Latexdame Jannette 'historische' Korsettgeschichten

Tante Pollys Ziehkind

Original Fiction by Stephen

Alle Rechte und weitere Nutzung beim Autor.

Übersetzung: Jannette

Kapitel Dreizehn

Und so gingen die Tage ins Land. Schnürtraining, Haltungslehre, Unterrichtung in Charme und guten Manieren, Handhabung kostbarer Kleidung und unendliche Schönheitsbehandlungen. Schließlich sah Patricia tadellos schön aus, aber es war Tante Pollys ehrgeiziges Ziel Patricia soweit zu schulen, dass sie zu einer wirklich echten Dame werden würde. Endlich, ein paar Tagen nach einem großen Triumph, als es Braithwaite gelungen war Patricias Taillenumfang bis auf 38 Zentimeter zu schnüren, ohne dass Patricia während der folgenden halben Stunde in Ohmnacht fiel, gab Tante Polly beim Frühstück bekannt, dass sie eine wichtige Nachricht hatte.

Patricia pickte wieder mal lustlos in dem Speck mit Eiern herum, da sie keinen Appetit hatte. Schließlich verbrachte sie dreiundzwanzig Stunden des Tages aufs engste geschnürt. Sie war froh einen Grund zu haben das Besteck ablegen zu dürfen. „Um was geht es, Tante Polly?“
Ihre Tante lächelte, oder versuchte es jedenfalls, denn ihr Gesichtsausdruck wirkte eigentlich immer sehr hart. „Du magst zwar der Meinung sein dass du von mir in diesem Haus von allem isoliert wirst, Patricia, aber du bist nicht für die Welt da draußen verloren. Ich habe immer noch viele Bekannte in der Gesellschaft, und ich habe sie darüber informiert, dass du dieses Jahr in die Gesellschaft eingeführt werden wirst. Wie ich dir früher schon einmal gesagt habe, ist eine junge Dame mit deinen Vorteilen von großem Interesse. Und so hat es ein paar viel versprechende Einladungen gegeben. Eine ganz besondere Einladung ist heute Morgen eingetroffen. In drei Wochen, an einem Samstag, wirst du daher auf deinen ersten Ball gehen. Wenn du dich wie ein gutes Mädchen benimmst und das tust, was wir dir beigebracht haben, wirst du vielleicht keine weiteren Einladungen brauchen. Du wirst mit deinem besten Kleid und deinem engsten Korsett erscheinen und alles was du gelernt hast in die Praxis umsetzen. Und wenn du es richtig und gut machst, wird sich ein junger Herr in dich verlieben. Freust du dich darauf?“
„Oh ja, Tante Polly!“, keuchte Patricia.
„Gut. Freue dich aber nicht zu früh. Wir wollen keine Ohnmachten oder zerrissene Nähte. Ab jetzt musst du so schön wie möglich aussehen. Dafür habe ich extra Vorsorge getroffen und eine Schnürbank bestellt. Ich erwarte sie in ein paar Tagen. Wir werden sofort damit anfangen wen sie eintrifft, damit du dich daran gewöhnen kannst.“
Das klang bedrohlich. „Was ist eine Schnürbank, Tante Polly?“
„Ein Gerät, mit dem man dein Korsett enger als gewöhnlich schnüren kann. Kümmere dich jetzt nicht darum, mein Kind. Du wirst es schon bald herausfinden.“
„Wird es wehtun?“
„Nicht, wenn es vernünftig benutzt wird, und nur bei einem Mädchen, das entspannt ist und sich nicht dagegen wehrt. Genug davon, Patricia. Ich weiß was für dich das Beste ist, wie immer.“

