Ich riss die Zügel von dem Ast, an dem ich den Wallach festgebunden hatte,
und ritt im wilden Galopp los. Das war ein großer Fehler. Rasch zügelte ich das
Pferd und ließ es langsamer traben. Währenddessen keuchte ich, da die Zapfen in
mir einen weiteren Orgasmus hervorgerufen hatten. Langsam entspannte ich mich
wieder. Ich fluchte, da der enge Humpelrock es nicht zuließ richtig auf dem
Sattel zu sitzen.
Immerhin konnte ich trotz meiner steifen Kleidung einigermaßen reiten, und das
weiße Kleid verdeckte die unkonventionelle Gummikleidung. Mir wurde langsam
klar, dass ich meine eigenen Stiefel, mein Korsett, eigentlich meine gesamte
Kleidung, zurückgelassen hatte.
Natürlich kam es mir nicht in den Sinn wegen dieser Sachen umzukehren. Ich
entspannte mich bei dem gleichmäßigen Rhythmus, den das Pferd vorgab, und ließ
den Tag vor meinen geistigen Augen vorbei gleiten.
Als ich über ein Viertel des Weges zurückgelegt hatte, stieß mein Knie gegen
etwas. Ich dachte, es wäre ein Stück von einem Zweig, und löste es vom Sattel.
Als ich es mir genauer anschaute, stieß ich einen Schrei aus. Wieder fühlte ich,
wie mein Herz heftig klopfte. Ich hielt in der Hand eine schwarzweiße
Kameehalskette Sie war sehr schön verarbeitet, und war mit einer roten
Satinschnur am Sattelknauf festgebunden gewesen. Das Design ähnelte einem
Frauengesicht, umgeben von einem Oval aus einer zarten Kette. Dass ich es finden
sollte, da es am Sattel festgebunden war, war schon für sich gesehen kaum zu
glauben. Aber das Gesicht war einfach unmöglich. Das Gesicht auf dem Amulett war
unbestreitbar mein eigenes.
Ich starrte es entsetzt an, als ob ich ein besonders ekelhaftes Insekt in meiner
Hand halten würde. Schließlich fiel es mir doch aus der Hand. Dennoch war ich
froh darüber, dass es am Sattelknauf festgebunden war, und ich nicht meinem
anfänglichen Instinkt gefolgt war. Denn ich wollte es eigentlich weit wegwerfen.
Was... Wie... Wie war es dorthin gekommen, wenn nicht... Mein klarer Verstand
weigerte sich die einzige Möglichkeit zu akzeptieren. Aber was für eine andere
Erklärung sollte es geben? Ich war, ohne es zu wissen, mit den Geistern von
Hargreave Manor in Kontakt getreten.
Ich gab das Pferd am Stall ab und entschuldigte mich bei einem kräftigen
jungen Mann für meine Verspätung. Ich sagte ihm, dass ich zu weit geritten sei
und aus Unkenntnis über die Gegend mich zu spät auf dem Heimweg gemacht hätte.
Obwohl der junge Mann bereits geschlafen hatte, glaubte er mir meine
Entschuldigungen und lächelt sogar. Ich denke, dass er gerne mit mir ausgeritten
wäre. Er war ein attraktiver Bursche, und wäre er ein paar Jahre älter gewesen,
ich hätte sehr wahrscheinlich seine Träume erfüllt.
Falls er die Veränderung meiner Kleidung bemerkt haben sollte, so gab er
jedenfalls keine Bemerkung von sich.
Ich nahm das Amulett vom Sattel ab und hängte es um meinen Hals. Auch wenn es
ein Geschenk von einem Gespenst sein könnte, war es trotzdem ein Geschenk. Und
da ich mich ein wenig beruhigt hatte, beschloss ich dass es von einem geheimen
Verehrer sein müsste.
