Kapitelübersicht:
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
John war sehr auf diesem Sommertag von 1888 gespannt. Er war glücklich mit
der Welt. Seine lebenslange Freundin Allison kam nach all den Jahren zu einem
lang ersehnten Zusammentreffen nach Maine zurück.
Ihre Väter waren Geschäftspartner, als sie noch jung waren. So sind sie damals
zusammen aufgewachsen.
Sehr zum Verdruss von Allisons Eltern, da sie aller Art von Unfug unternommen
hatten, wie alle Kinder. Sie liefen in den nahe gelegenen Wald um dort zu
spielen, im Bach zu schwimmen, auf Bäume zu klettern. Sie hatten sich sogar bei
einem Spiel mit Schlamm bespritzt, was von Allison strengen Eltern bestraft
wurde, da ihre teuren Kleidungsstücke verschmutzt wurden. Danach ließen sie
derartige Aktivität sein.
Allison war Johns beste Kameradin. Er war mit ihr zusammen aufgewachsen, ohne
sie als wirkliches Mädchen zu betrachten.
Eine weitere Tatsache war, dass sie ein wenig wie ein ‚Wildfang’ war. Sie trug
nur die lockersten Kleidungsstücke und verweigerte sich gegen Korsetts, welche
ihr zugedacht waren. Mit ihrer netten Art, überzeugte sie derart ihre Eltern,
dass diese es nicht zustande brachten, Allison als richtige Dame zu formen.
15 Jahre lang lebten John und Allison praktisch zusammen, bis ihre Eltern sie
nach Europa in ein entsprechendes Erziehungsinternat schickten.
Als sie in ihrem Zug einstieg, weinte John und war viele Monate traurig.
Jetzt waren sie nach drei Jahren der Trennung kurz davor wieder zusammen zu
kommen.
John saß in einem der Salons des Herrenhauses, in dem Allisons Eltern wohnten.
Bevor er erfuhr, dass sie aus Europa zurückkam, hatten sich ihre Eltern deswegen
in Verbindung gesetzt.
Zu seiner Überraschung waren Allisons Eltern sehr dafür, dass John anwesend ist.
Wie er sich erinnerte, hatten doch gerade ihre Eltern seiner Zeit vergeblich
versucht, Allison von seinem schlechten Einfluss“ fernzuhalten.
John hatte sich über diese Veränderung gewundert. War es möglich, dass sie
vorhatten, eine Vermählung zwischen ihm und Allison zu forcieren? Das wäre dann
eine von beiden Familien,aus wirtschaftlicher Perspektive gesehene Anordnung
gewesen.
John hatte Mühe, Allison und sich selbst als ein Ehepaar zu betrachten. Er
konnte sich überhaupt nicht vorstellen Allison zu heiraten.
Ein Diener machte die Salontür auf, und Johns Herz schlug bis zum Hals vor
Aufregung. In seinen Erinnerungen an Allison war sie eine gänzlich andere Person
als die, welche jetzt vor ihm stand.
Sie war schön, mit zartem Gesicht und blassen Teint, es schien fast reinstes
Weiß zu sein. Ihr rotbraunes Haar war zu einer Krone auf ihrem Kopf
hochgesteckt. Ihr Kleid war unglaublich eng. Es wurde bis zu ihrem Hals mit
Knöpfen verschlossen, mit einem Kragen der so hoch und steif war, dass sie ihren
Kopf fast nicht bewegen konnte. Er wurde majestätisch, geradeaus blickend
gehalten. Die Ärmel waren äußerst stramm anliegend und es schien fast, als ob
sie Allisons Arme unbeweglich machten.
Was nicht von ihren Ärmeln steif gehalten wurde, erledigten die strengen und
sehr engen Handschuhe, dass es schien, ihre Hände wären fest fixiert.
Ihre Figur ließ Johns Augen weit öffnen.
Ihr Körper wurde in eine unglaubliche ‚Sanduhr’ gepresst. Ihr Taillenumfang wird
nicht größer als 40cm gewesen sein! Eine tiefe Einkerbung schnitt in ihren
Körper ein, der von solch einer schmalen Taille zusammengehalten wurde, dass es
fast schien, sie würde jeden Moment in zwei Teilen zerbrechen. John hatte
niemals in seinem ganzen Leben eine derartige schöne Figur gesehen.
