„Heute, Patricia, lernst du wie man richtig sitzt.“
Tante Polly wartete wie gewöhnlich auf ihr im Tanzsaal. Aber an jenem Tag sah
sie ziemlich eigenartig aus. Es schien, als ob sie das Tragen von eleganter
Kleidung aufgegeben hätte. Oben herum trug sie zwar eine Bluse über ihrer eng
geschnürten Taille, aber der Rock schien aus einfachem Stoff zu sein. Er war
zwar ähnlich geschnitten wie ihre üblichen Kleider und Röcke, also genauso lang
und eng, aber vollkommen schlicht gehalten. Es sah billig aus, und das hatte
Patricia an ihrer Tante noch nie gesehen.
„Du musst das genauso lernen, wie das Gehen“, fuhr Tante Polly fort. „Wenn du
kein eng geschnürtes Ausbildungskorsett trägst, hast du die Angewohnheit dich
wie ein kleines Kind hinzusetzen. Du lässt dich einfach auf den Stuhl fallen.
Das ist würdelos und unattraktiv. Außerdem ist es gefährlich. Ich zeige dir
warum. Ich werde mich jetzt so hinsetzen, wie du es immer getan hast. Schau mir
genau zu und höre!“
Tante Polly ging zu einem eleganten Sessel, der zweifelsohne von Dienern in den
Tanzsaal gebracht worden war. Tante Polly vergewisserte sich das sie genau vor
dem Sessel stand und ließ sich in den Sessel plumpsen. Es gab einen lauten
reißenden Ton. Sie stand wieder auf. „Schau, Patricia“, sagte sie und drehte
sich um. Patricia sah dass der Rock hinten bis zum Bund aufgerissen war. „Das
wird auch dir passieren, Patricia, wenn du dich nicht langsam und mit Würde
hinsetzt“, erklärte Tante Polly. „Jetzt probiere es selber.“
Patricia schaute nervös auf den Stuhl. Speziell für diesen Tag hatte Braithwaite
ihr ein so genanntes ‚Spaziergangs-Kostüm’ angezogen. Es bestand aus einer
weißen Jacke und einem weißen Rock. Beides war ziemlich eng. Die Jacke hatte
anstelle von Knöpfen eine Schnürung, die so entworfen worden war, dass man die
Jacke von der Taille bis über die Brüste eng schließen konnte. Das diente wohl
der Betonung ihres kurvenreichen Körpers. Patricia empfand es sogar als ordinär.
Dennoch nahm Patricia an, dass ihre Tante es genau wegen der Schnürung
ausgewählt hatte. So konnte die Jacke überall eng anliegen, obwohl das Korsett
noch nicht vollkommen geschlossen war. Die Jacke hatte lange Ärmel, welche mit
breiten gerüschte Manschetten endeten. Patricia wusste sofort, dass sie die
Ärmel verschmutzen würde, wenn sie nicht ihre Arme und Ellenbogen fest an den
Körper gedrückt hielt. Die Ärmel waren so eng an den Ellenbogen und Unterarmen,
dass sie sich nicht traute ihre Arme zu beugen. Sie hatte Angst dass die Nähte
reißen könnten. Der Rock war auch sehr eng und darunter befand sich der enge
Lederunterrock, den sie auch am Vortag tragen musste. An jenem Tag kam er ihr
aber viel enger vor, wahrscheinlich hatte ihre Zofe den Rock enger geschnürt.
Patricia konnte kaum damit gehen. Ein Spaziergang wurde ihr zusätzlich
schwieriger gemacht, da sie hochhackige Knopfstiefel trug, welche ihr
Braithwaite über die Füße gezwungen hatte. Die Stiefel waren sehr eng und liefen
spitz zu, sodass ihre Zehen schmerzhaft zusammengedrückt wurden. Es war
schwierig damit zu gehen als auch zu stehen. Als sie zaghaft protestiert hatte,
sagte ihre Tante: „Kleine Füße sind damenhaft.“ Das war’s. Alles in Allem schien
der Begriff ‚Spaziergangs-Kostüm’ kein sehr guter Name zu sein. ‚Humpel-Kostüm’
wäre geeigneter gewesen.
Auf jeden Fall gab es kein Entkommen. Sie musste lernen wie man sich richtig
hinsetzt, und das würde wenigstens den Druck von ihren Füßen nehmen, denn ihre
Füße begannen stark zu schmerzen. Sie trippelte zu dem Stuhl. Dabei versuchte
sie nicht ihre Arme auszustrecken um die Balance zu halten. Vor dem Stuhl drehte
sie sich um und setzte sich ganz langsam hin. Das lange Trainingskorsett
protestierte unter dem eng anliegenden Kostüm und drückte sich in ihre Taille
ein. Ihre Oberschenkel wurden unglaublich stark zusammengedrückt, aber die Nähte
hielten.
„Nicht schlecht für den Anfang, Patricia“, sagte ihre Tante. „Der Trick ist es
sehr langsam zu machen. Und jetzt steh wieder auf.“
Patricia erhob sich. Stehen war angenehmer als Sitzen, denn das lange
Trainingskorsett war stets bestrebt ihre Beine gerade zu drücken. Wenn sie
stand, machte das Korsett den Rest von ganz alleine. Es zwang sie aufrecht
stehen zu bleiben. Das Problem bestand aber nun darin, dass sie keinen sicheren
Stand auf ihren zusammengedrückten Zehen hatte. Der enge Rock ließ auch keine
Ausgleichsbewegungen zu. So schwankte Patricia leicht und glich ihre Balance mit
einem ausgestreckten Arm aus.
