Kapitelübersicht:
Teil 1: Die Wahl
Teil 2: Einführung
Teil 3: Ein Jahr später
Teil 4: Gummisucht
Teil 5: Eingefroren für die Zukunft
Die Anzeige versprach ein hohes Gehalt. Karen konnte es brauchen. Sie ging
noch zur Universität, oder wollte es jedenfalls, aber sie hatte kein Geld. Ihre
Eltern, selbst ohne einen Cent, geschiedene Alkoholiker, konnten ihr nichts
geben. Jener Job schien das Glück zu sein, auf das sie gewartet hatte.
Sie stellte sich bei der angegebenen Adresse vor. Es war ein riesiges Herrenhaus
auf einem noch größeren Grundstück, einsam auf dem Berg. Allein die Kosten für
das Taxi waren für ihr ein Vermögen, mehr als das hatte sie nicht mehr in ihrem
Portemonnaie.
Eine große Frau, gekleidet in einem hautengen Lederanzug, bestehend aus einer
sehr eng sitzenden Jeans und einer kurzen Jacke, öffnete die Tür und forderte
Karen auf, ihr in ein kleines Büro zu folgen. Karen konnte das pralle Gesäß und
die ausladenden Hüften der Frau sehen, die vor ihr, verpackt in dem engen Leder,
hin und her schwangen um den Gang auf den Wolkenkratzerabsätzen auszugleichen.
Als sich die Frau setzte, knarrte das Leder ihrer Hose auf dem Leder des
Bürostuhls. Sie legte ihre Hände vor sich auf dem Schreibtisch, welche ebenfalls
in faltenfrei anliegenden und zarten Lederhandschuhen steckten. Karen bemerkte,
dass ihre Lederjacke ebenfalls sehr eng anlag, besonders die Ärmel. Das alles
beeindruckte sie sehr, was aber folgte, war noch eigenartiger.
„Willkommen. Ich heiße Michelle. Bitte lese das durch und unterschreibe es,
wenn du dem Inhalt zustimmst. Danach machen wir weiter.“ Sie sagte es mit einer
weichen Stimme, aber auch sehr distanziert.
Karen fing an das Papier zu lesen. Es war eine einfache schriftliche Erklärung.
Darin stand, dass alles erworbene geistige Wissen über das Haus oder dem
Grundstück Eigentum des Besitzers sei. Wenn sie außerhalb des Eigentums von
ihrem Wissen gebrauch machen würde, wäre es Diebstahl und würde zur Anzeige
gebracht werden, was eine Gefängnisstrafe nach sich ziehen würde.
„Was... Warum?“, fragte sie zögernd.
„Ganz einfach. Was hier geschieht, bleibt hier, und soll niemals nach außen
dringen. Mehr nicht.“
Karen las es noch einmal. Sie hatte kein Problem damit, aber nachdem sie ihren
Vornamen geschrieben hatte stoppte sie. „Nur um mich zu vergewissern, mit meiner
Unterschrift habe ich noch nicht den Job, richtig? Ich bekomme auch keinen
Ärger?“
„Nein“, antwortete Michelle. „Du erklärst mit deiner Unterschrift, dass du
außerhalb des Eigentums nichts von dem erzählst, was du hier gesehen hast. Wir
werden hinterher über deine Tätigkeit reden, und dann wird ein anderes Papier,
der Arbeitsvertrag, unterschrieben.“
Karen schrieb ihren Nachname auf die Erklärung und reichte das Papier Michelle
zurück, welche Karens Unterschrift anhand ihrer Kreditkarte und Führerschein
überprüfte.
„Sehr gut. Kommen wir auf das Wesentliche. Herr Thompson, der Besitzer von all
dem, hat sehr bestimmte Regeln und ist sehr strikt bezüglich deren Einhaltung.
Alle Angestellten müssen den Regeln folgen, andernfalls greifen disziplinarische
Sanktionen. Weil die Uniformen, die du tragen wirst, sehr teuer sind, wirst du
verpflichtet für mindestens sechs Monate zu arbeiten. Danach kannst du jederzeit
mit einer zweiwöchigen Kündigungsfrist gehen. Im Klartext heißt das, wenn du
unterschreibst, bist du.... musst du mindestens sechs Monate hier arbeiten,
verstanden?“
„Ja, sechs Monate Minimum“, sagte Karen laut und deutlich.
„Gut! Schnell von Begriff. Mir gefällt das. Jetzt die Kleidungsvorschrift: Eng
ist eine Untertreibung. Sehr eng ist die bessere Bezeichnung. Der einzige
erlaubte Stoff: Latex. Außerdem müssen alle Angestellten hochhackige Schuhe
tragen mit einer Mindestabsatzhöhe von 10 Zentimeter. Die Kleidung wird
gestellt. Und zum Schluss: Die Tätigkeiten in einigen Bereichen wird mit einigen
körperlichen Einschränkungen ausgeführt, etwa Handschellen, Knebel und so fort.“
„Bitte was?“, fragte Karen.
