Für einen Moment bleiben die drei Mädchen vor Schreck still stehen, da es so aussieht, als wenn noch jemand den Raum betreten hat. Aber es ist nur ein grausam aussehendes Strafkorsett, das auf einer Schneiderpuppe sitzt.
Das Bett!
Dort liegt sie! Auf dem Bett tauchen die Umrisse der gefürchteten Miss Corinna Badsteel auf. Sie schläft offensichtlich tief und fest. Selbst jetzt hören die Mädchen anhand der Atemgeräusche dass die Schulleiterin ihre legendäre Kontrolle über ihren Körper nicht verändert hat. Ihr langes Haar ist unter einem Haarnetz versteckt.
In Netta steigt das Gefühl der Panik wieder auf und sie muss sich zusammenreißen als sie Gertie folgt, welche sich dem Bett nähert.
Die Bettdecke ist nicht am Bettrahmen festgebunden. Das hatten die Mädchen allerdings erwartet, denn wenn man eng geschnürt schlafen geht, besteht die Gefahr dass man nicht richtig zugedeckt ist. Wegen des langen und steifen Nachtkorsetts schafft man aber nicht die Bettdecke zum Beispiel richtig über die Füße zu legen. Deswegen wird die Bettdecke unten und auf einer Seite festgebunden und man kraucht von der anderen Seite unter die Bettdecke.
Jetzt muss sich Gertie nur hinknien, die Bettdecke packen, sich wieder
erheben und vorsichtig die Bettdecke zurückziehen. Und da liegt sie! Zum ersten
Mal in ihrem unglücklichen Leben auf dieser Schule sehen die Mädchen ihre
Peinigerin ohne das strenge Kleid. Die Schulleiterin hat es nicht bemerkt, denn
sie schläft immer noch tief und fest. Sie liegt auf der Seite. In dem fahlen
Licht der Kerze sehen die Mädchen den Rücken der Frau. Man hat der Schulleiterin
ein langes Korsett über das Nachthemd geschnürt, dessen Farbe nicht richtig zu
erkennen ist. Es ist seltsam diese fürchterliche Frau in diesem Zustand vor sich
zu sehen, so friedlich schlafend, schwer atmend wegen des engen Korsetts.
Die Mädchen stehen eine zeitlang vor dem Bett. Sie können immer noch nicht
glauben was sie da sehen. Diese harmlos aussehende Frau hat sie die ganze Zeit
unglaublich gequält. Schließlich sammelt Gertie ihren ganzen Mut zusammen und
zieht aus dem Ärmel ihres Nachtgewands ein großes Taschentuch heraus. Sie geht
etwas in die Knie und lehnt sich gegen das Bett. Ganz vorsichtig nähert sie sich
Miss Badsteels Kopf und zieht das Taschentuch zwischen Kopf und Kopfkissen
hindurch. Als sie das Gesicht erreicht hat, öffnet sie Miss Badsteels Mund und
legt das Taschentuch zwischen den Zähnen. Dann zieht sie die Enden des
Taschentuchs auf dem Hinterkopf zusammen und macht eine festen Knoten. Dadurch
wird das Taschentuch noch tiefer in den Mund gedrückt und die Mundwinkel werden
weit nach hinten gezogen.
Das Schlafmittel hat eine gute Wirkung, denn Miss Badsteel hat die ganze Zeit
nichts mitbekommen. Erst als sie schmerzhaft geknebelt ist, öffnet sie ganz
langsam die Augen und sieht Gertie und Giuliana, welche inzwischen um das Bett
herumgegangen sind. Netta steht immer noch auf der Rückseite von Miss Badsteel,
mit dem kleinen Messer in ihrer Hand.
Miss Badsteels Augen werden immer größer. Sie nuschelt etwas in den Knebel.
„Es gibt keinen Grund sich zu beklagen“, sagt Gertie abfällig. „Zünde bitte die
anderen Kerzen an, Giuli.“
Giuliana begibt sich daran den Raum zu erhellen. Sie weiß, dass ihr Schicksal
besiegelt ist. Allein ihre Anwesenheit reicht um sie als Rädelsführerin zu
verurteilen. Sie scheint über diese Tatsache nicht sehr begeistert zu sein, aber
sie hat auch nicht die Absicht aufzuhören.
„Jetzt, Miss Badsteel“, sagt Gertie, „wollen wir herausfinden wie man die
Schlösser an unseren Nachtkorsetts öffnen kann. Das ist aber erst der Anfang.
Wir haben andere Absichten, aber zuerst dieser Schritt. Werden sie es uns
sagen?“
Miss Badsteel schüttelt ihren Kopf, und ihre Augen glühen vor Zorn.
„Auch gut. Um ehrlich zu sein hatte ich gehofft dass sie nichts sagen würden,
denn jetzt habe ich die Chance einige ihrer Methoden an ihnen anzuwenden. Ich
bin eine gute Schülerin gewesen. Ich habe all ihre Tricks gelernt. Netta,
zerschneide ihre Korsettschnur!“
Netta beugt sich mühsam nach vorne, sodass ihr Korsett laut knarrt. Sie zieht
das Messer über die Korsettschnur von Miss Badsteels Korsett. Die Schnur
peitscht laut durch die Ösen, und augenblicklich stöhnt die Schulvorsteherin vor
Schmerz auf.
„Das tut fürchterlich weh, nicht wahr?“, sagt Gertie voller Befriedigung.
„Unzählige Male hatte ich mir gewünscht es ihnen heimzuzahlen... Jetzt ist es
soweit. Komm bitte her, Giuli, hilf mir ihr das Korsett zu entfernen.“
Miss Badsteel wehrt sich, aber drei Mädchen sind auch für sie zuviel. Kurz
darauf haben die Mädchen ihr das Schlafkorsett abgenommen, und ihre
Schulvorsteherin liegt nur noch mit dem Nachtgewand bekleidet auf dem Bett.