Ihre Hüften schwangen in einer sehr verführerischen Art, als sie auf John
zuschritt. Sie brauchte sehr lange, um John zu erreichen. Er war für ihn fast
wie ein Schock, seine Freundin in solch einer verführerischen Art angezogen zu
sehen. Dann bemerkte er, dass ihre Schritte viel zu klein waren, um mit ihr
einen Spaziergang zu unternehmen. Nach einer kleinen Ewigkeit erreichte sie ihn
schließlich und blieb stehen.
John war von Allisons aufreizenden und großen Busen beeindruckt. Er war noch
ganz unbedeutend flach, als er sie zuletzt sah. Aber jetzt waren ihre Brüste
unglaublich groß. Sie hoben und senkten sich mit jedem ihrer kurzen Atemzüge, da
sie wegen des strengen Korsetts um Luft rang, als wäre sie gerannt.
"Hallo John, es ist hübsch Sie wieder zu sehen." Ihre Stimme hatte einen
starken englischen Akzent bekommen. Sie knickste mit einem und anmutigen Stil.
Sie blinkte mit ihren Augenwimpern in einer verführerischen Weise, und senkte
ihren Kopf ein bisschen zur Seite.
John war unfähig ein Wort herauszubringen. Er machte nur seinen Mund auf und
starrte sie an.
Allison wand sich ihrer Mutter zu und fragte: "Dürfen wir in den Garten gehen?"
Ihre Mutter lächelte und antwortete: "Warum nicht, mein Schatz."
John und Allison schritten zum Garten hinaus.
Während sie durch die Hallen des Herrenhauses gingen, musste sich John
beherrschen, nicht dauernd seine Freundin anzustarren.
Sobald sie den Garten erreicht hatten und außer Hörweite waren, wollte er sofort
erfahren, was Allison in Europa erlebt hatte.
Das Familiengrundstück der Lees war sehr groß. Es dehnte sich vom Haus fast
eine halbe Meile aus. Eine zwei Meter hohe Hecke umschloss einen Garten und
trennte ihn vom Rest des Anwesens. Hinter der Hecke war ein großartiger Garten.
Eine große Vielfalt üppiger Vegetation ließ keinen Zweifel aufkommen dass der
Frühling mit Macht angebrochen war.
Allison schien sich allerdings nicht für das junge Grün des Gartens zu
interessieren. Sie hatte John leise gesagt, dass es im hinteren Teil des Gartens
ein paar große Büsche gab, wo sie nicht im Blickfeld ihrer argwöhnischen Mutter
seien, welche sie vom Herrenhaus beobachtete.
Sie gingen langsam weiter Richtung besagter Büsche. Es war zwar nur ein kurzes
Stück, welches sie laufen mussten, und John hätte es locker in drei oder vier
Minuten geschafft, doch Allison kam nur im Schneckentempo voran. John sah auf
ihre Schuhe herab und erkannte, dass ihre Stiefel extrem eng waren und sehr hohe
Absätze besaßen. Es schien fast, als wenn sie die Büsche nicht erreichen könnte,
lehnte aber Johns Bemühungen ihr zu helfen dankend ab.
"Meine...Mutter......sie...beobachtet", war ihre einzige Erklärung.
John wollte jetzt nicht Genaueres erfahren, da sie große Mühe hatte mit ihrer
Atmung. Ihr Busen hob und senkte sich derart, dass John den Eindruck bekam, es
wäre ein übertrieben, steiler Weg, den sie da gingen. Noch ging sie tapfer
weiter. Für einen kurzen Moment glaubte John, dass in ihrem Gesicht außer
Entschlossenheit auch großes Missbehagen zum Ausdruck käme.
Nach einer kleinen Ewigkeit für John und einer wohl noch größeren für Allison,
erreichten sie endlich die lang ersehnten Büsche, welche den Blick auf das
Herrenhaus verwehrten.
Allison blieb im Schatten des Grüns einfach steif stehen und rang mit ihrer
stark zusammengedrückten Lunge nach Atem.
Sie blieb nahezu 10 Minuten in dieser Position. Während dieser Zeit wand sie
ihren Blick von John ab, so als wenn sie sich für diesen Umstand schämen würde.
Als sie sich endlich erholt zu haben schien, sah sie John mit einem
verzweifelten Gesicht an und sagte, "Halt mich fest."