Ohne zu zucken nahm Michelle ein Photoalbum und zeigte es Karen. Es war voller
Abbildungen mit Frauen, welche in glänzender Gummikleidung steckten. Einige
hatten den Kopf unbedeckt, andere trugen Masken. Manche trugen ihre Hände auf
dem Rücken zusammengebunden, an der eng geschnürten Taille war ein Tablett
befestigt. Hohe Absätze schienen sie sehr anzustrengen. Einige hatten hohe
Keilabsätze, wie Hufe. Es waren Außenaufnahmen, und die Frauen schienen sich um
die vielen Pferde zu kümmern. Karen schaute sich einige Bilder genauer an,
besonders die Füße der Frauen.
„Was... ist das?“, fragte sie. „Es sieht fast so aus, als wenn sie keine Füße
hat.“
„Das ist Christine, und sie trägt ihre Ballettstiefel. Zur Erklärung: Das Gehalt
wird dem Grad der Einschränkung angepasst. Je enger das Korsett und je höher die
Absätze, desto höher der Lohn. Das Gleiche gilt für diverse andere
Beschränkungen. Je mehr davon, desto mehr Geld für dich.“
„Das ist so eigenartig. Sind sie sicher, dass sie mich nicht aufs Glatteis
führen wollen? Ist das real?“, fragte Karen.
„Diese Frage habe ich erwartet. Komm mit mir. Erinnere dich an das erste Papier,
das du unterschrieben hast“, sagte sie, während sie aufstand und auf Karens
Zustimmung wartete, welche auch sofort nickte.
Michelle führte sie aus dem Büro heraus und dann durch eine große stabile
Eichentür. Als sie durch die Tür gegangen waren, war Karen sofort überrascht,
denn zwei Dienstmädchen näherten sich ihnen. Sie schienen einen durchsichtigen
Latexganzanzug unter einer klassischen französischen Zofenkleidung zu tragen,
welche ebenfalls aus Latex bestand. Sie trugen außerdem riesige rote Ballknebel.
Ihre Arme waren auf dem Rücken an den Handgelenken verbunden, und deren
Ellenbogen berührten sich. Deren Taillen wurden von stabilen Korsetts mit
integrierten Korsettstäben stark zusammengedrückt. Daran war vorne jeweils ein
Tablett befestigt. Damit es waagerecht gehalten wurde, gingen von den
Vorderseiten der Tabletts dünne Ketten nach oben, wo sie an Ringen eines breiten
Lederhalsbands befestigt waren. Sie gingen auf High- Heels mit spitzen Absätzen,
welche bestimmt 12 Zentimeter hoch waren. Ihre Knöchel wurden mit kurzen Ketten
verbunden, Dadurch waren sie gezwungen ganz kleine Schritte zu machen.
Michel sagte kein Wort und führte Karen auf der Rückseite des Hauses, nach
draußen. Unterwegs trafen sie noch mehr Zofen, aber jene trugen einfachere
Ausstattungen, allerdings stets in Latex. Draußen reinigte eine Zofe den Teich.
Dazu trug sie einen transparenten Latexanzug mit Kopfhaube und eine Atemmaske,
die mit auf dem Rücken geschnallten Sauerstoffflaschen verbunden war.
„Sicherheitsmaßnahmen, falls sie in den Teich fällt. Sie hat ihre eigene
Luftversorgung“, erklärte Michelle.
Sie erreichten den Pferdestall. Dort waren noch mehr Dienstmädchen, welche diese
merkwürdigen Hufstiefel trugen, natürlich auch sehr steil. Sie reinigten die
Ställe und fütterten die Pferde.
„Wie viele Angestellte arbeiten hier?“, fragte Karen.
„Gegenwärtig 15, eine wird uns allerdings in zwei Wochen verlassen, deshalb
benötigen wir einen Ersatz.“
„Ich verstehe. Das ist alles so... eigenartig“, sagte Karen.
Michelle führte sie zum Büro zurück.
„Nimm dir Zeit, bevor du deine Entscheidung triffst. Und nicht vergessen,
niemand darf erfahren worüber wir gesprochen haben, und was du gesehen hast,
verstanden?“
„Ja Madame. Es würde mir sowieso niemand glauben.“
„Du hast verstanden“, sagte sie und führte Karen zur Haustür.
Karen ging hinaus. Im gleichen Moment fiel ihr ein, dass sie ein Taxi rufen
müsste. Sie drehte sich um und blieb stehen und überlegte: ‚Ein Taxi rufen?
Wofür?’ Sie hatte keinen Job. In den vergangenen Monaten hatte sie nichts
gefunden. Ihr Geld war aufgebraucht, und sie konnte nicht die Studiengebühr für
ein weiteres Semester bezahlen. Sie schaute auf das Infoblatt, und las die
Auflistung des zu erwartenden Gehalts. Innerhalb eines Jahres hätte sie genug
angespart, um ein weiteres Jahr Mikrobiologie studieren zu können. Und das
allein mit dem niedrigsten Gehalt. Sie schaute nach, wie viel man verdienen
könnte, wenn sie alle Verschärfungen auf sich nehmen würde. Ihr Gehalt würde
sich verdoppeln!
Sie drehte sich um und klopfte an der Tür. Sie hatte ihre Wahl getroffen.