Latexdame Jannette Latex- und Ledergeschichten

Die Geister von Hargreave Manor

von William A. Lemieux

Alle Rechte und weitere Nutzung beim Autor.

Übersetzung: Jannette

Kapitel 7

Als ich endlich in den vertrauten Gefilden ‚meines’ Zimmers war, fühlte ich mich viel sicherer. Es war das Zimmer, welches ich bei meinem ersten Besuch als aller erstes untersucht hatte.
Ich schaute mich um.
Sollte dies wirklich mein Zimmer sein? Ich fühlte ein nervöses aber auch erregendes Kribbeln. Jenes Gefühl musste wohl auch eine junge Dame in ihrer Hochzeitsnacht fühlen. Aber ich war keine scheue Braut, und es gab auch keinen nervösen Bräutigam, der mich ins Bett tragen wollte.
Das riesige Bett war jedoch verlockend, und ich begann mich auszuziehen. So wie Lord Hargreave, ich war mir sicher dass er der Gastgeber war, versprochen hatte, konnte ich in jenem Raum meinen Rock und die anderen Gewänder ganz leicht ablegen. Nachdem ich etwas mit der Korsettschnur gekämpft hatte, war ich nackt. Ich bin mir gewiss, dass meine Freunde und Bekannten von zu Hause entsetzt wären, wenn sie wüssten dass ich nackt schlief. Aber dies war mir schon seit Jahren zur Gewohnheit geworden, und ich wollte sie nicht aufgeben, nur weil ich an einem seltsamen Ort schlief.
Ich ließ alles liegen, wo es hingefallen war. Ich wollte die Sachen am nächsten Morgen aufräumen. Ich war zu müde, um mich um Ordnung zu kümmern, oder mich vor dem Schlafengehen noch zu waschen, obwohl ich es bitter nötig hatte. Ich schob mich durch den Bettvorhang und stieß augenblicklich mit meinen Kopf gegen das eiserne Ding, welches ich bei meinem ersten Besuch gesehen hatte. Es hing immer noch genau in der Mitte über dem Bett. Es hätte kaum ein ungünstigerer Ort sein können!
Ich rieb meine Stirn und starrte beleidigt das Gerät an. Ich hatte keine Lust mir den Kopf zu zerbrechen wofür es gedacht war. Dann schaute ich nach oben und sah die Öffnung im Baldachin, wo die Kette, an dem das verdammte Ding hing, verschwand. Die Kette schien in der Zimmerdecke zu verschwinden. Ich fluchte. Doch dann fiel mir ein, dass eine Möglichkeit geben musste das Ding hochzuheben als auch abzusenken. Man konnte doch nicht von mir erwarten, dass ich in diesem Bett schlafen könnte, wenn dieses bedrohliche Ding direkt über mir hing.
Ich ging um das Bett herum. Tatsächlich, auf der anderen Seite befand sich an der Wand eine kleine Kurbel, die ich bisher übersehen hatte. Bei meinem letzten Besuch war ich ja auch zu sehr von den neuen Kleidungsstücken abgelenkt worden.
Ich versuchte die Kurbel zu drehen, und ganz langsam wurde das eiserne Ding hochgezogen. Ich musste ziemlich lange kurbeln, aber der Mechanismus war so konstruiert worden, dass es ohne Anstrengung ging. Ich war dankbar dafür, denn ich bin nicht so stark.
Schließlich hing das Ding ganz oben im Schatten des riesigen Baldachins, und ich hatte ausreichend Platz um bequem schlafen zu können.
Ich schlief tief und fest, wie ein unschuldiges Lamm. Trotzdem hatte ich heftige Träume von bizarren Fesselungen und geisterhaften Geliebten.

