Latexdame Jannette 'historische' Korsettgeschichten

Lady Patricias Welt

von Julie Prue.

Alle Rechte und weitere Nutzung beim Autor.

Übersetzung: Jannette

Kapitel Fünf

Ein Korsett- Komplott

Das Haus der Quise in der Nähe von St. James war schon lange nicht mehr benutzt worden. Godfrey und Patricia besaßen drei Häuser mitten im West End. Es machte keinen Sinn alle drei zu benutzen, wenn eines vollkommen ausreichend war. Die Familie benutzte das de la Coudière- Haus, welches neben dem Hyde Park lag. Sie besaßen allerdings auch das schon erwähnte Haus der Quise und das Haus der Scruttle. Letzteres befand sich in der Nähe vom Belgrave Square.
Es war Godfreys Idee gewesen, jedenfalls glaubte er es, Corinna in eines der unbenutzten Häuser wohnen zu lassen. Dort könnte sie in einer wirklich luxuriösen Wohnung leben. Und dort empfing man Lady Susannah Hempbracke, welche sie sofort für einen Komplott gegen Patricia gewinnen konnte...

„Ich bitte Verzeihung, doch was genau ist die Quelle ihrer Feindseligkeit gegen Patricia?“
Susannahs Gesicht schien vor Hass überzukochen. Es schien fast, als ob die reine Erwähnung des Namens ‚Patricia’ die Frau wütend machte. Allerdings explodierte sie nicht vor Zorn. Sie begann mit beherrschter Stimme den Grund für ihren Zorn gegenüber Patricia zu erklären.
„Ich war das zweite Kind und die erste Tochter von Lord und Lady Gadlyng. Mein Vater war ein wohlhabender Mann als auch ein Baron, und man erzog mich entsprechend. Ich war ein hübsches junges Mädchen mit schönem Haar und feinem Teint. Sicherlich gab es Damen mit schmaleren Taillen, aber meine Taille von 45 Zentimeter war wirklich hübsch.“

Godfrey betrachtete Susannahs Taille genauer. Offensichtlich hatte die Zeit die gleiche Wirkung gehabt wie bei fast allen Taillen. Er schätzte ihren gegenwärtigen Taillenumfang auf ungefähr 52 bis 54 Zentimeter. Für sich betrachtet sah ihre Taille immer noch recht hübsch aus. Allerdings waren die Taillen von Corrina und Patricia immer noch viel schmaler. Godfrey überlegte und kam zu dem Schluss, dass die Taillen seiner beiden Geliebten immer noch schmaler waren als die Taille von Susannah, als sie zwanzig Jahr jünger war. Er erwähnte dies aber nicht, da er die Dame weder beleidigen noch nicht unterbrechen wollte.

„Ich wurde im gleichen Jahr in die Gesellschaft eingeführt wie sie. Sie gab lange nicht so viele Bälle wie die anderen Mädchen unseres Alters und nahm auch nur an wenigen gesellschaftlichen Aktivitäten teil. Trotzdem war sie viel bekannter als der Rest. Ihr Erscheinen auf dem ersten Ball breitete sich wie ein Lauffeuer aus. Auf jedem Ball redete man nur über sie. Sie war das Gesprächsthema schlechthin. Bei jedem Abendessen wurde über sie geredet. Bei jedem Frühstück gab es nur ein Thema: Sie!! Andauernd hörte ich: ‚Haben sie von Lady Patricia Quise gehört? Sie hat eine der prächtigsten Taillen der Jahreszeit und dass, obwohl sie sich erst seit einem Jahr in ein Korsett schnürt!’ Patricia hatte nicht die übliche jahrelange Vorbereitung erleiden müssen, und dennoch hatte sie uns alle übertrumpft.“

Corinna schaute Susannah an. In ihrem Gesicht lag der Ausdruck des Bedauerns. Schließlich hatte sie eine ähnlich traurige Erfahrung machen müssen. Ihre harten Vorbereitungen für eine Einführung in die höhere Gesellschaft waren ebenfalls gescheitert. Aber immerhin hatte Susannah einen Ehemann bekommen. Corinna musste eine Gouvernante werden, ein unschöner Weg, der sie dahin führte, wo sie sich gegenwärtig befand. Bestenfalls konnte man sie als Godfreys Mätresse bezeichnen. Doch sie hoffte, dass sie schon bald den Ort ihrer wahren Bestimmung einnehmen würde.

Susannah fuhr mit ihrer Erzählung fort. Sie hatte zwar bemerkt dass ihre Zuhörer abgelenkt zu sein schienen, aber sie tat so als wenn sie es nicht bemerkt hatte. „Patricia war sicherlich nicht das schönste Mädchen jenes Jahrgangs. Oh, sie war schon hübsch. Wenn man von mir absah, gab es aber noch andere Mädchen, die hübscher als sie waren. Es war ihre Taille. Ich könnte schwören dass sie eine Taille wie ein Kopfkissen gehabt haben muss. Ihr muss es sehr leicht gefallen sein sich so eng schnüren zu können. Man kann nicht in solch kurzer Zeit den Taillenumfang von 60 Zentimeter bis auf 37 Zentimeter herunter schnüren.“

Godfrey dachte an den Abend, als er das erste Mal Patricia gesehen hatte. Sie hatte so hübsch ausgesehen. Ihre Taille war so unglaublich schmal gewesen. Sie war so elegant, so charmant.