Ich musste mich ein paar Minuten lang mit Frau Robson unterhalten um sie zu beruhigen. Sie wollte wissen wie mein Ausritt gewesen war. Ich sagte ihr, dass ich gegen Mittag zurückgekommen war und mich umgezogen hatte. Gespielt erstaunt fragte ich, ob sie mich denn nicht gesehen hätte. Sie schaute mich skeptisch an, sagte aber nichts dazu. Trotzdem wollte sie wissen, warum ich so spät zurückgekommen war. Ich gab ihr die gleiche ‚Entschuldigung’, die ich dem kräftigen Burschen gegeben hatte. Frau Robson war beruhigt und ich konnte mich in meinen sicheren Raum zurückzuziehen. Als ich mich umdrehen wollte, entdeckte Frau Robson meine ungewöhnlichen Handschuhe. Ich hoffte inbrünstig, dass sie der Meinung wäre, die Handschuhe wären aus Lackleder gefertigt.
Endlich war ich in meinem kleinen Gästezimmer. Ich zog mir das weiße Kleid
aus und stellte mich frustriert neben das Bett. Ich war gezwungen diese schönen
Sachen zu zerstören, um aus ihnen herauszukommen. Ich wollte sie nicht
zerschneiden, aber ich wollte auch nicht noch länger darin verbringen. Ich
musste mir auch eingestehen, dass die Gefühle, welche die neue Kleidung auf mich
ausübte, mich ein wenig erschraken. Außerdem machte ich mir Sorgen, weil ich die
Kleidung nicht mehr auf normalem Wege ausziehen konnte.
Ich war genauso erfreut die Sachen auszuziehen, wie am Anfang, als ich sie
getragen hatte. Schließlich hatte sich eine große Menge Schweiß darunter
angesammelt. Außerdem schwappte der Beweis meiner leidenschaftlichen
Anstrengungen im Schritt. Ich setzte zu einem letzten Versuch an. Ich zerrte am
Bund des Humpelrocks, und zu meiner Überraschung gab er nach. Der Rock war
wieder so elastisch wie zuvor. Ich drehte mich um und schaute über die Schulter
in den Spiegel. Tatsächlich! Dort hing die Korsettschnur! Ich konnte also das
Korsett ganz normal öffnen.
Natürlich wollte ich sofort die Gelegenheit nutzen und die Sachen so schnell wie
möglich ausziehen. Aber ich war verflucht neugierig. Ich wollte mehr über jene
Kleidung in Erfahrung bringen. Ich fragte mich, wie es zu jener Veränderung
gekommen war. Was hatte das verursacht? Da musste ein Sinn und Zweck dahinter
stehen. Das konnte kein Zufall sein. Warum hatte ich die Gewänder in jenem
Schlafzimmer in Hargreave Manor anlegen ‚dürfen’, und warum waren sie später auf
meinem Körper ‚gesichert’? Und warum konnte ich sie in der Pension wieder
ausziehen? Das Einzige, was sich seit Entdeckung meiner Zwangslage geändert
hatte war...
Ich starrte auf mein Ebenbild des Amulettes.
Ganz langsam nahm ich die Kette von meinem Hals und legte sie auf die
Frisierkommode. Sobald das Amulett meinen Hals verließ, konnte ich etwas auf
meinem Rücken FÜHLEN! Außerdem bemerkte ich eine leichte Veränderung am Kragen
des Anzugs, sowie am Bund des Humpelrocks. Ich schaute wieder über die Schulter
in den Spiegel, und konnte nicht mehr die Korsettschnur sehen.
Dann nahm ich das Amulett in die Hand, schaute in den Spiegel, und legte es mir
um. Als das Amulett meinen Hals berührte, erschien wieder die Korsettschnur. Ich
wiederholte den Vorgang. Der Anblick faszinierte und verstörte mich
gleichermaßen.
War es Magie, oder ein neues Wunder der Wissenschaft? Es war offensichtlich,
dass ich es nicht alleine herausfinden würde. Und es war ebenso offensichtlich,
dass jemand (oder etwas) wusste dass ich in dem Anwesen gewesen war. Vielleicht
hat man mich auch beobachten lassen, während ich dort war. Dennoch schienen
diese Person oder Personen meine geheimen Vorlieben gewusst zu haben, sonst
hätten sie mir nicht dieses Amulett zukommen lassen. Das Ganze war mir ein
Rätsel, und ich wusste dass ich die Antwort nur an einem Ort finden würde.
