Latexdame Jannette 'historische' Korsettgeschichten

La Maison Des Poupees

von Dave Potter Copyright ©, 2002

Alle Rechte und weitere Nutzung beim Autor.

Übersetzung: Jannette

Kapitel 22

Arabella setzte sich vorsichtig hin, sie hatte keine andere Wahl an diesem Tag, und schaute sich ihre Umgebung an. Um zu sagen, dass es die beeindruckendste Umgebung war, die sie jemals angetroffen hatte, entspräche nicht der Wahrheit. Immerhin kam sie aus einer der feinsten Familien Englands.
Doch immerhin war der Ort spektakulär und sie war überwältigt, nach den zwei Jahre in den spartanischen Räumlichkeiten des La-Maison-des Poupees.
Das Hotel-du Nord in Paris, angrenzend an dem berühmten namensgleichen Bahnhof, war eins der feinsten Hotels in einer für seinen Luxus berühmten Stadt. Sie wollte nicht darüber nachdenken, wie hoch die Kosten der Suite wären. Es wurde jedenfalls alles von der Schule bezahlt, und war wohl in den Internatskosten mit inbegriffen, welche laut Gerüchten, exorbitant waren. Die junge Dame war niemals in einem Hotel wie diesem, aber Madame Dorozhkina hatte im Foyer erklärt, sie würden es immer so machen, und das wäre normal. Nach allem waren sie keine Kinder mehr, sondern junge Damen des höchsten Grades.
Sie saß kerzengerade auf der Samtcouch und besah sich das Bett mit seinen vier Pfosten. Die Wände dekoriert mit seidigen Tapeten und Spiegeln mit Blattgold- Rahmen. Oh wie sie sich danach sehnte ihrer Haube abzunehmen und den Schleier zu entfernen, um ihre veränderte Figur in jenen feinen, köperlangen Spiegel zu betrachten. Doch leider war da die Fesselung ihrer Hände in dem Muff.
Es Klopfte an der Tür.
"Entrez!", befahl sie etwas unverständlich.
Vier Mägde kamen herein, verbeugten sich untertänig und fuhren dann fort, die Spiegel mit dunklem Tuch abzudecken. Sie gaben dem Mädchen ein Zeichen und beseitigten ihren Schleier, Muff, Haube und Knebel.
"Warum haben Sie die Spiegel abgedeckt?", fragte sie in gebrochenen Französisch.
"Mademoiselles Anordnungen", antwortete eins der Mägde in ihrer Muttersprache. Sie fuhren dann fort Arabella auszuziehen, da es schon spät war, und führten sie zur Schnürstange, wo ihr enges Reisekorsett entfernt und durch ein leichteres Nachtkorsett ersetzt wurde. Dann wurden die gefürchteten Nachtstiefel, die ihre Zehen überstreckten, über ihre Beine gezogen und eng geschnürt. Sie wurde dann von der Stange abgenommen und ihre Arme in dem Monohandschuh verschnürt.
'Verdammt!', dachte das Mädchen, das gehofft hatte dieses schreckliche Instrument wäre an der Schule zurückgelassen worden. So konnte sie nicht in der Nacht aufstehen und sich im Spiegel ansehen. Gefesselt wie sie war, konnte sie in der Tat sehr wenig unternehmen. Sie hatte nun Zeit um sich zu erholen. Die Mägde trugen sie zum Bett und legten sie auf die Seite. "Bonne-nuit!"
‚Niemals’, dachte unsere Heldin. 'Morgen ist der Ball, der Tag, auf dem ich mich so lange gefreut habe.' Mit glücklichen Gedanken daran, an den kostspieligen Tanzsaal des Hotels, dort in den Armen eines schneidigen, schönen jungen Mannes zu liegen, sank sie friedlich in den Schlaf.