Patricia konnte sich während der folgenden Tage nicht konzentrieren. Immerhin konnte sie sich wenigstens so weit konzentrieren, dass sie nicht in das Verbesserungskorsett geschnürt werden musste, welches inzwischen verändert wurde. 40 Zentimeter waren schließlich nicht mehr eng genug um als Strafe wirken zu können. Sie dachte nur noch daran endlich dieses Haus verlassen zu dürfen, wo sie monatelang eingesperrt gewesen war. Sie wollte so gerne andere Menschen kennen lernen, aber sie wusste auch sehr gut, dass die Person, die zu jenem Ball gehen würde, nicht mehr die einstige Patricia Quise war. Sie war Tante Pollys Ziehkind, eng geschnürt, exquisit gekleidet, mit langen und engen Handschuhen, charmant und untertänig. Wenn sie nun ausbrechen würde, würde sie große Probleme bekommen, und das wollte sie nicht. Sie wollte mehr als jemals zuvor die Chance ergreifen zu fliehen. Das ging aber nur, wenn sie heiraten würde, wenn sie einen Mann fände, den sie beeinflussen könnte ihr eigenes Leben führen zu dürfen. Der Ball wäre der erste Schritt in diese Richtung, aber andererseits würde es bedeuten, dass ihre Tante sie außerordentlich eng schnüren und für Stunden in ein sie lähmendes Kleid und Handschuhe einsperren würde. Sie wusste aber auch, dass sie derart eingeengt den ganzen Abend und die halbe Nacht verbringen müsste. Patricia war sich nicht sicher, ob sie das durchstehen könnte.

Eines Tages wurde Patricia beigebracht unauffällig im Essen herumzustochern, denn eine Dame nahm abends niemals mehr als ein oder zwei Bissen zu sich, selbst wenn sie hungrig gewesen wäre. Abgesehen davon sorgte ihr Korsett dafür dass sie keinen Hunger haben konnte. Während jenes ‚Unterrichts’ hörte Patricia vor dem Haus Hufe klappern und das knirschende Geräusch einer Kutsche. Patricia wusste dass sie nicht aufspringen und zum Fenster laufen durfte, da es nicht damenhaft war. Falls sie es doch probiert hätte, wäre sie garantiert über ihrem engen Rock gestolpert oder hätte ihn zerrissen. So blieb sie sitzen und versuchte damenhaft zu essen, obwohl sie nichts zu sich nehmen konnte. Tante Polly erhob sich allerdings und trippelte zum Fenster, um hinaus zu schauen. Sofort kam sie mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck zurück. Patricia hatte große Lust zu fragen was sie gesehen hatte, aber ihr war nur erlaubt worden zu sprechen, wenn sie angesprochen werden würde. So hielt sie ihren Mund geschlossen. Da der Ball sich näherte, war Tante Polly wie besessen darauf ihrer Nichte eine gute Figur zu verpassen. Schon bei dem kleinsten Vergehen, was meistens gar kein richtiges Vergehen war, ließ sie Patricia in das Verbesserungskorsett einschließen. Patricia ließ sich nichts anmerken und bemühte sich ihre Aufgabe damenhaft langsam und mit Würde zu erledigen. Da klopfte eine Zofe an der Tür und sagte: „Entschuldigen sie bitte, Madame. Es ist hier und man will wissen wohin es gestellt werden soll.“
„Im Ankleideraum des olivenfarbigen Schlafzimmers, Wyatt. Lady Patricia wird heute Abend dorthin umziehen. Wenn es aufgestellt ist, sagst du es mir sofort.“
„Jawohl, Madame.“ Und mit einem tieferen Knicks als Braithwaite jemals machen konnte, da deren Rock viel zu eng dafür war, ging die junge Zofe.
„Komm, Patricia“, sagte Tante Polly. „Lass uns aufstehen. Ich bin sicher, dass du begierig bist es zu sehen. Es ist aber besser wenn du es erst siehst wenn es fertig ist. Ich möchte nicht dass man dich dabei sieht. Wir werden solange Spaziergangsübungen machen, bis die Handwerker gegangen sind.“ Sie half ihrer Nichte aufzustehen, was wegen des engen Unterrocks und des langen Verbesserungskorsetts immer ein Problem war. Während sie gingen, kritisierte die Tante immer wieder ihre Bewegungen. Der anstrengende Spaziergang dauerte so lange, bis die Zofe wieder bei ihnen erschien und sagte: „Die Männer sind gegangen.“
„Wir gehen jetzt hier entlang, Patricia“, sagte Tante Polly und lief mit ihren üblichen kleinen Schritten voran. Patricia folgte ihr auf fast identischer Weise. Nach ihrer langen Ausbildung konnte sie gar nicht anders mehr gehen, außerdem ließ ihre Kleidung keine andere Möglichkeit zu.

