Latexdame Jannette 'historische' Korsettgeschichten

Der Große Aufstand

von Stephen

Alle Rechte und weitere Nutzung beim Autor.

Übersetzung: Jannette

Kapitel Zwei

Für einen Moment bleiben die drei Mädchen vor Schreck still stehen, da es so aussieht, als wenn noch jemand den Raum betreten hat. Aber es ist nur ein grausam aussehendes Strafkorsett, das auf einer Schneiderpuppe sitzt.

Das Bett!

Dort liegt sie! Auf dem Bett tauchen die Umrisse der gefürchteten Miss Corinna Badsteel auf. Sie schläft offensichtlich tief und fest. Selbst jetzt hören die Mädchen anhand der Atemgeräusche dass die Schulleiterin ihre legendäre Kontrolle über ihren Körper nicht verändert hat. Ihr langes Haar ist unter einem Haarnetz versteckt.

In Netta steigt das Gefühl der Panik wieder auf und sie muss sich zusammenreißen als sie Gertie folgt, welche sich dem Bett nähert.

Die Bettdecke ist nicht am Bettrahmen festgebunden. Das hatten die Mädchen allerdings erwartet, denn wenn man eng geschnürt schlafen geht, besteht die Gefahr dass man nicht richtig zugedeckt ist. Wegen des langen und steifen Nachtkorsetts schafft man aber nicht die Bettdecke zum Beispiel richtig über die Füße zu legen. Deswegen wird die Bettdecke unten und auf einer Seite festgebunden und man kraucht von der anderen Seite unter die Bettdecke.

Jetzt muss sich Gertie nur hinknien, die Bettdecke packen, sich wieder erheben und vorsichtig die Bettdecke zurückziehen. Und da liegt sie! Zum ersten Mal in ihrem unglücklichen Leben auf dieser Schule sehen die Mädchen ihre Peinigerin ohne das strenge Kleid. Die Schulleiterin hat es nicht bemerkt, denn sie schläft immer noch tief und fest. Sie liegt auf der Seite. In dem fahlen Licht der Kerze sehen die Mädchen den Rücken der Frau. Man hat der Schulleiterin ein langes Korsett über das Nachthemd geschnürt, dessen Farbe nicht richtig zu erkennen ist. Es ist seltsam diese fürchterliche Frau in diesem Zustand vor sich zu sehen, so friedlich schlafend, schwer atmend wegen des engen Korsetts.
Die Mädchen stehen eine zeitlang vor dem Bett. Sie können immer noch nicht glauben was sie da sehen. Diese harmlos aussehende Frau hat sie die ganze Zeit unglaublich gequält. Schließlich sammelt Gertie ihren ganzen Mut zusammen und zieht aus dem Ärmel ihres Nachtgewands ein großes Taschentuch heraus. Sie geht etwas in die Knie und lehnt sich gegen das Bett. Ganz vorsichtig nähert sie sich Miss Badsteels Kopf und zieht das Taschentuch zwischen Kopf und Kopfkissen hindurch. Als sie das Gesicht erreicht hat, öffnet sie Miss Badsteels Mund und legt das Taschentuch zwischen den Zähnen. Dann zieht sie die Enden des Taschentuchs auf dem Hinterkopf zusammen und macht eine festen Knoten. Dadurch wird das Taschentuch noch tiefer in den Mund gedrückt und die Mundwinkel werden weit nach hinten gezogen.

Das Schlafmittel hat eine gute Wirkung, denn Miss Badsteel hat die ganze Zeit nichts mitbekommen. Erst als sie schmerzhaft geknebelt ist, öffnet sie ganz langsam die Augen und sieht Gertie und Giuliana, welche inzwischen um das Bett herumgegangen sind. Netta steht immer noch auf der Rückseite von Miss Badsteel, mit dem kleinen Messer in ihrer Hand.
Miss Badsteels Augen werden immer größer. Sie nuschelt etwas in den Knebel.
„Es gibt keinen Grund sich zu beklagen“, sagt Gertie abfällig. „Zünde bitte die anderen Kerzen an, Giuli.“
Giuliana begibt sich daran den Raum zu erhellen. Sie weiß, dass ihr Schicksal besiegelt ist. Allein ihre Anwesenheit reicht um sie als Rädelsführerin zu verurteilen. Sie scheint über diese Tatsache nicht sehr begeistert zu sein, aber sie hat auch nicht die Absicht aufzuhören.
„Jetzt, Miss Badsteel“, sagt Gertie, „wollen wir herausfinden wie man die Schlösser an unseren Nachtkorsetts öffnen kann. Das ist aber erst der Anfang. Wir haben andere Absichten, aber zuerst dieser Schritt. Werden sie es uns sagen?“
Miss Badsteel schüttelt ihren Kopf, und ihre Augen glühen vor Zorn.
„Auch gut. Um ehrlich zu sein hatte ich gehofft dass sie nichts sagen würden, denn jetzt habe ich die Chance einige ihrer Methoden an ihnen anzuwenden. Ich bin eine gute Schülerin gewesen. Ich habe all ihre Tricks gelernt. Netta, zerschneide ihre Korsettschnur!“
Netta beugt sich mühsam nach vorne, sodass ihr Korsett laut knarrt. Sie zieht das Messer über die Korsettschnur von Miss Badsteels Korsett. Die Schnur peitscht laut durch die Ösen, und augenblicklich stöhnt die Schulvorsteherin vor Schmerz auf.
„Das tut fürchterlich weh, nicht wahr?“, sagt Gertie voller Befriedigung. „Unzählige Male hatte ich mir gewünscht es ihnen heimzuzahlen... Jetzt ist es soweit. Komm bitte her, Giuli, hilf mir ihr das Korsett zu entfernen.“
Miss Badsteel wehrt sich, aber drei Mädchen sind auch für sie zuviel. Kurz darauf haben die Mädchen ihr das Schlafkorsett abgenommen, und ihre Schulvorsteherin liegt nur noch mit dem Nachtgewand bekleidet auf dem Bett.
„So“, sagt Gertie. „Netta, behalte sie im Auge und passe auf dass sie sich nicht bewegt.“
„Das kann sie nicht“, sagt Netta. „Sie ist darauf angewiesen ein eng geschnürtes Korsett zu tragen. Sie kann sich jetzt nicht einmal mehr von alleine erheben.“
„Gut, Giuli, dann komm bitte zu mir. Meine Augen haben etwas gesehen, dass mit ‚S’ anfängt.“