Die Dämmerung war schon angebrochen, als Arabella geschüttelt und von zwei französischen Mägden geweckt wurde. Sie ließ noch ganz verschlafen die Diener ihre Arme befreien, und rieb dann ihr Gesicht mit einem nassen gereichten Handtuch ab. Sie schwang sich dann auf die Bettkante und erlaubte ihnen, ihr die Nachtstiefel zu entfernen. Diese wurden gegen ein Paar mit hohen Absätzen versehene Hausschuhe getauscht. Diese waren weit weniger lästig zu tragen, und erlaubten auch einen Spaziergang. Dann ließ sie sich von den Mägden beim Aufstehen helfen, und zu dem Suite eigenen Badezimmer hinüber führen. Dort wurde ihr das Korsett entfernt. Dann ließ sie sich in das heiße und dampfende Wasser sinken, und eine der Mägde wusch sie. Danach verließ sie das Bad, und während eine Magd Arabella stützte, da sie nicht mehr ohne die Stütze des Korsetts stehen konnte, rasierte die andere ihren Körper, sodass sie so glatt war wie ein gekochtes Ei. Sie kamen dann zum Schlafzimmer zurück und Arabella führte ihre Hände durch die Gurte der Schnürstange. Sie wurde, wie jeden Tag, hochgezogen, bis ihre Zehenspitzen so eben noch den Boden berührten.
Madame Dorozhkina hatte den Mädchen am Vortage erklärt, dass ein Ball, inklusive der Vorbereitungen, eine ganztägige Veranstaltung sei. Die Vorbereitung für dieses Fest seien so umfangreich, dass man sehr früh beginnen müsste.
Anstelle des üblichen Unterhemdes, das sie nicht unter ihrem Korsett tragen konnte, da das Ballkleid ihre Schultern frei ließ, und des üblichen Tages- Korsetts, wurde ihr eine schöne aber grauenerregende Schöpfung aus Stahl und Seide gereicht: Ihr Ballkorsett. Dieses war viel länger als die Korsetts, die sie jemals tragen musste. Es war auch enger in der Taille, und Arabella fürchtete sich davor. Da sie jedoch in ihrem himmlischen Pfirsichkleid erscheinen wollte, war dieses Korsett eine Notwendigkeit. Sie atmete tief ein, als die Magd die gänzlich starre Schöpfung aufhob. Sogar die Magd hatte Mühe es um ihren Körper zu legen und zu schließen.
Sogar im lockeren Zustand fühlte sich das Korsett eng und starr an. Das Gewicht dieses Korsetts zog Arabella noch weiter nach unten. Das Besondere daran war, dass das Korsett an drei Stellen geschnürt werden musste. Einmal auf ihren Oberschenkeln, eine weitere Schnürung befand sich im oberen Brustbereich für die Brüste, und die dritte Schnürung war natürlich für ihre Taille bestimmt. Das würde wohl eine ernste Einengung verursachen! Arabella ahnte, dass sie beim Tragen dieser Konstruktion sich sehr wenig bewegen könne, da sie gänzlich von den Büsten bis zu den Knien eng eingeschnürt wäre.

Man muss dazu erklären, dass die Einschnürung in diesem furchtbaren Instrument, zwecks Taillenreduzierung, nicht in einer Sitzung durchgeführt werden kann. Statt dessen wird die Einschnürung auf mehrere Intervallen, verteilt auf den ganzen Tag, verteilt.

Als das französische Mädchen anfing, die Korsettschnur fest anzuziehen, und Arabellas kleine Taille noch kleiner wurde, fragte sie sich trotzdem, ob sie es jemals schaffen würde. Gerade, als ihr leicht schwindelig wurde, hörte das Mädchen auf, und sicherte die Korsettschnur. Sie nahm ein Maßband und legte es um Arabellas Taille.
"Vierzig Zentimeter", verkündete sie.
Es sollte also noch lange dauern, bis das Korsett ganz geschlossen war!