Das olivenfarbige Schlafzimmer war ein schönes Zimmer. Allerdings waren die meisten Möbel mit Tüchern gegen Verstaubung abgedeckt. Tante Polly führte sie nach nebenan, in einen kleinen Raum. Die Stelle, wo das Tagesbett hätte stehen sollen war leer, und an seiner Stelle stand eine Bank aus stabilem Holz. Sie war ungefähr 2,40 Meter lang. Stahlklammern hielten alles zusammen. Die Oberfläche bestand aus einem gepolsterten Lederüberzug. Unter der Auflage befand sich an einem Ende ein Knauf. Weiter unten befanden sich in dem Lederüberzug zwei Mulden. Noch ein Stück weiter nach unten hingen an den Seiten zwei kräftige Lederriemen.
„So!“, sagte Tante Polly mit Befriedigung. „Das ultimative Gerät für starke Taillenreduzierung. Ich habe nicht mal selber eines. Ich hoffe du weißt dies zu schätzen.“
„Ich danke dir, Tante Polly“, sagte Patricia pflichtbewusst und deutete einen Knicks an, den ihr die Tante beigebracht hatte. Ein Knicks bei dem nicht der Rock kaputt gehen konnte.
„Wie funktioniert es?“
„Es ist wirklich einfach. Erinnerst du dich noch daran, als du in der Tanzstunde unartig warst und ich dich von zwei Dienern so eng wie möglich in dein Verbesserungskorsett schnüren lassen musste?“
„Das werde ich nicht vergessen, Tante Polly“, sagte Patricia mit bitterem Unterton in der Stimme.
„Gut. Wie du weißt, haben wir dich normalerweise an der Trapezstange hängend geschnürt. Wenn die Arme nach oben gezogen werden, verbessert es die Haltung für das Schnüren. Dieses Gerät hat aber mehr Vorteile. Es verbessert die Wirkung auf die Büste. Wenn du auf dem Bauch liegst, werden die Brüste nach oben gezogen und hängen nicht nach unten. Und selbstverständlich kann man hier viel mehr Kraft aufwenden, da dein Körper nicht pendelt, sondern liegen bleibt. Ich habe es noch nie versucht, aber ich vertraue meinem Corsetière vollkommen. Er hat mir gesagt, dass man damit viel besser extreme Taillenreduzierungen erreichen kann. Bei Verwendung dieser Schnürungsbank kann man eine Taille bis zu fünf Zentimeter enger schnüren als gewöhnlich. Wie es funktioniert? Du liegst auf dem Bauch, deine Brüste in den Mulden. Dann reckst du deine Arme, führst sie an den Seiten unter die Auflage und hältst dich an dem Knauf fest. Das ergibt die gleiche Wirkung wie an dem Schnürtrapez. Dann fixieren wir dich mit den beiden Gurten ganz fest an der Bank. Dadurch kann man mit großer Kraft an der Korsettschnur ziehen, ohne dich hoch zu heben. Das Gewicht der Bank ist groß genug und sie ist sehr stabil. So wird deine Taille so eng wie möglich geschnürt werden können. Ich denke dass diese Bank dir trotz deines beklagenswerten Mangels an früher Ausbildung eine Taille ermöglichen wird, auf die du stolz sein kannst.“
Patricia ging entsetzt ein paar Schritte zurück, sodass sie fast über ihrem Rock stolperte. „Tante Polly“, sagte sie, „mir gefällt das nichts.“
„Ob es dir gefällt oder nicht, ist nicht wichtig, und das habe ich dir schon tausendmal gesagt. Dieses Gerät dient nicht als Bestrafung. Es ermöglicht dir eine wunderbare Figur zu bekommen. Wenn du auf dem Ball erscheinst, werden die jungen Herren von dir beeindruckt sein. Aus diesem Grund musst du bis kurz vor einer Ohnmacht geschnürt werden. Wir werden dich schon darauf schnüren. Dann wirst du merken dass aufgrund dieser Bank dein Maß, an dem eine Ohnmacht droht, weiter hinaus geschoben wird. Du wirst es mögen.“
„Ich nehme es an“, sagte Patricia nicht sehr überzeugt klingend.
„Gut. Und komme jetzt nicht mehr auf dumme Ideen. Ein Mädchen in deiner Lage sollte nicht auf dumme Gedanken kommen. Eine junge Dame macht, was man von ihr verlangt. Du musst nur den jungen Herren gefallen bis du den geeigneten gefunden hast. Ich sehe dass du Zweifel hast. Vielleicht ist es besser wenn du jetzt schlafen gehst. Aber vorher wird Braithwaite dir dein Schlafkorsett einen Zentimeter enger als gewöhnlich schnüren. Und glaube nicht dass du es verhindern kannst, ich habe es ihr schon aufgetragen. Gute Nacht, Patricia.“