So leise sie können, versuchen sie trotz der spärlichen Beleuchtung das entsetzliche Strafkorsett von dem Gestell herunter zu nehmen. Es ist schwer und hinderlich, und viel zu schwer für ein einzelnes Mädchen. Selbst für Giuliana und Gertie zusammen ist es eine Herausforderung. Sie bringen es zum Bett hinüber und legen es neben Miss Badsteel nieder, als ob ein Geliebter sich zu ihr gesellen würde. Miss Badsteel reißt entsetzt die Augen auf und stößt einen unterdrückten Aufschrei aus ihrem geknebelten Mund.
„Ich kann sie nicht verstehen“, sagt Gertie. „Sie müssen lernen deutlich zu sprechen, meine Teuerste, und vermeiden sie jenen schrecklichen kolonialen Akzent! Dann wollen wir mal. Öffnen wir es...“

Gefangen in den langen Nachtkorsetts beugen sich Gertie und Giuliana so weit es geht nach vorne um das Strafkorsett zu öffnen. Das Leder, aus dem es gemacht ist, ist unglaublich steif und unnachgiebig. Es ist fast unmöglich das Korsett flach auf dem Bett auszubreiten, aber die beiden Mädchen tun ihr Bestes.
„So! Netta, halte jetzt ihre Handgelenke, und dann rollen wir sie auf das Korsett...“

Dieser Plan funktioniert nicht. Das jahrelange Tragen von engen Korsetts, was die Mädchen nun an sich selber verhindern wollen, hat die Muskulatur von Miss Badsteel ganz schwach werden lassen. Ohne das stützende Korsett kann die Schulvorsteherin nicht mehr ihren Oberkörper bewegen. Schließlich nehmen Netta und Giuliana jeweils einen Arm, während Gertie sich auf das Bett kniet und die Hüften ergreift. Zu Dritt heben sie den Oberkörper der Schulvorsteherin an und schieben das Strafkorsett unter ihr durch. Miss Badsteel versucht sich zaghaft zu wehren, aber Netta hat wirklich Recht: Ohne ein stützendes Korsett kann die Schulvorsteherin ihren Oberköper kaum noch bewegen.
Gertie legt die Frau vorsichtig gerade auf das Korsett. Dann schließt sie die vordere Verschlussleiste. Es gibt aber ein Problem: Was sollen sie mit den Händen machen? Gertie überlegt fieberhaft. Dann hat sie eine Idee. Sie durchsucht die Schubladen des Toilettentisches bis sie findet, wonach sie sucht: Ungebrauchte Korsettschnüre. Ersatzschnüre sind sehr wichtig für jemanden, der immer bis an die körperlichen Grenzen geschnürt wird. Während Netta und Giuliana Miss Badsteels Arme halten, bindet Gertie ihre Handgelenke mit der sehr langen Korsettschnur zusammen, und fesselt sie zusätzlich an das Kopfende des Betts.
Nachdem die Arme über Miss Badsteels Kopf gefesselt sind, können die Mädchen mit der eigentlichen Arbeit beginnen.