Unsere junge Dame wurde dann von der Schnürstange losgebunden, und zu einem Stuhl geleitet, wo sie sich hinsetzte. Noch ging es, da mit der unteren Schnürung noch nicht angefangen wurde. Sie sollte zunächst frühstücken. Ein Stück Toast und ein Glas Orangensaft. Hungrig verschlang sie ihr kleines Frühstück. Sie machte sich etwas fein, bevor es mit ihr weiterging.
Die Seidenstrümpfe, die über ihre Beine gezogen wurden, waren von der feinsten Qualität, die sie jemals getragen hatte. Unfähig sich nach vorne zu beugen, konnte sie die Strümpfe nur fühlen, und jene Qualität nicht ansehen.
Der nächste Schnürdurchgang begann. Das Korsett passte inzwischen etwas besser, und ihr Körper hatte sich den Stahlstäben angepasst. Trotzdem war der Druck sehr gut zu spüren. Er erhöhte sich sogar, als die französische Magd anfing die untere und oberen Schnürung fest zu ziehen. Von nun an, als sie wieder eine Pause einlegte, konnte sich Arabella kaum noch bewegen. Aber das war nichts im Vergleich dazu, als ihre Rohrtaille wieder etwas enger geschnürt wurde. Sie konnte kaum noch atmen, und ihre Wangen begannen zu glühen. Sobald ihr wieder schwindelig wurde, hörte die Magd auf mit der Reduzierung ihrer Taille und nahm ein Maßband zu Hand.
„Siebenunddreißig Zentimeter“, Mademoiselle, „eine Reduzierung um drei Zentimeter."
Das war ein guter Fortschritt. Doch es war noch weit entfernt, von dem, was erforderlich war um das Kleid tragen zu können.
"Wie lang ist jetzt meine Rohrtaille?", fragte sie.
"Sieben Zentimeter, Mademoiselle", antwortete die Magd.
Das kam dem Ziel schon näher.
Sobald Arabella wieder losgebunden wurde, führte man sie zu einem Brett, an welches sie sich anlehnte. Daran wurde sie festgebunden. Am Boden war ein Fußbrett, worauf sie stand. Dieses Gerät wurde deshalb benutzt, da Sitzen nun eine Unmöglichkeit für unsere Heldin darstellte. Die Mägde kippten das Brett um fünfundvierzig Grad und verschwanden, um gegen elf Uhr wieder zu erscheinen. Mademoiselle durfte sich ausruhen.
Arabella nahm das Buch, welches sie ausgesucht hatte. Eine Romanze von Austen, und fing an darin zu lesen. Doch auf Grund ihrer Beengung durch das Korsett konnte sie sich nicht auf das Buch konzentrieren. So gab sie nach zehn Minuten auf und legte es zur Seite. Sie schloss statt dessen ihre Augen.
Schon bald döste sie ein. Sie träumte vom bevorstehenden Abend, wo sie ihren Partner auf Lebenszeit treffen sollte.
Bevor sie ihren Traum zu Ende träumen konnte, waren die Mägde schon wieder bei ihr. Sie gaben ihr ein kleines Glas Wasser zu trinken, und banden sie wieder an der Schnürstange fest, um sie dann hoch zu ziehen.
In der folgenden Zeit wurde die Reduzierung immer schwieriger. Die französische Magd musste wirklich zerren und ziehen, bis sie fast blau im Gesicht war. Die Magd war nicht die einzige, die unter der Anstrengung litt. Arabella konnte kaum atmen. Ihre Brüste wurden bei jedem kleinen Atemzug nach oben gedrückt. Trotz des Mangels an Luft und des Gefühls der Schwindeligkeit bewahrte sie ihre Fassung und wurde nicht ohnmächtig.
Wieder sicherte die Magd die Schnüre und kontrollierte die Taille unserer Heldin mit ihrem Maßband.
"Sechsunddreißig Zentimeter, Mademoiselle", verkündete sie. "Jetzt, Mademoiselle, bitte kommen Sie mit mir zum Brett. Wir müssen Ihre Frisur machen."