„Nein, nein, nein, Patricia!“ Tante Polly kam näher und schlug mit der Hand
Patricias Arm nach unten. Patricia setzte sich vor Schreck hin und schaute ihre
Tante verwirrt an.
„Du darfst unter keinen Umständen mit deinen Armen herumfuchteln! Die Ärmel sind
zu eng für diesen Unsinn! Du wirst nur die Nähte ruinieren. Halte deine Arme
immer an den Seiten. Probiere es noch einmal. Ich habe alle Zeit der Welt,
Patricia, und du wirst es so oft wiederholen, bis du es richtig machst.“
Patricia stand wieder auf. Dann ließ Tante Polly sie wieder hinsetzen, und
aufstehen, und hinsetzen, und das trotz der Widerstände ihres steifen
Trainingskorsetts und des engen Lederunterrocks. Es war nicht leicht, aber je
mehr sie übte, desto besser ging es. Erst als sie sich gleichmäßig setzen und
hinstellen konnte ohne mit den Armen herum zu rudern, war ihre Tante zufrieden.
„Wir werden es morgen wieder üben“, sagte Tante Polly. „Wie ich dich inzwischen
kenne, brauchst du ziemlich lange bis du es akzeptierst. Wenn wir deinen
Unterricht oft genug wiederholen, wirst du es eines Tages noch lernen. Jetzt
müssen wir etwas Anspruchsvolleres probieren. Komm mit mir, Patricia. Du wirst
jetzt lernen Treppen zu steigen.“
Sie verließen den Tanzsaal. Braithwaite folgte schweigend. Sie gingen über
unendlich lang erscheinende Korridore zu dem großartigen Haupttreppenhaus am
Haupteingang. Die Stufen waren breit und nicht so hoch wie gewöhnliche Stufen.
Doch Patricia konnte sich nicht vorstellen selbst diese flachen Stufen, sie
waren nur 3 bis 4 Zentimeter hoch, zu bewältigen. Sie ging zur linken Seite und
legte ihre Hand auf das Treppengeländer.
„Falsch wie immer“, sagte ihre Tante. „Du musst lernen freihändig Treppen zu
steigen. Wie willst du in einem Treppenhaus hinauf gehen, wenn eine alte Dame am
Treppengeländer steht? Du musst in der Mitte gehen, dann wird man dich auch
besser zur Kenntnis nehmen. Komm her.“
Sie nahm Patricia am Ellenbogen und zog sie mit ihren üblichen kleinen und
schnellen Schritten zur Mitte der Treppe. „So“, sagte sie. „Herunter zu kommen
ist leichter als hinauf zu steigen. Aber zuerst müssen wir die Treppe hinauf
gehen. Neige dich jetzt ein wenig nach vorne und hebe deinen Rock an, so wie ich
es mache.“
Tante Polly machte es Patricia vor. Dabei knarrte ihr Korsett ziemlich laut.
Patricia versuchte es ebenfalls und beugte sich unter lautem Protest des
Ausbildungskorsetts und gegen den Druck des engen Unterrocks nach vorne. Der
enge Rock presste sich auf ihre Oberschenkel und Patricia hatte Mühe ihn mit den
Fingern zu packen und etwas nach oben zu ziehen. Dadurch wurde der Rock nur noch
enger. Trotzdem bekam sie an den Knöcheln etwas mehr Bewegungsfreiheit.
„Jetzt, Patricia, musst du es mir nur nachmachen. Hebe auf meinem Befehl deinen
rechten Fuß und setze ihn auf die nächste Stufe. Jetzt! Das ist gut, aber sei
nicht so schnell! Und jetzt hebe deinen linken Fuß an und bewege dich
gleichmäßig voran, setze ihn auf der nächsten Stufe ab. Und jetzt wieder dein
rechter Fuß... Pass auf!“
Patricia hatte ihr Gleichgewicht verloren. Der enge Rock verwickelte sich um
ihre Beine, die dünne Kette im Rocksaum gab nicht nach, und in ihren neuen engen
und hochhackigen Stiefeln hatte sie keinen Halt. Patricia vergaß alles was sie
gelernt hatte und riss ihre Arme hoch um einem eventuellen Sturz abzufangen. Die
enge Jacke hielt der plötzlichen Anforderung nur kurz stand. Dann gab es ein
lautes Geräusch und die Ärmel waren fast ganz ausgerissen. Patricia war
schockiert.
„Komm wieder herunter, Patricia“, sagte Tante Polly mit eiskalter Stimme.
Patricia stellte ihre Füße zusammen und drehte sich um. Dann ging oder taumelte
sie nicht sehr damenhaft zu ihrer Tante. Sie machte sich Sorgen, da ihre Tante
sie finster anblickte.
