Latexdame Jannette 'historische' Korsettgeschichten

Tante Pollys Ziehkind

Original Fiction by Stephen

Alle Rechte und weitere Nutzung beim Autor.

Übersetzung: Jannette

Kapitel Fünf

Patricia konnte nicht einschlafen. Egal wie sie sich hinlegte, es war unbequem. Ihr Körper begann zu schmerzen, da das Korsett ihn gerade hielt. Patricia konnte sich nicht wie gewohnt zusammenrollen. Außerdem war die Matratze sehr hart. Sie war offensichtlich mit Pferdehaar gefüllt. Als sie flach auf dem Rücken lag, fühlte sie sich wie ein Brett auf den Wellen. Es dauerte viele Stunden bis sie endlich völlig übermüdet einschlief. Der Schlaf war aber nicht erholsam, denn sie hatte Alpträume. Sie träumte, dass sie zu einer Puppe schrumpfte und auf dem Boden lag. Eine Schlange kam näher und begann sich um ihren Körper zu wickeln. Die Schlange drückte ihre Körpermitte zusammen, nahm ihr den Atem. Dann wieder sah sie in ihren Träumen ihre Tante, welche sich auf ihren Magen setzte und ihr den Atem nahm.
Schließlich wurde sie laut keuchend wach. Durch die Vorhänge schien etwas Licht herein. Patricia kämpfte sich aus dem Bett heraus, begleitet von dem lauten Protest des Korsetts. Barfuss ging sie zum Fenster und zog einen Vorhang auf. Es war Morgen, aber sehr früh, denn nur die Vögel waren schon wach. Das Licht fiel auf eine mechanische Uhr. Es war erst viertel nach vier in der Früh! Patricia konnte das Korsett einfach nicht mehr tragen. Sie war hellwach.
Patricia schlich in ihrem Zimmer herum, und suchte etwas Bestimmtes. Sie wusste dass es irgendwo liegen musste. Aber sie fand weder Messer noch Schere. In einem kleinen Schreibpult wurde sie schließlich fündig. Dort lag ein Brieföffner. Das war immerhin besser als nichts. Sie stellte sich mit dem Rücken vor dem Ankleidespiegel und schaute über ihre Schulter. Dann versuchte sie den Brieföffner unter die Korsettschnur zu schieben. Da alles spiegelverkehrt zu sehen war, dauerte es eine Weile, doch dann war sie erfolgreich und die Korsettschnur war zerschnitten. Es gab einen Ruck, und das Korsett war schlagartig locker. Sie keuchte vor Erleichterung, als das Korsett locker wurde. Patricia stöhnte vor Erleichterung auf. Doch kaum war dies geschehen, fühlte sie große Schmerzen und legte sich zitternd wieder in das Bett, wo sie darauf wartete, dass es vorüber ging. Als sich die Schmerzen gelegt hatten, öffnete sie das Korsett und versteckte es unter dem Bett, bevor sie die Bettdecke über sich zog und wieder einschlief.

