Latexdame Jannette moderne Korsettgeschichten

Das Korsett der Braut

von Stephen

Alle Rechte und weitere Nutzung beim Autor.

Übersetzung: Jannette

Kapitel Sechzehn

Eine Glühbirne leuchtete auf. Sie war mit Staub und Spinnweben überzogen und nicht sehr hell. Der diffuse Lichtschein verteilte mehr störende Schatten als Helligkeit auf dem Dachboden. Ein Kind hätte sich gefürchtet, besonders wenn es wüsste dass es in dem Haus spukte. Aber Kristin schritt selbstsicher durch die Tür. Die hohen Absätze ihrer Stiefel klopften laut auf dem Bretterboden. Sie wusste dass das Gespenst des Landgutes vollkommen harmlos war, und außerdem war sie sich absolut sicher, dass Evangeline niemals in ihrem Leben auf dem Dachboden gewesen war. So konnte ihr Geist nicht plötzlich bei ihr auftauchen.
Bruce brauchte keinen Wegweiser zu den Kleidungsstücken. Das wunderschöne Brautkleid stand geradeaus vor ihnen wie ein weißer Seiden- ‚Zinnsoldat’. Auf dem Dachboden stand zu viel herum, als das er sich an Kristin vorbeidrängen konnte. Also schob er sie etwas schneller vor sich her, um zur Schneiderpuppe zu gelangen. Vorsichtig befühlte er das Kleid. Es war nicht zu übersehen, dass er wie gebannt davor stand.
„Entschuldige mich“, sagte Kristin, als sie glaubte dass er genug gesehen hatte. Er schaute sie fragend an. „Komm bitte mal hier her.“ Sie öffnete eine Tür des großen Kleiderschranks. „Hier sind die meisten Kleidungsstücke aufbewahrt. Dort siehst du eine Lücke, denn dort hingen die Sachen, welche ich auf der Gartenparty trug und teilweise jetzt noch trage. Ich denke dass die meisten Sachen noch nie getragen wurden, außer dieses Kleid.“ Sie zog einen Ärmel heraus. „Das ist das Kleid, welches sie für das Bild getragen hat, das große in der Halle. Erkennst du es?“
„Natürlich!“
„Dachte ich mir. Also, die Taillenumfänge beginnen bei 48 Zentimeter und hören bei 38 Zentimeter auf, jedenfalls in diesem Schrank. Ich habe die meisten Kleidungsstücke mit einem Taillenumfang von 45 Zentimeter herausgenommen und nach unten gebracht, um sie selber zu tragen. Es sind alles wunderbare Kleider. Mit Ausnahme der Taille scheinen sie mir alle zu passen. Ich bin zwar Evangeline nicht sehr ähnlich, und wir sind auch nicht ihre lang- verschollenen Verwandten, aber ich habe eine ähnliche Vorliebe und einen ähnlichen Körperbau, wenn man von dem Korsetttraining absieht welches sie hatte. Ich denke, es ist wie mit einer Freundin, der es nichts ausmacht dass man sich ein Teil ihrer Garderobe ausleiht, weil sie es sowieso nie tragen würde.“
Bruce ließ eine Hand sanft über die Kleider fahren. Er befühlte die Stoffe, das zarte Muster der Spitzen, die weiche Seide, das glatte Satin, die kräftige Wolle eines moosgrünen und dunkelblauen Reisekostüms mit einer Taille, die höchstens 40 Zentimeter weit war. „Es ist ein Glücksfall, da dir die Sachen gefallen“, sagte er, „und es ist auch ein Glücksfall für mich. Ich hätte dir niemals vorgeschlagen diese Sachen für mich anzuprobieren. Ich hatte immer geglaubt, dass eine Frau erst dann sexy ist, wenn sie so gut wie nichts trägt. Aber als ich dich in dem Partykleid gesehen habe, hätte ich dich am Liebsten auf der Stelle vernascht!“
Kristin drehte sich um ihre eigene Achse. Dabei hielt sie ihre Hände an der Taille. Sie demonstrierte ihm das stabile Korsett unter dem fast durchsichtigen Teekleid.