Kapitel Vierzehn

Am folgenden Tag, nachdem Patricias Korsett eng geschnürt, und ihr ein langes enges Kleid angezogen worden war, überließ man sie sich selber. Das war sehr ungewöhnlich aber auch ganz angenehm. Irgendwie hatte Patricia den Verdacht dass man etwas Unangenehmes für sie vorbereiten würde, aber dann merkte sie doch dass man sie in Frieden ließ. Sie ging in die Bibliothek und suchte in der Sammlung ihrer Tante nach Jane Austen. Sie erinnerte sich daran wie es an ihrem ersten Tag war, als sie in ihrem ersten Korsett eingeschnürt in der Bibliothek gestanden hatte. Es war zwar immer noch nicht bequem, aber, obwohl sie inzwischen weit aus enger geschnürt war, kam sie viel besser damit klar. Ihr gefiel es immer noch nicht das Ausbildungskorsett zu tragen, aber sie war für sehr lange Zeiten in dem Verbesserungskorsett eingeschlossen gewesen, sodass es sich schon seltsam anfühlte nicht ganz so streng geschnürt zu sein.
Das Ende der ruhigen Zeit kam viel zu plötzlich. Eine Tür wurde zugeschlagen, harte und schnelle Schritte kamen näher und dann wurde die Bibliothekstür aufgerissen. Tante Polly erschien, überraschenderweise glücklich und nicht distanziert wie gewohnt. „Patricia!“, rief sie. „Komm schnell, dein neues Ballkorsett ist eingetroffen! Komm! Beeile dich! Der Korsettmacher ist ein sehr beschäftigter Mann!“
Patricia erhob sich, elegant und langsam. Dann fragte sie: „Wo ist er, Tante Polly?“
„In dem olivenfarbigen Schlafzimmer. Dort wo du ab jetzt schlafen wirst. Da du jetzt wie eine Dame aussiehst, ist es konsequent dass du auch ein entsprechendes Zimmer hast. Komm mit. Wir werden die Schnürbank ausprobieren, meine liebe Patricia, und ich glaube dass du von dem angenehmen Ergebnis überrascht sein wirst.“
„Alles was deine neuen einschnürenden Korsetteinfälle betrifft“, murmelte Patricia vor sich hin als sie ihrer Tante folgte, „kann nicht angenehm sein.“
„Hast du was gesagt, Patricia?“, fragte Tante Polly, als sie ihren Rock anhob um die Treppe hinauf gehen zu können. „Du darfst nicht murmeln!“
„Nichts, Tante Polly, nichts. Wir dürfen nicht sprechen wenn wir schnell die Treppe hinauf gehen, sonst werden wir noch ohnmächtig.“
„Das stimmt.“
So gingen sie den Rest des Weges schweigend weiter.