Kapitel Sechs

„Lady Patricia? Lady Patricia! Es ist Zeit für ihr Bad. Wir haben Wasser eingefüllt. Würden sie bitte aufstehen? Das Dienstmädchen muss ihr Bett machen.“
„Uh…ja…entschuldige, was hast du gesagt?“
„Es ist viertel vor sieben, Lady Patricia. Um diese Zeit sollten sie aufstehen und angezogen werden. Haben sie gut geschlafen?“
„Nicht sehr“, sagte Patricia und versuchte sich zu erinnern.
„Kommen sie“, sagte Braithwaite. „Wir müssen uns beeilen. Wir können ihr Korsett nicht so schnell lösen, sonst wird es ihnen wehtun. Und wenn sie noch lange warten wird das Badewasser wieder kalt sein.“
„Mein...?“ Plötzlich erinnerte sie sich wieder an alles. So konnte und wollte sie nicht aufstehen.
„Ja! Wenn man eng geschnürt worden ist, darf man die Korsettschnur nicht so schnell lösen, da es sonst sehr schmerzhaft ist. Wir müssen sorgfältig sein, weil ihr Körper sich an den Druck gewöhnt hat. Gerade wenn man in einem eng geschnürten Korsett geschlafen hat muss man besonders sorgfältig sein. Sie müssen jetzt aber wirklich aufstehen.“
„Ja, ich weiß. Ich... äh... ich fühle mich aber nicht sehr gut.“
„Wie bitte?“
„Ich glaube dass ich an irgend etwas erkrankt bin... Ich denke dass ich besser kein Bad nehme, Braithwaite. Ich bleibe besser hier liegen.“
„Lassen sie mich das entscheiden. Ich werde ihre Stirn fühlen.“ Braithwaite kam näher und als sie das Bett erreichte, stieß sie mit einem Fuß gegen etwas, das unter dem Bett lag. Aufgrund ihres langen und engen Rocks, als auch wegen des Korsetts, ging sie, ziemlich ungeschickt wirkend, in die Hocke. Mit den Fingerspitzen ertastete sie den Gegenstand und packte ihn. Nachdem sie wieder aufgestanden war und sich den Gegenstand ansah, zog sie mit einem heftigen Ruck die Bettdecke nach unten. Zum Vorschein kam Patricia, nur mit dem Nachthemd bekleidet. Die Zofe sagte nichts, aber ihr Gesichtsausdruck sagte alles.
Patricia errötete und stammelte: „Oh... Wie konnte das geschehen? ... Ich muss es wohl im Schlaf...“
Braithwaite drehte das Nachtkorsett um und schaute es sich genauer an. Dann sagte sie: „Die Schnur wurde zerschnitten, Lady Patricia. Das ist nicht gut. Das ist wirklich nicht sehr gut. Ich werde es Miss de la Coudière mitteilen müssen. Ziehen sie ihren Morgenrock an und warten hier.“
„Warum wollen sie mich verraten?“, rief Patricia wütend der Zofe hinterher, welche gerade das Zimmer verließ.
Patricia dachte über ihre Situation nach. Es stand nicht sehr gut um sie. Sie konnte aber auch keinen Ausweg aus dieser Situation finden. Ihrer Tante zu gehorchen war an sich schon sehr unangenehm. Ihre Tante hatte ihr aber auch versprochen, dass eine Missachtung der Anweisungen noch viel unangenehmer werden konnte. So war sich Patricia ziemlich sicher, dass sie in wenigen Minuten in großen Schwierigkeiten stecken würde. Sie war sich auch sehr sicher, dass die Strafe ein anderes Korsett heißen würde. So stand sie auf, gähnte und streckte sich. Dann bückte sie sich und berührte ihre Zehen. Patricia befürchtete, dass es das letzte Mal sein könnte sich völlig frei zu bewegen. Sie zog das Nachthemd aus. Einen Moment stand sie völlig nackt und frei neben dem Bett und streckte ihre Zunge Richtung Tür aus, wo ihre Tante jeden Moment erscheinen würde. Dann zog sich Patricia ihre Unterwäsche an und setzte sich anschließend auf die Bettkante.
Es dauerte doch etwas länger als erwartet.
Schließlich hörte Patricia laute und hastige Schritte näher kommen. Am Klang der Schritte erkannte sie ihre Tante, da diese enge und lange Röcke trug. Außerdem war es eine lange Strecke vom Ost- zum Westflügel des großen Hauses. Kampfeslustig beugte sich Patricia absichtlich nach vorne und stützte sich mit den Ellenbogen auf ihren Knien. Dann legte sie ihr Kinn auf ihre Fäuste.
Die Tür öffnete sich, und Braithwaite führte Tante Polly herein. Ihre Tante erblickte sie. Ihr Blick war eiskalt. „Braithwaite hat mir gesagt, was du getan hast“, sagte sie sofort. „Willst du es leugnen?“
„Nein.“
„Warum hast du das getan, Patricia?“
„Weil es unbequem war und ich nicht schlafen konnte.“
„Erinnerst du dich nicht daran dass ich dir sagte, es gibt keine Entschuldigung ein Korsett abzulehnen, und schon gar nicht weil es unbequem wäre?“
„Ja.“
„Und du hast es nicht akzeptiert?“
Keine Antwort.
„Ob du derselben Meinung bist oder nicht, ist völlig unwichtig. Du bist ein Nichts im Auge des Gesetzes, Patricia. Ich bin dein Vormund, und bis du einundzwanzig, oder verheiratet bist, hast du zu tun was ich dir sage. Die törichte Nachsicht deiner Mutter hat dich egoistisch und undiszipliniert werden lassen. Dagegen muss ich jetzt etwas unternehmen. Ich habe versucht deine Zusammenarbeit zu gewinnen, und du hast es abgelehnt. Jetzt werde ich trotz deiner ablehnenden Haltung mit deiner Erziehung fortfahren. Braithwaite, das Verbesserungskorsett.“
Braithwaite nickte, als ob sie das erwartet hatte. Sie ging zur Kommode und holte das Verbesserungskorsett heraus. Patricia hatte es am Abend zuvor gesehen, und bei Tageslicht sah es noch fürchterlicher aus. Die Zofe hielt es mit großer Achtung hoch, und begann die vorderen Haken zu öffnen.
„Miss de la Coudière, würden sie mir bitte dabei helfen? Es ist wirklich zu schwer allein damit zurechtzukommen.“
„Ich werde tun, was ich kann.“ Tante Polly schritt mit kleinen Schritten heran und half das Korsett zu öffnen.
Patricia schaute entsetzt zu. Das Nachtkorsett war schlimm gewesen, das Tageskorsett noch schlimmer, aber das Verbesserungskorsett schien ganz andere Dimensionen zu haben. Aufgrund der Art und Weise wie sich Braithwaite damit abmühte, ihr Handknöchel wurden ganz weiß als sie das Korsett am oberen Rand hielt, konnte Patricia erkennen dass es unheimlich schwer und sehr steif sein musste. Das Korsett war nicht nur steif in Längsrichtung, entsprechend den Korsettstäben, es ließ sich auch im Taillenbereich sehr schlecht biegen. Außerdem war es weitaus länger als all ihre anderen Korsetts. Es war gut einen Meter lang und hatte vorne Ösen und Haken wie bei einem normalem Korsett. Weiter unten befand sich aber eine stabile Schnürung. Patricia sah die Korsettstäbe, welche von stabilen Nähten umgeben waren. Das Korsett reichte von kurz unterhalb der Brüste bis weit über die Hüften hinab. Nicht zu übersehen war, dass die Korsettstäbe im Taillenbereich sehr nah beieinander lagen und das Korsett dort unheimlich steif machten.
Tante Polly löste die vordere Korsettschnur und sagte: „Komm bitte her, Patricia.“
Patricia blieb auf der Bettkante sitzen. „Was habt ihr mit mir vor?“
„Wir werden dich in dein Verbesserungskorsett schnüren, Kleines. Wir wollen, dass du lernst dass es besser ist meinen Anordnungen zu folgen.“
Patricia schaute nervös auf das Verbesserungskorsett. Sie versuchte sich vorzustellen wie das sein musste dieses Korsett zu tragen. Dann sagte sie: „In Ordnung, Tante Polly, ich werde jetzt das Tageskorsett tragen und dir keine weiteren Unannehmlichkeiten mehr bereiten.“
„Dafür ist es jetzt zu spät, liebe Patricia. Ich habe versucht, dir zu helfen, aber dein Verhalten zwingt mich jetzt zu dieser Maßnahme. Du wirst dich jetzt fügen, oder ich rufe einen kräftigen Diener.“
„Wo ist Marjorie?“
„Am anderen Ende des Anwesens, im Ostflügel. Ich ließ sie fortschicken damit sie nicht in Versuchung kommt einzuschreiten. Sie wird uns nicht im Wege stehen. Ich bitte dich jetzt zum letzten Mal. Wirst du dich freiwillig schnüren lassen, oder sollen wir Gewalt anwenden?“
Patricia stieß einen traurigen Seufzer aus. Es gab wieder einmal keinen Ausweg. Schlimmer konnte es nicht mehr werden. „In Ordnung. Was soll ich tun?“
„Aufstehen und hier her kommen. Stelle dich jetzt in das Korsett hinein. Pass auf, dass deine Unterwäsche glatt anliegt. Falten wären mit der Zeit unerträglich. Braithwaite, ist alles in Ordnung?“
Braithwaite schaute von oben in das lange Schnürkorsett hinein und zupfte Patricias Unterwäsche glatt. Zufrieden sagte sie: „Jetzt ist alles in Ordnung, Miss de la Coudière.“
„Dann halte das Korsett, während ich die Front schließe. Du musst mitmachen, Patricia. Hole tief Luft.“
Patricia tat es, und während Braithwaite das Korsett festhielt, schloss die Tante die Haken und Ösen, und zog die weiter unten befindliche kurze Schnürung fest an. Dadurch wurden Patricias Oberschenkel zusammengedrückt. Sie fühlte sich sofort eingesperrt, obwohl das Korsett noch ziemlich locker war. Sie fühlte wie schwer und steif es war. Und der Gedanke dass das Korsett noch nicht geschnürt war, bereitete ihr Sorgen.