„So“, sagt Gertie. „Netta, behalte sie im Auge und passe auf dass sie sich nicht
bewegt.“
„Das kann sie nicht“, sagt Netta. „Sie ist darauf angewiesen ein eng geschnürtes
Korsett zu tragen. Sie kann sich jetzt nicht einmal mehr von alleine erheben.“
„Gut, Giuli, dann komm bitte zu mir. Meine Augen haben etwas gesehen, dass mit
‚S’ anfängt.“
So leise sie können, versuchen sie trotz der spärlichen Beleuchtung das
entsetzliche Strafkorsett von dem Gestell herunter zu nehmen. Es ist schwer und
hinderlich, und viel zu schwer für ein einzelnes Mädchen. Selbst für Giuliana
und Gertie zusammen ist es eine Herausforderung. Sie bringen es zum Bett hinüber
und legen es neben Miss Badsteel nieder, als ob ein Geliebter sich zu ihr
gesellen würde. Miss Badsteel reißt entsetzt die Augen auf und stößt einen
unterdrückten Aufschrei aus ihrem geknebelten Mund.
„Ich kann sie nicht verstehen“, sagt Gertie. „Sie müssen lernen deutlich zu
sprechen, meine Teuerste, und vermeiden sie jenen schrecklichen kolonialen
Akzent! Dann wollen wir mal. Öffnen wir es...“
Gefangen in den langen Nachtkorsetts beugen sich Gertie und Giuliana so weit
es geht nach vorne um das Strafkorsett zu öffnen. Das Leder, aus dem es gemacht
ist, ist unglaublich steif und unnachgiebig. Es ist fast unmöglich das Korsett
flach auf dem Bett auszubreiten, aber die beiden Mädchen tun ihr Bestes.
„So! Netta, halte jetzt ihre Handgelenke, und dann rollen wir sie auf das
Korsett...“
Dieser Plan funktioniert nicht. Das jahrelange Tragen von engen Korsetts, was
die Mädchen nun an sich selber verhindern wollen, hat die Muskulatur von Miss
Badsteel ganz schwach werden lassen. Ohne das stützende Korsett kann die
Schulvorsteherin nicht mehr ihren Oberkörper bewegen. Schließlich nehmen Netta
und Giuliana jeweils einen Arm, während Gertie sich auf das Bett kniet und die
Hüften ergreift. Zu Dritt heben sie den Oberkörper der Schulvorsteherin an und
schieben das Strafkorsett unter ihr durch. Miss Badsteel versucht sich zaghaft
zu wehren, aber Netta hat wirklich Recht: Ohne ein stützendes Korsett kann die
Schulvorsteherin ihren Oberköper kaum noch bewegen.
Gertie legt die Frau vorsichtig gerade auf das Korsett. Dann schließt sie die
vordere Verschlussleiste. Es gibt aber ein Problem: Was sollen sie mit den
Händen machen? Gertie überlegt fieberhaft. Dann hat sie eine Idee. Sie
durchsucht die Schubladen des Toilettentisches bis sie findet, wonach sie sucht:
Ungebrauchte Korsettschnüre. Ersatzschnüre sind sehr wichtig für jemanden, der
immer bis an die körperlichen Grenzen geschnürt wird. Während Netta und Giuliana
Miss Badsteels Arme halten, bindet Gertie ihre Handgelenke mit der sehr langen
Korsettschnur zusammen, und fesselt sie zusätzlich an das Kopfende des Betts.
Nachdem die Arme über Miss Badsteels Kopf gefesselt sind, können die Mädchen mit
der eigentlichen Arbeit beginnen.
„Jetzt, mein liebes Mädchen“, sagt Gertie höhnisch, während die Mädchen die
Gefangene auf den Bauch rollen, „atmen sie ein und wagen nicht mehr zu atmen,
bis ich ihnen erlaube!“
Gertie beginnt an der Korsettschnur zu ziehen.
Das Strafkorsett ist äußerst lang, und es wurde entworfen ein junges Mädchen,
welches viel schlanker ist als Miss Badsteel, ganz eng zu schnüren. Die Schnur
muss durch sehr viele Ösen gezogen werden. Zuerst tut sich nichts, aber das
überrascht niemand. Jeder dieser zahllosen Ösen dient nur einen Zweck: Druck
aufbauen! Jeder einzelne Zug an der Schnur ergibt einen doppelt so großen Druck
auf den Körper. Es gibt Dutzende von Ösen, die zwischen den Schulterblättern
beginnen und bis fast an die Knie reichen. Gertie arbeitet so schnell wie sie
kann. Sie weiß aber auch, dass sie das Korsett beschädigen kann, wenn sie zu
schnell an der Korsettschnur zieht. Das wäre eine Katastrophe! Allmählich zieht
sich das Lederkorsett zusammen.
Es besteht aus unzähligen, fest vernähten Teilen, welche mit langen und stabilen
Korsettstäben versteift sind. Allmählich kann man die Korsettstäbe erkennen, da
das Korsett mit unglaublichem Druck den Körper verformt. Bei jedem weiteren Zug
an der Korsettschnur fängt das Korsett immer lauter an zu knarren. Miss
Badsteels Atemzüge werden immer flacher und ungleichmäßiger...
„Nimm den Knebel heraus“, sagt Gertie.
Giuli beugt sich ungeschickt nach vorne. Doch sie zögert und fragt: „Wie kannst
du sicher sein dass sie nicht laut schreit?“
Gertie lacht kurz auf und sagt: „Weil ihr Korsett zu eng ist. Sie bekommt kaum
noch Luft um sprechen zu können. Wenn sie es dennoch versucht, würde sie sofort
in Ohnmacht fallen. Das würde mich freuen.“
Giuliana entfernt den Knebel. Sie enthüllt das Gesicht der Schulvorsteherin. Es
sieht wütend als auch schwach aus.
Gertie beugt sich ein wenig nach vorn, so weit es ihr das Nachtkorsett erlaubt.
„So, Miss Badsteel, haben sie es sich überlegt?“
„Ihr werdet niemals ungestraft davonkommen“, antworte Miss Badsteel leise.