*************

Plötzlich wachte ich unvermittelt auf. In meinen Gedanken befanden sich noch die letzten Fetzen eines erregenden Traums. Ziemlich helles Morgenlicht blendete meine Augen. In meinem Traum waren beunruhigende Szenen vorgekommen, doch sie verblassten schnell im Lichterglanz der Sonne. Ich erinnerte mich nur noch vage dass mir fünf Phallusse begegnet sind, was eigentlich weder besonders erotisch noch beunruhigend sein konnte, sondern nur ziemlich pervers.
Langsam wurde ich richtig wach und fragte mich woher das Licht kam. Ich erhob mich und sah, dass das Tageslicht durch die aufgezogenen Bettvorhänge auf mich schien. Waren sie nicht geschlossen gewesen, als ich mich schlafen gelegt hatte? Ich schaute mich um. Die Fenstervorhänge waren ebenfalls aufgezogen worden, und ich hatte eine prächtige Aussicht auf die Wälder, die das Haus umgaben.
Ich setzte mich auf die Bettkante und schaute mich genauer in dem Zimmer um. Die perversen Kleidungsstücke, die ich nach dem Ausziehen achtlos fallen gelassen hatte, waren nicht mehr da. Jemand muss in dem Zimmer gewesen sein, während ich geschlafen hatte! Allerdings waren die Absichten der Person lobenswert, da das Zimmer wieder ordentlich aussah. Dennoch jagte mir jene Erkenntnis einen leichten Schauer über dem Rücken.
Ein Satinmorgenmantel lag über einem Stuhl. Ich stand auf und zog ihn mir mit etwas Misstrauen über, da die Kleidung dieses Hauses mich schon einmal betrogen hatte. Der Morgenmantel schien aber ganz normal zu sein, und ich bemerkte keine unerfreulichen Veränderungen.
Ich musste mich unbedingt baden, denn ich roch ebenso streng wie das Pferd, welches mich her gebracht hatte. Soweit ich wusste, gab es in diesem Flügel des Hauses nur ein Bad, direkt neben meinem Zimmer. Badeten etwa die von mir noch nicht entdeckten Bewohner stets gemeinsam? Welch dekadente Vorstellung! Ich ging vorsichtig auf den Korridor hinaus und öffnete die andere Tür. Dort schaute ich mich zunächst um und überlegte, ob ich die gepolsterte Badewanne oder die große Dusche benutzen sollte.
Ich entschied mich für die Dusche.
War das herrlich! Es gab mehrere Drehknöpfe und sechs unterschiedliche Düsen, und das Duschbad war so lang wie breit, dass vier Personen genügend Platz hatten! Meine Aufmerksamkeit wurde von einem Korb voller parfümierter Seifen und Flaschen mit schäumenden Essenzen auf sich gezogen. Es gab auch weiche Badeschwämme!
Wieder etwas, das ich bei meinem ersten Besuch nicht gesehen hatte. Es schien, als wollte man, dass ich mich wohl fühlte.
Ich legte meinen Morgenmantel ab und nahm die längste Dusche meines Lebens. Ich war glücklich. Zu meiner Freude hatte ich die ganze Zeit heißes Wasser zur Verfügung.
Meine Haut war hinterher etwas aufgequollen und zerknittert, aber ich war sauber und entspannt.

Als ich wieder mein Zimmer betrat, fühlte ich mich viel zivilisierter. Die nächste Frage war, was ich tragen sollte. Ich öffnete die beiden Kleiderschränke. Meine eigene Leder- Reitkleidung, welche ich bei meinem ersten Besuch getragen hatte, war nirgends zu sehen.
Ich schaute mir die Sachen in dem Schrank an. Wie zuvor sah ich nur Schuhe und Stiefel. Es schien dass ich... da lag etwas auf dem Bett. Jemand war hier wieder gewesen, während ich gebadet hatte.
Auf dem Bett lag ein ordentlicher Stapel glänzend- schwarzer Lederkleidung mit Riemen und Schnallen, sowie diverse andere Dinge. Darauf lag eine handschriftliche Notiz.