Braithwaite überprüfte vorsichtig das Korsett, um sich zu vergewissern dass es genau in der richtigen Lage war. Noch einmal zog sie hier und da am Korsett und an der Unterwäsche, damit alles perfekt saß. Tante Polly schritt um Patricia herum und überprüfte ebenfalls das Korsett. Wortlos zeigte sie auf ein paar Stellen, und als wenn Braithwaite ihre Gedanken lesen konnte, sah auch sie die Fehler und korrigierte alles auf der Stelle. Schließlich war die Tante zufrieden.
„Braithwaite, benutze dein Knie“, sagte Tante Polly.
„Ihr Knie?“, fragte Patricia. „Warum? Schnürt sie mich nicht mit ihren Händen?“
„Um kräftiger schnüren zu können, Miss“, antwortete Braithwaite. „Diese Schnürtechnik wende ich immer an, wenn ich hart schnüren muss. So wird ein Korsett schneller und besser geschnürt und es wird wirklich eng!“
„Warte eine Sekunde... bitte noch nicht. Ich weiß nicht... Oooh!“ Patricia musste aufhören zu sprechen, weil plötzlich ihr ganzer Atem aus ihr herausgedrückt wurde. Braithwaite stand hinter ihr, hatte ihr Knie gegen Patricias Gesäß gedrückt, und mit einem kräftigen Ruck an der Korsettschnur gezogen.
„Versuche jetzt nicht zu sprechen, Patricia. Versuche jetzt auch nicht zu atmen, wenn es geht. Das stört nur beim Schnüren“, sagte ihre Tante.
Braithwaite zog ein weiteres Mal kräftig an der Schnur und das Verbesserungskorsett knarrte und ächzte sehr laut.
„Wie eng soll ich ihre Taille schnüren, Miss de la Coudière?“
„Noch viel enger, Braithwaite. Nimm dir Zeit. Wir können noch keine besondere Taille erreichen. Wir wollen nur dass sie es fühlt.“
Patricia keuchte verzweifelt, konnte aber nicht genügend Luft in die Lungen bekommen um zu protestieren. Ein Korsett wie dieses hatte sie sich nicht vorstellen können. Das Korsett, welches sie am vorherigen Tag getragen hatte, war nichts dagegen. Von der Brust bis zu den Oberschenkeln drückten das steife Leder und die vielen Korsettstäbe ihren Körper zusammen. Ihr Körper wurde immer weiter umgeformt und bekam eine verführerisch aussehende kurvige Form. Ihre Taille wurde zusammengepresst, sodass ihr Lungenvolumen drastisch abnahm. Sie konnte nur noch kurze Atemzüge mit dem Brustkorb machen. Auch der Druck auf ihre Hüften wurde immer stärker und zwang ihr Gesäß weiter nach hinten. Trotzdem bekam sie ein eigenartiges und angenehmes Gefühl im Schritt. Der Druck auf ihre Beine war so stark, dass sie sich langsam taub anfühlten, als ob die Blutzufuhr unterbrochen worden wäre. Patricia fragte sich, ob sie noch gehen oder stehen könnte, wenn die Schnürorgie vorbei wäre. Sie keuchte wieder, und das Verbesserungskorsett protestierte geräuschvoll.
„Versuchen sie nicht Luft zu holen, Miss“, tadelte Braithwaite. „Soll ich jetzt aufhören, Miss de la Coudière?“
Patricia versucht ‚Ja!’ zu sagen, aber sie bekam nicht genügend Luft dies zu tun. Nur ihre Lippen bewegten sich.
Ihre Tante bemerkte es zwar, ignorierte sie aber vollkommen. „Enger!“, sagte sie.
Braithwaite drückte wie befohlen ihr Knie gegen Patricias Gesäß und zog wieder sehr kräftig an der Schnur.
„Möchten sie, dass ich sie bis zur Ohnmacht schnüre, Miss de la Coudière?“
„Nicht jetzt, Braithwaite, noch nicht. Aber ich glaube dass du sie noch fester schnüren kannst.“
„Nein, bitte...“, sagte Patricias mit ihrer lautloses Lippensprache. Doch selbst wenn sie es laut gesagt hätte, man hätte sie ignoriert.
Braithwaite zog immer stärker an der Korsettschnur. Das Korsett drückte inzwischen so stark Patricias Körper zusammen, dass das Leder immer lauter knarrte.
„Miss de la Coudière? Ich glaube nicht, dass ich es noch enger schnüren kann. Sie müssten einen der Lakaien herbeirufen.“
Tante Polly überprüfte den festen Sitz des Korsetts und strich über das polierte Leder, welches im Licht der Morgensonne glänzte. „Wenn es meine Tochter wäre, Braithwaite, würde ich es noch mindestens 5 Zentimeter enger schnüren lassen. Aber ich darf nicht vergessen dass sie erst seit gestern ein Korsett trägt. Es ist wohl besser wenn du jetzt einen Knoten machst.“
Braithwaite tat wie ihr geheißen. Tante Polly schaute ihrer Nichte ins Gesicht und sagte mit einem freundlichen Ton: „Du kannst dich jetzt ausruhen, Patricia.“
Patricia versuchte es, doch es war nicht leicht. Das lange, enge und vollkommen steife Korsett verhinderte dass sie sich hinsetzen konnte. Und die einzige Möglichkeit sich hinzulegen, hieß sich nach vorne auf das Bett fallen zu lassen. Patricia wollte aber nicht auf dem Gesicht und dem Bauch liegen. Mit sehr kleinen Schritten, die das Verbesserungskorsett erlaubte, trippelte sie zum Kaminsims und lehnte sich erschöpft dagegen. Immerhin konnte sie atmen, was sie ein wenig erleichterte. Allerdings glichen ihre Atemzüge eher einer Stoßatmung, da sie nur kurze Atemzüge machen konnte. Sie wagte nichts zu sagen, schaute aber ihre Tante anklagend an.
„Ich habe dich gewarnt, Patricia“, sagte Tante Polly. „Aber du wolltest ja nicht auf mich hören. Jetzt musst du die Konsequenzen tragen.“
Patricia zuckte mit den Achseln und machte ein Gesicht, als wenn sie sagen wollte: ‚Was kann ich schon in jenem Ding machen?’
„Das ist jedenfalls sehr gut für dich“, dozierte ihre Tante, „denn jetzt weißt du wie es sich anfühlt, wenn man für einen Ball geschnürt wird. Wenn du dich ab jetzt gut benimmst, wirst du kein Verbesserungskorsett mehr brauchen. Jetzt musst du aber einen ganzen Tag darin verbringen und wirst erst Morgen Früh davon erlöst. Erst wenn du wirklich verstehst, was die Alternative ist, wirst du mir nicht mehr entgegentreten. Du hättest bestimmt nicht bei deinem ersten Korsett so ein Theater gemacht, wenn du das geahnt hättest.“
Patricia nickte. Sie war immer noch überrascht dass sie nicht wie erwartet ohnmächtig geworden war. Sie konnte sogar einigermaßen gut atmen, aber dennoch nicht so gut dass sie Widerworte geben konnte.
„Jetzt, da du dich damit abfinden musst, will ich nicht dass du dies nur als Strafe empfindest. Ich hatte nicht vor dich so schnell so eng zu schnüren, aber du verstehst, dass ich von dir dazu gezwungen wurde. Es hat aber auch sein Gutes, denn so kommen wir mit deiner Figurausbildung schneller voran. Heute machst du die Erfahrung was es heißt, wirklich eng geschnürt zu sein. Und mit ein wenig Rat von uns wirst du lernen wie man mit einem engen und einschränkenden Korsett leben kann. Du musst nicht nervös werden, denn es erwartet dich nicht viel Schlimmeres.“
„Nicht viel Schlimmeres?“, krächzte Patricia. „Wie schlimm kann es denn noch werden?“
„Patricia, es gibt Schlimmeres als mit einem Knie gegen den Rücken geschnürt zu werden. Wenn ich mich für einen Ball anziehe, ruft meine Zofe die beiden stärksten Diener zu mir ins Zimmer, natürlich tragen sie Augenbinden, und ich liege auf einer Matratze. Dann nehmen die Diener jeweils eine Korsettschnur, stellen jeweils einen Fuß auf meinem Rücken, und ziehen mit aller Kraft an der Korsettschnur. Das ist eine echte Strafschnürung. So etwas vergisst man nicht. Darum sind meine Korsetts, die ich trage, jeden Tag beinahe so eng geschnürt wie dein Verbesserungskorsett. Und hast du jemals von mir so ein Theater gehört, wie du es gemacht hast? Teil des Erwachsenwerdens ist, dass du lernst ein Korsett zu tragen. Leider hast du zu spät damit begonnen. Natürlich ist es anfangs nicht angenehm, aber es gibt da noch so viele Dinge zu lernen, bis du erwachsen bist. Wenn du lange genug eng geschnürt bist, und weißt wie du dich in entsprechender Kleidung bewegen musst, wird der Tag kommen, an dem es dir gefällt. Ich könnte jetzt nicht mehr ohne ein Korsett leben. Ohne Korsett könnte nicht einmal mehr sitzen oder von alleine aufstehen.“
Patricia war über jene Worte entsetzt. Sie kämpfte um genügend Luft, um antworten zu können. Doch sie krächzte fürchterlich: „Tante Polly.... Das kannst du mir nicht antun... Bitte... nicht.... Nehmt mir... dieses entsetzliche Korsett ab... Ich tu auch alles.... was ihr wollt.... Schnürt mir das andere Korsett... das von gestern... und schnürt es so eng wie ihr wollt... Aber lasst mich hier raus...“
„Nein, Patricia. Du musst lernen, und außerdem musst du deine Strafe ertragen. Du wirst darin einen ganzen Tag verbringen, und dann werde ich es mir überlegen.“
„Tante Polly“, protestierte Patricia. „Ich kann mich nicht hinsetzen und ich kann nicht richtig gehen!“
„Dann nutzen wir die Gelegenheit, und du kannst lernen modische Röcke zu tragen. Komm jetzt mit, Mädchen, damit wir dich richtig ankleiden. Du magst jetzt in Ungnade gefallen sein, das bedeutet aber nicht dass wir deinen Unterricht vergessen.“