„Doch, das werden wir. Ich weiß, was ich tue. Ihr habt uns alle nur deswegen
unter eurer Kontrolle halten können, weil ihr dieses und andere Korsett
angewendet habt. Das können wir jetzt auch. Und ich kann das Korsett noch enger
schnüren. Also, wo sind die Schlüssel?“
Miss Badsteel schließt Mund und Augen. Sie schweigt.
„Gut. Dann wollen wir mal sehen. Netta, enger!“
Netta zieht kräftig an der Korsettschnur. Das Korsett knarrt, und ein leises
Stöhnen kommt von Miss Badsteel, als ihre Taille noch schmaler wird.
„Haben sie es sich jetzt überlegt?“
Keine Antwort.
„Bitte etwas enger, Netta.“
Wieder knarrt das Korsett als es noch enger geschnürt wird. Die starke
Taillenreduzierung beginnt sich auf Miss Badsteels Gesicht wiederzuspiegeln.
„Und? Werden sie uns jetzt behilflich sein, oder sollen wir weitermachen?... Ich
verstehe. Enger!“
Netta schnürt das Korsett noch enger. Doch da schüttelt Miss Badsteel mit
blassem Gesicht ihren Kopf.
„Aha! Wie ich sehe, geht ihnen ein Licht auf. Miss Badsteel, werden sie mir
jetzt sagen wo die Schlüssel für unsere Korsetts versteckt sind?“
Miss Badsteel nickt kaum wahrnehmbar.
„Das ist gut, Mädchen. Sie selber haben uns oft genug gesagt, dass jedes Mädchen
alles für sie tun würde, wenn es nur eng geschnürt ist. Netta, lockere das
Korsett um einen Zentimeter, nicht mehr.“
Netta lässt vorsichtig den Zug an der Korsettschnur nach, damit sich das Korsett
etwas lockert. Dabei achtet sie darauf, dass ihr die Schnur nicht aus den
Fingern gleitet. Miss Badsteels Brust beginnt sich heftig zu heben und zu
senken. Trotzdem bekommt sie kaum Luft zum Atmen. Dennoch ist es für ihr eine
Erleichterung, nachdem Netta das Korsett bis zu dem Punkt geschnürt hat, an dem
sie nicht mehr atmen konnte.
„Also, wollen sie uns jetzt sagen wo die Schlüssel sind, oder nicht?“
Miss Badsteel nickt.
„Gut. Wir warten.“
Ruhe.
„Sie wissen, Miss Badsteel, Netta kann das Korsett sofort wieder enger schnüren.
Wollen sie nicht endlich etwas sagen?“
„Gertie, ich...“, sagt Giuliana.
„Ruhig! Ich warte darauf dass sie was sagt.“
„Gertie, ich glaube nicht, dass sie sprechen kann“, sagt Giuliana. „Sie ist viel
zu eng geschnürt.“
„Was?“
„Ich denke sie hat Recht“, fügt Netta hinzu. „Ich weiß, dass ich nicht sprechen
konnte als ich so eng geschnürt wurde bis ich kaum noch Luft bekam. Eigentlich
hätte sie schon längst Ohnmächtig sein müssen.“
„Hm....“ Gertie überlegt. „Du könntest wirklich Recht haben. Lockere ihr Korsett
um einen weiteren Zentimeter. Ich denke das sollte aber reichen.“
Netta lockert das Korsett und schon krächzt Miss Badsteel: „Schlüssel... In der
blauen Vase... Links auf der Frisierkommode.“
„Na endlich! Netta, schnüre ihre Taille wieder einen Zentimeter enger, bis wir
sicher sind, dass sie die Wahrheit sagt. Giuli, wärst du so nett und schaust für
mich nach?“
Netta schnürt wieder das Korsett enger und Gertie geht ebenfalls zur
Frisierkommode hinüber. In dem fahlen Kerzenlicht kann sie zwar nicht genau die
Farbe der Vase erkennen, doch sie nimmt die Vase und dreht sie vorsichtig um. Es
klappert laut und ein Schlüsselbund fällt heraus.
„Das muss es sein“, sagt Gertie. „Los, versuchen wir es. Mein Korsett bringt
mich langsam um!“
Giuliana fummelt hinter Gertie so lange herum, bis sie den richtigen Schlüssel
gefunden hat. Da sie nicht gleichzeitig die Kerze halten kann, dauert es etwas
länger, denn es sind fast dreißig Schlüssel, für jedes Mädchen in der Schule ein
Schlüssel. Schließlich macht es ‚Klick’, und das Vorhängeschloss ist offen. Mit
flinken Fingern nimmt sie den Gürtel ab. Dann kämpft Giuliana mit dem festen
Knoten, den Miss Badsteel in die Korsettschnur gemacht hat, bevor Gertie sich
ins Bett legen durfte. Doch dann ist auch das geschafft und das Korsett wird
rasch locker. Es ächzt ebenso laut wie Gertie.
„Ist das schön!“, sagt sie. „Und jetzt du, Giuli.“
Nachdem Giulianas Korsett ebenfalls gelockert ist, nimmt Gertie den Platz von
Netta ein. Sie zieht einmal kurz an der Korsettschnur, um sich zu vergewissern
dass ihre geschätzte Lehrerin weiß dass sie nicht entkommen kann während
Giuliana Nettas Korsett aufschließt und lockert. Doch dann lockert sie wieder
das Korsett um einen Zentimeter, sichert die Schnur und legt ihr einen
Verriegelungsgürtel um, den sie mit ihrem eigenen Vorhängeschloss sichert. Das
bereitet ihr ein sichtliches Vergnügen.
„So“, sagt sie, als Miss Badsteel wieder auf dem Rücken liegt. „Jetzt können sie
sich nicht bewegen und sie werden so bleiben bis wir sie gehen lassen.“
„Warum tun sie das?“, keucht Miss Badsteel.