Susannah legte unbewusst ihre linke Hand auf die Taille. Vielleicht war ihr wieder in den Sinn gekommen wie schlecht ihre Taille gegenüber Patricias Taille aussah. „Sie hat damals eine derartige Wirkung erzielt, die bis heute noch anhält. Alle reden immer noch voller Bewunderung über sie. Patricia soll die Schönste sein, was nicht stimmt. Patricia hat die schmalste Taille, was ebenfalls nicht stimmt. Doch sie hatte es geschafft beide Merkmale in einer Person zu vereinigen. Jene Frauen, die schmalere Taillen als sie hatten, waren nicht schöner als sie. Und jene Frauen, die schöner als sie waren, hatten keine schmalere Taille.“

Corinna unterbrach Susannahs grollenden Vortrag, denn ihr kamen Zweifel auf. „Verzeihen sie, aber warum hegen sie solch einen Groll gegen sie, wo sie doch dafür gar nichts kann. Ich verstehe nicht den Grund für ihre Gefühle.“
„Sie werden es gleich verstehen.“
„Pardon?“
„Ich will sagen, dass es mehr war als das was ich bisher gesagt habe. Ihre Eitelkeit an sich, ärgert mich nicht. Was mich vielmehr ärgert, ist dass sie mit ihrer Eitelkeit mein Leben beeinflusst hat. Mein Ehemann war eine lange Zeit von ihr verzaubert gewesen. Als er das erste Mal mit ihr getanzt hatte, war er wie verändert gewesen. Er war plötzlich etwas abweisend mir gegenüber gewesen. Dann hörte ich eines Tages wie er zu einem Freund sagte: ‚Susannah hat ganz gewiss eine angenehme Taille, aber sie ist nicht wie die der Lady Quise.’ Das sagte alles! Seit jenem Tag hatte ich mir gewünscht eine Möglichkeit zu finden um Patricia zu zeigen wie das Leben ist, wenn einem nicht alles in den Schoß fällt.“

In jenem Moment erhielt die konspirative Truppe ein drittes Mitglied.

Kapitel Sechs

Die Dinner- Party

Seit jener konspirativen Versammlung war einige Zeit ins Land gegangen. Jener Abend war schon fast vergessen, als bei den Hempbrackes eine Einladung von Godfrey Scruttle und Lady Patricia eintraf. Eine Einladung für einen vergnüglichen Abend. Es war eine wirklich besondere Einladung gewesen, da dies zwischen diesen beiden Familien normalerweise nicht vorkam. In gewisser Hinsicht war jedoch für einige Personen das Abendessen höchst willkommen gewesen. Susannah hatte die Einladung freudig entgegen genommen, da dies eine von Godfreys wenigen Aufgaben für den Plan der drei Verschwörer war. Marmaduke war ebenfalls angenehm erstaunt. Wegen der irrationalen Abneigung seiner Ehefrau gegenüber Lady Patricia hatte er für eine sehr lange Zeit nichts mehr über Patricia erfahren. Herr Scruttle, dessen elterliche Familie stets am Rande der höheren Gesellschaft gestanden hatte, profitierte damals sehr stark von der Heirat mit Lady Patricia. Die Vereinigung beider Blutlinien hatte die Familie Scruttle schlagartig in die höhere Gesellschaft eingeführt. So kam es, dass Hempbrackes den Abend kaum erwarten konnten.

Marmaduke Hempbracke war ein stabiler Mann. Er war um einiges größer als Godfrey. Es war aber nicht so sehr die Höhe, um die er Patricias Ehemann übertraf. Er hatte auch einen breiten Rücken sowie breite Schultern und seine Erscheinung strahlte große Männlichkeit aus, was Godfrey einfach fehlte. Es war jedoch mehr als nur sein muskulöser Körper, was Patricias Herz so stark pochen ließ. Sie befürchtete sogar dass die Korsettschnur ihre Korsetts wegen ihrer hastigen Atmung jeden Moment reißen könnte. Sein Gesicht! Sein Gesicht sah in ihren Augen unheimlich schön aus. Er hatte warme braune Augen, welche bis tief in ihre eigene Seele zu schauen schienen. Marmaduke war so früh wie möglich erscheinen. Er wollte die Chance nutzen Patricia ausgiebig betrachten zu können. Und als er ihres Anblicks gewahr wurde, war er mit Ehrfurcht erfüllt. Lady Patricia trug ein herrliches Kleid aus blaugrünem und mit schwarzem Besatz geschmücktes Satinkleid. Das Kleid glich den Wellen des Ozeans. Von der Büste schlängelten sich Spitzenrüschen mit filigranen Mustern nach unten. Ihr Dekolletee wurde von herrlichen Schulterträgern eingerahmt. Die Schultern lagen jedoch unter kurzen Puffärmeln verborgen, welche aus Satinrüschen bestanden. Das Rockteil glich einem Godet- Rock, welcher ab den Knien weiter wurde und viele sanft schwingende Falten hatte. Ihr Haar war frei von Ornamenten und war stattdessen zu einer kunstvollen Frisur nach oben gesteckt. Ihr Fächer aus schwarzer Spitze offenbarte ein kunstvoll gesticktes Blumenmuster.