„Jetzt, mein liebes Mädchen“, sagt Gertie höhnisch, während die Mädchen die Gefangene auf den Bauch rollen, „atmen sie ein und wagen nicht mehr zu atmen, bis ich ihnen erlaube!“
Gertie beginnt an der Korsettschnur zu ziehen.
Das Strafkorsett ist äußerst lang, und es wurde entworfen ein junges Mädchen, welches viel schlanker ist als Miss Badsteel, ganz eng zu schnüren. Die Schnur muss durch sehr viele Ösen gezogen werden. Zuerst tut sich nichts, aber das überrascht niemand. Jeder dieser zahllosen Ösen dient nur einen Zweck: Druck aufbauen! Jeder einzelne Zug an der Schnur ergibt einen doppelt so großen Druck auf den Körper. Es gibt Dutzende von Ösen, die zwischen den Schulterblättern beginnen und bis fast an die Knie reichen. Gertie arbeitet so schnell wie sie kann. Sie weiß aber auch, dass sie das Korsett beschädigen kann, wenn sie zu schnell an der Korsettschnur zieht. Das wäre eine Katastrophe! Allmählich zieht sich das Lederkorsett zusammen.
Es besteht aus unzähligen, fest vernähten Teilen, welche mit langen und stabilen Korsettstäben versteift sind. Allmählich kann man die Korsettstäbe erkennen, da das Korsett mit unglaublichem Druck den Körper verformt. Bei jedem weiteren Zug an der Korsettschnur fängt das Korsett immer lauter an zu knarren. Miss Badsteels Atemzüge werden immer flacher und ungleichmäßiger...
„Nimm den Knebel heraus“, sagt Gertie.
Giuli beugt sich ungeschickt nach vorne. Doch sie zögert und fragt: „Wie kannst du sicher sein dass sie nicht laut schreit?“
Gertie lacht kurz auf und sagt: „Weil ihr Korsett zu eng ist. Sie bekommt kaum noch Luft um sprechen zu können. Wenn sie es dennoch versucht, würde sie sofort in Ohnmacht fallen. Das würde mich freuen.“
Giuliana entfernt den Knebel. Sie enthüllt das Gesicht der Schulvorsteherin. Es sieht wütend als auch schwach aus.
Gertie beugt sich ein wenig nach vorn, so weit es ihr das Nachtkorsett erlaubt. „So, Miss Badsteel, haben sie es sich überlegt?“
„Ihr werdet niemals ungestraft davonkommen“, antworte Miss Badsteel leise.
„Doch, das werden wir. Ich weiß, was ich tue. Ihr habt uns alle nur deswegen unter eurer Kontrolle halten können, weil ihr dieses und andere Korsett angewendet habt. Das können wir jetzt auch. Und ich kann das Korsett noch enger schnüren. Also, wo sind die Schlüssel?“
Miss Badsteel schließt Mund und Augen. Sie schweigt.
„Gut. Dann wollen wir mal sehen. Netta, enger!“
Netta zieht kräftig an der Korsettschnur. Das Korsett knarrt, und ein leises Stöhnen kommt von Miss Badsteel, als ihre Taille noch schmaler wird.
„Haben sie es sich jetzt überlegt?“
Keine Antwort.
„Bitte etwas enger, Netta.“
Wieder knarrt das Korsett als es noch enger geschnürt wird. Die starke Taillenreduzierung beginnt sich auf Miss Badsteels Gesicht wiederzuspiegeln.
„Und? Werden sie uns jetzt behilflich sein, oder sollen wir weitermachen?... Ich verstehe. Enger!“
Netta schnürt das Korsett noch enger. Doch da schüttelt Miss Badsteel mit blassem Gesicht ihren Kopf.
„Aha! Wie ich sehe, geht ihnen ein Licht auf. Miss Badsteel, werden sie mir jetzt sagen wo die Schlüssel für unsere Korsetts versteckt sind?“
Miss Badsteel nickt kaum wahrnehmbar.
„Das ist gut, Mädchen. Sie selber haben uns oft genug gesagt, dass jedes Mädchen alles für sie tun würde, wenn es nur eng geschnürt ist. Netta, lockere das Korsett um einen Zentimeter, nicht mehr.“
Netta lässt vorsichtig den Zug an der Korsettschnur nach, damit sich das Korsett etwas lockert. Dabei achtet sie darauf, dass ihr die Schnur nicht aus den Fingern gleitet. Miss Badsteels Brust beginnt sich heftig zu heben und zu senken. Trotzdem bekommt sie kaum Luft zum Atmen. Dennoch ist es für ihr eine Erleichterung, nachdem Netta das Korsett bis zu dem Punkt geschnürt hat, an dem sie nicht mehr atmen konnte.
„Also, wollen sie uns jetzt sagen wo die Schlüssel sind, oder nicht?“
Miss Badsteel nickt.
„Gut. Wir warten.“
Ruhe.
„Sie wissen, Miss Badsteel, Netta kann das Korsett sofort wieder enger schnüren. Wollen sie nicht endlich etwas sagen?“
„Gertie, ich...“, sagt Giuliana.
„Ruhig! Ich warte darauf dass sie was sagt.“
„Gertie, ich glaube nicht, dass sie sprechen kann“, sagt Giuliana. „Sie ist viel zu eng geschnürt.“
„Was?“
„Ich denke sie hat Recht“, fügt Netta hinzu. „Ich weiß, dass ich nicht sprechen konnte als ich so eng geschnürt wurde bis ich kaum noch Luft bekam. Eigentlich hätte sie schon längst Ohnmächtig sein müssen.“
„Hm....“ Gertie überlegt. „Du könntest wirklich Recht haben. Lockere ihr Korsett um einen weiteren Zentimeter. Ich denke das sollte aber reichen.“
Netta lockert das Korsett und schon krächzt Miss Badsteel: „Schlüssel... In der blauen Vase... Links auf der Frisierkommode.“
„Na endlich! Netta, schnüre ihre Taille wieder einen Zentimeter enger, bis wir sicher sind, dass sie die Wahrheit sagt. Giuli, wärst du so nett und schaust für mich nach?“
Netta schnürt wieder das Korsett enger und Gertie geht ebenfalls zur Frisierkommode hinüber. In dem fahlen Kerzenlicht kann sie zwar nicht genau die Farbe der Vase erkennen, doch sie nimmt die Vase und dreht sie vorsichtig um. Es klappert laut und ein Schlüsselbund fällt heraus.
„Das muss es sein“, sagt Gertie. „Los, versuchen wir es. Mein Korsett bringt mich langsam um!“
Giuliana fummelt hinter Gertie so lange herum, bis sie den richtigen Schlüssel gefunden hat. Da sie nicht gleichzeitig die Kerze halten kann, dauert es etwas länger, denn es sind fast dreißig Schlüssel, für jedes Mädchen in der Schule ein Schlüssel. Schließlich macht es ‚Klick’, und das Vorhängeschloss ist offen. Mit flinken Fingern nimmt sie den Gürtel ab. Dann kämpft Giuliana mit dem festen Knoten, den Miss Badsteel in die Korsettschnur gemacht hat, bevor Gertie sich ins Bett legen durfte. Doch dann ist auch das geschafft und das Korsett wird rasch locker. Es ächzt ebenso laut wie Gertie.