Arabella wurde einmal mehr herunter gelassen und zum Kippbrett geführt. Dort wurde sie wieder festgebunden. Das Brett wurde dann so gekippt, dass der Friseur, ein berühmter Meister seines Fachs, der von Madame Dorozhkina für diesen Tag gemietet wurde, in aller Gemütsruhe arbeiten konnte.
Die Zeit der späten 1850er hatte eine Haarmode, welche im wesentlichen aus Ringellocken bestand.
"Ich werde Ihnen Ringellocken auf jeder Seite Ihres Kopfes geben", sagte der Stilist, "die später mit kleinen Blumen und Schleifen dekorieren werden, die zu Ihrem Kleid vorzüglich passen. Ringellocken sind nicht nur die Mode, Mademoiselle, sondern ein Muss für diesen Abend."
"Warum ist das so?", fragte Arabella etwas erstaunt.
"Weil, Mademoiselle, das Haar, wie auch andere Teile der Damen- Erscheinung, etwas symbolisiert. Ringellocken sehen nicht nur hübsch aus. Männer verbinden sie mit Kindheit, so wie alle kleinen Mädchen sie tragen. Kindliche Unschuld, Mademoiselle. Und Unschuld ist etwas, wonach sich der Herr sehnt."
"Oh“, sagte Arabella, etwas schockiert. Sie hatte niemals erfahren, wozu all diese Details der Mode dienten.
Sie waren entworfen worden, speziell für die Fantasie und das Verlangen der Männer. Angefangen von der kleinen zarten Taille, über eng anliegenden Handschuhen mit ihren kleinen Händen, den kleinen Füßen bis hin zu den Ringellocken. Es schien ihr, dass alle Männer eine hübsche hilflose kindliche Puppe haben wollten, um bei Gelegenheiten damit zu prahlen und sie zu entjungfern. Jener Gedanke bereitete ihr kein gutes Gefühl, doch was sollte sie machen? Madame Dorozhkina hatte vielleicht Recht gehabt. Vielleicht musste sie eine Puppe werden, ein bloßes Beiwerk für einen Mann, um irgendwo und irgendwie zu leben. Ihr war noch nicht alles klar. Aber sie wusste, dass sie, um vom La-Maison-des Poupees zu entfliehen, zumindest für diesen Abend eine hübsche kleine Puppe sein musste. Und wenn dafür Ringellocken wichtig waren, dann musste es so sein!
"Und auf dem Hinterkopf werden wir Ihnen ein Haarknoten bereiten, das bedeutet, dass Ihr Haar geflochten werden wird, und dann hoch in einen Knoten eingerollt wird, der ziemlich fest sitzen wird. Dies wird auch dekoriert werden Mademoiselle, und keine Angst, ich beherrsche mein Handwerk gut. Sie werden exquisit aussehen!"
'Exquisit', so würde sie aussehen. Was auch immer das Verlangen eines Mannes war, Arabella wusste es zweifellos, sie musste exquisit aussehen. Sie sehnte sich danach sehen zu können, was der Friseur mit ihr tat. Aber natürlich waren keine Spiegel erlaubt, statt dessen fühlte sie auf ihren Kopf die vielen Haarwickler. Sie roch den ekelhaften Gestank, da ihr langes Haar beim Einrollen leicht verbrannt wurde. Nur so konnte man die ‚oh-so-fashionable-Ringellocken’ erzwingen.
Es dauerte über eine Stunde, bis der Friseur Arabellas Frisur fertig hatte. Danach sollte sie sich so wenig wie möglich bewegen. Arabella konnte sich aber wegen des sehr engen Ballkorsetts sowieso nicht großartig bewegen. Abgesehen davon, dass das Mädchen kaum noch Kraft dazu hatte.