„Meine liebe Emily,

es würde mir sehr gefallen, wenn Sie heute diese Sachen tragen würden. Wenn Sie angezogen sind, werden Sie unten im Esszimmer Ihr Frühstück vor finden. Ich bedauere, dass ich erst heute Abend wieder bei Ihnen sein kann.

Fühlen Sie sich bitte wie zu Hause und entspannen Sie sich bei guter Literatur oder Musik. Sie können aber auch den Rest des Hauses erforschen. Doch wie Sie inzwischen zweifellos erfahren haben, kann es auch die eine oder andere Überraschung geben. Ihnen droht keine Gefahr. Sie könnten aber über ein oder zwei Dinge stolpern, die Ihnen unangenehm wären.

Ich freue mich auf unser Zusammentreffen heute Abend. Würden Sie mir die Freude machen und sich mir um 7 Uhr zum Abendessen anschließen?

Ein Abendkleid wäre geeignet. -H“

Sehr schön! Er ließ also nicht locker! Wie dem auch war, ich fühlte mich geschmeichelt.
Ich schaute wieder auf den Kleiderstapel und überflog ihn flüchtig. Ich wusste nicht, ob ich mich seinen Anweisungen fügen konnte. Ich überlegte hin und her, denn ich befürchtete dass er mich bestrafen könnte, falls ich die Kleidung nicht anziehen würde.
Meine erste Reaktion bezüglich der Auswahl jener Kleidung besagte, dass mein Gastgeber einen ziemlich undamenhaften Vorschlag gemacht hatte. Doch dann erkannte ich den wahren Sinn, der dahinter steckte. Zum einen wäre es ziemlich unklug jene Kleidung abzulehnen, da dies möglicherweise eine unangenehme Strafe nach sich ziehen würde. Ich dachte dabei an die vielen Strafgestelle in jenem Haus. Zum anderen sollte ich in Verlegenheit gebracht werden. Aber dann fiel mir ein, dass die Bewohner jenes Hauses, wo immer sie sich aufhielten, mich bereits in weitaus unverschämte Situationen gesehen hatten.
Nachdem ich das Für und Wider abgewogen hatte, kam ich zu dem Entschluss das Angebot anzunehmen. Außerdem war mein Interesse an den Kleidungsstücken längst geweckt. Ich nahm die Sachen in die Hände und untersuchte sie genauer. Es gab ziemlich viele Riemen, Schnallen, Haken und Ösen. Ich versuchte zu erahnen wie alles zusammengehörte. Auf jeden Fall war die Kleidung ganz anders als die Gummikleidung vom Vortag. Das Hauptkleidungsstück für den Tag war ein kompliziertes Korsettkleid aus schwarzem Glanzleder. Dieses unverschämte Kleidungsstück bedeckte allerdings weder meine Brüste noch mein Gesäß! Es gab keine Brustcups, sondern nur kleine Halbschalen, damit meine Brüste leicht angehoben wurden. Das Kleid reichte unten bis fast an die Knie, hatte aber eine große Öffnung für meine Gesäßbacken. Unterhalb der Öffnungen gab es eine zweite Schnürung.
Ich errötete, da ein Riemen mein Gesäß teilen sollte, also genau durch meinen Schritt verlief. Der Stapel enthielt auch ein Paar der mir inzwischen vertrauten hohen Stiefel.
Ich legte also das Korsettkleid zur Seite. Ich wusste dass ich mit eng geschnürtem Korsettkleid unfähig wäre die Stiefel anzuziehen.