„So machen es doch die Modells, oder?“, sagte sie lachend.
„Ja... aber dennoch ist es anders. Du und dieses Korsett scheinen zueinander zu gehören und... niemand sonst.“ Bruce wurde ganz still und ging von dem Kleiderschrank zu der Schneiderpuppe mit dem Brautkleid hinüber. Er legte eine Hand auf sie zerbrechlich wirkende Taille. Dann drehte er sich so, als wenn er einen Walzer tanzen wollte. Ohne Kristin anzusehen, fragte er: „Wie denkst du über die Ehe? Ich meine als kurze Zusammenfassung.“
Kristin zuckte mit den Achseln. „Ich weiß nicht. Ich hatte niemals gedacht dass sie notwendig wäre, aber jetzt glaube ich dass sie auf diese Art und Weise sehr schön sein könnte. Sie bedeutet mir Hingabe, Vertrauen, Verpflichtung...“
„Ja... Dieses Mädchen, Evangeline, sie hatte eine Verpflichtung, oder? Sie arbeitete hart daran dies anziehen zu können!“
Kristin schüttelte ihren Kopf und blickte ihn mit traurigen Augen an. „Ja, sie hat hart darum gekämpft, aber... sie hatte es nicht geschafft.“
„Was war geschehen? Du hast etwas im Dorf erfahren, ich weiß das.“
„Nicht heute Abend, Bruce. Ein anders Mal. Es ist eine traurige Geschichte.“
„In Ordnung. Aber sie hatte es versucht, sie tat es und hatte fast Erfolg gehabt.“
Kristin nickte. „Aber dieses Kleid... Ich habe einiges im Internet gelesen... 35 Zentimeter sind Meilenweit von 45 Zentimeter entfernt. Letzteres war mein Taillenumfang bei der Gartenparty. Sie hatte den Bogen überspannt, könnte man sagen. Ob sie nicht wusste dass sie sich zuviel zugemutet hatte?“
„Hmm, ich denke du wirst es irgendwann herausfinden.“
Sie seufzte. „Man drängte sie, Bruce. Ihr Verlobter hatte 35 Zentimeter gefordert und gesagt dass er sie nicht heiraten würde, wenn sie sich nicht so eng schnüren würde.“
„Sie hätte ihn rauswerfen sollen!“
„Damals taten die Mädchen so etwas nicht. Ganz besonders nicht der Land- Adel. Und es war nicht ihre Entscheidung. Das Anwesen war hoch verschuldet, und ihr Vater musste sie mit dem Sohn einer reichen Familie verheiraten. Das war damals so üblich, denn gleichzeitig bekam die andere Familie, gegen einen hohen Geldbetrag natürlich, den Adelstitel verliehen. So versuchte ihr Vater das Landgut zu halten. Die Eltern des Zukünftigen waren scharf darauf, und der Baron glaubte, dass dies der einzige Weg war, das Anwesen zu behalten. Er überzeugte Evangeline seinem Wunsch Folge zu leisten, aber der Sohn der anderen Familie war sich seiner nicht sicher. So kam er auf die Idee mit der engen Taille. Sie tat ihr Bestes, das arme Mädchen, und man versuchte jeden Trick. Das Mädchen wurde 24 Stunden am Tag in die engsten Korsetts geschnürt, also viel härter als ich es tat, viel härter. Zusätzlich haben sie das Mädchen auf Diät gesetzt, das nehme ich jedenfalls an.“
„Und das alles hast du in dem Dorf herausgefunden...“
„Ja, Frau Bowyer sagte es mir. Sie ist die Enkelin der Frau, die Evangelines Kindermädchen und spätere Zofe war. Es war eine große Tragödie und sie erinnert sich an alles, was die alte Dame ihr... Jedenfalls befand sich die arme Evangeline in einer bedauerlichen Lage am Tag ihrer Hochzeit. Sie wurde, während sie geschnürt wurde, so stark ohnmächtig, dass sie nicht wieder zu sich kam. Der Doktor kam und sagte dass sie sofort das Korsett ablegen und sich im Bett davon erholen müsste. Man wollte die Hochzeit verschieben, aber der Bräutigam verzichtete und löste die Verlobung auf. Das arme Mädchen fiel in Depression. So ähnlich wurde es in Romanen jener Zeit beschrieben. Doch das alles war wirklich geschehen. Sie wurde depressiv, denn sie glaubte dass sie ihren Vater im Stich gelassen hatte und verfluchte das Anwesen. Sie gab sich die Schuld an Allem, da sie es nicht geschafft hatte sich eng genug schnüren zu lassen. So verlor sie ihren ganzen Lebensmut. Schließlich verstarb sie.