„Ist das schön!“, sagt sie. „Und jetzt du, Giuli.“
Nachdem Giulianas Korsett ebenfalls gelockert ist, nimmt Gertie den Platz von Netta ein. Sie zieht einmal kurz an der Korsettschnur, um sich zu vergewissern dass ihre geschätzte Lehrerin weiß dass sie nicht entkommen kann während Giuliana Nettas Korsett aufschließt und lockert. Doch dann lockert sie wieder das Korsett um einen Zentimeter, sichert die Schnur und legt ihr einen Verriegelungsgürtel um, den sie mit ihrem eigenen Vorhängeschloss sichert. Das bereitet ihr ein sichtliches Vergnügen.
„So“, sagt sie, als Miss Badsteel wieder auf dem Rücken liegt. „Jetzt können sie sich nicht bewegen und sie werden so bleiben bis wir sie gehen lassen.“
„Warum tun sie das?“, keucht Miss Badsteel.
„Sie können sich doch denken warum? Wie oft haben sie das mit uns getan? Sie erwarten doch nicht etwa, dass wir das nicht auch mit ihnen tun?“
„Es war doch nur zu eurem Besten... Ich hatte niemals... die Vorzüge die ihr habt...“
„Verdammte Vorzüge!“, sagt Gertie etwas zu laut. „Ich kann mich nicht mehr damit abfinden. Meine Eltern werden mich nicht von dieser Schule nehmen, selbst wenn ich sie darum bitten würde. Sie würden mich eher zu einer anderen Schule schicken, wo es vielleicht sogar noch schlimmer ist. Die einzige Möglichkeit eine anständige Behandlung zu bekommen geht nur wenn ich die Sache selber in die Hände nehme. Und das geht nur hier und jetzt. Das bedeutet, ab jetzt weder ein Strafkorsett, noch eine unhöfliches Mistress.“
„Das können sie nicht tun“, bettelt Miss Badsteel. „Das ist nicht normal!“
„Das ganze Einschnüren in ein Korsett ist unnatürlich. Es ist gegen meine Natur. Es ist unnatürlich mich zu quälen und dann von mir zu fordern dafür dankbar zu sein. Sicher, wenn ich diese Schule verlasse, werde ich eine hübsche Figur haben müssen. Aber sie werden mich nicht mehr quälen. Ich habe genug davon von ihnen drangsaliert zu werden. Jetzt werden die Erwachsenen für ihre Taten bestraft werden.“
„Ich werde es ihren Eltern erzählen.... Sie werden euch aufhalten...“
„Nein, werden sie nicht“, unterbricht Netta. „An ihrer Stelle würde ich mir das genau überlegen. Wie werden sie wohl in den Augen unserer Eltern dastehen, wenn man erfährt dass sie als Schulvorsteherin von ihren eigenen Schülerinnen überrumpelt und in ein Strafkorsett geschnürt worden sind? Das wird man ihnen nie verzeihen. Sie werden es für sich behalten müssen, wenn sie nicht ihre Schule verlieren wollen. Und solange sie tun was wir wollen, wird es auch ein Geheimnis bleiben.“
„Sehr gut, Netta. Siehst du jetzt was das ein Spaß für uns werden wird?“
Netta nickt und Gertie lacht leise vor sich hin. „So ist die Lage, Miss Badsteel. Es liegt nun ganz bei ihnen. Entweder sie spielen unser Spiel, oder sie verlieren alles.“
„Und was sind die... Bedingungen?“
„Hört, hört! Kein Mädchen darf mehr enger geschnürt werden wenn es darum bittet aufzuhören. Die Verwendung von Schultergurten, Geradehaltern, Vorhängeschlössern und dem österreichischen Trainingsgürtel sind ab sofort verboten. Wir fordern anständige Mahlzeiten, das gleiche Essen wie sie es bekommen, und nicht so einen Schweinefraß wie wir ihn schon seit einem Jahr bekommen.“
„Mädchen, die ein Figurtraining absolvieren, brauchen keine gute Nahrung“, protestiert Miss Badsteel leise. „Wenn man nicht ausreichend essen kann, dann...“
„Schweigen sie, sonst läuft wohlmöglich noch das ganze Personal mit eng geschnürten und abgeschlossenen Korsetts herum! Jede Person, die unsere Forderung ablehnt, muss ein Strafkorsett tragen. Und sie werden Allem zustimmen, was wir vorschlagen, sonst...“
„Was sonst?“
„Um Himmels Willen! Muss ich ihnen alles buchstabieren? Oder sonst machen wir einen öffentlichen Aufstand! Das würde nicht nur ihre Kunden interessieren, sondern auch die Zeitungsmacher. Das ganze Königreich wird über sie lachen wenn es die fette Überschrift liest.“
„Da kann ich gar nicht drüber lachen... In Ordnung. Was soll ich tun? Es ist schwierig irgendetwas Konstruktives zu tun, wenn man in einem Strafkorsett steckt...“
„Genau. Sie haben es mir ja beigebracht. Also. Netta, du bleibst hier und passt auf sie auf. Giuliana, gehe bitte und wecke ein paar der anderen Mädchen, auf die wir uns verlassen können. Elke von Zahnberge oder die ‚von und zu Feuerstein’ wären für den Anfang ganz gut. Seid aber leise! Es ist ein Wunder, dass uns bisher noch niemand gehört hat. Ich werde inzwischen nach weiteren Strafkorsetts Ausschau halten, für das Personal. Und diese werde ich behalten.“ Sie klimpert leise mit dem Schlüsselbund. Dabei schaut sie Miss Badsteel mit ernstem Blick an. „Damit werde ich sie und ihr Personal unter Kontrolle halten. Davon habe ich schon immer geträumt...“
„Sie versuchen mich zu übertrumpfen? Wie dumm von ihnen. Sie freches Frauenzimmer aus den Kolonien...“
„Sachte, Sachte. Sachte. Haben sie vergessen wer jetzt für ihr Korsett zuständig ist?“
Miss Badsteel gibt sich widerwillig Geschlagen.
Gertie lächelt sie mit einem überlegenen Blick an. „Na also. Netta, ich überlasse sie dir. Wenn sie anfängt dich umstimmen zu wollen, erinnere dich einfach daran wie sie dich einmal vierzehn Stunden lang zum Schweigen gebracht hatte.“
„Das werde ich niemals vergessen“, sagt Netta sagt. „Ich würde es gerne einmal mit ihr machen!“
„Vielleicht wirst du es bald tun. Egal, wir haben noch viel zu tun. Ich werde ungefähr in einer halben Stunde wieder bei dir sein, mit dem Personal und den Strafkorsetts. Ich denke dass es ganz lustig sein wird.“

