Jeder Tag hatte die gleiche Routine. Sie musste früh aufstehen, damit sie um 06:30 in der Küche half das Frühstück für die Angestellten vorzubereiten. Dann, wie jeden Morgen, ging sie ins schnell ins Bad, um ihren Anzug auf Hochglanz zu polieren und auf die Toilette gehen zu können, kein Haare kämmen, keine Zähne bürsten, keine Dusche...
Um 07:00 musste sie die Mahlzeiten servieren. Ihre Handgelenke und Ellenbogen
wurden auf dem Rücken fest zusammengeschlossen. Ein Serviertablett wurde an der
Taille und mit zwei Ketten an einem Halsband befestigt. Der Koch stellte einen
Teller auf das Tablett, und sie musste damit zum Esszimmer trippeln, da ihre
Knöchel mit einer nur 10 Zentimeter kurzen Kette verbunden waren. So
hergerichtet musste sie jeden einzelnen Angestellten bedienen.
Es gab 23 Angestellte. Obwohl möglich, würde der Koch nie mehr als nur einen
Teller auf ihr Tablett stellen.
Nachdem die Mahlzeit beendet war, wurden ihre Handgelenke aufgeschlossen, aber
nicht die an ihren Ellenbogen. So gefesselt musste sie den Tisch reinigen.
Dann kamen die täglichen Hausarbeiten an die Reihe: Staubsaugen, Staub wischen,
Boden schrubben... Alles mit vor dem Körper gefesselten Händen.
Das Mittagessen wurde vor Ort serviert. Es bestand hauptsächlich aus
Butterbrote. Alles zusammen wurde auf einem Wagen mit Luftreifen gestellt. Der
Wagen wurde dann an ihrer Taille befestigt, und sie musste ihn über das ganze
Anwesen ziehen, um jeden Angestellten zu erreichen.
In nassem Gras auf Plateausohlen mit hohen Absätzen zu gehen war schwierig, aber
wenn sie ihre Runde nicht in der vorgegebenen Zeit schaffte, wurde sie bestraft.
Fürs ‚Zu spät kommen’ wurde sie bestraft, indem man sie für 3 Stunden an den
Füßen aufgehängte, was sie wirklich nicht genoss. So bemühte sie sich bei ihrem
Rundgang nicht zu spät zu kommen.
Das Abendessen verlief wie das Frühstück. Danach musst sie Lisa zur Verfügung
stehen, hauptsächlich mit eng auf dem Rücken gefesselten Armen neben ihr
stehend. Irgendwann im Laufe des Abends, wenn all ihre Pflichten getan waren,
hatte sie Feierabend. Allerdings wurden ihre Hände nicht freigegeben. Denn seit
sie bei dem Versuch ihre Handgelenksmanschetten zu entfernen ertappt wurde, war
ihre Strafzeit um 2 Jahre verlängert worden, und sie musste mit weit gespreizten
Armen und Beinen auf dem Bett schlafen.
So hoffte sie jeden Abend so lange wie möglich aufbleiben zu dürfen, denn die
Bettfesselung war sehr unangenehm.
Ein Monat war vergangen. Sie war ermüdet, ausgelaugt und hatte fast ständige Schmerzen von dem ununterbrochenen Druck des Anzugs und von den hohen Absätzen. Sie dachte an einen Weg um aus diesem furchtbaren Anzug herausgelassen zu werden. Sie trat in den Hungerstreik. Sie hatte vor gehabt dadurch so schwach zu werden, dass man sie in ein Krankenhaus bringen müsste. Dann müsste man ihr den Anzug ausziehen.
Die Idee war nicht gut. Sie hatte die Wahl: Normal zu essen, oder Fütterungsschlauch. Sie zog das normale Essen vor, und bekam ein weiteres zusätzliches Jahr aufgebrummt.
Eines Tages wurde es ihr gesagt, dass eine neue Aufgabe ihrer täglichen Routine hinzugefügt werden würde: Die Ställe reinigen. Dafür wurde ihr etwas Hausarbeit abgenommen. So stand sie bald mit auf dem Rücken verbundenen Ellenbogen im Stall und musste mit einer Mistgabel hantieren, oder das Heu erneuern, oder die Ställe reinigen. Sie empfand das nicht so anstrengend wie die Hausarbeit.
Es war der Tag der Untersuchung durch den Amtsarzt und ihrer Befragung ob sie die Bestrafung fortführen wollte.
Zum ersten Mal seit 60 Tagen wurde Susan aus dem Gummianzug herausgelassen
und von den hohen Absätzen befreit. Zum ersten Mal konnte sie einen vollen
Atemzug machen. Zum ersten Mal fühlte sie Frischluft an ihrer Haut. Sie fühlte
sich lebendig. Ihre Haut war käseweiß.
Ihr Haar hatte angefangen unter der engen Maske zu wachsen und lag merkwürdig
platt am Kopf an. Abdrücke der Korsettstangen waren gut zu sehen, ebenso die
verschiedenen blauen Flecke, die bei der Hausarbeit entstanden sind, besonders
jener, den ihr ein Pferd zugeführt hatte.
Sie hoffte der Doktor würde sagen dass ihre schlechte Behandlung zu weit
gegangen war und es nicht so weitergehen dürfte. Lediglich ihr linkes Bein war
im perfekten Zustand, als wenn es nie in dem engen Ganzanzug gesteckt hätte.
Der Arzt untersuchte sie gründlich, machte sogar Röntgenbilder von ihr. Danach
wurde ihr ein Bademantel gegeben und man befahl ihr im Nebenraum zu warten. Man
sagte ihr, dass ihre Haut in 2 Stunden wieder normal aussehen würde.