“ Kirstin seufzte und legte eine Hand auf ihr Korsett. „Das ist der Grund warum alles hier oben verstaut ist. Das hört sich jetzt sehr traurig an. Ich wollte aber den Sachen wieder Leben einhauchen. All diese hübschen Sachen, welche für sie gemacht wurden... In alten Schriften über das Anwesen stand dass Sir Nimrod, ihr Vater, sich angeblich das Geld für ihre herrliche Aussteuer geliehen hatte und es nach der Hochzeit wieder zurückzahlen wollte. Als die Hochzeit nicht zustande kam, musste er das Anwesen teilweise verkaufen, um die Schulden begleichen zu können. Und das war der Anfang vom Ende für das Landgut. Nur noch dieses Haus blieb in seinem Besitz. Da er keine Ländereien, und somit kein Einkommen mehr hatte, konnte er auch nicht mehr im gewohnten Stil weiterleben. Die laufenden Kosten waren einfach zu hoch. So sollte auch dieses Haus verkauft werden, aber es fand sich weder ein Mieter noch Käufer. Alles blieb unverändert. Wir sind die ersten, die es aus seinem Dornröschenschlaf erwecken.“
Es entstand eine nachdenkliche Stille.
„Aber da steckt noch mehr dahinter“, sagte Bruce mit zärtlicher Stimme. „Ich habe die Art und Weise bemerkt, wie du das Bild angeschaut hast. Du hast ein gewisses Mitgefühl für Evangeline bekommen. Gib es ruhig zu.“
„Es ist wahr“, sagte Kristin. „Ich möchte aber nicht darüber reden. Nur... Ich will mich nicht in Details verlieren, aber ich habe so ein Gefühl als wenn sie immer noch unglücklich ist. So, wie wenn man Alpträume bekommt weil einem ein Problem belastet. Ich will ihr helfen zur Ruhe zu kommen.“
„Und du fühlst dass du ihr helfen kannst... indem du ihre Kleidungsstücke hervor holst und trägst?“
„Ja. Wenn du glaubst dass ich ihr nicht helfen kann, dann akzeptiere wenigstens dass es mir hilft. Ich wurde bald verrückt von dem nächtlichen Lärm, wie du dich erinnerst.“
Sein besorgtes Gesicht zeigte ihr dass er ihr zustimmte. Sie fuhr fort: „Seitdem ich damit begonnen habe die Kleidungsstücke zu tragen ist es besser geworden. Es ist sogar viel besser geworden. Aber ich glaube nicht, dass sie vollständig zur Ruhe gekommen ist. Ich glaube, sie sucht jemand der ihr heftiges Hochzeitkorsett unter dem Brautkleid trägt und damit in der Kirche heiratet. Dann erst wird ihre Seele Ruhe finden.“
Bruce ging auf dem Dachboden auf und ab. Er musste nachdenken. Dann kam er zu Kristin zurück und legte eine Hand auf die schmale Taille des schönen Hochzeitkleids. „Du sagst... Glaubst du dass du dieses Kleid tragen kannst? Wäre das möglich?“
„Wenn ich es lange genug versuchen würde und den richtigen Ansporn dafür hätte.“
Bruce lachte. „Ich weiß nichts über deinem Ansporn, aber ich weiß einen sehr guten Grund. Eine Braut mit einem Taillenumfang von 35 Zentimeter wäre ein verdammt guter Grund vor dem Altar zu treten! Wie lange glaubst du würdest du dafür brauchen?“
„Monate. Garantiert. Schicke bitte unsere Einladungen noch nicht raus.“
Sie lachten.
„Nein, noch nicht, aber ganz bestimmt irgendwann.“