Der Rest des Tages war nicht sehr angenehm. Tante Polly hielt ihr Wort. Patricia mochte zwar ständig kurz vor einer Ohnmacht stehen, doch das war keine Entschuldigung für irgendwelche Erleichterungen. Alles was sie tat war ungleich schwieriger als zuvor. Es gab nur eine Ausnahme: Kerzengerade zu stehen oder zu gehen war leichter, da sie keine andere Wahl hatte. Als sie wieder das Buch auf ihrem Kopf balancieren musste, fiel es ihr nur einmal herunter. Ihre Tante und Braithwaite waren gefühllos, denn trotz des eng geschnürten und sehr steifen Korsetts musste Patricia versuchen das Buch aufzuheben. Das gelang ihr aber nicht, und so fiel sie fast auf ihr Gesicht. Als sie auf dem Fußboden lag, war sie unfähig von alleine aufzustehen. Das war ihr eine harte Lehre, denn sie musste lange auf dem Fußboden liegen bis ein Diener kam und sie wieder auf die Füße stellte. Weder Braithwaite noch ihre Tante konnten ihr helfen, da deren Korsetts und Röcke zu eng waren.
Nach diesem Zwischenfall bewegte sich Patricia noch vorsichtiger und machte noch kleinere Schritte.
Schließlich sagte ihre Tante: „Gut, Patricia! Gut! Endlich hast du es gelernt!“
Patricia war zu eng geschnürt um sich hinzusetzen oder etwas essen zu können. So fiel für ihr das Mittagessen aus.
Während des Nachmittages geschah es dann doch: Ihre Beine wurden taub und ihr Gang immer unsicherer. Da schien endlich ihre Tante Mitleid mit ihr zu haben. Alle männlichen Diener in dem Tanzsaal, es waren zehn, wurden fortgeschickt, und es wurde nach zwei Mägden gerufen. Patricia wurde auf ein langes Sofa gelegt. Dann wurde ihr Rock entfernt und die kurze vordere Schnürung des Verbesserungskorsetts gelockert. Danach massierte Tante Polly höchst persönlich die Beine ihrer Nichte, bis das Gefühl in die Beine zurückkam. Es war aber nur eine kurze Erlösung. Sobald sich Patricia erholt hatte, wurde sie wieder auf die Füße gestellt und die Schnürung wieder fest angezogen. Auch die Rückenschnürung, welche die Taille unbarmherzig zusammenquetschte, wurde nachgezogen, damit der Druck auf ihrem Körper nicht nachlassen konnte.
Schließlich war es Zeit zu Bett zu gehen und Patricia freute sich auf das Nachtkorsett, als wenn sie einen alten Freund wieder sehen würde.
Aber Braithwaite war streng und sagte: „Nein, Lady Patricia. Sie benutzte immer nur den vollen Titel, wenn sie Patricia kritisieren konnte. „Sie dürfen heute Nacht nicht das Nachtkorsett tragen. Sie müssen das Verbesserungskorsett auch während der Nacht tragen. Miss de la Coudière sagte, dass sie es einen vollen Tag tragen sollen. Das sind 24 Stunden. Damit sind nicht nur die Tagesstunden gemeint. Sie werden es auch nachts tragen, und sie werden die Korsettschnur nicht zerschneiden, oder es wird für sie noch viel schlimmer kommen.“
„Was kann denn noch schlimmer sein!“, sagte Patricia bitter.
Braithwaite deutete ein dünnes Lächeln an und sagte drohend: „Ich könnte sie schnüren bis sie ohnmächtig werden.“
Da wusste Patricia, dass ihre Tante mit Absicht ihr diese Zofe zugewiesen hatte. Die Zofe sollte sicherstellen dass Patricia sich fügen würde. So gab sie einen leisen Seufzer von sich und sagte: „In jenem Fall kannst du mir helfen mich ins Bett zu legen.“
„Ja, Miss.“
Braithwaite hielt ihre junge Herrin an der Taille fest und führte sie zum Bett, wo sie bereits einen Hocker als Steighilfe hingestellt hatte. Mit ihrer Hilfe kletterte Patricia völlig steif auf den Hocker und dann auf das Bett. Sie stellte sich auf das Fußende und hielt sich an Braithwaites Hand fest. Dann ließ sie sich auf die Knie fallen. Da sie sich nicht in den Hüften beugen konnte, musste die Zofe ihren Oberkörper festhalten und langsam absenken. Schließlich lag Patricia ganz flach auf dem Bauch.
„Das haben sie gut getan, Lady Patricia“, sagte Braithwaite mit einer Andeutung von Ironie.
Eine dumpf klingende Stimme kam von dem Kissen: „Braifwaite, drehst du mich um?“
„Natürlich, Miss.“
Die Zofe rollte Patricia auf den Rücken. Das Gesicht des Mädchens war blass, ihre Augen weit aufgerissen.
„Jetzt, Miss“, fuhr Braithwaite fort zu reden, „werde ich ihnen dieses Kopfkissen als Unterstützung unter ihren Rücken schieben. So! Das wird ihnen helfen das Korsett zu ertragen. Versuchen sie etwas zu schlafen, und morgen, wenn sie ein gutes Mädchen gewesen sind, wird Miss de la Coudière befehlen sie aufzuschnüren, damit sie ihr normales Tageskorsett empfangen können. Wenn sie in der Nacht aufstehen wollen, brauchen sie nur nach mir zu schellen. Gibt es noch irgendetwas, das ich für sie tun kann, bevor ich ihnen Gute- Nacht wünsche?“
„Lass sie mich aus diesem verdammten Korsett heraus“, sagte Patricia bitter.
Braithwaites Gesichtszüge verhärteten sich. „Sie sollten dankbar sein, Lady Patricia, dass ich nicht ihren Mund mit Seife auswasche für jene Worte die sie gebrauchen... oder gar ihr Korsett noch enger schnüre. Halten sie ihr lockeres Mundwerk zurück und erinnern sie sich, dass sie eine junge Lady sind, und kein leichtes Straßenmädchen. Nein, ich werde ihr Korsett nicht lockern, und sie werden es auch nicht tun. Falls sie jemals auf die Idee kommen sollten, denken sie daran dass Morgen Früh Miss de la Coudière mir befehlen wird sie noch enger zu schnüren. Und dann wird sie sich vergewissern dass sie niemals ohne ihre Genehmigung aus dem Korsett herauskommen.“
Patricia schaute die Zofe missmutig an und fragte. „Wie?“
„Machen sie sich keine Gedanken darum. Wenn sie sich benehmen, werden sie es nicht herausfinden müssen. Und jetzt: Gute Nacht.“
Begleite vom Knarren ihres Korsetts beugte sich die Zofe nach vorne und blies die Nachttischlampe aus. Mit einem Kerzenhalter samt brennender Kerze in der Hand verlies sie das Zimmer.