Die Stiefel waren leicht anzuziehen, obwohl die Absätze höher waren, und meine Füße stärker gebogen wurden. Diese Stiefel waren sogar noch extremer als jene, welche ich bisher getragen hatte. An den Stiefelrändern befanden sich Schnürösen. Als ich mir das Korsettkleid genauer anschaute, sah ich unten ebenfalls Schnürösen, die genau zu denen der Stiefelschäfte passten.
Anschließend kämpfte ich mich in das Korsettkleid hinein und begann mit auf dem Rücken verrenkten Armen die mühselige Schnürung. Das war nicht sehr leicht, aber da ich mit den Jahren lernen musste mich selber zu schnüren, schaffte ich auch diese Herausforderung. Allerdings musste ich zwischendurch mehrmals eine Pause einlegen um Luft zu holen. Der anstrengende Teil war jedoch das Unterteil des Korsettkleids. Da ich zuerst das Oberteil geschnürt hatte, konnte ich mich nicht mehr weit genug nach unten beugen um das Unterteil des Kleids zu schnüren. Also musste ich wieder die obere Schnürung lösen und von neuem beginnen.
Als ich den Riemen durch meinen Schritt zog, drückte er sich tief in meine Polkerbe ein. Da meine Beine wegen des engen Rockteils zusammengedrückt wurden, war das Gefühl in meinem Schritt köstlich. Nachdem ich den Riemen nachgespannt hatte, wurden meine Backen wegen der knappen Öffnung im Kleid nach außen gedrückt. Ich war davon überzeugt, dass der Anblick übertrieben obszön wäre und vermied es in den Spiegel zu schauen. Ich wollte den peinlichen Anblick meines präsentierten Gesäßes und der hervorgehobenen Brüste so lange wie möglich hinauszögern.
Es war lästig den Rocksaum mit den Stiefelschäften zu verbinden, ging aber dennoch leicht voran. Als diese Schnur so fest wie möglich angezogen war, verspürte ich an meinen Beinen ein völlig neues und schönes Gefühl. Mir kam es so vor, als ob jemand ständig versuchte meine Stiefel hochzuziehen. Ein mir bis dahin unbekanntes Gefühl, was ich nicht mehr missen wollte.
Es gab noch zwei weitere Dinge: Ein Paar lange schwarze Handschuhe aus dem neuen Lackleder, und ein eigenartiges Halsband, welches ebenfalls aus schwarzem Leder gefertigt war. Eigentlich war das Halsband ein Minikorsett mit eingenähten Korsettstäben und diversen Schnürungen. Die Nackenschnürung hielt meinen Kopf unbeweglich und gerade. Die unteren Schnürungen verbanden das Korsettkleid mit dem bis auf den Schultern reichenden Halskorsett. Als alle Schnürungen fest angezogen waren, konnte ich meinen Kopf nicht mehr bewegen. Er wurde würdevoll aufrecht gehalten. Eigentlich war die Wirkung beunruhigend, aber ich beschloss dass es mir gefiel.
Als ich angezogen war, drehte ich mich vor dem großen Umkleidespiegel herum. Ich überlegte, wie sich der Schrittriemen bei einem Spaziergang auf meinem zarten Geschlecht auswirken würde. Schließlich kam es mir wieder in den Sinn in welcher Art von Haus ich mich befand, und ich hatte keine Scheu das Zimmer zu verlassen.

