Latexdame Jannette 'historische' Korsettgeschichten

La Maison Des Poupees

von Dave Potter Copyright ©, 2002

Alle Rechte und weitere Nutzung beim Autor.

Übersetzung: Jannette

Kapitel 7

Nicht nur das es für Arabella schwierig war mit diesen engen und hochhackigen Schuhen zu gehen, sondern sie hatte auch Probleme mit dem Ballonartigen Reifrock. Auf dem ganzen Weg zu dem Ort, wo ihre Haare geschnitten werden sollten, stieß sie dauernd gegen irgend etwas, oder stolperte. Der Reifrock war so groß, dass Arabella wirklich Schwierigkeiten damit hatte, besonders mit dem Hinterteil und den Seiten. Und trotz der Tatsache dass ihr diese Schuhe und das Korsett aufgezwungen wurde zu tragen, machte sie viel kleinere Schritte, als früher. Der Stahlapparat, welcher in einer lästigen Weise schwang, trug zu einem uneleganten Erscheinungsbild bei, da sie ständig damit gegen Wände und Möbel stieß.
"Justine, Ihre Schritte sind zu groß. Versuchen Sie gefälligst mit mehr Anmut und Würde zu gehen!", befahl Madame Dorozhkina. Aber Arabella war vorher niemals derart ausgebildet worden, wie sollte sie es tun?
Das größte Problem allerdings, waren die Treppen. Ihr Korsett hielt sie starr und gerade und ihre Schuhe erschwerten ihre Balance. Der hohe und steife Kragen, sowie der breite Reifrock hinderten sie daran den Boden vor ihr sehen zu können. So konnte sie nicht sehen wohin sie trat. Folglich wusste sie überhaupt nicht, wie sie ihre Füße setzen sollte. Behutsam hielt sie sich am Geländer fest und tastete sich die Stufen hinab. Allerdings bei der dritten Stufe geriet sie ins Straucheln, verpasste die Stufe, trat dann auf den Saum ihres Unterrocks, und stürzte Kopfüber das Treppenhaus hinunter. Der Schock, gekoppelt mit dem unnachgiebigen Druck des Korsetts, verursachte eine sofortige Ohnmacht. Als sie wieder zu sich kam, weil die Magd ihr Riechsalz unter die Nase hielt, fand sie sich, ziemlich ramponiert, am Fuß des Treppenhauses wieder. Sie benötigte die Hilfe von Svetelina um wieder auf ihre Füße zu kommen. Es gab allerdings kein Wort des Mitleids von der Schulvorsteherin.
"Also wirklich, Justine, Ihre Haltung ist schrecklich. Sie bewegen sich wie ein Wasser-Büffel!" Sie fügte dann hinzu: "Ich muss ihnen einen engen Unterrock verpassen lassen, damit Sie nicht mehr so große Schritte machen können."
Als sie schließlich den Raum erreichten, wo sie ihren Haarschnitt bekommen sollte, war Arabella ziemlich ermattet und außer Atem. Sie wurde hingesetzt, was auf Grund des engen Korsetts sehr schwierig war.
Sie saß auf einen großen Stuhl, mitten im Raum, vor einem großen Spiegel. Dann, zu ihrer Überraschung, nahmen Svetelina und die andere Magd ihre Handgelenke und sicherten sie an den Armlehnen des Stuhles. Sie benutzten die dort befestigten Lederriemen. Dann holte die andere Magd eine große Schere, und fing an ihr schönes, langes kastanienbraunes Haar abzuschneiden. Arabella konnte es nicht glauben! Warum schnitt man ihr Haar ab? Nach allem, was sie wusste, war kurzes Haar nicht damenhaft. Sie sah fragend zur Schulvorsteherin um eine Erklärung zu bekommen, aber es gab keine. Statt dessen fuhr Svetelina damit fort, die kurzen Reste ihres Haares mit einer Rasierklinge, wie sie ihr Vater zur Rasur gebrauchte, zu entfernen! Innerhalb zwanzig Minuten war Arabella Hetheringtons Haupt so kahl, wie das sprichwörtliche gekochte Ei. Was war der Grund für all das?