Aus Mitleid zur armen Lady Patricia lassen wir sie für die folgende Nacht alleine. Kehren wir früh morgens zu ihr zurück.

Sie lag schwer atmend im Bett, ihr ganzer Körper schmerzte. Sie glaubte nicht dass sie aufstehen könnte, selbst wenn sie es wollte. Doch dann vergaß sie kurz die Drohungen ihrer neuen Zofe und fummelt an dem Knoten der Rückenschnürung herum. Allerdings war er zu stark festgezogen und schlecht zu erreichen. Außerdem war ihre Konzentration nach zwei schlecht geschlafenen Nächten und einem schrecklichen Tag sehr schlecht. Die Nacht schien langsam zu Ende zu gehen, doch sie wusste nicht ob es viertel vor sechs oder viertel vor sieben war. Patricia wollte endlich aus diesem fürchterlichen Korsett herauskommen. Sie hoffte, dass man sie nicht vergessen hatte. Aber selbst wenn man jetzt vorbeikäme um das Korsett zu lockern, war es viel zu spät dafür. Sie hatte kaum geschlafen. Patricia konnte sich nicht einmal im Bett herumdrehen, weil ihre Beine viel zu fest zusammengedrückt waren. Einmal hatte sie es doch versucht, und fast fünf Minuten dafür gebraucht sich auf die Seite zu legen. Danach rang sie mehrere Minuten nach Atem, da das Korsett ihr selbst für diese leichte Anstrengung den Atem nahm. Sie lag wieder auf ihrem Rücken und starrte betrübt die Decke an, als sich die Tür öffnete.
„Da ist sie, Miss de la Coudière“, ertönte die Stimme von Braithwaite. „Sie nicht so aus, als wenn sie das Korsett aufgeschnürt hat.“
„Wir werden sehen“, antwortete Tante Polly.
„Patricia?“
„Ja, Tante Polly?“, sagte Patricia kraftlos.
„Patricia, wenn du ein gutes Mädchen gewesen bist und dein Korsett nicht gelockert hast, werden wir dich jetzt davon erlösen. Wenn du ein schlechtes Mädchen gewesen bist und die Korsettschnur gelockert hast, wird Braithwaite dich noch enger schnüren, bis du ohnmächtig wirst. Welchen Weg hast du gewählt?“
„Ich habe mein Korsett nicht berührt, Tante Polly.“
„Wir werden sehen“, wiederholte sich die Tante. „Braithwaite, wie eng hast du sie geschnürt?“
„47 Zentimeter, Miss de la Coudière“, sagte Braithwaite stolz. „12 Zentimeter weniger als ihre natürliche Taille, und 7 Zentimeter weniger als ihr vorheriger geschnürter Taillenumfang.“
„Sehr lobenswert. Hast du ein Maßband?“
„Natürlich. Sofort.“
Patricia sah, wie Braithwaites sich nach vorne beugte. Ihr Korsett knarrte dabei verdächtig laut. Braithwaite zog die Bettdecke weg, um Patricia mitsamt ihrem stark geschnürten Korsett freizulegen. Danach zog sie das Kissen weg, welches sie als Rückenunterstützung unter Patricias stark reduzierter Taille gelegt hatte. Dann nahm sie das Maßband und vermaß Patricias Taille. Stolz verkündete sie: „47 Zentimeter. Möchten sie es überprüfen, Miss de la Coudière?“
„Du weißt wie sehr ich dir vertraue, Braithwaite. Sehr gut, Patricia. Es scheint, dass du ein gutes Mädchen gewesen bist. Ich hoffe, dass wir weiterhin deine Zusammenarbeit erwarten können.“
„Mein Korsett...“, flüsterte Patricia.
„Was hast du gesagt?“
„Mein Korsett... Ihr wolltet es lockern... Bitte... nehmt es ab.“
„Braithwaite, lockere es um zwei Zentimeter.“
„Sofort, Miss de la Coudière.“
Patricia hörte wieder das Knarren von Braithwaites Korsett, als sie sich über das Bett beugte und Patricia auf die Seite rollte. Kurz darauf begann ihr eigenes Korsett zu knarren, als es etwas gelockert wurde. Warum nur zwei Zentimeter, fragte sie sich. Da bekam sie auch schon die Antwort: Schmerzhafte Stiche durchzuckten ihren Leib als das Korsett gelockert wurde. Lediglich das immer noch ziemlich eng geschnürte Korsett hielt sie davon ab laut zu schreien. Die anderen beiden Frauen sahen, wie Patricia zusammenzuckte.
„So ist das eben, Patricia“, sagte Tante Polly. „Wenn man sehr eng geschnürt worden ist, ist es gefährlich das Korsett wieder zu schnell zu lockern. Der Körper braucht Zeit sich daran zu gewöhnen, in beiden Fällen. Mache dir keine Sorgen. Braithwaite weiß, was sie tut. Sie wird dein Korsett langsam lockern, und dann kannst du dich ohne Korsett waschen. Hinterher wird sie dich in eines deiner Ausbildungskorsetts schnüren, und dann kommst du zu mir. Wir haben noch viel zu tun. Heute treffen deine Kleidungsstücke ein. Braithwaite, du schnürst sie hinterher auf 52 Zentimeter.“
„Wie sie wünschen, Miss de la Coudière.“
Tante Polly nickte herablassend und drehte sich um. Da Patricia nun etwas besser Luft bekam und ihre Taille nicht mehr so heftig schmerzte, konnte sie ihren Kopf leicht drehen und sah wie ihre Tante mit kleinen Schritten den Raum verließ.
Nachdem die Tür geschlossen war, sagte Braithwaite stolz: „Begreifen sie jetzt wie großzügig sie ist? Ihre Tante lässt zu, dass ich ihren Taillenumfang fünf Zentimeter weiter lassen darf als letzte Nacht!“
Patricias konnte endlich wieder einen klaren Gedanken fassen und fragte: „Braithwaite, was ist ein Ausbildungskorsett?“
„Das ist ein besonderes Korsett für Mädchen, die ihre Figuren ausbilden. Es ist ein wenig wie dieses, das sie gerade... aber nicht so streng“, fügte sie hastig hinzu, als sie sah wie Patricia die Stirn runzelte.
Patricia nickte und fragte wehmütig: „Wie lange dauert es noch bis du mein Korsett vollends aufschnüren kannst?“
Braithwaites Gesichtsausdruck wurde zum ersten Mal ganz sanft. Das hatte Patricia bei ihr noch nicht erlebt. „Nicht mehr lange, Miss. Wir müssen sorgfältig sein, oder es wird ihnen schlechter ergehen als gestern beim schnüren. Ich weiß wie hart es für sie ist, aber wir müssen den Schaden beheben, den ihre völlig falsch liegende Mutter ihnen zugefügt hatte, als sie versäumte sie im richtigen Alter an ein Korsett zu gewöhnen. Sie werden sich dennoch daran gewöhnen. Nach einem Tag und einer Nacht in einem Verbesserungskorsett, mit einer um 12 Zentimeter reduzierten Taille, wird ihnen vieles leichter vorkommen.“