John hielt sie fest, und sie sackte praktisch in seine Arme zusammen. Er hielt
sie nah an sich. Allison lehnte sich gegen ihn, und hielt ihren Kopf an seiner
Schulter. Sie standen nah zusammen wie Paar, als John bemerkte, dass seine
Schulter sich feucht anfühlte.
Allison zog sich wieder aus der Umarmung zurück und enthüllte ein mit Tränen
benetztes Gesicht. John zog ein Taschentuch hervor und wischte ihre Tränen ab.
Sie hatte keinen einzigen Laut von sich gegeben, während ihr Kopf auf seiner
Schulter ruhte. Offensichtlich aus Verzweifelung, da sie sparsam mit ihrem
geringen Lungenvolumen umgehen musste.
"Entschuldige bitte, sie schnürten meine Taille heute bis auf 39cm zusammen.
Deshalb ist es so schwierig zu sprechen."
"Erzählen Sie mir was geschah, als Sie fort waren. Was hat man Ihnen angetan?"
Allison Blick war so, als wenn sie ihm nicht zugehört hätte. Sie starrte
geradeaus an ihn vorbei. Ihr Gesicht war so traurig, dass John glaubte, sie
würde jeden Moment wieder anfangen zu weinen. Stattdessen begann sie zu
sprechen.
"Erinnern Sie sich, was meine Eltern für ein Theater machten, als ich ohne
Korsett in der Natur herumgetollt bin?"
John nickte zustimmen, da er sich daran erinnerte.
"Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Sie waren sehr erbost
über meine rebellische Natur. So kamen sie zu dem Schluss, da sie mich nicht
gefügig machen konnten, zu jemandem zu schicken, der es konnte."
"Das taten sie Ihnen an?"
"Nicht direkt und sofort. Zuerst rebellierte ich in den Schulen, zu denen ich
geschickt wurde und erreichte jedes Mal einen Rausschmiss. Ein ganzes Jahr
verging, in dem ich von Internat zu Internat geschickt wurde. Meine Eltern
unternahmen schließlich bei einer bestimmten Dame einen letzten Versuch, mich
eines Besseren zu belehren. Sie sandten mich auf das Accademia-della Vespa."
John bat sie ihn zu sagen, wo die für ihn unbekannte Schule sei.
"Das Internat war nur für ein paar Jahre eröffnet. Die Schulvorsteherin hieß
Corinna Badsteel. Ich schwöre, dass es niemals eine gemeinere und grausamere
lebende Person in der Geschichte der Welt gab. Sie schnürte mich in ein
Strafkorsett ab den Augenblick, als ich dort ankam, und benutzte es an mir wann
immer es nur den Anschein hatte ich würde mich schlecht Benehmen wollen. Ich
verbrachte zwei Jahre in ihrer Zucht und Zwangsanstalt. Sehen Sie mich an, was
sie mir angetan hat. Sie verformte meinen Körper."
Allison kämpfte gegen den Kragen, als sie an sich herabsehen wollte aber war
unfähig ihren Kopf abzusenken. Sie deutete mit ihren Händen auf ihrer
Sanduhrfigur. Ihre kleine Taille sah streng gezwungen und schmerzhaft aus.
Typischerweise fand John kleine Taillen bei Frauen äußerst attraktiv, aber er
war besorgt um seine alte Freundin, da sie sich so sehr erregte.
"Es tut mir so leid. Ich wünschte, ich hätte Ihnen helfen können."
Allison blickte in die Augen ihres alten Freundes und sagte: "Vielleicht können
Sie....." Allison hörte auf zu sprechen als sie näher kommende Schritte hörte.
Ein älterer Butler kam um die Ecke.
"Entschuldigen Sie bitte die Unterbrechung Miss Allison, aber Ihrer Mutter
glaubt, dass es Zeit ist für Sie sich in Ihr Zimmer zurückziehen."
"Ich denke, dass wir mit diesem Gespräch ein anderes Mal weitermachen."
Das waren Allisons Worte, bevor sie langsam zum Haus zurück schritt, mit dem Butler im Schlepptau. John blieb stehen und sah, wie seine Freundin sich abmühte, um zum Haus zurück zu schreiten. Er fühlte sich traurig. Er fühlte sich trauriger als an jenem Tage, als Allison fort ging. Er fühlte auch etwas anderes, er war sich nur nicht bewusst was es war. Er fühlte sich hingezogen zu Allison in einer Art, wie es nicht früher nicht war. Dieses Gefühl, er fühlte ein Verlangen etwas zu tun, irgendetwas, etwas um Allison zu helfen.