Aber ich hatte die Grenzen meiner analytischen Fähigkeiten erreicht. Ich war
erschöpft und müde. Ich brauchte dringend einen erholsamen Schlaf. Und der oder
die mir unbekannten Wohltäter hatten bestimmt nichts dagegen, wenn ich während
des Schlafs das Kostüm ablegte. Nur sehr ungern zog ich die perversen
Kleidungsstücke aus. Dabei entstand allerdings ein erheblicher Lärm. Es
raschelte und quiekste ziemlich laut, sodass ich befürchtete, Frau Robson könnte
jeden Moment bei mir auftauchen.
Ich legte eine kurze Pause ein, und rang nach Atem, denn es war sehr anstrengend
gewesen, den Humpelrock und die Stiefel auszuziehen. Da Frau Robson anscheinend
nichts gehört hatte, schnürte ich das Korsett auf und kämpfte mich aus dem Anzug
hinaus.
Das Entfernen der Unterhose führte zu einer neuen heftigen Erregung, und für ein
Moment erwog ich die Hose nicht auszuziehen, obwohl sie heftig tropfte.
Gleitmittel, Schweiß und andere Flüssigkeiten kamen zum Vorschein.
Doch ich hängte das Amulett an den Frisierspiegel und dann begab ich mich daran
die Sachen ausgiebig, aber leise, zu waschen. Anschließend hängte ich alles zum
trocknen auf einen Wäscheständer. Müde und zufrieden legte ich mich ins Bett.
Ich war so erschöpft, dass ich sofort tief und fest einschlief. Falls ich in
jener Nacht etwas geträumt hatte, so konnte ich mich nicht daran erinnern.
Am nächsten Morgen: Selbst wenn ich meine Erlebnisse vom Vortag als einen
angenehmen Traum abgetan hätte, konnte ich nicht den süßlichen angenehmen Duft
ignorieren, der schwer in dem Zimmer hing. Ich schaute zum Spiegel und sah die
unleugbare Anwesenheit des Amulettes.
Ich lag noch lange wach im Bett herum und hörte dem Zwitschern der Vögel zu. Ich
musste nachdenken. Es war offensichtlich, dass jemand in dem geheimen Anwesen
wohnte. Weiterhin war es klar, dass diese Person ebenso pervers war wie ich, und
sich daran erfreute gelegentliche Besucher zu erschrecken oder zu verwirren.
Ein Rätsel war aber noch zu lösen. Wie konnte man mein Antlitz innerhalb weniger
Stunden so perfekt schnitzen? Vielleicht war es aber auch nur für jemanden
gemacht worden, die mir ähnlich sah, und es war reiner Zufall. Vielleicht war
ich für die ‚Behandlung’ auserwählt worden, weil ich einer verlorenen Geliebten
ähnlich war.
Dieser traurige Gedanke erschrak mich. Immerhin war ich nicht misshandelt
worden.
Es gab so viele Möglichkeiten.
Trotz meines Herumgrübelns konnte ich nicht die vage Ahnung vertreiben, dass ich
irgendwie prädestiniert dafür war diesen Ort gefunden zu haben. Wie erklärten
sich Kleidungsstücke, die mir so gut passten? Da existierte seit Jahren ein
Haus, das nur in meinen geheimsten Fantasien vorkam. Und zu allem Überfluss gab
es dort Dinge, die mich erregten, obwohl ich mir noch nie Gedanken darüber
gemacht hatte. Nach all den Jahren hatte ich herausgefunden, dass ich nicht
alleine war mit meinem seltsamen Verlangen. Aber als ich endlich mein Paradies
fand, meinen heiligen Gral, musste ich feststellen, dass es seit langem
verlassen worden war.