Jener Tag war zwar leichter für Patricia zu bewältigen, aber ‚leicht’ war ein dehnbarer Begriff. Sie wurde zwar nicht wieder in ein Verbesserungskorsett geschnürt, aber das Ausbildungskorsett, in das Braithwaite sie nach dem Baden schnürte, war beinahe ebenso schlimm. Es war zwar etwas kürzer und nicht so steif und auch nicht so eng geschnürt, aber es war dennoch unmöglich sich damit hinzusetzen, wenn man nicht die ganze Korsettschnur lockern wollte. Patricia traute sich nicht sich zu beklagen, da sie befürchtete wieder in das Verbesserungskorsett geschnürt zu werden. Ab und zu, wenn sie ermüdet war oder keinen Atem bekam, versuchte sie es mit Lippensprache ihrer Tante mitzuteilen. Die Tante hatte einen Blick dafür und verstand genau was Patricia sagen wollte.

Ein viel größeres Problem sollten die neuen Kleider werden.

Der Damenschneider kam schon bald nach dem Frühstück. Mehrere Diener begleiteten ihn und trugen schwitzend Körbe voller kostspieliger Kleidungsstücke herein. Sogar Patricia, welche sich noch nie für Mode interessiert hatte, war entzückt über die schöne Damenkleidung. Allerdings durfte sie nichts davon anprobieren. Tante Polly erklärte ihr, dass die Kleider für einen kleineren Taillenumfang angefertigt worden waren. Patricias Taille müsste also noch viel enger geschnürt werden. Erst wenn ihr Taillenumfang 47 Zentimeter betragen würde, könnte sie einige der Kleider anziehen. Das war aber genau jene Größe, die sie im Verbesserungskorsett hatte aushalten müssen. Zwei himmlisch schöne Ballkleider waren sogar für eine Taillengröße von nur 40 Zentimeter angefertigt worden.
Doch bis dahin gab es noch viel zu tun.