„Sie können sich doch denken warum? Wie oft haben sie das mit uns getan? Sie
erwarten doch nicht etwa, dass wir das nicht auch mit ihnen tun?“
„Es war doch nur zu eurem Besten... Ich hatte niemals... die Vorzüge die ihr
habt...“
„Verdammte Vorzüge!“, sagt Gertie etwas zu laut. „Ich kann mich nicht mehr damit
abfinden. Meine Eltern werden mich nicht von dieser Schule nehmen, selbst wenn
ich sie darum bitten würde. Sie würden mich eher zu einer anderen Schule
schicken, wo es vielleicht sogar noch schlimmer ist. Die einzige Möglichkeit
eine anständige Behandlung zu bekommen geht nur wenn ich die Sache selber in die
Hände nehme. Und das geht nur hier und jetzt. Das bedeutet, ab jetzt weder ein
Strafkorsett, noch eine unhöfliches Mistress.“
„Das können sie nicht tun“, bettelt Miss Badsteel. „Das ist nicht normal!“
„Das ganze Einschnüren in ein Korsett ist unnatürlich. Es ist gegen meine Natur.
Es ist unnatürlich mich zu quälen und dann von mir zu fordern dafür dankbar zu
sein. Sicher, wenn ich diese Schule verlasse, werde ich eine hübsche Figur haben
müssen. Aber sie werden mich nicht mehr quälen. Ich habe genug davon von ihnen
drangsaliert zu werden. Jetzt werden die Erwachsenen für ihre Taten bestraft
werden.“
„Ich werde es ihren Eltern erzählen.... Sie werden euch aufhalten...“
„Nein, werden sie nicht“, unterbricht Netta. „An ihrer Stelle würde ich mir das
genau überlegen. Wie werden sie wohl in den Augen unserer Eltern dastehen, wenn
man erfährt dass sie als Schulvorsteherin von ihren eigenen Schülerinnen
überrumpelt und in ein Strafkorsett geschnürt worden sind? Das wird man ihnen
nie verzeihen. Sie werden es für sich behalten müssen, wenn sie nicht ihre
Schule verlieren wollen. Und solange sie tun was wir wollen, wird es auch ein
Geheimnis bleiben.“
„Sehr gut, Netta. Siehst du jetzt was das ein Spaß für uns werden wird?“
Netta nickt und Gertie lacht leise vor sich hin. „So ist die Lage, Miss
Badsteel. Es liegt nun ganz bei ihnen. Entweder sie spielen unser Spiel, oder
sie verlieren alles.“
„Und was sind die... Bedingungen?“
„Hört, hört! Kein Mädchen darf mehr enger geschnürt werden wenn es darum bittet
aufzuhören. Die Verwendung von Schultergurten, Geradehaltern, Vorhängeschlössern
und dem österreichischen Trainingsgürtel sind ab sofort verboten. Wir fordern
anständige Mahlzeiten, das gleiche Essen wie sie es bekommen, und nicht so einen
Schweinefraß wie wir ihn schon seit einem Jahr bekommen.“
„Mädchen, die ein Figurtraining absolvieren, brauchen keine gute Nahrung“,
protestiert Miss Badsteel leise. „Wenn man nicht ausreichend essen kann,
dann...“
„Schweigen sie, sonst läuft wohlmöglich noch das ganze Personal mit eng
geschnürten und abgeschlossenen Korsetts herum! Jede Person, die unsere
Forderung ablehnt, muss ein Strafkorsett tragen. Und sie werden Allem zustimmen,
was wir vorschlagen, sonst...“
„Was sonst?“
„Um Himmels Willen! Muss ich ihnen alles buchstabieren? Oder sonst machen wir
einen öffentlichen Aufstand! Das würde nicht nur ihre Kunden interessieren,
sondern auch die Zeitungsmacher. Das ganze Königreich wird über sie lachen wenn
es die fette Überschrift liest.“
„Da kann ich gar nicht drüber lachen... In Ordnung. Was soll ich tun? Es ist
schwierig irgendetwas Konstruktives zu tun, wenn man in einem Strafkorsett
steckt...“
„Genau. Sie haben es mir ja beigebracht. Also. Netta, du bleibst hier und passt
auf sie auf. Giuliana, gehe bitte und wecke ein paar der anderen Mädchen, auf
die wir uns verlassen können. Elke von Zahnberge oder die ‚von und zu
Feuerstein’ wären für den Anfang ganz gut. Seid aber leise! Es ist ein Wunder,
dass uns bisher noch niemand gehört hat. Ich werde inzwischen nach weiteren
Strafkorsetts Ausschau halten, für das Personal. Und diese werde ich behalten.“
Sie klimpert leise mit dem Schlüsselbund. Dabei schaut sie Miss Badsteel mit
ernstem Blick an. „Damit werde ich sie und ihr Personal unter Kontrolle halten.
Davon habe ich schon immer geträumt...“
„Sie versuchen mich zu übertrumpfen? Wie dumm von ihnen. Sie freches
Frauenzimmer aus den Kolonien...“
„Sachte, Sachte. Sachte. Haben sie vergessen wer jetzt für ihr Korsett zuständig
ist?“
Miss Badsteel gibt sich widerwillig Geschlagen.
Gertie lächelt sie mit einem überlegenen Blick an. „Na also. Netta, ich
überlasse sie dir. Wenn sie anfängt dich umstimmen zu wollen, erinnere dich
einfach daran wie sie dich einmal vierzehn Stunden lang zum Schweigen gebracht
hatte.“
„Das werde ich niemals vergessen“, sagt Netta sagt. „Ich würde es gerne einmal
mit ihr machen!“
„Vielleicht wirst du es bald tun. Egal, wir haben noch viel zu tun. Ich werde
ungefähr in einer halben Stunde wieder bei dir sein, mit dem Personal und den
Strafkorsetts. Ich denke dass es ganz lustig sein wird.“
Und so erlangen die Mädchen die Kontrolle über ihre Peinigerinnen. Der
Aufstand in der Accademia della Vespa nimmt seinen Lauf.