Tante Polly führte ihre Fingerspitzen unter die Achseln von Patricias enger
weißer Jacke und fühlte die aufgeplatzte Naht. „Patricia, was habe ich dir
gesagt bezüglich deiner Arme?“
„Du hast gesagt, dass ich sie nicht bewegen soll.“
„Ich habe es dir gesagt, und du hast dich nicht daran gehalten. Du warst mir
gegenüber sehr ungehorsam, nicht wahr? Das ist nicht annehmbar. Braithwaite!“
Braithwaite eilte herbei. „Ja, Miss de la Coudière?“
„Braithwaite, Lady Patricia ist ein sehr unartiges, unvorsichtiges und
ungehorsames Mädchen. Ziehe ihr die Jacke aus und schnüre ihr Korsett einen
Zentimeter enger.“
„Tante Polly, nein! Ich wollte keinen Schaden verursachen. Ich weiß, was du mich
gelehrt hast, aber ich konnte nicht anders...“
„Dann musst du lernen besser zu werden“, sagte Tante Polly mit unerbittlich
klingender Stimme.
Die Zofe, sie wusste dass es keine Entschuldigung geben würde, hatte nicht
einmal pausiert, als Patricia anfing zu protestieren. So war die enge weiße
Jacke des ‚Spaziergangs- Kostüms’ schnell ausgezogen. Voller Achtung sagte sie:
„Miss de la Coudière, wären sie so nett und würden dies bitte halten?“
„Ja, Braithwaite“, sagte Tante Polly und nahm ihr die Jacke aus der Hand.
Patricia bemerkte dabei wie steif die Jacke war. Ihre Tante konnte sie nicht
zusammenfalten. Offensichtlich waren in der Jacke Korsettstäbe eingenäht, denn
sie sah innen die verräterischen Nähte, die sie vom Korsett kannte. Braithwaite
stellte sich hinter Patricia und knöpfte ihre Bluse auf. Dann öffnete sie den
Rock. Der Rock war so eng, dass er nicht herunterrutschte, obwohl er oben weit
geöffnet war. Der Rock musste mit großer Kraft heruntergezogen werden.
Braithwaite löste anschließend die nun freiliegenden Schnürungen des
Lederunterrocks und hob schließlich das Leibchen hoch, welches die
Rückenschnürung des Korsetts verdeckte. Einen Moment später gab es einen
heftigen Zug, sodass Patricia fast nach hinten fiel, und schlagartig fühlte sie
wie das Korsett noch enger wurde.
Mit offensichtlichem Vergnügen überwachte Tante Polly das Geschehen. Als das
Korsett enger geschnürt war, sagte sie: „Du ziehst ihr alles wieder an,
Braithwaite, und vergewissere dich dass alles eng anliegt!“
Ruhig schaute sie zu wie die Zofe ihre keuchende Nichte wieder ordentlich anzog.
Sobald Patricia wieder ihre Jacke trug und diese eng zugeschnürt war, sagte
Tante Polly: „Das wird dir vielleicht eine Lehre sein, Patricia. Pass in Zukunft
sorgfältiger auf. Ich wäre nicht überrascht, wenn deine mangelnde Konzentration
von deinen früheren lockeren Kleidungsstücken herrührt. Wir können das heilen,
indem wir einfach etwas an der Korsettschnur ziehen. Du wirst jetzt nicht mehr
deine Konzentration verlieren, hmm?“
„Nein, Tante Polly“, keuchte Patricia.
„Sehr gut. Wir machen jetzt weiter. Braithwaite, gehe nach oben und lege für sie
neue Kleidungsstücke zurecht. Vergewissern dich dass es eng und einschränkend
ist. Wir wollen nicht, dass sie zu viel Bewegungsfreiheit bekommt, wenn sie übt.
Patricia, schau ihr zu wie sie die Treppe hinauf geht. Siehst du dass es möglich
ist? Du wirst heute bis zur Teezeit die Treppe ebenso elegant rauf und runter
gehen können wie sie, oder du wirst in deinem Verbesserungskorsett schlafen.
Willst du das?“
„Nein, Tante Polly.“
„Dann gebe dir Mühe!“
Patricia gab sich Mühe, viel Mühe. Die Erinnerung an das Verbesserungskorsett
war noch sehr frisch in ihrem Gedächtnis, und sie hatte nicht den Wunsch dies zu
wiederholen. Das Leben war nicht schön, wenn die Taille bis auf 49 Zentimeter
geschnürt war, und es unterstützte auch nicht die Konzentration, wie die Tante
erhofft hatte. Doch eines half doch: Patricia gab sich deswegen große Mühe, weil
sie hoffte die nächste Nacht wieder einigermaßen bequem mit dem Nachtkorsett
verbringen zu dürfen. Dann konnte sie wenigstens wieder freier atmen, zwar nicht
ganz frei, aber wenigstens leichter. Sie tat, was ihr gesagt wurde und trippelte
die Treppen hinauf und hinunter. Allmählich wurde sie immer besser. Dabei
beantwortete sie auch die Fragen, welche ihr die Tante gab. Aber jedes Mal, wenn
sie den Mund aufmachte, musste sie kämpfen um nicht ‚Oh, mein Korsett ist zu
eng’ zu sagen. Schließlich, nach dem Französisch- Unterricht und dem Abendessen,
welches sie kaum aß, war es Zeit nach oben zu gehen. Sie hatte gehofft von ihren
Humpelröcken befreit zu werden, aber ihre Tante sagte: „Nein, Patricia, das ist
eine gute Übung.“ So stand die Tante unten in der Halle, während Patricia
sichtlich genervt sich nach oben kämpfte. Sie gab sich dabei Mühe ihre Schultern
zurück zu ziehen und die Arme gerade an den Seiten zu halten. Doch als Patricia
einen Fehler machte wurde sie wieder nach unten zitiert, um es zu wiederholen.