Marmaduke bemerkte, dass die anderen Gäste innerhalb einer kurzen Zeitspanne eintrafen. Anwesend waren Graf Aloysius Cronel und Lady Stephanie, Persönlichkeiten aus den höchsten Kreisen der Gesellschaft. Der Graf war ein naher Freund der Familie Scruttle, ganz besonders Patricias Vertrauter. Die Vertrautheit der beiden Familien war sogar noch stärker, als all die anderen Anwesenden ahnen konnten. Außerdem traf Frau Böttcher ein, eine hübsche Witwe, allerdings nicht sehr reich. Sie war froh, dass sie eine Einladung der Familie empfangen hatte. Außerdem trafen Baron Rayner Melusine und seine Ehefrau Gertrude ein. Der Baron war ein junger Mann, Mitte zwanzig. Sein Vater war unerwartet verschieden und hatte sein Anwesen in die Hände seines Stammhalters gelegt, welcher erst vor kurzem das hübsche amerikanische Mädchen geheiratet hatte, welche nun seine Ehefrau war. Viele weitere Gäste waren erschienen, so dass Marmadukes seine Aufmerksamkeit nicht mehr nur allein auf Patricia richten konnte.

Marmaduke, welcher einer der ersten Gäste dieses Abends war, beobachtete wie Godfrey in einem Nebenraum mit Lady Stephanie sprach. Er bekam den Eindruck, dass die beiden Personen sich näher kennen mussten. Ihr Ehemann, der Graf, stand etwas Abseits und beobachtete Godfrey, dessen Augen Stephanies Taille zu verschlingen drohten. Während Godfrey sehr viel sprach, blieb Lady Stephanie relativ wortkarg. Godfrey hatte jedoch nicht das Gespür dies zu bemerken.

Schließlich wurden die Damen und Herren in das Speisezimmer geführt. Aloysius und Lady Stephanie wurden nebeneinander platziert. Ihnen gegenüber saßen Marmaduke und Susannah, direkt daneben saß Frau Böttcher. Die weniger bedeutenden Gäste wurden weiter außen platziert. Marmaduke sprach kein Wort mit den neben ihm platzierten Damen, welche wahrlich schmale Taillen hatten. Stattdessen bemühte er sich seine Augen so oft wie möglich auf Lady Patricia zu richten. Es wurde bei Tisch viel gesprochen, doch er bekam nichts davon mit. Er vernahm kaum Susannahs Stimme. Godfrey jedoch versuchte seine Rolle viel zu gut zu spielen, da er Marmadukes ablenken sollte. Er spielte sein Spiel sehr gut, und es sah so aus, als ob er ganz normal mit seinem Tischnachbarn reden würde.

Godfrey redete permanent während des Abendessens. Manchmal schaute er zu Susannah hinüber, welche nicht sehr viel sagte. Außerdem schien sie sofort nervös zu werden, wenn er sie ansah. Es war aber nicht zu vermeiden, sie anzusehen. Sie trug ein Abendkleid aus dunkelblauem Samt mit silbern bestickten Brokatkragen. Das Oberteil war aus hellblauem Satin gefertigt und lag ganz eng an. Ihr Fächer sowie die Handschuhe waren dazu in der passenden Farbe gehalten. Ihre zarte Taille verführte so manchen Mann. Man konnte nicht widerstehen ihre verführerische Form zu bewundern.

Schließlich war das Hauptmahl beendet. Besteckt und Teller wurden entfernt, damit Dessert und Champagner gereicht werden konnte. Nachdem das Dessert beendet war, zogen sich die Damen zum Wohnzimmer zurück. Ihre Röcke rauschten ziemlich laut, als sie das Treppenhaus bestiegen. Die Damen fanden sich im großen Wohnzimmer bei Kaffee oder Tee wieder zusammen. Währenddessen gingen die Herren in den Rauchsalon. Die Trennung der Geschlechter dauerte ungefähr eine knappe Stunde. Schließlich gesellten sich die Männer wieder zu ihren Frauen, um dort einige alkoholische Getränke zu genießen.

Godfrey hatte allerdings noch eine Aufgabe zu bewältigen. Er sollte einer Person den Zutritt zu dem Herrenhaus gewähren, welcher den Rufnahmen ‚Panzerknacker- Jack’ trug. Diese Person war angeblich ein Fachmann, was das Öffnen von Schlössern betraf. Dieser ‚Jack’ sollte Patricias Safe öffnen, so dass Godfrey an alle Papiere herankommen konnte, um sie Corinna übergeben zu können. Sie sollte die geheime Buchhaltung entschlüsseln, damit beide an das Familienvermögen herankommen könnten.

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