So wurde beschlossen, sie bis fünf Uhr in Ruhe zu lassen, da dann der letzte Schnürvorgang erfolgen sollte. Außerdem kam dann anschließend die Anprobe des Kostüms an die Reihe. Also zogen die Mägde die Vorhänge zu, löschten die Lichter aus und ließen Miss Hetherington allein in jenem großartigen Raum zurück. Sie war an dem Brett gebunden um ein wenig ruhen zu können. Aber wie sollte sie sich ausruhen, mit diesem engen Korsett, dem juckenden, klebrigen Gefühl ihrer trocknenden Frisur? Außerdem war sie zu aufgeregt. Unfähig, um zu schlafen, schloss sie einfach ihre Augen und träumte ein wenig vor sich hin. Ein Traum, in dem eine indische Prinzessin in einem feinen Palast am Ganges vorkam, und die endlich ihren Prinzen treffen sollte: Einen geschätzten Krieger mit bronzener Haut, der, obwohl eine harter Krieger auf dem Schlachtfeld, sanft zu seiner Frau wäre. Und sie war seine Frau, und die schönste Prinzessin im Land. Er wollte keine andere haben. Ihr schöner Prinz nahm sie in seinen Armen auf, und trug sie zu dem feinen glatten Bett hinüber. Er legte sie mit Sorgfalt hin und begab sich zu ihr. Seine feuchten Lippen berührten sie...

Kapitel 23

Die Mägde klopften an und kamen wieder herein. Zwischen ihnen trugen sie etwas, was Arabellas ganzen Körper vor Erwartung prickeln ließ: ihr Ballkleid. Und noch einmal wurde sie zur Schnürstange geführt. Ihre Handgelenke wurden daran befestigt und dann wurde sie hochgezogen. Danach wurden ihr die Unterröcke angezogen. Nach dieser Prozedur kam etwas Unangenehmeres dran: Ihre kleinen Schuhe für den Ball, mit grauenerregenden Absätzen von dreizehn Zentimeter.
Langsam schoben die Mägde diese Schuhe über ihre Füße. Dies ging nur mit Hilfe eines Schuhanziehers. Trotzdem sie zu kleine Schuhe und extravagante Absätze gewöhnt war, wusste Arabella, dass diese Schuhe etwas Besonderes waren. Ziemlich rasch hatte sie an ihren Füßen das gleiche Gefühl wie an ihrer zusammengeschnürten Taille. Obwohl sie noch nicht mit ihren ganzen Körpergewicht darin stand! Sie fürchtete sich vor dem Moment, wenn die Stange abgesenkt werden sollte. Aber sie wusste, dass es Wert wäre. Nach Allem muss man leiden, um schön zu sein.
Und schön wollte sie ja sein, das feinste Kleid wollte sie tragen! Aber um jenes Kleid tragen zu können, musste ihre Taille noch kleiner sein. Es war Zeit für den letzten Schnürvorgang.
Die Mägde schnürten zuerst die obere und dann die untere Schnürung zu. Ihr markanter Busen wurde so hoch gedrückt, dass er regelrecht abstand. Sie konnte nicht mehr über ihren Busen nach unten sehen. Die riesigen Kugeln wurden sehr stark hochgehoben, da sie unter anderem auch um Luft kämpfte. Ihre Beine dagegen wurden fest zusammengepresst, vom Unterteil des Korsetts und dem engen Unterrock.
Als diese Arbeit abgeschlossen war, wurde es höchste Zeit ihre Rohrtaille zu vervollkommnen. Eine der Mägde ging hinaus und kam nach einiger Zeit mit einem kräftig- aussehenden Portier zurück. Schweiß stand in seinem Gesicht, offensichtlich davon, dass er schon mehrere Korsetts der Schülerinnen des La-Maison-des-Poupees geschnürt hatte.
Er verbeugte sich höflich vor Arabella und ging dann hinter ihr hin, packte die Korsettschnur, und zog. Das arme Mädchen konnte fühlen, wie ihre Taille kleiner und kleiner wurde. Mit jedem Zug verringerte sich ihre Fähigkeit zu atmen. Ihr Gesicht wurde ganz rot. Ihre Brüste hoben und senkten sich immer schneller, bei dem Versuch etwas Luft in die komprimierten Lungen zu bekommen. Arabella konnte nicht mehr. Sie versuchte zu rufen, dass man aufhören sollten, bekam aber nicht ein Wort über ihre hübschen Lippen. Dann wurde die Welt schwarz.