Erst beim zweiten Mal schaffte sie es die Treppe ohne Fehl und Tadel hoch zu
gehen. Doch dann war da noch der lange Korridor bis zum Westflügel, wo ihr
kleines Schlafzimmer lag. Mit vielen kleinen Schritten, die der Rock ihr
aufzwang, schien der Gang unendlich lang zu sein. Aber schließlich erreichte sie
ihr Zimmer und benahm sich zum ersten Mal wie eine echte Lady, denn sie
herrschte ihre Zofe an: „Braithwaite! Zieh mich aus und bereite das Bad vor!“
„Ja, Lady Patricia“, sagte die Zofe und schaute sie beleidigt an.
Als das Korsett gelöst wurde, gab Patricia einen Seufzer der Erleichterung von
sich, gefolgt von einem weiteren Seufzer. Als sie gar nicht mehr aufhören
wollte, sagte Braithwaite: „Lady Patricia, wenn sie Fortschritte machen wollen,
dürfen sie nicht jene Haltung haben wenn sie ohne Korsett sind. Sie müssen
lernen engste Einschnürungen zu lieben.“
„Das ist meine Art Wespentaillen zu lieben“, sagte Patricia trotzig. „Ich kann
es ertragen, ich werde sogar lernen mich nicht darüber zu beklagen, aber du
wirst mich niemals dafür gewinnen. Ist mein Bad fertig?“
„In einer Minute, Lady.“
Patricia lag mit großem Vergnügen im warmen Bad. Sie fühlte wie es ihrem
malträtierten Körper gut tat. Sie verschwendete keinen Gedanken an die nahe
Zukunft, wenn sie wieder in das Nachtkorsett geschnürt werden würde. Schließlich
war das Nachtkorsett immer lockerer als das Trainierkorsett...
„Hey!“, protestierte sie, als Braithwaite an der Korsettschnur des
Nachtkorsetts zerrte. „Wie eng willst du das Ding noch schnüren?“
„49 Zentimeter, Lady Patricia.“
„Was zur... aber das ist ja das gleiche Taillenmaß wie am heutigen Tage!
Braithwaite, Tante Polly hat mich bereits für die zerrissene Jacke bestraft.
Meinst du nicht, dass die Strafe vorbei ist? Sie war mit mir sehr zufrieden als
sie mich nach oben schickte.“
„Oh, die Strafe ist vorüber, Lady Patricia. Miss de la Coudière ordnete an, dass
sie ab jetzt einen Zentimeter enger geschnürt werden sollen, und das mache ich
gerade. Sie werden genau so eng geschnürt wie ihre Tante es angeordnet hat.“
Patricia erwog sich zu wehren, aber sie wusste dass sie nicht der engen
Einschnürung entkommen konnte. Tante Polly hatte es beschlossen, und nichts
konnte dagegen unternommen werden. Selbst wenn sie wirklich körperlich kämpfen
würde, Tante Polly hatte genug Diener, die sie fangen und wohlmöglich noch viel
enger schnüren würden. Sie legte ihre Hände auf ihren Hüften und fühlte die
scharfe Einkerbung an ihrer Taille. Dann sagte sie: „Mache weiter.“
„Das habe ich auch vor, Lady Patricia“, sagte Braithwaite und schnürte das
Korsett noch enger. Als sie fertig war, nahm sie ihr Maßband um das
Schnürergebnis zu überprüfen. Sie lag selten falsch, maß aber dennoch lieber
nach. Dann sagte sie: „Wie fühlt es sich an, Miss?“
„Zu eng“, sagte Patricia. „Ich kann kaum atmen.“
„Gut. Da sie sich noch recht ungezwungen beschweren, könnte man meinen ihr
Korsett wäre zu locker. Es hat genau den Umfang für eine schon ältere Frau, aber
in ihrem Zustand müssen wir ja noch die Figur entwickeln. Sie werden sich an
ihre neue Taille gewöhnen. Sobald sie den jetzigen Taillenumfang als bequem
empfinden, werde ich sie enger schnüren müssen. Gute Nacht, Patricia.“
Sie machte den besten Knicks, den sie trotz des engen Rocks machen konnte und
ging. Patricia stöhnte und griff nach der Korsettschnur. Dann erinnerte sie sich
daran was geschehen war als sie es schon mal versucht hatte. Sie konnte
unmöglich das Korsett von alleine wieder enger schnüren bevor morgens die Zofe
kam. Außerdem wollte sie nicht wieder bestraft werden. So verwarf sie ihren
Gedanken und legte sich ins Bett. Ihr Korsett knarrte bedrohlich laut bei jeder
ihrer Bewegungen.