„Beginnen wir mit deinem Unterricht“, dozierte Tante Polly in ihrer Oberlehrerhaften Art. Gleichzeitig nahm eine der jüngeren Zofen einen neuen Unterrock und band ihn an Patricias Trainingskorsett fest. „Deine Bewegungen müssen zurückhaltend sein. Du darfst nur kleine Schritte machen und nur langsam gehen. Du musst dein Kleid anheben wenn du Treppen steigst. Du musst dich sorgfältiger als bisher hinsetzen. Und versuche niemals, wirklich niemals dich zu beeilen. Wenn du das tust, wird entweder dein Rock reißen, oder du wirst umfallen. Du kannst dir vorstellen was das für dich bedeutet. Moderne Röcke sind sehr einschränkend, und du musst lernen wie man damit umgeht und sich trotzdem damenhaft bewegt. Wenn du das gelernt hast, kannst du dich in der Gesellschaft sehen lassen.“
Patricia stand in der Mitte des Tanzsaales, kerzengerade und mit zusammengestellten Beinen. Ihre Tante sah es gerne wenn sie so dastand, obwohl es unbequem und anstrengend war. Aber Patricia hatte ja keine andere Wahl. Das neue Ausbildungskorsett, es hatte eine schöne dunkle grünblaue Farbe, hielt sie von den Hüften bis zu den Brüsten genau in jener Haltung. Ihre Taille war bis auf 52 Zentimeter reduziert. Es war schwierig zu atmen und ebenso schwierig sich zu bewegen. Aber die Erinnerung an das Verbesserungskorsett ließ Patricia das neue Korsett als regelrecht bequem empfinden. Eine weitere Zwangsunterstützung für eine damenhafte Haltung war der neue Unterrock. Es war aus Gemsleder gefertigt und hatte hinten eine Schnürleiste. Der Unterrock war über ihrem Ausbildungskorsett geschnürt worden und reichte von der Taille bis zu den Fußknöcheln. Nachdem die Schnürung geschlossen war, lag der Unterrock bis zur Mitte der Oberschenkel hauteng an. Patricia konnte ihre Knie nicht mehr als 3 Zentimeter voneinander weg bewegen. Das schaffte sie aber nur, wenn sie sich stark anstrengte. Der Unterrock war gerade geschnitten und Patricia hatte das Gefühl, als wenn der Rock an den Knöcheln enger war. Sie hätte nie geglaubt dass man damit gehen könnte, wenn nicht ihre Tante es ihr vorgemacht hätte. Ihr Gang war gleichmäßig fließend und sah perfekt aus, obwohl ihre Tante einen Unterrock trug, der noch enger war als ihr eigener. Es war eine regelrechte Kunst so laufen zu können, und Patricia sollte es lernen.
„Patricia“, dozierte Tante Polly, „so wie es Trainingskorsetts für junge Damen gibt, haben wir auch Trainingsröcke für junge Damen, damit sie lernen können wie man richtig geht. Der Rock, den du gerade trägst, ist aus Leder gefertigt. Er wird dir deine anfänglichen Fehler verzeihen, ohne dass er reißt. Außerdem ist eine dünne Kette unten im Rocksaum eingenäht, sodass der Rock auch härteste Beanspruchungen überlebt. Deine Aufgabe ist zu lernen, mit solch einem engen Rock zu gehen. Zuerst musst du lernen überhaupt richtig zu gehen. Ich muss zugeben dass das nicht leicht ist. Danach kommt der noch schwierigere Teil, elegant zu gehen. Obwohl der Rock äußerst einschränkend ist, darf es niemals aussehen als wenn es dir darin unbequem ist. Ich möchte nicht dass du mich enttäuschst. Wenn du also ein Pflichtbewusstsein hast, wirst du dich anstrengen es zu lernen. Hast du mich verstanden?“
Patricia hatte in der kurzen Zeit genug gelernt, um zu wissen was ihre Tante von ihr erwartete und das sie ihren Willen durchsetzen konnte. So sagte sie ergeben: „Vielen Dank, Tante, ich gebe mir große Mühe.“ Sie versuchte zu knicksen, aber ihr Rock war zu eng.
„Nein, nein! Tu das nicht!“, sagte Tante Polly. „Das wirst du später lernen. Ich muss zugeben, dass es im Prinzip unmöglich ist mit einem engen Rock einen Knicks machen zu können. Nur ein echter Fachmann, wie ich, kann es mit Würde machen. Kehren wir jetzt zum Anfang deines Unterrichts zurück: Das Gehen. Bist du der Meinung dass du mit jenem Rock gehen kannst?“
„Nein, Tante Polly.“
„Das ist wahr. Du kannst es nicht. Aber ich kann es! Du weißt, dass ich immer enge Röcke trage. Es ist also nur eine Frage der Zeit bis du das ebenfalls kannst. Wie dem auch sei, du lernst dich wie eine junge Dame zu benehmen, und Damen gehen nicht schnell. Sie schreiten würdevoll und haben keine Eile. Es ist nicht gut wenn eine junge Dame zuviel Bewegungsfreiheit hat, Patricia. Sie könnte gefallen daran finden. Was wir jetzt üben müssen, ist die richtige Art der Bewegung. Du musst lernen dich würdevoll zu bewegen, ohne dass es einen Unfall gibt. Für den Anfang wird Braithwaite deine Hand halten, damit du nicht umfällst.“
Braithwaite trippelte mit vielen kleinen Schritten, sie trug natürlich einen langen und engen Rock, zu Patricia und hielt sie am Ellenbogen fest.
„Pass auf, Patricia, zuerst den Fuß anheben. Nein! Bewege dich erst, wenn ich es dir sage! Also, zuerst wird der Fuß angehoben. Noch nicht! Warte bis ich es dir erlaube. Du musst mir zuerst zuhören, damit du was lernst. Also, die Bewegung kommt nur aus dem Knie heraus. Du schwingst den Fuß so weit wie möglich nach vorne, und wenn du den einschränkenden Rock berührst, schwingst du deine Hüfte, und bewegst somit den engen Rock mit. Dann darfst du den Fuß wieder absetzen. Was auch immer du tust, es muss langsam und gleichmäßig sein. Es muss aussehen, als wenn du einen Tanz machst. Wir werden bis drei für jede Bewegung zählen. Verstanden? Probiere es aus. Also! Hoch- zwei drei, vorwärts- zwei drei, Schwung- zwei drei, absetzen.“
Patricia schwankte gewaltig. Bei dem Versuch dem Rhythmus ihrer Tante zu folgen wäre sie beinahe umgefallen.
„Mache nicht alle Bewegungen gleichzeitig“, sagte ihre Tante gefühllos. „Du wirst es so lange üben, bis du es richtig machst. Der nächste Fuß! Hoch- zwei drei, vorwärts- zwei drei, Schwung- zwei drei, absetzen. Weiter! Hoch- zwei drei, vorwärts- zwei drei, Schwung- zwei drei, absetzen. Jetzt bist du im richtigen Rhythmus. Versuche es etwas schneller zu machen. Nicht zu schnell! Sonst fällst du um! Ja, so ist die Geschwindigkeit richtig. Nicht auf einem Fuß balancieren! Nicht wackeln! Weiter! Hoch- zwei drei, vorwärts- zwei drei, Schwung- zwei drei, absetzen. Schon besser!“

Und so ging es den ganzen Vormittag weiter, unterbrochen von einem knappen Mittagessen. Das Trainingskorsett hinderte sie aber daran zu sitzen. So aß sie eine kleine Mahlzeit im Stehen.

Patricia ging sehr langsam und sehr rhythmisch über dem spiegelglatten Boden des Tanzsaals. Ein Tanzsaal, der seit der ‚Flucht’ ihrer Mutter keinen Ball mehr gesehen hat. Das hatte Marjorie Patricia verraten.
Patricia schritt unentwegt auf und ab, bis sie trotz des engen Unterrocks sicher gehen konnte. Und dann hatte ihre Tante eine weitere böse Überraschung für sie.
„Das war erst der Anfang, Patricia. Das ist der normale Gang, wenn man von einem Ort zum anderen gehen möchte. Es gibt aber noch den attraktiven Gang, der sehr wichtig ist wenn man heiraten will. Du musst ihn ebenso lernen.“