*****

Und so erlangen die Mädchen die Kontrolle über ihre Peinigerinnen. Der Aufstand in der Accademia della Vespa nimmt seinen Lauf.
Als das Lehrpersonal aufwacht, stehen in jedem Zimmer mehrere Mädchen. Sie halten die Strafkorsetts griffbereit. Es gibt genügend Freiwillige, denn keines der Mädchen ist jemals von dem Strafkorsett oder anderen unbehaglichen Methoden verschont geblieben.
Als alle Lehrerinnen in fest geschnürten und verschlossenen Strafkorsetts stecken, folgt eine Versammlung, auf der Gertie allen die neue Ordnung erklärt.

Es wird echten Unterricht in Französisch, Musik und dergleichen geben, aber die Art und Weise des Figurtrainings soll dem Ermessen eines jeden einzelnen Mädchens obliegen. Alle Lehrer werden permanent in ihren verschlossenen Korsetts gehalten, und nur Gertie, Giuliana und Netta haben die Schlüssel für die Vorhängeschlösser. Keine Lehrerin darf ohne Genehmigung ihr Korsett lockern oder ablegen. Jede Lehrerin, welche unangenehm auffällt, wird in ein Strafkorsett geschnürt und es solange tragen, bis sie sich wieder ordentlich benimmt.
Gertie erklärt die neuen Regeln mit offensichtlicher Befriedigung und freut sich umso mehr, als sie die Gesichter der Lehrerinnen sieht, welche sie furchtsam ansehen. Nur Miss Badsteel bleibt trotzig.
So gibt Gertie bekannt, dass sie nicht aus ihrem Strafkorsett herausgelassen werden soll, bis sie ihre Lektion gelernt hat.

*****

Drei Mädchen haben über Nacht die Kontrolle über die Schule übernommen, und es läuft wie geschmiert.
Gertie, Netta und Giuliana sind zu vernünftig, um Anarchie herrschen zu lassen.
Sie wissen, dass einiges von dem, was ihnen gelehrt wurde, nützlich oder notwendig war, und so lassen sie den Unterricht weiterführen. Außerdem sorgen sie dafür, dass es dem Hauspersonal ebenfalls besser geht.
Gertie beschlagnahmt jeden Schlüssel der Schule, den sie nur finden kann. Darunter ist auch ein Schlüssel für eine sehr stabile Kiste. Sie ist ziemlich überrascht darüber, dass sie darin unerwartet viel Geld findet.
Als sie die Konten überprüft, findet sie einen weiteren wichtigen Hinweis. Miss Badsteel hat die ganze Zeit wesentlich weniger ausgegeben als eingenommen.
Deswegen die schlechte Nahrung, die unbeheizten Räume, die bloßen Dielen, die wackeligen Betten.
Diese Einsparungen hat sie als Profit in die eigene Tasche gesteckt.
So kann das Revolutions- Triumvirat der Dienerschaft einen höheren Lohn bezahlen, und somit dafür sorgen dass sie nicht verraten werden. Das ist allerdings nicht wirklich nötig, denn Miss Badsteel war zu ihren Dienern beinahe ebenso bösartig wie zu ihren Schülerinnen.
Die meisten der Dienerschaft freuen sich über die Änderungen. Giuliana setzt sich auch für eine Verbesserung der Nahrung ein, und Gertie beschließt, dass bessere Lebensmittel eingekauft werden. u lassen.

Miss Badsteel protestiert natürlich dagegen: „Du törichtes Mädchen! Das Letzte, dass ihr bei euerer Ausbildung lernen sollt ist der Genuss von Essen!“

Aber sie ist nicht mehr zuständig, und die Mädchen stimmen einstimmig für ein Bankett. Sie haben eine wunderbare Zeit, aber einige fühlen sich danach sehr krank, sodass deren Korsetts gelockert werden müssen.

*****

Ja, das Korsett! Trotz Gerties guter Absichten wird das Korsetttraining fortgesetzt. Keines der Mädchen kann von einem Tag zum anderen das Korsett ablegen. Sie sind alle derart an das steife Marterinstrument gewöhnt, dass sie nicht mehr ohne die stützende Hilfe leben können.
Gertie versucht sie zu überzeugen nur noch so wenig wie möglich geschnürt zu leben. Sie hat keinen Erfolg. Das erste Problem ist die Kleidung. Alle Kleidungsstücke sind so genäht, dass man einen Taillenumfang von 45 bis höchstens 55 Zentimeter haben darf.
Gertie empfindet 55 Zentimeter als ausreichend und schlägt somit vor: „Tragt eure lockersten Sachen. Wählt die Kleider, die ihr als bequem empfindet, notfalls leiht euch Kleider von euren Freundinnen. Man kann auch die Kleider weiter machen.“

Das ist die Theorie, aber es gibt weitere Probleme. Miss Badsteel hatte nichts genehmigt, was locker oder bequem sein könnte. Schuhe und Kleider waren mit Absicht so angefertigt worden, dass sie nur zu den engsten Korsetts passten. Nur die schlanksten Mädchen können sich Kleider von den etwas kräftiger gebauten Mädchen ausleihen. Außerdem kehren einige Mädchen wieder ziemlich rasch zu den alten Gewohnheiten zurück. Sie fühlen sich nicht wohl ohne den permanenten Druck, es kommt ihnen sogar unbequem vor.
Einige finden sogar Vergnügen daran sich so eng wie möglich schnüren zu lassen. Sie genießen dieses seltsame Gefühl.
Nach nur einer Woche haben fast alle Mädchen wieder den gleichen Taillenumfang wie vor dem Aufstand. Es gibt allerdings keine Verwendung mehr jener grausamen Ausbildung, bei der die Mädchen mit den Handgelenken an eine Trapezstange gebunden, um in die Länge gezogen zu werden. Es wird auch nicht mehr der Schraubgürtel verwendet, um ein Mädchen absichtlich bis zur Ohnmacht die Taille enger zu machen. Trotzdem glauben immer noch viele Mädchen dass ein eng geschnürtes Korsett Schönheit bedeutet, und sie fangen wieder an zu konkurrieren.