Dieser Ort war und wurde für viel mehr Jahre, als ich bis dahin gelebt hatte, der Himmel der Perversität. Jener Ort war eine Zuflucht für jene, die wie ich eine überaus große und intensive Fähigkeit für körperlichen Genuss entdeckt hatten. Eine Intensität, die sich kein ‚Normal- Sterblicher’ vorstellen konnte, von der die meisten Menschen nichts wussten.
Man konnte mich als viel zu Freizügig oder gar Verführerisch beschreiben. Beides traf zu. Dennoch war ich eine sehr stolze und selbstsichere Frau, die durch den Korridor schritt. Ich war froh von Lord Hargreave eine Art Erlaubnis bekommen zu haben, da ich vor hatte sein faszinierendes Herrenhaus zu durchforschen. Ich wusste nicht, ob ich trotz oder wegen seiner Zustimmung mit der Erkundung weitermachen wollte, da ich schon bestimmte Erfahrungen gemacht hatte. Ich hatte sogar seine Notiz unter die Schnürung meines Korsettkleids gesteckt, falls ich doch noch einen der Bewohner treffen und man mir unangenehme Fragen stellen würde. Aber zuerst wollte ich frühstücken!

Ich ging vorsichtig die breite Treppe zur Eingangshalle hinunter. Die Bauweise jener Treppe war anscheinend meinen Stiefeln angepasst, da ich problemlos unten ankam. Hinter dem Wohnzimmer befand sich das Esszimmer. Wie versprochen fand ich ein opulentes Frühstück vor. Der Tisch war reichhaltig gedeckt, als wenn noch mehr Personen frühstücken wollten. Ich konnte kaum die verschiedenen Dinge auseinander halten, soviel stand auf dem Tisch!
Von einigen abgedeckten Gerichten stieg Dampf auf, und ich dachte mit einem leichten Schauder an die Erzählung ‚Die Schöne und das Biest’.
Ich war sehr hungrig und trank heißen Tee mit Milch. Dazu aß ich Zimtbuttergebäck, ein pochiertes Ei, sowie diverse frische Früchte. Wäre ich eine Feinschmeckerin gewesen, ich hätte mit Vergnügen von Allem probiert. Es war ein Festessen, aber mein eng geschnürtes Korsettkleid bot keinen Platz für eine Völlerei.

Ich kann jungen Frauen, welche auf ihre Figur achten wollen, als Diätmaßnahme nur ein eng geschnürtes Korsett empfehlen.

