es scheint, dass niemand jemals wissen wird", lachte die Schulvorsteherin, "was
gut für Sie ist. Solche Ideen sind das Verderben dieser Tages und dieses
Jahrhundert, und sie gelangen nicht in diese vier Wände. Wir sind spät dran!
Kommen Sie!"
Arabella konnte es nicht glauben, ihre Hoffnung hatte sich gerade in Flammen
aufgelöst. Welche Art von Frau war dieses Madame. Dorozhkina, was für eine Art
von Dame würde so was tun, die Wünsche einer sterbenden Frau zu zerstören? Sie
war entgeistert, aber welche Wahl hatte sie? Der kräftige Russe hatte den Raum
betreten und Dorozhkina bedeutete ihr ihnen zu folgen. Sie folgte ganz bedrückt,
sie hatte ja keine andere Wahl.
Arabella latschte hinter der Schulvorsteherin über unzählige Korridore
hinterher, bis sie an einer Tür stehen blieben, welche Madame. Dorozhkina
öffnete. Sie gingen hinein. Nachdem sie eingetreten war, befand sie sich in
einem ziemlich angenehmen kleinen Schlafzimmer, mit einer Frisierkommode und
einem Einzelbett. Madame Dorozhkina bedeutete ihr zu der anderen Seite des
Raumes zu gehen, wo es eine weitere Tür gab.
"Ziehen Sie sich aus und baden Sie", befahl sie. "Das Badezimmer ist dort
drinnen. Wir werden in zwanzig Minuten zurückkommen. Seien Sie dann fertig und
angezogen mit den Sachen, die Sie dort finden werden!"
Und sie verließ das Mädchen. Zurück blieb eine verwirrte Arabella, die sich
langsam auszog und anschließend in das schon vorbereitete heiße Bad stieg.
Zwanzig Minuten später stand Arabella in der Mitte des Raumes, nur mit einem
Hemd bekleidet, als Madame Dorozhkina mit einer gewöhnlichen Magd wieder
hereinkam.
"Justine, dies ist Svetelina, sie ist von jetzt an Ihre Magd. Sie spricht weder
Englisch, noch Francais, so dass Sie sich jeden Versuch, mit ihr sprechen zu
wollen, sparen können. Eine junge Dame sollte sich niemals mit Untergebenen
unterhalten, außer sie gibt ihnen Anweisungen."
"Mein Name ist Arabella, nicht Justine."
Die Schulvorsteherin ignorierte diese Bemerkung und befahl: "Kommen Sie hier
her!"
Arabella ging zu dem Platz, wo die zwei Frauen standen. Über ihnen, an der Decke
hängend, war ein ziemlich seltsamer Apparat, der ein bisschen wie das Trapez
aussah, dass sie einmal in einem Zirkus gesehen hatte, der Mumbai besucht hatte.
"Sie wissen was das ist?", fragte Madame Dorozhkina.
"Ein Trapez?", fragte Arabella.
"Diese Ignoranz von Ihnen! Dies, Justine, ist eine Schnürhilfe. Sie wird von
Damen benutzt, um sich von einem Korsett einschnüren zu lassen."
"Ich will nicht korsettiert werden!", rief das Mädchen.
"Svetelina!", rief die Schulvorsteherin. Dann sie gab sie eine Order in
Russisch. Die kräftige Magd ging zu Arabella und packte ihrer Hände.
"Hey! Nehmen Sie Ihre Hände weg von mir! Gehen Sie weg!" Aber Svetelina ließ
nicht los und ging auch nicht weg. Statt dessen hob sie die Hände des Mädchens
zur sogenannten Schnürhilfe hoch und befestigte sie mittels Lederriemen an
diesem Gerät! Arabella stand vollkommen hilflos, ihre Hände über ihrem Kopf, im
Raum.
"Was soll das bedeuten?", fragte sie.
"Sie werden sehen", antwortete die Schulvorsteherin, die dann zur Wand ging und
einer Art Kurbel drehte. Langsam fing das Trapez an höher zu gehen, Arabella
natürlich auch! Gerade als ihre Füße dabei waren den Kontakt zum Boden zu
verlieren, hielt sie an.
"Diese Schnürhilfe unterstützt uns besonders gut bei der Reduktion der Taille.