Kapitel Siebzehn

Nicky hielt das ‚Dr. Hassenpflugs Anatomisches Korsett’ hoch und schaute es ungläubig an. „Sie erwarten nicht dass ich ihnen glaube sie würden da hinein passen?“
„Ich glaube dass es möglich ist“, sagte Kristin. Innerlich hoffte sie dass ihre Stimme selbstsicherer anhörte als sie es in Wahrheit war.
„Eher würde ich im Lotto gewinnen, und zwar viel. Das...“, sie legte ihre Hände um die Taille des alten Hochzeitskorsetts, „...ist unmöglich.“
„Ich kann es schaffen, wenn ich lang genug hart dafür trainiere. Ehrlich“, konterte Kristin.
Nicky trug das Korsett zum Bett und lehnte es am Kopfende an. Es war so steif wegen der vielen Korsettstäbe, dass es von alleine stehen blieb und nicht die Form verlor, für die es bestimmt war. „Das gehört dem Mädchen auf dem großen Bild, das tut es doch?“
„Du meinst das Bild in der Halle? Ja.“
„Dachte ich mir. Es sieht fast neu aus. Hat sie es nie getragen?“
„Sie versuchte, schaffte es aber nicht...“
Nicky versuchte es zu verstehen. „Das begreife ich nicht. Was macht sie so sicher dass sie es schaffen, wenn das Mädchen es schon nicht konnte?“
Kristin verlor ihre Geduld. „Das ist nicht dein Problem, junge Dame! Ich bitte nicht um deinen Rat, ich bitte um deine Hilfe! Zwei starke Arme an meine Korsettschnur, mehr brauchst du nicht zu tun. Jedenfalls“, fügte sie hinzu, als sie sich wieder beherrschen konnte, „werde ich das Hochzeitskorsett nicht sofort anlegen. Zuerst sind da jede Menge Trainingskorsetts, welche ich der Reihe nach tragen werde, bevor ich das Hochzeitskorsett anlegen kann.“ Für einen kurzen Moment wurde sie ganz still. Sie wartete, ob eine Bemerkung folgen würde. Da keine zu erwarten war, sprach sie: „Also, da du keine weiteren Einwände hast, würde ich vorschlagen dass du dich hinter mich stellst und anfängst zu ziehen.“
Und so geschah es: Während der nächsten Minuten, unterbrochen von kleineren Verschnaufpausen, schrumpfte Kristins Taille immer weiter zusammen, bis sie fast den Taillenumfang von 43 Zentimeter erreichte. Als es soweit war, schwankte sie, mit einem leichten Schwindelgefühl, unsicher zum Spiegel hinüber, um beruhigt festzustellen dass ihr Vorhaben eine gute Idee war. Ja, sie sah wunderbar aus. Eine echte 43-Zentimeter- Taille war eine Mischung aus Schönheit und Verblüffung. Die Schauspielerin Vivien Leigh hatte in dem Film ‚Vom Winde verweht’ lange nicht diesen Taillenumfang gehabt! So hätte Scarlett O'Hara aussehen sollen! Ach nein, nicht ganz. Kristin erinnerte sich. Aufgrund ihrer Internet-Studien war sie eine ‚Fachfrau’ punkto Korsagen geworden und so wusste sie, dass Scarlett ein kurzes Taillen-Miederkorsett trug. Dieses Korsett reichte bis knapp unter die Brüste, während ihr Korsett, ein S-Korsett, sehr lang war und bis unten... ‚So, ich fühle mich schon viel besser’, dachte sie sich. ‚Es ist ein seltsames Gefühl: Wunderbar und schrecklich zugleich, einschränkend und erregend.’
Das lange Trainingskorsett, viel länger als die üblichen Tageskorsetts, machte es ihr ziemlich schwierig normal gehen zu können. Wenn sie versuchte sich nach vorne zu beugen, hatte sie das Gefühl, dass jeden Moment entweder das Korsett oder sie in zwei Teile brechen würde. Aber das konnte ihren persönlichen Erfolg nicht schmälern. Sie befand sich immer noch vor dem Spiegel, aufrecht und bei klarem Bewusstsein, mit einer Taille, welche 15 Zentimeter schmaler geworden war seit dem Tag, als sie und Bruce in das Haus eingezogen waren. Keine Diät hatte es vorher vollbringen können. Sie wollte ihren neuen Taillenumfang bewahren. Noch weniger konnte sie auch nicht ertragen. Sie musste unbedingt Bruce sehen.
„Komm schon, Nicky“, sagte sie. „Das Kleid dort drüben hat den passenden Taillenumfang! Worauf wartest du! Kleide mich ein!“