John überblickte die Ziegelsteinwand die 12 Meter von ihm entfernt war. Sie war 3 Meter hoch und dehnte sich ums ganze Gebiet des Anwesens der Lee aus. Eine Reihe von Bäumen mit einer Höhe von über 6 Meter standen auf dem Anwesen. Sie könnten einen Eindringling helfen, unentdeckt zu bleiben, aber die Mauer war zu hoch. Da sah er ein gemauertes Muster in der Ziegelsteinwand, dass wie ein Gitter aussah. Das würde John ermöglichen hoch zu klettern.
Das Wiehern eines Pferdes John ließ John im Baum aufhorchen, auf dem er saß und als Deckung benutzte. Ein paar Momente wartete er. Nun wappnete sich John. Seine beste Freundin benötigte seine Hilfe, und er war fest entschlossen ihr zu helfen. Es war Schuld, die ihn plagte, dass er ihr nicht helfen konnte, als sie Europa malträtiert wurde. Er war zurückgekommen zu Allisons Heim, um sie zu retten, nachdem er am Vortag gezwungen worden war zu gehen.
John rannte hinüber zur Mauer und begann den Aufstieg. Es war genau so
schwierig, wie er vermutet hatte. Die Kanten, die er packen konnte, um sich
hochzuziehen, waren wirklich klein, und das er diesen Akt nachts vollbrachte war
auch nicht gerade dienlich. Nach ein paar vergeblichen Anläufen schaffte er es
doch. Als er die Mauerkrone erreicht hatte, schaute er sich um.
Schrecklich wäre es gewesen, wenn ein Wachmann da wäre. Zu seiner Erleichterung,
gab es niemanden.
John beeilte sich auf die anderen Seite der Mauer zu kommen. Allisons Zimmer war
das zweite von rechts. Zu erreichen wäre ihr Fenster leicht, wäre da nicht als
Hauptherausforderung die große Entfernung zwischen John und dem Herrenhaus.
Die meisten Fenster des Herrenhauses waren dunkel, und keine Dienerschaft in
Sichtweite. Das könnte sich aber schnell ändern. Es gab da keine Deckung
unterwegs. Doch er schaffte es unerkannt bis zum Fenster von Allison zu
gelangen.
John schlich um das Fenster herum bis er sicher war, dass es ihres war. Er wartete und beobachtete eine zeitlang die Bewegungen in dem Raum. Da drinnen liefen zwei oder drei Leute herum. Es war schwierig zu erkennen wer dort was machte. Eine der Personen schien ihre Hände in die Höhe zu heben. Sie blieb so stehen. Schließlich realisierte John, dass die hochgezogene Frau von den anderen in ein Korsett geschnürt wurde. Wenn Allison in ihr Nachtkorsett geschnürt wurde, hieße das, dass sie bald zu Bett gehen würde, und John könnte seine Rettung unternehmen.
Nachdem die Einschnürung beendet war und die anderen Leute den Raum
verließen, verloschen die Lichter. John wartete einen Moment. Johns Atem ging
vor Aufregung schneller. Der Gedanke, dass Allisons gezwungen war bei der
kleinsten Anstrengung so zu keuchen, machte John ärgerlich. Er öffnete
vorsichtig das Fenster und spähte hinein in den dunklen Raum. Nach kurzer Zeit
konnte er die Möbel des Raumes erkennen. Er starrte das Bett an und machte eine
sich darin ruhende Person aus.
John fragte sich, was er als nächstes tun wollte. Er dachte sich dass Allison
wird noch nicht eingeschlafen sein, und wenn er auf dem Fenstersims stand,
musste sie ihn bemerken.
Seine einzige Sorge war, dass sie vor Schreck aufschreien würde bevor sie ihn
erkannte, und das Personal den Raum betreten würde. Er schüttelte bei diesen
Gedanken seinen Kopf. Allison war nicht die Art von Mädchen, das sich leicht
fürchtete. Und die strenge Art und Weise die das Korsett Allisons Atmung
behinderte, ließ John sich fragen, ob sie überhaupt schreien könnte. Er setzte
vorsichtig seinen Fuß auf das Fenstersims. Vorsichtig beugte er sich in den Raum
hinein.