Durch die Dehnung des Körpers, wie es jetzt der Fall ist, können wir die Taille
viel mehr reduzieren als mit der herkömmlichen Methode. Natürlich ist es nicht
die gebräuchlichste Methode, die wir hier im La-Maison-des Poupees anwenden,
aber jetzt wenden wir sie mal an."
"Lassen Sie mich in Ruhe. Lassen Sie mich herunter! Was meinen Sie denn, was Sie
da tun?"
"Svetelina, wir können diesen Krach nicht dulden!"
Madame Dorozhkina gab der Magd einen neuen Befehl. Diese zog aus ihrer Tasche
einen Ball heraus, an dem ein Lederriemen befestigt war. Der Ball wurde dann, zu
Arabellas Überraschung und Abscheu, in den Mund des jungen Mädchens geschoben,
und am Hinterkopf mit einer Schnalle stramm angezogen. Sie konntze sich weder
beklagen, noch einen anderen Laut von sich geben als ein Grunzen. Madame
Dorozhkina lächelte über diese letzte Entwicklung und sagte dann: "Das ist
besser, Ruhe."
Sie gab dann einige Befehle an Svetelina. Diese durchsuchte die Garderobe und
kam mit einen kleinen weißen Gegenstand in ihren Händen zurück: Ein Korsett!
"Dieses, Justine, ist die Nachtkleidung. Kürzer und weniger streng als die
Ausbildungskorsetts, an die Sie sich bald gewöhnen werden, sie ständig zu
tragen. Wir Damen tragen sie während unseres Schlafs, um sicherzustellen, dass
unsere Körper die schmale Form behalten, in welche die Korsetts uns tagsüber
formen. Svetelina!"
Die Magd legte das Nachtkorsett um Arabellas Körper und fing an, die Schnur in
ihrem Rücken stramm zu ziehen.
"Da dies das erste Mal ist, dass Sie ein Korsett tragen, werden wir nicht zu
streng sein", gab die Schulvorsteherin bekannt.
Die Magd fuhr fort zu schnüren, und Arabella hatte das Gefühl, dass man ihr in
den Magen eindrückte. Sie versuchte zu atmen wie immer, konnte es aber nicht,
ihre Lungen wurden zu sehr zusammengedrückt. Und Madame Dorozhkina sagte, dass
sie nicht streng wären! Wenn dies wenig geschnürt war, wollte sie nicht daran
denken, was für ein Korsett am Tage auf sie zu kam! Gerade als ihr schwindlig
wurde, hörte Svetelina auf zu schnüren, und die Schulvorsteherin nahm ein
Maßband heraus.
"56 Zentimeter", gab sie bekannt. "Das sind ungefähr 22 Zoll. Hmm, Ihre Taille
ist nicht groß und scheint wirklich biegsam zu sein, ich bin sicher, dass wir
mit Ihnen, Justine, Erfolg haben können."
Svetelina ließ die Schnürhilfe herab und befreite Arabellas Hände von den
Ledergurten. Als ihr volles Gewicht wieder auf ihren Füßen ruhte, glaubte
Arabella, der Druck würde auf ihre Taille zunehmen. Die Schulvorsteherin führte
sie hinüber zu einem großen Spiegel.
"Schau, Justine, bemerken Sie den Unterschied? Sie sind so viel hübscher
geworden!"
Arabella erblickte ihr Angesicht im Spiegel. Sie sah sicherlich verändert aus,
aber sie glaubte nicht, dass es eine Verbesserung war. Sie hatte niemals, im
Gegensatz zu vielen Mädchen ihres Alters, danach gestrebt eine Wespen- Taille zu
bekommen. Sie wollte nicht, dass es ihr jetzt auferlegt wurde. Abgesehen davon,
war sie sich sicher, was auch immer die Verbesserung ihrer Erscheinung sein
sollte, es war nicht Wert das Missbehagen zu ertragen. Ihr Knebel hielt sie
allerdings davon ab zu antworten. So schüttelte sie ihren Kopf.
"Machen Sie sich keine unnötigen Gedanken, Sie werden sich verändern", sagte
Madame Dorozhkina.
"Nun, ab ins Bett!"