Als eine Siebzehnjährige errötend Gertie stammelnd darum bittet Miss Badsteels Wiener Trainingsgürtel ausleihen zu dürfen um sich die Taille noch enger schnüren zu können, ruft Gertie: „Geh zur Hölle!“ Doch sie muss mit Schrecken erkennen dass das Mädchen in Tränen ausbricht.
Es kommt aber noch viel schlimmer. Als sie später an jenem Tag mit Miss Badsteel über einen Korridor geht, trifft sie wieder auf das Mädchen. Es steht sehr steif und bekommt kaum Luft zum Atmen. Ihre Taille ist unglaublich schlank und trotzdem sieht das Mädchen sehr glücklich aus. Miss Badsteel betrachtet sie sehr genau. Dann schaut sie Gertie mit einem frechen Lächeln an.

Gertie gebärdet sich wie eine Furie. Miss Badsteel wird viele Tage lang nicht mehr lächeln können. In Einem sind sich die drei Mädchen einig. Sie halten die Schulvorsteherin mit ihrer eigenen Kleidung permanent unter Kontrolle. Wenn sie eingekleidet ist, hat sie es sehr schwer sich überhaupt bewegen zu können. Auf diese Art und Weise braucht sie nicht permanent beobachtet werden.
Der Tag fängt mit einem schwarzen Lederstrafkorsett an. Da sie natürlich kein eigenes Strafkorsett besitzt, muss sie eines der Schülerinnen benutzen. Gertie gibt ihr mit dem größten Vergnügen das eigene Strafkorsett. Giuliana hat ihr zwar gesagt dass es nicht passen wird, doch Gertie hat nur geantwortet: „So?“
Miss Badsteel wird also in das Strafkorsett geschnürt bis sie kaum noch atmen kann.
Sie kann sich weder hinsetzen, noch richtig gehen. Sie schafft nur ganz kurze Trippelschritte, denn das Strafkorsett reicht bis zu den Knien.
Eine Magd muss ihr dann in ihre speziellen Stiefel helfen. Jene unglaublich steilen Stiefel mit den sehr hohen Ansätzen und ganz kleiner Standfläche für die Zehen. Die Stiefel werden so eng wie möglich geschnürt.
Giuliana hatte immer angenommen, dass diese Stiefel nur dazu dienen es der Trägerin so unangenehm wie möglich zu machen. Überdies hat Netta einige Blusen gefunden, die Miss Badsteel bei wichtigen sommerlichen Angelegenheiten getragen haben muss.
Diese Blusen haben einen sehr hohen und steifen Kragen, der bis an die Ohren reicht. Mit Nadel und Faden, einer Schere und Kleber hat sie bei einer Bluse den Kragen noch enger und steifer gemacht. Eigentlich ist der Kragen steif wie ein Korsett.
Natürlich ist es nicht sehr leicht die enge Bluse schließen zu können, vor allen Dingen nicht am Kragen. Aber sobald alle Knöpfe geschlossen sind, ist die Wirkung sehr nützlich.
Miss Badsteel kann weder ihren Kopf bewegen, noch richtig schlucken. Wenn sie so gefesselt ist, ist es kaum noch wichtig was sie sonst noch trägt. Sie kann sich nur langsam bewegen und mit etwas Schwierigkeit leise sprechen. Sie bekommt nicht genug Luft um sich zu beschweren. Wegen ihrer engen und viel zu steilen Stiefel möchte sie sich andauernd hinsetzen, kann es aber nicht, da das lange und steife Korsett bis zu den Knien reicht. Sie kann ihr Leiden nicht einmal mit irgendeinem Mittelchen lindern, denn der enge Kragen verhindert ein ordentliches Schlucken.
Sobald sie sich in diesem Zustand befindet, braucht man sie nicht ständig überwachen, denn es gibt nichts, was sie dagegen tun kann. Es ist für die drei Mädchen sehr zufrieden stellend, die Schulleiterin in diesem Zustand alleine lassen zu können. Sie wissen dass die Frau trotz größter Anstrengung und mit höchster Konzentration eine ganze viertel Stunde brauchen würde um von einem Ende des Flures zum anderen zu gelangen.

*****

Eines Tages, es ist Alltag bei den Revolutionärinnen eingekehrt, findet Netta einen alarmierenden Brief vor. Sie beeilt sich, um die anderen beiden Verschwörer zu finden. Sie findet die beiden in einem Raum. Die Französisch- Lehrerin hängt an dem Schnürtrapez und trägt ein Strafkorsett. Außerdem ist sie geknebelt. Gertie führt einen wissenschaftlichen Versuch durch und Giuliana benutzt das frühere Taillenmaßregister als Notizheft.
Als Netta dazu stößt, sagt Gertie zu ihr: „Kannst du noch eine Minute warten, Netta? Ich führe gerade ein Experiment durch... 41,5 Zentimeter... Atmung wird schwächer.“ Sie zieht wieder an der Korsettschnur. „40,9 Zentimeter... die Brust hebt sich jetzt unregelmäßig.“ Ein weiterer Zug an der Korsettschnur, und Giuliana kritzelt beschäftigt das Ergebnis in ihr Heft. „40,3 Zentimeter... Subjekt kraftlos. 40 Zentimeter...“ Die Französisch- Lehrerin gibt einen leisen Seufzer von sich und hängt kraftlos an der Trapezstange. „Subjekt ohnmächtig. In Ordnung, Giuli, wir können sie jetzt hinunterlassen.“
Giuliana geht zur Wand und löst das Seil, welches über einer Deckenrolle die Trapezstange hält. Langsam lässt sie die Lehrerin nach unten gleiten. Dann werden ihre Handgelenke von der Querstange losgebunden. Netta hilft ihr, und zusammen legen sie die bewusstlose Lehrerin auf eine Ledercouch.
„Ich danke dir, Netta. Was wolltest du mich fragen?“
Netta antwortet nicht. Sie schaut nur auf die Lehrerin, welche mit Absicht bis zu dem Punkt geschnürt wurde, an dem sie ohnmächtig werden musste.
„Macht ihr das oft?“
„Jeden Tag, wenn ich Zeit dafür habe. Erinnere dich, sie haben mich gequält wie keine andere. Ich finde es sehr zufrieden stellend sie auf die gleiche Weise zu benutzen.“