Sie wurde von dem scharfen Geruch des Riechsalzes wieder zu Bewusstsein gebracht, welches die Magd unter ihrer Nase hielt. Sofort war sie sich der heftigen Einengung ihrer Taille bewusst und sah das französische Mädchen mit erschrockenen Augen an.
"Es ist vollbracht, Mademoiselle. Ihre Taille hat jetzt einen Umfang von vierunddreißig Zentimeter und der gerade Teil ist zehn Zentimeter lang. Sie sind bereit das Kleid zu tragen, Mademoiselle."
Arabella lächelte schwach, sie hatte es geschafft!
Bevor das Kleid allerdings angezogen werden konnte, musste der feine Korsettüberzug übergezogen werde. Dann folgte ein riesiger Unterrock, der fast zwei Meter im Durchmesser betrug, und noch weitere Unterröcke. Letztendlich war sie fertig und wurde langsam von der Schnürstange abgelassen.
Der Schmerz in ihren Füßen war sehr heftig, da das Gewicht von ihrem Körper und der Kleidung, nun auf ihren gequetschten Zehen zunahm. Doch sie verzog nicht das Gesicht und lächelte statt dessen, wie es sich für eine edle Dame gehörte. Dann wurde das kostspielige Kleid aus Pfirsichfarbener Seide und feiner Spitze über ihr hochgehoben und dann wieder über ihren Kopf abgelassen. Es wurde ihren Körper angepasst, indem man es auf dem Rücken zusammenschnürte. So wurde das zarte Kleid zu ihrer neuen Haut geformt. Nicht eine Falte war zu sehen.
Zwei Mägde beschäftigten sich damit, frische Blumen am Kleid festzumachen, während zwei andere Mägde mit der Anprobe ihrer engen Glaceleder- Ballhandschuhe anfingen. Diese waren über Nacht über speziellen Spreizer gespannt worden.
Das nahm gute fünfzehn Minuten in Anspruch. Und als sie fertig waren, konnte unsere Heldin kaum ihre Arme oder Finger beugen. Ihre Hände sahen allerdings herrlich klein und hilflos aus. Wieder etwas mehr, was einige Herrn erregen würde.
Die Mägde waren unten herum an ihrer Kleidung tätig. Arabella konnte sie aufgrund ihrer hochgeschnürten Brüste nicht sehen, außerdem verhinderte eine große und breite Perlenhalskette ein Beugen ihres Kopfes, fast wie ein Halskorsett.
Schließlich fragte die edle junge Dame, ob sie sich jetzt im Spiegel ansehen könne. Sie war begierig sich in ihrer Pracht zu sehen.
"Non, non, Mademoiselle!" ,schrie eine Magd entsetzt. "Ihr Make-up fehlt noch!"
Nach zwei Jahren des Versteckens hinter einer Maske, hatte Arabella vollkommen vergessen, dass Frauen Make-up trugen. Der Gedanke daran, parfümiert, und bis zur Vervollkommnung bemalt zu werden, erregte sie.
Auf einen Hocker stehend, begann die Obermagd an Arabellas Gesicht zu arbeiten. Ihre breiten und vollen Lippen wurden zu einem herrlichen Schmollmund verändert, ihren Wimpern und Augenliedern kraftvolle Farbe aufgetragen. Gesicht, Hals und Brüste wurden mit Puder bestrichen, sodass sie so weiß und glatt waren wie Porzellan. Ein Hauch von Parfüm wurde aufgetragen und ein Fächer gereicht, den sie kaum halten konnte.
"Mademoiselle!", gab die Magd mit etwas Stolz bekannt, "Sie sind bereit!"