Sie entspannte sich und schlief ein.
Sie wurde von ihrem Rechtsanwalt geweckt, der sie aufforderte ihm zu folgen. Sie
betraten einen Raum, wo Lisa bereits saß, sowie der gleiche Rechtsanwalt, den
Susan mit ihrem Ehemann gesehen hatte, ebenso der Arzt und der Richter.
Letzterer las den Arztbericht.
Er legte die Papiere auf dem Schreibtisch zurück und sah Susan an.
„Es könnte ein Schock für sie sein, aber Herr Johnson starb gestern. Sein Tod
ist die indirekte Konsequenz des Verlustes seines Sohns Frank. Entsprechend dem
unterschriebenen Vertrag der ursprünglich für 10 Jahre, plus 3 Jahren für
schlechtes Verhalten, gilt, füge ich jetzt weitere 5 Jahre hinzu, was zusammen
18 Jahre ausmacht.
Wenn sie allerdings beschlossen haben von dem Vertrag zurück zu treten, tritt
das ursprüngliche Urteil in Kraft, das Todesurteil. Entsprechend dem Arztbericht
sind sie in bester gesundheitlicher Verfassung, und die an ihrem linken Bein
durchgeführten Prüfungen sind überzeugend, dass die volle Strafe weitergehen
kann. Fragen?“
„Ja“, sagte Susan rasch. „Was bedeutet die volle Strafe?“
„Ganz einfach, meine Liebe“, antwortete Lisa. „Du wirst für ein volles Jahr in
einem schweren Gummianzug, mit allem Zubehör, versiegelt werden. Der Rest, deine
Hausarbeiten und so weiter, werden unverändert fortgeführt.“
„Unterschreibe hier“, sagte Susans Rechtsanwalt und reichte ihr einen Stift.
‚Das oder der Tod’, überlegte Susan für einen Augenblick. ‚Wenn ich mich gut
benehme, könnte ich versuchen über eine Strafzeitreduzierung von 5 Jahren zu
verhandeln. Immerhin ist die Strafe nicht so schlecht. Ich werde nur in einem
engen Gummianzug gehalten. Ich kann mich damit bewegen und bekomme gutes Essen.’
Susan war der Meinung das durchzustehen. Sie nahm das Papier und unterschrieb.
„Ich danken ihnen, meine Dame und Herren. Das war alles“, sagte er Richter.
Die Versammlung war somit beendet.
Susan wurde zurück ins Untersuchungszimmer geführt.
„Wir werden dich überall rasieren“, sagte Lisa, „bevor wir das Gel auftragen,
was deine Haut in solch einem perfekten Zustand behält.“
„Darf ich ihnen eine Frage stellen“, fragte Susan ängstlich.
„Warum nicht. Es dauert schließlich sehr lange bis du wieder sprechen kannst.
Was gibt es?“
„Warum der Gummi- Korsett- High- Heels- Anzug? Worin besteht die Beziehung zu
dem Autounfall mit Frank?“
„Ganz einfach, meine Liebe. Und ich denke dass es gut für dich zu wissen ist,
warum du auf diese Art und Weise behandelt wirst. Wir fragten den Spezialisten,
was mit ihm geschehen wäre, wenn er überlebt hätte. Man gab uns die Antwort. Da
wir nicht chirurgisch deinen Körper verändern können um der Beschreibung zu
entsprechen, können wir nur äußerliche Mittel anwenden um dich der erwünschten
Wirkung annähernd auszusetzen. Das heißt: Die hohen Absätze, denn einer von
Franks Füßen wurde so stark beschädigt dass er nicht mehr mit normalen Schuhen
hätte laufen können. Deshalb darfst du keine normalen Schuhe mehr tragen,
sondern nur solche mit den höchsten Absätzen.
Die ersten hatten eine Absatzhöhe von 10 Zentimeter. Deine letzten waren 12
Zentimeter hoch. Diese sind 14 Zentimeter hoch, und in einem Jahr wird die
Absatzhöhe 15 Zentimeter sein. Danach ... du wirst schon sehen.
Das Korsett: Sein Rückenmark wurde beschädigt. Er hätte ein orthopädisches
Korsett tragen müssen. Warum solltest du also ein einfaches orthopädisches
Korsett tragen, wenn ein Schnürkorsett viel wirksamer ist.
Die Maske und die getönten Linsen: Sein Kopf traf das Seitenfenster, und sein
Gehirn wurde beschädigt. Entsprechend dem Spezialisten wären sein Augenlicht und
sein Gehör vermindert gewesen.
80 % seines Körpers waren bis zum dritten Grad gebrannt. Das ist der Grund für
den Gummianzug. Je dicker und enger, desto besser. Dann kannst du vielleicht
nachempfinden wie es mit zerstörter Haut ist.
Bezüglich deiner Fesselungen sollst du dir nur wünschen lieber tot zu sein. Du
sollst dich nicht mehr frei fühlen können.“
Der Arzt unterbrach sie: „Ich bin bereit Frau Johnson.“
„Sehr gut. Oh ja, das ist gut, davon weißt du noch nichts. Ich sprach mit dem Richter über deinen Hungerstreik, und er stimmte meinem Vorschlag zu. Du wirst jetzt verschlaucht werden. Total. Für das Essen, ebenso bezüglich der Körperpflege. Wir mussten kleine Modifikationen am Anzug machen, aber es ließ sich wirklich gut bewerkstelligen. Ich sehe dich, wenn du wieder aufwachst.“