War dem wirklich so? Wäre eine Person überhaupt in der Lage all jene
rätselhaften Zufälle und Ereignisse zu bewerkstelligen, die mir in jenem
Herrenhaus zugestoßen sind? Waren dort vielleicht mehrere Gleichgesinnte
Personen anwesend gewesen, die sich vor mir auf irgendeine Art und Weise
versteckt gehalten hatten? Und was waren das für ‚magische’, oder gar mystische
Kleidungsstücke, die ich mitgenommen hatte? Ich hatte nichts außer Fragen, und
die einzige Möglichkeit Antworten zu bekommen war die, nach Hargreave Manor
zurückzukehren. Ich war mir aber überhaupt nicht sicher, ob schon bereit dafür
war.
Ich beschloss zunächst einmal abzuwarten, mich zu entspannen und Land und Leute
kennen zu lernen, bevor ich weiterforschen wollte. Schließlich galt es die
Konsequenzen genau abzuwägen. Ich ahnte, dass eine Rückkehr zu dem Anwesen eine
bedeutende Entscheidung war, vielleicht sogar ein entscheidender Wendepunkt
meines Lebens. Ich wollte vollkommen sicher sein, dass meine Entscheidung die
richtige war. Mein Körper hatte sich allerdings schon entschieden.
So ging ich in der kleinen Stadt spazieren, oder besuchte meinen neuen
Freund, den Schuster. Ich besuchte auch die Bibliothek, sowie einige reizende
und malerische Geschäfte, um ein paar Kuriositäten und Andenken zu kaufen. So
lernte ich in den folgenden Tagen die Stadt kennen.
Mehrmals nahm ich einen Picknickkorb und wanderte in die umher liegenden Felder
und Wiesen. Die ländliche Gegend war wirklich sehr schön.
Ich muss das hier erwähnen, obwohl es keinen Einfluss auf meine Geschichte hat.
Es gab Dutzende von kleinen Tälern und Wiesen um Harrowgate herum, sowie kleine
Wäldchen. Die Natur war übersäht mit wohlriechenden Wildblumen. Die Insekten
schwirrten von Blume zu Blume. Es war fast übernatürlich schön. Selbst wenn sich
Hargreave Manor als Schabernack herausstellen sollte, war es wert gewesen diese
Gegend kennen gelernt zu haben. Oft verbrachte ich die sonnigen Tage mit einer
Flasche Wein und verschiedenen Büchern in der freien Natur. Die weite Reise über
dem Atlantik hatte sich gelohnt.
Auf dem Weg zur Pension kam ich beim Schuster vorbei und betrat das Geschäft.
Ich hoffte, dass meine Bestellung fertig wäre. Er hatte zugesagt, dass es nur
zwei Tage brauchen würde, sobald das Leder einträfe. Aber die Lieferung hatte
sich verzögert.
Als ich das Geschäft betrat, winkte er mir zu und verschwand im hinteren Teil
des Ladens.
Schließlich kam er wieder zurück und legte stolz ein Paar Stiefel auf die
Ladentheke.
„Sie sind wunderschön!“, rief ich. Ich tat es voller Überzeugung und
Leidenschaft.
Der Mann war mehr als nur Handwerker. Er war ein Künstler. Wir tauschten nur
wenige Worte aus, während er mir zeigte wie die Stiefel geschnürt werden
mussten. Das erinnerte mich daran, wie man ein Korsett schnürte. Wir hatten
keinen Bedarf an Wörtern. Uns verband ein Gefühl der Verehrung, da wir ein
geheimes Laster teilten. Wir waren Anhänger des gleichen Fetisches, jeder mit
seinem eigenen Standpunkt. Ich gebe zu, dass ich mich ein wenig herrisch gab,
als er zu meinen Füßen hockte. Die Höhe der erstaunlichen Absätze, sowie der
perfekte Sitz der Stiefel gaben mir das Gefühl von Macht und Überlegenheit. Die
Stiefel saßen wirklich gut und waren sehr eng. So wie ich es versprochen hatte,
trug ich sie an meinen Füßen, als ich das Geschäft verließ. Das andere Paar lag
in einer Schachtel, die ich unter meinem Arm klemmte.