*****

„Das sieht erhaben aus und scheint sich gut tragen zu können“, sagte Tante Polly als sie das lange Korsett betrachtete, in das der Korsettmacher ihre protestierende Nichte geschnürt hatte.
„Was sagst du dazu, Patricia?“
„Tante Polly, wenn ich dieses Korsett trage, kann ich mich nicht hinsetzen.“
„Sei still. Was hast du nur dagegen?“
„Wieso fragst du? Wie soll ich zum Ball gehen können, wie dort überhaupt hinkommen, wie kann ich irgendetwas darin machen. Ich kann mich nicht einmal hinsetzen.“
„Patricia, das Korsett ist mit Absicht so gefertigt. Es sieht sehr schön aus. Eines könnte man aber noch ändern. Wenn du nicht fähig bist zu sitzen, dann können wir den Damenschneider bitten den Rock deines Ballkleids enger zu machen. Eine Dame, welche ein Korsett trägt dass ein Sitzen zulässt, aber deren Kleid zu eng ist, läuft Gefahr dass es reißt wenn sie nicht daran denkt. Da aber dein Korsett verhindert, dass du sitzen kannst, kann es nicht passieren dass du es tun wirst. Dein Kleid wird somit vor unvorsichtigen Bewegungen geschützt sein. Aber auch wenn du dich nicht hinsetzen kannst, darfst du keinen Tanz auslassen. Du musst die ganze Nacht tanzen um auf dich aufmerksam zu machen. Gerade wegen deines unvorteilhaften Eintritts ins Erwachsenenalter, deiner unglücklichen Ausdrucksweise und deiner immer noch mangelhaften Figur, musst du alle Mittel ausschöpfen die es gibt.“
„Aber wie soll ich zum Ball gelangen, wenn ich nicht sitzen kann? Du erwartest doch nicht dass ich während der ganzen Fahrt in der Kutsche stehe?“
„Du wirst in einem anderen Kleid und einem anderen Korsett hingefahren. Du bist zwar noch nie auf einem Ball gewesen, aber überlege mal: Glaubst du denn wirklich, dass die Damen der höheren Gesellschaft sich mit ihren besten Kleidungsstücken auf den Weg machen? Und das bei dem Ruß und Staub von London? Nein. Man trägt etwas weniger aufwändige und billigere Kleidung. Das Ballkleid und das Abendkorsett werden eingepackt und sicher transportiert. Wenn du dort ankommst wirst du dich umziehen. Braithwaite wird dich einkleiden. Nein, Patricia, das tut mir Leid. Ich kann Marjorie nicht vertrauen. Sie wird dich niemals so eng wie Braithwaite schnüren. Erst ab jenem Zeitpunkt kannst du dich nicht mehr hinsetzen. Nur bei einem absoluten Notfall darfst du den Tanzsaal verlassen und dich an Braithwaite wenden. Sie wird sich dann deiner annehmen. Sie hat die strikte Anweisung nur das zu tun, was ich ihr genehmige. Du brauchst also nicht annehmen, dass du ohne meine Erlaubnis etwas an deiner Kleidung ändern lassen kannst.“
Als Tante Polly ihrer Nichte alles erklärt hatte und diese keine Gegenargumente finden konnte, sagte der Korsettmacher: „Und jetzt, sollten wir die Schnürbank zur Hilfe nehmen. Ich bräuchte dazu eine kleine Unterstützung.“
„Braithwaite?“
„Sofort, Madame.“ Die Zofe ging zum Korsettmacher, und beide halfen Patricia sich auf das Fußende der Bank zu knien. Dann legten sie Patricia mit dem Körper auf den gepolsterten Lederbezug. Sie schoben und zogen Patricia so lange hin und her, bis ihre Brüste in den dafür vorgesehenen Mulden lagen.
„Jetzt, Lady Patricia“, sprach der Korsettmacher, „legen sie ihre Arme an die Seiten der Bank und greifen mit den Händen den Knauf der darunter verborgen ist.“