Svetelina führte sie hinüber zu dem Einzelbett und Arabella legte sich hinein.
"Noch etwas, Justine", sagte Madame Dorozhkina, "Reichen Sie mir Ihre Hände."
Arabella war ganz erstaunt, aber sie tat wie ihr geheißen. Sobald sie ihre Hände
hoch hielt, packte die kräftige russische Magd ihre Handgelenke, zog sie vor ihr
zusammen und brachte Handschellen an!
"Nur um sicher zu stellen, dass Sie nicht den dummen Einfall bekommen Ihr
Korsett zu öffnen. Gute Nacht Justine!"
Sie ließ ein verwirrtes und erstauntes junges Mädchen im Bett zurück, welches
unfähig war zu sprechen und starkes Missbehagen, auf Grund des stark geschnürten
Korsetts, hatte.
Arabella schlief jene Nacht nicht sehr gut. Eigentlich schlief sie überhaupt
kaum. Obwohl sie um ungefähr neun Uhr zu Bett gebracht wurde, lag sie noch sehr
lange Zeit wach. Das Korsett störte sie sehr, ihr Knebel ließ ihre Lippen
trocken werden, besonders gingen ihr obendrein ihre, in Handschellen gelegten,
Handgelenke auf die Nerven. Schließlich fiel sie um zwei Uhr in einen unruhigen
Schlaf, durchsetzt von schrecklichen Albträumen. Als sie morgens erwachte, war
es erst halb fünf in der Früh. Das von dem Korsett verursachtes Missbehagen
hielt sie davon ab, noch einmal ins Land der Träume einzunicken. So lag das arme
Mädchen statt dessen wach im Bett und sah die Decke über ihr an. Um halb sieben
kam Svetelina herein und ließ Wasser ins Bad. Dann kam die Magd zu ihr und
vergewisserte sich, dass sie völlig wach war. Sie nahm ihr das Korsett, den
Knebel und die Handschellen ab, um danach ein einzelnes Wort, "Banya", zu
äußern. Dabei zeigte sie Richtung Badezimmer. Arabella verließ dankbar ihr
Schlafzimmer, zog das Nachthemd aus und stieg in das dampfende Wasser.
Eine viertel Stunde später, betrat Svetelina den Raum und bedeutete Arabella
sich aus dem Bad zu erheben. Das junge Mädchen tat es ungern. Die Magd rieb sie
trocken, wie ihre Krankenschwester es getan hatte während ihrer Jahre in Indien,
und zog ihr anschließend ein Hemd über. Sie ging dann zum Schlafzimmer zurück
und winkte, damit Arabella folge. Als Arabella wieder im Schlafzimmer erschien,
war sie überrascht, dass nicht nur Svetelina, sondern noch eine anderen Magd und
auch Madame Dorozhkina anwesend waren.
"Guten Morgen, Justine, ich hoffe, dass Sie gut geschlafen haben", begrüßte sie
die Schulvorsteherin.
"Tat ich nicht und mein Name ist Arabella, nicht Justine", entgegnete das
Mädchen.
Madame Dorozhkinas Gesicht verfinsterte sich vor Zorn. "Fordere mich niemals
heraus, Justine, oder Sie werden dafür bezahlen. Ein weiteres Wort und Sie
bekommen wieder Ihren Knebel in den Mund!"
Arabella wollte sicherlich nicht den unbequemen Knebel in ihren Mund bekommen,
also beschloss sie ruhig zu bleiben.
"Nun, lassen wir uns damit beginnen, Sie für Ihren ersten Tag im La-Maison-des
Poupees vorzubereiten! An die Schnürhilfe, gefälligst!"
Arabella wollte sicherlich nicht wieder in ein Korsett geschnürt werden,
besonders eins, dass versprach strenger als ihr äußerst unbequemes Nachtkorsett
zu sein. Doch was für eine Wahl hatte sie? Ungern schritt sie hinüber zur
Trapezstange und ließ zu, dass Svetelina die Gurte um ihre Handgelenke
festmachte. Die andere Magd ging zur Kurbel an der Wand, und zog einmal mehr das
Mädchen hoch, dass es nur noch auf den Zehenspitzen stand, ihre Hände hoch über
ihr.