Als das Lehrpersonal aufwacht, stehen in jedem Zimmer mehrere Mädchen. Sie
halten die Strafkorsetts griffbereit. Es gibt genügend Freiwillige, denn keines
der Mädchen ist jemals von dem Strafkorsett oder anderen unbehaglichen Methoden
verschont geblieben.
Als alle Lehrerinnen in fest geschnürten und verschlossenen Strafkorsetts
stecken, folgt eine Versammlung, auf der Gertie allen die neue Ordnung erklärt.
Es wird echten Unterricht in Französisch, Musik und dergleichen geben, aber
die Art und Weise des Figurtrainings soll dem Ermessen eines jeden einzelnen
Mädchens obliegen. Alle Lehrer werden permanent in ihren verschlossenen Korsetts
gehalten, und nur Gertie, Giuliana und Netta haben die Schlüssel für die
Vorhängeschlösser. Keine Lehrerin darf ohne Genehmigung ihr Korsett lockern oder
ablegen. Jede Lehrerin, welche unangenehm auffällt, wird in ein Strafkorsett
geschnürt und es solange tragen, bis sie sich wieder ordentlich benimmt.
Gertie erklärt die neuen Regeln mit offensichtlicher Befriedigung und freut sich
umso mehr, als sie die Gesichter der Lehrerinnen sieht, welche sie furchtsam
ansehen. Nur Miss Badsteel bleibt trotzig.
So gibt Gertie bekannt, dass sie nicht aus ihrem Strafkorsett herausgelassen
werden soll, bis sie ihre Lektion gelernt hat.
Drei Mädchen haben über Nacht die Kontrolle über die Schule übernommen, und
es läuft wie geschmiert.
Gertie, Netta und Giuliana sind zu vernünftig, um Anarchie herrschen zu lassen.
Sie wissen, dass einiges von dem, was ihnen gelehrt wurde, nützlich oder
notwendig war, und so lassen sie den Unterricht weiterführen. Außerdem sorgen
sie dafür, dass es dem Hauspersonal ebenfalls besser geht.
Gertie beschlagnahmt jeden Schlüssel der Schule, den sie nur finden kann.
Darunter ist auch ein Schlüssel für eine sehr stabile Kiste. Sie ist ziemlich
überrascht darüber, dass sie darin unerwartet viel Geld findet.
Als sie die Konten überprüft, findet sie einen weiteren wichtigen Hinweis. Miss
Badsteel hat die ganze Zeit wesentlich weniger ausgegeben als eingenommen.
Deswegen die schlechte Nahrung, die unbeheizten Räume, die bloßen Dielen, die
wackeligen Betten.
Diese Einsparungen hat sie als Profit in die eigene Tasche gesteckt.
So kann das Revolutions- Triumvirat der Dienerschaft einen höheren Lohn
bezahlen, und somit dafür sorgen dass sie nicht verraten werden. Das ist
allerdings nicht wirklich nötig, denn Miss Badsteel war zu ihren Dienern beinahe
ebenso bösartig wie zu ihren Schülerinnen.
Die meisten der Dienerschaft freuen sich über die Änderungen. Giuliana setzt
sich auch für eine Verbesserung der Nahrung ein, und Gertie beschließt, dass
bessere Lebensmittel eingekauft werden. u lassen.
Miss Badsteel protestiert natürlich dagegen: „Du törichtes Mädchen! Das Letzte, dass ihr bei euerer Ausbildung lernen sollt ist der Genuss von Essen!“
Aber sie ist nicht mehr zuständig, und die Mädchen stimmen einstimmig für ein Bankett. Sie haben eine wunderbare Zeit, aber einige fühlen sich danach sehr krank, sodass deren Korsetts gelockert werden müssen.
Ja, das Korsett! Trotz Gerties guter Absichten wird das Korsetttraining
fortgesetzt. Keines der Mädchen kann von einem Tag zum anderen das Korsett
ablegen. Sie sind alle derart an das steife Marterinstrument gewöhnt, dass sie
nicht mehr ohne die stützende Hilfe leben können.
Gertie versucht sie zu überzeugen nur noch so wenig wie möglich geschnürt zu
leben. Sie hat keinen Erfolg. Das erste Problem ist die Kleidung. Alle
Kleidungsstücke sind so genäht, dass man einen Taillenumfang von 45 bis
höchstens 55 Zentimeter haben darf.
Gertie empfindet 55 Zentimeter als ausreichend und schlägt somit vor: „Tragt
eure lockersten Sachen. Wählt die Kleider, die ihr als bequem empfindet,
notfalls leiht euch Kleider von euren Freundinnen. Man kann auch die Kleider
weiter machen.“
Das ist die Theorie, aber es gibt weitere Probleme. Miss Badsteel hatte
nichts genehmigt, was locker oder bequem sein könnte. Schuhe und Kleider waren
mit Absicht so angefertigt worden, dass sie nur zu den engsten Korsetts passten.
Nur die schlanksten Mädchen können sich Kleider von den etwas kräftiger gebauten
Mädchen ausleihen. Außerdem kehren einige Mädchen wieder ziemlich rasch zu den
alten Gewohnheiten zurück. Sie fühlen sich nicht wohl ohne den permanenten
Druck, es kommt ihnen sogar unbequem vor.
Einige finden sogar Vergnügen daran sich so eng wie möglich schnüren zu lassen.
Sie genießen dieses seltsame Gefühl.
Nach nur einer Woche haben fast alle Mädchen wieder den gleichen Taillenumfang
wie vor dem Aufstand. Es gibt allerdings keine Verwendung mehr jener grausamen
Ausbildung, bei der die Mädchen mit den Handgelenken an eine Trapezstange
gebunden, um in die Länge gezogen zu werden. Es wird auch nicht mehr der
Schraubgürtel verwendet, um ein Mädchen absichtlich bis zur Ohnmacht die Taille
enger zu machen. Trotzdem glauben immer noch viele Mädchen dass ein eng
geschnürtes Korsett Schönheit bedeutet, und sie fangen wieder an zu
konkurrieren.