Falls Frau Robson irgendetwas Ungewöhnliches an meiner Gehweise bemerkt haben sollte, so hatte sie es für sich behalten. Ich glaube, dass ich meine Entscheidung an jenem Tag getroffen, und das Unvermeidliche nur hinaus gezögert hatte.
Nachdem ich ungefähr vier oder fünf Tage mit jenen Stiefeln herumgelaufen
war, fühlte ich tief in mir eine innere Unruhe. Etwas in mir, was bis dahin noch
geschlummert hatte, forderte nun mich dem Mysterium hinzugeben, welches ich bis
dahin versucht hatte zu leugnen. Ich wusste, dass es an der Zeit war zu jenem
beunruhigenden Haus zurückzukehren. Egal ob ich mit meinen persönlichen Dämonen
konfrontiert werden würde, oder die Erfüllung meiner Träume erleben dürfte.
So geschah es, dass ich einen weiteren Ausflug in die Natur abbrach und zur
Stadt zurückkehrte. Ich begab mich daran alles für eine viel wichtigere Reise
vorzubereiten. Als ich die Pension betrat, blieb ich im Gemeinschaftsraum des
Hauses stehen, wo ich mich mit Frau Robson unterhielt. Ich teilte ihr mit, dass
ich die Stadt am nächsten Tag verlassen wollte, da ich eine Art Weltreise machen
würde. Dann bat ich sie, für den Fall dass jemand nach mir fragen würde, keine
Auskunft zu geben. Um sie darin zu bestärken, gab ich ihr zu der fälligen Miete
noch einen schönen Bonus.
Sie schien ein wenig betrübt zu sein, und ich hatte den Eindruck, dass sie mich
durchschaut und von meiner Entscheidung abbringen wollte. Doch sie schwieg.
Ich ging auf mein Zimmer. Ich war mir sicher, dass sie niemand von mir erzählen
würde. So packte ich meine Sachen und sorgte dafür, dass sie nach Newcastle
geschickt wurden, denn ich hatte diversen Leuten erzählt, dass dies mein
nächstes Reiseziel wäre. Das stimmte auch irgendwie, denn ich wollte dorthin
reisen, nachdem ich meine Erforschung von Hargreave Manor beendet hatte.
Doch aus irgendeinem Grund hatte ich eine Ahnung, dass sich meine Reisepläne
drastisch ändern könnten, nachdem ich das Anwesen erneut aufgesucht hätte.
Vielleicht sollte sich sogar mein ganzes Leben verändern.
Ich wusste es nicht.
An jenem Abend legte ich mich zum letzten Mal ins Bett, wie ich es immer getan
hatte.
Mitten in der Nacht wurde ich wach. Ich hatte verrückte erotische Träume mit
ebenso verrückter Kleidung gehabt. Ich wusste nicht wie spät es war, da es keine
Uhr in dem Zimmer gab. Das ruhelose Gefühl war zurückgekommen, und ich wusste
dass ich keinen Schlaf mehr finden würde. Während ich im Bett lag, überlegte
ich, was ich für meine Rückkehr zu dem Haus anziehen sollte.
Ich war felsenfest davon überzeugt, dass es dort ETWAS gab. Noch
wahrscheinlicher würde dort sogar eine Person leben. Was auch immer dort vor
sich ging, und wenn es noch so rätselhaft und beunruhigend sein sollte: Es war
sehr, sehr erregend. Und ich wollte ein Teil davon, oder von ihm, sein. So kam
ich zu dem Ergebnis, dass ich mit der Gummikleidung auf dem Anwesen willkommen
wäre. Jene Kleidung schien mir geeignet zu sein. Ich wollte die Kleidung nicht
zurück geben, sondern bei meiner Rückkehr tragen. Dieser Gedankengang führte
mich unweigerlich zu dem Amulett. Wie funktionierte es? Ich wollte es nicht mit
dem begriff ‚Magie’ abtun. Aber ich kannte auch keine Wissenschaft oder Technik,
die das eigentlich unmögliche Verhalten der Kleidung Gewänder erklären konnte.