Da Nettas Vater in seiner Bibliothek einige absolut unübliche Bücher verborgen hat, weiß sie mehr über die verschiedensten Möglichkeiten wie man sich ein Vergnügen verschaffen kann, als es üblich ist für ein Mädchen von ihrem Alter und gesellschaftlichen Herkunft.
„Weißt du, Gertie“, sagt sie zärtlich. „Es gibt da ein Wort für Menschen wie dich.“
„Was? Heldinnen? Freiheitskämpfer? Amerikaner?“
„Das ist es nicht was ich meine...“
Ein leises Stöhnen verrät ihnen dass die Französisch- Lehrerin wieder zu sich kommt.
„Das wurde auch Zeit“, schimpft Gertie. „Schon bei 40 Zentimeter ohnmächtig geworden! Das ist nicht akzeptabel! Weißt du“, sagt sie zu Netta, „dass es mir noch nicht gelungen ist Miss Badsteel ohnmächtig zu sehen? Nicht einmal mit dem engsten Strafkorsett habe ich es geschafft. Und ich habe mir verdammt viel Mühe gegeben. Aber eines Tages werde ich es schaffen. Ich werde es ihr heimzahlen...“
Netta starrt ziemlich schockiert auf die kraftlos liegende Lehrerin.
„Weißt du, Gertie, auch wenn du sie nicht leiden kannst, aber irgendwie erinnerst du mich an Miss Ba...“
„Halt! Sag das nicht! Wage es bloß nicht! Denke nicht einmal daran!“ Gertie erzittert und schließt ihre Augen. Sie konzentriert sich darauf wieder ruhiger zu werden. Dann sagt sie mit ruhiger Stimme: „Was wolltest du sagen, Netta?“
„Ach ja! Heute Morgen kam dieser Brief. Er ist von meinem Vater. Er will Miss Badsteel wegen einer ‚privaten Angelegenheit' sprechen. Er wird nächsten Donnerstag gegen elf Uhr eintreffen. Was sollen wir machen, ihm absagen?“
„Das wäre wohl das Beste... Kannst du Miss Badsteels Unterschrift nachmachen? Ich kann es jedenfalls nicht.“
„Nein, und ich denke Giuli kann es auch nicht.“
„Wir könnten das Treffen arrangieren“, wirft Giuliana ein, welche sich gerade um die Lehrerin kümmert. „Wir müssen nur dafür sorgen dass Miss Badsteel nichts verrät.“
„Wie?“, fragt Gertie. „Wir können ihr eine äußerst strenge Strafschnürung androhen, aber wie willst du verhindern dass sie nicht doch Nettas Pa was verrät? Wenn sie ihm was verraten hat, nützt es nichts sie hinterher dafür zu bestrafen.“
„Wir können sie davon abhalten ihm was zu verraten“, sagt Giuliana und lächelt wissentlich. Sie sieht sofort noch hübscher aus als sonst.
„Gut, aber wie?“
„Nicht jetzt, Gertie, nicht vor dem Feind.“ Sie nickt mit dem Kopf zu der Lehrerin. „Wir sollten sie erst Mal wegbringen, aber vorher müssen wir ihr Korsett verschließen.“

*****

„Miss Badsteel“, sagt Giuliana, „Nettas Vater will vorbeikommen und mit ihnen über die Fortschritte seiner Tochter zu reden. Sie sind jetzt ein artiges Mädchen und schreiben was wir ihnen diktieren, verstanden?“
Miss Badsteel sagt nichts.
„Es ist besser wenn sie sich fügen“, sagt Gertie. „Ich habe die Korsettschnur ihres Strafkorsetts in der Hand und werde sofort, wenn sie etwas Unartiges tun, daran ziehen... Etwa so wie jetzt... Ich denke, sie wissen wer das Sagen hat. Haben sie mich verstanden? Gut. Also, Giuli, sage uns zuerst was sie schreiben soll. Du kannst es ihr auch sofort diktieren.“
„Nein, nein, Gertie“, sagt Giuliana. „Ich kann nicht in Englisch diktieren. Miss Badsteel ist keine Italienerin. Außerdem würde es Nettas Vater stutzig machen wenn er von Miss Badsteel einen Brief bekommt der so geschrieben ist wie ich schreiben würde. Ich werde ihr sagen was zu schreiben ist, und sie muss einen Brief daraus machen.“
„Sehr gut, jedenfalls solange sie versteht was du von ihr verlangst. Könntest du etwas näher kommen? Danke. Und nun, Giuli, schieß los.“
„Also, ich würde sagen dass sie schreiben sollte: Sehr geehrter Vater von Netta, ich danke ihnen für ihre Erkundigung nach ihrer Tochter. Wenn sie über ihre Fortschritte reden wollen, freue ich mich sie hier am... Welchen Tag soll sie schreiben?“
„Wie schnell kann dein Vater vorbeikommen, Netta?“
„Er würde mindestens ein oder zwei Tage reisen müssen“, sagt Netta. „Das hängt davon ab, welches Transportmittel er benutzt.“
„Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte“, wirft Miss Badsteel ein.
„Dürfen sie nicht“, sagt Gertie und zieht kurz an der Korsettschnur. „Sie tun das, was wir ihnen sagen! Also, Giuli, ist ihr Tintenfass voll?“
„Nein, ich werde etwas Tinte nachfüllen.“ Giuliana greift nach dem Tintenfass. Doch sie verschüttet dabei absichtlich etwas Tinte auf der Tischplatte. Sie schaut Miss Badsteel trotzig an, doch diese ignoriert sie hochmutig.
„Da! Kommen sie her und machen sie den Schreibtisch... Hey, Gertie, sie kann sich ja nicht hinsetzen. Wie soll sie an dem Schreibtisch schreiben? Da fällt mir was ein. Kannst du mir diesen Stuhl reichen? Vielen Dank.“
Giuliana hebt einen kleinen runden Schemel, der in der Ecke steht hoch. Dabei muss sie selber gegen das steife Korsett ankämpfen. Sie stellt den höhenverstellbaren Schemel auf Miss Badsteels Schreibtisch. Netta dreht die runde Sitzfläche bis der Schemel die richtige Höhe hat. Dann legt sie ein Blatt Papier darauf.
„Ich werde ihre Schreibfeder für sie füllen müssen. Und jetzt tun sie was ihnen gesagt wird!“
„Ja“, sagt Gertie. „Sie haben gehört, was wir gesagt haben. Schreiben sie einen Brief an Nettas Vater und teilen sie ihm mit dass sie ihn am nächsten Mittwoch sehen können.“