Zwei weitere Mägde zogen die Tücher von den Spiegeln herunter, und Arabella drehte sich um.
Das Spiegelbild, mit dem sie konfrontiert wurde, war unglaublich schön. Als sie sich zuletzt in einem Spiegel gesehen hatte, war sie ein dürres, verwahrlostes kleines Mädchen mit unschönen Beinen gewesen.
Was nun aber vor ihr stand, war gänzlich verschieden. Ein riesiger, mit frischen Blumen dekorierter Reifrock verschmolz zu einer sehr kleinen und unglaublich eleganten Taille, die vollkommen senkrecht für ungefähr zehn Zentimetern war. Diese Taille war nicht nur klein, sondern auch perfekt kreisförmig. Schlichtweg eine Pfirsichfarbene Vervollkommnung. Und nach diesem Extrem der Zerbrechlichkeit, schwoll ihr Körper zu zwei feinen Brüsten an, welche die Farbe von Milch hatten. Das feine Kleid mit den perfekten Nähten und Spitzen verschönerte nur diese prachtvollen Brüste. An den Seiten ihrer Taille hingen zwei zarte, blasse Arme, eingehüllt in sehr schönen engen Handschuhen, die den Eindruck erzeugten, als wenn sie die Hände einer Puppe wären. Über den Brüsten erschien ein feiner, eleganter Hals, umhüllt von einer fantastischen Perlenhalskette.
Und dann ihr Gesicht: Es war eingerahmt von Kaskaden von Ringellocken. Ihre Augen glänzten wie Juwelen. Arabella war sich gewiss, dass sie niemals ein so schönes, fein gezeichnetes Puppenhaftes Antlitz gesehen hatte, so gänzlich elegant und wünschenswert.
Aus dem Kind war eine Frau geworden.
Dort stand eine wunderhübsche Prinzessin.
Das alles war zu viel für unsere arme Prinzessin, und an jenem Moment kamen die Sterne und die Welt wurde dunkel. Sie wurde ohnmächtig!

Kapitel 24

Die Kronleuchter glitzerten und funkelten, den riesigen Tanzsaal erleuchtend, wo einige der feinsten, jungen, geeignetsten Junggesellen Europas versammelt waren. Alle waren nur aus dem einen Grunde anwesend: Sie wollten eine Partnerin auf Lebenszeit finden, welche aus der Abschlussklasse der geschätzten Madame Dorozhkinas 'La-Maison-des Poupees- Schule für junge Damen', stammten.
In Gruppen, am Rande jener großen Halle, standen die Männer und Frauen und plauderten höflich miteinander. In einer dieser Gruppen stand unsere Heldin, Lady Arabella Hetherington, neben ihrem neuen Freundin, Lady Rebecca Ross, die sich mit zwei jungen deutschen Adeligen unterhielten. Die Damen kicherten höflich über die Witze der Männer, bevor jene zwei Deutschen Grafen ihren Abschied erbaten um zu zwei blonden französischen Mädchen zu wechseln, um ihnen ihre Visitenkarten zu geben.
"Gott sei Dank sind sie gegangen!", sagte eine erleichterte Rebecca. "Was für bornierte Männer!"
"Genau“, antwortete Arabella, "und besonders gut sahen sie auch nicht aus. Graf von Straffen hatte einen Bauchansatz, glaube ich."
"Er hat ihn sicherlich, obwohl er sein bestes versuchte, um es mit einem Korsett zu verheimlichen!"
"Ich bemerkte es auch. Apropos Korsett, wie fühlen Sie sich?"
"Ein bisschen benebelt und müde, aber nicht so schlimm. Nicht zu vergleichen mit meinen Füßen!"
"Ja, meine bringen mich auch um. Was würde ich nicht alles dafür geben mich einen Moment hinzusetzen."
"Ich weiß genau was Sie meinen, aber in diesem Korsett?! Keine Chance!"
"Lass uns weitergehen, dort sind noch mehr Gentlemen."