Ihr Blick fiel auf ihr neues Korsett, ein Anblick, der sie mit Grauen erfüllte.
Die Art und Weise, die sie die bisherige Nacht erlebt hatte, war schon sehr
unbequem, aber lange nicht so furchterregend wie dieses Teil, das die Form sogar
behielt, ohne das eine Person in ihr steckte. Die Farbe des Korsetts war Rosa
und es war mit hübsche Stickereien versehen. Arabella sah die vielen gestickten
Wiesenblumen. Doch keine noch so große Menge von Gänseblümchen und Glockenblumen
könnte sie veranlassen das Korsett als angenehm aussehen zu lassen. Erstens war
die Länge mindestens doppelt so lang wie ihr Nachtkorsett. Es würde sie
sicherlich von ihren Achseln bis zu ihren Knien steif halten. Und dann waren
dort noch die vielen Korsettstäbe, die eine starre Form verursachten. Arabella
erschauderte, als Svetelina das Korsett um ihren Körper legte und die Haken
vorne verschloss. Schon jetzt fühlte sie sich eingeschränkt und die Schnürung
hatte noch nicht einmal angefangen! Und dann war da noch das Gewicht. Dieses
neue Korsett so unglaublich schwer. Svetelina überprüfte ob das Korsett richtig
an ihrem Körper anlag. Sie massierte das Fleisch in die richtige Richtung, um
sicherzustellen, dass ihre kleinen Brüste da lagen, wo sie sein sollten.
"Dies ist Ihr neues Ausbildungs-Korsett", sagte Madame Dorozhkina stolz. Die
Schulvorsteherin beaufsichtigte die ganze Prozedur. "Es wird Ihre Taille auf
fünfundvierzig Zentimetern herunterbringen, das ist um die achtzehn Zoll, wenn
es völlig geschlossen ist. Es wird nicht leicht sein, das Korsett zu tragen,
aber es ist notwendig."
Sie gab der anderen Magd einen Befehl, welche daraufhin zu Arabella ging und
zwei Schultergurte am Korsett befestigte. Eine Aktion, bei der die Schultern des
Mädchens zurück gezogen würden, und ihre kleinen Brüste mehr ins Korsett
drückten.
"Die Gurte helfen Unregelmäßigkeiten der Körperhaltung zu beseitigen“, erklärte
die Schulvorsteherin.
Dann fing Svetelina mit der Schnürung an. Sie fing unten an und arbeitete sich
langsam nach oben. Arabella fühlte, wie ihre Beine grausam zusammengedrückt
wurden, sowie ein seltsames, bisher unbekanntes Gefühl in ihrem
Unterleibsgebiet. Dann waren die Hüften und die Taille an der Reihe. Svetelina
zog mit all ihrer Macht, und Arabella fühlte die Luft aus ihrer Lunge
entweichen. Ihre Taillen wurde sichtbar kleiner, und sie fühlte sich, als wenn
sie in zwei Teile geschnitten würde. Das junge Mädchen versuchte zu atmen,
geriet aber in Panik, da sie nicht genügend Luft bekam.
Madame Dorozhkina sah offensichtlich die Panik in ihrem Blick.
"Machen Sie sich keine Sorgen, Sie werden nicht sterben. Versuche bitte nicht so
tief zu atmen", war alles, was sie sagte.
Svetelina fuhr fort, mit ihren Bemühungen. Arabella merkte, wie das Korsett,
enger und enger wurde. Ihr Gesicht war dunkelrot, und sie fühlte sich ein
bisschen schwindlig. Doch noch machte die Magd weiter, obwohl ihr offensichtlich
vor Anstrengung die Schweißperlen übers Gesicht liefen. Arabella fühlte ihren
Kopf leicht werdend. Sie war sich sicher dass sie kurz davor stand ohnmächtig zu
werden, als Svetelina mit der Schnürung aufhörte und die Korsettschnur sicherte.
Madame Dorozhkina nahm ihr Maßband heraus.
"Einundfünfzig Zentimeter, nicht schlecht." Sie bellte regelrecht die andere
Magd an und gab ihre einen Befehl. Diese bemächtigte sich sofort der
Schultergurte und zog sie fest, ja, sie zwangen unbarmherzig Arabellas Körper
nach hinten. Der Schmerz war unglaublich und sie schrie laut auf. Ihre Schultern
brannten vor Schmerz!