Während der folgenden Wochen wurde alles nur noch schwieriger, nicht leichter. Patricia hatte gehofft, dass sie sich an das Regime ihrer Tante gewöhnen könnte, aber die ständigen Attacken auf ihre Figur machten ihr Leben fast zur Hölle. Braithwaite hatte an ihr oft genug die Denkweise der Tante in die Tat umgesetzt. Sobald irgendetwas bequem erschien, war es ein Zeichen das Korsett noch enger zu schnüren. Inzwischen war Patricias Taillenumfang bei 42 Zentimeter angelangt, und ihre Tante war weit davon entfernt zufrieden zu sein. Patricia kam zu der Erkenntnis, dass ihre Tante niemals mit ihr zufrieden sein würde, denn es gab immer etwas zu verbessern. Das Leben blieb hart, da Patricia den Idealen ihrer Tante gerecht werden sollte.
Als Patricias Taille endlich den Umfang von 42 Zentimeter erreicht hatte, begann die Ausbildung für einen Ball. Braithwaite hatte sie dementsprechende in ein weißes Ballkleid aus Seide gekleidet. Das Kleid war mit sehr vielen Rüschen und Stickereien verziert. Täuschend echt aussehende Satinrosen verschönerten das Abendkleid zusätzlich. Natürlich hatte das Kleid einen bodenlangen und sehr engen Rock. Da der Rock hinten eine kurze Schleppe hatte, war es für Patricia noch schwieriger damit klar zu kommen. Im Oberteil des Kleids waren, wie bei einem Korsett, Stäbe eingenäht. Außerdem hatte das Kleid einen kleineren Taillenumfang als der, den Braithwaite ihr am Morgen geschnürt hatte. Patricia hatte das Gefühl als wenn die Zofe ihr das letzte bisschen Atemvolumen aus dem Körper heraus schnüren wollte. Da das Ballkleid in der Taille aber zu eng war, hatte die Zofe große Mühe es dort schließen zu können. Patricia wusste dass das Kleid schön war und sehr viel gekostet hatte, denn es steckte sehr viel Arbeit darin. Aber dennoch gefiel es ihr nicht.
„So, Patricia“, sagte Tante Polly als sie mit kleinen Schritten den Tanzsaal
betrat. „Es wird langsam Zeit für deinen ersten Ball.“
„Es ist zu eng“, antwortete Patricia sofort. „Braithwaite konnte kaum das Kleid
schließen. Ich weiß nicht wie ich tanzen können soll, wenn ich noch nicht einmal
richtig damit gehen kann.“
„Der übliche Mist“, sagte Tante Polly verstimmt. „Jede Art von Kleidung ist dazu
bestimmt eng anzuliegen. Es kommt einmal dein glücklicher Tag, an dem
Braithwaite deine Taille bis auf 40 Zentimeter oder noch weniger schnüren kann.
Genau für diesen Tag wurde dieses Kleid entworfen. Was das Gehen anbetrifft, so
kannst du es inzwischen sehr gut in deiner neuen Kleidung, auch wenn du anderer
Meinung sein solltest. Und jetzt werden wir dir beibringen mit diesem Kleid zu
tanzen. Herr Otway!“
Ein kleiner Mann, mit einem Gesicht wie ein Wiesel, kam herbei geeilt und
verbeugte sich. Er hatte sich die ganze Zeit im Hintergrund aufgehalten.
Patricia empfand ihn sofort als äußerst unsympathisch. Er hatte einen kurz
gestutzten schwarzen Bart und eine ordentliche Frisur. Sein schwarzes Haar lag
wie festgeklebt an seinem Kopf an. Sein Anzug, die Weste und sein Hemd waren
perfekt. Er hatte offensichtlich das gleiche modische Niveau wie Patricias
Tante. Doch die Hochachtung, die er gegenüber der Tante zutage legte, zeigte
dass er standesgemäß unter ihr stand. Das Letzte, was Patricia benötigte, war
ein weitere Sklave für Tante Pollys verrücktem Ausbildungskonzept. Ein Sklave
der ihr sagen sollte was sie zu tun habe.
Otway trat leichtfüßig näher. Der Mann war nicht nur schmal gebaut, er war
auch kleiner als Patricia, da sie wegen der hohen Absätze ihrer zu dem
Abendkleid passenden Stiefel fast drei Zentimeter größer war als er. So konnte
sie sehr gut auf seinen Kopf sehen. Sein Haar glänzte nur so, da er
offensichtlich sehr viel Pomade ins Haar geschmiert hatte. Er schaute in ihre
Augen und sagte: „Lady Patricia, haben sie jemals Tanzunterricht gehabt?“
„Nicht einen solchen“, erwiderte Patricia. „Ich hatte Tanzen gelernt, um Spaß zu
haben.“
Otway sah enttäuscht aus. „Das hat nichts mit Spaß zu tun, Lady Patricia. Durch
uns lernen sie den Verantwortungen ihrer Gesellschaft gerecht zu werden. Miss de
la Coudière, würden sie für uns spielen?“
„Natürlich, Otway.“ Tante Polly trippelte durch den Raum zu dem in der Ecke
stehenden Flügel und setzte sich davor hin. „Ein wenig Strauss, Herr Otway?“
„Ein wenig Strauss, Miss de la Coudière, wäre sehr angenehm.“
Tante Polly begann einen Walzer zu spielen, nicht ganz Fehlerfrei, aber mit
großer Würde.
Der Tanzlehrer nahm Patricias Hand und legte seine andere Hand an ihre
unbewegliche und harte Taille. Dann führte er sie über den Tanzboden.