Madame Dorozhkina schien in ihren besorgten Augen zu lesen und sie kam näher zur Schülerin heran.
"Sie erinnern sich, Justine, warum meine Errichtung 'Das Haus der Puppen' heißt?"
"Ja, Madame", antwortete sie ruhig. "Sie sagten, dass es so genannt wurde, weil eine junge Dame Ihrer Meinung nach wie eine Puppe sein sollte."
"Genau, Justine, wie eine Porzellan-Puppe, ein hübsches Accessoire für ihre Ehegatten. Genau das ist es, was wir hier erschaffen, junge Puppen, und das Justine, ist der Grund, warum wir gerade all Ihre schönen Locken abrasiert haben. Sie sehen dass ich Disziplin sicher stelle. Sie lernen, dass all meine jungen Damen aussehen wie ich es will. Meine Aufgabe ist es, sie daran zu gewöhnen, dass sie in Ihrem späteren Leben das tun, was Ihr zukünftiger Ehemann von Ihnen verlangt. Ich werde das zerstören, was sie einmal glaubten zu sein, um aus ihnen eine richtige junge Dame zu schaffen." Sie machte eine kurze Pause, um dann fortzufahren: "Beseitigung der vorhandenen Individualität, sodass wir ein sauberes Blatt haben, aus welchem ein Meisterwerk geschaffen werden kann: Eine perfekte junge Dame. Die meisten Schulen und Einrichtungen ignorieren diese wichtige Tatsache zu einem gewissen Umfang. Warum sonst, meinen Sie, dass Armeen, Bahngesellschaften, Schulen und zahllose andere Organisationen Uniformen gebrauchen? Die Individualität von ihren Mitgliedern zu zerstören ist es, um dann ihr eigenes Bild zu formen. Allerdings, hier im La-Maison-des Poupees gehen wir einen Schritt weiter als die meisten Errichtungen. Das ist de Grund, warum wir die Besten sind."
Arabella war darüber erschreckt. Was sie da hörte, gefiel ihr überhaupt nicht. Madame Dorozhkina gab Svetelina den Befehl, ein Paar weiße Kalbslederhandschuhe, die aussahen wie ein Stück Holz, oder als wenn sie innen mit Metall ausgekleidet wären, zu holen.
"Eine Dame sollte immer Handschuhe tragen, um ihre Haut zu schützen und einen guten Teint zu garantieren“, sagte Madame Dorozhkina. "Außerdem sollten ihre Handschuhe immer so eng wie möglich sein."
"Warum, Madame?", fragte Arabella.
"Warum? Eine gute Frage, und darauf gibt es einige Antworten. Erstens gefällt es den Männern. Es erregt sie aus Gründen, die Sie nicht wissen müssen. Allerdings ist das nicht alles. Eine Dame mit engen Handschuhen kann nicht viel mit ihren Händen tun, sie kann ihre Finger und ihren Ellenbogen kaum beugen. Deswegen kann sie nichts tun. Sie ist in der Tat vielfach gänzlich hilflos. Dies gefällt auch den Männern, aber viel wichtiger ist es ein Zeichen für Prestige. Eine Dame, die sich leisten kann nicht zu arbeiten, muss eine wohlhabende Dame, eine besser gestellte Dame sein. Diese Handschuhe hier sind im wesentlichen exakt nach Ihren Maßen geschaffen worden. Sie werden im Moment durch Handschuh- Spreizer gedehnt, sonst würden wir sie Ihnen nicht anziehen können. Hinterher ziehen sie sich wieder etwas zusammen. „Svetelina!"