"Ich mag nicht diesen Lärm!", sagte Madame Dorozhkina, und die Schulvorsteherin
nahm den Knebel und zwang ihn in Arabellas Mund.
Ihre Schreie waren jetzt nur noch als leises Grunzen zu hören.
"Wenn ich sage, dass wir sie zum Schweigen bringen, meine ich es auch so!"
Das Korsett war gesichert, und es war jetzt Zeit, sich anzuziehen. Die zweite
Magd rollte sehr stramme, weiße Seidenstrümpfe an Arabellas Beinen hoch und
befestigte sie sehr stramm an den Strumpfbändern. Svetelina näherte sich mit
einem ziemlich seltsamen weißen Gegenstand, den sie dann um Arabellas Hals
legte.
"Dies ist ein Haltungskragen", erklärtes Madame Dorozhkina. "Er sorgt dafür,
dass Sie Ihren Kopf aufrecht halten, wie eine echte junge Dame."
'Kragen' war allerdings nicht das entsprechende Wort für das Gerät, dachte
Arabella, als Svetelina begann die Schnürung im Nacken zu verschließen.
'Hals-Korsett' wäre eine weit geeignetere Beschreibung gewesen! Es war
sicherlich wie ein kleines Korsett gefertigt. Kurze Stäbe waren eingearbeitet,
um den Kopf hoch zu halten, während ihr Hals in ein perfektes weißes Rohr
gepresst wurde. Arabella keuchte schwer auf Grund des sehr engen Korsetts. Jetzt
kam diese zusätzliche Beschränkung dazu.
Dann nahm die andere Magd ein Paar Schuhe und einen Unterrock und ging damit auf
sie zu. Sie zwang die Füße des Mädchens in ein Paar knöchelhohe und spitz
zulaufende Stiefel mit Absätzen, die mindestens 8 Zentimeter hoch waren.
Arabella war sich sicher, dass diese Schuhe zu klein für sie waren, da ihre Füße
unter Benutzung eines Schuhanziehers hineingedrückt werden mussten. Madame
Dorozhkina sagte, als ob sie Gedanken lesen könnte: „Kleine Füße sind von
Vorteil. Ihre sind zu groß und müssen wie Ihre Taille trainiert werden.“ Sobald
die unbequemen Stiefel zugeschnürt waren, brachte Svetelina den Reifrock, ein
riesiger, mit einem Durchmesser von mindestens ein Meter und siebzig
Zentimetern. Arabella hatte noch nie einen Reifrock getragen, und sie war
unsicher damit umgehen zu können, besonders solch ein riesiger wie dieser. Doch
sie hätte nicht ‚Nein’ sagen können, und so ließ sie Svetelina den Stahlkäfig
anbringen, den man jetzt an ihrer kleinen Taille befestigte. Dann kamen die
Unterröcke, drei insgesamt, plus ein Korsettüberzug und eine Bluse und
schließlich das Kleid. Die Uniform von La-Maison-des Poupees war eine bauschige
Kreation aus blauen und weißen Streifen. Um die Einkleidung abzuschließen, wurde
Arabella von der Stange heruntergelassen, ihre Handgelenke befreit und ihr
Knebel entfernt, mit einer strengen Warnung von Madame Dorozhkina, dass sie bei
schlechtem Benehmen ihn wieder eingesetzt bekäme.
Sobald ihr ganzes Gewicht auf ihren Füßen lastete, wünschte sich Arabella,
wieder an der Stange zu hängen. Der Schmerz, durch die zu kleinen Stiefel
verursacht, welche ihre Füße fürchterlich zusammenpressten, war fürchterlich.
Auch die zusätzliche Enge um ihren Körper war kaum zu ertragen. Arabella, die
niemals hohe Absätze getragen hatte, stolperte zuerst und musste sich an
Svetelina festhalten. Allmählich wurde sie sicherer, und es gelang ihr ein paar
Schritte durch den Raum zu gehen.
"Nun Justine!", sagte Madame Dorozhkina. "Es ist Zeit, dass Sie eine ordentliche
Frisur bekommen."