Von allen Unterrichtsstunden die Patricia bisher gehabt hatte, war diese
Tanzstunde die schlimmste gewesen. Otway war ihr einfach nur unangenehm. Er roch
nach Schweiß, und die Art wie er ihren Körper berührte und anpackte, war
offensichtlich von größerem Interesse als das eines Vaters. Und dann war da noch
die Musik! Die schnellen Bewegungen die sie machen musste, waren einfach
unmöglich auszuführen, da er Rock viel zu eng dafür war. Immer wieder
strauchelte sie, und nur der unhöfliche feste Griff von Herrn Otway verhinderte
dass sie umfiel. Das Schlimmste war jedoch die körperliche Anstrengung. Tanzen
war anstrengend, und da ihre Taille bis auf 42 Zentimeter zusammengeschnürt war,
befand sie sich ständig kurz vor einer Ohnmacht. Patricia war nicht sehr lange
auf der Tanzfläche, als ihr schwindelig wurde. Sie protestierte, aber Tante
Polly rief ihr vom Klavier aus zu: „Das kann leicht auf einem Ball passieren!
Patricia, beherrsche dich und hör auf dich zu beklagen!“
Die Tante spielte ungerührt weiter. So kämpfte Patricia gegen das
Schwindelgefühl an, bis schließlich doch ihre Beine nachgaben. Herr. Otway
musste sie halb tragend, halb führend zu einem Stuhl bringen, wo er sie
hinsetzte bevor sie fast endgültig ohnmächtig wurde. Er fächelte Patricia Luft
zu und fragte immer wieder ob sie in Ordnung wäre. Aus dem Hintergrund hörte
Patricia Tante Pollys Stimme: „Machen sie nicht so einen Wirbel um sie. Sie
macht immer so ein Getue, denn sie will nur Mitleid erhaschen. Sie muss lernen
mit diesem Problem umzugehen und nicht bei jeder Kleinigkeit aufgeben. Wenn sie
wirklich eng geschnürt werden wird, dann darf sie ohnmächtig werden.“
„Tante Polly“, sagte Patricia, welche sich inzwischen einigermaßen erholt hatte
und wieder ausreichend Luft bekam um sprechen zu können. „Willst du, dass ich
ohnmächtig werde?“
Die Tante schaute sie eiskalt an. „Es könnte ganz gut so sein. Dann lernst du
damit umzugehen. Als ich in deinem Alter war, Patricia, wurde ich jeden Tag bis
zur Ohnmacht geschnürt, sonntags sogar dreimal. Das hat mich zu dem gemacht, was
ich heute bin!“
„Entschuldigen sie, Miss de la Coudière“, unterbrach der Tanzlehrer. „Wie soll
ich ihr das Tanzen beibringen, wenn sie dauernd ohnmächtig wird?“
„Hmmm! In Ordnung, Patricia, du darfst dich ausruhen bis dein Atem wieder normal
ist.“
„Vielen Dank, Tante Polly“, sagte Patricia, und lehnte sich in ihrem Stuhl so
weit zurück, wie es ihr die stählernen Korsettstäbe des langen Korsetts
erlaubten. Das war natürlich nicht sehr viel.
Es dauerte ein paar Minuten, aber schließlich kam wieder etwas Farbe in ihre
Wangen zurück, und Patricia nahm ihre Umwelt wieder richtig wahr. Sie schaute
von einem Peiniger zum anderen, welche sie genau überwachten.
„Fühlst du dich jetzt besser, Patricia?“, fragte Tante Polly in einem
zuckersüßen Ton.
„Ein bisschen“, sagte Patricia und legte eine Hand auf ihren stark komprimierten
Magen.
„Ich sehe. Braithwaite! Schnüre sie einen Zentimeter enger!“
„Aber... !“
„Aber was?“
„Aber Tante Polly! Du darfst mich nicht enger schnüren lassen! Ich bekomme jetzt
schon kaum noch Luft zum Atmen. Und wenn meine Taille noch enger geschnürt wird,
werde ich doch sofort ohnmächtig!“
„Das wirst du jetzt lernen. Und falls du ohnmächtig wirst, lernst du dass es gar
nicht so schlimm ist. Du musst dich von der falschen Meinung befreien dass es
schrecklich sei ohnmächtig zu werden. Eine modische Dame muss sich daran
gewöhnen in schwierigen Momenten ohnmächtig zu werden. Man erwartet es geradezu,
denn wenn du nicht schwach bist, denken die Leute du wärst ein Wildfang. Wenn du
aufhörst dich dagegen zu wehren und es einfach geschehen lässt, wirst du keine
Angst mehr davor haben. Stehe jetzt auf und lasse dich von Braithwaite enger
schnüren.“
Patricia tat wie sie es gelernt hatte. Sie erhob sich elegant und stellte sich
gerade hin. Schließlich hatte sie das oft genug geübt. Als sie stand, rutschte
der enge Rock über ihre zusammengepressten Beine wieder ganz nach unten.
Patricia wartete geduldig, während Braithwaite hinten das Kleid öffnete und sich
durch die vielen Schichten der Unterkleidung wühlte, bis sie den Knoten der
Korsettschnur erreichte. Patricia ertrug es beinahe ungerührt, als das steife
Korsett noch enger wurde. Sie sagte nichts als ihre Taille den geforderten
Umfang erreichte, der von ihre Tante diktiert wurde. Ihr eisernes Schweigen
rührte aber auch daher, dass sie nicht mehr genug Atem hatte um zu sprechen. Als
das Kleid wieder geschlossen war, sagte Tante Polly: „Stell dich in Position!“
Dann ging sie wieder zum Klavier zurück.