Nach dem Frühstück überlegte ich, was ich als Nächstes tun sollte. Lord Hargreave hatte in seiner Notiz angedeutet, dass ich meine Zeit mit Lesen, Musizieren oder Erforschung des Hauses verbringen könnte. Ich höre zwar sehr gerne Musik, habe aber gar keine musikalische Begabung um selbst ein Instrument zu spielen. Bücher sind hingegen meine große Leidenschaft. Doch an jenem Morgen hatte ich ein noch größeres Interesse. Ich wollte meine Neugier bezüglich des mich faszinierenden Hauses stillen.
So schritt ich wieder mit kleinen Schritten nach oben, um die restlichen Zimmer auf der linken Seite des Korridors zu erforschen. Vielleicht gab es sogar eine andere Treppe zur Mansarde, die nicht so abscheulich war wie jene vom Vortag.
Ich stand unschlüssig vor der Tür zu jenem Zimmer, in dem mich Lord Hargreave am Abend zuvor empfangen hatte. Ich fragte mich ob er in diesem Zimmer schlafen würde, oder ob er sich ganz woanders in dem riesigen Hauses versteckt hielt. Seine Bemerkungen über nächtliche Gewohnheiten ließen mich an die entsetzlichen Schriften von Bram Stoker denken. Vielleicht schlief er unten im Keller in einem Sarg? Da fiel mir ein, dass ich nicht wusste ob jenes Herrenhaus einen Keller, oder gar Kerker hatte, wie es bei alten Schlössern üblich war. Mir lief ein kalter Schauer über dem Rücken und ich ging weiter.
Die vierte Tür, die ich öffnete, führte nur in ein Zimmer, das meinem Gästezimmer ähnlich war. Dieser Raum war ebenso weiblich und hübsch wie das andere männlich und geschäftsmäßig gewesen war. Es war definitiv ein Schlafzimmer, mit einem riesigen Bett (zum Glück leer). Aber dann endete schon die Ähnlichkeit. Dort, wo sich in meinem Zimmer der Kamin befand, stand in jenem Zimmer ein großer weißer Kachelofen. In meinem Zimmer hing ein Kronleuchter an der Decke. In diesem Zimmer sah ich aber eine sehr schöne Petroleumlampe mit Porzellanschirm. In jenem Moment fiel mir auf, dass nur mein Zimmer elektrisches Licht hatte! Das Zimmer machte einen hübschen, aber recht normalen Eindruck. Ich verließ es ohne genauer nachzusehen.
Der fünfte Raum glich schon eher dem, was ich von diesem bizarren Herrenhaus erwartet hatte. Anscheinend war es ein weiteres ‚Spielzimmer’, da es ähnlich eingerichtet war wie der Raum auf der anderen Seite des Hauses. Ich wagte mich herein und schaute mich um.
Was mir sofort auffiel, war ein großer Tank oder Bottich, der von einem Metallgerüst umgeben war. Eine Seite war aus Glas. Dieser Tank, eigentlich schon fast ein kleiner Pool, nahm ein Viertel des Raumes ein. Wären da nicht die schönen Vorhänge und Stofftapeten gewesen, man hätte das Zimmer für ein Labor halten können. Dieser Bottich war mindestens 30 Zentimeter höher als ich. Bis zur Decke waren es nur noch ungefähr eineinhalb Meter. Ich schaute mir das Ding sichtlich verwirrt an. Ich hatte keine Ahnung wofür es da war. Da waren noch mehrere Rohre, sowie eine große Spritze oder Düse, Ventile und Hebel, sowie der Abfluss. Eine Stahlleiter führte über den Rand bis in das Becken hinein. Dieser Bottich oder dieses Becken konnte ein Whirlpool sein. Jedenfalls war es leer, und dieses Zimmer war auf keinen Fall ein Entspannungsraum. Ich mühte mich die Stufen der Stahlleiter hinauf um in den Pool hinein zu schauen. Doch ich war genauso ratlos wie zuvor. Ich zuckte mit den Achseln und kletterte wieder hinunter.
An den Wänden standen sehr viele kleine Schränke und Truhen, und in der Mitte des Raums befanden sich mehrere ungewöhnliche Möbel. Ich öffnete alle Schränke und Truhen. Sie enthielten die verschiedensten Gewänder, sowie jede Menge Zubehör aus Leder, Gummi und Metall. Es gab Zwangsjacken, Armröhren, Korsetts, Beinröhren, Masken und noch so viele andere Sachen, die ich nicht identifizieren konnte.
Ein Gegenstand, in dem ich mich sofort verliebte, war eine Art Mumie für zwei Personen. Das Ding hatte zwei Kopfmasken, eine lange Schnürung, und lange Röhren für Arme und Beine. Das große Ding sah aus, als ob es der kompletten Isolation diente. Verträumt lächelnd schloss ich den Schrank wieder zu.
Dieser Raum machte auf mich einen positiven Eindruck, da sehr viele angenehme Spielmöglichkeiten vorhanden waren. Doch noch wollte ich nichts ausprobieren. Ich hatte noch große Lust mehr von dem Haus zu entdecken, vor allen Dingen die Mansarde.