Darin kannte ich mich nicht aus. Im Gegensatz zu meinen vielen weiblichen
Bekannten in den Vereinigten Staaten war ich belesen, und hatte mich in diversen
wissenschaftlichen Themen eingearbeitet.
Ich stand auf und ging zur Frisierkommode hinüber. Das Amulett hing immer noch
so, wie ich es dort aufgehängt hatte. Der Mond schien darauf. Ich nahm es in
meine Hand und schaute es mir in dem Dämmerlicht genauer an. Das Abbild war ein
Spiegelbild von meinem Gesicht. Die Ähnlichkeit war verblüffend! Dann
betrachtete ich die Kleidungsstücke, und ein fast greifbares Gefühl von
Sehnsucht und Verlangen kam über mich. Gute Güte! Hatte ich mich denn nicht
letzte Woche schon genug befriedigt? Ich gierte förmlich nach diesen Gewändern.
Eine derartige Sehnsucht hatte ich noch nie erlebt! Irgendetwas stimmte nicht
mit mir!
Ich nahm ein Streichholz und zündete die Petroleumlampen an. Dann nahm ich das
erstbeste Kleidungsstück, es war der Rock, in meine Hand. Das kühle Material
erwärmte sich schnell und gab einen unnachahmlichen raschelnden fließenden Klang
von sich. Der eigenartige Duft drang tief in meine Nase ein. Zu meiner
Überraschung bemerkte ich, wie sich meine Brustwarzen verhärteten. Das sollte
nur der Geruch verursacht haben? Ich hatte in all den Jahren eine starke
Zuneigung zu Leder entwickelt, sodass allein der Geruch mich erregen konnte.
Außerdem hatte ich vor Kurzem einen wissenschaftlichen Bericht von dem
russischen Psychologen Pavlov gelesen.
Konnte es sein, dass ich in so kurzer Zeit auf diesem neuen und seltsamen Geruch
konditioniert worden war? Möglich, denn die Umstände waren ziemlich heftig
gewesen...
Ich wusste, wohin mich dieser Gedankengang führen würde, und ich kämpfte dagegen
an. Vielleicht hatte ich es getan um mich zu beruhigen. Der letzte Rest meines
klaren Verstands warnte mich vor den unweigerlich folgenden Ausschweifungen.
Aber meine Libido war stärker. Ich hatte schon längst beschlossen die
Kleidungsstücke bei meiner Rückkehr zu dem Herrenhaus zu tragen. Warum sollte
ich sie nicht schon etwas eher anziehen?
Also zog ich zum zweiten Mal jene bizarren Kleidungsstücke an, die ich von
Hargreave Manor mitgenommen hatte.
Ich war glücklich darüber, dass ich in weiser Voraussicht das Gel mitgenommen
hatte, sonst wäre ich niemals in die Gummikleidung hineingekommen. Diesmal ging
das Anziehen leichter vonstatten als beim ersten Mal. Da ich vorgewarnt war,
konnte ich mich mein Anziehen besser konzentrieren. Rasch war ich eingekleidet
und konnte mich wieder dem Amulett widmen.
Irgendwie veranlasste die Nähe des Amulettes eine Veränderung meiner Kleidung.
Wie war das möglich? Ich drehte es in meinen Händen herum. Ich suchte ein
Zeichen für ein Uhrwerk oder irgendeinen Mechanismus. Das Amulett war wirklich
dick, und fühlte sich ungewöhnlich schwer für einen normalen Anhänger an. Es war
auch wirklich kühl, trotzdem ich es längere Zeit in meinen Händen gehalten
hatte. Auf der Rückseite, von der ich angenommen hatte sie wäre ganz glatt,
entdeckte ich eine feine Gravur. Dabei handelte es sich um konzentrische Kreise
mit ungewöhnlichen Zeichen, oder Runen.