Der Walzer begann erneut, und Patricia tat ihr Bestes. Doch nun war es einfach
nur unerträglich. Das Korsett war so eng, so unbequem. Sie konnte sich nicht
mehr konzentrieren. Patricia konnte nur noch daran denken dass alles viel zu eng
war. Sie vergaß, was sie tun sollte. Sie bewegte sich ungeschickt, sie
stolperte, sie bewegte sich nach links als sie sich nach rechts drehen sollte.
Schließlich stand ihre Tante vom Klavier auf und kam zu ihr.
Für einen Augenblick schauten sie sich in die Augen. Tante Pollys Blick war sehr
grimmig, der Blick ihrer Nichte war trotz der Leiden trotzig.
„Und?“, sagte Patricia ziemlich grob. „Was willst du jetzt tun? Mein Korsett
noch enger schnüren lassen?“
Die Augen der Tante funkelten vor Zorn und ihre in dem engen Handschuh steckende
Hand verpasste Patricia eine laut klatschende Ohrfeige.
Das war der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte. Patricia hatte genug.
Ohne ein Wort zu sagen hob sie ihren Rock an und lief los. Doch der Unterrock
war viel zu eng, sodass sie nur winzige Schritte machen konnte, aber sie tat ihr
Bestes.
„Patricia!“, rief ihr die Tante hinterher. „Du bleibst sofort stehen, oder es
wird dir sehr Leid tun!“
Patricia konnte nicht stehen bleiben. Sie konnte es nicht mehr ertragen. Sie kam
zwar nicht sehr schnell voran, aber ein Blick zurück zeigte ihr dass es
ausreichte. Ihre Tante und die Zofe trugen noch enger geschnürte Korsetts als
sie. So waren ihre Verfolgerinnen noch langsamer. Herr Otway hätte sie einfangen
können, aber er war der Meinung dass er nicht das Recht dazu hatte eine
widerspenstige Schülerin zu disziplinieren. So blieb er im Hintergrund des
Geschehens einsam und verloren zurück. Mit einer Geschwindigkeit, die man in
Zentimeter pro Sekunde messen müsste, erreichte Patricia die Tür des Tanzsaals,
und schlug sie hinter sich laut zu.
Eine Tür zwischen ihr und den Peinigern fühlte sich ganz gut an, aber nicht gut genug. Patricia wollte fliehen, und sie tat das, was ihr als Einziges einfiel. Sie wollte unbedingt die einengende Kleidung loswerden. Verzweifelt keuchend beeilte sie sich die Treppe hinauf und trippelte hastig über den langen Korridor zu ihrem Zimmer. Als sie endlich dort war, schloss sie die Tür hinter sich ab. Endlich fühlte sie sich sicher, jedenfalls für einige Zeit. Man würde sie zwar doch noch finden. Und wenn sie den Krieg verlieren sollte, sie hatte dennoch diesen einen Kampf gewonnen. Und deswegen fühlte sie sich viel besser. Sie wollte die Früchte des Siegs genießen, solange es ging. Schon hörte sie ihre Verfolger rufen: „Patricia! Du bösartiges Mädchen!“ Im Augenblick jedoch sehnte sie sich nach Freiheit. Sie zerrte an dem teuren Ballkleid. Sie konnte nicht die vielen Knöpfe erreichen, welche das Kleid auf dem Rücken schlossen. Schließlich zerrte sie so stark, dass die Knöpfe laut knallend abrissen. Bei dem Rock ging es etwas leichter, aber er riss doch noch kaputt. Sie löste die Schur, welche den Lederunterrock mit dem Korsett verband und zerrte den Rock nach unten. Dann holte sie den Brieföffner und zerschnitt die Schnur ihres sehr eng geschnürten Korsetts. Das Korsett öffnete sich schlagartig und eine Welle von Krämpfen lief durch ihren Körper. Aber das machte ihr nichts aus, denn sie war endlich frei. Schnell öffnete sie die Vorderseite des Korsetts.
Als endlich der Ersatzschlüssel beschafft worden war, trat Tante Polly wie
eine Furie ein. Sie sah Patricia ohne Korsett auf dem Bett sitzend vor. Das
Mädchen rieb sich mit einem schmerzerfüllten Gesichtsausdruck die Taille.
Patricia schaute hoch.
Braithwaite stand da, ebenso zwei kräftige Diener. Herr Otway war nicht zu
sehen.
Tante Polly sagte: „Ich habe es nie gewollt, Patricia, aber du zwingst mich
dazu.“
„Wozu?“
Tante Pollys schaute Braithwaite an. Die Zofe ging zur Kommode und holte wieder
das Verbesserungskorsett heraus.
Patricia folgte ihr mit den Augen. Die Erinnerungen an das letzte Mal, als sie
es tragen musste, kamen zurück, und Patricia begann zu bedauern dass sie so
impulsiv gewesen war.