Svetelina löste Arabellas linke Hand von der Lehne und streckte sie aus. Die andere Magd nahm dann vorsichtig das Innenleben aus dem Handschuh heraus und fing an den langen Handschuh über Arabellas Hand zu ziehen. Sogar in diesem, leicht ausgedehnten, Zustand, war es nicht leicht. Die Magd schob, zog und massierte ihn über Arabellas Finger, Handgelenk, Unterarm und Ellenbogen und brauchte eine erhebliche Zeit, alles glatt zu ziehen. Letztendlich, nach großer Anstrengung wurde die Einkleidung vollständig beendet. Die neuen Handschuhe waren wahrlich wie eine zweite Haut, welche ihre Arme von den Fingerspitzen bis hinauf zu den Oberarmen bedeckten. All ihr Fleisch wurde unbarmherzig zusammengedrückt. Zu ihrer Überraschung stellte Arabella fest, dass ihre Bewegungen äußerst beschränkt waren, sie konnte kaum ihre Handgelenke, Ellenbogen oder Fingern bewegen, und ihre Arme wurden fast gänzlich starr gehalten. Als sie fertig angezogen war, fühlte sich das arme junge Mädchen wie ein hölzernes Spielzeug. All ihre Bewegungsmöglichkeiten vom Hals abwärts wurden in der einen oder anderen Art behindert oder eingeschnürt.
"Und jetzt Ihr Kopf!", gab Madame Dorozhkina bekannt. Arabellas Augen öffneten sich vor Schreck weit auf. Mit Grausen betrachtete sie eine fein geformte Porzellanmaske, die Svetelina in ihren Händen hielt. Es war die Maske einer schönen Puppe, mit einem Porzellanweißen Teint, großen blauen Augen und einem kleinen lächelnden Schmollmund.
"Nein!", schrie sie , "Bitte tun Sie es nicht! Bitte! Neeeiiiiinnn!!"
"Das allerletzte Teil der Anonymität!", erklärte die Schulvorsteherin.
Svetelina drückte die Maske gegen Arabellas Gesicht. Die Maske passte sehr gut, und reichte über die ganze vordere Hälfte ihres Kopfes, bis über ihre Ohren. In der Maske eingebaut, war ein Stück Gummi, dass genau in ihren Mund passte und wie ein Knebel wirkte, sodass sie nicht sprechen konnte. Arabella war immerhin dankbar darüber, dass sie durch die Löcher in der Maskennase frei atmen konnte, und sie auch durch die blauen Augen der Puppe sehen konnte, obwohl ihr Gesichtsfeld etwas verkleinert wurde.
Svetelina machte die Maske mit zwei Lederriemen auf Arabellas Hinterkopf fest. Dann erschien die andere Magd mit einer schönen Perücke, welche blonde Ringellocken hatte. Diese wurde ihr auf dem Kopf befestigt.
Gänzlich ihrer Bewegungsfreiheit beschränkt, mit einem voluminösen Kleid verkleidet und mit einem Gesichtsausdruck vollkommenem Lächelns einer Porzellanpuppe, konnte Arabella nicht glauben, was sie ihr angetan hatten. Sie machte keinen Versuch, sich zu bewegen, und starrte das hübsche, aber etwas beunruhigende Bild von ihr an, dass sie im Spiegel sah. Svetelina heftete dann ein Abzeichen auf ihr Kleid mit dem Namen 'JUSTINE' fest.
"Sie sehen", meldete sich Madame Dorozhkina zu Wort, "Sie sind wahrlich nicht länger mehr Arabella Hetherington. Justine wurde erschaffen!" Sie pausierte. "Willkommen im La-Maison-des Poupees, Justine. Nun machen wir Sie zu einer Dame."