Ganz in Gedanken fuhr ich mit einer Fingerspitze über einem der Kreise. Sofort
wurde ich von einer dramatischen Veränderung meiner Kleidung überrascht. Das
Korsett war auffällig enger geworden. Der Druck auf meinen Hüften und dem
Brustkorb war stärker geworden. Ich starrte in den Spiegel. Das Korsett hatte
sich irgendwie verlängert und war gleichzeitig enger geworden. Außerdem reichte
es unten bis zu meinen Knien und oben bis zu den Brüsten. Auf dem Rücken ging es
sogar noch weiter nach oben. Erstaunlich!
Einem Gedankenblitz folgend, ließ ich meinen Finger nun andersherum über dem
Kreis gleiten.
Genauso schnell wie es enger geworden war, entspannte sich nun das Korsett und
nahm wieder seine ursprüngliche Form an. Ich war überrascht, da ich weder vorher
noch hinterher kein nennenswertes Anzeichen von Unbehagen gefühlt hatte. Das
Korsett war ziemlich eng gewesen, als ich es zum ersten Mal geschnürt hatte.
Außerdem hatte ich es noch nicht sehr lange getragen. Mein Körper konnte sich
also noch nicht an den kleineren Taillenumfang gewöhnt haben.
Fasziniert fuhr ich mit dem Finger wieder rechtsherum über den Kreis. Diesmal
machte ich eine volle Drehung. Augenblicklich wurde das Korsett wieder enger und
drückte meine Taille zusammen. Ich war noch nie so eng geschnürt gewesen. Die
Wirkung auf meiner Figur war unglaublich! Andererseits wurde es dann doch etwas
unbequem und ich bekam weniger Luft zum Atmen. Ich veränderte meine Atmung und
stellte mich auf eine reine Brustatmung um. Mein Brustkorb hob und senkte sich
ziemlich schnell, typisch für streng geschnürte Damen. Ich keuchte so gut wie
ich konnte und bewunderte meine schmale Taille. Ich hatte nun eine echte
Sanduhr- Figur. Sanft streichelte ich darüber.
Langsam kam die Erkenntnis, dass es wirklich schwierig geworden war meine Füße
zu bewegen. Meine Beine wurden von dem Korsett bis zu den Knien
zusammengedrückt. Aber meine Knöchel schienen ebenso beschränkt worden zu sein.
Ich schaute in den Spiegel und war überrascht, dass der Humpelrock ebenfalls
länger geworden war. Er reichte bis fast zum Boden hinunter. Nur noch die
Stiefelspitzen schauten unten heraus. Außerdem schien der Rock noch viel enger
geworden zu sein. Das war einfach unglaublich!
Wer auch immer diese Dinge entworfen hatte, er war nicht nur ein Genie, sondern
auch ein verrückter Perverser. Entweder das, oder ein gebildeter Zauberer.
Da kam mir in den Sinn, dass ich ein Christ war, und eigentlich nicht an Zauber
oder Magie glauben sollte. Trotzdem wollte ich herausfinden, welche Macht
dahinter steckte.
Ich fragte mich, wie weit die Wirkung wohl gehen würde. Gespannt bewegte ich
meinen Finger wieder auf dem Kreis und fragte mich, wie eng meine Taille wohl
noch werden könnte, bevor ich ohnmächtig werden würde, oder heftige Schmerzen
verspüren müsste.
Das Korsett blieb zwar weiterhin eng, doch die folgenden Veränderungen
überraschten mich.
Meine Stiefel verengten sich noch mehr und die Absätze wurden immer länger, bis
sich die Stiefel derart verändert hatten, dass ich auf Zehenspitzen stand. Ich
verlor augenblicklich mein Gleichgewicht, und musste mich an der Frisierkommode
festhalten, um nicht umzufallen. Meine Füße waren senkrecht nach unten verbogen
worden und bildeten eine Einheit mit meinen Beinen. Überraschenderweise fühlte
ich keinen Schmerz, nur eine weitere sinnliche Erfahrung starker Beschränkung.
Ich wollte weiter experimentieren. Ich wusste dass das Amulett mir ermöglicht
hatte diese Gummisachen ausziehen zu können, nachdem es mir im Herrenhaus nicht
gelungen war. Noch ließ ich das Amulett an der Schnur hängen und hielt es etwas
weiter entfernt von mir in der Hand. Wieder fühlte ich etwas auf meinem Rücken,
und die Korsettschnur verschwand. Aber diese Wirkung war bedeutungslos
angesichts neuer Erkenntnisse.