Kapitel Achtzehn

Die folgenden Monate waren erfüllt mit sehr, sehr anstrengenden Bemühungen. Kristin trieb sich ohne Unterlass voran, um den Tod der armen Evangeline zu rächen. Sie hatte das Gespenst seit langer Zeit, zuletzt trafen sie sich auf der Gartenparty, nicht mehr gesehen. Doch in Gedanken war sie so etwas wie eine Freundin geworden. Kristin hatte kein Beweis dafür, ob sie dem Gespenst überhaupt behilflich sein würde, wenn sie in Evangelines Brautkleid heiraten würde. Aber sie musste es tun. Gleichzeitig arbeitete sie intensiv, zusammen mit Bruce, daran ihre eigene Firma voran zu bringen. Mit jedem Tag wurde es ihr klarer, dass extreme Taillenschnürung nicht mit einer normalen beruflichen Tätigkeit in Einklang zu bringen war. Da sie aber für ihre Kunden nur eine Telefonstimme oder Internet- Geschäftspartnerin war, konnte sie ihr Vorhaben gut voran bringen. Jedoch manchmal, wenn sie es übertrieb, oder wenn Nicky sie zu ärgern versuchte, indem sie das Korsett einen Tick enger als gewünscht schnürte, hatte sie Mühe sich auf das Geschäft zu konzentrieren. Aber das kam zum Glück sehr selten vor. Im Allgemeinen war es aber so: Je schmaler ihre Taille wurde, und ihre Figur dadurch immer schöner, machte ihr der Job umso mehr Spaß. Sie musste lernen diszipliniert zu leben. Je besser sie das Unbehagen wegen der Beschränkung durch das Korsett verdrängte, desto leichter fiel ihr der Alltag. Ja, es bereitete ihr sogar ein gewisses Vergnügen und half ihr bei fundamentalen Problemen. Sie schaffte es sich so stark zu konzentrieren, dass sie nicht ohnmächtig wurde, wenn sie wieder einen neuen persönlichen Rekord bei ihrer Taillenreduzierung erreicht hatte. Diese eiserne Disziplin half ihr sich noch besser auf ihre Arbeit zu konzentrieren, sei es neue Programme zu schreiben oder erfolgreich mit Aktien zu handeln. Als sie das Bruce gegenüber erwähnte, sagte er amüsiert: „Ich denke dein Korsett ist jetzt so eng geschnürt, dass es die Blutzufuhr zu den unteren Körperregionen reduziert und dein Gehirn besser als je zuvor durchblutete ist.“
„Das hört sich aber nach großen Blödsinn an“, sagte Kristin. Sie trug ein Trainingskorsett, welches ihre Taille bis auf 39 Zentimeter reduzierte. Sie konnte nicht mehr bequem sitzen. Eigentlich konnte sie gar nicht mehr sitzen. So hatten sie ihren Computerarbeitsplatz so umgestaltet, dass sie im Stehen daran arbeiten konnte.
„Ein bisschen stimmt es aber schon. Hast du schon mal von den Problemen der Kampfjetflieger gehört?“
„Nein, ich interessiere mich nicht für diese Sachen.“