Miss Badsteel beginnt zu schreiben: ‚Sehr geehrter Vater von Netta’... Sie stöhnt auf, als Gertie an der Korsettschnur zieht. Dabei kratzt sie mit der Schreibfeder quer über das Blatt.
„Um Himmels Willen, Frau, seien sie vorsichtig! Glauben sie wirklich, dass wir jene Vergangenheit jemals vergessen werden? Beginnen sie von vorne.“
Netta reicht ihr schweigend ein neues Blatt Papier.
Sie schreibt:

‚Sehr geehrter Herr Scuttle,
Ihr Schreiben vom 14. dieses Monats.
Vielen Dank für Ihren Brief. Seit Ihre Tochter und ihre unangenehmen jungen Freundinnen...’

„Aua!“
„Es geht noch enger“, sagt Gertie als sie die Korsettschnur sichert. „Reißen sie sich zusammen.“

Ein neues Blatt Papier:

‚Sehr geehrter Herr Scuttle,
Ihr Schreiben vom 14. dieses Monats.
Vielen Dank für Ihren Brief, in dem Sie um Auskunft über Nettas Fortschritt in der Schule bitten. Ich bedauere Sie informieren zu müssen...’

„Werden sie es niemals lernen?“, sagt Gertie und zieht wieder etwas an der Korsettschnur. „Wollen sie wirklich, dass ich sie diesmal bis zur Ohnmacht schnüren soll? Gib ihr ein neues Blatt Papier, Netta.“

‚Sehr geehrter Herr Scuttle,
Ihr Schreiben vom 14. dieses Monats.
Vielen Dank für Ihren Brief, in dem Sie um Auskunft über Nettas Fortschritt in der Schule bitten. Ich glaube, dass es geeigneter wäre, wenn Sie uns am nächsten Mittwoch besuchen würden, um dies mit mir persönlich zu besprechen. Obwohl Netta einen viel versprechenden Anfang gemacht hatte, war sie dennoch stets gegen das notwendige Korsetttraining um ihre Taille entsprechend eng und...’

„Auuu!“
„Das war ein weiterer Zentimeter“, sagt Gertie während sie wieder einen Knoten bindet. „Sie werden es jetzt richtig machen, oder?“
„Hier, ein neues Blatt Papier“, fügt Netta hinzu. „Versuchen sie etwas kooperativer zu sein. Sie wissen doch dass es uns ebenso schmerzt wie ihnen.“ Sie versucht keine Mine zu verziehen als sie das sagt und ist benahe erfolgreich. Aber als Giuliana kichert, müssen alle drei lachen. Miss Badsteel wartet derweil mit eisiger Mine. Schließlich hat sich Netta wieder beruhigt und reicht ihr die Schreibfeder.

Ein neuer Versuch:

‚Sehr geehrter Herr Scuttle,
Ihr Schreiben vom 14. dieses Monats.
Vielen Dank für Ihren Brief, in dem Sie um Auskunft über Nettas Fortschritt in der Schule bitten. Ich glaube, dass es geeigneter wäre, wenn Sie uns am nächsten Mittwoch besuchen würden, um dies mit mir persönlich zu besprechen. Netta machte einen aussichtsreichen Anfang. Obwohl nicht alles seitdem gut verlaufen ist, wird sie, wenn sie diszipliniert ihr Figurtraining weiterhin ausübt, Ihnen und der Schule eine Ehre machen. Ich freue mich auf Ihr Kommen, damit wir die beste Vorgehensweise Ihrer Tochter beraten können.’

„Bist du damit zufrieden, Netta?“, fragt Gertie. Schnell fügt sie hinzu: „Ihr Korsett ist fast geschlossen. Ich hätte ihr ein engeres Strafkorsett umlegen sollen.“
„Ich denke dass es nicht notwendig ist. Das Schreiben trifft ungefähr die Wahrheit und es steht nichts Schlechtes darin. Viel wichtiger ist das, was sie sagt wenn er hier ist. Giuli wird sich darum kümmern, nicht wahr Schatz?“
„Da stimme ich dir zu“, sagt Giuliana mit einem beunruhigenden Lächeln. „Keine Sorge, Miss Badsteel, ich werde mich vergewissern dass sie sich richtig benehmen, wenn der Herr sie besuchen kommt. Unterschreiben sie jetzt bitte den Brief.“

Miss Badsteel schnauft und nimmt wieder die Schreibfeder in die Hand.

‚Mit freundlichen Grüßen, Corinna Badsteel, Schulvorsteherin und Geschäftsführerin der Accademia della Vespa.
P.S. Ich bitte um Entschuldigung für meine schlechte Handschrift, aber ich befürchte dass mein Korsett an diesem Morgen zu eng geschnürt wurde.’

„Was?“, sagt Gertie und wendet sich der Korsettschnur zu.
„Nein, nein!“, ruft Netta und klopft auf Gerties Hände. „Lass es sein! Der Brief wird ihm gefallen.“

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