Kapitel 8

Arabella wurde durch die Korridore zu einem großen gut beleuchteten Raum geführt. Er hatte auf der langen Seite zwei große Schiebefenster. In dem Raum befanden sich eine Tafel und Schülerpulte. Kurz: Es war ein Klassenzimmer.
Allerdings war das La Maison Des Poupees keine alltägliche Schule, auch das Klassenzimmer war etwas außergewöhnlich.
Als Madame Dorozhkina die Tür öffnete, konnte Arabella kaum ihren Augen glauben. Ein Klassenzimmer, voller Schülerinnen kannte sie von früher, aber niemals eines, wo alle Schülerinnen vollkommen identisch waren. Dort waren über zwanzig Schülerinnen. Jede trug ein blaues Nadelstreifenkleid, lange blonde Haarlocken, und alle hatten das gleiche künstlich Puppen- Antlitz. Außerdem, im Gegensatz zu den meisten anderen Klassenzimmern, die sie besucht hatte, hier herrschte absolute Stille.
"Excusez-moi, Madame Fontaine" sagte Madame Dorozhkina. "Sie haben eine neue sich heute Ihrer Klasse anschließende Schülerin. Dies ist Justine."
Sie drehte sich zu den Schülerinnen. "Heißen Sie bitte Ihre neue Mitschülerin willkommen."
Alle Mädchen standen schweigend auf, knicksten, und setzten sich wieder hin. Der einzige Lärm, der zu hören war, war das Knarren von zwanzig streng geschürten Korsetts.
Das Sehvermögen störte Arabella sehr. 'Jeder ist unterschiedlich, jeder ist sicherlich ein Individuum!', dachte sie. Dennoch sahen alle identisch aus, einfach wie die Puppen, genau so wie Madame Dorzhkina es wollte. Und sie war nun eine von ihnen! Die einzigen erkennbaren Unterschiede zwischen ihnen, waren die unterschiedlich variierenden Taillen- und Körpergrößen! Nein sie waren wie echte Porzellanpuppen, alle sahen vollkommen künstlich aus, da nicht ein Fleck menschlicher Haut zu sehen war. Alle trugen die selben Masken, Perücken, Stellungskragen, Handschuhe und Uniformen. Aber wer waren sie? Was für Personen versteckten sich hinter jenen Masken? Arabella wollte es herausfinden.
"Justine kann derzeit kein Wort Französisch verstehen", sagte die Schulvorsteherin. "Sie werden mit ihr neu beginnen müssen."
"Oui Mme, j'ai-compris."
"Justine, dies ist Madame Fontaine, Ihre Französisch Lehrerin. Begrüßen Sie sie, bitte."
Arabella knickste.
"Setzen Sie sich dort hin", sagte die streng geschnürte Französin. Sie deutete zu einem leeren Stuhl neben den anderen Puppen. Arabella schritt hinüber und setzte sich hin. Sie nickte dem Mädchen neben ihr zu. Das nickte mit ihrem Lächel- Maskengesicht zurück. Arabella schaute auf ihr Namensschild. Sie las 'JUSTINE'!
'Seltsam', dachte sie, und drehte sich zum Mädchen auf ihrer anderen Seite um. Auf Ihrem Namensschild stand auch 'JUSTINE'. Sie verstand. Alle Mädchennamen, wie ihre Kleidung, Haare und Gesichter, waren identisch. Gleichförmigkeit, anonym, zu Damen formend. Dorozhkinas ‚besser gestellte Damen’.
"Classe!" sprach Madame Fontaine, "Copy, s’il vous plait. Je m’appelle parlez avec Pierre, s’il vous plait…"

Kapitel 9

Die Französisch Stunde ging nur langsam und schmerzhaft vorüber. Nicht, dass es an Arabellas Auffassungsvermögen lag, es war ihre einschränkende Kleidung. Besonders das stark geschnürte Korsett und die Maske, unter der ihr sehr warm wurde. Das alles irritierte sie. Dazu kam die Tatsache, dass sie mit ihrer Lehrerin nur durch Handzeichen kommunizieren konnte. Die Sprache wurde gänzlich schriftlich unterrichtet. Der größte Teil des Unterrichtes bestand darin, dass Madame Fontaine ständig was auf die Tafel schrieb, und die Schülerinnen es in ihre Hefte abschrieben. Sogar das Schreiben war schwer genug aufgrund ihrer äußerst engen Handschuhe, welche das Halten des Bleistiftes fast unmöglich machten. Ihre Finger konnten sich doch kaum biegen. Die Handschuhe waren so glatt, dass es sehr schwer war, den Bleistift zwischen den Fingern festzuhalten. Mit einem Male fiel ihr der Bleistift auf den Boden, und sie musste ihre Hand heben, und musste dann auf Madame Fontaine warten, welche zu ihr kam, um ihn aufzuheben. Den Körper nach unten beugen, um den Bleistift selber aufzuheben, war unmöglich. Ihr Korsett war zu starr für solch eine Bewegung. Dies brachte ihr einen Tadel der Französisch Lehrerin ein.