„Dann höre bitte zu, du könntest noch etwas lernen.“ Er lächelte und legte einen Arm um ihre schmale Taille, während sie auf der PC- Tastatur herum tippte. Sie hörte ihm mit einem Ohr zu, während sie versuchte ein Aktiengeschäft über die Bühne zu kriegen.
„Wenn die Piloten steil nach oben oder einen Looping fliegen, steigt die Zentrifugalkraft bis zum Neunfachen der normalen Erdanziehungskraft an. Wenn das geschieht, sackte das Blut in ihren Körpern nach unten, das Gehirn wird unterversorgt, und sie werden ohnmächtig. Weißt du was man dagegen unternimmt?“
„Den Kopf zwischen die Beine stecken?“, sagte Kristin ohne vom Bildschirm aufzublicken.
„Wie sollte man das denn tun, wenn man in einen Schleudersitz festgeschnallt ist? Die Piloten müssen doch auf die Instrumente und aus dem Fenster sehen können. Nein, sie tragen einen speziellen 'G-Anzug', der sie davor schützt. Es gibt Luftkammern in den Hosenbeinen und eine spezielle Luftkammer an der Taille. Und wenn die G-Kraft ansteigt, wird entsprechend viel Luft in die Kammern gepresst. Der so entstandene Gegendruck hält das Blut davon ab verstärkt in die unteren Körperregionen zu fließen. So werden sie nicht ohnmächtig, selbst wenn sie bis zu 9 G aushalten müssen.“
„Und was hat das jetzt mit mir zu tun?“, fragte Kristin, während sie immer noch auf den Bildschirm schaute.
„Du hast mir nicht richtig zugehört. Habe ich Recht?“ Er umarmt sie ganz fest, doch sie merkte kaum etwas davon unter dem unglaublich strammen Korsett. Bruce hatte das Gefühl einen Baumstamm zu umarmen, so hart fühlte sich ihre steife und schmale Taille an.
„Auf deine Taille könnte kaum ein größerer Druck ausgeübt werden als jetzt. Ich wette du würdest 12 G mit diesem Korsett aushalten ohne es überhaupt zu bemerken.“
„Dann bin ich also jetzt eine Kampfpilotin, oder? Ich denke dass ich besser Finanzmaklerin bleibe, aber vielen Dank.“
Bruce lachte. „Ich hatte nicht vor deine berufliche Zukunft zu verändern, das war nur so ein Gedankenspiel. Die haben bei der Royal Air Force bestimmt noch nie an Korsetts gedacht. Was meinst du?“
Kristin schüttelte ihren Kopf und lächelte.
„So, mein Liebling. Ich wollte nur erwähnen was sich hinter so mancher Tatsache verstecken kann. Dennoch besteht die Möglichkeit dass dein Korsett die Durchblutung deines Gehirns verbessert. Ich denke dass du Recht hast... Du arbeitest besser und schneller seit dem du begonnen hast ein Korsett zu tragen.“
„Natürlich“, sagte Kristin, und schaute zum ersten Mal hoch. „Das kommt auch daher, weil es mir ein Vergnügen bereitet.“
„Ich bin froh das zu hören“, sagte Bruce und ging hinaus.