Als eine Siebzehnjährige errötend Gertie stammelnd darum bittet Miss
Badsteels Wiener Trainingsgürtel ausleihen zu dürfen um sich die Taille noch
enger schnüren zu können, ruft Gertie: „Geh zur Hölle!“ Doch sie muss mit
Schrecken erkennen dass das Mädchen in Tränen ausbricht.
Es kommt aber noch viel schlimmer. Als sie später an jenem Tag mit Miss Badsteel
über einen Korridor geht, trifft sie wieder auf das Mädchen. Es steht sehr steif
und bekommt kaum Luft zum Atmen. Ihre Taille ist unglaublich schlank und
trotzdem sieht das Mädchen sehr glücklich aus. Miss Badsteel betrachtet sie sehr
genau. Dann schaut sie Gertie mit einem frechen Lächeln an.
Gertie gebärdet sich wie eine Furie. Miss Badsteel wird viele Tage lang nicht
mehr lächeln können. In Einem sind sich die drei Mädchen einig. Sie halten die
Schulvorsteherin mit ihrer eigenen Kleidung permanent unter Kontrolle. Wenn sie
eingekleidet ist, hat sie es sehr schwer sich überhaupt bewegen zu können. Auf
diese Art und Weise braucht sie nicht permanent beobachtet werden.
Der Tag fängt mit einem schwarzen Lederstrafkorsett an. Da sie natürlich kein
eigenes Strafkorsett besitzt, muss sie eines der Schülerinnen benutzen. Gertie
gibt ihr mit dem größten Vergnügen das eigene Strafkorsett. Giuliana hat ihr
zwar gesagt dass es nicht passen wird, doch Gertie hat nur geantwortet: „So?“
Miss Badsteel wird also in das Strafkorsett geschnürt bis sie kaum noch atmen
kann.
Sie kann sich weder hinsetzen, noch richtig gehen. Sie schafft nur ganz kurze
Trippelschritte, denn das Strafkorsett reicht bis zu den Knien.
Eine Magd muss ihr dann in ihre speziellen Stiefel helfen. Jene unglaublich
steilen Stiefel mit den sehr hohen Ansätzen und ganz kleiner Standfläche für die
Zehen. Die Stiefel werden so eng wie möglich geschnürt.
Giuliana hatte immer angenommen, dass diese Stiefel nur dazu dienen es der
Trägerin so unangenehm wie möglich zu machen. Überdies hat Netta einige Blusen
gefunden, die Miss Badsteel bei wichtigen sommerlichen Angelegenheiten getragen
haben muss.
Diese Blusen haben einen sehr hohen und steifen Kragen, der bis an die Ohren
reicht. Mit Nadel und Faden, einer Schere und Kleber hat sie bei einer Bluse den
Kragen noch enger und steifer gemacht. Eigentlich ist der Kragen steif wie ein
Korsett.
Natürlich ist es nicht sehr leicht die enge Bluse schließen zu können, vor allen
Dingen nicht am Kragen. Aber sobald alle Knöpfe geschlossen sind, ist die
Wirkung sehr nützlich.
Miss Badsteel kann weder ihren Kopf bewegen, noch richtig schlucken. Wenn sie so
gefesselt ist, ist es kaum noch wichtig was sie sonst noch trägt. Sie kann sich
nur langsam bewegen und mit etwas Schwierigkeit leise sprechen. Sie bekommt
nicht genug Luft um sich zu beschweren. Wegen ihrer engen und viel zu steilen
Stiefel möchte sie sich andauernd hinsetzen, kann es aber nicht, da das lange
und steife Korsett bis zu den Knien reicht. Sie kann ihr Leiden nicht einmal mit
irgendeinem Mittelchen lindern, denn der enge Kragen verhindert ein ordentliches
Schlucken.
Sobald sie sich in diesem Zustand befindet, braucht man sie nicht ständig
überwachen, denn es gibt nichts, was sie dagegen tun kann. Es ist für die drei
Mädchen sehr zufrieden stellend, die Schulleiterin in diesem Zustand alleine
lassen zu können. Sie wissen dass die Frau trotz größter Anstrengung und mit
höchster Konzentration eine ganze viertel Stunde brauchen würde um von einem
Ende des Flures zum anderen zu gelangen.
Eines Tages, es ist Alltag bei den Revolutionärinnen eingekehrt, findet Netta
einen alarmierenden Brief vor. Sie beeilt sich, um die anderen beiden
Verschwörer zu finden. Sie findet die beiden in einem Raum. Die Französisch-
Lehrerin hängt an dem Schnürtrapez und trägt ein Strafkorsett. Außerdem ist sie
geknebelt. Gertie führt einen wissenschaftlichen Versuch durch und Giuliana
benutzt das frühere Taillenmaßregister als Notizheft.
Als Netta dazu stößt, sagt Gertie zu ihr: „Kannst du noch eine Minute warten,
Netta? Ich führe gerade ein Experiment durch... 41,5 Zentimeter... Atmung wird
schwächer.“ Sie zieht wieder an der Korsettschnur. „40,9 Zentimeter... die Brust
hebt sich jetzt unregelmäßig.“ Ein weiterer Zug an der Korsettschnur, und
Giuliana kritzelt beschäftigt das Ergebnis in ihr Heft. „40,3 Zentimeter...
Subjekt kraftlos. 40 Zentimeter...“ Die Französisch- Lehrerin gibt einen leisen
Seufzer von sich und hängt kraftlos an der Trapezstange. „Subjekt ohnmächtig. In
Ordnung, Giuli, wir können sie jetzt hinunterlassen.“
Giuliana geht zur Wand und löst das Seil, welches über einer Deckenrolle die
Trapezstange hält. Langsam lässt sie die Lehrerin nach unten gleiten. Dann
werden ihre Handgelenke von der Querstange losgebunden. Netta hilft ihr, und
zusammen legen sie die bewusstlose Lehrerin auf eine Ledercouch.
„Ich danke dir, Netta. Was wolltest du mich fragen?“
Netta antwortet nicht. Sie schaut nur auf die Lehrerin, welche mit Absicht bis
zu dem Punkt geschnürt wurde, an dem sie ohnmächtig werden musste.