Und das Training ging weiter. Diesmal lernte sie auf einer gedachten Linie zu gehen. Sie musste dabei beim Gehen einen Fuß vor den anderen stellen. Natürlich wurden ihre Füße dabei von der eng eingestellten Kette im Rocksaum stark behindert. Bei diesem Gang war es ungleich schwieriger das Gleichgewicht zu halten. Nach einiger Zeit fiel sie dann doch hin. Sie landete schmerzhaft auf dem harten Mahagonifußboden. Weder ihre Tante, noch Braithwaite konnten ihr helfen, da deren Korsetts und Röcke zu eng waren. So musste Patricia liegen bleiben, bis ein herbeigerufener Diener sie wieder auf die Füße stellte. Der Unterricht ging weiter, bis ihre Tante mit ihr zufrieden war und sie mit einem seltenen Lächeln beehrte.
„Du machst Fortschritt, Patricia. Vor nicht all zu langer Zeit hatte ich das noch nicht für möglich gehalten. Ich denke, dass ein Tag und eine Nacht in deinem Verbesserungskorsett dir sehr gut getan hat. Bevor du gehst, möchte ich dir zeigen welchen Fortschritt du gemacht hast.“
Patricia wollte sich so gerne hinzusetzen und endlich aus dem engen Trainingsrock sowie aus dem eng geschnürten Korsett heraus, aber sie kannte ihre Tante inzwischen nur zu gut. Sie wusste dass eine Ablehnung als Beleidigung aufgefasst werden würde. So sagte sie ergeben ‚Ja’, und musste dann in der anstrengenden Wartehaltung stehen bleiben, denn es war ihr verboten sich hinsetzen zu dürfen. Ihre Tante sagte ihr, dass sie das alles nur deswegen lernen konnte, weil sie das eng geschnürte Ausbildungskorsett trug.
Ein Diener wurde beauftragt mehrere große Spiegel aufzustellen.
Nachdem sich Patricia und ihre Tante in mehreren Spiegeln betrachten konnten, sagte die Tante voller Stolz: „Jetzt, Patricia, gehe vor den Spiegeln auf und ab und schau dich an wie sehr du dich verändert hast.“
Patricia war sehr müde, und ihr Korsett war viel zu eng. Aber der Schock, als sie sich im Spiegel sah, warf sie fast um. Natürlich erkannte sie sich wieder, auch das enge Korsett und den Lederrock, aber der Gang gehörte jemandem vollkommen anderem. Patricia musste von einem Spiegel zum anderen gehen. Sie machte sich keine Gedanken mehr darum wie sie sich bewegen sollte, sie tat es einfach. Die junge Frau im Spiegel bewegte sich gleichmäßig, schwang ihre Hüften. Ihr Oberkörper blieb aufrecht, fast unbeweglich. Ihre Beine spannten bei jedem Schritt den Rock, doch es sah elegant aus. Patricia musste sich eingestehen, dass ihr Gang wahrlich verführerisch aussah. Sie war sich zwar immer noch nicht sicher ob sie wirklich das Mädchen werden wollte, was Tante Polly aus dem Mädchen machte, welches von der verstorbenen Mutter eine ganz andere Ausbildung bekommen hatte. Aber niemand konnte leugnen, dass die Methoden ihrer Tante Wirkung zeigten.
„Sehr gut, Patricia“, sagte ihre Tante zustimmend. „Wenn du dich daran gewöhnt hast, wirst du noch engere Röcke und Korsetts tragen. Außerdem haben wir etwas gegen deine schlechte Körperhaltung getan und können dich bald in die Gesellschaft einführen.“
Patricia bedankte sich bei ihrer Tante. Sie war geschafft und überwältigt zugleich. Sie versuchte auch nicht zu knicksen.
„Dein Benehmen verbessert sich ebenso“, sagte Tante Polly. „Sehr gut, Patricia, du darfst dich jetzt ein wenig ausruhen. Braithwaite, nimm ihr den Unterrock ab, lockere den unteren Teil ihres Korsetts und lockere den Taillenumfang um einen Zentimeter.“
Die Zofe tat wie ihr befohlen wurde.
Voller Erleichterung eilte Patricia hinterher zu einen der Stühle und ließ sich absolut undamenhaft darauf nieder plumpsen. Tante Polly schaute sie mit Widerwillen an und schimpfte: „Das, Patricia, ist ein sehr gutes Beispiel wie man sich NICHT hinsetzen darf! Das gehört ab jetzt der Vergangenheit an! Für den restlichen Tag trägst du dein normales Korsett, und heute Nacht natürlich dein Nachtkorsett. Ab jetzt wirst du, nachdem du morgens gewaschen worden bist, den Lederunterrock tragen. Es ist besser, wenn es dir zur Gewohnheit wird. Denn wenn du immer enge Röcke trägst, werden solche Fehler nicht wieder vorkommen. Braithwaite wird dir helfen wenn du Probleme hast. Sie wird dir auch den Rock lockern wenn du die Treppen rauf oder runter gehst. Ich werde dir später beibringen wie man es richtig macht.“

Für den Rest des Tages wurde glücklicherweise kein weiteres körperliches Training absolviert. Tante Polly war jedoch der Meinung dass man Patricia nicht alleine lassen sollte, da immer noch die Gefahr bestand, dass sie rückfällig werden könnte. Aus diesem Grunde bekam Patricia Unterweisung in Konversation. Ihre Nichte sollte lernen wie man sich in der gehobenen Gesellschaft richtig unterhielt, um den jungen Herren besser zu gefallen.
„Wenn du mit einem jungen Herrn redest, behandele ihn so, als wenn er der einzige Mann im Raum ist. Wahrscheinlich wird er es auch glauben.“
Tante Polly brachte Patricia bei wie sie flirten sollte. Wie sie einen Herrn von der Seite anschauen, und mit den Augenlidern ‚klimpern’ sollte. Sie brachte ihr bei wie man anzüglich, aber dennoch unschuldig klingend reden könnte. Es war ein umfangreiches Thema.
Dennoch fragte sich Patricia wieso ihre Tante niemals geheiratet hatte, wo sie doch so viel wusste. Sie hatte aber nicht den Mut zu fragen. Am Ende des Tages wurde Patricia erlaubt, sich eine kurze Zeit alleine mit Marjorie zu unterhalten. Man hatte sie absichtlich von ihr ferngehalten, damit Patricias ‚Erziehung’ nicht beeinträchtigt werden konnte. Danach geleitete Braithwaite Patricia zum Schlafzimmer, um sie auszuziehen, zu waschen und in das Nachtkorsett zu schnüren.
Patricia schlief besser. Das Nachtkorsett kam ihr gegenüber dem Verbesserungskorsett sogar als bequem vor. Trotzdem war es schwierig aufgrund der Taillenreduzierung gut atmen zu können. Es war sogar ein wenig schmerzhaft. Letzteres ließ sie stets daran denken, dass sie gegenüber ihrer Tante nichts tun konnte. Sogar als Patricia endlich schlief, war Tante Pollys Autorität in Form der eng geschnürten Taille anwesend.

Patricia wachte am nächsten Morgen, lange bevor Braithwaite hereinkam, auf. Sie konnte es nicht erwarten endlich aufzustehen. Ein neuer Tag war angebrochen, ein weiterer Tag mit einem eng geschnürten Korsett.
Nachdem Braithwaite sie gewaschen hatte, Patricia durfte sich nicht mehr selber waschen, denn es gehörte sich nicht für eine Dame ihrer Gesellschaft, ging sie mit der Zofe zurück ins Schlafzimmer. Dort fragte sie: „Was hat meine Tante heute für mich geplant?“
Braithwaite lächelte wenig überzeugend und sagte: „Es wird festlich werden, Lady Patricia. Sie werden einige ihrer neuen Kleidungsstücke anprobieren, anstelle nur mit dem Unterrock bekleidet Gehen zu lernen. Sie werden lernen wie man sitzt und Treppen steigt.“
„Das hört sich gut an“, sagte Patricia, zweifelte aber ob es wirklich gut sein würde. Sie konnte anhand des Gesichtsausdrucks und der Tatsache dass Braithwaite ihren Titel benutzte folgern, dass es keine guten Nachrichten waren. „Aber?“, hakte Patricia nach.
„Aber, Lady Patricia. Ich muss ihr Korsett zwei Zentimeter enger schnüren. Wir werden das andere Ausbildungskorsett benutzen.“
Patricia dachte an das Verbesserungskorsett, und ein Schauer lief durch ihren Körper.
„Äh, Braithwaite, kann es sein, dass meine Tante vielleicht ein bisschen zu ehrgeizig ist? Ich glaube nicht, dass ich noch nicht so weit bin mit solch kostbaren Kleidungsstücken fertig zu werden. Ich habe Angst etwas zu zerreißen oder gar umzufallen. Wir haben doch erst einen Tag mit dem engen Unterrock geübt.“
Braithwaite schüttelte ihren Kopf. „Nein, Lady Patricia. Eines hätten sie gestern lernen sollen: Man kritisiert nicht Miss de la Coudière. Wenn sie will dass ich ihre Taille bis auf 50 Zentimeter reduzieren und sie komplett anziehen soll, dann muss es so sein. Kommen sie.“

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