Das Korsetttraining ging weiter. An jenem Tag, an dem Kristin eine Stunde lang einen Taillenumfang von 38 Zentimeter ertrug, bestand sie darauf ihren Erfolg mit einer Flasche Champagner zu feiern. Allerdings bekam sie einen fürchterlichen Schluckauf. Als es nicht besser wurde, musste ihr Korsett gelockert werde. Den restlichen Tag war sie vollkommen verstimmt. Sie hasste es dass ihr Taillenumfang wieder größer gemacht werden musste, denn das bedeutete, dass sie sehr viel Zeit verlor. Der Kampf wieder den bereits erreichten Taillenumfang zu bekommen, war umso härter. Sie machte sich Vorwürfe über diesen Fehler. Allerdings hätte sie es sich denken können. Da sie keine weiteren Fehler begehen wollte, beschloss sie der alten Frau Bowyer einen weiteren Besuch abzustatten, um von ihr Ratschläge einzuholen.

„Oh ja“, sagte die alte Dame, „ich erinnere mich dass meine Großmutter darüber gesprochen hatte. Sie glauben ja gar nicht wie viele Verhaltensregeln der jungen Evangeline auferlegt wurden!“ Sie lachte. Dann fragte sie ganz sachlich: „Sie versuchen wirklich in jenes ungeheure Korsett von ihr zu kommen, wirklich?“
„Das will ich.“
„Nur um zu helfen damit sie ihren Seelenfrieden bekommt?“
„Ja... äh, fast. Ich mache es auch für mich selber... Sie glauben ja gar nicht wie viel Aufmerksamkeit mir Bruce schenkt, seitdem ich anfing mich in ein Korsett zu schnüren!“
„Das überrascht mich gar nicht. Sie sind das Gesprächsthema des Dorfes. Sie müssen aber auch wissen, dass einige sie für verrückt halten. Allerdings schauen ihnen alle Männer hinterher, wenn sie auf den Straßen in einem jener wunderbaren alten Kleider entlang schreiten. Sie würden sie aber noch verrückter machen, wenn sie die Tricks meiner Großmutter wüssten.“
„Sagen sie es mir!“
Also tat sie es, und Kristin lernte! Eifrig schrieb sie so viel sie konnte auf. Zu Hause, auf dem Anwesen, studierte sie noch einmal ihre Notizen. Sie lernte wie man übertrieben stark mit den Hüften schwingen konnte, sodass sich die steifen und engen Röcke noch mehr bewegten, und somit noch lauter rauschten. Frau Bowyer hatte ihr auch gesagt dass die Röcke nicht eng genug an ihrem Körper anlagen. Sie hatte Kristin erklärt: „Ich erkenne dass sie an den Hüften und dem Gesäß schmaler sind als Evangeline es war. Das liegt ohne Zweifel daran, dass sie noch nicht so lange ein Korsett tragen. Evangeline hatte viel vollere Hüften als sie, und ein stärkeres Gesäß. Meine Oma sagte immer, dass Evangelines Röcke aussahen, als wenn jeden Moment die Nähte aufplatzen würden, wenn sie sich hinsetzte. Natürlich geschah das nie, denn Evangelines Kleidung war ja genau für solche Momente entworfen und entsprechend stabil genäht worden. Abgesehen von dem Schlitz... Aber das wissen sie ja. Auf jeden Fall denke ich dass sie ihre Röcke auspolstern sollten, um den Hüftschwung mehr zu betonen.“ Kristin tat wie ihr gesagt wurde, und die Wirkung auf die Männer des Dorfs, und ganz besonders auf Bruce, war sehr zufrieden stellend. Sie fühlte sich wie die schönste und begehrenswerteste Frau der Welt. Sie war nicht übermäßig hübsch, dass hatte sie immer gewusst, aber sie war sich sicher dass sie die einzige Frau in England war, vielleicht sogar von der ganzen Welt, welche Evangelines Kleidungsstücke tragen konnte und darin wunderschön aussah. Selbst vor nicht mehr als neunzig Jahren wäre eine derartige Schönheit auf den Straßen dieser Gegend aufgefallen. Dennoch: Die Jungs und Mädchen, welche heutzutage auf Bauchnabel- Piercing und Minirock stehen, hätten auch damals sofort auf die eng geschnürten Taille und dem bodenlangen Rock reagiert, nur unter einem anderen Gesichtspunkt.

Frau Bowyer begann sich wieder an die alten Zeiten und Erzählungen zu erinnern. Kristin besuchte sie fast jeden Tag, in der Hoffnung etwas Neues zu erfahren. So lernte sie eine Vielfalt von Regeln und Tipps und bekam hilfreiche Ratschläge. Kristin lernte wie man den Alltag viel besser mit einem sehr, sehr engen Korsett bewältigen konnte. Zum Beispiel wie und was sie essen sollte, (Am besten gar nicht, und falls überhaupt, auf keinen Fall vor dem Korsettschnüren.) wie man sich hinsetzt (langsam), wie man steht (den Rücken vollkommen gerade halten und nicht versuchen sich nach vorne zu beugen), wie man etwas vom Fußboden aufhebt (jemanden bitten es für ihr zu tun), und so weiter. Kristin hatte darüber hinaus viele Tipps und Ratschläge im Internet gefunden, Regeln welche fast in Vergessenheit geraten waren, sei es von mündlichen Überlieferungen oder aus verschollen geglaubten Notizen.