„Macht ihr das oft?“
„Jeden Tag, wenn ich Zeit dafür habe. Erinnere dich, sie haben mich gequält wie
keine andere. Ich finde es sehr zufrieden stellend sie auf die gleiche Weise zu
benutzen.“
Da Nettas Vater in seiner Bibliothek einige absolut unübliche Bücher
verborgen hat, weiß sie mehr über die verschiedensten Möglichkeiten wie man sich
ein Vergnügen verschaffen kann, als es üblich ist für ein Mädchen von ihrem
Alter und gesellschaftlichen Herkunft.
„Weißt du, Gertie“, sagt sie zärtlich. „Es gibt da ein Wort für Menschen wie
dich.“
„Was? Heldinnen? Freiheitskämpfer? Amerikaner?“
„Das ist es nicht was ich meine...“
Ein leises Stöhnen verrät ihnen dass die Französisch- Lehrerin wieder zu sich
kommt.
„Das wurde auch Zeit“, schimpft Gertie. „Schon bei 40 Zentimeter ohnmächtig
geworden! Das ist nicht akzeptabel! Weißt du“, sagt sie zu Netta, „dass es mir
noch nicht gelungen ist Miss Badsteel ohnmächtig zu sehen? Nicht einmal mit dem
engsten Strafkorsett habe ich es geschafft. Und ich habe mir verdammt viel Mühe
gegeben. Aber eines Tages werde ich es schaffen. Ich werde es ihr heimzahlen...“
Netta starrt ziemlich schockiert auf die kraftlos liegende Lehrerin.
„Weißt du, Gertie, auch wenn du sie nicht leiden kannst, aber irgendwie
erinnerst du mich an Miss Ba...“
„Halt! Sag das nicht! Wage es bloß nicht! Denke nicht einmal daran!“ Gertie
erzittert und schließt ihre Augen. Sie konzentriert sich darauf wieder ruhiger
zu werden. Dann sagt sie mit ruhiger Stimme: „Was wolltest du sagen, Netta?“
„Ach ja! Heute Morgen kam dieser Brief. Er ist von meinem Vater. Er will Miss
Badsteel wegen einer ‚privaten Angelegenheit' sprechen. Er wird nächsten
Donnerstag gegen elf Uhr eintreffen. Was sollen wir machen, ihm absagen?“
„Das wäre wohl das Beste... Kannst du Miss Badsteels Unterschrift nachmachen?
Ich kann es jedenfalls nicht.“
„Nein, und ich denke Giuli kann es auch nicht.“
„Wir könnten das Treffen arrangieren“, wirft Giuliana ein, welche sich gerade um
die Lehrerin kümmert. „Wir müssen nur dafür sorgen dass Miss Badsteel nichts
verrät.“
„Wie?“, fragt Gertie. „Wir können ihr eine äußerst strenge Strafschnürung
androhen, aber wie willst du verhindern dass sie nicht doch Nettas Pa was
verrät? Wenn sie ihm was verraten hat, nützt es nichts sie hinterher dafür zu
bestrafen.“
„Wir können sie davon abhalten ihm was zu verraten“, sagt Giuliana und lächelt
wissentlich. Sie sieht sofort noch hübscher aus als sonst.
„Gut, aber wie?“
„Nicht jetzt, Gertie, nicht vor dem Feind.“ Sie nickt mit dem Kopf zu der
Lehrerin. „Wir sollten sie erst Mal wegbringen, aber vorher müssen wir ihr
Korsett verschließen.“
„Miss Badsteel“, sagt Giuliana, „Nettas Vater will vorbeikommen und mit ihnen
über die Fortschritte seiner Tochter zu reden. Sie sind jetzt ein artiges
Mädchen und schreiben was wir ihnen diktieren, verstanden?“
Miss Badsteel sagt nichts.
„Es ist besser wenn sie sich fügen“, sagt Gertie. „Ich habe die Korsettschnur
ihres Strafkorsetts in der Hand und werde sofort, wenn sie etwas Unartiges tun,
daran ziehen... Etwa so wie jetzt... Ich denke, sie wissen wer das Sagen hat.
Haben sie mich verstanden? Gut. Also, Giuli, sage uns zuerst was sie schreiben
soll. Du kannst es ihr auch sofort diktieren.“
„Nein, nein, Gertie“, sagt Giuliana. „Ich kann nicht in Englisch diktieren. Miss
Badsteel ist keine Italienerin. Außerdem würde es Nettas Vater stutzig machen
wenn er von Miss Badsteel einen Brief bekommt der so geschrieben ist wie ich
schreiben würde. Ich werde ihr sagen was zu schreiben ist, und sie muss einen
Brief daraus machen.“
„Sehr gut, jedenfalls solange sie versteht was du von ihr verlangst. Könntest du
etwas näher kommen? Danke. Und nun, Giuli, schieß los.“
„Also, ich würde sagen dass sie schreiben sollte: Sehr geehrter Vater von Netta,
ich danke ihnen für ihre Erkundigung nach ihrer Tochter. Wenn sie über ihre
Fortschritte reden wollen, freue ich mich sie hier am... Welchen Tag soll sie
schreiben?“
„Wie schnell kann dein Vater vorbeikommen, Netta?“
„Er würde mindestens ein oder zwei Tage reisen müssen“, sagt Netta. „Das hängt
davon ab, welches Transportmittel er benutzt.“
„Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte“, wirft Miss Badsteel ein.
„Dürfen sie nicht“, sagt Gertie und zieht kurz an der Korsettschnur. „Sie tun
das, was wir ihnen sagen! Also, Giuli, ist ihr Tintenfass voll?“
„Nein, ich werde etwas Tinte nachfüllen.“ Giuliana greift nach dem Tintenfass.
Doch sie verschüttet dabei absichtlich etwas Tinte auf der Tischplatte. Sie
schaut Miss Badsteel trotzig an, doch diese ignoriert sie hochmutig.