Patricia tat es. Und als sie den Knauf in den Händen hatte, bemerkte sie dass dieser verstellbar war. Der Korsettmacher verstellte den Knauf, sodass sie gerade noch daran kam und ihre Arme weit nach vorne gestreckt waren. Der Mann stand wieder auf und sagte: „Jetzt folgt der nächste Schritt, Miss de la Coudière. Die Gurte müssen gespannt werden, damit sie fest auf der Bank liegen bleibt.“ Er nahm einen Gurt, legte ihn über Patricias Rücken, ging um die Bank herum und zog ihn durch eine Schnalle, die auf der anderen Seite der Bank befestigt war. Mit einem kräftigen Ruck zog er den Gurt stramm an. Da der Gurt auf Patricias Schulterblättern lag, wurden diese nach unten gedrückt. „Jetzt“, erklärte der Korsettmacher, „spannen wir den zweiten Gurt, damit beim Schnüren des Korsetts die Dame nicht von der Bank hochgehoben werden kann...“
„Sind sie sicher dass der Gurt wirklich fest ist?“, unterbrach Tante Polly. „Ich denke, wenn sie sich mit einem Fuß an der Bank abstützen, können sie viel stärker ziehen.“
Es entstand eine Denkpause.
„Ich denke, es kann nicht schaden“, sagte der Korsettmacher, stellte einen Fuß auf die Bank und zog den Gurt mit beiden Händen um zwei Löcher enger.
Patricia ächzte.
„Sei ruhig, Mädchen“, schimpfte Tante Polly. „Und der andere Gurt genauso fest, oder?“
„Natürlich.“
Der zweite Gurt wurde genau über Patricias Gesäß gelegt, und als er fest angezogen war, drückte er ihr Gesäß samt Korsett ganz flach.
„Jetzt ist sie an der Bank gesichert und bereit für die Taillenreduzierung. Möchten sie, dass ich es gemeinsam mit der Zofe mache?“
„Nein, nein. Sie sind bestimmt stärker als sie, und dann werden die Korsettschnüre ungleichmäßig gezogen. Wir sind aber darauf vorbereitet. Braithwaite, gehe nach draußen und führe Noakes und Lettsom herein. Achte darauf dass sie nichts sehen können.“
„Ja, Madame.“ Braithwaite ging hinaus. Es war ein leises Gespräch zu hören, und dann kamen sie zurück. Patricia, deren Gesicht auf die Bank gedrückt war, konnte nichts sehen. Aber sie hörte Braithwaites Schritte, sowie die schweren Schritte von zwei kräftigen Männern.
Tante Polly fragte: „Könnt ihr was sehen?“
„Nichts, Madame“, antworteten zwei tiefe Stimmen.
„Gut. Dann kommt hier her. So ist es richtig. Hier sind die Korsettschnüre.“
Patricia fühlte, wie an den langen Enden der Korsettschnüre leicht gezogen wurde.
„Wenn du, Lettsom, deinen linken Fuß, hochhebst, kannst du ihn neben ihr auf die Bank stellen... ja genau da. Und du, Noakes, hebst deinen rechten Fuß. So ist es gut. Macht euch bereit. Patricia! Bist du auch bereit?“
„Nein!“, rief Patricia.
„Und warum nicht?“
Patricia versuchte verzweifelt eine Ausrede zu erfinden, doch ihr fiel keine ein.
„Schon klar“, schimpfte Tante Polly. „Das ist einfach nicht aus dem Mädchen heraus zu bekommen. Lettsom, Noakes: ZIEHEN!“
Sie zogen. Die Gurte hielten das unglückliche Mädchen fest, sodass das Korsett samt Patricia nicht angehoben wurde. Das Korsett begann bei dem harten Schnürdurchgang zu knarren. Tante Polly runzelte ihre Stirn. Der Korsettmacher hielt sich die Hand vor dem Mund, jederzeit bereit einzuschreiten. Patricia kämpfte um jeden Atemzug. Schließlich sagte der Korsettmacher: „Das ist genug!“
Die Korsettschnur wurde mit einem Knoten gesichert.
Tante Polly ignorierte ihre Nichte vollkommen, obwohl sie den Eindruck erweckte wie ein Fisch an Land. Sie fragte: „Und wie geht es jetzt weiter?“