Wenn Allison nicht in seiner Richtung blickte, hoffte er, würde sie mindestens
den leichten Schatten bemerken, der durch den Mondschein erzeugt wurde. Er
versuchte ihre Aufmerksamkeit zu erregen, aber scheinbar ohne Erfolg.
Er dachte daran an ihr Fenster zu klopfen, als ein Geräusch aus einen anderen
Fenstern ihn in Panik versetzte. Sein erster Instinkt war, ruhig stehen zu
bleiben. Aber dann dachte er an Allisons Eltern, vor allen Dingen an ihre
Mutter, die bei der kleinsten Sache regelrecht explodierte. Und erst ihr
Vater...
Das hörte er eine Stimme sagen: "Ah, das ist besser. Es war zu heiß hier
drinnen."
John blickte hinüber, von wo die Stimme her kam und sah, wie ein Fenster weit
geöffnet wurde. John hatte kaum Zeit zu reagieren, als ihn ein Paar Hände
packten und in Allisons Raum zogen. Er drehte seinen Kopf um, in Erwartung das
wütende Gesicht ihres Vaters zu sehen, aber sah statt dessen in Allisons
Gesicht.
Sie glitt zum Fenster und schloss es. Sie drehte sich zu John um zu flüstern:
"Mein Gott! John, was tun Sie denn hier? Sie kennen doch meinen Vater, wenn er
Sie hier sieht, können sie ihrem Leben ‚Adieu’ sagen."
"Ich musste Sie wieder sehen. Ich musste mit Ihnen irgendwo oder irgendwie
reden, ohne dass Ihre Mutter uns nachspioniert. Ich will Ihnen helfen."
Allison ging auf Zehenspitzen zur Zimmertür, lehnte ihren Kopf dagegen, und
horchte nach draußen. Sie stand dort fast eine Minute, bevor sie auf
Zehenspitzen zu einem am Kaminsims stehendem Stuhl schlich.
John saß im Stuhl neben ihr. In der Aufregung des Umherschleichens in ihren
Raum hatte er vergessen, dass sie kaum bekleidet war. Sie trug ein Cremefarbenes
Nachtgewand, über dem ein graues Korsett geschnürt war. Ihre Taille war nicht so
stark geschnürt wie am Tage. Es war aber immer noch atemberaubend eng. John
hatte Mühe, zu verstehen, dass eine Person mit ihren Körper in solch ein Ding
passen könnte.
"Ihnen gefällt meine Taille?"
John schaute erstaunt in ihr Gesicht. Sie sah ihn mit Mandelförmigen Augen an.
John war betreten und beschämt, denn er fühlte sich ertappt.
"Mir tut es leid, dass ich Ihnen nicht helfen konnte..."
"Es ist in Ordnung. Sie SIND ein Mann. Sie waren mein bester Freund als wir jung
waren, aber jetzt sind wir Erwachsene. Ich bin kein kleines Mädchen mehr, und
Sie sind kein kleiner trotziger Junge. Ich kann Sie nicht dafür tadeln dass Sie
fühlen wie ein Mann. Ich weiß, Sie können es nicht ändern, dass ich zu meiner
kleinen Taille erzogen wurde. Ich weiß aber, dass Sie sich noch um mich kümmern
und bin glücklich darüber. Sie riskierten viel, um mich zu sehen."
John glitt von seinem Stuhl und beugte sich zu Allison hinüber. Sie umarmten
sich für einige Minuten. John kniete neben Allisons Stuhl und wischte ihr eine
Träne von der Wange.
"Ich erinnere mich, dass Sie niemals weinten. Auch wenn Sie hinfielen oder sich
verletzten. Sie gingen einfach darüber hinweg. Sie waren so robust. Sie waren
härter als ich. Was ist mit Ihnen geschehen? Was ist der Grund?"
Allison sah herunter zu John. Eine Haarsträhne fiel über ihre Augen und sie
wischte sie mit einer Handbewegung nach hinten.
"Wenn Sie gezwungen werden, etwas Unnatürliches zu tun, wird es zur Gewohnheit
und sie können nichts dagegen machen. Wenn jeden Morgen immer die gleichen
Tätigkeiten zur Routinen werden, wird es unmöglich da auszubrechen."
"Allison, ich verstehe nicht, wie kann ich Ihnen helfen?"
"Setzen Sie sich wieder auf Ihren Stuhl. Ich werde Ihnen über das
Accademia-della Vespa erzählen."