„Da! Kommen sie her und machen sie den Schreibtisch... Hey, Gertie, sie kann
sich ja nicht hinsetzen. Wie soll sie an dem Schreibtisch schreiben? Da fällt
mir was ein. Kannst du mir diesen Stuhl reichen? Vielen Dank.“
Giuliana hebt einen kleinen runden Schemel, der in der Ecke steht hoch. Dabei
muss sie selber gegen das steife Korsett ankämpfen. Sie stellt den
höhenverstellbaren Schemel auf Miss Badsteels Schreibtisch. Netta dreht die
runde Sitzfläche bis der Schemel die richtige Höhe hat. Dann legt sie ein Blatt
Papier darauf.
„Ich werde ihre Schreibfeder für sie füllen müssen. Und jetzt tun sie was ihnen
gesagt wird!“
„Ja“, sagt Gertie. „Sie haben gehört, was wir gesagt haben. Schreiben sie einen
Brief an Nettas Vater und teilen sie ihm mit dass sie ihn am nächsten Mittwoch
sehen können.“
Miss Badsteel beginnt zu schreiben: ‚Sehr geehrter Vater von Netta’... Sie
stöhnt auf, als Gertie an der Korsettschnur zieht. Dabei kratzt sie mit der
Schreibfeder quer über das Blatt.
„Um Himmels Willen, Frau, seien sie vorsichtig! Glauben sie wirklich, dass wir
jene Vergangenheit jemals vergessen werden? Beginnen sie von vorne.“
Netta reicht ihr schweigend ein neues Blatt Papier.
Sie schreibt:
‚Sehr geehrter Herr Scuttle,
Ihr Schreiben vom 14. dieses Monats.
Vielen Dank für Ihren Brief. Seit Ihre Tochter und ihre unangenehmen jungen
Freundinnen...’
„Aua!“
„Es geht noch enger“, sagt Gertie als sie die Korsettschnur sichert. „Reißen sie
sich zusammen.“
Ein neues Blatt Papier:
‚Sehr geehrter Herr Scuttle,
Ihr Schreiben vom 14. dieses Monats.
Vielen Dank für Ihren Brief, in dem Sie um Auskunft über Nettas Fortschritt in
der Schule bitten. Ich bedauere Sie informieren zu müssen...’
„Werden sie es niemals lernen?“, sagt Gertie und zieht wieder etwas an der Korsettschnur. „Wollen sie wirklich, dass ich sie diesmal bis zur Ohnmacht schnüren soll? Gib ihr ein neues Blatt Papier, Netta.“
‚Sehr geehrter Herr Scuttle,
Ihr Schreiben vom 14. dieses Monats.
Vielen Dank für Ihren Brief, in dem Sie um Auskunft über Nettas Fortschritt in
der Schule bitten. Ich glaube, dass es geeigneter wäre, wenn Sie uns am nächsten
Mittwoch besuchen würden, um dies mit mir persönlich zu besprechen. Obwohl Netta
einen viel versprechenden Anfang gemacht hatte, war sie dennoch stets gegen das
notwendige Korsetttraining um ihre Taille entsprechend eng und...’
„Auuu!“
„Das war ein weiterer Zentimeter“, sagt Gertie während sie wieder einen Knoten
bindet. „Sie werden es jetzt richtig machen, oder?“
„Hier, ein neues Blatt Papier“, fügt Netta hinzu. „Versuchen sie etwas
kooperativer zu sein. Sie wissen doch dass es uns ebenso schmerzt wie ihnen.“
Sie versucht keine Mine zu verziehen als sie das sagt und ist benahe
erfolgreich. Aber als Giuliana kichert, müssen alle drei lachen. Miss Badsteel
wartet derweil mit eisiger Mine. Schließlich hat sich Netta wieder beruhigt und
reicht ihr die Schreibfeder.
Ein neuer Versuch:
‚Sehr geehrter Herr Scuttle,
Ihr Schreiben vom 14. dieses Monats.
Vielen Dank für Ihren Brief, in dem Sie um Auskunft über Nettas Fortschritt in
der Schule bitten. Ich glaube, dass es geeigneter wäre, wenn Sie uns am nächsten
Mittwoch besuchen würden, um dies mit mir persönlich zu besprechen. Netta machte
einen aussichtsreichen Anfang. Obwohl nicht alles seitdem gut verlaufen ist,
wird sie, wenn sie diszipliniert ihr Figurtraining weiterhin ausübt, Ihnen und
der Schule eine Ehre machen. Ich freue mich auf Ihr Kommen, damit wir die beste
Vorgehensweise Ihrer Tochter beraten können.’
„Bist du damit zufrieden, Netta?“, fragt Gertie. Schnell fügt sie hinzu: „Ihr
Korsett ist fast geschlossen. Ich hätte ihr ein engeres Strafkorsett umlegen
sollen.“
„Ich denke dass es nicht notwendig ist. Das Schreiben trifft ungefähr die
Wahrheit und es steht nichts Schlechtes darin. Viel wichtiger ist das, was sie
sagt wenn er hier ist. Giuli wird sich darum kümmern, nicht wahr Schatz?“
„Da stimme ich dir zu“, sagt Giuliana mit einem beunruhigenden Lächeln. „Keine
Sorge, Miss Badsteel, ich werde mich vergewissern dass sie sich richtig
benehmen, wenn der Herr sie besuchen kommt. Unterschreiben sie jetzt bitte den
Brief.“
Miss Badsteel schnauft und nimmt wieder die Schreibfeder in die Hand.
‚Mit freundlichen Grüßen, Corinna Badsteel, Schulvorsteherin und
Geschäftsführerin der Accademia della Vespa.
P.S. Ich bitte um Entschuldigung für meine schlechte Handschrift, aber ich
befürchte dass mein Korsett an diesem Morgen zu eng geschnürt wurde.’
„Was?“, sagt Gertie und wendet sich der Korsettschnur zu.
„Nein, nein!“, ruft Netta und klopft auf Gerties Hände. „Lass es sein! Der Brief
wird ihm gefallen.“