„So wie immer. Schnüren sie das Korsett nicht in einem Durchgang, sondern in Intervallen. Lassen sie ihre Nichte das Korsett für den Rest der Woche fast den ganzen Tag tragen. Dann passt sich das neue Korsett gut ihrem Körper an und umgekehrt. Wenn sie für den Ball das beste Ergebnis erzielen wollen, sollten sie das Korsett am Vorabend vollkommen schließen, damit am Ballabend nichts mehr korrigiert werden muss. Am Tag des Balls müssen sie das Korsett wieder in Intervallen schließen, nicht in einem Durchgang, aber das wissen sie ja.“
Tante Polly schaute auf ihre Nichte, die mit dem Bauch auf der Bank lag. Ihre Taille sah zerbrechlich aus und das Gesicht war rot angelaufen. Patricia schnappte verzweifelt nach Luft. „Sollen wir sie dort liegen lassen? Sie könnte uns wieder Probleme bereiten und wir müssten sie wieder auf die Bank schnallen...“
„Miss de la Coudière, die Entscheidung liegt ganz bei ihnen. Wenn sie befürchten dass sie Ärger macht, können sie ihre Nichte ruhig dort liegen lassen. Allerdings finde ich es als unmenschlich. Bedenken sie, was für eine Art von Widerstand soll sie machen, in einem Korsett wie diesem?“
„Hmm…tja, vielleicht haben sie Recht. Braithwaite, du kannst Noakes und Lettsom fortschickt, aber sage ihnen dass sie sich bereithalten müssen, falls es Schwierigkeiten gibt. Danach darfst du die Gurte lösen.“
„Wie sie wünschen, Madame.“ Braithwaite führte die beiden Männer hinaus.
Patricia, welche immer noch nichts Weiteres als den Lederbezug der Bank vor ihren Augen hatte, krächzte: „Tante Polly? Tante Polly!“
„Was ist, Patricia?“
„Bitte lass mich nicht hier liegen.“
„Ist schon gut. Du bist ein tapferes Mädchen gewesen, und hast nicht gejammert. Du weißt aber dass wir dich noch enger schnüren müssen, aber darüber brauchst du dir jetzt keine Sorgen machen. Freue dich, denn dein Taillenumfang ist jetzt schon bei 38 Zentimeter!“
Patricia versuchte etwas mehr Luft in die Lungen zu bekommen, damit sie reden konnte. Schließlich sagte sie leise: „Tante Polly, „wie soll ich das genießen?“
„Tja...“
Die Tür öffnete sich. „Madame“, erklang Braithwaites Stimme, „wollen sie dass ich die Gurte löse und sie aufstehen lasse?“
Tante Polly überlegte. „Ich weiß nicht“, antwortete sie. „Ich befürchte dass sie wieder ungehorsam sein wird, aber ich mache mir auch Sorgen ob ich nicht zu weit gehe. Was denkst du?“
„Meiner Meinung nach“, sagte Braithwaite böswillig klingend, „hat sie sich wie ein sehr schlechtes Mädchen benommen, und je mehr Beschränkung wir ihr zufügen, desto besser ist es. Sie könnte mehr Disziplin vertragen. Ich würde sie so liegen lassen bis wir mit dem Schnüren fertig sind.“
„Patricia... falls wir dich von der Bank befreien, versprichst du mir dann dich zu benehmen?“
Patricia gab ein trockenes Lachen von sich, was sich sehr gequält anhörte. „Tante Polly, der Korsettmacher hatte Recht. Wie soll ich in diesem Korsett Widerstand leisten? Du kannst mit mir tun was du willst. Ich kann ja nicht einmal ohne Hilfe aufstehen. Du musst mich nicht hier festgebunden liegen lassen. Lass mich wenigstens mit dem Gesicht nach oben liegen.“
„Sie werden ihr doch nicht glauben?“, sagte Braithwaite geringschätzig.
„Diesmal doch, Braithwaite“, antwortete Tante Polly. „Ich glaube dass wir ihr ein bisschen Milde zeigen könnten. Sie kann ja nicht viel machen. Löse die Gurte.“

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