Die nächste Unterrichtsstunde war Mathematik. Eine weitere Stunde des Abschreibens von der Tafel in absoluter Stille. Allerdings kam jetzt ein neues Problem auf sie zu, mit dem sie sich befassen musste. Unten, in den Tiefen ihres streng zusammengepressten Magens, fing es an zu schmerzen. Arabella erinnerte sich, dass sie den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. Auch gestern abend hatte sie nichts zu essen bekommen, sie hatte Hunger! Die Minuten schlichen nur so dahin. Die folgende Unterrichtsstunde des ‚Schönschreibens’ wurde noch unerträglicher. Es ging aber nicht nur ihr so schlecht. Arabella sah, wie einige andere Mädchen anfingen, sich unruhig auf ihren Stühlen zu bewegen, und ihre schmalen Taillen rieben.

Endlich läutete die Glocke und es wurde ihnen befohlen, zu ihren Räumen zurückzugehen. Zuerst beunruhigte dies Arabella, da sie sich nicht erinnern konnte, wie sie zu ihrem Schlafzimmer gelangen sollte. Doch glücklicherweise war das Problem vorhergesehen worden, und Svetelina wartete auf ihr. Sie folgte ihrer Magd entlang den Gängen und über das Treppenhaus hinauf, wo sie vorhin hinuntergestürzt war. Sie erreichten schließlich ihren Raum. Trotz des nagenden Hungers, fühlte sich Arabella ein bisschen besser, sie schritt jetzt sicherer als am Morgen, und ihr Korsett fühlte sich ein bisschen lockerer an.
'Ich werde nichts davon sagen', dachte sie, da sie sich sicher war, dass die sadistische Madame Dorozhkina sie sofort enger schnüren würde. Doch dann fiel ihr ein, dass sie wegen der Porzellanmaske sowieso nicht sprechen konnte.
Nachdem sie den Raum betreten hatte, bedeutete ihr Svetelina, sich an einem kleinen Tisch zu setzen, wo ihr Mittagessen auf sie wartete. Die russische Magd nahm ihr dann die Maske ab, reichte Arabella einen Löffel und nahm den Deckel vom Gericht, um ihre Mahlzeit zu enthüllen. Was sie sah, schaute nicht sehr appetitlich aus. Eine kleine Schüssel, gefüllt mit braun-grauen Brei, wurde mit einem Glas Wasser serviert. Arabella deutete darauf und fragte: "Was?"
Svetelina schaute auf das Essen und dann nach Arabella. "Sdorovoe Pitanye", sagte sie. Arabella erfuhr später, dass dies einfach 'gesunde Nahrung' in Russisch bedeutete.
Appetitlich sah es zwar nicht aus, aber Arabella war äußerst hungrig. Sie ergriff mit einigen Problemen den Löffel und fing an den Brei in ihren Mund zu schaufeln. Der Geschmack war ekelhaft, wie Sägemehl. Normalerweise hätte sie so was nicht angerührt. Allerdings, das war kein normaler Tag, und es gab einen überzeugenden Grund das unmögliche Mahl zu essen. Das Grollen ihres Magens. Zu ihrem Entsetzen bemerkte sie, dass nachdem sie etwa sechs oder sieben Löffel mit dem merkwürdigen Essen verspeist hatte, die kleine Schüssel leer war. Sie war aber noch hungrig! Was sollte sie tun? Sicherlich würde sie keine fünf oder sechs Tage auf dieser Art und Weise überleben.
"Svetelina, kann ich bitte noch etwas mehr bekommen?", fragte sie.
Die Magd sah sie verdutzt an, und Arabella erinnerte sich, dass sie kein Englisch verstand. Das Mädchen deutete auf die leere Schüssel und sagte: "Mehr." Dann zeigte sie auf ihren Mund.
"Nyet", antwortete die Magd.
Arabella wusste, dass sie nichts von der Dienerin bekommen würde, also entschied sie aus Ärger gegenüber der Magd, nach Madame Dorozhkina zu rufen.
"Madame Dorozhkina, bitte", sagte sie.
Svetelina sah sie verblüfft an und ließ dann einen Sturzbach in ihrer slawischen Sprache erklingen.
"Dorozhkina!" rief mehrmals Arabella.
"Nyet", antwortete die Magd.
"Dorozhkina!", brüllte das Mädchen. Svetelina sah besorgt drein und beeilte sich hinaus zu gehen. Arabella war erfreut über ihren ersten kleinen Sieg und seufzte erleichtert. So weit wie es ihr Korsett zuließ, lehnte sie sich zurück und wartete.

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