Es schien, dass alles was ich trug plötzlich viel fester und dicker wurde, sogar
meine Handschuhe. Ich fühlte wie der Druck auf meine Arme und Beine zunahm, je
weiter das Amulett von meinem Körper entfernt war. Wenn ich das Amulett näher an
meinem Körper hielt, nahm auch der Druck ab.
Ich war ziemlich überrascht, wie schnell ich mich an die heftige
Taillenreduzierung gewöhnt hatte. Ich fühlte nur den unglaublichen Druck und die
damit verbundene Einschränkung meiner Bewegungsfreiheit, jedoch keine richtigen
Schmerzen. Ich versuchte eine weitere Drehung mit der Fingerspitze. Das Korsett
wurde noch etwas enger.
‚Unmöglich’, dachte ich. ‚Leder kann es nicht sein.’
Zusätzlich geschah mit mir eine weitere Veränderung: Das Halsteil meines Anzugs
wurde länger. Vorne reichte es bis ans Kinn, an den Seiten sogar bis zu den
Ohren. Außerdem war es wirklich steif geworden, sodass ich meinen Kopf nicht
mehr bewegen konnte. Ich konnte weder nicken, noch den Kopf zur Seite drehen.
Eigentlich konnte ich ab den Schultern aufwärts gar nichts mehr bewegen. Ich
musste meinen ganzen Körper bewegen, um überall hinschauen zu können. Das war
eine sehr spannende Wirkung, wenn auch etwas Furcht- erregend.
Ich fuhr mit meinem Finger in die entgegen gesetzte Richtung.
Zu meiner Erleichterung wurden alle Veränderungen auf einmal umgekehrt, und nach
kurzer Zeit hatte meine ganze Garderobe wieder den Normalzustand angenommen.
‚Normal’ war natürlich relativ.
Inzwischen war ich sehr stark erregt. Diese Erfahrungen waren mit Bondage
vergleichbar gewesen, und jede Veränderung der Kleidung hatte mich immer stärker
erregt.
Da kam das prickelnde Gefühl von Lust auf ein Abenteuer in mir hoch. Ich wollte,
nur ein Mantel sollte die Kleidung verdecken, einen nächtlichen Spaziergang
machen und ‚in aller Öffentlichkeit’ mein Geheimnis genießen.
Rasch hatte ich einen geeigneten Deckmantel ausgepackt, sowie einen großen Hut
mit Schleier. So konnte niemand Verdacht schöpfen, hoffte ich jedenfalls. Doch
dann entschied ich mich, nur zur Sicherheit, noch das weiße Leinenkleid
anzuziehen, bevor ich den Mantel anzog und den Hut aufsetzte.
Als weitere Sicherheit, ließ ich das Amulett um meinen Hals hängen, damit ich
nicht von anderen Nebenwirkungen überrascht werden würde. Außerdem war es nun,
im Gegensatz zum ersten Mal, viel schwieriger mit jener besonderen Kleidung
herumgehen zu können.
Ein weiterer Punkt, den ich bedenken musste, war der, dass ich nun von der
köstlichen Einschränkung wesentlich stärker erregt wurde. Und da ich dazu neigte
bei einem Orgasmus mein Bewusstsein zu verlieren, und ich mich vielleicht sogar
grunzend und stöhnend auf der Straße wälzen würde, war es ganz gut die
zusätzliche Kleidung zu tragen.
Auf meinem Weg zur Tür stellte ich entsetzt fest, dass die Pension ein ziemlich altes Haus war. Es knarrte verdächtig laut unter meinen Füßen. Als ich endlich unten im Foyer stand, wunderte ich mich, dass ich Frau Robson nicht aufgeweckt hatte. Ich hielt inne und lauschte angestrengt. Kein Laut, außer meinem heftigen Atem, war zu hören.