Ich schloss die Tür und ging zur letzten Tür, hinter der sich eine Treppe befand, die nach oben führte. Ich öffnete langsam und vorsichtig die Tür, denn ich befürchtete wieder einen bösen Spuk vorzufinden wie bei der Treppe auf der anderen Seite des langen Korridors. Aber es geschah nichts Außergewöhnliches. Ich stellte einen Fuß auf die Treppe.
Nichts geschah.
Ich wagte einen weiteren Schritt und schaute über meine Schulter ob nicht doch wieder die schreckliche Reitgerte erscheinen würde.
Nichts.
Langsam ging ich die Treppe hinauf, schaute immer wieder nervös nach hinten, da ich erwartete jeden Moment wieder nach unten zu gleiten. Zu meiner Überraschung kam ich aber ohne einen Zwischenfall oben an.
Ich betrat einen großen Mansardenraum, eigentlich den Dachboden, der über die ganze Länge des Hauses zu reichen schien. Dort war es staubig und ziemlich dunkel.
Ich zitterte, obwohl es auf dem Dachboden wirklich warm war. Überall standen Kisten und Körbe, jedoch relativ ordentlich aufgereiht. In einer Ecke stapelten sich leere Bilderrahmen. Zu meiner Linken stand eine verstaubte Schneiderpuppe. Sie war voller Spinnengewebe. Auf dem ersten Blick sah es aus wie auf einem ganz normalen Dachboden.
Warum dann jener geisterhafte Schutz, den ich bei meinem ersten Versuch erleben musste, warum jene ‚mechanische’ Treppe? Und wo zur Hölle befanden sich die Zimmer der Dienstboten, falls es welche gab? Langsam begann ich zu glauben, dass Lord Hargreave vielleicht doch eine Art von Hexenmeister war, und dass sein Haus mit unsichtbaren Dienern erfüllt war. Ich zitterte wieder und verließ ziemlich eilig den Dachboden.
Es blieben nur noch der Keller übrig, falls das Haus einen hatte, sowie die Küche und die restlichen Räume im Parterre, die ich noch nicht aufgesucht hatte. Da mir aber bei den Gedanken an Keller und Kerker mulmig wurde, wollte ich jenen Ort noch nicht aufsuchen. Allerdings hatte ich das Parterre, mit Ausnahme der Bibliothek, als ziemlich normal empfunden.
So beschloss ich den Rest des Nachmittages mich in der ersten Etage zu vergnügen.
Ich ging also wieder zu jenem Raum, wo ich einst unvorsichtig gewesen war und gefangen wurde, was allerdings köstlich war. Ich schaute mir zunächst wieder die teuflische Maske und das Beiwerk an, bevor ich mich in dem Raum umschaute. Das nächste Teil, welches meine Aufmerksamkeit auf sich zog, war die ‚Mumie’. Bei meinem letzten Besuch stand sie an der Wand angelehnt. Aber da gab es ja noch andere interessante Sachen.
Ich schaute mir noch einmal das Geschirr an, welches in der Ecke hing. Schließlich begriff ich die Funktion des Geschirrs. Man würde darin ganz entspannt in einer horizontalen Lage hängen, während Hände und Füße in weichen Ledermanschetten gesichert wären. Ich lächelte als ich mir vorstellte, wie es darin sein müsste. Doch dann drehte ich mich wieder zur der ‚Mumie’, bzw. dem Sarkophag um.
Ich konnte mir nicht vorstellen dass es angenehm darin wäre und zögerte das Ding zu berühren. Aber bei näherer Überprüfung fand ich heraus, dass es fast keine Ähnlichkeit mit jenem ägyptischen Sarkophag hatte, den ich in einem New Yorker Museum gesehen hatte. Der Sarkophag hatte den Umriss einer menschlichen Person. Er war vielleicht ein paar Zentimeter größer als ich, aber da endete schon die Ähnlichkeit. Dieses Artefakt bestand aus dem gleichen dicken schwarzen Material, wie der Helm auf der anderen Seite des Raumes. Außerdem hatte das Ding modern aussehende metallische Schließvorrichtungen und Gelenke. Es lehnte nicht an der Wand, wie ich zuerst angenommen hatte, sondern stand auf einem stabilen Stab, der aus dem Fußboden heraus schaute. Der Deckel war geschlossen.
Geschlossen?
Mir lief es eiskalt dem Rücken hinunter.
War der Sarkophag nicht bei meinem letzten Besuch geöffnet gewesen?
Ich konnte mich allerdings nicht mehr mit Bestimmtheit daran erinnern. Ich sagte mir, dass es keine lebendigen Mumien gab. Obwohl... Im Licht der übernatürlichen Ereignisse, die ich bei meinem letzten Besuch erlebt hatte, konnte ich nicht mehr sicher sein. Ich starrte das Ding an, um es besser verstehen zu können. Ich zögerte, denn ich hatte Angst. Dennoch berührte ich den Deckel, griff zu. Langsam und behutsam öffnete ich den Sarkophag.

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