„Was habt ihr vor?“
„Aufstehen!“
Patricia stand auf. Braithwaite und Tante Polly legten ihr das
Verbesserungskorsett um, und zogen die Korsettschnur leicht an.
„Knie dich jetzt auf den Fußboden und lege dich dann auf den Bauch.“
„Tante Polly, du gehst zu...“
„Tu es!!“
Patricia tat es. Sie konnte nur noch den Fußboden vor sich sehen. Aber dann
spürte sie wie sich hinter ihr die Leute bewegten. Jemand bückte sich, aber es
war kein Korsettknarren zu hören. So konnten es nur die Diener sein, und die
nahmen die beiden Enden der Korsettschnur in die Hände.
„Möchten sie dass das Korsett geschlossen wird, Miss de la Coudière?“, fragte
Braithwaite.
„Ja! Patricia? Das ist deine Strafe. Du bist ein böses, ungehorsames Mädchen
gewesen, und du musst Achtung gegenüber denen lernen, die die Verantwortung für
dich tragen. Du hast schon einmal dieses Korsett im halb geschnürten Zustand
erlebt und es nicht genossen. Jetzt wird es komplett zugeschnürt, und wir werden
sicherstellen dass es so bleibt. Weißt du welchen Taillenumfang dieses Korsett
hat? Es sind 40 Zentimeter.“
Harte Schuhe bewegten sich auf harten Dielen als Tante Polly zurücktrat und
sagte: „Fangt an.“
Schwere Schritte traten näher und zwei Füße drückten leicht auf Patricias
Rücken. Jemand hatte seine Füße auf sie gestellt! Patricia stöhnte und keuchte:
„Was geschieht da?“
„Ich habe es dir schon einmal gesagt, Patricia, aber scheinbar hast du es
vergessen. Das ist jetzt eine echte Strafschnürung. Noakes und Lettsom sind die
beiden stärksten Diener meines Personals. Sie haben immer die Aufgabe mich für
besondere Gelegenheiten zu schnüren. Sie können das sehr gut. Jetzt werden sie
dich schnüren. Noakes, Lettsom: Schnürt das Korsett komplett zu!“
Die Füße auf ihrem Rücken drückten Patricia noch kräftiger auf den Fußboden.
Dann hörte sie eine männliche Stimme: „Eins, zwei, drei, Ziehen!“ Und das taten
sie! Patricia war fest entschlossen nicht mit den Männern zusammenzuarbeiten.
Sie hatte nicht ausgeatmet und den Atem angehalten. Doch ihr wurde einfach die
Luft aus den Lungen gedrückt, als wenn ihr jemand in den Magen geschlagen hätte.
Dann hörte sie wieder: „Eins, zwei, drei, Ziehen!!“ Und das Korsett wurde noch
enger. „Eins, zwei, drei, Ziehen!!“ Und der Druck stieg immer noch an, ihre
Taille schrumpfte. Das Korsett knarrte und ächzte, die Schnur glitt laut durch
die Ösen. Eins, zwei, drei, Ziehen!“ Patricia meinte unter Steinen begraben zu
werden. „Eins, zwei, drei, Ziehen!!“ Und es fühlte sich an als wenn ihr die
Knochen zerbrochen werden würden. „Eins, zwei, drei, Ziehen!!“ Schließlich sank
Patricia in Ohnmacht.
Patricia kam auf dem Bett liegend zu sich. Sie war alleine. Das
Verbesserungskorsett drückte ihren Körper von den Brüsten bis zu den Knien
zusammen. Sie konnte sich nicht bewegen. Ihr fehlte sogar die Kraft sich auf die
Seite zu drehen. Sie versuchte verzweifelt ausreichend Luft zu bekommen, aber es
waren nur leichte, oberflächliche Atemzüge. Die leichteste Bewegung ließ sie
schwindlig werden. Schließlich fand sie sich damit ab nichts Weiteres tun zu
können als einfach nur auf dem Rücken zu liegen, in der Hoffnung nicht wieder
ohnmächtig zu werden. Sie lag ganz ruhig und versuchte sich nicht zu bewegen.
Bei jedem Atemzug knarrte das Korsett.
Doch das war noch nicht alles. Patricia befand sich in einer teuflischen
Situation. Sie konnte sich nicht auf die Seite legen, weil dann das Korsett noch
stärker gegen ihre Taille drücken würde. Sie konnte aber auch nicht auf dem
Rücken liegen, weil es dort etwas gab, im Bereich der Rückenschnürung, das
heftig drückte und ein bequemes Liegen unmöglich machte. Sie fragte sich, ob man
das mit Absicht getan hatte um sie daran zu hindern sich ausruhen zu können? Sie
konnte es zwar nicht sehen, aber als sie sich langsam auf die Seite rollte,
fühlte sie es mit den Fingerspitzen. Es war hart und kalt: Metall! Es war an dem
Korsett befestigt. Patricia fühlte einen viereckigen Gegenstand, mit einem Loch
und dann noch zwei halbrunde Metalldinger. Sie fühlte genauer... Da waren
Metallstreifen, links und rechts der Schnürleiste. Etwas verdeckte die
Korsettschnur... Ein Vorhängeschloss! Man hatte das Korsett abgeschlossen!
Tante Polly hatte die Wahrheit gesprochen, als sie sagte dass ihr Verbesserungskorsett diesmal auf jeden Fall geschlossen bliebe.