"Hmm, der links ist wirklich schneidig, er ist meiner!"
"Kommt nicht in Frage. Sie werden um ihn kämpfen müssen!"
Die zwei Herren näherten sich den Damen und verbeugten sich. Die beiden Mädchen brachten den besten Knicks zustande, den sie in ihrem engen Gewand machen konnten. Es war nicht viel.
"Roland Machin zu Ihren Diensten, Miss" sagte der linke schöne junge Herr.
"Andrew Smythe, fügte sein Freund hinzu.
"Lady Arabella Hetherington", antwortete unsere Heldin.
"Und Lady Rebecca Ross", fügte ihre Begleiterin hinzu.
Sobald das Vorstellungsgespräch beendet war und sie miteinander sprachen, wurde es bald klar, dass Hr. Machin sich ziemlich dafür interessierte, seine Bekanntschaft mit Rebecca zu vertiefen. Der enttäuschten Arabella blieb somit Andrew Smythe übrig.
"Und was für Geschäfte tätigen sie, Hr. Smythe?", erfragte sie aus Höflichkeit.
"Eigentlich bin ich bei der Regierung Ihrer Majestät angestellt."
"Welche Abteilung?"
"Kolonien. Ich arbeite in Indien als ein Assistent des Gouverneurs."
"Indien! Wo leben Sie dort?"
"In Delhi."
"Delhi, eine feine, feine Stadt."
"Ich weiß nicht so genau. Ich finde es etwas voll von unangenehmen Gerüchen und braun-häutigen Menschen, aber es ist in Ordnung, denke ich. Sie kennen anscheinend Indien, Lady Hetherington?"
"Kennen? Ich habe die meiste Zeit meines Lebens in Mumbai gelebt! Ich war dort sehr glücklich."
"Denken Sie, es würde Ihnen nichts ausmachen dort wieder zu leben?"
"Überhaupt nicht, warum Sie fragen?"
"Na ja, die meisten Damen hier verlieren das Interesse an mir, sobald ich Indien erwähne. Sie können es nicht ertragen von Europa getrennt zu werden."
Arabella schaute ihn genauer an. War sie an ihm interessiert? Er war nicht besonders schön, aber er war auch nicht wirklich hässlich. Seine Art und Weise war etwas lästig, aber welcher Mann ist es nicht? Die Art, wie er mit ihren Brüsten und Taille weiter redete war ziemlich ärgerlich, aber es hätte schlimmer sein können. Eine Gelegenheit, nach Indien zurück zukommen, das war wichtiger als ein schöner Mann.
"Wie eine Frau Interesse in einem feinen Mann wie Ihnen verlieren könnte, verstehe ich ehrlich nicht", log sie. "In der Tat bin ich überrascht, dass Sie mit solch einem einfachen Mädchen wie mir reden. Ich hätte eher erwartet, dass Sie sich mit den Schönen des Balles unterhalten würden!"
"Oh, bringen Sie mich nicht in Verlegenheit, Lady Hetherington, und seien sie nicht so streng gegenüber sich selbst. Sie sehen vollkommen göttlich aus." Er schaute auf ihre wahrlich enge Rohtaille. "Vollkommen göttlich!"
"Gut, Hr. Smythe, wenn Sie so sehr von mir angetan sind, dann hoffe ich, dass Sie mich darum bitten werden, mit Ihnen zu tanzen."
"Oh Lady Hetherington, ich bitte vielmals um Entschuldigung! Bitte, werden Sie mir das Vergnügen des nächsten Tanzes machen?"
"Gerne, Hr. Smythe. Auf zur Tanzfläche!"
Und da hielt er unsere junge edle Dame an ihrer zerbrechlichen Taille fest und führte sie auf die Tanzfläche. Und als sie herum wirbelten, zur Melodie des Blue Danube Waltzers, konnte man ein kleines Lächeln auf dem Gesicht unserer Heldin erkennen.
Ein Lächeln, das besagte: "Ich kehre nach Indien zurück!"

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