Eines Tages jedoch bekam Kristin einen wahren Schatz übereicht. Frau Bowyer gab ihr ein vergilbtes Blatt Papier, auf dem von Hand geschrieben war: „Schnür- Reime von Nancy Chiddom“.
Frau Bowyer erklärte, dass ihre Großmutter ein System entwickelt hatte, um Evangeline davor zu bewahren während des Korsetttrainings Panik zu bekommen oder gar in Ohnmacht zu fallen. Sie hatte kurze Reime und Gedichte niedergeschrieben, auf welche sich Evangeline konzentrieren sollte und die sie während der Schnürvorgänge aufsagen musste.
Davon sehr beeindruckt, nahm Kristin das Papier mit nach Hause und schrieb die Verse in den PC, um sie ausdrucken zu können. Als an es an jenem Tag Zeit war sich für das Abendessen umzuziehen, reichte sie der skeptisch dreinblickenden Nicky ein Trainingskorsett mit einem Taillenumfang von 35 Zentimeter und befahl ihr es bis auf 36 Zentimeter zu schnüren. Während des Schnürprozesses flüsterte sie mit dem ihr verbliebenen Atem: „My eyes are bright, my corset’s tight, I do not need to faint tonight.” (Sinngemäß: Mein Verstand ist klar, mein Korsett ist eng, ich muss nicht ohnmächtig werden.) Und es half! An jenem Abend, als ihr ein paar Mal schwindelig wurde und es in ihren Ohren anfing zu rauschen, sagte sie in Gedanken diesen Reim auf. So schaffte sie es, sehr zur Freude von Bruce, ganze zwei Stunden derart eng geschnürt auszuhalten. Es gab aber zwei Probleme. Das erste Problem bestand darin dass sie nichts essen konnte. Problem Nummer Zwei: Sie konnte sich nicht hinsetzen. Aber dennoch war es ein Fortschritt, und sie war nicht mehr weit von ihrem festgesteckten Ziel entfernt.

Für die Nacht wurde sie von Nicky von dem Trainingskorsett befreit und ihr Nachtkorsett geschnürt. Dieses Korsett hatte einen Taillenumfang von 42 Zentimeter und war schon fast als bequem zu bezeichnen. Das war nur eines der vielen Korsagen aus der Kollektion der Firma ‚Dr. Hassenpflugs Anatomisches Korsett’, welches sie in der Kiste auf dem Dachboden gefunden hatte. Nun war es nicht mehr Fantasie, sondern harte Realität. Kristin war nur noch wenige Zentimeter von ihrem Ziel entfernt gewesen. Dem Wunsch, sich so eng wie möglich zu schnüren, um das Hochzeitskorsett tragen zu können. Anfangs hatte sie ihre Zweifel gehabt, ob es wirklich eine so gute Idee war ihre Taille derart eng zu schnüren. Aber nun wusste Kristin, dass sie es schaffen würde.

Nachdem Kristin das Nachtkorsett trug, nahm sie das enge Trainingskorsett in die Hand und öffnete die vordere Verschlussleiste. Das Korsett war sehr lang und schwer, außerdem hatte es viel mehr Haken und Ösen als ein normales Korsett. Kristin schaute sich die Innenseite des Korsetts an. Es war wirklich sehr schön und perfekt angefertigt worden. Keine störende Naht war zu sehen. Die Oberfläche war absolut glatt, damit sich nichts in ihre Haut drücken konnte, was sicherlich Höllenqualen hervorgerufen hätte. Aber da war im Taillenbereich jener dunkle Fleck, den sie schon beim ersten Mal gesehen hatte. Das kam ihr seltsam vor, weil alle anderen Kleidungsstücke so sauber... Wieder kam ihr der schrecklicher Verdacht in den Sinn dass es Blut sein könnte. Es lief ihr kalt über dem Rücken hinunter. Sie schloss schnell das Korsett, und legte es weg. Dann eilte sie zum Schlafzimmer, um sich in die starken und beschützenden Arme von Bruce zu schmiegen.

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